Diakonie 48 - Diakonie Düsseldorf
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Diakonie 48 - Diakonie Düsseldorf
Winter 2014 Das Magazin der Diakonie Düsseldorf Diakonie 48 Interkultur – Kein Neuland, aber längst kein alter Hut Der Fußballpate 13 Wärme und Zuwendung für die kalte Jahreszeit 15 Kinderforum 17 Mit dem Feuer spielen 18 Schnibbeln und teilen 19 Managerinnen mit Herz Thema 10 Diakonie 48 Anmerkung Das Wort Weihnachten im Jahre 0. Es ist kalt. Es ist dunkel. Die Tage sind kurz. In Israel herrscht Krieg. Damals zwischen Römern und den Aufständischen, die für ihre Freiheitsrechte kämpften. Heute sieht es kaum anders aus. Der Heiligen Stadt wünscht man manchmal, sie wäre nicht so religiös aufgeladen als zentraler Ausgangspunkt für drei Religionen. Ein Land, durch das die Armeen in allen Jahrtausenden gezogen sind und eine blutige Spur hinterlassen haben. Worte scheinen nicht zu helfen. Wie viele haben es mit Friedensgesprächen versucht, Menschen an einen Tisch zu bringen. Israelis und Palästinenser. Auch um Israel herum verhallt der Ruf nach Frieden ungehört, die Schlachten toben weiter. Ausgleich und Versöhnung sind fern. Wo das Wort nicht gehört wird, brauchte es und braucht es bis heute etwas Greifbares, etwas Hilfreiches und Versöhnliches, das sich anfassen, sehen und schmecken lässt. Deshalb wurde das Wort Fleisch. Worte brauchen Fleisch. Es muss etwas an ihnen dran sein, das die Wirklichkeit nachhaltig verändert und gestaltet. In Jesus ist seither das leibhaftige Wort der Versöhnung gekommen. So nötig die Heilige Stadt, der Vordere Orient und die Welt es brauchen, so nötig braucht es jede und jeder einzelne. Das Wort von der Versöhnung ist Fleisch geworden und kann es wieder werden, wo Menschen bereit sind, Gottes Wort in sich aufzunehmen und Versöhnung zu gestalten. Thorsten Nolting 2 Diakonie 48 Thema 3 Interkulturelle Öffnung Kein Neuland, aber längst kein alter Hut „… ward Fleisch und wohnte unter uns“ Johannes 1,14 Wie erkennt man, ob eine Institution „interkulturell offen“ ist? Lässt sich das überhaupt von außen einschätzen? Wie ist das bei der Diakonie Düsseldorf? Das Telefonverzeichnis scheint verheißungsvoll: Da tauchen viele Namen auf, die auf eine Herkunft außerhalb alter oder neuer deutscher Bundesländer schließen lassen. Doch das allein ist kein untrüglicher Hinweis. Schließlich trage ich selbst einen Namen, der auf eine Herkunft aus Gebieten weit im Osten, im heutigen Diakonie 48 Thema 4 Diakonie 48 Thema 5 Litauen, verweist. Und doch spreche ich nur drei Worte Litauisch und bin keineswegs Expertin für Kultur und Tradition dieser Region, auch wenn meine Vorfahren nachweislich dort geboren sind. Als Migrantin gebe ich mich eher selten aus. Heißt interkulturell offen zu sein überhaupt, offen zu sein für Mitarbeitende, die eingewandert sind? Oder bedeutet es nur, dass man für Menschen mit Migrationsgeschichte da ist, dass man sie betreut, berät, versorgt? Braucht man für interkulturelle Öffnung interkulturelle Kompetenz? Was versteht man darunter und wie erlangt man sie? Der Sozialraum als Spiegel für gesellschaftliche Veränderungen Der erste Keim einer migrationsgesellschaftlichen Öffnung ging in der Diakonie Düsseldorf Anfang der 1980er-Jahre in einem kleinen Ladenlokal in Flingern auf. Hier, in einem Stadtteil mit hohem Einwandereranteil, widmete sich die Diakonie erstmals gezielt einer Bevölkerungsgruppe, die vieles mit den alteingesessenen Anwohnern gemeinsam hatte: hohe Arbeitslosigkeit oder geringes Einkommen, schlechte Wohnverhältnisse und ein nur bedingt vertrauensvolles Verhältnis zum Bildungssystem. Aber die Migranten brachten auch Neues mit: bis dahin ungewohnte Sprachen, kaum bekannte Religionen, neue Feste und Speisen. Die ersten Sprach- und Kulturmittler – niemand nannte sie damals so – wurden eingestellt, Kurse, Begegnungen und Veranstaltungen organisiert und das Kennenlernen und Miteinander im Sozialraum angeregt. Mitte der 1990er-Jahre, unmittelbar nach dem fremdenfeindlichen Anschlag in Solingen, musste die „fremde“ Religion, der Islam, immer wieder als Projektionsfläche für Ablehnung und Diskriminierung herhalten. Gerade für die Diakonie als evangelische, christlich motivierte Institution eröffnete sich hier die Chance, das Gemeinsame der Religionen zu thematisieren, um Fremdenfeindlichkeit und Zuschreibungen des Andersseins aufzubrechen – und die Menschen ausdrücklich mit ihrer Religion anzuerkennen und willkommen zu heißen. Eine Herausforderung, die heute nach wie vor aktuell ist. Willkommenskultur als Messlatte in allen Arbeitsfeldern 1997 wurde die erste muslimische Sozialarbeiterin mit türkisch-deutschen Wurzeln im Stadtteilladen Flingern eingestellt und Diskriminierung dezidiert thematisiert – auch in der eigenen Institution. Heute begegnet man nahezu selbstverständlich Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund in vielen Arbeitsfeldern der Diakonie: in der Flücht- lingsberatung, im Jugendmigrationsdienst, aber auch längst in der Sozialpädagogischen Familienhilfe, der Schulsozialarbeit, in Kindertagesstätten und im Bereich Leben im Alter. Auch Muslime arbeiten dort, wo die Klientel überwiegend aus muslimischen Einwanderern besteht. Überall hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Mitarbeitende mit vielfältigen Herkunftsbiographien leichter Zugang und Vertrauen bei Menschen mit Mehrfachzugehörigkeiten und Mehrsprachigkeit herstellen können. Interkulturelle Öffnung ist jedoch nicht nur eine zweckmäßige Ausrichtung, um etwa neue Kundschaft zu gewinnen. Sie ist nicht mit der Anstellung von Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund abgeschlossen. Willkommenskultur und die gemeinsame Haltung wollen immer wieder neu gestaltet, reflektiert und überprüft werden. Die Diakonie Düsseldorf ist auf einem guten Weg, in allen Abteilungen und Geschäftsbereichen. Eine 2011 durchgeführte unabhängige Untersuchung hat ihr dies bestätigt. Interkultur, Transkultur und Vielfalt sind Thema sowohl in Kindertagesstätten als auch in Pflegeheimen, in der Wohnungslosenhilfe ebenso wie in der Familienhilfe. Doch es gibt auch noch einiges zu tun. Eine Steuerungsgruppe setzt sich deshalb organisationsweit für die Weiterentwicklung der interkulturellen Öffnung ein. Sie vernetzt die verschiedenen Arbeitsbereiche, damit sich Erkenntnisse und Aktivitäten verbreiten können. Besondere Projekte einzelner Bereiche kommen auch Institutionen außerhalb der Diakonie zugute, wie etwa die Ausstellung „Vielfalt Spielen“, die Lehrern und Erziehern das Thema Interkultur nahebringt. Nachkriegsdeutschland hat sich als kompetent in der Integration von Einwanderern und Flüchtlingen erwiesen. Daher nenne ich mich auch nicht Migrantin. Besinnen wir uns auf unsere Ressourcen. Christel Powileit Diakonie 48 Kommentar 6 „Es gilt, Bereitschaft zu zeigen, dass man dem Gegenüber entgegenkommen möchte. Denn jede interkulturelle Begegnung ist eine Bereicherung.“ Ein Kommentar von Kirti Seetharam Diakonie 48 Kommentar Durch die zunehmende Globalisie rung und die wachsende Immigration werden Mitarbeiter und Menschen immer mit anderen Denkweisen konfrontier t, und hier besteht oft die natürliche Tendenz, dass man mit dem vorwurfsvollen Zeigefinger auf den anderen zeigt und denkt: „Das sind ja komische Sitten.“ Wichtig ist aber, bei sich selbst zu schauen, seine eigenen Werte zu reflektieren und zu überlegen, wie man selbst gesehen wird. Der chinesische Philosoph Lao -Tse sag te: „Andere erkennen ist klug, sich selbst erkennen ist weise.