Der Weidling 3/2008
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Der Weidling 3/2008
No. 3 / 2008 Der Mensch Die Kirche & die Medien Inhalt Editorial 3 Titelthema: "Der Mensch, die Kirche und die Medien" Die Bedeutung der Medien in unserer Zeit Die Kirche und die Medien Öffentlichkeit als Möglichkeit und Grenze in einer Konsumgesellschaft Die Medien im Spannungsfeld von Werten und Zielen 4/5 6/7 8/9 Leben in einer Informationsgesellschaft Kinder und Medien Der Mensch, die Kirche und die Medien Die Medien und die Angst der Kirche 10 11 12/13 14/15 Buchrezension: Paul Veyne, "Als unsere Welt christlich wurde" Heilige & Märtyrer: Maria Laura Mainetti 16-18 19 Kurzmeldungen Jugend aktuell Buchtipps Kinderseite 20/21 22/23 24 25 T(D)ankstelle 26 IMPRESSUM Unregelmäßig erscheinende Druckschrift im Raum Windischgarsten Chefredakteurin: Birgit Strick Redaktionsteam: Stefanie Haas, Christina Kalchmayr, Andrea Ofner, Dr. Clemens Ofner, David Pernkopf, Silke Popp, DI Thomas Popp, Pfarrer Dr. Gerhard Maria Wagner Gastartikel: Titelseite: David Schwingenschuh Layout: DI Thomas Popp Redaktionsadresse: Birgit Strick, Seebach 54, 4580 Windischgarsten Abonnementpreise: 7 für ein Jahr / 12 für zwei Jahre 2 DER WEIDLING 3/2008 Editorial Sehr geehrte Leser! von Thomas Popp Nun ist es also wieder soweit. Zwei Wochen nach dem Erscheinungstermin dieser Ausgabe des Weidlings sind wir Österreicher aufgerufen, frühzeitig zur Wahlurne zu schreiten und einen neuen Nationalrat zu wählen. Und zumindest eines kann man schon jetzt mit Sicherheit sagen: Die darauf folgende Regierungsbildung wird alles andere als einfach werden. Landauf landab ist diese Wahl natürlich ein vieldiskutiertes Thema, auch wenn bei vielen Menschen die Gesprächsbeiträge über ein "die Politiker sollen arbeiten und nicht vorzeitig wählen lassen" oder ein "es gibt keinen den ich wählen könnte" nicht hinaus gehen. Im Endeffekt wird damit dann begründet, wieso man wohl gar nicht wählen gehen wird. Ich persönlich halte solche Überlegungen für nicht fertiggedacht, und zwar aus folgendem Grund. Ganz egal wer oder was nun an diesen vorverlegten Wahlen schuld ist oder nicht (und darüber kann man sicher ausgiebig diskutieren, was ich hier nicht tun will), Fakt ist und bleibt, dass am 28. September neu gewählt wird. Jeder Bürger hat die Möglichkeit, ein klein wenig mit zu bestimmen, wie es in diesem Land weitergehen soll. Wenn jemand nicht geht, dann wird deswegen sicher kein Politiker sonderlich betrübt sein. Nur der Nichtwähler hat sich um seinen Anteil am Mitbestimmungsrecht gebracht. Im übrigen bin ich der Meinung, dass vor allem ein Christ, dem die Gemeinschaft nie egal sein kann (und eine solche Gemeinschaft ist eben auch der Staat), von seinem Wahlrecht Gebrauch machen sollte. Übrigens, bei dieser Wahl ist auch die "Briefwahl" möglich. Sollte man also am Wahltag verhindert sein, kann man auch von dieser Möglichkeit gebrauch machen. Wie sieht es nun mit dem Problem "es gibt keinen den ich wählen könnte" aus. Für mich sind in diesem Fall die folgenden zwei Überlegung wichtig. Zum ersten wird es sicherlich nie eine Partei geben, mit der man hundertprozentig überein stimmt. Eine Ausnahme ist dabei wohl nur eine selbstgegründete Partei, in der man alleine Mitglied ist. Aber das ist wohl eher selten der Fall. Zweitens gibt es für mich einige grundlegende Fragen vor allem im Bezug auf das Menschenbild einer Partei, woraus sich dann verschiedene Grundsätze ableiten, die für mich nicht diskutierbar sind (z.B. Beginn und Ende des Lebens). Richtig schwierig wird es nur, wenn es gar keine Partei mehr geben sollte, wo in diesen grundsätzlichen Fragen eine Übereinstimmung vorliegt. Aber von so einem Einheitsbrei sind wir ja gottseidank noch (ein bißchen?) entfernt, vor allem wenn man bedenkt, dass dieses mal gleich zehn Parteien bundesweit und regional noch ein paar mehr antreten werden. Somit sollten ausreichende Möglichkeiten bestehen, das "geringere Übel" zu wählen. Eine Frage stellt sich für mich bei dieser Wahl aber doch, auf die ich noch keine endgültige Antwort gefunden habe. Macht es Sinn, einer Kleinpartei, von der man ausgehen kann dass sie den Sprung ins Parlament (mind. 4% der Stimmen oder ein Grundmandat) nicht schaffen wird, seine Stimme zu geben? Oder hilft man in diesem Fall nicht den anderen Parteien, gegen die man sich entschieden hat? Die Frage ist dann nur, wie solche kleinen Parteien überhaupt groß werden können? Es wird sicher spannend werden. Einem eher zeitlos spannenden Thema wendet sich diese Ausgabe des Weidlings zu. Sie versucht das Verhältnis von Menschen und Kirche auf der einen Seite und den Medien auf der anderen Seite von unterschiedlichen Richtungen aus zu beleuchten. Der Bogen wird gespannt von der heute vielzitierten Informationsgesellschaft bis zu der Angst der Kirche, die heute allzu oft vorhanden zu sein scheint. Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen 3 DER WEIDLING 3/2008 Titelthema Die Bedeutung der Medien in unserer Zeit von Pfarrer Dr. Gerhard Maria Wagner Mund zu Mund gehen und man Informationen jeder Art weitergibt und erhält, so formulierte es Papst Johannes Paul II. in seiner Botschaft zum Mediensonntag im Jahre 1992. So ist es zweifellos unbestritten, dass die modernen Massenmedien einen bedeutenden Fortschritt für die soziale Kommunikation darstellen. Menschen werden auf Menschen aufmerksam und Menschen werden mit Menschen zusammengebracht. Die modernen Medien, besonders die sogenannten elektronischen Massenmedien, wie Rundfunk, Fernsehen und Internet, spielen im alltäglichen Leben sehr vieler Menschen heute eine gewichtige Rolle. Presse und Funk, Fernsehen und Internet sind als Informationsvermittler und Unterhalter Dominanten des modernen Lebens. Sie begleiten den Tagesablauf, wirken in das Familienleben hinein und sind die Vermittler von zahllosen, schnell wechselnden Informationen, Erkenntnisses, Wertvorstellungen und Verhaltensweisen. So gewinnen die Medien erheblichen Einfluss auf das Denken, Fühlen und Handeln der Menschen. Sie sind inzwischen zu den wichtigsten Trägern und Vermittlern der öffentlichen Meinung in Kirche und Welt geworden. Von daher kommen ihnen gerade in einer demokratischen und weltanschaulich pluralen Gesellschaft wichtige Aufgaben zu. Die Medien sind die Eintrittskarte jedes Menschen zum modernen Marktplatz, wo Gedanken öffentlichen Ausdruck finden, wo Ideen ausgetauscht werden, Neuigkeiten von 4 DER WEIDLING 3/2008 Zweifellos bieten die Medien eine große Chance für die menschliche Gemeinschaft, sie bergen aber auch Risiken in sich. Chance und Risiken fordern gleichermaßen eine sorgfältige Bewertung und einen verantwortlichen Umgang mit diesen Möglichkeiten heraus. Ich möchte mit diesem Beitrag dazu anregen, dass das Gespräch in unserer Pfarre zu diesem Thema in Gang kommt: in den Familien, in den kirchlichen Gremien und Gruppen, in den verschiedensten Gemeinschaften junger Leute, in den Schulen und in sonstigen Bereichen, die dafür geeignet sind. Der Umgang mit den Medien muss auch für die Seelsorge noch mehr in das Bewusstsein der Menschen dringen. Warum haben wir in Windischgarsten immer noch keinen, der sich als Redakteur für die Rundschau zur Verfügung stellt, um über wichtige Ereignisse in unserem Tal zu berichten? Warum ist es so schwierig, für den Pfarrbrief solche zu finden, die bereit sind, Gedanken niederzuschreiben, einen Bericht zu verfassen bzw. sogar ein Glaubens- oder Lebensthema aufzuarbeiten? Die Pastoralinstruktion Communio et progressio, die im Jahre 1971 veröffentlicht wurde, hat die positiven Möglichkeiten der Titelthema Medien klar herausgestellt. Sie sagt: Die neue Technik für den Austausch unter den Menschen versammelt die Zeitgenossen sozusagen um einen runden Tisch. So kommen sie in dem Streben nach Brüderlichkeit und gemeinsamem Handeln miteinander ins Gespräch Das tägliche Gespräch der einzelnen (wird) aufgenommen, angeregt und weithin verbreitet. So wird das öffentliche Gespräch der ganzen Gesellschaft durch diese Medien ermöglicht und überall vernehmbar. Der so vermittelte Fluss der Nachrichten und Meinungen bewirkt in der Tat, dass alle Menschen auf dem ganzen Erdkreis wechselseitig Anteil nehmen an den Sorgen und Problemen, von denen die einzelnen und die ganze Menschheit betroffen sind (Nr. 19). Zwanzig Jahre danach spricht die Pastoralinstruktion zur sozialen Kommunikation des Päpstlichen Rates für die sozialen Kommunikationsmittel von einer Revolution der menschlichen Kommunikation und bietet eine umfassende Reflexion seitens der Kirche über Probleme und Möglichkeiten auf dem Gebiet der Kommunikation unmittelbar vor der Wende ins neue Jahrtausend, um deutlich zu machen, dass alle, die im Apostolat tätig sind, in ihre pastorale Planung Strategien aufnehmen müssen, die auf Kommunikation ausgerichtet sind. Man kann sagen, dass durch die Medien ein neues Wir- Gefühl in der ganzen Menschheit entsteht, ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass wir eine große Menschheitsfamilie sind, deren Freuden und Ängste, Hoffnungen und Sorgen nur gemeinsam