Netzwerk Kinderschutz - Landkreis Alzey
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Netzwerk Kinderschutz - Landkreis Alzey
Landkreis Alzey-Worms Kinderschutz in Rheinland-Pfalz aktiv mit dabei NETZWERK KINDERSCHUTZ Dokumentation zum interdisziplinären Fachtag: „Kindeswohlgefährdung - erkennen und einschätzen“ Mittwoch, 29. September 2010 Historische Güterhalle des Bildungswerkes am Bahnhof in Alzey Der erste interdisziplinäre Fachtag der Koordinierungsstelle für Kinderschutz und der Kindertagesstättenfachberatung im Landkreis Worms stand unter dem Titel „Kindeswohlgefährdung - erkennen und einschätzen“. Mit über 100 Teilnehmenden verschiedenster Institutionen und Professionen stieß das Thema auf sehr großes Interesse. Der Erste Kreisbeigeordnete Gerhard Seebald eröffnete mit einem Grußwort den Fachtag und unterstrich einmal mehr, dass die Weiterentwicklung des Kinderschutzes mit ganz oben auf der politischen Agenda des Landkreises steht. Die Veranstaltung im Rahmen der „Woche der Kinderrechte 2010“, die in diesem Jahr unter dem Leitartikel 3 der UNKinderrechtskonvention “Recht auf Vorrang des Kindeswohls“ steht , leiste einen wichtigen Beitrag, verschiedene, mit dem Thema Kinderschutz befasste Fachsysteme zu informieren und biete ihnen die Möglichkeit, sich themenspezifisch auszutauschen. Im Anschluss daran stellte Arno Herz, Jugendamtsleiter, die gesetzlichen Grundlagen und den Verfahrensablauf bei Kindeswohlgefährdung vor. Er machte dabei nochmals deutlich, dass das Jugendamt keine Meldebehörde sei, sondern ein Sozialleistungsträger. Hilfe durch Schutz gelte für die gesamte Jugendhilfe und daher heiße die Vorschrift des §8a SGB VIII auch konsequenterweise „Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung.“ Neben der Darstellung der Vorgehensweise des Jugendamtes bei Kindeswohlgefährdung machte der Amtsleiter auch auf das Instrument der anonymen Fallberatung durch das Jugendamt aufmerksam. Grundsätzlich bestehe nämlich die Möglichkeit, sich im Bedarfsfall bei bestehenden Unsicherheiten zur Einschätzung einer möglichen Gefährdungslage, ohne Nennung von Namen, durch einen Mitarbeiter/eine Mitarbeiterin des Jugendamtes beraten zu lassen. (Vortrag Arno Herz) Mit dem Thema der Erkennung und Einschätzung von Kindeswohlgefährdung beschäftigte sich der anschließende Vortrag von Dipl.-Pädagogin Birgit Lattschar. Ausgehend von den elementarsten Grundbedürfnissen eines Kindes informierte sie zunächst über die verschiedenen Formen und möglichen Anhaltspunkte einer Kindeswohlgefährdung. Ebenso stellte sie neben Schutz- und Risikofaktoren auch entscheidende Leitlinien für das Handeln bei Kindeswohlgefährdung vor. Dabei unterstrich sie die Wichtigkeit der Dokumentation aller Beobachtungs- und Handlungsschritte. Vor dem Hintergrund, dass die Einschätzung von Lebenslagen auch den eigenen, persönlichen Ansprüchen unterliegt, wurde einmal mehr deutlich, dass die Bewertung derselben von „ausreichend“ bis hin zu „pädagogisch wertvoll“ reichen kann. (Vortrag Birgit Lattschar) Mit Dr. Christian Vesely konnte ein im Landkreis Alzey-Worms praktizierender Kinderarzt gewonnen werden, der zur Einschätzung von Kindeswohlgefährdung aus medizinischer Sicht referierte. Die Eingangsfolien seines Vortrages zielten darauf ab, dem Publikum zu vermitteln, dass bei einem bestehenden Verdacht auf Kindeswohlgefährdung die medizinische Einschätzung unerlässlich ist, um mögliche körperliche Erkrankungen mit sichtbar ähnlichen Merkmalen auszuschließen. In den Mittelpunkt seines Vortrages rückte er in Zusammenhang mit den aktuellen Ereignissen den sexuellen Kindesmissbrauch durch die Kirche. Daneben stellte er das medizinische Diagnoseverfahren bei Hinweisen auf Vernachlässigung und Misshandlung vor. Ebenso informierte er über äußere Verletzungszeichen und das Verteilungsmuster von Hämatomen und Verbrennungen bei körperlicher Gewalt. Was Kinder für ihre körperliche, geistige und seelisch gesunde Entwicklung benötigen und auch nicht benötigen unterstrich die besondere Bedeutung elterlicher Erziehungskompetenz und -verantwortung. Am Ende seiner Ausführungen betonte Dr. Vesely, dass auch Unfälle eine Form der Kindesmisshandlung darstellen können, sei es durch bewusstes Inkaufnehmen von negativen Folgen oder sogar durch Absicht. Sein Fazit lautet, dass Missbrauch viele Gesichter habe und so sieht er, bezogen auf das Thema der Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen, eine Form des bewussten Missbrauchs auch durch öffentliche Kampagnen und Werbung gegeben. (Vortrag Dr. Christian Vesely) Zum Abschluss der Vortragsreihe am Vormittag stellte Nura Hofmann, Assistenzärztin der Kinderklinik des Westpfalz-Klinikums Kaiserslautern, die Arbeit der dortigen Kinderschutzgruppe vor. Die Zusammenarbeit mit der öffentlichen Jugendhilfe und freien Trägern bei Verdacht auf oder vorliegender Kindeswohlgefährdung sei ein gutes Beispiel gelingender Netzwerktätigkeit. Anhand eines Fallbeispiels machte sie deutlich, dass der Aufbau und das Einhalten verbindlicher Handlungsstandards und Kooperationsstrukturen unerlässlich ist, um möglichst engmaschig und ohne Zeit- sowie Informationsverluste gezielte Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten einrichten zu können. Ein weiterer Aufgabenschwerpunkt der Kinderschutzgruppe liege auch auf der Entwicklung möglichst niedrigschwelliger sowohl general-präventiver als auch selektiv-präventiver Angebote, um die notwendige Informations- und Aufklärungsarbeit leisten zu können und die elterliche Erziehungskompetenz /Wahrnehmung von Erziehungsverantwortung zu fördern. Mit diesem Beispiel gelingender Netzwerktätigkeit wurde einmal mehr deutlich, welche Möglichkeiten