Papst Eduard - im Himmelscafe
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Papst Eduard - im Himmelscafe
PAPST EDUARD I. DER NACHFOLGER Eine Satire Vorwort Norbert Denef „Manche Erscheinungen in der Katholischen Kirche sind heute nur noch mit Humor zu ertragen. Man lese und lache!“ Prof. Hans Küng Achtung! Die ist eine kostenlose E-BOOK Testversion. Kopieren und kostenlose Weitergabe ist erlaubt und erwünscht......Das gedruckte Buch ist bei dbv, amazon und im Buchhandel zu erhalten. Denken Sie bitte daran: Dies ist KEIN Buch für Kinder und zarte Seelen! Erwachsene allerdings dürfen sich gern hier und da erschrecken und Kirche dabei neu entdecken. Der Autor hat seinen Glauben an einen liebenden Gott und seine heilige Kirche, trotz des negativ Erlebten, NICHT verloren! J Der Autor Erwin Hilbert In einer grauen Zechensiedlung Nordrhein Westfalens kam am 2. März 1951 ein fröhlicher Junge mit seinem Schrei ins Licht der Welt und Sie betrachten gerade ein E-Book von ihm. Es war nichts anderes als sein Schrei nach Liebe. Vater Paul, ein Bergmann, „wühlte“ im Dunkel der Zeche Radbod kilometertief und machte Kohlen zu „Kohle“. Die Kindheit war kleinbürgerlich, öde und oft reizlos. Mutter Elfrieda, mit 40 Jahren etwas zu alt für den kleinen „Racker“, hat die Geburt nur knapp überlebt. Aber sie liebte ihn. Erwin alias Eduard Kratzfuss war ihr letzter „Wurf!“ Ein Kind des Alters und der Schmerzen. Aber es sollte so sein. An der heimatlichen Dorfkirchendecke las er mit vierzehn Jahren: „Also hat Gott die Welt geliebt und sandte seinen eingeborenen Sohn. Damit alle die an ihn glauben nicht verloren gehen!“ Er verstand es nicht. Verstehen sie es? Die Suche begann. Foto: Herbert Schulze Udo Lindenberg, Kieran & Erwin Hilbert im Studio. Champagna wurde damals aus Biergläsern verkostet.... In seiner Schulzeit regierten Stock, Pfeife und Ohrfeigen. Klar, dass er später mit voller Wucht gegen alle falschen Autoritäten mit Erfolg rebellierte. In seinem Berufsleben begleitete er zusammen mit seiner Lebensvollzeitpartnerin Walburga (Anna-Leena) viele Kinder und Jugendliche. Gemeinsam sind sie Eltern von sechs wunderbaren Kindern. Alles Individualisten. Hilbert malt, singt und schreibt. Als die Berliner Mauer fiel, war er bereits mehrere Jahre Udo Lindenbergs Freund, Geheimrat und späterer Privatsekretär. Hier lernte er das Gesetz der „speziellen Schuhe“ und der Liebe kennen. Beratend assistierte er Lindenberg bei vielen CD-Produktionen . Er war auch ein Mann der ersten Stunde in Udos Malerei und organisierte später die Kirchenausstellung Die 10 Gebote!. Mit seinem Buch Eduard Kratzfuss! Geschichten eines Maulwurfs, (amazon) landete er 2010 einen Überraschungserfolg. Die erste Auflage verkaufte sich binnen weniger Monate. Im nun vorliegendem Band: Papst Eduard I. zeigt er seine Spiritualität. Hilbert ist ein liebevoller Rebell und Chaot. Er hat keinen Bock auf dumpfe, kleinbürgerliche und autoritäre Strukturen. Schon gar nicht von oben. Er macht es wie ein Maulwurf. Stets von unten, aber dennoch mit der Hilfe von Oben. Als Maulwurf verkleideter Kirchen- und Bürgerschreck, wie der Hermann Hesse Herausgeber Volker Michels sein Werk einmal nannte, untergräbt er eigen- und feinsinnig alles, was steif, tot und lieblos ist. 1998 eröffnete er das virtuelle Himmelscafe.de und erhielt dafür 2009 den Promikon David Award. Mit seiner Satire Papst Eduard I. zeigt er, wie schön es ist, wenn man dem Mann aus Nazareth versucht zu folgen. Hilbert ist und bleibt mit Ihm als Schüler on the way! Der ehemalige sächsische Innenminister Heinz Eggert schrieb nach dem Genuss der vorliegenden Lektüre folgendes zum Buch: „Erstaunlich wie wenig päpstlich sich ein Papst geben kann. Muss er auch nicht. Wer so weit von unten kommt wie unser alter Kratzfuss, der lebt weniger von himmlischen Einsichten als von humorvollen neugierigen Weltbetrachtungen. Seine überraschenden Einsichten gibt er auf unterhaltsame Weise an den Leser weiter, der über diese Blickerweiterung selber ins Staunen kommt. Normalität gerät aus den Fugen! Einfach liebenswert schön dieses Buch, was nicht nur an den fantasievollen Geschichten, sondern auch an den Illustrationen liegt. Unterhalten werden alle.” Der Theologieprofessor Dr. Hans Küng sagt zum vorliegenden Werk: „Manche Erscheinungen in der Katholischen Kirche sind heute nur noch mit Humor zu ertragen. Man lese und lache! Folgende Bücher & CD’s wurden von Erwin Hilbert publiziert: Im Club der schwarzen Schafe Wege aus und in die Welt der Süchte 4. Auflage. Mit Zeichnungen von Udo Lindenberg ISBN: 3-928929-63-1 Eduard Kratzfuss Geschichten eines Maulwurfs (Bestseller) 2. Auflage, Illustration Manuel Nordus ISBN: 978-3-939684-7 Völlig happy Gotteserfahrungen in Freikirchen ISBN: 3-932491-12-2 Erwin Hilbert’s Gute-Laune-Musik mit eingebauter Antiverblödungsautomatic! (fe-medien Spotyfi, amazon, Musicload u. a.) · Unter seinen Flügeln · Gegenzeit · Herztöne · Ich bin bei Dir · Auszeit (Doppel CD) · Lieber Gott! (7 gesungene Kindergebete) Kontakt - Lesungen & Konzerte: Künstleragentur ART & WEISEN Tel.: 0049(0)15123051358 www.himmelscafe.de [email protected] www.eduardkratzfuss.de Kapitelübersicht: Führen alle Wege nach Rom? Papstalltag Rock the Pope! Alles Gummi kommt von oben!. Hausverbot für den Eigentümer Hasenhüttl und Knarx Der fliegende Teppich Eduard, die Nazis und der Gesetzgeber Berufung vom Chef Rücktrittsbeschwerden Habemus Papam! Kein billiges Urbi et Orbi! Ausmistungsexerzitien Sex im Pfarrhaus Das Papstattentat Das letzte Spiel Das war der Gipfel Luthers Comeback Stille Nacht in Rom Danksagungen! Vorwort von Norbert Denef „Entschuldigen Sie, ist das der Zug nach Berlin Mitte?“ Ich wollte nicht im falschen Zug sitzen, deshalb fragte ich sicherheitshalber nach. Den Termin im Familienministerium durfte ich nicht verpassen. Geplant war ein Treffen mit Betroffenen von sexualisierter Gewalt. Ich bereitete mich tagelang vor und schlief deshalb weniger als sonst. Und dann kam da auch noch Erwin Hilbert und bat mich um ein Vorwort für sein neues Buch Papst Eduard I. Eine satirisch-fröhliche Parabel sollte es werden, in der auch das Thema sexueller Missbrauch seinen Platz fand. Das geht doch nicht, dachte ich, dieses Thema satirisch-fröhlich anzugehen und ich überlegte, wie ich Erwin Hilbert nett absagen könnte, um das Vorwort nicht schreiben zu müssen. Schau mal kurz in das Buch rein, dachte ich, und los geht’s mit der Absage. Ich saß im Zug von Hamburg nach Berlin und las das Manuskript. Irgendwie war ich nicht gut drauf. Denn das politische Lügentheater im Umgang mit Betroffenen sexualisierter Gewalt war für mich unerträglich. Es dauerte gar nicht lange und meine schlechte Laune verschwand, je mehr ich in dem Buch las. Es gab Stellen, an denen ich lachen musste und es gab auch welche, an denen Tränen fließen wollten. Die versuchte ich natürlich so gut es ging zu vermeiden, denn ich saß ja nicht alleine im Abteil. Ein Mann weint doch nicht! Diese alte Denkweise holte mich wieder einmal ein. Das Lachen konnte ich mir nicht verkneifen, was wohl etwas komisch wirkte, denn die Mitreisenden schauten mich bereits verwundert an. Sie wussten ja nicht, dass ich gerade die Stelle las, als das Ehepaar Kratzfuss mit Papst Tuschfinger Lockerungsübungen machte. Und in der Tat verlor der Papst im Laufe der Zeit so manche Versteifung, was man in der wunderbaren Illustration von Manuel Nordus sehr gut erkennen konnte. Kürzlich traf ich mich mit Betroffenen aus den USA, England und Belgien auf dem Petersplatz in Rom. Ich hatte ein Foto von meiner Erstkommunion vor meiner Brust und wollte damit deutlich machen, dass ich kurz danach von einem Pfarrer sechs Jahre lang missbraucht wurde. Gern hätte ich mit dem Papst gesprochen und ihm gesagt, dass es nicht richtig war, dass er diese Verbrechen verschwiegen hat. Stattdessen wurde ich von der Polizei verhört. Ich hatte Angst eingesperrt zu werden. Wie lustig wäre es wohl gewesen, wenn da das Ehepaar Kratzfuss mit ihrem fröhlichen Charme plötzlich aufgetaucht wäre. Beim Treffen im Familienministerium hätte ich auch sehr gern den kleinen Maulwurf dabei gehabt. Man wollte mich zwar nicht einsperren, jedoch fühlte ich mich nicht frei. Ich freute mich auf meine Rückfahrt, um in dem Buch weiter zu lesen. Als ich in Hamburg ankam, fühlte ich mich wieder frisch und frei. Über das ganze Elend des Verbrechens auch mal lachen zu dürfen, das hatte ich mir schon lange gewünscht. Nicht um es zu verdrängen, nein, im Gegenteil. Ich wollte dadurch einfach nur Kraft auftanken. Durch die Geschichten des Maulwurfs Eduard Kratzfuss ist mir das gelungen. Ich freue mich auf weitere satirisch-fröhliche Geschichten von dem kleinen Maulwurf. Führen alle Wege nach Rom? Mit quietschenden Reifen setzte der Airbus 380 sanft auf dem Airport der ewigen Stadt auf. An Bord der kesse Maulwurf Eduard Kratzfuss und seine Gattin Anna-Leena, die Kirchenmaus. Nach wunderschönen Flitterwochen bei ihrem Freund Gerhard im Hotel Atlantic sehnten sie sich nun wieder nach ihrer Heimat „Vatikanien“. Beide galten als verrückt und zugleich erfinderisch. Sie hatten in Pepitaland genug gebuddelt, so manchen Wurm verdaut und trugen einige Überraschungen mit sich in ihrem Reisegepäck. Und das Gute war: Sie kamen damit wie immer durch. Rom war gerade durch einen neuen „Bär-Lust-Sconi-Skandal“ in aller Welt Munde. Der Polit-Chaot war wieder einmal auf frischer Tat in einer Liebeslaube von einem Paparazzi erwischt worden, während sich in Neapel die Ratten in den Müllbergen vergnügten. Angebliche Liebesbriefe geisterten bereits durch die Medien. Doch das interessierte Eduard und Anna-Leena nicht. Für sie war Liebe heilig und Treue ihr Komfort. Zurück in den Vatikanischen Gärten freuten sich einige in der Kurie, dass Eduard und Anna-Leena wieder daheim waren. Man war gespannt, was Eduard diesmal aus seinen „Sonderwühlrechten“, die ihm Papst Tuschf inger einst verliehen hatte, alles noch hervorzaubert. Sein größter Wunsch war ein Rockkonzert auf dem Petersplatz. Eddy und Anna-Leena besuchten als ersten Monsignore Marengo. Er war immer sehr gütig, voll in Würden und hatte stets ein paar Leckerlies für seinen Mops Titus in der Tasche. Auch Eduard wurde bei der Marengokost schwach und knabberte mit Vorliebe die gute und naturbelassene Kost. Monsignore Marengo war Kulturbeauftragter des Vatikans und hatte bereits mit dem Sekretär des Papstes Georg Entenwein über den kommenden Weltjubeltag ausführlich gesprochen. Eduard wollte es nämlich drei Tage und Nächte auf dem Petersplatz mal so richtig krachen lassen. Ein Musikfestival unter dem Motto: Rock the Pope! war voll in Planung und die anfängliche Ablehnung und kritische Beäugung der Altherrenriege des Vatikans wandte sich langsam aber sicher in eine vorsichtige Bejahung. Ein Rockkonzert auf dem Petersplatz? „Wenn das mal gut geht!“, meinte Entenwein. Der Papst blickte ihn gütig an und sagte: „Ach, Schorschel, nach all den Skandalen ist doch solch eine Veranstaltung vielleicht genau das richtige Gegengewicht. Unsere Alibitreffen mit den Missbrauchsopfern durchschaut das Volk anscheinend und Eduard hat uns bisher, trotz seines manchmal wunderlichen Verhaltens, noch nie geschadet.“ Das musste auch Entenwein zugeben und er hielt seine Ablehnung in Grenzen. Und doch blieb ein Rest ängstlicher Sorge im Herzen des Heiligen Vaters. Ein Rockkonzert hier vor der heiligen Hütte? Wenn das mal gut ging. Er behielt es sich vor, zur Not, wie immer das letzte Wort zu sprechen. Dafür war er ja bekannt. Das Ehepaar Kratzfuss war bei Papst Tuschfinger übrigens sehr beliebt. Ihr fröhlicher Charme wurde von ihm hoch geschätzt. Der Heilige Vater suchte, wann immer es ihm möglich war, ihre Nähe und manchmal sogar den Rat des wunderlichen Pärchens. Besonders gern machte er mit ihnen seine dringend nötigen Lockerungsübungen in seinem Garten. Und in der Tat verlor er im Laufe der Zeit so manche innere und auch äußere Versteifung. Selbst kniffelige Angelegenheiten fanden meist ein gutes Ende. Viele im Vatikan sahen die Entwicklung mit innerer Freude. Doch längst nicht alle Vatikanianer liebten Eduards und AnnaLeenas Gymnastikprogramm. Eine weiße Taube flog übrigens bei den Übungen immer um den Papst und das Pärchen herum. Eduard wusste zu der Zeit noch nicht, dass dies ein Zeichen aus Himmelshausen für den wahren Stellvertreter Gottes auf Erden ist. Die Menschen der Kirche Roms und auch der Papst selber glaubten nämlich allen Ernstes, dass der jeweilige Pontifex ein Stellvertreter Gottes auf der Erde sei. „Irrtum!“, gurrte die weiße Taube fröhlich vor sich hin und hinterließ eindrucksvoll einen netten Klecks mitten auf Anna-Leenas Trommel. Der Papst sah es und sagte: „Anna-Leena, hau hier ja nicht so auf die Pauke!“ „Pappela Papst!“, erwiderte sie keck. „An Ihrem Frauenbild müssen wir noch ein bisschen arbeiten Heiliger Vater!“ Anna-Leena schmunzelte zurück und legte einen gekonnten Trommelwirbel mit besonders freundlichem Klang für Papst Tuschfinger hin. Die Taube und ihr meisterhaftes Eingreifen sollte Eduard im Laufe der Zeit noch besser kennenlernen. Papstalltag Wenn der oberste römische Katholik in Castel Gandolfo seinen verdienten Jahresurlaub machte, waren Eduard und seine Frau stets beliebte Gäste. Der Papst litt wegen der traurigen Umstände in seiner Weltkirche unterschwellig an einer tiefen Depression. Der erfrischende Humor und der fröhliche Glaube der beiden erfreute ihn allerdings immer wieder neu und sein Gemüt wurde auch in Zeiten großer Dunkelheit schnell wieder zuversichtlich und hell. Nach dem Abendessen hörte sich Papst Tuschfinger im Internet ein paar Songs der zu erwartenden Künstler an und stolperte positiv überrascht über die vielen guten Gedanken der ihm meist unbekannten Popstars. Er sagte: „Eduard, ich freue mich sehr auf diesen Weltjubeltag und gebe dir meinen apostolischen Segen. Ich bin gespannt, wie sich Rom durch dein Rockkonzert verändern wird und da du ja einen besonderen Draht zu unserem „Chef in Himmelshausen“ zu haben scheinst, wäre es gut, wenn du ihn bätest, dass er bei dem Konzert in irgendeiner Form persönlich zugegen ist und uns auch bei der Abendvesper im Petersdom mit seiner Gegenwart und einigen Worten beglücken würde.“ Es war gerade zufällig eine Haushälterinnenstelle im Hause Tuschfingers frei geworden und der Papst bat Anna-Leena, diese Stelle mit ihren Koch -und Bügelkünsten zu besetzen. Anna-Leena schaute Eduard mit fragenden Augen an und sagte: „Was meinst du mein lieber Gatterich?“ „Wenn es außer Knödel auch noch genügend Engerlinge gibt, habe ich nichts dagegen. Selbst ist die Frau!“ Anna-Leena nahm die Stelle an, bat allerdings darum, eine neue Küche zu bekommen. Außerdem machte sie es zur Bedingung nachts in den Höhlen und Gängen ihres Gatten sein zu dürfen. Eduard und Anna-Leena hatten es sich nämlich direkt unter dem Petrusgrab gemütlich gemacht. Der Papst lächelte freundlich und sagte: „Kein Problem Anna. Das mit der neuen Küche geht klar. Es wurde sowieso mal allerhöchste Zeit. Unsere alte Brotschneidemaschine quietscht viel zu laut und ich werde davon immer unnötig wach. Die kannste ja dann zum Würmerschneiden mitnehmen. Und natürlich kannst du bei Eduard übernachten. Ich kenn es ja zu Genüge wie schwer das Alleinsein ist!“ „Dann ändere es doch!“, erwiderte AnnaLeena selbstbewusst. „Es liegt doch allein in deiner Hand!“ „Anna-Leena!“, rief der Papst mit hochgezogenen Augenbrauen und ernster Miene: „Werd' hier ja nicht frech und schon gar nicht in der Probezeit. Freu du dich jetzt mal auf deine neue Küche. Ich hab gestern im Internet schon mal eine für uns gegoogelt. Gebersküchen, soll eine der besten und stabilsten Küchen sein, und was die Theologie angeht AnnaLeenchen, da halt du dich als Frau mal lieber raus!“ Die süße Maus verdrehte ihre Augen und gab dem Heiligen Vater ein Gutenachtküsschen. Josef gab ihr einen liebevollen Klapps auf den Hintern. Anna-Leena blickte ihm fest in die Augen und sagte: „Heiliger Vater, wir Frauen werden hier von den meisten im Vatikan völlig unterschätzt!“ Fröhlich pfeifend verschwand sie daraufhin mit ihrem Göttermauli in die offene Nacht. Man kann sich ja gut vorstellen, wovon sie ab jetzt träumte. Ein gewisser Luxus war nämlich im Vatikan Standard. Und das galt auch für Küchen. Am andern Tag erzählte sie dem Heiligen Vater beim Eindecken des Mittagstisches, was sie neulich über den lieben Gott gelesen hatte. „Was denn?“, fragte er neugierig. Sie stellte den Teller mit Goldrand und Papstwappen auf die seidene Tischdecke und zitierte: „Selig die Knechte, die er wach antrifft, wenn er kommt! Er wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen.“ „Ist das nicht großartig! Er kommt nicht, weil er was von uns will. Er will uns dienen.“ Dem Papst ging das Herz auf und sogleich fing er an die Servietten zu falten. Anna-Leena staunte! „Heiliger Vater, die Gläser stellt man allerdings anders hin“, sagte sie. „Ich hab’ das nie gelernt“, antwortete der Papst, „bisher wurde ich immer nur bedient.“ Die Tage vergingen wie im Flug und die neue Papstküche aus Pepitaland wurde vom Chef und seinem Geschäftsführer Malte Gebers persönlich im Vatikan angeliefert. Die Sekretärin Nele flog auch mit, denn sie wollte unbedingt ein Autogramm vom Papst. Doch leider gab der keine. Die neue Küche gefiel dem Heiligen Vater sehr und sie wurde ganz schnell das heimliche Wohnzimmer des Pontifex. Es machte Papst Tuschfinger große Freude auch endlich mal selber ein Spiegelei zu braten und sich die Morgensemmeln im neuen Dampfgarer schnell noch vor der Messe aufzubacken. Er entwickelte mit der Zeit wahre Kochkünste und das italienische Fernsehen bot dem Papst sogar eine Kochshow zur besten Sendezeit an. „Kochen mit Pappi!“, sollte die wöchentliche Sendung am Samstagabend um 20.30 Uhr heißen. Doch so locker war er dann nun doch nicht. „Das kriegen wir aber noch hin!“, sagte Eduard voll Zuversicht dem verantwortlichen Redakteur. „Es ist noch nicht aller Lockerungsübungen Abend!“ Seine engsten Mitarbeiter verstanden langsam ihre Welt und den Papst nicht mehr. Die Welt draußen vor den Mauern des Vatikans verstanden sie sowieso nicht. Die Ewiggestrigen waren es auch, die den Widerstand gegen den Weltjubeltag in Gang gebracht hatten und vor dem Rockkonzert warnend die Finger zum Himmel erhoben. Als Monsignore Entenwein dann auch noch den Papst beim Abwasch sah, platzte er und meinte: „Dieser Kratzfussgeist untergräbt noch einmal den ganzen Vatikan. Demnächst müssen die Kardinäle auch noch hinten sitzen und die stinkenden Penner und die Bettler übernehmen den ersten Platz. Heiliger Vater, dieser Maulwurf bringt hier alles durcheinander!“ Er wusste nicht, dass er in diesem Augenblick prophetisch redete. Der Papst blickte seinen Sekretär humorvoll an und sagte: „Komm Schorschel, hier ist dein Trockentuch. Ich weiß ja nicht, wann du zum letzten Mal abgetrocknet hast, aber genier dich nicht. Lern mal ruhig kleine Dinge mit großer Liebe tun!“ Monsignore Entenwein, der ansonsten nur höhere Dienste zu tun gewohnt war, ergriff mit freudig getarnter Miene das Tuch und stellte das edle Glas des Papstes, nachdem er es fast wund poliert hatte, wieder zurück in den neuen Gebersschrank. Küchendienst war allerdings noch nie sein Ding. „Gehört das etwa jetzt zu meinem Alltag?“, wollte Entenwein wissen. „Warum nicht? Do little things with great love!“, antwortete Papst Tuschfinger mit seinem ewig gütigen Lächeln. Und Entenwein übernahm. Anna-Leena schmunzelte und war von ihrer neuen Küche hin und weg. Selbst der Papst fühlte sich in ihr mehr als wohl. Er saß dort gern nach Feierabend mit aufgeknöpftem Hemd am Küchentisch. Am liebsten aß er dann noch vor dem zu Bett gehen seine Semmeln mit Lavidouce. Ein Fruchtaufstrich aus der Welt des süßen Lebens begeisterte den Papst ungemein. Dafür ließ er auch schon mal eine Morgenandacht ausfallen. Immer öfter fragte er nach „Prosecco Cassis“. „Haste noch ein Gläschen davon, Anna-Leena?“ Mit verdrehten Augen als Leckermäulchen verkleidet schielte er immer wieder zum neuen Küchenschrank. Nach der dritten Semmel sagte AnnaLeena: „Aber Heiliger Vater! Sie brauchen zwar kein Sixpack mehr, aber bedenken sie: Jesus war schlank. Und ich denke, Sie wollen ihn stellvertreten!“ Heimlich erzählte die Kirchenmaus die wunderlichsten Geschehnisse ihrer neuen Haushälterstelle nach Feierabend ihrem Göttergatten Eduard. Dieser lachte und meinte: „AnnaLeena, das ist alles erst der Anfang. Warte nur ab!“ Eine Woche später titelte das Kirchenblatt Salvatore Romanzo: Weltjubeltag in Rom! Rock the Pope! Der Papst hatte einen guten Freund in Brasilien. Dieser baute wunderschöne stabile Möbel aus Pinienholz und schenkte dem Heiligen Vater gern seine unverwüstlichen Stühle und einen riesigen Arbeitstisch. Michael und seine Firma Massivholzmöbel-Brasil tat das unter anderem auch deshalb, weil man im Vatikan viele Entscheidungen oft über Jahrhunderte aussaß. Heute lagen verschiedene bunte Plakate auf dem Tisch zur Verabschiedung. Die Entscheidung fiel dem Papst und seinem Mitarbeiter nicht leicht. Doch am Ende entschied er sich für einen Entwurf des Künstlers Manuel Nordus. Er hatte dem Maulwurf ein Kaplanshütchen aufgesetzt und zeigte Eduard mit einer rockigen Bassgitarre. Das gefiel Papst Tuschfinger und er ordnete an, ganz Rom damit zu tapezieren. Die Druckmaschinen liefen heiß und bald hing ganz Rom voll bunter Plakate. Ungläubig blickte die Welt dem Geschehen entgegen. In Klösterreich gab es zahlreiche Proteste und Kirchenaustritte. Kirchenpolitisch rechts konservative Internetplattformen wie z.B. Kath J Brett warnten in ihren Medien vor Eduard Kratzfuss und seinen Plänen. Allen voran Prof. Dr. Reinhard Schwindelglück. Heimlich verfolgte er zusammen mit seinem Fakebook-Freund August Hesselmann Eduards erfolgreiche Lockerungsübungen mit dem Papst im Internet. Letzterer tat es mit besonderem Argwohn und meinte, das sei doch wohl nicht mehr ganz katholisch, was da abgehe. Ein besonders eifriger Fanatiker schrieb, der Maulwurf würde sich in die Seelen der Menschenkinder einschleichen, um sie anschließend zu vergiften. Solche Anfeindungen ertrug Eduard jedoch mit innerer Freude und Gelassenheit. Er hatte mehr Freunde als Feinde. Es ging Eduard stets darum, das Feuer weiter zu reichen und nicht um die Asche. Viele hatten sich inzwischen in ihn verliebt. Jeden Tag suchten seine Freunde ihn auf Fakebook und in anderen Internetforen. Und fast alle kannten das Buch: Eduard Kratzfuss. Geschichten eines Maulwurfs. Alles Gummi kommt von oben! Welch ein Jubel, welche Freude! Die Bühne war von Kröger Musikevents herrlich angerichtet und freundlich begrüßte Papst Tuschfinger die vielen fremden Schäfchen auf dem Petersplatz in luftiger Höhe aus seinem Ausguck. Anfangs fiel es ihm jedoch nicht leicht als er merkte, dass das Volk den Stars auf der Bühne mehr als ihm zujubelte. Da spürte er doch allen Ernstes ein wenig Neid in seinem sonst so unfehlbaren Herzen. So etwas hatte die Welt noch nie gesehen. Drei Tage und Nächte dauerte das fantastische Rockspektakel. Arm in Arm tanzten und rockten einige Kardinäle, Nonnen, Diakone und fortschrittliche Priester mit dem Volk den Petersplatz. Die Musikerinnen und Musiker aus der ganzen Welt kamen sehr gut an. Der Papst hatte gerade sein neues Buch: „Lampe der Welt!