Rembrandt, Saskia mit der roten Blume Restaurierungszettel 1562

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Rembrandt, Saskia mit der roten Blume Restaurierungszettel 1562
Rembrandt- historische Restaurierungen
1562: Rembrandt, Saskia mit der roten Blume
Restaurierungszettel
1562 „Rembrandt van Ryn No 751
Die Tochter des Meisters,- im Allgemeinen gereinigt, die im Gesichte befindlichen
Firnisflecke weggenommen, einzelne Beschädigungen im Hintergrunde wieder hergestellt
und frisch gefirnisst 1840 durch Schirmer“
Notiz im Matthai- Katalog 1835
S. 148, 750 Rembrandt, Bildnis der Tochter
„No 750 ward 1840 im Allgemeinen gereinigt von einigen im Gesicht befindl Firnisflecken
befreit, an einigen beschädigten Stellen restauriert du. frisch gefirnisst.“
HStADD, 13458 SKD, GG Nr. 8, Bd. 3
Blatt 40
12.12.1857
No 1160, 1161, 1163 Rembrandt
Auffrischungen durch Schirmer
HStADD, 13458 SKD, GG Nr. 8, Bd 4
Blatt 43
5.5.1875
1219 Rembrandt
„regeneriert und gefirnisst“
HStADD, 13458 SKD, GG Nr. 8, Bd. 11
Blatt 24
13.6.1901
1562 Rembrandt, Saskia mit der roten Blume in der Hand
„Sodann wurden dem Restaurationsatelier die nachfolgenden Bilder, deren Schäden dem
beiliegenden Befundprotokoll entsprechend gefunden wurden, zu sorgsamer und
zweckentsprechender Herstellung überwiesen.“
HStADD, 13458 SKD, GG Nr. 8, Bd. 11
Blatt 27
13.6.1901
No 1562, Rembrandt, Mädchen mit der Nelke
„Hebungen am rothen Gewande, ausgefallene Stellen am Gürtel“ Insp. Gustav Müller, Otto
Nahler, C. Woermann
HStADD, 13458 SKD, GG Nr. 8, Bd. 11
Blatt 64
16.1.1902
No 1562 Rembrandt, Saskia mit der Nelke
„Uebernahme restaurierter Bilder. Als trefflich hergestellt wurden vom Restaurationsatelier
die folgenden Bilder wieder übernommen.“
Archiv Gemäldegalerie Alte Meister, Abteilung Restaurierung; sowjetisches
Übergabeprotokoll 30.09.1955
Erhaltungszustand beim Eintritt in die UdSSR: „Am oberen Rand des Gemäldes längs einer
alten Spalte im Holz befanden sich mehrere Ausfälle der Farbschicht. An verschiedenen
Stellen auf der ganzen Oberfläche waren alte verhärtete gehobene konusartige Krakelüren
ohne offene Risse.“
Restaurierung: „Januar 1953. Die Ausfälle der Farbschicht längs der alten Spalte oben wurden
retuschiert.“
Zustand am 30 September 1955: „Gut. Die bei Einlieferung des Gemäldes festgestellte
Erhebung der Krakelüre ohne offene Risse ist unverändert geblieben. Das Gemälde bedarf
weiterer Beobachtung.“
Archiv Gemäldegalerie Alte Meister, Abteilung Restaurierung; Protokoll der Übergabe von
Berlin nach Dresden 1956 von Karl- Heinz Weber, Frau von Lampe:
„Rembrandt, Saskia 1562 In den roten Farbpartien Neigung zu spröder Blasenbildung.“
Archiv Gemäldegalerie Alte Meister, Abteilung Restaurierung: Meldung 07.05 1957
Gal.- Nr. 1562, Rembrandt, Saskia mit der roten Blume
„In der Nähe Saskias Mund schadhafte Stelle“ 13.05.1957 Kofer
Archiv Gemäldegalerie Alte Meister, Abteilung Restaurierung: Meldung 13.05.1957
Gal.- Nr. 1562, Rembrandt, Saskia mit der roten Blume
„Rechts am mund 2 Flecken“ 13.05.1957 Kofer
Archiv Gemäldegalerie Alte Meister, Abteilung Restaurierung: Meldung 30.05.1957
Gal.- Nr.: 1562, Rembrandt, Saskia- Blume
„Blasenartige Stelle an der Stirne“ 26.09.1957 Schwagarus
Archiv Gemäldegalerie Alte Meister, Abteilung Restaurierung: Restaurierungsprotokoll 1969
Zustand vor der Restaurierung: a) Firnis vergilbt, sonst in gutem Zustand.
b) Im krapproten Kleid der Saskia sind viele kleine Farbabhebungen und Blasenbildungen.
