150 Jahre Festschrift (pdf/16 MB) - Bau

Transcrição

150 Jahre Festschrift (pdf/16 MB) - Bau
Legende
Historischer Kontext
+++++ Württemberg +++++
+++++ Deutschland +++++
+++++ Welt +++++
3 1866 – 2016
Geschichte im Überblick
6
Begrüßung
7 Grußworte
12 1866 – 1914
Gründerjahre und Blütezeit
Ein Verein setzt Maßstäbe
22 Eduard Pfeiffer
Gründungsvater und treibende Kraft
24 1914 – 1945
Zwischen den Kriegen
Auf und ab in Krisenzeiten
32 1945 – 1955
Wiederaufbau aus Ruinen
Stuttgart liegt in Trümmern
38 1955 – 2000
Aufschwung und Bauboom
Phönix aus der Asche
44 2001 – 2016
Sozial ausgerichtet und wirtschaftlich stabil
Altes bewahren, die Zukunft im Blick
50
52
54
56
58
Glanzlichter
Zuhause in Ostheim
Ein wohnliches Quartier für Geringverdiener
Die Sanierung der Altstadt
Großbaustelle im Herzen Stuttgarts
Bad Cannstatt: Stadtentwicklung in Stuttgarts Peripherie
Wohnsiedlung aus der Zeit des Wirtschaftswunders
Alte Häuser – modernes Wohnen
Bedeutende Wegbegleiter
Mitglieder, Vorstände, Verwaltungsrat
Mitarbeiter
Ein Blick in die Zukunft
Übersicht Gebäudebestand
Quellennachweise / Impressum
60
62
64
66
68
71
Begrüßung
Grußwort
VORSTAND DES BAU- UND WOHNUNGSVEREINS STUTTGART (BWV )
MINISTERPRÄSIDENT DES
LANDES BADEN-WÜRTTEMBERG
Der Bau- und WohnungsVerein Stuttgart wird 150 Jahre alt
und feiert Geburtstag. Von unseren Mietern, Mitarbeitern
und Geschäftspartnern einfach nur »der Verein« genannt, ist
diese liebevolle Namensabkürzung ein Synonym für einen
seriösen, menschlichen, empathischen, zuverlässigen und
fairen Partner für alle, die mit ihm zu tun haben.
Für unsere Mieter, die sich darauf verlassen können, im Verein einen Vermieter zu haben, der die soziale Dimension seines Handelns stets im Blick hat.
Für unsere Geschäftspartner, Handwerker, Architekten und
Ingenieure sind wir ein beständiger Auftraggeber, der nachhaltig eine gute handwerkliche und planerische Leistung fordert und dafür einen fairen Preis bezahlt.
Für die Stadt Stuttgart und die Verwaltung sind wir ein nachhaltig tätiger Vermieter für breite Schichten der Stuttgarter
Bevölkerung, ein Garant für bezahlbares städtisches Wohnen in der Landeshauptstadt und für sozial ausgewogene
Quartiersstrukturen, qualitätsvolle Architektur und Städte­bau.
Bei aller schwäbischen Bescheidenheit feiern wir unser
150-jähriges Jubiläum mit Stolz und in dem Bewusstsein,
auch in Zukunft unseren Beitrag für eine lebenswerte Stadt
Stuttgart zu leisten.
So führen wir die Ideale unseres Unternehmensgründers
Eduard Pfeiffer fort, angepasst in der heutigen Zeit, sodass
der Verein noch viele Jahre leben und gedeihen möge und
im Sinne seines großen Gründers Gutes für Stuttgart und die
Stuttgarter Bürger tun kann.
Für die finanzierenden Banken sind wir ein Unternehmen,
welches seinen sozialen Unternehmensauftrag stets mit
wirtschaftlicher Kompetenz verknüpft und somit seinen langfristigen wirtschaftlichen und finanziellen Verpflichtungen
nachkommen kann.
Thomas Wolf
Ernst Wuchner
Jürgen Oelschläger
Vorstand des Bau- und WohnungsVereins Stuttgart (BWV )
Gegründet am 8. März 1866 kann der Bau- und WohnungsVerein Stuttgart im Jahr 2016 auf eine traditionsreiche Unternehmensgeschichte zurückblicken: Als ältestes Wohnungsunternehmen in der Landeshauptstadt feiert der Verein sein
150-jähriges Bestehen. Hierzu gratuliere ich im Namen der
Landesregierung dem Vorstand, allen Mitgliedern sowie den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr herzlich!
Die Versorgung der Bevölkerung mit ausreichendem Wohnraum sowie die dazu erforderlichen Infrastrukturmaßnahmen gehören zu den wichtigsten gesellschaftspolitischen
Aufgaben. Der Wohnungsmarkt muss dabei besonders auf
die veränderten Anforderungen des wirtschaftsstrukturellen und demografischen Wandels vorbereitet werden. Eine
alter­n­­de Gesellschaft, die zunehmende Mobilität im Arbeitsleben und steigende Erwartungen an die Wohnqualität sind
Herausforderungen, die hier ganz besonders zu beachten
und zu bewältigen sind. Die daraus resultierenden Aufgaben
können wir gemeinsam am besten meistern. Auch das Land
Baden-Württemberg leistet dafür seinen Beitrag. So sieht
das Landeswohnraumförderungsprogramm für 2015 und 2016
ein Fördervolumen von je 75 Millionen Euro vor.
Mit fast 5.000 Mietwohnungen und mehr als 300.000 Qua­
dratmetern Wohnfläche im Raum Stuttgart ist der Bau- und
WohnungsVerein Stuttgart ein sehr bedeutender Wohnungsanbieter. Auch das Land Baden-Württemberg begleitet den
Bau- und WohnungsVerein seit vielen Jahren als Mieter
zahlreicher Gebäude in Stuttgart. Unter anderem gehört das
Bauwerk in der Heusteigstraße 45 zum Bestand des Vereins,
in dem einst bis ins Jahr 1961 der erste baden-württembergische Landtag tagte. Die Geschichte des Wohnungsunternehmens ist jedoch nicht nur in dieser Festschrift sichtbar,
sondern erschließt sich den Menschen auch bei einem
Gang durch Stuttgart und dem Blick auf die vielen im Besitz
des Bau- und WohnungsVereins befindlichen Gebäude inmitten der Landeshauptstadt.
Mein herzlicher Dank und meine Anerkennung gelten allen,
die mit ihrem Engagement und ihrem Einsatz zur Erfolgs­
geschichte des Bau- und WohnungsVereins Stuttgart beigetragen haben. Für die Jubiläumsfeierlichkeiten und die
nächsten 150 Jahre wünsche ich dem Verein weiterhin alles
Gute und viel Erfolg.
Winfried Kretschmann
Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg
Grußwort
Grußwort
OBERBÜRGERMEISTER DER
LANDESHAUPTSTADT STUTTGART
VERBANDSVORSITZENDER DES VBW VERBAND
BADEN-WÜRTTEMBERGISCHER WOHNUNGSUND IMMOBILIENUNTERNEHMEN E. V.
Mit seinem Gründungsjahr 1866 ist der Bau- und WohnungsVerein Stuttgart das älteste existierende Wohnungsunternehmen der Landeshauptstadt, das mit Spenden und sozialem Engagement von Bürgern der Stadt aufgebaut wurde.
Seit der heraufziehenden Industrialisierung, inmitten einer
rasanten urbanen Gründerzeit und dem damit einhergehenden Bevölkerungswachstum war vor allem die Versorgung
der »arbeitenden Klasse« nebst Bildungs- und Infrastrukturangeboten ein wichtiges und weitsichtiges Anliegen. So
kann sich der frühere Bau- und Wohlfahrtsverein auch als
Pionier des Gemeinnützigkeitsgedankens und des sozialen
Wohnungsbaus in Deutschland sehen.
Die 150-jährige Geschichte des Bau- und WohnungsVereins
umspannt einen Zeitraum, in dem sich die Stadtentwicklung
und auch die Frage des Wohnens in der Stadt grundlegend
gewandelt haben, in denen sich aber im traditionellen Selbstverständnis des Unternehmens kaum etwas ändern musste.
In den ersten zwei Jahrzehnten um 1900 hat der Verein den
Wohnungsbau in Stuttgart mitgeprägt. Auch das städtebauliche Engagement ist in vielen Stuttgarter Stadtteilen ablesbar. Dieses begann wegweisend für die Stadtsanierung im
historischen Altstadtbereich hinter dem Rathaus oder mit
den damals projektierten und nach der Realisierung zum Teil
sehr beachteten Kolonien Ost-, Süd- und Westheim.
Cannstatt oder in der Balthasar-Neumann-Straße in Freiberg. Hierbei geht es um Nachverdichtung der Stadt, aber
auch um Wohnraum- und Verdrängungsschutz. Zur sozialen
Frage gehören zunehmend auch der Umgang mit den älter
werdenden Menschen und ein barrierearmes Wohnen. Angesichts der in die Jahre kommenden Wohnsiedlungen sind
Anpassungen an neuzeitliche Wohnstandards unverzichtbar.
Hinzu kommen höhere gesetzliche Anforderungen an die
Baustandards. Der Bau- und WohnungsVerein versteht es
dennoch, in diesem Spagat ein unter dem Mietspiegel liegendes Wohnen in unserer Stadt anzubieten.
Trotz der Aufhebung der Gemeinnützigkeit vor gut 25 Jahren sind Unternehmen wie der Bau- und WohnungsVerein
Stuttgart als wirtschaftlicher Verein mit Stiftungscharakter noch immer eine sichere Säule für einen bezahlbaren
Wohnungsmarkt. Sie sind gerade nach der letzten Finanzkrise und in Zeiten eines verschärften Wettbewerbs wieder
wichtiger geworden.
So sieht sich der Verein mit seinen bald 5.000 verwalteten
Mietwohnungen weiterhin in der Verantwortung für breite
Kreise der Bevölkerung und auch die am Wohnungsmarkt
benachteiligten Haushalte. Der Bau- und WohnungsVerein
Stuttgart ist uns daher als die Wohnungspolitik mitgestaltender Akteur im Bündnis für Wohnen sehr willkommen.
Im Zweiten Weltkrieg waren ein Drittel der damals 2.265 Wohnungen zerstört, nicht einmal die Hälfte der verbliebenen
Wohnungen war notdürftig bewohnbar. Der Wiederaufbau
und auch die notwendige Ausweitung des Wohnungsbaus
haben viele Kräfte gebunden. So hat sich der Verein auch in
modernen Stadterweiterungsgebieten mit Großwohnsiedlungen wie Freiberg, Fasanenhof oder Neugereut engagiert.
Ich wünsche dem Bau- und WohnungsVerein Stuttgart weitere Jahrzehnte des Erfolgs und ein gutes Miteinander in
unserer Landeshauptstadt.
Heute steht die Weiterentwicklung vieler Siedlungen auf der
Agenda, so in der Darmstädter und Wetzlarer Straße in Bad
Fritz Kuhn
Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart
Dem Bau- und WohnungsVerein Stuttgart (BWV ) die besten
Wünsche zum Jubiläum. 150 Jahre Tätigkeit in der Wohnungswirtschaft sind eine großartige Leistung. Zumal, da die
Bedingungen nicht immer einfach waren. Der Verein hat für
Stuttgart und für Baden-Württemberg eine besondere Bedeutung: zum einen bietet er in der Landeshauptstadt Wohnraum zu erschwinglichen Preisen und senkt durch eine moderate Mietenpolitik den Mietendurchschnitt. Zum anderen
verwaltet er unter anderem das Eduard-Pfeiffer-Haus, das
dem Landtag nach dem Zweiten Weltkrieg als Plenarsaal
diente. Hier beschloss die Landesversammlung den Zusammenschluss der drei südwestdeutschen Nachkriegsländer.
Baden-Württemberg hat sozusagen in diesem Haus seine
Geburtsstunde erlebt.
Als »Verein für das Wohl der arbeitenden Klassen« auf Initiative des Stuttgarter Sozialreformers Eduard Pfeiffer gegründet, besaß der BWV seit jeher den Charakter einer Stiftung
und folgt daher sozialen Grundsätzen. Nicht die höchstmögliche Rendite steht im Fokus. Das Ziel lautet, die Lebens- und
insbesondere Wohnverhältnisse der Menschen zu verbessern. Über 6.000 Mietwohnungen und Eigenheime hat der
BWV in verschiedenen Stadtteilen von Stuttgart gebaut. Er
bietet damit rund 15.000 Menschen ein Zuhause und trägt
dazu bei, dem Wohnraummangel in Stuttgart zu begegnen.
Sowohl denkmalgeschützte Gebäude als auch Neubauten
haben ihren Platz im Portfolio des Vereins. Die stetigen, hohen Investitionen in die Sanierung und Modernisierung des
Wohnungsbestands sowie in den Wohnungsneubau sorgen
nicht nur für qualitativ guten Wohnraum, sondern auch für
Arbeit und Arbeitsplätze im regionalen Handwerk.
Der demografischen Entwicklung entsprechend errichtete
der Verein schon früh Kindertagesstätten und kümmert sich
heute um die Wohnbedingungen für ältere Menschen. Gemeinsam mit zwölf weiteren Wohnungsunternehmen gründete er den Verein Integrative Wohnformen e. V. Ob WohnCafé
oder Photovoltaikanlagen – der BWV hat die Entwicklungen
der Branche im Blick und bringt seine Erfahrungen im Kreis
der Wohnungsunternehmen ein.
Wir sind stolz darauf, den BWV zu den Mitgliedsunternehmen
im vbw zu zählen und wünschen allen Mitarbeitern und Verantwortlichen auch für die Zukunft viel Erfolg bei ihrer Arbeit!
Robert an der Brügge
Verbandsvorsitzender des vbw Verband baden-württember­
gischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V.
Grußwort
Grußwort
VERWALTUNGSRATSVORSITZENDER
DES BAU- UND WOHNUNGSVEREINS
STUTTGART (BWV )
PRÄSIDENT DES GDW BUNDESVERBAND DEUTSCHER WOHNUNGS- UND
IMMOBILIENUNTERNEHMEN E. V.
150 Jahre der Wohnungsversorgung in Stuttgart verpflichtet –
eine stolze Zahl. Vom »Verein zum Wohl der arbeitenden
Klassen« über den »Gemeinnützigen Bau- und Wohlfahrtsverein« zur heutigen Bezeichnung »Bau- und WohnungsVerein Stuttgart«: Der Name hat sich geändert, die steuerliche
Gemeinnützigkeit ist weggefallen, aber die Vereinsziele sind
geblieben.
Die Historie dieses Unternehmens liest sich wie eine DNA
der Wohnraumversorgung in der Landeshauptstadt Stuttgart.
Auf Höhen folgten Tiefen, auf Fortschritte folgten Rückschläge. Doch stets fanden sich Mittel und Wege, sozialgerechten
Wohnraum herzustellen und zu erhalten. Die von dem Visionär Eduard Pfeiffer zusammengeführten Wohltäter, allesamt
verdiente Stuttgarter Bürger, legten dazu bereits im Gründungsjahr 1866 heute für selbstverständlich verstandene
soziale Tugenden an den Tag. Mitglieder im Grün­­dungsjahr
waren unter anderem König Karl von Württemberg und die
Fabrikanten Gustav Siegle und J.P. Schiedmayer. Sie hatten schon damals Vorstellungen, die heute unter moderner
Sozialarbeit verstanden werden. Sind diese aktuell die Versorgung mit Wohnraum, so waren die Herausforderungen
damals viel weitreichender. So lagen die Beweggründe zur
Gründung des Vereins darin, den Arbeitern und deren Familien neben Unterkunft vor allem Zugang zu Bildung, Hygiene
und Speisen zum Selbstkostenpreis zu vermitteln.
150 Jahre – ein Zeitraum turbulenter und leidvoller deutscher
Geschichte. Mehrere Kriege, davon zwei Weltkriege mit katastrophalen Folgen, Hyperinflation, Weltwirtschaftskrise,
Weimarer Republik, nationalsozialistische Diktatur, und nun
70 Jahre Frieden, Freiheit und Demokratie. Der Verein überstand alle diese Zeitläufe, weil die Gründerväter um Dr. Eduard Pfeiffer und alle seine Nachfolger frei von ideologischem
Gedankengut und stets das Wohl der Menschen im Blick,
sich uneigennützig für die Vereinsziele einsetzten. Das Besondere am Bau- und WohnungsVerein Stuttgart lässt sich
in wenigen Sätzen beschreiben: Das Wohl der Mieter stand
und steht stets im Vordergrund des Geschäftsgebarens. In
Zeiten ausufernder Renditeoptimierung hebt sich der Bauund WohnungsVerein Stuttgart wohltuend von diesen Tendenzen ab.
Die Stiftungsidee der Gründungsväter lebt weiter. Der Bauund WohnungsVerein Stuttgart ist mit seinen 5.000 Wohnungen der zweitgrößte Vermieter in Stuttgart. Der Verein steht
auf soliden wirtschaftlichen Grundlagen und investiert jedes
Jahr 25 Millionen Euro in die Verbesserung der Wohnraumversorgung in Stuttgart. Vorstand und Verwaltungsrat sehen
sich dabei auch heute den Idealen unserer Gründungsväter
verpflichtet.
Ich wünsche dem Bau- und WohnungsVerein Stuttgart noch
unzählige Jahre, um das gesellschaftliche und geistige Erbe
der Gründungsväter fortzusetzen.
Dr. Karl Epple
Verwaltungsratsvorsitzender des Bau- und
WohnungsVereins Stuttgart (BWV )
150 Jahre Bau- und WohnungsVerein Stuttgart, das ist wahrlich ein Grund zum Feiern. Im Namen des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen
gratuliere ich dazu sehr herzlich.
Mit seinen 150 Jahren zählt der Bau- und WohnungsVerein
zu den ältesten Wohnungsunternehmen in Deutschland, nur
wenige Wohnungsunternehmen sind noch älter. 150 Jahre –
allein diese Jubiläumszahl ist daher schon Ausdruck von
besonderer Wohn- und Lebensqualität. Und wahrlich beeindruckend ist auch die eigene Geschichte: 1866 als »Verein
für das Wohl der arbeitenden Klassen« in Stuttgart gegründet – zu einer Zeit mit großen sozialen Verwerfungen.
150 Jahre dem Wohlfahrtsgedanken verbunden mit dem Anspruch, den Menschen in der Region gutes und bezahlbares
Wohnen zu bieten – und dabei weit über die Bedürfnisse des
Wohnens hinauszudenken. Die Entwicklung des Bau- und
WohnungsVereins ist wahrlich beeindruckend und kann in
der hier gebotenen Kürze nicht annähernd ausreichend gewürdigt werden.
Schaut man auf die Anforderungen an das Wohnen, mag
sich Vieles in den letzten 150 Jahren geändert haben, aber
eins ist sicher: Wir brauchen auch heute ausreichend bezahlbaren Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung.