“ veröffentlicht und die Menschen freute sich schon auf einen Fortschritt in der Kondomfrage. Doch man hatte sich mal wieder gründlich geirrt. Die Festivalbesucher fieberten dem Schlusskonzert mit Eduard Kratzfuss entgegen. Da sollte er nun endlich auftreten, der „Maulwurf des Herrn“. Doch etwas schien schief zu laufen. Eduard ging hinter die Bühne und fragte: „Was ist denn los?!“ Die Bandkollegen stritten sich untereinander um einen Text. Er war ihnen zu papstkritisch. „Das kannst du doch hier nicht singen!“, meinte der Bassist. „Das geht zu weit und wenn er das hört, der Heilige Vater, dann macht er Theater! Er dreht uns den Saft ab und wir spielen unplugged weiter!“ Eduard meinte: „Keine Sorge und immer schön locker bleiben!“ Das Konzert begann und Eduard Kratzfuss und die Anti-Sorgenband rockte los. Er kletterte den Mikrofonständer hoch und rief: „Liebe Leute, ich trage seit Jahren Schuhe mit Spezialabsätzen. Auf denen kann man sich nicht mehr umdrehen, wenn man nach vorne will. Sie geben Kraft, Mut und Entschlossenheit. Das Publikum war gebannt. Es folgte ein Song nach dem anderen und direkt am Bühnenrand stand unerkannt ein Mann, der ein wenig neben der Kappe zu sein schien. Es war ein Obdachloser. Er muffelte etwas nach Urin und sah sehr ungepflegt aus. Seine Haare schien er Monate schon nicht mehr gewaschen zu haben und unter seinen Fingernägeln hätte man Radieschen anpflanzen können. Was keiner wusste: Es war Jesus! Aus seinen Augen strahlte eine Freude, wie nur Kinder sie haben, wenn sie vor einem Weihnachtsbaum stehen. Er beobachtete alles ganz genau und ging öfters mal zum Bierstand und bestellte sich etwas zu trinken. „Leitungswasser bitte!“, sagte er mit leiser Stimme. Er hatte kein Geld. Das hatte die Kirche. Ein Jugendlicher fühlte Mitleid in sich und fragte ihn nach seinem Namen. „Jesus“, sagte er. Der Jugendliche stutzte. „Jesus?“ „Ja, ich bin’s mal wieder. Aber pssst! Behalt es für dich. Ich bin gekommen, weil ich in Himmelshausen viele Klagen gehört habe und ich will mir vor Ort ein eigenes Bild von der Kirche und ihren Zuständen machen.“ „Und wie heißt Du, Luigi?“ „Ey, du kennst ja meinen Namen!“, lachte dieser ganz überrascht und gab seinem neuen Bekannten ein Bier aus. „Danke!“, sagte Jesus, nippte am Schaum und verzog sich wieder vor die Bühne, direkt in die erste Reihe. Eduard hatte seine Schuhe ausgezogen und tänzelte auf rotgrünen Socken. Jens Kröger, der Mann für heiliges Licht & Ton tauchte die Bühne in golden gleißendes Licht. Dann war es soweit. Das letzte Lied vor den Überraschungsgästen. Was nun kam, sollte dem amtierenden Papst gewidmet sein und Eduard blickte liebend zum Audienzfenster hoch. Dort hatte sich der alte Mann hinter der Gardine zurückgezogen und lauschte neugierig dem Sänger. Eduard rief zum Ausguck hoch: „Heiliger Vater, dieses Lied und die nachfolgende Band bitte ich als Anregung und zum Fortschritt der ganzen Kirche zu verstehen!“ Die Gardine wackelte kurz und man sah die Silhouette des Mannes, der sich doch tatsächlich für den Stellvertreter Christi auf Erden hielt und der weltweit einer Kirche vorstand, die im Zeitalter von Aids immer noch gegen Kondome, gegen die Pille und in vielen anderen Dingen ebenso in einem unverständlichen Zeitlupentempo durch die Welt geisterte. Einer Kirche, die sich dazu auch noch für die einzig Wahre hielt und ihren Priestern und Bischöfen das Heiraten unter frommen Vorwand untersagte. Jahrelang wurden Kinderschänder in ihr von oberster Stelle gedeckt. Keine Frau durfte in ihr das Brot des Herrn brechen, geschweige denn das Amt einer Diakonin oder Priesterin anstreben. In den letzten Jahrhunderten hatte diese „Einzig wahre Kirche“ viel Blut im Namen dessen vergossen, der zufällig mal wieder, gut getarnt, als Obdachloser mitten unter ihnen vor der Bühne stand. Wie mag er sich wohl gefühlt haben? Die Band spielte einzigartig und Eduard sang: „Neulich an der Bar, da traf ich eine Frau. Sie war sehr schön und in den Augen ganz schlau. Wir verstanden uns sofort, so als wären wir Geschwister. Sie war evangelisch, meine liebe Soulsister. Doch da ging’s schon wieder los, denn ich war ja katholisch. Kondome verboten und die Pille diabolisch. Kein Abendmahl mehr für getrennte Leute. Ja, seid ihr denn des Wahnsinns fette Beute?“ Das Publikum nahm den nachdenklichen Text in sich auf, aber Eduard wäre kein echter Kratzfuss, wenn er nicht noch eine Überraschung aus seiner Wundertüte hervorzaubern würde. Es gab in Klösterreich einen jungen aufstrebenden Künstler. Es war Tesoro und seine Band, die Kon Domspatzen. Eddy hatte ihr rattenscharfes Video auf YouTube gesehen. Es wurde leider von der Kirche abgelehnt, weil es einen provokantem Liedtext zum Thema Priesterseminar und sexuellem Missbrauch hatte. Eduard kannte das Thema leider zu Genüge ... Im letzten Drittel des Rock the Pope-Events kamen Tesoro und seine Band auf die Bühne. Sie standen nicht auf den Plakaten. Niemals hätte Entenwein sie auf dem Petersplatz auftreten lassen und der Papst schon gar nicht. Eduard sagte die Band an und alles Volk schrie vor Begeisterung. Einige dachten, nun kämen die Regensburger- oder Wiener Domspatzen, aber nein, es waren wirklich die Kon Domspatzen, die mit ihrem Hit bereits für mächtigen Aufruhr in den frommen Kreisen gesorgt hatten. Ihr frecher Text spiegelte wieder, was es an sexueller Gewalt in einigen Priesterseminaren und Pfarren gab. Und so sangen sie begleitet von Eduard ihren Hit Priesterseminar: „Willst so viel Liebe, wie ein Star? Kommst du ins Priesterseminar, kriegst du den Schniedel in den A …! Du sagst dies und du sagst das, du sagst doch immer nur den gleichen Scheiß! Du sagst, ich rede Mist! Ich hab die Bibel zum Beweis, dass alles Fakt ist, was ich rede, nicht alles Quatsch ist, was ich lebe! Nicht alles klappt, wenn ich nicht bete, Gottes Macht ist, was ich gebe! Du glaubst mir nicht? Schandtat! Du brauchst ’ne Strafe, ganz hart! Noch härter als das Zölibat! Gibt es das wirklich? AAAAAHHH Nur Knaben darf ich haben, ob ich mag, oder nicht, ganz egal, so ist es eben! Wir haben nichts, doch geben viel, mein Lebensstil ist pädophil. Ich zeig dem Knaben meine Schlange, bis er dann auch beten will! Falls er dann mit mir leben will, sag ich zu ihm, bleib lieber da, nicht nur die Pforten sind geöffnet für dich im Priesterseminar! Komm mit mir ins Priesterseminar, da ist es wunderbar, da ist es wunderbar Komm mit mir ins Priesterseminar, da ist es wunderbar! Pius Brüder im Land, wurden fast zum Bischof ernannt. Allerhand, wurde ich jetzt wirklich doch noch verbannt? Papa Ratzi, wenn du ’ne starke Rechte brauchst, ich kämpfe mit Bibel und Faust, und leugne die Evolution. Knaben, Knaben, zieht euch aus, wir lassen unsre Freuden raus! Ich will einen Freudentanz sehen, ach was, ich will bloß euren Schw … Glanz sehen. Je jünger, desto besser, also bitte, bitte schneller, seht, ich hab schon einen Kerzenständer, also komm in meinen Keller … Vom Tellerwäscher zum Millionär, alle Kinder kommt zu mir her, ich will, ich will, immer mehr, ich kann es tun, ich bin ein Priester! St.Pölten, Gangbang, Senf, Senf, Krenn, Krenn! Willst du unsere Wärme spüren, komm doch ins Priesterseminar Komm mit mir ins Priesterseminar, da ist es wunderbar, da ist es wunderbar Komm mit mir ins Priesterseminar, da ist es wunderbar! Jesus lächelte. Er verstand sofort, worum es den Spatzen ging und kannte seinen Liebling Tesoro genau und wusste wie viele Schätze er in seinem Herzen trug. Für den als Bettler verkleideten König von Himmelshausen war das Lied „Priesterseminar!“ ein echter Höhepunkt des Konzerts. Gerade in der heutigen Kirche wusste er um die vielen leidvollen Erfahrungen der Kinder. Weltweit waren, wurden und werden über Jahre von einigen schwarzen Schafen seines Bodenpersonals ihre Seelen vergewaltigt und gemordet. Der Bettler wusste genau, wie und was Tesoro in seinem Lied, das auf YouTube wie eine Rakete abging, zum Ausdruck bringen wollte. Schön, dachte er, dass endlich mal einer den Mut hat, meine Schmerzen laut und deutlich als Kon Domspatzen von den Dächern zu pfeifen. Er war regelrecht begeistert. Dieser Song gehörte für ihn mitten in die Kirche, genauso wie das „Lobe den Herren!“ „Alles hat seine Zeit!“, dachte der Bettler und sang den Refrain laut klatschend mit. „Komm mit mir ins Priesterseminar. Da ist es wunderbar, da ist es wunderbar!“ Der Petersplatz tobte und Eduard stimmte das nächste Lied an: Hoch oben in der Kammer, da wohnt ein alter Mann Kommt öfters mal ans Fenster, damit er winken kann. Er sagt der Welt so gerne was sie glauben soll Und alles zu moderne, das find er gar nicht toll. Da kommt ein kleiner Maulwurf aus dem Lutherland Er buddelt unterm Vatikan, nimmt „Ratzi“ an die Hand Die Kurie sie schreit: „Das ist doch nicht katholisch!” Doch dem „Tuschfinger“ tut es gut. Ist auch nicht diabolisch! Wir brauchen keinen Führer und kein religiöses Dope, komm mit mir nach Rom and we Rock the Pope! Die Bühne ist schon fertig. Der Hubschrauber bestellt. Die Pfarren, die sind leer. Das Bistum hat kein Geld. Eduard, du süßer Fratz, komm nimm auf Petri Stuhle Platz! Komm mit mir auf den Petersplatz da machen wir Rabatz! Plötzlich, inmitten des Liedes, erschrak ein lautes Geknatter die johlende Menge. Die warme Luft vibrierte. Direkt über dem Petersplatz kreiste in geringer Höhe ein unbekannter Hubschrauber. Scheinwerfer richteten sich auf ihn und man las in grellen Buchstaben: Lusthütchen Während der Gitarrist und spätere Priesterseminarist Gutmut das beste Gitarrensolo seines Lebens lostrat, öffnete sich langsam der Bauch des Hubschraubers und unzählige Kondome regneten wie Leuchtstreifen vom Himmel auf die Menge herab. Ein Bild für die Götter! Die Propeller wirbelten den Gummisegen über den ganzen Platz und die Bühnenscheinwerfer beleuchteten das Spektakel. Auf den Kondomen konnte man in sieben Sprachen lesen: „Mit Gummi wär das nicht passiert. Da hat der Papst sich wohl geirrt! Afrika must be saved!“ „Wat’ ne geile Bühnenshow!“, rief Tesoro. „Das wird ja ein super Video!“ Der Sänger aus Klösterreich lobte den Maulwurf. Eduard bedankte sich und sagte lächelnd: „Tesoro kann es vielleicht sein, dass Falco in dir reinkarniert? „Nee, nee!“, rief er im lauten Geknatter und Wind der Rotoren, die beinah seine Kapuze weggeflattert hätten. „Ich bin ich!“ Das gefiel Eddy und die beiden wurden Freunde. Was war geschehen? Ein gewinnsüchtiger Kondomhersteller von der Firma Lusthütchen hatte, angeregt durch einige Lockerungsversprechen im Buch des amtierenden Papstes, in Sachen Aidsbekämpfung eine Werbeaktion für sich entdeckt. Ohne vorherige Absprache mit dem Veranstalter nutze er diesen Event, um augenscheinlich auf die Aidsproblematik in der dritten Welt aufmerksam zu machen. In Wahrheit ging es dem Kondomfabrikanten allerdings nur ums liebe Geld. Er sah in der weltweiten Erkrankung seinen Markt. Locker hätte er einen Teil seines Gewinnes für preiswerte Medikamente in den betroffen Gebieten einsetzten können. Doch das tat er nicht. Auch Eduard war geschockt. Damit hatte er nicht gerechnet. „Wahrheit und Liebe dürfen den Menschen nie getrennt verabreicht werden!“, rief er durchs Mikrofon. Das Volk freute sich und dachte schon, der Papst hätte sich bekehrt. Kratzfuss, Tesoro und die Kon Domspatzen sahen dem bunten Treiben in maulwürfischer Gelassenheit und auch ein wenig amüsiert von der Bühne aus zu. Er fing ein paar Kondome auf und meinte: „Anna-Leena, die nehmen wir als Regenmantel oder Taucheranzug mit in den nächsten Urlaub!“ Wie herrlich unverklemmt er doch war. Auch der Bettler schnappte sich ein Kondom und sagte: „Die hab ich nie gebraucht!“ Im tiefsten Innern begrüßte er diese überraschenden Rettungsschirme und dachte voller Mitgefühl an seine von Aids betroffenen Schwestern und Brüder in Afrika. Sie starben dort wie die Fliegen und die Kirche verbot penetrant und blind jegliche Verhütung außer der Natürlichen. „Heuchler!“, dachte er. Das ging der Kurie zu weit! Der Petersplatz stand plötzlich voll im Dunkeln. Da war nix mehr mit Licht der Welt. Die Lautsprecher verstummten, die Glocken blieben stehen und die Würdenträger rannten wutentbrannt, zum Teil mit Kondomen an den ehrwürdigen Hüten, in Richtung Inquisitionsgebäude. „Unverschämter Skandal!“, riefen sie im Chor. Die „Heiligen“ Männer ließen das Volk im GummiRegen stehen und Afrika veraidste weiter. Allein vom Wunderkerzenlicht erleuchtet hörte man die Menge laut „Zugabe!“ rufen. Die Festivalbesucher wurden immer unruhiger und Eduard versuchte sie mit einem Megaphon zu beruhigen. Doch sie wurden nur noch lauter und schrien: „Papa mach den Schalter an, dass der Sänger singen kann. Frohe Botschaft hat er doch. Komm heraus aus Deinem Loch!“ So etwas erinnerte an die Vertreibung Mubaraks und das hatte es auf dem Petersplatz noch nie gegeben. Nur die Kreuzigung des Petrus war schlimmer. Entenwein, der Sekretär des Papstes, fühlte seine Befürchtungen voll bestätigt. Ihm schwoll der Kamm und er stand mit hocherhobener Miene, und erregter Brust hinter dem Heiligen Vater und sagte: „Hab ich’s nicht gesagt!“ Tuschfinger trank vor Schreck erstmal ein bayrisches Weizenbier … Auf der Bühne war es immer noch dunkel und still. Nur die Räume des Papstes waren hell erleuchtet. Mit päpstlicher Macht hatte irgendjemand dem bunten Treiben ein Ende bereitet. Vermutlich war es der in höchsten Ämtern stehende Kardinal Bertino Betonkopf . Er hatte als zweiter Mann im Vatikan den Hauptschalter der göttlichen Stromversorgung in der Hand und außerdem war er seit Jahren im Vertuschen von Heikelkeiten und Kinderschändern geübt. Er stellte ihn auf Aus und wollte verhindern, dass der kritische Text der Kon Domspatzen in die Herzen und Ohren der versammelten Menge geriet und weiteren Wirbel in der Kirche Roms erzeugte. Nach einer Stunde ging das Licht plötzlich wieder an. Doch die zornige Menge hatte sich bereits verzogen. Eduard wusste nicht, dass sein bester Freund, den er vor einigen Jahren im Kölner Dom zufällig kennen- und lieben gelernt hatte, direkt vor der Bühne stand. Schon lange hatte er es sich gewünscht, ihn endlich einmal wieder zu sehen. Doch dieser Jesus war und blieb eben ein Überraschungskünstler der ganz besonderen Art. Eduard hatte ihn einst in einer Nacht- und Nebelaktion heimlich im Kölner Dom vom Kreuz abgenommen und war danach mit ihm und seinen Bodyguards nach Golgatha in Gotteshausen gereist. Dort hatte ihm sein neuer Freund die Erlösung erklärt und war anschließend vor aller Augen nach Himmelshausen entschwuppt. Und da war er wieder. Als Bettler verkleidet stand er seelenruhig vor der Bühne. Er sprach noch mit ein paar genervten Jugendlichen, die extra wegen des Sängers von weit her angereist waren. Als er sie beruhigt hatte, machte er sich auf den Weg in Richtung Petersdom. Es waren ja nur noch einige Meter bis zu seinem Wohnzimmer. Leise sang er immer wieder vor sich hin: „Ja, seid ihr denn des Wahnsinns fette Beute?“ Hausverbot für den Eigentümer Im Petersdom sollte laut Programm noch eine Abendvesper stattfinden. Doch die meisten Festivalbesucher waren voller Wut und Unverständnis über die zensierende Herrschaft und Gewalt der Kurie in die Altstadt auf einen „Absacker“ gegangen. Die Verantwortlichen des Vatikans hatten wieder einmal mehr dafür gesorgt, dass ihnen die Welt unnötig gram wurde. Es kümmerte sie in ihrem blinden Hochmut einen Dreck! Die Kirchenleute konnten jedoch froh sein, dass das Volk diesmal so friedlich geblieben war. Lag es vielleicht an der Anwesenheit des unbekannten Bettlers? Als Jesus mit gesenktem Blick und voller Scham das Gotteshaus betreten wollte, kam ein Ordner auf ihn zu und verwehrte ihm ziemlich schroff den Eintritt in den Petersdom. Der Kirchendiener im schwarzen Anzug und weißem Hemd sagte: „So kannst du hier nicht rein! Geh dich waschen und rasieren und dann komm gerne wieder!“ Jesus kannte ihn aus dem Beichtstuhl. Er betrog laufend seine Frau und hatte eine Geliebte im Kirchenbüro. „Francesco“, sagte er: „Warum darf ich nicht in mein Haus?“ „Woher kennst du mich?“, fragte der Ordner kühlherzig. „Wer bist du? Wie heißt du und wo wohnst Du?“ „Ich bin da drinnen im Tabernakel und in Deinem Herzen!“ Der Mann erschrak, holte einen Zivilbeamten der päpstlichen Polizei und versperrte dem Bettler den Weg. Jesus spürte wie sein Puls schneller wurde. Er hatte das ja alles schon einmal erlebt. Verhaften! Verhör! Kreuzigung und, und, und! Die lieblose Behandlung der Menschen kannte er zu Genüge. Trotzdem war er immer noch verletzlich und hatte ein Herz voller Mitgefühl und Vergebung. Dies waren seine Edelsteine und die Urkraft seiner strahlenden Augen. Der Kirchendiener briefte den Geheimpolizisten per Funk und sagte vor dem Obdachlosen laut und verächtlich: „Wir haben hier einen durchgeknallten Penner am Haupteingang. Er hält sich selber für Jesus. Kannste mal mit ein paar Leuten rumkommen und für Ruhe sorgen? Ich kann den Kerl so nicht reinlassen. Er stinkt nach Urin und sieht aus, als wäre er gerade aus einer Gruft gestiegen.“ Jesus drehte sich wortlos um und ging traurig über den Petersplatz die Hauptstrasse entlang. Enttäuscht legte er sich unter eine Brücke zu seinen Kollegen. Einer von ihnen war voller Geschwüre. Am anderen Morgen waren sie weg und seine Haut war zart wie ein Pfirsich. Der unbekannte Bettler war schon früh aufgewacht und bereits wieder Richtung Vatikan unterwegs. Als Eduard von dem Obdachlosen und dem Vorfall hörte, sagte er traurig: „Anna-Leena, mein bester Freund war da und ich hab’s nicht bemerkt!“ Anna-Leena tröstete ihn mit einem fetten Regenwurm und antwortete: „Er kommt sicher wieder. Wir müssen nur wach genug sein!“ Da klopfte es und der Sekretär des Papstes betrat völlig kopflos das Ankleidezimmer des Heiligen Vaters. „Schorschel, was treibt dich denn heute so?“, fragte der Papst. „Eure Heiligkeit, auf dem Flur steht ein Mann, der ziemlich verwahrlost ist. Er sagt, er sei der König von Himmelshausen! Stinkt und behauptet, er wäre hier äußerst gern gesehen. Plötzlich und wie von Geisterhand stand er vor mir und fragte mich nach dem Kleinsten und Geringsten unter uns.“ Der Papst stand auf, knöpfte seine weiße Soutane zu und bat den Sekretär, ihm den Mann vorzustellen. „Heiliger Vater“, sagte Entenwein, „wollen sie sich allen Ernstes mit so einem stinkenden Kerl abgeben?“ Eduard sprang vom Sofa und rannte so schnell er konnte auf den Flur. „Da bist du ja!“, rief er voller Freude. „Jesus, ich hab dich soooo vermisst! Wo warst Du denn gestern und wie geht’s deiner lieben Mutter?“ Jesus bückte sich, nahm ihn liebevoll auf den Arm und sagte: „Mir geht es gut Eddy und meine Mutter lässt dich ganz herzlich grüßen. Ich hab dir auch etwas von ihr mitgebracht.“ Er holte ein kleines braunes Ledertäschchen aus seiner Jackentasche. Mit leuchtenden Augen schaute Eduard neugierig auf das Geschenk. „Was ist das?“, wollte er wissen. „Mach es auf und lass Dich überraschen!“ Inzwischen kam Monsignore Entenwein platzend in das Gespräch. „Der Heilige Vater bittet sie zu sich. Machen sie es kurz und kommen sie ihm nicht näher als 2 Meter 58. Halten sie also bitte den gebührenden Abstand. Falls seine Heiligkeit ihnen seine mit dem Fischerring gesegnete Hand entgegenstreckt, steht es ihnen natürlich frei den Ring zu küssen. In ihrem Fall rate ich allerdings davon ab.“ Wie gesagt: „Fassen sie sich kurz!“ Schwupps, und weg war der Bettler! Genauso plötzlich wie er kam, verschwand er auch wieder und Entenwein drehte nun völlig am Rad. Kreidebleich verlangte er ein Glas Wasser. „Hol es dir!“, sagte Eduard und ging mit seinem Ledertäschchen stolz zum Papst. „Na Eduard, was hast du denn da Schönes und wo ist denn nun der König von Himmelshausen?“, fragte der Papst. „Weiß ich nicht“, sagte Eddy. „Der kommt und geht immer!“ Eduard öffnete das Täschchen und hielt einen wunderschönen Rosenkranz mit leuchtend hellen Perlen in seinen Tatzen. Am Ende der Perlenkette war ein kleines Kreuz An ihm hing ein Mann. Er hatte genau das Gesicht des Bettlers, der ihn eben noch auf seinen Armen trug und ihm das Geschenk übergeben hatte. „Oh“, sagte Tuschfinger, „das ist ja ein besonders schöner Rosenkranz. Soll ich dir mal meinen zeigen?“ Eduard nickte und der Papst griff in seinen Gehrock. „Ja, wo ist er denn? Wo ist er denn?“, fragte er immer wieder. „Ich hatte ihn doch gestern noch in der Hand als du diesen unmöglichen Text auf der Bühne gesungen hast und der Strom plötzlich ausfiel.“ „Schorschel!“, rief der Papst, „hast du meinen Rosenkranz gesehen?“ Der Sekretär, immer noch kreidebleich und von der mysteriösen Begegnung geplättet, sagte: „Herr Tuschfinger! Äh“, ich meine: „Eure Heiligkeit! Ich bin im Moment nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen, aber fragen sie doch mal unsere neue Haushälterin. Vielleicht weiß sie ja wo ihr Rosenkranz abgeblieben ist!“ Anna-Leena kam gerade aus der Waschküche und hatte dem Papst einen seiner viel zu steifen Kragen platt gebügelt. „Hallo“, sagte sie, „in der Waschmaschine hat heute etwas ganz komisch geklappert und als ich die Wäsche rausholte, lagen da überall so kleine Kügelchen drin!“ „Was kann das nur gewesen sein?“, fragte sie neugierig. Der Papst fasste sich an den Kopf und rief: „Mein schönster Rosenkranz ist dahin!“ Eduard zögerte nicht lange und schenkte ihm seinen. „Hier“, sagte er. „Geben macht mehr Spaß als nehmen!