Ausgabe 3-2012/2013 - Altkalksburger Vereinigung

Transcrição

Ausgabe 3-2012/2013 - Altkalksburger Vereinigung
Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 Wien • P.b.b. • 03Z034951M
Altkalksburger
Rundschreiben
und Mitteilungsblatt der Alt-Jesuitenschüler
3
DEZEMBER 2012/13
Die Jesuiten
rreich
in ÖÖsstete
rreichische Provinz
450 Jahre
SERIE-TEIL-3
19
Ein ehrenvoller Abend
im Club 6/7
Wie sieht der Islam das Christentum?
die Freimaurer in Österreich
10
8
Serie: Bekannte Jesuiten
13
SPOT ON Dr. Karl-Johann Hartig im Gespräch 14
2
Altkalksburger
Termine
Termine
• Mittwoch, 9. Jänner 2013, 19.00 Uhr
Clubabend mit General Edmund Entacher
„Bundesheer versus Berufsheer“
Anmeldung erforderlich!
• Donnerstag, 31. Jänner 2013, 19.00 Uhr
Finissage der Ausstellung Hans Staudacher im Club
Anmeldung erforderlich!
• Samstag, 9. bis Sonntag, 17. Februar 2013
Israelreise der AKV-Salzburg
• Freitag, 25. Jänner 2013
69. Altkalksburger Ball im Palais Auersperg;
Eröffnung 21.30 Uhr
• Dienstag, 12. Februar 2013, 19.00 Uhr
Vortrag im Club: Dr. Georg Klein (MJ78)
Weingut Dürnberg/Falkenstein „Österreichs Grüner
Veltliner auf dem Weg zur Weltrebsorte“
mit anschließender Verkostung
Anmeldung erforderlich!
• Dienstag, 29. Jänner 2013, 18.30 Uhr
Maturantenberatung im Club
• Donnerstag, 21. Februar 2013, 18.00 Uhr
Spezialführung durch die Ausstellung „BUNTE GÖTTER“
im Kunsthistorischen Museum durch die Archäologin
Dr. Claudia Lang
Anmeldung erforderlich!
JÄN 2013
9
vortrag im club
mittwoch, 9. jänner 2013, 19 UHR
Bundesheer
versus
Berufsheer
Ein Clubabend
mit General Edmund Entacher
Anmeldung erforderlich!
• Donnerstag, 28. Februar bis Sonntag, 3. März 2013
Exerzitien für Manager und Führungskräfte
mit P. Richard Plaickner SJ im Stift Lilienfeld
Anmeldung erforderlich!
• Dienstag, 19. März 2013, 19.00 Uhr
Vortrag im Club: Alexander Richter (MJ 81) (RichterRasen): „Richter Stadion Rasen…eine 100 jährige
Entwicklungsgeschichte“
Anmeldung erforderlich!
• Dienstag, 9. April 2013, 19.00 Uhr
Vortrag im Club: Prof. Markus Hengstschläger und
Prof. Matthias Beck, „Medizinisch assistierte Fortpflanzung - gesellschaftliche Bedeutung“
Beide Professoren sind renommierte Mitglieder der
Bio-Ethik-Kommission des Bundeskanzlers.
Anmeldung erforderlich!
• Mittwoch, 1. bis Sonntag, 5. Mai 2013
Sizilienreise (Palermo) der AKV.
Informationsblatt im Clubsekretariat erhältlich!
• Freitag, 24. Mai 2013
Lange Nacht der Kirchen im Club
• Samstag, 8. und Sonntag, 9. Juni 2013
Besuch von P. General Adolfo Nicolás SJ in Wien
• Mittwoch, 19. Juni 2013, 19.00 Uhr
Clubabend mit Dr. Michael Berger (MJ 77),
Österreichischer Handelsdelegierter in Mailand
Anmeldung erforderlich!
Anmeldungen bei Monika Hölzl (Clubsekretärin)
Tel. 0664/527 42 44 oder per Email: [email protected]
Altkalksburger
Jeden Dienstag:
Clubabend ab 18 Uhr
außer an Feiertagen & in den Ferien
burger Rundschreibens
Die Redaktion des Altkalks
chten
wünscht gesegnete Weihna
ins Neue Jahr 2013.
und einen guten Rutsch
MitarbeiterIn gesucht!
Die Altkalksburger-Vereinigung sucht (infolge der vermehrten
­Vereinstätigkeit) eine Verstärkung für ihr Clubsekretariat.
Die Tätigkeit umfasst u.a. die Mitgliederverwaltung, Veranstaltungsorganisation und laufende Bürotätigkeiten.
Geschätzter Zeitaufwand: 5-10 Stunden/Woche.
Gute EDV-Kenntnisse sind Voraussetzung.
Bewerbungen bitte an das AKV-Präsidium
[email protected]
Impressum
Altkalksburger Vereinigung, Ballhausplatz 1/7, A-1010 Wien, (Eingang Innerer Burghof/Amalientrakt,
Tor unter der Mondphasen/Sonnenuhr) , T. 01/533 09 26 • [email protected] • www.altkalksburger.org
mobil 0664/5274244 Frau Monika Hölzl (Clubsekretärin) , Bank: Ktn. 7014400, BLZ: 32000, Raiffeisenbank
Wien, IBAN (AT243200000007014400), BIC (RLNWATWW), Medieninhaber und Herausgeber:
Altkalksburger Vereinigung, Redakteur: P. Michael Zacherl SJ, Grafische Gestaltung: Mag.art. Georg Lohmer
Fotos sofern nicht anders angegeben: wikipedia
Beiträge, Fotos, Vorschläge für das Rundschreiben bitte an das Vereinssekretariat.
Werbeeinschaltungen sind herzlich willkommen.
3
Editorial
Liebe Leserin,
lieber Leser!
Wir hatten einen großartigen Start!
Über 500 Altkalksburgerinnen, Altkalksburger und Gäste besuchten unsere Veranstaltungen in den ersten beiden Monaten.
110 waren es beim Saisonauftakt in St. Stephan
und knapp 100 bei der „Freimaurer-Ver­
anstaltung“ mit Alt- und Ehrengroßmeister
Michael Kraus.
Besonders beeindruckend empfand ich
den Mittagstisch mit Helmut Schüller. Bei
der erwartungsgemäß etwas hitzigen Diskussion wurde sehr deutlich vor Augen geführt,
wie vielschichtig das Kirchenvolk und wie
breit das Spektrum seiner Ansichten ist;
all diese Gruppierungen machen sich aber
Sorgen und Gedanken um die Zukunft ihrer
Kirche; und der Zustand dieser Kirche – das
wurde im Laufe dieses Mittagstischs unmissverständlich klar- ist heute teilweise besorgniserregend. Trotz der emotionell geführten
Debatte (nicht nur innerhalb der AKV) sollte
die Vielfalt dieser Gruppierungen innerhalb
des Kirchenvolks respektiert werden und
keine Gruppe sich das Recht herausnehmen, auf die anderen „hinunterzuschauen“.
Dass diese Diskussion nun auch in unserer
Gemeinschaft entfacht ist, zeigt die Fülle von
Leserbriefen in diesem Rundschreiben.
Einen sehr interessanten Abend hatten
wir auch mit P. Iwan Sokolowsky SJ (Präfekt
im Kollegium Kalksburg von 1963–1966).
Er beeindruckte an diesem Abend nicht nur
durch sein umfangreiches Wissen zu Geschichte und Schrifttum des Islam. Er lieferte
sicherlich auch einen Beitrag zum besseren
Verständnis dieser Religion und ihrer Angehörigen.
Zu guter Letzt möchte ich mich nicht nur
für den zahlreichen Besuch unserer Veranstaltungen herzlich bedanken, sondern auch
für die vielen Anregungen, die wir für unsere
Gemeinschaft sowie für den organisatorischen Ablauf erhalten.
Ich hoffe auch weiterhin auf ein dynamisches AKV-Leben und wünsche Euch allen
schon jetzt ein gesegnetes Weihnachtsfest
und ein erfolgreiches Jahr 2013.
Hans Hammerschmied
präsident
[email protected]
4
Altkalksburger intern
32. Verleihung des Kalksburger Ehrenrings
Viel Applaus für Vanessa im großen Festsaal des Kollegiums.
V.l.n.r.: Präsident Hans Hammerschmied, P. Hans Brandl SJ, Vanessa Katharina Rambousek,
Vizepräsident Tibor Fabian, Ehrenpräsident Wolfgang Wildner
Vanessa Katharina Rambousek, Maturantin des MJ10, wurde am Tag der Offenen Tür, am 20. Oktober 2012, im Großen
Festsaal des Kollegs durch das Präsidium
der Altkalksburger-Vereinigung der Kalksburger Ehrenring verliehen. Den engeren
Rahmen dieser Verleihung bildete eine Projektpräsentation namens „Out of Africa“.
Als Abschlussevent wurden auf der Bühne
afrikanische Gesänge und Tänze dargeboten. Professor Mag. Robert Feichtinger stellte einleitend dazu fest: „Schwarz haben wir
nicht geschafft, aber alles andere ist uns gut
gelungen.“ Wir wurden optisch und akustisch rundum in eine afrikanische Stammesfete versetzt.
Der Große Festsaal war ohne Gestühl randvoll, viele Hunderte von Personen konnten
miterleben, wie Vizepräsident Dr. Tibor Fabian (MJ74 und selber Ehrenringträger) die
Laudatio auf Vanessa hielt. Präsident Mag.
Hans Hammerschmied (MJ71) überreichte
den Ehrenring persönlich, der Applaus für
Vanessa wollte kein Ende nehmen.
Unsere Gratulation gilt auch dem Kollegium und Vanessas Eltern, die ja großen
Anteil daran haben, wenn jemand derartig
schulisch und charakterlich über alles Mittelmaß herausragt.
Altkalksburger
5
Österreichs Jesuiten jubilieren Altkalksburger
Es findet statt – das große Jubiläumsereignis!
Im Juni 2013 feiert die Österreichische Provinz der Jesuiten mit allen, die ihr verbunden sind, mit P. General Adolfo Nicolás SJ
die Errichtung der Österreichischen Provinz vor 450 Jahren!
P. General besucht Kalksburg, Lainz und
Wien 1.
JUN-2013
7-9
Urgestein im Club
450 Jahre
Österreichische Provinz
der Jesuiten
Höhepunkt ist am Sonntag, 9. Juni 2013,
die Festmesse im Stephansdom. Anschließendgroße Agape im Arkadenhof des
erzbischöflichen Palais.
Was wird es darüber hinaus noch geben?
- eine eigene Webseite zum Jubiläum
- eine Jubiläums-Broschüre als Vorstellung
der Provinz
- eine Ausstellung im JesuitenFoyer (1010
Wien, Bäckerstraße 18)
- einen Film (ca. 20 min)
- ein Buch (im Echter-Verlag) zum Thema
P. General Adolfo Nicolás SJ
„Gott suchen und finden in allen Dingen“
Dkfm. Helmut Weihs (MJ40) kam am
Dienstag, 6. November, von Bruck a.d. Mur
angereist und hat es in unseren Clubräumen
genossen. Er besuchte im Kolleg die Vorbereitungs- und die erste Klasse Gymnasium,
hatte aus dieser Zeit sogar ein Klassenfoto
mitgebracht. Er konnte noch alle Kameraden identifizieren.
Alt-Jesuitenschüler-Teffen in Millstatt Personalia
Gut traf sich die Einladung der Altschüler der drei traditionellen Jesuitenschulen
­Österreichs (Stella Matutina in Feldkirch,
Aloisianum in Linz/Freinberg und Kollegium Kalksburg) am 2.-4. November 2012 in
Millstatt, dem Ort, den bis letzten Sommer
Pfarrer KR Rudolf Ortner, ein Altstellaner,
seelsorglich betreut hat.
