Mackie Onyx 1640i - Boote

Transcrição

Mackie Onyx 1640i - Boote
test
© PPVMEDIEN 2009
Mischpult Mackie Onyx 1640i
Analog-Mischpult mit Firewire-Anbindung
Mackie Onyx 1640i
Mackie gehörte zu den ersten Mischpultherstellern, die
kompakte Abmessungen mit klangtechnisch hoher Qualität für
die aufkommende Nutzergruppe der Projekt- und Heimstudios,
aber auch für die Beschallung kleiner Clubs ermöglichten. Das
neue Onyx 1640i geht noch einen Schritt weiter.
Z
uletzt hatte Mackie die ursprüngliche
CR-/VLZ-Serie nach mehrfachen Aktualisierungen um die komplett überarbeiteten Onyx-Modelle ergänzt, die gegen
Aufpreis die Möglichkeit boten, analoge
Mischpultkanäle über Firewire direkt in den
Rechner zu übertragen. Überaus sinnvoll,
denn für eine Einzelspuraufnahme ist hier
lediglich das Andocken eines kompatiblen
Mac-OS- oder Windows-Computers nötig.
In allen vier neuen Onyx-i-Modellen gehört
die Firewire-400-Schnittstelle nunmehr zur
Standardausstattung. Jeder Mischpult-Kanalzug kann dabei mit oder ohne Equalizer
über einen ASIO- beziehungsweise CoreAudio-Treiber in den Rechner übertragen
werden. Hinzu kommt eine mögliche Kompatibilität zu Digidesign Pro Tools M-Powered, die man über einen kostenpflichtigen
Treiber ergänzen kann.
Ein Kilo pro Kanal
Das vorliegende größte Modell 1640i bietet
sechzehn analoge Eingangskanäle, die auf
vier Subgruppen, eine Summe und sechs
Auxwege verteilt werden können. Das 16kg-Flaggschiff der kompakten Mischerserie
verfügt dabei nicht nur über sechzehn Mikrofonkanäle und die erwähnten FirewireAusspielwege, sondern zusätzlich auch
über analoge Einzelausgänge auf zwei DSub-Buchsen, die sich etwa für eine weitere Signalverteilung auf der Bühne nutzen
lassen. Der wichtigste Unterschied und
essenzielle Vorteil gegenüber den kleineren
Modellen ist jedoch die Möglichkeit, bis
zu 16 Firewire-Rückwege aus dem Rechner alternativ zu den Analogeingängen auf
die Kanalzüge zu routen. Somit wird über
die Aufnahme hinaus auch eine Mischung
oder Analogsummierung über das Gerät
möglich.
Zu allererst ist das 1640i ein hochwertiger Analogmixer in gewohnt robuster Mackie-Manier. Trotz vergleichsweise
geringer Abmessungen und integriertem
Netzteil erfüllt er die Anforderungen an
eine anspruchsvolle Signalverarbeitung:
Geboten werden sechzehn Mic-/Line-Vorverstärker mit einzeln schaltbarer Phantomspannung, Hochpassfilter – bei 75 Hz mit
18 dB pro Oktave und Insertpunkt. Kanal 1
und 2 lassen sich darüber hinaus über eine
Hi-Z-Schaltung auch für Gitarren und Bässe nutzen. Der schaltbare Vierband-Equalizer bietet Shelving-Bänder bei 80 Hz und
12 kHz sowie zwei halbparametrische Mittenbänder, die zwischen 100 und 2.000 Hz,
beziehungsweise zwischen 400 und 8.000
Hz arbeiten – jeweils mit einem Hub von bis
zu +/- 15 dB. Outboard-Integration und das
Monitoring erfolgen über sechs Auxwege,
90
KEYS 02/2010
test
© PPVMEDIEN 2009
von
die jeweils Pre-/Postfader zu betreiben sind
und denen vier ergänzende Stereo-Returns
zugeordnet sind. Ausgänge sind als XLRund TRS-Buchse für den Hauptausgang
samt Insert vorhanden, darüber hinaus aber
auch für die vier Subgruppen. Ergänzend
gibt es zusätzliche Stereo-Ins und -Outs im
Cinch-Format für die Analogaufnahme und
ein Zuspielmedium. Die Abhörschiene ist
ebenfalls großzügig dimensioniert und bietet
regelbare Monitor- und Kopfhörerausgänge,
etliche Routing- und Regelmöglichkeiten
sowie ein eingebautes Talkbackmikrofon,
das sich bei Bedarf auch durch ein externes
Gerät ersetzen lässt. Das gesamte Pult ist
überzeugend einfach zu bedienen und offeriert die meisten Funktionen, die man von
einer klassischen Analogkonsole erwartet.