“ Papst Tuschfinger strahlte. Danach brachte Anna-Leena das Frühstück. Für Eduard gab’s ein paar Marengos und für die Menschenkinder Cornflakes mit Honigmilch. Monsignore Entenwein konnte an diesem Tag allerdings nichts essen … Hasenhüttl und Knarx In Pepitaland lebte ein mutiger katholischer Priester. Es war der Theologieprofessor Gotthold Hasenhüttl! Dieser hatte in einem Gottesdienst den Gläubigen aus der nicht römischen Kirche das Abendmahl gegen den starren Willen des Papstes wie selbstverständlich gereicht und der in kirchlichen Angelegenheiten rückwärtsgewandte und auf den Kardinalsstand geile Erzbischof Knarx hatte ihn dafür im Auftrage Roms lieblos aus allen seinen Ämtern gefeuert. Ja, selbst die kirchliche Lehrerlaubnis hatte er diesem feinen Mann autoritär entzogen. Das Kirchenvolk hielt darauf still wie tote Fische. Solch linientreue Mitarbeiter lobte man in Rom sehr und der wohl beleibte, allerdings nicht sehr beliebte Knarx wurde zur Belohnung für seinen Gehorsam und seine Gradlinigkeit in Sachen: „So wars doch schon immer!“, in den Kardinalsstand erhoben. Knarx platzte fast vor Glück und stolz fuhr er eines Tages mit seinem Chauffeur in einer Limo auf dem Innenhof der Päpstlichen Residenz vor. Wie selbstverständlich ließ er sich die Wagentür öffnen und konnte kaum aus dem Mercedes steigen. Der neue Kardinal bekam nicht mit, dass ihm der obdachlose Bettler die Autotür geöffnet hielt. Als dieser ihm dann auch noch seine Hand reichte, um ihn zu seinem neuen Hierarchiestand zu gratulieren, eilte der neue Kardinal voll an seinem Herrn und Meister vorbei. Den Kleinsten und Geringsten wollte Jesus ursprünglich im Vatikan finden, doch die Suche ging wieder mal leer aus. Seine Wahl hatte er allerdings schon getroffen. Die Tage vergingen und die Wochen verstrichen. Im Vatikan schleppte sich weiterhin alles im Zeitlupentempo dahin und es änderte sich mal wieder nichts. Inzwischen hatte Anna-Leena es satt, die hohen Herren zu bedienen und kündigte ihren Job beim Papst. Dieser war darüber sehr traurig, denn er mochte Anna-Leena sehr. Er stellte ihr aber ein gutes Führungszeugnis aus und schenkte ihr zum Abschied eine Papstmedaille. „Was soll ich denn damit?“, sagte sie. Die Herrenriege hatte es nämlich fein raus. Sie legten hier und da mal einen kleinen Finger helfend an, doch im Übrigen ließen sie sich gern von den Frauen bedienen. Nur eine Frau im Priesteramt, das wollte man hier nicht. Mit anderen Worten, diese Form von Christentum war nichts anderes als diskriminierend und frauenfeindlich. Homosexuelle wurden missachtet und überhaupt, wer sich nicht an die Leitlinien des Papstes hielt wurde schnell als Ketzer angesehen und war weg vom Fenster. Da gab es weltweit Wichtigeres zu tun, als teure Kardinalsroben waschen und edle Schuhe zu putzen. Auch Jesus war völlig genervt. Der Bettler erschien hier und da in den Amtsstuben und Dienststellen der Kurie ohne erkannt zu werden. Er fand jedoch keinen Kleinen und Geringen. Viele waren der Wissenschaft völlig ergeben und hatten ihr Herz dabei verloren. Eigentlich hätten sie mal wieder ein bisschen Erdung in einem Ludolfsseminar gebraucht. Predigen durfte er im Petersdom auch nicht. Er hatte ja weder studiert, noch kannte er ihr verstaubtes Latein. Ja, er fühlte sich sogar von der Kirche für ihre Zwecke benutzt und als Aushängeschild hatte er keinen Bock zu dienen. Jesus hatte sogar den Eindruck, die Kirche Roms mache die Menschen mit einer Hostie von ihm abhängig und baue so eine römisch katholische Exklusivität auf, die er so nie wollte. Genau das Gegenteil war seine Mission. Er war für alle da. Er inspirierte einst den Dichter John Oxenham zu folgendem Song: In Christus gilt nicht Ost und West Und auch nicht Süd noch Nord Wo er wirkt wird Gemeinschaft sein. Gehalten durch sein Wort. Woher wir stammen, fragt er nicht. Er lädt zu Brot und Wein. Bringt alle uns an einen Tisch. Und lässt uns eins dort sein. Doch das hatte man in Rom noch nicht begriffen. Jesus stand für Freiheit, Liebe und völlige Autonomie des Menschen in seiner ihm eigenen Art. Diese Eigenschaften fand er bei seiner Stippvisite im Vatikan allerdings nicht. Stattdessen drehte sich alles um Geld, Macht, Papst und Reliquien. Nähme man ihnen den Papst, so würde das ganze System in sich zusammen brechen. Das war nicht im Sinne des Erfinders. Da war nix mit klein und gering. Alles nur groß und eitel. Es war nicht seine Welt und schon gar nicht seine Kirche. Die Priester, Bischöfe und Kardinäle liefen in gleichen Gewändern uniformiert herum, und der Papst schoss mit seinen Gewändern und teuren Schuhen den Vogel ab. Man verzerrte und entstellte den Gründer der Kirche über die Jahrhunderte derart, dass immer mehr Menschen das sinkende Schiff verließen oder es erst gar nicht betraten. Der fliegende Teppich Meist gegen 14:00 Uhr kam der Postwagen in den Vatikan. Eduard ging an die Tür und staunte über ein Riesenpaket aus Pepitaland. Sein Freund Gerhard hatte wie immer Wort gehalten. Ein fliegender Teppich von der Firma Beluga-Reisen lag in leuchtenden Farben vor ihm, dazu eine Wasserpfeife, ägyptischer Tabak und ein Brief aus Entspannungshausen. Eduard freute sich, öffnete den Brief und las: „Eddy, hier ist mein kleines Geschenk für Euch. Ich wünsche allzeit guten Flug. Dein Freund Gerhard L.!“ In der Tat hatten Eduard und Anna-Leena es Dank ihres Freundes in manchen harten Engpässen ihres Lebens immer ultraleicht. Liebe pur! Welch’ ein Freund. Aus Dankbarkeit brannte in ihren Herzen stets eine Kerze für ihn. Die nächste Frage war, wer sollte Eduard und Anna-Leena die Technik des magischen Fliegens beibringen? Doch es war kinderleicht. Unter dem Teppich stand die persische Gebrauchsanweisung: „Draufsetzen und den Zielort laut und deutlich aussprechen. Vermeiden sie umständliche Worte und bringen sie die Sache, wenn’s geht, auf den Punkt!“ Und tatsächlich! Kaum hatten Eduard oder Anna-Leena den Wunschort laut ausgesprochen, so befanden sie sich augenblicklich am Zielort. Magisch, aber wahr. Eine tolle und fantastische Reisemöglichkeit für Eddy & Anna-Leena. Schneller als der Knall. Eduard und Anna-Leena machten ein paar Probeflüge über Rom. Sie reisten auch für ein paar Tage nach Obamaland, besuchten dort die alten Freunde und Bodyguards. Einige von ihnen hatten inzwischen Eduards Philosophie übernommen. Andere waren immer noch autoritätshörig. Auch machten sie einen Abstecher ins Gefangenenlager Guantanamo. Als Eduard und Anna-Leena die menschenverachtenden Umstände der Gefangenen und deren grausame Käfighaltung dort live mit erlebten, waren sie mehr als erschrocken. Eduard rief sofort seinen Freund Obama im Oval-Office an und drohte ihm die Freundschaft zu kündigen, falls er sein ”Yes we can!“ in dieser Angelegenheit nicht umgehend mit Liebe umsetzte. Barak hatte nämlich leider, was Guantanamo angeht, einen Kurswechsel nach hinten vollzogen. Eduard blieb einige Tage dort, krabbelte in der Nacht durch die Menschenkäfige und versuchte, die bereits seelisch abgestumpften, von seinem Vorgänger Bush gefangenen Menschen zu trösten. Einigen nahm er auch die Beichte ab. Dabei erfuhr er unter anderem den aktuellen Aufenthaltsort von Bin Laden, behielt ihn aber für sich. Eduard wusste, dass der Bushnachfolger seinen Tötungsplan im wahrsten Sinne des Wortes knallhart durchziehen würde und war sehr dafür, dass Osama Bin Laden vor ein ordentliches Gericht gestellt würde. Doch Obama tötete Osama vor laufenden Kameras. Gespannt saß er im weißen Haus und schaute in seine Zukunft. Als das abgestumfte, an Krieg gewohnte Obama-Volk die Ermordung des Topterroristen euphorisch mit Jubellautstärke wie einen Sieg der WM auf den Strassen New Yorks feierte, weinte Eddy und verabscheute die militante Vergeltungspolitik des mutmaßlichen Christen und Präsidenten. „Die USA war und ist eine der gefährlichen und kriegslüsternen Nationen!“, murmelte Eddy. Genau so lehnte er Obamas menschenfeindliche Abtreibungspolitik voll ab. Der Präsident verbuchte die Ermordung Bin Ladens als seinen Erfolg und nannte die gezielte Tötung einen Sieg der Gerechtigkeit. Doch seine Gewaltpolitik half ihm zuallererst bei den Wahlen. Nachdem seine Soldaten seinen Befehl ausgeführt hatten, lebte er noch unsicherer als zuvor. Für Eduard Kratzfuss allerdings stand das Gebot: „Du sollst nicht morden!“ über jedem „Heiligen Krieg“, in dem Gott sowieso niemals mitmachte. Bedauerlicherweise krochen die „Wespen“ danach weltweit aus ihren Löchern und riefen: „Yes we can!“ Osama wurde durch Obamas tötungsbereite Scharfschützen zu einem Märtyrer und das wurde von Eduard nicht toleriert. Auch die Landeschefin aus Pepitaland, Frau Dr. Mörkel, und der SPDEngel Gabriel begrüßten erleichtert den Tod des Topterroristen. Die Christin Frau Mörkel sagte wörtlich: „Ich freue mich, dass Bin Laden tot ist!“„Das merkel ich mir!“, sagte Eddy sich und blieb dabei: „Gewalt erzeugt Gegengewalt! Es war Mord, die UNO schwieg und Obama lebt seit dem Tag unsicherer denn je. Bin Laden gehörte gefangen genommen in Den Haag vor Gericht gestellt!” Eduard und der Gesetzgeber Am dritten Tag flog das Pärchen der Liebe weiter nach Pepitaland und Eduard zeigte Anna-Leena bei der Gelegenheit den Kölner Dom. „Hier fing alles an!“, sagte er, „hier habe ich Jesus vom Kreuz geholt und wir wurden Freunde!“ Eduard freute sich auch, dass seine Freunde von der ElektrorollerFirma Tante Paula immer noch fleißig waren. Inzwischen hatten Julian & Co. hunderte von diesen flinken Wunderollern in Pepitaland unters Volk gebracht. Eduard hatte seine Tante Paula immer bei sich und wenn er in einem Land dieser friedlosen Welt mit seinem fliegenden Teppich den Boden berührt hatte, fuhren er und Anna-Leena umweltfreundlich mit dem Future-Roller zu Erkundungsreisen ins Landesinnere. In Rasenmähercity vergaß er einmal, seine Tante Paula ordentlich, wie der Gesetzgeber es verlangt, zu versichern. Eduard fuhr in völliger Unwissenheit des abgelaufenen Versicherungsschutzes mitten in eine Hundertschaft von Pepitapolizisten. Sie beschützten an dem Geburtstag des Massenmörders Adolf Hitler eine für Eduard Kratzfuss völlig unverständlich genehmigte und mit Steuergeldern bezahlte Anti-Nazi-Demo. Wie gesagt, unwissend, dass sein Versicherungsschutz bereits abgelaufen war, wurde er rollenden Fußes von einem polternden Polizisten an der Weiterfahrt gehindert. Dieser, mit einem Schlagstock bewaffnete Hüter der staatlich plumpen Gewalt erinnerte Eduard an einen ihm bekannten Lehrer. Dieser, sich gern als guter Pädagoge verkaufende, war insgeheim aber eine miese und hinterlistige Mobbing-Ratte. Mitten durch die Polizeikette fahrend hörte er hinter sich diese unfreundliche Stimme des Polizisten. „He, Sie, kommen Sie zurück!“ Eduard dachte: „Der will sich bestimmt nur meinen geilen Roller etwas näher anschauen!“ Aber nix da! „Zeigen Sie mir ihre Papiere!“, polterte er hämisch und juckte sich dabei seinen uniformierten Arsch. „Herr Kratzfuss, sie haben eine Straftat begangen!“ „Wie bitte?“ „Sie fahren ohne Versicherungsschutz. Das ist eine Straftat!“ „Aha, und wat nu?“ „Das wird eine Anzeige geben, denn der Gesetzgeber sagt …!“ Eduard nahm es in Kauf und wandte sich an die mit Bierflaschen in der Hand herumstehenden jungen Menschen mit verlorenem Naziblick und sagte: „Ihr feiert ja den Geburtstag eines Toten, feiert doch lieber den Auferstandenen!“ „Hitler lebt!“, gröhlte ein besonders eifriger Jung-Nazi und nahm einen Schluck aus der Pulle. „Ja,“ erwiderte Eduard, „er lebt, ganz sicher in der Hölle!“ „In der Hölle?“, fragte der sich mit Bier Berauschende. Beinah wäre ihm der Schluck im Hals stecken geblieben. „Ja, Hitler ist in der Hölle!“, antwortete Eduard, „oder meint ihr etwa, wer sechs Millionen Menschen umbringt kommt dafür auch noch zur Belohnung in den Himmel?“ Schweigen auf der Nazi-Seite erfüllte den Ort. „Also Jungs“, beendete Eddy die kurze Debatte und sagte noch einmal: „Denkt dran, feiert den Auferstandenen und nicht den Geburtstag eines Toten!“ Eddys Personalien wurden festgestellt und danach schob er, wie der Gesetzgeber es verlangt, seinen Roller schnell aus der Sichtweite der Staatsdiener hinaus. Außerhalb der Sichtweite fuhr er heimlich in stolzem zivilen Ungehorsam elektrisch und ohne gültigen Versicherungsschutz zurück in die Gänseblümchenstrasse 72. Wochen später musste er dem Staatsanwalt 200 Euro zahlen, damit das Verfahren gegen ihn eingestellt wird. „Auch ’ne Art von Erpressung!“, sagte sich Eddy und seine Liebe zu Pepitaland schmälerte sich immer mehr. In Rasenmähercity hatten er und Anna-Leena für ihre Zwischenaufenthalte ein hübsches Ferienhäuschen als Basis bei Frau Heidrun Tiefenfreundlich gemietet. Heidrun und ihre Freundin Heidi waren die nettesten Mädels in der ganzen Gänseblümchenstrasse. Die beiden „Sonnenblumen mit stets freundlichem Menschengesicht“ freuten sich sehr, wenn Eduard und Anna-Leena auf ihren Reisen mit dem fliegenden Teppich einen kleinen Zwischenstopp in dem ansonsten ziemlich toten St. Normaliendorf machten. Auf dem Ortseingangsschild stand: St. Normaliendorf – Ortsteil Normalerweise. Dies Gebiet reizte Eddy ganz besonders. Er fand dort meist fette Würmer und liebte es über alles, das so genannte Normale einmal richtig aufzuwühlen, um den Steiflingen wieder zum Leben zu verhelfen. Da gab es z.B. einen Mann, der seine Steifmütterchen im Vorgarten regelmäßig mit einem Staubsauger vom Schmutz befreite … Doch es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Schon Friedrich Schiller brachte es in seinem Drama Wilhelm Tell so auf den Punkt. Zwischen Nachbarn, die eigentlich friedlich mit- und nebeneinander leben sollten, entstehen aus verschiedensten Gründen immer wieder Streitigkeiten. So auch einst in der Gänseblümchenstrasse 72. Mal waren es die unschuldigen, erheiternden Gänseblümchen der Heidrun Tiefenfreundlich, die zur Freude von Eddy und Anna-Leena in ihrem ansonsten maulwurffreiem Garten fröhlich vor sich hinblühten. Der Nachbar, Herr Dr. von Nervenberg, im Ruhestand vor sich hin ruhend befürchtete, dass die Gänseblümchen ihren „gefährlichen” Samen, besonders bei Ostwind, auf seinen gänseblümchenfreien Garten übertragen könnten und sich dort gegen seinen Willen in seinem Garten einlebten. Ein anderes Mal waren es die ganz normalen Nachrichten, Musik -und Wortbeiträge aus Eduards kleinem Kofferradio, die trotz behördlich geregelter Gartenlautstärke Familie Nervenberg anscheinend zu einem Dauerärgernis wurden. Der friedliebende Maulwurf Eduard Kratzfuss hatte es sich gerade in seiner Geheimratslaube gemütlich gemacht und hörte wieder mal sein geliebtes Nordwestradio. Dieser Sender war ein besonders schlau machender in der sonst so verblödenden Radio-Landschaft Pepitalands. Das kleine Kofferradio lief meist den ganzen Tag in angenehmer Hintergrund-GartenLautstärke, fröhlich vor sich hin und viele gute Beiträge erfreuten Eddys und Anna-Leenas Herz. Den Nachbarn Ernst und Ernestine von Nervenberg störte dies allerdings, und das sogar vor, in und auch nach der in Pepitaland ebenfalls genauestens geregelten Mittagszeit. Bisher lag Familie von Nervenberg stets ungestört in ruhiger Mittagssonne in ihrem stattlich ausgebauten Garten. Nur der bei Ostwind in den Garten einfallende Schienenlärm der nahegelegenen Bahnstrecke Wiesbaden – Freudenberg durfte auch in der Mittagszeit machen, was er wollte. Den konnten sie ja auch nicht so einfach abstellen. Die Nervenbergs freuten sich 22 Jahre ihres wohlgeordneten und wohlverdienten Lebens. Standardspruch von Herrn von Nervenberg war: „Der Gesetzgeber sagt!“ Da klingelten bei Eddy sofort die Alarmglocken und er verbuddelte sich vor soviel Gesetzesgläubigkeit. Maulwürfe wurden hier nicht geduldet. Eines schönen Tages hörte Eduard den etwa fünf Jahre alten Nachbarjungen Karl Heinz Vorwärts durch den berühmten Nachbarzaun, den man eigentlich auch Nachbarzaum oder die tägliche Grenzstelle der Andersdenkenden hätte nennen können. Er hörte den Jungen folgendes fragen: „Eduard, soll ich mal zu dir rüberkommen?“ Eddy erkannte das Problem des Kindes sogleich und antwortete dem Knirps: „Du musst immer selber herausbekommen, was du willst und nicht nur ständig tun, was du sollst!“ Völlig erleichtert sagte der Junge auf der anderen Seite des Zauns leise zu sich: „Endlich darf ich mal machen, was ich will und nicht nur immer, was ich soll!“ Eddy freute sich still über diesen Erkenntniszuwachs des kleinen Menschen. Er kannte diese gefährlichen Sollbruchstellen in den Seelen der Kindermenschen zu genüge, auch aus seiner eigenen Kindheit. Seine bereits verstorbene Maulwurfmutter Frieda hatte diesen schwerwiegenden Erziehungsfehler bei ihm leider viel zu oft begangen. Sie stand ständig als Übermutter hinter Eduard und nervte ihn mit ihrem Gesolle beinah zu Tode. Es dauerte Jahre bis Eduard sich endlich selber gefunden hatte und nur mit viel Eigenliebe und Eigensinn konnte er seine Sollbruchstellen erkennen und versuchen, sie ansatzweise zu heilen. Der Junge hinterm undurchsichtigen Gartenzaun verließ daraufhin mit einem kleinem weißen Seil in der Hand den Garten von Familie Nervenberg und zeigte Eddy und Anna-Leena stolz, wie toll er sich mit seinem Seil an einem Baum selber hochziehen konnte. Eddy klatschte laut vor Freude in seine Tatzen und rief: „Weiter, weiter!“ Doch die als Kontrollfux agierende Großmutter pfiff den Kleinen sofort in ihren Dusollst-nicht-Garten zurück, schloss die Gartenpforte hinter sich für immer zu. Frau Nervenberg hatte mal wieder ihre, für den Kleinen und auch für sie selber viel zu enge Platzhirschhose aus ihrer wohl eigenen Kindheit an und Ernst Nervenberg hatte ansonsten auch nicht viel zu sagen. Die Nervenbergs schwiegen endlich still und auch die unerwünschten Besuche in Eduards Refugium endeten an der Gartenpforte. Denn der Gesetzgeber sagt: „Privat ist privat!“ Tja, so kann es einem Maulwurf ergehen, wenn einer mit platten Nerven den andern platt macht. Eduard war durch diese unfreundliche Nachbarschaft lange belastet und merkte: „Es gibt solche und solche!“ Abstand! Reisende soll man bekanntlich nicht aufhalten und Eduard Kratzfuss trug ja außerdem die Schuhe seines Freundes Gerhard L., die mit den speziellen Absätzen, auf denen man sich nicht mehr umdreht, wenn man von einer Sache und seinem Ziel überzeugt ist. Eduard setzte sich, vom Recht begleitet durch und hörte weiterhin verliebt sein Nordwestradio. Er vermisste es auch auf seinen weltweiten Reisen nicht, denn es hat auch ein ausgezeichnetes Internetprogramm. Stets waren die Leckerlies des fortschrittlichen Ohrensenders von einem frischen Antimerkelgeist und guter Musik, meist aus der Hippiezeit Eduard Kratzfuss’, beflügelt. Und das gefiel Eddy. Die Reise ging weiter! Eduard und Anna-Leena hatten ein heißes Liebesverhältnis zu Mutter Teresa. Ganz in ihrer Nähe lebte der Enkelmaulwurf Gloriana Anoushka. Eduard und Anna-Leena setzten sich nach dem Nervenbergstress entspannt auf ihren Teppich, pflückten zum Abschied ein paar Gänseblümchen und riefen: „Kalkutta!“ Der Teppich bebte, hob ab und flog in Windeseile in die Weltmetropole. Sicher und ohne Nachbarschaftsstress landeten die Weltreisenden direkt auf dem Dach des Mutterhauses. Vor dem Grab der seligen Mutter Teresa gaben sie ihr die Ehre. Die Atmosphäre im Mutterhaus war elektrisiert von Demut und Liebe. Viele stets lachende Schwestern liefen wie fleißige Bienchen ein und aus. Wer einmal dort war, weiß, was die belebende Kraft dieses Ordens ist. Liebe pur! Eduard und die Kirchenmaus knieten am Grab Mutter Teresas nieder und spürten warme Tränen in ihrem weichen Fell. Am meisten weinten sie über den kranken Zustand der Kirche Roms. Plötzlich sah Eduard durch seine Tränen hindurch das warm lachende Gesicht Mutter Teresas und hörte sie sagen: „Eddy, ich weine mit Euch. Fliegt nach Himmelshausen. Dort habe ich etwas für euch beim König in Auftrag gegeben!“ Eduard leckte beherzt seine und Anna-Leenas salzigen Edelsteine ab, küsste noch einmal liebevoll das Grab der Lebenden und sagte leise: „Später Mutter, später, und vielen Dank für alles!“ Anna Leena legte drei besonders große Gänseblümchen aus Heidruns Garten auf das Grab und die Reise ging zurück nach Pepitaland. Anna-Leenas Tränen hatten nämlich noch einen weiteren Grund. Sie hatte sich an den verhärteten Strukturen des Vatikans im Laufe der Zeit einige Zähnchen ausgebissen und brauchte dringend guten Zahnersatz. Sie lispelte immer, wenn sie mit ihrem Geliebten innigste Worte austauschte. Als Kirchenmaus wollte sie ihr kleines Spitzmäulchen endlich mal wieder auf Vorderfrau bringen und Eduard erinnerte sich an seinen alten Kumpel Walter Wirsch. Er und sein Team hatten Eduard vor Jahren bereits zusammen mit Eddys Freund, dem Zahnarzt Dr. Wieland & Team, ein Maulwurfgebiss vom Feinsten gezaubert. Und überhaupt machten die Mädels und Jungs seit Jahren aus den übelsten „Fressleisten“ der Menschenkinder wieder angenehme und gut aussehende Zierleisten. Selbst Obama saß, leider mit Osamas Blut an den Händen, stundenlang zum Bleaching in seinem Wartezimmer und auch der Papst hatte bereits eine goldene Krone von ihm erhalten. „Da fliegen wir mal kurz vorbei!“, sagte Eddy und beide riefen: Rommerskirchen & Veit. Der Navi des fliegenden Teppichs lief heiß, denn den Ort Rommerskirchen kannte er nicht. Eddy rief: „Gönn dir schöne Zähne!“ Das erkannte der Navi sofort und Anna-Leena befand sich schlagartig mit offenem Mund auf dem Behandlungsstuhl von Walter. „Hier schleift der Chef noch selbst!“, sagte ein freundlicher Rauschebart, und nach ein paar Tagen war das Gelispele vorbei. „Eigentlich schade!“, sagte Eduard mit strahlendem Gebiss. „Klang irgendwie auch ganz süß!“ Als Eduard bezahlen wollte, sagte Walter: „Gott vergelt’s und denkt dran, immer schön mit Denttabs putzen und der Doktortitel bei Wieland ist kein Plagiat. Alles echt, wie er selbst!“ Eduard schaute bei der Gelegenheit auch noch bei seiner Leibärztin der Spezialistin für tierische Gesundheit, Frau Dr. Niebergall, vorbei. Sie hatte im selben Ort eine liebliche Praxis für Tiere aller Art und impfte ihn zur Sicherheit gegen Geldgier, Hochmut und Lieblosigkeit. Der Piks tat aber nicht weh. Auch seinen Freund Dr. Fischer besuchte Eddy gern. Denn immer wenn – besonders bei Menschen-Mobbing – seine Maulwurfseele klemmte, Jörgs Therapie ihn cool enthemmte. Wo ist eigentlich Palästina? Anna-Leena und Eduard zog es schon seit langem in den nahen Osten. Sie hatten das Geschrei, des unter Israel leidenden palästinensischen Volkes, und die unverhältnismäßigen Vergeltungsschläge Israels als Antwort auf den grausamen Terror einiger Palästinenser mehr als satt. Ganze Stadtteile machte Israel platt und baute nach der Chinesischen und Berliner Mauer die nächst Größte. Als Eduard auf dem Teppich fröhlich winkend „Palästina!