Die verstärkte Zuwanderung und die zunehmende Attraktivität prosperierender Regionen stellen Städte wie Stuttgart
dauerhaft vor eine wahre Herkulesaufgabe. Da ist es gut,
wenn man einen Partner wie den Bau- und WohnungsVerein
mit dieser langen Tradition an seiner Seite weiß – ein Partner, der sich seit 150 Jahren nicht nur um das Wohnungsangebot kümmert, sondern sich auch nachhaltig für das Wohl
der Bürger engagiert. Denn Wohnen heißt Leben.
Ich wünsche allen Mietern und Mitgliedern, dem Verwaltungsrat und Vorstand sowie den Mitarbeitern des Bau- und
WohnungsVereins Stuttgart weiterhin viel Erfolg und alles
erdenklich Gute für die Zukunft.
Axel Gedaschko
Präsident des GdW Bundesverband deutscher
Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V.
1866 – 1914
Gründerjahre und Blütezeit
Ein Verein setzt Maßstäbe
Eduard Pfeiffer mit seiner Frau Julie oberhalb Ostheims
+++++ 1845 +++++ Die erste württem­
bergische Eisenbahn fährt von Cannstatt
nach Untertürkheim.
+++++ 1848 +++++ Das »Manifest der
Kommunistischen Partei« von Karl
Marx und Friedrich Engels erscheint
in London, 1866 in Berlin.
Kleine Häuser mit Erkern und
Mitte des 19. Jahrhunderts befanden sich Wirtschaft
Karl I., König von Württemberg, trat dem Verein bei. Die
und Gesellschaft in einem radikalen Umbruch. Mit der
Gründungsmitglieder waren sich einig in der Überzeu-
industriellen Revolution verwandelte sich Stuttgart in
gung, »dass ein Widerstreit der Interessen zwischen
kurzer Zeit von einer beschaulichen Residenzstadt in
Arbeitern und der sogenannten besitzenden Klasse
eine blühende Industriemetropole. Auf der Suche nach
nicht bestehe, dass vielmehr eine gedeihliche Weiter-
Arbeit zog die Landbevölkerung in die Städte, aus Land-
entwicklung der einen stets auch vom Wohlergehen der
wirten und Handwerkern wurden Fabrikarbeiter. Zählte
anderen bedingt sei«1. Der Verein wollte keine Almosen
Stuttgart 1832 nicht mehr als 15.000 Einwohner, so waren
verteilen, sondern dem vierten Stand Hilfe zur Selbsthil-
es 1866 bereits 75.000, 1875 dann schon über 100.000. Da-
fe bieten. Dies schloss auch die Grundüberzeugung ein,
Giebeln prägen das Straßenbild in
mit war Stuttgart die erste Großstadt im Gebiet des heu-
dass vom Verein angestoßene Unternehmungen sich
Ostheim. Die roten und sandfarbenen Back­
tigen Baden-Württembergs. Auch die Industrie wuchs:
am Ende wirtschaftlich selbstständig tragen sollten.
steine verbreiten warmes Licht, grüne Vorgärten ver-
1832 gab es in der Stadt 17 Fabriken mit 600 Arbeitern,
vollständigen das wohnliche Bild: Bis heute sind die denkmal-
1861 waren es 173 mit 4.000 Beschäftigten. Für den ste-
geschützten Gebäude bei Mietern sehr beliebt. Erbaut hat sie im Jahr
ten Zuwanderungsstrom reichte der Wohnraum nicht
1892 der »Verein für das Wohl der arbeitenden Klassen«. Arbeiter mit geringem
mehr aus. Die Mieten stiegen und verschlangen bald bis
Einkommen sollten hier guten und günstigen Wohnraum finden – damals alles andere
zu drei Viertel eines Arbeiterlohns – horrende Preise für
Bevor die Arbeit des Vereins jedoch richtig startete,
als selbstverständlich. Vollkommen neu war auch das Mietkaufsystem, welches unteren Einkom-
Wohnungen, die nicht selten feucht und dunkel waren.
machten aktuelle politische Entwicklungen alle Planung zunichte: Im Deutschen Krieg von 1866 zog das Kö-
mensgruppen den Erwerb eines eigenen Heims ermöglichte. In Ostheim, aber auch bei anderen Projekten
setzte der Verein Maßstäbe, die weit über Stuttgart hinaus Beachtung fanden.
Flexibel in den
Kriegsjahren
Für das Wohl der
arbeitenden Klassen
nigreich Württemberg als Bündnispartner Österreichs
gegen Preußen in die Schlacht. Auch wenn die Kämpfe
nur sechs Wochen dauerten und die preußischen Sie-
Vor diesem Hintergrund trug am 8. März 1866 der jüdi-
ger dem Land keine erdrückenden Bedingungen auf-
sche Geschäftsmann, Genossenschaftler und Sozialre-
erlegten, so waren die wirtschaftlichen Folgen doch
former Eduard Pfeiffer im Kreis von vierzig ausgewähl-
be­trächtlich. Das »Büro für Arbeitsnachweis« schätzte
ten Stuttgarter Bürgern seine Idee zur Gründung des
damals, dass im Juni 1866 durch die wirtschaftlichen
»Vereins für das Wohl der arbeitenden Klassen« vor.
Einbrüche infolge des Krieges 1.000 Erwerbstätige in
Schon am 20. März folgte die offizielle Gründungsver-
Stuttgart ihre Arbeit verloren. In einer Zeit ohne Arbeits-
sammlung. In § 1 der Statuten heißt es: »Der Zweck des
losenversicherung bedeutete das für Betroffene oft Ob-
Vereins ist: Förderung der Interessen und Hebung der
dachlosigkeit und Hunger. Der Verein entschloss sich,
sittlichen und wirtschaftlichen Zustände der arbeiten-
die bisher verfügbaren Mittel der Stadt als Darlehen zu
den Klassen.« Die Hauptaufgaben sah man im Bereich
gewähren, damit diese städtische Bauarbeiten zur Ar-
der Bildung, Ernährung, Hygiene und vor allem in der
beitsbeschaffung bezahlen konnte. Insgesamt sicherte
Verbesserung der Wohnsituation. Über 100 einflussrei-
der Verein damit von Juli bis September 1866 rund 270
che und finanzstarke Mitglieder aus dem Stuttgarter
Arbeitern aller Berufszweige den Unterhalt.
Adel und Bürgertum gewann Pfeiffer für sein Projekt. Zu
den Mitgliedern gehörten Spitzenbeamte, Bankiers, Fa-
Nur vier Jahre später zog Württemberg gegen Frank-
brikanten, Händler, Rechtsanwälte und Verleger. Auch
reich in den Krieg, nun an der Seite Preußens. Bei den
+++++ 1862 +++++ Stuttgart: Die Gewerbefreiheit wird eingeführt und die Zünfte werden aufgehoben.
15
+++++ 1864 +++++ In Württem­
berg
erfolgt die weit­
gehende bürgerliche
Gleichstellung der Juden.
+++++ 1865 +++++ Nach dem Ende
des Amerikanischen Bürgerkriegs
(1861 - 1865) wird die Sklaverei
auf dem gesamten Gebiet der USA
abgeschafft.
Männern führten die erneuten militärischen Auseinan-
den Durchschnittspreis von 30 Pfennigen je Mahlzeit
dersetzungen allerdings nicht wieder zu erhöhter Ar-
halten. Ein Preis, den sich die Arbeiter leisten konnten:
beitslosigkeit, denn seit kurzem bestand die allgemeine
Täglich bereitete die Küche etwa 300 Mahlzeiten zu. Bis
Wehrpflicht. In den Fokus des Vereins trat nun die leid-
sie im April 1917 wegen der Rationierung der Lebens-
volle Situation lediger Fabrikarbeiterinnen: Wegen ihrer
mittel an die städtische Kriegsküchenverwaltung über-
niedrigen Löhne hatten sie meist nur Schlafstellen in
ging, wanderten insgesamt knapp 6 Millionen Mahlzei-
un­­beheizten Dachkammern, die im Winter »ihre Bewoh-
ten über die Theke.
+++++ 1869 +++++ August Bebel
und Wilhelm Liebknecht gründen in
Eisenach die »Sozial­
demokratische
Arbei­terpartei«.
+++++ 1870/71 +++++ DeutschFranzösischer Krieg.
+++++ 1871 +++++ Das Deutsche
Kaiserreich wird gegründet.
+++++ 1875 +++++ Mit über 100.000
Einwohnern wird Stuttgart erste
Großstadt auf dem Gebiet des heutigen
Baden-Württemberg.
+++++ 1878 +++++ Der Reichs­tag
verabschiedet das »Gesetz gegen die
ge­mein­gefährlichen Bestre­bungen der
Sozialdemo­kratie« (Sozialistengesetz).
+++++ 1880 +++++ Der Ameri­ka­ner
Thomas Alva Edison erhält das Patent
für die Glühlampe.
nerinnen fast mit Notwendigkeit auf die Straße und in
Wirtshäuser hinaustreiben und all den daraus folgen-
Helfen, wo Not am Mann ist
den schlimmen moralischen und physischen Einflüssen
anheimgeben« 2. Der eigens gegründete »Verein zur Für-
Die Wucht der gesellschaftlichen Umbrüche Mitte des
sorge der Fabrikarbeiterinnen« baute ein Wohnheim, das
19. Jahrhunderts ist für uns heute nur schwer vorstellbar.
im April 1874 bezugsfertig war: Das Haus in der Ludwig­
Arbeit war bis dato in den Zünften organisiert, die Bau-
straße 15 bot 140 Frauen Unterkunft. Der »Verein für das
ern befreiten sich erst langsam aus der persönlichen
Wohl der arbeitenden Klassen« hatte für den Bau einen
Verpflichtung gegenüber ihren Grund- und Leibherren.
einmaligen Zuschuss gestiftet und außerdem ein niedrig
In der neuen industriellen Arbeitswelt fanden sich viele
verzinsliches Darlehen gegeben, unter der Bedingung,
Menschen nicht zurecht. Manche verelendeten, weil
dass in dem Neubau Räume für den Betrieb der schon
sie nicht wussten, wie und wo sie einen Arbeitsplatz
lange geplanten Volksküche geschaffen würden.
finden sollten. Der Initiative von Eduard Pfeiffer ist zu
verdanken, dass 1865 das »Büro für Arbeitsnachweis«
Gesundes und günstiges
Essen für alle!
ins Leben gerufen wurde. Es war die erste nicht kommerzielle Arbeitsvermittlung in Deutschland und damit
ein Vorgänger der heutigen Arbeitsagenturen. Auch
Im Dezember 1874 öffnete die Volksküche ihre Pforten.
hier spielte der »Verein für das Wohl der arbeitenden
Es war die erste größere und vom Verein selbst geführte
Klassen« eine tragende Rolle: Im Verwaltungsrat der
Einrichtung. Durch Großeinkauf und Massenzubereitung
Arbeitsvermittlung waren zu je einem Drittel die Arbeit-
konnte hier für kleines Geld hochwertiges und gesun-
geberschaft durch den Gewerbeverein, der »Arbeiter-
des Essen zubereitet werden. »Die Besucher der Küche
bildungsverein« als Vertretung der Arbeitssuchenden
+++++ 1880er +++++ In Deutschland beträgt die durchschnittliche Fabrikarbeitszeit zehn Stunden pro Tag.
sollen nicht das drückende Gefühl von Almosenempfän-
und eben der »Verein für das Wohl der arbeitenden
gern haben, es sollte deshalb das Essen genau zu dem
Klassen« in der Funktion als überparteilicher Schlichter
Preise abgegeben werden, den es wirklich kostet«, be-
vertreten. Das Büro bestand bis zur Gründung des städ-
schreibt der Verein im Geschäftsbericht 1915 / 16 das
tischen Arbeitsamtes im Jahr 1895.
In der Küche der 1874 eröffneten Volksküche wurden bis zu ihrer Schließung 1917 fast 6 Millionen Mahlzeiten zubereitet.
Programm.3 Eine Mahlzeit bestand in der Regel aus
16
Suppe, Fleisch und Gemüse. Bis in den Ersten Weltkrieg
Der Verein half, wo es nötig war: 1882 meldete die Stutt-
hin­ein konnte der Verein mit kleineren Schwankungen
garter Volksbank Konkurs an, in der Folge brach auch
17
+++++ 1886 +++++ Stuttgart: Robert Bosch gründet in
einem Hinterhof in Stuttgart-West eine »Werkstätte
für Feinmechanik und Elektrotechnik«.
+++++ 1886 +++++ Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach
bauen den ersten vierrädrigen Kraftwagen.
die Stuttgarter Handwerkerbank zusammen. Mit etwa
maß 23 Meter Länge und war 13,5 Meter breit. Es gab
fünfzig zinsfreien Krediten unterstützte der Verein Hand-
70 Umkleidekabinen und 24 Wannenbäder – ein für die
werker, die ihre Ersparnisse verloren hatten und ihre
damalige Zeit außerordentlich großzügiger Bau. Der
Betriebe zu verlieren drohten. Auch kostenlose medi-
»Verein für das Wohl der arbeitenden Klassen« unter-
zinische Behandlungen in der chirurgischen Abteilung
stützte das Projekt finanziell und organisatorisch, für
des Ludwigspitals finanzierte der Verein. 1882 sorgten
den Betrieb wurde wieder eine eigene Aktiengesell-
Unwetter und Überschwemmungen für eine Missernte
schaft gegründet.
bei Kartoffeln, und durch Spekulationen kam es zu Wucherpreisen für das Grundnahrungsmittel. Dem trat der
Verein entgegen, indem er Kartoffeln in großen Mengen
Wohnungsbau:
Kernaufgabe des Vereins
günstig kaufte und zum Selbstkostenpreis an Arbeiter
mit wenig Einkommen weitergab.
Zum Ende der 1880er-Jahre ist eine Zäsur in der Tätigkeit
des Vereins zu erkennen: Bis dahin hatte man vor allem
Ein Bad und saubere Wäsche
auf akute Missstände reagiert und wurde aktiv, wo die
öffentliche Hand versagte oder es die Wirren der Kriegs-
Schon 1868 hatte der Verein den Bau einer öffentlichen
jahre erforderte. Die Mitgliederzahl und Finanzkraft stieg,
Badeanstalt mit integrierter Großwäscherei geplant:
denn die einflussreichen Kreise des wohl­habenden Bür-
Während der Gast sein Bad nimmt, sollten ihm Hemd,
gertums standen hinter den Zielen des Vereins – der
Strümpfe und Taschentuch gereinigt und getrocknet
Verein vereinigte geschätzte 90 % des Stutt­garter Kapi­
werden. Ein sinnvoller Gedanke in Zeiten, in denen die
tals unter seinen Mitgliedern. Mit den 1890 er-Jahren be­
unteren Gesellschaftsschichten oft nicht viel mehr als
gann eine neue Entwicklungsphase: Der Verein stieg
das sprichwörtliche Hemd auf ihrer Brust besaßen.
sys­tematisch in den Wohnungsbau und die Wohnpolitik
Doch das Projekt scheiterte: Das Grundstück, das der
ein. Zur Vorbereitung gab er 1886 eine groß angelegte
Verein ins Auge gefasst hatte, konnte nicht erworben
Erhebung in Auftrag, um zu ermitteln, wie es um die
werden und auch der ausreichende Wasserzugang war
Wohnsituation der Arbeiter in Stuttgart tatsächlich be-
nicht gesichert. Hinzu kam, dass nach Erfahrungen in
stellt war. Königin Olga, die Ehefrau König Karls I., sowie
anderen Städten Zweifel bestanden, ob sich die Bevöl-
der damalige Oberbürgermeister Dr. Friedrich von Hack
kerung an das regelmäßige Baden gewöhnen würde.
unterstützten die Erhebung. Armenärzte und Armen­
Zumindest sollte aber die Großwäscherei gebaut wer-
pfle­ger sorgten dafür, dass die etwa 3.000 Fragebögen
den: 1870 gründete der Verein die Aktiengesellschaft
tatsächlich bei den Bedürftigen ankamen. Eine solche
»Stuttgarter Waschanstalt«, die in einem Hintergebäude
Enquete hatte es bis dahin nicht gegeben und die Ergeb­
zwischen Silberburg-, Augusten- und Rotebühlstraße
nisse waren schlimmer als erwartet: So lebten 413 der
eine Großwäscherei erbaute.
befragten Familien im Schnitt mit fünf Personen in einer
Zweizimmerwohnung. 352 Familien mussten ihre Küche
Großwäscherei im Stuttgarter Westen
Fast 20 Jahre später wurde auch die Badeanstalt in der
oder Kochstelle mit anderen teilen, 537 kochten in einem
Büchsenstraße Realität: Am 23. Juli 1889 eröffnete der
der Zimmer. Darüber hinaus waren viele Wohnungen
imposante Bau im maurischen Stil. Das Schwimmbassin
feucht, dunkel und schlecht belüftet.
+++++ 1893 +++++ Neuseeland führt als erstes Land der Welt das Frauenwahlrecht ein.
+++++ 1895 +++++ Stuttgart: Einführung der elektrischen Straßenbahn.
19
+++++ 1903 +++++ Erster Motorflug
der Brüder Wright in den USA.
Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges setzte der Ver­
waren hochwertiger und fanden ihre Mieterschaft eher
an der Villastraße unterhalb der Villa Berg. Es bot auf
ein nun sieben große Bauprojekte um: die Siedlungen in
unter Angehörigen des Mittelstandes wie Angestellte,
vier Stockwerken mit 16 Einzel- und 92 Doppelzimmern
Ostheim, Westheim, Südheim und Ostenau, zwei Ar­bei­
Beamte und Lehrer. Die Baukosten in Ostenau beliefen
etwa 200 Bewohnern Unterkunft.
ter­wohnheime und die Sanierung der Altstadt. Beson-
sich auf 3,1 Millionen Mark.
dere Bedeutung kommt sicherlich dem Bau der Sied­lung
Ostheim (s. S. 52 ) und der Altstadtsanierung (s. S. 54 ) zu.
Das Eduard-Pfeiffer-Haus überstand fast unbeschädigt
Ein Bett und warmes Essen
den Zweiten Weltkrieg und diente bis 1962 dem Landtag
Für die drei Kolonien Ostheim, Westheim und Südheim
von Baden-Württemberg als provisorische Unterkunft.
kaufte der Verein von über 200 einzelnen Eigentümern
Bei der Umfrage von 1886 traten weitere Probleme
Am 11. November 1953 wurde hier die Verfassung für
große zusammenhängende Grundstücke auf, insgesamt
zutage, »welche das hier übliche Schlafgängerwesen
das neu gegründete Bundesland Baden-Württemberg
über 25 ha. 1892 waren die ersten Wohnungen in Ost­
sowohl in sittlicher wie in hygienischer Hinsicht mit
verabschiedet. Das Ledigenheim wurde 1920 an die
heim bezugsfertig, der Erfolg der Siedlung bestätigte
sich brachte« 4. Schlafgänger, so nannte man Arbeiter,
Stadt Stuttgart verkauft und fungierte bis zu seinem Ab-
den Verein in seinem Programm. Insgesamt entstanden
die gegen ein geringes Entgelt ein Bett für nur einige
riss 2006 als Hotel (Parkhotel am Rundfunk ).