Die „Herrschaft Millstatt“ war seit Ende
des 16. Jahrhunderts eine Fundation für
die Jesuitenuniversität Graz anlässlich der
zweiten Gründung der Universität durch
Erzherzog Ferdinand von Innerösterreich
(Steiermark, Kärnten und Krain), dem späteren Kaiser Ferdinand II.
Im Zuge der Reformationsbewegung
waren im 16. Jahrhundert große Teile der
Bevölkerung in den zum Kloster gehörenden Gebieten wie auch im übrigen Kärnten
protestantisch geworden. Um dies rückgängig zu machen, übergab Ferdinand im
Jahr 1598 das Kloster den Jesuiten. Infolge
der Aufhebung des Ordens am 21. Juli 1773
durch Papst Klemens XIV. wurde die Millstätter Jesuitenherrschaft beendet.
Pfarrer Ortner, Maturant der Stella des
Jahres 1955, und P. Reinhold Ettel SJ, Rek-
tor im Kollegium Kalksburg 1987-94, dann
Superior in Feldkirch und bis zuletzt Superior in St. Andrä/Lavanttal, Kärnten, hatten
gemeinsam versucht, die Altjesuitenschüler
von Kärnten und Umgebung zu einem ersten Treffen zusammen zu rufen.
Im Wesentlichen folgte diesem Aufruf
eine Gruppe von mit Pfarrer Ortner befreundeten Altstellanern, erweitert durch
ein paar Altkalksburger. Das von P. Ettel
und Pfarrer Ortner gut zusammengestellte
Programm sah fünf gemeinsame Mahlzeiten vor, am Samstag (3. November) einen
Besuch von Spittal an der Drau mit Besichtigung von Schloss Porcia samt Heimatmuseum und dem Stadtkern von Spittal und
eine abendliche hl. Messe in der Stiftskirche
von Millstatt, der wunderschönen ehemaligen Jesuitenkirche.
Das Treffen war ein gelungener Anfang.
Jesuitenschüler fanden leicht einen gemeinsamen „Draht“, wir verstanden uns – ob der
Gemeinsamkeit jesuitischer Erziehung –
vom ersten Augenblick an.
Folgetreffen stehen in Aussicht. Den
beiden Organisatoren sei herzlich gedankt.
P. Michael Zacherl SJ
Daniel Kehlmann (MJ93) erhielt unlängst
im Rahmen der Vergabe der Nestroypreise
2012 den Autorenpreis. Wir Altkalksburger
gratulieren!
Memento
Ing. Hans Georg Bischof (MJ55) ist nach
längerer Krankheit letztlich doch überraschend schnell am 14. November 2012 in
Wien gestorben.
Altkalksburger
auf facebook
Die AKV ist nun vollständig auf Facebook
vertreten. Attraktiv gestaltet findet man hier
alle Informationen und regelmäßige Updates rund um Veranstaltungen, Versammlungen und Neuigkeiten. Wir hoffen, bald
alle auf Facebook vertretenen Altkalksburger in unserer Gruppe zu haben!
Wir freuen uns auf eure Likes.
Max Pohanka (MJ10)
6
Altkalksburger clubveranstaltung
Mit dem „Vater der Straßenkinder“
„Wer nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt.“
P
ater Georg Sporschill S.J., der „Vater
der Straßenkinder von Bukarest“,
war am Dienstag, 20. November
2012 Gast in unserem Club, der wieder einmal zum Bersten voll war. Dank an alle, die
gekommen sind; sie haben einen Vortrag eines charismatischen Menschen gehört, der
in unserer Zeit unendlich viel geleistet hat.
Eines seiner Lieblingszitate stammt aus dem
Talmud: „Wer nur ein Leben rettet, rettet die
ganze Welt“.
P. Sporschill begann aus seiner Jugend
zu erzählen, wie er lernte, für andere verantwortlich zu sein und schließlich 1991
nach Rümänien kam (ursprünglich nur für
6 Monate) und seitdem unermüdlich Hilfe
für die Straßenkinder organisiert. Inzwischen ist er auch in Bulgarien und Moldawien tätig. Seinen für alle diese Tätigkeiten
gegründeten Verein CONCORDIA hat er
inzwischen an Herrn Haselsteiner (STRABAG ) übergeben, der ihn schon seit Jahren
finanziell unterstützte und den Verein als
Unternehmer im Sinne von P. Sporschill
professionell weiterführt.
P. Sporschill arbeitet inzwischen an neuen Zielen: In von den Sachsen verlassenen
Dörfern rund um Hermannstadt (Sibiu)
wohnen Roma unter entsetzlichen Bedingungen (keine Schulbildung, keine Arbeit,
ein endloser Kreislauf nach unten, aus dem
es ohne fremde Hilfe kaum ein Entkommen gibt). Sporschill berichtete über seine
Pläne mit den Roma (Musikschule, Schulbildung, Arbeitseinschulung etc.) und ist
für jede Hilfe dankbar. Er nimmt Voluntäre
auf (für mindestens 3 Monate) und erzählte, wie diese - zum Großteil jungen Leute
- durch ihre verantwortsvolle Tätigkeit für
ihr eigenes Leben profitieren, charakterlich
wachsen und dazu eine neue Fremdsprache
(Rumänisch) lernen. Jeder ist willkommen.
Vielleicht gelingt es unserem Club, eines
von P. Sporschills Projekten zu unterstützen (z.B. die Roma in Sibiu), sodaß auch
wir von uns sagen können: „Wir (als Club)
haben einige Leben gerettet, also die ganze
Welt“. Wäre das nicht im Sinne eines christlichen Clubs?
Vielen Dank im Voraus!
Karl Braunsteiner (MJ70)
P. Georg Sporschill SJ
Geboren am 26. Juli 1946 in Feldkirch
1964 Matura in Feldkirch
Studium der Philosophie und Theologie in
Innsbruck, Dr. phil.1972, Mag. theol. 1974
1974-76 Referent für Erwachsenenbildung in der
ED-München-Freising
Eintritt in die Gesellschaft Jesu am 8. März 1976
für die österreichische Provinz in Nürnberg
25. November 1978 Priesterweihe in Wien-Lainz
1978-91 Jugendseelsorge und Redaktion des
„Entschluss“
ab 1981 Leitung des Jugendhauses der Caritas in
der Blindengasse
1989-90 Terziat in Austin, Texas, USA
Ab Herbst 1991 im Dienst der Caritas Straßen­
kinderprojekt in Bukarest
1994-95 Moderator in Cyrill & Method, 1210 Wien
1995-97 Pfarrer in Pulkau
Ab 1997 in 1020 Wien, Hochstettergasse
2005-12 Schwerpunkt Kinder und Senioren in
Moldawien
Seit 2012 Schwerpunkt Arbeit mit Romakindern
in Siebenbürgen
EHRUNG Altkalksburger
7
Ehrenkreuz für Franz Zacherl
23 Jahre Rechnungsprüfer bzw. Kassier der AKV.
Präsident Hans Hammerschmied mit Franz Zacherl bei der Überreichung des Ehrenkreuzes
I
m Anschluß an den Vortrag von Pater
Sporschill kam es zur Ehrenkreuzverleihung an Franz Zacherl (MJ58).
In seiner Laudatio hob unser Präsident
Hans Hammerschmied hervor, daß Ehrungen im Amalientrakt der Hofburg (hier sind
die Kalksburger Clubräume) viel schwieriger zu erreichen sind als im Leopoldinischen Trakt, wo doch meistens Ehrungen
auf Grund langen Wartens „ersessen“ oder
durch Intervention „durchgedrückt“ werden. (Mehr als zwölf lebende Ehrenkreuzträger darf es laut Statut nicht geben; zur
Zeit sind es acht.)
Franz Zacherl hat sich das Altkalks­
burger Ehrenkreuz auf jeden Fall mehr
als redlich verdient. Er war 23 Jahre Rechnungsprüfer bzw. Kassier der AKV, hat damit 6 Präsidenten „überlebt“ und seine Aufgabe mit höchster Gewissenhaftigkeit getan.
Franz Zacherl zählt einfach zur ­„Elite“ der
Altkalksburger und verwirklicht die Eigenschaften eines Jesuitenschülers: kritisches
Denken, Einsatz für soziale Gerechtigkeit
etc.
Das Allgemeinwohl liegt ihm sehr am
Herzen, dafür setzt er sich ein. Um an Pater
Sporschills Leitspruch anzuschließen: „Wer
nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt“,
lieber Franz, auch Du hast schon mehrfach
die Welt gerettet. Vielen Dank dafür!
Karl Braunsteiner (MJ70)
Dkfm. Franz Josef Zacherl
Geboren am 3. Februar 1940 in Wien
1958 Matura im Kollegium Kalksburg
Abiturientenkurs
Welthandel-Studium mit Abschluss als Diplomkaufmann
Heirat Marie-Theres, geb. Thiel, am 29. Juni 1968
5 Kinder und inzwischen 12 Enkelkinder
Wirtschaftstreuhänder, 1973 Qualifikation als
Steuerberater
Prokurist bei Auditor-Treuhand-Ges.mbH
Seit 2003 in Pension
1978-2011 Rechnungsprüfer und zeitweise
Kassier der AKV
8
Altkalksburger clubveranstaltung
Wie sieht der Islam das Christentum?
Ein Abend mit P. Iwan Sokolowsky SJ
A
m Abend des 18. Oktober 2012 fand
im Club der Altkalksburger erneut
eine Veranstaltung statt, die viele
wie ein Magnet anzog: P. Iwan Sokolowsky
SJ (Präfekt in Kalksburg 1963-66; auch unser Präsident Hans Hammerschmied zählte
zu seinen Zöglingen) hielt die etwa 60-70
Personen über die Dauer einer Stunde hinaus mit seinen Darlegungen in Bann. Es
ging um das Thema „Wie sieht der Islam das
Christentum?“ In übersichtlichen Schritten
legte der Pater dar:
1. Wie sieht der Koran das Christentum?
2. Wie sieht die Scharia das Christentum?
3. Wie wurde das geschichtlich umgesetzt?
4. Wie steht es heute?
In leicht verständlicher Weise und in aller Kürze wurden die Begriffe und ihre
Inhalte erklärt: Koran (eine Sammlung
von Predigttexten des Propheten Mohammed), Sunna (Aussprüche des Propheten
aus mündlicher Überlieferung), Scharia
(rechtliche Zusammenfassung dessen, was
für Muslime wichtig ist), Mansuch (Abrogation von widersprüchlichen Texten),
Islam und andere. Die Inhalte wurden in
ihrer historischen Entwicklung aufgezeigt.
Da sie, laut P. Sokolowsky, manches in sich
Widersprüchliche beinhalten, bedarf es der
Klärung, die durch die verschiedenen Schulen bald strenger, bald konzilianter ausfällt
und in ihrer Ambivalenz auch von jedem
einzelnen mal so, mal so gehandhabt wird.
Hierin liegt eine große Problematik und
Unsicherheit für jeden, der sich mit Muslimen auseinandersetzt oder gar Verträge mit
ihnen schließt. Es ist dadurch kaum mög-
Hans Hammerschmied, Aleksandar Andjelkovic, Georg Sas und Christian-Michael Lammel (alle MJ71),
mit ihrem ehemaligen Präfekten P. Iwan Sokolowsky
lich, Muslime wirklich zur Rede zu stellen,
sie sozusagen beim Wort zu nehmen.
Was der Islam vom Christentum denkt?