und Entwicklungschancen in einer gezielten Zusammenarbeit im Interesse zum Schutz von Kindern liegen. (Vortrag Nura Hofmann) Am Nachmittag hatten die Teilnehmer/innen dann die Möglichkeit, im Rahmen von vier Workshop-Angeboten verschiedene, den Kinderschutz betreffende Themen zu vertiefen. Die Ergebnisse wurden anschließend kurz im Plenum vorgestellt. Zum Abschluss des Fachtages wurde von professionellen Schauspielern des Improvisationstheaters ARCO aus Wiesbaden die Entstehung von Konflikten und Gewalt im Familienalltag in verschiedenen szenischen Bildern dargestellt. Dabei hatten die Teilnehmer/innen die einmalige Möglichkeit, mit ihren Lösungsansätzen aktiv in die Gestaltung der Szenen einzugreifen, um der Entstehung von Gewalt entgegen zu steuern und Strategien zur Konfliktbewältigung zu entwickeln. Somit blieb der Fachtag nicht nur auf die theoretische Wissens- und Informationsvermittlung beschränkt, sondern stellte im Rahmen des interaktiven Rollenspiels auch den Bezug zur Praxis des familialen Alltagsgeschehens her. „Kindeswohlgefährdung erkennen und einschätzen“ • Gesetzliche Grundlagen - Jugendamt - Freie Träger • Formen der Kindeswohlgefährdung • Ablauf • Reaktionen Jugendamtsleiter Arno Herz Kreisverwaltung Alzey-Worms § 8a SGB VIII (1) Werden dem Jugendamt gewichtige Anhaltspunkte für die Gefährdung des Wohls eines Kindes oder Jugendlichen bekannt, so hat es das Gefährdungsrisiko im Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte abzuschätzen. Dabei sind die Personensorgeberechtigten sowie das Kind oder der Jugendliche einzubeziehen, soweit hierdurch der wirksame Schutz des Kindes oder des Jugendlichen nicht in Frage gestellt wird. Hält das Jugendamt zur Abwendung der Gefährdung die Gewährung von Hilfen für geeignet und notwendig, so hat es diese den Personensorgeberechtigten oder den Erziehungsberechtigten anzubieten. § 8a Abs. 1 SGB VIII Anforderungen an das Jugendamt bei bekannt werden gewichtiger Anhaltspunkte – Abschätzung des Gefährdungsrisikos im Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte, – Einbeziehen von Personensorgeberechtigten, Kind/Jugendlichen, – Hilfen anbieten § 8a SGB VIII (2) In Vereinbarungen mit den Trägern von Einrichtungen und Diensten, die Leistungen nach diesem Buch erbringen, ist sicherzustellen, dass deren Fachkräfte den Schutzauftrag nach Absatz 1 in entsprechender Weise wahrnehmen und bei der Abschätzung des Gefährdungsrisikos eine insoweit erfahrene Fachkraft hinzuziehen. Insbesondere ist in die Verpflichtung aufzunehmen, dass die Fachkräfte bei den Personensorgeberechtigten oder den Erziehungsberechtigten auf die Inanspruchnahme von Hilfen hinwirken, wenn sie diese für erforderlich halten oder das Jugendamt informieren, falls die angenommenen Hilfen nicht ausreichend erscheinen, um die Gefährdung abzuwenden. § 8a Abs. 2 SGB VIII – Freie Träger der Kinder- und Jugendhilfe zum aktiven Kinderschutz verpflichten – Eigenständige Abschätzung des Gefährdungsrisikos unter Hinzuziehung einer insoweit erfahrenen Fachkraft – Einbeziehung von Personensorgeberechtigten, Kindern/Jugendlichen – Hinwirken auf Inanspruchnahme von Hilfen – Ggf. Information an Jugendamt, falls geeignete Hilfen nicht ausreichen Formen der Kindeswohlgefährdung (1) • Vernachlässigung – andauerndes oder wiederholtes Unterlassen des fürsorglichen Handelns – Unterlassen der Beauftragung geeigneter Dritter mit einem fürsorglichen solchen Handeln – führt für einen einsichtigen Dritten zu erheblichen Beeinträchtigung – oder birgt ein hohes Risiko solcher Folgen für das Kind • Körperliche Misshandlung – Anwendung von körperlichem Zwang bzw. Gewalt – führt für einen einsichtigen Dritten zu erheblichen psychischen Beeinträchtigungen – oder birgt ein hohes Risiko solcher Folgen Formen der Kindeswohlgefährdung (2) • Seelische Misshandlung – wiederholte Verhaltensmuster oder Muster extremer Vorfälle, – die Kindern zu verstehen geben, sie seien wertlos, voller Fehler, ungeliebt, ungewollt, sehr in Gefahr oder nur dazu nütze, die Bedürfnisse eines anderen Menschen erfüllen. Sexueller Missbrauch – jede sexuelle Handlung, die an oder vor einem Kind entweder gegen des Willen des Kindes vorgenommen wird – oder der das Kind aufgrund körperlicher, psychischer, kognitiver oder sprachlicher Unterlegenheit nicht wissentlich zustimmen kann – Der Täter nutzt seine Macht- und Autoritätsperson aus, um seine eigenen Bedürfnisse auf Kosten des Kindes zu befriedigen“ Eingang der Mitteilung Im Jugendamt Fachkraft Sozialdienst Feststellung: „liegen gewichtige Anhaltspunkte für eine Gefährdung vor“ Gefährdung abschätzen im Fachteam unter Beteiligung von SDL oder AL Hausbesuch Gespräch mit Betroffenen Informieren bei Anderen Zusammenfassen der Informationen Gefährdung abschätzen im Fachteam unter Beteiligung von SDL oder AL Hilfe zur Erziehung Anrufung des Gerichts Klar definierte Kontrolle Inobhutnahme Vielen Dank ! Inhalt • Grundbedürfnisse von Kindern • Was ist Kindeswohlgefährdung? Kindeswohlgefährdung erkennen und einschätzen Dipl. Päd. Birgit Lattschar • Formen der Kindeswohlgefährdung • Kindeswohlgefährdung erkennen - Anhaltspunkte • Risiko- und Schutzfaktoren • Fachliches Handeln bei Kindeswohlgefährdung www.birgit-lattschar.de Kindeswohlgefährdung erkennen - 7 Grundbedürfnisse • Das Bedürfnis nach beständigen liebevollen Beziehungen • Das Bedürfnis nach Schutz und körperlicher Unversehrtheit • Das Bedürfnis, als Individuum mit besonderen Bedürfnissen wahrgenommen zu werden • Das Bedürfnis nach altersgemäßen Entwicklungsmöglichkeiten • Das Bedürfnis nach Grenzen, Strukturen und Erwartungen • Das Bedürfnis nach einer stabilen und stützenden Umgebung sowie nach kultureller