Frankfurter Finanzmarkt

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Frankfurter Finanzmarkt
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LANDESZENTRALBANK IN HESSEN – HAUPTVERWALTUNG DER DEUTSCHEN BUNDESBANK
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RANKFURTE
F
R
F I N A N Z M A R K T- B E R I C H T
November 1998
Nr. 32
Die Rolle der Landeszentralbanken im
Europäischen System der Zentralbanken
Die praktische Umsetzung der geldpolitischen Entscheidungen der Europäischen Zentralbank erfolgt gemäß der Aufgabenverteilung in der Bundesbank über die Landeszentralbanken. Obwohl die geldpolitischen Instrumente der Europäischen Zentralbank in weiten Teilen denen der Bundesbank entsprechen, gibt es einige Änderungen. Am einschneidendsten ist der Wegfall des
Rediskontkredits. Bei den Offenmarktgeschäften und bei der Mindestreserve halten sich die Anpassungserfordernisse dagegen
in engen Grenzen. Im unbaren Zahlungsverkehr bereitet sich die Landeszentralbank in Hessen schon seit längerem mit technischen Innovationen auf den verschärften Wettbewerb der Zahlungsverkehrssysteme im Euroraum vor. An der bankenaufsichtlichen Tätigkeit der Landeszentralbanken ändert sich mit der Europäischen Währungsunion grundsätzlich nichts. Neue Technik
und strukturelle Veränderungen im Bankensektor zwingen die Landeszentralbank in Hessen schon seit Jahren in einen Anpassungsprozeß, der ihre Personalstruktur verändert und ihren Personalbestand – trotz steigender Geschäftszahlen – vermindert.
Mit der Gründung der Europäischen Zentralbank (EZB) im
ser Prozeß von der Europäischen Währungsunion beschleu-
Juni 1998 ist die Deutsche Bundesbank – und mit ihr die Lan-
nigt oder verlangsamt wird, ist heute im einzelnen noch nicht
deszentralbanken – integraler Bestandteil des Europäischen
zu übersehen.
Systems der Zentralbanken (ESZB) geworden. Anfang 1999
Der Übergang der Zuständigkeit für die Geldpolitik im Euro-
wird die Entscheidungskompetenz in der Geldpolitik auf den
raum auf den EZB-Rat bedeutet nicht, daß die EZB alle Auf-
EZB-Rat übergehen, in dem die 11 nationalen Notenbanken
gaben der nationalen Zentralbanken übernimmt. Im Gegen-
der Europäischen Währungsunion (EWU) mit ihren Präsi-
teil, der EU-Vertrag (Art. 106) sieht ausdrücklich vor, daß die
denten und die EZB mit ihren 6 Direktoriumsmitgliedern ver-
EZB und die nationalen Zentralbanken der EWU-Teilneh-
treten sind. Die verschiedenen Aufgaben und Tätigkeits-
merstaaten gemeinsam das ESZB bilden. Die nationalen Zen-
bereiche der Bundesbank im allgemeinen und der
tralbanken, die als rechtlich selbständige Institutionen fort-
Landeszentralbanken im besonderen werden davon in ganz
bestehen, sind überdies die alleinigen Kapitaleigner der
unterschiedlicher Weise betroffen. In manchen Bereichen
Europäischen Zentralbank. Der EU-Vertrag bestimmt hin-
werden strukturelle Veränderungen, die im Finanzdienstlei-
sichtlich ihres Zusammenwirkens, daß die EZB die nationa-
stungsgewerbe bereits seit längerem stattfinden, durch den
len Zentralbanken zur Durchführung von Geschäften in
Übergang zu einer einheitlichen europäischen Währung und
Anspruch nimmt.
Geldpolitik verstärkt. Auf diese Entwicklung hat die Bundes-
In der Frage, welche Rolle die Landeszentralbanken im ESZB
bank in den letzten Jahren mit Straffung ihres Filialnetzes und
spielen werden, sind verschiedene Aspekte zu unterscheiden:
Verringerung des Personalbestandes reagiert. Inwieweit die-
die Entscheidungskompetenz, die praktische Umsetzung der
Taunusanlage 5, D-60329 Frankfurt am Main
Geldpolitik sowie die vielfältigen Aufgaben und Tätigkeiten,
operativen Tätigkeiten der Landeszentralbanken also bei
die direkt oder mittelbar mit der Geldpolitik im Zusammen-
weitem. Ob und inwieweit vom geldpolitischen Bedeutungs-
hang stehen.
wandel des Zentralbankrates Auswirkungen auf die Arbeit der
Im folgenden Bericht wird am Beispiel der Landeszentralbank
Landeszentralbanken ausgehen werden, ist mithin eine Frage,
in Hessen dargestellt, wie sich aus heutiger Sicht die Über-
die für den Gesamtumfang von Aufgaben und Tätigkeiten
nahme der geldpolitischen Zuständigkeit durch den EZB-Rat
einer Landeszentralbank keine entscheidende Rolle spielt.
auf die Tätigkeitsbereiche einer Landeszentralbank auswirkt,
Die Bundesbank insgesamt wird auch im Euro-Zeitalter einen
welche Aufgaben unverändert bleiben und in welchen Arbeits-
angemessenen eigenen geldpolitischen Forschungs- und Ana-
gebieten Änderungen eintreten.
lyseapparat benötigen. Die Präsidenten der nationalen Zentralbanken brauchen für ihre Mitwirkung an den geldpoliti-
Übergang der geldpolitischen
Entscheidungskompetenz auf den EZB-Rat
schen Entscheidungen des EZB-Rates Zuarbeit und Beratung
Die in Anpassung an den Maastrichter Vertrag vorgenommene
tegie wie in der laufenden Implementierung der Geldpolitik.
Novellierung des Bundesbankgesetzes weist dem Zentral-
Zudem wird es zu einem stärkeren Wettbewerb in Forschung
bankrat eine veränderte geldpolitische Rolle zu. In der bis
und Analyse geldpolitischer und geldtheoretischer Fragen
Ende 1998 geltenden Fassung des § 6 des Bundesbankgeset-
zwischen den beteiligten nationalen Zentralbanken, aber auch
zes heißt es: „Der Zentralbankrat bestimmt die Währungs- und
mit der EZB kommen. Das Einbringen traditioneller Vorstel-
Kreditpolitik der Bank“. In der ab 1. Januar 1999 gültigen Fas-
lungen der Bundesbank über Konzeption und Umsetzung
sung lautet die Formulierung: „Der Zentralbankrat bestimmt
stabilitätsorientierter Geldpolitik in das ESZB-System wird
die Geschäftspolitik der Bank ... . Er erörtert die Auswirkun-
daher in erheblichem Maße von der Qualität des „monetary
gen der Geld- und Währungspolitik unbeschadet der Wei-
research“ in der Bundesbank abhängen.
in Grundsatzfragen der geldpolitischen Konzeption und Stra-
sungsunabhängigkeit des Präsidenten in seiner Eigenschaft
Damit wandelt sich der Charakter des Zentralbankrats der
Gegenwärtige und künftige Aufgaben der
Landeszentralbanken ...