In Zeiten, in denen die Moslems auf die
Christen (ob ihres wissenschaftlichen Vorsprungs etwa) angewiesen waren, so P. Sokolowsky, verhielten sie sich ganz anders zu
ihnen als sonst. Mohammed selbst sah sich
als Erneuerer des Christentums. Vor allem
Mohammed,
ein Erneuerer des
Christentums?
die Dogmen der Christen bezeichnete er als
Quellen von Streit und lehnte sie deshalb
ab. Daran entzündete sich die entschiedene
Absage von Seiten der Christen. Vor allem
das Gottes- und Menschenverständnis ist
zwischen den beiden Religionen grundverschieden. Nach Ansicht des Islam ist der
Ewige die absolute Gerechtigkeit. Liebe hingegen ist nur ein Sentiment, das es in Gott
nicht geben kann. Die Ansichten über ‚Gerechtigkeit‘ sind in den beiden Religionen,
so hörten wir, sehr verschieden. Von Allah
ist zwar auch zu lesen, dass er barmherzig
sei, Gerechtigkeit verlange aber meist entschiedene, ja erbitterte Härte. Nach Jesus
fordert Gerechtigkeit, so zu leben, dass
sich niemand fürchten muss. Bezüglich
des Dschihad (heiliger Krieg gegen die Un-
gläubigen) ist die Frage grundlegend, wie
man mit Andersdenkenden umgeht. Die
Antwort kann sehr verschieden ausfallen.
Am liebsten sahen Moslems die Christen
als ihre Diener oder als Mitstreiter in ihren
kriegerischen Handlungen. Die militärische
Schlagkraft war dem Islam stets von großer
Wichtigkeit.
Heute wird das Christentum oft mit
dem Westen gleichgesetzt, so der Vortragende. Von daher kommt alle Verderbnis.
So ist insbesondere Demokratie als etwas
Westliches zu bekämpfen. Selbst Terrorismus wird als eine Form gesehen, sich für
die Gerechtigkeit einzusetzen. Wohlwollende Moslems wollen Frieden, sind aber
„schweigende Mehrheit“. Auch der Umgang
mit Fehlern ist in den beiden Religionen
unterschiedlich: Christen können bereuen,
für Moslems gibt es nichts zu bereuen, da
all ihr Tun der Ergebenheit in GottesWillen
entspringt.
Was unser Verhalten gegenüber dem Islam angeht, führte P. Sokolowsky aus, dass
es darauf ankommt, vom eigenen Glauben
und den christlichen Werthaltungen mit
Stolz überzeugt zu sein. Das würden Moslems am ehesten respektieren.
Die anschließende Stellung und Beantwortung von Fragen aus dem Auditorium
zeigte, dass so mancher durchaus kundige Zuhörer mit dabei war, aber auch mit
welcher Kompetenz P. Iwan zu antworten
wusste. - Ein für alle lohnender Abend!
P. Michael Zacherl SJ (MJ55)
clubveranstaltung Altkalksburger
9
Hans Staudacher avant 90 rüstig, witzig und einfach genial
Altmeister im Club
Hans Staudacher und Peter Baum beantworten
Fragen aus dem Publikum
Foto: Walter Schrann
D
er Club platzte wieder einmal fast
aus seinen Nähten, als an die siebzig Schaulustige Altkalksburger und
Freunde des Clubs dem Doyen der zeitgenössischen Malerei in Österreich, Hans
Staudacher, bei der Vernissage seiner Ausstellung ihre Aufwartung machten.
Wie mittlerweile schon Tradition bei
Kunstveranstaltungen im Club sprach unser Altkalksburger Freund Prof. Peter Baum
(MJ58) in seiner unnachahmlichen Art und
Weise über das Werk und den Werdegang
des Künstlers.
Hans Staudacher - avant 90 - begann
sein Jubeljahr mit einer Ausstellung in unseren Clubräumen, eine große Ehre für uns
alle. Er selbst war anwesend, wirkte sehr
rüstig und war immer für einen guten Witz
zu haben.
Wer sich eine Arbeit von Ihm nicht leisten konnte oder wollte, dem signierte er halt
eines der Plakate die extra für diese Veranstaltung vom Club aufgelegt wurden.
Wie üblich rundeten ein von Peter Halama angerichtetes Buffet sowie Sekt und
Wein den Abend ab.
Unser Club entwickelt sich zunehmend
auch zu einer Galerie mit höchstem Kunstanspruch. Mit Ausstellungen von Christian
Ludwig Attersee (Mai 2010), Jürgen Mes-
V.l.n.r.: Georg Lohmer, Peter Baum, Hans Staudacher, Hans Hammerschmied
sensee (April 2011), Adolf Frohner (bisher
ungezeigte Werke aus seinem Nachlass)
(November 2011) und eben Hans Staudacher (Oktober 2012) wurden bereits einige
„Kaliber“ der österreichischen Kunstszene
in den Club eingeladen.
Für alle, die die Werke von Hans Staudacher noch sehen wollen: Die Ausstellung
ist noch bis 31. Jänner 2013 in unseren
­Clubräumen zu besichtigen.
Nicht nur schöne Plakate gab es zur Ausstellungseröffnung
Jürgen Messensee (er stellte im April 2011 im Club
aus) machte seinem Kollegen die Aufwartung
Eine Finnissage am 31. Jänner 2013 gibt
Gelegenheit auch dem Künstler nochmals
zu begegnen.
Georg Lohmer (MJ82)
10
Altkalksburger clubveranstaltung
In unseren „... heiligen Mauern ...“
Ein Vortrag über die Freimaurer in Österreich
D
er Abend des 23. Oktober schien einer zu sein, den sich viele Altkalksburgerinnen und Altkalksburger im
Terminkalender vermerkt hatten. Denn just
an diesem waren die Räumlichkeiten der
Vereinigung besonders gut gefüllt. Aber es
war alles andere als verwunderlich, schließlich war mit Dr. Michael Kraus (MJ 65) ein
besonderer Gast der Einladung des Clubs
gefolgt. Der Anlass seines Besuchs war ein
Vortrag über ein ebenso faszinierendes wie
geheimnisvolles Thema: Die Freimaurer
und insbesondere deren Situation in Österreich. Wer wäre wohl dafür besser geeignet
gewesen als Dr. Kraus, welcher seit mehr als
30 Jahren aktives Mitglied der Organisation
ist und davon 6 Jahre lang das höchste Amt,
das eines Großmeisters, bekleidete.
Auf die allgemeine Frage, ob es sich
bei den Freimaurern - ein Begriff, der auf
das Spätmittelalter und Frühe Neuzeit zurückgeht und ursprünglich Steinbildhauer bezeichnete (eng. „freemasons“) - um
einen Geheimbund handelt, meinte der
Vortragende, sie seien es insofern, als kein
Mitglied, dem „Grundsatz der Verschwiegenheit“ folgend, ein anderes zu dessen
Lebzeiten der Öffentlichkeit als solches deklarieren darf. Als Anschauungsbeispiel bemerkte er, im Kreise der Anwesenden einige
„Kollegen“ erkennen zu können, ohne verständlicherweise deren Identität offenzulegen. Die Organisation ist juristisch gesehen
ein Verein, und als solcher sind seine Statuten sowie führende Mitglieder, darunter
der Großmeister und die direkt unter ihm
Stehenden, der Öffentlichkeit bekannt. Somit kann die überwiegende Mehrheit der
Freimaurer ihre Anonymität wahren. Eine
Bedingung dafür stellt die Tatsache dar, dass
der Bund heutzutage nicht als geschlossene
Einheit nach außen auftritt, sondern sich
jeder auf seine Weise unabhängig in der Gesellschaft zu engagieren hat.
In ihrer wechselvollen Geschichte beteiligte sich die Freimaurerei wiederholt
als gesellschaftspolitischer Akteur an der
Entwicklung der Weltpolitik, beispielsweise
bei der Entstehung der US-amerikanischen
Verfassung, im Verlauf der Französischen
Revolution von 1789, im Rahmen des Unabhängigkeitskriegs in Lateinamerika unter
Simón Bolívar (1783-1830), welcher selbst
ein Freimaurer war, oder beim „Zug der
Tausend“ von Giuseppe Garibaldi (18071882), einem weiteren Mitglied des Bundes.
Die Teilnahme am öffentlichen Geschehen
konnte aber auch zu Konflikten mit weltlicher oder geistlicher Obrigkeit führen und
infolgedessen Verfolgungen und Verbote,
wie jene in Österreich in den Jahren 1742
(unter Maria Theresia) und 1795 (unter
Franz II.) nach sich ziehen. Vor allem diese realpolitischen Konsequenzen sind für
den heutigen Standpunkt der Freimaurer
ursächlich, einen weniger direkten Einfluss
auf die Gesellschaft zu erwägen.
Der Frage nach Struktur und Organisation der Freimaurer ging Dr. Kraus zunächst mit einigen statistischen Angaben
Geheimbund
und gesellschafts­
politischer Akteur
auf den Grund: Auf der ganzen Welt gibt es
an die 4-6 Millionen Mitglieder, davon in
Österreich ungefähr 4.000 Personen. Diese
verteilen sich auf über 70 österreichische
Logen, welche sich in der einzigen von den
„Stammvätern“ aus England offiziell anerkannten Großloge, der „Großloge der alten
freien und angenommenen Maurer von Österreich“, einer Art „nationalem Dachverband“ für die Repräsentation nach außen,
vereinen. Neben dem Großmeister als deren Vorsitzendem gibt es zahlreiche Stufen
clubveranstaltung Altkalksburger
in der Freimaurerhierarchie, sogenannte
„Grade“, darunter solche eines Lehrlings,
eines Gesellen oder eines Meisters. Damit
unter den Mitgliedern ein fortdauernder
Kontakt gewahrt werden kann, veranstaltet
jede Loge regelmäßige Versammlungen.
Bei diesen Gelegenheiten steht der
Zweck der Freimaurerei, nämlich Analyse
und Diskussion breiter gesellschaftlicher
Entwicklungen und Probleme an der Tagesordnung.
Wie jede Organisation ist auch die Freimaurerei auf periodischen Zulauf angewiesen. Dabei geht die „Nachwuchsarbeit“ regional unterschiedlich vonstatten: Während
in den USA das Hineinwachsen in eine traditionelle Familie eine Aufnahme begün­
stigt, funktioniert es in Österreich auf dem
Weg der persönlichen Werbung. Die Initiative ist überwiegend seitens der Freimaurer
zu suchen; dabei geht es um die Aufnahme
in eine der vorhandenen Logen. Nach Aussage des Gastvortragenden bestehen in einigen Ländern Tendenzen, mithilfe moderner
Kommunikationsmedien nach Interessierten zu suchen, um diese für die Freimaurerei zu gewinnen (so z.B. in Deutschland,
wo die Suche per Ausschreibung erfolgt).
Diesen Weg gehen österreichische Vertreter
jedoch nicht. Sie sind ja um ihre Integrität
bemüht und haben demzufolge keine Internetpräsenz. Das Aufnahmeverfahren selbst
stellt mit der Dauer von mitunter 1-2 Jahren
einen gedulderprobenden Prozess dar. Sofern ihm ein positiver Abschluss beschieden
ist, eröffnet dieser dem Neueintretenden
den Weg zu einer für gewöhnlich lebenslangen Mitgliedschaft. Eine wichtige Stellung
nimmt bei der Entscheidungsfindung der
Großmeister ein, welchem ein Vetorecht
gegen die Aufnahme eines neuen Mitglieds
zusteht. Aber auch jeder der potentiellen
künftigen „Logenkollegen“ hat in der Angelegenheit ein Mitspracherecht. Dieses
äußert sich in Form der sogenannten „Kugelung“, einer geheimen Abstimmung unter
Verwendung weißer und schwarzer Kugeln,
wobei schon drei schwarze genügen, um
eine Ablehnung zu erwirken. Dem Abgewiesenen steht dann noch die Möglichkeit
offen, um die Aufnahme in eine andere
Loge anzusuchen.
Es ist an die Erklärung von Dr. Kraus
zu erinnern, dass keinesfalls alle Logen den
Status, anerkannt zu sein, genießen. Dieses
Privileg steht nur denjenigen zu, welche sich
an die sogenannten „Alten Pflichten“ (engl.
„Old Charges“) halten, einer Zusammenfassung von Regeln für die Gemeinschaft. Diese wurden im Jahr 1723 von der „Vereinigten Großloge von England“, der erst 1717
in London entstandenen ersten Freimau-
rerloge der Welt, offiziell angenommen und
bilden seitdem das Grundgerüst der Freimaurerei. Damit sich die eigenen Ansichten
eines jeden Mitglieds bei den Versammlungen nicht als hinderlich erweisen, wird
von diesem erwartet, sie draußen zu lassen.
