20 Jahre - Pasopferde Verband
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20 Jahre - Pasopferde Verband
pasopferde bi lä 2 Ju 0 um s-A Ja be hr us e ga Mai 2013 | 4.- € Fast wie ein Vorwort Von: Dr. Kai. C. Otte Editorial Ein junger Mann, der sich eine Geflügelfarm angeschafft hat, kommt zum Rabbiner, um sich Rat zu holen: Seine Hühner siechen dahin, täglich sterben mehrere von ihnen. Ohne zögern rät ihm der Rabbiner, die Tiere mit Maiskörnern zu füttern. Nach einer Woche kommt der junge Mann wieder, das Mittel hat nicht geholfen. Der Rabbi fragt: „Hast du dem Geflügel die Körner roh oder gekocht gegeben?“ „Roh“, antwortet der unglückliche Züchter. - „Also füttere sie ausschließlich mit gekochten Maiskörnern, dann wird alles gut sein“. Wenige Tage später kommt der Mann verzweifelt wieder, es ist schlimmer denn je. - „Womit nährst die die Hühner?“ „Wie Ihr geraten habt, mit gekochten Maiskörner.“ „Kalt oder warm?“ fragt der Rabi. - „Kalt“. „Dann geh nach Hause und füttere sie nur mit heißen Körnern.“ „Gewalt, Rabbi!“, ruft der Züchter, als er nach zwei Tagen wiederkommt, „meine Hühner krepieren noch schneller als vorher“. „Wie gibst du ihnen die Maiskörner, trocken oder im Kochwasser?“ „Trocken“, erwidert er. Ihm wird geraten, sie nur im warmen Wasser zu verabreichen. Wieder zwei Wochen später klagt der junge Mann verzweifelt: „Es ist furchtbar, die Hühner sterben mir alle weg. Habt Ihr vielleicht noch einen Rat für mich?“ - „Sei getrost“, antwortet der Rabbi, „solange dir noch Hühner bleiben, solange werde ich Ratschläge für dich haben“. FAZIT: Man soll sich erst aufhängen, wenn alle Stricke reißen. Titel: Kalenderblatt von BANCO DE CREDITO, Lima/Peru 2013 Noticiero 3 Inhaltsverzeichnis 3 Editorial Haben die Pasos ein Problem? 44 6 Termine GWP – Förderpreise 2012 56 Der American Paso Fino 58 7 8 Das neue Buch von Heinz Meyer: Die Skala und das System der Ausbildung Porzellanhochzeit für den Pasopferde Verband Qualität auf Punkt und Komma Das Pasopferd in der Materialprüfung Pasopersönlichkeit und Stempelhengst 16 En tiempos pasados – es war einmal Der Werdegang der Pasorassen Das interessiert den Aficionado 18 Die Überzäumung des Pferdes Panamá war eine Reise wert 26 4 Noticiero 2013 Was Sie schon immer über den Paso Peruano wissen wollten Roll-Kur 30 Erste Begegnung mit dem Paso Iberoamerikano 36 Sport, Spiel, Spannung 38 Hengstliste 66 Sol de Oro VieJo 68 Neue LPO und WBO 78 Sport mit Pasopferden 80 Sieben Gerüchte, die man schnell vergessen sollte 92 Presseschau 94 Richtige Kennzeichnung von Equiden 102 Wie anders sind Pasopferde? 105 Vorstandschaft und Impressum 106 2013 Noticiero 5 2013 Termine Messen • Turniere • Kurse April & Mai Juni Juli August September Oktober Dezember 06.04.2013 Frühlingsritt PPE, Vogelstockerhof 09.05. - 12.05.2013 Pferd International, OR-Anlage München-Riem Das neue Buch von Heinz Meyer: Die Skala und das System der Ausbildung Eine kritische Interpretation 15.06.2013 3. Töltdistanz u. Breitensportwochenende, Streckenroth 22.06. - 23.06.2013 Reitkurs mit Stephan Vierhaus, Grävenwiesbach 05.07. - 07.07.2013 20 Jahre Paso Peruanos in Armstorf 27.07. - 28.07.2013 Hausturnier Vierhaus, Borken 04.08. - 11.08.2013 WM Islandpferde, Berlin 28.08. - 01.09.2013 Americana, Augsburg 05.09. - 08.09.2013 IDGM der IGV, Aegidienberg - GPZ 04.09. - 08.09.2013 FN Bundeschampionat, Warenhof 12.10. - 13.10.2013 Reitkurs mit Stephan Vierhaus, Grävenwiesbach 21.10. - 23.10.2013 Iberian Emotions, bei A. Jänisch, Chieming 29.10. - 03.11.2013 Faszination Pferd, Messe Nürnberg 05.12. - 08.12.2013 Messe Pferd & Jagd, Hannover Im ersten Teil seines Buches kommen die Befürworter der „Skala“ wie Michael Strick und Britta Schöffmann zu Wort, im zweiten die Kritiker, u.a. Kurd Albrecht von Ziegner oder Philippe Karl. Daran schließt sich die Geschichte der „Skala“ an und eine zusammenfassende Begründung der Kritik. Im Anschluss wird ausführlich ein alternatives Ausbildungssystem vorgestellt und in einer graphischen Übersicht zusammengefasst. Heinz Meyer ist überzeugt: Dieses System wird der Komplexität der Ausbildung des Pferdes eher gerecht. Es respektiert sowohl die unterschiedlichen Bereiche als auch die verschiedenen Stadien der Schulung. Das Buch schließt mit dem Kapitel „Zum Lernen des Pferdes“, das auf die Probleme der Vermittlung der reiterlichen Ziele aufgrund der biologischen Voraussetzungen beim Pferd eingeht. Autor: Heinz Meyer Inhalt: 270 Seiten mit Fotos und Zeichnungen ISBN: 978-3-930953-82-0 Verlag: www.wu-wei-verlag.com Aktualisierungen bitte unserer Homepage entnehmen. 6 Noticiero 2013 I n diesem Buch wird die „Skala der Ausbildung“ nüchtern und kritisch als ein Bestandteil der Reit- und Ausbildungstheorie der Deutschen Reiterlichen Vereinigung beleuchtet. Diverse verbreitete Ansichten über die „Skala“ werden korrigiert: Die „Skala“ ist relativ jung; Sie wurde erst 1979 in einem FN-Lehrbuch formuliert. Die in die „Skala“ aufgenommenen Grundsätze sind nicht unumstößlich. In ihrem Zusammenhang mit den Phasen der Ausbildung wurden sie bereits mehrfach verändert und auch erweitert. Heinz Meyer stellt mit seinem Buch klar, dass die „Skala“ dem komplexen Verlauf der Ausbildung eines Pferdes nicht gerecht wird, da sie die realen Prozesse zu sehr vereinfacht. Preis: 29,95 Euro Prof. Dr. phil. habil. Heinz Meyer, mit Pferden aufgewachsen, in seiner Jugend erfolgreich in Spring- und Dressurprüfungen, Diplom-Psychologe und promovierter Soziologe, habilitierte sich im Fachbereich Soziologie und lehrte an den Hochschulen in Aachen und Wuppertal. Mehr als vierzig Jahre kommentierte er in Fachzeitschriften den internationalen Turniersport, insbesondere Dressurwettbewerbe und schrieb zahlreiche Beiträge zur Theorie des Reitens und zur Praxis der Ausbildung des Pferdes. Er war als Chefredakteur und später als ständiger Mitarbeiter des „St. Georg“ sowie als hippologischer Fachberater der „Reiter Revue“ tätig und hat etliche Bücher veröffentlicht. 2013 Noticiero 7 Porzellanhochzeit für den Pasopferde Verband Text: K. C. Otte I n einer Zusammenstellung von Ehe-Jubiläen habe ich obigen Begriff für eine 20 Jahre andauernde Beziehung gefunden und finde er passt gut für unser Verhältnis zum Pasopferde Verband. Etwas zerbrechlich, etwas kostbar, etwas erhaltenswert, etwas verstaubt, irgendwie etwas interessant. Ehe- und andere Jubiläen haben neben ihrer Nostalgie auch immer etwas Bilanzierendes. Da werden dann frühe Träume und kühne Pläne mit den späteren Resultaten zu vergleichen sein um, eigentlich sozusagen in Resümee's neue Aufgaben anzupacken. Diesbezüglich darf ich auf unsere „kurze Besinnung zu Beginn eines neuen Jahrzehnts“ in Noticiero 2010 verweisen. Hier möchte ich eher fragen, welche Ideen, ja Wunschträume den Pasopferde Verband beflügelt und letztlich auch so lange getragen haben. Seit über drei Jahrzehnten gibt es nun schon Pasopferde in Europa und ihre Zahl steigt stetig. Dennoch entstand vor einiger Zeit bei Insidern wie bei neutralen Beobachtern der Szene der Eindruck einer gewissen Stagnation sowohl im züchterischen wie im sportlichen Bereich. Seit über drei Jahrzehnten gibt es nun schon Pasopferde in Europa und ihre Zahl steigt stetig Ein Grund hierfür mag in dem ambivalenten Selbstverständnis der Pasopferdeleute liegen: Der superbequeme sanfte Naturtölter fordert nicht unbedingt denjenigen heraus, der sich sportlich profilieren will. Dabei bieten sich diese Pferde aufgrund ihres ungewöhnlichen Arbeitseifers, ihrer Leistungsbereitschaft und Menschenbezogenheit geradezu dafür an, dass man mehr mit ihnen unternimmt als „nur“ Spazierenreiten. Blickt man auf andere hippologische Minderheiten, so erkennt 8 Noticiero 2013 man, dass immer nach einer ersten Phase mit „Exotenbonus“ ein wohldurchdachtes, für Pferd, Reiter und Zuschauer attraktives Sportgeschehen die Szene unerhört belebt hat. Seit über 30 Jahren finden die Pasopferde aus Südamerika auch immer neue Freunde in Europa. Caballo de Paso, Paso Peruano und Paso Fino – einige der Begriffe, die von Pferdebegeisterten fast schon mit Bewunderung ausgesprochen werden: die Pasopferde wirken in der Tat in der zunehmend farbiger werdenden Palette des hiesigen Rassenspektrums besonders brilliant. Was macht ihre Faszination aus? Die Summe vieler Eigenschaften, die diese Pferde haben, aber auch sehr viel Flair, das in Worten schwer zu beschreiben ist: Man nehme: eine gute Portion iberischen Blutes. Seit altersher waren iberische Pferde etwas besonderes. Konsequente, ja rigorose Selektion auf Leistungsfähigkeit und beste Charaktereigenschaften schuf Pferde, die als der Inbegriff von Ausdauer und Rittigkeit gelten. Ihr Verbringen in die neue Welt führte dazu, dass die bequeme Gangart Tölt in Südamerika erhalten, gefestigt und verfeinert wurde. So sind die Pasopferde in der heutigen Hipposzene eine einmalige Erscheinung: sie können unwidersprochen das Prädikat des besten Naturtölters für sich in Anspruch nehmen. Leistungsfähig, leistungsbereit, leichtrittig, nervenstark, sensibel, bequem, menschenbezogen – die ausgeprägteste Form des Genießens im Sattel ist im Pasopferd verwirklicht worden. Für alle Pasorassen gilt als das Grundkonzept: größtmögliche Bequemlichkeit und nobler Charakter. Unterschiede zwischen den Pasoschlägen sind – abgesehen von anatomischen Details – hauptsächlich in der Gangmanier zu finden. Wo z.B. der Paso Peruano mit weiten Bewegungen und ausgeprägter Aktion der Vorhand daherkommt, macht der Paso Fino mit kurzen, 2013 Noticiero 9 schnellen Schritten Boden gut oder besticht der Paso Iberoamericano durch sein Dressurtalent. Hauptsache Tölt. Ob Paso Llano im Reisetempo, verstärkt oder versammelt; ob Paso Corto, Largo oder Classic Fino – jedes Tempo hat seinen Liebhaber, nur: bequem muss es sein. Wo englisch-germanische Reiterei in Schwerstarbeit auszuarten droht, macht der Pasoreiter einen großen Bogen und reitet entspannt weiter; Markenzeichen: Lächeln im Gesicht. Das Prinzip der schwingungsfreien Zone in der Sattellage ist bei allen Pasopferden perfekt verwirklicht. Wer es sich leistet, die Qualitäten seines Pferdes nicht mit Stoppuhr und Maßband zu ermitteln, wer gerne etwas abseits vom Hufschlag seine Wege sucht; wer genug hat von schwierigen Pferden, wenig pferdegerechten Reitweisen und körperlichem Dauerstress der probiert's mal mit einem Pasopferd. Am 09. Oktober 1993 trafen sich im fränkischen Oberscheinfeld zahlreiche Pasofreunde, um den „Pasopferde Verband“ ins Leben zu rufen. Grundidee bei der Zielsetzung des neuen Verbandes war, die gesamte Palette der Pasopferde mit all ihren Typen unter einem Dach zu betreuen. Darüberhinaus wollte man Pasopferde durch rassegerechte Sportprüfungen auch für den ambitionierten Reiter attraktiver präsentieren. Dabei darf der Begriff „Sport“ nicht missgedeutet werden als Stoppuhrenfetisch im athletischen Grenzbereich. Der Sport mit Pasopferden umfasst eine weite Palette von der iberisch geprägten Dressur- und Rittigkeitsprüfung über den wettkampfmäßigen Langstreckenritt bis zum organisierten Wanderreiten. Jeder Pasoreiter wird in der Prüfungsordnung ein maßgeschneidertes Paket vorfinden, welches seinen persönlichen Neigungen und den Möglichkeiten seines Pferdes besonders entgegenkommt. Hintergedanke dieser sportlichen Neuorientierung ist die rasche, aber nachhaltige Auswirkung auf das Zuchtgeschehen. Wer nicht in den Geruch des Schau-Schönlings geraten will, muss Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Eine exterieurorientierte Zuchtbeurteilung kann dies nur begrenzt. Gesundheit, Härte, Arbeitseifer, Ausdauer lassen sich nur im sportlichen Rahmen dokumentieren. So sind denn auch alle Prüfungen so angelegt, dass der Züchter ganz eindeutig Stärken und Schwächen eines Individuums erkennen und durch Auswahl der Zuchttiere nach diesen Erkenntnissen handeln kann. Paso Peruano Hengst „El Destino PvF 10 Noticiero 2013 Ein weiteres Novum für die Pasopferde stellt die prinzipielle Gleichstellung der einzelnen „Pasoras- sen“ und Paso-Partbreds dar. In den Prüfungen des PV starten Paso Peruanos, Paso Finos, Trochadores, Paso Argentinos, Troton-Galoperos, und andere neben Partbreds (mit einem Pasoblutanteil von 50% und mehr) gleichberechtigt nebeneinander. Nichtsdestoweniger ist ein Teil der Prüfungen so konzipiert, dass die „rassetypischen“ Merkmale der einzelnen Pasoschläge gefordert und gefördert werden. Der „Einheitspaso“ ist züchterisch nicht sinnvoll und sportlich nicht attraktiv. Das Reiten im PV soll bunt und vielfältig sein Das Reiten im PV soll bunt und vielfältig sein: für die rein ideologische Rassendiskussion ist hier kein Platz. Tradition wird dort erhalten, wo sie sich bewährt hat auf allzu hinderliche Zöpfe verzichtet man. Pasoreiten ist erheblich mehr als Brauchtumspflege: Es ist echter Sport im wohlgemeinten Wortsinn. Es gilt zu vermeiden, dass die sattsam bekannten und sich in jedem Land wiederholenden Streitigkeiten zwischen den sogenannten Traditionalisten und selbsternannten Fortschrittlichen in die Reihen der Pasobegeisterten getragen werden. Zukunftsweisend ist dabei das Grundkonzept von CONFEPASO (Confederacion Internacional de Criadores de Caballos de Paso), wie es in seinem umfangreichen Regelwerk dargelegt ist. Danach gehören alle Pasopferde einer gemeinsamen Rasse an: „Caballo de Paso“ (Paso-Pferd). Im letzten Abschnitt seiner Zuchtgeschichte (im wesentlichen seit etwa 40er bis 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts) haben sich zunächst lokal in den Ursprungsländern die uns bekannten Schläge (Modalidades – Lokalrassen) herausgeschält: Classic Fino, Trochador, Peruano, etc., die sich nun auch europaweit tummeln. Dieses Konzept einer gemeinsamen Rassetypengruppe wird nicht nur durch die gemeinsame Geschichte (z.B. gleicher Ursprung, gleiches bisheriges Zuchtziel, d.h. Arbeitspferd mit bequemer Gangart, Austausch von genetischem Material, etc.) und durch die praktische Züchtererfahrung getragen, sondern auch durch moderne DNA-Fingerprint-Untersuchungen (=genetischer Fingerabdruck) wissenschaftlich gestützt. Die zuständigen Gremien von CONFEPASO haben auch dem anderen Grundprinzip des PV, „Tradition und Zu- 2013 Noticiero 11 kunft“, große Anerkennung gezollt. Sehr froh war man über die Tatsache, dass wir in Deutschland unter Tradition nicht das Nachbeten vorgestriger Weisheiten, nicht Import-Folklore mit Poncho, Strohhut oder Zamarros und auch nicht gedankenloses Pferdekarussell um einen Palo verstehen, sondern die züchterische Bearbeitung der alten Pasotugenden Fortaleza und Nobleza. Das Traditionskonzept ist also Pasopferd = Arbeitspferd (Reitpferd), die Zukunft liegt in der genetischen Fixierung der Eigenschaften, die für das Reitpferde-Konzept wesentlich sind. Das ist Zukunftsarbeit mit den Pferden, die uns die Bemühungen früherer Züchtergenerationen beschert haben, eben „Tradition und Zukunft“. In die gleiche Kerbe schlagen auch maßgebliche Pasozüchter in Argentinien, speziell in der traditionellen Pasohochburg SALTA (früher als Altoperu Teil des Vizekönigtums Peru, die sogar in den letzten Jahren ihre Prüfungsordnung umgestaltet haben, damit die alte Pasotugend FORTALEZA, dort Rusticidad genannt, vor lauter Schaubegeisterung hinten runterfällt. Daran hat mich wieder der Bericht von K. Decruppe in der 2/2012 Ausgabe von Pasollano News lebhaft erinnert. Der dort geäußerten Empfehlung, sich mal die kritischen Artikel von C. Lecuona de Prat diesbezüglich zu Gemüte zu führen, kann ich mich nur anschließen, besonders weil sie lebhaft an die in den Jahren 1982 – 1992, dort wie in Peru, geführten heißen Debatten zum Thema gemahnen. Alle Beteiligten sind sich über zuchtideologische Grenzen hinweg einig, dass auf diesem Gebiet Handlungsbedarf besteht. Mit einem reinen Fortschreiten traditioneller, teilweise folkloristisch angehauchter Beurteilungskriterien aus dem Mutterland erweist man dem Paso in Europa einen Bärendienst. In nächster Zukunft sind verantwortungsbewusste Züchter gefragt, die bereit sind, auf dem schmalen Grat zwischen Tradition und Ketzerei zu gehen. Es geht darum, eine der interessantesten Erscheinungen der Pferdewelt zu erhalten, vielleicht zu verbessern und für unsere Bedürfnisse einzurichten. In diesem Zusammenhang finde ich eine Bemerkung von Stefan Baumgartner sehr bedenkenswert. Als einer der Gründerväter der bei uns „neuen“ Bewegung der WORKING EQUITATION wurde er in einem Interview (EQUUS 1/2013) nach seinem Verhältnis zur iberischen Tradition gefragt, die sich doch auch im Dress der Equitationsreiter zeigen sollte. So heißt es im Reglement für die Masterklasse beispielsweise, dass der Englische Sattel zu bevorzugen sei, keine Verzierungen, Sätteln 12 Noticiero 2013 und Zäumungen, die anderen Reitkulturen angehören, erwünscht seien, etc. Warum diese „Deutschtümelei“? fragt G. Waiditschka. Hat nicht die Western-Reiterei so stark an Popularität gewonnen, weil man sich mit dem Mythos „Cowboy“ identifizieren kann? Wäre das nicht auch ein Argument für mehr „Freizügigkeit“ in der Ausrüstung, solange diese einem Land mit traditioneller Arbeitsreitweise entspringt? Die Antwort von Stefan Baumgartner lautete unter anderem: „Von ablehnen kann nicht die Rede sein. Ganz im Gegenteil. Wir haben den anderen Nationen und deren Reitkultur gegenüber den allergrößten Respekt. Deshalb wollen und dürfen wir sie nicht imitieren. Deutschland hat selbst eine großartige Reitkultur – wenn auch betrüblicherweise meist militärischen Ursprungs und nicht von Schöngeistern und höfischen Reitakademien geprägt. Aber das hat nichts mit Deutschtümelei zu tun. Außerdem ist es eine der Grundpräambel der weltweit aktiven Working Equitation, die kulturelle Eigenständigkeit der einzelnen Nationen auch reiterlich zu repräsentieren. Diese Präambel betrifft nicht nur die Ausrüstung von Ross und Reiter, sondern geht so weit, dass auch die teilnehmenden Pferderassen, wenn möglich, die nationale Pferdezucht repräsentieren sollen. Auf internationalen Turnieren ist es beispielsweise nicht gestattet, in einer anderen als der eigenen Nation entsprechenden Kleidung, Zaumzeug usw. teilzunehmen. Genau aus diesem Grund wurde, auf unsere Initiative hin, ein deutscher Offizierszaum reproduziert. Dieser hat sich europaweit als Markenzeichen der Deutschen „Worker“ durchgesetzt. Wäre doch auch komisch, wenn die spanische Mannschaft auf Sätteln aus der Camargue reiten würde, oder? Kostümreiten lehnen wir kategorisch ab.“ Bessere Zucht durch besseren Sport Das Konzept des PV ist denkbar einfach: Bessere Zucht durch besseren Sport. Pasopferde und deren Reiter scheinen von ihrer Grundidee übertriebenen sportlichen Ambitionen zuwider zu laufen. Schließlich kann man keinen Wettkampf im Genießen ausschreiben. Doch bald schon stellte sich heraus, wie effizient dieses Konzept ist. Eine Zucht ohne sportliche Leistungskontrolle beraubt sich selbst ihres besten Selektionskriteriums. So dient der Sport nicht nur dem Zweck einer gehobenen Reitqualität, sondern auch als Mittel zum Zweck ei- 2013 Noticiero 13 ner Zucht mit gesunden, leistungsfähigen und leichtrittigen Pferden. Das „Ja“ zum Sport fällt umso leichter, als in der Sportprüfungsordnung des PV für wirklich jeden Geschmack etwas zu finden ist: Die Zucht benötigt aber auch ausbildungs- und reiterunabhängige Beurteilungskriterien. In der Pasopferde- Materialprüfung wird dem Pferd – analog der FEIF-Prüfung der Isländer – gründlich auf den Zahn gefühlt, und das bis auf zwei Stellen hinter dem Komma. Ergänzend legen Hengste die staatlich vorgeschriebene Leistungsprüfung ab. Auch hier hat der PV einen neuen Akzent gesetzt: Die bisherige Beurteilung nach der Stoppuhr war wenig pasogerecht; eine Ausdauerprüfung mit Bewertung der Töltqualität dokumentiert am ehesten die Leistung, die der Pasoreiter verlangt: endlosen Tölt in seiner besten Form. Erfreulicherweise finden die Zuchtprüfungen zunehmend Anklang auch bei den Stutenbesitzern. In den vergangenen Jahren ist die züchterische Basis durch zahlreiche Importe erfreulich breiter geworden. Mit insgesamt mehr als zwanzig Pasoschlägen in den südamerikanischen Ursprungsländern ist einer züchterischen Rassenvielfalt auch bei uns Tür und Tor geöffnet. Ob es denn wirklich das schlechtere Wegenetz war, das die Pasopferde in Südamerika überleben ließ, sei einmal dahingestellt. Vielleicht verstehen die Südamerikaner nur einfach mehr vom komfortablen Reiten. Die Idee des Naturtölters ist jedenfalls eine große hippologische Herausforderung. Nur: in der Biologie gibt es keinen perfekten Endzustand, sondern bestenfalls einen befriedigenden Status quo. Darum stellen wir erstmal fest bis wir vielleicht irgendwann noch klüger sind und einigen uns auf folgendes Programm: • Reinzucht ist kein Qualitätsmerkmal per se. Solange in den Ursprungsländern die Stutbücher offen sind, müssen wir nicht krampfhaft versuchen, an einem Mythos zu stricken. • Der Leistungs- und Gesundheitsaspekt muss in der Pasopferdezucht vorrangig bleiben. • Ein Zuchtziel darf sich nie auf die Ausprägung eines Extrems, sondern nur auf die Vielzahl guter Eigen schaften definieren. • Die Erhaltung vieler guter Eigenschaften erfordert genausoviel züchterishcen Aufwand wie die Verbesse rung einer Einzeltugend. • Die Selektion muss gegenüber der gezielten Anpaarung 14 Noticiero 2013 wieder einen höheren Stellenwert bekommen. Nicht jede Stute ist zuchttauglich und nicht jeder Hengst muss eingesetzt werden. Somit beinhaltet die Idee dieses Vorhabens zwei Schwerpunkte unseres momentan dringlichen Zuchtauftrages: Wir müssen die orthopädische Situation ernster nehmen als bislang geschehen – auch wenn viele es nicht mehr hören wollen. Der Käufer will gesunde Pferde und keine Entschuldigungen. Ein gutes Pferd hat nicht nur keine Farbe, sondern kann auch gut auf eine Reihe anderer Attribute wie üppige Mähne, geringe Abzeichen oder kleine Ohren verzichten. Die gesamte Exterieurbeurteilung muss ausschließlich unter funktionalen Aspekten erfolgen. Gut ist, was funktioniert und haltbar bleibt. Man muss das Freizeitpferd vom Stigma der Zweitklassigkeit befreien. Der hochspezialisierte Extremsportler ist zwar u. U. als Genreserve geeignet, er darf aber nicht das Zuchtziel der gesamten Population werden. Lebensleistung muss eines der angestrebten Zuchtziele sein. der peruanischen und manche der nordamerikanischen Züchterkollegen zunehmend lauter ins gleiche Horn stoßen. Manche „moderne“ Pasoexemplare scheinen zu zeigen, dass diese Botschaft (siehe auch die Gedanken dazu in „Die gute Botschaft vom neuen Feld“ aus Noticiero 2009 oder „Bessere Zucht für besseren Sport“, Noticiero 2010 bzw. „Fortaleza – Kardinalstugend für Pasopferde“, Noticiero 2011) nicht nur auf taube Ohren stößt. Mithin: Lasst uns die nächsten 20 Jahre im Zeichen der FORTALEZA angehen nachdem die ersten Dekaden der weltweiten Pasozucht den idealen Pisos (i.e. Gangvermögen) und Belleza (Schönheit und Eleganz) gewidmet waren. Wer die Spezialprüfungen der Töltiberer studiert - oder besser noch absolviert – hat, wird ein Estrem bemerken: die Vieseitigkeit. Ein Pferd, das im Distanzritt Härte beweist, in der Gangprüfung Variabilität zeigt und in der Rittigkeit einen guten Eindruck hinterlässt, ist ein Leistungssportler. Diesmal mit der Lizenz zum Züchten. Die sportlichen Qualitäten eines Pferdes erkennt man mit fünf Jahren, die Alltagstauglichkeit mit zehn und die Gesundheit mit zwanzig Jahren. So kann ein Züchter im Laufe seines Lebens für den wichtigsten Bereich der Zucht vielleicht mal gerade drei Generationen überblicken. Wer sich hier verschätzt, fügt der vielleicht interessantesten hippologischen Herausforderung großen Schaden zu: der Zucht des bequemen, ehrlichen und harten Naturtölters. Das bekannte Motto gilt also auch umgekehrt: besseren Sport durch bessere Zucht. So bleibt das Zuchtziel Pasopferd eine Idee mit vielen Facetten: Eigentlich zuviel „Programm“ für die kleine europäische Pasogemeinde, aber im Zuge dieser PORZELLANHOCHZEIT war es angezeigt, auf die Problematik hinzuweisen, zumal auch unsere argentinischen, einige 2013 Noticiero 15 En tiempos pasados – es war einmal Der Werdegang der Pasorassen E in Pferd, genannt ASTURCON oder TIELDON. Es handelte sich um Zelter ältesten Geblütes, in dessen Adern sich das harte Geschlecht der iberischen Nordpferde mit den Heißspornen der Südsteppen inniglich vermischte. ... eine Stute mit Namen IBERICA, die Stammmutter aller erfolgreichen Reitpferde der Alten und Neuen Welt. Ihre Töchter ließen sich mit allerlei Hengsten orientalischen und germanischen Geblütes ein – so entstanden die GENETAS, jene harten und begehrten Streitrosse ... ... ein Pferd namens ANDALUZ, das wegen seiner Schönheit und orientalischen Abstammung von allen bewundert wurde. Christoph Kolumbus nahm diesen edlen Hengst bei seiner zweiten Reise in die Neue Welt mit. Zusammen mit anderen adligen Pferden .... Wie man sieht, besteht an Erklärungen, Theorien und Mythen über die Entstehung der Pasopferde kein Mangel. In jedem Märchen steckt ein bisschen Wahrheit. Welche Gene wann wo wie mitgespielt haben, lässt sich kaum rekonstruieren. Es ist für das Verstehen des Phänomens Pasopferd auch nicht erforderlich. Versuchen wir es mit einer Version, die der Wahrheit vermutlich recht nahe kommt. In Nordwest- und Zentralspanien gab es harte Arbeitspferde vom Cobtyp (Jacas), die aus den sog. Protokaltblütern, also Wald- und Tundrenpferden und Protoorientalen, den Südpferden, hervorgegangen waren. Ihr Erbe ist heute noch in den Pasopferden präsent. In Südamerika wurden sie mit (Vor-)Sorraiapferden gekreuzt, die im Küstengebiet und in den savannenartigen Zuchtregionen bevorzugt wurden. Dass in Südamerika der Tölter als erklärtes Zuchtziel gegolten hat, wird gemeinhin damit erklärt, dass in Europa das bessere Straßennetz und das Kavalleriewesen Trabpferde erforderte, während im unwegsamen (?) 