Die Blasen sind z.T. an den Krakelüren geöffnet. Bereich der Blasenbildungen- von der
unteren Bildkante bis zum rechten Arm (mit Blume) auf der rechten Seite- unterhalb des
Armreifens bis zur unteren Bildkante. Die Abhebungen sind jeweils an den Krakelüren. Über
dem rechten Arm der Dargestellten sind auf dem Hintergrund an den Krakelüren perlenartige
Granulate. Das Gemälde ist in den dunklen Farbpartien mit einem dichten Netz feiner
Krakelüren durchzogen. Um den Kopf der Saskia sind grobe breite Risse (siehe Foto). Sie
sind infolge von zu grober Bindemittelverwendung entstanden. Die ursprüngliche Haartracht
Saskias war anders (siehe Röntgenaufnahme), vermutlich war sie mit einem Band
durchzogen. Rembrandt hat beim Übermalen der Haartracht (wie bereits beschrieben) sehr
viel Bindemittel verwendet Inkarnat, Schmuck und Kleidungsteile sind mit feinen
Alterskrakelüren durchzogen. Über dem Kopf der Saskia ist ein ca. 12 cm langer Riß in der
Farbschicht und im Holz.
c) Die Grundierung ist dünn und fest
d) die Rückseite ist in gutem Zustand. Am Schmuckrahmen sind einige Farb- und
Grundausbrüche
Technische Restaurierung: Nach erfolglosen Versuchen, die Blasen mit einer WachsHarzmasse zu festigen, ist Hausenblasenleim als Festigungsmittel verwendet worden. Beim
Niederlegen der Farbabhebungen zerbrach der spröde alte Firnis an den Krakelüren und
wurde milchigweiß. Die bearbeiteten Stellen sind partiell regeneriert worden, danach wurde
das gesamte Bild regeneriert. Einige kleine Farbfehlstellen sowie der Riß am oberen Bildrand,
sind mit einer Harz- Kreide- Mischung gekittet worden Kittreste konnten mit Terpentin
entfernt werden. Ergänzungen am Schmuckrahmen sind mit PVC- Masse vorgenommen
worden. Das farbige Angleichen erfolgte mit Schlagmetall.
Malerische Restaurierung: Ein paar kleine Farbfehlstellen sind mit Aquarell- und
Tubenölfarben retuschiert worden.
Zwischen- und Schlussfirnisse: Schlussfirnis AW2 und Dammar 1: 1, je 1: 4“ Friedrich
Decker, H.U. Krause 20.02.1969
Archiv Gemäldegalerie Alte Meister, Abteilung Restaurierung: Bildkontrolle 10.04.2001
Gal.- Nr. 1562, Rembrandt, Saskia mit der roten Blume
„Auf Veranlassung von Frau Dr. Neidhardt wurde am 10. April 2001 das Gemälde aus dem
Schmuckrahmen genommen und einer Zustandskontrolle unterzogen. Dabei zeigte sich, dass
die weißlich in Erscheinung tretenden Craqueléränder im roten Gewand wohl auf beginnende
Zersetzungserscheinungen der Firnisschichten zurückzuführen sind. Bereits im
Restaurierungsprotokoll von 1969 ist von dem „spröden alten Firnis“, der bei geringen
mechanischen Belastungen während der Farbfestigungen zerbrach und „milchigweiß“ wurde,
die Rede. Neben diesen Erscheinungen, die sich auch am linken Ärmel fortsetzen und sich bei
leichtem Benetzen mit Terpentinöl kurzzeitig rückgängig machen lassen, fällt die
beeinträchtigende Wirkung des Firnisses infolge der Alterung und fortgesetzten
Craquelébildung besonders im linken Hintergrundbereich auf.
Die letzte, 32 Jahre zurückliegende Restaurierung des Bildes hatte im wesentlichen die
Festigung von Farbhebungen im roten Kleid und im Kopf zum Ziel. Während im roten
Gewand nur sehr geringe neue Farbhebungen bemerkt werden können, sind im Gesicht (Stirn,
Nasenwurzel, rechter Mundwinkel) und in der Partie des Brustausschnitts wie auch rechts am
weißlichen Untergewand erneut Farbhebungen festzustellen. Diese Erscheinungen,
möglicherweise von der Holzstruktur der Tafel bedingt, setzen sich am linken Ärmel bis zu
dem Handballen der linken Hand fort. Eine auffällige dachförmige Erhebung der Farbe findet
sich an der Borte des linken Ärmels.
Zusammenfassend ist einzuschätzen, dass die Gefahr eines plötzlichen Farbverlustes eher
gering ist, wenn das Bild unverändert an seinem Platz hängen bleibt. Dennoch sind diese
Erscheinungen einer ständigen Beobachtung zu unterziehen und eine fotografische
Dokumentation sollte vorgenommen werden. Des weiteren ist langfristig die Restaurierung
des Bildes ins Auge zu fassen, die sich wegen der ungenügenden Penetration eines
Bindemittels durch den dicken Firnis wohl nicht nur auf eine partielle Farbfestigung
beschränken lässt, sondern eine Firnisbehandlung mit einschließen wird.“ Christoph Schölzel