Dadurch soll die Voraussetzung geschaffen
werden, sich besser als „Brüder“ auf Augenhöhe zu begegnen. Denn Brüderlichkeit
gehört neben Freiheit, Gleichheit, Toleranz
und Humanität zu den 5 Grundidealen der
Freimaurerei. Die Annahme, die Verwendung des Wortes „Brüder“ impliziert eine
ausschließende Wirkung des weiblichen
Geschlechts, räumte der Vortragende aus
dem Weg, indem er darauf hinwies, dass
es auch Frauen- und sogar gemischte Logen gibt. Dabei handelt es sich
nicht erst um eine Erfindung
der neueren Zeit.
Was das Verhältnis des
Bundes zur Religion bzw. Religiosität anbelangt, so meinte
Dr. Kraus, dass diese nicht abgelehnt, sondern im Gegenteil
von den Freimaurern insofern bejaht wird, als ihnen der
Glaube an ein „übergeordnetes
Wesen“ gemein ist. Das erklärt
sich aus dem genannten Grundsatz, Toleranz gegenüber anderen Menschen und
deren persönlichen Vorstellungen entgegenzubringen. Dadurch war es möglich,
beispielsweise auch in islamischen Ländern
Freimaurerlogen zu gründen, wie es im Osmanischen Reich der Fall war, wo es diese
seit dem 18. Jhdt. gab und ihnen zunächst
Außenstehende, schließlich aber auch Einheimische angehörten. Die Vorstellung von
einem eigenen freimaurerischen Kult lehnte
der ehemalige Großmeister ab, obgleich er
einigen Praktiken, unter anderem bei der
Aufnahme, eine gewisse rituelle Symbolik
und einen Hauch von Mystik zugestand. An
dieser Stelle ist zu erwähnen, dass in umgekehrter Weise sowohl die Islamische Weltliga in einer Aufforderung von 1974 als auch
die Katholische Kirche in einer Deklaration
aus dem Jahr 1983 die Zugehörigkeit zur
Freimaurerei zuletzt als mit ihren religiösen
Grundsätzen unvereinbar betrachten.
Da­mit war der eigentliche, meiner Meinung nach sehr gut vorbereitete und strukturierte, informative Vortrag auch ans Ende
gelangt. Eine Fragerunde folgte anschließend, welcher sich Dr. Kraus gern stellte
und einige Details näher beleuchten sowie
Unklarheiten bereinigen konnte. Als gleichsam eine „Werbung für die eigene Sache“
wurde ein von ihm herausgegebenes Buch,
„Die Freimaurer“ (Ecowin Verlag, Salzburg
2011), zum Kauf bereitgestellt, ein Angebot,
11
das viele der Zuhörenden gern
in Anspruch nahmen, ebenso
wie jenes, sich ein Exemplar
vom Herausgeber persönlich
signieren zu lassen. Damit
fand der Abend auch seinen
offiziellen Ausklang.
Eine letzte Anmerkung
zum Thema: Dass die Freimaurerei in Österreich nicht
nur ein gedankliches, ideelles
Modell verkörpert, sondern
auch substanziell in der österreichischen
geographischen Landschaft vorhanden ist,
beweisen mehrere freimaurerische Institutionen bzw. Bauten, darunter das Österreichische Freimaurer-Museum auf Schloss
Rosenau bei Zwettl (NÖ) und, nicht zu
vergessen, das „Kiosk“ genannte Bauwerk
auf dem Gelände des Kollegium Kalksburg
(Monumentum 19).
Dmitriy Bosenko (MJ07)
Das Buch „Monumentum 19“ kann für
Altkalksburger zum Vorzugspreis von
10 Euro (+Lieferung) bei Georg Lohmer
(MJ82) ([email protected]) oder direkt im
Club bestellt werden.
12
Altkalksburger clubveranstaltung
Wie versprochen ein weiterer Bericht zum Mittagstisch mit MsGr. Helmut Schüller
Ein Hilfeschrei,
teilweise Realitätsverweigerung
V
ielfältig sind die Aktionen und Reaktionen auf den Auftritt von Mag.
Schüller, Initiator der Pfarrerinitiative, im Club der Altkalksburger. Fast
zynisch anmutend die Anrede mit hochwürdigster Monsignore, spricht man doch
einen Revolutionär oder zumindest vermeintlichen Revolutionär an. Dass Schüller
nicht ganz ein solcher ist, kommt indirekt
in der Feststellung hervor, dass er nunmehr
60-jährig auf seine Karriere als Priester und
Pfarrer zurückblickt und Sorge hat, wie es
mit der Kirche weitergehen soll. Die Probleme sind allen bekannt, Priestermangel und
geringerer Kirchenbesuch, das ändert man
auch nicht mit der Feststellung, dass wir
heute im Verhältnis zu den Gläubigen, wer
immer diese sind, nicht weniger Priester
haben als früher – wir reduzieren eben auf
beiden Seiten. Tatsache ist, dass die demographische Entwicklung bei den Priestern
dramatisch ist, und in Zukunft viele Pfarren
nicht mehr in bisheriger Weise besetzt werden können.
Der Ausdruck „Ungehorsam“ wurde
laut Schüller natürlich auch aus Gründen
der Provokation, zur Erreichung von Aufmerksamkeit gewählt und bezieht sich auf
Aktivitäten, bei denen man schon derzeit
ein „bisschen“ ungehorsam ist, aber so-
lange niemand darüber redet, regt es auch
niemanden auf und dann ist das eben
nicht sooo ungehorsam, nur wenn man es
aufzeigt, dann schon. (Meine persönliche
Anmerkung: Die Kirche verliert an Wahrhaftigkeit und tendiert zur Scheinheiligkeit,
dafür war sie aber immer besonders anfällig
– nicht umsonst hat uns Jesus den Satz mitgegeben: „Wenn aber das Salz seine Kraft
verliert.….“).
Drei wesentliche Punkte aus den Forderungen der Priesterinitiative bilden die
Eckpunkte: Der Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten, der Zugang zum
Priesteramt (Pflichtzölibat oder nicht) und
die Rolle der Frau in der Kirche. Alles Fragen, die bekannt sind.
Veränderungen sind in der derzeitigen
Situation nicht mehr zu verhindern. Als Beobachter hat man aber den Eindruck, dass
jede Art von Veränderung allen Beteiligten
mehr oder weniger Unbehagen bereitet,
dem Klerus ebenso wie dem Kirchenvolk,
das gegen jede Absicht des Konzils noch
immer regiert wird, was von nicht wenigen
als angenehm empfunden wird, weil man
dann in aller Ruhe kritisieren kann und ansonsten nicht viel an Verantwortung mitzutragen hat.
Die Erzdiözese Wien bereitet eine Organisationsreform vor, bei der mit weniger
Priestern in Zukunft das Auslangen gefunden werden soll. Die Zielrichtung eines weiterhin aufrechten Kirchenbetriebes ist ähnlich, die Mittel aber sind wesentlich anders.
Mag. Hammerschmied fragte dazu Mag.
Schüller: „Sie sind dagegen, sind Sie gegen
alles?“ Die Antwort: Die Priester werden
noch mehr ge- oder überfordert, die Nähe
zu den Gläubigen schwindet.
Übrigens - das Konzept der Erzdiözese,
unter anderem mit dem Namen „Apostelgeschichte 2010“, enthält einige interessante
Formulierungen. Da wäre zB. der Hinweis,
dass wir uns von einigen Jahrhunderte alten
Traditionen verabschieden müssen. Warum
dazu nicht der Pflichtzölibat gehört, der
ebenso wie die Gründung von Pfarreien
einen organisatorisch/wirtschaftlichen Ursprung hatte, erscheint mir nicht ganz klar.
Dass die Apostel verheiratet waren (nicht
Paulus, diesen „Missionseifer“ hätte auch
damals keine Frau ausgehalten), schreibt
Paulus in seinem Brief an die Korinther
(9,4): „Haben wir nicht das Recht, eine
gläubige Frau mitzunehmen, wie die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und
wie Kephas?“
Warum das Priesteramt immer „hauptberuflich“ ausgeübt werden muss (siehe
Paulus in 1 Thess 2,9 „Ihr erinnert euch
doch, liebe Brüder an unsere Arbeit und
unsere Mühe, Tag und Nacht arbeiteten wir,
um niemandem unter euch zur Last zu fallen, und predigten unter euch das Evangelium Gottes“) oder ob es - wie bereits derzeit
bei den Diakonen - auch „ehrenamtliche
Priester“ geben könnte, ist ebenso zu hinterfragen, wie die Einbeziehung von Frauen,
die derzeit die Mehrheit der Studierenden
an der theologischen Fakultät darstellen,
aber prinzipiell vom Amt ausgeschlossen
bleiben, obwohl es theologisch dafür keine
Begründung gibt.
Wenn wir wirklich Apostelgeschichte
weiterschreiben wollen, werden uns all diese Fragen aus der Zeit der Apostelgeschichte begleiten. Sie haben aber alle bei weitem
nicht jene Sprengkraft und erfordern absolut nicht jene weitreichende Entscheidung
wie die damalige Frage, ob Nichtjuden, die
den christlichen Glauben annehmen, zuerst
Könnte nicht alles
so bleiben, wie es
sein sollte?
beschnitten werden müssen. Der Apostelkonvent oder das Apostelkonzil, das in der
Diskussion mit Mag. Schüller fast zufällig
erwähnt wird, entschied sich für die absolute, „barrierefreie“ Öffnung des Christentums. Ausschlaggebend dafür war Jakobus,
der Vorsteher der christlichen Gemeinde in
Jerusalem, der „Bruder des Herrn“, und keinesfalls ein sogenannter „Liberaler“. Diesen
Mut zu Entscheidungen wird man beim
Fortschreiben der Apostelgeschichte auch
brauchen.
SERIE Altkalksburger
Apostelgeschichte fortschreiben wird ein
spannender – sicher nicht konfliktfreier –
Prozess. Für eine positive Entwicklung wird
es notwendig sein, über alles miteinander
zu reden, auch wenn verschiedene Fragen
nicht in Wien entschieden werden können.
Ohne Dialog wird man beiderseits scheitern, die Pfarrerinitiative ebenso wie das
Strukturmodell der Erzdiözese. Die Erzdiözese kann auf die „Ungehorsamen“ genau so
wenig verzichten, wie die „Ungehorsamen“
auf den Bischof. Was notwendig ist, ist ein
Konsens zwischen beiden Gruppierungen
– kein (fauler) Kompromiss – sondern ein
von beiden erarbeitetes, neues, tragfähiges
Modell. Beiden Gruppierungen ebenso wie
allen Gläubigen gemeinsam ist die Sorge
um die Zukunft der Kirche – und Kirche
sind eben wir alle. Veränderungen stehen
an, schade wäre, wenn nichts passiert oder
Machtfragen bei der Lösung den Ausschlag
geben.
Diakon Mag. Heinrich Treer (MJ68)
Serie: Bekannte Jesuiten
Mag. Heinrich Treer (MJ68)
Mag. Heinrich Treer war Sektionschef im BM
für Finanzen (Sektion Materielles Steuerrecht).
Nach seinem Eintritt in den Ruhestand im Frühjahr 2011 pilgerte er gemeinsam mit seiner Frau
Elisabeth rund dreineinhalb Monate zu Fuss von
Gramatneusiedel nach Santiago de Compostella.
Am 30. September d.J. wurde er im Wiener
Stephansdom zum Diakon geweiht. (Siehe Alt­
kalksburger Rundschreiben vom Oktober 2012
(Seite 19).
P. Michael Zacherl SJ
P. Jacques Berthieu SJ (1838-96)
– Märtyrer auf Madagaskar
Apropos „bekannt“! Als bekannt dürfen
freilich nicht nur die gelten, die wir kennen;
uns sollten auch jene bekannt werden, die es
gesamtkirchlich, sprich global zur Bekanntheit gebracht haben, was wir von Heiligen
behaupten.