“ ausrief, reagierte der Navigator erneut mit Schweigen. „Siehst du!“, sagte Anna-Leena, „sag ich doch, das Land gibt es schon gar nicht mehr auf der Weltkarte. Israel hat es platt gemacht!“ Ein zweiter Versuch: „Ramalla!“ und bums waren sie inmitten eines Hubschrauber-Angriffs israelischer Soldaten verwickelt. Eduard konnte die Funksprüche einer israelischen Soldatin abhören und erschrak vor dem Hass, den sie im sicheren Cockpit gegen ihre Brüder und Schwestern hegte. Direkt unter ihnen, im Dreck einer Strasse von Ramalla, schrie ein hilfloses, durch israelische MG-Kugeln verblutendes Kind. Sterbend lag es in den Armen seines weinenden Vaters. Eine Maschinengewehrsalve hatte, wie man später in der Weltpresse las, kollateral einmal wieder das Ziel verfehlt. Israel bedauerte den Vorfall pressewirksam und Mr. Obama versprach dennoch weitere Unterstützung dem so genannten Gottesvolk. Aber sind denn die Palästinenser nicht auch sein Volk? Der Hubschrauber drehte mordend ab und hätte beinahe noch Eddys Teppich aus der Luft gefegt. Zum Glück erfasste der Radarschirm ihn und Anna-Leena nicht. Der Vater des getöteten palästinensischen Kindes spendete alle Organe seines Sohnes für israelische Kinder und setzte so seinen Schuss der Liebe zurück. „Hut ab!“, sagte Eduard. „Ist das nicht das Land, in dem eigentlich Milch und Honig, ein Bild für Liebe und Frieden, fließen sollen?“, wollte AnnaLeena wissen. „Ja, schön wär’s“, sagte Eduard,lachend. „doch heute fließt hier nur noch Blut und Hass. Israel und Palästina sind anscheinend noch nicht aus eigener Kraft zum Frieden fähig. Da muss der Friedefürst von Himmelshausen wohl erst selbst Hand anlegen. Ansonsten läuft hier gar nix mehr in Richtung Frieden. Israel unterdrückt die Palästinenser. Und die Welt schaut zu.” Eddy rief: „Sinai!“ Der gute alte Mose war bereits vor Jahren dort und hatte sich vom Erfinder der Welt persönlich die 10 Gebote in seine linke und rechte Herzklappe schreiben lassen. Mose war es auch, der diese Liebeserklärung Gottes an die Menschheit später in zwei steinerne Tafeln ritzte, um den Kindern Israel und der Welt ein gutes Fundament mit auf den Weg zu geben. Eduard liebte die Zehn Gebote über alles und war der festen Überzeugung, dass es gar keine Verbote, sondern eine äußerst sinnvolle und lebensstiftende Gebrauchsanweisung für Liebende war. Wer sie befolgte, wurde mit Segen und Glück reich überschüttet. Andersherum, wer bleibend gegen sie verstieß, befand sich oft in schwierigsten Lebensverhältnissen, aus denen er nur über Golgathanien und dem dort stets tätigem Vergebungsminister Jesus von Gnadendorf wieder heil raus kam. Das war seine Erfahrung und er konnte sie mit vielen positiven und negativen Beispielen belegen. Diesen Ort, wo die Kinder Israel einst mit ihren Zelten in der Wüste durchreisend lagerten, wollte Anna-Leena schon immer gern mit ihren süßen kleinen Mäusefüßchen persönlich betreten. Erleben, wie es sich oben auf dem Berg Gottes anfühlt, wenn die Sonne ihren Tanz beginnt, war einer ihrer größten Herzenswünsche. Und da Eduard seiner süßen Kirchenmaus grundsätzlich keinen Wunsch abschlagen wollte, wählte er kurzerhand 0049 551 63451340 und hatte seinen stets auf den Punkt seienden Kumpel Axel von Beluga-Reisen an der Strippe. Eduard buchte als Überraschungspaket für sich und sein Mäuschen zwei Wochen „All inklusive“ im ehemaligen Hippizentrum Dahab. Axel freute sich und die Anreise erledigte sich von selbst. Der fliegende Teppich sorgte wie immer für einen sicheren Flug und eine angenehm weiche Landung. Was die beiden auf dem Sinai und in dem gerade frisch entmubarakisieten Land der Pharaonen alles erlebten, erfahren Sie in der nächsten Folge: „Eduard und die sieben Weltreligionen!“ Soviel aber vorweg: „Es war himmlisch!“ Der Hoteldirektor Gamal lud Eduard und seine Frau zu einer Beduinenhochzeit und zum Pianospiel ein. Sie ließen sich so noch ein zweites Mal ehelich verglücken! Dass Eduard die Hotelgäste mit seinem Magicpiano im wahrsten Sinne des Wortes berauschte, gefiel Gamal so sehr, dass er ihn auch in ein zweites Hotel für den Winter nach Luxor zu einem Klavierkonzert einlud. Welch’ eine Freude blühte da im Sofitel Karnak Hotel Luxor auf! Sogar der Nil lief vor Begeisterung an einem Abend leise über … „Uranien“, ein Land ganz in der Nähe des Sinai, wo der Präsident angeblich Uran in den Taschen hat und viel vom Frieden redet, stand ebenfalls auf dem Reisewunschzettel des kleinen Maulwurfs. Dieser Widerspruch reizte Eduard schon immer. Gespannt auf die tatsächlichen Umstände in Uranien, saßen Eduard und Anna-Leena auf ihrem etwa 2 x 4 Meter großen Allround-Cabrio. Gemeinsam riefen sie das nächste Reiseziel aus: „Teheran!“ Wie von Geisterhand rauschten beide plötzlich über einen riesigen Marktplatz, auf dem gut riechende Gewürze in der Sonne Uraniens zum Verkauf angeboten wurden. Die Luft war schwanger und von tausenden Aromen und den unheimlichsten Gerüchten erfüllt. Bildhübsche Frauen schlenderten, zum Teil hoch verschleiert, durch geheimnisvolle Gassen und Straßen. Im ganzen Land spürten sie einen tiefen Wunsch nach Freiheit. Der Präsident Uraniens prangerte überlebensgroß auf riesigen Plakatwänden und Eduard rief: „Regierungsviertel!“ Plötzlich waren Eddy und Anna-Leena umringt von Soldaten und Gewehren. Die ziemlich finster aussehenden Männer guckten sehr verwundert aus der Wäsche, als sie den kleinen Maulwurf und seine Kirchenmaus vor sich sahen. Sie begriffen schnell, dass es sich bei diesen Besuchern weder um Spione noch um irgendwelche bösartigen Feinde handeln konnte. Eduard rief: „Atomreaktor!“ Sofort waren sie umgeben von Versuchsanstalten und hochgefährlichen Experimentierstuben. Beide hörten, wie dort geheime Pläne gegen Israel und Obamaland ausgeklügelt wurden. Ein neuer Versuch. Anna-Leena rief: „Mahmud Ahmadinedschad!“ Sehr bedrohlich aussehend stand da ein kleiner Mann in einem grauen Anzug ohne Krawatte vor ihnen. Er hatte einen dunklen Bart und trug etwas in seinen Taschen, das unaufhörlich glühte und strahlte. Obwohl er lachte, schien von ihm ständig etwas unerklärlich Böses auszugehen und die Atmosphäre war mehr als gruselig. „Kommen Sie mit nach Israel, Herr Präsident, und wie steht’s denn eigentlich so mit den Menschenrechten in Uranien?“, fragte Eduard den Uranier keck. Sofort fing der Präsident an zu toben und wollte ihn und Anna-Leena auf der Stelle verhaften. „Nix wie weg hier!“, sagte Eduard, fasste seine Maus bei der Hand und beide eilten zum Teppich. Gerade noch rechtzeitig auf ihm Platz nehmend, dachte er einen Moment nach, wohin die Reise denn nun gehen sollte. Anna-Leena fielen Mutter Teresas Worte ein und sie flüsterte Eduard Himmelshausen ins Ohr. Er rief in letzter Sekunde: Himmelshausen! Mahmud Ahmadinedschad griff wütend und voller Fanatismus nach ihnen. Jedoch er griff ins Leere. Die beiden Experimentierflieger entschwanden sekundenschnell vor seinen Händen und waren auf der Stelle zeitlos und angenehm weich in der Hauptstadt von Himmelshausen gelandet. Nur, dass es hier keine Zeit mehr gab. Nirgendwo gab es eine Uhr oder Kalender. Arbeitsdruck und Mobbing kannte man hier nicht und jeder durfte hier stets machen, was er wollte und nicht mehr, was er sollte. Es gab weder Krankenhäuser, noch Gesetzgeber, keine Leichenwagen und kein einziges Geschäft. Geld war in Himmelshausen völlig unbekannt und keiner herrschte über den Andern. Selbst der König von Himmelshausen, der auf der Erde den Namen Jesus trug, achtete jeden Neuankömmling höher als sich selbst. „Welch’ ein Unterschied!“, sagte Anna-Leena erstaunt. Die Mauern der Stadt waren aus puren, hell leuchtenden Edelsteinen erbaut und die Straßen aus reinem Gold. Jerusalem stand auf dem Stadteingangsschild. Es gab weder Christen noch Juden, Moslems oder Hindhus. Es gab keine Kirchen und Religionen. Alles war bleibend frisch und ohne nie endende Energien. Keiner weinte und es gab nicht einen einzigen Gartenzaun. Eduard dachte sofort an Familie Nervenberg. „Wow!“, rief er, „da ist ja meine Mutter!“ In jugendlicher Frische strahlte Frieda ihn an. Kein „DU SOLLST mehr!“ kam aus ihrem lieblichen und faltenfreien Mund. Auch sein viel zu früh verstorbener Bruder Paul Kratzfuss fröhlichte gespannt, sich auf seine Anne freuend, zeitlos mit vollem Haar vor sich hin. Keiner musste sich anstrengen, um irgendetwas zu sein. Weder Tod noch irgendein Leid waren zu befürchten. Keine Steuer und keine Arbeit. „Wat’ ’ne Welt!“, dachte Eduard und er fragte sich, warum denn auf der Erde alles so schwierig und völlig anders ist. Der Aufenthalt in Himmelshausen wäre natürlich äußerst schal, wie eine sieben Wochen offenstehende Cocacola, wenn man dort nicht auch wenigstens einmal den lieben Gott persönlich treffen könnte. Anna-Leena hatte ja nun schon einiges in ihrer Erdenzeit mit Eddy erlebt. Aber eines galt es noch zu toppen. Sie hätte gern mal den lieben Gott persönlich kennengelernt. Eduard sagte: „Ich kenne ihn!“ „Gut“, sagte Anna-Leena. „Dann zeig ihn mir bitte jetzt!“ Maria, die Mutter des Königs von Himmelshausen, war überall präsent. Eduard staunte wie frauenfreundlich es hier war. Keine Männerdomäne und keine Platzhirsche wie im Vatikan. Und überhaupt: Niemand war hier dominant. Selbst Gott nicht! Jesus lag entspannt mit seiner Mutter und einigen seiner ersten Nachfolger, die man auch schon aus der Bibel namentlich als Apostel kannte, am Goldenen Strand, so heißt in Himmelshausen ein bekannter Urlaubsort. Ganz anders als Timmendorf oder die Riviera. Jesus erholte sich etwas von den nervigen Neuankömmlingen. Sie suchten immer nur die Päpste und andere großartige Nachfolger. Aber die Wirklichkeit holte die neuen Himmelsbürger immer ein. In Himmelshausen gab es nämlich keine Promis und auch keine hervorstechenden Gestalten. Jesus war der Allerdemütigste. Martin Luther stand mit Ghandi hinter einem goldenen Zapfhahn und schenkte Original Wittenberger Freibier aus. Für viele war es hier zuerst ganz schön ungewohnt und vor allem völlig anders, als sie es sich auf der Erde immer vorgestellt hatten. Sie staunten am meisten darüber, dass es hier weder religiös und schon gar nicht katholisch zuging. Jeder lebte, schwebte und schwang in seiner Art für und vor sich hin. Es gab weder Schuld, noch Anklage und schon gar kein Fegefeuer. Und die, die es erwartet hatten, fielen völlig erleichtert aus allen Wolken. Es war da übrigens auch kein zorniger Gott. Auf einem Begrüßungsschild, das an einem kreuzesähnlichen Pfahl mit drei rostigen Nägeln befestigt war, konnte man in einer von allen verständlichen Sprache lesen: Willkommen in Himmelshausen! Es gibt hier weder Geschrei noch Anweisungen und schon gar keine Hausordnung. Auch kein Gesetzgeber erwartet Dich, dessen Ergüsse du strikt und ohne Nachdenken zu befolgen hast. Es ist hier auch kein hinter irgend einer Palme versteckter zorniger Gott, der dich wegen deiner Erdenfehler höllisch bestraft. Du bist hier nicht gelandet, weil Du ein besonders guter und frommer Mensch auf dem Planet Erde warst. Du bist hier, weil ich dich liebe. Ja, weil ich für Dich deine Altlasten am Kreuz persönlich für immer entsorgt habe. Wundere Dich also nicht, wenn Dir hier keine deiner Sünden mehr einfällt. Du warst und bist auf ewig von mir geliebt und deshalb auch von ganzem Herzen willkommen! Ewige Entspannung sei Dir alter Racker gegönnt! Dein Mitbruder und Göttchen!“ Neugierig und über dieses einladende Begrüssungsschild schmunzelnd und lange nachdenkend, kam Eduard mit seinem Herzblatt Anna-Leena auf dem fliegendem Teppich am Goldenen Strand ganz langsam angeschwebt. Da hörte er plötzlich eine ihm wohl bekannte Stimme. „Eduard!“, rief sie. „Komm!“. Eddy fasste den rechten Zipfel seines Perserteppichs, zog ihn fest zu sich und machte eine galante Linkskurve. Dann blieb er schwebend direkt über Maria und ihrem Sohnemann stehen. „Steigt herauf“, rief Eduard, „kommt, wir fliegen ’ne Runde durch Himmelshausen. Mein Teppich ist ein Viersitzer!“ Mit einem kräftigen Sprung nahmen die „Göttlichen“ hinter Eddy und Anna-Leena auf dem Teppich Platz und gemeinsam flogen sie in luftiger Höhe vorbei an Mose, David, Karl Marx, Salomo, Bin Laden, Petrus, Petra Kelly, Mutter Teresa, Einstein, Johnny Cash, Michal Jackson, den Göbbelskindern und einer unzählbaren Schar der unbekannt Erlösten. Alle winkten sie und wirkten völlig happy. „Da fliegt der neue Papst!“, rief ein Kind mit hell klingender Stimme durch den Himmel. Das Kind zeigte voller Freude mit seinem kleinen Zeigefinger direkt auf den über ihn fliegenden Maulwurf. Eduard wäre beinahe vor Schreck mit voller Wucht gegen den mitten im Paradies stehenden Lebensbaum geknallt. Der stand nämlich mitten im Garten und blühte unaufhörlich. Wenn Anna-Leena nicht noch schnell den Zipfel herumgerissen hätte, wäre es wahrscheinlich zum ersten Unfall an himmlischen Örtern gekommen. Eduard wurde kreidebleich und überließ Anna-Leena das Steuer. Jetzt konnte er Monsignore Entenwein verstehen und krabbelte in die warmen Arme des hinter ihm sitzenden Königs von Himmelshausen. Er wimmerte sich sein Leid von der Seele und flehte: „Bitte Jesus, tu mir das nicht an. Ich hab jetzt über viele Jahre diesen Saftladen da unten in Rom miterlebt. Zahlreichen Vergiftungen bin ich knapp entkommen und nun soll ich den Karren aus dem Dreck ziehen? Nein Jesus, das kann doch wohl nicht dein heiliger Ernst sein!“ Jesus schwieg. Anna-Leena hatte ganz andere Sorgen. Sie fragte: „Wo geht’s denn hier nun zum lieben Gott?“ Jesus tippte ihr auf die Schulter und sagte: „Ich bin’s, und sitze gerade hinter dir!“ Anna-Leena fiel fast vom Teppich und fragte ihn mit neugierigen Augen: „Kannste mir das mal bitte erklären?“ Jesus übernahm den Teppich und landete sanft in einem Talkessel auf herrlich weißem Sand. Beiden gab er zur Beruhigung erstmal eine Muschel voll Wasser aus dem dort überall fließenden Lebensstrom. Plötzlich wurde es am Horizont strahlend hell und eine liebliche Stimme sprach mitten aus dem Licht: „Du bist Eduard I. Ich mache dich heute zu meiner Stimme und zu meinem Gesang. Wenn du mich liebst, werde ich dich ehren und niemand soll dir erfolgreich widerstehen. Auf Straßen und Plätzen wird man dich treffen und lieben. Dein Urteil wird gefragt und sehr geschätzt sein. Frischen Wind wirst du in mein Haus bringen und was tot ist, sollst du zum Leben erwecken. Ich bin bei dir!“ Es wurde ganz still in Himmelshausen, so als wäre die Zeit stehengeblieben, wenn es sie denn dort gegeben hätte. Eduard blickte zusammen mit Anna-Leena in die Jesusaugen, lichter ging es nicht. Er sang leise und in nie gehörten Harmonien: „Ich bin bei dir, wenn die Sonne untergeht. Ich bin bei dir, wenn dich keiner mehr versteht. Wenn die Nacht in deinem Zimmer ist, dann bin ich dein Licht. Ich bin bei dir! Verstehst Du das denn nicht?“ Anna-Leena und Eduard wurden in diesem Augenblick von einer tiefen Liebe zu Gott, den Menschen, zu sich und ihrer zukünftigen Aufgabe erfüllt, dass sie nur noch schluchzend nickten und unter Maulwurfstränen sagte Eduard: „Ein Nichts hast du erwählt. Die Mächtigen stößt du vom Thron und die Kleinen erhebst du. O.K., ich bin bereit, deinem Ruf zu folgen, solange ich nur nicht auf irgendeinem Thron da unten sitzen muss und keine trotteligen Untergebenen zu befehlen habe!“ Maria nahm Eduard liebevoll auf den Arm, küsste den kleinen Schnuckel und sagte: „Der Name Eduard bedeutet: „Hüter des Schatzes“ und Anna-Leena „Die Leuchtende!“ Wusstet ihr das?“ „Aber dann bin ich ja ein Papst mit Frau?“, sagte Eduard. „Ja“, sagte Jesus. „Es wird höchste Zeit, dass da mal wieder ein bisschen gesunde Sexualität in meinen Leib kommt und ich freue mich schon auf die vielen ehelichen Priesterkinder, denn von den heimlichen habe ich genug!“ Anna-Leena schaute Eduard verschmitzt an und flüsterte: „Ich brate dir jeden Tag frische Engerlinge und am Sonntag gibt’s nach jeder Messe auf dem Petersplatz Kaffee und Kuchen für alle. Was hältst du davon?“ „Ich kann es gar nicht erwarten!“, sagte Eduard und meinte noch: „Und was mach ich, wenn die dann mit so einem Maulwurfspapstkult anfangen? So mit hinknien vor mir, Händeküssen und so’n Quatsch?“ „Dann trittst Du ihnen liebevoll in den Hintern“, sagte Jesus voller Humor. „Spielst mit ihnen ’ne Runde Schach oder Fußball. Für Kardinal Knarx und die anderen Steiflinge in der Kurie ist es nicht von Schaden, mal eine Runde zu verlieren. Denn ihr bisheriger Gewinn ist höchst fraglich. Den Hasenhüttl, die Margot, den Drewermann und vor allem Prof. Küng, die bringst Du mir bitte wieder zu Ehren, mein lieber kleiner Papst. Und vor allen Dingen sage allen Menschenkindern, egal ob gut oder böse, dass ich sie liebe. Umso böser jemand ist, je mehr liebe ich ihn. Vielleicht kommen ja einige, die das hören, zu mir zurück und mein Anwalt kann ihnen etwas Lebenshilfe geben. Die Menschen müssen verstehen, dass ich durch und durch ein Vergeber bin!“ Jesus wandte sich dann an Anna-Leena und sagte: „Und Du, liebe Kirchenmaus, wirst die First Lady in Rom. Hilf bitte mit, dass die Unterdrückung der Frau dort endlich für immer ein Ende hat!“ Anna-Leena nickte und war stolz auf ihren Gott. Eduard bekam immer mehr Lust auf seine Aufgabe und konnte es kaum erwarten, Rom laut auszurufen. Am liebsten wäre er allerdings in Himmelshausen geblieben. Er verabschiedete sich von seiner Mutter und seinem Bruder Paul. Frieda rief: „Pass gut auf dich auf und denk dran, nimm immer ein frisches Taschentuch mit und…!“ Eduard unterbrach sie und sagte: „Frieda, du hast dich ja immer noch nicht geändert!“ Ein letzter Blick und Paul bat ihn, seine noch in Erdenhausen lebende Anne ganz lieb zu grüßen. „Sag ihr, es geht mir gut und ich freue mich auf sie!“ „Rrrr …,“ testete Eduard das Fluggerät und der Teppich begann wie wild unter seinem Hintern zu zittern. „Halt!“, rief Jesus, „vergiss meinen Freund Martin Luther nicht vollständig zu rehabilitieren!“ Der Himmelskönig versprach Eduards Pontifikat mit seiner Gegenwart und Kraft täglich zu erfüllen. Er sagte: „Mein Geist ist auf der ganzen Erde gegenwärtig. Arbeite eng mit ihm zusammen. Nimm ihn täglich als deinen persönlichen Rechtsanwalt in Anspruch und du wirst sehen, alles wird gut. Bis bald Eddy!“ Anna-Leena drückte ihr „Göttchen“ noch einmal ganz fest an sich und kniff der Königin Mutter dabei ein Auge zu. Mutter und Sohn stiegen erleichtert vom Teppich. „Rooooooom!“, rief Eduard laut und das Pärchen befand sich sofort in gähnender Leere mitten auf dem Petersplatz. Noch immer waren die Scherben und Pappbecherreste des Rockkonzertes nicht vollkommen beseitigt. Hier und da fand man auch noch ein oder zwei inzwischen unbrauchbare Kondömchen. Alles war im Gegensatz zu Himmelshausen fürchterlich schwer, lähmend und fast unerträglich. Müde alte Männer mit dicken Bäuchen und Büchern unterm Arm schleppten sich mit trübe hängenden Köpfen und dunklen Rändern unter den Augen durch die Restzeit ihres meist verkorksten Lebens. Andere wiederum gingen stolz wie ein Pfau daher und hielten ihre Nasen hochgereckt zum Himmel. Wie ganz anders war es doch in Himmelshausen. Eduard sagte den Leuten allerdings nichts von seinem Erlebnis und auch nicht, dass er der neue Papst sei. Weiterhin war er einer unter den Seinen und musste erst einmal wieder landen. „Rücktrittsbeschwerden“ Der noch amtierende Papst Benedikt Tuschfinger freute sich, dass sein kleiner Freund und Auflockerer Eduard Kratzfuss endlich wieder bei ihm war. Er hatte ihn schon vermisst und gerade wieder mal einen Bankenskandal und einen neuen Vertuschungsfall sexuellen Missbrauchs am Kopp. Und was Eduard sehr nachdenklich machte: Tuschfinger klagte derweil über ernsthafte Rücktrittsbeschwerden. Als er eines Abends müde vom vielen Papstsein mit Eduard allein auf dem Balkon in der Abendsonne saß, vertraute er sich ihm väterlich an. „Eduard“, sagte er, „ich habe viel falsch gemacht. Ich habe längst bevor die Öffentlichkeit es aus den Medien erfuhr von vielen Priestern und Mitarbeitern meiner Kirche gewusst, dass sie Kinder schändlichst sexuell missbraucht haben. Diesen Sumpf konnte ich nicht mehr regeln und habe viel zu lange geschwiegen und vertuscht. Ich habe Gesetze erlassen, die ich heute bereue. Du musst wissen, ich bin in einem katholischen Elternhaus groß geworden und kenne gar nichts anderes. Nie war ich in ein Mädel glücklich verliebt. Und das, was ich jetzt bin, wollte ich nie sein. Eigentlich habe ich gar nicht so richtig gelebt. Immer nur Kirche, Messe und Frömmigkeit. Du sollst nicht! Du darfst nicht! Du kannst nicht! Ein elendes Leben. Dir kann ich es ja mal sagen. Mein Vorgänger Johannes Paul und ich haben zu viel gewusst und zugedeckt. Was rätst Du mir? Was soll ich machen?“ Eduard dachte an eine Lebensweisheit, die er einmal von einem lieben Menschen gehört hatte: „Wenn Du auf die Welt kommst, weinst Du und alle freuen sich. Lebe stets so, dass wenn Du von der Welt gehst, alle weinen und Du lächelst.“ Eduard blickte ihn liebevoll an, legte seinen Arm um den alternden Papst und sagte mit gütiger Stimme: „Heiliger Vater, es ehrt dich sehr, dass du zu dieser Erkenntnis gelangt bist. Ein wenig spät, aber dennoch. Das ist sicher das Wirken Gottes in dir, der dich liebt und dich bis hierher durch Höhen und Tiefen mit all deinen Fehlern, die dich letztlich sympathisch machen, getragen hat. Er, der den Menschen durch Jesus die Möglichkeit zur Umkehr, Reue und Verhaltensänderung geschenkt hat, hat die Welt mit sich versöhnt und uns durch den Heiligen Geist Vergebung der Sünden geschenkt. So spreche ich dich los von deinen Sünden und durch den Dienst der Kirche schenke er dir Frieden und Zuversicht. Er gebe dir Mut zur Umkehr und Kraft, dies auch vor den Menschen spürbar werden zu lassen!“ „Eduard“, sagte der Papst, „das war ja eine Absolution, und ich spüre, dass sie mir gut tut. Wer hat dir denn die Vollmacht dazu gegeben? Du bist doch weder geweiht, noch von mir zu einem kirchlichen Amt berufen! Außer den von mir dir zuerkannten Sonderwühlrechten im Vatikan bist du doch ein völliger Laie?