zu bewältigen sind. Noch nie konnte ein solches Ausmaß an tatkräftiger Solidarität für die Not leidenden und hungernden Menschen und das ist Verdient der Medien mobilisiert werden wie heute. Die Welt ist tatsächlich zu einem globalen Dorf geworden, in dem wir sehr nahe zusammengerückt sind. Ebenso können wir feststellen dass die Medien sinnvoll und sachgerecht eingesetzt eine wertvolle Hilfe für den kirchlichen Sendungsauftrag darstellen. Die Botschaft des Lebens und der Hoffnung, die die Kirche verkündet, ist alt und dennoch immer neu. Die Kirche ist kein Geheimbund, sie hat vielmehr ihre für allen Menschen geltende Botschaft öffentlich zu verkündigen. Was ich euch im Dunkel sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern (Mt 10,27). Noch nie hatte dieses Jesus Wort einen so realistischen Hintergrund wie heute. Die katholische Präsenz in den Medien ist ein Weg, die Sendung der Kirche zu erfüllen, das Reich Gottes zu verkünden und alle zum Kommen einzuladen (vgl. Mk 1,15). Sie ist ein Ausdruck evangelischer Liebe und pastoraler Sorge. Die Kirche hat etwas zu sagen, und sie braucht die Medien, um die Menschen mit ihrer Botschaft zu erreichen. Die Stimme der Kirche hat durch die Medien eine ungeahnte Reichweite gewonnen. Sie kann dadurch im Leben der Menschen und ihrer Öffentlichkeit präsent sein und auch jene Menschen ansprechen, die sie sonst nicht erreichen könnte. Durch Nachrichten und Berichte aus dem reichen und vielfältigen Leben kirchlicher Gemeinden kann an viele die Einladung weitergegeben werden, sich selbst aktiv am Leben der Kirche zu beteiligen und das eigene Leben für solche Aufgaben aufzuschließen. Ohne die Arbeit der Medien können viele großartige Erfahrungen in der Kirche und über die Kirche hinaus nicht vermittelt werden. 5 DER WEIDLING 3/2008 Titelthema Die Kirche und die Medien von David Pernkkopf Öffentlichkeit als Möglichkeit und Grenze in einer Konsumgesellschaft Die Kirche ist von ihrem Wesen her Versammlung. Sie lässt sich nicht auf den Bereich der privaten Spiritualität beschränken. Ihr eigentlicher Raum ist demnach die Öffentlichkeit, der öffentliche Raum. Dieses Prinzip ist in ihrer ganzen Eigentlichkeit eingeschrieben, denn die erste Aufgabe der Kirche ist die missio. Wo f i n d e t a b e r i n e i n e r We l t d e r ausdifferenzierten Lebensbereiche Öffentlichkeit überhaupt statt? Im Fernsehen, das über Vorgänge in der Welt draußen berichtet? Aber ferngesehen wird im W o h n z i m m e r, u n d M a s s e n m e d i e n zementieren geradezu eine Privatwelt und schaffen Öffentlichkeit ab, um sie durch ein medial konstruiertes Bild von Wirklichkeit zu ersetzen. Family-Sitcoms und Talk- Shows suggerieren eine Versammlung von Menschen, die in Wirklichkeit privat und einzeln sind. Die Masse der privaten Wirklichkeitskonsumenten ist zum stärksten wirtschaftlichen und politischen Faktor geworden, ohne sich jemals zu versammeln vielleicht auch gerade deswegen. Wo aber sammeln sich Menschen? Im Supermarkt und im Restaurant. Beide Male geht es um Konsum, beim abendlichen Ausgehen wenigstens nicht einzeln, aber größere Runden und ernste und engagierte Diskussionen sind eher die Ausnahme. Im Ganzen dienen unsere Dörfer und Städte eigentlich der Vermeidung von Öffentlichkeit: Häuschen mit hohem Gartenzaun, Wohnanlagen mit abgezählten Parkplätzen, wo Besucher nicht vorgesehen sind, Einkaufswege, die nicht begehbar, nur befahrbar sind, genauso wie die Schulwege. Öffentliche Verkehrsmittel werden durch Privatautos ersetzt, jeder für sich allein. Die Zentren unserer Städte mit ihren Plätzen entleeren sich, statt sich dort zu versammeln, 6 DER WEIDLING 3/2008 passiert man sie, als Einkäufer, als Tourist. Die eigentliche Öffentlichkeit, der Ort, wo sich Menschen sammeln, um an einer Öffentlichkeit aus Interesse und Neugier aus Drang und Verpflichtung der Welt und Gesellschaft gegenüber teilnehmen, sind die Medien. Die Masse der privaten Wirklichkeitskonsumenten ist zum stärksten wirtschaftlichen und politischen Faktor geworden, ohne sich jemals zu versammeln vielleicht auch gerade deswegen. Wie bilden Menschen ihre Meinung? Durch privaten Konsum von Massenmedien. Die freie moderne Massengesellschaft hat erreicht, was keine Diktatur zustande brachte: freiwillige Unterwerfung von Menschenmassen dem Diktat der Meinungen. Allerdings muss dazu gesagt werden: nur äußerlich. Man glaubt es nicht wirklich, was man medial vermittelt bekommt. Denn eine Woche später steht das Gegenteil in der Zeitung, und es wird auch geglaubt, äußerlich. Es scheint sich somit ein neues Korrektiv gebildet zu haben: Demonstrationen für oder gegen gesellschaftliche Vorgänge haben ausgedient, Diskussionen sind anstrengend, die innere Reserve aber kostet nichts. Wir machen überall brav mit, was von Mehrheiten getragen wird, aber wir glauben es nicht und sind auch jederzeit bereit, es zu verwerfen, wenn die Mehrheit wankt. Diese Entwicklungen sind tatsächlich erregend und einzigartig. Die Frage ist natürlich: Wie mit dieser Situation umgehen? Wie soll auch die Kirche damit umgehen? Ist eine neue TVPastoral gefragt? Was aber, wenn Religion in einer postmoderne Massenmediengesellschaft für sich selbst wirbt und Teil der Massenmediengesellschaft wird? Titelthema Wie verändert sich der eigentliche Inhalt ihrer Sendung? Wie verändert sich die Religion von ihrer Struktur und Konsistenz her? "Religion ist das, was man hat. Theologie ist das, was man darüber denkt. Das Nachdenken über das, was man hat - oder zu haben glaubt -, ist Philosophie. Also ist das grundsätzliche, systematische Nachdenken über die R e l i g i o n Religionsphilosophie. Wenn Sie mich fragen: Theologie bräuchte es nicht zu geben." Mit diesen Worten endet ein Aufsatz des Philosophen Herbert Schnädelbach über "Metaphysik und Religion heute". Wenn Theologie nur noch systematisches Nachdenken über Religion ist, transformiert sie sich dann nicht selbst in Religionsphilosophie? Diese Frage stellt sich auch nach der Lektüre von Wilhelm Gräbs erschienenem Buch über die Religion in der Mediengesellschaft. Wie inzwischen offensichtlich alle Erscheinungen zum Thema "Religion und Medien" setzt auch Wilhelm Gräb ein mit der rhetorischen Substitutionsfrage: Kirche - eine Sinnagentur von gestern? Medien - eine Sinnagentur von heute? Dass es sich um eine rhetorische Frage handelt, ergibt sich explizit aus der Zielrichtung des Buches, das ja Möglichkeiten aufzeigen möchte, wie angesichts des Wandels des Religiösen in der Mediengesellschaft "die Praxis der Kirche, ihr Reden von Gott, der Welt und den Menschen darauf antworten kann". Das ist aber nur dann möglich, wenn die Kirche auch aktuell noch mit Aussicht auf Erfolg als Sinnagentur in der Medienwelt verstanden werden kann. Wilhelm Gräbs Buch ist eine seit langem notwendige systematische Erörterung der Veränderungen religiöser Fragestellungen im Rahmen einer durch Medien bestimmten Gesellschaft. Die Herausforderung der Medien haben Kirche wie Gemeinden erst in Ansätzen begriffen. Noch herrscht entweder pauschale Kritik oder unreflektierter Enthusiasmus vor. Hier eine mögliche Lesart des Religiösen in der Gegenwart durch die Medien vorzulegen und zu prüfen, muss Aufgabe der Auseinandersetzung sein. Andererseits setzt man in den Medien meines Erachtens zu schnell einen Sinnbegriff voraus, an dem man noch anknüpfen kann. Herbert Schnädelbach hat in seinem einleitend zitierten Aufsatz die Tranquilizer-Funktion der Medien dagegen dahingehend bestimmt, dass sie dazu führen, dass wir Sinnfragen erst gar nicht mehr stellen. Was dann als Möglichkeit noch für eine pastorale Erneuerung via Medien bleibt, braucht nicht mehr gesagt werden. 7 DER WEIDLING 3/2008 Titelthema Die Medien im Spannungsfeld von Werten und Zielen von Birgit Strick Viele Menschen sind fasziniert, andere beunruhigt von der Entwicklung der Medien. Wir erleben einen Umbruch in der sozialen Kommunikation, der in seinen Folgen von manchen oft mit der Erfindung der Buchdruckerkunst verglichen wird. Die Möglichkeiten der Kommunikation werden zu einem Wachstumsmotor der Wirtschaft. Sie verändern die Arbeitswelt. Sie bieten Chancen für die Verständigung der Menschen, ihre Beteiligung am öffentlichen Gespräch in der Gesellschaft und eine vielfach veränderte und gesteigerte Vermittlung von Wissen. Nicht zufällig spricht man von der Informations- und Mediengesellschaft. Die Medien genießen bei der katholischen Kirche eine große Bedeutung. Grundsatzdokument ist das Konzilsdekret "Inter mirifica (1963). Unlängst hat der Päpstliche Rat für soziale Kommunikationsmittel ein Dokument über die Ethik der Massenmedien veröffentlicht. Die Beziehung der Kirche zu den Medien hat aber Licht- und Schattenseiten. Einerseits sucht die Kirche die Medien zu nutzen für ihre Kommunikation mit der Gesellschaft sowie für den innerkirchlichen Dialog. Andererseits steht die Kirche in Konkurrenz zu anderen Interessengruppen und wird in ihren Positionen scheinbar nur oberflächlich wahrgenommen. Es stellt sich also schon sehr eindringlich für mich die Frage: Welche Rolle spielen die Medien in der