Abstriche wurden aufgrund der Größe bei
der Kanal- und Bus-Kapazität, im Metering
mit nur vier LEDs pro Kanal und zwölf LEDs
für die Summe sowie bei den verbauten
60-mm-Fadern gemacht. Dafür lässt sich
das 1640i über mitgelieferte Rackwinkel
ins 19-Zoll-Format bringen, wofür man das
rückwärtige Anschlusspanel durch Drehung
auch nach vorne verlegen kann.
Summenbildung
Der digitale Transfer der Kanalzüge in
die DAW erfolgt mit bis zu 96 kHz und
24 Bit. Der Abgriff erfolgt dabei vor dem
Kanalfader, individuell schaltbar vor oder
hinter dem Equalizer. Per Serviceeingriff
lassen sich auch Abgriffe hinter dem Kanalfader und nach dem Insertpunkt realisieren.
Wer die Subgruppen aufzeichnen möchte,
kann diese alternativ zu den Einzelausgängen 5–8 aufnehmen, ebenso wie die Summe, die Kanal 15–16 ersetzt. Noch schöner
wäre es natürlich, würden alle Signale sowie
die Auxwege gleichzeitig übertragen.
Das Einspeisen der Firewire-Rückwege erfolgt zwischen Hochpassfilter und Insert-
Ulf Kaiser
S t a t e m e n t v o n J a m e s Wo o d b u r n
Welche Kunden
möchte Mackie
mit dem Onyx 1640i
ansprechen?
James
Woodburn:
Grundsätzlich handelt
es sich bei der Onyx-iSerie um Mischpulte für
den Recordingbereich.
James Woodburn,
Der Aufnahmeprozess,
Senior Product
ob Einzelspur- oder
Manager bei Mackie,
S u m m e n a u f n a h m e,
und die Computerinte­
zum Onyx 1640i.
gration sind nicht
länger auf das Ton­
studio beschränkt. Als Tontechniker kann man
die gleichen hochwertigen analogen Werkzeuge
im Studio als auch live einsetzen. Dazu gibt es
neue Möglichkeiten, wie etwa den virtuellen
Soundcheck. Auch lassen sich die besten Plugins, etwa über das Waves Multirack als KanalInserts oder die Auxwege in den Signalfluss des
1640i integrieren – eine sehr leistungsstarke
Kombination.
Gibt es auf der analogen Seite
Verbesserungen im Vergleich zur
bisherigen Onyx-Serie?
punkt. Somit kann nahezu die gesamte
analoge Signalkette inklusive Equalizer und
Auxwegen durchlaufen werden. Hieraus ergeben sich praktische Möglichkeiten, wie
die Möglichkeit einer Analogsummierung
und natürlich einer real analogen Mischung.
Diese kann man bei Bedarf durch digitale
Plug-ins ergänzen. Das funktioniert selbst
im Echtzeitbetrieb und Live, indem man
die analogen Eingangskanäle in die DAW
einspeist, als Rückweg jedoch den Fire-
Woodburn: Das analoge Design der Mischpulte
wurde überarbeitet. Wir setzen an verschiedenen
Stellen bessere Kompo­nenten ein, die zuvor
nicht verfügbar oder zu teuer waren. So
verbessert sich die Ge­samtperformance, wie
etwa der Headroom, das Grundrauschen und
das Übersprechen.
Sind die bisherige Firewire-Option und
die integrierte Lösung technisch identisch?