Bundesbank in der Geldpolitik von einem Entscheidungs- zu
Im deutschen Notenbanksystem werden die operativen
einem Beratungsgremium.
Aufgaben grundsätzlich von den Landeszentralbanken ein-
Bis Ende dieses Jahres wirken die Landeszentralbanken an
schließlich der ihnen unterstellten Zweiganstalten wahrge-
den geldpolitischen Entscheidungen der Bundesbank in der
nommen. Dazu zählen insbesondere die praktische Umset-
Person ihrer Präsidenten als Mitglieder des Zentralbankrats
zung der Geldpolitik über die verschiedenen geldpolitischen
mit. Eine eigenverantwortliche und gleichberechtigte Teil-
Instrumente, die Bargeldversorgung der Wirtschaft sowie die
habe der LZB-Präsidenten an den geldpolitischen Beschlüs-
Abwicklung des unbaren Zahlungsverkehrs. Darüber hinaus
sen setzt Zuarbeit und Beratung durch einen eigenen Stab von
obliegt den Landeszentralbanken ein Großteil der laufenden
Mitarbeitern voraus. Gemessen am gesamten Aufgabenbe-
sogenannten materiellen Bankenaufsicht im Rahmen der
reich und Personalbestand einer Landeszentralbank ist die
bankaufsichtlichen Zusammenarbeit des Bundesaufsichts-
Zahl der Mitarbeiter, die unmittelbar mit Fragen der geldpo-
amtes für das Kreditwesen und der Deutschen Bundesbank.
litischen Analyse und Beratung befaßt sind, aber vergleichs-
Die künftige Rolle der Landeszentralbanken hängt mithin
weise gering. Bei der Landeszentralbank in Hessen sind es
davon ab, inwieweit sich auf diesen Arbeitsgebieten Ände-
etwa zehn Mitarbeiter, also 1 % des Gesamtpersonalbestands
rungen im ESZB ergeben.
als Mitglied des Rates der Europäischen Zentralbank ...“.
von 1.200. Nach rein quantitativem Maßstab dominieren die
S. 2
Frankfurter Finanzmarkt-Bericht, Nr. 32
Personal der Landeszentralbank in Hessen nach Aufgabengebieten
Volkswirtschaft
2%
DV-Organistation und -Entwicklung
3%
Interne
Dienste/Stabsabteilungen
(z. B. Organisation, Personal,
Verwaltung, Controlling)
27%
Barer Zahlungsverkehr
31%
Bankenaufsicht
10%
Unbarer Zahlungsverkehr
14%
Kredit und Refinanzierung
10%
Devisen/Außenwirtschaftsverkehr
3%
... in der Refinanzierung der Kreditinstitute
bei der Zentralbank
1997 hat die Landeszentralbank in Hessen rd. 280 Tsd Wech-
Nach Art. 12 Abs. 1 des ESZB-Statuts „... nimmt die EZB die
verpflichteten fast 6.000 eingereichte Jahresabschlüsse aus-
nationalen Zentralbanken zur Durchführung von Geschäften,
gewertet. Wechsel und – als Neuerung gegenüber bisheriger
die zu den Aufgaben des ESZB gehören, in Anspruch, soweit
Bundesbankpraxis – auch buchmäßige Kreditforderungen
dies möglich und sachgerecht erscheint“. Demnach kann die
können die Kreditinstitute allerdings als Sicherheiten für die
EZB zwar ausnahmsweise gewisse operative Tätigkeiten
Refinanzierungsoperationen der EZB einsetzen. Ob es
selbst vornehmen, wie beispielsweise Feinsteuerungsopera-
dadurch bei der Kreditwürdigkeitsprüfung und der Wechsel-
tionen am Geldmarkt. In der Regel obliegt die Durchführung
bzw. Sicherheitenverwaltung zu Arbeitsentlastungen bei den
von geldpolitischen Operationen jedoch den nationalen Zen-
Kreditinstituten und den Landeszentralbanken kommt, wird
tralbanken, und dies bedeutet innerhalb der Bundesbank nach
entscheidend davon abhängen, inwieweit die Banken Wech-
der gegebenen Aufgabenverteilung den Landeszentralbanken.
sel und Kreditforderungen tatsächlich als Sicherheit für Refi-
Obwohl das geldpolitische Instrumentarium der EZB in wei-
nanzierungsoperationen nutzen.
ten Teilen dem der Bundesbank entspricht, gibt es auf einigen
Wertpapierpensionsgeschäfte sind nach Volumen und Bedeu-
Gebieten Änderungen.
tung für die laufende Geldmarktsteuerung das wichtigste Refi-
Die gravierendste Veränderung ist der Wegfall des Redis-
nanzierungsinstrument der Bundesbank. Ihre Abwicklung
kontkredits. Damit erübrigen sich bei den Landeszentralban-
obliegt den Landeszentralbanken. Sie umfaßt nach den bis
ken eine Reihe von Tätigkeiten aus dem bisherigen Ankauf
Ende 1998 geltenden Regelungen der Bundesbank die Ent-
von Wechseln zu einem festgelegten Diskontsatz. Im Jahr
gegennahme und Überprüfung der Gebote der Kreditinstitute,
Frankfurter Finanzmarkt-Bericht, Nr. 32
sel angekauft und zur Beurteilung der Bonität der Wechsel-
S. 3
Übermittlung der individuellen Zuteilungsergebnisse und ihre
Form bisher nicht verwendetes Instrument einsetzen. Hierfür
Gutschrift auf den Konten der Kreditinstitute sowie die An-
richten die Landeszentralbanken Sonderkonten für die Kre-
eignung der entsprechenden Wertpapiere und die Verwaltung
ditinstitute ein.