“ Eduard schaute ihn an und sagte: „Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist möglich bei Gott! Trete, wenn du es für richtig hältst, vor deine Schafe und die es noch werden könnten. Sprich offen über deine Fehler und Versäumnisse. Du hast doch auch viel Gutes getan. Monsignore Betonkopf wird dir zwar abraten, dies zu tun und toben, aber höre allein auf dein Herz. Es ist der Sitz Gottes, wie die selige Mutter Teresa einst sagte: „Lass die Menschen spüren, dass auch du nur ein Mensch bist, einer von ihnen und als solcher begegne ihnen.“ Du wirst sehen, dass du damit mehr erreichst als weiter in den frommen Rollen und Ritualen zu verkalken. Denke an das, was dein Vorgänger Johannes Paul gemacht hat, als er sich für die Sünden und Verbrechen der Kirche vor den Menschen geschämt und die Welt um Vergebung gebeten hat. Folge ihm nach und alles wird gut!“ Josef sah ihn an und erkannte in ihm seinen Nachfolger. Er wollte noch eine Nacht darüber schlafen und sich nicht weiter mit Fleisch und Blut besprechen. „Ich danke dir Eduard. Du bist einer der Wenigen, die mir hier liebevoll die Wahrheit sagen. Stiefellecker habe ich genug, aber du hast meine Schuhe heute mit Feuercreme geputzt und ich nenne dich ab sofort Eduard der I. Ich werde zurücktreten und du sollst mein Nachfolger sein. Ein weiterer Kardinalfehler von mir war, ich habe den Menschen immer gesagt, wie und was sie zu glauben haben. So mach’ du es nun besser. Lass’ die Menschen selbst erkennen, was gut für sie ist. Keiner von den Kardinälen würde dich hier jemals wählen, deshalb ernenne ich dich in drei Tagen zum neuen Papst der Menschen, der Tiere und des ganzen Erdkreises!“ „Halt!“, rief Eduard: „Ich möchte gern vorher auch des Volkes Stimme hören und deshalb bitte ich dich, veranlasse eine Volksbefragung und beziehe das Ergebnis mit ein. „O.k“, sagte der Papst Tuschfinger. „Sage aber bitte Niemandem hier etwas davon. Die bringen uns um. Beide legten sich schlafen. Anna-Leena schmuste mit Eduard und Josef mit seinem neuen Gebetskranz. Es war Frühling und die Straßencafes in Rom waren mit bunten und fröhlichen Menschen gefüllt. Zeitungsverkäufer brachten wie gewohnt ihre Blätter unters Volk. Die La Stumpfa war heute besonders begehrt. Sie titelte: „Sensation im Vatikan – Papst Tuschfinger tritt zurück – Volksbefragung zum neuen Papst!” Das war das große und alle bewegende Thema in Kneipen, auf Straßen und in den überfüllten Restaurants. Alle fragten sich, was da wohl in der Kirche los sein könne. Nur innerhalb der Kurie und hinter den Mauern des Vatikans war man überhaupt nicht beunruhigt. Der Jahrhunderttrott funktionierte weiter lähmend wie ein zäher übel stinkender Brei und keiner der hohen Herren interessierte sich für diese Schlagzeilen. Man war und blieb der Welt fremd. Doch die Welt kam zu ihnen. Die ersten Fernsehübertragungswagen stellten sich in der Nähe des Petersdomes auf. Es wurde immer enger und voller in den schmalen Gassen rund um den Petersplatz und auch die Internetforen begannen sich auf die Volksbefragung einzurichten. Beim wöchentlichen Treffen mit Kardinalstaatssekretär Monsignore Sedani Betonkopf und dem noch amtierenden Papst kam es dann zum Eklat. Betonkopf, der dafür bekannt war, besonders papsttreu und weltblind zu sein und außerdem immer gern versuchte, jegliche schlechte Nachricht über Papst und Kirche vor dem Volk aufs Lächerlichste herunterzuspielen, fragte Benedikt, ob an dem Gerücht seines Rücktritts etwa was dran sei. Ratzi nickte und stellte klar, dass er in der Tat beabsichtige, seinen Freund Eduard Kratzfuss in den nächsten Tagen auf dem kleinen Dienstweg zu seinem Nachfolger zu ernennen. Man könne in diesem Fall auch gern auf den ansonsten oft manipulierten weißen Rauch und die weltweite Einberufung der Kardinäle verzichten. Man spare so enorm viel Geld und könne es lieber in die Therapie und Wiedergutmachung an die durch kirchlich Bedienstete dauergeschädigten Missbrauchsopfer einsetzen. Allein die Anreisekosten der auswärtigen Kardinäle seien in der Regel so hoch, dass man davon auch hunderte Suppenküchen und Beratungsstellen hätte finanzieren können. Zuvor wolle er allerdings noch per Volksbefragung auf Wunsch seines Nachfolgers die Meinung des Volkes einholen. Monsignore Betonkopf verstand seine Welt nicht mehr, bat um einen Schnaps. Danach wischte er sich den kurialen Schweiß von der Stirn und fragte den Heiligen Vater, ob er in den letzten Tagen irgendwelche Drogen zu sich genommen hätte, die ihn in seiner Entscheidungsfähigkeit irgendwie negativ beeinträchtigt hätten. Der Papst lächelte und sagte: „Ich hatte einen besonderen Gast. Er hat mir was Nettes und Wohltuendes aus Himmelshausen erzählt und mir die Vergebung meiner Schuld deutlich vermittelt!“ Die Verwirrung im Vatikan stieg und innerhalb von wenigen Minuten war der ansonsten so träge und in Sachen Entscheidungen langsame Vatikan mit der Nachricht erfüllt: „Papst Benedikt braucht dringend eine Auszeit!“ Als es sich hinter den Mauern endlich wie ein Lauffeuer herumsprach, dass ein gewisser Maulwurf Kratzfuss der neue Papst per Dekret werden solle, wusste die Kurie nicht mehr ein noch aus. Man sah in diesen Tagen viele Ambulanzen und Notarztwagen in den Vatikan ein- und ausfahren. Der Valium-Verbrauch nahm ungeahnte Formen an und die Schweizer Garde hatte alle Hände voll zu tun, den Zustrom von Bürgern und Passanten zu regeln. Tuschfinger ordnete sofortigen Personenschutz für Eduard und AnnaLeena an und lud die wichtigsten Pressevertreter zu einer außerordentlichen Pressekonferenz in den Pressesaal. In den Abendnachrichten platzte die Bombe dann endgültig. Eduard Kratzfuss wird als neues Oberhaupt der römisch katholischen Weltkirche von Papst Tuschfinger als Nachfolger vorgeschlagen. Er bittet um eine Volksbefragung. Rom stand Kopf! Die Straßen waren leergefegt wie bei einem Endspiel der Fußballweltmeisterschaft. Alles votete und das Ergebnis war phänomenal. Mit 99,4 % stimmten die Teilnehmer für den kleinen, mutigen und für seine steten Überraschungen bekannten Maulwurf. Eduard lag gemütlich mit Anna-Leena in seiner Erdwanne und lutschte genüsslich an einem Regenwurm. Nachdem er in den Nachrichten von dem erfreulichen Ergebnis hörte, eilte er in den Palast des Papstes. Die Flure waren mit einer atmosphärischen Kälte erfüllt, dass man hätte denken können, die Eiszeit sei zurückgekehrt. „Bist du soweit?“, fragte der sich noch im Amt befindliche Papst den kleinen Maulwurf, der immer noch mit dem Ende seines Regenwurms beschäftigt war. „Ich bin immer bereit“, sagte Eduard. „Ich bin und spiele im Gegensatz zu Ihnen keine Rolle.“ Der Papst zog erleichtert seine päpstlichen Kleider aus und kam kurze Zeit später als einfacher Priester aus dem Umkleidezimmer zurück. Draußen hörte man die Menge bereits auf dem Petersplatz rufen: „Eduard du süßer Fratz, nimm auf Petri Stuhle platz!“ Eddy kniete vor einem Kreuz mit dem Abbild seines besten Freundes nieder, blickte auf, und bat Papst Tuschfinger um seinen Segen. Dieser legte ihm liebevoll, die trotz vieler Fehler aus der Vergangenheit, geisterfüllten Hände eines gealtertem Theologieprofessors auf und sprach: „Hiermit übergebe ich dir, lieber Eduard, die Schlüssel von Himmelshausen. Ab jetzt bist du Papst Eduard der I.!“ Eduard sagte: „Vielen Dank Josef, aber die hab ich schon!“ Leise wollte Altpapst Josef Tuschfinger schon den Raum verlassen. Eduard bat ihn noch ein paar Abschiedsworte an die Menge, die draußen auf dem Petersplatz und an den Fernsehgeräten interessiert zuschauten, zu richten. Danach sollte er zum ersten Mal als Papst Eduard I. auf den Balkon vor das Kirchenvolk und die Weltöffentlichkeit treten. Josef nickte. Es war zwar völlig außerhalb des Protokolls, aber das sollte es ab heute sowieso nicht mehr geben. Scheinwerfer erleuchteten hell den Balkon, auf dem bereits so mancher arme Drop stand. Der sich selbstverliebt und verirrt für den Stellvertreter Christi auf Erden hielt. Der die Menschen in religiöse Verstrickungen und Abhängigkeiten führte, statt sie in die herrliche Freiheit eines Christenmenschen zu begleiten. An der Front des ehrwürdigen Petersdoms trat nun ein ehrwürdiger, schlichter alter Mann hervor. Die Stille war zu hören. „Liebe Brüder und Schwestern“, begann Josef Ratziger seine kurze jedoch aufrichte Ansprache. „Ich möchte euch sagen, dass ich in all den Jahren immer versucht habe, meiner Erziehung und dem darin empfangenen Glauben treu zu sein. Ich bin aber auch Opfer dieser Erziehung geworden. Schon früh sagte man mir, was gut und schlecht ist. Ja sogar was Sünde sei und dass man als guter Katholik dieses zu tun und jenes zu lassen habe. Ich durfte nie Ich sein. Ohne dass ich es merkte, geriet ich dabei in einen ungesunden religiösen Strudel. Als junges Kind wurde ich bereits Opfer von Sonntags- und Beichtzwang. Ich fühlte so und reagierte doch anders. Als Ausweg schuf ich mir später zur mentalen Rettung eine Parallelwelt aus Wissenschaft und Lehre. Immer mehr wurde ich dabei von einem einfachen, kleinen BayernBub im Haus eines Polizisten zu einem Freund der Gesetze, Regeln und Vorschriften. Als ich Eduard kennenlernte, sprachen mich seine Natürlichkeit und seine gesunde Eigenliebe sofort an. Ich habe ihn kennen, lieben und schätzen gelernt. Er ist nun auch mein Papst und ich bitte euch, ihn herzlich anzunehmen und mir zu vergeben, wo ich euch mit Starrsinn und Ängstlichkeit gelähmt habe, statt euch zu beflügeln. Ich hätte auch sofort Handeln müssen, da meinem Vorgänger und mir bereits vor Jahren die ersten Missbrauchsopfer aus allen Teilen der Welt ihr großes Leid klagten. Als wir von immer mehr Fällen dieser schweren Sünde hörten, habe ich geschwiegen und als Präfekt der Glaubenskongregation wurde von mir ein Schreiben an alle Bischöfe erlassen, dass sie unter Androhung von Kirchenstrafen keinen dieser Fälle außerkirchlich veröffentlichen dürfen. Ich habe diese schrecklichen und seelenmordenden Schandtaten zum sogar Päpstlichen Geheimnis erklärt. Deshalb bin ich der Hauptverantwortliche für die weltweite Vertuschung von unvorstellbarem Leid und sexuellem Missbrauch und dem daraus für den Einzelnen und den Leib Christi entstandenem Schaden. Ich wollte Unheil von der Kirche abwenden und habe uns dabei selber beschädigt. Gegen homosexuelle Priester habe ich gekämpft und vieles von meinen Priestern abverlangt, was ich selbst kaum oder gar nicht erfüllen konnte. Auch die Ökumene habe ich schleppend verzögert. Statt sie mutig mit all meinen Schwestern und Brüdern voranzubringen, habe ich mich selbst auf ein unbelehrbares Pferd gesetzt. Die Piusbrüder anzuerkennen und einen Holocaust-Leugner zu erheben war ein ebenso schwerer Fehler. Dass ich meinen Vorgänger viel zu schnell und dann noch aufgrund eines sehr fadenscheinigen Heilungswunders selig gesprochen habe, war zwar für die Kirchenpromotion dringend nötig, aber ich habe den innerkirchlichen autoritären Führungsstil Johannes Pauls zusehend gebilligt und ihn unreflektiert weitergeführt. Dies und vieles mehr bekenne ich. Ja, ich bin schuldig an dem Leid vieler Menschen. Nie kann ich das wiedergutmachen. Die Opfer und euch, liebe Gemeinde, bitte ich aufrichtig um Vergebung!“ Plötzlich weinte er. Seine schwach gewordene Stimme brach weg und ein wohltuend befreiender Applaus entbrannte aus der Menge. Die Menschen riefen: „Benedetto, Umkehr ist ein himmlisches Geschenk. We love you!“ Expapst Tuschfinger wischte sich die vom Volk lang erwarteten Tränen ab und hieß ab sofort wieder schlicht und einfach Josef Ratzinger. Er trat vorbildlich ins normale Leben zurück und genoss es mit der Zeit sogar sichtlich erleichtert. Habemus Papam Eduard stellte sich danach, in ein für ihn noch schnell angefertigtes Kleid auf einen Kinderstuhl. Damit er die Leute, und sie ihn besser sehen konnten. Wo dieser kleine Stuhl allerdings herkam, bleibt bis heute sein Geheimnis. Noch immer war die Stille zum Schneiden dick. Ein alter würdiger Priester ohne eigene Missbrauchsgeschichte, die gibt’s nämlich auch, trat ans Mikrofon und sagte mit zittriger Stimme: „Habemus Papam: Eduardo Kratzfusso!“ Jubel, Knallkörper, Sektkorken und ein Riesenfeuerwerk begannen, den alten Platz der Kirche mit Leben zu erfüllen. Weißer Rauch strömte mit Volldampf aus dem weltbekannten Schornstein auf dem Dach der sixtinischen Kapelle. Es gab keine Abstimmung der Kardinäle. Fraglich, wer den alten Ofen befeuert hat. Aber es rauchte und rauchte und rauchte. Die uralten Mauern sangen und freuten sich mit und die Menschen riefen: „Lieber Maulwurf Eduard, ab heute hast du’s ganz schön hart! Doch unsre Liebe sie ist dein, komm führe uns ins Sein hinein. Befreie uns vom alten Trott und zeige uns den guten Gott!“ Eddy hüpfte fröhlich vom Kinderstuhl und trat mit seiner Papstfrau Hand in Hand auf den Rand des Balkons. Die Menge erschrak. Eine Frau dort oben in der Männerburg? Neben einem Papst? Das gab es ja seit Petrus nicht mehr und wenn, dann höchstens heimlich. Eduard begann seine Ansprache. Er sagte mit klarer und fester Stimme: „Ihr Lieben! Gott nennt uns seine Freunde. Und wir sind es auch. Er ist die Mitte unseres Herzens. Wir atmen ihn täglich ein und aus. So lasst uns nun ihn und uns versuchen zu lieben. Das ist alles!“ Eduard küsste Anna-Leena lange und rief noch einmal mit aller Kraft in die jubelnde Menge: „Liebt, wenn ihr könnt!“ Danach sprang er zurück in die hinter ihm liegenden Räume. Er wollte nicht großartig bejubelt und beklatscht werden. Es war die kürzeste Predigt, die je auf dem Petersplatz gehalten wurde und man spürte eine feine Gegenwart Gottes überall in der Luft. Die Menschen umarmten sich, weinten und lachten. Andere begannen sich für ihre Ruppigkeiten und Fehler zu entschuldigen. Man reichte sich Hände, die vorher noch Fäuste waren. Es brach ein lieblicher Geist im Volk aus und Eduard erinnerte sich an die Stimme, die in Himmelshausen zu ihm gesprochen hatte: „Frischen Wind wirst du in mein Haus bringen und was tot ist, sollst du zum Leben erwecken!“ Der Geist aus Himmelshausen war wirklich gegenwärtig, genauso wie es ihm die Stimme aus dem Licht versprochen hatte. Er bekräftigte Eduards Worte mit Erstaunlichem. Männer fingen wieder an ihre Frauen zu lieben und umgekehrt. Das Miteinander auf den Arbeitsplätzen wurde entmobbt und sogar die berüchtigten Taschendiebe Roms behielten ihre Hände unter Kontrolle. „Liebt, wenn ihr könnt!“, hatte er gesagt und das Volk saugte die wenigen Worte des neuen Papstes auf wie ein durstiger Wüstenboden das Wasser. Weltweit wurde die Predigt übersetzt und überall wunderte man sich über die Kürze und Würze dieser genialen Papstansprache. Man war gespannt, was dieser Papst wohl noch alles aus seiner „Wundertüte“ hervorholen würde. Eduard schlürfte mit seinem Vorgänger und Anna-Leena noch ein Gläschen Perlwein und der Tag war schneller vorüber als alle Planungen. „Morgen“, sagte Entenwein zu Papst Eduard, „morgen, müssen eure Heiligkeit …“ Eduard unterbrach ihn liebevoll und sagte: „ Schorschel, der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Ich lebe immer im Hier und Jetzt und das sollten auch Sie schnell lernen. Morgen, Monsignore Entenwein, haben Sie frei! Suchen Sie sich von mir aus ein Schätzchen oder gehen Sie Tennis spielen. Bestellen Sie bitte Folgendes den Sektionen: Jegliches Protokoll und alle Routinetermine fallen ab sofort aus. Eine tägliche Messe, in einer verständlichen Sprache bitte ich für die Besucher und Gläubigen im Dom zu halten und wenn’s geht, bitte kinderfreundlich. Lasst die Leute morgens ausschlafen und bedrückt sie nicht mit religiösen Forderungen und lauten Kirchenglocken. Falls mal wieder ein Bettler rein will, darf er gerne vorne sitzen. Es könnte ein besonderer Gast oder gar ein Engel sein, den uns Himmelshausen zum Liebestest schickt. Und wenn ich mal wieder predige, bitte keine langen Prozessionen und vor allem kein Riesen-Theater. Merkt euch mein Bekenntnis: Ich glaube an einen, uns stets überraschenden, liebenden Vater und an seinen, sich für uns voll am Kreuz aufgeopferten Sohn, sowie an dessen wunderbare Mutter. Ich glaube an einen heiligen, in allen Menschen wirkenden Geist. An eine bunte und lebendige Kirche der Herzen. An das Einssein mit guten vorausgegangenen Geistern. Ich glaube an die Ursachen und an die Vergebung aller Schuld. An ein Leben vor und nach dem Horizont in Himmelshausen. An das Recht jeder Glaubensart. Ich glaube an unsere Freiheit zu lieben oder nicht. Ich glaube an mich und an Euch! Und immer schön locker bleiben. Seid lieb, wenn ihr könnt. Besonders zu euch selbst! „Und was bedeuten die Würmer in ihrem Papstwappen eure Heiligkeit?“, wollte Monsignore Entenwein wissen. „Georg,“ sagte Papst Eduard mit freundlicher Miene, „siest du den lieben Gott etwa auch beim Beten?“ Entenwein schüttelte den hübschesten Kopf im ganzen Vatikan. So manche Frau hatte es auf ihn abgesehen, aber Entenwein zölibatärte. „Dann nenn’ du mich bitte nie mehr Eure Heiligkeit. Wir bleiben beim Du! Und was die Würmerfrage in meinem Wappen angeht, ist die Antwort ganz einfach. Überall in der Welt steckt der Wurm drin. Auch bei uns im Vatikan! Jahrhunderte hat man sie geleugnet und vertuscht. Man war der Meinung, als Kirche müsse man besonders heilig sein. Und genau das ist die Ursache, warum es in Kirchen oft mehr Würmer gibt als in einem Kegelverein. Falsche Moralvorstellungen und Heuchelei, Entenwein, ist der beste Nährboden der vatikanischen und sonstigen Würmer! Komm, lass sie uns zusammen fangen!“ Eduard biss dabei in einen frischen Engerling, der gerade aus Entenweins Jackentasche schlich. Entenwein verstand die Lektion des Maulwurfs und hatte es von dem Tag an in mancher Hinsicht sehr viel leichter … FRISCH – FROMM – FRAULICH - FRECH! Eduard lächelte und Anna-Leena strahlte. Sie war eine besonders hübsche First Lady. Man hätte auf Kerzen und elektrisches Licht verzichten können, wenn sie einen Raum betrat. „Möchtest du etwas ergänzen?“, fragte Papst Eduard seine Frau. „Es ist alles gesagt!“, flüsterte sie und zog einen Ring aus ihrer Handtasche. Olaf Böhrnsen, ein bekannter Goldschmied aus Pepitaland, genauer gesagt aus Tostedt, der seit über 225 Jahren alle Päpste und Kardinäle mit Schmuck vom Feinsten versorgte, hatte einen extra feinen Rubin-Ring für die kleinen Maufwurfschaufeln angefertigt. Anna-Leena steckte ihn zärtlich an Eddys rechte Hand und sagte: „Wann immer du deine Hände zum Segen erhebst oder sie betend auf Kranke legst, denke daran, dass der Mann am Kreuz sein Leben für uns bis aufs Blut gegeben hat! Das allein soll das Zeichen und der Sinn des Ringes sein. Wir sind von Gott für ein Leben in Liebe mit dem Blut seines Sohnes erkaufte Edelsteine!“ Eduard verlor eine seiner seltenen Tränen und dankte Anna-Leena und Olaf für seine Goldschmiedekunst. Danach besuchte er als erstes seinen alten Vater Paul. Dieser hatte vom Krankenbett aus die Einführung seines Sohnes am Bildschirm verfolgt. Als Paul ihn sah, sagte er: „Eduard, das war aber auf’m Punkt! Weder evangelisch noch katholisch. Einfach göttlich!“ Paul strahlte dabei übers ganze Gesicht und die beiden teilten sich einen frischen Regenwurm. Eduard legte vertrauensvoll seine Hand mit dem neuen Papstring auf seines Vater, Kopf und betete still für ihn. Und das Erstaunliche geschah. Es wurde bald darauf besser mit ihm. Nach einiger Zeit spazierten Vater Paul und Eduards Schwester Gisela wieder gemeinsam durch die Gassen Roms und Eduard hatte begriffen, dass sein Gott ein helfender Heiland für den Alltag ist. Josef Tuschfinger besuchte nach wohldurchdachter Beendigung seines Pontifikats als erstes seinen geliebten Bruder in Pepitaland und traf sich danach weltweit mit vielen Missbrauchsopfern. Überall, wo er nach seiner Umkehr aufrichtig und am unendlichen Leid der Missbrauchten Anteil nehmend auftrat, geschahen Zeichen und Wunder der Heilung. Er verteilte dabei gern einen Text, den er reuig geschrieben hatte. Er lautete wie folgt: Es geschah einst in einer Sakristei, ich stand benebelt in geweihtem Rauch dabei. Pfarrer Kinderlieb der war da auch. Er zog sich die frommen Kleider an und dann fasste er mich an den Pippimann. Und liebe Leute, das lässt mich bis heute nicht los, Mensch, dacht’ ich als Kind: „Was macht der denn da bloß?“ Und ich sagte: „Herr Pfarrer, so was tut ein Mann doch nicht.“ Doch er legte seine Hand fest auf mein Gesicht: „Keine Angst, mein Sohn, hier sieht man uns nicht. Selbst Gott guckt gerade weg!“ Seine dreckige Hand lag auf meinem Mund, doch ich will und kann nicht länger schweigen und alles vertuschen. Es ist auch nicht gesund. Keiner legt mir jemals mehr eine Hand auf meinen Mund. Und keiner hält mir mehr eine Hand in meine Hose die ich nicht will. Und jetzt, zurückgetreten, halt ich nicht länger darauf still. Ich sag es frank und frei heraus: Das Missbrauchsfeuer in der Kirche geht leider niemals aus! Es sind so viele Kinder. Doch selbst eins wär’ schon zu viel. So viele Seelenmörder ließ ich in ihren Ämtern sicher und stabil. Doch längst waren sie nicht mehr in Würden! Und so ging es viele Jahre von der Wiege bis zur Bahre. Meistens Sonntags gegen drei. Und ich dachte: Mann, oh Mann, wann ist der Scheiß bloß endlich vorbei? Zu viele Jahre, bis hinein ins braune Loch. Aber warte, Gott kriegt dich doch. So mancher Priester, er lebt heut schon nicht mehr. Die Sakristeien still und leider auch sehr leer. Und ich, ich schweige darüber auch nicht mehr. Mein innerer Josef, er lässt mir keine Ruh. Jeder Fall kommt einst vor das jüngste Gericht. Nein, nein, Herr Pfarrer, so was tut man eben nicht! Papst Eduard hat mir geraten: Ich soll vergebend meine Leiden opfern, und das tue ich jetzt mit meinem Text. Ich wurde von der Kirche missbraucht! Papst Tuschfinger, man nannte mich auch Pfuschfinger, schwieg viel zu lange still. Ich tat so, als hätte ich davon selber nichts gewusst. Hab meine scheinheiligen Hände zu lange mit Pilatus-Wasser verschmutzt. Triebtäter jahrelang versetzt und mit System vertuscht. Als Diener aller Diener hab ich damit leider mein Amt völlig verpfuscht … Hör mir einmal zu, ob Priester, Papst, ob Pfaffe oder Du: Wenn du schon deinen Sex nicht leben darfst, „Fließt’s nicht ins Fleisch, dann fließt’s ins Hemd“ Und weil das Zölibat-Hemdchen immer wieder klemmt, hat mancher Priester seinen Sex verpennt. Doch Finger weg von meinem Sohn! Und schon gar nicht in der Sakristei vor Gottes Thron! Ja, ich will es nicht verhehlen, so mancher Priester wird dort oben fehlen. Denn wer einen von den Kleinen, die an den Herrgott glauben, seiner Reinheit hat beraubt, dem wär’s besser, er wäre nie geboren, er hat den Himmel für immer verloren! Ich hör’ den Mühlstein plumpsen hinein ins tiefste Meer. Als Papst habe ich viel zu lang geschwiegen, doch Gott, er wird uns alle kriegen. Und ganz bestimmt auch mich! Amen sage ich! Das kam weltweit glaubwürdig rüber und wenn sein Nachfolger, Papst Eduard, einen theologischen Rat brauchte, fragte er seinen Vorgänger und umgekehrt auch. Die beiden waren überhaupt ein Herz und eine Seele. Und das färbte auf Dauer immer mehr auf die Kurie ab. Selbst Monsignore Betonkopf begann sich langsam dem neuen Papst zu nähern. Doch Eduards feine Nase sagte ihm: „Vorsicht Stiefellecker!