16 Noticiero 2013 Südamerika der Tölter das Fortbewegungsmittel der Wahl war. Aber selbst diese Interpretation ist fragwürdig; sind doch auch in ganz Südamerika nur etwa 1/3 aller Pferde Tölter; hinzu kommen Heerscharen von meist nichttöltenden Eseln und Mulis. In Peru z.B. sind weniger als 1% aller Pferde als Caballo Peruano de Paso registriert; nichtsdestoweniger gilt der Paso Peruano als die nationale Pferderasse. Wie viele Pferde aus Spanien nach Südamerika wirklich gelangt sind, ist nicht mehr nachvollziehbar. Die kreolische Pferdezucht wurde sehr schnell autonom. Schon die Pferde, die Pizarro und Jiminez de Quesada bei ihren Kolonialisierungszügen einsetzten, stammten aus karibischen und zentralamerikanischen Nachzuchten. Es waren je nach Verwendungszweck die leichteren, rittigen Asturcones, Marismenos oder Galicenos oder die kalibrigeren Ibericos und Castellanos. Für die reine Zugarbeit wurden Pferde vom schweren Villano-Typ eingesetzt. Die Indios und Mestizen lernten schnell, aus verwilderten Kolonialpferden ein für ihre Zwecke geeignetes Pferd zu züchten, dessen Nachkomme heute als „Caballo Criollo“ bezeichnet wird (Diese Bezeichnung darf nicht mit der offiziellen Rassebezeichnung „Criollo“ verwechselt werden; einer heutigen offiziellen Zuchtrasse mit definiertem Zuchtziel). Diese Criollopferde hatten sehr viel Gangvermögen und Härte. Aus ihnen entstanden die caballos con paso fino oder die caballos con paso castellano: elegante Naturtölter mit der Genügsamkeit der nordspanischen Bergponies, der Gangvariabilität von Trocha bis Ambladura, die die mittelspanischen Jacas auszeichnet, und der Rittigkeit der südspanischen Reitpferde. Cartujanos, Estremenos und Andaluces wurden zur Verbesserung von Adel, Ausdruck und Präsenz eingesetzt; damit nahmen auch Stockmaß und Masse zu. Die Gangqualität im Sinne des perfekten Naturtölters wurde dadurch allerdings nicht positiv beeinflusst. Paso Peruano, Concurso National, Peru/Lima Die Ursprünge des CABALLO DE PASO sind also vielfältig. Der Begriff „Rasse“ im heutigen tierzüchterischen Sinn ist kaum anwendbar. Was heute als „Reinzucht“ und „Rassetyp“ deklariert wird, entspringt eher gedanklicher Fixierung auf das Objekt der Begierde als tierzüchterischer Präzision. Zu groß wohl was das Exterieur wie auch die Gangveranlagung angeht. Erst seit kurzer Zeit bilden sich die Subtypen (modalidad) in der Form heraus, die wir heute als „rassespezifisch“ oder „rassetypisch“ darstellen. Die Zuchtbücher wurden erst in jüngster Zeit geschlossen (Paso Peruano: 1992, Paso Fino: teilweise noch offen.). Die südamerikanischen Züchter sind mit Sicherheit eher pragmatisch handelnde als bürokratisch verwaltende Menschen. Bei allem Respekt vor biologischem und kulturellem Erbe sollte man diese Tradition der Flexibilität beibehalten. Zurück nach Europa Aus unserem Blickwinkel liest sich die weitere Biographie der Pasopferde folgendermaßen: Die Töltver-anlagung wanderte in die Neue Welt aus, wurde dort erhalten und verfeinert, während sie hierzulande ausstarb. Nun beginnt der Rückimport des vielleicht aufregendsten Phänomens der Tierzucht: der Tölt kehrt zurück. Seit Anfang der 1970er Jahre kamen kleinere Gruppen von Pasopferden entweder direkt aus den Ursprungsländern oder via USA zu uns. Nach einigen organisatorischen Fehl- und Frühstarts – das Pasopferd als Über-Isländer oder für den reiterlichen Ignoranten; folkloreüberladen; Zucht mit kleinster Population – hat sich mittlerweile eine reiterliche und züchterische Szene entwickelt, die weit über den Exotenstatus hinausgeht. Mit etwa 1000 registrierten Pferden liegen die Pasos unter den Gangpferden nach den Isländern an zweiter Stelle. Diese Position wird der Paso behaupten. Seine extreme Typenvielfalt sichert ihm einen breiten Interessentenkreis. Der wetterfeste Wanderreiter findet sich in ihm ebenso wieder wie der Show- und Sportreiter im Bühnenlicht. Der eine findet Gefallen an der traditionellen Einbindung, der nächste an dem genetischen Töltpotential – und alle begeistern sich für den Tölt in einer Qualtiät, die keine andere Pferderasse der Welt für sich in Anspruch nehmen kann. 2013 Noticiero 17 Das interessiert den Aficionado Was Sie schon immer über den Paso Peruano wissen wollten aber Sie wussten nicht, wen Sie fragen sollten Text: Donald Parker West D er Paso Peruano ist das bequemste Pferd der Welt". Diesen Anspruch erhebt auch diese Rasse. Verglichen mit anderen Rassen, ist der Paso Peruano, besonders für Reitanfänger, relativ einfach zu reiten. Das ist ja zunächst ganz positiv! Allerdings hat diese Medaille auch eine Kehrseite! Eben gerade weil diese Pferde so bequem zu sitzen sind und ein sehr ausgeglichenes und freundliches Wesen haben, ziehen sie eine unverhältnismäßig große Anzahl von unerfahrenen und unsportlichen Reitern an. Welchen Einfluss hat dies nun auf die Rasse? Leute, die gerade wissen wo das Futter rein- und der Mist rauskommt, die mit einem Pferd, dessen Gangarten ihnen körperlich etwas mehr reiterliches Können abverlangen würde nicht zurechtkommen, schimpfen sich nach kurzer Beschäftigung mit unserer Rasse bereits „Experten" und/oder „Trainer". Es ist eine Sache über ein Thema viel zu lesen und zu wissen, solange dieses Wissen nur für triviale Konversation während einer Cocktailparty benutzt wird. Aber es steht auf einem gänzlich anderen Blatt, diese theoretischen Kenntnisse in die Praxis umzusetzen und sie anderen praktisch zu vermitteln. Genau das ist nämlich die Crux an der Sache und im Licht der Reitbahn trennt sich sehr schnell die Spreu vom Weizen! Paso Peruano, Concurso National, Peru/Lima 18 Noticiero 2013 Ich bin der „Zeig mir" Typ. Ich lerne am besten von Leuten, die Ihre Theorien auch in die Tat umsetzen. Allerdings gibt es eine ganze Menge, die besser schreiben als reiten! Meiner Meinung nach, können genau die, die am meisten schreiben tatsächlich reiterlich am wenigsten. Dies trifft auch auf die Paso-Szene zu: Die produktivsten und bekanntesten Autoren und Experten auf diesem Gebiet haben die wenigste praktische Erfahrung 2013 Noticiero 19 mit dieser Rasse, falls sie überhaupt jemals ein solches Pferd geritten haben. Ich bin immer wieder erstaunt, dass sonst eigentlich sehr vernünftige Menschen an jedem Wort dieser vermeintlichen Gurus hängen. Ich frage mich, ob sie auch dem Ratschlag eines bankrotten Finanzberaters so blind folgen oder sich auf einen vorbestraften Anwalt verlassen würden? Aber wir wissen alle, dass es in unserer modernen Welt oft wichtiger ist, jemanden zu kennen als etwas zu wissen. Dieses Gesetz gilt auch in der kleinen Welt des Paso Peruano. Nationalität, Politik und Gesellschaft bestimmen, wer wichtig ist und gehört wird - oder wer von den Paso Peruano Päpsten und dem ihnen hörigen Gefolge nicht beachtet, geächtet oder gar verbannt wird. Die heutige Paso Peruano Legende stammt aus der Zeit als die ersten Tiere nach Amerika kamen, und diente dazu den Status und den politischen Einfluss der Paso Peruano Importeure und ihrer peruanischen Freunde zu steigern. Über die Jahre hinweg wurde sie zu einem festen Bestandteil der populären Mythologie dieser Rasse, so dass es jetzt ketzerisch wäre, diese zu hinterfragen oder (noch schlimmer) als falsch zu bezeichnen. Größtenteils wird die „Entstehungsgeschichte" der Rasse und die Unantastbarkeit alles Peruanischen (einschließlich der Menschen) für bare Münze genommen. Wir Amerikaner sind ja so leichtgläubig, besonders wenn etwas einen so romantischen Touch hat. Außerdem möchten wir auch, dass andere an unserer neu gefundenen „Religion" teil haben. Folglich hört man dieselben Predigten immer und immer wieder, wie eine Mantra wird sie von neu gewonnenen Aficionados weitererzählt, gerade so als ob sie das „Wort Gottes" verkünden würden. Jeder von uns hat etwas, das ihm besonders am Herzen liegt. Sie bestimmt auch. Jeder hat auch Hoffnungen und Träume, nicht wahr? Informativ und (hoffentlich) lehrreich für andere, versuche ich hier auf meine Art einige persönliche Dinge ein für allemal ad Acta zu legen. Ich habe meinen Traum begraben, meinen Lebensunterhalt von der Zucht, Aufzucht und dem Training von Paso Peruanos bestreiten zu können und verwende meine Energie und Neugier auf andere Themen. Die eine Tür schließt sich und eine andere geht auf! Ich werde dem Paso Peruano immer sehr zugetan sein und hoffentlich auch Exemplare dieser Rasse besitzen und reiten. Allerdings zeige ich auch offen meinen Frust über 20 Noticiero 2013 die stagnierende Entwicklung der Population, über die schlechte Vermarktung der Rasse und über die Weigerung der Leute amerikanische Trainer zu nutzen oder auch nur anzuerkennen. Meine Paso-Karriere hat meine physischen und finanziellen Ressourcen erschöpft. Die Quintessenz meiner beruflichen Erfahrung mit dieser Rasse: „Ich habe zu lange, zu hart für zu wenig gearbeitet". Jeder neuen Herausforderung begegnete ich mit dem Satz: „Es sind die Steine im Wasser, die dem Fluss seine Melodie geben". Ich kann sehr wohl behaupten, „dass ich den Glauben niemals verloren habe". Ich habe mich meiner Paso-Karriere mit Leib und Seele verschrieben. Es sind die Höhen und Tiefen, die eine gute Ballade ausmachen und ich kannte sie beide! Im großen und ganzen lässt sich meine anhaltende Beziehung zu dieser Rasse mit einem wunderschönem Stück melancholischer, gefühlvoller Andenmusik beschreiben, die harmonisch untermalt wird von dem paca-paca Rhythmus der Hufe. Ich habe hunderte von Paso Peruanos besessen, gezüchtet, betreut und trainiert. Tagein tagaus, Jahr für Jahr, 15 lange Jahre habe ich so viele dieser Pferde getränkt, gestriegelt, verarztet und mich um sie gekümmert, dass ich mich an die genaue Zahl nicht mehr erinnern kann. Ich habe ihre Hufe gepflegt, Ställe und Paddocks gemistet, hunderte von Stuten decken lassen und eine stolze Anzahl Deckhengste betreut ...ein überwältigender Prozess in seiner Einfachheit. Verglichen mit der komplexen Welt unserer modernen menschlichen Beziehungen ist der Umgang mit Pferden wie saubere, frische Luft. Ich war bei der Geburt von Dutzenden von Fohlen dabei - ein Wunder, das nie aufgehört hat mich mit Ehrfurcht zu erfüllen. Mehr als 15 Jahre lang war der Paso Peruano mein Leben. Er war ebenso Beruf wie Berufung. Ich war gleichzeitig Herr und Sklave. Wer nie etwas versucht, kann auch keine Erfahrungen sammeln Das Leben ist ein ewig währender Prozess und kein Endprodukt. Ich weiß heute, dass das wichtigste an einer Reise nicht das Ziel, sondern die Reise selbst ist. Wer nie etwas versucht, kann auch keine Erfahrungen sammeln. Jemand ohne Erfahrung hat auch nicht gelebt. Wer nicht gelebt hat, kann nichts wissen und wer nichts weiß, kann auch kein Wissen vermitteln. lch schreibe nur über Dinge, die ich selbst erfahren habe. Paso Peruano 2013 Noticiero 21 lch hoffe, dass sie aus meinen persönlichen, teilweise auf die harte Tour gemachten Erfahrungen lernen und mein Wissen ihre eigene Entdeckungsreise zum Paso Peruano etwas leichter und einfacher gestaltet. Ich wünsche ihnen auf jeden Fall, dass sie immer ein gutes Pferd auf dem Pfad des Lebens reiten - einen Paso Peruano. Guten Ritt! Von Anfang an war mir klar, dass ich Pasopferde züchten wollte, die „schön anzusehen, komfortabel zu reiten und unkompliziert im Umgang" sein sollten. Sie waren nie ein Spielzeug oder ein Kuscheltier für mich, sondern Lebewesen: Partner in meinen Abenteuern! Ich wollte meine Pferde immer reiten. Zusätzlich zu den bereits oben erwähnten Eigenschaften sollten sie hart sein. Natürlich habe ich mein Zuchtziel nicht immer erreicht, aber manchmal habe ich es sogar übertroffen. Nach 15 Jahren als professioneller Züchter und Trainer behaupte ich jedoch, dass wir unserem ursprünglichen Zuchtziel schon ein ganzes Stuck näher gekommen sind. Eines der am häufigsten miß(brauchten) und am wenigsten verstandenen Wörter, das gerne von vielen Aficionados und Verkäufern verwendet wird, um naive Neulinge zu umgarnen und zu gewinnen ist das Wort „Blutlinie". Ich habe einige der schlechtesten Exemplare dieser Rasse für viel Geld den Besitzer wechseln sehen wegen der „tollen Blutlinie", während wirklich gute und gesunde Tiere nicht beachtet wurden aufgrund ihrer weniger glorreichen oder bekannten Abstammung. Im Gegensatz zu den Ratschlägen und dem Beispiel von vielen modernen Paso Peruano Züchtern habe ich mich weder einer einzigen Blutlinie ganz und gar verschrieben noch habe ich versucht die negativen Eigenschaften eines meiner Pferde durch die Anpaarung mit einem anderen zu korrigieren - nicht wenn dies bedeutet hätte, sich andere noch gravierendere Fehler einzuhandeln! Stattdessen habe ich mich ganz auf meinen Instinkt und meine Erfahrung verlassen. Ich betrachte Pferde immer als Ganzes und kreuze sie mit anderen „ganzen" Pferden, behalte nur die besten und verkaufe den Rest. Durch diese Zuchtpolitik haben wir in West's Paso Peruano Center von Generation zu Generation nur einen bestimmten einheitlichen Pasotyp gezüchtet, was man nur selten in den Herden anderer Züchter sieht. Gutaussehende Eltern haben meistens hübsche Kinder. Was den Rest angeht, na ja manchmal hat man eben Glück! Paso Peruano Hengst FPd Proviciano 22 Noticiero 2013 Eine alte Reiterweisheit besagt: „Man reitet nicht auf dem Kopf". Das traf sicherlich zu als man das Pferd noch als reines Transportmittel nutzte, aber heute verbringen die Leute mehr Zeit mit der Bewunderung und dem Putzen ihrer Pferde als mit dem Reiten, und wer möchte schon ein hässliches Pferd? Ich bevorzuge ein schönes Pferd mit einem feinen Kopf. Diejenigen von uns, die Paso Peruanos mit schönen Köpfen bevorzugen, werden immer bezichtigt, den Paso Peruano zu „arabisieren". Da ist sicher etwas Wahres dran - zumal Araber wirklich oft sehr schöne Köpfe haben. Allerdings können unsere Pferde feine Köpfe haben, ohne gleich wie ein Araber auszusehen. Ich möchte, dass meine Pferde schöne „Paso-Köpfe" haben. Wenn Leute (die keine Ahnung von Pferden haben) behaupten: „Eure Pferde sehen wie Araber aus" meinen sie damit ganz bestimmt nicht, dass unsere Pferde lange, dünne Schwanenhälse mit einem Hechtkopf haben oder flache Kruppen mit hohem Schweifansatz. Nein, sie finden sie ganz einfach edel. lch persönlich hätte auch lieber ein Pferd mit einem hübschen Kopf, wenn ich die Wahl hätte. Sie doch auch? Die Farbe ist eigentlich nebensächlich, solange sie nicht zu viele weiße Abzeichen haben Zusätzlich sollen unsere Pasos einen langen, lockigen Behang haben. Die Farbe ist eigentlich nebensächlich, solange sie nicht zu viele weiße Abzeichen haben. Natürlich möchten wir elegante, wohlgeformte Körper mit ausreichend Gurtentiefe, einen kurzen Rücken, gerade Beine und gesunde Hufe. Wir möchten unsere Pferde ja für eine lange Zeit haben. Egal ob angebunden oder in Bewegung unsere Pasos sollen atemberaubend sein. Außerdem sollen sie auch „bequem zu reiten" sein. Das Wichtigste am Paso sind seine Pisos - sein gleichmäßiger, lateraler 4-Takt-Tölt (die weichste aller Gangarten). Unsere Pferde sollen Pasollano von der perfekten Versammlung bis hin zum schnellen Tempo gehen, ohne den Takt zu verschieben. Die Zucht von Pasopferden, die vom Typ her „vielseitiger" ausgerichtet sind und z.B. einen besseren Trab, Galopp oder Paß zeigen, ist kontra-produktiv und sollte unterlassen werden. Die Einzigartigkeit des Paso Peruano (auch innerhalb der Paso Szene) liegt in seinen genetisch tief verwurzelten Pisos; d.h. die Eigenschaft des Paso Peruano unter dem Sattel 2013 Noticiero 23 natürlichen TöIt zu gehen! Wenn wir diese aufs Spiel setzen, haben wir alles verloren! Abschließend noch einige Bemerkungen zu „unkompliziert im Umgang". Brio ist ein heißdiskutiertes Thema. Er wird oft falsch interpretiert sogar von Paso Aficionados. lch habe ausgewachsene Pasos vor Nervosität zittern sehen, die sich vor Angst in ihre Boxen verkrochen haben, sobald sich ein Fremder. näherte. Ihre stolzen Besitzer nannten dies „Brio"! Sorry - aber das ist kein Brio, sondern Ängstlichkeit. Die wirkliche Bedeutung des Wortes Brio habe ich von einem Hengst namens Granadero gelernt. Er hat seine Leistungsbereitschaft an viele seiner Nachkommen weitervererbt, einige davon reite ich heute noch täglich. Sie sind weder Schoßhündchen noch nervös oder ängstlich. Sie zittern nicht in Gegenwart des Menschen. Sie sind etwas arrogant. Am besten arbeiten sie, wenn man sie respektvoll behandelt. Sie werden niemals herkommen, um getätschelt zu werden, aber sie sind willig, aufmerksam und haben Respekt vor dem Menschen an der Hand wie auch unter dem Sattel. Sie sind mutig, wach und behalten die Nerven auch bei Dingen, die ihnen fremd sind. Sie sind voller Energie und Arbeitseifer, immer bereit ohne jemals schwierig zu sein. Kurz gesagt, sie haben Herz! Für einen richtigen Pferdemenschen sind sie unkompliziert! Aber diejenigen, die glauben sie könnten reiten, wenn sie sich wie ein Sack von einem ruhigen, unterwürfigen und ausgeglichenen Pferd herumtragen lassen - für solche Leute hat diese Art Pferd schon eine ganze Menge Temperament! Allerdings, jemand, der bereits gelernt hat auf einem Pferd im Gleichgewicht zu sitzen, mehr seine Schenkel und sein Gewicht als die Zügel einzusetzen, der wird an der Energie dieser Paso Peruanos seine wahre Freude haben. Das verstehe ich unter „Brio". Der Paso Peruano war nicht das Endprodukt eines ausgeklügelten und wohl durchdachten Langzeitplans Der Paso Peruano ist nicht mehr das starke, zähe Arbeitspferd, das er einmal vor der Landreform war, obwohl dies viele Freunde und Züchter dieser Rasse heftig bestreiten. Der Paso Peruano war nicht das Endprodukt eines ausgeklügelten und wohl durchdachten Langzeitplans. Jahrhundertelang wurden Pferde nach dem Prinzip „Survival of the Fittest" produziert. Die Pferde wurden als Transportmittel und zur Überwachung der Plantagenarbeit eingesetzt, ihre Funktionalität stand an erster SteIle. Um ihre Arbeit verrichten zu können mussten die Tiere hart sein. Die Züchter des modernen Paso Peruano haben diese Härte den bequemen und spektakulären Gängen geopfert. So wichtig diese Eigenschaften auch sein mögen, sie können mangelnde Ausdauer nicht wettmachen. Viele Paso Peruanos haben bereits als Jungpferde Fesselprobleme. Das ist Tatsache! Eine genetische Schwäche, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Man kann sie nur verhindern, indem man die Tiere hart arbeitet und diejenigen, die dem nicht Stand halten aus der Zucht ausschließt. Schließlich gab ich völlig auf. Ich kam zu der logischen Schlussfolgerung, dass der beste Platz für meine peruanische Ausrüstung nicht auf meinem Pferd war, sondern in meinem Wohnzimmer! Zuerst brachte ich meine neuen Sättel zu den Shows mit und zeigte sie dort Interessierten. Allerdings stellte ich mit Erstaunen und zu meiner großen Enttäuschung fest, dass zunächst nur wenig Interesse bestand. Ich war vollkommen unvorbereitet, auf wieviel anfängliche Zurückhaltung, Ablehnung, ja manchmal sogar Feindseligkeit meine Idee stieß das peruanische Outfit zu verbessern. Man hätte glauben können, ich hätte irgendein Heiligtum entweiht! Alteingesessene Vorstellungen, selbst wenn sie negativ sind, sterben nur langsam aus. Aber ganz allmählich passen sich die Leute der Realität an und mit der Zeit siegt die Vernunft dann doch. Hoffentlich! Ich habe mehr Paso Peruanos halfterführig gemacht und geritten als es Sand am Meer gibt - manchmal haben sie auch mich „gezähmt". Jedes Tier hatte seine eigene Persönlichkeit und ich lernte von jedem dieser Pferde. Ich versuchte Geduld zu haben und viel von ihnen zu lernen. Meine Philosophie heißt: „Es ist schwer aus Fehlern zu lernen, die man nie gemacht hat". Ich habe mehr als genug Fehler begangen und habe teilweise eine harte Schule durchlaufen, aber ich kenne auch das Gefühl tiefer Zufriedenheit, die man in zahllosen Stunden mit diesen wunderbaren Pferden erhält. Anfangs habe ich nur Peruanische Ausrüstung verwendet. Allerdings fand ich sehr schnell heraus, dass die Sättel meinen Pferden überhaupt nicht passten. Die steilen, geraden Sattelbäume hatten nur wenig Kontakt mit dem Pferderücken und waren somit unbequem für die Pferde. Ich war viel zu weit weg vom Pferd, um im Gleichgewicht sitzen oder Hilfen geben zu können. Die Carona, die Lederdecke zwischen Pad und Sattel, rutschte unter dem Sattel nach vorn, sobald ich bergauf ritt. Die Holzbügel und Retrancas (lange Lederriemen zu beiden Seiten der Guarnición) verhakten sich im Gestrüpp. Diese Dinge waren nicht nur lästig, sondern auch gefährlich. Stieg ich bei heftigem Wind vom Pferd, flog die Pellerona davon, erschreckte das Pferd und mein Ritt endete in einem Mini-Rodeo! Nirgends konnte ich Satteltaschen oder ein Vorderzeug befestigen. Die Schnallen und Riemen gingen häufig kaputt, meistens in den unpassendsten Augenblicken. Das Kopfzeug war steif und genauso umständlich in der Handhabung wie teuer in der Anschaffung. Sobald das Leder weicher wurde, riss es auch schon. Man konnte es nicht reparieren. Einige Teile, wie die Tapa ojos oder die Befestigung am Reithalfter sowie das Bosal und die Führleine konnte ich überhaupt nicht gebrauchen. Sehr bald ging ich dazu über mein peruanisches Outfit zu „verschandeln“, indem ich andere Schnallen, Reithalfter, Führstrick, Steigbügel, Kopfzeug, Bosal, Nasenriemen etc. verwendete und so meine ursprüngliche Absicht „peruanisch" zu reiten in den Wind schrieb. Paso Peruano, Concurso National, Peru/Lima 24 Noticiero 2013 2013 Noticiero 25 Roll-Kur von Heinz Meier Die Überzäumung des Pferdes. Zwecke und Auswirkungen. Geschichte und aktuelle Diskussion. I n der Zeitschrift Equus Arabian (05.2012) wird das Buch unter anderem von Ludwig Massmann wie folgt besprochen: Es ist ein monumentales Werk von 609 Seiten, das Heinz Meyer hier vorlegt. Der Autor ist viele Jahre mit diversen Artikeln vor allem in der Zeitschrift „Reiterrevue“ in Erscheinung getreten. Schon von März 1980 bis März 1983 veröffentlichte er dort eine Serie von Ausbildungsartikeln, die dann 1988 in Buchform unter dem Titel „Reiten und Ausbilden“ im Olms-Verlag erschienen. Seit 1992 befassen sich seine Veröffentlichungen mit dem Thema der Überzäumung in tiefer Einstellung, die im Jargon genau so gerne wie unpräzise mit dem Begriff „Rollkur“ bezeichnet wird. Meyer setzt sich im Kern mit der Behauptung auseinander, die Rollkur sei eine neue, auf heutige Erkenntnisse vor allem auch der Tiermedizin basierende Methode, die eine Verbesserung der Gymnastizierung des Pferdes erlaube. Dies bedeutet, dass zum einen das Überzäumen des Pferdes keine neue Methode darstelle, zum anderen, dass sie dem Pferde nütze und nicht schade und somit der konventionellen Reitlehre überlegen sei. 26 Noticiero 2013 Anschließend untersucht der Autor selektiv verschiedene Reit- und Ausbildungssysteme von der hethitischen und griechischen Antike bis in unsere Zeit, wobei er sein Augenmerk besonders auf dort empfohlenen Halsund Kopfstellungen richtet. Dabei kommt er zu dem Ergebnis, dass wohl die meisten Autoren früherer Jahrhunderte und Jahrzehnte für eine Beizäumung plädiert, jedoch sich gegen eine markante Überzäumung ausgesprochen hätten. Die begrenzte Beizäumung sei regelmäßig als Basis für den Gehorsam bzw. die Kultivierung des Pferdes verstanden worden. Nach einigen grundsätzlichen Bemerkungen zur Ausbildung stellt er nun die Aussagen von Anwendern und Befürwortern der extremen Überzäumung vor. Dann stellt er veterinärmedizinische Untersuchungen zum Einfluss der Kopf- Hals-Position auf den Bewegungsablauf dar. Aufgrund dieser Schritte kommt er dann zur Synthese, die er mit „die kritische Analyse“ überschreibt. Diene die Rollkur also wirklich, wie von ihren Befürwortern behauptet, der Gymnastizierung, namentlich der Losgelassenheit des Pferdes oder eher lediglich einer vollkommenen Unterwerfung? Aufgrund zahlreicher Studien, wie vor allem die der Universität Zürich aus dem Jahre 2005 lege den Schluss nahe, dass die Rollkur allein den Zweck habe, das Pferd zu unterwerfen. Diese bedingungslose Unterordnung bedeute aber einen Widerspruch zu den „Ethischen Grundsätzen“ der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, die sich die „größtmögliche Harmonie zwischen Pferd und Mensch wünschten“. Demnach dürfe die Überzäumung jedenfalls so lange nicht angewandt werden, bis deren Folgenlosigkeit für das Pferd nachgewiesen sei und nicht solange praktiziert werden, bis zur zweifelsfreien Dokumentation nicht hinnehmbarer physischer und psychischer Belastungen. Auch wenn eine echte Auseinandersetzung mit diesem Buch hier nicht erfolgen kann, erscheint es dem Rezensenten wichtig, dass im vorliegenden Werk aufgezeigt wurde, dass der Turniersport jedenfalls Gefahr laufe, die Basis eines an der Natur des Pferdes orientierten Trainings zu verlieren, wenn nicht schon verloren habe. Das Buch ist sehr lehrreich und lesenswert. Anm.: Siehe auch Noticiero 2009, Seite 27 Kalenderblatt von BANCO DE CREDITO, Lima/Peru 2013 Noticiero 27 RUGENDAS: La Fiesta de San Juan, Amancaes 28 Noticiero 2013 Hinweis: Die Fiesta de San Juan en Amanchaes war vor der Zeit des A.N.C.P.C.P.P. die Zentrale Pferdeshow / Vorläufer des Concurso National für Lima (24. Juni jedes Jahr) 2013 Noticiero 29 In der Artikelserie »Aus Pasourzeiten« lesen Sie heute: Panamá war eine Reise wert – Erste Begegnung mit dem Paso Iberoamerikano Text: K. C. Otte D Paso Iberoamerikano Hengst Centenario II / Costa Rica 30 Noticiero 2013 ie Einladung für CONFEPASO nach Panamá City zu kommen stammte vom Vorstand des Pasozuchtverbands ASOFINO und das erwies sich als Segen für die Pasofinos colombianos in Panamá, denn es war der entscheidene Schritt, der die längst fällige Reunion mit der Schwestervereinigung (warum man sich vor Jahren getrennt hatte, wußte niemand mehr genau zu sagen) ASOPACO zum Abschluß brachte. Das Beispiel, das CONFEPASO durch die Zusammenarbeit so vieler Länder und so unterschiedlicher Vertreter von differenten Pasomodalitäten den Panameños plastisch vor Augen führte, gab doch vielen der Vorstandsmitglieder in beiden Vereinen stark zu denken, deren Mitglieder ja schon vorher durch zahlreiche Doppelmitgliedschaften überdeutlich signalisiert hatten, dass sie eine weitere Trennung für wenig sinnvoll hielten. CONFEPASO als Friedensstifter, auch schön, oder? In wieweit auch die ersten Kontakte zu den offiziellen Vertretern anderer Pasomodalitäten, insbesondere Paso peruano und Paso iberoamericano, letzt- 2013 Noticiero 31 endlich zum gleichen Ergebnis führen werden, bleibt abzuwarten. Die Attraktivität von CONFEPASO wäre für sie natürlich viel größer (sie d. h. Paso iberoamericano und Paso costaricense) wenn es schon ein Reglement für sie gäbe wie bereits für die Peruanos, Finos Colombianos, Trochadores, etc. Aber die Kollegen von CONFEPASO halten nichts von vorauseilendem Gehorsam, sie meinen (zurecht) die Länder (Costa Rica, Argentina, Ecuador, usw.) sollten erst der Organisation beitreten und dann hätten die von ihnen gezüchteten Pasoschläge auch ein Recht, im Internationalen Reglement vertreten zu sein. Schon eher spannend finde ich den Hinweis, den der Vertreter der USA, Dr. Laracuente auch mit zahlreichen wissenschaftlichen Gutachten untermauerte, dass es bisher keinen Beleg dafür gibt, dass eine bestimmte Farbe, bzw. spezielle Abzeichen oder Fleckungen des Pferdefells irgendeine Beziehung zur Reitqualität des betreffenden Pferdes haben. Die entsprechende Diskussion entfachte sich an der unterschiedlichen Wertung die Leute aus Südamerika und solche aus Europa oder Nordamerika den Schecken oder stark gezeichneten Pferden entgegenbringen. Ebenso läßt sich bisher kein wissenschaftlicher Beleg dafür erbringen, dass weiße Hufe schlechter seien als dunkle, denn das ist von Pferd zu Pferd verschieden; es gibt Pasos mit schwarzen Hu- Panamá war nicht unwesentlich an der Entwicklung des moderen Paso colombiano beteiligt fen, deren Hornqualität weniger gut ist als die der weißen Hufe eines anderen Individuum, und umgekehrt. Sinnigerweise hatte kurz zuvor (s. Nuestro Caballo 1/98) die Peruvian Paso Horse Registry of N.A. beschlossen, künftig weiße Abzeichen an PP nicht mehr mit Strafpunkten zu belegen. Man einigte sich schließlich für die Pferde, die auf den CONFEPASO-Meisterschaften auftreten sollen in der Weise, dass jeweils die Klasse, in der sie gezeigt werden maßgeblich für die zugehörigen Schaubedingungen sein soll, d.h. also z.B. dass Pferde aus USA, die in „Performance“ oder „Western Riding“, o. ä. gezeigt werden sollen, auch gescheckt sein dürfen oder große weiße Abzeichen haben können, ohne dass ihnen das von den Richtern als Fehler angekreuzt würde. Bei Tie- ren aus Kolumbien oder Venezuela, die in Trocha- oder Trote-Prüfungen vorgestellt werden greift dagegen das Scheck-Verbot. Das ist für die Zukunft sicher eine etwas unbefriedigende Regelung, hat sich CONFEPASO doch vorgenommen, eine Vereinheitlichung der Regeln und Vorschriften anzustreben und so zumindest eine gewisse Harmonisierung zu erreichen. Mal sehen, was der neue Vorstand da auf den Weg bringt. Wirklich aufschlußreich wurde die Panamá-Reise für mich als Aficionado erst dann, als es ins Landesinnere zu einigen Haziendas ging. Panamá bei uns als Pferdeland weitgehend unbekannt, ist für uns Pasoleute hippologisch eigentlich sehr interessant. Einmal als Wiege der Paso peruanos, stammten doch die Pferde Pizarros und viele der Tiere seiner Nachfolger aus Panamá. Zum anderen war Panamá nicht unwesentlich an der Entwicklung des moderen Paso colombiano beteiligt, denn es war bis 1914 ein Teil der früheren Republik Großkolumbien. Viele der zur Zeit des Vizekönigtums NUEUA GRANADA und der in der früheren Republik Colombia getätigten Pferdeimporte, vor allem solche von Pasos aus Peru und Andalusiern aus Südspanien, kamen über Panamá nach Kolumbien, wo sie ihren wichtigen Beitrag zur Entstehung der heutigen Trochadores bzw. Paso finos dieses Landes leisteten. Etwas merkwürdig und daher auch wiederum bemerkenswert verlief die Pasozucht in Mittelamerika (u.a. Panamá, Honduras und teilweise Costa Rica) in jüngster Zeit. Die angestammte Rasse der Paso criollos bzw. Paso costaricenses wurde von einer zunehmenden Anzahl von Züchtern und Aficionados als zu „degeneriert“ betrachtet: Die Pferde waren den Leuten im Laufe der Zeit einfach zu klein, zu unscheinbar und zu unsicher im Tölt geworden. Je nach Neigung der Hazendados wurden nun Paso peruanos, Paso colombianos, Caballos andaluces oder Lucitanos importiert und entweder in die bestehende Population autochtoner Pasos und Criollos eingekreuzt oder rein weitergezüchtet (z.B. hat Costa Rica neben Spanien eine der besten und größten P.R.E.