Leseprobe - Gypser Verlag

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Colocynthis
Cucumis colocynthis - Koloquinte1
Erstprüfung:
- Hahnemann, S. Reine Arzneimittellehre. Bd. VI. Dresden 1821, S.
99-120.
- Hahnemann, S. Die chronischen Krankheiten. Bd. III. Düsseldorf
1837, S. 161-175.
Verwendete Ausgangsstoffe:
- Tinktur aus der trockenen, gepulverten Frucht [Hahnemann, S. Reine Arzneimttellehre. Bd. VI. Dresden 1821, S. 99.]
- Milchzuckerverreibung der getrockneten Frucht [Hahnemann, S.
Die chronischen Krankheiten. Bd. III. Düsseldorf 1837, S. 161.]
- Kolocynthin: Man zieht das von den Kernen befreite Mark mit kaltem Wasser aus und verdampft den Auszug, wobei sich das Kolocynthin in ölartigen, beim Erkalten fest werdenden Tropfen abscheidet, oder man zieht das wäßrige Extract mit Alkohol aus, verdampft
das Filtrat und behandelt den Rückstand mit wenig Wasser, wo Kolocynthin zurückbleibt [Watzke, o.V. Materialien zu einem physiologischen Umbau. OZH 1(1844)93.]
Wirkungsdauer:
- Die Koloquinte ist von langdauernder Wirkung [Hahnemann, S.
Reine Arzneimittellehre. Bd. VI. 2. Aufl. Dresden u. Leipzig 1827
(11821), S. 175.]
- Als Mittel der Wirkungsdauer der Koloquinte können 2-6 Stunden
angenommen werden, doch erstreckt sich dieselbe nach intensiver
Einwirkung nicht selten auf mehrere Wochen [Watzke, o.V. Materialien zu einem physiologischen Umbau. OZH 1(1844)151.]
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Die Prüfungen wurden in der Regel mit Colocynthis durchgeführt; Symptome, die von
Kolocynthin erzeugt wurden, sind mit (Kc) gekennzeichnet.
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SCHLÄFEN
denen der Kranke gänzlich unfähig ist, seine Geschäfte zu verrichten oder nur mit der größten Aufopferung und Anstrengung.(Kaf 19)]
210 Scharfer Schmerz in der re. Schläfe.(MAC 245)
Scharfer Schmerz in der re. Schläfe, intermittierend und wie von einem
Pfeil.(MAC 245)
Spannender Kopfschmerz in der re. Schläfe (d. 10. Tg.).(WAT 68/Ro)
Bohrende Stiche in der re. Schläfe, durch Berührung vergehend (n. 8½
Std.).(CK 20/La)7
Schmerzhaft drückendes Wühlen in der li. Schläfe.(CK 21/Gn)
Scheitel
215 Schmerz im Scheitel und im li. Auge, wie nervöser Druck (d. 2. Tg.,
abds.).(WAT 53/Ge)
Zuweilen Druck im Scheitel abends (d. 7-.9. Tg.).(Kc)(WAT 103/W) + {209}
Drückender Kopfschmerz längs der Pfeilnaht, < beim Bewegen und
Schütteln des Kopfes und beim Bücken.(CK 14/S) + {96}
Pochender Schmerz im Scheitel, viel < beim Herabbeugen (engl. „on
bending over“).(MAC 244)
Scharfer Schmerz im Scheitel, aussetzend.(MAC 244)
220 Hinterer Teil des Scheitels ist sehr wundschmerzhaft und heiß bei Berührung.(MAC 245)
Hinterkopf
Bohren re. im Hinterkopf (d. 2. Tg.).(LEM 50)
Ziehend drückender Schmerz im Hinterkopf, der gegen Abend verschwand (d. 9. Tg.).(WAT 74/Wa) + {1438}
Häufiges Reißen und Drücken an verschiedenen Stellen des Hinterkopfes, im li. Jochbein (d. 2. Tg.).(LEM 66)
Schwere und Schmerz im Hinterhaupt und Empfindlichkeit der Augäpfel, 18h nachmittags, verschlimmerten sich bedeutend bis 20h, wo
er zu Bett ging (d. 5. Tg.).(Kc)(WAT 102/W)
225 Stiche fahren durch das Hinterhaupt beim stärkeren Auftreten (d. 5.
Tg.).(Kc)(WAT 103/W) + {98}
7
Zeitangabe ergänzt nach RA 17.