“ Für mich persönlich ist dies die Kernbotschaft einer interkulturellen Begegnung. Wichtig bei dem Umgang mit anderen Kulturen ist, Folgendes zu beachten. Erstens, dass der „Andere“ gar nicht so anders ist, sondern dass die Kulturen der Welt vieles gemeinsam haben und wir alle Teil des großen Universums sind. Zweitens, dass es sich letztendlich in jeder Kultur um Menschen handelt und wir somit von Schubladendenken und Stereotypisierungen wie „typisch chinesisch“ oder „typisch deutsch“ Abstand nehmen sollten. Dennoch ist es normal und auch richtig, dass Menschen in unterschiedlichen Kulturen durch Erziehung, Bildung, Glaube, Klima, Geschichte und Entwicklung unterschiedlich geprägt sind. Im Geschäftsleben gibt es einige Herausforderungen durch unterschiedliches Zeitverständnis, unterschiedliche Sichtweise von Machtdistanz und nicht zuletzt Kommunikation. In hierarchisch geprägten Kulturen wie Asien, Russland oder auch in der islamischen Welt spielen Alter und die Position in der Hierarchie eine sehr große Rolle, was dazu führt, dass Kunden aus diesen Kulturen den technischen Experten aus Deutschland nicht immer auf Augenhöhe sehen. Bei einer Zusammenarbeit mit Kollegen aus diesen Kulturen erwarten die hierarchisch geprägten Mitarbeiter klare Anweisungen und Kontrolle von ihren deutschen Counterparts, was den Deutschen oft sehr schwerfällt. In den westlichen Ländern sind gute Planung und sorgfältiger Umgang mit Zeit wichtig, denn Leistung wird auch durch Zeit gemessen. In der asiatischen Welt hingegen ist Zeit als dehnbar und zyklisch zu sehen; eine Gelegenheit kommt wieder, „wenn man um einige Jahre weiser ist“. Somit empfinden die gut organisierten Westler die Nichteinhaltung von Terminen seitens Indern, Lateinamerikanern oder Asiaten als irritierend und klassifizieren diese Menschen schnell als unzuverlässig, anderseits wird der Planungsdrang und Perfektionismus der Deutschen von den eben genannten Kulturen als mangelnde Flexibilität und manchmal sogar als Arroganz angesehen. Eine wesentliche Herausforderung stellt auch die Kommunikation zwischen Beziehungskulturen und Sachkulturen dar. Der eher direkte Kommunikationsstil der sachorientierten Nordeuropäer und Nordamerikaner kann zum Gesichtsverlust bei den personenorientierten und harmoniebedürftigen Arabern, Asiaten und Lateinamerikanern führen, bei denen der Beziehungsaufbau das A und O ist und ein eindeutiges „Nein“ als unhöflich und taktlos gilt. Was ist somit interkulturelle Kompetenz? Offenheit und Toleranz für Andersartigkeit gekoppelt mit Flexibilität und Geduld. Es gilt, sich gut auf ausländische Aufenthalte und Projekte vorzubereiten und die Bereitschaft zu zeigen, dass man dem Gegenüber entgegenkommen möchte. Denn jede interkulturelle Begegnung ist eine Bereicherung! 7 Kirti Seetharam ist gebürtige Inderin und lebt seit 30 Jahren in Deutschland. Nach Abschluss ihres BachelorStudiums in Altindischer Kultur und Psychologie in Indien hat sie in Deutschland einen Diplom-Studiengang in Übersetzen / Dolmetschen absolviert, was ihr Zugang zu vielen Kulturen der Welt ermöglichte. Sie arbeitet für die SMS GmbH in Düsseldorf in der Personalentwicklung mit Arbeitsschwerpunkt interkulturelle Kommunikation und internationale Integration Diakonie 48 Rückblick 8 Herbstferienaktion für OGS-Kinder Spaß an Bewegung beim Mitmach-Zirkus Die achtjährige Cosima beugt sich auf der Slackline tief nach hinten. So tief, dass die Zuschauer sich schon Sorgen machen, ob das Mädchen gleich vom Seil fällt. Aber sie landet in einer formvollendeten Brücke und erntet dafür den Applaus des Publikums. Auch Alina fasziniert das Publikum mit ihrer Akrobatik-Einlage. Die ebenfalls Achtjährige hat die „chinesischen Teller“ für sich entdeckt: Sie balanciert einen sich drehenden Teller auf einem Stock und läuft, springt und dreht sich dabei. „So etwas habe ich vorher noch nie ausprobiert“, sagt sie und lacht dabei selig. Eltern und Freunde waren eingeladen Rund 30 Kinder haben Anfang Oktober am Herbstferienprogramm der Offenen Ganztagsschule an der Katholischen Grundschule Fuldaer Straße in Eller teilgenommen. Unter dem Motto „Manege frei – wir machen unseren Zirkus selber“ übten sie vier Tage lang ihre Kunststücke als Akrobatinnen, Seiltänzer und Jongleurinnen. Zur Abschlussaufführung am 9. Oktober in der Schulsporthalle waren Eltern, Verwandte, Bekannte und Freunde eingeladen. „Die Kinder haben beim MitmachZirkus einmal richtig zeigen können, was in ihnen steckt“, resümiert Susanne Meifert-Schmitz, Gruppenleiterin der OGS. Und auch die Eltern waren begeistert – einerseits von den tollen Leistungen ihrer Kinder, andererseits davon, dass ihre Kinder über die Ferien so gut betreut waren: „Viele Eltern brauchten für die Ferien dringend einen Betreuungsplatz für ihre Kinder, weil sie arbeiten mussten“, so Meifert-Schmitz. Die Themen der Ferienprogramme sind immer unterschiedlich: Mal schleichen „Indianer“ auf Waldpfaden, mal tauchen die Kinder beim Thema „Atlantis“ ab in die unendlichen Tiefen des Meeres. Beim diesjährigen Herbstferienprogramm wurden die jungen Artisten von einem Mitmach-Zirkus unterstützt, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung steuerte Ideen und Zirkus utensilien bei. „In der Schule geht es viel um Fachwissen. Deshalb konzentrieren wir uns bei der Vorbereitung auf die Zirkusaufführung auf Bewegung“, sagt Susanne Meifert-Schmitz. Durch die Spielgeräte und Übungen sollen Gleichgewichtssinn und die Links-Rechts-Koordination gestärkt werden. Der Zusammenhang zwischen motorischem Geschick und Konzentration gelte mittlerweile als bewiesen. „Wir haben mit dem Zirkus zwar nur ein kurzes Projekt durchgeführt, unser langfristiges Ziel ist es aber, dass die Kinder auch zu Hause weiter Spaß an Bewegung haben.“ Kira Küster Diakonie 48 Rückblick 9 Ermutigend und verbindend Rheinbahn und Diakonie schicken Werte per Straßenbahn durch die Stadt Wofür steht die evangelische Wohlfahrt heute? Das hat sich die Diakonie Düsseldorf gefragt. Die Antwort ist ab sofort unübersehbar auf einem Zug der Rheinbahn zu lesen: „Ermutigend“ und „verbindend“ will die Diakonie mit ihrem sozialen Engagement sein. „Diakonie hat mit den unterschiedlichsten Nöten und Problemen von Menschen in unserer Stadt zu tun“, sagen Thorsten Nolting und Adolf-Leopold Krebs, Vorstandsvorsitzender und Vorstand der Diakonie Düsseldorf. Die beiden Werte „ermutigend“ und „verbindend“ brächten besonders gut zum Ausdruck, was in einer individualisierten Gesellschaft nötig sei. „Menschen zusammenzubringen, Zusammenhalt zu stiften und in Lebenskrisen Mut zu machen, das ist unser zentrales Anliegen“, so Krebs und Nolting. Das Soziale in unserer Stadt Die Rheinbahn unterstützt die Idee, diese Botschaft per Straßenbahn durch die Stadt zu schi- cken. Klaus Klar, Vorstand der Rheinbahn AG, u nd d ie beiden Dia kon ievorstä nde stel lten Anfang November die frisch gestaltete Straßenbahn vor, die jetzt zwei Jahre lang im Innenstadtbereich auf verschiedenen Strecken unterwegs sein wird. „Gegen Armut und Ausgrenzung“ ist auf einem der Waggons programmatisch zu lesen, „Lebensfreude schenken“ auf einem anderen. Hier sehen die Diakonievorstände Nolting und Krebs die beiden Pole des Engagements christlicher Wohlfahrt: sich politisch für die Interessen derer starkzumachen, die am Rand der Gesellschaft stehen, und sich jedem einzelnen Menschen zuzuwenden, damit er trotz seiner Probleme wieder Freude am Leben haben kann. „Wir sind der Rheinbahn dankbar, dass sie unser Anliegen unterstützt“, so Krebs und Nolting. „Und wir freuen uns, wenn sich die Düsseldorferinnen und Düsseldorfer beim Einsteigen in die Straßenbahn ermuntert fühlen, das Soziale in unserer Stadt mitzugestalten.“ Susanne Schwendtke Diakonie 48 Ehrenamt 10 Der Fußballpate Hans-Georg Auell engagiert sich ehrenamtlich für einen Grundschüler Schon immer wollte der achtjährige Jerome* gerne Fußball spielen. Inzwischen is t er Verei n sm itgl ied u nd trainiert zweimal in der Woche. HansGeorg Auell macht das möglich. Seit zwei Jahren engagiert er sich ehrenamtlich als „Fußballpate“ für Jerome. Er fährt ihn zum Training und begleitet ihn zu Spielen am Wochenende, die sich der 67-Jährige gerne anschaut. „Als ich noch gearbeitet habe, bin ich rund 70.000 Kilometer im Jahr gefahren“, erzählt der Rentner. Er lacht ganz unbeschwert und schaut durch die breite Fensterfront aufs Land, hier in Alt-Erkrath, wo er mit seiner Frau in einer geräumigen Wohnung lebt. Damals, als Hans-Georg Auell noch im Außendienst war, hat er zuletzt Hochregallager verkauft und war ständig auf Achse. Im Vergleich dazu seien die Fahrten zum Fußball heute doch ein Klacks, nicht der Rede wert, meint der Ingenieur. „Wenn Ehrenamtliche nach ihrer Motivation gefragt werden, antworteten sie eigentlich immer gleich“, sagt er. „Man hat sein Leben lang auf der Sonnenseite des Lebens gestanden und will der Gesellschaft etwas zurückgeben.