-Zuchten der Welt). Auf vielen Gestüten hat man sowohl experimentiert als auch schlagrein weitergezüchtet mit dem Ergebnis, dass wir z.B. auf dem Gut „El Rosario“ der Familie Aráuz in Penónome neben den vier ortsüblichen Pasoschlägen (Paso criollo, Paso colombiano, Paso peruano und Paso iberoamericano) auch reinrassige P.R.E, Quarter Horses, Appalousa und Asil Araber vorfanden und auch jede Art von Kreuzung dieser Pferde untereinander. Die Panameños sehen das Paso Iberoamerikano Wallach Nuno 32 Noticiero 2013 2013 Noticiero 33 relativ pragmatisch: Für die Rinderarbeit kreuzen sie Quarter oder Iberer in ihre Landschläge ein; für bequemes Reiten verlassen sie sich auf die Pasopferde und in den Schauen sehen sie am liebsten iberische Pferde mit möglichst so viel Knie- und Hankenaktion, so dass selbst Hackneys blaß vor Neid werden könnten. Um die Sprach- und Rassenverwirrung noch größer zu machen, nennen die Leute ihre Pferde „Criollos finos“ wenn sie guten Tölt zeigen, also viel Peruaner- oder KolombianerBlut führen. Mit „Criollo de Trote“ ist meist die erste Generation aus einer Criollo x Iberer - Kreuzung gemeint. Daher wurde der Caballo / Paso iberoamerico ursprünglich als Arbeitspferd von den iberisch orientierten Traditionalisten in vielen mittelamerikanischen Pferdezuchten geschaffen (der „Yankee“- orientierte, sogenannte moderne Pferdezüchter verwendete dafür Quarter Horses oder „Apaluza“). Auf der Basis der Criollos centoamericanos mit iberischen Hengsten ( Lusitanos / Andalusier) begründet sich heute auch eine mehr oder weniger ausgeprägte Schauszene. Dazu begann man mit verstärkter Knie- und Hankenaktion die spektakulären Gänge der Iberer immer mehr zu fördern und damit die Töltveranlagung wieder zu vernachlässigen. Heute werden überall neben den Ursprungsrassen Paso criollo und P.R.E. auch Caballos iberoamericanos (im Typ eines kolumbianischen Trote/Galope) und Pasos iberoamericanos (im Typ eines aktionsbetonten Trochapferdes) in ganz Mittelamberika gezüchtet. Relativ zahlreich vertreten sind auch Pasos vom Schlag eines Paso argentino, die durch Verwendung von Paso peruano - Hengsten für Paso criollo - Stuten entstehen; eine organisierte Zucht (mit Verband, Stutbuch und Regelwerk) fehlt diesen Pasopferden allerdings noch, während die Paso iberoamericanos genausogut etabliert und amtlich anerkannt durch Asociaciones vertreten sind, wie die Paso Wir heutigen profitieren von der so entstandenen Pasovielfalt peruanos oder die Paso finos colombianos. Über die Paso iberoamericanos wird sicher noch mehr zu sagen sein, da sie eine für Europa sehr reizvolle Pasovariante darstellen. Sicher aber ist, dass sie mit ebenso viel Fug und Recht als eigene Modalität, Subrasse oder „Rasse“ bezeichnet werden können, wie ein Paso argentino, ein Caballo de paso de ecuador oder ein Paso fino colombiano, etc. Vom Standpunkt eines Tierzüchters sind diese allerdings alle keine eigenen Rassen, da sie sich 34 Noticiero 2013 keineswegs „rein“ vererben, denn noch ist die Variation zwischen den Typen nicht größer als innerhalb einer Typpopulation. Die Aufteilung in verschiedenen Rassen folgt als einem idiologischen, teilweise verbandspolitischen Schema, entbehrt aber jeglicher biologischer Grundlage. Man ist leider schnell geneigt, etwas bisher unbekanntes als „schlechter“ abzutun, als das bisher gewohnte. Es lebe die Liebe zur Tradition. Auf der anderen Seite kennt nicht nur die Tierzucht, speziell die Pferdezucht, das Phänomen der „unbekannten Gleichzeitigkeit“, will heißen, an verschiedenen Orten haben Züchter und Reiter unabhängig voneinander gleichzeitig erkannt, dass sie mit ihren bisherigen Möglichkeiten nicht weiterkommen. Man importiert, man experimentiert, man re- Ketzer der Gegenseite) sondern dass die Lateiner sehr pragmatische Leute sind, die hervorragend ihre eigenen Bedürfnisse mit der Realität der Umwelt zu versöhnen wissen, und wenn das einer besonders pfiffig kann, nennen ihn die Peruaner „Criollo“. So kürzlich geschehen in Peru als das so bombastisch wieder Mal geschlossene Stutbuch kurzerhand durch die Schaffung eines Vorbuches wieder geöffnet wurde. Sie sind selbst also weitaus realistischer als sie gläubigen Gringos gerne einreden, und vieles von der Traditionspropaganda ist mehr geschickte Geschäftspolitik als echte Zuchtphilosophie. Man nennt das auch nicht Outcross, Fremdzucht oder Kreuzung, wenn man geeignete Individuen aus der Landeszucht (i.e. Paso criollos) zur Zucht verwendet, sondern Blutauffrischung. Was sie selbst bisher, und alle ihre lateinamerikanischen Kollegen immer schon ge- macht haben, führten die Peruaner also durch die Hintertür eines neuen „Registro Absorbente“ wieder ein: Gott sei Dank. Und was sie in Südamerika „degenerado“ nennen, ist nicht eigentlich degeneriert in unserem Sinne einer Krüppelzucht oder eines Erbschadens, sondern heißt eigentlich „etwas aus der Art geschlagen“, womit bedeutet wird, dass dies liebe Tier wohl nicht mehr ganz den modernen Vorstellungen entspricht, somit geändert, umgezüchtet, veredelt, was sie wollen, werden muss. Wir sollten daher auch unsere hiesige Pasozucht, die großenteils andere Ziele verfolgt, als die in Panamá oder Puerto Rico unter den Werbespruch von Holger Jung belassen: „GUT sein, nicht SCHLECHT machen“ Vieles von der Traditionspropaganda ist mehr geschickte Geschäftspolitik als echte Zuchtphilosophie üssiert. Bei den Pasopferden auch in neuerer Zeit ganz eklatant: Puertoricaner importieren Pasos colombianos und kreieren den neuen „Paso fino de America“; Argentinier, Panameños oder Ecuadorianer verwenden Paso peruano - Hengste und „veredeln“ auf diese Weise ihre von ihnen als schon etwas „degeneriert“ angesehenen Paso criollos oder Kolombianer und Costarikaner kümmern sich vermehrt um die Zucht von iberischen Pferden und testen erfolgreich deren Eignung als Blutauffrischer für ihre Landrassen. Es ist eher unwahrscheinlich, dass einer vom anderen abgeguckt oder kopiert hat, denn vor 50 - 60 Jahren waren multimediale Möglichkeiten gering, Nationalstolz und Züchterdünkel aber wurden groß geschrieben. Alle hatten sie „das beste Pferd der Welt“ und erklärten es gleich großspurig zum „nationalen Kulturgut“. Wir heutigen profitieren von der so entstandenen Pasovielfalt und sollten uns darüber freuen, dass freizügige Verwendung von Pasopferden jedweder Nationalität genauso zur „Pasotradition“ gehört, wie die Selektion auf Brio, Gangvermögen oder Schönheit. Die in Panamá, und ganz Mittelamerika, angetroffene Rassenvielfalt auf der Basis der spanischen Kolonialpferde erinnert uns daran, dass die Pasowelt keineswegs einfach in zwei Lager teilbar ist, hier die Gerechten (d.h. meine „Pasorasse“ - Fino oder Peruaner je nach Glaubensbekenntnis) und dort die Verdammten (die Paso Iberoamerikano Hengst Jupiter | Costa Rica 2013 Noticiero 35 Sport, Spiel, Spannung Die Trailprüfungen werden zwar auf dem Turnierplatz durchgeführt, zählen aber sinngemäß zu den Geländeprüfungen, weil hier in konzentrierter Form und abgestuften Schwierigkeitsgraden (T 1 – T 4) das verlangt wird, was das Pferd im Gelände an Nervenstärke und Ausbildung benötigt. Die Versatility beinhaltet neben Trailelementen auch Komponenten der Gangprüfungen und der Dressur, so dass man sie als kleine Vielseitigkeitsprüfung einstufen darf. A Die großen Vielseitigkeitsprüfungen (Prueba de trabajo = Arbeitsprüfung) sind die Königsdisziplin des Reitens mit Pasopferden. Nach einem ausgewachsenen Streckenritt über 25, 35 oder 45 km müssen die Probanden ihre Gangqualitäten in einer Gangprüfung unter Beweis stellen; ihr gutes Benehmen wird im Trail überprüft und Pferd und Reiter müssen sich auch mit den Grundlagen des Dressurreitens auskennen. Die Pruebas sind die vielseitigste, interessanteste und sympathischste Herausforderung an Pferd und Reiter. ls der Pasopferde Verband 1993 ins Leben gerufen wurde, hatten alle Initiatoren langjährige einschlägige Erfahrung mit Pasopferden und deren sportlichem Einsatz einzubringen. Der Züchter benötigt ein Instrument zur Kontrolle des Zuchtfortschritts; dazu dienen Leistungswettbewerbe. Wenn aber Sport und Genießen so eng beieinander liegen wie bei den Pasopferden, muss eine Prüfungsordnung sehr gut ausgetüftelt sein. Die Prüfungen müssen rasse- und typgerecht sein; sie müssen bezüglich der Leistungsfähigkeit des Pferdes aussagekräftig sein; das folkloristische Element soll eher klein sein und letztlich: die Prüfungen müssen auch dem Reiter Spaß machen. Platz oder Gelände? Die Palette der Pasopferde ermöglicht sprotliche Betätigung in jedem Sektor: vom Langstreckenritt bis zur artistischen Präsentation im Schauring, von der hochspezialisierten Gangprüfung bis zum Westerntrail. Damit der ewige Streit darüber, ob die zuverlässige Ausdauerleistung oder die athletische Spitzenleistung wichtiger ist, die Gemüter nicht weiter bewegt, wurde in der Prüfungsordnung (SPO) eine Trennung nach Interessen- und Veranlagungsschwerpunkten eingeführt. Im internen Jargon sind dies die Platzprüfungen (Gangprüfungen, Rittigkeitsprüfungen) und die Geländeprüfungen (Streckenritte, Trail, Arbeitsprüfungen). Die Gangprüfungen bilden das Kernstück der SPO. Sie finden auf der Ovalbahn statt. In der Prüfung G 1 wird der Paso Peruano in seinem Paradegang, dem Pasollano, vorgestellt. Die G 2 verlangt den Pasollano in drei deutlich differenzierten Tempi. Es ist sowohl eine Frage der Veranlagung des Pferdes wie seines Ausbildungsstandes, welche der beiden Pasollano-Prüfungen in Frage kommt. Die rassetypischen Prüfungen für Paso Finos sind die Pleasureprüfung G 4, die Performanceprüfung G 5 und die Classic Fino-Prüfung G 6. Auch hier ist die Veranlagung des Pferdes entscheidend. Wo das Pleasure-Pferd zuverlässig und eher gelassen seine Aufgaben erfüllt, sprüht das Performance-Pferd vor Arbeitseifer. Auch hier werden deutliche Tempounterschiede (Paso Corto = versammelter Tölt; Paso Largo = Arbeitstempo Tölt) erwartet. Der Classic Fino hat demgegenüber kaum Ambitionen, von der Stelle zu kommen: Tölt in höchster Versammlung mit minimalem Raumgewinn – für den Reiter ein Genuss, vergleichbar mit Piaffe und Passage. Bei Pasoturnieren werden teilweise auch Jungpferdeund Zuchtprüfungen ausgeschrieben. Die Halfterprü- fungen der Jungpferde haben teils den Charakter einer Nachzuchtschau, teils sollen sie die sinnvolle Beschäftigung mit Jungpferden zur Vorbereitung auf ihre spätere Karriere dokumentieren. Die Sportprüfungsordnung – für jeden etwas Alle sportlichen Erfolge werden dokumentiert und am Jahresende zur High Point-Liste zusammengefasst. Die Wertung erfolgt getrennt nach Rassen und nach Platzprüfung/Geländeprüfung. Schon jetzt ist das High Point-Register ein aussagekräftiges Dokument der kontinuierlichen Turnierarbeit; sein Wert wird mit jedem Jahrgang größer. Die populärste aller Prüfungen allerdings ist und bleibt ein fröhlich-feuchter Geschicklichkeitstest, bei dem Sekt gleich literweise vernichtet wird. Die abendliche Copa de Champan rundet das Pasoturnier ab. Da Sekt mit Sport wenig und mit Zucht fast nichts zu tun hat, wurden Prüfungen dieser Art aus der eigentliche SPO herausgenommen. Für das südländische Ambiente des Pasoturniers sind sie nichtsdestoweniger unentbehrlich. Für die nichttöltenden Fino-Varianten (Trochador = Trabtölter; Troton Galopero = Trab ohne Schwebephase) gibtes ebenso eigene Gangprüfungen wie für die Paso Partbreds. Besondere Highlights der Turniere sind immer wieder die rasseübergreifenden Gangprüfungen. Bei Naturtölter- und Dreigangprüfung vergleichen die Aficionados gerne „ihre“ Rasse mit der Konkurrenz. Bisherige Bilanz: das bessere Pferd gewinnt. Die Rittigkeitsprüfungen E, A und L sind in Aufbau und Anforderungen an die vergleichbaren Prüfungen der europäischen Dressurreiterei angelehnt. Auch wenn sie bislang kein Publikumsmagnet sind, zeigen sie doch, dass man auch als Dressurreiter mit dem Paso eine befriedigende sportliche Betätigung findet. Kaja Stührenberg mit Paso Iberoamerikano Nuno 36 Noticiero 2013 2013 Noticiero 37 dabei, dass für in Deutschland geborene Pferde ausländische „Papiere“ wertlos sind, da sie laut FN-Beschluss von den hiesigen Zuchtverbänden nicht anerkannt werden sollten. Die Zuchtbescheinigung muss also EG-weit von der für den Geburtsort des Fohlens zuständigen Züchtervereinigung (i.e. Zuchtverband) ausgestellt sein, um Gültigkeit zu haben. Auch stellt der Equidenpass als solcher weder eine Eigentumsurkunde noch eine Zuchtbescheinigung dar sondern dient ausschließlich veterinär-polizeilichen Zwecken. Pasopferde Hengstliste Vorbemerkungen von: Dr. Kai. C. Otte 6. Vor allem möchten wir alle Hengsthalter, die ihren Hengst in dieser Liste nicht wiederfinden, nochmals auffordern, sich umgehend mit uns in Verbindung zu setzen, damit sie in einer Neuauflage der Hengstliste berücksichtigt werden können. Die Einteilung der Hengste entsprechend ihrer Pasorasse (Modalidad nach Confepaso) entspricht der ZVO-FN von 2006. Demnach werden bei den der FN angeschlossenen Züchtervereinigungen vier verschiedene Zuchtbücher für Pasopferde geführt: CP; PF; PI; und PP. Aegidienberger Hengst Somero Besitzerin: Marie Wendel www.berghof-rod.de 1. Es sind nur die Hengste angegeben, deren Besitzer der Redaktion bekannt sind. Auf Antrag können auch andere aufgeführt werden. Das gilt auch für Partbred o. a. Hengste die für Pasostuten offiziell zugelassen sind. Die Eintragung in diese Liste ist nicht an eine Mitgliedschaft beim PV gebunden und für den Hengstbesitzer kostenlos. 2. Die Redaktion ist nicht für die Vollständigkeit der Liste verantwortlich; schon bei früheren Veröffentlichungen der Hengstliste wurden die Hengsthalter um ergänzende/korrigierende Angaben gebeten. Das gilt sinngemäß auch für die Anschriften der Hengsthalter, die den Züchterverzeichnissen von PV, PFAE, PPE, PCI oder IGV zu entnehmen sind. 3. Die Aufnahme in die Liste bedeutet in keinem Fall eine Bewertung des Hengstes, daher sind auch weder bei K = Körung noch bei LP = Leistungsprüfung die erzielten Notenergebnisse vermerkt. Wo keine Jahreszahl angegeben ist, sind die entsprechenden Daten noch nicht bekannt bzw. die Prüfungen wurden noch nicht abgelegt. Hengste die nach dem Erscheinungsdatum der Liste gekört wurden, erscheinen normalerweise in 38 Noticiero 2013 der nächsten Ausgabe. Wenn es dringlicher ist, der wendet sich an den PV. 4. Es ist Sache des Stutenbesitzers, sich nähere Infor- mationen über die Hengste einzuholen, bzw. liegt es in der Hand der Hengstbesitzer, die Stutenhalter durch aussagefähige Anzeigen besser zu unterrichten. Gewisse Anhaltspunkte zur Einschätzung eines Hengstes liefert auch die entsprechende Materialprüfung (PV bzw. IGV) oder eine Auflistung in den jeweiligen Top Ten / High Point Listen. 5. Dieses Hengstverzeichnis ist somit nur als Orientierungshilfe für Stutenbesitzer gedacht, kann aber detaillierte Auskünfte durch den Hengsthalter nicht ersetzen. Fragen Sie besonders nach speziellen Voraussetzungen, die Ihre Stute zu erfüllen hat und erkundigen Sie sich ausdrücklich danach, ob der von Ihnen ausgesuchte Hengst ordnungsgemäß Körung und Leistungsprüfung absolviert hat und ob er von einer anerkannten Züchtervereinigung betreut wird, damit ihr Fohlen seine amtliche Zuchtbescheinigung bekommt (wie Abstammungsnachweis; nicht nur Geburtsbescheinigung, die übrigens die mehrfache Gebühr kostet). Beachten Sie 7. Die Abkürzung für Farbe und Abzeichen im vorlie- genden Verzeichnis sind E. Meyer: „Farbe und Abzeichen bei Pferden“ (1981) entnommen. Bei der Angabe von Suffixen/Präfixen haben wir uns an den üblichen Modus angelehnt. Leider wird das nicht konsequent angewandt, so dass immer wieder Verwechslungen vorkommen. Bitte melden Sie auch Ihr eigenes Züchterzeichen bei den Registerstellen der Zuchtverbände bzw. Pasovereine an. Aus datentechnischen Gründen werden alle Züchterkürzel dem Pferdenamen nachgestellt, anders also als in den Ursprungsländern oder in den USA üblich. Offiziell anerkannt sind nur die Suffixe bzw. Präfixe die über die FN (beim Zuchtverband einreichen) der International Registry gemeldet oder im FN Register verzeichnet wurden. Pferdenamen mit offiziellem Kürzel gelten lebenslang, d.h. müssen auch nach eventueller Namensänderung in Klammern stets mit angegeben werden. 8. Bekanntlich braucht man zum Züchten Hengst und Stute. Bedenken Sie bitte bei einer geplanten Erstbedeckung Ihrer Jungstute, dass in der freien Wildbahn nur 1% der zweijährigen und erst 35 - 40% der dreijährigen Nachwuchsstuten zur Fortpflanzung kommen. Es mag zwar aus wirtschaftlichen Gründen interessant sein, zwei- oder dreijährige Stuten zu bedecken, dem natürlichen Verlauf entspricht es nicht. Artgerechte Haltung? Verantwortungsvolle Zucht? 9. Nicht den Erstbesten! Ein trefflicher Aufruf, den man immer wieder in Pferdezeitschriften lesen kann. Pasopferdebesitzer haben die Möglichkeit, die Qualität des von Ihnen vorselektierten Hengstes näher unter die Lupe zu nehmen. Fragen Sie nach absolvierten Material- oder Turnierprüfungen! Fragen Sie sich und den Besitzer warum man diesen oder jenen Hengst nie im Arbeitseinsatz zu sehen bekommt. 10. Vergessen Sie nicht: Um evtl. Fehler Ihrer Stute ausgleichen zu können, darf der Hengst nicht sozusagen den „Gegenfehler aufweisen“ (z.B. ein langer Rücken - sehr kurzer Rücken; zu steile Fessel - horizontale Fessel), sondern er sollte die zu verbessernde Eigenschaft möglichst optimal ausgeprägt haben. Das „Milch-Kaffee-Prinzip“ geht in der Pferdezucht langfristig mit Sicherheit in die Hose. 11. Um der in Punkt 10 gestellten Falle zu entgehen, müssten Sie natürlich schonungslos über Ihre Stute/n Bescheid wissen. Selbstverständlich kennen Sie sie, aber vielleicht ist das Urteil einer Fachkommission trotzdem interessant: Die Pasopferdematerialprüfung ist da ein guter Tipp. Auch 2007 haben Sie mehrmals die Möglichkeit, Ihre Stute/n entsprechend vorzustellen. Sie sollten eine der Gelegenheiten nutzen (siehe Terminkalender der verschiedenen Pasovereine bzw. Zuchtverbände). 12. Der richtige Hengst ist der, der am besten zu Ihrer Stute passt. Das ist sicher trivial, kann aber nicht oft genug betont werden. Denn das „passen“ hat nichts mit der Entfernung zwischen Hengst und Stutenstall zu tun. Und auch nichts mit Mode („der ist doch chic“) oder Seltenheit („den hat noch niemand“). In jedem Fall hat der „richtige Hengst“ zumindest die HLP absolviert und ist in der High-Point-Liste möglichst weit oben zu finden, denn ein Vatertier ohne dokumentierte Leistung sollte in keinem Falle in Erwägung gezogen werden. Es hat immer Gründe, die Züchter bedenklich stimmen müssen, wenn Hengste nicht geritten werden. Allein das Alter ist keine ausreichende Lebensleistung! „Zuchterfolg ist kein Zufall, man muss den Weg dorthin Stufe für Stufe erklimmen“ Kontaktadressen •• www.pasopferde-verband.de •• www.pfae.de •• www.ppe.abit.de •• www.pasoclubinternational.com oder bei den Geschäftsstellen der Pasovereine 2013 Noticiero 39 Paso Peruano - PP Name / Jahrgang Farbe Vater / Mutter Züchter Besitzer K / LP* Mezcal Azul EF 2006 Rappe Biru Azul Magnolia RBV Eggert & Feyerer Eggert & Feyerer K = 2009 LP= Name / Jahrgang Farbe Vater / Mutter Züchter Besitzer K / LP* Moreno MK 2002 Rappe Altivo KCO Melinda HB Gestüt Naafbachtal Voigtländer Ursprung K = 2005 LP= Armatan EA 1990 Braun RyR Galileo MM Maria Almandra E.A. Llona Peru K. Decruppe Nuthe K = 2010 LP= Napoli MLM 2000 Brauner Genoves ERM Riviera MLM M.+L. Mewhinney USA G. Smits Belgien K = 2003 LP= Arriba SMC 2002 Brauner Antar SRV Salida del Sol M Stone Mountain Creek, ( C ) Gest. Riedwiesenhof Reiskirchen K = 2007 LP= Nevado ACR 2004 Fuchs El Pinturas FTB La Chorrillana ACR Peru E. Svoboda Österreich K = 2011 LP= Baccarat CSM 1997 Fuchs Galante Quien Sabe CSM CSM Frankreich A.u.V. Tschümperlin Baar - CH K = LP= Pacifico MK 2008 Brauner Altivo KCO N.N. MK M. Klein Naafbachtal Andrea Ramesch Netphen K = 2011 LP= Bailarin MP 1990 Fuchs Bonni HB Sonata DLG M. Plag Asbach Ariane Glaess Asbach-Ditscheid K = 1993 LP= 1994 Papero MK 2007 Schimmel Altivo KCO Prima Dona RyR Gestüt Naafbachtal M. Klein Naafbachtal K = 2009 LP= Bailarin del Sol CSM 1997 Fuchs Galante Salida del Sol CSM CSM Frankreich R. Keller Rosbach K = 2001 LP= Payaso del Robles 2003 Fuchs Sanson La Fenicia MK I. Hellwig Obererbach I. Hellwig Obererbach K = 2005 LP= Barniz Negro 2006 Rappe Biru Azul Parlatina RBV Peru Ariane Glaess Asbach-Ditscheid K = 2008 LP= Pepino MK 2007 Fuchs Feliciano MK Pimenta MK Gestüt Naafbachtal M. Klein Naafbachtal K = 2009 LP= Bolero CMG 2003 Brauner Armatan EA Diva FTB C. Gritti Italien Boers Belgien K = 2009 LP= Perfecto MK 2002 Brauner Altivo KCO Prima Dona RyR M. Klein Naafbachtal M. Klein Naafbachtal K = 2006 LP= Boquito MK 2006 Brauner Jeque RDLF Berenice MK Gestüt Naafbachtal T. Mundt Kempten K = 2009 LP= Pizarro DS 2006 Brauner Fantoche MP Violeta AG D. Krings Meckenheim D. Krings Meckenheim K = 2008 LP= Brillante CSM 1997 Fuchs Bolero Marquesa CSM CSM Frankreich A.u.V. Tschümperlin Baar - CH K = 2010 LP= Rayo de Obir JJ 2007 Fuchs Nevado ACR Retama E.M. Svoboda Österreich E.M. Svoboda Österreich K = LP= Carpera Guairuri Brauner Manantial RMP N.N. - MOH Peru Felipe Weiss Wihr au Val, F. K = 2010 LP= Rey de Fuego WPR 1990 Brauner El Fuego Remolinita J. Ward Kalifornien Schrader Grethen K = 1995 LP= Diamente PK 2003 Falbe RDS-Domingo Rey Jumera HB Petra Küenzi CH-Wangem S.v. Keitz Gräfenheinrich K = CH 2006 LP= Rodrigo 2009 Fuchs Rey de Fuego Nirvana EML Gisela Bouton München Gisela Bouton München K = 2009 LP= Domingo de Mayo RDS 1991 Fuchs Domingo RDS Cinco de Mayo R. Del Solar Kalifornien A.u.V. Tschümperlin Baar - CH K = 1995 LP= 1997 Romancero HK 1998 Fuchs Rey de Fuego WPR Marequita PT H. Kramer Buxtehude L. Hofmann NL Ruinen K = 2006 LP= Domingo Rey RDS 1992 Brauner Rey de Reyes Lunascia R. Del Solar Kalifornien Voigtländer Erlbach K = 1995 LP= 1997 Sanson 1989 Fuchs Destino Reina Victoria M. Donald USA Mireille van Meer Nienover K = 1996 LP= Duende PT 1999 Palomino Garrido EML Diana DLG Piehler/Thomas Rittmarshausen Piehler/Thomas Rittmarshausen K = 2003 LP= Soberano 1996 Brauner Soberbio MOH Magia Negra J. Schumacher Reken R. Dornig Bottrop K = LP= El Destino PVF 2007 Brauner Don Miguel EAA Tent a Dora PDP U.S.A. M.v. Meer Nienover K = 2011 LP= Soberbio MOH 1989 Schimmel Solterito MOH Soledad d.M. VTS M. u.O. Hein Lima/Peru W.Feldmann Aegidienberg K = 1994 LP= 1994 Emperador GK 1994 Falbe Sokrates ERM Fineza de Ica CWE G. Knörzer GB S. Schrader Grethen K = 2003 LP= Talus RTP 2000 Brauner Soberano CM Ligeia RTP Raintree USA Ellen Korsgaard Horsholm, DK K = 2009 LP= Exposito MK 2008 Brauner Altivo KCO N.N. MK Gestüt Naafbachtal M. Wendel Rott K = 2010 LP= Tornado CMG 2002 Brauner Armatan EA Diva FTB G.M. Gritti Italien W. Campei Meran K = 2006 LP= Expression EML 2000 Fuchs Elegante HB Exquisita DLG E.+M. Lunz Lonnerstadt M. Steiner Dischingen K = 2003 LP= Valentino AG 2003 Brauner Bailarin MP La Vanesa Ariane Glaess Asbach-Ditscheid S. Gaack Mildstedt K = 2006 LP= Faldero HB 1998 Palomino Fantasma Blanco La Vanessa H. Bargholz Hagen D. Zimmermann Burgwalbach K = 2003 LP= 2003 Zingaro GG 2001 Fuchs El Campeador RDS Coralia GG Green Gate Ranch USA N. Mattausch Markt Nordheim K = 2006 LP= Fantoche MP 2000 Brauner Feliciano GK Sonata DLG M. Plag Asbach A. Glaess Asbach K = 2002 LP= Flagrante PT 1996 Brauner Omyx DLG Fresa CC Piehler-Thomas Gleichen Piehler-Thomas Gleichen K = 2000 LP= Flor del Cardon Tupac 1994 Brauner Indio PZ Braceador Electra J. R. Rodo AR A. Ramesch Netphen K = 1999 LP= Futuro FTP 2003 Brauner Oro de Ica HNS Futura OV F. Thorndike Peru M.v. Meer Nienover K = 2011 LP= Gallego MK 2000 Rappe Feliciano GK Galactica RyR Micheline Klein Gestüt Naafbachtal D. V. Bülow Nienburg K = 2003 LP= Name / Jahrgang Farbe Vater / Mutter Züchter Besitzer K / LP* Gallito EMV Brauner Moreno MK Granada Ilona Prößdorf Thüringen K = 2009 LP= Brauner Fuchs Principe AE La Solana Gala R & R R. Risso USA P. Kuenzi Wangen – CH K = 1998 LP= Bonitao de Cad. Lucia v. Kreiswald Töltgut Holländer Galpon R & R 1996 Bonlucio 1997 Dr. K. Gerber Berlin K = 2001 LP= 2012 Brauner Garrido EML 1993 Palomino Trovador JJB KF Genoveva PV E.+ M. Lunz Lonnerstadt M. Boeringer Wagenfeld K = 1997 LP= Bandreao KCO 1998 Bonitao de Cadaval Tulula AAB K. C. Otte Oberadlhof Töltgut A. Jänisch Heitersheim K = 2003 LP=2005 Palomino Mercurio Genoveva PV E.+ M. Lunz Lonnerstadt G. Bouton München K = 1997 LP= Jacero KCO 2003 Schimmel Geronimo EML 1994 Jaranero Hechicera K. C. Otte Oberadlhof D. Friesecke Wildberg, CH K = 2007 LP=2011 Creme Gitano Suave RV Felischa Timbalero USA Gitta Ber K = 2012 LP= Xenio 2003 Brauner Gaseoso SR 2008 He-Xeno Aracatuba R. Schmitt Kreiswald R. Schmitt Kreiswald K = 2006 LP= Gaucho EK 2007 Braun Ellen Korsgaard Horsholm, DK E.K. K = LP= Gitano Suaverv 2003 Falbe Flamenco GK Naranja DLG R. Verch Kleve J. Pernice Eußerthal K = 2006 LP= Graciliano KSS 2004 Palomino Garrido EML Picara KSS K. u. S. Steffens Armsdorf I. Hellwig Obererbach K = 2006 LP= Caballo de Paso - CP Imperioso MvM 1999 Fuchs Sanson Princesa PdT M.v. Meer Mannik R. Sergi Österreich K = 2001 LP= Name / Jahrgang Farbe Vater / Mutter Züchter Besitzer K / LP* Juego GK 1999 Rappe ERM Socrates Anaconda GK G. Knörzer England U. Schmidt Diessen K = 2003 LP= Chango / 1991 Trochador Brauner Calarca La Juliana Kolumbien Thomas Reymann Rancho el Rey K = 1995 LP= 1995 Jupiter IMS 2009 Fuchs Expression EML Faldeno Juliana M. + I. Schneider Dischingen M. + I. Schneider Dischingen K = 2012 LP= Destello de REY / 1998 Trote / Galope Brauner Chango Natalia de Jardines Th. Reymann Kühbach E. Reymann Kühbach K = 2005 LP=2005 Marquez CDB 1987 Fuchs Carisma Canaria C. Duarte B Lima/Peru Fam. Küttner Hof Martinsberg K = 1991 LP= 1991 Fulmine / 2001 Paso Criollo Braunschimmel Armatan EA Rusa Maria C.M. Gritti Italien A. Jänisch Seebruck K = 2007 LP= 2011 Paso Iberoamericano - PI * K = Körung; LP= Leistungsprüfung 40 Noticiero 2013 2013 Noticiero 41 Name / Jahrgang Farbe Vater / Mutter Züchter Besitzer K / LP* Beech Tree Maestro 1994 Brauner El Classico de Plebeyo Beech Tree Sinfonia USA Cl. Greb-Schorta Schocherswil/CH K = 2005 LP= Bochica de Arrebol 1996 Schimmel Arrebol La Estrella Brasilia del Juncal S. Marien Briedeler Heck M. Wendel Berghof K = 2000 LP= Cienfuegos de La Terrazza 1998 Falbe Escandalo Blondy H.P. Guntern Termen H.P. Guntern Termen K = 2002 LP= Cupido del Paso 1989 Rappe Simbolo de Che-Mel Curiosa T. Masud USA A. Segur-Cabanac Österreich K = LP= Dilema del 8 1990 Fuchs Castellano Chunguita Fabio Ochoa Kolumbien Thomas Reymann Rancho el Rey K = 1995 LP= 1995 Dinamo Qc 1997 Grau-Falbe Impecable de Carmen Cordela Carbal Carbal Chiapetta, USA England K = 2000 LP= Don Juan CSR 1990 Falbe Juan Juan Lucera que tal Robin Williams USA Irland K = 1995 LP= 1995 El Aji del Juncal 1995 Falbe Ambar del Ocho Astromelia de Chicamocha A. Mejia USA Claudia Greb Freiensten, CH K = 2000 LP= 2002 Ensueno de Classico 2001 Brauner Profeta de Besilu Classiquita del Rey USA Doris Sperber Sternberghof K = 2005 LP= 2006 Exito del Arabe 1995 Fuchs USA N.N. Wiesentheid K = 2012 LP= Guerrillero 1995 Rappe Danubio Rosella M. Kelly Dom. Republik H.-P. Guntern Schweiz K = 1999 LP= 1999 Halago Sin Par 1985 Pinto Hilachoso Sin Par Dali Sin Par H. Ratlih USA Claudia Greb Freiensten, CH K = 2000 LP= 2000 Helicon del Gavilan 1999 Fuchs Ponderosa Cosmos Dos Fabulosa La Estella Doris Sperber Sternberghof N.N. Niesterberg K = 2003 LP= 2004 Jazmin La Estrella 1993 Falbe Ensueño de Colombia Flint Oak Eclipse Alvaro Iriate USA Chris Dubbert Niederlande K = 1997 LP= Kapoho del Cardo 2006 Schecke Spureco Briboncima USA B. Guckenberger Markt Bibart K = 2012 LP= Kosmos Tres del Gavilan 2002 Rappe Ponderosa Cosmos Dos Amapola Dos Doris Sperber Sternberghof Doris Sperber Sternberghof K = LP= Leneus del Gavilan 2003 Fuchs Negrexco Amapola Dos Doris Sperber Sternberghof Doris Sperber Sternberghof K = 2011 LP= 2011 Merengue 2009 Rappe Arco Iris de Cap. Aphrodisia de Unit. USA Doris Sperger Markt Nordheim K = 2012 LP= - - M. Schneider M. Schneider K = 2007 LP= Negresco 1994 Rappe Nevado La Nancy Ernie Saenz USA Doris Sperber Sternberghof K = 1997 LP= 1999 Pescador del Juncal 1992 Schimmel Petrolero del Juncal La Separada Univ. A. Mejia USA S. Marien Briedeler Heck K = 1997 LP= 1999 Ponderosa Cosmos Dos 1989 Fuchs Cosmos Favorita Marion Kling Kolumbien Kildare Irland K = 1998 LP= 1998 Shadow Dancer Mako 1992 Schimmel Alicante Majestosa Promisa Betty Klein USA M. Wendel Weilrod K = 1995 LP= 1997 Sincope de Veleta 2001 Brauner Sindbad de Sol Reye Dinamica del Paso USA Cl. Greb-Schorta Schocherswil/CH K = 2005 LP= Soberano La Estrella 1990 Schimmel Ensueno de Colombia Hechisera La Estancia Alvaro Iriate USA Sylvia Grossmann Zwerenberg K = 1995 LP= 1995 Springtime Rapido 1989 Fuchs Nevado Colorina de Besilu C.L. Spring USA Petra Fürst München K = 1994 LP= 1994 Mister Tailor Haberkorn 2003 Für Pasostuten gekörte Hengste Name / Jahrgang / Typ Farbe Vater / Mutter Züchter Besitzer K / LP* Calfiao Chingolo 1990 / CR Falbsch. Charque Ballenera Argentinien J. Joest Lobbach K = 1995 LP= 1996 Dorito III 1992 / P.R.E./P.I. Rappe Centenario V Dorita II A. Guiral Barcelona /Sp. H. Kahn Pittenhart K = 2000 LP= 2000 He-Xeno P.S.L. Schimmel Xaquiro Suica Portugal A. Jänisch Seebruck K = 2005 LP= Tape Isidoro 1995 / CR Brauner Santa Cruz Incauso Tape Rubia Uruguay M. Meyer Petersaurach K = 2002 LP=2003 Anmerkung: P.I. = Paso Iberoamericano; CR = Criollo Weitere Hengste für Pasostuten nach der ZBO-FN zugelassenen Rassen: siehe dort HINWEIS: Die oben genannten Hinweise zur Zuchtbuchordnung (ZBO-FN) finden Sie unter „Rassesteckbriefe“. Aktualisierungen bitte unserer Homepage entnehmen. * K = Körung; LP= Leistungsprüfung 42 Noticiero 2013 Paso Fino Hengst: Ponderosa Cosmos | Gestüt: La Panderosa, Bogota / Kolumbien Paso Fino - PF Haben die Pasos ein Problem? Text: K. C. Otte So fragte dereinst (2000) der bekannte Andalusierfreund und Barockreiter E. Eder. Dabei war und ist man in Pasokreisen immer noch der Meinung man hätte das Rad erfunden und könne auch ohne Wasser kochen. Beides ist nur bedingt wahr und ein Blick in den Korral einer anderen alten Kulturrasse zeigt, dort kennt man ähnliche Probleme. So beichtet der renomierte Araberkenner und Züchter H. J. Nagel in seinem oft und kontrovers diskutiertem Buch (Hanan - „Die Geschichte einer arabischen Stute und der Arabischen Pferderasse“ (1998)) über uns irgendwie bekannte Probleme, also haben nicht nur Pasos ein bzw. mehrere Probleme? Aber lesen Sie selbst, zuerst bei Eder und dann bei Nagel. Anschließend „sprechen wir uns wieder.“ E. Eder fragte: „Hat die Pasoszene ein Problem? Eines??“* LEONDE ANGRAND: Un Retorno de la Fiesta de Amancaes 44 Noticiero 2013 Natürlich haben wir alle unsere „Problemchen“. Betrachten wir sie als Herausforderung und schon kehrt sich alles ins Positive. Vor sieben Jahren wurde der Pasopferdeverband gegründet. Warum? Es gab doch schon andere Vereine und alle die sich damals zur Gründungsversammlung trafen waren bereits irgendwo Mitglied. Das mit den Finos alleine hat nie so recht funktioniert, viele der Peruanos wollten ausschliesslich nach einem selbstdefinierten Reinheitsgebot handeln und somit war es an der Zeit für tolerante Freigeister der Vielfalt der Pasopferde eine Chance zu geben. Nicht woher sie kommen, sondern was sie leisten danach wollen wir sie beurteilen! Ein weises Wort. Zu wahr für jene die meinen: Woher sie kommen .... oder, was sie kosten .... Mancher Züchter und Pferdeverkäufer hat eigenste Interessen. Manche sind sogar legitim und leicht verständlich (folge dem Geld und du kommst der Wahrheit am nächsten). Prestige und schnöder Mammon sind wichtig und beides wäre reichlich zu ernten. Über gute Pferdequalität nämlich. Klar, auch wir gewöhnlichen Pferdefreunde sind empfänglich für flotte Werbesprüche und Insider Exklusivitäten. Was uns jedoch am meisten beeindruckt sind schöne, gesunde Pferde und gleichgesinnte Freunde mit denen sich gute Zeiten verbringen lassen (da wo man singt, da lass dich fröhlich nieder). Fröhlich, nicht eigennützig um andere für sich singen zu lassen. Strandet ein Engländer auf einer einsamen Insel, was tut er als erstes? Er baut zwei Clubs. Einen den er besucht, einen zu dem er nicht hingeht. Ende Juni passierte etwas ähnliches. Man versuchte einen Club zu diskriminieren und einen neuen zu gründen. Hat nicht funktioniert das Ganze. Letztendlich hat die Vernunft gesiegt, oder besser gesagt, die Unvernünftigen waren zu gering in der Zahl und zu schwach im Argument. Für Schwarz-Weiß-Maler wird die Welt niemals bunt und vielfältig werden. Eigentlich schade! Und um den Kreis zum Problem, zur Herausforderung zu schließen: Bemüht euch um gesunde Pasopferde (egal wie sie heißen) mit denen wir Freizeitreiter viel Freude haben und wenn ihr besser sein wollt als andere, zeigt es uns, am besten nachhaltig im Sattel. Wenn ihr euch dann auch noch zu uns setzt um fröhlich mit zu singen verdient ihr unsere Aufmerksamkeit und Achtung. Alles andere ergibt sich dann ganz von alleine und das ein oder andere zwischenmenschliche Geplänkel wird wieder den rechten Stellenwert einnehmen. Unwichtig aber unterhaltsam. … la, la vida loca ….Euer Eugen Eder PS: Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Pasos ihren gebührlichen Stellenwert in der europäischen Pferdewelt erst einnehmen können wenn ihre Interessenvertretung koordiniert und einheitlich erfolgt. Nach E. Eder zitieren wir aus dem genannten Buch HANAN etwas ausführlicher einige, wie ich meine, sehr aufschlussreiche Passagen. Denn H. J. Nagel schreibt zur vergleichbaren Problematik in der Araberszene unter anderem: „Die arabische Pferderasse kann auf eine lange und reiche Tradition zurückblicken. Sie ist die einzige Rasse dieser Welt, der eine weit in die Vergangenheit zurückreichende Geschichte zugeschrieben wird, wie etwa einem Land, einer Stadt oder Familie. Da diese Geschichte im Orient, oder wie der Name sagt, in Arabien beginnt, entspricht sie in ihrer Art, wie sie festgehalten und überliefert wurde, vielen anderen historischen Ereignissen dieses Gebiets, an deren grundsätzlichem Wahrheitsgehalt zwar nicht gezweifelt wird, wenn es jedoch um die Festlegung von Einzelheiten geht, die Meinungen darüber oft sehr voneinander abweichen. Mündliche Überlieferung, übersprudelnde Phantasie, verspätete und sich widersprechende Aufzeichnungen und zusätzlich die große Mobilität der dortigen Bevölkerung machen es schwer, den Spreu vom Weizen zu trennen.