Orientierung der Gesellschaft. Ein grundlegender Konflikt, der sich in allen Bereichen des Lebens und deshalb besonders auch hier stellt ist die Frage: Darf der Mensch alles, was er kann? Nicht alles, was technisch möglich ist, fördert nämlich das Zusammenleben der Menschen und noch etwas überspitzter ausgedrückt: fördert die Moral bzw. die Entwicklung der Menschen. Vieles wird einem durch die Medien suggeriert, so als wäre es das Normalste der Welt das stimmt aber nicht. Wertvorstellungen und der Sinn für soziale Gerechtigkeit und Verantwortung drohen verloren zu gehen. Ein vielfältiges Medienangebot dient der Integration des einzelnen Menschen in die Gesellschaft, es eröffnet ihm die Chance, am öffentlichen Leben teilzunehmen und sollte auch soziale Normen vermitteln. Ein Vorteil davon liegt sicher darin, dass der Missbrauch von Macht verhindert werden soll. Eine Gefahr für die Menschen sehe ich aber darin, wo die Geschwindigkeit der technischen Entwicklung so hoch ist, dass der Mensch in der Entwicklung nicht nachkommt. Die Frage für die Zukunft sollte meines Erachtens trotzdem lauten: Gelingt es, einen Gleichklang zwischen technischer Entwicklung und menschlicher Entwicklung zu erreichen, denn zur Zeit ist es wohl bei allen Vorteilen, die ich selber sehr begrüße und auch nutze, wohl so, dass die neuen Kommunikationsmedien für einen Teil der Bevölkerung einen Zugewinn an Möglichkeiten darstellen, andere aber durch das Tempo der Entwicklung abgehängt werden. Es muss sichergestellt werden, dass der Mensch in seiner Würde und Freiheit geachtet wird und im Besonderen darf man auch niemals die ärmeren und unterentwickelten Länder aus den Augen verlieren. Für sie dürfen keine weiteren Nachteile entstehen, weil sie sich die neuen Technologien nicht leisten können und deshalb im Wettbewerb noch weiter zurückfallen. Eine weitere Frage, die mir in diesem Kontext unter den Nägeln brennt, ist jene, die ich mir oft stelle, wenn ich Nachrichten sehe oder Zeitungen durchblättere: Wo hört das öffentliche Interesse auf und wo beginnt die Privatsphäre? Es ist schon gut und recht, die Menschen zu informieren, aber dabei darf man wohl nicht die Würde des Menschen vergessen, indem man ihm überhaupt keine Privatsphäre mehr lässt, jedes kleinste Detail aus Vergangenheit und Gegenwart hervorholt und genau durchleuchtet, 8 DER WEIDLING 3/2008 Titelthema in die Öffentlichkeit zerrt - wie an den Pranger gestellt. Dazu kommt mir der weise Sokrates in den Sinn, von dem eine kurze, aber sehr interessante und eben weise Geschichte überliefert wird. Zum weisen Sokrates kam einer gelaufen und war voll Aufregung: Höre, Sokrates, das muss ich dir erzählen, wie dein Freund "Halt ein!, unterbrach ihn der Weise, hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt? "Drei Siebe?, fragte der andere voll Verwunderung. Ja, guter Freund, drei Siebe! Lass sehen, ob das, was du mir zu sagen hast, durch die drei Siebe hindurchgeht. Das erste Sieb ist die Wahrheit. Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist? Nein, ich hörte es erzählen und So, so! Aber sicher hast du es mit dem zweiten Sieb geprüft, es ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst - wenn es schon nicht als wahr erwiesen -, so doch wenigstens gut? Zögernd sagte der andere: Nein, das nicht, im Gegenteil Hm, unterbrach ihn der Weise, so lass uns auch das dritte Sieb noch anwenden und lass uns fragen, ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich so erregt! Notwendig nun gerade nicht Also, lächelte der Weise, wenn das, was du mir erzählen willst, weder wahr noch gut, noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit! Was hat diese Geschichte nun mit den Medien zu tun? Wenn ich genau dort anknüpfe, wo ich vor der Geschichte aufgehört habe, möchte ich den Bogen damit schließen, dass der Mensch Anrecht auf eine Privatsphäre hat, dass der Mensch eine Würde hat, die besonders auch von Reportern z.B. akzeptiert werden muss und dass wir uns immer die Frage stellen sollten: welches Ziel verfolge ich damit? Ist es wahr, gut und notwenig, dieses und jenes zu veröffentlichen? Was interessieren uns nun wirklich die Alkoholeskapaden diverser Popstars oder Sexaffären in den verschiedensten Königshäusern? Diese Geschichten sind zwar vielleicht interessant zu lesen beim Friseur und in der Arztpraxis, aber das ist auch schon alles. Und so nebenbei angemerkt: meines Empfindens nach untergraben sie nur die Moral der Menschen! Geht es im Letzten nicht nur darum, Schlagzeilen zu produzieren und somit die Auflagenzahl zu erhöhen? Geht es nicht nur darum, die Sensationslust der Menschen zu schüren und schließlich zu befriedigen, ohne zu hinterfragen, ob es gut, wahr, gerecht ist? Vieles gibt es zu bedenken und zu berücksichtigen weshalb auch die Entwicklung der Medien mit etwas Besorgnis verfolgt werden darf. Die Chancen der neuen Mediengesellschaft liegen auf der Hand, die Risiken und Gefahren dürfen wir aber auch nicht ganz aus den Augen verlieren. Dies heißt für mich aber auch, dass ich den Medien dankbar wäre, wenn sie helfen würden, dass wir uns in unserem Alltag besser zurechtfinden und orientieren können. Dazu bedarf es aber einer Kehrtwende in der Berichterstattung. Es gibt in der Tat soviel Gutes und Schönes, Mitmenschlichkeit, Hilfsbereitschaft aber das ist wohl zu uninteressant, um dafür Zeit und Papier oder Sendeminuten aufzuwenden. Im Letzten bleibt es aber immer unsere Entscheidung, unsere persönliche Freiheit, ob wir uns informieren oder manipulieren lassen. Ob wir Ziele im Visier haben oder Werte und Zielvorstellungen einfach über Bord werfen. Niemand kann uns im Letzten diese Entscheidung abnehmen 9 DER WEIDLING 3/2008 Titelthema Leben in einer Informationsgesellschaft von Pfarrer Dr. Gerhard Maria Wagner Und was ist mit den vielen Informationen, die wir heute über Radio, Fernsehen und Internet in unser Haus bzw. unsere Wohnung erhalten? Wir leben in einem Zeitalter der Informationen, und unsere Gesellschaft ist wahrlich von Informationen überflutet. Da stellen sich nun schon Fragen, die wir nicht gedankenlos beiseite schieben, sondern sehr ernst nehmen müssen. Es geht um die Würde des Menschen und darum, dass das christliche Menschenbild ein Garant für diese Würde ist. Tatsächlich hat die Information das Wissen verdrängt und die Meinung die Überzeugung. Information gilt längst als Wert an sich und nicht als Mittel zur Wahrheitsfindung. Der Unterschied zwischen Information und Wissen wird ignoriert; dass Wissen erworben werden muss, um Wahres zu erkennen, vergessen. Bildung verkommt zu einer Ansammlung von Hintergrundinformationen, von Meinungen aus Magazinen und Kanälen. Zudem zerstört die Informationsflut die Sensibilität des Menschen: Wen berührt ein Busunglück in Kairo, bei dem drei Menschen sterben, und ein Bombenangriff in Beirut, bei dem die halbe Stadt in Schutt und Asche geht, wenn das Fernsehen täglich zum Abendessen Schreckensmeldungen aus aller Welt in die Wohnzimmer serviert? Und dann wird noch im Abendsport vom Sieg der Fußballmannschaft Red Bull Salzburg berichtet, bevor in einer deutschen Talkshow eine junge Frau von ihrem Organismus Zeugnis ablegt. Treffend die Analyse, die einmal im Stern zu lesen war: Wenn das Fernsehen kommt, sind wir zu allem bereit. Die vom Fernsehen dürfen mit uns machen, was sie wollen. Wenns der Fernsehunterhaltung dient, lassen wir vor einem Millionenpublikum die Hosen hinunter, schwenken wir das Glasauge, reißen uns die dritten Zähne aus dem Mund, steigen wir aus dem Stützstrumpf, zeigen wir glücklich die Windel her, die wir unserer unverlässlichen Blase wegen tragen. Selbstkritisch halten wir fest, dass wir manchmal zu sehr den Titeln, Texten und Bildern der Medien glauben. Wir glauben zu leicht und zu schnell, was wir in der Zeitung lesen. Wenn es auch richtig und gut ist, sich für das Leben der Welt und der Menschen zu interessieren, so ist es doch unerlässlich, den Blick, den wir auf die 10 DER WEIDLING 3/2008 Welt richten, vom Lichte Gottes und seinem Evangelium prägen zu lassen. Es ist im höchsten Maße angebracht, darüber nachzudenken, wie alle Menschen, besonders aber die Jünger Christi, dazu angeleitet werden können, kluge Benützer der Medien zu sein, die fähig sind, das Wahre vom Falschen, das Hilfreiche vom Schädlichen, das Bereichernde vom Erniedrigenden zu unterscheiden. Wir wundern uns über den Einfluss der Medien und vergessen, dass die Wirkung der Medien wesentlich davon abhängt, wie wir damit umgehen, ob wir einen guten oder schlechten Gebrauch von ihnen machen. Am meisten aber wird wohl der Einfluss der Medien relativiert durch die feste Orientierung in den wichtigsten Lebensfragen, die wir uns durch den kritischen Gebrauch anderer Informationsquellen erworben haben: durch Bildungsangebote, durch Lesen guter Schriften, Mitarbeit in Gesprächs- und Bibelkreisen. Sorgfältig müssen die Informationen ausgewählt und kritisch muss das Angebot gesichtet werden. So ist es sicherlich immer wieder gut, wenn die Pfarren auf ein Kontrastprogramm an Bildung setzen, um die Menschen von heute, die weitgehend