“ Letztlich sei es auch bei ihm so gewesen. „Mit dem Eintritt ins Rentenalter wollte ich etwas Vernünftiges machen“, sagt Hans-Georg Auell. Etwas, das er aus Überzeugung tun kann, ohne – wie im Berufsleben – „den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen“. Was gebe es Besseres, als sich sozial zu engagieren?, fragt er und winkt ab. Nein, allzu hoch möchte er das nicht hängen. Einfach machen und nicht so viel reden – das sei viel wichtiger. Erst wollte er sich als Fahrer melden, ehrenamtlich Essen verteilen oder ältere Menschen chauffieren. HansGeorg Auell wandte sich an MachMit – die Freiwilligenagentur der Diakonie. I m G e s präch m it ei ner Berater i n erzählte er, dass er Fortuna-Düsseldorf-Fan sei, sich jedes Heimspiel im Stadion anschaue. Das brachte die Beraterin auf eine Idee: Er könne sich doch um Jerome kümmern. Der Junge war damals neu in einer Wohngruppe der Diakonie untergebracht. „Jerome wollte gerne Fußball spielen“, erzählt Hans-Georg Auell. „Aber Fuß- ball im Verein ist ein zeitintensives Hobby. Die Erzieher der Wohngruppe kön nen ei n ei n zel ne s K i nd n icht zweima l pro Woche zum Training bringen und am Wochenende zu Turnieren.“ Also nahm er sich ehrenamtlich der Aufgabe an. Dass er damit eine große Verantwortung übernahm, war ihm bewusst, denn die Pädagogen der Diakonie erklärten ihm, dass es für Kinder schwere Folgen haben kann, wenn ein Erwachsener sich abwendet, de r z u r B e z ug s p e r s on ge worde n ist. Hans-Georg Auell sagt: „Aus der Nummer komme ich nicht mehr raus, aber das möchte ich auch gar nicht!“ Die Beziehung zu Jerome ist über die Jahre gewachsen. Sein Fußballpate fiebert auf der Tribüne mit, wenn Jerome auf dem Platz steht. „Er ist Rechtsfüßer und braucht noch einen stärkeren linken Fuß“, meint Hans-Georg Auell, der früher selbst Fußball gespielt hat und mit Jerome zusätzliche Technikeinheiten absolviert. Sein Schützling habe sich gut entwickelt – nicht nur sportlich, auch in der Schule. Auf dem Weg zum Training üben die beiden Rechenaufgaben. „Ich konnte es anfangs nicht fassen“, erinnert sich Hans-Georg Auell: In Mathematik habe Jerome sogar eine Klasse übersprungen. Hans-Georg Auell schaut auf die Uhr. Gleich muss er los, Jerome abholen – zum Eishockeyspiel der Düsseldorfer EG. Denn es darf ruhig auch mal etwas anderes sein als Fußball. Das findet auch Jerome. Thomas Becker *) Jerome hat i n Wi rk l ich keit ei nen a nderen Na men, den w i r h ier n icht nennen, um seinen Schutz zu wahren. Diakonie 48 Ehrenamt 11 Diakonie 48 Spenden 12 Die Kleine Kneipe im Wichern-Haus Feierabendstimmung beim Kartenspielen und Schlagerhören Diakonie 48 Spenden 13 Wärme und Zuwendung für die kalte Jahreszeit Spenden helfen wohnungslosen Menschen Das Leben hat Spuren in seinem Gesicht hinterlassen: Tiefe Falten auf Stirn und Wangen zeigen, dass es Richard O. oft nicht gut ergangen ist. Jetzt ist er 72 Jahre alt, ein hagerer Mann, der oft traurig aussieht, in dessen Augen man aber auch den Schalk erkennen kann, wenn er einmal lacht. Unauffällig und ruhig wirkt er. Wenn er durch die Straßen läuft mit seinem kleinen Rollkoffer und einer großen Plastiktüte, könnte man glauben, dass er auf Reisen ist. Aber er lebt auf der Straße. Und das schon seit fast 20 Jahren. Richard O. ist völlig mittellos Freitagnachmittag, Wohnbereich 1. Die Melodie eines alten Manuela-Lieds klingt leise über den Flur. Folgt man der Tonspur des Schlagers, zeigt ein kleines Blechschild schon bald, dass man angekommen ist in der Kleinen Kneipe. Der gemütliche Eckraum in dem Flingeraner Pflegeheim hat alles, was eine „Kneipe“ ausmacht: Eine Bar mit Tresen, eine gut bestückte Jukebox, einen leuchtenden Flipper, einen lockenden Münzspielautomaten und einige Tische und Stühle, die zum Verweilen einladen. Seit Mitte November hat die Kleine Kneipe ihre Türen geöffnet. Was sich auf den ersten Blick ein wenig skurril anhört, ist aber wohldurchdacht. Die Anzahl der männlichen Bewohner im Pflegeheim ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Den Männern fällt es aber meist viel schwerer, die Bedingungen des Heimalltags anzunehmen und sich für Angebote wie Basteln, Singen oder Ähnliches zu öffnen. „Mit der Kleinen Kneipe wollten wir eine Lücke schließen, damit auch Männer ein Umfeld bekommen, in dem sie sich wohlfühlen und das ihren Bedürfnissen gerecht wird“, sagt Birgit Böhm, Leiterin des Wichern-Hauses. „Für männliche Bewohner ist der einer Gastwirtschaft nachempfundene Raum eine Umgebung, die mit zahlreichen Die Anschaffung des Inventars für die Kleine Kneipe wurde durch die Förderung der gemeinnützigen Stiftung der Eheleute Theodor P. Scheurenberg möglich positiven Assoziationen verbunden ist.“ Der als Kleine Kneipe konzipierte Raum soll Ruhe, Ausgeglichenheit und eine lockere Atmosphäre vermitteln. Obwohl für Männer konzipiert, können natürlich auch Frauen den Raum nutzen. Elvira Wolff vom Sozialen Dienst des Pflegeheims erzählt: „Wir wollen eine ungezwungene Kommunikation ermöglichen – in einem Aufenthaltsraum, der vor allem in den frühen Abendstunden so etwas wie ‚Feierabendstimmung‘ vermittelt. So wie man sich früher mit Freunden getroffen hat, um in der Stammkneipe über Gott und die Welt zu plaudern.“ Zudem könne man nun viel einfacher spezielle Angebote wie Fußballabende, Hitparaden oder Spiele-Runden etablieren. Der Raum bietet auch einen Ort, den Bewohner nutzen können, wenn sie lieber später ins Bett gehen oder ein ma l n icht schlafen können – dann fungiert er als Nachtcafé. Viele Gespräche in lockerer Atmo sphäre gab es schon bei der feierlichen Eröffnung am 14. November, mit Altbier, Frikadellen und Blutwurst. Der 82-jährige Heinz Henseleit zeigte einer Bewohnerin gleich sein Können am Flipper, und der 71-jährige Wolfgang Erler knobelte mit dem Hausmeister an der Theke. Jeder, der an der Kleinen Kneipe vorbeikam, egal ob Bewohner oder Angehöriger, blieb stehen und schaute mal rein. Und so bewies die Kleine Kneipe im Wichern-Haus gleich, was schon Peter Alexander in den 70er Jahren sang: „Die kleine Kneipe in unserer Straße, da, wo das Leben noch lebenswert ist, dort, in der Kneipe in unserer Straße, da fragt dich keiner, was du hast oder bist.