“ ….. „Das sogenannte Pedigree, die Auflistung der Ahnen, eingebettet in Geschichten, Erzählungen oder kritische Betrachtungen, soweit wie möglich zurückverfolgt, ist das eine, die Beschreibung der heute lebenden Pferde, ihre Fähigkeit und Verwendung das andere. Fraglos ist das Erste zur Schreibtischarbeit geworden. Wenn sie korrekt gemacht ist, kann sie die zuverlässige Basis für das Studium anderer bilden oder findet eine befriedigende Bestätigung in sich selbst. Das zweite, die Darstellung und das tatsächliche Erscheinungsbild des Pferdes, sollte das lebendige Spiegelbild dieser zuverlässigen Feststellung sein. Doch diese Rechnung geht in vielen Fällen nur unzureichend auf, und häufig ist die Diskrepanz enorm. Zum einen will ein als gut erachtetes Pedigree überhaupt nicht zu dem recht unarabisch aussehenden Pferde passen, zum anderen präsentiert sich hier ein Pferd vom Typ und Adel, doch seine Geschichte ist lückenhaft und kurz. Es ist schon Glück, ein gutes arabisches Pferd zu finden, das gleichzeitig in seiner Abstammung durch ein makelloses, allgemein akzeptables und weit in die Geschichte zurückreichendes Pedigree abgesichert ist.“ ….. „Die statische Betrachtung einer Zucht hat heutzutage ausgedient, ist überholt und ein leeres Gerüst längst veralteten Wissens. Die Einführung neuer dynamischer Betrachtungsweisen auf Überlebensprozesse und Formenbildung damals und heute hilft Erklärungslücken zu schließen. Altes und Unbrauchbares abzuwerfen und wegzuräumen, ist eine Notwendigkeit; aktuelles Wissen in die historische und gegenwärtige Bewertung einer 2013 Noticiero 45 großen und berühmten Rasse in ihrer Mannigfaltigkeit einzubringen, eine weitere.“ ….... „Nicht jedes arabische Pferd, das aus dem Orient eingeführt wurde, hat den Test in der neuen Heimat bestanden. Doch allein die Tatsache, ein Orientimport zu sein, gab ihm den Wert eines Exoten. In Wirklichkeit war das Pferd oft nicht mehr als das. Unter den kenntnisreichen Verhältnissen auf Staatsgütern und unter Beachtung strenger Zuchtziele sind solche „Blindgänger“ ausgeschieden und sehr schnell verschwunden. Doch woanders, besonders wenn es sich um geschenkte Pferde handelte, blieben viele in der Zucht und ließen jeglichen realen Wert zur Zuchteignung vermissen. Wozu ein Orientale, wenn er nicht wenigstens in einer Eigenschaft brillierte: Entweder Typ und Adel oder Härte und Leistung. Ein Durchschnittsaraber ohne das eine oder das andere, war selbst im Orient nicht gefragt.“ …... „Bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts ordnete man das arabische Pferd überwiegend nach Regionen. Man sprach, wie schon erwähnt, von Nejd-Arabern, syrischen Arabern, irakischen Arabern usw. Man teilte diese Pferde denjenigen Räumen zu, in denen sie lebten. Nur was die Nejd-Araber betraf, war der Ausdruck Koheilan schon immer gleichbedeutend mit den dort gehaltenen Pferden. Koheilan stand für den Araber, der den südlichen Nomadenstämmen zuzuordnen war. Koheilan bedeutete für den arabischen Sprachraum soviel wie das typische arabische Pferd.“ ….. Paso Peruano, Concurso National, Peru/Lima 46 Noticiero 2013 „Die Stammeszugehörigkeit, so dachte man, war wenigstens ein Anhaltspunkt, wenn auch nur ein schwacher. Namen wie Obeyan, Dahman, Saklawi und Hadban erschienen zunächst in der Umgangssprache unter Fachleuten, später in der Literatur. Schließlich wurden arabische Pferde entsprechend diesen Stammesnamen systematisch aufgelistet und geordnet. Besonders Europäern, also Orientfremden, gefiel dieser ungewohnte exotische Brauch. Bei den Beduinen und in Arabien damals und heute bedeutete ein Name wie Saklawi die Tatsache, dass eine zu diesem Stamm gehörende Stute in ihrer weiblichen Abstammung fest zu diesem Stamm zählte und ihren Fohlen diesen Stammesnamen weitergeben würde. Auf den benutzten Hengst und den Vater dieser Nachkommen nahm man in der Benennung keine Rücksicht. Nur selten ist allerdings ein Hinweis zu finden, dass Stuten mit Hengsten gleichen Stammes gepaart wurden. Das eine – die Stute – diente der Kontinuität, das andere – der Vater – der möglichen Verbes- serung. Auf jeden Fall war diese Methode und der Bezug auf den Mutterstamm ein höchst einfaches und praktisches Mittel, die Vergangenheit und die Gegenwart im Griff zu halten.“ ….. „Wie solche Stämme anfänglich zu ihren Namen kamen, ist unbekannt. Dass der Ursprung der wichtigsten Stämme die fünf Stuten des Propheten – die „Al Khamsa“ mit den jeweiligen Stammesnamen, seien, ist ohne Frage nur eine aus frommem, ehrerbietigem Glauben erdachte Geschichte. Stammesnamen enthalten eine beschreibende Bedeutung, wie Hadban, das Pferd mit der seidenen langen Mähne oder Augenwimpern, Koheilan, das mit der schwarzen Haut, Obeyan, dasjenige, das in der Bewegung den Schweif hoch trägt, Dahman, das mit dem grauen Fell und Muniqi, das mit dem langen Hals und viele andere mehr. Allerdings war, wie gesagt, die Zugehörigkeit eines arabischen Pferdes zu einem bestimmten Stutenstamm nur ein denkbar schwacher Hinweis für spätere züchterische Qualität. Eine Saklawi-Stute, die man in Bahrain erworben hatte oder eine, die in Mosul, im Norden Iraks, zu Hause war oder eine weitere, die man auf dem Pferdebasar in Aleppo fand, hatten mit größter Wahrscheinlichkeit keine Gemeinsamkeiten.“ ….. „Denn unübersehbar war und ist gerade diese einzigartige Art und Weise der Namensgebung: eine SaklawiStute konnte einen Hadban-Hengst zum Vater haben und ein Saklawi-Hengst, seine Mutter war eine Saklawi, einen Koheilan-Vater. Beide, Hengst und Stute, blieben gleichwohl Saklawi und ebenfalls ein Fohlen dieser beiden. Nach Raswan gälte ein solches Fohlen als „Saklawi, rein im Stamme“; jedoch in der Realität sind es nur höchstens 50%, die andere Hälfte fehlt. Für Hengste gibt es nun einmal kein „Register“ in Arabien.“ ….. „So mag sich denn auch mit Recht mancher vernünftige Mensch dazu gedrängt fühlen, Araberenthusiasten zu empfehlen, einfache, normale und natürliche Vorgänge nicht als etwas ganz Besonderes auszusondern und für gewisse Tatbestände über eine angemessene Wortwahl nachzudenken, als zum Beispiel die Begriffe „Reinheit und rein“ immer wieder zu strapazieren und allzu großzügig und täuschend zu verwenden.“ ….. „Pferde im Koheilan-Typ sind tiefer und kräftiger, die im Saklawi-Typ feiner und hochstehender. Pferde zu 60% im Koheilan und 40% im Saklawi-Typ zum Beispiel eine Mischung. Jeder Fachmann weiß ziemlich genau, 2013 Noticiero 47 was hier gemeint ist. Diese qualitativen Standards haben, nicht die geeringste Beziehung zu den Stammesbezeichnugen á la Arabien, unter denen viele Pferde heute in Stutbüchern verzeichnet und die als Nachweis für Stammeszugehörigkeit in den Pedigrees aufgeführt sind. Historisch sind Stammesnamen ein Überbleibsel eines schlichten Brauchtums, Pferde in ihrer Vergangenheit zu verhaften und sie durch weitere Zusätze für Eigentümer und Fremde kenntlich zu machen. Wem es Freude macht, mag gerne seine Stammestafeln mit solchen Namen schmücken. Doch andere und er selber sollten wissen, was er damit tut.“ ….. „Eine Typenordnung jedoch, biologisch begründbar, äußerlich erkennbar oder bewusst entsprechend entwickelt, wie es die arabischen Namen der Stutenstämme vermuten lassen und in die man versucht hat, eine solche Bedeutung „hineinzudichten“, gibt es nicht.“ ….. Das Pedigree ist die Ahnentafel, der Abstammungsnachweis eines Pferdes „Zwei Themen beschäftigen, teils hilfreich, teils belastend, die Zucht arabischer Pferde: Die Wichtigkeit des Pedigrees und das Problem der Reinheit des Blutes respektive der Rasse. Diese beiden Themen stehen in einem engen ursächlichen Zusammenhang. Das Pedigree ist die Ahnentafel, der Abstammungsnachweis eines Pferdes. Jedes Lebewesen, das aus einer väterlichen und mütterlichen Verbindung stammt, hat eine solche Vorgeschichte. Gerade wenn es um arabische Pferde geht, bevorzugen viele einen weit in der Vergangenheit zurückliegenden Anfang. Geschichten dieser Art beginnen im Orient meistens mit viel Farbe und mit Phantasie. Auch die Geschichte des Arabers beginnt früh. Wie viele Versionen es davon auch geben mag, sie alle atmen die gleiche wunderbare Simplizität: Seien die Pferde aus dem Wüstenstaub geboren oder dem Propheten aus der Wildnis zugelaufen und viele mehr. Dahinter steht wahrscheinlich überwiegend die Idee, hier sei etwas besonderes passiert, das diesem Tier eine elitäre Einmaligkeit verliehen und es deshalb über das sonstige Pferdevolk hinaus erhoben habe. Am Anfang einer jeden Zucht oder neuen Rasse steht die Auswahl bestimmter einander ähnlicher Tiere, die zu einer Gruppe oder Herde zusammengefasst und entsprechend gewollten Wunschvorstellungen in einer zunächst von der Natur 48 Noticiero 2013 gesetzten Umwelt vermehrt und auch selektiert wurden. Das gilt bis heute für alle Rassen, auch für das arabische Pferd. Sie sind alle Menschenwerk und biogenetisches Resultat zugleich. Eine große Erstgeburt einer Rasse hat sicherlich nicht stattgefunden.“ ….. „Die Ahnenreihe soll nur „reine Araber“ ausweisen. Keinerlei Anteile fremder Rassen sind erlaubt. Diese Bedingung scheint zwar schwer erfüllbar, früher besonders in Anbetracht des Schreibens und Lesens unkundiger nomadisch strukturierter Gesellschaften und späterhin aufgrund mangelhafter und unvollständiger Aufzeichnungen außerhalb Arabiens. Wer täuschen wollte, hatte dazu reichlich freien Raum. Absichtlich geschickter Betrug fiel sicherlich nicht auf und wenn sich dadurch Vorteile einholen ließen und das Gewissen weit genug war, wird er geschehen sein.“ ….. „Ist es nicht das Pferd als Kreatur und die Qualität seiner Nachkommen, die hier helfen könnten, die Zweifel des Anfangs zumindest auf ein akzeptables Maß zurückzuführen? Das erscheint solider und natürlicher, als das Ausweichen auf Vertrauen und die unterstellte Redlichkeit jener Menschen, die nur eine einzige flüchtige Begegnung zu einem einmaligen Geschäftspartner gemacht hat. Keine Züchtergruppe, nicht die Anhänger des „Blue Catalogues“ in den USA und die „Asilen“ in aller Welt, können für sich die unbedingte Sicheheit des Ursprungs in Anspruch nehmen.“ ….. „Es gibt nun einmal kein einziges arabisches Pferd, das historisch nachweisbar aus einer Reinzucht stammt. So mag die eine Meinung lauten, denn Reinzucht in Arabien gab es nicht. Es mangelte an einer züchterischen Definition, die diesen Tatbestand abdeckt respektive einem glaubhaften, sicheren historischen Nachweises. Reinzucht verlangt einen bestimmten Grad an Homogenität. Nirgendwo ist er gegeben. Dieser wichtige Tatbestand, der den Begriff „Reinzucht“ rechtfertigt, ist einfach nicht erfüllt.“ ….. „Pferde kamen aus diesem arabischen Großraum in der Zeit von 1800 – ca. 1950 in die Zuchten der Welt. Sie kamen aus den südlichen Regionen um Riad im heutigen Saudi-Arabien, bis weithin aus dem Norden, aus dem Gebiet um Mosul, an der kurdischen Grenze. Alle mit dem Attribut:“ Das sind die reinen Originale“. Handel war das Metier, in dem der Orientale von alters her am besten brillierte. Es wäre naiv anzunehmen, dass die Pferdehändler von damals übersehen hätten, wel- ches die Wünsche ihrer Kundschaft waren. Sie waren erfahren und wussten sicherlich sehr bald, auf welchen Pferdetyp die Käufer setzten. Die verkauften Pferde verschwanden, störten und zerstörten nichts. Wozu da Vorsicht und die Chance ausschlagen, die sich ihnen bot? Im Gegenteil, alles wurde versucht, die geforderte Leistung zu erbringen, auch in Wort und Schrift. So hielten denn die Beduinen Kontakt zu Händlern, die des Lesens und des Schreibens kundig waren, um die Wünsche der fremden Käufer so gut wie möglich zu erfüllen. Der Ankaufsakt verlief doch sicherlich in der Form, dass der Fremde wählte, was ihm gefiel und was ihm von zu Hause aufgetragen war. Es entsprach seiner Vorstellung, seinem Zweck. Wenn er es dann auch bekommen konnte und es verkäuflich war, waren die Papiere schließlich nur das Ende des Geschäftes. Sie beschrieben die Quelle und im Prinzip war das genug.“ ….. „Gutgläubige und dem Orient Wohlgesonnene geben sich erdenkliche Mühe, den sogenannten Reinheitsgedanken in der Araberzucht, insbesondere bei einigen besonders ausgewählten Pferden, als etwas Exklusives wach zu halten und zu begründen. Die einen glauben, dass der Anfang ohne Makel war, sie vertrauen dem geschriebenen Wort, den Schwüren der damaligen Scheichs und den Zusicherungen der Händler. Sie vergessen, dass die Abgeschlossenheit nach außen eine der wichtigsten Wesenszüge arabischer Sozialordnung ist. Diese Tatsache zu unterschätzen, kann nur als schwerer Fehler oder unverzeihliche Unkenntnis gewertet werden. Die anderen, die etwas Vorsichtigeren und Skeptischen, bemühen genetisches Wissen. Nach solcher Formel wird das „fremde Blut“, wenn es denn doch vorhanden war, im Laufe der Zeit verdrängt und nach den berühmten 13 Generationen ist ein Reinheitsgrad von 99,9% erreicht, der Rest bleibt schließlich ohne Einfluss. Das erste, die Gutgläubigkeit, bleibt Glaubenssache, das zweite, die Mathematik, ist höchstwahrscheinlich falsch. Für eine Zucht mit derartig wenigen Einzelindividuen trifft dieser Denkansatz nicht zu, sondern nur auf den Durchschnitt einer sehr viel größeren Population, wenn sie denn bewusst in eine solche Richtung gezüchtet wird.“ ….. „Wie man es auch dreht und wendet, weder sachlich noch historisch ist die Theorie des reinen Blutes begründbar, noch haltbar. Sie ist der falsche Ansatz und wird auch dann nicht realistischer, wenn man sie noch so eifrig und fanatisch propagiert. Je schneller und tiefer sie begraben, um so weiter und freier wird der Raum für aktuelle Sachlichkeit.“ ….. „Sachliche Begriffe, die für jedermann verständlich und erkennbar sind, sind das eine, die Feststellung historischer Tatsachen in einer Form, wie es sich für ein solches lebendes, naturwissenschaftliches Thema geziemt, ist das andere, das dieser Problematik guttun würde. Dafür gibt es genügende gedankliche und sachlich-attraktive Ansätze: Die ursprünglichen arabischen Pferde, mit rassetypischen Merkmalen ausgestattet, entstammen mit größter Wahrscheinlichkeit relativ fest abgeschlossenen Zuchtbeständen. In einer solchen Abgeschlossenheit konnten sich rassetypische Merkmale entwickeln, wurden erhalten und genetisch gefestigt. Umwelteinflüsse und menschliche Präferenzen haben an dieser Typenund Formenbildung mitgewirkt. Es gibt viele Hinweise aus historischer Sicht, dass es einen kleineren, trockeneren südlichen Typ gegeben hat, den Nejd-Araber, im Gebiet des heutigen Saudi-Arabien und einen größeren, kräftigen, mehr leistungsfähigen nördlichen Araber – in Syrien und Mesopotamien. Der südliche Teil der Rasse war für längere Zeit und relativ sicherer abgeschlossen, er war mehr umweltbezogen. Der nördliche Part dagegen wahrscheinlich weniger geprägt durch alle diese obigen Umstände. Der Austausch von Zuchtmaterial erfolgte deutlich stark von Süd nach Nord, seltener umgekehrt. Ein sehr großer Teil der nördlichen Population Jedes in ein von der WAHO anerkanntes Stutbuch eingetragenes Pferd trägt also den Stempel des „purebred“ wurde durch südliche Einflüsse geprägt und teilweise sind beide identisch. Jedes in ein von der WAHO anerkanntes Stutbuch eingetragenes Pferd trägt also den Stempel des „purebred“. Diese seit 1972 gültige Definition ersetzt alle früheren, die besseren, die unvollständigen oder sogar fälschlichen, die aus historisch unbelegbaren oder sehr persönlich geprägten Anschauungen entstanden sind. Wenn ein Araber die Formen eines typischen Rennpferdes zeigt, bleibt es trotzdem noch ein Vollblutaraber, aber die an „Show Horses“ orientierten Züchter werden ihn nur mit Mühe akzeptieren. Diejenigen, die Leistungsaraber bevorzugen, bringen vielleicht wenig Verständnis für Bemühungen auf, eine klassischhistorische Zuchtrichtung zu verfolgen.“ ….. 2013 Noticiero 49 LEONDE ANGRAND: Un Retorno de la Fiesta de Amancaes Nach diesem Blick über den Zaun in arabische Gefilde, sollte manch ein Aficionado nachdenklich werden und etwas vorsichtiger mit den Begriffen „500jährige Reinzucht“ oder „reinrassig“ umgehen, denn problemlos könnte man in den obigen Zitaten den Araber durch den Paso ersetzen. Abschließend umreißen sicherlich „Zwölf wichtige Argumente für echte Aficionados“ von KCO (2003) ganz treffend den Bezug zu den Pasos und ihren diesbezüglichen „Problemen“, die wir haben: » Weil wir nicht wissen wollen, dass in Lateinamerika, der Heimat unserer Pasopferde, alle guten Tölter Caballo con paso fino, kurz Paso Fino oder auch Marchador heißen. » Weil wir für strenge Reinzucht sind, aber vergessen haben, dass z.B. das Paso Fino Horse von Nordamerika aus sechs verschiedenen „Rassen“ erkreuzt wurde und wir auch sonst einiges Prinzipielles aus der Zuchtgeschichte verdrängt haben. » Weil wir den Equino Criollo Colombiano für einen Paso Fino halten und daher die Tiere aus der Kategorie „Trote y Galope“ bei uns ebenfalls als Tölter einstufen, (PFTG), obwohl sie für diese Gangart in ihrer Heimat Kolumbiens disqualifiziert werden. 50 Noticiero 2013 Paso Peruano: LB Ca Pela | Gestüt San Luis, Pueribo / Equador » Weil wir wissen, dass der bessere der Feind des guten Paso ist und diesen Grundsatz sinnigerweise auf Rassetypen statt auf Individuen anwenden. » Weil wir vergessen wollen, dass unsere Rasse hippologisch korrekt, und nach den Kriterien seines Weltverbandes (CONFEPASO), eigentlich Caballo Criollo de Paso heißt, was wörtlich übersetzt „Südamerikanische Tölter iberischer Herkunft“ bedeutet und dies im Englischen dann „Paso Fino Horse“ bzw. in Brasilien „Cavalos Marchadores“ genannt wird. Alle anderen Bezeichnungen beziehen sich auf lokale Rassesubtypen bzw. sogenannte „Schläge“. » Weil wir Toleranz für eine Einbahnstraße halten und daher der Meinung sind, dass alle Pasos zwar gleich, die Paso Finos oder Paso Peruanos aber noch gleicher sind. (Frei nach George Orwell). » Weil uns entfallen ist (oder wir es nie gewusst haben), dass man die natürliche Evolution ebensowenig aufhalten kann, wie die züchterische Weiterentwicklung. Eine Rasse, d.h. Gruppe von Tieren, hier Pasopferden, lässt sich somit nicht statisch erhalten, sondern nur in gewünschten Sinne weiterzüchten, eben als Schaupferd oder Arbeitspferd, ganz wie gewünscht. » Weil man uns schon in frühester Jugend eingebleut hat, dass wenn zwei das Gleiche tun, es noch lange nicht das Gleiche ist: Quod licet Jovi ...... Das heißt, wenn die Paso Fino Horse Association of NA z.B. Hengste der Rass6e „Equino Criollo Colombiano“ einkreuzt, heißt das VEREDELUNG, wenn aber die Asociación Costaricense de Criadores Vatertiere der Rasse „Cavalo Lusitano“ verwendet, heißt das nun BASTARDIERUNG, vulgo mixen. Von der „Mixerei“ an den Grenzen des heutigen Peru (früher zusammen als „Virreinato Peru“) und der Entstehung des Paso Salteño bzw. Caballo Ecuatoriano de Paso ganz zu schweigen. » Weil uns niemand erklärt hat, dass der Gesetzgeber (s. EG-Richtlinie bzw. Tierzuchtgesetz) den Cubano de Paso einem Paso Fino Horse of NA oder den Florida Cracker einem Caballo Peruano de Paso völlig gleichstellt und dass es hier keinerlei Sonderrechte für Erstgekommene gibt. Das gilt natürlich gleichermaßen für alle übrigen mehr als dreißig reinen Pasorassen, oder sind es doch nur zwölf verschieden geographische Schläge einer Rasse? Auch das würde einer Gleichbehandlung natürlich nicht im Wege stehen. Überflüssigerweise haben sie alle auch noch offene Stutbücher: REINZUCHT? » Weil wir immer überlesen, dass echte REINZUCHT, d.h. ohne Fremdgenbeteiligung, nur auf der Basis der Klonierung möglich ist. Die Verteidigung der Reinzucht hat also rein kommerzielle Gründe, da ihre biologische Grundlage noch fehlt. Und wir übersehen weiterhin, dass es weder Haustiere noch Pferderassen ohne Kreuzungen gäbe, weil nur durch Genaustausch Evolution und Domestikation möglich sind. » Weil wir glauben, dass Exklusivität Qualität erset- zen und somit nur der wahre Fino ein guter Paso oder nur der „reine Peruano“ echt sein kann. Es genügt also völlig, die eigenen Ställe „sauber“ zu halten schon darf man dann alle anderen für minderwertig erklären. » Weil wir davon überzeugt sind, dass die richtige Rasse viel wichtiger als das richtige Pferd ist, denn eine feine Rasse kann keine unfeinen Tiere erzeugen. Aber wer will das alles überhaupt wissen und wozu soll das wichtig sein? Es lebe Sankt Fetisch, der Schutzpatron aller Rassegläubigen! Also, haben oder hatten die Pasos ein Problem? „Hoffentlich wird es nicht so schlimm, wie es schon ist.“ Karl Valentin 2013 Noticiero 51 Fohlenjahrgang 2012: Paso Fino Fohlenjahrgang 2012: Paso Peruano Name Geschl. Geb. 2012 Farbe Vater Mutter Züchter Name Geschl. Geb. 2012 Farbe Vater Mutter Züchter Aida del Aliso Stute 23.03 Rappe Mr. Tailor H.v.H. Arrogancia QC Marion Lesswing (D) Primera Belleza Stute 29.04 Braun Tornado CMG Pitufina AG MPA Apiana de Pavoreal Stute 07.06. Braun Hidalgo de Evangeline Danesa Aparta del Gavilan Yvonne Bowen (GB) Negrito Hengst 22.04 Rappe Futuro de Oro FTP Gloria MVM M. van Meer - MvM Aurora de los Lobos Stute 14.04. Braun Ensueno de Classico Sinergia de La Tierra Meike Wolf (D) Nuria Stute 08.05 Braun El Destino PVF Fulgida MDS M. van Meer - MvM Bacano del Reflejo Hengst 08.07. Fuchs El Bacan del Consuelo Evita del Gavilan Katrin Bedacht (D) Naranjo Hengst 22.04 Braun El Destino PVF Felicia MVM M. van Meer - MvM Calena del Retorno Stute 10.04. Braun Mr. Tailor H.v.H. La Cirueta de La Tierra Richard Oré (D) Jaguar Hengst 11.07 Fuchs Expression EML Faldeño Juliana Steiner, J. u. M. Carmelita de la Mariposa Stute 19.06. Braun Enero de la Suiza Fajita del Gavilan Michaela Fraefel-Chialina (CH) Mojito Hengst 18.07 Rappe Moreno MK Esencia RyR IMV Casanova del Emia Hengst 08.06. Falbe Encantador del Emia Tomaria‘s Excelencia Claudia Metting (D) Caballito Garanon Hengst 12.05 Crem. Gaseoso del Fantasma Ferezza de Pasiones MB Cascabel del Retorno Hengst 24.04. Grullo Mr. Tailor H.v.H. Carlota la Perla Richard Oré (D) Quebrada Stute 10.06 Braun Mezcal Azul EF Jocosidad HB EF Chulo de la Mariposa Hengst 18.05. Rappschimmel Sincope de Veleta Bonita de Molino Michaela Fraefel-Chialina (CH) Sophia Stute 16.05 Schimmel Barniz Negro AG Serafina MP MP Dea del Cavador Stute 06.06. Fuchsschecke Kapoho del Cardo Diosa del Rio Christine Griebel (D) Tulio Hengst 02.06 Braun Talus RTP Berenica MK SCL El Soldado de Pavoreal Hengst 14.04. Buckskin Destello IA Isabel del Cielo Yvonne Bowen (GB) Zingara Stute 21.06 Braun Zingaro GG Vainilla DS RO Empezario de los Lobos Hengst 12.04. Fuchsschecke Kapoho del Cardo Esperanza del Emia Meike Wolf (D) Quiron Hengst 14.05 Braun EL Destino PVF Magnolia RBV EF Flicka Vivendo el Sueno Stute 23.05. Dunkelbraun Destello IA Estrella del Gavilan Dr. A. Burnfield & S. Johns (GB) Pinta Stute 08.06 Braun Bailarin MP Pavana AG Ariane Glaess - AG Fortaleza del Retorno Stute 31.03. Fuchs Helicon del Gavilan La Fiera del Aliso Richard Oré (D) Vino Hengst 22.04 Braun Bailarin MP La Vanessa Ariane Glaess - AG Immaculada del Sastre Stute 09.05. Braun Negresco La Paloma del Caron Conni Schneider (D) Leon Hengst 04.01 Crem. Sol de Plata Playa AG CM Impacto Dos del Sastre Hengst 24.04. Rappschimmel Destello IA Angelita de Pavoreal Conni Schneider (D) Olivia Flechaza Stute 14.05 Braun Futuro de Oro FTP Perla Azul RBV M. van Meer - MvM Maestra de la Suiza Stute 09.04. Braun Beech Tree Maestro Talkita del Mistico Swiss Paso Fino Farm (CH) Talisma Flechazo Hengst 10.03 Braun Talus RTP Patricia KSS E.K. Magin de la Suiza Hengst 04.06. Braun Enero de la Suiza Francesca de la Suiza Swiss Paso Fino Farm (CH) Nikita Stute 27.05. Braun Juego GK Bonita SCH U. Schmidt Manifiesto de la Suiza Hengst 04.06. Mausfalbe Enero de la Suiza Capistrana Swiss Paso Fino Farm (CH) GESAMT: 18 PP Fohlen davon 10 Hengste und 8 Stuten Manuelita de Pavoreal Stute 31.05. Fuchs Hidalgo de Evangeline Magnolia de Poker Yvonne Bowen (GB) Manuelito de la Suiza Stute 07.04. Braun Enero de la Suiza Fernanda de la Suiza Swiss Paso Fino Farm (CH) HINWEIS: Weitere PP Fohlen bei PPE (paso-peruano.de) bzw. PF Fohlen bei PFAE (pfae.de) Aktualisierungen bitte unserer Homepage entnehmen. Mariposa de la Suiza Stute 23.06. Braun Enero de la Suiza Finura de la Suiza Swiss Paso Fino Farm (CH) Menina de la Suiza Stute 09.06. Braunschecke Beech Tree Maestro La Mancha de Veleta Swiss Paso Fino Farm (CH) Milagro de la Suiza Hengst 17.06. Fuchsschecke Sincope de Veleta Galaxia de la Suiza Swiss Paso Fino Farm (CH) Mira bién de la Suiza Stute 14.06. Braun Sjincope de Veleta Gimena de la Suiza Swiss Paso Fino Farm (CH) Jerezana del Retorno Stute 10.04. Fuchs Mr. Tailor H.v.H. Julia Real Richard Oré (D) NN Hengst 2012 Braun El Aji del Juncal Paulina de Veleta Swiss Paso Fino Farm (CH) Orquidea de Pavoreal Stute 12.04. Rappe Destello IA Mandolina de Evangeline Yvonne Bowen (GB) Ulyssa del Gavilan Stute 17.06. Falbe Ensueno de Classico Policarpa Salavarieta Doris Sperber (D) Unico del Gavilan Hengst 18.05. Braunschecke Kapoho del Cardo Shaherazade de La Tierra Doris Sperber (D) Universo del Gavilan Hengst 01.07. Braunfalbe Romeo del Cardo Limoges del Cardo Doris Sperber (D) Fohlenjahrgang 2011: Caballo de Paso und Paso Iberoamericano Name Geschl. Geb. 2010 Farbe Vater Mutter Züchter Marima / CP Stute 11.04. Braun Fulmine (CP) Mystica (CP) A. Jänisch Lucero de la Fuente / PI Hengst 01.06. Braun Napoli MLM (PP) Bonita de la Rocca (PI) H.+P. Schöner GESAMT: 31 PF Fohlen davon 14 Hengste und 17 Stuten HINWEIS: Aktualisierungen bitte unserer Homepage entnehmen. Fohlenjahrgang 2010: Caballo de Paso und Paso Iberoamericano Fohlenjahrgang 2012: Caballo de Paso und Paso Iberoamericano Name / Rasse Geschl. Geb. 2010 Farbe Vater Mutter Züchter Name Geschl. Geb. 2012 Farbe Vater Mutter Züchter Capirota MH / CP Stute 02.08 Schecke Nevado ACR Capuchina MH M. Heimler Farume KCO / CP Hengst 08.04. Braun Fulmine (CP) Baraca KCO (CP) KCO & NVG Oberadlhof Cevada NvG / PI Stute 08.06 Schimmel Nevado ACR (PP) Cerinera NvG NvG Osita SCH / CP Stute 09.06. Schecke Kapoho del Cardo (PF) Gina SCH (PP) U. Schmidt, Diessen Corado KCO / PI Hengst 23.05 Schimmel Nevado ACR (PP) Corazon KCO Juan Rudolfo de la Fuente / PI Hengst 24.06. Schimmel Heroi (LUS) Adorada la Roca (PF) H.+P. Schöner Quellberghof N.N. / PI Hengst 06.06. Braun Bandreao KCO (PF) Mariposa Deissner, Berg Braxena MMAH / PI 30.04. Schimmel He-Xeno (LUS) Braveza NVG (PP) M. Heimler Lammerthal Bailador / PI Hengst Schimmel Shadow Dancer (PF) Bonita de la Rocca H.+P. Schöner Stute Anmerkung: CR = Criollo de Paso; PI = Paso Iberoamericano; 52 Noticiero 2013 2013 Noticiero 53 LEONDE ANGRAND: Un Retorno de la Fiesta de Amancaes 54 Noticiero 2013 Hinweis: Die Fiesta de San Juan en Amanchaes war vor der Zeit des A.N.C.P.C.P.P. die Zentrale Pferdeshow / Vorläufer des Concurso National für Lima (24. Juni jedes Jahr) 2013 Noticiero 55 W eimar (GWP/fn-ress). Der GWP-Förderpreis 2012 ist im Rahmen der FNTagungen in Weimar verliehen worden. Die Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd (GWP) hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Forschung um das Pferd zu fördern und den Wissenstransfer von der Wissenschaft in die Praxis zu unterstützen. Geehrt wurden in Weimar die drei besten Dissertationen, Master- und Bachelorarbeiten, wobei die drei Gewinner der verschiedenen Kategorien die Ergebnisse ihrer Arbeiten auch kurz vorstellten. „Wir freuen uns, ein Vermittler zwischen Wissenschaft und Praxis zu sein und ein Mittel dazu ist die Vergabe des Förderpreises“, erklärte der Vorsitzende der GWP, Dr. Hanfried Haring (Warendorf). Der erste Preis für die beste Dissertation, der mit 750,Euro dotiert ist, ging an Kati Schöpke von der Universität Halle-Wittenberg. Thema ihrer Arbeit ist „Entwicklung einer Zuchtwertschätzung für das deutsche Sportpferd“. Auf Platz zwei kam Felix Garlipp von der Universität Göttingen. Er schrieb seine Dissertation zum Thema „Evaluierung verschiedener prozesstechnischer Handlungsoptionen zur Reduktion luftgetragener Partikel beim Einsatz von Einstreumaterialien und der Vorlage von Rau- und Kraftfuttermitteln in der Pferdehaltung“. Geehrt für die drittbeste Dissertation wurde Carina Nadja Krumbiegel, die an der Universität München eine Arbeit aus dem Bereich Fütterung erstellte. Das Thema hieß: „Studie zum Protein- und Aminosäurenbedarf bei Warmblutfohlen“. Die Untersuchungen dafür wurden im Haupt- und Landgestüt Marbach durchgeführt. 56 Noticiero 2013 Für die beste Bachelorarbeit ging der erste Preis an Katrin Sophie Edelmann aus Rostock. Sie machte eine „Feldstudie zum Energiebedarf zur Energieaufnahme von Warmbluthengsten im Jugendtraining“. Dabei arbeitete sie eng mit dem Landgestüt Redefin zusammen. Platz zwei ging an Luisa von Allwörden von der Universität Göttingen. Sie stellte in ihrer Bachelorarbeit die Frage: „Die traditionelle Pferdezucht auf landwirtschaftlichen Familienbetrieben in Niedersachsen – ein Auslaufmodell?