P. Jacques Berthieu SJ wurde während
des 2. Vaticanums, am Missionssonntag
1965 von Paul VI. selig- und am Missionssonntag 2012, während der bedeutsamen
Bischofssynode über die Neuevangelisierung, am 21. Oktober von Benedikt XVI.
in Rom heiliggesprochen. Wer war dieser
Jesuit?
Jacques Berthieu stammte aus der Auvergne (Zentral-Frankreich) und wurde
am 27. November 1838 in eine bäuerliche
Familie geboren. Am 21. Mai 1864 wurde
er zunächst Diözesanpriester und wirkte
als solcher neun Jahre in der Seelsorge. Ignatianische Exerzitien weckten in ihm den
Ruf, das Evangelium in fernen Ländern zu
verkünden. Mit dieser Sehnsucht trat er
1873 in die Gesellschaft Jesu ein. Nach dem
Noviziat durfte er sich 1875 per Schiff von
Marseille aus Richtung Réunion, einer Insel unter französischer Kolonialherrschaft
nahe Madagaskar, aufmachen. Er lernte
dort die Sprache und bereitete sich auf die
Missionsarbeit vor. Auf der benachbarten
Insel Sainte Marie widmete er sich sodann
der Kinderkatechese, kümmerte sich um
die Kranken und spendete die Sakramente.
1881 verbot die französische Verwaltung
– als hätte sich in den Jahren seit 1773 in
den Beziehungen nichts geändert – den
Jesuiten den Aufenthalt in den frasnzösi-
13
schen Überseegebieten. Dadurch war auch
Jacques Berthieu gezwungen, auf die große
Insel Madagaskar überzusiedeln, die damals
noch ein unabhängiges Königreich war.
Sein seelsorglicher Eifer
war ungebrochen, wenngleich er alle paar Jahre den
Ort und damit auch die ethnische Zielgruppe wechseln
musste. Besonders die Militärinterventionen Frankreichs (1885 und 1894-96)
beeinträchtigten sein Wirken zu wiederholten Malen.
Der Aufstand der Menalamba-Bewegung
gegen die Kolonisatoren hatte auch die
Christen im Visier. Da sich P. Berthieu zum
Schutz einheimischer Frauen auch einem
französischen Offizier entgegenstellte, hatte er auch von dieser Seite keine Protektion
mehr zu erwarten. Mit einem Konvoi von
Christen wurde er auf der Flucht Richtung
Hauptstadt Antananarivo in einem Dorf
aufgegriffen, misshandelt, verspottet und
blutig geschlagen. Auf einem kilometerlangen Marsch wurde er immer wieder mit
Schlamm und Steinen beworfen und aufgefordert, seiner „unausstehlichen Religion“
abzuschwören. Er antwortete: „Ich kann
dem nicht zustimmen, lieber sterbe ich.“
Beim Anbruch der Nacht jenes 8. Juni 1896
wurde beschlossen, ihn zu töten. Angesichts
der auf ihn gerichteten Gewehre kniete Jacques nieder, bekreuzigte sich und betete. So
wurde er vorerst viermal nicht getroffen,
dann nur schwer verletzt. Ein letzter Schuss
aus nächster Nähe beendete sein Leben.
Sein Leichnam wurde in einen Fluss geworfen und nicht mehr gefunden; vielleicht
wurde er von einem Krokodil gefressen.
P. General Adolfo Nicolás SJ hob anlässlich der geplanten Heiligsprechung am
15. Oktober 2012 in seinem Brief an die
Mitbrüder hervor, dass P. Jacques Berthieu
„ein unermüdlicher Katechet und Missionar war. Davon zeugen die vielfältigen Anstrengungen, die Schulbildung zu fördern,
das Errichten von Gebäuden,
Bewässerungsanlagen, Gärten,
die Vermittlung landwirtschaftlicher Bildung.“ - Er war ein Mann
des Gebetes. Ein Augenzeuge
bestätigte: „Ich habe keinen Pater
länger vor dem Allerheiligsten
gesehen. Wenn man ihn suchte,
konnte man sicher sein, ihn dort
zu finden.“ Man sah ihn immer
mit dem Rosenkranz oder dem Brevier in
der Hand. Die Messe war der zentrale Punkt
in seinem geistlichen Leben. Besonders verehrte er das Herz Jesu, die Jungfrau Maria
und den hl. Josef. - Er war den Menschen
respekt- und liebevoller Hirte, immer für
sie da. Nicht nur, aber besonders die Sterbenden suchte er in ihrem Leiden zu begleiten: „Ob ich esse oder schlafe, habt keine
Angst, mich zu holen. Es ist für mich die
stärkste Verpflichtung, die Sterbenden zu
besuchen.“ - Die Nachfolge Christi bis zur
entschiedenen Hingabe seines Lebens war
der Schlüssel seines Engagements. Inmitten der Prüfungen behielt er seinen Humor,
freundlich, einfach und dienstbereit.
Die Gesellschaft Jesu freut sich, dass die
Kirche in P. Jacques Berthieu einen Jesuiten
als Heiligen (den ersten Heiligen Madagaskars) kanonisiert hat, ihn allen Gläubigen
als Modell vorstellt und dazu einlädt, seine
Fürsprache anzurufen. Als Altkalksburger
nehmen wir an dieser Freude teil.
14
Altkalksburger spot on
SPOT ON
In unserer Rubrik „Spot on” sprechen wir mit Mitgliedern unserer Vereinigung.
Dabei interessieren uns private wie berufliche Aspekte sowie das „Geheimnis ihres Erfolges”.
Der Wortlaut ist so originalgetreu wie möglich gehalten.
Verantwortungsvoll
an Megaprojekt mitwirken
Mag. Walter Friedl (MJ81) (Kurier Redaktionsgesellschaft mbH &
Co KG) im Gespräch mit Dr. Karl-Johann Hartig (MJ67)
Wir sitzen hier an einer der größten Baustellen Österreichs, am Wiener Hauptbahnhof, der im Dezember 2012 teilweise seinen
Betrieb aufnimmt. Du bist der Gesamtprojektleiter, ist alles im Zeitplan?
Ja, Gott sei Dank. Ende 2015 sollte endgültig alles fertig sein. Die Entwicklung des
neues Stadtgebietes - immerhin handelt es
sich um 59 Hektar, das entspricht der Hälfte
des achten Wiener Gemeindebezirkes - soll
dann 2018 abgeschlossen sein.
zur Person
Dr. Karl-Johann Hartig (MJ67)
Geboren am 8. Juni 1949
Ausbildung
8 Jahre Humanistisches Gymnasium in
­Kalksburg, 1967 Matura
1967 - 1968 Präsenzdienst und Ausbildung zum
Strahlenschutztechniker
1968 - 1978 Studium der Chemie und Physik an
der Universität Wien
1979 Promotion zum Dr. phil.
Beruflicher Werdegang
1979 - 1981 Vertragsassistent am Institut für
theoretische Chemie und Strahlenchemie der
Universität Wien und Sondervertragslehrer an
der Krankenpflegeschule der Stadt Wien
1981 - 1986 Universitätsassistent am Institut
für theoretische Chemie und Strahlenchemie
der Universität Wien
1986 - 1987 im Bundesministerium für Gesundheit und Umweltschutz
1987 - 1994 im Bundesministerium für öffentliche Wirtschaft und Verkehr;
seit 1988 Abteilungsleiter für Mobilitäts-,
Energie- und Umwelttechnologien
1994 - 1997 Parlamentsdirektion Wien, Fachbetreuer des Umwelt-, Verkehrs- und Energieausschusses
Seit September 1997 Leiter der Obersten
Behörde für Schienenbahnen, Seilbahnen und
Kraftfahrlinien sowie der Eisenbahnverwaltung
Ab September 2007 berufen die Gesamtprojektleitung für das Jahrhundertprojekt Hauptbahnhof Wien zu übernehmen.
Zu seinen konkreten Aufgaben zählen die Verantwortung für die Gesamtprojektsteuerung
und das Gesamtprojektcontrolling inkl. der
Koordination und Überprüfung der Einhaltung
des terminlichen Gesamt-Ablaufplanes, die
Ermittlung und Fortschreibung des Finanzmittelbedarfs für das Gesamtprojekt und die
Koordination der Kommunikationsaufgaben
mit allen Stakeholdern.
Das Bahn-Infrastrukturprojekt Hauptbahnhof
Wien wird im Dezember 2015 abgeschlossen
sein.
Was waren und was sind die größten Herausforderungen?
Das Spannendste und Schwierigste ist sicher die Logistik. Es sind alleine 15 Magistratsabteilungen beteiligt, dazu rund 25
große private Unternehmen und zahlreiche
Investoren. Diese unterschiedlichen Teile zu koordinieren, dass alles ineinander
greift, ist schon ziemlich kompliziert. Am
meisten geschwitzt habe ich aber bei der
Verlegung des Bahnstützpunktes vom Südbahnhof nach Matzleinsdorf. Dort mussten
wir den gesamten „Backstage“-Bereich für
die Bahn, also Werkstätten, Wartungshallen, eigene Feuerwehranlagen etc., in nur 23
Monaten aus dem Nichts hochziehen. Das
haben viele für unmöglich gehalten, aber es
hat funktioniert.
Was war/ist für Dich persönlich das Tollste
an dem Job?
Dass ich in verantwortungsvoller Position
mitwirken darf. So ein Projekt wird es in
den kommenden 30, 40 Jahren wohl nicht
mehr geben.
Kannst Du ein paar Eckdaten des MegaProjektes nennen?
Wir haben etwa 1,5 Millionen Kubikmeter
Erde aufgeschüttet. Das war notwendig, weil
die Südbahn parallel zum ehemaligen Linienwall gebaut wurde – der diente damals im
Wesentlichen als Zollbarriere. Die Südbahn
musste daher angehoben werden, sodass
darunter Fahrzeuge passieren konnten. Die
Trasse ist 4,5 Meter höher als die der Ostbahn, und diesen Unterschied mussten wir
spot on Altkalksburger
15
ausgleichen. Die gesamte Baustelle ist 6,7
Kilometer lang. Wir werden in Summe 100
Kilometer neue Gleise gebaut haben; 30.000
Quadratmeter neue Brückentragwerke sind
vorgesehen. Das gesamte Betonvolumen
umfasst eine Million Kubikmeter. Am Höhepunkt, 2014, werden wir 2000 Leute auf
der Baustelle beschäftig haben. Auch beachtlich: Das Dach des Bahnhofsgebäudes
wiegt 5700 Tonnen.
Und die Kosten?
Für die gesamte Projektphase, also von 2008
bis 2018, werden vier Milliarden Euro veranschlagt. Eine Milliarde entfällt auf die
Bahn, 500 Millionen steuert die Stadt Wien
bei. Und 2,5 Milliarden Euro tragen PrivatInvestoren, die etwa Wohnungen oder Einkaufszentren errichten.
Was haben die Wiener und Besucher aus
dem Ausland von dem neuen Bahnhof?
Von hier aus kann man in alle vier Himmelsrichtungen starten. Außerdem verkürzt
sich die Fahrzeit von München nach Budapest etwa um eine halbe Stunde. Aber nicht
nur im Fernverkehr profitieren die Fahrgäste, auch im Nah- und Regionalverkehr:
Man hat eine neue Nord-Süd-Achse durch
Wien, auf der man 20 Minuten schneller ist.
Und künftig sind Bahnfahrer von St. Pölten
um 45 Minuten schneller am Flughafen als
bisher.
Dr. Karl-Johann Hartig und Mag. Walter Friedl vor der Baustelle des neuen Hauptbahnhofes
Was hältst Du von der Politik heutzutage?
Erspar’ mir bitte einen Kommentar. Das
ist unschön, anzuschauen. Es wird immer
mediokrer. Einen großen Anteil am Niedergang der Politik hat sicher die FPÖ.
