ABSCHLUSSBERICHT Hessen

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ABSCHLUSSBERICHT Hessen
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Central Queensland University
2010
ABSCHLUSSBERICHT
Hessen-Queensland Programm
Ankunft an der Gasthochschule am:
16. Februar 2010
Beginn der Lehrveranstaltungen am:
22. Februar 2010 (0E)
Ende der Lehrveranstaltungen/Prüfungen am:
11. Juni 2010
Ausreise aus dem Gastland am:
2. Januar 2011
Rocky – 5 Monate im tropischen Paradies Fünf Monate im tropischen Queensland Australiens an der CQU Rockhampton Vorfreude und Ankunft oder der Klimaschock schlechthin Als es im Dezember 2009 immer kälter und kälter wurde und das Thermometer irgendwann auf ‐20 Grad fiel, ist meine Vorfreude auf Australien immer mehr gestiegen. Es war definitiv komisch, mitten im Winter die Sonnenbrillen aus dem Regal zu packen und in der Drogerie nach 50+ Sonnencreme zu fragen, aber bevorstehende 60 Grad Temperaturunterschied verlangen solche Schritte, denn tropisches Klima existierte bis zu diesem Zeitpunkt nur in meiner Fantasie. Formelle Vorbereitung – no worries, an der australischen Hochschule kann nichts schief gehen Die Vorbereitung auf das Auslandssemester an der CQU diente mehr der Steigerung meiner Vorfreude. Denn das Kursangebot – mit dem ich mich dank Online Vorlesungsverzeichnis schon vertraut machen konnte – hat sich vor Ort noch geändert, so dass ich meine Kurse nochmal umwählen konnte. In Australien wird man wirklich an die Hand genommen und es wird einem alles von Null erklärt. Man braucht wirklich keine Angst vor dem neuen und unbekannten Unisystem haben, sondern kann sich beruhigt auf das freuen, was kommt. Von deutscher Seite musste ich jedoch viele bürokratischen Kleinigkeiten abhandeln. Angefangen mit der Frage der Beurlaubung, dem Anrechnen von Kursen etc. Über Flüge und andere Katastrophen Auf meinem Flug von Frankfurt nach Rockhampton ist ehrlich gesagt alles schief gegangen was nur schief gehen konnte. Insgesamt hab ich 72 Stunden für diese Reise gebraucht, war irgendwann in Hongkong und nicht wie geplant und gebucht in Los Angeles, bin in Brisbane geendet und nicht in Rocky und als Krönung des Ganzen ist mein Gepäck auf dem Weg verloren gegangen, so dass ich mich in Winterklamotten bei 40 Grad in Brisbane wiederfand. Das einzige Problem: Der Abhol Service der Uni wartet in Rockhampton und nicht in Brisbane. Was ich aus diesen Eskapaden gelernt hab, ist definitiv den Flug und das Gepäck zu versichern. Ich habe ein Flugticket gekauft, dass insgesamt 1 Jahr gültig ist und dass ich jederzeit flexibel umbuchen kann laut Reisebüro. In Realität sah das aber leider anders aus und mein Tip ist entweder Hin‐ und Rückflug zusammen zu buchen, wenn man genau weiß wann man zurück fliegt oder Einzeltickets kaufen. Aber sobald ich auf australischen Boden war, wurde ich mit einer Herzlichkeit begrüßt, die mich den Stress und die Hektik des Fluges schnell hat vergessen lassen. Vom Busfahrer bis zum Woolworth Personal begrüßt jeder einem mit wahlweise Darling, Love, Sweety was anfangs sehr ungewohnt war, mich aber immer zum Schmunzeln gebracht hat. College versus Wohnung Meine Wohnung hatte ich aus Deutschland schon organisieren können. Das International Office hat mir ein Angebot zugeschickt was ich angenommen hab. Ich habe mit zwei Australiern in einem riesengroßen Haus gewohnt, das wirklich alles hatte, so dass ich immer Freunde zu mir einladen konnte. Ich würde definitiv nicht auf dem Campus wohnen, denn dort bezahlt man nicht nur unverhältnismäßig viel Geld, aber man kriegt von dem Leben außerhalb der Uni nicht viel mit. Die Uni bietet einen Wohnungssuchservice an und fährt einem zu Wohnungsbesichtigungen. Aber das geht in Australien alles sehr locker und einfach. Man kann die ersten Tage im College wohnen und findet dann innerhalb von ein zwei Tagen