“ Kira Küster Die Scheidung von seiner Frau verkraftet Richard O. nur schwer. Er fühlt sich einsam. Dann verliert er auch noch seine Arbeit. Den Frust und die Verzweiflung ertränkt er in Alkohol. Als er ins Rentenalter kommt, hofft er, dass alles besser wird. Doch die Rente fällt viel geringer aus als gedacht – sie reicht nicht für Miete und Lebensunterhalt. Er versteht nicht, dass er nun Leistungen der Grundsicherung beantragen soll, und er versteht die vielen Behördenbriefe und Antragsformulare nicht, die jetzt ständig in seinem Briefkasten liegen. Nach einer Räumungsklage wegen Mietrückständen verliert er seine Wohnung. Er hat kein Netz aus Familie oder Freunden, das ihn in dieser Krise auffängt. Sein Zuhause wird die Straße, sein Halt die Fachberatungsstelle Horizont der Diakonie in Unterbilk. Die Mitarbeitenden der Beratungsstelle helfen ihm damals erst einmal mit einer kleinen Geldspende, denn anfangs ist er völlig mittellos. Er hat nicht einmal Geld für Essen und Trinken. Bei einem Gespräch stellen die Sozialarbeiter außerdem fest, dass er nicht mehr krankenversichert ist. Sie unterstützen ihn dabei, wieder bei einer Krankenversicherung aufgenommen zu werden. Denn Herr O. braucht dringend regelmäßig Medikamente, weil er herzkrank ist. Als er dann im Krankenhaus intensivmedizinisch behandelt werden muss, lassen ihn die Sozialarbeiter auch dort nicht allein: Sie besuchen ihn und bringen ihm frische Wäsche. Richard O. kommt seither täglich in den Horizont, um günstig zu frühstücken oder Mittag zu essen, Zeitung zu lesen, zu duschen und seine Wäsche zu waschen. Die Mitarbeitenden und die anderen Gäste der Tagesstätte sind wie eine zweite Familie für ihn geworden. Wenn es dunkel wird, sucht er sich eine Bleibe. Manchmal übernachtet er bei Bekannten, meistens aber schläft er im Park. Hilfe bei der Wohnungssuche Seine Situation hat sich stabilisiert. Die Berater des Horizont haben ihm angeboten, mit ihm zusammen eine Wohnung oder einen Platz in einem Wohnheim zu suchen. Er wird noch ein wenig brauchen, um diesen Schritt zu gehen. Gut, dass er dabei nicht allein ist. Kira Küster In diesem Winter bittet die Diakonie um Spenden für die drei Tagesstätten für wohnungslose Menschen – Shelter, café pur und Horizont. Mit den Spenden schaffen wir Schlafsäcke, Duschgel, Waschpulver, Unterwäsche und Socken an. Bitte richten Sie Ihre Spende an: Diakonie Düsseldorf, IBAN DE87 3005 0110 0010 1057 57, BIC DUSSDEDDXXX, Spendenzweck „Wärme“. Ihre Spende kommt zu 100 Prozent Menschen auf der Straße zugute. Herzlichen Dank für Ihre Hilfe Diakonie 48 Jugend und Familie 14 Diakonie 48 Als Kind sah man mir meine Probleme nicht an Der 21-jährige Leon erzählt, wie er sich Hilfe holte Jugend und Familie 15 Kinderforum Wer mitbestimmen will, sollte früh üben, das Wort zu ergreifen nur Musik gehört, habe eigene Lieder geschrieben. Pop, Rock – so etwas. Nur in Englisch. Zuerst allein, aber seit der 10. Klasse in meiner Band. Das war damals die Schulband. Ich kam neu in die Schule. Eine Lehrerin hat zwei Schüler beauftragt, mir zu helfen, mich einzuleben – und diese beiden sind jetzt meine zwei besten Freunde. Wir spielen immer noch zusammen in der Band. Jetzt geht aber erst mal das Studium vor. Man muss sich öffnen Ich bin richtig froh, dass ich mein Abi gemacht habe und jetzt anfangen kann, Englisch und Spanisch zu studieren. Später würde ich gerne dolmetschen und übersetzen – mal gucken, was die Zukunft so bringt. Mit „Sprungbrett“ kam ich in Kontakt wegen familiärer Probleme. Vor drei Jahren erzählte ich meiner Schwester, die schon lange von zu Hause ausgezogen war, wie es im Moment ist in der Familie. Sie war schockiert und hat mir angeboten, zu ihr zu ziehen, und wir haben Kontakt zum Jugendamt gesucht. Es war erst einmal schwierig, mir einzugestehen, dass ich Hilfe brauche. Das ist ein großer Schritt. Gerade vom Jugendamt, das ja nicht so einen guten Ruf hat – den Eindruck hatte ich zumindest. Ich habe mich auch geschämt. Lange fiel es mir schwer, darüber zu reden, dass und warum ich ausgezogen bin von zu Hause. Mein Vater war Alkoholiker, ist es immer noch. Viel Gewalt in der Kindheit. Als Kind habe ich nie gedacht, ich brauche Hilfe. Klar, das hat mich verletzt, aber ich dachte nicht, „ich will hier raus!“. Als Kind nimmt man das anders wahr als als Erwachsener. Beim Jugendamt hieß es zunächst, ich sei zu alt und könnte keine Hilfe bekommen. Aber in Härtefällen wird Jugendhilfe bis 21 gewähr t. Nach „Sprungbrett“ ist ein Angebot der Diakonie Düsseldorf, das Mädchen und Jungen dabei hilft, ihren Weg ins Erwachsenenleben zu schaffen – auch wenn sie unter schwierigen Bed ingungen aufgewachsen sind. Den Bericht des jungen Mannes, der hier Leon heißt, hat Irene Dänzer-Vanotti aufgezeichnet diesem Hin und Her – du bekommst keine Hilfe, du bekommst Hilfe – empfahl das Jugendamt „Sprungbrett“ von der Diakonie. Das sei das Richtige für mich. Mit meiner Betreuerin habe ich die Dinge besprochen, die anstanden. Meine erste Aufgabe war, eine Wohnung für mich alleine zu finden. Man muss sich selbst sagen, dass es keine Schande ist, sich Hilfe zu holen. Eigentlich ist es sogar schon sehr erwachsen. Als Kind sah man mir meine Probleme nicht an. Ich kam nicht verwahrlost in die Schule, nicht mit blauen Flecken. Ich war ein ganz normales Kind. Jetzt geht das Studium vor Als ich zwölf war, habe ich gemerkt, dass mir Musik total liegt und dass ich singen kann. Von da an habe ich Ich hatte Glück, dass ich meine jetzige Betreuerin bei „Sprungbrett“ fand. Sie kommt mir entgegen, es gibt keine strengen Regeln. Anfangs trafen wir uns zweimal in der Woche, jetzt einmal. Wir machen nicht nur Sachen, die mich in meiner Persönlichkeit stärken, sondern treffen uns auch mal im Café. Ich kann mit ihr über alles reden, wirklich über alles. Alle bei „Sprungbrett“ sind sehr offen, locker und freundlich. Auch meine Sachbearbeiterin beim Jugendamt war sehr nett und hat sich für mich eingesetzt. Wenn man sich öffnet und über seine Probleme redet, bekommt man Hilfe. Die Freude war groß, als neue Handpuppen f ü rs Theaterspiel ver tei lt wurden: eine Prinzessin, eine Schneekönigin, ein Polizist, flauschig warm und groß genug, dass Kinderhände darin Platz finden. Es folgte die Vorstellung im improvisierten Puppentheater des Gruppenraums. Als der Vorhang fiel, ging das Spiel aber weiter: Die Zwei- bis Sechsjährigen wirbelten die Puppen durch die Luft, als wären es Bälle, zogen und zerrten an ihnen – bis Erzieherin Nina Bonke sie wieder in die Kiste packte. Ende der Vorstellung. Oder? Wann die Puppen wieder tanzen dürfen, klärt sich an diesem Vormittag im sogenannten Kinderforum, das alle 14 Tage im Evangelischen Familienzentrum am Fürstenwall in Friedrichstadt stattfindet. Wie immer bilden Erzieherinnen und Kinder heute einen Stuhlkreis. Zu Beginn sollen die Kinder entscheiden, welche Puppe als nächste den Weg aus der Kiste ins Theater finden darf. Die Kinder halten je einen roten, blauen oder gelben Stein in ihren Händen. „Wer ist dafür, dass die Königin zurückkommt?“, fragt die Erzieherin. Elf Kinder legen je einen Stein auf den Boden, geben so wie kleine römische Senatoren ihr Votum ab. Nur vier von ihnen stimmen für den Polizisten. Demnächst ist die Königin also zurück auf der Kita- bühne, während sich der Polizist mit dem schwarzen Schnurrbart noch eine Weile in der Kiste gedulden muss. Notizen am Baum Partizipation, Mitbestimmung, Verantwortung – darum geht es im halbstündigen Kinderforum, das in manchen Einrichtungen auch Kinderparlament heißt. „Uns erschien das zu gewichtig, deshalb haben wir uns für ‚Kinderforum‘ entschieden“, sagt Renate Schmitz, Leiterin des Familienzentrums. Das Forum sei eine Art Marktplatz für die Anliegen der Kinder. „Indem Kinder darüber nachdenken, was ihnen wichtig ist, lernen sie, für sich einzustehen, sich auszudrücken und Verantwortung zu übernehmen.“ Das geschehe auf kognitiver und emotionaler Ebene. „Der Gedanke der Partizipation vermittelt sich auch über das Gefühl“, sagt Renate Schmitz. Was auf die Tagesordnung kommt, bestimmen die Kinder. Im Gruppenraum ist ein aus Kork gefertigter Baum an einer Wand befestigt. Hat ein Kind eine Idee, was es in der Gruppe besprechen möchte, hinterlässt es eine Notiz am Baum – meist in Gestalt eines Bildes. „Manchmal merken die Erzieher auch aus Gesprächen, was gerade für die Kinder wichtig ist, und ermutigen sie, die Themen aufzugreifen“, sagt Renate Schmitz. Einige Bilder liegen in der Mitte des Stuhlkreises aus. Eins davon hat Kayra, fünf Jahre alt, gemalt. Marmelade und Honig sind darauf zu erkennen. Erzieherin Nina Bonke bittet das Mädchen zu erzählen, was ihr auf den Nägeln brennt. Kayra meint, dass es bei den Zwischenmalzeiten am Nachmittag in letzter Zeit zu viel Obst gegeben hätte. Sie wünscht sich, dass mehr Marmelade und Honig aufgetischt wird. „Das bekommen wir ausnahmsweise hin“, sagt Erzieherin Nina Bonke. Dann ergreift Aron das Wort. Sein Bild zeigt die Umrisse einer Handpuppe. Schon seit Wochen möchte er neue Puppen basteln und Märchen nachspielen. „Der Wolf und die sieben Geißlein“, „Dornröschen“ und noch viele mehr. Ein wenig solle er sich gedulden, h a b en Er z ieher i n nen i h m i n den letzten Wochen immer wieder gesagt. „Bald darfst du aber mit den anderen loslegen“, sagt Nina Bonke, sehr zur Freude von Aron. Schon bald werden die Puppen also wieder tanzen in der Kita am Fürstenwall. Thomas Becker Diakonie 48 Gesundheit und Soziales 16 Diakonie 48 Die Evangelische Schuldnerberatung hilft seit 25 Jahren Ein Gespräch mit Leiterin Eva-Maria Trube Frau Trube, haben Sie derzeit viel zu tun – mehr als vor 25 Jahren? 