2015 endet Dein Vertrag. Was wirst Du
dann machen?
In der ÖBB-Altersstatistik bin ich jetzt
schon ein Wimmerl ganz hinten. Nach der
Beendigung meiner Tätigkeit hier gehe ich
in Pension.
Wie würdest Du den Zustand der SPÖ beschreiben? Ihr Vorsitzender Faymann hat
zuletzt ja ein katastrophales Ergebnis auf
dem Parteitag eingefahren.
Das ist mir eher wurscht, ich habe mich von
dem Thema relativ verabschiedet.
Du hast Deine berufliche Karriere fast ausschließlich im SPÖ-Umfeld absolviert. Das
ist insofern erstaunlich, als Du ja aus einer
sehr konservativen Familie mit adeligen
Wurzeln stammst. Wie kam das?
Eher zufällig. 1981/82 war ich Assistent an
der Uni und habe als Chemiker eine Abfallwirtschaftsstudie für die Arbeiterkammer
erstellt. Später suchte der damalige Umweltminister Franz Kreuzer neue Mitarbeiter.
Als er mich fragte, sagte ich ja. Später war
ich bei Verkehrsminister Rudolf Streicher
und dessen Nachfolger Viktor Klima. Für
mich stand nie die Ideologie im Vordergrund, sondern Umweltfragen waren und
sind mir wichtig.
Aber geht das so einfach? Du warst doch
dem SP-Machtzirkel lange Zeit sehr nahe.
Das ist richtig. Aber jetzt habe ich ein Projekt. Das ist meine Aufgabe, und was sich
rundum abspielt, ist mir nicht sehr wichtig.
Punkt.
Das hättest Du aber doch auch in der ÖVP
umsetzen können, oder?
Vielleicht, aber ich war immer schon fortschrittlich eingestellt und nicht konservativ.
Kommen wir zu Deiner Schulzeit in Kalksburg. Was ist Dir in guter Erinnerung geblieben, was in weniger guter?
Das ändert sich im Lauf der Jahre: Ich war
in den ersten Jahren im Internat unglücklich, weil ich zu Hause doch relativ behütet
war. In Kalksburg war zu Beginn das Regime schon verdammt streng – von Ausgangssperre bis Ecke-Stehen und Kollektivstrafen, wie das Auswendiglernen von
Wörterbuch-Seiten. Aber man gewöhnt sich
daran, später vergisst man oder verdrängt.
In der siebenten und achten Klasse hatten
wir mehr Freiheiten, da lernt man dann
auch, Dinge zu schätzen. Etwa den intellektuellen Diskurs mit Leuten, die interessant
sind. Und man erkennt auch die Möglichkeiten, viel lernen zu können – und das auf
hohem Niveau. Außerdem erkannten wir,
dass die Jesuiten ein sehr fortschrittlicher
Orden waren.
Und wie siehst Du den Schulbetrieb in
Kalksburg heute?
Es hat sich sehr viel geändert. Die Schule ist
lange nicht mehr das, was sie einmal war.
Allerdings kann ich es nicht beurteilen, ob
die Schule, wie sie damals war, in der heutigen Zeit noch eine Relevanz hätte, beziehungsweise ob sie überlebensfähig wäre.
Andererseits frage ich mich, ob die Schule,
wie sie sich heute präsentiert, eine positive
Entwicklung ist. Sie hat sich sicher angepasst – auch aus ökonomischen Gründen.
Wo siehst Du den grundlegenden Unterschied zu früher?
Vordergründig ist das sicher das Internatsleben, das es jetzt nicht mehr gibt, und die
Rolle des Ordens ist völlig zurückgegangen.
Als ich begann, wurde die Schule noch stark
als Rekrutierung für den Ordensnachwuchs
gesehen. Später stand die Ausbildung zum
„christlichen Manager“ im Mittelpunkt.
Damit wurde die Ausrichtung aber unklarer. Die Schule ist halt mehr eine Schule wie
jede andere geworden.
16
Altkalksburger lESERBRIEFE
Zukunft und Trends der Telekommunikation
6. Altfreinbergertreffen in Wien – mit Mag. Michael Jungwirth (Freinberg MJ98)
Unternehmen dar. So gilt es, in neue Technologien zu investieren (LTE = Long Term
Evolution, Mobilfunk der 4. Generation)
sowie die Mobilfunktelefonie für alle erlebbar zu machen. Gemeint ist die Konfiguration von Steuerungsprozessen – beispielsweise Geräte und Heizung in einem Haus
via Handy zu steuern oder das intelligente
Zahlen mit Handy (Kreditkarte auf Handy).
Da es im Vergleich zu den USA (rund 5-6
große Anbieter) in Europa rund 150 Anbieter in der Branche gibt, ist laut Mag. Jungwirth eine „Flurbereinigung“ zu erwarten.
Die anschließende Diskussion wurde rege
geführt; vom geänderten Nutzungsverhalten (früher telephonierte der Nutzer, heute
scrollt er am Smart-Phone) der Kunden bis
hin zur stets wiederkehrenden Diskussion
über die mögliche Schädigung durch zu
hohe Strahlung der Handy-Masten (hiezu
sei bemerkt, dass die Diskutanten acht Jahre
unter einem großen Sender zugebracht haben) war jeder Aspekt des Themas enthalten. Fast bis zur mitternächtlichen Stunde
folgte das gemütliche Beisammensein; viele
der Teilnehmer freuen sich auf die nächste
gemeinsame Veranstaltung am 11. Dezember (20 Uhr).
Mag. Wilhelm Remes
R
und 20 Teilnehmer folgten am 19.
November 2012 der Einladung zum
mittlerweile sechsten Treffen der
Altfreinberger in den Clubräumlichkeiten
der Altkalksburger in Wien. Mag. Michael
Jungwirth (Telekom Austria Group) begann mit einer durchaus ernüchternden
Perspektive für das Unternehmen: Kennzahlen und Rahmenbedingungen für die
Telekom Austria Group in den letzten zehn
Jahren: in Österreich härtester Wettbewerb
weltweit (billigste Tarife Europas) – Innovationsrückstand Europas gegenüber Asien
und Amerika – Kurseinbruch der TelekomAktie – steigende Personalkosten, um 5%
jährlich (80% der Angestellten im Beamtenstatus).
Die 2010 erfolgte Fusion von Telekom
Austria (Festnetz) und mobilkom austria zu
A1 Telekom Austria, heute nur mehr kurz
A1 genannt, und der Eintritt eines neuen
Miteigentümers (Carlos Slim, Mexiko) soll-
Michael Jungwirth wird diesen Vortag für
die Altkalksburger am 20. Februar 2013
wiederholen.
ten dem Unternehmen, das in acht Ländern
(vor allem Südosteuropa und Weißrußland)
tätig ist - neue Chancen eröffnen. Der größte Vorteil besteht in der Möglichkeit, Bündelprodukte anzubieten; konkret Mobilfunk-Breitbandinternet-Festnetz aus einer
Hand. Der Sinkflug des Festnetzes konnte
dadurch gestoppt werden. Der Vorteil der
ungeteilten Datenübertragung via Festnetz
liegt auf der Hand. Mag. Jungwirth stellte
die zukünftigen Entwicklungslinien für das
lESERBRIEFE Altkalksburger
LESERBRIEFE
Wir veröffentlichen gerne die zahlreich eingegangenen Leserbriefe und bitten um Vergebung, wenn es dabei an die Grenzen von
Toleranz und Respekt gegenüber der Meinung anderer ging.
Die Redaktion
Jan, ich gratuliere!
Ich kann alles nur dreimal unterstreichen. Es
ist so wohltuend, auch einmal einen Beitrag zu
lesen, der den Ungehorsam auch als solchen
darstellt. In den österreichischen Tageszeitungen wird so gut wie nicht mehr positiv über
Papst und Kirche berichtet. Der „Altkalksburger“ ist Gott sei Dank keine österreichische
Tageszeitung.
Wenn Millionen Jugendliche beim Welt­
jugendtreffen mit dem Papst zusammen kommen, dann berichten die Zeitungen bewusst
seitenweise über Msgr. Helmut Schüller und
seinen mutigen Ungehorsam. Jeder Anlass
wird von den diversen Medien benutzt, dem
Papst und der Kirche „eins auszuwischen“.
Das fällt doch jedem auf. Selbst im Radio
kommt kaum noch ein „gehorsamer“ Katholik zu Wort. Vertreter aller Religionen dürfen
über ihre spirituellen Erfahrungen berichten,
aber bitte nur ja kein „papsttreuer“ Katholik.
Wo kämen wir da hin.
Warum ist das so? Ich denke, dass uns
die einfachsten und wichtigsten Grundlagen
unseres Glaubens verloren gegangen sind. Ich
schließe mich da sicher nicht aus. Wer betet
denn noch wirklich, wer fastet und verzichtet
in der heutigen Zeit, wer liest noch regelmäßig
in der Bibel, wer geht denn noch zur Beichte
und gibt der hl. Eucharistie den Stellenwert,
den sie verdient, oder betet vor dem Allerheilligsten? Wenige! Solange wir Katholiken nicht
einmal versuchen, nach diesen Grundlagen zu
leben, sind wir nicht berechtigt über ein Ende
des Pflichtzölibates und dergleichen zu diskutieren, oder bei Bischofsernennungen mitzureden.
Deshalb wird auch mit allen Mitteln versucht, die Kirche an den Zeitgeist anzupassen. Ich war lange Zeit ein ausgesprochener
Fan von Msgr. Schüller. Er hat meine Tochter
gefirmt und ich war damals richtig stolz auf
diesen Firmspender. Ein frischer Wind (Hl.
Geist) war in seiner Predigt spürbar.
Ich hoffe und bete zu Gott, dass er wieder
die richtigen Worte im Sinne unserer Kirche
findet.
Es ist ohnehin schwer genug, Katholik zu
sein! Trotzdem versuche ich es weiterhin gerne, aber ohne Ungehorsam.
Gobert Auersperg (MJ74)
Liebe Altkalksburger Freunde!
Der Artikel von Jan Ledóchowski hat mich
beeindruckt und ich möchte Jan sehr für diese
persönlichen Ausführungen danken. Gerade
bei einem so spirituellen Thema ist ein persönlich gehaltener Artikel viel aussagekräftiger als
eine nüchterne Aneinanderreihung von Argumenten, die wir ja ohnehin schon tausendmal
von „Standard“ bis „profil“ gelesen haben.
Und tatsächlich kommen die Botschaften
Msgr. Schüllers wieder in einem sehr säkularen Gewand daher, etwa die Umbenennung
von „Laien“ zu „Kirchenbürgern“. Alle diese
Forderungen der rebellischen Pfarrer sind ja
eigentlich nur vom Standpunkt des Glaubens
her zu interpretieren. Bei den Protestanten
sind alle seine Forderungen bereits erfüllt
- warum nicht in der Katholischen Kirche?
Eben weil wir einen anderen Glauben haben.
Die Kirche ist eine komplexe Wirklichkeit, die
aus sichtbaren und unsichtbaren Elementen
verwirklicht ist (Lumen Gentium 8, Vat. II) und zwar in der Katholischen Kirche - was nur
im Glauben zu begreifen ist. Bin ich aber nach
Luther der Meinung, dass die unsichtbare und
die sichtbare Kirche getrennt sind und nur die
ecclesia invisibilis die wahre Kirche ist, dann
kann ich auch an der sichtbaren Kirche nach
Belieben herumdoktern. Katholiken wollen
das eben nicht. Darum danke ich Jan für die
vielen im Artikel gestellten Fragen, die offenbar von Msgr. Schüller nicht befriedigend beantwortet werden konnten.
Peter Pitzinger (MJ82)
Liebe Altkalksburger, lieber Jan!
Wie sooft habe ich mir gerne Zeit genommen,
die Altkalksburger Nachrichten/Rundschreiben zu lesen; im speziellen Fall das Rundschreiben 2 vom Oktober 2012.