der „Dispositionsdepots“, in denen die Kreditinstitute die für
Die vom ESZB verlangten Mindestreserven werden von den
Wertpapierpensionsgeschäfte
Kreditinstituten auf ihren laufenden Konten bei den Landes-
vorgesehenen
Wertpapiere
unterhalten.
zentralbanken unterhalten. Beim Einsatz des Mindestreserve-
Im ESZB ist die technische Abwicklung der Refinanzie-
Instruments gibt es sowohl für die Kreditinstitute wie für die
rungsoperationen dadurch erleichtert, daß die Bundesbank
Landeszentralbanken Arbeitsentlastungen. Zum einen entfal-
alle Geschäfte einheitlich in Darlehensform kleidet. Das
len die besonderen Mindestreservemeldungen, da die Daten
Nebeneinander von Darlehen (Lombardkredit), Wechselan-
über die reservepflichtigen Verbindlichkeiten aus der laufen-
kauf und Pensionsgeschäften entfällt. Die Hauptrefinanzie-
den monatlichen statistischen Meldung der Banken entnom-
rungsoperationen der EZB (wöchentliche Ausschreibung,
men werden. Zum anderen sind regelmäßige Mindestreser-
zwei Wochen Laufzeit), die praktisch die Wertpapierpen-
veprüfungen nicht mehr vorgesehen.
sionsgeschäfte der Bundesbank ersetzen, sowie die längerfri-
Insgesamt dürften sich aus Zusatzaufwand und Arbeitser-
stigen Refinanzierungsgeschäfte (monatlicher Tender, drei
sparnis im Bereich der praktischen Geschäftsabwicklung
Monate Laufzeit) werden mithin von der Bundesbank
geldpolitischer Operationen bei den Landeszentralbanken per
als Darlehensgeschäfte auf Pfandbasis abgewickelt. Die
saldo keine gravierenden Veränderungen ergeben. In einem
jeweils notwendigen Sicherheiten für die einzelnen Trans-
Kernbereich, in dem bei der Landeszentralbank in Hessen
aktionen werden einem einheitlichen Pfandpool entnommen,
rund 10 % der Mitarbeiter beschäftigt sind, wird sich mithin
der für jedes Kreditinstitut eingerichtet ist. Die Pfandpool-
die Rolle der Landeszentralbanken durch das ESZB nicht
Lösung weist gegenüber Repogeschäften eine Reihe von
wesentlich wandeln.
Vorzügen auf, insbesondere den Wegfall der Zuordnung
bestimmter verpfändeter Wertpapiere zu speziellen Geschäf-
... in der Bargeldversorgung
ten und damit von jeweiligen Einzelbuchungen zur Eigen-
Neue Banknoten werden durch die LZB-Zweiganstalten in
tumsverschaffung; zudem erlaubt es einen einfachen Pfänder-
den Verkehr gebracht, indem sie an die Kreditinstitute gegen
austausch.
Belastung ihres LZB-Kontos zur Deckung der Bargeldnach-
Bei der Landeszentralbank in Hessen unterhalten fast 300
frage der Bankkunden ausgezahlt werden. Die Einführung des
Banken als Pfänder für Refinanzierungsgeschäfte mit der Lan-
Euro-Bargelds ab Anfang des Jahres 2002 stellt für die Bun-
deszentralbank festverzinsliche Wertpapiere von nahezu
desbank wie für alle beteiligten EWU-Notenbanken eine
200 Mrd DM. Für diese Papiere übernimmt die LZB in Hes-
enorme logistische Herausforderung dar. Rund 2,6 Mrd Noten
sen die üblichen Depotverwaltungsarbeiten, sorgt also dafür,
und 48 Mrd Münzen, das sind rd. 80.000 Tonnen, müssen
daß die Deponenten pünktlich ihre Zinserträge und bei Fäl-
allein in Deutschland eingesammelt und durch Euro-Noten
ligkeit den entsprechenden Gegenwert erhalten und bei Ver-
und -Münzen ersetzt werden. Hierzu sind bereits umfassende
kauf von Wertpapieren aus dem Dispositionsdepot-Bestand
Konzepte für die Lagerung und den Transport des Geldes ent-
eine zügige Belieferung erfolgt.
wickelt worden. Somit wird der Arbeitsaufwand in der Geld-
Im Rahmen der laufenden Liquiditätssteuerung wird die EZB
bearbeitung in den nächsten Jahren erst einmal erheblich
mit der sogenannten Einlagenfazilität, die den Kreditinstitu-
zunehmen. Nach 2002 wird er sich allmählich wieder etwa
ten die verzinsliche Anlage überschüssiger Liquidität bei der
auf das normale Niveau zurückentwickeln, d.h. die bisherige
Zentralbank ermöglicht, ein von der Bundesbank in dieser
Bearbeitung von DM-Banknoten und -Münzen wird in mehr
S. 4
Frankfurter Finanzmarkt-Bericht, Nr. 32
oder weniger gleichem Umfang durch die Geldbearbeitung
Unbarer Zahlungsverkehr
bei der Landeszentralbank in Hessen
von Euro-Noten und -Münzen ersetzt.
Durchschnittlich dreimal im Jahr fließen die ausgegebenen
Banknoten zu den LZB-Zweiganstalten zurück. Moderne
130 %
Bearbeitungsautomaten zählen die Banknoten und prüfen
gleichzeitig ihren Zustand und ihre Echtheit. Verschmutzte
120 %
Umsätze
und beschädigte Scheine werden aussortiert und vernichtet.
Falschnoten werden an die Kriminalpolizei weitergegeben.
110 %
Bei der Landeszentralbank in Hessen wurden im Jahr 1997
über 650 Mio Banknoten bearbeitetet. In gleicher Weise wer-
100 %
den die Münzen des Bundes durch die Landeszentralbanken
in Verkehr gebracht und „gepflegt“.
90 %
Von den Beschäftigtenzahlen her ist die Bargeldbearbeitung
ein bedeutender Arbeitsbereich der Landeszentralbanken. In
80 %
manchen Zweiganstalten ist fast die Hälfte der Mitarbeiter in
der Geldbearbeitung beschäftigt. Insgesamt arbeiten gut 30 %
70%
der Mitarbeiter der Landeszentralbank in Hessen unmittelbar
Mitarbeiter
in diesem Bereich. Mit der Bargeldversorgung sind darüber
60 %
hinaus eine ganze Reihe weiterer Tätigkeiten verknüpft. Insbesondere der notwendige hohe Sicherheitsstandard in der
50 %
Geldbearbeitung erfordert beträchtliche sachliche und personelle Aufwendungen.