Kontinuität • Das Bedürfnis, dass ihre Zukunft von uns geschützt (Brazelton & Greenspan, 2002) wird. www.birgit-lattschar.de Was ist Kindeswohlgefährdung? • Begriffe Kindeswohl und Kindeswohlgefährdung geprägt von kulturellen, historisch-zeitlichen und ethnischen Menschenbildern • Einfluss bei der Bewertung und Einschätzung einer Kindeswohlgefährdung: fachliches Wissen, persönliche Erfahrungen, Normen- und Wertvorstellungen, gesetzlicher Auftrag, institutioneller Auftrag • Kindeswohlgefährdung kein beobachtbarer Sachverhalt, sondern rechtliches und normatives Konstrukt: Die Rechtsprechung versteht unter Gefährdung, „eine gegenwärtige in einem solchen Maße vorhandene Gefahr, dass sich bei der weiteren Entwicklung eine erhebliche Schädigung mit ziemlicher Sicherheit voraussagen lässt“ (BGH FamRZ 1956, S. 350) www.birgit-lattschar.de Formen der Kindeswohlgefährdung Vernachlässigung Beeinträchtigung oder Schädigung der Entwicklung des Kindes durch die Eltern aufgrund unzureichender Pflege und Kleidung, mangelnde Ernährung und gesundheitliche Fürsorge, zu geringe Beaufsichtigung und Zuwendung, unzureichender Schutz vor Gefahren sowie nicht hinreichender Anregung und Förderung motorischer, geistiger, emotionaler und sozialer Fähigkeiten. Sexueller Missbrauch Jede sexuelle Handlung, die an oder vor einem Kind entweder gegen den Willen des Kindes vorgenommen wird oder der das Kind aufgrund körperlicher, psychischer, kognitiver oder sprachlicher Unterlegenheit nicht wissentlich zustimmen kann. Der Täter nutzt hierbei seine Macht- und Autoritätsposition aus, um seine eigenen Bedürfnisse auf Kosten des Kindes zu befriedigen. www.birgit-lattschar.de www.birgit-lattschar.de Formen der Kindeswohlgefährdung Emotionaler/seelischer Missbrauch Beeinträchtigung und Schädigung der Entwicklung von Kindern aufgrund z.B. von Ablehnung, Verängstigung, Terrorisierung und Isolierung. Sie beginnt beim (dauerhaften, alltäglichen) Beschimpfen, Verspotten, Erniedrigen, Liebesentzug und reicht über Einsperren, Isolierung von Gleichaltrigen und Zuweisung einer Sündenbockrolle bis hin zu vielfältigen massiven verbalen Bedrohungen einschließlich Todesdrohungen. Körperliche Misshandlung Nicht zufällige, absichtliche körperliche Gewaltanwendung der Eltern/Erwachsenen gegenüber Kindern. www.birgit-lattschar.de 1 Anhaltspunkte für Kindeswohlgefährdung • Äußere Erscheinung des Kindes Massive oder wiederholte Zeichen von Verletzungen, starke Unterernährung, mangelnde Körperhygiene etc. • Verhalten des Kindes Apathisches oder stark verängstigtes Verhalten, Äußerungen des Kindes, die auf Misshandlung, Missbrauch oder Vernachlässigung hinweisen, ständiges oder häufiges Fehlen in der Schule, häufiges Begehen von Straftaten etc. • Verhalten der Erziehungspersonen Wiederholte und schwere Gewalt zwischen den Erziehungspersonen, nicht ausreichende oder völlig unzuverlässige Bereitstellung von Nahrung, häufiges massives Beschimpfen, Ängstigen oder Erniedrigen des Kindes, Isolierung des Kindes etc. Anhaltspunkte für Kindeswohlgefährdung • Familiäre Situation Obdachlosigkeit, Kleinkind ist häufig unbeaufsichtigt oder in Obhut ungeeigneter Personen, Kind wird zur Begehung von Straftaten oder sonst verwerflichen Taten (Betteln u.ä.) eingesetzt etc. • Persönliche Situation der Erziehungspersonen Stark verwirrtes Erscheinungsbild, häufig berauschte und/oder benommene Erscheinung etc. • Wohnsituation Wohnung stark vermüllt oder verdreckt, Nichtbeseitigung von erheblichen Gefahren im Haushalt, Fehlen von eigenem Schlafplatz oder auch Spielzeug für das Kind etc. (Auszug aus: Dienstanweisung Schutz bei Kindeswohlgefährdung, Hamburg) www.birgit-lattschar.de www.birgit-lattschar.de Kindeswohlgefährdung erkennen - Bewertung von Lebenslagen „Ausreichend“ versus „pädagogisch wertvoll“ • Mögliche Schädigung, die die Kinder in ihrer weiteren Entwicklung aufgrund dieser Lebensumstände erfahren können • Erheblichkeit der Gefährdungsmomente bzw. Erheblichkeit des erwarteten Schadens (Intensität – Häufigkeit und Dauer des schädigenden Einflusses) • Grad der Wahrscheinlichkeit (Prognose) eines Schadenseintritts, d.h. es geht immer auch um die Beurteilung zukünftiger Einflüsse, vor denen das Kind zu schützen ist • Fähigkeit und Bereitschaft der Eltern(teile), die Gefahr abzuwenden bzw. die zur Abwendung der Gefahr erforderlichen Maßnahmen zu treffen www.birgit-lattschar.de www.birgit-lattschar.de Risikofaktoren • • • • • • • • Schwierige soziale Lebenssituationen der Familie Überforderungsgefühl Gewalterfahrungen in der Kindheit und/oder Beziehung häufige Beziehungsabbrüche Psychische Erkrankung und/oder Suchterkrankung Temperament des Kindes Körperliche und/oder geistige Behinderungen Entwicklungsverzögerungen Schutzfaktoren • • • • Gewaltfreie Paarbeziehung Erleben von Selbstwirksamkeit Umfang und Qualität des sozialen Netzwerks emotional sichere Bindung an eine Bezugsperson (ggf. auch außerhalb der Familie) • robustes, aktives u. kontaktfreudiges Temperament der Kinder • entwicklungsadäquate Aufklärung der Kinder über die besondere Situation der Eltern(-teile) (Bender/Lösel in Deegener/Körner, 2005) Risiken/Belastungen führen nicht zwingend zu Störungen, unterschiedliche Entwicklungen sind möglich! www.birgit-lattschar.de www.birgit-lattschar.de 2 Kindeswohlgefährdung: Handeln Kindeswohlgefährdung einschätzen - Verfahrensablauf Handeln im Kontext von Kindeswohlgefährdung ist Handeln in Unsicherheit! • Gewichtige Anhaltspunkte erkennen • Situationen im Kontext von potentieller Kindeswohlgefährdung sind in ihren Ursache-WirkungsZusammenhängen selten eindeutig, sondern meist mehrdeutig • Ersteinschätzung der Gesamtsituation (Belastende und