383 Häuser mit 1.267 Wohnungen in Ostheim, in Süd-
Stunden mieteten, während der Wohnungseigentümer
heim 39 Häuser mit 136 Wohnungen und in Westheim 30
es nicht brauchte. Sie hatten in der Regel keine An-
Der Erfolg des Vereins war nur möglich, weil seine Ziele
Häuser mit 93 Wohnungen. Die meisten Wohnungen
bindung an die Familien und erhielten im Gegensatz zu
mit denen seiner Mitglieder übereinstimmten: Die Ver-
hatten zwei (603 ) oder drei Zimmer (841), wenige (25 )
Untermietern auch kein Frühstück. Gemeinsam mit dem
besserung der Lebensverhältnisse der Arbeiterklasse
nur eines, einige größere vier Zimmer (27). Fast 1.500
»Arbeiterbildungsverein« gründete der »Verein für das
verhinderte soziale Unruhen und stabilisierte so das
System, dem die besitzende Klasse ihre Reichtümer
+++++ 1906 +++++ Stuttgart: Robert Bosch führt den Achtstundentag ein.
verdankte. Der Jahresbericht von 1887 / 88 hob hervor,
Familien fanden ein Heim in den neuen Wohnungen, die
Wohl der arbeitenden Klassen« die »Stiftung Arbeiter-
dass das Arbeiterheim helfe, »viele junge Leute der so­
für damalige Verhältnisse großzügig ausgestattet wa-
heim«. Im Stiftungsrat hatten die beiden Vereine jeweils
zialistischen Agitation fernzuhalten«5. Das schmälert
ren. Die Mietkosten betrugen dort nur etwa zwei Drittel
drei bzw. fünf Sitze inne. Am 23. November 1890 war es
aber nicht den Verdienst von Pfeiffer und seinen Mitstreitern. Um die Gesamtleistung des Vereins zu verste-
+++++ 1908 +++++ Die Dresdener Hausfrau Melitta Bentz erfindet den Kaffeefilter.
gegenüber den frei vermieteten Wohnungen in der
20
hen, so schreibt Bernd Langner, »sollte man sich noch
schließlich soweit: Das Eduard-Pfeiffer-Haus genannte
einmal in Erinnerung rufen, daß es […] niemand sonst
Stadt. Die Preispo­litik des Vereins hatte auch Auswir-
Heim in der Heusteigstraße 45 öffnete seine Tore. 240
für nötig hielt, in ähnlich umfassender Weise auf die
kungen auf andere Quartiere in Stuttgart: Vermieter
Schlafgäste fanden hier Platz. Im Angebot enthalten
quantitativen und qualitativen Mängel des Stuttgarter
standen nun unter Druck, ihre Mieten ebenfalls sozial
waren preiswerte und gesunde Verpflegung sowie eine
Wohnungsmarkts zu reagieren, insbesondere was die
verträglich anzusetzen.
Hauswäscherei, die nicht nur für den Betriebsbedarf,
unteren Einkommensgruppen anging. Die Sanierung
sondern auch den Mietern zur Verfügung stand. Weiter-
[Anm.: der Altstadt ] mit eingeschlossen betrug der An-
Die drei ersten Kolonien erforderten insgesamt einen
hin gab es einen Gemeinschaftsraum und eine Büche-
teil des ›Vereins für das Wohl der arbeitenden Klassen‹
Kapitalaufwand von 8,932 Millionen Mark: Allein auf
rei. Der Preis (zwischen 1,20 und 3 Mark pro Person und
am gesamten sozialen und gemeinnützigen Wohnungs-
Ostheim entfielen 7,255 Millionen Mark, in Südheim
Woche) lag deutlich unter dem freien Wohnungsmarkt,
bau Stuttgarts bis 1914 schließlich über 50 %.« 6
investierte man 1,043 Millionen Mark und in Westheim
trotzdem gelang es dem Verein auch hier, an dem Prin-
634.000 Mark. In der Zeit von 1911 bis 1914 entstand am
zip der Eigenwirtschaftlichkeit festzuhalten. Wegen des
östlichen Ende der Kolonie Ostheim die letzte Kolonie
großen Andrangs errichtete der Verein bis zum Sommer
aus der Gründerzeit: Die 261 Wohnungen in Ostenau
1912 ein weiteres Heim, das sogenannte Ledigenheim
Von oben: Eduard-Pfeiffer-Haus in der Heusteigstraße; typisches
2-Bett-Zimmer im Eduard-Pfeiffer-Haus; Ledigenheim in der Villa­
straße; Westheim.
+++++ 1913 +++++ Henry Ford
führt in seiner Automobilfabrik
die Fließbandproduktion ein.
+++++ 1914 +++++ Das Attentat
auf den österreichischen Thron­
folger Franz Ferdinand und seine
Frau in Sarajewo löst den Ersten
Weltkrieg aus.
21
Eduard Pfeiffer
Gründungsvater und treibende Kraft
Der »Verein für das Wohl der arbeitenden Klassen« war
Ein umfangreiches
Lebenswerk
wirtschaft an den Universitäten von Berlin, Heidelberg
im ausgehenden 19. Jahrhundert eine prägende Kraft in
und Leipzig. Während seiner Studienjahre unternahm
Stuttgart. Ein Erfolg, der vor allem einem Mann zu ver-
er ausgedehnte Reisen, unter anderem nach Frankreich,
danken war: Eduard Gotthilf Pfeiffer. Der jüdische Ge-
Italien und England. Dort kam er 1862 auch mit der Ge-
Das Lebenswerk Pfeiffers ist beeindruckend: Er war in
schäftsmann war nicht nur der ideologische Vordenker
nossenschaftsbewegung in Kontakt. Er sah und erlebte
Vereinen, Wirtschaftsunternehmen und in der Politik
und intellektuelle Kopf des Vereins. Erst seine großzügi-
an vielen Orten die Folgen der Industriellen Revolution:
aktiv. Als Aufsichtsratsvorsitzender besaß er Einfluss in
gen Stiftungen, Schenkungen und günstigen Darlehen
»Das rosige Bild des riesigen Wachstums unserer In-
bedeutenden Unternehmen und erhielt Informationen
machten die wohltätige Arbeit möglich.
dustrie und unseres Handels hat leider eine schwarze
über wirtschaftliche Entwicklungen, die nur wenigen zu­
Kehrseite: es ist dies der Zustand, in dem sich die arbei-
gänglich waren. Im Juli 1868 wurde er als erster jüdisch­
Pionier für einen sozialeren
Kapitalismus
tenden Klassen befinden«, so schrieb er 1863 in »Über
er Bürger überhaupt in den württembergischen Land­tag
Genossenschaftswesen. Was ist der Arbeiterstand in
gewählt. Dort setzte er sich für die Einigung Deutsch-
der heutigen Gesellschaft? Und was kann er werden?«7.
lands unter Führung Preußens ein. Seine wichtigste
Pfeiffer war Zeit seines Lebens wohlhabend. Er wurde
Das Buch war seine erste große Veröffentlichung, er
Unternehmung war aber ohne Zweifel die Gründung
am 24. November 1835 als dreizehntes Kind des Hof-
entwarf in ihm Ideen für eine Zukunft, in der »die soziale
des »Vereins für das Wohl der arbeitenden Klassen«. Er
bankdirektors Max Pfeiffer und seiner dritten Frau Pau-
Gliederung eine andere sein wird, wie heute – wo keine
war die treibende Kraft bei der Gründung des Vereins
line in Stuttgart geboren. Sein Vater starb früh, Eduard
so schroffe Kluft mehr Kapitalist und Arbeiter trennt« .
und seit 1877 Vorsitzender im Verwaltungsrat. Erst im
8
war gerade sieben Jahre alt. Dennoch wuchs er behütet
März 1921, wenige Wochen vor seinem Tod, gab er das
auf: Der Kontakt zu seinen Geschwistern und zur erwei-
Im selben Jahr noch bat ihn der Arbeiterbildungsverein,
Amt auf. Die Anbindung der arbeitenden Klassen an die
terten Großfamilie war eng. Über frühere Ehen seines
seine Ideen in die Realität umzusetzen und beim Aufbau
bürgerliche Gesellschaft war für ihn der einzige Weg,
Vaters war er mit der einflussreichen Bankiersfamilie
eines Konsumvereins zu helfen. Ein wichtiges Anliegen:
langfristig den sozialen Frieden zu sichern.
Kaulla verwandt – deren Finanzkraft soll die des be-
Die Arbeiter kamen vom Land, in der Stadt fehlte ihnen
rühmten Bankhauses Rothschild übertroffen haben.
die Infrastruktur und so waren sie von Krämerläden ab-
Pfeiffer starb am 13. Mai 1921 im Alter von 85 Jahren.
Auch Eduards Mutter brachte Vermögen mit, sie war die
hängig, die oft schlechte Ware zu überhöhten Preisen
Hochgeehrt, als Ehrenbürger der Stadt Stuttgart, als
Tochter des einflussreichen Oberrabbiners Samuel Wit-
anboten. Durch den Zusammenschluss in Vereinen oder
geadelte Exzellenz und Geheimer Hofrat. Ihr gesamtes
tersheim aus Metz. Eduard Pfeiffer selbst machte Karri-
Genossenschaften konnten Arbeiter gute Lebensmittel
Vermögen vererbte das kinderlose Ehepaar Pfeiffer der
ere als Bank- und Wirtschaftsfachmann und heiratete
günstiger einkaufen.
1917 eigens gegründeten Eduard-Pfeiffer-Stiftung.
1872 mit Julie Benary die junge Witwe eines reichen
Bankiers: Das Ehepaar gehörte zu den reichsten Bür-
Pfeiffer entwickelte nicht nur das komplette Betriebs-
gern in Württemberg.
konzept, er übernahm bei der Gründung des »Consumund Ersparnisvereins« im November 1864 auch selbst
Vermögen
verpflichtet!
den Vorsitz im Verwaltungsrat. Der Konsumverein hatte
schon bald über 1.000 Mitglieder und betrieb vier florierende Läden, er wurde zum Modell für viele Konsum-
22
Mit 22 Jahren schloss Pfeiffer sein erstes Studium an
genossenschaften in Deutschland. Pfeiffer unternahm
der renommierten Pariser ȃcole Centrale des Arts et
nun Vortragsreisen, um für die Idee der Genossen-
Manufactures« als Diplomchemie-Ingenieur ab. An-
schaften zu werben, und gilt als einer der Pioniere der
schließend studierte er Nationalökonomie und Finanz-
Bewegung in Deutschland.
Eduard Pfeiffer im fast fertiggestellten
unteren Teil der Neuffenstraße
23
1914 – 1945
Zwischen den Kriegen
Auf und ab in Krisenzeiten
Bebauung an der Schwarenbergstraße 121 – 135
+++++ 1918 +++++ König Wilhelm II. ver­
zichtet auf sein Amt, am 9. November wird
der Volksstaat Württemberg ausgerufen.
+++++ 1918 +++++ Mit dem Waffenstillstand
von Compiègne endet am 11. November der
Erste Weltkrieg.
Schon vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges hatte
ßen Teil seines Bestandes. Unter anderem das Ledigen-
sich die wirtschaftliche Lage in Stuttgart geändert:
heim, die Gebäude in der Altstadt und die Liegenschaften
Ei­nige Industrieunternehmen waren abgewandert und
in Süd- und Westheim. Konsolidierung durch Gesund-
es gab weniger Arbeitsplätze. Im Arbeiter- und Ledigen-
schrumpfung hieß die Devise. Als Eduard Pfeiffer im
heim blieben Zimmer unbelegt. Wohnungen in West­
März 1921 wenige Wochen vor seinem Tod den Vorsitz im
heim, Südheim und Ostenau und etliche Geschäftsräu-
Verwaltungsrat abgab, besaß der Verein außer dem Ar-
me in der neuen Altstadt fanden keine Mieter mehr. Mit
beiterheim nur noch 118 Gebäude mit 565 Wohnungen in
dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges und der Einberu-
Ostheim und 50 Gebäude mit 263 Wohnungen in Ostenau.
fung kriegsfähiger Männer nahm der Wohnungsüber­
schuss weiter zu: 1915 gab es in Stuttgart 3.659 leere
Der Verkauf der Immobilien fiel unglücklich mit der In-
Wohnungen. »Ein namhafter Teil unserer Mieter wurde
flation zusammen. 1914 entsprach 1 US-Dollar dem Wert
Im letzten Drittel des 19. Jahr-
zur Fahne gerufen und viele der zurückgebliebenen
von 4,20 Mark, im Oktober 1922 war die Mark nur noch
hunderts hatte der »Verein für das
Familien waren nicht mehr in der Lage, die Miete zu be-
ein Tausendstel wert. Im November 1923, dem Jahr der
Wohl der arbeitenden Klassen« das Gesicht
streiten«, schrieb der Verein 1914 in seinem Rechen-
Hyperinflation, entsprach der Wert eines Dollars 4,2 Bil-
Stuttgarts maßgeblich mitgeprägt. Der Gründungszweck
schaftsbericht. Zwar spitzte sich die Situation auf dem
lionen Mark. Als die Weimarer Republik 1924 die Wäh-
des Vereins war es, die Lebenssituation der Arbeiter zu verbes-
Wohnungsmarkt ab 1919 mit den Kriegsheimkehrern
rung mit der Umstellung von 1 Billion Mark auf 1 neue
sern, die im Zuge der Industrialisierung vom Land in die Städte zogen. Die
wieder zu. Trotzdem reichten die Mieteinnahmen nicht
Rentenmark stabilisierte, hatte sich der Reserve­fonds
Zeit zwischen 1914 und 1945 war dagegen geprägt von zwei Weltkriegen, der Inflation,
aus, um den Bestand zu erhalten. Reparaturen und In-
des Vereins, in dem sich 1918 noch 1,269 Millionen Gold-
der Weltwirtschaftskrise und der Machtergreifung der Nationalsozialisten.
standhaltungen, die im Krieg nicht durchgeführt worden
mark befunden hatten, praktisch aufgelöst. Seine stabi-
waren, mussten dringend nachgeholt werden. Durch
len Werte, die Immobilien, hatte der Verein kurz zuvor
die Zwangsbewirtschaftung, die nach dem Krieg auch
veräußern müssen.
9
für Wohnraum galt, konnte der Verein nicht entsprechend wirtschaften. Bei allem Verständnis für die Notsituation der Mieter und auch für die durchaus notwendi-
Robert Bosch übernimmt
in der Krise
gen staatlichen Eingriffe in den Mietmarkt resümierte
der Verein 1921: »Wenn gemeinnützige Vereine durch
In der Nachfolge Pfeiffers übernahm zunächst der ehe-
eine unbillige Niederhaltung der Mieten zur Veräuße-
malige württembergische Finanzminister Wilhelm von
rung der von ihnen geschaffenen Einrichtungen ge­
Gessler den Vorsitz im Verwaltungsrat. Nach nur einem
zwungen werden, ist das sicher nicht im Interesse der
Jahr folgte 1922 Robert Bosch in das Amt, das er bis
Mieter gelegen«.
1931 ausübte. Robert Bosch war ein Freund Pfeiffers. Es
10
ist zu vermuten, dass dieser ihn gebeten hatte, sich in
Teilverkauf des Bestandes
in der Inflation
den schwierigen Zeiten für sein Erbe einzusetzen. Was
genau der Großindustrielle für den Verein tat, ob und
inwieweit er eigene Mittel zu dessen Rettung beisteu-
1921 konnte der Verein die Rückzahlungsraten seiner
erte, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Viele
Kredite nicht mehr begleichen. Um seinen Verbindlich­
Unterlagen aus der damaligen Zeit wurden im Zweiten
kei­ten trotzdem nachzukommen, verkaufte er einen gro-
Weltkrieg zerstört.
+++++ 1922 +++++ Außenminister
Walther Rathenau wird am 24. Juni
von Rechtsextremen ermordet.
27
+++++ 1927 +++++ Charles Lindbergh
gelingt vom 20. bis 21. Mai der
erste Alleinflug über den Atlantik.
+++++ 1927 +++++ »Metro­polis«
von Fritz Lang wird am 10. Januar
ur­aufgeführt.
+++++ 1928 +++++ Die »Graf Zeppelin«
unter­­
nimmt am 18. September ihre
Jungfernfahrt.
Sicher ist, dass der Verein seit 1922 wieder in beschei-
Um die Not zu lindern, griff der Staat massiv in den Woh-
denem Umfang aktiv werden konnte: Bis 1923 stellte er
nungsmarkt ein: Er legte Mietpreise fest und konnte bei
acht Häuser mit 64 Wohnungen in der Alfred- und der
Bedarf sogar Wohnraum für obdachlose Familien be-
Abelsbergstraße fertig. Aber auch Bosch musste 1925
schlagnahmen. Um sozialen Wohnungsbau zu finanzie-
feststellen: »Die durch die Inflation bewirkte Aufzehrung
ren, erhob man seit 1924 eine Hauszinssteuer, die Besitzer
+++++ 1923 +++++ In Deutschland wütet Hyperinflation.
von Immobilien entrichten mussten. Mit den Einnahmen
aus dieser Steuer wurden Wohnungsbaugenossenschaf-
seiner sehr erheblich gewesenen Rücklagen und die
ten und andere gemeinnützige Wohnungsunternehmen
Schwierigkeiten der Geldbeschaffung machen es dem
subventioniert. Derart gefördert durch öffentliche Mittel
Verein leider unmöglich, an der Linderung der besonders
errichtete der Verein zwischen 1927 und 1931 insgesamt
die unbemittelteren Schichten des Volks bedrängenden
341 Wohnungen, davon 86 auf vereinseigenen Grundstü-
Wohnungsnot mitzuhelfen.«11 Bis 1927 kümmerte sich der
cken in Botnang und weitere 110 Wohnungen in Ostheim.
Verein wieder ausschließlich um die Instandhaltung des
Mit durchschnittlich acht Wohnungen pro Haus waren
verbliebenen Bestandes.
die Gebäude größer als die frühen Ostheimer Bauten,
fügten sich mit ihren roten und sandfarbenen Klinker-
Weimarer Republik: Sozialer
Wohnungsbau wird Aufgabe
der öffentlichen Hand
steinen aber durchaus in das Gesamtbild des Stadtteils
ein. In Ostheim sind heute unter anderem in der Haußmannstraße Gebäude aus dieser Zeit erhalten.
Die Bedingungen für den sozialen Wohnungsbau änder-
Im Januar 1929 beteiligte sich der Verein mit einer
ten sich in der Weimarer Republik radikal. Vor dem Krieg
Stamm­einlage von 600.000 Reichsmark an der Grün-
lag der Wohnungsbau in der Hand privater Investoren,
dung der »Wohnungsbau für Stuttgart und Umgebung,
auch der soziale Wohnungsbau ging auf private Initia-
Gemeinnützige Gesellschaft mbH« (Woba). Insgesamt
tiven zurück. Nach dem Krieg und der Inflation reichten
hatte die neue Gesellschaft ein Stammkapital von 1,5
die Mittel privater Geldgeber jedoch nicht mehr aus: Der
lionen Reichsmark. An der Gründung beteiligten
Mil­
soziale Wohnungsbau wurde zur öffentlichen Aufgabe.
sich unter ande­rem die Firmen Bosch, Eisenmann und
Erstmals in der deutschen Geschichte legte die Weima-
Breu­n­i­nger. Die Stadt Stuttgart wollte über die neue
rer Republik in ihrer Verfassung das Ziel fest, »jedem
Gesellschaft einen Teil ihrer Wohnungsbauvorhaben
Deutschen eine gesunde Wohnung und allen deutschen
abwi­­­ck­eln und führte dementsprechend bei der Bau-
Familien […] eine ihren Bedürfnissen entsprechende
planung Regie. Unter dem Dach der neu gegründeten
+++++ 1929 +++++ Am Donnerstag, den 24. Oktober,
bricht die Börse in den USA zusammen.