40 %
1993
1994
1995
1996
1997
1998
... im bargeldlosen Zahlungsverkehr
Die Deutsche Bundesbank hat den gesetzlichen Auftrag, für
Neue Anforderungen stellt die Einführung des Euro im Zah-
die bankmäßige Abwicklung des Zahlungsverkehrs im Inland
lungsverkehr insbesondere an die von der Landeszentralbank
und mit dem Ausland zu sorgen (§ 3 Bundesbankgesetz). Auch
in Hessen betriebene Elektronische Abrechnung EAF2. Ein
nach Einführung des Euro wird der unbare Inlandszahlungs-
Großteil des EAF-Abwicklungsvolumens sind bislang
verkehr über die LZB-Zweiganstalten abgewickelt. Hinzu
Anschaffungen von DM-Beträgen aus internationalen Trans-
kommt, daß die nationalen Echtzeit-Brutto-Großbetrags-Zah-
aktionen. Durch den Übergang zum Euro ist Frankfurt für
lungssysteme über das TARGET -System der Europäischen
Euro-Beträge nicht mehr in gleicher Weise der natürliche erste
Zentralbank miteinander verknüpft sind. Das Zahlungsver-
Anschaffungsplatz wie bisher für DM-Beträge. Euro-Trans-
kehrsnetz der Bundesbank ist über den Elektronischen Schal-
aktionen können an allen Finanzplätzen im EWU-Raum ver-
ter ELS an TARGET angeschlossen. Es ist daher zu erwarten,
rechnet werden, wo ein leistungsfähiges Abwicklungssystem
1
daß ein Teil des Auslandszahlungsverkehrs, der bisher im Korrespondenzbanknetz der Kreditinstitute abgewickelt wurde,
künftig im Elektronischen Schalter über die LZB-Zweiganstalten in das TARGET-System geleitet wird.
Frankfurter Finanzmarkt-Bericht, Nr. 32
TARGET: Trans-European Automated Real-time Gross settlement
Express Transfer
2
Vgl. Frankfurter Finanzmarkt-Bericht, Nr. 24/96, EAF-2 Elektronische Abrechnung Frankfurt. Weitere EAF Informationen unter
Tel. 00 49 69 23 88 18 18
1
S. 5
zur Verfügung steht. Die EAF muß sich mithin im internatio-
... in der Bankenaufsicht
nalen Wettbewerb verschiedener Zahlungssysteme behaup-
Die Bankenaufsicht wird vom Bundesaufsichtsamt für das
ten. Sie ist hierauf bereits durch eine Reihe von Maßnahmen
Kreditwesen in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundes-
vorbereitet worden: Beschleunigung des Verrechnungspro-
bank ausgeübt. Die Landeszentralbanken sind im Rahmen die-
zesses durch Einsatz weiterentwickelter Algorithmen, fle-
ser Zusammenarbeit umfassend in die laufende Aufsicht über
xiblerer Liquiditätseinsatz, weltweite Zulassung der Teil-
die Kreditinstitute eingeschaltet. Diese reichen den Landes-
nahme im Wege des Fernzugangs sowie mittelbare Teilnahme
zentralbanken die im Kreditwesengesetz (KWG) vorge-
von Banken im Ausland an der EAF.
schriebenen Anzeigen, Monatsausweise und Jahresab-
Darüber hinaus bringt der Übergang zum Euro im unbaren
schlüsse ein, die ausgewertet und gegebenenfalls mit
Zahlungsverkehr eine Reihe von zum Teil weitreichenden Ver-
Vorschlägen über bankaufsichtlich zu ergreifende Maßnah-
änderungen mit sich. Die EZB hat für das TARGET-System
men an das Bundesaufsichtsamt weitergeleitet werden. In
eine Betriebsbereitschaft an normalen Geschäftstagen von
zahlreichen Gesprächen der Landeszentralbank mit den
7.00 bis 18.00 Uhr festgesetzt, wobei die Zeit zwischen 17.00
Geschäftsleitungen der Kreditinstitute wird die wirtschaftli-
und 18.00 Uhr dem Interbankenhandel vorbehalten ist. Fer-
che Lage und die Geschäftspolitik der Banken erörtert. So hat
ner wird TARGET auch an Feiertagen – mit Ausnahme des
die Landeszentralbank in Hessen im vergangenen Jahr rd. 450
ersten Weihnachtsfeiertages und des Neujahrstages – EWU-
festgestellte Jahresabschlüsse von Kreditinstituten und rd. 350
weit geöffnet sein. Der Einsatz verschiedener geldpolitischer
Prüfungsberichte zu den Jahresabschlüssen bearbeitet, etwa
Instrumente (Spitzenrefinanzierungs-/Einlagenfazilität, Fein-
5.000 Monatsausweise und weit mehr als 10.000 Einzelan-
steuerungsoperationen) wird an die TARGET-Betriebsbereit-
zeigen über Großkredite sowie eine Vielzahl von Millionen-
schaft angepaßt werden.
kreditanzeigen überprüft sowie 20 Handelsgeschäfts- und
Da eine Betriebsbereitschaft bis 18.00 Uhr umfangreiche
sonstige Prüfungen vor Ort bei den Kreditinstituten vorge-
Nacharbeiten impliziert, bedeutet die Anpassung der Bun-
nommen. Darüber hinaus arbeitet die Landeszentralbank auf-
desbank-Zahlungssysteme an die TARGET-Öffnungszeiten
grund ihrer Fachkenntnisse aus der Praxis auch an Grund-
für die Landeszentralbanken versetzte Arbeitszeiten, Schicht-
satzfragen der Bankenaufsicht einschließlich ihrer Fort-
arbeit und Feiertagsarbeit im Bereich des unbaren Zahlungs-
entwicklung mit. Gerade am Bankenzentrum Frankfurt, an
verkehrs sowie in der Abwicklung von geldpolitischen
dem fünf der zehn größten deutschen Kreditinstitute sowie
Operationen. Der mit dem Euro-Einführungsgesetz im Ar-
vier Spitzeninstitute des Sparkassen- und Genossenschafts-
beitszeitgesetz dem Kreditgewerbe eingeräumte Spielraum
sektors ihren Hauptsitz haben und 136 Tochtergesellschaften
für die Feiertagsarbeit muß mithin auch von den Landeszen-
und Niederlassungen ausländischer Kreditinstitute vertreten
tralbanken in Anspruch genommen werden. Darüber hinaus
sind, werden an Umfang und Qualität der Aufsichtstätigkeit
werden eine Reihe von beamtenrechtlichen Fragen – Arbeits-
besonders hohe Anforderungen gestellt. Während in der Bun-
zeitregelung gemäß Arbeitszeitverordnung, Mehrarbeitszeit-
desbank insgesamt etwa 5 % der Mitarbeiter mit Bankenauf-
ausgleich bzw. -vergütung – aufgeworfen, die ganz neue
sichtsaufgaben befaßt sind, arbeiten bei der Landeszentral-
Lösungen erfordern. Spezielle einschränkende arbeitsrecht-
bank in Hessen mit rd. 100 Mitarbeitern etwa 10 % in diesem
liche Regelungen des öffentlichen Dienstes im Vergleich zum
Bereich.