entlastende Faktoren), evtl. mit Hilfe von Instrumenten (Checklisten, Bewertungsraster) • Die daraus entstehende Ungewissheit lässt sich nicht beseitigen, mit der Unsicherheit muss umgegangen werden. • Zentrale Ansatzpunkte im Umgang mit Unsicherheit: Erarbeitung von fachlichen Standards Verständigung auf bestimmte Abläufe und Vorgehensweisen • Einwertung dieser Hinweise (häufig im Team) • Hinzuziehung einer insoweit erfahrenen Fachkraft (nach § 8a, SGB VII) • Beteiligung der Eltern und des Kindes/Jugendlichen (außer: Schutz des Kindes wäre in Frage gestellt) • Einleitung einer Hilfe • Verlauf und Ergebnis der Hilfe • Bilanzierende Gesamtbewertung Alle Schritte dokumentieren und überprüfen! www.birgit-lattschar.de www.birgit-lattschar.de Leitlinien für das Handeln bei Kindeswohlgefährdung • • • • • • • • • Ruhe bewahren! Überstürztes Handeln schadet nur! Unterstützung suchen Dokumentieren der Beobachtungen (sachlich, objektiv) Sich der eigenen Gefühle/Betroffenheit bewusst werden, Belastungen mitteilen Professionelle Distanz Keine voreilige Konfrontation der Eltern mit dem Verdacht Verfahrensabläufe kennen und einhalten, keine „Alleingänge“ Bereitschaft zu Fort- und Weiterbildung konstruktive Fehleranalysen www.birgit-lattschar.de Wer achtet darauf, was das Kind möchte und wie es ihm geht? www.birgit-lattschar.de 3 Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Kind wurde unter den Armen gepackt Es wurde geschüttelt Es bekam durch das heftige Zupacken lauter blaue Flecken Es wurde bewusstlos Es wurde lebensgefährlich verletzt Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Das Kind ist schwer erkrankt Es handelt sich um eine Infektion Waterhouse‐Friedrichsen‐Syndrom Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Kinder nehmen Schaden durch: Körperliche Gewalt Sexuelle Gewalt Emotionale Gewalt Emotionale Vernachlässigung Vernachlässigung Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Sonnenbrand ist fahrlässige Körperverletzung „ Was Ihre Jüngsten einmal unter einer unvergesslichen Kindheit verstehen bestimmen Sie. “ Deutsche Krebshilfe Sonnenbrand kann töten Sonnenbrand kann Kindesmisshandlung sein ! Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Fallvorstellung 15 Monate altes Kind wird ins Krankenhaus gebracht 2 Monate später erneute Einlieferung in die Klinik 1 Monat später wird das Kind mit dem Hubschrauber in die Klinik transportiert Mutter hatte eine Psychose Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Kind 5,5 Jahre „ADS“ Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Eltern kurz nach der Wende in die BRD übergesiedelt, wohnen in einem Wohnheim, Einzimmerwohnung, Baby 7 Monate Baby hat Blähungen, schreit die ganze Zeit Die Nerven der Eltern liegen blank Es kommt zum Schütteltrauma Das Kind stirbt Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Sexueller Missbrauch Definition des sexuellen Missbrauchs ( Definition von Wunibald Müller ) „wenn die sexuelle Intimsphäre von einer Person nicht respektiert bzw. überschritten wird und die Person, die die Grenzen überschreitet, emotional, körperlich und spirituell Einfluss und Macht auf diese Person ausübt“. Auszüge aus der kritischen, neutralen Aufarbeitung der Missbräuche , die im Jesuitenorden vorgefallen sind ( Ursula Raue, Berlin ) Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Opfermeldungen kamen aus dem Canisius Kolleg in Berlin, dem Kolleg Sankt Blasien, dem Aloisiuskolleg in Bonn‐Bad Godesberg, der Sankt‐ Ansgar‐Schule in Hamburg sowie Jugendeinrichtungen in Hannover und Göttingen und dem heute nicht mehr von Jesuiten geleitete Immaculata Kolleg in Büren/Westf. Insgesamt sind bisher 205 Meldungen eingegangen, die den Jesuitenorden betreffen und dazu über weitere 50 Eingänge, die andere – meist katholische – Einrichtungen betreffen. Die Darstellung erfolgte in anonymisierter Form Einen Teil der Schilderungen greife ich im Folgenden exemplarisch auf : Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Pater „ Anton “ führte Einzelgespräche über Selbstbefriedigung und sexuelle Erfahrung verteilte Kerzen zur Kontrolle häuslicher Onanierpraktiken, die angezündet werden sollten, solange der Vorgang dauerte; über den Rest der Kerze wurde dann ein Gespräch geführt Fragebogen sollten ausgefüllt werden, wurden meistens verbrannt ( mindestens einer existiert ) Gespräche immer unter 4 Augen mussten sich auf seinen Schoß setzen mussten ihn anfassen mussten vor ihm onanieren durften nicht darüber sprechen Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 immer gleiches Muster hat Schüler, auch 3 Schülerinnen, exzessiv geschlagen das Opfer konnte wählen zwischen einer von ihm vorgeschlagenen Anzahl von Schlägen in bekleidetem oder der Hälfte der Schläge nackt vorher gab es oft eine Vereinbarung wegen Noten oder des Verhaltens, aus denen die Bestrafung resultierte die sadistisch‐sexuelle Komponente wurde von vielen erst später verstanden die geprügelten Stellen wurden anschließend eingecremt und gestreichelt Frühzeitig stellte Pater „ Bertram “ schon einen Antrag auf Laisierung er habe emotionale Probleme, die sich schon in seiner Vorpubertät geäußert haben mit seelischen Spannungen, starken Schuldgefühlen, depressiven und autoaggressiven Zuständen Es folgt ein wörtliches Zitat: Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 „Im Klartext: von 1957 bis 1990 habe ich in etlichen hundert Fällen Kinder und Jugendliche beiderlei Geschlechts unter Entblößung des Gesäßes geschlagen, was von fast schmerzlosen ‚symbolischen Bestrafungen’ bis hin zu furchtbaren ‚Schlageorgien’ gehen konnte. Der Vorwand ließ sich im meist pädagogischen Kontext meiner Beziehung zu den Opfern leicht finden; die tatsächliche Möglichkeit, dazu die Vertraulichkeit und Straflosigkeit meines Tuns, garantierten mir meine Autoritätsstellung als Gruppenführer, Trainer, Betreuer und Nachhilfelehrer Jüngerer vor meinem Ordenseintritt und meine Rolle als Ordensmann und Priester danach.“ Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Pater „Bertram“ … offenbarte seine Probleme seinem Novizenmeister und bekam den Rat, auf die Gnade Gottes zu vertrauen, wurde 1971 zu einem Psychologen geschickt, kam dort nur zu einem Erstgespräch Schuldgefühle verstärkten sich, 4 Monate vor der Priesterweihe thematisierte er dies bei seinem Exerzitienmeister, einem psychiatrischen Facharzt , auf die Frage, ob er nicht mit seinem Provinzial reden sollte, bekam er die Antwort: „ Besser nicht: so kurz vor der Weihe bringt das nur alles durcheinander, hab´ Vertrauen in die Weihegnade.“ nach der Priesterweihe Einsicht, dass „ ich dieser Versuchung noch weniger gewachsen war als allen früheren“ 1978 Suizidgedanken, Gespräch mit dem Rektor des Canisius Kollegs und mit dem Provinzial, psychiatrische Therapie am Wochenende in Essen. Dazu freitags Abflug, montags Rückkehr, werktags unterrichtete er am Kolleg. Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Nach Abschluss des Referendariats 1979 analytische Therapie in Kiel. Versetzung an die Sankt‐Ansgar‐Schule in Hamburg. Er erklärt in einem Brief seinen Mitbrüdern am Canisius Kolleg den Grund seiner Versetzung, teilt darin mit, dass die Weiterarbeit im Lehrerberuf aus Sicht des Therapeuten eine wünschenswerte Begleitmaßnahme der Therapie sei. wurde 1982 nach St. Blasien geschickt, Therapeutenwechsel, Freiburg Er habe nach anfänglicher Offenheit sein Problem mit Kindern und Jugendlichen gegenüber den Therapeuten wieder tabuisiert und den Eindruck einer Besserung zu erwecken versucht Er wird nach Mexiko geschickt, schließlich nach Chile Dort kommt es fast zu einem Skandal, er beginnt im Dezember 1990 seine vierte Therapie in Santiago. Während dieser Zeit verliebt er sich in eine Frau. 1991 beantragt er dann seine Laisierung und heiratet. Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Ich hatte 5 Einsätze für das Komitee Ärzte für die Dritte Welt In Kalkutta habe ich meinen Praxisvorgänger kennengelernt Das Komitee wurde von einem Jesuitenpater gegründet, der jahrelang Generalsekretär war 2. Februar 2010: das Komitee teilt mit, dass dieser Jesuitenpater im Zuge der innerhalb des Jesuitenordens laufenden Ermittlungen einen sexuellen Missbrauch während der 70er Jahre gestanden hat. Er hatte sich 2005 aus der leitenden Funktion zurückgezogen Beendigung seiner Mitgliedschaft mit sofortiger Wirkung Der Geschäftsführer gibt bekannt, dass ihm diese Tatsachen erst seit dem Nachmittag des 2.2. 2010 bekannt wurden. Vorher hatte er keine Kenntnisse, keine Vermutungen und es gab keine Gerüchte. Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Das Komitee äußert, dass Verschweigen für die Opfer zusätzlich zur eigentlichen Tat ein weiterer Akt des Missbrauchs ist und dies – nicht nur in diesem Fall – schon zu lange andauert. Offenheit ist der einzig gangbare Weg. Das Komitee strebt eine lückenlose Aufklärung an Das Komitee öffnet ein geschlossenes Forum für Einsatzärzte und Förderer Von dem BMZ, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit werden im Februar sämtliche Fördergelder gestrichen Die Spender haben die klare Haltung der Komiteeleitung überwiegend positiv aufgenommen Unterstützt durch das konstruktive Verhalten ( Aufklärungsarbeit, Entwicklung von Präventionsmaßnahmen ) des Komitees konnte die Sperrung der Fördergelder durch das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit am 7.7.2010 wieder aufgehoben werden Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Täterprofil im Umfeld von Kindern und Jugendlichen, im kirchlichen oder nicht‐kirchlichen Kontext sind häufig sexuell unreif Narzisstisch, möchten gemocht oder bewundert werden Manipulation und Machtmissbrauch zwanghafter Charakter Grenzverletzungen Dem Missbrauch geht oft der Aufbau einer eigenen oft emotional geprägten Beziehung des Täters zu dem späteren Opfer voran Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Opferdynamik Oft erbrachten Eltern große materielle Opfer gebracht, um Kinder auf einer Ordensschule unterbringen zu können. Zugrunde liegt eine Idealisierung der Einrichtung und der Personen. dauerhaft negatives Menschenbild Selbstwert‐ und Selbstbehauptungsprobleme Ängste, Schlafstörungen und Überwachsamkeit sexuelle Störungen, die oft eheliche Beziehungen beeinträchtigen anhaltende Depressionen bis hin zu Suizidgedanken oder vollzogenem Suizid Psychotische Entwicklungen Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Hinweise auf Misshandlung • • • • • • • • • Verletzungsmuster unpassend für angegebene Anamnese vage, unpräzise, unpassende Erklärungsmuster wechselnde Anamnese fehlende Anamnese für den Entwicklungsstand unpassende Konstellation zusätzlich entdeckte, primär nicht angegebene Verletzungen verzögerter Arztbesuch Verursachung schwerer Verletzungen durch andere Kinder Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Diagnostik bei Vernachlässigung • körperliche Entwicklung und Pflegezustand im Verlauf • Ausschluss organischer Ursachen einer Gedeihstörung • Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen, Zahnvorsorge, Rachitisprophylaxe ? • Beurteilung der intellektuell‐kognitiven und psychoemotionalen Entwicklung • Dokumentation der Eltern‐Kind‐Interaktion • Verhaltensauffälligkeiten ? • Sozial‐ und Familienanamnese, besondere Lebensumstände ? Kultureller Lebenshintergrund in der Familie wie z.B. elterliche