Woba konnte der Verein wieder zwei zusammenhänlungen errichten: Eine zwischen Wagengende Sied­­
Oben: Siedlung an der Wagenburg- / Bergstraße. Unten: Reichsheimstätten der Woba
in Feuerbach.
Die Einzahlung des wöchentlichen Mietzinses wurde
im Mietenbüchlein quittiert.
burg- / Berg­­­­straße, eine weitere zwischen SchwarenWohn- und Wirtschaftsheimstätte zu sichern« . Litt in
berg-, Lem­
berg- und Bronn­­
äckerstraße. Insgesamt
der Kaiserzeit vor allem das städtische Arbeiterprole-
baute die neue Wohnungs­bau­­­­­g­e­sellschaft zwischen
tariat an Wohnungsmangel, so fehlten nach dem Krieg
1927 und 1931 268 Mietwohnungen und nahezu 2.000
Wohnungen in allen gesellschaftlichen Schichten.
Wohnungen nach dem Reichs­heim­­stättengesetz.
12
28
29
+++++ 1938 +++++ Beim November­­
pogrom wird
die Alte Synagoge und die Friedhofskapelle
der Jüdischen Gemeinde zerstört.
+++++ 1941 +++++ Die USA erklären Deutsch­
land am 11. Dezember den Krieg.
+++++ 1942 +++++ Die Einwohner­
zahl
Stuttgarts steigt durch zahlreiche Ein­
gemeindungen auf knapp 500.000.
Unter staatlicher Aufsicht:
Das Dritte Reich
gemeinnützigen Woh­nungs­bauunternehmen, dass die
»Leitungsgremien zu 51 Prozent aus Mitgliedern der
Partei und ihrer angeschlossenen Organe« zu besetzen
Nach Robert Bosch übernahm 1931 der Bankier Max
seien.13
+++++ 1944 +++++ Am 12. September
fliegt die britische Royal Air Force
den schwersten Angriff auf Stuttgart.
+++++ 1945 +++++ Hitler nimmt sich am
30. April das Leben. Am 8. Mai kapituliert
die Wehrmacht beding­
ungs­­
los – das Ende des
Zweiten Welt­
krieges in Europa.
Doertenbach das Amt des Vorsitzenden im Verwaltungs-
außer einem unbebauten Grundstück in Stuttgart-Bad
Cannstadt eine Reihe von Wohngebäuden mit insgesamt
189 Mietwohnungen in der Trauben- / Lerchenstraße in
Stuttgart-West. Sowohl die übernommenen Gebäude der
rat, 1932 der Rechtsanwalt Paul Scheunig. 1933 folgte ein
Als durch die Ordentliche Mitgliederversammlung am
lag der Anteil öffentlicher Mittel an den Investitionen im
Woba als auch die des »Wohnungsverein Stuttgart« fie-
weiterer prominenter Stuttgarter Bürger in das Amt: Carl
10. Oktober 1933 der neue Verwaltungsrat gewählt wird,
Wohnungsbau sogar unter 10 Prozent, während er in ei-
len den Bombenangriffen im großen Ausmaß zum Opfer.
Lautenschlager, der von 1911 bis 1933 Stadtschultheiß
steht auch eine Satzungsänderung zum Beschluss.
nem Durchschnittsjahr der Hauszins­ära fast 50 Prozent
bzw. Oberbürgermeister von Stuttgart war. Lautenschla-
Diese war vor allem durch eine neue »Gemeinnützig-
betragen hatte.«16
Im Rahmen des Kriegswohnungsbauprogramms für Mitarbeiter der Rüstungsindustrie stellte der Verein »Am
ger hatte die Entwicklung Stuttgarts zu einer modernen
keitsverordnung veranlasst, deren Vorschriften sich
Großstadt mitgeprägt. Der Bau des Hauptbahnhofes
der Verein anzupassen habe, wenn er auch fernerhin
Nach 1933 musste sich der Verein zunächst wieder auf
Klingenbach 41 – 43 « in Stuttgart-Gaisburg 67 Wohnun-
und etliche andere Investitionen in die städtische Infra-
im Genuss der steuerlichen Vorteile bleiben wolle«14.
die Verwaltung der vorhandenen Immobilien beschrän-
gen bis zum Jahr 1943 fertig. Darüber hinaus sollte er
struktur gehen auf seine Initiative zurück, etwa die erste
Die Änderung betraf hauptsächlich die Zusammenset-
ken. Zwischen 1936 und 1939 baute er in Stuttgart-Feu-
für den Krieg Luftschutzräume erstellen. Die Gebäude
Kläranlage, etliche öffentliche Bäder und der Neckar-
zung der Vereins­organe: Die Mitglieder des Vorstands
erbach eine Arbeiterwohnstätten-Siedlung mit 52 Häu-
Am Klingenbach wurden direkt mit eigenen Bunkern
kanal, der die Schifffahrt in der Region erst ermöglichte.
durften nun nicht mehr gleichzeitig Mitglieder im Ver-
sern und insgesamt 260 Kleinwohnungen. Ende der
geplant, in anderen Häusern wurden die vorhandenen
Auch der Bau der Weißenhofsiedlung unter der Leitung
waltungsrat sein. Ebenfalls am 10. Oktober wurde auch
1930 er-Jahre sollte der Verein das »Palmsche Grund-
Tiefkeller mit Stahltüren nachgerüstet. Zusätzlich wur-
von Mies van der Rohe fiel in seine Amtszeit. Bei den
die Änderung des Vereinsnamens beschlossen. Ober-
stück« in Stuttgart-Mühlhausen als Gartenstadt-Sied-
den die Keller unter den Häusern mit kleinen Durch-
Bürgern war der liberale Politiker beliebt, sowohl 1921
bürgermeister Strölin, der neu in den Verwaltungsrat
lung mit 2.500 Wohnungen bebauen. Für das Projekt
gängen versehen, sodass die Bewohner im Falle eines
als auch 1931 wurde er im Amt bestätigt. Mit der Macht­
aufgenommen wurde, monierte, dass es »im jetzigen
hatte man schon einen Architekturwettbewerb durch-
Bombentreffers Fluchtwege hatten.
übernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 musste
Staat keine Klassen mehr gebe und damit auch keine
geführt, die Preis­träger hatten mit der Planung begon-
Lautenschlager das Amt jedoch räumen, sein Nachfol-
arbeitenden Klassen« . Aus dem »Verein für das Wohl
nen. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verhinderte
Obwohl Stuttgart mit seiner Rüstungsindustrie ein wich-
ger wurde der linientreue NSDAP-Politiker Karl Strölin.
der arbeitenden Klassen« wurde der »Gemeinnützige
jedoch den Bau.
tiges Ziel der Alliierten war, glaubten zu Beginn des
15
Bau- und Wohlfahrtsverein«. Die Anerkennung als ge+++++ 1932 +++++ Vom Berliner Funkturm
wird die weltweit erste Fernsehsendung
ausgestrahlt.
meinnützig erhielt der Verein am 11. Januar 1934.
+++++ 1933 +++++ Hindenburg ernennt
Hitler am 30. Januar zum Reichskanzler.
Während Albert Speer in Berlin bauliche Großmachts-
Krieges die wenigsten Stuttgarter daran, dass feind-
Luftschutzbunker
statt Neubauten
liche Flieger bis zur württembergischen Hauptstadt
durchdringen könnten. Zu groß war das Vertrauen in
die eigene Flug­abwehr. Die gefühlte Sicherheit endete
fantasien plante, sah das Wohnungsbauprogramm der
Am 31. Dezember 1940 musste die Woba aus finanzi-
am 25. August 1940: Britische Bomber warfen die ersten
Nationalsozialisten im Rest des Landes bescheidener
ellen Gründen aufgelöst werden. Der »Gemeinnützige
Bomben über der Stadt ab. Die verheerenden Großan-
aus. Entsprechend der politischen Vorgaben sollten
Bau- und Wohlfahrtsverein« übernahm als Haupt­­
ge­
griffe folgten im Juli 1944: In insgesamt vier Großangrif-
Auch als Vorsitzender des Verwaltungsrates wurde
vor allem dezentrale und kleinere Siedlungen gefördert
sell­schafter die Anteile der übrigen Gesellschafter und
fen starben 4.477 Menschen, die Zahl der Verwundeten
Lautenschlagers Handlungsspielraum beschränkt: Im
werden, denn in den Großstädten sah man die Brutstät-
die vorhandenen Gebäude und Grundstücke. Um die Fi-
lag bei fast 9.000. Rund 58 % der Gebäude in Stuttgart
Zuge der Gleichschaltung, mit der die Nationalsozialis-
ten des Marxismus und Bolschewismus. Auch wenn das
nanzkraft der größeren Wohnungsbauunternehmen zu
wurden im Bombenhagel zerstört oder beschädigt.
ten das gesellschaftliche und politische Leben unter
politische Programm nichts an dem langfristigen Trend
stärken, ver­anlassten die Nationalsozialisten, dass klei-
+++++ 1933 +++++ Am 27. Februar brennt
das Reichstagsgebäude in Berlin.
30
»Wohnungsverein Stuttgart«. Das Unternehmen besaß
ihrer Dok­trin zen­tra­­lisierten, wurden gemeinnützige
der Industrialisierung und damit Urbanisierung ändern
nere Unternehmen mit größeren fusionierten. Aufgrund
Mit der Kapitulation Deutschlands veranlassten die Be-
Bauvereine de facto unter staatliche Aufsicht gestellt.
konnte, machte sich der politische Wille doch im Rück-
dieser Verordnung übernahm der Verein am 1. Oktober
satzungsmächte zunächst eine Vermögenssperre und
So forderte etwa der »Hauptverband Deutscher Bau­
gang der öffentlichen Bezuschussung von Mietshaus-
1941 ebenfalls die gesamten Liegenschaften des bis da-
Vermögenskontrolle für den Verein. Die Geschäftsfüh-
genossenschaften und -ge­sellschaften« seit 1933 von
bauprojekten in den Städten bemerkbar. »1936 und 1937
hin ältesten Stuttgarter Wohnungsunternehmens, des
rung übernahm ein Treuhänder der Besatzungsmächte.
31
1945 – 1954
Wiederaufbau aus Ruinen
Stuttgart liegt in Trümmern
Sommer 1945 – Kriegsschäden im Stuttgarter Osten
+++++ 1945 +++++ Die alliierten Sieger­
mächte
treffen sich vom 17. Juli bis 2. August
zur Potsdamer Konferenz. Dort entsteht das
Programm zur Demokratisierung, Entmilitari­
sierung und Entnazifizierung Deutschlands.
Nicht nur durch die Zerstörung der Gebäude war
Am 21. April 1945,
zwei Wochen vor der
bedingungslosen Kapitulation der Wehr­macht, rückten französische Truppen in Stuttgart ein. Karl
Strölin, der amtierende Bürgermeister, hatte
sich zuvor einem ausdrücklichen Befehl aus Berlin
widersetzt: Anstatt die Stadt mit allen Mitteln zu verteidigen, traf er sich heimlich mit den an­rück­enden Truppen und übergab die Stadt kampflos. Damit rettete er wahrscheinlich tausenden Stuttgartern das Leben und bewahrte die Stadt vor weiterer Zerstörung. Aber schon
die Bombenangriffe von 1944 hatten große Teile Stuttgarts in Trümmer gelegt. Von den
2.265 Mietwohnungen, die vor dem Krieg zum Bestand des »Gemeinnützigen Bau- und Wohlfahrtsvereins« gehörten, waren nach Kriegsende nur noch 1.101 Wohnungen bewohnbar. Ostenau
fiel den Bomben nahezu komplett zum Opfer, ebenso der Bestand in der Trauben- / Lerchenstraße, den der
Ver­ein 1941 vom »Wohnungsverein Stuttgart« übernommen hatte. Die Kolonie Ostheim kam zwar vergleichs­
weise glimpflich davon, doch auch hier waren viele Gebäude beschädigt.
im Verwaltungsrat tätig gewesen seien«17. Die Verhand-
die Woh­nungssituation nach dem Krieg katastrophal.
lungen mit der amerikanischen Militärregierung führte
Zwangs­arbeiter, die für die Nationalsozialisten vor allem
für den Verein Carl Lautenschlager, dessen langjähri­ger
in der Rüstungsindustrie gearbeitet hatten und in Hallen
Vorsitzender und bewiesenermaßen ein lupenreiner
einquartiert waren, mussten nun untergebracht wer-
De­mokrat. Er argumentierte, »dass beispielsweise Herr
den. Zu diesem Zweck beschlagnahmte die »Nothilfe-
Weber und ein Teil der früheren Verwaltungsratsmit-
und Wie­deraufbauverwaltung der Vereinten Nationen«
glieder nur auf Druck des Kreisleiters Fischer und des
(UNRRA) 47 Wohnungen des Vereins in Ostenau. Hinzu
Vorstands beim Verband Württ. Wohnungsunterneh-
kam der Zulauf deutschstämmiger Flüchtlinge aus Mittel-
men Bühler eingesetzt worden seien«18.
und Osteuropa. Viele Stuttgarter Familien waren außerdem während der Bombenangriffe aufs Land gezogen
Am 14. April 1946 rief Lautenschlager eine Mitglieder-
und hatten ihre Wohnungen in dieser Zeit untervermie-
versammlung ein, um einen neuen Verwaltungsrat zu
tet. Nun kehrten sie zurück und beanspruchten ihre
wählen. Die Vorgaben für den Neustart waren klar:
Wohnungen – Konflikte waren vorprogrammiert. Im
»An der Versammlung […] darf kein früherer Pg., kein
Jahr 1945 zogen etwa 140.000 Menschen nach Stuttgart
Mitglied der Nazi-Partei teilnehmen und es darf kein
bzw. kehrten heim, in der gleichen Zeit wurden aber nur
ehemaliger Pg. an der Abstimmung teilnehmen.«19 Carl
5.000 der zerstörten Wohnräume wiederhergestellt.
Lautenschlager wurde einstimmig zum Vorsitzenden ge-
1946 standen 185.000 bewohnbaren Räumen 372.000
wählt. Es dauerte jedoch weitere acht Monate, bis »er
Menschen gegenüber, die ein Dach über dem Kopf
auf Grund einer Verfügung der Militärregierung an Stel-
benö­tigten. Menschen lebten auf der Straße, bauten
le des am 16. Dezember 1946 ausgeschiedenen Herrn
sich Behelfsbaracken in Elendsquartieren oder kamen
Schneider als Treuhänder des Vereins eingesetzt«20
in Heimen unter, die man in Bunkern eingerichtet hatte.
wurde. Die völlige Aufhebung der Vermögenskontrolle
Der Wohnungsmangel gehörte neben der angespann-
durch die Besatzer erreichte der Verein allerdings erst
ten Ernährungssituation zu den drängendsten Proble-
Ende 1947, ein weiteres Jahr später. Von diesem Zeit-
men der Nachkriegszeit.
punkt an wurde der Verein wieder durch seine satzungsmäßigen Organe verwaltet.
Unter der
Besatzungsmacht
Es fehlte an allen
Ecken und Enden
Dem Verein waren zunächst die Hände gebunden: Die
amerikanische Militärregierung hatte eine Vermögens-
Die Bedingungen für den Wiederaufbau waren sehr
sperre verhängt und für die Führung der Vereinsge-
schwierig: Der Verein hatte kaum noch Finanzmittel, sei-
schäfte einen Treuhänder bestimmt. Die »Beschlag­
ne Wertpapiere waren wertlos. Baustoffe waren Man-
nahme des Vereins Ende September 1945 […] sei wohl
gelware und wurden durch Kontingentierung zugeteilt.
deshalb angeordnet worden, weil Parteigenossen be-
Viele Häuser waren einsturzgefährdet. Um die Gebäude
ziehungsweise alte Kämpfer sowohl im Vorstand [Anm.:
vor Wind und Wetter zu schützen, hatten die Bewoh-
Bernhard Weber, Vorstand von 1940 bis 1945] als auch
ner Fenster mit Brettern oder Pappen zugenagelt. Die
+++++ 1945 +++++ Erster Oberbürgermeister von Stuttgart nach dem Krieg wird Arnulf Klett.
35
+++++ 1947 +++++ Angeführt von
Mahatma Gandhi erhält Indien
am 3. Juni seine Unabhängigkeit
von der britischen Kolonialmacht.
Mieter halfen beim Wiederaufbau mit: z. B. mit Bau-
»Am Anfang war die größte Aufgabe, den Schutt zu be-
von der städtisch gelenkten Verteilung dieser Mittel und
materialien, die sie in eigener Regie organisierten, und
seitigen.« Ein Flüchtling aus Ungarn, so erinnert sich der
allgemein von der städtischen Raum- und Siedlungs-
mit ihrer Arbeitskraft. Im Geschäftsjahr 1946 waren
heute 89-Jährige, hatte einen Pferdewagen, auf dem
planung abhängig. 1949 konnte der Verein 145 im Krieg
73 Wohnungen entsprechend den damaligen Möglich-
man den Schutt zum Bauhof transportierte und dort
zerstörte Wohnungen wiederherstellen, 1950 waren es
keiten wiederhergestellt, 1947 weitere 81 Wohnungen.
zu einem Berg anhäufte. Was noch verwertet werden
116. Um den Wiederaufbau in der gewünschten Form
Kosten, die den Mietern durch die Instandsetzungs-
konnte, wurde für den Wiederaufbau genutzt. Frauen
voranzubringen, nahm man Mitfinanzierungsdarlehen
arbeiten entstanden, übernahm der Verein unter der
treuhändischen Verwaltung nur zu 50 %. Erst nachdem
+++++ 1947 +++++ Am 5. Juni präsentiert der amerikanische Außenminister George C. Marshall das
European Recovery Program (ERP), kurz: den Marshall-Plan.