privaten Kreditgewerbe sind insoweit kaum noch vertretbar
An dieser bankaufsichtlichen Tätigkeit ändert sich in der
und nur schwer gegenüber den Mitarbeitern durchzusetzen.
Europäischen Währungsunion grundsätzlich nichts. Nach Art.
Insgesamt entfallen ca. 14 % der Mitarbeiter der Landeszen-
105 Abs. 5 des EU-Vertrages trägt das ESZB „zur reibungs-
tralbank in Hessen auf diesen Bereich.
losen Durchführung der von den zuständigen Behörden auf
S. 6
Frankfurter Finanzmarkt-Bericht, Nr. 32
dem Gebiet der Aufsicht über die Kreditinstitute und der Sta-
veränderter Ausgestaltung. Die Meldungen sind weiterhin bei
bilität des Finanzsystems ergriffenen Maßnahmen bei“. Der
den Landeszentralbanken einzureichen und von ihnen zu prü-
Rat kann nach Art. 105 Abs. 6 „durch einstimmigen Beschluß
fen. Da auch künftig nationale Zahlungsbilanzen erstellt wer-
auf Vorschlag der Kommission nach Anhörung der EZB und
den sollen, bleibt auch die Verpflichtung nach dem Außen-
nach Zustimmung des Europäischen Parlamentes der EZB
wirtschaftsgesetz unverändert erhalten, wonach Unternehmen
besondere Aufgaben im Zusammenhang mit der Aufsicht über
und Privatpersonen Meldungen über Zahlungen von und nach
Kreditinstitute und sonstige Finanzinstitute mit Ausnahme
dem Ausland bei den LZB-Zweiganstalten abzugeben haben.
von Versicherungsunternehmen übertragen“. Art. 25.2. der
Die Landeszentralbanken überwachen den Eingang und die
Satzung des ESZB und der EZB stellt noch einmal klar, daß
Ordnungsmäßigkeit der außenwirtschaftlichen Meldungen.
die EZB nur „besondere Aufgaben“, nicht aber generelle Auf-
Unstimmigkeiten werden zusammen mit den Meldepflichti-
gaben im Rahmen der Bankenaufsicht wahrnehmen kann. Ob
gen bereinigt. Allein im vergangenen Jahr wurden bei der LZB
und inwieweit von dieser Ermächtigung in der Zukunft
in Hessen 967.000 Meldungen eingereicht. Die Einhaltung
Gebrauch gemacht wird, ist nicht anzusehen. Daher bleibt die
der Meldepflicht wird durch Prüfungen von LZB-Mitarbei-
Organisation und die Durchführung der Bankenaufsicht wie
tern bei den Kreditinstituten überwacht.
bisher allein Sache der Mitgliedstaaten der EU.
Dagegen entfallen die bisherigen Aufgaben der Landeszentralbanken auf dem Gebiet der währungsrechtlichen Geneh-
... in sonstigen Aufgabengebieten
migungen nach § 3 Währungsgesetz. Nach diesem Para-
Über die dargestellten „Kernaufgaben“ hinaus sind die Lan-
graph bedurfte das Eingehen von DM-Schulden, die an
deszentralbanken in eine Reihe weiterer Aufgaben der Bun-
einen Wertmesser (z.B. Lebenshaltungskostenindex) gekop-
desbank einbezogen. Sie wirken z.B. an der Emission von
pelt sind, sowie die Vereinbarung von Verbindlichkeiten in
Bundeswertpapieren mit, für die die Bundesbank in ihrer
fremder Währung zwischen Inländern einer Genehmigung
Funktion als Hausbank des Staates Ausschreibung, Abwick-
durch die jeweils zuständige Landeszentralbank. Bei der
lung und – bei börsennotierten Papieren – Kurspflege über-
Landeszentralbank in Hessen wurden 1998 rd. 3.700
nimmt. Bundeswertpapiere werden auch über die LZB-
Genehmigungsanträge eingereicht. Das in § 3 Satz 1
Zweiganstalten verkauft. Von den im Tenderverfahren
Währungsgesetz enthaltene Verbot der Eingehung von
begebenen Wertpapieren des Bundes werden wegen des hohen
Fremdwährungsverbindlichkeiten entfällt ersatzlos. Das
Bietungspotentials der in Frankfurt ansässigen Banken im
Indexierungsverbot nach § 3 Satz 2 Währungsgesetz wird
Durchschnitt rd. drei Viertel bei hessischen Kreditinstituten
teilweise in § 2 des Preisangaben- und Preisklauselgesetzes
über die Landeszentralbank in Hessen untergebracht. Bei den
fortgeführt. Zuständige Genehmigungsbehörde ist das Bun-
Daueremissionen (Finanzierungsschätze, Bundesobligatio-
desamt für Wirtschaft in Eschborn.
nen, Bundesschatzbriefe) liegt der Anteil deutlich niedriger,
Euro ergeben sich in diesem Bereich keine wesentlichen
Neue Technik und neue Aufgaben erzwingen
Anpassung
Änderungen.