eine Wohnung in Uninähe. Rockhampton – oder wie Australier sagen: Rocky Rockhampton ist eine Stadt genau zwischen Brisbane und Cairns und markiert das südliche Ende des Great Barrier Reef. Zwar liegt Rockhampton nicht direkt am Strand, hat jedoch Strand und Great Keppel Island in unmittelbarer Nähe. Ein Blick auf den Busfahrplan offenbart sofort, dass Rocky eine Autofahrerstadt ist. Die Busse fahren nur einmal pro Stunde und nach 5 Uhr (nachmittags (!)) gar nicht mehr. Meine verzweifelten Versuche Fahrrad in Rocky zu fahren, waren ziemlich gefährlich, denn Radwege existieren nicht und australische Autofahrer halten einen Mindestabstand von maximal Bildzeitungsbreite zu Radfahrern. Das mag katastrophal klingen ist es aber definitiv nicht, denn Australier sind der Inbegriff von easy goingness und Hilfsbereitschaft. Meine Mitbewohnerin hat mir immer ihr Auto zur Verfügung gestellt, wenn ich es gebraucht hab und die australischen Studenten besitzen meist selber ein Auto und freuen sich über Ideen und Vorschläge für Wochenendtrips. Auch hat Rockhampton viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Kershaw Garden ist eine riesige Parkanlage, die zum Footie und Frisbee spielen einlädt. Im Zoo kann man mit Koala Bären auf Tuchfühlung gehen und im botanischen Garten die Vielfalt der tropischen Vegetation bewundern oder vom Mount Archer Look Out den Ausblick über die Stadt und Capricorn Region bewundern. Und zwanzig Minuten von der Küste entfernt liegen die Keppel Islands. Mein Eindruck ist, dass man in Rockhampton viel Eigeninitiative zeigen muss, aber immer Australier findet, die den gleichen Reiseenthuusiasmus teilen. Denn das Schöne an Rockhampton ist, dass es australisch und nicht touristisch ist. Meine Freunde an der Uni waren Australier, die mit mir zusammen ihre eigene Kultur entdeckt haben! Die australische OE – Informationen von A bis Z Die australische Orientierungswoche ist definitiv anders als die OE, die wir in Deutschland organisieren. Während in Deutschland soziale Aktivitäten und Stadterkundungen im Vordergrund stehen, geht es in Australien hauptsächlich um Informationsvermittlung (und Unimarketing). Zudem finden in Australien Orientierungswochen uniweit statt und nicht nach Fachbereichen getrennt. Im Allgemeinen finden Aktivitäten uniweit statt, so dass man viele Studenten aus den verschiedensten Programmen kennen lernt. Nach der OE ist man voll ausgestattet mit Uni Merchandise, kennt den Unislogan und hat essentielle Informationen über den australischen Alltag bekommen. Man wird während dieser Woche in seine Kurse eingeschrieben, die man aber noch innerhalb der kommenden sechs Wochen problemlos umwählen kann. Mein erster Unitag hat mich etwas schockiert. Denn inmitten der australischen Unianfänger kam ich mir mit meinen 21 Jahren sehr alt vor (Als Student über 20 gilt man offiziell als mature age student). Denn in Australien fängt man mit 17 an zu studieren und wohnt meist noch zu Hause. Daher wohnen die meisten australischen Studenten entweder in Rocky oder im College. Wovon ich wirklich begeistert war, waren nicht nur die Kängurus auf dem Campus, die einem schon mal den Weg zur Bibliothek erschweren können, sondern die Betreuung, die man an australischen Unis erhält. Es ist immer irgendetwas los auf dem Campus: Sei es die Uni Olympiade, die Internationale Woche oder Ausflüge, die die Uni anbietet. Auf akademischer Seite gibt es Workshops zum Assignment Schreiben, Hilfe bei der Literatursuche in der Bibliothek, Karrierewochen, oder einen Korrekturleseservice. Die Uni organisiert viele soziale Aktivitäten, um die Studenten in Verbindung zu bringen. Aber der australischen Mentalität entsprechend lernt man Studenten hier sehr schnell kennen. Man kann sich problemlos zu einer Gruppe auf dem Campus setzen und hat abends zehn Freunde mehr im Facebook! Meine Kurse