Lautenschlager die Vereinsleitung wieder übernomputzten die alten Ziegel, mit denen man dann die Mau-
der Industrie, von Banken sowie von der Stadt Stuttgart
ern wieder aufzog. Baugerüste errichteten die Maurer
und anderen Institutionen in Anspruch. Bedingung der
aus Stangenholz, das sie vom Forstamt besorgten. Die
Darlehensgeber war es, dass ihre Mitarbeiter Wohnun-
Stämme habe man dann mit allem zusammengebunden,
gen zugesprochen bekamen. So konnte der Verein den
was man finden konnte, so Nagel. Mit Stricken, aber
Aufbau in den Jahren 1951 und 1952 wenigstens im Rah-
1947 gründete der Verein einen Instandsetzungsbetrieb,
auch mit alten Wäscheleinen. An einigen Häusern in
men der Vorjahre fortführen.
der helfen sollte, die Kriegsschäden zu beseitigen. Die
Ostheim kann man noch heute die Grenze im Gemäuer
kleine Werkstatt fand auf einem alten Fußballfeld in Ost­
sehen, über der die neu errichteten Mauern beginnen.
men hatte, wurden den Mietern alle Kosten erstattet. 21
Gründung des
Regiebetriebs
heim Platz, im Krieg war dort Gemüse angebaut worden.
Auch der Bauhof besteht noch heute, inzwischen ist er
Der Bauhof beschäftigte Maurer und Schreiner sowie
mit seinen 19 Mitarbeitern in einem modernen Gebäude
Hilfskräfte, später kamen Gärtner hinzu. Einer, der sich
in der Ulmer Straße 160 untergebracht.
Carl Lautenschlager, der sich schon zunehmend aus
noch an die Gründungszeit des Betriebes erinnert, ist
Hans Nagel. Er leitete den Bauhof seit 1952:
1953:
Es geht voran!
dem Tagesgeschäft zurückgezogen hatte, starb am
Bis zur Währungsreform am 20. Juni 1948 investierte
6. Dezember 1952 im Alter von 84 Jahren. Ihm folgte
der Verein über eine Million Reichsmark in die Instand-
Rudolf Hagmann im Vorsitz des Verwaltungsrates. Auch
setzung beschädigter Häuser. Von dem, was nach dem
Hagmann war ein einflussreicher Mann: Als Präsident
Krieg und der Währungsreform noch übrig war, musste
der Württembergischen Landeskreditanstalt half er maß­
der Verein insgesamt 1.394.200 DM Lastenausgleichs­
­geblich bei der Beschleunigung des Wiederaufbaus mit.
abgaben zahlen. Durch das Lastenausgleichsgesetz
Am 6. Juni 1953 gab der Vorstand auf der Mitgliederver-
sollten Deutsche unterstützt werden, die im Krieg be-
sammlung eine Übersicht über den Wiederaufbau: 2.240
sonderen Schaden erlitten hatten. Mit Rücksicht auf
Wohnungen waren nun bewohnbar! Damit war prak-
die auch für das Gemeinwohl wichtigen Aufgaben des
tisch der Vorkriegszustand wiederhergestellt.
Vereins konnte man eine Stundung der Lastenaus-
Hans Nagel (ganz rechts) mit den Schreinern
des Bauhofs
36
gleichsabgaben erreichen. Die Hoffnung, aufgrund der
Man hatte in Dachgeschossen zusätzliche 99 Notwoh-
eigenen Kosten für die Instandsetzung ganz befreit zu
nungen eingerichtet, die Baulücken in Feuerbach, Bot-
werden, erfüllte sich allerdings nicht. Der Verein war
nang, Gablenberg und Ostheim waren bis auf vier Trüm-
durch die geringen eigenen Mittel nun stärker auf nie-
mergrundstücke wieder geschlossen. Nachdem die
derverzinsliche öffentliche Wohnungsbauförderungs-
Trümmer beseitigt und der Bestand wiederhergerichtet
darlehen angewiesen und dadurch in stärkerem Maße
war, dachte der Verein erneut an Neubauprojekte.
+++++ 1952 +++++ Am 25. April vereinen sich die
Länder Württemberg-Baden, Baden und WürttembergHohenzollern zum Bundesland Baden-Württemberg.
37
1955 – 2000
Aufschwung und Bauboom
Phönix aus der Asche
Darmstädter Straße 2 – 12 in Bad Cannstatt
+++++ 1956 +++++ Am 5. Februar wird
der Stuttgarter Funkturm eingeweiht.
Der Turm ist der erste seiner Art, der
mit Stahlbeton gebaut wurde. Er löste
eine weltweite Turmbauwelle aus.
+++++ 1961 +++++ Am 13. August wird
die Berliner Mauer errichtet.
Bad Cannstatt: Das erste große
Neubauprojekt nach dem Krieg
Mitte der 50 er-Jahre waren
die Kriegstrümmer beseitigt
und die schlimmste Wohnungsnot
war behoben. Entspannt hatte sich die
Lage auf dem Wohnungsmarkt allerdings
noch lange nicht: Bis in die späten 90-er herrschte
fast durchgängig Wohnungsmangel in Stuttgart. 1950
lebten wieder rund 500.000 Menschen in Stuttgart, so viele
wie nach den umfangreichen Eingemeindungen von 1942. Den
Flüchtlingen und Kriegsheimkehrern folgte das Bevölkerungswachstum in der Generation der Babyboomer: Im Jahr 1962 lebten 640.560 Menschen in Stuttgart – ein historischer Höchststand. Zwar ging die Einwohnerzahl
bald wieder leicht zurück, doch mit dem wirtschaftlichen Aufschwung stiegen
die Ansprüche und weniger Bürger beanspruchten nun mehr Wohnraum. Leidtragende
waren die unteren sozialen Schichten, für die bezahlbarer und guter Wohnraum Mangelware
blieb. Als sich der Wohnungsmarkt in den 80ern schließlich gerade beruhigt hatte, sorgte die
Wiedervereinigung 1989 für einen neuen Zuwanderungsstrom aus dem Osten.
eines Kriegsinvaliden ein Aufzug benötigt wurde, konnten zusätzliche Mittel beantragt werden. Die Wohnungen waren oft von vornherein zweckgerichtet für be-
So war die Zeit nach 1955 bis in die 90er hinein geprägt
stimmte Personengruppen, das konnten Zuwanderer,
»von rastloser Arbeit für die Schaffung von neuem
Aus­siedler und Gleichgestellte sein oder auch Beamte,
Wohnraum«, wie es der Verein selber in seiner Fest-
etwa Mitarbeiter der Polizei. Der Verein verpflichtete
schrift zum 125-jährigen Bestehen formuliert. Das erste
sich mit den öffentlichen Darlehen, der Stadt ein »Bele-
große Projekt, das er nach dem Krieg realisierte, war
gungsrecht für die geförderten Wohnungen bis zur Til-
die Siedlung am Sparrhärmlingweg in Bad Cannstatt.
gung des Darlehens, mindestens aber auf die Dauer von
Schon 1954 hatte der Verein dort ein größeres zusam-
20 Jahren vom Bezug der Wohnungen gerechnet, ein-
menhängendes Baugrundstück gegen die Grundstücke
zuräumen«22. In der sogenannten zweiten Berechnungs­
an der Trauben-, Lerchen- und Seidenstraße getauscht.
verordnung war außerdem festgelegt, wie hoch die
Zusätzlich konnten noch einige private Grundstücke
Miete sein durfte, die der Verein für eine Wohnung er-
gekauft werden. Bis 1965 entstanden hier insgesamt 65
heben durfte.
Häuser mit 577 Wohnungen. Es gab ein kleines Ladenzentrum, Grünflächen und Kinderspielplätze. 28 kleine
Aufgrund des derart limitierten finanziellen Rahmens
Wohnungen der Siedlung waren explizit auf die Bedürf-
war auch der Gestaltungsspielraum der Architekten
nisse alter Menschen zugeschnitten. Auch das erste
gering. Der Fokus lag auf pragmatischen und zweck-
Hochhaus des Vereins entstand hier, in der Wetzlarer
mäßigen Lösungen: Die Wohnungen sollten familien-
Straße 25: Die 75 Ein- bis Zweizimmerwohnungen ver-
freundlich geschnitten sein, in der Regel bestanden sie
teilt auf 14 Stockwerke waren 1964 bezugsfertig. 1973
aus drei, selten aus vier Zimmern, dazu eine Küche, ein
folgte auf dem Areal in der Wetzlarer Straße 10 ein wei-
Bad mit getrenntem WC und ein Balkon. Oft gab es eine
teres Hochhaus mit insgesamt 45 Zweizimmerwohnun-
Abstellkammer außerhalb der Wohnung, meistens im
gen (s. auch »Bad Cannstatt«, S. 56 ).
Dachboden. Mit der aufkommenden Motorisierung gehörten auch Garagen oder zumindest Stellplätze für die
Öffentliche Hand fördert
sozialen Wohnungsbau
Krieg und Währungsreform hatten das Vermögen des
Autos zum Standard.
Umfangreiche
Neubauten
Vereins nahezu aufgelöst. So entstanden die Gebäude
in Cannstatt sowie ein Großteil der anderen Bauprojek-
Anfang der 1960er Jahre bekam der Verein in Freiberg
te des Vereins in der Zeit bis 1990 als soziale Wohnungs-
einige nicht zusammenhängende Grundstücke zur Be-
bauprojekte mit öffentlichen Fördermitteln. Die Mittel
bauung zugewiesen. In einem ersten Bauabschnitt ent-
wurden nach einem festen Schlüssel zugeteilt: Je nach
standen bis 1966 an der Balthasar-Neumann-Straße
Quadratmetern bzw. Anzahl der Zimmer und Wohnun-
13 – 23 insgesamt 38 Wohnungen auf einer Gesamt-
gen bekam der Verein ein Darlehen, um den Bau zu rea-
wohnfläche von 3.210 qm. Dabei handelte es sich um
lisieren. Für Sonderposten, etwa wenn im Wohnhaus
dreistöckige Flachdach-Bauten mit großzügigen, ge-
+++++ 1964 +++++ Am 10. September bekommt
Armando Rodrigues de Sá als millionster Gast­
arbeiter zur Begrüßung ein Moped geschenkt.
41
+++++ 1969 +++++ Neil
Armstrong und Buzz Aldrin
betreten am 21. Juli als
erste Menschen den Mond.
+++++ 1975 +++++ Vor dem
Ober­landesgericht Stuttgart
muss sich die Baader-Mein­
hof-Gruppe verantworten.
Der Stammheim-Prozess dau­
ert bis zum 28. April 1977.
meinschaftlichen Grünanlagen. 1967 / 68 folgten das
siedler, die dort ein neues Zuhause fanden. In Stutt-
Wohn­hochhaus an der Wallensteinstraße 25 / 27, das
gart-Neugereut baute der Verein weiterhin insgesamt
der Verein gemeinsam mit der Baugenossenschaft
12 Wohnungen für Schwerbehinderte rollstuhlgerecht
Münster errichtete, sowie die Gebäude an der Adal-
aus. 1970 errichtete man in Stuttgart-Botnang in bester
bert-Stifter-Straße 86 – 96 mit 70 Wohnungen. Später, in
Wohnlage die Baugruppe an der Kullenbergstraße mit
den Jahren 1975 / 76, errichtete der Verein in Stutt-
38 Wohnungen. Zwischen 1990 und 1991 wurde an der
gart-Freiberg eine Altenwohnanlage mit 61 Ein- und
Kniebis- / Fuchseckstraße in Stuttgart-Ost eine Alten-
Zweizimmerwohnungen. Diese befinden sich in der
wohnanlage mit 125 Wohnungen realisiert.
Nähe des Altenheims des Deutschen Sozialwerks, das
bei Bedarf die Betreuung für die Bewohner übernimmt.
Das Ende der Wohnungs­
gemeinnützigkeit
1968 kaufte der Verein mit Unterstützung der Stadt zentrumsnah in Gerlingen ein Grundstück und errichtete
1991 gehörten 556 Häuser mit insgesamt 4.061 Wohnun-
dort gemeinsam mit der Baugenossenschaft der Finanz-
gen auf einer Gesamtfläche von 247.250 qm zum Be-
beamten insgesamt 88 Wohnungen.
stand des Vereins. Hinzu kamen 84 Gewerberäume und
813 Garagenplätze. Der Verein konnte auf ein beeindru-
+++++ 1982 +++++ Helmut
Kohl wird deutscher Bundes­
kanzler.
+++++ 1987 +++++ Steffi
Graf erobert mit 14
Turnier­
siegen die Spitze
der Weltrangliste.
+++++ 1987 +++++ US-Präsi­
dent Ronald Reagan fordert
am 12. Juni in einer Rede
vor dem Brandenburger Tor:
»Mr. Gorbatschow, open this
gate!«
+++++ 1989 +++++ 10. Novem­
ber: Die Tore der Berliner
Mauer öffnen sich.
+++++ 1989 +++++ Auf dem
Platz des Himmlischen Frie­
dens in Peking schlägt das
chinesische Militär die
studentische Demokratie­
bewegung nieder.
+++++ 1990 +++++ Nelson
Mandela wird am 11. Februar
aus der Haft entlassen und
leitet das Ende der Apart­
heid in Südafrika ein.
Oben links: Wildgansweg. Oben rechts: Burgholzhof. Unten links: Kullenbergstraße.
Unten rechts: Adalbert-Stifter-Straße.
In Stuttgart-Neugereut konnte der Verein ab 1967 wieder
ckendes Wachstum zurückschauen: Betrug die Bilanz-
einige Grundstücke erwerben, darunter auch größere
summe 1966 noch 40,5 Millionen DM, so waren es 1990
und zusammenhängende Baugelände. Bis 1970 entstand
rund 160 Millionen DM. Der Architekt dieses Erfolges
in der Marabustraße ein Wohnblock mit insgesamt 73
war maßgeblich Dr. Hans Weber, der dem Vereinsvor-
Wohnungen auf einer Gesamtfläche von 5.862 qm. 1976
stand von 1968 bis 1997 vorsaß. Dr. Weber prägte eine
wurde im Wildgansweg ein Komplex mit 85 Wohnun-
Epoche, in der der Verein mit viel sozialem Engagement
gen auf insgesamt 6.111 qm bezugsfertig. Nur rund zwei
einen spürbaren Anteil daran hatte, die Wohnungs-
konnte, durch festgelegte Fördersätze und Mieten klar
durch ein Objekt mit 15 Wohnungen erweitert. Im Folge-
Drittel dieser Häuser war öffentlich gefördert. Bei den
knappheit in Stuttgart zu beheben.
vorgegeben, so mussten sich neue Projekte nun »rech-
jahr entstanden 35 Mietwohnungen in Weilimdorf, 24
nen«. Der Verein stand damit vor der Aufgabe, seinen
Wohnungen 1998 auf dem Burgholzhof.
restlichen Wohnungen beteiligten sich verschiedene
42
+++++ 1980 +++++ Am 13.
Januar gründet sich die
Partei »Die Grünen«.
+++++ 1998 +++++ Am 27. Ok­
tober wird Gerhard Schröder
zum siebten Bundeskanzler
der Bundesrepublik Deutsch­
land gewählt.
Investoren, unter anderem die Landesversicherungs-
Mit dem 1. Januar 1990 stand der Verein wieder vor
sozialen Zielen und Idealen treu zu bleiben, dabei aber
anstalt Württemberg und die Daimler-Benz AG, die im
einer völlig neuen wirtschaftlichen Situation: Zu die-
die Wirtschaftlichkeit der Bauprojekte nicht aus den
Mit der Aufhebung des Wohnungsgemeinnützigkeits­ge­
Gegenzug entsprechende Wohnungsbelegungsrechte
sem Stichtag wurde die Wohnungsgemeinnützigkeit in
Augen zu verlieren.
setzes änderte sich ein weiteres Mal auch der Name
erhielten. 1983 baute der Verein weitere 61 Wohnun-
Deutschland abgeschafft. Damit genossen gemeinnüt-
gen in der Straße. Im darauf folgenden Jahr fand im
zige Wohnungsbauunternehmen keine Steuerprivilegien
Davon ungeachtet war der Verein in der Lage, weitere
ber 1990 beschloss einstimmig, den Verein in »Bau- und
Wildgansweg die Einweihung eines Hochhauses mit 58
mehr; wie andere Unternehmen auch mussten sie nun
neue Wohnungen zu errichten: 1990 / 91 baute er an der
Wohlfahrtsverein Stuttgart« umzubenennen. Davon un-
Wohnungen auf 10 Stockwerken statt.
Körperschafts-, Gewerbe- und Vermögenssteuer zah-
Kniebis- / Fuchseckstraße in Stuttgart-Ost eine Alten-
berührt blieb weiterhin die Zielsetzung des Vereins, ge-
len. Auf der anderen Seite fiel auch die Mietpreisbin-
wohnanlage mit 125 Wohnungen. 1992 kam eine Wohn-
meinnützig tätig zu sein. Oder, wie es in § 2 der Satzung
1989 folgten weitere 184 Wohnungen im Flamingoweg.
dung für gemeinnützigen Wohnraum weg. Wohnungs-
anlage in Stuttgart-Fasanenhof mit 122 Wohnungen
heißt: »Gegenstand und Zweck des Unternehmens sind
Die Finanzierung der Gebäude war nun wieder vollstän-
bauförderung, wie man sie bisher kannte, gehörte der
hinzu, 1995 weitere vier Wohnungen in einem Mehrfami­
der Bau und die Bewirtschaftung von Wohnungen, die der
dig durch die öffentliche Hand geschehen, teilweise
Vergangenheit an. War bisher der finanzielle Rahmen,
lienhaus in Feuerbach, in der Weilimdorfer Straße 207.
guten, sicheren und sozial verantwortbaren Woh­nungs­
im Rahmen eines Sonderprogramms für Um- und Aus-
in dem man sich innerhalb eines Projekts bewegen
Auch die Siedlung am Sparrhärmlingweg wurde 1996
versorgung breiter Bevölkerungsschichten dienen.«
+++++ 1978 +++++ In Stuttgart nimmt die
S-Bahn auf drei Strecken ihren Betrieb auf.
des Vereins. Die Mitgliederversammlung vom 13. Novem-
43
2001 – 2016
Sozial ausgerichtet und wirtschaftlich stabil
Altes bewahren, die Zukunft im Blick
Rotenbergstraße 110
+++++ 2007 +++++ Im August des Jahres beginnt
die weltweite Finanzkrise, die mit der Insolvenz
der US-amerikanischen Großbank Lehman Brothers
im September 2008 ihren vorläufigen Höhepunkt
erreicht hat.
2004 änderte der Verein ein weiteres Mal seinen Na-
Neubauten werden teurer
men: Aus dem »Bau- und Wohlfahrtsverein Stuttgart«
»Was du ererbt von
deinen Eltern, erwirb
es, um es zu besitzen.« Dieses geflügelte Wort nach Johann
Wolfgang von Goethe beschreibt treffend die programmatische Ausrichtung des
Bau- und WohnungsVereins Stuttgart seit der Jahrtausendwende. »Wir sehen es heute als unsere Aufgabe,
unsere historische Bausubstanz zu bewahren und langfristig
stabil zu bewirtschaften«, erklärt Thomas Wolf, seit 2004 der geschäftsführende Vorstand. Der Verein besitzt 120 Gebäude, die denkmalgeschützt
sind. Gerade in Ostheim, aber auch in vielen anderen Stadtteilen stehen Altbauten,
deren Wert für das Stuttgarter Stadtbild über die reine Wirtschaftlichkeitsberechnung weit
hinausgeht, die allerdings auch besonders pflegeintensiv sind. Auch in die Wohnhäuser aus den
Jahren des Baubooms musste nun verstärkt investiert werden – die niedrigen Mieten der vergangenen
Jahre waren zu Lasten der Instandhaltung gegangen.
wurde der »Bau- und WohnungsVerein Stuttgart«. Der
Im Vergleich zu den Vorjahren entstehen zwischen 2001
Namenszusatz »Wohlfahrt« war nicht mehr zeitgemäß,
und 2016 nur wenige Neubauten, insgesamt sind es 232
führte außerdem immer wieder zu Missverständnissen.