1.000, manchmal 10.000 Euro, aber nur selten sechsstellige Summen. Als ich 1989 hier in der Evangelischen Schuldnerberatung anfing, habe ich noch als einzige Beraterin gearbeitet. Damals waren wir als eigenständiger Verein organisiert, später sind wir Teil der Diakonie geworden. Mittlerweile arbeiten wir in der Collenbachstraße mit vier Beratern. Die Nachfrage ist groß und in den vergangenen Jahren gestiegen: 2013 haben wir 1.190 Menschen aus Düsseldorf beraten. Davon haben wir 161 Ratsuchende dabei unterstützt, einen Insolvenzantrag zu stellen. Wie helfen Sie Betroffenen? Welche Gründe führen dazu, dass Betroffene Insolvenz anmelden? Wenn von Überschuldung oder Insolvenz die Rede ist, denken die meisten Leute, dass sich Betroffene unwirtschaftlich verhalten hätten. Bei den Ursachen rangiert das aber weit hinten. Die drei Hauptursachen für Überschuldung sind Arbeitslosigkeit, Scheidung und Krankheit. Eine wichtige Rolle spielt zudem, dass wir in einer Kreditgesellschaft leben. Unsere Wirtschaft ist auf Verschuldung aufgebaut. Das schafft falsche Anreize. Es braucht nur etwas Unvorhergesehenes passieren, dann können einen schon kleine Beträge in die Überschuldung treiben. Manchmal sind es 17 Mit dem Feuer spielen – verantwortungsvoll Das Friedrich-Naumann-Haus verschafft Erfolgserlebnisse Wir haben einen ganzheitlichen Ansatz. Dazu gehört neben der fachlichen Beratung auch, ein offenes Ohr für Leidensgeschichten zu haben. Schon kleine Summen können Betroffene psychisch fertigmachen. Starke Schamund Schulgefühle sind die Regel. Oft kündigt der Arbeitgeber Betroffenen, sobald eine Pfändung ansteht. Es entsteht ein Teufelskreislauf, der für Betroffene oft sehr schmerzhaft ist. Wie lange dauert ein Insolvenzverfahren? Welche Gesellschaftsschichten sind besonders stark betroffen? Es betrifft alle Schichten. Ich habe hier schon Zahnärzte sitzen gehabt, ebenso wie alleinerziehende Mütter mit vier, fünf Kindern, die mit Koffern voller Rechnungen zu uns gekommen sind. Wir sprechen diesen Menschen Mut zu und geben ihnen Ratschläge, wie sie sich von der drückenden Last der Schulden befreien können. Gesundheit und Soziales Eva-Maria Trube ist Sozialpädagogin und systemischer Coach. Sie leitet die Evangelische Schuldnerberatung der Diakonie Düsseldorf, die im November 25-jähriges Jubiläum feierte. Mit Eva-Maria Trube sprach Thomas Becker. An die Evangelische Schuldnerberatung können Düsseldorferinnen und Düsseldorfer sich unter Telefon 0211 32 81 95 wenden. Auch in der Präventionsarbeit ist die Beratungsstelle aktiv. Sie bietet Seminare zum verantwortungsvollen Umgang mit Geld für Schüler, Auszubildende und Erwachsene an In der Regel sechs Jahre. Wer es schafft, 35 Prozent seiner Schulden zurückzuzahlen und zudem die Verfahrenskosten trägt, für den endet das Verfahren nach drei Jahren. Das gelingt aber nur in den wenigsten Fällen. Am Ende des Verfahrens steht dann die sogenannte Restschuldbefreiung – eine Art Resetknopf, der das Schuldenkonto wieder auf null stellt. Ich meine, dieser Knopf müsste viel früher gedrückt werden. Sollte unsere Gesellschaft milder mit Schuldnern umgehen? Auf jeden Fall. Ein bekannter Düsseldorfer Insolvenzverwalter sagte einmal: Das erste Mal reicht es eigentlich, wenn Betroffene eine halbe Stunde in meiner Kanzlei auf dem Flur sitzen. Danach sollte man sie mit der Restschuldbefreiung nach Hause schicken. Der Meinung bin ich auch. Wenn Menschen ausrutschen, sollte man ihnen die Hand reichen, damit sie schnell wieder auf die Beine kommen. Wenn wir Armut bekämpfen wollen, sollten wir für Schuldner den Weg zurück ins normale Leben einfacher gestalten. Als Erstes kommen die Wassereimer, die Löschdecken werden getränkt. Hat auch niemand ein Nylonshirt an? Baumwollkleidung ist Pflicht, wenn die jungen Männer, die im Friedrich-Naumann-Haus der Diakonie wohnen, am Feuerworkshop teilnehmen. „Und Löschen ist die erste Lektion“, sagt Feuerpädagoge Christian Effern. Diese Lektion haben Adlan, 20, Thomas, 32, und Pascal, 21, schon gelernt. Sie breiten die Löschdecken auf der Wiese des Gartens aus, zünden die Feuerbehälter an und präparieren Fackeln und Jonglierstäbe mit brennbaren Flüssigkeiten. Manche Kunststücke werden mit Petroleum gemacht, manche mit Lampenöl, beides ist strikt zu trennen, auch das lernt man bei Christian Effern. Und dann geht es los. Die Freude, wenn es gelingt Brennende Fackeln fliegen durch die Luft, von einer Hand zur anderen, Pasca l w irbelt einen Sta b, der a n beiden Enden in Flammen steht, um seinen Nacken, Thomas „schluckt“ das Feuer einer Fackel und Adlan erzeugt als Feuerspucker einen großen Feuerball. Niemand verbrennt sich, im Gegenteil: Die jungen Männer gehen souverän mit ihrem brenzligen Jonglagewerkzeug um – nicht leichtfertig, aber auch nicht ängstlich. Es sieht gut aus, was sie da an nur wenigen Terminen schon gelernt haben. Die Freude darüber, wenn etwas Kniffliges gelingt, sieht man ihnen an. Das alles ist gar nicht selbstverständlich. Denn die Männer im Friedrich-Naumann-Haus sind zwar oft erst Anfang 20, haben aber schon jede Menge Schwierigkeiten: keine Wohnung, Drogenprobleme, Schu lden, v iel leicht kommen sie gerade aus dem Gefängnis. Im Friedrich-Naumann-Haus können sie erst einmal wohnen – und lernen, eigenständig zu leben. 25 Männer zwischen 18 und 35 Jahren sind derzeit in der Einrichtung vorübergehend zu Hause, durchschnittlich bleiben sie zwölf Monate. Diese Zeit wird intensiv genutzt. „Unsere Bewohner erledigen viele Haushaltsaufgaben selbst“, erläutert Timo Stascheit, Leiter des Hauses. Ob Treppenhaus putzen, kochen oder Gartenarbeit – es gibt feste Dienste, die man zu erfüllen hat. Das sei auch sinnvoll, um den Tagesablauf der Bewohner zu strukturieren, sagt Stascheit. „Vor allem, um eine Arbeit oder einen Ausbildungsplatz zu bekommen, muss man sich an Regeln und Strukturen halten können.“ Der Feuerworkshop passe gut in dieses Konzept, so Stascheit. Einerseits übe man, mit etwas Gefährlichem verantwortungsvoll umzugehen. Andererseits habe man ganz besondere Erfolgserlebnisse. Denn bei allen Problemen, die die jungen Männer hätten, solle das nicht zu kurz kommen: dass man stolz ist, auf die Sachen, die einem gelingen. Am 20. Oktober feierte das FriedrichNaumann-Haus sein 60-jähriges Jubiläum – mit vielen Gästen und einem „ Fe u e r s p e k t a ke l“. D ie B e w oh n e r zeigten, was sie im Workshop gelernt hatten, die Gäste durften selbst mitmachen, schließlich trat eine Gruppe von Feuerakrobaten auf. Und das Küchenteam servierte dazu feurig-scharfe Currywurst. Susanne Schwendtke 1954 wurde das Friedrich-NaumannHaus in Niederkassel gegründet. Friedrich Naumann (1860–1919) war ein einflussreicher evangelischer Theologe und liberaler Politiker. Zunächst kamen vor allem junge Flüchtlinge aus der DDR und junge Arbeitsmigranten in dem Haus unter. Seit 1985 werden wohnungslose junge Männer in besonderen sozialen Schwierigkeiten betreut Diakonie 48 Leben im Alter 18 Schnibbeln und teilen Aktion des Gerresheimer Quartiersmanagements bringt Menschen zusammen Zwei Suppen, zwei Qu iches, zwei Pestos, einen Wirsingeintopf und zum Nachtisch sogar einen Obstsalat: So viel kann man machen aus einer wilden Zufallsmischung von mitgebrachten Zutaten. Bei der „Schnibbelaktion“ des Gerresheimer Quartiersmanagements am 5. Oktober staunten auch die rund 80 Teilnehmer, was