Alles in allem genommen bringt der Übergang zum Euro bei
Gleiches gilt auch für den Bereich des statistischen Melde-
den Landeszentralbanken zwar in einigen Bereichen Verän-
wesens. Die Erhebungen auf dem Gebiet des Bank- und Geld-
derungen in Art und Umfang der Aufgaben, z.T. auch den Weg-
wesens gemäß § 18 Bundesbankgesetz werden in etwa
fall von Tätigkeiten mit sich; dies hält sich insgesamt jedoch
gleichem Umfang fortgesetzt, wenngleich aufgrund der not-
in relativ engen Grenzen. Gravierender sind die Auswirkun-
wendigen Harmonisierung der Statistik im Euroraum in z.T.
gen der strukturellen Veränderungen im Bankgewerbe und des
beträgt aber immer noch 30–40 %. Durch den Übergang zum
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S. 7
technischen Fortschritts, namentlich in der Datenverarbei-
Wege der Datenfernübertragung abgewickelt. Das Manage-
tung.
ment der von den Kreditinstituten bei den Landeszentralban-
In der Bargeldbearbeitung haben die Rationalisierungsbe-
ken hinterlegten Sicherheiten wird zunehmend auf DV-Ver-
strebungen der Kreditinstitute und die verstärkte Einschaltung
fahren umgestellt. Einen zusätzlichen Anstoß erhält dieser
von Transportunternehmen in die bankmäßige Aufbereitung
Prozeß, wenn das elektronische Sicherheitenverwaltungs-
und die Verteilung des Geldes auf die LZB-Zweiganstalten
system XEMAC der Deutsche Börse Clearing 1999 an den
dazu geführt, daß sich die Bargeldbearbeitung zunehmend auf
bei den Landeszentralbanken eingerichteten Pfandpool ange-
einzelne LZB-Zweiganstalten konzentriert. Im unbaren Zah-
bunden wird. Auch die Übermittlung und Bearbeitung bank-
lungsverkehr bewirken rationellere Abwicklungsverfahren,
statistischer und bankenaufsichtlicher Meldungen wird
insbesondere die zunehmende Elektronisierung, sowie das
schrittweise auf elektronische Verfahren umgestellt.
Bedürfnis der Kreditinstitute nach einer zentralisierten Liqui-
Neue Anforderungen erwachsen für die Landeszentralbanken
ditätshaltung eine Umverteilung und Konzentration der Zah-
überdies aus erweiterten Aufgabenstellungen. In den letzten
lungsverkehrsströme bei den LZB-Zweiganstalten. Dadurch
Jahren traf dies insbesondere für den Bereich der Bankenauf-
sind wesentliche Teile traditioneller LZB-Zweiganstal-
sicht zu. Aufgrund der rasanten Ausbreitung von Finanzinno-
tentätigkeiten in der Fläche verschwunden. Die Bundesbank
vationen, der zunehmenden Komplexität von Finanzproduk-
trägt dem mit einer Reduzierung ihres Zweiganstaltennetzes
ten und nicht zuletzt durch Finanzmarktkrisen sind die
Rechnung. Die Landeszentralbank in Hessen hat in den letz-
Erwartungen an Umfang, Intensität und Qualität der Banken-
ten zehn Jahren die Zahl ihrer Zweiganstalten von 18 auf
aufsicht erheblich gestiegen. Bei den Landeszentralbanken
9 halbiert. Kamen vor zehn Jahren auf eine Zweiganstalt der
hat sich dies bereits durch eine deutliche Ausweitung der „vor-
Landeszentralbank in Hessen im Schnitt 310 Tsd Einwohner,
Ort“-Prüfungen bei den Kreditinstituten zusammen mit dem
was dem Durchschnitt in Westdeutschland insgesamt ent-
Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen und der Dienststelle
sprach, sind es heute 670 Tsd Einwohner pro Zweiganstalt,
des Direktoriums der Deutschen Bundesbank niedergeschla-
was die geringste Zweiganstaltendichte unter den Flächen-
gen. So führen sie Handelsgeschäftsprüfungen sowie Prüfun-
staaten Westdeutschlands ist.
gen der eigenen Modelle der Kreditinstitute für die Berech-
Aber nicht nur wie hier nach außen sichtbar, sondern auch im
nung der Eigenkapitalunterlegung für Marktrisiken durch.
Inneren hat die elektronische Revolution die Arbeitsstruktu-
Zudem wurde durch die 6. KWG-Novelle der Bankenaufsicht
ren bei den Landeszentralbanken umgekrempelt. In der Bar-
die Aufsicht über Finanzdienstleister und die „Austrocknung“
geldbearbeitung werden elektronisch gesteuerte Automaten
des schwarzen Kapitalmarktes übertragen. Für beide Aufga-
eingesetzt, die mit einer Geschwindigkeit von bis zu vierzig
ben sind die „vor Ort“ befindlichen Landeszentralbanken prä-
Noten pro Sekunde die Banknoten zählen und zugleich auf
destiniert; sowohl die „off site“ Prüfungen als auch die „on
ihre Umlauffähigkeit und Echtheit prüfen. Der unbare Zah-
site inspections“ werden größtenteils von ihnen durchgeführt.
lungsverkehr wird heute nahezu völlig „papierfrei“ per Daten-
Insgesamt hat diese Entwicklung eine Schwerpunktverlage-
trägeraustausch bzw. zunehmend per Datenfernübertragung
rung von einfachen, oftmals manuellen Tätigkeiten hin zu
abgewickelt. Auch in die Abwicklung der geldpolitischen
konzeptionellen und intellektuellen Arbeiten zur Folge. Ins-
Refinanzierungsoperationen hat moderne Informationstech-
besondere die elektronische Datenverarbeitung bewirkt in
nologie längst Einzug gehalten. Tenderverfahren für Wert-
nahezu allen Aufgabengebieten der Landeszentralbanken
papierpensionsgeschäfte und für die Emission von Bundes-
erhebliche Veränderungen der Tätigkeitsprofile. Hier erwach-
anleihen werden über das von der Landeszentralbank in
sen in zunehmendem Maße Aufgaben in der konzeptionellen
Hessen entwickelte Automatische Bietungssystem ABS im
Neu- und Weiterentwicklung sowie in der Systempflege und
S. 8
Frankfurter Finanzmarkt-Bericht, Nr. 32
der Prozeßüberwachung, die hohes Spezialwissen erfordern.
lungsverkehrsabwicklung auf das „New York Clearing
Bei der Deckung des Bedarfs an Spezialisten erweisen sich
House“) oder werden nur in begrenztem Umfang vom Federal
die arbeits-, personal- und besoldungsrechtlichen Regelungen
Reserve System (Fed) durchgeführt (Bankenaufsicht). Hinzu
des öffentlichen Dienstes oft als hinderlich.