“ Der dritte Platz kam aus dem Bereich Fütterung und wurde von Stephanie Witten aus Rostock geschrieben. Das Thema hieß „Untersuchungen zum Aminosäurenmuster in der Proteinfraktion der Milch von Stuten in einer mittleren, späten und sehr späten Laktationsperiode“. Die Preisträger erhielten neben der Ehrung Geld- und Sachpreise. Derby Spezialfutter sowie die R+V Versicherungen unterstützen den GWP – Förderpreis finanziell, die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) und der FNverlag mit Gutscheinen zum Besuch der DKBBundeschampionate und Buchpräsenten für die Preisträger. Anmerkung: Die GWP und die GFP fusionieren zu einem bundesweiten Verein zur Unterstützung der Wissenschaft um das Pferd. Näheres finden sie unter: www.forschung-pferd.de und www.pferd-forschung.de Paso Fino Hengst Amadeus | Gestüt: Criadero Agualinda, Medellin / Kolumbien GWP – Förderpreise 2012 In der zweiten Kategorie der Master- beziehungsweise Diplomarbeiten gewann Aline Gülden. Sie untersuchte in ihrer Arbeit, die sie an der Universität Göttingen schrieb, das Verhalten von Pferden in Gruppenhaltung an Kraftfutterstationen. Dabei ging es um das Fütterungsmanagement und den Einfluss von Austreibhilfen auf das Verhalten der Pferde. Untersucht wurde, warum es an Fütterungsstationen zu lagen Warteund Parkzeiten der Pferde kommt. Platz zwei ging an Lisa Hoppe von der Hochschule Osnabrück. Sie schrieb eine Arbeit zum Thema „Bodenaufbau und Pflege von Longierhallen“. Für den dritten Platz und ihre Masterarbeit zum Thema Reitpferdesättel wurde Jana Göing geehrt. Sie studiert an der Universität Göttingen und ihr Thema lautete „Vergleichende Analyse der Passform von Reitpferdesätteln anhand eines thermographischen und eines konventionellen Verfahrens“. 2013 Noticiero 57 Der American Paso Fino Text: George J. LaHood und Rosalie MacWilliam s wird noch Jahre dauern bis es eine exakte Beschreibung des American Paso Fino geben wird. Man müsste ausgedehnte Reisen nach Mittel- und Südamerika, Europa und Nordafrika unternehmen, um die nötigen Informationen über die Vorfahren dieser Pferde einzuholen und unzählige zukünftige Generationen müssten kritisch beobachtet werden, um die Zukunft dieser Rasse voraussagen zu können. Im Augenblick gibt es nur sehr wenig umfassendes und objektives Material über den Paso Fino in Englisch, das einem in dieser Richtung weiterhelfen könnte. Eine andere Tradition der Pferdezüchter in den lateinamerikanischen Ländern war, dass Männer einen Hengst reiten sollten; dies spielte für die Zucht eine nicht unbedeutende Rolle, da viele weniger gute Hengste, die besser kastriert worden wären, doch noch in der Zucht zum Einsatz kamen. Darüber hinaus wurde jede Stute mit dem derzeit besten Show-Hengst angepaart, ungeachtet der Schwächen und Mängel beider Tiere. Diese Umstände führten zu Nachkommen, die teilweise nicht gerade eine Verbesserung der Zucht darstellten. Allerdings muss man den Züchtern zu Gute halten, dass sich der natürliche Tölt immer mehr herauskristallisierte, da dieses Kriterium das Einzige war, worauf die Züchter immer Wert legten. Die Betonung dieser natürlichen Gangart führte nicht nur zu einigen Merkmalen im Exterieur, sondern auch zu der heutigen Vielfalt an Farben und Paso Pferde Typen. Wir haben versucht die Entwicklung des American Paso Fino in Nordamerika und von seiner ursprünglichen Heimat, Puerto Rico und Kolumbien, Kuba, der Dominikanischen Republik und Peru (die letzten drei Länder hatten allerdings geringeren Einfluss) her aufzuzeigen. Kategorische Aussagen über Reinzucht und genealogische Abstammung sowie eine Bewertung bestimmter Linien wurden absichtlich unterlassen. Unserer Erfahrung nach entspringen die meisten Behauptungen über die herausragenden Qualitäten bestimmter Zuchten einem natürlichen und deshalb verständlichen Nationalstolz und der Liebe zu den heimischen Rassen. Viele Trainingsmethoden ebenso wie die Ausrüstung sind traditionsgeprägt und somit länderspezifisch. Wir möchten die Gemeinsamkeiten aller Paso Fino Typen herausstellen und keinesfalls den Drahtseilakt wagen, den einen über den anderen zu stellen, denn wir sind der Meinung, dass durch eine selektive Zuchtauswahl die besten Eigenschaften aller Paso Fino Typen gemäß amerikanischer Tradition vereint werden können, um den absolut besten Paso Fino hervorzubringen - den American Paso Fino. Momentan ist es sehr verwirrend den Überblick zu behalten bei all den verschiedenen Rasse-Bezeichnungen - Paso Fino, Paso Peruano, Paso Colombiano - und der Vielzahl an spanischen Begriffen für die Tempi und die Variationen des natürlichen Tölts. Wir möchten uns hier auf die beim American Paso Fino erwünschten Gangar- E 58 Die genaue Abstammung der meisten Pferde in vielen lateinamerikanischen Ländern ist nicht nachweisbar. Dadurch, dass man viel mehr Wert auf die Hengste legte, bekam man bei einem Besuch dieser Länder sehr schnell den Eindruck als ob die Fohlen gar keine Mütter hätten. Auf die Frage nach den Eltern eines Pferdes, wurde einem immer mit großem Stolz der Name des Hengstes genannt und alle seine Vorzüge in vielen Einzelheiten beschrieben. Die Frage nach der Stute aber wurde nur mit einem Achselzucken beantwortet. Viele die Stuten trugen gar keine Namen sondern nur eine Nummer. Manchmal jedoch hatte man auch Glück und der Besitzer wusste welcher Hengst der Vater der Stute war. Unserer Meinung nach ist die Stute mindestens genauso wichtig wie der Hengst, wenn nicht sogar wichtiger, um ein qualitativ sehr gutes Fohlen mit natürlichem Tölt zu züchten. Noticiero 2013 2013 Noticiero 59 Die Herauskristallisierung des Paso Pferdes begann in Nordafrika mit den Berbern. Diese wurden dann in Spanien durch den Andalusier verbessert und in die Neue Welt als sog. Spanische Genetten importiert. Diese edle Rasse wird von vielen Autoren in den unterschiedlichsten Ländern (von Irland über Italien bis Kanada und den südwestlichen Staaten der USA) mit großem Respekt erwähnt; momentan wird sie als „ausgestorbene Rasse" bezeichnet. Wir behaupten das Gegenteil - die Spanische Genette existiert noch und ist unter anderem als American Paso Fino bekannt. Paso Fino Hengst | Caracas,Veneuela ten und Tempi beschränken: paso fino, paso corto und paso largo. Außerdem möchten wir den Namen unsere Rasse keinesfalls kompromittieren, denn in allen Herkunftsländern wird der Begriff fino nur für die wirklich besten Tiere verwendet: Das Wort paso dagegen bezeichnet nur die Gangveranlagung, aber sagt nichts über die Qualität aus. Deswegen trägt unser Artikel die Überschrift Der American Paso Fino. Wir möchten damit keine Rasse oder Gegend zurücksetzen, denn der Begriff American bezieht sich nicht nur auf den nördlichen Teil, sondern auf die zwei großen Kontinente der westlichen Hemisphäre. Die eigentliche Herkunft einer Rasse verliert sich oft im Nebel der Zeit und im Schleier der Sagen und Legenden. Wenn man die Wurzeln einer modernen Pferderasse finden will, muss man den gewundenen Pfaden der Vergangenheit in vielen, weit verstreuten Teilen der Erde folgen. In jedem der westlichen Länder, in denen sich der Paso Fino, unter welchem Namen auch immer entwickelte, glaubt man zunächst, dass der Herrgott den Boden berührte und daraus der Paso Fino in seiner ganzen heutigen Herrlichkeit entsprang. Zuerst ist man wirklich versucht dies zu glauben, besonders wenn man 60 Noticiero 2013 aus den USA kommt, wo es, zumindest unserem Wissen nach, keine natürlich töltende Rasse gab. Der Anblick von südamerikanischen Arbeitspferden auf der Straße, die einen so exzellenten TöIt zeigten wie er „eigentlich“ nur von gut trainierten Showpferden erwartet wird, war sehr erstaunlich und beeindruckend. Diese Pferde waren meist unbeschlagen und die Stuten hatten oft ein Fohlen bei Fuß, das ebenso grazil und natürlich töltete. Nach kurzer Zeit siegen Vernunft und Neugier, man beginnt mit der Suche nach dem Ursprung dieser interessanten Pferde. Einheimische schickten einen oft auf die falsche Fährte, wenn man sie nach den Vorfahren ihrer Pferde fragte und behaupteten, dass arabische Pferde die Rasse geprägt hätten. Abgesehen von der Größe und der Eleganz der beiden Rassen, gibt es aber keine Gemeinsamkeiten. Nachforschungen haben ergeben, dass der Araber, der Berber und die Libyschen Rassen gemeinsame Vorfahren hatten. Libysche Rassen und Berberschläge beeinflussten die Spanische Genette, aber nur durch diese gemeinsamen Ur-Vorfahren gibt es eine Verbindung zwischen dem Araber und der Spanischen Genette, somit auch mit dem Paso Fino. Das Stockmaß einiger Paso-Schläge wurde über die Jahrhunderte durch das Leben in den Tropen beeinträchtigt, in denen Parasiten die Stärke und Vitalität aus Mensch und Tier saugen. Unterschiedliche Typen entstanden auch bedingt durch die Anforderungen anderer Kulturen, aber die Rasse an sich blieb bestehen. Die Puerto Ricaner wollten ein schickes Showpferd, die Kolumbianer bevorzugten ein vielseitiges Arbeitspferd und in Peru entstand der Kult um den Termino. Dennoch haben die Zuchtauslese nach bestimmten Merkmalen und die verschiedenen Geschmäcker weder dem Aussehen noch dem Gangvermögen der Spanischen Genette groß etwas anhaben können. Das alte starke Blut überlebte einfach. Vielen Leuten fallen Gemeinsamkeiten zwischen Morgan Horse, Connemara Pony und Paso Fino auf. Dies ist nicht weiter verwunderlich, weil die Geschichte des Morgan Horse spanischen Einfluss zeigt und die Chronik über die Abstammung des Connemara verweist auf die stolze Spanische Genette. Als die Straßen in NeuEngland und Irland besser wurden und trabende Pferde mit hoher Knieaktion in Mode kamen, wurde der gebrochene Paß oder amble, wie er genannt wurde, aus diesen Rassen eliminiert. In Neu-England ging der Tölt verloren, als man Kaltblüter und Englische Vollblüter zu züchten begann; dort wurde der natürliche Tölt durch den unbequemen Trab ersetzt. In Irland kannte man die Spanische Genette unter der Bezeichnung Palfrey, ein seit über tausend Jahren benutztes bequemes Reisepferd für die Reichen im westlichen Europa. 1580 empfahl Blundeville Züchtern von töltenden Pferden, Pferde spanischer Herkunft zu kaufen. Allerdings geschah auch hier dasselbe wie in anderen Ländern, sobald die Straßen besser wurden, war der Bedarf an Pferden für Wagen und Kutschen groß und man begann schwere Kaltblüter mit den leichten Rassen zu kreuzen und der bequeme Tölt verschwand zugunsten des harten Trabs eines Kutschpferdes. Diese bequemen Pferde werden sogar noch früher in der Geschichte erwähnt. Das früheste Zitat über diese Rasse war wohl um 190 AD als der römische Hippologe Ferrentino Varro Pferde mit verwirrenden Gängen sah. Er schrieb: „Alles was ich dazu sagen kann ist, dass sie eine Gangart zwischen Paß und Galopp gehen." Heute würden wir dies als paso largo bezeichnen. Man kann heute noch nachlesen, dass unter den Pferden, die Kolumbus für seine zweite Reise in die Neue Welt kaufte, auch einige sogenannte „Herren-Pferde" waren. So wurden in diesen Tagen die bequemen Spanischen Genetten bezeichnet. Von 1493 bis 1550 wurden unzählige Pferde von Spanien in die Gestüte der Karibik gebracht, um dort die Spanier für ihre Eroberungszüge mit robusten und zuverlässigen Pferden beritten zu machen. In den Jahrhunderten vor der Wiedereinführung des Pferdes in die Länder der westlichen Hemisphäre (die Spezies war dort vor Millionen von Jahren ausgestorben) wurde die Genette oder der Paso von stolzen Adeligen gezüchtet und durch die vorsichtige Anpaarung mit Berbern und Andalusiern veredelt. Da der Tölt diesen Züchtern immer noch wichtig war, wurde er eher verstärkt und damit erhalten. Die Blütezeit des Paso Fino begann in den USA um 1959 Zum Glück für die heutigen Liebhaber dieser Rasse legten die Züchter damals großen Wert auf diese Gangart - sie haben nämlich die direkten Vorfahren unserer heutigen Pasopferde gezüchtet. Der Verlauf der Geschichte und der Weg der Konquistadoren auf ihren Eroberungszügen ist uns allen bekannt - den gleichen Weg nahm die Entwicklung der Paso Pferde. Zunächst gab es sie nur in der Karibik, von dort kamen sie nach Mittel- und Südamerika. Mit den wachsenden Handelsbeziehungen zwischen den Ländern mischten sich die verschiedenen Schläge, aber später bemühte man sich, die einzelnen Rassen rein zu halten. In vielen Ländern Südamerikas fand man Gefallen an der hohen Knieaktion des Andalusiers und der große Einfluss dieser Pferde führte zu den Trochadores bzw. den Trote Pferden. Trabende Pferde konnten nie richtig Fuß fassen in der Karibik und der 2013 Noticiero 61 Tölt blieb lange die vorherrschende Gangart der dortigen Rassen. Obwohl es bereits vor 1959 einige Importe gegeben hatte, begann die Blütezeit des Paso Fino in den USA mit diesem Jahr. Es ist ganz natürlich, dass jemand etwas auf das er besonders stolz ist auch gerne herzeigen möchte. So entstand wahrscheinlich der Gedanke Pferde in Wettbewerben vorzustellen. Nathaniel Webster bezeichnet eine Person, die berufen wird, um den Sieger herauszufinden, einen Streit zu schlichten, ein qualifiziertes Urteil abzugeben oder den relativen Wert einer Sache festzulegen als „Richter'. Seit 1967, als Paso Finos zum ersten Mal auf einer Show in den USA gezeigt wurden, musste jemand den Sieger bestimmen. Da diese Rasse „neu" war, brauchte man schon eine gehörige Portion Mut, diese Entscheidung zu treffen. In den meisten Fällen wurde dieser Mut mit scharfer Kritik belohnt. In den letzten Jahren gab es nur eine kleine Elite-Gruppe, die qualifiziert genug schien American Paso Finos richtig zu beurteilen. Wir hoffen, dass die Informationen, die wir hier geben, den Richtern und solchen die es werden wollen, helfen werden. Paso Fino Richter müssen ihre Vorstellungen hinsichtlich aller anderen Rassen vergessen, wenn sie diese Pferde beurteilen wollen. Sie dürfen ihre Entscheidung nie aufgrund eines Vergleichs mit einer anderen Pferderasse treffen. Der Paso Fino ist eine eigenständige Rasse; so kann man weder sein Gebäude mit dem des Arabers oder dem des Morgan Horse vergleichen noch entspricht er in seiner Gangverteilung dem Tennesse Walker oder dem American Saddlebred. Ein offiziell bestellter Richter hat die einzigartige Verpflichtung die Regeln aller Prüfungen äußerst exakt anzuwenden und aus diesem Grund trägt er große Verantwortung. Die Richter werden oft bezichtigt Entscheidungen nach ihrem persönlichen Gusto zu treffen. Dies stimmt wohl bis zu einem bestimmten Grad, allerdings ist dies nicht so schlimm solange sich ihr Urteil sich nach der Zuchtordnung der Rasse und der derzeitigen offiziellen Prüfungsordnung richtet. Dieser Punkt kann nicht oft genug und nicht deutlich genug herausgestellt werden. Niemals dürfen die persönlichen Präferenzen hinsichtlich der Farbe oder der Art sich zu bewegen eine dominante Rolle spielen. Ein Richter darf niemals frühere Leistungen eines Pferdes mitberücksichtigen. Ein Pferd muss immer danach beurteilt werden, wie es jetzt und hier vorgestellt wird und nicht danach, wie es sich früher präsentierte oder unter einem anderen Reiter präsentieren könnte. Nicht einmal eine andere Prüfung im selben Turnier darf in die Entscheidung miteinfließen. Jede Prüfung ist separat zu betrachten und getrennt zu richten. Zunächst gab es nur eine Handvoll Richter, die qualifiziert waren, Paso Finos zu beurteilen In den ersten Lehrjahren, d.h. als man begann Paso Fino Shows in den USA zu veranstalten gab es nur eine Handvoll Richter, die qualifiziert waren, Paso Finos zu beurteilen. Das Ergebnis: Viele Pferde wurden oft ungerecht bewertet. Es ist verständlich, dass Richter, die eine ihnen vollkommen neue Prüfung richten, dazu tendieren, das ganze so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen und sich lieber einer Prüfung widmen, mit der sie vertraut sind. Unqualifizierte Richter frustrierten so manchen Reiter, der viel Arbeit und Geld investiert hatte, um sein Pferd vorzubereiten. Auf der anderen Seite wurden viele Besitzer ermutigt, ihre Pferde in Prüfungen zu starten, für die die Tiere eigentlich gar nicht prädestiniert waren, weil man sich einen besseren Platz bei einem bestimmten Richter erhoffte, der keine Erfahrung mit der Rasse hatte. Ein Paso Fino Richter muss sich immer bewusst sein, dass seine fairen und unparteiischen Entscheidungen im Showring die zukünftige Entwicklung des American Paso Fino stark beeinflussen. Der Wunsch, ein natürlich töltendes Pferd ungezwungen zu präsentieren findet sich im Regelwerk wieder unter dem Kapitel Unerlaubte Hilfsmittel. Es wurde ebenfalls versucht tierquälerische Trainingsmethoden auszuschließen, indem man vorbeugende Regeln schuf und Tiere mit Narben auf dem Nasenrücken oder Wunden an anderen Körperstellen disqualifizierte. Kein Richter sollte Mißhandlungen und inkompetente Trainer unterstützen, indem er diese Anzeichen ignoriert. Paso Fino Sportverein CONFEPASO | Caracas,Venezuela (1996) 62 Noticiero 2013 Es dürfen nur vollkommen gesunde Pferde vorgestellt werden - kranke oder lahme Tiere müssen disqualifiziert werden. Nur so schreckt man andere Reiter ab, genau das gleiche zu tun. Die Verwendung von harten Einlagen im Sperrhalfter oder scharfen Kinnketten sollten auf Shows in den USA weder offiziell erlaubt noch still geduldet werden. Paso Fino Besitzer müssen lernen, die bewährten Spielregeln auf Veranstaltungen zu befolgen. Schimpfwörter, Beleidigungen und laute Streitereien schaden jeder Rasse und zeigen den wahren Charakter des Besitzers. Niemand verliert gerne, aber ganz gleich in welchem Wettbewerb - es gibt immer einen Verlierer. Es ist für die Vermarktung einer Rasse wichtig, dass sie innerhalb der Pferdewelt und in der Öffentlichkeit ein gutes Image hat. Jeder Paso Fino Besitzer sollte deswegen ein tadelloses Auftreten an den Tag legen. Außerdem muss jeder, der Paso Finos richten will, wissen, dass es im Augenblick mehrere Typen gibt. Mit zunehmender Standardisierung der Rasse werden diese Typen wohl mehr und mehr verschwinden. Die meisten Paso Fino Besitzer sind sich darüber einig, dass es praktisch kein Pferd gibt, das sich in den vier Grundprüfungen behaupten kann. Classic Fino, Versatility, Performance und Pleasure Prüfungen verlangen jeweils nach Pferden, die in Gebäude und Gangverteilung sehr unterschiedlich sein müssen, so dass es schon eines Überpferdes bedarf, um den verschiedenen Anforderungen jeder Prüfung gerecht zu werden. Ein letzter Punkt: Jeder Richter sollte versuchen dem Publikum und dem Besitzer die Gründe für seine Entscheidung mitzuteilen. Falls es die Zeit erlaubt, kann eine Gegenüberstellung der zwei oder drei besten Pferde jeweils die Pluspunkte eines jeden Tieres herausstellen und das beste von allen kann leicht ermittelt werden. Dies spielt eine besonders wichtige Rolle bei den Grand Nationals. Die zugrundeliegende Prüfungsordnung für Paso Finos spiegelt den Standard wider wie er sich in den anfänglichen Jahren der Showszene in den USA etablierte. Meine Co-Autorin und ich waren maßgeblich daran beteiligt. Diese Prüfungsordnung weicht etwas vom derzeitigen Regelwerk der Paso Fino Horse Association ab und wir empfehlen sich im Zweifelsfall auf das jährlich erscheinende Regelwerk zu verlassen. Die Pferde werden so natürlich wie möglich vorgestellt. Falls sie unbeschlagen geritten werden, sollen die Hufe entsprechend dem natürlichen Fesselstand des Pferdes zugerichtet sein. Bei einem unbeschlagenen Pferd darf die Zehe maximal 10cm, bei einem beschlagen Pferd maximal 11 cm lang sein. Die Eisen dürfen maximal 280g wiegen. 2013 Noticiero 63 Mähne, Schopf und Schweif sollten lang und natürlich sein; ein sogenannter bridle path (am Genick des Pferdes) von 10cm kann geschoren werden, ausgenommen Pferde, die jünger als 1 Jahr sind. Jedes in den USA gezogene Pferd sollte durch den Richter von einer Veranstaltung ausgeschlossen werden, wenn es Verletzungen aufweist, die durch unsachgemäßen Einsatz von Ausrüstungsgegenständen hervorgerufen wurden. Importpferde dürfen aufgrund von Narben, die in ihrem Abstammungsnachweis vermerkt sind, nicht disqualifiziert werden, es sei denn diese Tiere hätten frische Verletzungen. Die Pferde sollten temperamentvoll sein und sich elegant präsentieren Die Pferde sollten temperamentvoll sein und sich elegant präsentieren. Der Gehorsam steht dabei an ersten Stelle. Jeder Reiter, der unfähig ist sein Pferd zu kontrollieren sollte von der Prüfung ausgeschlossen werden. Jede Taktunreinheit wird mit Punktabzug bestraft. In den Prüfungen unter dem Sattel dominiert der taktklare Tölt über die anderen Gangarten wie Schritt oder Galopp. Auch das Gebäude spielt dann eine untergeordnete Rolle. Das ständig wachsende Interesse am American Paso Fino, der in den 60er Jahren in den USA noch vollkommen unbekannt war, lässt uns vermuten, dass die Rasse immer beliebter wird, nicht nur bei der Allgemeinheit, sondern auch bei den amerikanischen Pferdezüchtern. Die Vermischung der ursprünglichen Linien durch erfahrene und verantwortungsbewusste Züchter, die selektive Zuchtauswahl und die Wünsche der amerikanischen Käufer werden den Paso Fino sicher verändern. Dies betrifft wohl vor allem die Größe und das Aussehen der Pferde. Die Durchschnittsgröße wird sich wohl bei 150cm einpendeln. Es gibt heute schon einige Exemplare, die so groß sind. Allerdings wird die Regel ja bekanntlich durch die Ausnahme bestätigt. Ernsthafte Züchter werden diesen Größenzuwachs fördern, um den Wünschen ihrer Kunden gerecht zu werden. Die Eleganz wird weiterhin eine wichtige Rolle für Paso Pferde spielen und sie wird sich ebenso verbessern wie das allgemeine Exterieur der Tiere. Die Köpfe werden 64 Noticiero 2013 edler, die Brust tiefer und die Hinterhand kräftiger mit höherem Schweifansatz. Der Tölt wird nur in positivem Sinne beeinflusst, d.h. er wird taktklarer und sicherer durch selektive Zucht. All diese Trends lassen sich schon heute aufgrund der Käuferwünsche erkennen. Auf den Veranstaltungen wird die Standardisierung der Rasse die auffälligste Veränderung sein, die durch die Verschmelzung der einzelnen Linien entstehen wird. Gut geschulte und erfahrene Richter, die wirklich an der Rasse interessiert sind, werden diesen Prozess unterstützen indem sie sich für die besten Pferde entscheiden. Die grobschlächtigen, zu In Zukunft wird es nicht mehr nötig sein, Pferde in Prüfungen vorzustellen, für die sie eigentlich ungeeignet sind, weil genügend Teilnehmer für die einzelnen Klassen zur Verfügung stehen. In den Classic Fino Prüfungen, die ein top trainiertes Pferd verlangen werden weiterhin die klassischen“ Paso Finos so natürlich wie möglich zu sehen sein – ohne Gewichte an den Eisen und ohne tierquälerischer Ausrüstung, mit natürlicher Aktion und unpräparierten Mähnen und Schweifen. Der „fino fino“ Gang ist praktisch eine Art Dressur. Man wird noch einige Figuren hinzufügen, um leichter entscheiden zu können, welches Pferd nun das beste ist und um die Prüfung für das Publikum spannender und interessanter zu machen. Reiter, die prinzipiell ein „Arbeitspferd“ haben möchten werden nach und nach die Vielseitigkeit und die Härte des Paso Fino entdecken. Die Rasse wird in viele Bereiche vordringen, in denen sie heute noch gänzlich unbekannt ist, darunter z.B. Schauveranstaltungen, Distanzritte, Reiterspiele und vieles mehr. Reiter von Orientierungsritten sind heute schon von der Leistung ihrer Paso Finos begeistert. Zusammenfassend behaupten wir, dass sich in nicht allzu ferner Zeit ein verbesserter Paso Fino etabliert haben wird, dessen Identität und Tradition auf den Vorlieben des amerikanischen Reiters basiert. Diese Rasse wird dann zu Recht „Der American Paso Fino“ genannt werden und sich deutlich von seinen Vettern in den anderen Ländern unterscheiden. Paso Fino Fohlen 2013 Noticiero 65 perspektivisch teilweise etwas verzerrt. Man suchte also nach objektiveren Kriterien zur Beurteilung des Zuchttieres. Eine Anleihe beim Islandpferd, welches schon seit zwei Jahrzehnten nach einem international einheitlichen und bewährten Schema geprüft wird, gab den entscheidenden Anstoß. Was sich beim Islandpferd bewährt hatte, wurde in die Pasopferde-Materialprüfungübernommen;denUnterschieden wurde durch Modifikationen Rechnung getragen. Qualität auf Punkt und Komma Das Pasopferd in der Materialprüfung S 66 Bei der Materialprüfung wird das Pferd zunächst unter dem Reiter auf seine Reiteigenschaften geprüft. Anschließend erfolgt die Beurteilung des Exterieurs. Die einzelnen Beurteilungskriterien werden entsprechend ihrer Bedeutung mit Faktoren belegt. Die Materialrichter – darunter ein Reiterrichter – vergeben Noten, die mit den Faktoren multipliziert werden. Eigenschaften, die besonders wichtig sind, werden mit hohen Faktoren ausgestattet: für die Pasopferde liegt beispielsweise der Faktor für Tölt sehr hoch (24 unterm Sattel, 10 für Tölt an der Hand). Auch die Faktoren für Fundament (12) und Charakter/Brio (16) sind höher als bei anderen Pferderassen. Eher ästhetische Kriterien wie Kopfform haben entsprechend niedrige Faktoren. Insgesamt geht das Exterieur mit 40 Faktorenpunkten in die Wertung ein, die Reit- und Charaktereigenschaften mit 60. Ein Pferd mit Defiziten beim Tölt, im Charakter oder im Fundament kann niemals eine gute Gesamtnote erzielen. olange Haustiere ausschließlich Nutztiere waren, war nur der beabsichtigte Verwendungszweck maßgeblich für die Selektion. Das Pferd steht heute an der Schwelle zum „Luxustier“ und wird somit anfällig für kurzlebige züchterische Trends. Tierzucht ohne Leistungskontrolle führt rasch in die Sackgasse. Glücklicherweise haben viele Pferdekulturen traditionell eine spielerisch-sportliche Form der Leistungskontrolle beibehalten – seien es die Reiterspiele asiatischer Steppenvölker oder das Turnierwesen europäischer Prägung. Die Festlegung der Faktoren war das Resultat langjähriger Beobachtungen und Fachgespräche. So wird die Materialprüfung den Pasopferden absolut gerecht. Der Züchter, Besitzer oder Kaufinteressent erhält eine detaillierte Übersicht über Stärken und Schwächen eines Pferdes. Schon früh hat man sich in Europa bemüht, für Pasopferde – neben den schon etablierten Sportprüfungen – Zuchtschauen nach dem Vorbild der Ursprungsländer durchzuführen. Deren Aussagekraft war naturgemäß Die Materialprüfung, die heute schon bei vielen Pferderassen – siehe Isländer – eine Selbstverständlichkeit ist, wird auch beim Pasopferd für Zucht, Sport und Vermarktung eine wesentliche Hilfestellung sein. Noticiero 2013 Die Bedeutung der Materialprüfungen wird in Zukunft immer größer werden. Die Konkurrenz schläft nicht; ein weitgehend gesättigter Pferdemarkt garantiert nur überdurchschnittlichen Pferden angemessene Preise. Paso Fino Sportverein CONFEPASO | Caracas,Venezuela (1996) 2013 Noticiero 67 Sol de Oro VieJo Pasopersönlichkeit und Stempelhengst Text: K.C.Otte aus Pasollano Nr. 4/1993 I n dieser Serie sollen einige Persönlichkeiten, Pferde wie Menschen, vorgestellt werden. Da wir viele Recherchen noch direkt „vor Ort“, d.h. bei den betreffenden Leuten in Peru machen konnten, werden die Artikel natürlich keine wörtliche Übersetzung der früheren Peruvian Paso Horse World ReviewReihe sein. Diese Tatsache sowie der Umstand, dass weder Paso-Zeitschriften noch Paso-Bücher bei uns in Deutschland leicht verfügbar sind (Stand: 1993), haben zur Folge, dass viele Fakten aus der neueren Geschichte der Pasopferde in Gefahr sind, schon wieder vergessen zu werden. So ist es nur folgerichtig, wenn wir unsere Serie aus Pasourzeiten fortsetzen mit »Perus lebender Legende«, Paso Peruano Hengst: Sol de Oro Viejo 68 Noticiero 2013 wie V. Albright in seinem Buch „The Peruvian Paso and his Classic Equitation“ den Hengst Sol de Oro (v) nannte. Es ist wohl über kein Pferd der peruanischen Zuchtgeschichte so leidenschaftlich diskutiert und so konträr geurteilt worden, wie über diesen kleinen Fuchshengst aus dem südlichen Vorandental von Llauta in der Provinz Lucanas. 2013 Noticiero 69 Mit 26 Jahren – bereits legendärer Stammvater zahlreicher Meisterschaftssieger in Peru und den USA – wurde SOL DE ORO zum ersten Mal fotografiert. Die Bilder zeigen ein zwar altes, doch starke Persönlichkeit ausstrahlendes Pferd, dessen eigenartiger Charme sogar auf den dilettantischen Fotos wahrnehmbar ist. Damals, 1968, war SOL DE ORO schon 12 Jahre auf der Hacienda von Alfredo Elias V., der ihn eigentlich in die Zucht eingeführt hat. Entdeckt hat ihn dessen Schwager Gustavo de la Borda bei einem der bekanntesten Pferdezüchter der Region von Palpa, José Cancino, der ihn als „unnützen Fresser“ im Korral herumstehen hatte; wegen einer Jugendverletzung, die SOL DE ORO sich auf einer Andenalm bei Laramate zugezogen hatte, war er zwar noch reitbar, aber für einen andinen Viehzüchter, dessen normale Ansprüche an ein Reittier im Arbeitseinsatz nur von Maultieren erfüllt werden können, war SOL DE ORO praktisch „nur“ als Vatertier brauchbar. Es sei das Verdienst von Don Gustavo, sagte Alfredo Elias V., mit seinem geübten Züchterblick die besonderen Qualitäten dieses Hengstes erkannt zu haben. Doch ohne die systematische Förderung durch Alfredo Elias V. hätte SOL DE ORO wohl kaum die Bedeutung erlangt, die er in der modernen Zuchtgeschichte Perus nun einmal innehat. Und in diesem Zusammenhang muss noch ein Name fallen: Rodolfo „Fito“ Matellini, dem die Meriten zufallen, systematisch nahe Verwandte von SOL DE ORO in den Andentälern zusammengesucht und mit Erfolg in die Zucht eingeführt zu haben. Seit dem Triumph des SOL DE ORO-Sohnes CARAMELO über die nordperuanische Konkurrenz 1960, die bis dahin auf den Concursos Nacionales von Lima dominiert hatte, wurde jeder Champion of Champions in Peru, und weltweit, von SOL DE OROs Nachkommen gestellt. Aber das Unglaublichste an der Geschichte des SOL DE ORO ist, dass eigentlich niemand seine Eltern mit absoluter Sicherheit kannte, noch seinen Geburtstag oder –Ort exakt anzugeben vermag. Über seine Entdeckung werden die abenteuerlichsten Geschichten erzählt. Doch im Laufe der Jahre und nicht zuletzt durch die Nachforschungen von Fito Matellini und Don Alfredo Elias V. hat sich die heute akzeptierte Version als die wahrscheinlichste herauskristallisiert. Danach wollte Gustavo de la Borda die alte Fama der berühmten Reitpferde „Made-in-Ica“, die durch den Bau der Panamericana dem Untergang geweiht schien, wieder aufleben lassen. Zu diesem Zweck begann er, in den Tälern am Fuße der Anden, wohin die Motorisierung aus Mangel an Kaufkraft noch nicht vorgedrungen war und wo die Reitpferdezucht somit ihre alte Bedeutung behalten hatte, nach den Nachkommen der berühmten Südpferde Peru’s zu suchen. Dabei stieß er wie erwähnt bei seinem alten Bekannten José Cancino von Palpa auf ein Pferd, das ihn auf den ersten Blick in seinen Bann schlug und in dem er alle guten Eigenschaften der Iqueños (Pferde von Ica) vereinigt glaubte. So wird heute in den Abstammungsnachweisen meist angegeben Ohne SOL DE ORO wäre der Paso Peruano nicht das, was er heute darstellt V. Albright sagt: „Ohne SOL DE ORO wäre der Paso Peruano nicht das, was er heute darstellt, ja es ist fraglich, ob die vielen Hacienda-Linien Perus überhaupt zu einer anerkannten Pferderasse zusammengeschweißt worden wären“. Das ist gewiss keine Übertreibung und sicherlich auch darin begründet, dass SOL DE ORO als einer der großen Glücksfälle der Pferdezucht angesehen werden muss, von denen man sagt, dass sie nicht nur selbst das Zuchtziel in idealer Weise verkörpern, sondern auch imstande sind, ihre hervorragenden Eigenschaften an die Nachkommen weiterzugeben. Ein echter Stempelhengst also, der sich durch Brio, Ausstrahlung, Gangvermögen, Körperbau und Härte sowie seinen unnachahmlichen Adel auszeichnete. 