sie gemeinsam auf den Tisch des evangelischen Gemeindesaals brachten. Das Prinzip der Schnibbelaktion ist einfach: Jeder bringt ein Brettchen, ein Küchenmesser und das mit, was er gerade im Kühl- oder Küchenschrank hat. Man trifft sich an einem Ort, wo Platz zum geselligen Gemüseschneiden, zum gemeinsamen Kochen und natürlich für eine gemeinsame Mahlzeit ist. Und dann entsteht vieles fast von alleine: Man kommt ins Gespräch, man teilt, was man hat, man hilft sich und freut sich zusammen, wenn die Quiche gelingt, der Wirsing schmeckt und der Obstsalat für alle reicht. Genau die richtige Aktion, um Menschen, die einsam sind, wenig Geld und viele Sorgen haben, mit anderen zusammenzubringen, dachte sich Anna Eggeling, Quartiersmanagerin in Gerresheim. Schnibbelaktionen kommen aus einer gesellschaftlichen Szene, die mit sozialer Quartiersarbeit eher nichts zu tun hat. Foodsharing heißt die Online-Community, die sie veranstaltet und über soziale Medien organisiert. Den Food sharern geht es darum, dass Lebensmittel nicht weggeworfen werden, bloß weil vielleicht ein paar Zutaten fehlen, um aus ihnen eine Mahlzeit zu kochen. Über die Plattform foodsharing.de werden Lebensmittel getauscht, verschenkt oder eben gemeinsam verwertet – jeder trägt etwas bei. „Dadurch, dass wir uns mit Foodsharing zusammengetan haben, kamen ganz verschiedene Leute zu der Aktion“, sagt Anna Eggeling. Studenten und Menschen, die bewusst einen nachhaltigen Lebensstil pflegen, schnibbelten und aßen zusammen mit Menschen, denen oft einfach das Geld für Lebensmittel fehlt, die aus Geldmangel und Scham nicht in Cafés gehen, die deshalb immer einsamer werden. Anna Eggeling hatte bei der Sprechstunde des Gerresheimer Netzes gegen Armut für den Schnibbeltag geworben – und viele sind gekommen. „Das war wirklich toll“, sagt Eggeling. „Alles mischte sich, es war egal, wie viel oder wenig jemand mitbrachte, und es spielte keine Rolle, wer über das Netz gegen Armut eingeladen worden war und wer über Facebook.“ Frauen und Männer, Kinder, junge Erwachsene und alte Das Quartiersmanagement in Gerresheim wird von der Deutschen Fernsehlotterie gefördert und setzt sich vor allem dafür ein, dass Menschen, die im Alter arm sind, am Stadtteilleben teilhaben können. Viele Aktionen haben das Jahr über Menschen zusammengebracht Leute machten mit. Dabei habe sich auch gezeigt, so Eggeling, wie die aktuelle Haltung junger Menschen, ökologisch nachhaltig zu leben, der Haltung der Älteren ähnelt, die den Mangel der Nachkriegszeit erfahren haben: Nichts verschwenden, aus allem etwas machen, sich zusammentun. Am 5. Oktober war noch so viel übrig, dass v iele etwas m it nach Hause nehmen konnten. Ein Pesto oder eine Suppe halten sich schließlich eine Weile. Und auch die Freude darüber, wie viel aus wenig wird, wenn man teilt, dürfte bei denen, die mitgemacht haben, nachhaltig wirken. Anna Eggeling jedenfalls freut sich sehr über den Erfolg der Aktion – und auf viele weitere. Susanne Schwendtke Diakonie 48 Leben im Alter 19 Managerinnen mit Herz Monika Meister, Marlene Steves und Barbara Weber prägten das „Leben im Alter“ 102 Jahre bei der Diakonie Düsseldorf – da s muss den d reien ers t ei n ma l jemand nachmachen. Monika Meister, Marlene Steves und Barbara Weber wurden Anfang November gemeinsam in den Ruhestand verabschiedet. Auf zusammen 102 Jahre im Dienst älterer und pflegebedürftiger Menschen blicken die drei Abteilungsleiterinnen zurück. Barbara Weber leitete seit 1982 das Otto-Ohl-Haus und mit ihm alle Pflegeangebote sowie das zentrum plus in Garath. Monika Meister trug seit 1994 die entsprechende Verantwortung in Gerresheim für das Ferdinandheim und die vielfältige Seniorenarbeit. Zuvor war sie seit 1986 in Benrath, Garath und Bilk in der Pflege tätig gewesen. Marlene Steves‘ Wirkungsstätte war seit 1973 Golzheim: 41 Jahre lang war das Tersteegen-Haus „ihr“ Haus, 33 Jahre leitete sie es, bis es in diesem Sommer geschlossen wurde, um einem Neubau Platz zu machen. Mit dem Abschied von Barbara Weber, Marlene Steves und Monika Meister gehe eine Ära zu Ende, sagte Dr. Roland Schulz, Kuratoriumsvorsitzender der Diakonie Düsseldorf, auf der Feier in der Versöhnungskirche. „Denn wir verabschieden gleich drei Frauen, die über mehrere Jahrzehnte den Bereich Leben im Alter und die von ihnen geleiteten Pflegeeinrichtungen erheblich geprägt haben.“ Mit intensivem Kontakt zu den benachbarten Kirchengemeinden, wertvollen Kooperationen und einer stetigen Weiterentwicklung der quartiersnahen Seniorenarbeit waren sie durch die Jahre hindurch erfolgreich und meisterten viele Herausforderungen, wie etwa die Pflegereform in den 1990er-Jahren, die aus einem traditionellen Betätigungsfeld der Wohlfahrt und der Kirchen einen umkämpften Markt machte. Alle drei Abteilungsleiterinnen setzten sich mit einem hochwertigen Pflegeangebot an diesem Markt durch. 102 Jahre bei der Diakonie „Ihre Häuser waren wirtschaftlich erfolgreich, hatten eine hohe Qualität, und die Bewohnerinnen und Bewohner haben sich wohlgefühlt“, so zog Roland Schulz das Fazit. Diakonie-Vorstand AdolfLeopold Krebs und Beate Linz, Leiterin des Geschäftsbereichs Leben im Alter, stimmten dem zu. Alle drei hätten die große Kunst von Führungskräften in der Pflege beherrscht, Herz und Engagement einzubringen und dabei die Wirtschaftlichkeit immer im Blick zu haben. „Herz und Verstand zeichnen Sie aus“, so Adolf-Leopold Krebs, und darauf komme es an. „Sie ruhen in ihrem christlichen Selbstverständnis und waren dadurch immer selbstbewusst, entscheidungsfreudig, neugierig und offen.“ „Ich vermisse Sie jetzt schon“, sagte Beate Linz. Seit sie vor fünf Jahren die Geschäftsbereichsleitung übernommen habe, habe der wirtschaftliche Erfolg ihrer drei Abteilungsleiterinnen sie stets ebenso beeindruckt wie die herzliche, heimelige Atmosphäre in ihren Häusern: „Man spürte es gleich, wenn man durch die Tür kam.“ Beate Linz, der Vorstand und das Kuratorium der Diakonie dankten Marlene Steves, Barbara Weber und Monika Meister herzlich: für ihr Engagement, ihre Leidenschaft und ihre Leistung für die Diakonie und die ihnen anvertrauten Menschen. Und zu allen guten Wünschen für den neuen Lebensabschnitt fügten sie hinzu: „Wir freuen uns, wenn wir Sie bei der einen oder anderen Gelegenheit wiedersehen.“ Wer weiß – vielleicht wird es in einem Ehrenamt sein. Nach 102 Jahren geht man ja niemals so ganz. Susanne Schwendtke Diakonie 48 Diakonie und Kirche 20 Diakonie 48 Diakonie und Kirche 21 Gespräch unter Kollegen Falk Schöller ist neuer Theologischer Vorstand der Graf Recke Stiftung Falk Schöller ist seit Anfang Oktober Theologischer Vorstand der Graf Recke Stiftung. Thorsten Nolting sprach mit dem 45-jährigen Theologen über die Arbeit der Stiftung schen, die ein reizarmes Umfeld brauchen, weil sie unter normalen Reizen aggressiv gegen sich selbst oder andere werden. Aber auf der anderen Seite muss ja auch die Frage gestellt werden, ob das Umfeld und die Gesellschaft fähig und bereit sind, die Menschen in ihrem Quartier aufzunehmen. Wir gehen ins Quartier, immer wieder und immer weiter, und sind zugleich froh um unsere exklusiven Orte. Und trotzdem verfolgen Sie den Inklusionsansatz. Wie arbeiten Sie dabei mit den Kirchengemeinden vor Ort zusammen? Wie sieht Ihr Konzept für diese Zusammenarbeit aus? Lieber Herr Schöller, Sie treten ein interessantes Erbe an. Die Graf Recke Stiftung hat in Düsseldorf eine bedeutsame Geschichte. 