Der Bericht über „Kirchenreform durch
Ungehorsam“ ist da leider etwas daneben gegangen!
Bitte berichtet über Vorträge oder Interviews in einer objektiven Form! Unterlasst die
– wie in diesem Fall – starke Verflechtung mit
der Meinung des Berichterstatters. Für einen
Leserbrief wäre die recht einseitige Stellungnahme von Dir gut geeignet gewesen. Es soll
jeder seine eigene Meinung haben und einen
Glauben der ihm „gut tut“, der ihm Lebensinhalt ist. Aber die Kritik an Mag. Helmut
Schüller ist so völlig unangebracht! Das hat
dieser mutige Priester sich so nicht verdient.
Wenn du, Jan, am Schluss deiner Ausführungen über deine persönliche Einstellung
zum Glauben mit den Worten schließt: „Glauben wir an Jesus? Glauben wir an seine Kirche? Alles andere folgt daraus“, dann unterliegst du einem gewaltigen Missverständnis.
Es kann nur heißen „Glaubst du an Gott?“
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Kirche und der Glaube an Jesus (Christus)
kann daraus folgen – muss es aber nicht. Ich
rate (dir) auch die modernen Forschungsergebnisse anzusehen oder auch die Schriften
z.B. von Hans Küng zu lesen.
Daher ist die Kritik an Mag. Schüller
hinsichtlich seines Ungehorsams meiner
Meinung nach ungebührlich. Gerade der sogenannte „Ungehorsam“ hat uns schon zu
meinen Zeiten, als wir in Kalksburg 8 Jahre
die Mittelschulzeit absolviert haben, in unserer damaligen, eingeschworenen MK weitergebracht und Neues in der Gesellschaft
entwickelt. Brave und gehorsame Schüler/
Staatsbürger/Ordenspriester werden die Gesellschaft, auch die Gesellschaft Jesu nicht
weiterbringen und finden etwa im herausragenden Pater General Arupe ein leuchtendes
Beispiel, was sogenannter „Ungehorsam“ alles
vermag.
Ich selber war von 1958 bis 1966 in Kalksburg. In diese Zeit fällt übrigens auch das
2.Vatikanische Konzil – wo ist dieses, wo sind
die modernen Beschlüsse geblieben? Eine
konservative Amtskirche unter den beiden
letzten Päpsten hat so manches wieder zugedeckt. Lest doch nur das Vermächtnis von
Kardinal Martini SJ!
Der brave Gehorsam gegenüber der verlautbarten Lehrmeinung bringt uns in einer
heute so pluralistischen Gesellschaft nicht
weiter, ja es führt – wie ihr alle erkennen
könnt – zu einer (Kirchen-)Glaubensverdrossenheit, einem Mangel an tollen Priestern, die
die Gesellschaft fesseln und Vorbilder und
Wegweiser in unserer Zeit sein könnten.
Der brave, nur gottesfürchtige Vasall handelt vordergründig ehrlich. Meiner Meinung
nach ist aber jeder seinem Gewissen verpflichtet, seinen Glauben an Gott weiter zu entwickeln und nicht bei einem falsch verstandenen
Konservativismus zu verharren.
Also Jan, bitte verstehe mich nicht falsch,
Du hast natürlich jedes Recht, Deine eigene
Meinung und natürlich Deinen Glauben, wo
und wie Du ihn für richtig hältst, zu vertreten – aber vermische nicht einen Bericht über
einen tollen Vortrag eines mutigen und engagierten Priesters mit Deinen sehr subjektiven
Meinungen, die viele (auch Altkalksburger)
nicht mit Dir teilen.
PS: vielleicht könntet ihr eine eigene Rubrik „Leserbriefe“ einrichten, damit auch die
Leser der AK Rundschreiben die Möglichkeit
haben, sich zu Artikeln kritisch oder zustimmend äußern zu können. Das könnte das
AKV Leben noch lebendiger machen – oder?
Liebe Grüße,
Prof. Dipl. Ing. Dr. techn. Harald Meixner
(MJ66)
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Altkalksburger
LESERBRIEFE
Lieber Altkalksburger Freund, lieber Peter!
Mit Freude habe ich Deinen Leserbrief mit
Grüßen aus der Provinz gelesen.
1. Die Bewohner der Bundesländer wollen
es normalerweise nicht, wenn man die Bundesländer als „Provinz“ bezeichnet. Degradiere St. Pölten nicht, Barockstadt und Landeshauptstadt. Und Amtssitz eines bedeutenden
ÖVP-Politikers, in dessen Reich die ÖVPSonne noch nicht untergegangen ist. Wohl
dem, der einem solchen Herren dienen darf!
2. Es ist nicht so, dass dem Renegaten
Schüller frenetischer Beifall entgegen gebraust
wäre. Da kannst Du unbesorgt sein. Wäre es
besser, solche Menschen tot zu schweigen?
Vielleicht! Als ehemaliger Unternehmer muss
ich sagen, dass ein Mitarbeiter, der laut zum
Ungehorsam aufgerufen hätte, von mir sofort
entlassen worden wäre – trotz aller christlichen Nächstenliebe. Das sagt ja auch der Arbeitsrechtler Mazal. Ich lese aber etwa auch
gerne linke Zeitungen, um mich danach in
meinem konservativen Politikverständnis bestärkt zu fühlen.
3. Den Vortrag über die Freimaurer konnte ich leider nicht besuchen. Wie die Reaktion
der Altkalksburger war, weiß ich daher nicht.
4. Meiner Meinung nach wäre es gut, nach
solchen Vorträgen auch die Gegenpartei zu
hören. Audiatur et altera pars. Der Herr Präsident und sein Team mögen also die Priesterbruderschaft St. Petrus einladen! Als Pendant
zu den Freimaurern böte sich vielleicht der
CV an.
Fein, dass Du nicht dem Zeitgeist verfallen bist! Alles Gute! Ciao
Wolfgang Schachinger (MJ59)
Lieber Hans,
rund um die Einladungen von Pfarrer Schüller und die Freimaurer hast Du anscheinend
einige Schelte einstecken müssen.
Ich wollte Dir sagen, dass ich persönlich
beide Einladungen sehr begrüßt habe und
solche Vorträge und Diskussionen - auch hinkünftig - als sehr wichtig erachte. Erschrocken
haben mich eher die erz- bzw. stockkonservativen Wortmeldungen von zwei jungen Altkalksburgern, die sich in der Diskussion mit
Pfarrer Schüller zu Wort gemeldet haben.
Aber vielleicht liegt das daran, dass mir
von meinem unvergeßlichen Deutschlehrer
Karl Srednik die Prinzipien der Aufklärung
eingeimpft wurden und ich ein liberaler Protestant bin.
Herzliche Grüße.
Nikolai Haring (MJ92)
Liebe Redaktion!
Danke für die Beiträge von Peter Pitzinger
und Jan Ledóchowski! Ich gestehe, es hat mich
auch gerissen, die beiden darin angesprochenen Referenten auf dem Programm zu lesen.
Vermutlich war es aber früher Jesuiten auch
gestattet, indizierte Bücher zu lesen (wobei es
mir jetzt nicht um die „obrigkeitliche“ Erlaubnis geht, sondern um die gefestigte Position
und das Urteilsvermögen, die damit attestiert
werden), und ich nehme an, die Konfrontation mit abweichenden oder gegensätzlichen
Positionen kann und sollte zum schärferen
Durchdenken der eigenen führen. In diesem
Sinn bin ich gespannt, wer die nächsten Gäste sein werden, die kompetent und spannend
die kirchlichen Positionen aufschlüsseln werden (die ja auch nicht „auf der Nudelsuppe“
vorbeigeschwommen sein werden – und, nebenbei bemerkt, wer wäre schon so verrückt,
derart unpopuläre Standpunkte aufrechtzuerhalten, wenn er nicht wirklich stichhaltige
Gründe dafür hätte?).
In der nicht enden wollenden (inner- und
auch außer-) kirchlichen Auseinandersetzung
fehlen mir zwei – beide durchaus ignatianische – Elemente:
Zum einen vermisse ich handwerklich
sauberes, konzises Denken in der Debatte. Wir
arbeiten zu viel mit ungeklärten Voraussetzungen und beurteilen Standpunkte, ohne sie
auf ihre Grundlagen geprüft zu haben. Hand
aufs Herz, wer von uns hat die Dokumente des
II. Vatikanums gelesen – von den Beschlüssen
der nachfolgenden Bischofssynoden ganz zu
schweigen. Oder z. B. das (sehr kurze) apostolische Schreiben Ordinatio Sacerdotalis von
Johannes Paul II. (vgl. http://www.vatican.va/
holy_father/john_paul_ii/apost_letters/documents/hf_jp-ii_apl_22051994_ordinatio-sacerdotalis_ge.html)? Oder wer hat seine Theologie des Leibes (als Grundlage der – angeblich
so veränderungswürdigen – Sexualmoral der
Kirche) studiert und verstanden? Oder wenigstens die Bibel einmal ganz gelesen? (Ein
Klassenkamerad hat mir erzählt, seine Frau
tut das, seit sie 17 ist, jedes Jahr – die ist aber
freikirchlich.) Dabei sind wir im wirtschaftlichen, technischen oder juristischen Leben
und Arbeiten selbstverständlich gewöhnt, vor
dem Verhandeln die Begriffe und Ausgangslagen abzuklären, und erwarten auch von unseren Gesprächspartnern zu recht, dass sie ihre
Hausaufgaben studiert haben.
Ich könnte mir jedenfalls vorstellen, dass
unsere religiösen Debatten weniger hitzig und
inhaltlich bereichernder würden, wenn wir
davon etwas in sie mitnähmen.
Als zweites fehlt mir – vgl. den Beitrag
über den hl. Franz Xaver auf unserer AKVhomepage – eine vergleichbar lebhafte Beteiligung an der Erfüllung des (unseres eigentli-
chen!) Auftrags, „verkündet das Evangelium
allen Geschöpfen“ (Mk 16,15). Ich bin eigentlich recht zuversichtlich (um nicht zu sagen,
völlig sicher), wenn wir unsere Energie hauptsächlich dazu verwendeten, wären wir fröhlicher und gelassener und könnten die Klärung
mancher inneren Fragen geduldiger kommen
lassen, ohne etwas um jeden Preis jetzt sofort
übers Knie zu brechen.
Zum Schluß doch noch ein Drittes: Wenn
wir die Religion von allem Übernatürlichen
frei halten und vermeiden wollten, uns Gott
als Hörende zu nähern, dürften wir uns nicht
wundern, wenn uns am Ende nur Ideologie
übrigbliebe – je nach Temperament in harmloser oder fanatischer Ausprägung. Deshalb
muss wohl, wer über die Kirche reden will,
auch über Gott und seine Menschwerdung
reden und, wie weise Leute immer wieder
anmerken, noch viel mehr mit ihm. Sprich,
vor der intellektuellen liegt die existenzielle
Grundlage eines Lebens in Beziehung zu Gott,
und dazu haben wir im hl. Ignatius einen der
besten Lehrmeister überhaupt. – Wer kennt
ihn (und seine geistlichen Übungen)?
Mit Dank und lieben Grüßen.
Rudi Schaffgotsch (MJ 87)
Sehr geehrter Herr Präsident,
ich bin eine protestantische Mutter einer Altkalksburgerin (MJ08) und lese Ihre Nachrichten immer mit großem Interesse. Ich beziehe
mich auf den Brief des Herrn Peter Pitzinger
im Rundschreiben Nr. 2, Oktober 2012.
Kurz nur meine Meinung zu Herrn Schüller:
Karrieregeil.
Wäre es ihm mit seinen Wünschen ernst,
müsste er schon längst evangelisch sein. Hier
werden seine Forderungen gelebt. Aber, dass
Herr Pitzinger Schüller zum Vorwand nimmt,
Protestanten zu beleidigen, finde ich unerträglich.