70 Noticiero 2013 Ein Enkel von Sol de Oro Viejo: AEV Heraldo Potro de Llauta oder Potro de la Calapalla oder Potro de Gregori SOL DE ORO Yegua de Cancino Denn das Pferd stammte von einer Cancino-Stute aus einer Bedeckung mit einem Hengst seines Freundes Francisco De Gregori aus Llauta, den dieser von der Familie Jurado in Calapalla erworben hat (auf Quetcha bedeutet der Name soviel wie „kahle Schlucht“; er wird zuweilen, besonders bei Abstammungsnachweisen aus USA, als Vatersname angegeben). Weitere Angaben zu dem Vater von SOL DE ORO waren nicht erfragbar, wenngleich heute oft in Artikeln noch mehr darüber zu lesen ist. Somit sind alle drei Bezeichnungen gleichwertig, wobei es durchaus damaligen Gepflogenheiten ent- Nachkommen von Sol de Oro aus der brühmnten Zucht AEV 2013 Noticiero 71 Unsere Pferdezüchter neigen dazu, den Pedigree überzubewerten, besonders was die früheren Generationen betrifft; 5 und mehr Generationen haben herzlich wenig Einfluss auf das neue Fohlen, schon weniger als z.B. schlechte Fütterung der Mutter während der Trächtigkeit. Doch es sieht auf dem Abstammungspapier einfach gut aus, wenn da „Champion of Champions“ steht. Gustavo de la Borda hatte im Süden Peru’s die Züchterbedeutung, die Federico de la Torre Ugarte (FTU) im Norden des Landes zugesprochen wird. Dennoch tauchen seine Initialen in den Pferde-Stammbüchern praktisch nicht auf, da seine bedeutendsten Zuchterfolge eigentlich erst nach seinem tragischen Tod aufgrund seines hervorragenden Zuchtmaterials von seinem Schwager realisiert wurden: Alfredo Elias V. (AEV). In seiner engeren Heimat jedoch (San Javier, zwischen Palpa und Nasza gelegen) und im weiten Umkreis bis ins Andenhochland galt es noch zwanzig Jahre später als besonderes Prädikat, wenn einer sagen konnte: „Mein Pferd stammt von einem De la Borda ab!“, Denn die „de la Borda“- Zucht hatte eine langjährige Tradition und einen klangvollen Namen unter den „Iqueños“. Paso Peruanos | Gestüt: San Fernandito, Chincha / Peru sprach, ein Pferd nur Potro (Hengst), Yegua (Stute) oder Caballo (Pferd) zu nennen. Eine Notiz von Fito Matellini im Jahresbericht 1975 der Asociacion Nacional zeigt nur ein Foto von 1934, auf dem ein Pferd abgebildet ist, das von der Familie De Gregory in Nasza bei Antonio Elias, einem weitläufigen Verwandten von Alfredo Elias V., gekauft worden war. Dieses Pferd, „ELEGANTE“, 1923 in Nasza geboren, soll der Vater des Hengstes „CALAPALLA“ sein. Somit wäre er der Großvater väterlicherseits von SOL DE ORO. Aus der gleichen Verbindung (Yegua de Cancino und Potro De Gregori) stammten auch die Stuten „CENTELLA“ und „SULTANA“, wobei wahrscheinlich ist, dass alle drei den „Potro de Calapalla“ zum Vater, jedoch verschiedene Mütter aus der Cancino-Herde hatten. Das erklärt auch die genetische Durchschlagkraft, die die Verbindung SOL DE ORO mit CENTELLA (PILOTO; LAUREL, DESTELLO) sowie mit SULTANA (CARAMELO, REGIONAL, SORAJA) hatte und weist zugleich auf die eben daraus resultierenden Gefahren bei PILOTO- bzw. CARAMELO-Linienzucht hin. Im Grunde kann man nicht über SOL DE ORO sprechen, ohne auf die Bedeutung (im negativen wie positiven Sinn) der Linien – sprich Inzucht in der Paso 72 Noticiero 2013 Peruano-Geschichte aufmerksam zu machen. Familien- bzw. Linienzucht hat mindestens soviel Potential, Schaden anzurichten wie Gutes zu bewirken, und sie sollte nur von solchen Züchtern angewandt werden, die über das nötige Wissen verfügen und die erforderliche Härte zu den unumgänglichen Konsequenzen (Merzen) besitzen. Inzucht ist der schärfste genetische Test, den man bei geschickter Anwendung gut für seine Zwecke nutzen kann. Doch sollte man gleichzeitig bereit sein, evtl. notwendige Konsequenzen herzlos zu ziehen. Man geht hierzulande sicher nicht fehl, wenn man bei seinen Linienhengst sollte in keinem Stammbau öfter auftreten, als Generationen angegeben sind Kreuzungsprogrammen – insbesondere bei SOL DE ORO und PILOTO – eine alte Züchterweisheit berücksichtigt, die besagt, der Linienhengst sollte in keinem Stammbau öfter auftreten, als Generationen angegeben sind. Bei unseren Hauptstammbuchstuten mit den obligaten 4 Generationen sollte also der Name PILOTO, CARAMELO oder EL CID nicht häufiger als viermal auftauchen; wegen des Altersabstandes wird SOL DE ORO dann ja erst in der 5. oder 6. Generation erscheinen, sollte dann aber auch nicht öfter als 5 bzw. 6 mal vertreten sein. Nach den Erfolgen von Fernando Peschiera C. galt es lange Zeit als heißer Tipp, eine Nordstute (FTU oder JJP) mit einem Südhengst (AEV, HNS) zu bedecken, um auf diese Weise dem Zuchtziel des Paso Peruano möglichst nahe zu kommen; das was die Amerikaner heute noch den „Golden Cross“ nennen. Inzwischen haben unsere Züchter dazugelernt – vor allem hinsichtlich dessen: Was für einen Concurso von Lima erfolgreich sein kann, muss es noch lange nicht auch für einen TaunusWanderritt sein. Die Tatsache einer sog. jahrhundertelangen Reinzucht an sich sagt noch nichts über die Qualität der daraus entstandenen Rasse aus. Es wäre also sträflich, sich züchterisch sozusagen auf diesen (eigentlich nicht vorhandenen) Lorbeeren auszuruhen. (NB! Auch zu diesem Thema fänden bzw. finden Sie auf den Seiten von Pasollano und Noticiero weiterführende Überlegungen.) Die Vielfalt des Paso Peruano ist heute noch (zumindest in Peru; außerhalb kennt man eigentlich nur die Pferde, die mehr zum Schautyp neigen) so groß, wie sie bei den von den Spaniern ins Land gebrachten Pferden bzw. bei den Geschmacksrichtungen der verschiedenen Landadeligen und Hacendados war. Europäische alte Lokalrassen, wie z.B. Rottaler und Altwürttemberger in Süddeutschland sind auch Ausdruck einer regionalen Vielfalt bei gleichzeitig viel gemeinsamen Zuchthintergrund. Ähnlich muss man auch die Aussage der „altperuanischen Reinzucht“ sehen. Ebenso wie über den ersten Teil des Wortes „Reinzucht“ (rein – wie genetische Vielfalt bei ähnlicher Ausgangsbasis, nicht wie sonst möglichst Homozygotie), kann man sich auch über den zweiten Teil (Zucht) Gedanken machen: Das war im alten Peru sicher nicht das, was wir heute darunter verstehen, sondern eher die Kultivierung verschiedener regionaler Schläge mit allmählichen gegenseitigen Übergängen, was letztlich zu den sog. Nord-, Süd- und Lima-Typen als den extremen Ausprägungen geführt hat. Diese Typisierungen haben eigentlich erst die Amerikaner in die peruanische Pferdevielfalt hineininterpretiert. Die beobachtete Vielfalt war und ist aber sozusagen (wenn auch ungewollt und ungelenkt) die Voraussetzung für die so erfolgreichen „Linienkreuzungen“, den wirklichen Ursprung des eigentlichen Paso Peruano, wie er heute sowohl in Peru als auch in den USA und somit zwangsläufig auch bei uns geschätzt wird. Die Diskussion, inwieweit dieser Typ unserem eigenen Zuchtziel nahe kommt oder etwa widerspricht, sollte nicht aufhören. Unterschiedliche Nutzung, verschiedener Geschmack und verschiedene züchterische Möglichkeiten der peruanischen Oberschicht brachten unter der Ägide der Asociacion Nacional zumindest teilweise die heutige Aufteilung in Schautyp und Arbeitstyp. Dieser Arbeitstyp ist daher in deren Sinn eher ein Paso PeruanoPartbred mit dem „Criollo Peruano“. Erst seit wenigen Jahren versuchen einige namhafte peruanische Züchter dieser Tendenz der Rassenzweiteilung aktiv (und nicht nur verbal, wie schon immer geschehen) Paroli zu bieten. Sie bedauern auch den nun endgültig beschlossenen stark erschwerten Neuzugang ins Zuchtbuch, was die Hereinnahme bewährter Gene aus der Landeszucht nach dem Vorbild eines SOL DE ORO heute praktisch unmöglich macht. Für die Landeszucht, für die heutigen „Criollos Peruanos“ oder „Chacareros“ gilt immer noch: Fortaleza, Nobleza, Belleza, in dieser Reihenfolge (Stärke, Edelmut, Schönheit), während im Grunde genommen die Reihenfolge Belleza, Nobleza, Fortaleza und die konsequente Selektion in dieser Richtung den Schautyp hervorbrachte. 2013 Noticiero 73 SOL DE ORO stammte aus der Wiege des Caballo criollo peruano, wie der Paso Peruano noch bis zur Mitte unseres Jahrhunderts hieß, also aus dem Süden Peru’s, wo immer die Hochburg der Reinzucht peruanischer Pferde war. In ihrer Blütezeit um die Jahrhundertwende bedeuteten „Caballos de ICA“ eine Art Gütesiegel, wobei „ICA“ synonym für südlich von Lima benutzt wurde. Zum Teil wurde da zwar aus der Not eine Tugend gemacht: Es fehlten Mittel und Möglichkeiten, die Kreuzungsversuche der großen nordperuanischen Hacendados mitzumachen. Andererseits kultivierte man altbewährte Iberer-Eigenschaften wie Härte, Genügsamkeit und Gang-, sprich Passveranlagung, von denen wir uns vor allem erstere gerne mehr im modernen Paso Peruano erhalten würden. Paso Peruano Stute Andina MvG | Gestüt: Oberadlhof, Schmidmühlen Später fehlten in den Andentälern Straßen und Finanzen, um die Motorisierung zum Nachteil des Pferdes durchzuführen. Während der Zeit der peruanischen Agrarreform (1968-78) „versteckten“ viele bekannte Züchter ihre wertvollen Zuchtpferde in diesen „Quebradas“ bei Freunden oder Verwandten, um sie vor dem Zugriff der Revolutioäre zu retten. Denn einer aus Ica, ein „Iqueño“, war nicht nur notgedrungen, sondern aus Leidenschaft (afición) ein Pferdenarr. Natürlich wurden die transferierten Tiere dort weiter in der Zucht eingesetzt, teilweise auch mit den lokalen Stämmen der Criollos verpaart. 74 Noticiero 2013 Daher sind viele dieser Täler noch wahre Goldminen für einen Aficionado, der sein Pferd noch reiten und nicht nur vorführen will. Bedauerlicherweise verschütten heute zwei Faktoren den Zugang zu diesen genetischen Schätzen: Das unberechenbare Walten eines „Leuchtenden Pfades“ (Sendero Luminoso) und die relativ strikte Schließung des peruanischen Zuchtbuches. SOL DE ORO half also nicht nur, die neue Rasse Paso Peruano zu etablieren, stabilisieren, konkretisieren, sondern er trug viel zur Einführung einer einheitlichen Bezeichnung „Paso Peruano“ und zur Akzeptanz eines Reglements bei den Concursos bei. Das wiederum half, die Qualitäten des Paso Peruano per Richterspruch zu unterstreichen und förderte so die Selektion der gewünschten Eigenschaften. Auch in den Statuten der erst relativ spät (1946) gegründeten Asociación Nacional und deren Zuchtstandard findet sich das neue Selbstverständnis eines Paso Peruano wieder. Die Gründerväter der Asociación sprechen zwar immer noch von einem „Piurano“, „Chiclayano“ oder „Chinchano“ bzw. „Iqueño“, aber viele der Neuzüchter – auch in Peru – könnten auf Anhieb nicht einmal die alte Rassebezeichnung (Criollo Peruano) nennen, sondern streiten sich eher darüber, ob es Caballo de Paso Peruano oder Caballo Peruano de Paso heißen sollte, d.h. für sie haben Begriffe wie Nordpferd, oder Piurano bzw. Südpferd oder Iqueño, eigentlich keine Bedeutung mehr, sie kennen nur noch den Paso Peruano (in unserem Sinne den Schautyp), den Criollo oder Morochuco (in unserem Sinne das alte Arbeitspferd) und alle Arten von Kreuzungen dieser beiden Subpopulationen des Caballo Peruano (in unserem Sinne den Arbeitstyp). Bemerkenswerterweise hat sich „El caballo viejo“ (Der Alte), wie die Peruaner SOL DE ORO oft liebevoll nennen, nach ihrer Meinung in seinen Söhnen sehr viel ausgeprägter verwirklicht als in seinen Töchtern. Dabei werden jedoch häufig Exterieurmerkmale der Töchter, wie z.B. etwa grobe Köpfe mit Schlappohren, gegenüber den positiven Eigenschaften, die sie zweifellos auf vom „Alten“ mitbekommen haben (Brio, Härte), zu stark bewertet. Für einen Peruaner muss ein weibliches Wesen in erster Linie hübsch sein, feminin wirken, und eben das fehlte vielen SOL DE ORO-Töchtern. Für Gustavo de la Borda und seine Freunde war SOL DE ORO die reinste Reinkarnation des legendären „Südpferdes“; da konnte man getrost über einige Schwachpunkte hinwegsehen – so z.B. auch über das Manko, SOL DE ORO hatte nicht nur Brio, er verkörperte ihn buchstäblich dass SOL DE ORO nicht meisterschaftsfähig war. Er hatte sich in der Jugend die rechte Vorderhand gebrochen, die dann schief verheilt war. Der daraus resultierende Taktfehler im pasollano verhinderte einen erfolgreichen Auftritt auf einem Concurso, obwohl er reitbar blieb und in seinem Arbeitseifer keinen Deut nachließ. SOL DE ORO hatte nicht nur Brio, er verkörperte ihn buchstäblich; „Brio“ und „SOL DE ORO-Blutführen“ wurde für viele peruanische Züchter zu Synonyma. Dem wollten zwar viele der Pferdefreunde aus den nördlichen Provinzen Peru’s zuerst nicht so recht zustimmen. Im Gegenteil. Viele waren anfänglich der Meinung, SOL DE ORO verdürbe den Criollo Peruano (zu klein, zuviel weiße Abzeichen, zuviel Temperament). Heute ist man sich einig, dass es ohne SOL DE ORO den Paso Peruano 2013 Noticiero 75 in seiner jetzigen Ausprägung nicht geben würde. (NB! Wenngleich diese Aussage heute – 2013 – nicht mehr so kategorisch stimmt, bleibt ihre Grundaussage wahr.) Der eigentliche Siegeszug des SOL DE ORO-Pferde begann dann 1961, als PILOTO Sub-Campeón der erwachsenen Hengste und CARAMELO Sieger in der Bozalklasse wurde. Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte SOL Viele kenner der Rasse sagen, dass SOL DE ORO von keinem seiner Nachkommen je voll erreicht worden ist. DE ORO 1974, als er mit seinen Nachkommen REGIONAL, CASCABEL und DULZINEA den Sieg in der Klasse „Progenio de Padre“ (Hengst mit Nachkommen) davontrug. Schon 1977 gewannen REGIONAL, CASCABEL, SOLILUNA und LUNAREJA erneut diesen begehrten Züchterpreis, und seitdem war kein Pferd ohne SOL DE ORO-Blut erfolgreich. Trotzdem sagen viele Kenner der Rasse (z.B. Ed. Peschiera R., José Musante H. Gustavo Ferrer u.a.), dass SOL DE ORO von keinem seiner Nachkommen je voll erreicht worden ist, besonders hinsichtlich Gangvermögen, Brio und Ausstrahlung (Genio). Daraus resultieren auch jüngste Bemühungen, verstärkt SOL DE ORO-Linienzucht zu betreiben. Im Hinblick auf das vorstehend Gesagte und eingedenk der Tatsache, dass SOL DE ORO kein einfaches Pferd war (manche seiner Nachkommen wie z.B. PILOTO waren sogar ausgesprochen schwierig), können wir derartige Bestrebungen nur mit gemischten Gefühlen verfolgen. Zu starke Linienzucht trägt viele Züge einer deutlichen Inzucht; das ist vor allem dann gefährlich, wenn sehr stark auf einige wenige Merkmale als angestrebte Leistungen selektiert wird (in Peru z.B. Schönheit, Gang, Brio). Denn nach Lerner’s Theorie von der genetischen Homeostasis führt andauernd erfolgreiche Selektion auf einseitige Hochleistungen zu negativ korrelierten Erfolgen in der Fitness und ihren Hauptkomponenten: Allgemeine Widerstandskraft (Stressresistenz) und regelmäßige Fortpflanzung. Unter natürlichen Verhältnissen führt die genetische Homeostase eine einseitig hochselektierte Population zu ausgewogeneren Genotypen zurück, weil die extremen Individuen wegen verminderter Fitness schlechtere Überlebenschancen haben als genetisch ausgewogenere 76 Noticiero 2013 Kompromisstypen. In der hochintensiven Nutztierproduktion wird die verminderte Fitness durch verbesserte Umweltgestaltung kaschiert; das trifft in vermehrtem Maße auf die liebhabermäßig betriebene Pferdezucht zu, wo auch ökonomische Überlegungen keinen Riegel vorschieben und wo gesunder Tierschutz zu Gunsten falschverstandener Tierliebe in den Hintergrund tritt und somit auch nicht regulierend eingreifen kann (s. die vielen Qualzüchtungen, auch bei Pferden). Generell kann festgehalten werden, dass genetische Antagonismen (zwischen Hochleistung und allgemeiner Fitness) in Reinzuchtpopulationen durch einseitige Überbetonung bestimmter Teilzuchtziele (Gangweichheit, schöner Kopf o.ä.) und die zu lange Vernachlässigung negativer Korrelationen, entstehen und verschärft werden. Wenn man daher Reinzucht in einer Population für antagonistische Zuchtzielkomponenten betreiben will, sollte man dies von Anfang an mit ausgewogenen Selektionsindizes tun. Ist die antagonistische genetische Korrelation zwischen zwei Merkmalen jedoch bereits fortgeschritten, so kann auch ein optimaler Gewichtungs-Index keine nennenswerten Zuchterfolge mehr bringen. Dann muss an die Stelle der Universalreinzucht eine Gebrauchskreuzung zwischen spezialisierten Elternpopulationen treten (z.B. zwischen Schauund Arbeitstyp). Vor diesem Hintergrund und angesichts der Tatsache, dass auch viele Paso Peruano-Schauhengste bisher erfolgreich in der peruanischen Landeszucht verwendet wurden und dort sehr ansprechende und äußerst leistungsfähige Nachkommen gebracht haben, ist zu verstehen, dass die Asociacion Nacional ihr Stutbuch für eine stark begrenzte, kontrollierte und streng zu begutachtende Neuaufnahme doch noch etwas offen halten will (Vorstandsbeschluss vom April ’92), nachdem zuvor schon das Gegenteil, nämlich die vollständige Schließung der Zuchtbücher so gut wie beschlossen war. (NB! Dieser Vorgang wiederholte sich in den Folgejahren und gipfelt heute in einer kontrollierten Verdrängungszucht mit gesonderter Registrierung und Begrenzung auf die Stuten.) Es wäre auch züchterisch sträflicher Leichtsinn gewesen, das enorme genetische Potential, das in der peruanischen Landeszucht schlummert, schon nach wenigen Jahren geordneter Zuchtbuchführung durch Schließung der Register einfach zu verschenken. Qui bono? Was hat das alles mit SOL DE ORO zu tun? Sehr viel, wie ich meine, denn sein Beispiel zeigt signifikant, was an genetischem Potential in der Landeszucht steckt, und sein Förderer Alfredo Elias V. hat über Jahrzehnte hinweg systematisch versucht, diesen Genpool in den Quebradas anzuzapfen. Wenn man Alfredo Elias V. in seinem Gestüt in San Ramon de Ica heute besucht, kann man den Erfolg dieser Züchterarbeit deutlich erkennen. Erfolge, die nicht nur auf den Concursos gewonnenen Siegesschleifen stehen, sondern die man auf ausgedehnten Geländeritten selbst erleben kann. Hier zeigt sich auch, dass die Hereinnahme von „unedlen“, d.h. nicht dem heutigen Schönheitsideal entsprechenden Tieren in eine mit Bedacht betriebene Pasozucht durchaus den angestrebten Zuwachs an allgemeiner Fitness bringen kann, ohne dass die Tiere an Attraktivität verlieren müssen. das Schaupferd unter den Pasos wieder das wird bzw. bleibt, was es auf den peruanischen oder kolumbianischen Haciendas immer war: Ein liebenswerter Schnörkel an einer leistungsfähigen Rasse. Oder mit den Worten von Fernando Graña: Der Paso ist ein Arbeitspferd, das auch Schauen gehen kann, aber kein arbeitsunfähiger Schönling. (NB! Angesichts der Richterpraxis von Don Fernando Graña und deren Auswirkungen auf die Rasseentwicklung muss dieser Satz, der übrigens auch J.J. Prisillos unter anderem nachgesagt wird, eher als Wunsch denn als Feststellung gewertet werden. Der Wunsch bleibt weiterhin aktuell, weil noch nichts in Erfüllung gegangen. Siehe auch C. Lecuono de Pratt o.ä.) „Das Geheimnis des Erfolges ist die Beständigkeit, das Ziel immer im Auge zu behalten“ Benjamin Disraeli Zwar ist der Einfluss von Don Alfredo Elias in der Asociacion beträchtlich, doch teilen leider nur wenige seine Züchterweisheit. Dazu gehört nicht nur der untrügliche Blick für Gangveranlagung, Exterieur oder Charisma eines Pferdes, sondern auch die systematische Erprobung im Arbeitseinsatz. Sein Freund Fernando Peschiera C. war einer der wenigen, der anfänglich bereit war, wie Alfredo Elias V. SOL DE ORO in der Zucht einzusetzen. Als der Hengst bei ihm in San Fernandito de Chincha stand, hat er ihn nach einem Rezept seines Großvaters Fernando Carillo, der selbst ein begnadeter Züchter der berühmten Südpferde gewesen war, getestet, und erst, als SOL DE ORO nach schwerer Arbeit immer noch den hohen Ansprüchen von Don Fernando hinsichtlich Härte, Brio und Gangvermögen voll genügen konnte, durfte er seine besten Stuten decken, darunter z.B. SILVANA, die dann ein außergewöhnliches Hengstfohlen brachte: FPC EL CID. Sicherlich werden wir in dieser Artikelserie noch mehr Beispiele von echter peruanischer Horsemanship kennenlernen, und diese Vorbilder waren es auch, die die PPV veranlasst haben, in ihre Satzung den Hinweis „in Anlehnung an die peruanische Tradition“ aufzunehmen. Das hat nichts mit Flatterponcho und Strohhut zu tun und nur wenig mit „Termino“ oder weißen Abzeichen, jedoch viel mit „sachorientierter Pferdeliebe“, eben AFICION, wie die Peruaner sagen. Hoffentlich gelingt es den Reitenthusiasten unter den Pasofreunden rechtzeitig, das Ruder im Laufe der zukünftigen Rassegeschichte soweit herumzudrehen, dass Paso Peruano Jungstute Adivina am Halfter | Peru 2013 Noticiero 77 Neu: „offene“ und „geschlossene“ Prüfungen Neue LPO und WBO ab 01. Januar 2013 Im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) in Weimar hat der Beirat Sport die Neufassungen der FN-Regelwerke LPO (Leistungs-Prüfungs-Ordnung) und WBO (Wettbewerbs-Ordnung) verabschiedet. Beide treten am 1. Januar 2013 in Kraft. Der Verabschiedung voraus ging ein mehrjähriger Beratungs- und Diskussions-prozess in zahlreichen sach- und fachspe-zifischen Arbeitsgruppen und Gesprächskreisen. Die gravierendste Änderung in der LPO betrifft die Ausschreibung von „offenen“ und „geschlossenen“ Prüfungen. Letztere sind den weniger routinierten Reitern vorbehalten und sollen 20 Prozent einer „normalen“ Turnierveranstaltung ausmachen. „Damit wollen wir dem massiven Wunsch der Reiter nach mehr Chancengleichheit entgegenkommen“, erklärt Otto-Erley, Leiter der FN-Abteilung Turniersport und beruft sich dabei insbesondere auf eine große Online-Umfrage der FN im vergangenen Jahr, an der sich fast 15.000 Turnierteilnehmer beteiligten. Die im Lande häufig gebrauchten Begriffe „Amateure“ und „Profis“ wird man in der LPO allerdings vergebens suchen. Als zu schwierig hat es sich in den zahlreichen Diskussionen erwiesen, beide Gruppen eindeutig voneinander zu trennen. Und wie soll man jemanden einstufen, der vor 15 Jahren mal eine Ausbildung zum Pferdewirt gemacht hat, aber seither einem ganz anderen Beruf nachgeht – Amateur oder Profi?“, begründet Otto-Erley die Einteilung in „offene“ und „geschlossene“ Prüfungen. Richter-Rotation und verbesserte Planbarkeit Eine weitere Neuregelung, die auf der Auswertung der Umfrage basiert, ist das Rotationsverfahren für Richter. Demnach darf ein Richter maximal fünf Jahre in Folge auf einem Turnier eingesetzt werden. Jedes Jahr muss ein Richter einer Veranstaltung ausgetauscht werden. Die LPO sieht ferner vor, dass in der vorläufigen Zeiteinteilung der Zeitpunkt der Prüfung konkreter definiert wird. Weiter Detailänderungen der LPO betreffen insbesondere die einzelnen Disziplinen, eine Erweiterung der Helmpflicht auch Dressurreiter und Fahrer bis 18 Jahre und Teilnehmer an Dressurprüfungen der Klasse E und A. WBO – den Kinderschuhen entwachsen Ebenfalls vom Verbandsrat verabschiedet wurde die zweite Fassung der erstmals 2008 erschienenen WBO mit Grundregeln, Tipps und Hinweisen für die Ausrichtung breitensportlich orientierter Pferdesportveranstaltungen. Die Veränderungen sind vor allem struktureller Natur. Geblieben ist die Devise „Erlaubt ist, was gefällt“, sofern die auf sieben Seiten zusammengefassten Grundregeln eingehalten werden. So bietet beispielsweise der überarbeitete Teil II mit über hundert Wettbewerben verschiedene Ausschreibungsmuster mit identischen Aufbau und mit sämtlichen Details, Anforderungen, Bewertung, Ausrüstung, zusätzliche Bestimmungen sowie ggf. Parcoursskizze oder Dressuraufgabe. 78 Noticiero 2013 Linke und diese Seite: Arbeitspasos auf einer Hacienda in Argentinien 2013 Noticiero 79 Sport mit Pasopferden Text: K.C.Otte / Vorbemerkung zur Serie: »Sport mit Pasopferden« Gibt es den PV eigentlich noch? So fragte Kaja Stührenberg zum 10 jährigen Bestehen des Pasopferde Verbandes. J a! Und es gibt uns mehr denn je! In Zeiten, wo ein gemeinsames Feindbild die Menschen schneller eint als ein gemeinsames Ziel, setzt der PV auf ein altes Prinzip: Vielfalt statt Einfalt. Das Buschpferd bei der Galashow, der Spitzensportler auf dem Wanderritt. Paso Largo für den faszinierenden Geschwindigkeitsrausch, Pasollano für den bequemen Ausritt, Trocha und Pasitrote für den mehrtägigen Geländeritt, Classic Fino für den besonderen Kick, Tölt für das Gangpferdeturnier, Trab für die hohe Dressur, Galopp für das Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Paso Peruano, Paso Partbred, Paso Fino, Paso Iberoamericano für die Züchter mit Visionen und die Reiter mit Ambitionen. Ziel des Pasopferde Verbandes bleibt es, diese genetische Vielfalt, die sich historisch aufgrund der geographischen Regionen Südamerikas entwickelt hat, durch eine ebenso große Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten zu erhalten. Denn nur in einer genetisch breit angelegten Paso-Zucht kann genügend Zukunftspotential stecken, um nicht allzu schnell an Inzuchtbarrieren zu stoßen. Zwei Paso Peruanos unter dem Damensattel auf dem IGV Turnier in Aachen, 1989 80 Noticiero 2013 Die „verwirrende Vielfalt“ wird zusammengeführt in den allen Pasoschlägen eigenen Grundtugenden Fortaleza, Nobleza und Belleza. „Brio“ als gemeinsames Zuchtziel für ein gelungenes Pasointerieur ist so auch eine Haupteigenschaft die unsere große Pasofamilie eint: Sensibilität, Reaktivität, Menschenbezogenheit, Gehwille. All 2013 Noticiero 81 das, und oft noch mehr, verstehen die Aficionados aller Pasoländer unter diesem für Einsatz der Pasopferde auch im Sport so wichtigen Charakterzug. Gibt es den PV eigentlich auch 20 Jahre nach seiner Gründung noch? So mag sich der eine oder andere fragen, doch ein kurzer Blick ins Internet und auf die Besucherzahlen unserer Homepage bringt auch diesmal die klare Antwort: „JA“. Aber auch wir müssen mit der Zeit gehen, daher werden sich auch unsere Mitteilungsmethoden den modernen Medien anpassen, sprich: einen „Noticiero“ wie in den vergangenen 10 Jahren (als Nachfolger der „Pasopferde aktuell“) wird es als PrintAusgabe oder pdf-Download nicht mehr geben. Vielmehr bringen wir wichtige Rubriken (Hengstliste, Fohlenjahrgang, Beiträge) gesondert auf unserer Web-Seite unter. Somit erfüllen wir unseren Lesern hiermit einen langgehegten Wunsch, die früheren richtungsweisenden Beiträge zur Entwicklung der Pasowelt in Deutschland (und teils auch in Europa) nochmals im vorliegenden Noticiero 2013 zur Verfügung zu stellen. Die sportlichen Qualitäten eines Pferdes erkennt man mit fünf Jahren, die Alltagstauglichkeit mit zehn und die Gesundheit mit zwanzig Jahren. So kann ein Züchter im Laufe seines Lebens für den wichtigsten Bereich der Zucht vielleicht mal gerade drei Generationen überblicken.Wer sich dabei verschätzt, verliert im schlimmsten Fall einen Haufen Geld bzw. fügt der vielleicht interessantesten hippologischen Herausforderung großen Schaden zu: der Zucht des bequemen, ehrlichen und harten Naturtölters. Das Motto des Pasopferde Verbandes gilt also auch umgekehrt: besseren Sport durch bessere Zucht. Einige Artikel zur Kritik von Trainingsmethoden siehe auch: Wieviel Sport darf es sein?* Noticiero 2009: Wie passt das zusammen – Über den Einsatz von ViceBreaker und anderen Geräten Noticiero 2009: Rollkur – Eine Leseempfehlung aus der Piaffe Noticiero 2009: Doping bei Pferden – Ein offener Brief Zusammen mit den südamerikanischen Pasopferden ist auch eine Reittradition und Atmosphäre nach Europa gekommen, die durch und durch iberisch-südamerikanisch ist. Gelassenheit und Temperament, Arbeitseifer und Bequemheit, Genießen und „Brio" - für europäische Reit-Denkschemata schwer zu vereinbarende und nachvollziehbare Dimensionen. In der europäischen Reittradition rangiert das Interieur des Pferdes weit hinten; der Name des Reiters dafür um so weiter vorne: So ganz ohne Profilierungsambitionen geht es bei uns offensichtlich nicht. und zur Einführung in die Problematik: „Von Gangpferden und solchen die es werden wollen.