“ Für seinen Freund Gerhard aus Pepitaland brannte Tag und Nacht eine Kerze seines Herzens in der Privatkapelle des neuen Papstes und Gerhard hatte in seiner Kunst und in seinem Leben überhaupt überraschend viel Erfolg und Lebensfreude. Kein billiges „Urbi et Orbi!“ Das höchste Fest der Christen nahte und Papst Eduard bat Monsignore Entenwein um die sofortige Herausgabe aller Geheimakten in Sachen unehelicher Priesterkinder. Man nannte sie zu Unrecht: „Gottes heimliche Kinder“, denn bei Gott ist nichts heimlich, sondern alles offenbar. Entenwein tat dies genauso ungern wie Anfangs seinen täglichen Küchendienst. Doch nach einigen Widerständen lag die vollständige Namensliste auf Eduards Schreibtisch. Tausende Menschen waren weltweit vaterlos und unglücklich aufgewachsen. Viele von ihnen waren bereits in Himmelshausen. Nicht wenige hatten sich da sogar selbst hinbefördert. Sie wurden mit ihrem Schicksal einfach nicht fertig und aus depressionalen Gründen wählten einige lieber den sicheren Freitod. In diesen Fällen verweigerte die Kirche bis zum 2. Vatikanischen Konzil sogar die Aussegnung, auch die Trauerfeierkosten wurden von ihr nicht übernommen. Eduard war erschrocken und betete. In einer Vision sah er zu Ostern einen Chor mitten auf dem Petersplatz. Dieser bestand aus Frauen, Männern, Kindern und Jugendlichen, die aus Liebe gezeugt waren, jedoch wider alle Natur durch eine falsch verstandene Lebensmoral vaterlos aufwuchsen. Eduard bat in den Diözesen Arbeitsgruppen einzurichten und rief zu einem Osterliedwettbewerb der „heimlichen Gotteskinder“ auf. Nach etwa drei Wochen gelangten Wäschekörbe voller Post aus aller Welt zu ihm. Ein Text aus Leipzig begeisterte den neuen Papst besonders. „Ich habe eine Mutter, meinen Vater kenne ich nicht. Ich habe einen Bruder mit n’em traurigen Gesicht. Am Kreuz ist er gestorben, weil er sich zu mir stellt. Ich möchte einen Vater und kein Alimentengeld. Der Zölibat ist Schuld an meiner Einsamkeit. Es leiden viele Menschen unterm Priesterkleid! Missbraucht und verheimlicht müssen wir uns plagen. Ich hab so viele Fragen und würde gern mal Papa sagen. Der Zölibat muss endlich weg, dieser verdammte Priesterschreck!” Eduard Kratzfuss sprang vor Freude auf den Schreibtisch, ließ den Text in goldenen Buchstaben ausdrucken und auf Einladungskarten für den bevorstehenden Ostergottesdienst weltweit per Post und im Internet verschicken. Auch kündigte er feierlich und Ex Kathedra die Aufhebung der bestehenden Zölibatsgeißel an und weltweit gab es einen Ruck durch die Herzen und sonstige Glieder. Eddy pflegte über Fakebook einen vertraulichen Kontakt zu dem Katholiken Pfarrer Dr. Paul Sanftmann. Dieser litt selber unter dem Zwangszölibat, hatte eine Tochter und riet ihm Folgendes zu erklären: „Der Zölibat, wie er von der Kirche bisher erzwungen wurde, ist Missbrauch. Die zum Zölibat verpflichteten Männer und Frauen sind die ersten Missbrauchsopfer!“ Die gesamte Priesterschaft atmete weltweit auf und die Firma Ferrario stellte kostenlose Kinderwagen als Sondermodelle für offizielle Priesterkinder zur Verfügung. Auf ihnen konnte man lesen: „Hier rollt ein Priesterkind! Danke, lieber Eduard! Mein Leben ist jetzt halb so hart!“ Stolz schoben die Väter mit dem weißen Priesterkragen und deren Frauen bald darin ihre kleinen Schreihälse durch die Gegend. Ein weiteres Ergebnis war: Die Priesterseminare mit neuen Kandidaten für das Priesteramt liefen weltweit über. Die Finanzexperten des Vatikans äußerten ihre Bedenken und meinten, dass die Kosten für Familie und Unterhalt der neuen Priester die Weltkirche an den finanziellen Abgrund führen würde. Doch das Gegenteil war der Fall. Viri probati auch für Priester und zwar ohne Zölibat! Die Kircheneintritte verdreifachten sich bald und brachten alle Befürchtungen zum Verstummen. Sogar manch älterer Priester startete noch einmal voll durch in ein neues Lebensglück. Viele Haushälterinnen wurden sogar gesund, weil sie endlich nicht mehr lügen mussten. Jeder, der durch einen Kirchenmann oder Frau nachweislich missbraucht wurde, erhielt ohne langen Rechtsstreit eine angemessene finanzielle Entschädigung. Papst Eduard bat nichtkirchliche Therapeuten um ihre warmherzige und fachliche Mithilfe bei der Aufarbeitung des Grauens. Wieder schrien die Bankexperten des Vatikans laut auf, doch Eduard setzte sich kraftvoll gegen die Geldgeier und ihre Gier durch. Schließlich war er ja gut geimpft. Viele Priester, die sich sexuell an Kindern und Jugendlichen in der Vergangenheit schwer verschuldet hatten, entließ er ohne jegliche Abfindung für immer aus dem kirchlichen Dienst und übergab sie der Justiz. Sie hatten ihr Amt für immer verwirkt. Der Priester war für die Menschen da und nicht umgekehrt. Papst Eduard rief die Hotel- und Tourismusbranche in Rom auf und bat sie, ihre unverschämten Preise zur Osterzeit zu halbieren. In den Vatikanischen Gärten ließ er Zelte und Toilettenwagen aufstellen und freute sich schon riesig auf die Partys mit den Jugendlichen nach den offiziellen Feierlichkeiten. Die Predigt sollte diesmal die First Lady selber halten. Der Petersdom war Tag und Nacht geöffnet und die Mauern wurden mit bunten Scheinwerfern entgraut. Man bat die Niederländische Regierung dieses Jahr auf ihren Blumenschmuck zu verzichten und empfahl ihnen, das Geld den „heimlichen Priesterkindern“ für ihre Ausbildung zu spenden. Der Platz vor dem Katholischen Zentrallager füllte sich am Ostermorgen mit einer bunten und lebensbejahenden Menschenmenge. Eduard bat einen bis dahin unbekannten Priester aus einer kleinen römischen Vorstadtgemeinde, die Messe zu lesen. Den vom Papst Tuschfinger bis dahin von allen kirchlichen Ämtern wegen seiner fortschrittlich gelebten Ökumene enthobenen Priester Prof. Dr. Dr. Hasenhüttl bat er, das heilige Brot für alle zu brechen. Er gab die Hostie daraufhin einem Hindu in die Hand, auf der man den Ausspruchs Ghandis eingestanzt lesen konnte: „Jesus gehört allen und nicht allein den Christen!“ Papst Eduard hatte buddhistische und hinduistische Messdiener zum Hochfest eingeladen. Der ebenfalls durch einen zum Teil leider sehr autoritären Vorgängerpapst vom Lehramt ausgestoßene Andersdenker Prof. Hans Küng saß bei dieser Messe in der ersten Reihe. Papst Eduard liebte ihn sehr. Er litt wirklich mit ihm und rehabilitierte Prof. Küng vollständig. Für das erlittene Unrecht durch seinen Vorvorgänger entschädigte er Hans zusätzlich mit einem neuen knallroten Porsche. Dieser freute sich und hatte für die weitere Reformierung der Kirche viele gute Ideen. Auch unterstützte Küng Papst Eduard in diesem Buch mit folgenden Worten: „Manches in der katholischen Kirche ist nur noch mit Humor zu ertragen. Man lese und lache!“ Danke Hans! Papst Eduard machte ihn und Eugen Drewermann neben Anna-Leena zu seinen engsten Beratern. Für Atheisten waren besondere Stuhlreihen reserviert. Kardinal Knarx wurde gebeten, zur Buße den Sonnenschirm über seinen Freund Hasenhüttl beim Zelebrieren des Messopfers zu halten. Sein Gesicht sprach dabei allerdings Bände. Die ersten Reihen waren für Bettler, Prostituierte und Süchtige besonders weich ausgepolstert. Kardinäle, Bischöfe und Politiker fanden in den hinteren Reihen Platz. Ihre Bestuhlung fiel äußerst karg aus, da sie meist sowieso über ein etwas breiteres und verwöhntes Hinterteil verfügten. Frau Uta Tante Reinemann wurde gebeten, die Feierlichkeiten mit einem Rosenkranzgebet zu eröffnen. Der Text lautete: „Gegrüßt seiest du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Du bist eine besondere unter den Frauen und besonders ist die Frucht deines Leibes: Jesus! Den du vom heiligen Geist empfangen hast.“ Uta stand, wie gewohnt innerlich wild aufgeregt in einem froschgrünen Kostüm am Mikrofon. Während sie merklich widerwillig den Text verlas, entnahm eine plötzlich mysteriös erscheinende Jungfrau ihr den Zettel. Uta rief erschrocken: „Maria, ich habe geirrt!“ „Macht nichts!“, antwortete Maria. „Wir sind Menschen!“ Papst Eduard rief: „Uta, du warst wenigstens immer ehrlich und hast aus deinem Herzen keine Mördergrube gemacht.“ Er machte sie daraufhin zur Sonderbeauftragten für zweifelnde Geister. Anna-Leena trat ans Rednerpult und begann ihre Ansprache mit folgenden Worten: „Es ist mir untersagt, den Politikern, Großkonzernen und der Atom- und Öl-Lobby am heutigen Tag die Vergebung ihrer Sünden zu erteilen, denn es steht geschrieben, wem ihr die Sünden behaltet, denen bleiben sie auch erhalten! Ihr tragt eine nicht geringe Mitschuld an der Erderwärmung und den weltweiten Umweltkatastrophen. Nur denen, die ihr falsches Verhalten wirklich bereuen und zur tätigen Liebe umkehren, die also ihr Verhalten ändern, egal ob groß oder klein, arm oder reich, denen spreche ich heute Vergebung ihrer Fehler zu. Ich rufe die Welt und ihre Herrscher auf, sich der Armen, Kranken und Verachteten in besonderer Liebe und Würde anzunehmen. Die Mächtigen der Welt fordere ich auf, die Waffenarsenale völlig zu vernichten und ihre Gewinnsucht als Krankheit anzuerkennen. Setzt euch für die Umwelt und den Weltfrieden mit eurer ganzen Kraft ein. Allen, die das mit Gottes Hilfe wollen, rufe ich gerne zu: „Der Friede Gottes, welcher höher ist, als Putin und Obama, bewahre eure Herzen im Sinne Jesu Christi „Urbi et Orbi!“ Stille und Betroffenheit erfüllte die Zuhörenden und Eduard staunte über die Predigt seiner Frau. Danach betrat der Chor der heimlichen Gotteskinder den Altarraum. Es war kaum noch Platz und die Menge lauschte gespannt: „Ich habe eine Mutter, meinen Vater kenne ich nicht. Ich habe einen Bruder mit ’nem traurigen Gesicht. Am Kreuz ist er gestorben, weil er sich zu mir stellt. Ich möchte einen Vater und kein Alimentengeld. Der Zölibat ist Schuld an meiner Einsamkeit. Es leiden viele Menschen unterm Priesterkleid! Missbraucht und verheimlicht müssen wir uns plagen. Ich hab so viele Fragen und würde gern mal Papa sagen. Der Zölibat ist endlich weg, dieser verdammte Priesterschreck!“ Applaus entbrannte und Papst Eduard adoptierte daraufhin alle heimlichen Kinder Gottes weltweit. Er bat Kardinalstaatssekretär Betonkopf um eine angemessene Entschädigung und bezahlte ihnen Ausbildung und Studiengebühren. Viele von ihnen heirateten, wurden sogar Priester und gute Seelsorger. Während die Priester und Diakone die neuen Hostien an alle Glaubenden jeder Religion und Kirchen verteilten, stiegen bunte Luftballons in den blauen Himmel Roms auf. Die Luftballons stiegen an diesem Tag der Befreiung besonders hoch auf und die Glocken des Petersdoms durchschallten weltweit die Herzen. Sogar die Zeiger der beiden Uhren liefen vor Freude rückwärts. Alles wurde in allen TV Kanälen live übertragen. Viele Menschen bekamen wieder Freude am Christentum. Anna-Leena hatte für ihren Gatten noch eine besondere Überraschung geplant. Wie aus heiterem Himmel regnete es plötzlich duftende Rosenblätter auf den Petersplatz herab. Mit einer umgebauten Schweizer Schneekanone hatte sie dieses technische Wunder vor Ostern in Auftrag gegeben. Die alten und halsstarrigen Kardinäle verschluckten sich zum Teil an den Blättern und husteten unaufhörlich. Viele legten ihr Amt nieder und sagten den blödesten Spruch der Welt: „Früher war alles anders!“ Ihre Stelle besetzte Papst Eduard mit jungen Mädchen, die bereit waren, sich den Fragen der Gegenwart und Zukunft im Hier und Jetzt zu stellen. Papst Eduard bat die Exbischöfin Margot K. um den Abschlusssegen, doch leider hatte sie mal wieder keine Zeit. „Ach Margot,“ dachte Eduard, „schade!“ und nahm anschließend seinen Platz am vegetarischen Wurstgrill in der Grotte Valentino ein. Bis tief in die Nacht roch es in ganz Rom nach Weihrauch und Grillwurst. So feierte man fröhlich die Auferstehung der Kirche. Eduard nannte sie Jesus House! Der Neue hatte inzwischen weltweit viele Freunde. Seine offene und ehrliche Haut und besonders der unsteife und freundliche Umgang mit den Menschen war in der Weltkirche mehr als angesagt. Neue und erfrischende Internetforen entstanden und seine Handynummer: 0151 23051358 stand frei zugänglich in jedem Telefonbuch der Welt. Wer ihn als Papst oder als einfachen Maulwurf persönlich erreichen wollte, konnte ihn ohne langen Vorzimmersekretär-Stress mit irgendwelchen verklemmten Kaplänen, Tag und Nacht erreichen. Seelsorge mit dem Papst persönlich, das gab’s bisher nur für hohe Pappnasen. Jetzt waren Herr und Frau Jedermann sofort in der Lage, den Diener aller Diener zu sprechen. Anrufbeantworter war immer Papst Eduard selber und keine lieblose Maschine, wie es in vielen Pfarrhäusern leider oft der Fall ist. Einige Freunde dieses Volkspapstes wollten gern, wie sie es von Popstars gewohnt waren, ein Foto von ihm und wenn’s geht natürlich auch ein Tatzogramm. Eddy kannte da einen alten Hasen. Mit ihm hatte er schon so manchen Ein-Druck bei vielen Lesern in der Vergangenheit hinterlassen. Er besuchte Klaus & Klaas, nicht zu verwechseln mit Klaus & Klaus, und beide Druckspezies sorgten mit einer stilvollen TatzogrammKarte dafür, dass auch dieser Wunsch seiner Freunde höchstfachlich befriedigt wurde. Aus Dankbarkeit, dass Papst Eduard die Kirche von jeglichem Schrott und Heuchelministern bleibend befreit hatte, schenkten sie ihm 1000sende Tatzokarten mit dem Foto seiner Inthronisierung. Hinten drauf waren seine Musik-CD‘s und man konnte kleingedruckt lesen: „Das www.druckstudio.de wünscht Papst Eduard weiterhin viel Erfolg bei der Ausmistung seiner Kirche!” Am nächsten Sonntag lud Papst Eduard alle Kinder Roms zu sich in den Petersdom ein. Sie sollten alle ihre Haus- und Stofftiere mitbringen. Sie feierten die Auferstehung der Kirche derart fröhlich, dass viele theologische Seminare daraufhin einen besonderen Lehrstuhl mit dem Namen „Kindlicher Glaube“ einführten. Ihr Berater wurde Herr Dr. Hochwohlgeboren Drewermann aus Paterborn. Er nahm Unterricht bei Anna-Leena. Sie gab Strickkurse für schicke Wollpullover und er freute sich, kein Ausgestoßener mehr zu sein. Seine ehrlichen Tränen rührten viele und einige hatten ein Ende, als er versöhnt in den Schoß der Kirche mit Freuden zurückkehrte. Die monatlichen Sendungen mit ihm im Nordwestradio waren der Hammer! Der Oster-Trubel war vorbei, doch die Freude blieb. Viele Menschen verstanden, dass Gott aus Liebe zu ihnen Mensch wurde und mit dem Gekreuzigten die Welt erlöst hatte. Jeder noch so Schuldbeladene konnte vertrauensvoll in Hoffnung auf eine bessere Gegenwart und Zukunft zu ihm umkehren. Die Entbindung der Priester und Bischöfe aus dem bisherigen Zölibat und die Würdigung der unehelichen Priesterkinder wurden zu einer wahren Frischzellenkur des Leibes Jesu. Auch, dass eine Frau komplikationslos, ohne Absprache und Einverständnis der meist dominierenden Männerwelt die Osterbotschaft hielt, machte vielen Frauen Mut, sich mit dem Gedanken zu beschäftigen als Priesterin oder Diakonin in den Dienst der Kirche zu treten. Die Altherrenriege der Kurie tobte und Papst Eduard war ständig in Lebensgefahr. Er traute im Vatikan nur noch wenigen und fand den Ausspruch eines seiner Vorgänger im Amt genauestens bestätigt. Papst Paul I. sagte in seinem nur 33 Tage dauernden Pontifikat: „Zwei Dinge gibt es im Vatikan nicht: Wahrheit und einen guten Kaffee!“ Nun ging es darum, die Schäden der vergangenen Jahrhunderte, die ein offensichtlich falsch gelehrter und falsch verstandener Glaube in der Kirche angerichtet hatte, zu heilen. Deshalb begab Papst Eduard sich auf seine erste Missionsreise, die ihn nach Klöstereich, Pepitaland und anschließend nach Mexiko führen sollte. Ausmistungsexerzitien! Eduard wollte sich zuallererst den dunklen Seiten seiner Kirche widmen, um sie mit Licht zu verändern. Manche Gottesdienste und Klöster waren nämlich lähmend und ohne Esprit. Oft hatte er den Eindruck er sei in einem Leichenschauhaus gelandet. Vieles war tot und von der belebenden Auferstehungsfreude Jesu war oft keine Spur zu erkennen. Wunder waren ausgestorben und manche Kardinäle kasperten in Fragen der Ökumene selbstzufrieden vor sich her. Sie hatten sich in dem Trott ihres Kirchenjahres bestens und selbstzufrieden eingerichtet. Eduard entschied sich zunächst für einen Aufenthalt in Klösterreich. Dort reiste er allerdings nach drei Tagen wieder ab. Er wäre beinnahe selber zu einem Steiftier mutiert und das wollte er auf gar keinen Fall. Die Mönche und Studenten einer dort sehr antilutherischen Glaubensburg mit teils fanatischen Zügen schienen fast nur noch nach dem Schema des damaligen Meinungsmachers Pater Karl Prahlhans zu funktionieren. Er war im Kloster, aus eigener Kraft und nicht in der des Heiligen Geistes, sehr mächtig geworden und überragte die übrigen Mönche mit etwa drei, angeblich schlauen, Köpfen. Er erinnerte an den alttestamentlichen König Saul. Stolz wie ein Pfau durchschritt er muskulös die Klosterhallen und danach die Medien. Er war ein Prof. Dr. Dr. Dr., jedoch ohne amtlich herzliche Demut am Ende seines Titels. Im frommen Trott trottelten ihm selbstbewusstseinslose Männer und Frauen hinterher. Er galt insgeheim bereits als der neue Abt des Klosters und wäre auch gern Bischof geworden. Die Gebete leierten diese armen Klostermenschen, die auch einmal frisch und lebendig in sich selber waren, täglich monoton und geistlos herunter. Der Höhepunkt des Tages war für sie meist nur das Essen. Viele von ihnen quälten sich mit ihrer kirchlich verordneten unglücklichen Sexualmoral und angeblichen Todsünden herum. Man empfand sich in Scheinheiligenkreuz aber als turbokatholisch und wollte von den Änderungen des neuen Papstes nichts wissen. Eduard traf dort die eigenartigsten Gestalten. Der Altabt donnerte oft stolz bis ins Mark. Das konnte es doch wohl nicht sein. Ja, man wollte das Kloster sogar vor dem Besuch des Papstes neu streichen lassen und eine Papstsondermünze mit Eduards Tatzenabdruck sollte hergestellt und verkauft werden. In der Tat ließ man die Leute glauben, dass das Kloster im Besitz einer echten Kreuzreliquie vom originalen Kreuz Jesu wäre. Es war kreuzförmig in Gold eingerahmt. Und tatsächlich glaubten einige Menschen diesen Quatsch. Papst Eduard sagte dem übereifrigen Prahlhans, dass selbst wenn es mit der Herkunft der Kreuzreliquie stimmen würde, es Niemandem außer der Popularität des Klosters helfen würde. Es gehe doch allein um den Mann vom Kreuz, um seine Tat und nicht um seine Schuhsohlen oder irgendwelche Kleidungs- oder Restholzstücke. Aber der stets besser wissende Prof. Dr. Karl Prahlhans winkte ab, wollte keine Belehrung und auch keine weiteren Debatten. Dafür war er ja zuständig. Er zog sich lieber, den Maulwurf verachtend, in seine Schreibstube zu weiteren Doktorarbeiten und ungeistlichen Ergüssen zurück, hoffte weiter insgeheim darauf, der neue Abt zu werden. Leider war er derart unkatholisch, dass er nichts, was seinen Horizont überschritt, erkennen konnte. Pater Alban Unbequem dagegen, ein Freund der Bienen, hörte Papst Eduard interessiert und übers ganze Gesicht strahlend zu. Er hatte mit seinen sechzig Lenzen das Studium der Theologie begonnen und war ein Mann, der stets mit beiden Beinen fest auf dem Boden dieser Welt stand. Mit seinem ganzen Herzen war er aber bereits auch in Himmelshausen. Er führte Papst Eduard inkognito in die große Bibliothek seines Klosters und zeigte ihm die wertvollsten Schätze. Da der plötzlich hereinschneiende Bibliothekar, Bruder Windbeutel, den Maulwurf in Zivil nicht als Papst erkannte, fuhr er den netten und liebevollen Pater hochnäsig und schnippisch an. „Pater Unbequem, was soll denn das? Sie können doch hier nicht jeden hinein führen!“ Eduard bedankte sich bei Pater Windbeutel für seine außerordentliche Gastfreundschaft und lobte dessen Freundlichkeit derart ergreifend, dass er sich mit hochrotem Kopf wütend auf und davon machte. Pater Piepmatz Grün mit seinem weißen Strubbelbart war der nächste Hammer. Er schrieb und schrieb und schrieb, bis er langsam zu einem begehrten Guru der Religiösen wurde. Es musste bei ihm immer etwas fließen... Sex im Pfarrhaus Im nahegelegenen Pepitaland, so berichtete Pater Unbequem, lebte ein besonders engdenkendes und kleinkariertes Volk. Menschen mit großen und mutigen Lebensentwürfen waren dort eher selten und man hatte sich bereits daran gewöhnt, dass alles sehr zentral und von oben herab gesteuert und geregelt wurde. Die Regierung gierte geil nach Obamaland und die Kanzlerin fiel hingebungsvoll, nicht nur vor Bush, sondern auch vor seinem Nachfolger auf ihre ansonsten sehr evangelischen Knie. Pater Unbequem erzählte Papst Eduard bei einer Tasse grünem Tee, die dem neuen Papst allerdings bald im Halse stecken blieb, einen besonders schweren Fall von kirchlicher Aufsichts- und Fürsorgepflichtverletzung aus dem 19. Jahrhundert. Das Bistum, in dem sich der folgende Fall ereignet hatte offenbar in professioneller Blindheit, trotz des großen Priestermangels im Land, verantwortungslos einen wertvollen zukünftigen Priester verheizt. Es handelte sich um den jungen Priesteramtskandidaten Kieran Gutmut. Dieser hatte sich Hilfe suchend bei Pater Unbequem ausgesprochen und ihm die Leiden eines Priesteramtskandidaten still und seelsorgerlich anvertraut. „Ach du heiliger Strohsack!