in einer Informationsgesellschaft leben, für die Wahrheit des Glaubens und des Lebens neu zu begeistern. Wie gut, dass es das katholische Radio (Radio Maria, Radio Horeb) und Fernsehen (KTV) gibt, wo vorwiegend sehr gute Vorträge zu hören und zu sehen sind. Ebenso denke ich an die katholische Zeitung Die Tagespost, die mehrmals in der Woche erscheint und großartig von der Kirche aktuell berichtet, Papstansprachen dokumentiert, Zeiterscheinungen analysiert, interessante Themen anspricht und auch mit vernünftigen Leserbriefen Aussprache möglich macht. Kirchlich klar ist auch das Schweizerische Katholische Sonntagsblatt, das wöchentlich erscheint. Dazu kommen unregelmäßig erscheinende Magazine wie 30 Tage, Vatican, PURmagazin, Vision 2000 und Kirche heute. Da findet der Konsument wahrlich eine feste Kost, die gut tut und aufbaut. Wer solches liest, wird die Probleme der Menschen heute nicht übersehen, er wird sich aber in der Kirche freuen können. Auf dem Medienmarkt braucht es in Zukunft noch mehr Kontrast und deshalb Informanten, die wahrlich die Kirche und den Menschen lieben. Titelthema Kinder und Medien von Stefanie Haas Videospiele in allen Arten, Fernsehprogramme speziell für Kinder und ganze Internetseiten mit Bastelideen. Das und noch vieles mehr bieten die modernen Medien selbst für unsere Kleinsten schon. Inwiefern wir selbst mit dem Überangebot des modernen Zeitalters umgehen lernen müssen, um unsere Sprösslinge vor diversen Gefahren zu schützen, sollte uns allen ein Anliegen sein. Mit Sicherheit ist es wichtig, an das ganze Thema mit sehr viel Scharfsinn und Überlegung heran zu gehen. So kann man den Kindern nur dann einen richtigen und guten Umgang mit Fernsehen, Internet und Co zeigen, wenn man nicht selbst wahllos herumsurft oder zapt, bis man im Endeffekt wieder etwas gefunden hat, was man doch gar nicht wollte. Spätestens in der Hauptschule oder dem Gymnasium ist es für Kinder unumgänglich, mit dem Computer umgehen zu können. Auch in der Volksschule werden immer öfter neue Medien eingesetzt und neue Wege der Bildung erschlossen. Immer mehr spielt aber das digitale Zeitalter auch in die Freizeit hinein. Wenngleich eine DVD oder ein gutes Videospiel keinen Ausflug in die freie Natur ersetzen kann, ist es doch vermehrt eine gute Abwechslung zum Alltag, den viele Kinder ja aufgrund des Zeitmangels der Eltern alleine verbringen müssen. Die Möglichkeiten, die das Internet bietet, sind so vielfältig wie der Sand am Meer. Auch wenn man sehr viel Negatives darüber hört, welche Dinge durch die Anonymität des WWW möglich sind, sollte man sich auch vor Augen führen, dass die Vernetzung auch seine positiven Aspekte hat. So ist es zweifelsfrei von Bedeutung, sich selbst über richtige Seiten im Internet zu informieren, möglicherweise ist es sogar denkbar, mit den Sprösslingen gemeinsam ins Internet zu gehen und etwas zu suchen. Mit zahlreichen Programmen ist es auch möglich, verschiedene Seiten zu sperren, deren Inhalt nicht kindgerecht ist oder keine wirklich wertvollen Inhalte vermitteln kann. Fernsehen bildet oder vom Fernsehen bekommt man viereckige Augen sind zwei Aussagen, die die unterschiedlichen Standpunkte zu diesem Medium sehr klar ausdrücken. Wie überall gibt es natürlich auch hier nicht nur Schwarz und Weiß. Bis zu 400 Programme kann man schon empfangen sei es via SAT oder Kabel, die Möglichkeiten sind hier nahezu unbeschränkt. Viele als Kindersendung bezeichnete Filme und Serien im Fernsehen erfordern es dennoch, gemeinsam mit den Eltern gesehen zu werden. Vor allem ist es gerade für kleinere Kinder oft sehr wichtig, nach dem Film mit jemandem darüber zu sprechen, damit sie es leichter verarbeiten können. Nicht alle Szenen sind so leicht verständlich wie es erst wirkt und sie brauchen Nachbearbeitung. Der Umgang mit neuen Medien ist wichtig und notwendig. Vor dem Fortschritt kann und sollte man die Augen nicht verschließen. Überlassen wir es also nicht dem Zufall, wie unsere Kinder damit umgehen, sondern informieren wir uns auch selbst, welche Möglichkeiten es gibt. Wie überall können und sollten wir unseren Sprösslingen nicht alle Lasten abnehmen, doch gerade in dieser Hinsicht ist es auch für uns nicht schlecht, wenn wir auf dem neuesten Stand sind und wir die Gelegenheiten, die sich uns bieten, auch nützen. 11 DER WEIDLING 3/2008 Titelthema Der Mensch, die Kirche und die Medien von Birgit Strick Als ich überlegte, welchen Artikel ich zu diesem Thema schreiben soll, kam mir in den Sinn, meine Geschichte aufzuschreiben und damit anderen Mut zu machen, da man an meinem Beispiel sehen kann, wie der Mensch, die Kirche und die Medien zusammenhängen können. Wie manchen, aber nicht allen bekannt sein wird, nutzte ich das Medium Internet, um einen katholischen Partner für mein Leben zu suchen und stieß dabei auf eine Plattform, die sich kathtreff nennt ein katholisches Heiratsportal im Internet: katholisch, anonym, niveauvoll und attraktiv mit diesen Schlagworten lockt man heiratswillige junge Menschen, die nicht unbedingt in der Disco oder auf der Schihütte nach einem passenden Partner des anderen Geschlechts die Fühler ausstrecken, sondern denen es in erster Linie darum geht, dass der andere Christ ist. Als ich gleich bei der Einleitung Grußworte von Bischof Klaus Küng, dem Familienbischof der österreichischen Bischofskonferenz und Andreas Laun, dem Salzburger Weihbischof las, weckte diese Seite noch mehr meine Neugier und ich las weiter. Der Sankt Pöltner Diözesanbischof unterstützt diese Aktion mit den Worten: Lieben lernen ist das größte und wichtigste Ziel jedes Menschen. Eine christliche Eheschließung ist ein konkreter Weg zu diesem Ziel. In einer christlichen Ehe ist Christus in die Bindung einbezogen, die durch das gegenseitige Ja-Wort zu Treue und Hingabe, auch zu Kindern, von einem Mann und einer Frau eingegangen wird. Mit Gottes Hilfe kann und wird es gelingen, alle Schwierigkeiten des Lebens zu bewältigen. Auch die persönlichen Voraussetzungen sind wichtig wie z. B. die persönlichen Wert- und Zielvorstellungen, eine gewisse charakterliche Reife, allgemeine und berufliche Bildung als Grundlage für den 12 DER WEIDLING 3/2008 Lebensunterhalt und für die Wahrnehmung elterlicher Pflichten. Daher halte ich ein Angebot zur Erleichterung der Partnersuche für eine nicht nur akzeptable, sondern gute Einrichtung. Nun denn, wenn schon mal unsere obersten Hirten nichts Schlechtes daran finden, im Gegenteil, diese Aktion unterstützen, dann kann ich einen Schritt weitergehen und mal schaun, was sich da so tut, dachte ich mir. Es gibt viele Vorurteile gegenüber Heiratsanzeigen jeder Art ob nun in der Zeitung oder im Internet. Und natürlich hatte auch ich anfangs meine Bedenken war mir das Internet doch nicht so geheuer und ich glaubte auch nicht daran, hier den richtigen Partner fürs Leben zu finden. Trotzdem wagte ich dann doch einen Versuch. Vielfach sah ich mich in den kommenden Wochen und Monaten dann genau auch mit diesen Vorurteilen konfrontiert, wenn ich jemandem von meiner Partnersuche im Internet erzählte. Einer dieser Vorurteile ist der, diese Form der Suche nicht nötig zu haben. Ich habe auf diesem Weg des Suchens viele nette, interessante und gläubige Menschen in ganz Österreich kennen gelernt, mich ausgetauscht und viel über andere Pfarren erfahren, was mich immer wieder froh und dankbar stimmte, dass ich hier in Windischgarsten leben darf, wo die Uhren scheinbar wirklich anders gehen. Und schließlich und endlich habe ich ja doch auch mein großes Glück im Internet gefunden. Dieses nicht nötig haben empfinde ich als sehr relativ. Ich empfand mich einfach schon als zu alt, um in Discos oder sonst wo mein Glück zu suchen. Außerdem weiß ich, wenn ich mich auf dieser Seite anmelde, dass all jenen, die hier ebenfalls auf der Suche sich befinden, der Glaube auch ein Anliegen ist, denn es ist ja in der heutigen Zeit nicht Titelthema unbedingt so, dass man damit unbedingt hausieren geht, weil gläubig sein so in ist. Ein weiteres Vorurteil gegen Inserate ist die Sorge, Gott ins Handwerk zu pfuschen und selber etwas zu machen, was man besser Gott überlassen sollte. Es scheint wohl Gottes Wille gewesen zu sein, dass wir uns nicht auf natürlichem Wege, sondern über eine Anzeige kennen lernen. Wir verstehen es auch als ein Zeichen, um anderen zu zeigen, dass sich die göttliche Vorsehung auch durchaus eines menschlichen Mitwirkens wie hier eines Inserates bedienen kann. Außerdem haben wir erlebt, dass man Beziehung auch durch Anzeigen nicht machen und so Gott ins Handwerk pfuschen kann. Beziehungen, die zu einer glücklichen Ehe führen, sind und bleiben ein göttliches Geschenk, mit und ohne Anzeige. Wir können aber auf dem Weg mitwirken, weitere Möglichkeiten zu erschließen, dass Gott sein Heil schenken kann, das aber trotzdem erbetet, gesucht und erwartet werden will. Sicher war es letztlich die göttliche Vorsehung, die sowohl diesen Zeitpunkt als auch diesen Weg für uns bestimmt hat. Dafür sind wir beide von ganzem Herzen dankbar und so freuen wir uns auf den 4. Oktober, wo wir in Liebe und Vertrauen