1822 wurde sie in Düsselthal gegründet, ist also tief verwurzelt in der Stadt. Sie sind ganz neu vor Ort – was verbinden Sie mit der Graf Recke Stiftung? Ich finde es spannend, dass die Graf Recke Stiftung eine der ältesten diakonischen Einrichtungen Deutschlands ist, die aus der Rettungshaus-Idee entstand: Damals lebten Waisenkinder und die „Verbrecherkinder“ in unglaublicher sozialer Not. Und dann kommt ein Graf, baut ein Schloss und gibt diesen Jugendlichen einen ganz exklusiven Lebensort, an dem sie wieder ein Stück Orientierung finden. Rettungshaus steht bei Graf Recke von Anfang an für zwei Aspekte: einerseits Bildung zu einer inneren Frömmigkeit, die Halt gibt, für die Verantwortung vor Gott. Andererseits geht es um die praktische Lebensorientierung, einen Beruf zu erlernen und tätig zu sein in der Welt sowie um Verantwortung zu übernehmen in der Welt. Das finde ich eine großartige Perspektive, bis heute. Die Stiftung hat sich enorm entwickelt über die Jahre. Sie hat viele Standorte im Rheinland und auch eine Einrichtung in Neumünster. Sie ist in der Altenhilfe, Behindertenhilfe und Jugendhilfe aktiv. Hält der ursprüngliche Gedanke das Ganze noch zusammen? Oder braucht es eine neue Konstruktion, die es wieder zusammenbringt? Wenn ich mir anschaue, wofür Graf Recke in Düsseldorf immer noch steht, dann sind das oft die „schweren Fälle“. In unserer Hildener Einrichtung leben Menschen mit Einweisungsbeschluss in unser gerontopsychiatrisches Altenheim. Wir haben Jugendliche, von denen viele traumatisiert sind, Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt. Im Bereich Sozialpsychiatrie und Heilpädagogik leben bei uns Menschen mit schwersten Behinderungen. Sie brauchen nicht die eine oder andere diakonische Hilfe, sondern intensive Begleitung. Die Graf Recke Stiftung hat das Motto „das Leben meistern“. Das gilt für junge und alte Menschen. Aber was heißt „das Leben meistern“, darf man auch scheitern? Nicht alle Jugendlichen, die bei uns leben, schaffen den Sprung, nicht alle Menschen aus der Sozialpsychiatrie schaffen den Weg in die Normalität. Manche bleiben auf Dauer auf Betreuung angewiesen. Um damit umzugehen, braucht es die Stif- tung als Ganzes, sie umfasst alles, was wir tun. Natürlich agieren die Teile der Stiftung, die Geschäftsbereiche, die Außenstellen, inhaltlich und räumlich auch jeweils für sich. Und doch haben wir denselben Auftrag seit 200 Jahren: Es bleibt unsere dauerhafte Aufgabe, da s Zu sa m mengehör igkeitsgef ü h l immer wieder zu fördern. Es hat ja seinen guten Grund, dass die Graf Recke Stiftung und vergleichbare diakonische Institutionen sich nicht mehr nur auf einem abgegrenzten Gelände bewegen, wie das vor vielen Jahren gemacht wurde. Die Idee war damals, einen geschützten Raum zu schaffen, in dem sich diejenigen aufgehoben fühlen, die „draußen“ nicht zurechtkämen. Heute sucht man den Anschluss an die Quartiere. Will auch Graf Recke die Menschen stärker in die Quartiere bringen? Wir versuchen das für die Menschen, für die das möglich ist. Das muss eine Leitperspektive sein: So viel Inklusion wie möglich. Auf der anderen Seite verstehe ich den Anspruch des geschützten Raumes doppelt. Es ist ein Raum, der Menschen mit besonders schwierigen Lebensmöglichkeiten einen schützenden Rahmen bietet, beispielsweise Men- Ich nehme zurzeit wahr, dass der Gang ins Quartier auch heißt, neue Chancen wahrzunehmen, Kontakt zu Kirchengemeinden aufzubauen. Ehrenamtliche gewinnen wir leichter dort, wo unsere Klienten im Quartier leben, wo wir Mitarbeitende haben, die dort mit Bewohnern einkaufen gehen, eine Kirche besuchen. Insofern ist es gut, dass in Wittlaer mittlerweile die Wohngebiete an die Graf Recke Stiftung herangewachsen sind. Hier können wir neu anfangen, unsere bisherige Arbeit und die Arbeit im Sozialraum miteinander zu verknüpfen und Ehrenamt zu verankern. Die Kindertagesstätten im Walter-Kobold-Haus und neben der Graf Recke Kirche bringen Menschen aus dem Düsseldorfer Norden in enge Berührung mit Menschen, die in der Graf Recke Stiftung leben und arbeiten, jung und alt. Auch Betreutes Wohnen ist im WalterKobold-Haus untergebracht, Menschen am Lebensende wohnen dort: Man begegnet einander ganz selbstverständlich. In diese Richtung muss es weitergehen. Sie haben als Pfarrer eine kirchliche Berufung. Jetzt stehen Sie einer Stiftung vor, die kirchlich geprägt, aber nicht Kirche ist, oder? Welches Verhältnis wünschen Sie sich zur Kirche vor Ort, zu den Gemeinden? Ich bin in der Tat ein Mann der Kirche, theologischer Vorstand. Aber in der Stiftung bin natürlich nicht ich alleine Kirche. Ganz viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind da, wo sie leben und arbeiten, auch Kirche – in evangelischen, katholischen oder freikirchlichen Gemeinden. Schön wäre es, stärker die Verbindung herzustellen zwischen dem Ort, wo die Menschen beheimatet sind, und der Dienstgemeinschaft von Mitarbeitenden, der Gemeinschaft von Klienten, Patienten und Bewohnern. Ehrenamt kann neben dem Hauptamt ein Schlüssel für Vernetzung sein. Ich will Fragen stellen: Wo ist Kirche bei uns beheimatet, wo gibt es Kontakte? Taucht die Graf Recke Stiftung auch als Kirche auf? Ist sie im Herzen und vor Ort gut sichtbar im Quartier und erlebbar in der Stiftung? Wir wollen ein selbstverständliches Miteinander von Kirche und Ortsgemeinde. Für die Diakonie Düsseldorf arbeiten wir sehr stark daran, dass die Kirchengemeinden vor Ort unsere Einrichtungen als ihre sehen, dass sie sagen: „Das ist unser diakonisches Engagement.“ Wollen Sie in diese Richtung gehen? Wenn wir es schaffen, in der Öffentlichkeit, den Gemeinden, auch in der bürgerlichen Gemeinde sichtbar zu machen: „Wir sind Kirche, wir sind Diakonie“, dann schließen sich uns Menschen an. Und wir können auch noch einmal deutlich machen, wo wir bürgerschaftliche Zusammenarbeit wollen und brauchen, und an welchen Stellen wir ein Spezialanbieter sind, der zu Recht geschützte Räume bietet. Die Beheimatung der Graf Recke Stiftung in Kirchengemeinden gelingt vor allem an zwei Stellen schon ganz hervorragend: Zum einen nimmt Pfarrer Redeker seit 20 Jahren unsere Bewohner und Klienten mit und gestaltet Gottesdienste mit ihnen gemeinsam, auch für andere Menschen im Sozialraum. Zum anderen haben wir mit Kirchengemeinden fusioniert, zum Beispiel in Kaiserswerth. Damit sind wir schon ein gutes Stück raus aus der alten Anstaltsgemeinde. Darüber bin ich froh, denn dadurch wird deutlich: Die Arbeit, die wir machen, machen wir in einem Sozialraum, in einem größeren Gefüge. Zu unserem Dienstauftrag gehört es, auch zusammen mit den Kirchengemeinden, eine Brücke in die Gesellschaft zu bilden. Das werden wir in Zukunft noch intensivieren. Diakonie 48 Kurzmeldungen 22 Diakonie 48 Stammhaus Kaiserswerth Übergang zum neuen Jahr In Oberrath Gemeinderäume werden Familienzentrum Ausgezeichnete OGS „Haus der kleinen Forscher“ Preis für Schreibwerkstatt Aktiv für Toleranz Impressum Die Diakonie Düsseldorf wird zum 1. Januar 2015 den Geschäftsbetrieb des Altenzentrums Stammhaus von der Kaiserswerther Diakonie übernehmen. Dazu gehören das Pflegeheim am Kaiserswerther Markt mit 148 Plätzen, das zentrum plus, 17 Wohnungen für Senioren und die Stammhauskirche. Schon seit längerem bauen die beiden Diakonien ihre Zusammenarbeit im Bereich der Altenhilfe aus, kooperieren zum Beispiel im Einkauf und in der Ausbildung von Fachpersonal für die Altenpflege. „Das Stammhaus ist die einzige stationäre Altenpflegeeinrichtung der Kaiserswerther Diakonie im Düsseldorfer Stadtgebiet. Von der Überführung des Stammhauses in den größeren Altenpflegeverbund der Diakonie Düsseldorf erwarten wir neben Synergieeffekten vor allem Vorteile bei der Anwerbung von Fachkräften und bei der Qualitätssicherung“, erläutert Klaus Riesenbeck, Vorsta nd der Ka iserswer ther Diakonie, die Hintergründe. Die Immobilie bleibt im Eigentum der Kaiserswerther Diakonie. „In den letzten Jahren hat es sich für die Düsseldorfer Altenpflege und Seniorenangebote bewährt, stark auf die Zusammenarbeit mit den evangelischen Kirchengemeinden vor Ort und die Öffnung zum Quartier zu setzen“, sagt Thorsten Nolting, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Düsseldorf, zu deren Mitgliedern neben allen anderen evangelischen Kirchengemeinden der Stadt auch die Kirchengemeinde Kaiserswerth gehört. Die Einbeziehung der Menschen aus dem Stammhaus in das Gemeindeleben soll fortgesetzt und intensiviert werden. Die Kooperation hat bereits Anfang Oktober begonnen. Seitdem unterstützt die Diakonie Düsseldorf das Management im Stammhaus. 