Wohnungen in 19 Häusern. Der Grund war vor allem die
So wurden Altkleiderkisten vor dem Geschäftssitz ab-
strategische Entscheidung des Vereins, zuerst in den
gestellt, in der Hoffnung, der Verein könne sich um die
vorhandenen Bestand zu investieren, bevor man größe-
Verteilung kümmern.
re Neubauprojekte planen wollte. Das ist aber nur ein
Teil der Wahrheit: Die Kosten für Neubauten sind we-
100 Millionen Euro für Sanierung
und Modernisierung
gen zunehmender Auflagen in den letzten Jahren stark
gestiegen. So fordert unter anderem der Brandschutz
immer weitere Sicherheitsvorkehrungen. Der größte
Insgesamt investierte der Verein im ersten Jahrzehnt
Pos­ten ist aber die Anforderung an die Energieeffizienz.
des neuen Jahrtausends knapp 100 Millionen Euro
Seit die Energieeinsparverordnung am 1. Februar 2002
in die Modernisierung und Instandhaltung des Be-
in Kraft trat, wurde sie kontinuierlich verschärft. Die No-
standes. Seit 2007 werden nach und nach die kleinen
velle von 2009 reduzierte die zulässige Obergrenze für
Ostheim-Häuser saniert. Der Verein ist bemüht, die
den Jahresprimärenergiebedarf für Neubauten und mo-
Siedlung als Ganzes zu erhalten. Wenn sich die Gele-
dernisierte Altbauten zuletzt um 30 %, mit der Verschär-
+++++ 2001 +++++ 11. September: Das World Trade Center fällt einem Anschlag zum Opfer.
genheit bietet, kauft er daher auch die Häuser zurück,
fung von 2016 muss er um weitere 25 % sinken. So sinn-
die über den Mietkauf auf die einstigen Mieter überge-
voll jede Regelung im Einzelnen ist: Wohnungsbau, der
gangen waren. Ein besonderes Sanierungsprojekt ist
sich den unteren und mittleren Einkommensschichten
+++++ 2002 +++++ Ab 1. Januar ersetzt der Euro die DM.
die Schwarenbergstraße 64. Das Haus, das ursprünglich als Kinderkrippe errichtet worden war, wurde
verpflichtet fühlt, wird dadurch zunehmend erschwert.
Eine moderne Unternehmens­
organisation
komplett entkernt. Heute befinden sich hinter der historischen Fassade lichtdurchflutete Büroräume, in die
Der Umbruch im sozialen Wohnungsbau zeichnete
am 22. September 2007 die Geschäftsstelle des Vereins
sich schon Anfang der 90er-Jahre mit dem Wegfall der
einzog (s. auch »Alte Häuser – modernes Wohnen«,
Wohnungsgemeinnützigkeit ab. Neubauten und die
S. 58). Das zweite große und zusammenhängende Sa-
Wohnungsbewirtschaftung mussten sich jetzt am »frei-
nierungsgebiet war die Siedlung am Sparrhärmling-
en Markt« rechnen. Gleichzeitig stiegen die Ansprüche
weg in Cannstatt (s. auch »Bad Cannstatt«, S. 56 ). Das
der Mieter: Sie waren bereit, höhere Mieten zu zahlen,
Wohnquartier am Rande Stuttgarts sollte insgesamt
wenn das »Produkt« stimmte. Die Balance zwischen
aufgewertet werden, die Arbeiten begannen 2008 und
Gemeinnützigkeit und Wirtschaftlichkeit musste neu
dauerten bis 2013.
definiert werden.
+++++ 2007 +++++ Der VfB Stuttgart
wird deutscher Meister.
47
+++++ 2010 +++++ Offizieller Baubeginn des
Infrastrukturprojekts der Bahn »Stuttgart 21«
am 2. Februar.
+++++ 2014 +++++ Innerhalb weniger Tage
eröffnen zwei große Shoppingcenter in
Stuttgart ihre Pforten: Am 23. September
das Gerber, am 9. Oktober das Milaneo.
+++++ 2010 +++++ Im Dezember des Jahres
beginnt in der arabischen Welt eine Serie
von Protesten gegen die autoritären
Regime – der Arabische Frühling.
Jürgen Oelschläger, seit 2013 drittes Mitglied des Ver-
nicht nur das letzte Lebensdrittel der Menschen ändert
Von den neun alten Häusern auf dem Gebiet waren sie-
Wichtige Partner des Vereins in dem neuen Quartier
einsvorstandes, trug federführend dazu bei, den Verein
sich: Junge Familien oder alleinerziehende Elterntei-
ben so baufällig, dass sie abgerissen werden mussten.
sind der Pflegeservice Anna Haag Mobil e.V. und die St.
auf die neuen Aufgaben vorzubereiten. »Wir bildeten
le brauchen geeignete Betreuungsmöglichkeiten für
An ihrer Stelle entstanden sechs neue Häuser. Zwei Ge-
Josef gGmbH. Die St. Joseph gGmbH betreibt in der Rai-
neue Arbeitsteams und stellten viele zusätzliche Fach-
ihre Kinder. Auch nimmt die Schere zwischen Arm und
bäude aus der Gründerzeit konnten erhalten und neu-
telsbergstraße 27 eine Kindertagesstätte, 50 Kinder im
kräfte ein. Damit konnten wir schneller auf Anliegen
Reich wieder zu, untere Einkommensschichten finden
baugleich saniert werden (s. auch »Alte Häuser – mo-
Alter zwischen 0 und 6 Jahren werden hier betreut. Zu
der Mieter reagieren und hatten mehr Mitarbeiter, die
zentrumsnah kaum noch gute Wohnungen. Im Juni 2013
dernes Wohnen«, S. 58). Da sich die Neubauten in der
der Kita gehört ein geräumiger Spielplatz im Hinterhof
sich um die zeitgemäße Modernisierung der Wohnun-
hat der Verein zwischen Raitelsbergstraße und Alfred-
Fassadengestaltung an den prägnanten historischen
des Karees; von der Terrasse des WohnCafés hat man
gen kümmern konnten.« Für die Aufgabe, den Bestand
straße offiziell ein neues Wohnquartier eingeweiht,
Gebäuden orientieren, blieb der besondere Charme des
die Kinder gut im Blick. Alle zwei Wochen lädt die Kita
systematisch zu erfassen, wurde extra eine Bauingeni-
dass diesen Entwicklungen Rechnung trägt. »Das neue
alten Viertels erhalten.
St. Josef im Café zum Generationenfrühstück ein.
eurin eingestellt. Janine Barthel besichtigte zwischen
Quartier in Ostheim war von vorneherein als ein Mehr-
2009 und 2012 jede einzelne Wohnung, fotografierte und
generationen-Quartier geplant. Junge und alte Men-
begutachtete sie. Teilweise mit überraschenden Ergeb-
schen sollen hier gemeinsam und miteinander leben«,
nissen. Mit den Jahren hatten nämlich etliche Mieter
erklärt Vorstandsvorsitzender Thomas Wolf.
aus eigener Initiative Umbauten in den Wohnungen
Für Alt und Jung:
Alles vor Ort
Für die älteren Mieter ist Anna Haag Mobil vor Ort: Der
Sozialdienstleister bietet in der Wohnanlage hauswirtschaftliche Unterstützung und ambulante Betreuung an.
Das soziale Zentrum im Quartier ist das WohnCafé im
Er organisiert das Quartiersmanagement und ist auch für
vorgenommen, von denen der Verein nichts wusste. So
Das Gebäude-Ensemble umfasst acht Mietshäuser, da-
Erdgeschoss der Rotenbergstraße 110. In dem großzü-
die generationenübergreifenden Aktivitäten zuständig.
kam es vor, dass Frau Barthel statt einer Dusche ein
von sechs Neubauten und zwei generalsanierte Altbau-
gigen Raum stehen gemütliche Tischgruppen, vor den
»Unsere Mieter sollen bis ins hohe Alter ein selbstbe-
Bad mit Badewanne vorfand. Selbst innerhalb eines
ten. Auf insgesamt 11.300 qm Wohnfläche verteilen sich
Fenstern befindet sich eine Spielecke. Die Bewoh-
stimmtes Leben im eigenen Zuhause mit ihren sozialen
Hauses waren die Zustände der Wohnungen teilweise
136 moderne Wohnungen. Darunter befinden sich klei-
ner treffen sich hier zum Mittagessen, auf Kaffee und
Kontakten führen können«, so Wolf. Auch Menschen mit
sehr unterschiedlich. Zur Digitalisierung der Bestands­
ne Einzimmer-Appartements mit 37 qm, die sich auch
Kuchen, zu Informationsveranstaltungen oder um die
Behinderung und Familien mit behinderten Kindern kön-
pläne wurden die Wohnungen vermessen und nicht
alleinstehende Senioren mit schmalen Renten leisten
nachbarschaftliche Hilfe zu organisieren. Aber auch,
nen die Versorgungsstruktur nutzen. Das Projekt »Woh-
selten mussten ihre Grundrisse korrigiert werden. Auf
können, ebenso wie geräumige Fünfzimmerwohnungen
um dem Diavortrag eines Nachbarn über seine argen-
nen in Ostheim« ist in Zusammenarbeit mit dem Verein
Grundlage der so gewonnen Daten konnte der Verein
mit 127 qm für Familien. 59 Wohnungen sind barrierefrei,
tinische Heimat zu lauschen.
»Integrative Wohnformen e.V.« entstanden, den der Bau-
ein neues EDV-gestütztes Portfolio-Managementsys-
alle Wohnungen verfügen über schnelles Internet.
und Wohnungsverein gemeinsam mit zwölf weiteren
tem aufbauen, in dem für die nächsten Jahre festgelegt
Stuttgarter Wohnungsunternehmen im Frühjahr 2009
ist, wann welches Gebäude und welche Wohnung sa-
gründete. Zweck des Vereins ist es, »die Altenhilfe, die
niert wird. Sind heute Techniker in den Wohnungen un-
Hilfe für Behinderte und das bürgerliche Engagement
terwegs, so können sie direkt von unterwegs mit einem
zugunsten gemeinnütziger Zwecke« zu fördern.
Tablet die Daten im System aktualisieren.
Heute, 150 Jahre nach seiner Gründung, ist der Bau-
Sozialer Wohnungsbau
im Wandel
und WohnungsVerein Stuttgart wirtschaftlich stabil aufgestellt. Auch Häuser mit einem alten Baujahr befinden
sich in einem guten Zustand. Mit rund 5.000 Wohnungen
Sozialer Wohnungsbau bedeutete lange Zeit vor allem,
ist er der zweitgrößte Anbieter von Mietwohnungen in
günstigen Wohnraum zu errichten. Heute stehen Stadt-
Stuttgart. In seiner Geschichte musste der Verein sei-
planer vor fundamental neuen Aufgaben. Mit dem de-
ne soziale Aufgabe je nach Dringlichkeit der Aufgaben
mografischen Wandel muss sich die Infrastruktur der
Städte zunehmend auf ältere Bewohner einstellen. Und
Den Altbestand sachgerecht und hochwertig zu sanieren,
erfordert viel Umsicht und Geld.
Das WohnCafé Ostheim ist der soziale Mittelpunkt des Mehrgenerationenkonzepts.
zwar immer wieder neu definieren. Dabei hat er jedoch
nie seine Wurzeln und die Werte seines Gründers Eduard Pfeiffer vergessen.
48
49
Glanzlichter
Besuchen Sie Ostheim im Internet:
www.die-siedlung-ostheim.de
Zuhause in Ostheim
Ein wohnliches Quartier für Geringverdiener
Am 13. Dezember 1890 veröffentlichte Eduard Pfeiffer im
schrieb. Das Architekturbüro Heim & Hengerer setzte
Ostheim hatte Pioniercharakter: Grundrisse und Fas-
Stuttgarter Tagblatt einen Aufruf: »Die Herstellung be-
sich gegen 52 Mitbewerber durch – Hengerer sollte in
sadengestaltung der später errichteten Gebäude des
nem eigenständigen sozialen Leben. In den Eckge-
friedigender Wohnungsverhältnisse für die ärmere Be-
der Folge der wichtigste Architekt bei allen Projekten
Vereins orientierten sich größtenteils am »Prototyp«
bäuden gab es Geschäfte: Metzgereien, Bäckereien,
völkerung muß […] bei dem Bestreben einer Versöhnung
des Vereins werden. Die Architekten konzipierten weni-
Ostheim. Und auch außerhalb des Vereins war Ostheim
Gastwirtschaften und Kaufläden. Es folgten Postamt,
der sozialen Gegensätze […] einer der ersten und vor-
ge Grundformen, nach denen sie alle Gebäude der Sied-
Vorbild.
Polizeistation, Arztpraxis, Schule, Bücherei und ein
nehmsten Zielpunkte sein.« Deswegen bat er die wohl-
lung errichteten. So gab es im Wesentlichen nur vier
habende Bevölkerung Stuttgarts um Unterstützung für
verschiedene Aufrissformen in Ostheim. Durch kleine
In Stuttgart wurden die Aufrisse und Fassadengestaltun-
die sozialen Bauprojekte des Vereins. Die Resonanz war
Variationen wirkte jedoch jedes Haus anders und indi-
gen zum Standard einer Vielzahl neuer Bauten. Außer­
groß: Durch zinsgünstige Darlehen, großzügige Spen-
viduell: Entweder war die Fensterstellung unterschied-
halb Stuttgarts übernahm vor allem die Stadt Ulm so-
Spielplatz.
den und vorhandenes Eigenkapital konnte der »Verein
lich oder Form und Farbe der Ziegel. Es gab zusätzliches
wohl das architektonische Konzept als auch das Modell
für das Wohl der arbeitenden Klassen« vier Wohnungs-
Zierfachwerk, Giebel oder andere Dekorationen. Die de-
des Rückkaufsrechts.
bauprojekte bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges
korativen Elemente stellte man inzwischen maschinell
umsetzen. Die Siedlung in Ostheim war davon das erste
her, daher blieben die Kosten im Rahmen. Auch wenn in
und größte. Der Verein kam hier seiner Idealvorstellung
Ostheim alles ein wenig kleiner war, die Formensprache
vom sozialen Wohnungsbau am nächsten.
hat doch Anlehnungen an die bürgerliche Gründerzeit.
Bürgerlicher Luxus in
kleinem Maßstab
Im Juli 1892 bezogen die ersten 113 Familien ihre Woh-
Ostheim entwickelte sich zu einer Siedlung mit ei-
Betreuung für Kinder
arbeitender Eltern
Schaut man die Neuffenstraße hinauf, die zentrale
Straße Ostheims, so blickt man auf einen repräsen-
Nicht nur für Arbeiter
tativen Bau im Stile einer Gründerzeitvilla. 1896 hat
der Verein hier eine Kinderkrippe errichtet: Die Krip-
Wie vom Verein beabsichtigt, mieteten nicht nur Arbei-
pe bestand über ein Jahrhundert. Zwischen 50 und
ter in Ostheim. »Wir bauen keine Arbeiterwohnungen,
90 Kinder vom Säugling bis zum schulpflichtigen Al-
sondern billige Familienwohnungen für die Minderbe-
ter konnte der Verein aufnehmen.
nungen. Zu jedem Gebäude gehörte ein kleiner Garten
mittelten […] mit einem kleinen Einkommen […]. Und
zur Selbstversorgung der Bewohner, in einem Haus leb-
vom sozialen Gesichtspunkt legen wir Wert darauf, zu
Seit September 2007 hat der Verein, heute unter
Pfeiffer und der Verein sahen in der Aufgabe, guten
ten jeweils zwei bis drei Familien. Von Beginn an war
zeigen, daß nach unserer Auffassung der Lohnarbeiter
dem Namen »Bau- und WohnungsVerein Stuttgart«
Wohn­raum günstig zu errichten, nicht nur eine bautech-
vorgesehen, dass der Verein nur einen kleinen Teil der
keine von den übrigen Berufsarten getrennte Klasse der
(BWV ), in dem Haus seinen Firmensitz. Inzwischen
nische Herausforderung. Auch unter ästhetischen Ge-
Häuser in eigener Hand behielt. Die Mieter konnten
Bevölkerung bildet, mit dem das Zusammenleben ver-
gehören die denkmalgeschützten Häuser in Ostheim
sichtspunkten sollte die Siedlung die Arbeiterschaft an
kleine Raten an den Verein zahlen und auf diese Weise
mieden wird.« Neben Heizern und Maschinenbauern
auch größtenteils wieder dem Verein. Die Siedlung
das bürgerliche Leben heranführen. Ostheim war daher
ihr eigenes Heim erwerben. Um spätere Spekulationen
wohnten Buchdrucker, Schuhmacher, Diener und Ta-
blieb im Zweiten Weltkrieg fast unbeschädigt, seit
eines der ersten Bauprojekte in Deutschland überhaupt,
mit den Immobilien zu verhindern, behielt sich der Ver-
gelöhner in Ostheim. Ungefähr ein Zehntel der Mieter-
rund zehn Jahren werden die Gebäude nach und
für deren Entwürfe man einen offenen Wettbewerb aus-
ein jedoch ein Rückkauf- bzw. Rücktrittsrecht vor.
schaft waren Beamte, Privatangestellte und Geistliche.
nach saniert.
23
Die Sanierung der Altstadt
Großbaustelle im Herzen Stuttgarts
Anfang des 20. Jahrhunderts war die Wohnungssitua­tion
einfachen Umbauten getan: Die Häuser wurden kom-
in Stuttgart nicht mehr ganz so angespannt. Nicht zuletzt
plett abgerissen und neue errichtet.
war das auch dem »Verein für das Wohl der arbeitenden
Klassen« zu verdanken. Zwischen 1905 und 1909 stellte
Stadtkern mit Charme
Zwar haben etliche der Häuser den Zweiten Weltkrieg
Kluge Verhandlungen
sich der Verein deshalb eine neue große Aufgabe: die
überstanden. Vieles, was den besonderen Flair der sanierten Altstadt ausmachte, ging aber leider verloren.