zueinander und mit Gottes Segen unser gemeinsames Leben nun beginnen. Sich auf den Weg machen, einen guten und passenden Ehepartner zu suchen, bedeutet nicht, einem eigenwilligen Herzensanliegen nachzugeben, sondern es heißt, mitzuhelfen, den Plan Gottes mit uns gelingen zu lassen. Es ist eine hohe Aufgabe, das zukünftige Fundament unserer Gesellschaft überhaupt zu bauen. Wir tun es ja nicht ohne Gott, Gott aber tut es auch nicht ohne uns. Was gibt es Hoffnungsvolleres als eine Familie, die im Glauben vereint und auf Christus gegründet ist? Ich unterstütze KathTreff, weil ich glaube, dass es einen wertvollen und mutigen Beitrag für eine bessere, wertorientierte und gläubige Gesellschaft leistet. Darum habe ich mir jetzt auch ein Herz gefasst, und diese Zeilen verfasst, weil es auch zeigt, wie der Mensch, die Medien und die Kirche miteinander verwickelt sein können auf eine für viele doch unbekannte Art und Weise, die aber sehr segensreich sein kann. Ich wünsche diesem Projekt, dass es viele Früchte trägt und dass sich dadurch ein N e t z w e r k j u n g e r, b e g e i s t e r t e r u n d aufgeschlossener Katholiken bildet, aus dem ebensolche Familien hervorgehen. Unter www.kathtreff.org findet man alle weiteren Informationen zu dieser Plattform. Geistlicher Begleiter des KathTreff ist der Salzburger Weihbischof Andreas Laun, in der Erzdiözese Salzburg für Ehe- und Familienfragen verantwortlich. Er sieht in diesem Angebot, das es nunmehr seit 2005 gibt, ein dringendes Anliegen verwirklicht. Laun: Endlich haben wir eine seriöse Plattform für eine genuin christliche Partnersuche! Dieses Instrument wird in vielen anderen Ländern und Konfessionen bereits erfolgreich genützt, aber bei uns hat bisher niemand gewagt, diesen naheliegenden Weg auch für überzeugte Katholiken anzubieten. Auch neben dem Kennen lernen übers Internet bietet kathtreff noch viele weitere interessante Möglichkeiten für ein christliches Leben. Es gibt Tanzclubs, Gebetskreise, jedes Jahr eine katholische Singletagung mit Vorträgen, eine Paduawallfahrt um gute Ehepartner mit geistlicher Begleitung und vieles mehr. Man sollte die Hoffnung nie aufgeben und sein Leben im Vertrauen auf Gottes Führung doch selber ein bisschen in die Hand nehmen! 13 DER WEIDLING 3/2008 Titelthema Die Medien und die Angst der Kirche von Pfarrer Dr. Gerhard Maria Wagner Der Einfluss der Medien auf die Kirche ist wahrscheinlich größer, als deren Mitglieder selber vermuten. Die Medien können eine große Chance für die Gemeinschaft des Glaubens sein, sie bergen aber auch Risiken in sich. Die Medien sind eine echte Chance für die Menschen und können in vielen Lebensbereichen, nicht zuletzt auch im kirchlichen Leben, eine wertvolle Hilfe bei der Bewältigung zahlreicher Aufgaben sein. Zugleich melden sich auch kritische Stimmen zu Wort, die auf die Gefahren und Risiken der Medienwelt hinweisen. Immer wieder kommt es auch heute noch vor, dass Leute, die in der Kirche arbeiten, eine große Angst vor den Medien haben. Selbst solche Christen, die in verantwortlicher Position sind, schrecken vor den Medien zurück und wollen damit nichts zu tun haben. Oft werden die Medien grundsätzlich verteufelt, mehr noch ist es das Problem, dass viele Menschen mit den Medien nicht umgehen können. Nun haben Medien grundsätzlich die Aufgabe zu informieren, sodass sie Mentalität und Lebensstil prägen. Vergessen dürfen wir aber auch nicht, dass die Medien die Worte, Erwartungen und Stimmungen des Publikums widerspiegeln und damit den vorherrschenden Lebensstil in Worte fassen bzw. ins Bild bringen. Die Medien sind in dieser Gesellschaft zu Hause, und man könnte tatsächlich sagen, dass die Gesellschaft die Medien hat, die sie will und auch verdient. Wenn oftmals heute Kultur zu kurz kommt, auf Unterhaltung gesetzt wird, Anspruchsvolles in wenigen Minuten abgehandelt wird, dann deshalb, weil viele lieber eine Krimiserie oder den üblichen Klatsch Talk sehen und hören als Magazine, die uns geistig fordern. Die Leute sitzen da, müde von der Arbeit, die Fernbedienung wie einen Rosenkranz in der Hand, um von einem 14 DER WEIDLING 3/2008 Nonsens zum andern zu gleiten. Und wer greift zu einem Buch, um sich über den Glauben der Kirche zu informieren, wenn Anspruchsloses in der Bunten und im Profil leicht und schnell gelesen werden kann? Woher holen sich heute die Leute Informationen über die Kirche? Mit Verwunderung höre ich immer auch die Argumente jener, die unseren Pfarrbrief Lebendige Pfarre kritisieren, weil er zuviel Text und zu wenig Bilder bringt. Bei alledem, dass ich von Bildberichten ganz fest überzeugt bin, setze ich vorwiegend auf Texte, die die Menschen zum Nachdenken und zur lebhaften Auseinandersetzung fordern. Eine Bildzeitung wird unser Pfarrbrief niemals werden. Der Angst dürfen wir aber in keinem Fall das Wort reden, denn unbestritten ist es, dass der Glaube den Mut zum öffentlichen Bekenntnis braucht wie der Fisch das Wasser. Es ist sicher eine Sache derer, die Verantwortung tragen in der Kirche, ein solches Wort zur rechten Zeit deutlich zu sagen. Auch die Verkündigung und die Glaubensunterweisung aller Spielarten verlangen stets von allen, die von der Kirche zu diesem Dienst bestellt sind, Entschiedenheit und das, was der heilige Paulus Freimut (Parrhesia) nennt. Dies ist nicht nur Zivilcourage, sondern auch Treue zum Evangelium, ob es anderen passt oder nicht. Wenn heute die Christen immer mehr zu wichtigen Fragen des Lebens schweigen und immer weniger das gesellschaftliche Leben insgesamt prägen, dann sind daran nicht die Medien Schuld. Wenn niemand den Mut hat, heiße Themen anzufassen, dann dürfen wir uns nicht wundern, dass säkulare Medien solchen Themen zu wenig Raum und Resonanz geben. Persönlich bin ich davon überzeugt, dass die Medien kantiges Wissen und das Provokante des Glaubens weitergeben wollen. Die Kirche darf nicht davor zurückschrecken, das Unbequeme des Titelthema Glaubens zu formulieren und an die Medien zu bringen. Es wäre jedoch falsch, hier immer alles von den Amtsträgern zu erwarten. Kirche ist nicht Amtskirche. Jeder hat aufgrund von Glaube, Taufe und Firmung eine innere Verpflichtung zum Bekenntnis und auch zum Wort. Dieses öffentliche Zeugnis für den Glauben von Seiten aller Christen fehlt uns heute ganz besonders. Ich denke an Stellungnahmen z.B. für das Leben des ungeborenen Kindes, die Würde von Kranken, Behinderten und Sterbenden, aber auch an die meist schweigende Mehrheit, wenn es um Fragen der Kultur der Sexualität, der Freiheit der Kunst und der Demokratie geht. Die Kirche wird verunglimpft, der Glaubende diskriminiert und die Medien werden beschimpft. Müsste nicht jemand aufstehen, der ein Thema auf den Punkt bringt und sich so gehörig Gehör verschafft? Ganz sicher könnte auf die Qualität der Angebote in den Medien ein wirksamer Einfluss ausgeübt werden, wenn es viele Menschen mit Zivilcourage gäbe. Wenn sehr viele Menschen mit gesundem Urteil durch sachliche Kritik die Medienanbieter wissen lassen, was sie über die eine oder andere Sendung denken, ließe sich schnell die Qualität der Massenmedien verbessern. Gemeinsam müssen öffentliche Initiativen ergriffen werden, Interessengemeinschaften müssen gebildet werden, die die Anliegen der Hörer und Zuseher konsequent vertreten. Angstfrei und eifriger müssen wir von den Medien Gebrauch machen, wenn es darum geht, das Evangelium zu verkünden. Da kann einmal ein Interview von einem Pfarrangehörigen Klarheit im Dickicht irriger Meinungen schaffen, um tiefer manches auszusprechen, was die Menschen wirklich ersehnen, oder es kann auch ein Leserbrief sein, um sehr deutlich die Botschaft des Glaubens in Erinnerung zu rufen. In diesem Zusammenhang stellt sich für mich eine wichtige Frage: Warum gibt es so wenig Religion in der Tageszeitung? Die Antwort ist nicht schwierig: Weil es doch viel einfacher ist, über einen Verkehrsunfall oder den Rücktritt eines Bürgermeisters zu berichten als über die Erstkommunion oder die Einsatzung eines Arbeitskreises Europa und Weltkirche. Lieber machen Journalisten ein Bild von der Erstkommunion als dass sie darüber einen Bericht schreiben, wo doch jede Mutter eines Erstkommunionkindes, die in der Vorbereitung mitgearbeitet hat, jeden Fehler sofort erkennen würde. Und warum lehnen nicht nur ältere Seelsorger das Internet ab, wo eine Homepage praktisch zum Schaukasten einer Pfarre wird und die jungen Leute über das Internet kommen, um sich neu für das Leben der Kirche in einer Pfarrgemeinde zu interessieren. So kommt es mir in Zukunft ganz wichtig vor, dass Berührungsängste abgebaut werden, damit neue Räume der Begegnung erschlossen werden können. Sehr persönlich habe ich das auch in meinem seelsorglichen Leben erfahren dürfen, sodass ich nach anfänglichem Zweifel - vor allem aufgrund technischer Unfähigkeit heute überzeugt bin, dass Kommunikation im Internet in Zukunft in allen Pfarren ermöglicht werden muss. Nicht wenige Leute schätzen es, von der Kirche in ihrem eigenen Medium kontaktiert zu werden. Wäre das nicht auch ein Weg, um verstärkt wieder an die Jugend heranzukommen, von der es heißt, dass 96 Prozent das Internet intensiv nutzen, und zwar zu 60 Prozent für Kommunikation? Ich denke, dass an der Angst nicht weniger Kirchenverantwortlichen nichts dran ist, die vermuten, dass man die reale Begegnung durch die virtuelle ersetzen will. Das Ziel all dieser Internetmaßnahmen kann doch nur sein, personale Begegnungen zu ermöglichen, sodass dann virtuelle Kontakte in reale Begegnungen übergehen, was für die Kirche weiterhin die Basis bleibt und bleiben muss. Das Internet ist ein öffentlicher Raum, und dort muss die Kirche präsent sein, und das ohne Angst, selbstbewusst und mit viel Liebe, um von Gott zu erzählen und dem Menschen zu begegnen. 