Martin Luther, schau herunter! Im Jahre
2012 gibt es immer noch welche, die meinen,
Protestanten seien Ketzer, und sie deshalb der
„Machenschaften gegen die Kirche bezichtigen“.
Eine Reformation wäre längst überfällig.
Wann hat wieder jemand den Mut, Thesen
an eine Kirchtüre zu nageln. Ich dachte, wir
würden in Achtung und Respekt miteinander
leben.
Zwölf Jahre besuchte meine Tochter —
diese Schule. Dieses Gedankengut kam bei
Mag. Ebners Religionsunterricht nicht vor.
Hier schreibe ich, ich kann nicht anders
(frei nach Martin Luther).
Hochachtungsvoll,
Elisabeth Toifl
Altkalksburger
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Die Jesuiten
in Österreich
450 Jahre Österreichische Provinz
P. Michael Zacherl SJ (MJ55)
SERIE-Teil-3: 1773-1820
Als Exjesuiten der Sendung treu –
Bindeglied in Russland
Papst Clemens XIV. schrieb in seinem Breve
„Dominus ac Redemptor“ 1773 „Durch die
Gegenwart und Eingebung des göttlichen
Geistes geleitet und von unserer Amtspflicht
angefacht finden wir uns äußerst gedrungen, die gesamte Christenheit mit Ruhe und
Eintracht zu verbinden … und alles, so weit
es die Kräfte gestatten, ganz aus dem Weg
zu schaffen, was dieselbe auch nur im geringsten benachteiligen kann.“ Dann führte
er aus, dass die Gesellschaft Jesu die Früchte, für die sie bestimmt war, nicht mehr hervorbringt und „dass die Wiederherstellung
eines wahren dauerhaften Friedens in der
Kirche, solange diese Gesellschaft bestehen
bleibt, kaum oder gar nicht möglich ist. So
werden wir aus diesen Gründen bewogen
… und unwiderstehlich angetrieben … und
erlassen so mit reifem Bedachte und klarem
Bewusstsein und aus apostolischer Machtvollkommenheit den Ausspruch der Aufhebung der besagten Gesellschaft ...“
Papst Clemens XIV.
(1769 bis 1774)
Über die weltgeschichtliche Bedeutung
dieses Breves sind sich die Historiker einig, über seine Wertung gehen die Meinungen auseinander. Der protestantische
Historiker Leopold von Ranke meint dazu:
„Die Jesuiten waren angefeindet, gestürzt
worden, hauptsächlich weil sie den streng­
sten Begriff der Oberhoheit des römischen
Stuhles verfochten; indem dieser sie fallen
ließ, gab er zugleich die Strenge jenes Begriffs und seine Konsequenzen selber auf.
Die Bestrebungen der Opposition erfochten
einen unzweifelhaften Sieg.“ Manche halten
die Aufhebung der Gesellschaft Jesu für einen der größten Skandale in der modernen
Rechts- und Geistesgeschichte des Abendlandes, den Papst mit der Kirchenführung,
die Regierungen der katholischen Staaten,
Aufklärer und Freimaurer gleichermaßen
kompromittierend.
Für die Gesellschaft Jesu war die Aufhebung gleich einem Todesurteil. Alles, was sie
Kaiserin Maria Theresia
(regierte 1740–1780)
Fürst Wenzel Anton von
Kaunitz (1711-1794)
in mehr als zwei Jahrhunderten aufgebaut
hatte, war mit einem Federstrich zerstört.
Alle Besitzungen wurden von den Staaten
bzw. von der Kirche eingezogen. Die Schulen wurden noch eine Zeit lang von Exjesuiten weitergeführt, aber dann von anderen
Orden oder vom Staat oder von Diözesen
übernommen.
In Österreich, wo die Kaiserin Maria
Theresia durch ihre Ratgeber (Kaunitz, van
Swieten und andere) veranlasst, Ende August 1773 der Aufhebung zugestimmt hat,
verlor der Orden von heute auf morgen alle
seine Besitztümer an den Religionsfonds.
Die Jesuiten als Personen wurden jedoch
nicht des Landes verwiesen wie in vielen
anderen Ländern, sondern vielfach noch
in Bereichen der Seelsorge, der Armenfürsorge, der Bildung und Wissenschaft verwendet. Ohne ihr Weiterwirken wären die
Schulen und manche Zweige der Universitäten in arge Not gekommen, weil es einfach
P. Gabriel Gruber
(1740-1805)
Katharina II („die Große”)
(regierte 1762-1796)
20
Altkalksburger
keine oder zu wenig geeignete Nachfolger
gegeben hat. Allerdings fehlte die einheitliche Führung, die den Unternehmungen der
Jesuiten ihre Schlagkraft gegeben hatten.
Die Führungspositionen mussten sie zumeist aufgeben, vom Wirken in den theologischen und philosophischen Fächern
wurden sie ausgeschlossen.
Die Priester wurden in den Weltpriesterstand versetzt, die Nichtpriester ihrer
Gelübde entbunden. Die Alten und Gebrechlichen durften in den Kollegien bleiben, mussten sich jedoch jeder Tätgikeit
enthalten. Viele Exjesuiten sind über die
Zeit der Aufhebung hinaus unter einander
eng in Kontakt geblieben. Sie trafen sich in
kulturellen und wissenschaftlichen Zirkeln.
Viele bemühten sich angesichts der Aufklärung und der josephinischen Kirchenpolitik um die Erhaltung des rechten Glaubens.
Manche wie Heinrich Johann von Kerens
(1724-92) und Sigismund Anton von Hohenwarth (1730-1820) wurden einflussreiche Bischöfe und Würdenträger. Andere
wurden bedeutende Bibliothekare, begründeten wissenschaftliche Sammlungen, waren in Naturwissenschaften führend oder
als Philologen und Literaten. 1797 wurde
das Theresianum wieder errichtet und mit
einer Reihe von Exjesuiten bestückt. In der
Armenfürsorge ist vor allem der Exjesuit
­Ignaz Parhamer zu nennen, der 1783 mit
der Oberaufsicht über die Armengelder
und die Waisenhäuser betraut wurde.
Überall, wo das päpstliche Breve durch
den Landesfürsten promulgiert wurde, hatte es Geltung. Das geschah in allen katholischen Staaten, nicht so im protestantischen
Preussen Friedrichs II. und im orthodoxen
Russland der Zarin Katharina II. Nicht wenig trug in ihrem Reich der in Wien geborene Jesuit P. Gabriel Gruber (1740-1805)
zum Fortbestand der Gesellschaft Jesu bei.
Mit 15 Jahren trat er 1755 in Wien in die
Gesellschaft Jesu ein, wurde 1769 Professor
für Mechanik und Hydraulik am Kolleg in
Laibach und noch am 15. August 1773, zwei
Wochen vor der Aufhebung der Jesuiten in
der Monarchie, zur Profess zugelassen. Er
blieb noch bis 1784 als Professor in Laibach,
wo er sich um die Regulierung der Save und
die Trockenlegung von Sümpfen verdient
gemacht hat. 1784 hat er sich der Gesellschaft Jesu in Weißrussland angeschlossen.
Dort wirkte er als Ingenieur, Baumeister,
Maler, Mechaniker, Chemiker, Mediziner. Durch ihn wurde das Jesuitenkolleg
in Polock zu einer berühmten Akademie
der technischen Wissenschaften und einer
Pflanzstätte für künftige Baumeister und Ingenieure. Unter Katharina II und Zar Paul
I. hatte er großen Einfluss auf die Neuord-
nung des höheren Schulwesens in Russland.
Am 7. März 1801 bestätigte Papst Pius VII.
auf Wunsch des Zaren die Gesellschaft Jesu
in Russland. Am 10. Oktober 1802 wurde P.
Gruber von der Generalkongregation von
Polock zum General gewählt. Die Jesuiten
hatten damals 7 blühende Kollegien in St.
Petersburg, Polock und anderswo, Residenzen in Riga und Sewerinowka. Später wirkten sie in Sibirien, im Kaukasus und auf der
Krim. Unter General Gruber schlossen sich
1803 Exjesuiten von Stonyhurst, später andere von Nordamerika der Gesellschaft Jesu
in Russland an. Aus ganz Europa traten junge Männer in Russland in den Orden ein.
Am 7. August 1814 wurde die Gesellschaft
Jesu ganz offiziell vom Papst wiederhergestellt. Es dauerte nur bis 1820, dass sie
aufgrund von Verleumdungen, sie hätten
Leute aus anderen Bekenntnissen bewogen,
katholisch zu werden, aus dem russischen
Reich verbannt wurden.
Wir danken wir für
im Oktober eingegangene
Spenden:
Mag. Aleksandar Andjelovic (MJ 71)
Dr. Wolfgang Fiala (MJ 62)
Florian Fila (MJ 03)
Dr. Peter Fitz (MJ 43)
Wolfgang John (MJ 64)
Günter Kreisel (MJ 70)
DI Dr. Harald Lutz (MJ 58)
Amtsdirektor i.R.Regierungsrat Othmar
Matzek (MJ 58)
Komm. Rat Dr. Manfred Prochazka (MJ 63)
Nationalrat Dr. med. Erwin Rasinger (MJ 70)
Dr. med. Georg Sas (MJ 71)
Erich Schmid (MJ 67)
Alexander Schützelhofer (MJ 12)
Senator h.c. Prof.DI.Dr. Walter Tauscher (MJ57)
Mag. Heinz Wentenschuh (MJ 68)
Darüber hinaus danken
wir für viele Spenden für
das im Juli zugesandte
Altkalks­burger-Verzeichnis.
Advent
Zeigt uns der Winter sein wahres Gesicht,
schneeumhüllt, aber auch voller Licht
von den Laternen und Straßengirlanden,
haben es bald alle Menschen verstanden,
Die vom Dezember beanspruchte Zeit,
Wie jedes Jahr, ist es nun auch so weit:
Es ist Advent, ein Moment zum Besinnen,
Um aufzuhören und neu zu beginnen,
Schlechtes vergessen und Gutes zu tun,
Vieles erreichen und doch auch zu ruh‘n,
Sich zu versöhnen und sich zu vertrauen,
Um das erkaltete Herz aufzutauen.
Denn es darf keinesfalls Zeit sein für Leid,
Hass oder Trauer, noch Gier oder Neid,
Sondern um allen die Freude zu schenken,
Und an den ehrwürd‘gen Anlass zu denken.
Ein heller Stern, der die Hirten geführt,
Ein kleines Kind, das die Menschen berührt,
Eine Familie, voll Kummer und Sorgen,
Von den Gefahren der Welt gut verborgen.
Ochse und Esel und and‘res Getier,
Bildeten gleichsam ringsum eine Zier.
Alle dort wussten die Eng‘ zu ertragen,
Ohne sich deswegen viel zu beklagen.
Denn sie vergaßen bestimmt nicht dabei,
Besser als einsam sein sind doch zwei, drei,
Weil doch zusammen sein Freude bereitet,
Welche uns durch diese Zeit wohl begleitet.
Sei es mit Freunden, im Familienkreis,
Auf unterschiedlichste Art und Weis‘:
Geschenke besorgen und zu verstecken,
Behausung zu verschönern an allen Ecken,
Christbaum zu beschaffen (und denkt an den
Schmuck!),
Oder bei einem kräftigen Schluck
An einer Holzhütte der unzähl‘gen Märkte,
welcher uns auch in Vergangenheit stärkte.
Punsch oder doch wohl der glühende Wein,
Sich zu erwärmen, und dies nicht allein.
Denn beim Genuss der wohltuenden Trunke,
Da springt auch bald des Weihnachtens Funke
Auf uns über, und setzt uns in Brand,
Da nehmen wir uns mit Freud‘ bei der Hand,
Hören die Klänge durchbrechen die Luft,
Lassen uns tragen vom köstlichen Duft
Lebkuchen und unzähliger and‘ren Lecker­
bissen,
So ist Advent auch Zeit zum Genießen.
Dmitriy Bosenko (MJ07)

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