Trennung, Scheidung, Depressionen, Drogenkonsum u.a.) • Drogen‐ und Medikamentenscreening (vorzugsweise Urin) Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Äußere Verletzungszeichen Ohrmuschelhämatome Handabdruck Hämatomcluster : Vielzahl von Hämatomen Bissverletzung Zigarettenverbrennungen … Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Missbrauchsverdächtiges Verteilungsmuster von Hämatomen und Verbrennungen Thorax, Abdomen ( Ausnahme typ. Fahrrad ) Rücken, Po, Genitale Ober‐ und Unterschenkel dorsal Schulter, Oberarme symmetrisch Handrücken, Fußrücken Ohren: äußerlich und retroaurikulär Kieferwinkel, Mastoid, Wangen Oberlippe Hals, Nacken (Würgemale) Unterarme ventral ( Abwehr von Schlägen ) Am häufigsten Kopf betroffen Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Kinder nehmen Schaden durch: Körperliche Gewalt Sexuelle Gewalt Emotionale Gewalt Emotionale Vernachlässigung Vernachlässigung Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Was Kinder brauchen Feinfühligkeit Sprechen mit ihnen Streicheln ( ohne Übergriffe ) Verbale und nonverbale Kommunikation Anschauen Anlächeln Singen Kitzeln Schlaf Quatsch, Spiel, Freunde Sport, Bewegung Essen, Trinken Lesen Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Was Kinder nicht brauchen Sie brauchen keinen Gameboy oder Nitendo etc. Kind 3 Jahre alt, spielt Nitendo, nimmt keinen Blickkontakt auf, genau wie die Mutter, Konsequenz: Aktennotiz, mentale Speicherung, Termin Kurze Zeit später erscheinen Mutter und Kind zur vereinbarten Zeit, Kind spielt wieder Nitendo, Mutter wird zur Rede gestellt Antwort: Das machen doch alle so Mutter wurde erklärt, dass sie diese Antwort auch nicht einem Polizisten nach Überfahren einer roten Ampel geben könnte. Ihr wurde zur Auflage gemacht, dass sie sich mit Frist x.x. beim Jugendamt mit der Bitte um Unterstützung melden sollte, anderenfalls würde ich meinerseits das Jugendamt konsultieren. Aktennotiz. Die Mutter hat sich mit der Bitte um Hilfe beim Jugendamt gemeldet Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Was Kinder nicht brauchen Und noch eine Playstationgeschichte: 9‐jähriger Junge bekommt seit 1,5 Jahren wegen eines diagnostizierten ADHS Methylphenidat Der Patient wird an Tag x wegen eines Infektes vorgestellt Beim Herausgehen äußert die Mutter noch ….. „ ich hab da noch was, XY ist in letzter Zeit unmöglich, er ist völlig durch den Wind “ Da mischt sich XY zutiefst vorwurfsvoll ein: „ Das liegt vielleicht an der Playstation !!! “ Fazit: Das Thematisieren in Anwesenheit des Patienten war nicht feinfühlig. Der Pat. versteht sein Problem. Eltern‐Kind‐Interaktion ? Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Unfälle können auch Kindesmisshandlung sein Durch bewusstes Inkaufnehmen von negativen Folgen oder sogar durch Absicht Es ist nicht immer nur Leichtsinn ! Fast nie ist es Unwissenheit Aber selbst wenn das alles nicht zutrifft, so ist es lebensgefährlich bis tödlich, wenn man….. ein Gehfrei benutzt Spiritus o.ä. in den Grill schüttet ein Kleinkind im Wasser alleine lässt ein Baby ( bei brütender Hitze ) im Auto lässt u.v.m. …………. Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Das Lesen ist der Schlüssel Lesen macht Spaß Lesen vermittelt die Kulturtechnik Lesen vermittelt Informationen Lesen gibt Kompetenz Lesen gibt positive Emotionalität, Nähe Lesen fördert aktiven und passiven Gedankenaustausch Frühzeitiges Lesen ist der Schlüssel für eine gute Bildung Frühzeitiges Lesen fördert eine positive Eltern‐Kind‐Interaktion Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Es folgen „ interessante Erkenntnisse “ : Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 schlank erwachsen stark Raucher haben Kontakt Rauchen beruhigt Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 http://www.bzga.de/infomaterialien/rauchfrei-jugendkampagneplakat-und-postkartenserie-images/ Die Bundesrepublik Deutschland betrügt ihre eigene Jugend Sie macht das aus pekuniären Gründen Sie begeht mit dieser Werbung Missbrauch Fazit: Es wird somit nicht nur von Individuen sondern auch von Institutionen wie Schulen, Kirche und dem Staat selbst Missbrauch betrieben Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Kinder bekommen die Leute sowieso Diese Aussage von Adenauer war nicht nur damals gültiges Gedankengut, sie galt noch Jahrzehnte unverändert weiter bis zur großen Koalition Das Denken der Politik hat sich seitdem ansatzweise verbessert, ein Umdenken der Gesellschaft ist m.E. nicht eingetreten In der Bundesrepublik Deutschland wurde der Wert der Jugend in den letzten Jahrzehnten verkannt. Weder der Gesellschaft noch der Politik, aber auch nicht den Familien als Teil der Gesellschaft, gelang es, die Bedeutung einer gesunden Altersstruktur der Bevölkerung darzustellen Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit ! Dr. med. Christian Vesely Hanna Weiner-Makowski Die Kinder- und Jugendärzte im Facharztzentrum Rheinhessen www.die-kinder-jugendärzte.de 06731 – 49 48 69 411 „Kinderschutz und gelingende Netzwerkarbeit am Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern“ N. Hofmann Assistenzärztin Kinderklinik und Perinatalzentrum Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern Kinderschutzgruppe Kinderklinik zusammengesetzt aus Ärzten, Pflege, Psychologen in Zusammenarbeit mit - Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe - Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie - Klinik für Anästhesie und Notfallmedizin - Abteilung für Radiologie sowie den lokalen örtlichen Netzwerken Aufgaben Kinderschutzgruppe • Präventionsprogramm „Frühe Hilfen“ • Kinderschutzambulanz • Erstellen von Standards und Leitlinien • Organisation von Fortbildungsveranstaltungen • Aufklärungsarbeit Frühe Hilfen - Risikoevaluation in Zusammenarbeit mit Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe und Bündnis Frühe Hilfen: Jugendamt der Stadt Kaiserslautern SOS-Familienhilfezentrum Kinderschutzbund / Caritas / Diakonie / Reha Westpfalz • Evaluation aller entbindenden Frauen nach standardisiertem Verfahren • Von Hebammen im Kreissaal angelegt und im Säuglingszimmer bzw. Kinderklinik fortgeführt • Evaluationsbogen jederzeit (mit Arzt-Login) zugänglich, da im Orbis hinterlegt • Anonyme Vermittlung durch individuelle Chiffrenummer möglich • Wissenschaftliche Evaluation durch UKE HH: empfehlenswertes Kurzscreeningverfahren • Identifizierung von Risikofamilien mittels standardisiertem Evaluationsbogen • Einteilung nach Risiko der Kindeswohlgefährdung Kein Handlungsbedarf Akute Kindeswohlgefährdung: sofortiges Einschalten des Jugendamtes, ggf. über hinterlegte Notfallnummern Unklare Gefährdungslage oder erkennbarer Hilfebedarf: Erstgespräch mit Mitarbeiter des FHZ in der Klinik, falls notfallmäßig erforderlich über Bereitschaftsdienst (falls erwünscht auch anonym unter Chiffrenummer) Ermittlung des erforderlichen Interventionsbedarfs • Vermittlung von individuell angepassten Beratungsangeboten und persönliche Anbindung • Rückmeldeverfahren und Nachsorge Darstellung Ablauf anhand eines Fallbeispiels Fallbeispiel • III.G/II.P, 24 Jahre, kommt mit regelmäßigen Wehen in den Kreißsaal • Im Mutterpass nur 3 Vorstellungen beim Frauenarzt dokumentiert, Nikotingeruch • Beim Aufnahmegespräch erzählt Patientin, dass der Partner nicht kommen kann, da er kein Auto hat • Sozialanamnese: Hauptschulabschluss, Lehre abgebrochen wegen 1. Kind • Beide Kinder (1. Kind von anderem Vater) sind im Moment bei der Oma • Patientin bezieht HARTZ IV Risikoanamnese Kreißsaal 20 Verlauf • Unkomplizierter Spontanpartus: Junge, 2800 g • Verlegung auf Wochenstation • Vervollständigung der Anamnese durch Koordinatorin • Dabei ergaben sich Hinweise auf Partnerschaftskonflikte • Terminvereinbarung mit FHZ zum Gespräch in der Klinik Risikoanamnese Säuglingszimmer Hinweise auf Konfliktsituationen in der Partnerschaft Gesprächsprotokoll FHZ Säugling: Julius Schmitt geb. 22.8.2010 Eltern (Name/Chiffre): Frau Schmitt, 24 Jahre; Herr Müller, 26 Jahre Herkunft (Stadt/Landkreis): Stadt Kaiserslautern Station: 8/2 AnruferIn: Frau Rübsaamen Arzt/Ärztin auf Station: Frau/Herr Dr. Heinemann Anlass: Hinweise auf Partnerschaftskonflikte Finanzielle Notlage Dritte Schwangerschaft Keine regelrechte Schwangerschaftsvorsorge Keine Hebamme Gesprächsinhalte Zu Beginn des Gesprächs präsentiert die Mutter sich ängstlich, was man von ihr wollen könnte. Vater ist bei Gespräch zugegen. Sie lassen sich nach einigem Hemmschwellenabbau für das Gespräch motivieren und sind recht offen. Er ist Vater sowohl des Neugeborenen als auch des Dreijährigen. Die fünfjährige Tochter stammt aus einer anderen Beziehung. Die Schwangerschaft habe man erst spät bemerkt und für eine regelgerechte Vorsorge wg. der Kleinen keine Zeit gehabt. Daher habe man auch sich noch nicht um eine Hebamme bemühen können. Beide Eltern haben keine Ausbildung, aber die junge Mutter hat einen HS-Abschluss. Familie lebt von HARTZ IV. Gesprächsinhalte • Als Anliegen formulieren beide klar ihre wirtschaftliche Notlage, v.a. habe man die letzte Gasnachzahlung nicht bezahlen können und das Gas sei seit einiger Zeit abgeschaltet worden. Auch fehle im Zimmer ein Ofen. • In der weiteren Exploration zeigt sich: – Die zwei größeren Kinder besuchen regelmäßig den Kindergarten. – Die Familie versorgt sich gelegentlich über die Tafel, kocht daheim. – Mit der Nachbarschaft besteht wenig Kontakt, aber die Mutter habe 2 Schwestern, mit denen sie sich gut versteht und die ihr auch mit Kindersachen aushelfen. – Als der Vater kurz das Zimmer verlässt, sagt die Mutter, dass die Beziehung sehr schwierig sei und es immer wieder Streit gibt. Trotz Nachfrage gibt die Mutter keine klaren Hinweise auf Partnergewalt! Wahrgenommene Risikofaktoren 1. Häusliche Konfliktlagen unklaren Ausmaßes 2. Frühe Elternschaft 3. Mehrere kleine Kinder unter 6 Jahren 4. Keine Ausbildung 5. Armut/Verschuldung Wahrgenommene Ressourcen 1. Die Familie hat eine Tagesstruktur 2. Die größeren Kinder gehen regelmäßig in den Kindergarten 3. Die Schwestern der Mutter werden als unterstützend erlebt Intervention 1. Verabredung sich erneut zu melden sobald Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung eruiert wurden, die Familie hinterlässt Telefonnummer 2. Klinik wird Mutter bei der Kontaktaufnahme mit der Nachsorgehebamme unterstützen Angebotenes Unterstützungskonzept: 1. Finanzierung eines Gasofens über Nothilfefond 2. Übernahme der offenen Gasrechnungen durch x 3. Beratung über finanzielle Situation, zusätzliche Mittel, ggf. Schuldnerberatung 4. Unterstützungsangebot über die KITAs der älteren Kinder 5. Vermittlung Familienhebamme bzw. Patenschaft über „Lichtblick“ 6. Offene Angebote wie „Müttertreff“ mit angegliederten Angeboten Ziel ist: Die Stärkung der elterlichen Kompetenz und Abschätzung des Risikos Darstellung alternativer Verlauf Gesprächsprotokoll FHZ – alternativer Verlauf • In der weiteren Exploration zeigt sich: – Die zwei größeren Kinder besuchen unregelmäßig den Kindergarten. – Die Familie versorgt sich gelegentlich über die Tafel, kocht daheim. – Mit der Nachbarschaft besteht wenig Kontakt, die Mutter habe 2 Schwestern, mit denen sie sich jedoch nicht gut versteht. – Als der Vater kurz das Zimmer verlässt, bricht die Mutter in Tränen aus und erzählt, dass sie von ihrem Mann geschlagen wird und ihn schon lange verlassen möchte, es aber bislang noch nicht geschafft