15 DER WEIDLING 3/2008 Buchrezension "Als unsere Welt christlich wurde" Eine Rezension von David Pernkopf Gerade erst wurden Leben und Herrschaft Konstantins des Großen mit einer monumentalen Ausstellung in Trier gewürdigt: mit mehr als 1500 kostbaren Exponaten aus 160 Museen und 20 Ländern. Die Schau feierte Besucherrekorde, obwohl oder gerade weil Konstantin bis heute eine umstrittene Persönlichkeit ist: ein Heiliger oder ein Machtmensch? Ein Zyniker oder ein gläubiger Christ? An Quellen und archäologischen Zeugnissen lässt sich die Frage nicht leicht entscheiden, umso mehr Spielräume öffnen sich der Spekulation. Unzweifelhaft ist, dass mit der konstantinischen Wende das Christentum geschützt, vielleicht sogar gerettet wurde. Inwiefern aber hat Konstantin, der bis zu seinem Tod 337 n.Chr. drei Jahrzehnte lang als römischer Kaiser herrschte, als Retter der Menschheit gewirkt, wie Veyne behauptet? In diesen Tagen erschien ein eindrucksvolles und unübliches Buch des französischen Althistoriker und Gelehrten Paul Veyne auf Deutsch: Als unsere Welt christlich wurde. Er zeichnet das Bild von der konstantinischen Wende und entgegen dem mainstream eines, das den ersten christlichen Kaiser in ein ungemein positives Licht rückt. Um jedoch die konstantinische Wende darstellen zu können, holt er ein bisschen weiter aus und gibt Einblicke in die römisch-heidnische Religion. Ebenso ist auch eine Übersetzung mit dem Titel Die griechischrömische Religion von Veyne erschienen. Die Götter kreisen um sich selbst Paul Veyne stellt also Leitfragen die Frage etwa nach den Unterschieden zwischen der griechisch römischen und der jüdisch-christlichen Religion. Leitende Antworten aber gibt er nicht. Seine Antworten sind meist nicht populär, sondern überraschend, weil sich in ihnen keine zu erwartenden Tendenzen spiegeln. Wer hat zuletzt als erklärtermaßen ungläubiger Wissenschaftler das Christentum als Meisterwerk charakterisiert? Oder gar die Kirche als das andere Meisterwerk? Was heißt hier überhaupt Meisterwerk? Wie können Religionen mit Hilfe ästhetischer Begriffe rezensiert werden? Wer hat je nach Jacob Burckhardts vernichtendem Urteil in Die Zeit Constantins des Großen (1853) den christlichen Kaiser als Retter der Menschheit vorgestellt? Wann wurde schon, außerhalb von Theologie oder Erbauungsliteratur, so inspiriert über die christliche Religion der Liebe geschrieben? Die Geschichte der konstantinischen Ära setzt ein vielschichtiges Bild der griechisch römischen Religion voraus. Einer Religion, die verschiedene Göttinnen und Götter verehrt, die, trotz aller Überlegenheit den Menschen ähneln. Sie haben einen Körper, sie sprechen und handeln, lieben und hassen, erscheinen und verschwinden wie die Menschen. Sie bilden gleichsam eine lebendige Spezies, vernunftbegabt und unsterblich während die Menschen vernunftbegabt und sterblich, die Tiere sterblich und unvernünftig sind. Die Götter sind, so Veyne, mächtige Fremdlinge mit einem eigenen und auf sich selbst konzentrierten Leben, unabhängig von den Menschen, die ihrerseits ein eigenständiges Dasein 16 DER WEIDLING 3/2008 Buchrezension führen. Sie werden zwar von den Menschen geliebt, interessieren sich aber umgekehrt für die Menschen nur in eingeschränktem Maße und aus den gleichen sehr unterschiedlichen Gründen und Anlässen, aus denen die Menschen sich für ihresgleichen interessieren. In erster Linie sind sie an sich selbst interessiert, und ihre Hauptsorge kreist nicht um das Wohl der Menschheit. Jubel ohne Emotion für die heidnischen Götter Die griechisch-römischen Götter begehrten nur ausnahmsweise menschliche Frauen oder Männer. Wie aber zeigten die Menschen der Antike ihre Liebe zu den Göttern? Durch eine Vielzahl von Praktiken, die sich weder als Rituale noch als Ausdrucksformen eines Glaubens zureichend fassen lassen. Inbrunst und Jubel blieben ganz unpathetisch; sie verbanden sich mit kleinen Gesten, Konventionen des Opfers oder der Chorgesänge, nicht mit Orgien und Ekstasen. Religiosität entsprang keinem Spektakel. Selbst die antiken Mysterien fungierten weder als Heilslehren noch als Offenbarungen, sondern als Versicherungen: als eine Art Freimaurertum des Jenseits und sonst nichts. Sie garantierten den Initiierten nicht das Heil, sondern ein privilegiertes Dasein im Jenseits, das dank der Protektion durch den Gott, in dessen Kult man eingeweiht war, substantiell glücklicher war als das der anderen. Was sonst durfte im Austausch gegen die Praktiken einer Gewohnheitsreligion erwartet werden? Die alltäglichen Zeremonien sollten zur Vermeidung möglichen Unglücks beitragen, zur Besänftigung der Ungunst und des Zorns der Götter. Belehrt vom Umgang mit Herrschern und Mächtigen wurde keine Liebe erhofft, kein Mitleid, keine spezifische Aufmerksamkeit oder dauerhafte Unterstützung, sondern allenfalls eine Bevorzugung, eine spontan gewährte Vergünstigung. Die Sehnsucht nach Gerechtigkeit dass irgendwann die Guten belohnt und die Bösen bestraft werden gehörte dagegen nicht zum Kanon religiöser Utopien. In solcher Sehnsucht repräsentierte sich vielmehr ein moralisches Bewusstsein, das die Götter mit den Menschen teilten, ganz unabhängig von den Ausdrucksformen der Religion. Vor diesem Hintergrund skizziert Veyne die Geschichte des Christentums in der Spätantike; und erneut vermeidet er die schnellen, eindeutigen Antworten. Der Erfolg der christlichen Religion wird einerseits auf die Entscheidung des Kaisers zurückgeführt, auf seine hohe Mission, in gewisser Hinsicht auf den banalen Traum Konstantins vor der Entscheidungsschlacht um Italien, gegen den Konkurrenten Maxentius an der Milvischen Brücke. Andererseits wird dieser Erfolg als Effekt einer innovativen, einer leidenschaftlichen Liebesgeschichte gewürdigt, die sich zwischen Gottheit und Menschheit ereignet oder vielmehr zwischen Gott und jedem von uns. Die Pointe der christlichen und zuvor der jüdischen Religion bestehe in einer symmetrischen Auffassung der Liebe zwischen Gott und Menschen: Nicht nur die Menschen lieben Gott, sondern auch umgekehrt. Den Unterschied zwischen heidnischer und christlicher Religiosität erläutert Veyne an einem schlichten Beispiel: Eine Frau aus dem Volk kann ihren Familien oder Ehekummer der Jungfrau Maria erzählen; falls sie sich mit denselben Sorgen an Herer oder Aphrodite gewandt hätte, würde sich die Göttin wohl gefragt haben, was nur in diese dumme Bäuerin gefahren ist, die ihr da von Dingen erzählt, mit denen Götter nichts zu schaffen haben. Der Kaiser war ein Revolutionär Wie aber wird die Einsicht, dass Gott die Menschen liebt, bewährt? Der Siegeszug der neuen 17 DER WEIDLING 3/2008 Buchrezension Religion, dieser Aufstieg einer Sekte zur Weltmacht, kann jedenfalls nicht aus der Entdeckung einer neuen Wahrheit abgeleitet werden. Schon in seinen Studien zur Frage Glaubten die Griechen an ihre Mythen? (1983) hatte Veyne behauptet, die Wahrheitsfrage sei allemal weniger zwingend als man glaubt. Denn wir fragen uns nicht immer, bei jedem Thema, ob eine Sache wahr ist; gelegentlich vermeiden wir diese Fragestellung sogar aus Vorsicht oder Respekt. Mit dem Christentum triumphierte kein Prinzip, nicht einmal der Ein-Gott-Glaube.: Der Monotheismus als solcher ist keine besonders aufregende Sache, bemerkt Veyne. Zwar war das Christentum aufgrund seiner Originalität, seines Pathos, seines kraftvollen Auftretens und Sinns für Organisation attraktiv für die römischen Eliten und die Bevölkerung des Imperiums; doch verdankte es seine Durchsetzung, daran lässt Veyne keinen Zweifel ausschließlich dem Kaiser und dessen Bekehrung. Die oft kritisierte konstantinische Wende wird ernst genommen als aufrichtiger, uneigennütziger Schritt ohne ideologische Hintergedanken. Konstantin handelte aus Frömmigkeit, für das Heil seiner Untertanen und des Menschengeschlechts, aber nicht, weil der glaubte, dass dadurch die Bürger seines Reiches leichter beherrschbar seien. Gegen verbreitete Vorurteile wiederholt Veyne mehrfach, Konstantin habe als visionärer Politiker, als Revolutionär gewirkt, als novator et turbator rerum, Erneuerer und Unruhestifter. Ihm sei es beispielsweise nicht um die Etablierung der Sonnenfesttage vom Sonntag bis zur Weihnachtsfeier gegangen, sondern um die Abschaffung blutiger Tieropfer. Respekt und Aufmerksamkeit, die Haltung des Ethnologen oder Archäologen, dominieren Veynes Darstellung der Religion. Nichts liegt ihm ferner als die Diagnosen der Soziologie, von Emile Durkheim bis Max Weber: daher die Rede vom Meiterwerk, vom Bestseller der christlichen Religion. Diese Begriffe sind nicht beiläufig gewählt; sie setzen fort, was Veyne bereits zur Frage, ob die Griechen an ihre Mythen glaubten, programmatisch entwickelt hatte: eine ästhetische Theorie der Religionen, eine Geschichtsschreibung der konstitutiven Einbildungskraft. Diese Position ermöglicht nicht nur eine positive Neubewertung der Regierung Konstantins, sondern auch einen skeptischen Schlusskommentar zur These von den christlichen Wurzeln Europas. Gewiss ist unsere Welt, sind die Traditionen Europas, zu einem guten Teil christlich; und nicht zufällig beeindrucken sie gerade als ästhetische Erbschaften von der Architektur der gotischen Kathedralen bis zu Bachs Matthäus Passion. 