“, sagte Papst Eduard, als er die folgende, unglaubliche Story hörte. Er konnte es selbst kaum glauben. Sie geschah in einer Pfarrei irgendwo in Pepitaland. Gutmut war ein sehr aufrichtiger und stets wegsuchender junger Mann. Als begnadeter Gitarrist trat er vor seinem Eintritt ins Priesterseminar auf allen großen deutschen Bühnen an der Seite von Gerhard Lindenburg in West- und Ostpepitaland mit Erfolg auf. Eines Tages lernte er Mutter Teresa kennen und verließ daraufhin begeistert das Showgeschäft, um Priester zu werden. Der junge Mann hatte sich bei der seligen Mutter Teresa offensichtlich angesteckt. Um das Leben in einem Pfarrhaus besser kennen zu lernen und seine Berufung noch einmal genauer zu prüfen, wollte er zunächst ein Praktikum bei einem Gemeindepfarrer machen. Später konnte er dann sehen, ob er sich für den Beruf des Priesters eignete, um sich dann in ein weiterführendes Priesterseminar zu begeben. Ohne es zu wissen, geriet Gutmut jedoch in das Pfarrhaus eines Priesters, der ein im Bistum gut getarntes Doppelleben führte. Der Weih- und schicker Erzbischof gingen in diesem Pfarrhaus ein und aus. Pfarrer Doppelkorn, nennen wir ihn mal so, liebte es nachts, meist gut alkoholisiert, am Telefon seinen von der römisch katholischen Kirche zölibatär stillgelegten Sexualtrieb auf seine Art auszuleben. Dabei ging es in den Nächten oft so laut zu, dass der junge Gutmut im Nachbarzimmer kein Auge zu bekam. Am anderen Morgen nahm er dann leidend aus der Hand des Pfarrers den Leib Christi in Empfang. „Aua”, rief Papst Eduard, „das tut aber weh!“ Bereits am Mittag regierte König Alkohol das Pfarrhaus: „Darf es noch ein Obstler sein, Herr Weihbischof?“, rief der stets laut lachende Doppelkorn. Später hat angeblich niemand mehr davon etwas gewusst … Gutmut wurde es eines Tages zuviel und er machte sich auf den Weg zum Bischofshaus. Dort residierte ein gerade neu eingesetzter Bischof. Bischof Herzblick hatte jedoch keine Ahnung von den sex- und triebkranken Eskapaden des Pfarrers Doppelkorn. Woher denn auch? Er war allerdings, wie sich später herausstellen sollte, ein Mann Gottes mitten unter trüben Rüben. In sich das Verlangen spürend, von Bischof Herzblick einmal väterlich in den Arm genommen zu werden, suchte Gutmut bei ihm Hilfe. Gutmut hatte nämlich, wie war es auch anders zu erwarten, durch das von seinem Praktikumspfarrer in schändlicher Weise ausgelebte Doppelleben, einen nicht geringen Knacks in seiner eigenen Seele bekommen. „Ach gehen sie doch zu ihrem Regens“, sagte der gerade neu ins Amt gekommene Bischof zunächst abweisend. Gutmut zog enttäuscht wieder ab und kehrte als Sünder zu den Sündern zurück. Doch lassen sie uns einen weiteren Blick in den doppelgründigen Abgrund des damaligen triebkranken Priesters Doppelkorn tun. „Erschrecken sie bitte nicht“, sagte Pater Unbequem. „Vielleicht auch doch“, entgegnete Papst Eduard. Der damalige Weihbischof des Bistums war ein enger Freund Doppelkorns und er befragte Gutmut bei einem Winterspaziergang nach dem Verhältnis Doppelkorns zum Nachbarpfarrer. Gutmut erzählte ihm daraufhin auf diesem Spaziergang, was er gehört, gesehen und vermutet hatte. Er wünschte sich im Geheimen, dass der Weihbischof ihn endlich aus seiner traumatisierenden Hölle befreite. Doch auch das blieb leider nur ein frommer Wunsch. Der Weihbischof ließ Gutmut im Pfarrhaussumpf zurück und wurde zum Erzbischof wegbefördert. „Toll!“, sagte Eduard. Gutmut mochte Pfarrer Doppelkorn dennoch irgendwie und er gab weiter sein Letztes. So hatte er Mutter Teresa verstanden und wollte es ihr nachmachen. Als er eines Tages aber am Ende seiner Kräfte war, ging er in das Büro seines für ihn verantwortlichen Regens, Prof. Dr. Stahlhart. Er teilte ihm das Pfarrhausdilemma mit. Gutmut war zu der Zeit von den Geschehnissen, wie gesagt, bereits stark traumatisiert und das Verantwortungslose geschah. Pfarrer Doppelkorn wurde trotz seines Berichtes nicht sofort, auch zu seinem eigenem Schutz, stillgelegt und auch Gutmut wurde von seinem für ihn verantwortlichen Regens nicht sofort aus dem ihn krankmachenden Pfarrhaus herausgenommen. Man bot ihm lediglich ein Ausweichzimmer im Priesterseminar für die Weihnachtszeit an. Und das Drama ging weiter! In der heiligen Weihnachtszeit war Pfarrer Doppelkorn dann so besoffen, dass er gut berauscht und süß schlafend die Kerzen des Adventskranzes samt Tannengrün und Tischdecke unbemerkt in der Nacht abfackeln ließ. Am nächsten Morgen war die Stubendecke kohlrabenschwarz. Der Wohnzimmertisch war kreisrund angekokelt und Gott sei Dank kam niemand weiter zu Schaden. Welch ein Glück, dass den Buben in ihren Zellen nichts passiert ist. Wieder half Gutmut völlig selbstlos dem Pfarrer, indem er das Wohnzimmer mit einem neuen Anstrich cremefarben beglückte. Und weiter lachte der Priester laut durchs Dorf … Pfarrer Doppelkorn schläft seinen Rausch aus... „Ja, waren denn diese Männer mit Fürsorgepflicht für den Nachwuchs ihrer Kirche völlig blind? Hätten sie ihn nicht bei der Sachlage sofort aus der Dienststelle rausnehmen müssen und ihm einen engen geistlichen Begleiter zur Aufarbeitung des bereits eingetretenen Seelenschadens geben müssen, auch wenn er sich zeitweise bei Pfarrer Doppelkorn wohlfühlte?“ Diese und andere Fragen bewegten Papst Eduard sehr. Eine verständliche Wut und ein heiliger Zorn stiegen in ihm auf. Eduard schaute Pater Unbequem tief in die Augen, weinte und sagte: „Das Vertrauen und die Kindlichkeit Gutmuts wurden hier von oberster Stelle missbraucht. Wichtige Aufbaujahre gingen dem jungen Gutmut leider verloren. Der Mann hat ja gelitten wie ein Hund und hat man ihn eigentlich jemals dafür entschädigt?“, fragte Papst Eduard. „Kommt noch!“, sagte der Mönch lächelnd und erzählte weiter: „Was jetzt folgt mein lieber Papst, könnte das Drehbuch eines neuen Tatorts und ein Fall für Pfarrer Braun werden.“ Eines Tages klingelte es an der Tür des kleinen Dorfpfarrhauses. Pfarrer Doppelkorn öffnete und ein junger Mann erschien auf der Bühne. Wenig später beherbergte Doppelkorn ihn. Er gab ihm Seelsorge und Unterkunft. Vielleicht auch mehr? Der neue Bewohner stach durch eine abnorme Aggressivität Gutmut besonders ins Auge. Er hatte, wie sich später herausstellte, für ein paar Mark eine 89-jährige Frau bestialisch ermordet. Sie wurde von ihm und einem Komplizen in ihrer Wohnung brutal zusammengetreten. Die Mörder zerstachen ihr mit einem Messer die Beine, sodass sie nicht weglaufen konnte. Die arme Frau wurde ihres Lebens bestohlen, und hilflos blutend in ihrer Wohnung zurückgelassen. Das Telefonkabel hatten die Täter gekappt und so konnte sie niemanden mehr als Gott zur Hilfe rufen. Sie starb nach vier Tagen unvorstellbar qualvollem Todeskampf. In der Presse las man später, dass der neue Bewohner des Pfarrhauses gemeinschaftlich mit einem weiteren Täter auch noch die Leiche einer weiteren75-jährigen entkleidet und außerdem Grabschändung an einer 98-jährigen Frau betrieben hatte. Man fand einen zertrümmerten Sargdeckel. „Pfui“, rief Papst Eduard und warf vor Wut die Teetasse auf den Boden. Von diesen Vorlieben seines Mitbewohners erfuhr Gutmut allerdings erst nach der Verurteilung. Da verstand er dann auch endlich den Grund der hohen Aggressivität des neuen Pfarrhausbewohners!“ Papst Eduard war zutiefst erschüttert und der Mönch, Pater Unbequem, setzte seinen schier unglaublichen Tatsachenbericht fort: „Gutmut war bereits wie gelähmt. Nachts hörte er in seinem Zimmer, das für ihn immer mehr zu einer Folterkammer seiner zarten Seele wurde, wie sich der betrunkene Pfarrer fröhlich laut sexuell amüsierte. Doch mit wem? War es etwa der Mörder? Die Ortszeitung berichtete später, dass der 37-Jährige Täter von einer „echten Freundschaft“ zu dem Pfarrer sprach. Er habe ihn bei einem Weinfest kennen gelernt und danach über einen längeren Zeitraum im Pfarrhaus gewohnt. Der ehemaligen Lebensgefährtin des Angeklagten, so berichtete die Presse, war diese Freundschaft ungeheuerlich. Ihr Freund hatte nämlich ansonsten nie etwas mit der Kirche am Hut. Einmal habe sie den Pfarrer kennen gelernt und da habe sich ihr Verdacht bestätigt, dass da irgendetwas nicht ganz koscher war. Auch in einem später, beim Täter gefundenen Brief des Pfarrers, wurde klar, dass es sich möglicherweise um ein sexuelles Verhältnis zwischen Beichtvater und Beichtkind handelte. „Kannst Du noch oder soll ich besser aufhören?“, fragte Pater Unbequem den völlig erschütterten Papst, dem sich bereits die Nackenhaare seines weichen Maulwurffelles zu Recht sträubten. „Bin ich hier etwa in einem falschen Film? Ich kann bald nicht mehr!“, rief Eduard mit einem von Schmerz und Mitgefühl gezeichnetem Gesicht! „Am Heiligen Abend“, berichtete der Mönch weiter, brachte Gutmut einmal die Eltern Pfarrer Doppelkorns mit dem Wagen des Pfarrers zurück in ihre Wohnung. Als Gutmut anschließend den Autoschlüssel zurück ins Wohnzimmer bringen wollte, entdeckte er Pfarrer Doppelkorn inflagranti beim Liebesspiel mit dem Herrn Nachbarpfarrer. Gutmut öffnete die Tür und hörte: „Ho, ho, ho, ich komme!“ Doch es war nicht etwa der Weihnachtsmann. Nein, Pfarrer Doppelkorn hatte sich mal wieder ein neues „Opfer“ besorgt. Fröhlich homosexualisierten beide trotz Zölibat unterm Weihnachtsbaum miteinander herum! Sex im Pfarrhaus! War das etwa der heilige und reine Leib Christi, dem Gutmut so gern dienen wollte? Diskret schloss der junge Priesteramtskandidat die „heilige Pforte“ und begab sich traurig in sein Bett. Am nächsten Morgen wieder dasselbe Spiel am Altar im heiligen Talar: Der Pfarrer hielt mit ernstem Gesicht die weiße Hostie in seiner Hand und sagte: „Der Leib Christi!“ Das waren nun die absoluten Höhepunkte im Leben des jungen Priesteramtskandidaten Gutmut. Ach, wäre er doch auf der Bühne bei dem Sänger mit Hut geblieben. Dort war die Sünde heilig und wurde nicht verdeckt gelebt. Er hatte sich nun ein Bild von einem Pfarrhaus machen können. „Touch too much“ für seine viel zu gutmütige Seele. Pfarrer Doppelkorn wurde später versetzt und erhielt eine, vermutlich von der Kirche bezahlte, Therapie. Der Praktikant allerdings nicht! Er machte sie später auf eigene Faust und Kosten. Als dem Pfarrhausmitbewohner, der sich im Umbringen und Berauben von hilflosen Rentnerinnen bedauerlicherweise gut auskannte und auch die „Freuden im Pfarrhaus“ lange genoss, endlich der Prozess gemacht wurde, ging er lebenslänglich als Mörder verurteilt hinter hoffentlich schützende Gitter. Aus die Maus!“ Hier endet der fatale Bericht des Mönchs. „Was wäre nicht alles verhindert worden, wenn der damals neu ins Amt gekommene Bischof dem hilfesuchenden Priesteramtskandidaten sofort sein Herz und Ohr geöffnet hätte. Wenn er ihn bei seiner ersten Begegnung vor dem Dom einfach mal in den Arm genommen hätte und sich nur etwas Zeit genommen hätte?“, meinte Papst Eduard, der sich die Tränen fortwährend aus den Augen wischte. Jahre später besuchte er Bischof „Herzblick“. Über Gutmuts späte Rehabilitation durch den Bischof schweigt der Chronist. Doch soviel sei verlautet: Bischof „Herzblick“ erwies sich als ein wahrer Mann Gottes und half dem inzwischen wieder musizierenden Gutmut. Gutmut war, wie Herman Hesse es in einem seiner Klassiker beschreibt, voll unters Rad gekommen aber wieder „auferstanden!“ Er hatte die Schnauze inzwischen von dem frommen Theater mehr als voll und hatte sich, seine Eigenliebe leider vergessend, für Pfarrer Doppelkorn mit der Hingabe Mutter Teresas aufgeopfert und wurde dabei selbst ein Opfer. Als ihn dann auch noch sein neuer Regens „Dr. Grünschnabel“ in der Priesterausbildung an entscheidender Stelle wie eine heiße Kartoffel fallen ließ, brach Gutmuts fromme Welt endgültig in sich zusammen. Einen vergleichbaren Fall, bezogen auf das Pfarrhaus und die im Umfeld geschehenen Verbrechen, hatte es laut der deutschen Bischofskonferenz noch nie gegeben. Vieles ging davon durch die Presse. Pfarrer Doppelkorn berief sich vor Gericht allerdings auf das Beichtgeheimnis. War es gar Strafvereitelung? Zwischen Täter und Priester habe wohl nicht nur ein Vertrauensverhältnis, sondern auch möglicherweise ein sexuelles Verhältnis existiert, mutmaßte die Kripo. „Na denn Halleluja!“, rief Papst Eduard wütend. „Doch wie ging es mit Gutmut weiter?“, fragte er neugierig den liebenden Pater. „Es ging Gutmut wie dem kleinen Mogli im Film Das Dschungelbuch. Er reiste erneut Mal in sein geliebtes Indien und verliebte sich in eine zarte Seele mit Mocca-Augen. So ist er dem Zölibat und weiteren Fesseln der vermeintlichen Kirche Gott sei Dank noch einmal entkommen. Pfarrer Doppelkorn entschuldigte sich Jahre später – aufrichtig – bei den Eltern und bei Gutmut. Diese hatten ihn zuvor am Telefon mit seiner doppellebenden und ihren Sohn schädigenden Haltung konfrontiert. Er bestätigte auch einem Mitbruder im kirchlichen Amt, der ein guter Freund des Vaters war, die von Gutmut geschilderten Umstände. Wenige Tage danach besuchte Gutmut zufällig seinen wütenden Vater. Das Telefon klingelte. Was nun geschah deutet der Vater als einen frischen Gruß aus der Küche von Himmelshausen. Pfarrer Doppelkorn war am anderen Ende und erfreute Vater und Sohn indem er sagte: „Ich möchte ihren Sohn entschädigen. Geben Sie mir bitte die Kontonummer ihres Sohnes!“ Gutmuts Augen begannen zu leuchten und Pfarrer Doppelkorn hielt tatsächlich Wort und erfrischte das Konto seines ehemaligen Praktikanten mit einer kleinen, ihm möglichen Summe. Das eigentlich verantwortliche Bistum allerdings wehrte sich weiterhin gegen die Entschädigungsbitte Gutmuts und dies sogar noch mit einem teuer bezahlten Anwalt. Gutmut hatte auf eigene Rechnung seine Therapie gemacht und wurde ein glücklicher Familienvater. Wie durch ein Wunder kam sein Glaube nicht abhanden!“ „Doch was war mit dem Saatgut der Berufung?“ Papst Eduard verneigte sich vor diesem unnötigen Schicksal der modernen Kirchengeschichte. Er dachte dabei auch voller Mitgefühl an die unzähligen Missbrauchten und Geschädigten durch seine Kirche. Langsam verstand er die Vergebungsbitte seines Vorgängerpapstes Johannes Paul, der allerdings auch viel zu viel gewusst und zu lange geschwiegen hatte. Doch wie ging der Fall weiter? Aufgrund des im Pfarrhaus erlittenen Traumas stellte Gutmut erst nach einigen Jahren eine Wiedergutmachungsbitte an das Bistum. Der damalige Regens Dr. Stahlhart lehnte die Schmerzensgeldforderung Gutmuts jedoch telefonisch ab. Es habe ja auch keinen sexuellen Missbrauch an Gutmut gegeben. „Wat ’ne Kirche!“, dachte Eduard und wo war der väterliche Arm des Bischofs? Doch der sollte noch kommen. Spät, aber er kam. Der ehemalige Priesteramtskandidat hatte dem Generalvikar und dem Bischof bereits zuvor schriftlich erklärt, dass er keinen Schmutz auf seine Kirche werfen wolle und auch keine rechtlichen Schritte gegen das Bistum unternehmen möchte. Diesen Satz legte Dr. Stahlhart gegenüber Gutmuts Vater am Telefon wie folgt aus: „Gutmut könnte ja, wenn er eine Entschädigung bekäme, diese als Schweigegeld deuten. Man habe es in einem anderen Fall bereits einmal so erlebt!“ Doch nie hätte Gutmut solches getan. Ja, der inzwischen zum Generalvikar beförderte Regens wollte Gutmut letztlich sogar noch dafür eigenverantwortlich machen, dass er trotz der von ihm bekundeten unmöglichen Umstände freiwillig in dem Pfarrhaus als Weihnachtsgast geblieben sei. Angeblich hätte man ja auch viel zu spät von den unschönen Dingen erfahren. Dies entsprach allerdings nicht der Wahrheit. Der schicke Weihbischof und der damalige Regens waren von Gutmut ausreichend informiert worden und haben nicht sofort verantwortlich und fürsorglich gehandelt. Man bot ihm zwar ein Ausweichzimmer an. Dem eigentlichen Spuk alledings ging man nicht zeitgleich auf den Grund. Das ist leider eine wesentliche Mitursache an Gutmuts erlittenem Trauma im Pfarrhaus. So zumindestens bewertete Papst Eduard diesen traurigen Fall in der modernen Kirchengeschichte. Doch wie sagte einst schon der 33-Tage Papst: „Wahrheit und einen guten Kaffee kann man im Vatikan nicht finden!“ Gutmuts Vater war von der knallharten Ablehnung der ehemals Verantwortlichen tief getroffen. Er versuchte erneut Bischof „Herzblick“ zu erreichen. Doch der Vorzimmerkaplan Winfried Eisentür wimmelte den zu Recht wütenden Vater am Telefon immer wieder ab. Wieder und wieder polterte der verletzte Vater bewusst und hatte dabei die Rehabilitation seines Sohnes im Auge. Er wollte sogar in eine TV-Talkshow gehen und die Sache öffentlich machen, wenn das Bistum nicht endlich reagiere. Und genau so war es. Erst da meldete sich das Bistum und reagierte mit einem Anhörungsgespräch. Für die „Schmutzarbeit“ hatte das Bistum sogar einen Anwalt auf den Vater „angesetzt“. „Ja brauchen die denn immer nur Druck?“, fragte Papst Eduard. Niemand, außer Pfarrer Doppelkorn, entschuldigte sich bis dato von den kosmisch geweihten Herren bei Gutmut und seinen Eltern. Ja, nachdem der Regens alles von Gutmut persönlich Jahre zuvor erfahren hatte, setzte der anscheinend sehr fachliche Dr. später sogar noch einen weiteren Praktikanten in das krankmachende Pfarrhaus zu Pfarrer Doppelkorn. Das schlug dem Boden das Fass völlig raus! „Ach wie für- und seelsorglich! Hatten sich hier etwa wieder mal die Unfähigsten nach oben gearbeitet? Die Wissenschaft nennt so etwas das Peterprinzip!“, schimpfte Papst Eduard. Er hatte von dieser Sorte schon so manchen Mann in seinem Leben persönlich kennengelernt und wusste, dass in Himmelshausen dieser und so manch anderer Fall noch einmal ganz neu aufgerollt wird. Spätestens dort bekommen dann nicht Wenige ihre Gerechtigkeit von oberster Stelle. Er erinnerte sich an ein Wort aus seinem dicken Lieblingsbuch: „Den Thron der Stolzen stürzt Gott um und setzt die Bescheidenen an ihre Stelle!“ Für Papst Eduard blieb dieser traurige Fall von Kandidatenverheizung im Zeitalter des Priestermangels bis zu seiner vollständigen Aufklärung ganz klar unerledigt und er schrieb alles in sein Buch. Die Leser sollten wissen, dass die Kirche nur deshalb ihren bleiernen Hintern bewegt hat, weil mutige Opfer und Geschädigte wie z.B. Norbert Denef, die Eltern Gutmuts und Medien wie DER SPIEGEL die Katholenkirche in Zugzwang gebracht hatten. Feigenblattdiplomatie mit eingebautem Freifahrtsschein für die Täterversetzung in eine neue Kirchengemeinde nannte Papst Eduard solche Missstände und er schämte sich für seine ungeistlichen Mitbrüder im Amt. Bischof „Herzblick“ allerdings lobte er für seine Zeichensetzung und besuchte ihn mehrfach in seinem Bistum. Hinzu kamen die verzweifelten Bemühungen eines Herrn Dr. (W)ackermanns, der stets mit unschuldigem Bubenauge versuchte, die pädophilen Scherben Roms aufzusammeln um dem unheilbar gebrochenen Krug seine Ehre zu retten. Das Bistum betrat er jedoch nur gut getarnt. Er wollte nämlich die ganze Wahrheit wissen, um den Ausmistungsprozess vollends abzuschließen. Dort wuschen sich einige Kirchenmänner weiterhin die „heiligen und geweihten Hände“ mit „Pilatusseife!“. Die Herstellerfirma dieser weltweit benutzten Seife hatte lange Zeit in Rom ihren Sitz. Doch der Dreck stank mahnend weiter zum Himmel. „In welch einen „Sauladen“ bin ich da bloß hineingeraten?“, dachte der Maulwurf und sein schönster Freudscher Versprecher für einige dortige Herren, ausgenommen des Bischofs Herzblick war: „Hochwürgen statt Hochwürden!“ Als Gutmuts Vater Papst Tuschfingers Ansprache in London am Fernseher eines Tages verfolgte, trat er wütend aus der Kirche aus. Dieser bat doch allen Ernstes die Missbrauchsopfer, ihre Leiden, die sie durch einige Priester seiner römisch katholischen Kirche lebenslang in ihren Seelen trugen, dem Herrn und der Kirche aufzuopfern. Das war dem Vater zuviel. Die Wogen schlugen weiter ans Bischofshaus und es kam aufgrund der Ankündigung des Vaters, mit der Story wohlmöglich in eine Talkshow zu gehen, zu einem Gespräch mit dem Anwalt der Bistumsleitung. Ein alter und gestandener Pfarrer, die Mutter Gutmuts und der immer noch sehr leidende Gutmut trafen sich an einem neutralen Ort. Wer etwas vom Trauma versteht, weiß spätestens jetzt, wie kräfteraubend es für Gutmut war, sich noch einmal in diesen Sumpf hineinzubegeben. Er hatte sich allerdings auf Anraten seines Vaters den, wie gesagt, altbewährten Pfarrer zur Unterstützung mitgenommen. Pfarrer K. brachte in dem Gespräch mit der Kraft eines empörten Herzens klar hervor, dass die damals Verantwortlichen des Bistums eine schwere Aufsichtspflichtverletzung Pfarrer Doppelkorn gegenüber und eine ebenso schwere Fürsorgepflichtverletzung mit traumatisierenden Folgen für den viel zu gutmütigen Gutmut begangen haben. Gutmuts Mutter war zu der Zeit mit ihrem Gatterich in der ägyptischenen Revolution tätig und konnte deshalb an diesem Gespräch leider nicht teilnehmen. Bischof „Herzblick“ hörte still und interessiert zu und übernahm die Verantwortung. Nachdem der Bischof sich nun alles aus dem Mund seines ehemaligen Priesteramtskandidaten angehört hatte, entschuldigte er sich – aufrichtig – bei Gutmut. Der damals für ihn zuständige Regens tat dies allerdings nur halbherzig. So jedenfalls hatte der sensible Gutmut es wahrgenommen. Eine Entschädigung wurde nicht erwähnt. Gutmuts Mutter fühlte sich bei dem ersten Anhörungsgespräch in ihrer Forderung nach völliger Rehabilitation von dem, von der Kirche bestellten Anwalt, völlig vom Tisch gefegt. Doch sie ließ nicht locker. Sie bat den, sich des Falles mit großer Liebe und Weisheit annehmenden Bischof, um ein VieraugenGespräch. Gutmut vollständig zu rehabilitieren und ihm somit späte Gerechtigkeit zu Teil werden zu lassen, war ihr Anliegen. Das Wunder geschah. Der Bischof sagte der Mutter zu, ihrem Sohn zu helfen. Ein ehrenswerter Mann! Und er hielt Wort! Der König von Himmelshausen segnete daraufhin den aufrichtigen Bischof und bot ihm sogar später die Kardinalwürde an. Er litt still wie ein Prisma, in dem sich alle Leiden brechen. Die Eltern Gutmuts vergaben, nachdem Gutmut endlich Recht bekam und der Fall Sex im Pfarrhaus war, eingeleitet durch das anfängliche Presslufthammergeballer des Vaters, das zarte Goldschmiedeverhalten der Mutter, den vermittelnden und gut verdienenden Anwalt, den scharfsinnigen Pfarrer K., den helfenden Bischof „Herzblick“ und den sich stets aufopferndem Gutmut, doch noch zu einem guten Ende gekommen. Gutmuts Mutter und der zu Recht polternde Vater waren zufrieden und Gutmut lebte weiter auf. Der Nächste bitte! Im schicken Bistum Bamberg arbeitete der bekannte Pinselartist® Ralf Metzenmacher. Er hatte sich als Kunstmaler unter anderem des Themas Missbrauch und sexuelle Gewalt auf der Leinwand angenommen. Sein Bild: „Mantel des Schweigens!