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ÄUSSERER KOPF
Äußerer Kopf
Bohren in den Kopfknochen, vorzüglich re., mehrmals (d. 6. Tg.,
morg.).(LEM 51) + {151}
Beißendes Brennen auf dem Haarkopf li. Seite.(CK 25/Gn)
Heftiger, langdauernder Druck in den seitlichen Hinterhauptshöckern
(d. 1. Tg., ca. 20h).(WAT 61/Ha)
Drücken und Spannen am Hinterhaupt, am stärksten an den unteren
seitlichen Höckern (d. 1. Tg.).(WAT 60/Ha)
230 Reißen re. auf dem Schädel (d. 4. Tg.).(LEM 50)
Wundheitsgefühl der Scheitelhaut, als ob an dieser Stelle die Haare anhaltend in die Höhe gezogen würden (d. 8.-9. Tg.).(WAT 74/Wa)
Ziehen in der Kopfhaut (d. 1. Tg.).(WAT 87/W)
Die Haarwurzeln schmerzen.(CK 26)
Augen
Schmerzhaftigkeit des Augapfels (d. 1. Tg.).(WAT 88/W) + {112, 1958}
235 [Schmerzen im li. Auge, erstrecken sich rückwärts.(Par)]
Wehgefühl in den Augäpfel, den ganzen Tag anhaltend, < durch angestrengtes Sehen, schnellere Bewegung der Augen und Bücken (d. 7.
Tg., einige Tg. lang).(Kc)(WAT 98/W) + {96, 1958}
Beißen in den Augen (d. 1. Tg.).(WAT 88/W)
Muß ziemlich oft mit den Augen blinzeln.(MAC 244)
Brennender Schmerz im ganzen re. Augapfel.(CK 32/Gn)
240 [Brennende, schneidende Schmerzen im re. Auge (Ophthalmie).(Sch)]
Druckschmerz im re. Augapfel nach oben und außen, < beim Wischen
mit dem Finger, der Augapfel fühlt sich dort härter an (d. 6. Tg.,
abds., einige Tg. lang).(WAT 62/Ha) + {262, 275, 370}
Schmerzhafter Druck in den Augäpfeln und Schläfen (d. 2. Tg.,
morg.).(Kc)(WAT 100/W) + {215}
Empfindlicher Druckschmerz in den Augäpfeln, < beim Bücken (d. 1.
Tg.).(WAT 87/W) + {112, 168, 1781}
[Drückender Schmerz im re. (li.) Auge, < Bücken, mit Tränenfluß.(Par)]
245 Schmerz, als würde auf beide Augäpfel von oben herabgedrückt (d. 2.
Tg., abds.).(WAT 53/Ge) + {280}
Dumpfer und intermittierender Schmerz im li. Auge.(MAC 244) + {110}
Empfindlichkeit der Augäpfel (d. 3. Tg., morg.).(Kc)(WAT 101/W) + {224}
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QUELLENVERZEICHNIS
Quellenverzeichnis
1. Arzneiprüfungen und Vergiftungen
Fisher, A.L. Two Cases of Colocynth Poisoning. CMA 39(1901)28-29. [FIS]
Goodno, o.V. Symptoms Produced by Colocynthis. AMM 4(1870)83. {Übers. in
AHZ 85(1872)7; das Mittel wurde geprüft an einem 9-jährigen Mädchen.}
[GOD]
Hahnemann, S. Colocynthis. In: Die chronischen Krankheiten. Bd. III. 2. Aufl.
Düsseldorf 1837, S. 161-175. [CK]
Hahnemann, S. Reine Arzneimittellehre. Bd. VI. Dresden 1821, S. 99-120. {Es
wurden nur die Symptome übernommen sowie Zeitangaben, Fußnoten und andere offensichtliche Auslassungen ergänzt, die nicht in den CK aufgeführt
sind.} [RA]
Hechenberger, o.V. Colocynthologie. AHZ 26(1844)298-300. {Primärquelle Hechenberger, o.V. Kolocynthologie oder die Heilkräfte der Kolocynthis, Innsbruck 1840, nicht verfügbar; zusammenfassend in Watzke, o.V., Materialien,
OZH 1 (1844)38-39.} [HEC]
Jansen, o.V. Coloquinten-Vergiftung. AHZ 118(1889)198-199. {Exzerpt aus den
Therapeutischen Monatsheften 1889; ident. mit HHM 24(1889)605-606.}
[JAN]
Johnson, O. Involuntary Re-Experimentation of Homoeopathic Remedies. JAI
31(1938)17. {Ident. mit HGL 9(1938)103.} [JOH]
Le Beau, C. Fragmentary Proving of Colocynth. HHM 6(1870)28-29. {Ident. mit
NAJ 19(1871)61-62.} [LEB]
Lembke, J. Prüfung mit Tct. Colocynthidis. NZK 15(1870)49-51 u. 65-68.