18 DER WEIDLING 3/2008 Heilige & Märtyrer Maria Laura Mainetti von Birgit Strick Märtyrerin des Glaubens? Vor sieben Jahren fiel eine italienische Klosterfrau einem brutalen Mord mit angeblich satanistischem Hintergrund zum Opfer. Nun soll die Ermordete seliggesprochen werden. Papst Benedikt XVI. gedachte am 10. April 2008 am Ende der Generalaudienz der ermordeten Ordensfrau Maria Laura Mainetti. Sie war im Jahr 2000 in der italienischen Kleinstadt Chiavenna von drei jungen Mädchen im Rahmen eines satanistischen Rituals erstochen worden. Nachdem der Papst seine Katechese über den heiligen Benedikt von Nursia, Patron Europas, beendet hatte, begrüßte er die Mitglieder der Ordenskongregation Töchter des Kreuzes und alle Laien, die ihr Charisma teilen und zusammengekommen waren, um das Gedächtnis von Sr. Maria Laura zu begehen. Benedikt XVI. würdigte die große Treue der Ordensfrau bis zur vollkommenen Hingabe ihrer selbst und erklärte, dass sie ihr Leben hingegeben und für jene gebetet habe, die sie ermordet hatten. Die Mädchen zwei waren 17 Jahre alt, die dritte 16 hatten Sr. Maria Laura am 6. Juni 2000 angerufen und ihr gesagt, eine von ihnen sei schwanger und benötige Hilfe. Als Mainetti dann beim entsprechenden Treffpunkt eintraf, wurde sie überwältigt, mit 19 Messerstichen niedergestochen und gesteinigt. Die letzten Worte auf ihren Lippen richteten sich mit der Bitte um Vergebung für die drei Jugendlichen an Gott. Ein Zeuge, der das Verbrechen beobachtet hatte, konnte der Polizei eine Beschreibung einer der Mörderinnen liefern. Die Ermittler hörten daraufhin die Telefone ab. Die weiblichen Komplizen verrieten sich und konnten überführt werden. Die Anführerin der Bande wurde zweieinhalb Jahre nach der Tat in letzter Instanz für schuldig befunden. Das oberste italienische Gericht verhängte gegen die 19jährige eine Haftstrafe von 12 Jahren und 4 Monaten. Ihre beiden Komplizinnen waren bereits in einer früheren Instanz jeweils zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden. Sie hatten keine Berufung eingelegt. Es habe sich um ein Menschenopfer für den Teufel gehandelt erklärten die Mädchen nach der Tat: Wir hatten schon lange vor, einen Gläubigen umzubringen. Zuerst dachten wir an den Pfarrer. Der sei ihnen aber zu kräftig erschienen. So hätten sie eine Ordensschwester gewählt. Die Ermittler berichteten, die Täterinnen seien ganz normale Mädchen aus gutem Hause. Sie hätten die Schwester im Grunde nur zum Spaß umgebracht. Die Dokumente für die Seligsprechung werden jetzt von der Diözese an den Vatikan übersandt. Im März dieses Jahres bestätigte die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, dass Sr. Maria Laura Mainetti das Märtyrium erlitten hat. Teresina Mainetti wurde 1939 im italienischen Colico geboren. Sie unterrichtete in verschiedenen Schulen ihres Ordens. Zum Zeitpunkt ihres Todes war sie Oberin der Gemeinschaft der Schwestern vom Kreuz im Institut der unbefleckt empfangenen Jungfrau Maria in Chiavenna. 19 DER WEIDLING 3/2008 Kurzmeldungen Nachrichten in aller Kürze zusammengetragen von Birgit Strick Erster Weltkongress für katholische Radiosender in Rom Am Vorabend des Kongresses der katholischen Radiosender, der vom Päpstlichen Rat für die Sozialen Kommunikationsmittel organisiert wird, legte der Präsident dieses Dikasteriums, Erzbischof Claudio Maria Celli, seine Ziele dar. Bei der ersten Begegnung dieser Art, die vom 19. bis 21. Juni an der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom stattfindet, werden Vertreter von 63 katholischen Radiosendern und 50 Ländern aus unterschiedlichen Bereichen - Kultur, Religion, Politik - erwartet. Wir haben versucht, all diese Menschen zusammenzurufen, um gemeinsam darüber nachzudenken und zu verstehen, welche Identität und Mission das katholische Radio in der heutigen Welt hat", erklärte der Erzbischof am Sitz des Medienrates. Die verschiedenen Programmpunkte zielen nach Worten des Erzbischofs darauf ab, den Dialog zwischen den Teilnehmern zu fördern: Die Teilnehmer hören nicht nur Vorträge, sondern haben auch die Möglichkeit, durch die Impulse, die bei den Podiumsdiskussionen gegeben werden, miteinander ins Gespräch zu kommen." Die Methodik sieht neben der Darlegung von bedeutenden Themen und der Podiumsdiskussion eine anschließende Gruppenarbeit vor. Es ist sehr wichtig, dass all diese Menschen, die einen ganz verschiedenen Hintergrund mitbringen - von Asien bis Afrika, Lateinamerika, Europa und Australien sich begegnen, um zu diskutieren und wieder neu zu entdecken, was ihre Identität und ihr Auftrag ist." Das Treffen solle eine Analyse der Gegenwart mit Blick auf die Zukunft ermöglichen, so dass sich hieraus Initiativen entwickelten, die den Dienst eines katholischen Radiosenders in der Welt Schritt für Schritt effizienter machen". Eine weitere große Herausforderung bestehe in der Multimedia-Technologie, die für alle diese Sektoren von Interesse ist, zum Beispiel das Internet. Heute kann man vielen Radiosender, darunter auch den des Vatikans, im Internet anhören." Diesbezüglich sei es notwendig zu wissen, was die Zukunft bringen werde. Katholische Radiosender in aller Welt können in der eigens dafür errichteten Online-Datenbank www.crtn.org/radio abgerufen werden. Die Einrichtung Catholic Radio and Television Network (CRTN) hat rund 600 Adressen und Beschreibungen von Radiosendern aufgelistet und nach Kontinenten sowie Regionen zusammengestellt. Muslimischer Jungpolitiker gegen Islamunterricht Gegen einen islamischen Unterricht an deutschen Schulen hat sich der Bundesvorsitzende der Schüler-Union, Younes Ouaqasse (Mannheim), ausgesprochen. Er ist selbst Muslim. In einem Interview mit der Pforzheimer Zeitung (Ausgabe 4. September) begründete er seine A b l e h n u n g d a m i t , d a s s D e u ts c h l a n d e i n c h r i s t l i c h g e p r ä g t e s L a n d s e i . Wenn man Islam-Unterricht anbiete, müsse man genauso etwa buddhistischen oder hinduistischen Unterricht ermöglichen. Ich rate deshalb jedem, diese Frage nicht nur aus der eigenen Sicht, sondern aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, sagte der 19-jährige gebürtige Marokkaner. Er leitet seit April die Schülervereinigung, die der CDU nahesteht. Hinsichtlich der Integration von Ausländern sagte er, jeder müsse den Willen zum ersten Schritt haben und sich auch manchmal anpassen. Deutschland sei ein liberales, offenes Land, in dem jeder die Chance habe, etwas zu erreichen. Die Schüler Union ist nach eigenen Angaben mit bundesweit über 10.000 Mitgliedern die mitgliederstärkste politische Schülerorganisation. 20 DER WEIDLING 3/2008 Kurzmeldungen Schwere Unruhen in Indien Seit Ende August brennen im indischen Orissa wieder Kirchen: Militante Hindus zerstören christliche Einrichtungen, machen Jagd auf Priester und Ordensleute. Der Steyler Missionar Chacko Thottumarickal ist Bischof von Jhabua im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh und verfolgt die Gewaltakte an der Westküste mit Besorgnis. Bischof Thottumarickal, wie beurteilen Sie die aktuelle Lage in Orissa? Die Lage in Orissa ist immer noch sehr ernst. Versuche, den Ausschreitungen entgegenzuwirken, waren bislang erfolglos. Viele Menschen haben ihre Häuser verloren, mussten in die Wälder flüchten, wo sie keinen Zugang zu Nahrungsmitteln haben. Viele leben in Angst, angesichts der Brutalität, mit der militante Hindus gegen Christen vorgehen. Sie selbst leben im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh. Wie ist das Verhältnis zwischen Hindus und Christen dort? Im Januar 2004 hatten wir bei uns eine ähnliche Situation wie aktuell in Orissa. Zu dieser Zeit wurde ein 11-jähriges Mädchen vergewaltigt und ermordet. Ihre Leiche wurde in der Toilette der katholischen Missionsschule gefunden. Die Fundamentalisten nahmen das zum Anlass, alle katholischen Einrichtungen in der Diözese anzugreifen. Unter dem Vorwand, der Polizei bei der Aufklärung des Verbrechens helfen zu wollen, gingen sie mit Gewalt gegen Priester, Schwestern und andere Christen vor. Wie haben Sie sich gefühlt, als die Fundamentalisten alles zerstörten, was Sie mühsam aufgebaut hatten? Man fühlt sich machtlos. Aber wir konnten nicht viel tun. Wir konnten nur die Regierung bitten, dafür Sorge zu tragen, dass so