Das Semester in Rockhampton hab ich genutzt, um über meinen psychologischen Tellerrand zu schauen und Kurse zu wählen, die ich aus kulturellen Gründen in Deutschland nicht wählen kann. Aber das Kurssystem in Australien ist definitiv anders. Zu jeder Vorlesung gibt es ein Tutorial und das Besondere bei meinen Kursen war, dass ich in drei meiner vier Vorlesungen nur 3 bis 7 Kommilitonen um mich herum gehabt hab. Meistens schreibt man am Ende des Semesters eine Klausur, aber schon während des Semesters muss man Leistungen in Form von „Assignments“ oder „Quizzes“ erbringen. Für die Endnote, die man dann am Ende erhält und die idealerweise irgendwo zwischen Pass und High Distinction liegt, werden dann diese einzelnen Komponenten verrechnet und das auf eine sehr transparente Art und Weise. Zu Beginn des Semesters erhält man für jeden Kurs einen so genannten „Course Outline“, in dem genauestens beschrieben wird, was wann wie und wo eingereicht wird und welche Bewertungskriterien angewandt werden. Ich habe bewusst Kurse gewählt, die einen hohen Praxisanteil haben und von dem abweichen was ich aus Deutschland gewöhnt bin. So hab ich einen Kurs gewählt, der mir spannende Einblicke in das australische Gesundheitswesen ermöglicht hat und mir die Gelegenheit geboten hat einen Fitnessplan für eine bestimmte Zielgruppe zu entwickeln. Zwei weitere Kurse waren Psychologiekurse. In dem Statistikkurs waren wir fünf Studenten. Für mich war der Kurs Wiederholung dessen, was ich in Deutschland bereits gemacht habe. Dadurch konnte ich aber eine Art Tutorin für die anderen Studenten sein, was eine tolle Erfahrung war. In unserer Kleingruppe haben wir zusammen die Übung nachgearbeitet, denn an australischen Unis wird Gruppenarbeit riesengroß geschrieben. In den Bibliotheken gibt es mehr Gruppenräume als Einzeltische und somit lernt man hier nie allein! Der andere Psychologiekurs ist leider nicht empfehlenswert. Die Vorlesung zu dem Thema „Abnormal Psychology“ bestand ebenfalls aus lediglich fünf Personen. Dieses hatte zur Folge, dass es kein Tutorium gab und die Vorlesung nach drei Wochen auf ein „Onlineformat“ verlegt wurde. Das heißt, man konnte sich die Vorlesung auf den MP3 Player laden und dem Lecturer dabei zuhören wie er von zu Hause aus ein vorher ausgeschriebenes Skript ins Mikrofon vorliest. Mir hat das nicht so gut gefallen, da es somit keine Möglichkeit zur Interaktion gab. Ferner musste für diesen Kurs ein Assignment geschrieben werden, über dessen Bewertung – die mehr als willkürlich und undurchsichtig war – sich fast jeder Kursteilnehmer beschwert hat und vom Lehrpersonal ziemlich über den Mund gefahren wurde. Mein Fazit ist, dass dieser Kurs die einzige schlechte Erfahrung ist, die ich an dieser Hochschule gemacht habe. Sämtliche andere Kurse würde ich sofort weiterempfehlen. Und nicht nur weil die Themen spannend und interessant aufbereitet werden, sondern auch weil das Lehrpersonal einfach nur engagiert und passioniert ist. Auch würde ich empfehlen, die Mitarbeiter des International Office vielleicht bei der Kurswahl um Rat zu fragen. Das hätte mir diesen Kurs erspart, denn wie ich später gehört hab sind Unzufriedenheit bei diesem Kurs keine Seltenheit. Der absolute Jackpot meiner Kurswahl war der Kurs „Outdoor Pursuits Aquatics“ der hauptsächlich für Internationale Studenten angeboten wird. In dem Kurs gibt es drei Module zu den Themen Tauchen, Segeln und Kanu und praktische Anwendung wird sehr groß geschrieben. So sind wir mit diesem Kurs im Great Barrier Reef tauchen gegangen, haben vor Great Keppel Island gesegelt und sind zu einem Kanu Wochenende in den Regenwald gefahren. Unser Lehrer für diesen Kurs war einzigartig. Er hat uns zu sich nach Hause eingeladen, war immer Ansprechpartner auch außerhalb von Unibelangen und hat diesen Kurs zu meinem persönlichen Rocky Highlight