hat. Mit den 3 Kindern wüsste sie nicht wohin, die Situation würde sie überfordern. Alternativer Verlauf Hinweise auf tätliche Gewalt Nach Absprache mit Mutter Info des zuständigen ASD-MA: • Aquirierung adäquaten Wohnraums, übergangsweise Frauenhaus • Antrag auf weitere staatliche finanzielle Mittel und Erziehungshilfe • Sorgerechtsberatung Das Kind wird zur Überbrückung in die Kinderklinik verlegt 1-Jahres-Auswertung 22 Anfragen an das FHZ und (7 Inobhutnahmen) • Altersrange: 17 – 47 Jahre • 5 Fälle von minderjährigen Müttern, z.T. mit bereits ein oder zwei weiteren KK • 3 Mütter mit Wochenbettdepression • 4 Mütter mit psychiatrischer Vorerkrankung • 2 Fälle mit Vorliegen von häuslicher Gewalt durch den Vater • 3 Fälle mit Migrationshintergrund • Häufig Substanzmissbrauch (Nikotin, Alkohol, Drogen) • Ca. 50% der Kinder Frühgeborene, SGA oder mit Entzugserscheinungen • Fast immer war der Vater präsent, aber nur die Hälfte der Paare waren verheiratet • Überwiegende Mehrzahl Hartz IV-Empfänger, nur 2 Fälle mit eigenem Einkommen 1-Jahres-Auswertung Geäußerte Anliegen der Mütter • Unterstützung bei Suche nach geeigneter Krabbelgruppe • Familiäre Unterstützung • Anleitung zum Umgang mit dem Kind • Unterstützung bei innerfamiliären Konflikten, Trennungsabsichten (Hilfe bei Wohnraumsuche) • Hilfe bei Geldknappheit und Babyausstattung • Hilfe bei Suche nach Therapieplatz für sich selbst 1-Jahres-Auswertung Angebote des FHZ • Anbindung an Krabbelgruppen verschiedenster Anbieter • Vorkontakt mit Psychotherapeuten und Anbindung an diese • Kontaktaufnahme mit Wunschoma/opa-Projekt • Vermittlung an Schwangerschaftsberatungsstellen • Unterstützung bei Geltendmachung von finanziellen Ansprüchen (auch über städtische Nothilfefonds) • Unterstützung bei der Akquirierung von geeigneten Wohnraum • Gründung einer eigenen Mutter-Kind-Gruppe Zu überwindende Stolpersteine: • Verfahrensunsicherheiten und Schwachstellen in Handlungsabläufen zwischen und innerhalb der Institutionen • Kontinuierliche Ansprechpartner und das Wissen hierüber • Oft noch uneinheitliches Monitoring und Rückmeldesystem aufgrund unterschiedlicher Arbeitsweisen • Datenschutz: Hilfe / Intervention (LKiSchuG) • Erschwerter Zugang aufgrund von Misstrauen seitens der Familie • Mangelnde Kenntnis der lokalen Unterstützungsmöglichkeiten Fazit • Standardisiertes Verfahren (Routine) • Niedrigschwelliges general-präventives und selektiv-präventives Angebot • Aufbau von verbindlichen Kooperationsstrukturen • Intensivierung der interdisziplinären Netzwerkarbeit • Direkte Übergabe mit geringem Informationsverlust Kinderschutzambulanz als Anlaufstelle für beratende Tätigkeiten und zur Durchführung der Diagnostik und Planung des weiteren Procedere - Vorstellung klinikumsintern oder nach Zuweisung von extern - Soweit möglich ambulant, sonst jederzeit stationäre Aufnahme - Beratungstätigkeit (hausintern – extern) - Anfragen über die Rund-um-die Uhr besetzte Kinderambulanz Algorithmus bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung Standardisierte Dokumentationsbögen / interne Leitlinien Informationszusammenführung / Identifizierung von Risikokindern Regelmäßige interdisziplinäre Helferkonferenzen Enge Zusammenarbeit mit lokalen Beratungsstellen / JA Algorithmus bei V.a. Kindeswohlgefährdung Erstkontakt Ambulanzarzt: • Erhebung der spezifischen Fremd- und Eigenanamnese • Untersuchung des Kindes • Anlegen des Erfassungsbogens Algorithmus bei V.a. Kindeswohlgefährdung Sofort: • Info diensthabender Oberarzt und stationäre Aufnahme Innerhalb von 24 Stunden: • Kontaktaufnahme Kinderschutzgruppe zur Planung des Procedere Algorithmus bei V.a. Kindeswohlgefährdung Innerhalb von 48 Stunden: • Rücksprache mit Kinderarzt und Einholung weiterer Informationen Innerhalb von 72 Stunden: • Einleitung der erforderlichen Diagnostik • Einholung der fachspezifischen Konsile • Recherche Vorgeschichte / Nachfrage zuständiges Jugendamt Algorithmus bei V.a. Kindeswohlgefährdung Nach spätestens 72 Stunden: • Ergebnisdiskussion Kinderschutzgruppe / zuständige Ärzte • Fallkonferenz zur Planung des weiteren Procederes • Konfrontation Eltern • Helferkonferenz mit Jugendamt / Familienhilfezentrum • Organisation eines Unterstützungskonzepts • Anzeige unter bestimmten Bedingungen (Konsens Kripo / StA) Netzwerk Kaiserslautern Jugendamt der Stadt Kaiserslautern SOS-Familienhilfezentrum Kinderklinik Lokale Beratungsstellen Freie Jugendhilfeträger Niedergelassene Ärzte / Hebammen Kooperation Jugendhilfe – Gesundheitshilfe • Kennenlernen der unterschiedlichen Strukturen • Gemeinsame Nutzung vorhandener Ressourcen • Sprachabgleich • Kurze Kommunikationswege • Vergrößerung der Schnittmenge • Interdisziplinäre Fortbildungen Fallbeispiel für gelingende Netzwerkarbeit Stationäre Aufnahme eines 2 Monate alten weiblichen Säuglings mit akuter Gastroenteritis Übersiedlung der Familie vor 2 Jahren aus dem Irak, 2 ältere Brüder Massive Hinweise auf häusliche Gewalt durch den Vater Gemeinsam mit FHZ Entwicklung eines Hilfskonzepts und Notfallplan bei erneuten Ausschreitungen, Angebot zur Unterstützung bei Versuch den Partner zu verlassen Nach Notruf der Mutter erneute Intervention unsererseits erforderlich, notfallmäßige stationäre Aufnahme veranlasst Nach Fremdinformation erneute Ausschreitungen: Inobhutnahme der Kinder und Unterbringung (mit Mutter) in Kinderheim Nach unbefriedigendem Urteil des Familiengerichts kehrte die Familie wieder zum Vater zurück und zog gemeinsam ins Ruhrgebiet um Zuständiges JA wurde über Vorkommnisse hier informiert, nach erneuten Ausschreitungen dort (einige Tage nach Ankunft) konnten erforderliche Maßnahmen umgehend eingeleitet werden Vielen Dank!