“ *E. Eder in Pasopferde aktuell No 24 (2001) Die elementaren Erlebnisse rund um das kreative Geschehen einer Pasopferdezucht sind so bedeutsam, dass ein finanzielles Desaster oder ein züchterischer Flop gerne übersehen oder, noch öfter, schöngeredet werden. Das bedeutet, und das ist der betrüblichere Punkt dieses Prologs, dass wider besseres Wissen nach wie vor auf breiter Ebene mit Tieren gezüchtet wird, auf deren Gene man besser verzichten sollte. Bezogen auf die Population mangelt es den Pasopferden nicht an Gangvermögen, hock action und Termino. Es mangelt leider öfter an Gesundheit und Langlebigkeit – und manchmal bedauerlicherweise auch an Charakter, da Brio falsch verstanden wurde. Züchten heißt gezielt anpaaren und selektieren. Früher wurde im wesentlichen selektiert; ein mühsames, aber 82 erfolgversprechendes Unterfangen. Heute wird im wesentlichen gezielt angepaart: der „wirklich qualifizierte“ Züchter betet das Pedigree auf Knopfdruck bis in die zehnte Generation herunter (wobei unter „gutem Pedigree“ eigentlich immer nur die Hengste gemeint sind). Dass auch eine Spitzenanpaarung nicht immer Spitzennachzucht ergibt, weiß jeder kritische Züchter. Noticiero 2013 Gegenbeispiel Peru/USA: Sport in unserem Sinn wird dort - zumindest mit dem Paso Peruano—nicht betrieben. Die Mehrzahl der Präsentationen sind reine Showdarbietungen oder zumindest gefährlich nahe dran; die Fitness der Tiere reicht oft gerade für die Dauer der Vorstellung. So war denn auch die Ansbacher Meisterschaft von 1989 in der amerikanischen Presse die „German Championship Show" - ganz ohne Show geht drüben offensichtlich nichts. In der Prüfungsordnung für Pasopferde (PPO) findet sich eine sehr detaillierte Sportordnung (SO). Ist es nicht vielleicht doch die Quadratur des Kreises, eine Genießerdisziplin in ein Punktschema zu zwängen? Ein Unterfangen dem sich im Laufe der Zeit alle hiesigen Pasovereine gewidmet haben. Zunächst: Nichts ist so gut, als dass man es nicht verbessern könnte. Eine geeignete (!) Überprüfung der Fähigkeiten von Ross und Reiter sind als Standortbestimmung sogar unerlässlich und bei Licht betrachtet bringt das Umfeld zum oft verpönten Turnierbetrieb auch dem Freizeitreiter eine Reihe von unleugbaren Vorteilen: » Die Vorbereitung auf ein Turnier fordert den Reiter; er wird motiviert, an seiner eigenen Fitness und der seines Pferdes zu arbeiten. » Untrainierte Pferde und Reiter sind einem erheblich höheren Verletzungs- und Unfallrisiko ausgesetzt; Training bedeutet geistige Vorbereitung und körperliche Arbeit. » Ein Vergleich im sportlichen Wettbewerb der einzelnen Pferde zeigt dem Interessierten, wo der Schwerpunkt der jeweiligen Zuchtstätten und -linien zu sehen ist (Schau, Gelände, Ausdauer). » Das neutrale Richten der Pferde zeigt Schwachstellen der Zucht. Lücken in der Ausbildung von Pferd und Reiter treten zutage und zeigen den Bedarf für Zuchtberatung und Kursprogramme. » Die intensivere Beschäftigung des Reiters mit seinem Pferd bei der Vorbereitung auf das Turnier fördert » das Verständnis für die individuellen und rassespezifischen Besonderheiten. Imagepflege an der Basis: Vorzüge, Stärken können betont werden, Schwachstellen können erkannt und aufgearbeitet werden. » Sport darf nicht mit Hochleistungsschinderei verwechselt werden: Kein Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck der Gesunderhaltung von Tier und Mensch. » Jedes Turnier hat auch Werbecharakter und dient so der Selbstdarstellung der verschiedenen Pasorassen. Artgerecht und rassespezifisch trainierte Pasopfer» de fördern das Interesse der Reiterwelt an unseren Pferden und vergrößern die Töltgemeinde. Ein sportlicher Vergleich'— insbesondere im Rahmen » von Gemeinschaftsturnieren mit anderen Rassen (z.B. bei der IGV) - beugt der „Betriebsblindheit" vor. Der Blick über den Tellerrand der eigenen Rasse und Reitkunst hat noch keinem geschadet. Der Sport mit den Pasopferden muss rasseorientiert, » vielleicht sogar rassespezifisch sein. Ein ausgewiesenes Springtalent ist der Paso sicher nicht; auch vor dem Pflug macht er nur eine mäßige Figur. Seine Stärken sind eine gute Ausdauerleistung bei unüber- troffenem Komfort für den Reiter und seine immer wieder überraschende Kooperationsbereitschaft und sensible Gelehrigkeit. Die Konkurrenz im Töltlager schläft aber nicht! Um eingefleischte Ignoranten von den Vorzügen eines Tölters zu überzeugen, ist ein Pasopferd nach wie vor die sicherste und eleganteste Methode, die Schar der Aficionados zu stärken. Ausgehend von diesen Überlegungen haben die Pasovereine ihre Sportordnungen um eine wichtige Prüfung erweitern: die PRUEBA DE TRABAJO oder ARBEITSPRÜFUNG (PT). Sie basiert auf dem altperuanischen Grundgedanken, dass der Paso Peruano in erster Linie ein Arbeitspferd sein soll und dadurch als ideales Freizeitpferd prädestiniert ist. Dies gilt gleichermaßen auch für die anderen Pasoschläge. Die PT soll eine Art Abschlussexamen für die Ausbildung des Freizeitpferdes darstellen. Die Prüfung wird in drei Schwierigkeitsgraden durchgeführt, die den unterschiedlichen Ausbildungs- und Trainingsmöglichkeiten von Pferd und Reiter Rechnung tragen: Bronze, Silber, Gold. Die PT muss im Rahmen einer offiziellen Veranstaltung abgelegt werden. Alle Abschnitte müssen während eines Turniers und vom gleichen Reiter bewältigt werden. Mittlerweile ist sie auch von der FN für alle Pasorassen als alternative Leistungsprüfung anerkannt. Somit »Das Pasopferd - Sportler, aber kein Sportgerät?«* Woher kommt das hohe Interesse an sportlicher Betätigung mit Pasopferden? Ist es legitimes Bedürfnis nach Selbstdarstellung? Suche nach Kontakt mit Ähnlichgesinnten? Eines bewegt die Akteure sicherlich nicht: die Preisgelder. Die Teilnahme an einem Pasoturnier bleibt auf absehbare Zeit ein Zuschussgeschäft- und das ist auch sicher gut so. Wenn den Pasopferden begrenzte Möglichkeiten zur „echten" sportlichen Betätigung nachgesagt werden ( sie können nicht mal Springen!), so ist dieses enorme Interesse doch einer genaueren Betrachtung wert. Das Genießerpferd Paso zwischen Stoppuhr und Verfassungskontrolle? Zugegeben - was den rein athletischen 2013 Noticiero 83 Teil des Sports angeht, gibt es geeignetere Pferde, auch unter den Gangpferden. Aber gerade die starke Betonung der Rittigkeit der Pasopferde eröffnet uns Pasoreitern die Möglichkeit der sportlichen Betätigung am anderen Ende der Skala, wo weniger der Kraftprotz und Renner gefragt ist, auch nicht der gedrillte Erfüllungsgehilfe, schon gar nicht der Springer, sondern der Freund der leisen Töne: Reiten für Feinschmecker. Und da scheinen die Pasopferde ihren Markt gefunden zu haben. So ist es durchaus verständlich, dass nach einer gewissen Zeit–schließlich hat man sich das Pasopferd gekauft, weil man eigentlich keine Turnierambitionen hat - doch das Verlangen nach einer Beurteilung aufkeimt. Man möchte nicht so ganz im Niemandsland der unbeobachteten Buschreiterei verharren; man möchte sich und sein Pferd optimieren; man sucht die Standortbestimmung: Wie gut sind die anderen, wie gut sind wir beide, mein Pferd und ich? Die PPV hatte bald nach ihrer Gründung ein Regelwerk, die Prüfungsordnung für Paso Peruanos (PPO), herausgegeben. Pate standen die LPO und die IPO, aber vieles musste auch vollkommen neu erarbeitet und für unsere europäischen Vorstellungen umgestaltet werden. So ist eine Prüfungsordnung immer nur eine Arbeitsgrundlage, die bei Bedarf geändert werden darf oder sogar muss - wenn z. B. Lücken oder Widersprüche entdeckt werden oder die Nachfrage nach einem anderen Typ von Prüfung wächst. Die PPO ist in ihrer aktuellen Version die Quintessenz aus vielen Jahren Sport mit dem Paso. Bei der neuerlichen Überarbeitung hat ein Grundsatz verstärkt Pate gestanden: Alle Pasoprüfungen müssen so gestaltet sein, dass für jeden reiterlichen Anspruch und für jede reiterliche Orientierung eine Prüfung angeboten wird. Jeder Pasoreiter muss sich irgendwo in einer PPO wiederfinden können. Egal ob es die gekonnte Vorstellung eines zukünftigen Zuchtpferdes an der Hand ist, die Dressurkür oder der Langstreckenritt: Die Ausrede: für mich bietet die PPO nichts - gilt nicht mehr. Alles, was man sinnvollerweise in Sachen Sport mit Pasopferden machen kann, hat in die entsprechenden Prüfungsordnungen, sei es der IGV, sei es der verschiedenen Pasovereine, Eingang gefunden. Sabine Wieczorek auf der Paso Peruano Stute Marita KCO im Trail | EuroPaso in Weihersmühle, 2000 84 Noticiero 2013 Ausrüstung, Hufbeschlag, Tierschutz, Turnierleitung, Schiedsgericht, Ordnungsmaßnahmen. Drei Punkte aus diesem Abschnitt sollen besonders erwähnt werden: » Das Hufbeschlagsreglement wurde gegenüber der ursprünglichen Fassung weiter präzisiert. Wenn man züchterisch den besten aller Naturtölter anstrebt, so dürfen auf diesem Sektor keine Zweideutigkeiten möglich sein. Sicherlich wird man mit Zugewinn weiterer Erkenntnisse auch an diesem Passus immer wieder arbeiten müssen. Nichtsdestoweniger sei das genaue Studium des Beschlagsreglements empfohlen. Die Retranca, also der untere Riemen des Hinterge» schirrs, ist in den Zuchtprüfungen nicht mehr zwingend vorgeschrieben. Dies ist einerseits mit der in Peru geübten Praxis zu vereinbaren. Andererseits entspricht die traditionelle südameri» kanische Ausrüstung nicht in jeder Hinsicht unseren Sicherheitsvorstellungen. Es ist nicht–wie der Purist vielleicht vermutet - der Beginn des Kulturbanausentums. Es waren bei dieser Überlegung wirklich einzig und allein Argumente im Spiel, die der Reitersicherheit und der Pferdegerechtigkeit dienen. Der „Renner“ unter den Sportprüfungen scheint die neue „Prueba de Trabajo" (Arbeitsprüfung) zu sein (siehe oben). Sie dokumentiert wie keine andere Prüfung der PO die Vielseitigkeit des Pasopferdes. Hier kann jedes Pferd und jeder Reiter seine Stärken unter Beweis stellen und auf der anderen Seite kleine Defizite wieder ausgleichen, so dass das ganze Spektrum der Anforderungen, die an ein gutes Freizeitpferd gestellt werden, in möglichst objektiver Form dokumentiert werden. Die drei Schwierigkeitsgrade (Bronze, Silber, Gold) sind so gestaltet, dass in der leichtesten Version die solide Grundausbildung und Basiskondition ausreichend ist, während in der schwersten Version nur das Ausnahmepferd und der bestens vorbereitete Reiter bestehen können. Jeder nach seiner Fasson... Einige Prüfungen wurden aus der Sportordnung herausgenommen und als Empfehlung für Schauprogramme weitergegeben. Die Copa de Champan und die Damensattelklasse sind zwar sehr publikumswirksam, sind aber im Grunde genommen keine ernsthaften Leistungsprüfungen; das gilt auch für andere FUN-Prüfungen, die auf jedem Turnier trotzdem ihre Existenzberechtigung haben. Im Allgemeinen Teil einer PO werden die Fragen geregelt, die in allen Prüfungen gleichermaßen von Bedeutung sind, Zulassungsvoraussetzungen für Pferd und Reiter, Mit einer Pasoprüfungsordnung im Hinterkopf müssen wir nun zwei Ziele verwirklichen: 2013 Noticiero 85 » Reitern, » die sich gerne im sportlichen Wettkampf messen würden, aber noch unerfahren im Turniergeschehen sind, muss die SchweIlenangst genommen werden. Auf einem Pasoturnier wird niemand bloßgestellt. Der Neuling wird überrascht sein, wie kooperativ die Atmosphäre und wie hilfsbereit die alten Hasen sind. Der absolute Turniermuffel sollte sich überzeugen lassen, dass Turniere kein Selbstzweck sind. Sie sind eine Messlatte für die Ausbildung des Pferdes, das Können des Reiters. Insofern dienen sie dem Kenntniszuwachs im Bereich Zucht, Ausbildung und Haltung und damit direkt dem Pferd. Man kann wunderschön im stillen Kämmerlein musizieren —ganz für sich allein - und seine Freude dran haben. Man kann alleine durch den Busch reiten und Erholung finden wie sonst nirgendwo. So wie das Konzert für den Musiker Ansporn für die Feinarbeit ist, ist es das Turnier für den Reiter. Bei dieser Pferderasse und diesem Reglement besteht kaum Gefahr, dass ein Pferd Opfer des Ehrgeizes wird. Dagegen entlohnt uns die Turnierteilnahme mit neuen Erkenntnissen und positiven Eindrücken Pasopferde in ihren Ursprungsländern, manchmal sogar mehr als ihnen lieb ist. Für „zeitgemäßes" Reiten hier ein Beispiel: Man weiß heute, wie das Pferd „fokussiert“, das heißt die Sehschärfe reguliert. Nachdem dazu ein großes Maß an Kopffreiheit nötig ist, kann „zeitgemäßes" Reiten im Gelände nur am langen Zügel stattfinden. Wenn man den veröffentlichten Statistiken glauben darf, tummelt sich die überwiegende Mehrheit der Reiter in Wald und Feld und nur ein verschwindend kleiner, publizistisch aber sehr aktiver Teil, findet seine reiterliche Bestätigung auf dem Turnierplatz. So gesehen, sind Paso-Reiter gar nicht exotisch, sondern eher durchschnittlich normal. Was ihr „Anderssein" ausmacht sind ihre Pferde und die damit gepflegte Reitweise. hends; ja wir treffen heute „Gurus", die die Pferdehaltung nur oder doch auch gutheißen, wenn „Reiten" nicht beabsichtigt oder möglich ist (Hempfling, Strasser ..). Zeitgemäß ist sicherlich auch die Forderung, die auf dem FN-Seminar über „Reitweisen der Welt' erhoben wurde; die Natürlichkeit, das Lockere, die Fröhlichkeit für alle Reitweisen in den Vordergrund zu stellen. Reiten soll Mensch und Pferd Spaß machen, dann gelingt es auch. Gemeinsame Arbeit mit dem Pferd als moderne Alternative zum Arbeiten des Pferdes als Selbstzweck. Wenn einzelne Ausbildungsschritte eine Eigendynamik entwickeln und zum Selbstzweck werden (Halfter- Vorführung; Dressur am Platz: Springreiten, etc.) wird die Sache schnell einseitig, d.h. unnatürlich, nicht mehr zeitgemäß. Ganz aus dem Ruder läuft die Angelegenheit, wenn persönlicher und wirtschaftlicher Erfolg der Reiter maßgebend werden. Selbstverständlich ist es fundamental wichtig, weder während der Ausbildung noch später im Sport mehr zu verlangen, als das Pferd anbietet und zu leisten imstande ist. Aber ebenso fundamental und für das psychische Wohlbefinden des Tieres wichtig, ist das Vermeiden von Unterforderung und Langeweile. Wenn Harmonie und Partnerschaft das moderne Reiten auszeichnen, das Im Grunde gibt es nur zwei Reitweisen: Gutes Reiten und Schlechtes Reiten. Wo sich die Geister etwas scheiden ist bei der Definition „gut", doch sind die Gemeinsamkeiten guten Reitens in allen Reitweisen größer, als ihr äußerlich so unterschiedliches Gehabe vermuten lässt. Gutes, und damit „zeitgemäßes" Reiten beinhaltet die Harmonisierung von: Also: Ist Pasopferde-Reiten zeitgemäß eine berechtigte Frage?* Was ist eine zeitgemäße" Reitweise"? Doch wohl eine, die die Bedürfnisse der heutigen Reiter mit den Besonderheiten der Pferdenatur am besten in Einklang bringt. Hierzu wurden in den letzten Jahren viele Ansätze gemacht, doch abgeschlossen ist die Entwicklung noch lange nicht, wann überhaupt? Was sich besonders nach dem 2. Weltkrieg geändert hat sind: Einsatzmöglichkeiten des Pferdes. Erkenntnisse über die Natur des Pferdes. Reiter von exotischen Rassen haben hier, erstmals ohne eigenes Verdienst, einen gewissen Vorteil, weil bei ihnen der Einsatz des Pferdes und die dazugehörige Ausbildung noch eine gewisse Einheit bilden, da sie der ureigensten Pferdearbeitswelt entstammen. Reiter von Pasopferden wollen sog. „Freizeitpferde" (Berufspferde gibt es bei uns fast nur noch auf der Rennbahn) das heißt zuverlässige Reitpartner für lange Stunden im Gelände. Genau diesen Einsatz erfahren 86 Noticiero 2013 » Reitweise » Reiter und Ziele » Pferdetyp » Sattelung und Zaumzeug Das Ziel guten Reitens ist auch weitgehend gleich: » Erhalt der Gesundheit von Reiter und Pferd » gehorsame Mitarbeit des Pferdes » mehr Lebensqualität für alle Beteiligten Eine Reitweise, die eine Gefährdung von Reiter oder Pferd beinhaltet, ist eo ipso eine schlechte, nicht mehr zeitgemäße Reitweise. Das lässt sich genauso kategorisch für jede Hippo-Aktivität sagen die der physischen oder/und psychischen Natur der Pferde zuwider läuft. Wenn der Reitsport heute für viele Menschen attraktiv sein soll, dann liegt es auf der Hand, die Vielfalt an Rassen, Reiteigenschaften, Gangarten und Ausrüstungen mit der Vielschichtigkeit von Wünschen und Zielen der Reiter in Einklang zu bringen. Ganz unterschiedliche Motivationen bestimmen die Beziehung zum Pferd. Das nicht wettkampfmäßige Reiten profiliert sich zuse- Jugendlicher Paso Fino Reiter auf der Confepaso MS in Caracas, 1996 2013 Noticiero 87 Erlebnis von Natur und Kreatur im Vordergrund stehen sollen, müssen Reitweise und Anforderung „pferdegerecht“ gestaltet werden. Ein frustrierter Partner ist ein schlechter Mitarbeiter. Daraus kann sich kein gutes Reiten ergeben. Jede Reitweise, das kann man in den entsprechenden Regelwerken nachlesen, will „zufrieden gehende Pferde". Es geht allen um die gemeinsame Sache Sport und Freizeit und um das gleiche Lebewesen Pferd. Jedes Land hat im Laufe der Vergangenheit seine für sich geeignete Pferderasse und Reitweise hervorgebracht: denn die Züchter selektieren immer darauf, was die Reiter ihnen abkaufen; das ist nun einmal so, und zwar weltweit. Solange diese Reitweisen und Pferderassen seriös gepflegt werden, bilden sie eine große Bereicherung unserer Reitszene. Diese Seriosität darf aber weder mit „traditionsstarrer Folklore" verwechselt werden. noch ist die kritiklose Übernahme all dessen, was aus den Ursprungsländern kommt, noch zeitgemäß. Gerade die Pasoreiter, die nicht mit der kreolischen Mentalität vertraut sind (die es den Lateinern oft schwer macht durch Integration moderner hippologischer Erkenntnisse in die traditionelle Ausbildungs- und Reitweise zeitgemäßer zu werden) finden heute manchen Anlass zur Kritik. Das Bestreben der Pasofreunde unseres Landes ist, hier eine Brücke zu bauen im Sinne von „Fortschritt und Tradition", denn Pasopferde sollen auch solche bleiben, in all ihrer VieIfalt an Schlägen und Reitweisen. Bei Vorführungen, auf Messen, o.ä. verzichten wir andererseits ungern auf die Exotik südamerikanischer Ausrüstung. Dennoch: Reform tut Not und sowohl der PV als auch die anderen Gangpferdevereinigungen sollten sich darum kümmern. Zeitgemäße Reitweise ist die passende, den Bedürfnissen und Zielen des Reiters ebenso angemessen, wie den körperlichen und seelischen Voraussetzungen des Pferdes. Keine „richtige" Reitweise ohne die dazu passende Ausbildung von Reiter und Pferd sowie die artgerechte Pferdehaltung. lch kann nicht umhin, diese mir so wichtige Grundlage für zeitgemäßen Umgang mit Pferden immer wieder zu betonen. Kein Reiter kann locker Vertrauen signalisierend auf einem Pferd sitzen, das die vergangenen Stunden und Tage in einem pferdefeindlichen Gefängnis (sprich Box) verbracht hat und entsprechend verspannt, expIosionsbereit, frustriert ist. Der Reiter allein kann dem Pferd nie ein ausgeglichenes Seelenleben vermitteln, das für seine Sicherheit beim Reiten so wesentlich ist. Artgerechte Haltung rangiert hier immer noch vor Bequemlichkeit des Reiters. Dafür dürfen auch sogenannte Turniererfolge mal auf der Strecke bleiben. Kein Reiter kann mit leichter Hand und frohem Sinn sein Pferd dirigieren, wenn er dessen „Knöpfe" nicht kennt: Missverstehen und Frust sind programmiert, wenn Ausbildungs- und spätere Reitweise nicht eine Einheit bilden. Paso Fino auf der IDMG 2007 88 Noticiero 2013 Während sich um die Jahrhundertwende der Turniersport schon europaweit etabliert hatte, waren die meisten Vorführungen der Pasopferde in ihren Ursprungsländern bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts reine Zuchtschauen, aus denen allerdings nach und nach teils auch sportliche Wettkämpfe wurden. Reine Schauvorführungen, also Pasopferdedarbietungen mit Wettbewerbscharakter wurden rassespezifisch erst in den USA entwickelt; zuerst nach dem traditionellen Reglement mit Anpassungen an die amerikanischen Publikumserwartungen. Heute beobachten wir eine Rückwirkung dieser „Pasoturniere" auf die Ursprungsländer mit all den, auch negativen, Seiteneffekten auf Zuchtziel und Reitweise. Wir sind also aufgefordert, das was mit den Pasopferden, zunächst aus USA, später auch zunehmend aus den Ursprungsländern an ‚Reitkultur" und „Horse-Man-Ship" zu uns kommt, kritisch zu betrachten und auf seine Zeitgemäßheit zu durchleuchten. Ist z.B. die Jungpferdearbeit am Palo" noch zeitgemäß? Oder muss nicht die notwendige und traditionell übliche Bodenarbeit neu organisiert werden, Jungpferde gerechter gestaltet werden? - Und wie steht es um die Pferdegerechtheit des Bozal? - Wir wollen und sollen ihn nicht missen; besonders in seiner vielseitigen und freundlichen Form aus Kolumbien ist der Bozal eine fast unverzichtbare Ausbildungszäumung für Pasopferde. Mittlerweile wissen Wanderreiter jeglicher Couleur diese Zäumung zu schätzen. In diesem Licht betrachtet mag nun dem einen oder anderen die SPO (Sportprüfungsordnung für Pasopferde) verständlicher erscheinen: „Fortschritt mit Tradition“ zum Zwecke einer Sportausübung für die Verbesserung der Zuchtbemühungen. Das klingt sehr kompliziert, ist aber denkbar einfach, eben zeitgemäß. Wieviel Sport muss sein?* Zusammen mit den Pasopferden ist auch eine Reittradition und Atmosphäre nach Europa gekommen, die durch und durch iberisch-südamerikanisch ist. Gelassenheit und Temperament, Arbeitseifer und Bequemheit, Genießen und „Brio“ – für europäische Reit-Denkschemata schwer zu vereinbarende und nachvollziehbare Dimensionen. In der europäischen Reittradition rangiert das Interieur des Pferdes weit hinten; der Name des Reiters dafür um so weiter vorne: So ganz ohne Profilierungsambitionen geht es bei uns offensichtlich nicht. In den Prüfungsordnungen für Pasopferde (PPO) findet sich eine sehr detaillierte Sportordnung (SO). Ist es nicht vielleicht doch die Quadratur des Kreises, eine Genießerdisziplin in ein Punktschema zu zwängen? Zunächst: Nichts ist so gut, als dass man es nicht verbessern könnte. Eine geeignete (!) Überprüfung der Fähigkeiten von Ross und Reiter sind als Standortbestimmung sogar unerlässlich. Bei Licht betrachtet bringt das Umfeld zum oft verpönten Turnierbetrieb auch dem Freizeitreiter eine Reihe von unleugbaren Vorteilen: » Die Vorbereitung auf ein Turnier fordert den Reiter; » » » » » » » » » er wird motiviert, an seiner eigenen Fitness und der seines Pferdes zu arbeiten. Das gilt gleichermaßen für das Wanderreittraining. Untrainierte Pferde und Reiter sind einem erheblich höheren Verletzungs- und Unfallrisiko ausgesetzt; Training bedeutet geistige Vorbereitung und körperliche Arbeit. Ein Vergleich im sportlichen Wettbewerb der einzelnen Pferde zeigt dem Interessierten, wo der Schwerpunkt der jeweiligen Zuchtstätten und –linien zu sehen ist (Schau, Gelände, Ausdauer) Das neutrale Richten der Pferde zeigt Schwachstellen der Zucht. Lücken in der Ausbildung von Pferd und Reiter treten zutage und zeigen den Bedarf für Zuchtberatung und Kursprogramme. Die intensivere Beschäftigung des Reiters mit seinem Pferd bei der Vorbereitung auf das Turnier fördert das Verständnis für die individuellen und rassespezifischen Besonderheiten. Imagepflege an der Basis: Vorzüge, Stärken können betont werden, Schwachstellen können erkannt und aufgearbeitet werden. Sport darf nicht mit Hochleistungsschinderei verwechselt werden: Kein Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck der Gesunderhaltung von Tier und Mensch. Jedes Turnier hat Werbecharakter und dient der Selbstdarstellung der Rasse. Artgerecht und rassespezifisch trainierte Pasos fördern das Interesse der Reiterwelt an unseren Pferden. Ein sportlicher Vergleich – insbesondere im Rahmen von Gemeinschaftsturnieren mit anderen Rassen – beugt der „Betriebsblindheit“ vor. Der Blick über den Tellerrand der eigenen Rasse und Reitkunst hat noch keinem geschadet. Der Sport mit dem Paso muss rasseorientiert, vielleicht sogar rassespezifisch sein. Ein ausgewiesenes Springtalent ist der Paso sicher nicht; auch vor dem Pflug macht er nur eine mäßige Figur. Obwohl ich ihn bei dieser Arbeit schon in Kuba oder Costa Rica beobachten konnte. Seine Stärken sind eine gute Ausdauerleistung bei unübertroffenem Komfort für 2013 Noticiero 89 den Reiter und seine immer wieder überraschende Kooperationsbereitschaft und sensible Gelehrigkeit. Die Konkurrenz im Töltlager schläft nicht; um eingefleischte Ignoranten von den Vorzügen eines bequemen Tölters zu überzeugen, ist etwa der Paso Peruano nach wie vor die sicherste und eleganteste Methode. Dagegen überzeugen Paso Finos eher beim Temperamenttölt oder Paso Iberoamericano beim Dressurtölt. Ausgehend von diesen Überlegungen haben die Pasovereine ihre Sportordnung um eine wichtige Prüfung erweitert: die Prueba de trabajo oder Arbeitsprüfung (PT). Sie basiert auf einen altperuanischen Grundgedanken, dass der Paso in erster Linie ein Arbeitspferd sein soll und dadurch als ideales Freizeitpferd prädestiniert ist. Sie soll eine Art Abschlussexamen für die Ausbildung des Freizeitpferdes darstellen. Darüber hinaus gilt sie FN-weit offiziell als Pasoleistungsprüfung. Die Prüfung wird in drei Schwierigkeitsgraden durchgeführt, die den unterschiedlichen Ausbildungs- und Trainingsmöglichkeiten von Pferd und Reiter Rechnung tragen: Bronze, Silber, Gold. Die PT muss im Rahmen einer offiziellen Veranstaltung abgelegt werden. Alle Abschnitte müssen während eines Turniers und vom gleichen Reiter bewältigt werden. Diese Prüfung ist allen Pasopferden auf den Leib geschneidert. Viele Probeläufe in Einzeldisziplinen haben gezeigt, dass die geforderten Leistungen – auch wenn sie beim ersten Hinsehen als gering erachtet werden – nicht unterschätzt werden dürfen und in der Kombination eine echte Leistungsprüfung (LP) darstellen. Ein ideales Wanderreitpferd wie der Paso muss seinen Reiter sicher und bequem durchs Gelände tragen können. Es braucht entsprechende physische und psychische Konditionen. Diese werden in drei Teilabschnitten überprüft: Kondition im Streckenritt, Gehorsam und Reitsicherheit in den Rittigkeits- bzw. Traiprüfungen und Reitkomfort in der Töltprüfung. Unter den Teilnehmern wird – getreu dem Motto eines Freizeitsports – keine Rangierung vorgenommen. Die Prüfung wird nur in zwei Kategorien bewertet: „bestanden“ oder „(noch) nicht bestanden“. Letzteres Urteil soll nicht zum Aufgeben führen, sondern Anreiz zur Wiederholung der Prüfung geben. Sie erfordert schon in der kleinsten Version ein hohes Maß an gezieltem Training und Vorbereitung. Als umfassendste Leistungsprüfung kann hier der Paso seine ideale Eignung als vielseitiges Freizeitpferd unter Beweis stellen. Gleichermaßen wird sie bei der Weiterentwicklung einer gesunden Population und eines interessanten Sportgeschehens hilfreich sein. Von jedem ernsthaften Hengsthalter zu erwarten, dass sein Tier im Leistungsstutbuch seines Zuchtverbandes steht, ist das gute Recht unserer Züchter. Andererseits sollte es deren Ehrgeiz sein, möglichst nur mit leistungsgeprüften Stuten zu züchten, denn nur diese können langfristig Hengstmütter werden. Kaja Stührenberg und Paso Iberoamerikano Stute Batisma in der Piaffe (Deutsche Meister 2007) 90 Noticiero 2013 Epilog Die Mäuse, die sehr unter einer Katze zu leiden haben, beschließen, Abgesandte zum weisen Uhu, einem Pferdeguru, zu schicken und um Hilfe zu bitten. Er sagt: „Die Lösung ist ganz einfach: Bindet der Katze eine Glocke um, dann hört ihr's läuten, wenn sie sich nähert und könnt verschwinden!“ Erfreut geht die Delegation heim und berichtet. Da fragt eine Maus plötzlich in die allgemeine Euphorie hinein: „Aber wie binden wir der Katze die Glocke um?“ Die Delegation geht wieder zum Uhu und trägt ihm das Problem vor. Er sagt ungehalten: „Ich habe euch die Lösung in groben Zügen skizziert, um die Details müsst ihr euch schon selbst kümmern!“ Barrida von Paso Peruanos auf der Veranstaltung: "Bayern Pferd" in München / Riem (1994) 2013 Noticiero 91 Sieben Gerüchte, die man schnell vergessen sollte Gerücht Nr. 1: Ein Pasopferd braucht keine Ausbildung Die große Kooperationsbereitschaft und natürliche Töltveranlagung veranlassen viele Pasoreiter, wenig für Aus- und Weiterbildung von Pferd und Reiter zu tun. Basistraining und Gymnastizierung helfen, die Anlagen auszuschöpfen. Oft ist es ein Tip eines erfahrenen Trainers, der Pferd und Reiter in einer festgefahrenen Situation weiterhilft. Gerücht Nr. 2: Pasopferde sind Kinder- und Anfängerpferde Ein guterzogener iberischer Vollblüter ist sicher und zuverlässig. Ihre extreme Reaktionsbereitschaft und Sensibilität machen das Reiten auf ihnen zum Genuss. Ein absoluter Reitanfänger, der diese Reaktionsbereitschaft nicht umsetzen kann, ist damit eher überfordert. Ruhige, eher ältere und abgeklärte Pferde sind hingegen durchaus geeignet, einem Anfänger oder Kind das erste Töltfeeling zu vermitteln. Gerücht Nr. 3: Pasos sind Kurzstreckenpferde Von ihrer züchterischen Konzeption sind sie eher das genaue Gegenteil: Arbeitspferde für den kräfteschonenden Dauereinsatz. Diese Qualitäten werden heute in den Ursprungsländern immer noch überprüft; solche Prüfungen lenken aber nicht die große Aufmerksamkeit des Publikums auf sich. Diese gilt den Shows. Es liegt an uns, die Pferde wieder in ihrem ursprünglichen Sinn zu trainieren und einzusetzen. züchterisch noch durch Ausbildung. Die Natur gibt ihm die Anlage zu dieser Gangvariante mit, der Reiter ruft diese Veranlagung lediglich ab. Gerücht Nr. 5: Finos tippeln und Peruaner schaufeln Jede Pferderasse weist Besonderheiten in der Gangmanier auf. Der Trab des Friesen ist nicht mit dem des Arabers zu vergleichen. Selektion im Hinblick auf den Verwendungszweck bedingen Veränderungen der Gangmanier. Das Prinzip der schwingungsfreien Zone in der Sattellage kann auf verschiedene Weise verwirklicht werden. Bei den Pasopferden ist es perfekt gelungen. Weite Bewegungen und ausgeprägte Vorhandaktion plus Termino sind ebenso berechtigt wie kurze, hochfrequente Schritte mit viel Hinterhandaktion. Für Außenstehende ist das eine wie das andere optisch gewöhnungsbedürftig – das Erlebnis im Sattel ist entscheidend. Gerücht Nr. 6: Pasos werden sein 500 Jahren rein gezogen Erstens: es stimmt nicht. Die Zuchtbücher wurden teilweise erst vor wenigen Jahren geschlossen. Zweitens: wenn es stimmen würde, wäre es genetisch höchst bedenklich, mit so kleinen Populationen Reinzucht zu betreiben. Es gibt also keinen Grund, diese Behauptung aufrechtzuerhalten. Was viel wesentlicher ist: die „gedankliche“ Reinzucht, das Zuchtziel vom superbequemen Naturtölter, ist seit Jahrhunderten unverändert. Mehr Rassemythos braucht ein gutes Pferd nicht. Gerücht Nr. 7: Nur traditionelle Ausbildung und Ausrüstung bringen gute Pasos Gerücht Nr. 4: Der Classic Fino ist ein Fachidiot Die Beschränkung des Classic Fino-Pferdes auf ein einziges Tempo bezieht sich auf das Prüfungswesen. Freilaufend oder im Gelände bewegt sich das Classic Fino-Pferd auch in anderen Gangarten und Tempi. Sie dressurmäßig vorzustellen, ist ein besonderer Genuss. Classic Fino kann man nicht herbeizwingen – weder Ausbildung und Ausrüstung der Pasopferde in den Ursprungsländern sind stark traditionell orientiert. Wir sollten von diesen Traditionen das übernehmen, was gescheit ist. Vieles ist genial gut durchdacht – wie die Basisausbildung mit dem Bosal; anderes umstritten, z.B. die frühzeitige Arbeit am Palo; manches ist reine Brauchtumspflege. Silberne Beschläge am Sattel sehen elegant aus. Über die Qualität des Pferdes sagen sie wenig. LEONDE ANGRAND 92 Noticiero 2013 2013 Noticiero 93 Presseschau Presseschau Über den Tellerrand geschaut... Es stand in: Deutsches Tierärzteblatt 8/2012 „Guten Lauf gehabt?