etwas in Zukunft nicht mehr passieren kann. Außerdem baten wir die Behörden um Hilfe beim Wiederaufbau der zerstörten Gebäude. Wo liegt die Ursache für das gespannte Verhältnis zwischen Christen und Hindus in Indien? Jedermann mit einem gesunden Menschenverstand weiß, dass von uns Christen absolut keine Gefahr ausgeht. In Indien machen wir gerade einmal zwei Prozent der Gesellschaft aus, in Orissa oder bei uns in Madhya Pardesh sogar nur 1,5 Prozent der Einwohner. Wir sind also eine sehr, sehr kleine Gemeinschaft, und zwar keine terroristische, sondern eine friedliebende. Wir helfen den Menschen, indem wir humanitäre Hilfe leisten und uns für Bildungsprojekte, Gesundheitsfürsorge, landwirtschaftliche Entwicklung engagieren. Angegriffen werden wir einzig aus politischen Motiven. Um bei den Wahlen erfolgreich sein zu können, brauchen die fundamentalistischen Parteien Indiens einen Gegner, gegen den sie sich verbünden können. Und wir Christen sind dankbare Feinde, weil die Fundamentalisten wissen, dass wir uns nicht verteidigen. Und wir sind eine so übersichtliche Minderheit, dass sie uns mühelos bezwingen können. Die fundamentalistischen Hindus beschuldigen Sie, die arme Landbevölkerung unter Zwang zu bekehren Das ist eine unhaltbare Anschuldigung. Missionare zwingen niemanden, zum Christentum konvertieren. Weil es schlichtweg unmöglich ist, jemanden durch Einschüchterungen oder Drohungen zum christlichen Glauben zu führen. Eine Konvertierung unter Zwang gibt es im 21. Jahrhundert nicht mehr. Der Wechsel zum Christentum ist eine Herzensangelegenheit. Wir respektieren dabei den freien Willen der Menschen. Und entsprechend sollte in einer Demokratie jeder die Möglichkeit haben, zu einer anderen Religion zu wechseln. Wie lässt sich Ihrer Meinung nach der Gewalt einen Riegel vorschieben? Wir versuchen, Frieden durch Dialog zu erreichen. Außerdem beten wir, denn wir sind davon überzeugt, dass Gott selbst in Gewalt und Zerstörung bei uns ist. In der Geschichte der Christenheit hat es immer Christenverfolgungen gegeben, in denen viele Menschen ums Leben gekommen sind. Die Geschichte wiederholt sich. Gott allein weiß, was das Beste für uns ist. Nach seinem Leiden und seinem Tod am Kreuz ist Jesus schließlich als Sieger hervorgegangen. Das gibt uns Kraft, die Verfolgungen durchzustehen. 21 DER WEIDLING 3/2008 Jugend aktuell Aktuelles von der KJ Windischgarsten von Christina Kalchmayr Maibaumumschneiden unserer Jugend bei den Strutzis Da wir unseren Jugendchef Daniel Strutzenberger nicht einfach so gehen lassen wollten, dachten wir uns, wir bereiten ihm eine große Freude und verschönern sein zu Hause mit einem Maibaum. Es war keine einfache Aufgabe, alle drei Strutzis abzulenken, doch schließlich und endlich gelang es uns. Es wurde an verschiedenen Orten gegraben (Moosbaun, Pöhiz) und keiner der Drei ahnte etwas. Im Gegenteil, alle 3 glaubten, darüber Bescheid zu wissen, wer den Jugendmaibaum bekommt. Nach großen Schwierigkeiten beim Graben sickerte es schön langsam durch, dass so mancher umsonst gegraben hat und der Baum bei den Strutzis schon steht. Als der erste Schock verdaut war, kam die Freude schlussendlich doch durch. Am 19. Juli fand dann das Maibaumumschneiden statt. Das Wetter hielt zum Glück, und so stand einem schönen Fest nichts im Wege. Es wurde gefeiert bis in den frühen Morgen, und der Baum wurde ebenso problemlos gefällt. Beim Schätzspiel, wo als erster Preis der Maibaum winkte, stellte sich heraus, dass die Edlbacher wirklich zusammenhalten, denn Frau Haas, die Schwiegermutter unseres scheidenden Jugendchefs kam beim schätzen am nächsten. Ripperlessen Das Ripperlessen, war auch heuer wieder ein Fixpunkt in unserem Sommerprogramm. So machten sich ca. 15 Jugendliche am Dienstag, den 15. Juli gemeinsam auf den Weg. Dieser führte uns auf den Wurbauer, wo wir uns im Berggasthaus Am Turm niederließen. Dort angekommen begann sofort das große Essen, bei dem alle satt wurden und selbst jene, die erst einiges später nachkamen, noch mit warmen Ripperl, Krautsalat, Folienkartoffel u.v.m. verwöhnt wurden. Es war wieder einmal ein gemütlicher und lustiger Abend mit einer tollen Gemeinschaft von Jung und Alt. Wir freuen uns schön auf das nächste Mal! 22 DER WEIDLING 3/2008 Jugend aktuell Fastenwoche der Jungscharführer Auch heuer fand die Fastenwoche der Jungscharführer wieder eine Woche vor dem Jungscharlager statt. Die Jungscharführer trafen sich täglich um 19.30 Uhr zum gemeinsamen Rosenkranz und anschließend zur hl. Messe im Pfarrhof. Wie immer nützten viele Jungscharführer die Gelegenheit, durch das Gebet und Gespräch genügend Motivation, Kraft und riesige Vorfreude für unser Jungscharlager zu tanken. Gestärkt durch diese Gemeinschaft, freuten sich alle auf das Jungscharlager in Hollenstein/Ybbs. Es war eine erlebnisreiche, schöne und abenteuerliche Woche, die glaube ich, bei jedem von uns schon jetzt wieder die Vorfreude aufs nächste Jungscharlager in St. Pölten im August 2009 weckte. Weitere Punkte fanden sich wieder auf dem reichhaltigen Sommerprogramm so gab´s wieder das Gokart fahren, das Minigolfspielen, geplant war eine Tour nach Gröbming in den Hochseilklettergarten, die leider dem schlechten Wetter zum Opfer fiel und schließlich und endlich auch noch eine Wanderung auf die Dümlerhütte mit Übernachtung, eine Kinofahrt, Fischen und viele andere spontane Aktivitäten, die den Sommer verkürzen und die Gemeinschaft stärken sollten. 23 DER WEIDLING 3/2008 Buchtipps Jörg Müller: Sinnvoller leben mit der Paulus Strategie. Gedanken für jede Woche des Jahres; erschienen im J.F. Steinkopf Verlag Der Apostel Paulus hat zwar die bedeutendsten Briefe des Neuen Testaments verfasst, ist aber dennoch vielen Christen suspekt. Sie halten den Vordenker der Kirche für einen lebensfremden Theoretiker. Solch einseitige Sichtweise widerlegt der Pallottinerpater und Psychotherapeut Dr. Jörg Müller mit diesem Buch. In 52 Abschnitten zeigt er, wie der Leser grundlegende Aussagen des Paulus auf sich beziehen kann. Somit hilft Jörg Müllers praktischer Lebensbegleiter, nach christlichen Grundsätzen zu leben. Viele Menschen sehnen sich nach einem erfüllten Leben. Paulus gibt in seinen Briefen Ratschläge, zu einem glücklichen und sinnvollen Leben. Ein kleiner Auszug: ...die Geschichte lehrt uns immer wieder, dass aggressive und zutiefst verletzte Menschen tatsächlich ihr Verhalten ändern, wenn sie konsequent Gutes erfahren. Wo statt der erwarteten Gegenwehr plötzlich das Angebot eines Gesprächs folgt, wo der Gläubiger dem Schuldner einen Teil der Schulden erlässt, und wo das Opfer dem Täter vergibt, da fällt das Kartenhaus der gegenseitigen Aufrechnung zusammen. Gloria von Thurn und Taxis und Kardinal Joachim Meisner: Die Fürstin und der Kardinal; Herder, 2008 Die Fürstin und der Kardinal - zwei Menschen, die auf ganz unterschiedlichen Wegen zum Glauben gekommen sind und die ihr Glaube und ihre Liebe zur Tradition der Kirche doch verbindet. Sie trug nach dem Tod ihres Mannes die alleinige Verantwortung für ein großes Unternehmen und für ihre Familie. Aus dem Glamour Girl wurde eine nachdenkliche Frau, die Halt im Glauben fand. Er, aufgewachsen in der DDR, ist seit 18 Jahren Erzbischof von Köln und erfährt wegen seiner vermeintlich unpopulären Meinungen immer wieder Kritik aus den Medien. In diesem Buch tauschen sich Gloria von Thurn und Taxis und Kardinal Meisner, der am 25. Dezember seinen 75. Geburtstag feiert, über ihren Glaubensweg aus. Zwei Menschen, die auf unterschiedlichen Wegen zum Glauben gekommen sind und ihren Glauben in unterschiedlicher Weise leben, tauschen sich aus: Was trägt im Leben? Welche Werte sind wichtig? Wie geht es mit dem Beten? Mit Zweifeln? Wie geht man in der Kirche miteinander um? Gibt es so etwas wie eine gesunde Demut? Was heißt der Glaube für den Alltag? - Offen, persönlich und inspirierend. Ein außergewöhnliches Gespräch. 24 DER WEIDLING 3/2008 Kinderseite Rätsel für Kinder von Silke Popp Mose bringt die Gebote zum Lager. Finde zu den Zahlen den entsprechenden Buchstaben wenn du es in dieser Reihenfolge liest hast du das Lösungswort schon gefunden! 25 DER WEIDLING 3/2008 T(D)ankstelle Gebete und Texte zum Innehalten von Silke Popp Du bist Mensch geworden, damit wir Menschen nicht zerbrechen, sondern uns an dir festhalten Du bist Mensch geworden, damit wir nicht ohne Hoffnung leben, sondern in deine Zukunft uns aufgenommen wissen, damit wir nicht am Sinn unseres Seins verzweifeln, sondern in dir uns finden. Du bist unser Nächster geworden, damit wir einander Nächste bleiben. Du hast dich unser erbarmt, damit wir einander Gutes tun. Du bist Mensch geworden: Nichts Größeres gibt es nun für uns als Mensch zu sein, wie du ihn erlöst hast, gerettet und geheiligt. Nichts Wichtigeres gibt es nun für uns als für Menschen dazusein. Ein Beispiel hast du uns gegeben, dem wir folgen sollen. Denn du bist Mensch geworden. Das macht uns frei, dem Menschen zu dienen, auch in der Politik. Dir dienen wir. Dem wahren Menschen. Du rufst uns in deine Nähe, damit wir lernen, anderen nahezusein. Amen. 26 DER WEIDLING 3/2008