Woodburn: Nein, die Firewire-Lösung der neuen
Serie bietet ein vielseitigeres Signal­routing und
den Rückweg vom Firewire-Bus. Die Anzahl der
Kanäle wurde auf 16 x 16 gesteigert und die
Wandler liefern bis zu 121 dB Rauschabstand.
Dazu ist eine Unterstützung von Pro Tools MPowered verfügbar.
Wird es größere Konsolen von
Mackie geben, die vergleichbare
Firewire-Anbindung bieten?
Woodburn: Die Kombination eines großartig
klingenden und leicht zu bedienenden Ana­
logmischers mit der Leistungsfähigkeit und
Flexibilität eines Rechners bietet echte Vor­
teile. Wir sehen bei Mackie eine Chance, diese
Paradigmen zu vereinen. Wir haben daher
noch einige interessante Produkte in unserer
Entwicklung schlummern …
wire-Rückweg wählt. Schließlich bietet die
DAW-Rückführung auf das Pult im Livebetrieb die Möglichkeit eines praktischen virtuellen Soundchecks auf Basis einer existierenden Einzelspuraufnahme. Natürlich
gibt es hier nicht nur ein „entweder/oder“,
sondern durch die kanalweise Umschaltung
des Quellsignals auch die Möglichkeit, ein
kleineres analoges Set mit Signalen aus
dem Rechner zu ergänzen, seien es Playbacktracks, virtuelle Instrumente oder u
TEST
© PPVMEDIEN 2009
MISCHPULT Mackie Onyx 1640i
jegliche Tonzuspielungen aus iTunes, von
Filmen und anderen Quellen.
Vom Gehäuse bis zu den Tastern sieht man
dem Pult an, dass auf Qualität und nicht
nur auf den Preis geschaut wurde. Auch
die Klangqualität hinkt nicht hinterher: Das
1640i ist ein überzeugendes Analogmischpult mit rundem Sound und gleichzeitiger
VON
Per Rundummessung verifizierten wir diese
Messung und kamen dabei auf einen Wert
von 5,9 ms. Ein guter Wert, aber rund 2 ms
höher als angezeigt. Da sich in der getesteten Treiberversion 1.6 auch die Abtastfrequenz in einigen Fällen nicht im laufenden
Betrieb auf bestimmte Werte herunterschalten ließ, könnte Mackie hier nachbessern.
ULF KAISER
Kanalzügen, die ebenfalls wahlweise über
analoge Preamps oder einen Firewire-Return gespeist werden können. Während
Mackie mit praktischem 19-Zoll-Format und
vier Subgruppen punktet, verzichtet das
querformatige ZED R16 auf Subgruppen,
bietet dafür aber je zwei vollparametrische
Mittenbänder, ADAT-Schnittstellen und eine
Nutzbarkeit als MIDI-Controller.
Im Vergleich punktet das
ZED R16 mit nochmals
höherer
Klangqualität,
was man allerdings auch
mit einem Aufpreis von
circa 800 Euro zahlt.
Fazit
Mit dem Onyx 1640i modernisiert Mackie das
Flaggschiffmodell
ihrer
Kompaktmischerreihe
auf sinnvolle Weise und
schafft eine bidirektionale
Brücke zwischen analoger Signalverarbeitung,
intuitiver Bedienung und
der digitalen RecordingNeben der Firewire-Anbindung erlaubt das Onyx auch die analoge Ausspielung der 16 Recording Outs über zwei D-Sub-Buchsen. welt. Die Anwendungen
für das Pult reichen dabei vom Heim- und ProTransparenz. Selbst wenn alle Preamps auf Der kostenpflichtige Treiber dient der jektstudio bis hin zur Bühnensituation und
40 dB Vorverstärkung arbeiten, bleibt das Anbindung von Pro Tools M-Powered 8. Luxuslösung für den Proberaum. Wie schon
Pult erfreulich rauscharm. Hinzu kommt Eine schöne Option für alle Anwender dieser mit der VLZ- und der vorherigen Onyx-Serie
ein kräftiger Ausgangspegel und eine gute Plattform, wenngleich eine Treibergebühr setzt Mackie eine Referenz für kompakte,
Übersteuerungsfestigkeit. Im direkten Ver- doch etwas ungewöhnlich ist. Leider war ich analoge Mischpulte. Aufgrund der soliden
gleich zur VLZ-Serie liefert das Onyx-i ge- auf dem Testsystem nicht in der Lage, die Verarbeitung und der hochwertigen Komposteigerte Signalqualität: Die Preamps sind notwendige Autorisationsprozedur erfolg- nenten sollte klar sein, dass das Onyx 1640i
klar produktionstauglich und liefern feine reich abzuschließen. Entsprechend konnte nicht auf dem Schnäppchenmarkt zu haben
Details mit ausreichender Klangfülle. Den die Funktionalität unter Pro Tools M-Po- ist. Vielmehr handelt es sich um ein überVergleich zu erheblich teureren Spezialis- wered nicht getestet werden.