kommt, daß die angelsächsischen, aber auch einige der dem
Aber auch auf anderen Gebieten sehen sich die Mitarbeiter
ESZB angehörenden Zentralbanken von einem grundsätzlich
vor ganz neue Anforderungen gestellt. So kommt z.B. die Ban-
anderen Verständnis über den Zugang des Bankgewerbes zur
kenaufsicht heute nicht mehr ohne Mathematik und Statistik
Notenbank ausgehen als die Bundesbank. Fed und Bank of
für die Überprüfung der Risiken aus bestimmten Finanzpro-
England z.B. konzentrieren ihre Zentralbankgeschäfte auf
dukten aus. Die Landeszentralbank in Hessen hat daher erst-
jeweils einen zentralen Platz (New York bzw. London) und
mals Mathematiker für bankaufsichtliche Tätigkeiten einge-
auf einen engen Kreis von Geschäftspartnern. Die Bundes-
stellt. Da solches Spezialwissen nicht in der Fläche, sondern
bank ist dagegen geprägt vom Grundsatz der Gleichbehand-
nur konzentriert an zentraler Stelle bereitgehalten werden
lung aller Kreditinstitute, nach dem die Zentralbank durch
kann, ist auch von daher die Verschiebung der Personalstruk-
Präsenz vor Ort einen breiten Zugang auch der Kreditinstitute
tur zulasten der Zweiganstalten und zugunsten der Hauptver-
in der Fläche zu ihren Refinanzierungsoperationen, der Bar-
waltungen gefördert worden. Gleichzeitig mit den Verände-
geldversorgung und der Abwicklung des unbaren Zahlungs-
rungen der Personalstruktur haben die Landeszentralbanken
verkehrs gewährleisten soll, was selbstverständlich einen ent-
ihren Personalbedarf fortlaufend verringert. Bei der Landes-
sprechend höheren Sach- und Personalaufwand erfordert.
zentralbank in Hessen ist die Mitarbeiterzahl seit dem Perso-
Alles in allem wird das historische Ereignis der Errichtung
nalhöchststand 1992 von 1.400 auf aktuell 1.200 gesunken.
der Europäischen Währungsunion zweifellos nicht spurlos an
Die von mancher Seite gelegentlich angemahnte Verschlan-
Art und Umfang der Aufgaben und Tätigkeiten der Landes-
kung der Bundesbank ist mithin bereits seit Jahren in vollem
zentralbanken vorübergehen. Die Veränderungen, die sie mit
Gange.
sich bringt, wirken freilich zusammen mit anderen Kräften
Wenn in diesem Zusammenhang vor allem mit Blick auf den
des Wandels, die schon länger walten und fortwirken werden.
relativ niedrigeren Personalbestand der Zentralbanken in den
Die Einführung des Euro für sich ist in diesem Kontext nicht
angelsächsischen Ländern die kritische Frage gestellt wird,
einmal der dominierende Faktor. Er forciert jedoch die interne
ob die Bundesbank mit insgesamt fast 16.000 Beschäftigten
Umstrukturierung, auch wenn diese ganz andere Bestim-
angemessen dimensioniert sei, wird häufig übersehen, daß Art
mungsgründe hat, und erzeugt Druck, die veränderten Auf-
und Umfang der Aufgaben verschiedener Notenbanken kei-
gaben der Öffentlichkeit zu vermitteln. Eine ganz andere
neswegs deckungsgleich sind. Zudem unterliegen Zentral-
Frage ist, ob und inwieweit der Übergang der geldpolitischen
banken unterschiedlichen Organisationsvorgaben, die in
Entscheidungskompetenz auf den EZB-Rat und die insoweit
Deutschland auf eine ausgeprägt dezentrale, föderalistische
veränderte Rolle des deutschen Zentralbankrates Anlaß zu
Struktur mit eigenen Kompetenzen der Landeszentralbanken
Überlegungen über die angemessene Organisation der Bun-
und einer flächendeckenden Präsenz durch ein entsprechen-
desbank im ESZB-System gibt. Eine zunehmende Diskussion
des Filialnetz ausgerichtet sind. In den USA, die gerne zum
darüber ist zu erwarten.
Vergleich herangezogen werden, sind wichtige Aufgaben, die
hierzulande von der Bundesbank wahrgenommen werden, bei
anderen staatlichen Instituten angesiedelt (z.B. Banknotenentwicklung, Falschgeldbearbeitung, Wertpapieremissionen
durch das Schatzamt), bzw. privatisiert worden (Teile der Zah-
Frankfurter Finanzmarkt-Bericht, Nr. 32
S. 9
Chronik des Finanzmarktes
1997
20.06.
Die Deutsche Bundesbank richtet zum 50. Jahrestag der
Währungsreform einen Festakt in der Frankfurter Paulskirche
01.11.
aus.
Elf amtlich bestellte Kursmakler gründen in Frankfurt die
06.07.
Intermediär Center Frankfurt Kursmakler AG (ICF).
An der Eurex Deutschland wird erstmals ein Jumbo-Pfandbrief-Future gehandelt.
1998
07.07.
01.01.
Die Deutsche Börse AG und die London Stock Exchange
Das Bundesanleihekonsortium wird durch die „Bietergruppe
vereinbaren in einem Memorandum of Understanding eine
Bundesemissionen“ abgelöst. In einem modernisierten Emis-
strategische Allianz, deren Ziel die Schaffung einer gemein-
sionsverfahren werden alle Bundesemissionen nach einheit-
samen elektronischen Handelsplattform für europäische
licher Methode versteigert.
Aktien ist.
07.09.
31.01.
Das Interbanken-Clearingsystem EAF bietet Auslandsbanken
Die Deutsche Terminbörse überflügelt die Liffe beim Bund-
als Alternative zum direkten Anschluß nun auch einen mittel-
Future mit einem Marktanteil von 56,5% im Januar.
baren Zugang an.
28.05.
Die Weltbank eröffnet in Frankfurt eine Repräsentanz.
18.09.
Die Europäische Zentralbank unterrichtet über die vorgesehenen geldpolitischen Instrumente in der 3. Stufe der
01.06.
Die Europäische Zentralbank wird unmittelbar nach Ernen-
Währungsunion. Zum Instrumentarium gehört auch eine verzinsliche Mindestreserve.
nung ihres Direktoriums in Frankfurt errichtet.
12.10.
02.06.
Über das Elektronische Handelssystem XETRA der Deut-
An der Deutschen Terminbörse (DTB) wurden nach der neue-
schen Börse AG werden erstmals auch festverzinsliche Wert-
sten offiziellen Statistik im Mai erstmals seit ihrem Bestehen
papiere gehandelt. Bei Aktien entfallen mittlerweile über zwei
in einem Monat mehr Kontrakte gehandelt als an der Liffe in
Drittel der Gesamtumsätze auf XETRA.