gemacht. Midtermbreak An australischen Unis ist es üblich inmitten des Semesters eine Woche frei zu haben. Dies ist natürlich die Gelegenheit schlechthin dem Unialltag zu entfliehen und auf Reise zu gehen. Ich bin für eine Woche mit Freunden, die ich an der Uni kennen gelernt habe, nach Cairns geflogen, von wo man aus einzigartige Ausflüge in das Great Barrier Reef zum Schnorcheln und Tauchen unternehmen kann. Die unmittelbare Region um Rockhampton hab ich an Wochenendtrips mit Freunden bereist. So haben wir beispielsweise ein Wochenende auf Great Keppel Island verbracht, haben die Capricorn Caves besichtigt oder einfach nur BBQs am Strand veranstaltet. Auch lohnen sich Wochenendtrips nach Brisbane, von wo aus ich nach Fraser Island gefahren bin. The Ozy Way – der australische Alltag und Kosten Mein erster Eindruck vom australischen Alltag ist, dass es definitiv teurer ist als in Deutschland. Von Schwarzbrot und nach Käse schmeckenden Käse kann man sich erstmal verabschieden, aber dafür eine Vielfalt an Obst und Gemüse genießen, die wir in Deutschland nicht haben. Dabei ist lediglich zu beachten, dass Lebensmittel ziemlich teuer in Australien sind, so bezahlt man für 1kg Äpfel 5 Dollar, 1kg Joghurt 6 Dollar oder 1 Liter Milch 3 Dollar. Luxusgüter sind Erdbeeren für 5 Dollar pro 250 g oder Lachs für 70 Dollar das Kilo. Reisen innerhalbs von Australien ist ebenfalls nicht billig. Bedenkt man aber, dass die Distanzen einfach wesentlich größer sind als in Europa, ist es relativ preiswert. Flüge von Rockhampton nach Brisbane kosten 70 Dollar one way und Flüge nach Cairns gehen in der Hochsaison auf bis zu 300 Dollar hoch. Im Allgemeinen gilt, wer früh bucht und ein Auge auf die günstigeren Airlines wie VirginBlue, JetStar und TigerAirways hält, ist bestens bedient. Von organisatorischer Seite sind das Visum (550 Dollar) und ein Flug nach Australien (1000‐2000 Euro) die größten Kostenpunkte. Man muss aber sicherlich noch 200 Dollar für Bücher einplanen, denn an australischen Unis ist es so gut wie obligatorisch die empfohlene Literatur in Buchform vorliegen zu haben. Wohnen ist in Rockhampton (wenn man denn nicht im College lebt) im Vergleich zu anderen Städten sehr günstig, so dass man mit 100 Dollar pro Woche etwas Schönes finden kann. Auch wenn es teuer ist, es lohnt sich. Ich habe eine „no regret policy“ in Australien gelebt und dadurch wundervolle Erfahrungen und Momente erleben können. Es wäre schade gewesen aus Geldgründen darauf verzichten zu müssen. Mein Fazit: Rocky Rockt Rockhampton hat meine Erwartungen an Australien mehr als übertroffen. Die Einblicke, die ich in die australische Kultur bekommen hab, hätte ich in keiner touristischen Metropole Australiens bekommen können. Die australischen Freunde, die ich hier kennen gelernt hab, hätte ich an einer größeren Uni wahrscheinlich nie kennen gelernt. Die Herzlichkeit und Freundlichkeit, mit der mir Australier begegnet sind, wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Die fünf Monate in Rockhampton haben mich definitiv in meiner Lebensphilosophie bestätigt: Wer die Uni nur mit seinem Abschlusszeugnis in der Hand verlässt, hat definitiv einen Großteil der Erfahrung verpasst. Im Ausland zu studieren geht so viel über akademische Kompetenzen hinaus. Sich in einer neuen Umwelt und Kultur einzuleben, ein Netzwerk von Freunden zu finden sind nur einige der vielen nicht akademischen Anforderungen an den Alltag fern ab von allem Vertrauten. Sowohl akademisch als auch sozial, kulturell und persönlich hab ich von dem Australienaufenthalt profitiert. Ich hab Einblicke in die australische Kultur bekommen, aber auch sehr viel über meine eigene Kultur und Europa gelernt. Ich habe Freunde von der ganzen Welt kennengelernt und war definitiv nicht das letzte Mal in Australien! Cheers Mates! 

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