{Übers. in NAJ 19(1871)54-61.} [LEM]
Linnell, E.H. Extracts from Case Book. CMA 35(1887)658-659. {Ident. mit: TNY
22(1887)131-132; HHM 23(1888)251; erwähnt in Norton, A.B. Ophthalmic
Diseases and Therapeutics, 3rd Ed., Philadelphia 1902 (11892), S. 530.} [LIN]
MacFarlan, D. Colocynthis. HRC 50(1935)244-248. {Ident. mit PCJ
50(1939)238-240.} [MAC]
MacFarlan, M. Provings and Clinical Observation with High Potencies. Philadelphia 1894, S. 102. [MAF]
Martin, E. Arzneimittelprüfungen. Colocynthis. HVJ 10(1859)77-81. {Prüfungsprotokolle der im Jahr 1836 durchgeführten Colocynthis-Prüfung; übers. in
BJH 18(1860)213-219; die Prüfungssymptome wurden zum großen Teil bereits aus einem damals ungedruckten Manuskript übernommen in Noack, A.
u. C.F. Trinks, Handbuch der homöopathischen Arzneimittellehre, Bd. I.,
Leipzig 1843, S. 581-586; und daraus in OZH 1(1844)37-38.} [MAR]
Müller, J.O. Prüfungsfragmente. ZOM 1(1857)43-44. [MUE]
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NACHWORT
Nachwort
Die stark giftige einjährige Kletterpflanze Colocynthis gehört zur Familie der Kürbisgewächse und ist mit der Wassermelone verwandt. Die
bitter schmeckende Frucht mit fester Schale und schwammigem Fruchtfleisch erreicht Apfelgröße und enthält zahlreiche harte Samen. Zum
arzneilichen Gebrauch wird von jeher fast ausschließlich das Fruchtmark verwendet, daraus wird eine hellgelbe, stark bitter und ekelhaft
schmeckende Tinktur hergestellt. Homöopathisch bereitet man die
Tinktur und Verreibung aus der fein pulverisierten getrockneten Frucht.
Colocynthis ist ein altbekanntes und wohlgeprüftes Arzneimittel - so
alt wie die Medizin selbst. Es war schon den ältesten Ärzten - Hippokrates, Dioskorides, Galenus, Paracelsus - bekannt und bei verschiedenartigsten Krankheitsformen oft angewendet. Die breiteste Anwendung
fand dieses Mittel bei den Arabern82: für Gelbsüchtige fein gerieben als
Niespulver, für an Kolik Leidende die Abkochung des Markes in Klystieren; Krätzige und Aussätzige bestrichen sie mit dem frischen Saft
der Blätter, geschwollene Drüsen, Furunkel und Abszesse wurden mit
den grünen Blättern behandelt. Das Decoct der Wurzel gebrauchten sie
als Specificum gegen Schlangenbiß und Skorpionstich. Rhases83 heilte
mit einer aus der Wurzel bereiteten Abkochung seinen eigenen Sohn,
der an vier Stellen von einem Skorpion gestochen worden war. Das Öl
diente als Pomade gegen Kopfschuppen und Ausfallen der Haare; sie
tröpfelten es bei Ohrensausen in die Ohren, rieben es Wurmkranken in
die Bauchhaut ein, legten damit befeuchtete Baumwolle in schmerzhafte hohle Zähne, machten bei anderen Zahnleiden Räucherungen mit den
Kernen der Frucht und festigten lockere Zähne durch Mundbäder aus
Koloquintenessig. Der schmerzende After wurde mit der aus den verbrannten Schalen gewonnenen Asche bestreut. Die durch Flöhe oder
anderes Ungeziefer verunreinigten Wohnungen wurden mit einem Koloquintendecoct besprengt, um diese zu töten oder abzuhalten.
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83
Watzke, o.V. Materialien zu einem physiologischen Umbau. OZH 1(1844)10-13.
Rhases (864-925) - bedeutender Arzt der arabischen Medizin, Naturwissenschaftler, Philosoph und Schriftsteller, lebte in Chorasan (Persien).
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