Sanierung der Altstadt. Die Wohnungserhebung von
Die Altstadtsanierung war ein gigantisches Projekt,
Nach ihrer Fertigstellung schmückten Wandmalereien,
1887 hatte gerade in dem alten Stadtkern größte Mängel
nicht nur in architektonischer Hinsicht: Der Verein
zahlreiche plastische Ausschmückungen an den Wand-
aufgedeckt: Die aus dem 13. Jahrhundert stammenden
musste sich mit über 100 Einzelbesitzern einigen. Pfeif-
flächen und kleine Erker die Häuser und erweckten den
Häuser waren schlecht belüftet und dunkel, die Straßen
fer wusste, dass, würde das Vorhaben des Vereins erst
Eindruck eines traditionsreichen Handels- und Hand-
zu eng für moderne Fuhrwerke. Krankheiten breiteten
an die Öffentlichkeit kommen, die Preise für die Grund-
werkerviertels. Die »Architektonische Rundschau« ur-
sich aus, weil die Kanalisation veraltet war. Die Feuer-
stücke steigen würden. Daher verhandelte der Verein
teilte 1909: »Man wird in alten und neuen Städten kaum
wehr wies auf Brandgefahr durch die dicht stehenden
zunächst »in aller Stille« mit den Besitzern Kaufoptio-
etwas Heimeligeres finden können.« Ihren Eindruck be-
Holzbauten hin. Die Handwerker, die das Quartier ur-
nen, die bis zum Jahresende 1905 befristet waren. Erst
schrieb sie wie folgt: »Bieten diese Bauten und der Eber-
sprünglich bewohnt hatten, waren in den 1870er- und
als Vorverkaufsverträge für fast alle betroffenen Grund-
hardbau nicht nur um ihrer Architektur an sich, sondern
80er-Jahren in Neubaugebiete gezogen. Ihre alten Häu-
stücke vorlagen, wandte er sich an die Stadt. Der Verein
auch um der neuen Lösungen des modernen Geschäfts-
ser vermieteten sie an nachrückende Arbeiter – mit den
hatte zu diesem Zeitpunkt schon einen fertig ausgear-
hausproblemes willen ungewöhnliches Interesse, so
bekannten Problemen der Überbelegung.
beiteten Bebauungsplan. Zusätzlich zu den Geldmitteln
steht man auf ihrer Rückseite, in der Geißstraße und auf
des Vereins stellte Pfeiffer ein Darlehen von einer Mil-
dem Geißplatz, zunächst ganz im Banne der künstleri-
lion Mark zur Verfügung. Die Stadt sollte weitere vier
schen Gestaltung.«25 Auf dem Geißplatz blieb bis heute
Millionen für das auf insgesamt sieben Millionen Mark
der Hans-im-Glück-Brunnen von Josef Zeitler erhalten,
geschätzte Projekt beisteuern. Sie willigte ein, unter der
der 1909 zum Abschluss der Bauarbeiten errichtet wur-
Im Januar 1905 kaufte der Verein zunächst sechzehn
Bedingung, dass ein eventueller Gewinn in die Stadt-
de. Und auch der hohe Turm des Graf-Eberhard-Baus ist
Gebäude, die sich in besonders schlechtem Zustand
kasse überführt würde.
noch immer ein Wahrzeichen der Stuttgarter Altstadt.
Sanierung hieß:
kompletter Neubau
befanden, und ließ sie allesamt abreißen. Schon am
1. November 1905, nach kaum neun Monaten Bauzeit,
Die Bauarbeiten begannen am 1. April 1906. 87 baufälli-
waren die ersten Neubauten bezugsfertig. Im Kleinen
ge Häuser machten Platz für 36 Neubauten mit Läden
hatte der Verein bewiesen, dass das Projekt »Altstadt­
und Geschäftsräumen sowie 141 Wohnungen. In sei-
sanierung« realisierbar war: »Die Ergebnisse […] wa-
nem Bebauungsplan berücksichtigte der Architekt Karl
ren so befriedigend, daß wir dabei nicht stehen bleiben
Hengerer den Verlauf der alten Gassen, um den ge-
wollten, sondern sofort an das weit ausgreifende Pro-
wachsenen Charakter der Altstadt zu erhalten. Dabei
jekt der Sanierung des Zentrums der Stadt herantra-
begradigte er die Straßen jedoch und verbreiterte sie
ten.« Der Verein plante, einen ganzen Stadtteil neu zu
teilweise um mehr als das Doppelte. Die Fassaden der
gestalten. Es kristallisierte sich das Gebiet zwischen
klassizistischen Giebelhäuser gestaltete er abwechs-
24
54
Nadler-, Eberhard-, Stein-, Geiß- und Hirschstraße her-
lungsreich, um ein lebendiges Straßenbild zu erzeugen.
aus: 7.000 qm, die etwa 10 % der gesamten Fläche der
Auf der Höhe des Erdgeschosses waren die Gebäude
Stuttgarter Altstadt ausmachten. Angesichts des Zu-
mit Sandsteinquadern verkleidet, in den Arkaden reich-
stands der Gebäude war es aber auch hier nicht mit
ten die Fenster bis auf den Boden.
Oben: Häuser der fertig sanierten Altstadt, Eberhardstraße.
Unten: Ein Haus vor der Sanierung.
Das Sanierungsareal (schwarz)
55
Bad Cannstatt: Stadtentwicklung in Stuttgarts Peripherie
Wohnsiedlung aus der Zeit des Wirtschaftswunders
Schon Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich
Straße 10, baute der Verein 1973 ein weiteres, nur wenig
systematisch zu erfassen (S. 48 ), war die Siedlung in Bad
Bad Cannstatt vom Bade- und Kurort zu einem stetig
kleineres Hochhaus. Daneben ist die Siedlung geprägt
Cannstatt die erste, in der er umfassende Sanierungsar-
wachsenden Industriestandort. Als Deutschland sich
von drei- bis fünfstöckigen Mietshäusern: Die Wohnun-
beiten durchführte. Zwischen 2007 und 2015 investierte
Mitte der 50er-Jahre zunehmend um Gastarbeiter be-
gen haben in der Regel drei Zimmer, Bad, Küche, häufig
er insgesamt 20 Millionen Euro in Sanierung und Mo-
mühte, zogen wegen der guten Arbeitsplatzbedingun-
ein separates WC, eine getrennte Abstellkammer und ei-
dernisierung. Bis auf die beiden Hochhäuser sind nahe-
gen viele Zuwanderer in den Bezirk: Italiener, Türken,
nen Balkon. Auch die ersten Altenwohnungen Stuttgarts
zu alle Gebäude energetisch saniert und es sind neue
Griechen und Einwanderer aus dem ehemaligen Jugos-
nach dem Krieg baute der Verein hier: 1962 waren 28
Heizungen eingebaut. Photovoltaik-Anlagen auf den Dä-
lawien prägen seitdem das multikulturelle Bild in Stutt-
barrierefreie Kleinwohnungen in der Darmstädter Stra-
chern tragen zur günstigen Stromerzeugung bei.
garts größtem Stadtteil. Der Gemeinnützige Bau- und
ße 7 – 9 fertiggestellt. Für die Mieter gab es einen Rei-
Wohlfahrtsverein erwarb 1954 zwischen Sparrhärm-
nigungsdienst und in jeder Wohnung einen Notrufknopf.
Nachverdichtung:
Hochwertige Wohnungen
für mittlere Einkommen
lingweg und Darmstädter Straße ein Areal, auf dem er
erstmals seit dem Krieg eine zusammenhängende Siedlung errichten konnte.
Investitionen für den
Wandel im Quartier
Die Flachdachbauten an der Darmstädter Straße 1 – 9,
Zwischen 1955 und 1980 entstanden hier insgesamt 65
Die Hoffnung, dass sich um den Sparrhärmlingweg mehr
ebenso wie das Ladenzentrum, konnten nicht mehr sa-
Häuser mit 554 Wohnungen. Die Gebäude sind Kinder
als ein reines Wohnquartier entwickeln würde, erfüllte
niert werden und mussten abgerissen werden. An ihrer
ihrer Zeit: Die Ressourcen waren damals begrenzt, so-
sich jedoch nur in Ansätzen. Seit Anfang der 70er-Jahre
Stelle entstehen seit Ende 2015 auf einer Wohnfläche
dass auf individuelle Ausgestaltung der einzelnen Wohn­
erschwerten verschiedene Faktoren die Entwicklung.
von insgesamt 6.903 qm 93 neue und moderne Wohnun-
einheiten im Wesentlichen verzichtet werden musste.
So hatte Bad Cannstatt »zwischen 1970 und 1987 den
gen, mit denen der Strukturwandel in der Siedlung wei-
Trotzdem ist es der Siedlung anzumerken, dass der Ver-
größten Rückgang an Beschäftigten aller Stadtbezirke
ter voranschreiten wird. Aufgrund seiner stabilen wirt-
ein seine Mittel mit Bedacht einsetzte: Die Grundrisse
[Stuttgarts] zu verzeichnen« . Ende der 90er-Jahre galt
schaftlichen Struktur kann der Verein bei Mietpreisen,
der Wohnungen sind günstig geschnitten, die Grünflä-
vor allem der Stadtteil Hallschlag in direkter Nachbar-
die sich auch mittlere Einkommen leisten können, hier
chen sind großzügig. Von Anfang an gehörte ein Laden-
schaft zur Siedlung als sozialer Brennpunkt – Familien
zentrum zur Planung, ebenso ausreichend Kinderspiel-
zogen weg, weil sie sich um ihre Kinder sorgten. Auch
plätze. Am Rande Stuttgarts sollte ein Wohnquartier mit
die Geschäfte im Ladenzentrum mussten nach und nach
eigener Nahversorgung und nachbarschaftlichem Mit-
schließen. Es fehlte schlicht die Kundschaft, die meis-
einander entstehen.
ten Bewohner kauften lieber in den Discountern der
»Wir haben noch viele Erstmieter in Bad Cannstatt,
Umgebung ein. Damit ging ein wichtiger sozialer Treff-
worauf wir stolz sind«, erklärt Vorstandsmitglied Ernst
punkt im Quartier verloren.
Wuchner. »Aber wir merken, dass dort jetzt ein Um-
Günstig geschnittene
Mietwohnungen
56
26
Oben: Die ersten Altenwohnungen Stuttgarts. Unten: Das erste
Hochhaus des Vereins – fertiggestellt 1964.
einen zeitgemäßen Wohnwert bieten. Zur Standardausstattung gehören unter anderem Parkettböden, Medien­
verteiler und Dickputz, der Spechtlöchern vorbeugt.
bruch stattfindet.« Inzwischen würden auch wieder
In den letzten Jahren gelang es, auch durch viel Engage-
vermehrt junge Familien und Paare an den Sparrhärm-
Dominant sind die beiden Hochhäuser in der Wetzlarer
ment von Seiten der Stadt Stuttgart, eine erneute Wen-
lingweg ziehen.
Straße 10 und 25. Ersteres war 1964 fertiggestellt, mit
de in Bad Cannstatt einzuleiten. Für das Gebiet um den
14 Geschossen ist es bis heute das höchste vom Verein
Sparrhärmlingweg war sicherlich auch die Anbindung
errichtete Gebäude. Es war erstmals von einer Tiefgara-
an die Stadtbahn mit der Linie U12 im Jahr 2014 ein wich-
ge unterkellert – die zunehmende Motorisierung mach-
tiger Aufwertungsfaktor. Als der Verein 2008 damit be-
te es notwendig. Diagonal gegenüber, in der Wetzlarer
gann, seinen Bestand für Modernisierungsmaß­nahmen
Ende 2015 begann der Bau der Nachverdichtungsmaßnahme.
57
Alte Häuser – modernes Wohnen
150 Jahre Bau- und WohnungsVerein Stuttgart – die
genug, um über das Fußbodennetz die Räume zu kühlen.
Bausubstanz des Vereins ist ein einzigartiges Erbe.
Zudem werden 75 % des Energieverbrauchs des Gebäu-
mittlere Teil schließt mit einem ornamental verzierten
Damit die Gebäude allerdings erhalten bleiben und
des aus erneuerbaren Energien erzeugt.
Giebel ab, die Seitenflügel sind optisch leicht abge-
modernen Lebensbedürfnissen entsprechen, ist viel
Arbeit notwendig. Drei Sanierungsbeispiele:
Gründerzeit ist in der Senkrechten dreigegliedert: Der
setzt. Horizontal ist das Haus durch mehrere Gesimse
Die denkmalgeschützte Außenfassade konnte bei allen
strukturiert. Das Gebäude wurde bis zur Jahresmitte
Baumaßnahmen nicht nur erhalten, sondern teilweise
2012 saniert, die Fassade zur Straßenseite wurde dabei
sogar in den originalen Vorkriegszustand zurückversetzt
komplett erhalten. Zum Hinterhof wurden moderne Bal-
werden. Zur vollen Stunde hört man die Schulglocke,
kone mit schwarzen Stahlträgern angebracht. Der Ver-
Das Haus im Zentrum von Ostheim, am Kopf der Neuf-
die im 19. Jahrhundert schon den Kindern der Krippe die
ein hat zudem in einem Pilotprojekt gemeinsam mit der
fenstraße hat eine lange Geschichte. Das Gebäude war
Stunde anzeigte.
Schwarenbergstraße 64
ein Geschenk Eduard Pfeiffers, 1895 hatte es der Verein
als Kinderkrippe für die noch junge Siedlung errichtet,
Firma Sto Messungen durchgeführt und über drei Jahre
die Temperatur- und Feuchtverläufe in den Wandquer-
Neuffenstraße 10
im zweiten Stock befand sich eine Volksbibliothek für
schnitten in West- und Nordausrichtung aufgezeichnet.
Ziel war es, den Erfolg der Innendämmung zu validieren
die Bewohner von Ostheim. Seit 2007 beherbergt es die
Anfang der 1990er-Jahre hatte der Verein das Haus in
Geschäftsstelle des Vereins.
der Neuffenstraße 10 schon zu einem Einfamilienhaus
und gegebenenfalls zu optimieren.
umgebaut. Als es 1893 errichtet wurde, war es für drei
Bevor der Verein jedoch einziehen konnte, sanierte er
Familien ausgelegt. 2014 wurde das Haus dann von
es innerhalb von 20 Monaten vollständig. Um für einen
Grund auf modernisiert. Von außen fallen sofort die ab-
modernen Grundriss Platz zu machen, der den Anforde-
gestrahlte Backsteinfassade, das neu gedeckte Dach
rungen des täglichen Geschäftsbetriebes gerecht wird,
sowie die erneuerten Fenster und Dachgauben auf. Ein
wurde das Gebäude komplett entkernt. Damit die Fas-
Vordach aus den 70 er-Jahren wurde abgebaut und der
sade keinen Schaden erlitt, wurde sie aufwendig mit ei-
Originalzustand wiederhergestellt. Jeder Eingriff in die
nem Gerüst stabilisiert. Heute empfängt den Besucher
Außenfassade muss dabei vom Denkmalamt genehmigt
ein geräumiges, lichtdurchflutetes Treppenhaus, helles
werden, zur Straßenfront sind zum Beispiel nur Fenster
Holz und zahlreiche Glaselemente lockern das Gebäude
aus Holz erlaubt, Anbauten, wie etwa Balkone, müssen
im Innern auf. Um Platz für das Archiv des Vereins zu
ins Bild passen. Im Innern wurden sämtliche Versor-
schaffen, entstand ein weiteres Untergeschoss. Dach
gungsleitungen ausgetauscht, Wohnräume und Sani-
und Gauben mussten komplett erneuert werden.
täreinrichtungen saniert. Im zweiten Stock sind die hölzernen Deckenbalken freigelegt und geben ein Gefühl
Geheizt wird mit Erdwärme: Die Niedertemperatur-Fuß-
für das Alter des Hauses.
bodenheizung liefert angenehme Wärme. Für die Heizung waren 18 Bohrungen mit einer Tiefe von jeweils
Die Neuffenstraße 10 vom Garten aus gesehen.
Die Räumlichkeiten der neuen Geschäftsstelle in der Schwarenbergstraße 64 sind
modern und hell.
Rotenbergstraße 112 – 116
ca. 77 Metern notwendig, in der Nacht speichert ein
58
1.000-Liter-Wasserspeicher die Wärme und speist sie
Im neuen Quartier in Ostheim (s. S. 49) richtet sich alles
tagsüber wieder ein. Was im Winter wärmt, kühlt im
nach einem Gebäude: Das Haus in der Rotenbergstraße
Sommer: Die Temperatur des Wassers aus der Tiefe
112 – 116, Baujahr 1902, ist der stilistische Ankerpunkt
beträgt +9 °C bis +12 °C, in den Sommermonaten kalt
für die gesamte Neubauanlage. Die Fassade im Stil der
Die alte Treppe in der Neuffenstraße 10
wurde aufwendig restauriert.
59
Bedeutende Wegbegleiter
2016 blickt der Bau- und WohnungsVerein Stuttgart auf
fünf Doktoren und 12 Firmen. Das verwundert nicht: Hier
eine 150-jährige Geschichte zurück. Viele bedeutende
fanden wohlhabende und verantwortungsbewusste Bür­
Persönlichkeiten haben ihn vorangebracht und beglei-
ger zusammen, die etwas gegen die wachsende Kluft
tet. Zu den Gründungsmitgliedern, damals noch des
zwischen den Arbeitern und der bürgerlichen Gesell-
»Vereins für das Wohl der arbeitenden Klassen«, gehör­
schaft unternehmen wollten. Aber auch später, als sich
ten die seinerzeit bekanntesten Stuttgarter Namen: 25
Umstände und Aufgaben änderten, fand der Verein im-
hohe Beamte, drei Offiziere, 27 Kaufleute und Händler,
mer wieder einflussreiche Unterstützung.
10 Fabrikanten, sechs Bankiers, vier Rechtsanwälte,
Eduard Pfeiffer war der
Initiator, Ideengeber und
größte Mäzen des »Vereins für das Wohl der arbeitenden Klassen«. Sein
Wirken hat vielfältige Spuren hinterlassen: durch
seine sozialpolitischen
Schriften, sein Eintreten
für die Konsumgenossenschaftsbewegung und sein
politisches Engagement.
60
Gründungsmitglied Gustav
von Siegle war Großindustrieller und einer der
reichsten Männer Württembergs. 1889 gründete
er die »Offene Gesellschaft
G. Siegle u. Co.«, das Un­
ternehmen stellte Mineralund Lackfarben her. Er
besaß zahlreiche Betei­
ligungen an weiteren Firmen, unter anderem an
der Württembergischen
Metallwarenfabrik. Da­
neben unterstützte er
etliche soziale Projekte
in Stuttgart. Im GustavSiegle-Haus, das die nach
ihm benannte Stiftung 1912
eröffnete, finden heute
Konzerte und Kulturver­
anstaltungen statt.
Ferdinand von Steinbeis –
ebenfalls ein Mitglied des
Gründungskomitees. König
Wilhelm I. berief ihn 1848
zum Königlichen Württembergischen Regierungsrat,
er war Leiter der Zentralstelle für Handel und Gewerbe. In dieser Funktion
gründete er mehrere Gewerbeschulen, er gilt als
wichtiger Förderer des
jungen Gottlieb Daimler.
Er hat die Entwicklung der
Industrie in Württemberg
zu seiner Zeit maßgeblich
mitgeprägt.
Ganz oben auf der Liste
der Mitglieder des Vereins
steht 1866 König Karl von
Württemberg. Karl war
von 1864 bis 1891 der
dritte König von Württemberg, er folgte seinem
Vater Wilhelm I. von Württemberg. Die Politik Karls
galt im Vergleich zu der
seines Vaters als liberal.