London.
13.10.
18.06.
Der EZB-Rat beschließt die Grundzüge seiner geldpolitischen
Die Deutsche Terminbörse (DTB) wird in Eurex Deutschland
Strategie, in der die Geldmenge eine hervorgehobene Rolle
umbenannt.
spielt.
S. 10
Frankfurter Finanzmarkt-Bericht, Nr. 32
Zahlen zum Frankfurter Finanzmarkt
Banken in Frankfurt
1994
1995
1996
1997
1. Hj. 1998
Anzahl der Banken insgesamt
408
425
402
397
386
– mit Sitz in Frankfurt
201
216
211
210
210
1)
135
137
135
137
136
– Niederlassungen inländischer Banken
80
87
84
85
81
– Repräsentanzen ausländischer Banken
127
122
107
102
95
55.471
55.473
56.040
55.933
–
darunter: Auslandsbanken
Beschäftigte bei Frankfurter Banken
Geschäftsbanken 2)
Anteil an allen Beschäftigten in Frankfurt in %
11,7
12,1
12,2
12,4
–
3.757
3.629
3.553
3.514
3.520
1.858,5
2.133,7
2.350,4
2.891,7
3.195,3
246,6
257,0
294,9
364,7
349,4
581,1
644,9
658,1
839,8
931.1
60,1
63,7
90,2
114,6
185,1
Deutsche Bundesbank 3)
Geschäftstätigkeit der Frankfurter Banken 4)
Geschäftsvolumen in Mrd DM
darunter: Auslandsbanken
Interbankforderungen
darunter: täglich fällig
Abrechnungsverkehr
der Landeszentralbank in Hessen
Umsätze der Frankfurter Abrechnung in Mrd DM
darunter: Elektronisch (EAF)
höchster Tagesumsatz
170.709
153.865
156.049
182.280
92.355
144.903
148.387
153.416
181.669
92.355
1.326
1.303
1.159
1.254
1.294
5.529,0
6.075,2
6.935,8
6.995,6
4.231,3
1.495,0
1.305,7
1.890,1
2.846,5
2.312,3
Börse Frankfurt 5)
Wertpapierumsätze in Mrd DM
davon: in Aktien
1) Filialen ausländischer Banken sowie Banken im ausländischen Mehrheitsbesitz.
2) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Stadt Frankfurt ohne Bundesbank; Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt.
3) Bundesbank Direktorium und Landeszentralbank (einschl. Beamte).
4) Banken mit juristischem Sitz in Frankfurt einschließlich ihrer Filialen im In- und Ausland.
5) Quelle: Frankfurter Wertpapierbörse
Landeszentralbank in Hessen – Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank
Taunusanlage 5, 60329 Frankfurt am Main, Telefon: 0 69 / 23 88 - 10 60, Telefax: 0 69 / 23 88 - 10 58
internet: http://www.bundesbank.de/lzb-h und [email protected]
Der Frankfurter Finanzmarkt-Bericht erscheint in unregelmäßiger Folge; er wird an Interessenten kostenlos abgegeben.
Frankfurter Finanzmarkt-Bericht
Bisher sind erschienen:
1/90
Der Finanzplatz Frankfurt aus Sicht der
17/94
Landeszentralbank in Hessen
2/90
Auslandsbanken in Frankfurt,
– Chance und Verpflichtung –
18/94
zusätzlich in englischer Sprache
3/91
Bankenaufsicht am Finanzplatz Frankfurt
4/91
Ein Jahr Elektronische Abrechnung bei der
5/91
management –
19/94
6/91
Notenbankrefinanzierung am Bankplatz Frankfurt
7/91
Börsenaufsicht vor Neugestaltung
8/92
Geldmarktnahe DM-Fonds – Aufschwung
20/95
21/95
10/92
Eigenkapitaldiskussion am Bankplatz Frankfurt
vor dem Hintergrund erhöhter Risiken und
Forschung und Ausbildung als Wettbewerbsfaktoren internationaler Finanzplätze
22/95
Auslandsbanken in Frankfurt
– ein fester Faktor des Finanzplatzes –
23/95
Finanzplatzwettbewerb der leisen Art,
Kommunikations-Netze gewinnen zunehmend
Finanzplatz Frankfurt mit Fortschritten und neuen
Perspektiven, zusätzlich in englischer Sprache
Finanzplatzwettbewerb und internationale
Leistungsvergleiche von Banken
außerhalb des Heimatmarktes
9/92
Bedeutung des Zweiten Finanzmarktförderungsgesetzes für den Finanzplatz Frankfurt
Wertpapierleihe – ein weiteres Segment des
hiesigen Finanzmarktes
Zur Diskussion über Finanzderivate
– Hohe Anforderungen an das Risiko-
Landeszentralbank in Frankfurt,
zusätzlich in englischer Sprache
Das Europäische Währungsinstitut in Frankfurt
Einfluß auf Standortqualität
24/96
EAF-2 Elektronische Abrechnung Frankfurt
25/96
Center for Financial Studies, Bedeutung
und Erwartungen aus der Sicht des hiesigen
verschärften Wettbewerbs
Finanzplatzes
11/92
„Dividendenstripping“ im Zwielicht
12/92
Commercial Paper – eine Erweiterung des
Neuere Tendenzen bei der Landeszentralbank
heimischen Geldmarktes
in Hessen
13/93
Elektronische Öffnung im Zahlungsverkehr
– Erfahrungen bei der Landeszentralbank in
Hessen
14/93
Luxemburg und Frankfurt – Europäische
Finanzplätze in ungleichem Wettbewerb
15/93
Swap-Markt Frankfurt
16/93
Die Landeszentralbank in Hessen als Anbieterin
26/97
27/97
Frankfurter Repo-Markt im Aufschwung
28/97
Zum „Wesen“ eines Finanzplatzes und der
Notwendigkeit seiner Förderung
29/98
Finanzverwaltung und deren Konsequenzen
30/98
Taunusanlage Nr. 4, zur Gründung der Bank
deutscher Länder vor fünfzig Jahren
31/98
S. 12
Dem Dividendenstripping auf der Spur,
Aktivitäten von Gesetzgeber, Justiz und
von Dienstleistungen
ab 12/92 auch in englischer Sprache erschienen
Innertagskredit und Notenbankrefinanzierung,
Referenzzinssätze im Finanzplatzwettbewerb
– Euribor versus Eurolibor –
Frankfurter Finanzmarkt-Bericht, Nr. 32

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