18 Monate Bauarbeiten – und das bei laufendem Betrieb: Der Umbau der Evangelischen Tageseinrichtung für Kinder an der Oberrather Straße war aufwändig, hat sich aber gelohnt. Nun gibt es 25 Plätze für Kinder unter drei Jahren und ganz viel Platz und Licht zum Spielen. Dafür wurden das benachbarte Gemeindehaus der OsterKirchengemeinde komplett umgebaut, die schon bestehende Kita renoviert und beide Gebäude durch ein großzügiges Foyer verbunden. „Es ist schön, dass ein auf andere Art nicht mehr finanzierbares Gemeindehaus nun so eine sinnvolle Nutzung erfährt“, freut sich Pfarrer Alfred Geibel. Auch für die Angebote des Familienzentrums gibt es jetzt viel Raum. „So bleiben nach dem Umzug des Gemeindezentrums in die Graf-Recke-Straße noch viele Angebote für Menschen jeden Alters vor Ort“, sagt Petra Behlau, Leiterin der Tageseinrichtung: Der Jugendclub tagt im Keller, der Seniorentreff findet in der ersten Etage statt. Dass sich alle im neuen Zentrum so wohlfühlen, liegt vor allem an der Planung der Architektin Mareike Schnitter, die eine ganz besondere Verbindung zur Einrichtung hat: „Ich bin hier selbst in den Kindergarten gegangen und meine Tochter auch. Mir ging es darum, die Räume so zu gestalten, dass auch diejenigen, die hier arbeiten, optimale Bedingungen haben“, erzählt sie. „Hier ist eine richtige Kinderstadt entstanden.“ Optische Phänomene, chemische Reaktionen oder technische Apparaturen – in der Offenen Ganztagsschule (OGS) an der Volker Rosin Schule können Schülerinnen und Schüler die Welt der Naturwissenschaften ganz aktiv erkunden. Die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ hat die Vennhauser OGS der Diakonie deshalb heute ausgezeichnet – als erste in Düsseldorf. Die Experimente machten nicht nur Spaß, sondern hätten auch einen großen pädagogischen Nutzen, sagt Angelika Frank, pädagogische Fachkraft der OGS: „Das Forschen in der Gruppe fördert die Sprachkompetenz und das Mengenverständnis, die Kommunikation der Kinder untereinander und die Konzentration.“ Cornelia Großer, die als Netzwerkkoordinatorin und Trainerin das „Haus der kleinen Forscher“ für die Diakonie leitet, ergänzt: „Wir arbeiten nach dem ko-konstruktiven pädagogischen Ansatz. Das bedeutet, nicht Erzieher und Lehrerinnen, sondern die Kinder selbst sind die Experten.“ Die pädagogischen Kräfte setzten als Lernbegleiter Impulse, alles andere gehe von den Kindern aus. An der Volker Rosin Schule haben sich auch alle Lehrerinnen und Lehrer von der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ schulen lassen, damit sich auch im Schulunterricht der kindliche Forschergeist bestens entfalten kann. „Die Zusammenarbeit ist an dieser Grundschule sehr gut abgestimmt“, sagt Cornelia Großer. „So können sich die Aktivitäten der OGS und der Unterrichtsstoff ergänzen.“ 90 Prozent der Dinge, mit denen die Kinder forschen, kommen übrigens „aus dem Küchenschrank“. Die Experimente kann man zu Hause mit der Familie nachmachen, und die OGS leiht dafür gerne Zubehör aus. Im Rahmen des Wettbewerbs „Aktiv für Demokratie und Toleranz 2014“ des BfDT (Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt) wurde die Schreibwerkstatt „Gemeinsame Geschichte(n) – Tragisches und Komisches aus dem Einwanderungsland Deutschland“ als vorbildlich eingestuft und mit einem Preis ausgezeichnet, der mit 2.000 Euro dotiert ist. Die Werkstatt, die in diesem Jahr schon zum dritten Mal stattfindet, richtet sich an Seniorinnen und Senioren mit und ohne Einwanderungsgeschichte. In der Schreibwerkstatt unter der Leitung der Autoren Pamela Granderath und Michalis Patentalis können die Teilnehmer ihre persönlichen Erlebnisse und Erinnerungen zu Papier bringen: Tragisches, Komisches, Ungewöhnliches, Alltägliches und manchmal auch Schwieriges aus ihrem Leben in Deutschland. Die dabei jeweils entstehenden Geschichten werden als Buch veröffentlicht und bei Lesungen in Düsseldorf und Umgebung vor einem breiten Publikum präsentiert. Der Workshop ist ein Gemeinschaftsprojekt der Migrationsberatung für Erwachsene der Diakonie Düsseldorf und des zakk. Im kommenden Jahr werden alle Preisträger des Wettbewerbs „Aktiv für Demokratie und Toleranz 2014“ bei einer öffentlichen Veranstaltung in Berlin gewürdigt. Herausgeber Diakonie Düsseldorf – Gemeindedienst der evangelischen Kirchengemeinden e. V. Susanne Schwendtke Kira Küster Susanne Schwendtke Kira Küster Kurzmeldungen 23 Redaktion Susanne Schwendtke (verantwortlich) Kira Küster Redaktionssekretariat Nicole Neumann Platz der Diakonie 3, 40233 Düsseldorf Telefon 0211 73 53 204 E-Mail: nicole.neumann@ diakonie-duesseldorf.de Art-Direktion Fons M. Hickmann Gestaltung Fons Hickmann m23, Berlin Sven Lindhorst -Emme www.fonshickmann.com Fotografie Hans-Jürgen Bauer (S. 8), Gerald Biebersdorf (S. 10-11, 15-17), Anika Potzler (S. 4-5), privat (S. 7), Petra Warrass (S. 1-3, 9, 12, 18-21) Druck Tannhäuser Media, Düsseldorf Print CO 2 -kompensiert: Id-Nr. 1441569 www.bvdm-online.de Papier Cyclus Offset, 100 % Altpapier, Umweltzertifizierungen: Blauer Engel, EU-Blume, ISO 41 001, EMAS Auflage 9.700 Erscheinungsweise Vierteljährlich Spendenkonto Diakonie Düsseldorf IBAN DE87 3005 0110 0010 1057 57 BIC DUSSDEDDXXX Diakonie 48 Termine 24 Januar 2015 Februar 2015 März 2015 Andererseits Andacht für Diakonie und Holthausen Mit Thorsten Nolting Donnerstag, 8. Januar, 8.30 Uhr Diakonie-Institut, Oberlinplatz 2 Andererseits Andacht für Diakonie und Flingern Mit Thorsten Nolting Montag, 2. Februar, 8.30 Uhr Diakonie-Institut, Oberlinplatz 2 Andererseits Andacht für Diakonie und Holthausen Mit Thorsten Nolting Donnerstag, 5. März, 8.30 Uhr Diakonie-Institut, Oberlinplatz 2 Ringgespräche Mit dem Künstler und Autor Johannes Stüttgen Donnerstag, 8., 15., 22. und 29. Januar, 19 Uhr Bergerkirche, Berger Straße 18 b Ringgespräche Mit dem Künstler und Autor Johannes Stüttgen Jeden Donnerstag, 19 Uhr Bergerkirche, Berger Straße 18 b Ringgespräche Mit dem Künstler und Autor Johannes Stüttgen Jeden Donnerstag, 19 Uhr Bergerkirche, Berger Straße 18 b DIO Vokalimprovisation Leitung: Barbara Beckmann Freitag, 27. Februar, 19 Uhr Bergerkirche, Berger Straße 18 b Nacht der offenen Kirchen Samstag, 7. März, Bergerkirche 19.30 Uhr Wort in den Abend, mit Pater Rafael 20 Uhr Klavier, Klarinette und Querflöte Werke von Bach, Foule, Enescu und Poulenc, Studierende der Anton Rubinstein Akademie 21 Uhr Klavier und Violinen, Werke von Kreisler, Sarasate und Ravel, Studierende der Anton Rubinstein Akademie 22 Uhr Spirituelle Lieder aus aller Welt, mit Miriam Peters 22.45 Uhr Abendsegen, mit Heinz Frantzmann Andererseits Andacht für Diakonie und Flingern Mit Heinz Frantzmann Montag, 12. Januar, 8.30 Uhr Versöhnungskirche Platz der Diakonie 2 Innovation & Ehrenamt 4. Innovationstag des Büros für soziale Innovation Mittwoch, 14. Januar, 15 Uhr Bergerkirche, Bergerstrasse 18 b Mehr Informationen unter soziale-innovation.eu Das Angebot der „offenen Bergerkirche“ macht im Januar und Februar 2015 Winterpause. Ab 1. März ist die Bergerkirche wieder dienstags bis sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Ehrenamtliche Ansprechpartner geben dann Auskunft zu Geschichte und gegenwärtiger Gestaltung der Bergerkirche. If music be the food of love A-cappella-Musik zu Texten von William Shakespeare Ensemble Convivium Leitung: Ingo Kraus Samstag, 28. Februar, 20 Uhr Bergerkirche, Berger Straße 18 b Andererseits Andacht für Diakonie und Flingen Mit Thorsten Nolting Montag, 16. März, 8.30 Uhr Versöhnungskirche Platz der Diakonie 2 DIO Vokalimprovisation Leitung: Barbara Beckmann Freitag, 20. März, 19 Uhr Bergerkirche, Berger Straße 18 b Frühlingskonzert Studierende der Anton Rubinstein Akademie Samstag, 28. März, 16 Uhr Bergerkirche, Berger Straße 18 b Eintritt 5 Euro