So stellte er am 24. Dezember 1864 die Presseund Vereinsfreiheit in
Württemberg wieder her.
Außenpolitisch strebte er
ein Bündnis mit Preußen
an und entfernte sich von
Österreich.
Königin Olga von Württemberg, die Ehefrau
Karl I., gehörte mehr noch
als ihr Mann zu den aktiven Förderern des Vereins.
Sie hatte, ebenso wie der
damalige Oberbürgermeister Friedrich von Hack,
entscheidenden Anteil
daran, dass der Verein im
Jahre 1886 die Erhebung
zur Wohnsituation in Stuttgart durchführen konnte.
Der Kommerzienrat
Leo Vetter ist heute in
Stuttgart vor allem durch
das von ihm geförderte
und nach ihm benannte
Hallenbad bekannt. Auch
er war Mitglied des
Vereins. Er gehörte 1891
zu der Jury, die über die
Architekturentwürfe für
Ostheim entschied.
Karl Hengerer ragt unter
den Architekten, die für
den Verein tätig waren,
deutlich heraus. Ergebnis
der ersten Zusammenarbeit zwischen Pfeiffer und
Hengerer ist die Siedlung
in Ostheim, in der Folge
entstanden unter Hengerers Regie die Siedlungen
Südheim und Ostenau
sowie das Ledigenheim.
Hengerer plante die Altstadtsanierung mit dem
Graf-Eberhard-Bau. Für
mehr als drei Viertel aller
Neubauten in der Pfeiffer-Ära zeichnete sich
Hengerer verantwortlich,
er war der Pragmatiker an
der Seite des Idealisten
Pfeiffer. Neben den Aufträgen für den Verein hat
Hengerer zahlreiche Villen
in den Stadterweiterungsgebieten auf den Halb­
höhenlagen von Stuttgart
errichtet.
Werke des Bildhauers
Joseph Zeitler finden sich
überall in Stuttgart: Der
Bildhauerschmuck an der
Elisabethenkirche, der
Fassadenschmuck am
ehe­maligen Schlachthof in
der Schlachthofstraße 2,
eine Bronzefigur des Orpheus im Städtischen Lapidarium und viele mehr. Für
den Verein schuf der Bildhauer 1909 den Hans-imGlück-Brunnen am Geißplatz in der Altstadt sowie
etliche Kleinplastiken und
Reliefs mit Märchen­
szenen und Genrefiguren
an den Häuserfassaden.
Seine Arbeit prägte das
Bild der Stuttgarter Altstadt nach der Sanierung.
Den Krieg überstanden
hat leider nur der Hansim-Glück-Brunnen.
Robert Bosch eröffnete
am 15. November 1886
mit nur einem Gesellen
und einem Lehrling eine
»Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik«. Der kleine Betrieb
war der Grundstein für
das heutige Bosch-Impe­
rium. Der Ingenieur, Er­
finder und Industrielle war
von 1922 bis 1931 Vorstandsvorsitzender des
Vereins. Robert Bosch
half, als es dem Ver­ein
nach der Inflation wirtschaftlich schlecht ging.
Mit Carl Lautenschlager
leitete auch ein ehemaliger Oberbürgermeister die
Geschicke des Vereins:
Von 1933 bis 1952 stand
er als Vorsitzender dem
Verwaltungsrat vor. Lautenschlager wurde am
12. Mai 1911 zum Stadtschultheiß von Stuttgart
gewählt und 1921 und
1931 im Amt bestätigt.
Die Amtsbezeichnung
»Oberbürgermeister«
wurde erst 1930 einge­führt – 1933 musste er
auf Drängen der Nationalsozialisten das Amt auf­
geben. Es ist Lautenschlagers Verdienst, dass der
Verein nach dem Ende
des Krieges recht schnell
wieder seine Arbeit aufnehmen konnte.
61
Vorstandsmitglieder des Vereins
bis 1921 Geheimer Hofrat Dr. Eduard von Pfeiffer
Vorsitzende des Verwaltungsrats
1866 – 1876 Buchhändler Adolf Bonz
1921 – 1932 Bankier Max Doertenbach
1877 – 1921 Geheimer Hofrat Dr. Eduard von Pfeiffer
1921 – 1933 Präsident a.D. von Hilbert
1921 – 1922 Staatsminister a.D. Wilhelm von Gessler
1921 – 1926 Kommerzienrat Nathanael Romminger
1922 – 1931 Fabrikant Dr. Robert Bosch
1922 – 1931 Fabrikant Dr. Robert Bosch
1931 – 1932 Bankier Max Doertenbach
1925 – 1933 Rechtsanwalt Dr. Paul Scheuing
1932 – 1933 Dr. Paul Scheuing
1927 – 1933 Hofrat Gottlob Rube
1933 – 1952 Oberbürgermeister Dr. Carl Lautenschlager
1931 – 1933 Privatsekretär Willy Schlosstein
1952 – 1979 Dr. Rudolf Hagmann
1932 – 1933 Oberbürgermeister Dr. Carl Lautenschlager
1979 – 2000 Dr. Felix Waldraff
1933 – 1942 Verwaltungsdirektor Friedrich Laib
2000 – 2008 Dr. Hans Weber
1933 – 1938 Privatsekretär Karl Jann
seit 2008 Dr. Karl Epple
1938 – 1945 Architekt Franz Krassel
1938 – 1969 Direktor Josef Eisenmann
1947 – 1961 Baumeister Robert Ruffner
1968 – 1997 Dr. Hans Weber
1969 – 1984 Otto Armbruster
1973 – 1977 Bauingenieur Otto Kaiser
1977 – 1994 Architekt Gerhard Möller
1997 – 2005 Dr. Jürgen Becker
seit 1990 Kaufmann Ernst Wuchner
seit 2004 Diplomkaufmann Thomas Wolf
seit 2013 Dipl.-Betriebswirt (FH) Jürgen Oelschläger
Vereinsmitglieder
E. Breuninger GmbH & Co
Daimler AG
Robert Bosch GmbH
Eduard-Pfeiffer-Stiftung
Dinkelacker AG
FLEX-Elektrowerkzeuge GmbH
Landesbank Baden-Württemberg
Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg
L-Bank Baden-Württemberg
Württembergische Versicherung AG
Württembergische Lebensversicherung AG
Daneben gibt es noch 17 Mitglieder, bei denen
es sich um natürliche Personen handelt.
62
63
Mitarbeiter
Von links nach rechts
1. Reihe
Raphael Althaus (Vorstandsassistent )
Von links nach rechts
3. Reihe
Alwin Wanson (IT-Administrator)
Norbert Rüttel (Regiebetriebsleiter)
Janine Barthel (Technikerin)
Thomas Wolf (Vorstand)
Sandra Zimmer (Technikerin)
Claus Fischer (Technischer Leiter)
Franz Kling (Gärtner)
Laura Kaminsky (Auszubildende)
Dirk Weber (Rechnungswesen)
Sergej Desh (Gärtner)
Michaela Müller (Assistentin Technik)
Matthias Eberl (Hausbetreuer)
Nicolae Caruntu (Gärtner)
Petra Stracke (Empfang)
Siegbert Lorenz (Techniker)
Wolfgang Egerter (Gärtner)
Ernst Wuchner (Vorstand)
Zeljko Nikolas (Hausbetreuer)
Tiberiu Kelter (Gärtner)
Cornelia Bitsching (Teamleiterin)
4. Reihe
Ursula Widmann (Teamleiterin)
Martin Kronthaler (Techniker)
Joachim Straub (Schreiner)
Hartmut Hörmann (Architekt)
Ernst Bormuth (Schreiner)
Andreas Newiadomsky (Techniker)
Jürgen Oelschläger (Vorstand) Zeljko Matesic (Schreiner)
Norbert Rüttel (Leiter Regiebetrieb)
Nicht im Bild
Tobias Kipper (Techniker)
Uwe Gase (Hausbetreuer)
Robert Steger (Gipser Trockenbau)
Patrick Bosch (Hausbetreuer)
Stefan Mück (Hausbetreuer)
Drago Josipovic (Gipser)
Björn Röhle (Teamleiter)
Susanna Ottmüller (Zentrale Dienste)
Ljuban Vukovic (Maler)
Carsten Lösch (Techniker)
Birgit Schneider (Teamleiterin)
Orlando Barroso (Helfer)
Roswitha Baumann (Mahnwesen)
Anne Stauf (Versicherungen)
Hans Schuster (Maurer)
Petra Launag (Rechnungswesen)
Inge Stengel (Rechnungswesen)
Nikolai Vogel (Helfer) 2. Reihe
Henry Münch (Hausbetreuer)
Christiane Städtler (Rechnungswesen) Jochen Müller (Architekt)
Mario Behr (Hausbetreuer)
Johann Kramer (Gärtner)
Daniel Suhr (Gärtner)
Herbert Krapf (Schreiner)
Nicht im Bild
Akija Aslani (Helfer)
Herbert Finser (Maler, Maurer)
64
65
Ein Blick in die Zukunft
Die lange Tradition, auf die der Bau- und WohnungsVer-
Besserverdienenden. Das ist leider schon heute nicht
ein Stuttgart zurückschauen kann, verpflichtet: Auch in
mehr sozial ausgeglichen.
der Pflicht.
Zukunft wird der Verein das Erbe seines Gründers Edu-
Ernst Wuchner­ — Ein großes Thema ist auch der demo-
Jürgen Oelschläger — Es führt kein Weg an Energie-
ard Pfeiffer würdig bewahren. Ein Gespräch mit den
grafische Wandel. Wir müssen altersgerechte Woh-
und Ressourceneffizienz vorbei. In den letzten zehn
Vorständen Thomas Wolf, Ernst Wuchner und Jürgen
nungen planen und bauen. Das betrifft nicht nur uns,
Jahren ist da in der gesamten Branche sehr viel pas-
Oelschläger über kommende Herausforderungen.
sondern die gesamte Wohnungswirtschaft und auch
siert. Bei unseren letzten Neubauten haben wir Recyc­
die Stadtplanung. Mit unserem Bauprojekt in Ostheim
ling-Beton eingesetzt, in diesem Bereich gehören wir
Handeln im Geiste Eduard Pfeiffers – dieser hohe ide-
haben wir da sicherlich einen großen Schritt gemacht:
sicherlich zu den Vorreitern. Wichtig für die Zukunft
elle Anspruch begleitet den Verein von den Anfängen
Es reicht nicht, einfach nur barrierefreie Wohnungen zu
wird es sein, dass wir massentaugliche und preisgüns-
bis heute. Was bedeutet das für Sie konkret?
bauen. Wir müssen eine lebenswerte Infrastruktur für
tige Wärmespeicher bekommen. Auch in der Regel-
Jürgen Oelschläger — Eduard Pfeiffer hat die Not der
ältere Mieter schaffen, wie es etwa das WohnCafé in
technologie von Heizungen gibt es noch großes Opti-
Arbeiter in seiner Zeit gesehen und wollte etwas zum
Ostheim bietet.
mierungspotential.
Guten bewegen. Aber er hat keine Almosen verteilt. Die
Thomas Wolf — Wir stehen aber auch hier wieder vor
Arbeiter mussten ihren eigenen Beitrag leisten. Das ist
Wo sehen Sie weitere Entwicklungen, die für den sozi-
dem Dilemma: Es gibt inzwischen die Technologie, das
für mich ein wichtiger Punkt. Der andere ist, dass die
alen Wohnungsbau wichtig werden?
Null-Energie-Haus zu bauen. Unsere Mieter sind dann
Projekte des Vereins immer eine Grundwirtschaftlich-
Jürgen Oelschläger­ — Wir erleben es ja gerade ganz ak-
aber nicht mehr in der Lage, die Mieten zu zahlen. Teil-
keit hatten. Nur so kann der Verein nachhaltig etwas
tuell, das durch die Krisen weltweit viele Menschen auf
weise mussten wir in den letzten Jahren Dinge umset-
bewegen. Nach diesen Kriterien werden wir auch in
der Flucht sind und zu uns kommen. Wir müssen uns da-
zen, die noch gar nicht richtig erprobt waren und nicht
Zukunft handeln. Ich glaube, die große Herausforde-
rauf einstellen und auch darauf, dass viele Flüchtlinge
funktionierten. Von der Politik würden wir uns manch-
rung der Zukunft wird die wachsende Kluft zwischen
aus verschiedenen Kulturkreisen bei uns bleiben werden.
mal weniger Ideologie und mehr Wissen und Augen-
Arm und Reich sein. Es wird zunehmend diejenigen geben, die gerade so über die Runden kommen.
66
Die Baubranche steht auch beim Umweltschutz in
maß wünschen.
Wir reagieren Sie auf zunehmende Einkommensunterschiede Ihrer Mieter?
Wie sieht die Zukunft des Vereins aus?
Die sozialen Unterschiede werden größer. Was bedeu-
Jürgen Oelschläger­ — Wir verfolgen eine Mischkalku-
Ernst Wuchner­ — Wir sind sehr gut aufgestellt. Der
tet das für den Wohnungsmarkt?
lation: Wir lassen bewusst manche älteren Häuser so,
große Vorteil, den wir gegenüber privaten Anbietern
Thomas Wolf­ — Gutverdienende werden auch in Zukunft
wie sie sind, damit sie bezahlbar bleiben. Beispiel
auf dem Wohnungsmarkt haben, ist, dass wir nicht ge-
kein Problem damit haben, hochwertigen Wohnraum in
Ostheim: Da haben wir 140 Häuser. Die Häuser renovie-
winnorientiert arbeiten müssen. Der Vereinszweck ist
bester Lage zu finden. Unsere Klientel ist aber traditio-
ren wir nach und nach, etwa vier bis fünf im Jahr. Wenn
es, guten Wohnraum günstig für die breite Bevölke-
nell der normale Angestellte oder Arbeiter: die Kranken-
wir durch sind, dann fangen wir wieder von vorne an.
rung zur Verfügung zu stellen, und nicht, Gewinne an
schwester, der Erzieher oder der Handwerker. Der muss
Durch den Zyklus der Modernisierung werden wir im-
Aktionäre auszuschütten. Das ermöglicht uns eine
mit seinem Einkommen auch seine Familie ernähren. Bei
mer auch Wohnungen im Bestand haben, die das unte-
sehr langfristige Planung.
Neubauten können wir Preise, die wir hier eigentlich an-
re Preissegment bedienen. Es ist aber sehr wichtig,
Thomas Wolf­ — Wir werden auch in Zukunft ein gutes
bieten müssten, nicht mehr darstellen. Die Bauauflagen,
dass wir unseren Bestand pflegen. Würden wir alle
Preis-Leistungsverhältnis in einem Segment anbieten,
die wir erfüllen müssen, sind in den letzten Jahren gera-
Mieten gering halten und nicht in Modernisierung in-
das sich auch die Pflegekraft noch leisten kann.
dezu explodiert. Jede einzelne mag für sich berechtigt
vestieren, würde irgendwann der gesamte Bestand ver-
sein. Alles umzusetzen, was machbar und wünschens-
fallen und es würden mit einem Schlag große und dann
wert ist, entspringt aber dem Anspruchsdenken der
unbezahlbare Aufwendnungen anfallen.
Oben: Ernst Wuchner. Mitte: Thomas Wolf.
Unten: Jürgen Oelschläger.
67
Quellennachweise / Impressum
Impressum
HERAUSGEBER
Bau- und WohnungsVerein Stuttgart e.V.
Quellennachweise
1
2
3
4
5
6
Rechenschaftsbericht 1866 / 67
Rechenschaftsbericht 1866 / 67
Rechenschaftsbericht 1915 / 16
Rechenschaftsbericht 1887 / 88
Rechenschaftsbericht 1887 / 88
Bernd Langner, »Gemeinnütziger Wohnungsbau
um 1900«, Stuttgart 1994, S. 245
7 / 8 Eduard Pfeiffer, »Über Genossenschaftswesen«,
zitiert nach: Wolfgang Schmierer, »Eduard Pfeiffer –
Schriftsteller, Politiker, Vorsitzender des Vereins
für das Wohl der arbeitenden Klassen, Geheimer
Hofrat und Ehrenbürger von Stuttgart. 1835–1921.«
In: Lebensbilder aus Schwaben und Franken,
Bd. 15. Stuttgart 1983, S. 332
9
Rechenschaftsbericht 1914 / 15
10 Rechenschaftsbericht 1920 / 21
11 Festschrift, 125 Jahre Bau- und Wohlfahrtsverein
Stuttgart, S. 46
12 Weimarer Reichsverfassung, Artikel 155
13 Ulrike Haerendel, »Wohnungspolitik im National­
sozialismus«. In: Zeitschrift für Sozialreform,
Berlin 1999, S. 861
14 Protokoll der Ordentlichen Mitgliederversammlung
vom 10. Oktober 1933
15ebda
16 Ulrike Haerendel, »Wohnungspolitik im Nationalsozia­
lismus«. In: Zeitschrift für Sozialreform, 1999, S. 861
17 Protokoll 29. Januar 1947
18ebda
19 Protokoll 14. April 1946
20 Protokoll 29. Januar 1947
21 vgl. Protokoll 29. Januar 1947
22 aus einem Bewilligungsbescheid für ein städtisches
Mitfinanziererdarlehen
23 Rechenschaftsbericht 1892 / 93, S. 7
24 Rechenschaftsbericht 1915 / 16, S. 21
25 Architektonische Rundschau, 1909, Heft 11, S. 91
26 Beiträge zur Stadtentwicklung 37, Bad Cannstatt –
Ein Stadtbezirk im Wandel. Hrsg.: Landeshauptstadt
Stuttgart, Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung,
August 2006, S. 10.
PRODUCING
Judith Schenten, raumzeit3, Stuttgart
TEXT UND REDAKTION
Kai Weller, Berlin
GESTALTUNGSKONZEPT, LAYOUT UND SATZ
Jutta Herden, Stuttgart
BILDREDAKTION
Judith Schenten, raumzeit3, Stuttgart
KORREKTORAT
Andrea Winter, Stuttgart
DRUCK
Offizin Scheufele Druck und Medien GmbH & Co. KG,
Stuttgart
BILDNACHWEISE
Bau- und WohnungsVerein Stuttgart e.V.: S. 3, S. 12-13,
S. 14, S. 17, S. 18, S. 21, S. 23, S. 24-25, S. 26, S. 29, S. 32,
S. 34, S. 36 l., S. 38-39, S. 40, S. 43, S. 50-51, S. 52-53,
S. 55, S. 57, S. 59, S. 60 Bild 1, S. 62-63; raumzeit3: Titel,
S. 6, S. 10, S. 44-55, S. 46, S. 48, S. 49, S. 64, S. 65, S. 67;
Landesmedienzentrum Baden-Württemberg: S. 33,
S. 36 r., S. 60 Bild 4 und 5, S. 61 Bild 4; Stadtarchiv
Stuttgart: S. 60 Bild 2 und 3; S. 61 Bild 1, 2, 3 und 5
Februar 2016
Schwarenbergstraße 64
70188 Stuttgart
Telefon: 0711 94541-100
Telefax: 0711 94541-199
[email protected]
[email protected]

Documentos relacionados