“ Die Bedeutung des Hundes nimmt in unserem Leben einen immer größeren Raum ein. Hundeschulen und Vereine erweitern stetig ihre Angebote: Angefangen bei der Vielseitigkeitsprüfung für Gebrauchshunde (VPG) über den Turnierhundesport (THS) bis hin zu Agility, Obedience, Flyball, Frisbee, Treibball etc., die Palette ist riesig – und in den meisten dieser Sportarten wird von unseren tierischen Partnern nicht wenig verlangt. Erkrankungen des Bewegungsapparates sind in den letzten Jahren immer mehr zum Schreckgespenst des ambitionierten Hundehalters geworden. Umso mehr sollte der verantwortungsvolle Hundetrainer seine Aufgabe darin sehen, Auffälligkeiten im Gangbild seiner Schützlinge erkennen und interpretieren zu können. Nicht jeder Hund, nicht jede Rasse, ist für jede Sportart geeignet. Nur ein gesunder Hund ist in der Lage, den Anforderungen, die an ihn gestellt werden, mit Freude und Eifer nachzukommen. Ziel des Seminares ist die Blickschulung für Eigenheiten, bis hin zu eventuell krankhaften Veränderungen im Gangbild, um einer Fehl- bzw. Überbelastung des Hundes vorzubeugen. Es sollte selbstverständlich sein, für jeden Hund die richtige Sportart zu ermitteln und darüber hinaus das Training an die individuelle Kondition anzupassen. Tierarzthaftung Es stand in: eutsches Tierärzteblatt 8/2012 Ein Tierarzt, der seine Pflichten aus einem Vertrag über die Ankaufsuntersuchung eines Pferdes verletzt und deshalb einen unzutreffenden Befund erstellt hat, haftet unabhängig von einer etwaigen Haftung des Pferdeverkäufers seinem Vertragspartner (hier: dem Pferdekäufer) auf Ersatz des Schadens, der diesem dadurch entstanden ist, dass er das Pferd aufgrund des fehlerhaften Befundes erworben hat. Paso Peruano, Concurso National, Peru/Lima 94 Noticiero 2013 (BGH, Az.: VIIZR 164/22) Tierhaltungssysteme grundlegend überdenken Es stand in: Deutsches Tierärzteblatt 8/2012 Deutsche Agrarforschungsallianz legt Strategiepapier zur Zukunft der Nutztierhaltung vor. Mit einem umfassenden und radikalen Ansatz soll die heimische Nutztierhaltung besser in Übereinstimmung mit den gesellschaftlichen Erwartungen gebracht werden. Das geht aus einem Strategiepapier zur Tierhaltung hervor, welches die Deutsche Agrarforschungsallianz (DAFA) jetzt beschlossen hat. Darin plädieren die in der DAFA zusammengeschlossenen 55 Forschungseinrichtungen für die Entwicklung gänzlich neuer Produktionssysteme in der Schweine- und Geflügelhaltung. In ihrem Papier sprechen die Autoren von einer „großen Herausforderung“, der sich die Wissenschaft neben einer Weiterentwicklung bestehender Systeme stellen müsse. Dabei müssten jedoch zugleich die Vermarktungspotenziale alternativer Produktionssysteme untersucht werden. In der Milchviehhaltung sehen die Forscher erheblichen Bedarf in der Verbesserung der individuellen und der Herdengesundheit sowie in der Gestaltung automatisierter Haltungssysteme. Bemühen will sich die DAFA ferner um Konzepte zur Steuerung der räumlichen Verteilung der Nutztierhaltung nach dem Nachhaltigkeitsprinzip. Schließlich betonen die Forscher die Notwendigkeit, Indikatorensysteme zur Bewertung von Haltungssystemen insbesondere im Hinblick auf das Tierwohl zu entwickeln und gesellschaftliche Erwartungen an die landwirtschaftliche Tierhaltung zu analysieren. Ziel der DAFA-Nutztierstrategie ist es, eine messbare Verbesserung des Zustands der Nutztierhaltung herbeizuführen und die Produktionssysteme bestmöglich mit den Erwartungen der Gesellschaft in Einklang zu bringen. Um der komplexen Thematik gerecht zu werden, hatte die DAFA sechs verschiedene Cluster eingerichtet. In einigen sollte nach Auffassung der Wissenschaftler der Versuch unternommen werden, die etablierten Produktionssysteme komplett zu überdenken und grundlegend andere Haltungsformen zu entwickeln. 2013 Noticiero 95 Presseschau Aus der Rechtsprechung Es stand in: Deutsches Tierärzteblatt 1/2013 Gefährdung des Tieres reicht aus Ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz liegt für einen Pferdehalter nicht erst dann vor, wenn eine Unterernährung beim Tier tatsächlich vorliegt mit der Folge, dass Leiden und Schäden für das Tier tatsächlich bereits eingetreten sind. Die im Tierschutzgesetz genannten Haltungsbedingungen sind vielmehr Ausdruck eines Bedarfsdeckungs- und Schadenvermeidungsprinzips, das bereits eine Gefährdung des Tieres ausschließen soll. Dem entsprechend darf oder muss gegen die tierschutzrechtlich verantwortliche Person bereits eingeschritten werden, wenn objektive Anhaltspunkte den Verdacht begründen, dass eine Gefährdung des Tieres wegen der Nicht- oder Schlechterfüllung der sich aus dem Tierschutzgesetz ergebenden Verpflichtungen konkret zu befürchten ist. In einem solchen Fall kann die zuständige Veterinärbehörde die geeigneten Maßnahmen gegen den Pferdehalter treffen und anordnen. (VerwG Neustadt/Weinstr, Az.: 2 L 494/12.NW) Neues Tierschutzlogo Es stand in: Ökologie & Landbau 165,1/2013 Der Deutsche Tierschutzbund hat ein Signet entwickelt, das eine tiergerechte Fleischproduktion in Deutschland im großen Stil ermöglichen soll. Die Kennzeichnung richtet sich an eine breite Kundschaft. Der Start auf dem Markt ist für Anfang 2013 geplant. Großschlachter wie Vion oder Wiesenhof wollen Ware mit dem neuen Tierschutzlogo anbieten. Von Standards, wie sie bei der Bioproduktion üblich sind, ist das Tierschutzzeichen jedoch ein gutes Stück entfernt. Es gibt weder geschlossene Betriebskreisläufe noch ein Verbot chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel für den Anbau von Futtermitteln. Das Zeichen bietet zwei Stufen, die Kunden an einem (Einstiegsstufe) oder zwei Sternen (Premiumstufe) erkennen. 96 Noticiero 2013 Presseschau Nur in der teureren Premiumstufe sind die Vorgaben beispielsweise beim Platz und Auslauf für Mastschweine und -hühner mit Ökostandards vergleichbar. Auch bezüglich Schlachtalter gibt es teilweise vergleichbare Bestimmungen. Zudem sollen Bestandsobergrenzen eine Abgrenzung von Ware ohne Zeichen gewährleisten. www.tierschutzbund.de/tierschutzlabel.html Tierschutzaspekte des Dopings Es stand in: Der praktische Tierarzt 93, Heft 9 (2012) Ethik im Pferdesport Die Reglements für das Doping im Pferdesport bedürfen einer sorgfältigen Überarbeitung. Ziel des Tierschutzes ist hier die Nulllösung. Aus der Perspektive des Tierschutzes versteht man unter Doping die Beeinflussung der Leistungsfähigkeit eines Individuums durch die Verabreichung von Substanzen. Bei diesen Substanzen handelt es sich um Mittel, welche die natürlichen Leistungsgrenzen nach oben verschieben. Bei erkrankten Tieren das herabgesetzte Allgemeinbefinden zu manipulieren kann unabsehbare Folgen für das Pferd und auch für den Reiter haben. Lange Zeit war Doping im Reitsport kein öffentliches Thema. Wenn problematische Substanzen nachgewiesen wurden, dann wurde meist keine bewusste Manipulation unterstellt. Weiterhin schien das Wohl des Pferdes den Beteiligten am wichtigsten zu sein. Durch die Vorfälle bei der Olympiade 2008 in China änderte sich das Bild. Aufgrund von Capsaicin-Nachweisen wurden mehrere Reiter disqualifiziert. Das Anwenden von Capsaicin an den Vorderbeinen erhöht die Schmerzempfindlichkeit, sodass die Pferde deutlich berührungsempfindlicher werden. Dies hat zur Folge, dass sie dem Stangenkontakt ausweichen und höher springen. Diese Anwendung wird auch als chemisches Barren bezeichnet. In weiteren Wettkämpfen wurden bei Beprobungen Psychopharmaka und stoffwechselanregende Mittel gefunden. Diese Art der Anwendung hat mit dem Wohl des Tieres natürlich nichts zu tun. Hier gilt nur der Wunsch Paso Iberoamerikano Stute Batisma mit Kaja Stührenberg 2013 Noticiero 97 Presseschau Presseschau nach dem Sieg und dem Ehrgeiz der Reiter wird damit Rechnung getragen. Aus Tierschutzsicht muss eine Nulllösung für Dopingmittel greifen. Ferner sollen die Leistungen, die Hochleistungspferde erbringen müssen, einer ernsthaften Überprüfung unterzogen werden. Auch auf tierschutzwidrige Erziehungsmethoden muss das Augenmerk gerichtet sein. Der Wunsch nach schwerwiegenderer Ahndung von Verstößen wird ebenfalls immer deutlicher laut. Nicht zu unterschätzen ist die Vorbildfunktion, die Spitzenreiter für junge Reiter einnehmen. Auch im Heimatstall sollten Doping und tierschutzwidrige Hilfsmittel ein Fremdwort bleiben. Insgesamt kann festgestellt werden, dass das Ansehen des Reitsports in der Öffentlichkeit durch Doping sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Durch Besprechungen und Kontrollen mit der FN, Wiederbelebung des Tierschutzbeirates und durch Gründung einer Arbeitsgruppe zur fachlichen Prüfung von Erziehungsmethoden und Hilfsmitteln hofft der Autor auf eine Lösung für die Problematik. (Deininger E (2011): Doping im Pferdesport aus der Sichtweise des Tierschutzes. Tagung „Doping im Pferdesport“ 13.12.2011) Neues Tierschutzlogo kret zu befürchten ist. In einem solchen Fall kann die zuständige Veterinärbehörde die geeigneten Maßnahmen gegen den Pferdehalter treffen und anordnen. Das Gen für den Gang Es stand in: www.mein-pferd.de 11/2012 und dpa/link (VerwG Neustadt/Weinstr, Az.: 2 L 494/12.NW) Das Islandpferd ist bekannt für seine besonderen Gangarten. Baugenehmigung und Futterflächen Es stand in: Pferdebetrieb 1/2013 Aktuelle Rechtsprechung Will sich ein Landwirt im Baugenehmigungsverfahren auf ein bevorzugt zulässiges Bauvorhaben im Außenbereich für die Pferdehaltung, Pferdezucht und Pferdepension berufen, dann muss er gegenüber der Baubehörde nachweisen, dass er das für die geplante Tierhaltung benötigte Futter auf den zum landwirtschaftlichen Betrieb gehörenden und landwirtschaftlich genutzten Flächen zumindest erzeugen könnte. Um den Futterbedarf eines Pferdes abzudecken, sind mindestens 0,35 Hektar Grünland pro Pferd erforderlich, entschied das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen (Az. 5K2358/09). Bei den erforderlichen Flächen muss es sich um solche handeln, die zumindest zur Erzeugung von Futtermitteln tatsächlich und rechtlich geeignet sind. Erforderlich ist ferner eine Zugehörigkeit jener Flächen zum Betrieb. Dies setzt grundsätzlich eine gewisse räumliche Nähe der Fläche zur Hofstelle voraus. Es stand in: Deutsches Tierärzteblatt 1/2013 Doch der Bewegungsablauf im Tölt oder Rennpass ist keinesfalls reine Dressur. Das Geheinmis liegt im Erbgut dieser Rasse. Wissenschaftler der Universität Uppsala untersuchten die Gene von etwa 350 Isländern und fanden eine Mutation, die offenbar den Gangwechsel vom Trab in den Galopp verhindert. Es handelt sich hierbei um ein Gen, das für die Herstellung des sogenannten DMRT3-Proteins zuständig ist. Es beeinflusst motorische Fähigkeiten, indem Neuronen eine Verbindung zwischen rechter und linker Seite des Rückenmarks herstellen. Außerdem sollen die Nervenzellen eine direkte Verbindung zu Motoneuronen haben, welche für die Steuerung von Muskelbewegungen zuständig sind. Tests an Mäusen bestätigen: „Das Nervensystem passt sich an, selbst wenn ein entscheidendes Gen verloren geht“, sagt Forscher Klas Kullander. Pferde mit drei Grundgangarten weisen keine Merkmale dieser Mutation auf. Genvariante bestimmt Gangarten der Pferde Vierter, fünfter Gang – so ein Tempo hat bislang nur das Islandpferd drauf. Forscher fanden heraus, dass es für Pferde-Gangarten wie Pass, Tölt oder Walk auf ein Gen ankommt. Stacheldrahtverbot rechtmäßig Gefährdung des Tieres reicht aus Ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz liegt für einen Pferdehalter nicht erst dann vor, wenn eine Unterernährung beim Tier tatsächlich vorliegt mit der Folge, dass Leiden und Schäden für das Tier tatsächlich bereits eingetreten sind. Die im Tierschutzgesetz genannten Haltungsbedingungen sind vielmehr Ausdruck eines Bedarfsdeckungs- und Schadenvermeidungsprinzips, das bereits eine Gefährdung des Tieres ausschließen soll. Dem entsprechend darf oder muss gegen die tierschutzrechtlich verantwortliche Person bereits eingeschritten werden, wenn objektive Anhaltspunkte den Verdacht begründen, dass eine Gefährdung des Tieres wegen der Nicht- oder Schlechterfüllung der sich aus dem Tierschutzgesetz ergebenden Verpflichtungen kon- 98 Noticiero 2013 Die Einfriedung von Pferdeweiden mit Stacheldrahtzäunen verstößt gegen das Tierschutzgesetz, wenn nicht durch einen geeigneten Innenzaun sichergestellt ist, dass die Pferde keinen Kontakt mit dem Stacheldraht haben können. Pferde sind Fluchttiere, die bei Schmerz, Angst, Schreck oder Bedrohung zur Flucht in die Weite und zu Panikreaktionen neigen. Eine solche Panikreaktion kann zum Beispiel dadurch ausgelöst werden, dass das Pferd Kontakt zu den Stacheln des Drahtes hat. Bleibt es dann bei seinem panikartigen Fluchtversuch an den Stacheln hängen, kann es zu schweren Verletzungen kommen. Die Anordnung des Veterinäramtes für eine tierschutzgerechte Umzäunung zu sorgen, war damit gemäß Verwaltungsgericht Oldenburg (Az. 11A1266/11) rechtmäßig. Nur Pferde mit einer bestimmten Genmutation können Spezial-Gangarten wie Pass oder Tölt leicht erlernen. Schon lange war vermutet worden, dass besondere Gänge eine starke genetische Komponente haben – nun fanden Forscher heraus, dass ein einziges Gen entscheidend dazu beiträgt, ob Pferde mehr als die drei Standard-Gangarten Schritt, Trab und Galopp können. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Nature“ publiziert. (NATURE 488, 642 – 646, Aug. 2012) Das Team rund um Leif Andersson von der Universität Uppsala untersuchte zunächst Islandpferde mit vier Gangarten (Schritt, Tölt, Trab, Galopp) sowie Islandpferde mit fünf Gangarten (Schritt, Tölt, Trab, Galopp und Pass). Die Fähigkeit zum Passgang war eng verbunden mit dem Auftreten einer Genvariante des Proteins DMRT3. Unter 352 untersuchten Pferden waren – mit einer einzigen Ausnahme – alle fünfgängigen Pferde reinerbig in Bezug auf das Merkmal. Die Forscher fanden dann heraus, dass die Variante bei allen mehrgängigen Rassen sehr häufig vorkommt – wie etwa auch beim Tennessee Walking Horse (Schritt, Walk, Trab, Galopp) und dem peruanischen Pasopferd (Schritt, Tölt, Trab, Galopp). Das Fazit: Um Pass gehen zu können, müssen die Pferde reinerbig in Bezug auf dieses genetische Merkmal sein. Die Homozygotie ist aber als alleiniger Faktor nicht ausreichend für Tölt, auch Umweltfaktoren wie etwa Training spielen eine Rolle. Wahrscheinlich trat die Mutation erstmals vor tausenden Jahren auf und hatte einen starken Einfluss auf die Entwicklung der Hauspferde, heißt es in einer Mitteilung der Universität Uppsala. Die Menschen entdeckten vermutlich, dass einige Pferde spezielle Bewegungsmuster hatten und sich wegen ihres geschmeidigen Ritts als besonders wertvoll erwiesen. Anm.: Diese Hypothese wird aber sonst durch keinerlei Befunde unterstützt. Insgesamt sind Hinweise zu gezielter Selektion auf Töltvermögen in der frühen Zuchtgeschichte der Pasopferde nicht belegt. Ein Protein spielt wichtige Rolle für die Koordination der Bewegungen. Experimente mit dem gleichen Gen bei Mäusen zeigten, dass DMRT3-Nervenzellen bei den Nagen die linke mit der rechten Seite verbinden und die Beinbewegung kontrollieren, heißt es in dem Journal weiter. Mäuse ohne DMRT3 konnten bei der Geburt ihre Beine nicht koordinieren, doch nach und nach kompensierten offenbar andere neuronale Netzwerke den Verlust, so dass die ausgewachsenen Mäuse relativ normal laufen konnten. Die Autoren folgern aus den beiden Befunden, dass das untersuchte Gen bei der Koordination der Gangarten eine wichtige Rolle spielt. DMRT3 kommt bei allen Wirbeltieren vor, die bisher darauf untersucht wurden. Es spielt sehr wahrscheinlich auch beim Menschen eine entscheidende Rolle. Anm.: Das vielbesungene „Töltgen“ ist damit sicher nicht gefunden, da dessen Existenz als Einzelmerkmal sowieso eher ein Wunschtraum war. Was aber vorliegt, ist ein handfester Beweis für eines der „Modulatoren -Gene“, wie sie schon seit längerem von Gangpferdegenetikern postuliert werden (s. EADIE u.a.) Download für Originalstudie: http//creativecommons.org/licenses/ by-nc-sa/3.o/) 2013 Noticiero 99 Presseschau Presseschau „Working Equitation – Trail-Training“ Es stand in: Equus Classic, Ausgabe 02/2012 von Caroline Jordan Ein Buch von Angelika Graf 2011 ist es endlich erschienen: das erste (deutschsprachige) Trainings-Handbuch für die Working Equitation, jene Reitweise, die aus den traditionellen Hirtenreitweisen Süd-Europas entstand. Hinter dem für heutige Zeiten fast etwas bieder wirkenden Titel verbirgt sich eine echte kleine „Buchperle“. Wann hat man schon einmal ein Buch in der Hand, das eindeutig mehr bietet, als es auf den ersten Blick verspricht? Auch das Cover ist eher spartanisch und reduziert gehalten, was fast schade ist, denn dieses Buch hat wirklich vielmehr zu bieten, als man vom Titel her erwarten würde. Denn neben dem „Hauptthema“, der Vorstellung der Trail-Hindernisse, kommen eben auch Herkunft und Philosophie, Dressurtraining und Rinderarbeit und somit alle Aspekte der Working Equitation nicht zu kurz. Die Autorin, selbst Reiterin in diesem Reitstil, stellt mit spürbarer Begeisterung diese traditionelle Arbeitsreitweise vor. Sie erklärt, was genau Working Equitation überhaupt ist, zeigt den Weg dieser Reitweise von der Arbeit der Vaqueros auf dem Campo bis hin zur Turnierdisziplin „Working Equitation“, wie man sie heute kennt. Sie stellt die Besonderheiten der europäischen Hirtenreiterei heraus, vor allem aber auch die besondere Einstellung der Hirten zu ihrem Partner, dem Pferd. Denn ohne Frage ist es eine ganz andere Verbindung, die durch diese tägliche Arbeit entsteht. Daher betrachtet die Autorin eben auch gerade den „philosophischen“ Hintergrund dieser Beziehung zwischen dem Vaquero und seinem Arbeitspferd. Schnell wird dem Leser deutlich, dass die Working Equitation mehr ist als ein bloßer Reitstil, nämlich auch eine Lebenseinstellung – und dass sie ein Lebensgefühl vermittelt, welches vor allem Respekt vor dem Tier und der Natur beinhaltet. Ein grundlegendes Bedürfnis nach Harmonie und Einklang mit der Natur ist es, welches wohl jeden Reiter und Pferdefreund gerade heute antreibt. Und diese Reitweise vermag diesen Wunsch zu erfüllen. „Die Working Equitation bildet zwar eine Nische im Reitsport, aber eine, die es zu beachten gilt. Sie ist tiefgründig und bodenständig, interessiert und fasziniert viele Menschen, lässt Pferde zufrieden und gelassen werden und ihre Reiter an den Aufgaben wachsen.“ 100 Noticiero 2013 In diesem Buch zeigt diese Reitweise dem ambitionierten Reiter neue Wege auf. Andere Ansätze, bestehende Probleme zu lösen, neue Ziele zu erreichen und vor allem eine bessere Basis und ein stärkeres Einverständnis mit seinem Pferd zu erreichen. Wurzeln viel zu lange ein Schattendasein geführt hat neben den populären, moderneren Reitweisen. Dabei haben auch Western und „FN-Reiten“ ihren Ursprung in den Arbeitsreitweisen der Hirten Süd-Europas. Neben aller Theorie ist dieses Buch vor allem aber eine Praxishilfe, die vom Reiter für Reiter geschrieben ist und reichlich Vorschläge und Anleitungen für das Training gibt. Man findet sowohl allgemeine Themen, wie grundsätzliche Gedanken zum Training („Vertrauen, Gehorsam und Leichtigkeit“ oder „Wie wird mein Pferd durchlässig, wendig und elegant“), als auch Tipps für die tägliche Arbeit. So werden alle Bereiche der Working Equitation ausführlich vorgestellt: die Dressur ebenso wie Trail, SpeedTrail und Rinderarbeit. Einen Hauptteil nimmt dabei die Erklärung der Trail-Hindernisse ein. 15 verschiedene Hindernisse, ihr Sinn und Zweck, und die Art und Weise, wie sie zu erarbeiten sind, werden genauestens erklärt und mit nützlichen Praxis-Tipps und Kommentaren „garniert“, die nur jemand zu geben vermag, der selber Erfahrung mit dieser Arbeit hat. Dass die Autorin auch an ihren eigenen Erfahrungen und Entwicklungen teilhaben lässt, unterstreicht einmal mehr den praxisorientierten Ton des Buches. In diesem Teil des Buches zeigt sich besonders, wie vielfältig, tiefgreifend und interessant dieses Training zu gestalten ist. Dies ist erkennbar das Herzstück des Buches und mit zahlreichen graphischen Darstellungen, Zeichnungen und Skizzen zur näheren Erläuterung versehen. Eine sehr wertvolle und sinnvolle Ergänzung, da viele Dinge aus der Praxis mit Worten allein schwer nachzuvollziehen sind. Besonders gefallen hat mit, das Sinn und Zweck der einzelnen Übungen aufgezeigt wurde: so z.B. Gehorsam und Mut des Pferdes zu erfragen beim Überqueren der Holzbrücke oder der punktgenaue Übergang Galopp-SchrittGalopp beim Umsetzen des Gegenstandes. Meines Erachtens hätte man die gymnastizierende und biegende Wirkung und positive Auswirkung auf die Koordinationsfähigkeit einiger Übungen noch erwähnen können. Insgesamt ist dieses Buch, das vom äußeren Anschein her eher bescheiden daherkommt, ein kleiner Meilenstein. Eine ganz besondere Vorstellung eines außergewöhnlichen Reitstils, der trotz seiner uralten Traditionen und Criollos bei der Rinderarbeit 2013 Noticiero 101 Paso Peruano Stute Avatara mit Fohlen Tarita im Schnee Richtige Kennzeichnung von Equiden Seit 1. Juli 2009 gelten die neuen Regelungen zur Kennzeichnung und Identifizierung von Equiden (Pferde, Ponys, Esel, Zebras). Sie sind in der EU-Verordnung Nr. 504/2008 festgelegt. In der Praxis kommt es jedoch nach wie vor zu Problemen bei der korrekten Umsetzung, insbesondere auch in Hinblick auf die Frage, wer für die Ausstellung von Equidenpässen (Pferdepässen) in den jeweiligen Bundesländern zuständig ist. Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit weist deshalb im Zusammenhang mit der Ausstellung von Equidenpässen auf Folgendes hin: 102 Noticiero 2013 Paso Peruano: LB Capera | Gestüt: San Luis, Pueribo / Equador »Für Zuchttiere, also Pferde/Ponys, die in einem Zuchtbuch eingetragen oder dort vermerkt sind, ist der Zuchtverband bzw. die Züchtervereinigung für die Ausstellung von Equidenpässen zuständig, der oder die das Zuchtbuch für das entsprechende Tier führt. Der Verband oder die Züchtervereinigung kann ihren Sitz auch außerhalb Bayerns haben. »Für Sportpferde („Turnierpferde“), die an Wettkämp- fen nach LPO (Leistungsprüfungsordnung) teilnehmen und für die eine Eintragung bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) erforderlich ist, ist diese die zuständige Stelle. »Für alle anderen in Bayern geborenen oder gehalte- nen Equiden, sogenannte „nicht registrierte“ Equiden (einschließlich „Freizeitsportpferde“), ist ausschließlich der Landesverband Bayerischer Pferdezüchter berechtigt, Equidenpässe auszustellen. » Die Deutsche Reiterliche Vereinigung ist nicht zur Passausstellung in Bayern befugt. Equidenpässe, die nach dem 1. November 2010 für in Bayern gehaltene „nicht registrierte“ Equiden durch die FN ausgestellt wurden, sind ungültig und müssen bis spätestens 31. März 2013 gegen einen gültigen Pass ausgetauscht werden. Dazu muss der ungültige Pass zusammen mit dem Passantragsformular an den Landesverband Bayerischer Pferdezüchter geschickt werden. Das Antragsformular kann dort angefordert werden. Werden nach dem 31. März 2013 ungültige Pässe durch die Veterinärbehörden festgestellt, werden diese Pässe für nichtig erklärt, mit der Folge, dass z. B. eine Verbringung der Pferde in ein anderes EU-Mitgliedsland im Rahmen eines Turniers oder zum Verkauf nicht möglich ist. Eine unter Umständen erforderliche Schlachtung ist später ebenfalls nicht mehr möglich. »Zur Kennzeichnung von Pferden dürfen ausschließ- lich die amtlichen Transponder, die durch die oben genannten Pass ausstellenden Stellen ausgegeben werden, verwendet werden. Mikrochips, wie sie für Hunde oder Katzen verwendet werden, sind für die Kennzeichnung von Equiden in Deutschland nicht zulässig. Dies muss vor der Implantierung ggf. mit dem Tierarzt besprochen werden. »Für Equiden, die vor dem 1. Juli 2009 geboren wurden Auch wenn die Pferde einen Brandstempel besitzen, ist das Setzen eines amtlichen Transponders erforderlich. Da die EU-rechtlich vorgegebene Übergangsfrist aber bereits abgelaufen ist, kann für diese Tiere nur mehr ein sogenannter Ersatzpass ausgestellt werden. Eine Schlachtung dieser Tiere zum menschlichen Verzehr ist nicht mehr möglich. » Für Equiden, die nach dem 1. Juli 2009 geboren wur- den bzw. werden, muss grundsätzlich bis zum Ende des Geburtsjahres ein Pass beantragt werden. Bei Fohlen, die in der zweiten Jahreshälfte (1.7. - 31.12.) geboren werden, beträgt die maximale Frist sechs Monate nach der Geburt. Wird der Pass nicht innerhalb dieser Fristen beantragt, kann ebenfalls nur mehr ein Ersatzpass ausgestellt werden, sodass eine spätere Schlachtung dieser Tiere ebenfalls nicht mehr möglich ist. »Beim Kauf eines Pferdes sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass das Pferd einen ordnungsgemäßen Pferdepass besitzt. Das gilt insbesondere für Tiere aus dem Ausland. und bisher noch keinen Pass besitzen, muss ebenfalls bei der zuständigen Stelle ein Pass beantragt werden. 2013 Noticiero 103 Naturtölter z.B. beim Isländer eine gewisse Beschränkung im sportlichen Einsatz bedingen, so hat das klare Bekenntnis der südamerikanischen Züchter zur bequemsten aller Gangarten Pferde geschaffen, deren Reiz nicht in der verwirrenden Vielzahl von Gängen und Gangvarianten liegt, sondern in der Perfektionierung eines einzigen Ganges – egal, ob er Pasollano, Sobreandando, Corto, Largo oder Fino Fino genannt wird. „Jack of all Trades – Master of none“. Man kann sich nicht auf alles spezialisieren. Pasopferde sind hinsichtlich der Töltveranlagung die am weitesten spezialisierten Pferde. Immer nur Tölt – langweilig, wird der eine sagen. Tölt ohne wenn und aber, ohne Spezialknöpfe und Gebrauchsanweisung – das habe ich schon immer gesucht, sagt der andere. Wie anders sind Pasopferde? Der Reiz der Beschränkung auf das wesentliche, damit der Kopf frei wird für anderes: Freude am Reiten, Ausbilden, Genießen. Für den Kenner ist dies keine Langeweile, sondern eines der spannendsten Phänomene der Reiterei. Brio: mehr als nur temperamentvoll Der Reiz dieses Extrems wird aber erst dann plausibel, wenn man die oben erwähnte zweite Eigenschaft der Pasopferde erkennt, abruft und fördert: ihre Menschenbezogenheit und ihren Charakter. Das Pferd eignet sich wie kein anderes Tier zu Legendenbildung. Von den durstenden Stuten Mohammeds bis zu den Schwarzen Perlen – in jede Rasse lässt sich ein Mythos projizieren, der in seiner Entstehung sogar auf einem Fünkchen Wahrheit beruht. An dieser Stelle sollen die wirklich offensichtlichen Unterschiede zu anderen Pferderassen angesprochen werden. Wir wollen sparsam sein mit Superlativen, denn ihrer zu viele wirken unglaubwürdig. Auf zwei Gebieten wird den Pasopferden aber über alle Rassenfixierung hinweg zurecht eine Ausnahmestellung zugebilligt: • das extreme Maß an Töltveranlagung und • die ausgeprägte Menschenbezogenheit Naturtölter – kein Problem In anderen Gangpferdebereichen trägt der Begriff „Naturtölter“ etwas abwertendes in sich. Mag der Nur- 104 Noticiero 2013 Leider heißt im Pferdealltag „temperamentvoll“ nur allzuoft „gefährlich“, heiß ist das Synonym für schwierig, ruhig für faul. Pasopferde sind temperamentvoll, heiß, ruhig – aber in der ursprünglichen Wortbedeutung. Des Rätsels Lösung liegt in der Abstammung der Pferde und der züchterischen Maxime. Von alters her galten iberische Pferde als leistungsbereit, ehrlich, umgänglich, aber trotzdem temperamentvoll. Ein Pferd, das nicht nach diesen Kriterien gezüchtet wurde, wäre einem Spanier niemals in den Sinn und unter den Sattel gekommen. Die Gänge änderten sich im Laufe der Jahrhunderte, nicht aber die Zuchtphilosophie: das iberische Pferd war und ist Arbeitstier mit Repräsentationspflichten. Diese Doppelfunktion kann nur ein Pferd mit außergewöhnlichem Interieur erfüllen. Im Sprachgebrauch werden die erwähnten Eigenschaften in dem schönen, aber kaum zu übersetzenden Begriff „Brio“ zusammengefasst. Spätestens hier muss alle Theorie grau werden: Aufsitzen und „Brio“ erfahren! 2013 Noticiero 105 Vorstandschaft des Pasopferde-Verbandes 1. Vorsitzender Dr. K.C. Otte | Oberadlhof | 92287 Schmidmühlen Tel: 09474 - 1213 | Fax: 09474 - 910 104 | E-Mail: [email protected] 2. Vorsitzende Juliane Feuerecker | Saulhof 10 | 85414 Kirchdorf E-Mail: [email protected] Geschäftsstelle und Finanzen Michael von Gersdorff | Max Löw Str. 16 | 85579 Neubiberg Tel: 089 - 6010208 | E-Mail: [email protected] Referent für Zucht Daniela Bruckmüller | Sonnenstr. 4 | 92287 Schmidmühlen Tel: 09474 - 1057 | Fax: 09474 - 910 132 Referentin für Sport Marie Wendel | Berghof Rod | 61276 Weilrod Tel: 06083 - 940441 | E-Mail: [email protected] Kassenprüfer Nora von Gersdorff | Oberadlhof | 92287 Schmidmühlen Tel: 09474 - 8624 | E-Mail: [email protected] Ingeborg Städtler | Limbach 15 | 91567 Herrieden Tel: 09825 - 4874 | E-Mail: [email protected] Referentin für Öffentlichkeitsarbeit Martina Heimler | Lammerthal 3 | 92277 Hohenburg Tel: 09626 - 227 | E-Mail: [email protected] Impressum Pasopferde Noticiero Offizielles Organ für den Pasopferde Verband e.V. Herausgeber Pasopferde Verband e.V., Max Löw Str. 16, 85579 Neubiberg Autoren Dr. K. C. Otte, Donald Parker West, George J. LaHood, Rosalie MacWilliam, Verschiedene Fotografen T. Ruthof, Dr. K. C. Otte, D. Betz, C. Slawik, Verschiedene Gestaltung Johanna Hartwieg 106 Noticiero 2013 Druckfehler LEONDE ANGRAND Wenn Sie einen Druckfehler finden, bedenken Sie bitte, dass er beabsichtigt war. Unser Blatt bringt für jeden etwas, auch für die, die nach Fehlern suchen. Und wer fündig wurde zeigt, dass er ein so aufmerksamer Leser ist wie wir ihn uns wünschen. 2013 Noticiero 107 Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie unsere Geschäftsstelle: [email protected] www.pasopferde-verband.de Noticiero 2013