zeugendes Produkt mit gesundem PreisK
ten würde ich, im Unterschied zu Mackie, Bei der Latenzbeurteilung ist nicht zu ver- Leistungs-Verhältnis.
nicht vornehmen. Auch die Hi-Z-Eingänge gessen, dass man mit dem 1640i ein anaklingen überzeugend crisp und knackig und loges Mischpult vor sich hat, dass bei der
Mackie Onyx 1640i
sind damit bestens für klare Strat- und Te- Aufnahme echter Musiker leidige Latenzen
lesounds geeignet. Schließlich ist auch der durch ein direktes und komfortables MoniVertrieb Loud Technologies Europe
EQ ein Highlight, denn er zeigt sich musi- toring über die Hardware umgeht. Erst virtuInternet www.mackie.com
kalisch, wirkungsvoll und griffig zupackend. elle Instrumente und notwendiges ProcesPreis (UVP) Onyx1640i 2.260 EUR
Auf interne Effekte verzichtet Mackie – hier sing, etwa über Modelingverstärker, können
Universal Driver für
sollte man auch lieber seine bewährten Lieb- konzeptbedingt nicht latenzfrei umgesetzt
Pro Tools M-Powered 8 49,99 USD
linge zum Einsatz bringen. Klanglich gilt das werden, lassen sich aber aufgrund der kleiSystemvor- Win Pentium 4/Celeron/Athlon XP, 512
sehr positive Urteil auch für die integrierten nen Puffergrößen ebenfalls gut handhaben.
aussetzungen MB RAM, Windows XP SP2 oder neuer
AD/DA-Wandler, die ebenfalls professionelle
(einschließlich Windows 7 32/64);
Ansprüche erfüllen.
Konkurrenz
Mac G4 oder schneller, 512 MB RAM, OS
Den ASIO-Treiber testeten wir unter Während die kleineren Onyx-i-Modelle mit ih10.4.11 oder neuer (einschließlich 10.6.x)
Live 8.09 mit einem Quadcore-System (Vis- rer Fähigkeit, digitale Einzelspuren über Fireta 32 SP2, Q6600, 4 GB RAM). Der kleins- wire in den Rechner zu übertragen, direkte
« Verarbeitung
te Puffer bei 44,1 kHz beträgt 32 Samples. Konkurrenz durch die Firmen Phonic, Alesis
« Klang
Bei 64 Samples ergab sich unter Live 8.09 und M-Audio haben, steht dem Onyx 1640i
« Konzept
eine knackfreie Wiedergabe von zehn auf als echtes Konkurrenzprodukt nur das Allen
» keine 100-mm-Fader
Einzelausgänge gerouteten Stereospuren. & Heath ZED R16 Firewire gegenüber. Das
» kostenpflichtiger Treiber für Pro
Tools M-Powered, Autorisierung
Der Treiber meldete eine Eingangsverzöge- ebenfalls analoge Pult bietet eine vergleichrung von 1,33 ms, der Ausgang 2,67 ms. bare Ausstattung mit sechzehn vollwertigen
92
KEYS 02/2010