“, traf den Nagel auf den Kopf. Papst Eduard besuchte seine Ausstellung eines Tages und bestaunte seine unter die Haut gehenden Werke. Bei seinem Besuch ermunterte er ihn, sich dieses Themas weiter anzunehmen. Wenig später erschraken die Menschen vor Metzenmachers Bildern. Eine solch treffende Darstellung dieser knallharten und traurigen Wahrheiten hatte die Welt noch nicht gesehen! Pater Alban Unbequem, der inzwischen das Zeitliche gesegnet hatte, betrachtete alles aus Himmelshausen und hatte seine helle Freude an der erfolgreichen Aufarbeitung seines ehemaligen Beichtsohnes Gutmut. Hinter’m Horizont geht’s weiter! Der bei den Brüdern im Kloster Scheinheiligenkreuz wegen seiner Geradlinigkeit nicht gerade sehr beliebte Pater sah nämlich bereits den König und Frau Königinmutter. Er starb kurz nach dem Telefonat mit Gutmuts Vater, in dem er ihn aufgefordert hatte, dem Bischof „die Scheiben einzuschlagen“, im Garten bei seinen heiß geliebten Bienen. Man fand ihn erst am nächsten Morgen leblos am Boden liegen. Eine Nacht lag er unwürdig zwischen Mäusen und Ungeziefer im Nass des Klostergartens. Die Brüder lagen in ihren warmen Zellen. Hatte man etwa nicht sorgfältig genug in der Nacht nach dem bereits am Abend vermissten Pater gesucht? Aber man hatte ja immerhin ein Stück vom heiligen Kreuz. Besonders freute Pater Unbequem sich über die zu seiner Zufriedenheit verlaufene Abtwahl im Kloster. Dr. Karl Prahlhans ging Gott sei dank leer aus. Er musste es knirschend aushalten, sich bei der Einsegnung des neuen Abtes neben ihm hinzuknien und dem Altabt das Messbüchlein zu halten. Sein Gesicht sagte dabei alles. Er stellte daraufhin seine FakebookSeiten ein. Vielleicht um sich die Kommentare zu ersparen. Demut kehrte in Scheinheiligenkreuz wieder ein! Unbequem hatte den neuen Abt bereits zu Lebzeiten sehr gemocht. Er gab ihm in Pepitaland seine würdige letzte Ruhestätte. Die zum größten Teil fanatische Internetplattform Kathbrett schloss daraufhin das Buch Eduard Kratzfuss aus ihren heiligen Reihen vorsichtshalber aus. Es war ihnen nicht katholisch genug. Dennoch wurde es ein Bestseller und überall gern gelesen. „So manches schwule Söhnchen bekam auch noch sein Thrönchen!“ So ähnlich lästerte man hinter vorgehaltener Hand über manches Kloster und Priesterseminar. Ein Weihbischof aus Klösterreich verkündete sogar den diskriminierenden Spruch: „Homos sind heilbar!“ „Ja sind denn Homosexuelle etwa krank?“, fragte sich Papst Eduard. „Natürlich nicht! Eine Kirche, die so etwas behauptet, die ist krank! Nix wie weg!“, dachte er und reiste mit seinem Flugteppich weiter nach Mexiko. Millionäre Christi Im fernen Mexiko gab es eine Priesterschaft, die man auch Millionäre Christi nannte. Man zielte in dem Orden darauf ab, besonders viele junge Männer regelrecht zu rekrutieren und die Kirche so mit einer Legion von gutaussehenden jungen Männern zu durchsetzen. Manche von ihnen waren dabei päpstlicher als der Papst. Eduard durchschaute die respektlose spirituelle Gewalt der Millionäre Christi, die sich leider unter Papst Johannes Franz II. wie eine Plage weltweit verbreitet hatten. Der Gründer war dafür bekannt, mehrere Frauen und Kinder sexuell und seelisch missbraucht zu haben. Eduard las beim Surfen bei Wikipedia, dass es seit Jahren Vorwürfe gegen den Oberen des Ordens gab. Er war drogenabhängig und habe Seminaristen sexuell missbraucht. Opfer waren dabei auch minderjährige Jungen der apostolischen Schulen und Knabenseminare seines Ordens. Die Vorwürfe bestätigten sich leider nach und nach. Die Kongregation der Glaubenslehre unter Kardinal Tuschfinger verzichtete leider aufgrund des hohen Alters des Gründers auf ein öffentliches Verfahren und bat den Pater, ein stilles und zurückgezogenes Leben des Gebets und der Buße ohne jeglichen öffentlichen pastoralen Dienst zu führen. Das war alles. Wieder wurden jahrelange Verbrechen von ganz oben vertuscht und fromm zugedeckelt. Nach seinem Tod wurde bekannt, dass er – obwohl er öffentlich für den Zölibat eintrat – Kinder in Spanien, Mexiko und der Schweiz gezeugt hatte. Er wurde daraufhin vom Volk spaßeshalber „Heiliger der Heuchler“ genannt. Eddy verließ auch diese Zerrbilder Christi mit heiligem Zorn und flog zurück in die ewige Stadt. Zuhause angekommen, berichtete Eduard seiner süßen Kirchenmaus Anna-Leena von den Schweinereien, die er in seinen Ausmistungsexerzitien in Pepitaland, Klösterreich und Mexiko aufgewühlt und schmerzhaft erfahren hatte. Er berichtete ihr auch von einem Pater aus dem Kloster, das im Glauben war, ein echtes Stück vom Kreuz Jesu zu besitzen. Anna-Leena spitzte die Ohren. Der Pater aus dem erzkonservativen Stift, der sogar als Wallfahrtsdirektor eingesetzt war, hat von den Ermittlungen gegen ihn nichts geahnt. Bei einer Hausdurchsuchung jedoch wurden die Ermittler fündig. Auf seinem privaten Computer und in seinem Herzen waren hunderte Pornofotos überwiegend von Buben. Der Pater teilte im Internet mit weiteren Sexstrolchen diese Kinderpornos. So wie andere an einer Oper Spaß hatten, vergnügte er sich an Kindern. Papst Eduard dichtete daraufhin wie folgt: „Ihr Kinderlein kommet. Oh kommet doch all! Zum Priester her kommet mit offnem Stall. Und seht, was der Pfarrer für Freuden sich macht. Solang bis dem Bischof der Geduldsfaden kracht. Da liegt er, so milde, der Ministrant. Der Pfarrer berührt ihn mit zitternder Hand Er weiß, es ist Sünde, doch das ist ihm egal. Der Knabe ist zart und die Hüften so schmal. Dann kommt er und denkt es hat keiner gesehn, so geht’s immer weiter, so heimlich und schön, Der Vater im Himmel ist hilflos und schwach. Er wohnt mit dem Pfarrer unter einem Dach! Papst Tuschfinger schwieg Jahrzehnte dazu. Doch nun kommt Papst Eduard und gibt keine Ruh. Er macht den Betroffenen Hoffnung und Mut. Der Kirche wird's heiß und die Menge, sie buht: „Ihr Kinderlein kommt und erzählt was geschehn. Die Welt soll ganz offen die Schande ruhig sehn. Hinweg mit dem Mantel des Schweigens ganz schnell. Kommt, wir knacken das Schweigekartell! Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein? Doch Kinderschänder passen ins Amt nicht hinein!“ „Ein Arsch im Amt ist noch längst nicht in Würden!“ „Solchen Männern gehört der Schwanz abgeschnitten!“, rief Anna-Leena erbost. „Jeden Hund kastriert man. Sie sitzen da vor ihrem PC und später schänden sie kleine Kinder? Wozu brauchen sie denn ihren Schniedel, wenn sie sowieso zölibatär leben wollen?“ „Aber Anna-Leena“, rief Papst Eduard, „was ist denn nur in dich gefahren?“ „Ist doch wahr!“, sagte sie an die armen Kinder denkend. „Ich hab da noch ’ne alte Brotmaschine aus der Papstküche, die Strafen sind ja heute viel zu lasch! Pädophilie ist nicht heil- wohl aber behandelbar. Solche Leute gehören sofort raus aus allen Ämtern!“ Eduard nickte und gab einem fähigen Mitarbeiter der Kurie den Auftrag, ein Behandlungszentrum einzurichten für alle aus ihren Ämtern entlassenen Männer und Frauen mit dieser Persönlichkeitsstörung. Schnell füllte sich dieses. Die alte Brotmaschine blieb unberührt. Für Papst Eduard war eines allerdings völlig klar: „Wer an Krebs erkrankt und zu spät zum Arzt geht, muss sich nicht wundern, wenn der ganze Leib erkrankt. Hätten seine Vorgänger-Päpste den Krebs des Kindesmissbrauchs von Anfang an ordentlich behandelt und bekämpft, wäre die Kirche, die sich gern Leib Christi nennt, und viele Opfer von diesem Greuel verschont geblieben. Nachdem sich Anna-Leenas verständliche Wut gelegt hatte, zeigte sie ihrem Gatten Berichte von unfassbar guten kirchlichen Hilfsangeboten und Einrichtungen aus aller Welt. Es gab Pater und Schwestern, die gerne zölibatär lebten und unter Einsatz ihres ganzen Lebens und manchmal bis zur völligen Erschöpfung sich um Kinder, Aidskranke und Prostituierte kümmerten. Das waren die Edelsteine der Kirche, die galt es zu stützen und zu fördern. Es gab Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen, die sich vorbildlich um die verletzten Seelchen kümmerten. Würdige Priester, die täglich treu ihren Dienst versahen, indem sie Kindern einen fröhlichen und angstfreien Religionsunterricht gaben und nicht zuletzt die vielen Alteneinrichtungen, die mit Liebe und Würde Männer und Frauen bis nach Himmelshausen begleiteten. Sie waren es wert, geehrt zu werden und man hätte sie beinahe angesichts der vielen kirchlichen Skandale übersehen. Das durfte nicht sein. Ihnen gab Anna-Leena ein besonderes Gewicht und Papst Eduard machte sie zur Bischöfin für das ganz Normale. Er wünschte sich, dass man in Zukunft extremen Vögeln keine Aufmerksamkeit mehr beimaß und vielmehr dem Guten Beachtung schenkte. Er hasste alles Extreme und Fanatische wie die Pest. Menschen mit Bekehrungseifer mied er wie der Teufel das Weihwasser. Fröhlich mischte das Papstehepaar sich weiterhin unters Volk und besuchte ihre Schäfchen auf den Plätzen und Gassen. Sie liebten die Kneipen und Restaurants mehr als den steifen und zum großen Teil verlogenen Vatikan. Gern sprachen sie mit ganz einfachen Leuten von der Strasse und fragten, wie und was sie denn in und von der Kirche gern verändert hätten. Erstaunliches sammelten sie dabei aus den Herzen der ihnen so wertvollen Menschen. Papst Eduard und Anna-Leena fassten alles zusammen und gingen mit den Ergebnissen zurück hinter die Mauern von Steifhausen. Als sie die Ergebnisse der Ausmistungsexerzitien den Mitarbeitern vorlegten, standen die meisten von ihnen Kopf. Doch Eduard hatte ja die speziellen Schuhe an, mit den Absätzen, auf denen man sich nicht umdrehen kann, wenn man ans Ziel kommen möchte. Außerdem galt für ihn folgender Leitspruch: „Entweder stehst du, oder du wirst dich ewig bücken!“ Und wie er stand! Eduard hatte vor Jahren von einem Freund ein paar Schuhe mit besonderen Absätzen, auf denen man sich nicht umdrehen konnte geschenkt bekommen und von dem Kölner Päpstlichen Prälaten Lappschwader ein dickes Buch. Darin las er ausgiebig und konnte so genau sehen, wo die Kirche hier und da aus dem Ruder gelaufen war. Er las zum Beispiel in dem dicken Buch von der ersten Christengemeinde: „Sie verkauften ihr Hab’ und Gut und gaben davon jedem so viel, wie er nötig hatte. Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele. Keiner nannte etwas von dem, was er hatte, sein Eigentum, sondern sie hatten alles gemeinsam. Es gab keinen unter ihnen, der Not litt.” „Na, dann muss sich ja bei uns im Vatikan und weltweit wohl noch einiges ändern“, sagte Eduard. Der Kirche gehörten nämlich ganze Ländereien und Häuserzeilen, die gewinnträchtig vermietet würden. Papst Eduard I. ließ auch nicht den Spruch gelten, die Kirche habe sich ja weiterentwickelt. Er hatte ja nun täglich aus nächster Sicht das Drama vor Augen und sah, wo sie sich leider hinentwickelt hatte. Die Kirche von Öde und Tod zu reinigen, dagegen Freude und Liebe wieder die Mutter werden zu lassen, war sein Tagesprogramm. Eduards Ziel war es, den eigenartigen Totenkult und die Fegefeuer- und Höllenpanik völlig zu beseitigen. Er wünschte sich nichts lieber, als eine frische, mit Liebe erfüllte Anhängerschaft des Königs von Himmelshausen. Vor allen Dingen wollte er die 1000 Splitterund Scherbenkirchen, die kraftlos und streitsüchtig die Welt mit ihren Gottesbildern langweilten, zu einer gemeinsamen, aber dennoch in Vielfalt sich ergänzenden Gemeinschaft zurückführen. Alle Religionen sollten im Petersdom Platz haben. Auf lange Konzile hatte er auch keinen Bock, denn er wusste, ein Maulwurf wird nicht so alt und die Vergangenheit hatte bewiesen, dass es einer täglichen Reformation bedarf. Er fasste gemeinsam mit den Fortschrittswilligen im Vatikan einen Plan. Zu Pfingsten sollten alle Kirchen und Religionen sich in Rom zu einem Freudenfest versammeln. Er empfahl den Leuten bis dahin getreu ihrer jeweiligen Erkenntnis zu leben. Vor allem riet er seiner römisch katholischen Kirche, sich der täglichen Umkehr und der aufrichtigen Beichtpraxis mit Wiedergutmachung für die missbrauchten Kinder und Jugendlichen zu befleißigen. Die Vatikanbank sollte auf Dauer geschlossen werden und jegliche Waffengeschäfte von einem außerkirchlichen Gremium untersucht und wenn nötig, auch vor Gericht gestellt werden. Mafia-Millionen, die über Jahre hinweg in die Schweiz geschleust wurden, ein Bankier, der nach dem teuflischen Genuss eines Zyankaliespresso verstarb, ein anderer, der tot unter einer Brücke hing, das alles raubte Papst Eduard oft den Schlaf. Immer wieder lieferte die Vatikanbank die dollsten Geschichten, wie man sie nur aus finstersten Schurkenstaaten kennt. Er gab allen Kirchen und Religionen sein Versprechen, nicht zwingend ihr Papst und oberster Hirte sein zu wollen. Eduard hob sogar das von seinem Vorgänger Tuschfinger geschriebene Ausgrenzungsschreiben „Dominus Jesus“ mit sofortiger Wirkung auf. In diesem wurde nämlich tatsächlich nur die römisch katholische Kirche als die einzig wahre dargestellt. Andere, wie zum Beispiel die durch Eduards Freund und Berater Martinus Lutherus hervorgegangene Art zu glauben, wurden von seinem Vorgänger noch nicht einmal als Kirche anerkannt. Das fand Eduard den evangelischen Menschen gegenüber höchst lieblos und ungerecht. Mit solch einer ausgrenzenden und von oben herab diskriminierenden Sichtweise, wie es sein Vorgänger leider oft praktiziert hatte, sollte nun ein für alle mal Schluss sein. Eduard war der festen Überzeugung, dass das Dogma der Unfehlbarkeit schon ein Beweis der Fehlbarkeit ist und erklärte auch dieses Dogma für falsch. Prof. Küng freute sich. Irren ist menschlich und die Kirche bestand nun mal aus Menschen, die auch dem Irrtum unterworfen sind. Irren allerdings wollte er nicht länger die Leitung überlassen. Überhaupt waren Dogmen für Papst Eduard sehr gefährliche Machtinstrumente. Er wusste, dass man Gott nicht in ein Gefäß oder in einen Lehrsatz stecken kann und deshalb waren sie für ihn in keinster Weise verbindlich. Egal wer sie erlassen hatte. Im Gegenteil. Sie behinderten das freie Denken und Forschen der Menschen. Antidogmatisch und stets suchend. Das war die Startrampe seines Glaubens. Er plante zum bevorstehenden Pfingstfest den Bann über Dr. Martin Luther mit einer gebührenden Entschuldigung endgültig über dessen Tod hinaus aufzuheben. Man tröstete sich in Rom nämlich damit, dass ein Bann mit dem Tod des Gebannten sowieso aufhöre. Doch das war ein billiger Trost. Wie bereits zu Ostern sollte seine Schwesterkirche zu herzlicher Tisch- und Mahlgemeinschaft eingeladen werden. Den Kirchenschatz mit allen zu teilen, war seine feste Absicht. Er wollte der Welt gerne zeigen, was der eigentliche Kirchenschatz ist, nämlich Liebe und nicht der Anspruch auf eine diffuse katholische Exklusivität in Hostien und weiteren Lehrfragen. Die Feindschaft in den eigenen Reihen wuchs daraufhin derart, dass Eduard sich nur noch selten auf der Bildfläche sehen lassen konnte. Er zog sich zu seinem Schutz immer öfter unter den Vatikan in seine Höhlen und Gänge zurück, machte hier und da einen halbfußballgroßen Erdhaufen und viele der über ihn daherstolzierenden „Vatikanisten“ wünschten ihm nichts lieber, als eine vorzeitige Himmel- beziehungsweise ihrem Glauben gemäß ewige Höllenfahrt. Doch was hatte die Stimme aus dem Licht in Himmelshausen gesagt? „Wenn du mich liebst, werde ich dich ehren und niemand soll dir erfolgreich widerstehen!“ Und das tat der kleine Maulwurf, der nie Papst sein wollte. Er liebte Jesus, weil er einst miterlebte, wie dieser an einem Kreuz in Gotteshausen die Welt unter unendlichen Qualen erlöst hatte. Noch einmal erinnerte er sich an die Szenen, die er vor Jahren mit Hilfe eines Computerspiels seines Bodyguards Gary live miterlebte. Ob Gary noch lebte? Anna-Leena, die sich um das Leben ihres Mannes ernsthafte Sorgen machte, denn das Mobbing nahm täglich weiter zu, sagte eines Tages: „Eddy, warum holst Du nicht deine alten Bodyguards wieder zu deinem Schutz zurück? Auch würde ich es klasse finden, wenn wir auf dem Petersplatz zu Himmelfahrt auf einer Großbildleinwand den Film „Golgatha, das letzte Spiel“ beamen. Was meinst du?“ Eduard war derart von dem Gedanken seiner Papstfrau angetan, dass er sofort seine alten Freunde anrief und ihnen Anna-Leenas Vorschlag unterbreitete. Bis auf einen waren alle sofort wieder am Start. Eduard Kratzfuss hatte ihnen immer gut getan und sie waren bereit, sich für ihn und seine gute Sache bis aufs Blut einzusetzen. Das waren seine echten Kardinäle. Der ehemalige Energie- und Klaus Lage-Gitarrist Rolf Rocco Klein schrieb eine mutmachende Mail an Papst Eduard. „Hey Eduard, prima! Du scheinst das richtige Sprachrohr zu sein. Da macht Glaube wieder Spaß, weil er sachlich und korrekt, aber trotzdem charmant, witzig und unterhaltend ist. Klar, irgendwelche Deppen werden das als Gotteslästerung empfinden, aber die haben eh nichts begriffen. Ich freue mich auf die Endfassung Deines Pontifikats. Die Politiker bewegen sich nur noch im Kreisverkehr . Nun denn, viel Spaß weiterhin beim vatikanisieren und meine Stimme hast du eh. Für mich bist du der erste Papst der Menschlichkeit. Dein Rocco!“ Eduard schenkte ihm daraufhin eine blaue Les Paul mit der Aufschrift: „Keep on rocking!“ und der Gitarrist in Rocco lebte wieder voll auf. Papstattentat Aus dem Süden Roms kam die Bitte eines Kindergartens an den Heiligen Vater zur Eröffnung der neuen Krabbelgruppe mit dem lustigen Namen „Viva Bambino“ anwesend zu sein. Nichts tat Eduard lieber als das. Er liebte Kinder über alles und das aus reinem und aufrichtigem Herzen. Die Kindergartenleiterin lud ihn vor der feierlichen Eröffnung zu sich in ihr Büro. Eduard, der an diesem Tag ohne AnnaLeena unterwegs war, betrat das Büro und Bella Flora begrüßte ihn einen Tick zu herzlich. Mit ihren fraulichen Waffen attackierte sie Papst Eduard unaufhörlich. „Da haben wir den Fleischsalat!“, dachte Eduard. Er spürte in sich den Mann, aber nicht den Ehemann und sagte lächelnd, an die Busenkönigin Barbara Schöneberge erinnert: „Bella, auch in mir steckt ein „Bär-Lust-Sconi“ und der Papst ist auch nur ein Mann. Komm, mach mich nicht so unkeusch an.“ Bella Flora errötete und verschwand ins Bad. Wenig später kam sie mit einer galanten Stola gekleidet zurück und ihre Schönheit verdoppelte sich würdig. Sie bat den Heiligen Vater um ein Beichtgespräch. Nachdem er ihr die Absolution erteilt hatte, nahm er sie liebevoll in den Arm und sagte: „Ach Bella, wir sind Menschen aus Fleisch und Blut, doch die Keuschheit steht uns gut.“ Bella und Eduard strahlten. Beide hatten das Attentat überlebt. Dies passierte Papst Eduard nicht nur einmal, aber die heißen Küsse seiner geliebten Anna-Leena und seine Liebe zu ihr bewahrten ihn vor weiteren Attacken. Liebe war sein Kondom, doch die gab es nirgendwo zu kaufen. Der Himmel verschenkte sie allerdings an die, die sich gern für eine moderne Sexualität interessierten und aus dem täglichen Bummskarussell mit Jedermann bereit waren auszusteigen. Schneller Sex ohne Seelen- und Herzanschluss war für ihn ein Tabu und damit die überhaupt sicherste AidsVorsorge. Himmelfahrt Der Petersplatz war eine der schönsten Erfindungen Berninis. Er war so einladend und Papst Eduard plante für den Himmelfahrtstag eine geniale Show. Er ließ den ganzen Platz mit blühenden Blumen schmücken und ein riesiger Heißluftballon stand startbereit mitten auf dem Petersplatz. Auf ihm stand in Großbuchstaben und in allen Sprachen geschrieben: „Highway to hell! Das letzte Spiel!“ An seinem unteren Ende war eine riesige Leinwand befestigt, auf der er den Besuchern den Film noch einmal vor Augen führen wollte, der ihn vor Jahren entscheidend verändert hatte. Die Bodyguards James, Charlie, Leonhard, John, Roberto, Maik und Gary waren inzwischen alle in Rom eingetroffen. Roberto war ein bisher in Obamaland erfolgreicher Priester und sofort wurde er Papst Eduards Privatsekretär. Monsignore Entenwein zog nach Regensburg und übernahm die Regensburger Domkehlchen. An einem geheimen Ort feierte die gesamte Familie Kratzfuss eine Wiedersehensparty mit ihren geliebten Bodyguards. Erinnerungen an die erste Begegnung im Kölner Dom mit dem Mann am Kreuz wurden wach und man erzählte sich einen bis zur Morgenröte. Eduards Vater Paul sagte zu den Bodyguards: “Seitdem mein Sohn den Vatikan begonnen hat auszumisten, bange ich täglich um ihn. Ich bitte Gott und euch, dass es gelingen möge, das Zerrbild Kirche in ein Gemälde der Hoffnung zu verwandeln.“ Anna-Leena ging mit den Bodyguards in die päpstliche Tiefgarage und übergab Leonhard die Schlüssel der alten Limousine, die einst Präsident Obama dem jungen Eduard Kratzfuss geschenkt hatte. Sie wurde wieder die Staatskarosse und Anna-Leena bat darum, dass sie auch zur Beförderung von Kranken und Behinderten genutzt werden solle, wenn ihr Mann sie grad nicht brauche. Gary, der als einziger das Computerspiel „Yesterday Now“ bedienen konnte, stellte die technische Verbindung zum Heißluftballon für den Himmelfahrtsabend per Wlan her. Dieses verbotene Computerspiel war weltweit einzigartig und die Menschen konnten live miterleben, was vor 2000 Jahren geschehen war. Papst Eduard freute sich wie ein Kind auf das bald stattfindende Filmspektakel auf dem Petersplatz. In Pepitaland waren am Himmelfahrtstag unzählige Männer mit Motorrädern und Fahrrädern unterwegs und feierten eigenartigerweise an diesem kirchlichen Festtag ihren so genannten Vatertag. Über die Medien lud Papst Eduard sie alle zu einer Wallfahrt nach Rom ein. Und sie kamen alle mit ihren Motoguzzis, Harleys und sonstigen genialen Knattermaschinen und belagerten für drei Tage Rom. Nur Papst Eduard summte leise und ohne einen Tropfen Benzin zu verbrauchen mit seiner Tante Paula durch ihre Reihen. Auf seinem Helm stand: „Highway to Heaven!“ Am Himmelfahrtsabend sah man keine Wolke über Rom. Die Balustraden des Petersdoms waren mit Fackeln geschmückt und Eduard saß mit Anna-Leena auf dem Balkon der nahe gelegenen Residenza St. Paolo. Hier gab es den besten Kaffee Roms. Niemand vermisste den Papst, denn inzwischen suchte man an den Festtagen Jesus und keinen Stellvertreter. Roberto trat ans Mikrofon. Seine frisch polierte Glatze glänzte im Scheinwerferlicht. Er sagte: „Meine lieben Freunde, als ich vor vielen Jahren Das letzte Spiel sah, habe ich mich entschieden, die Botschaft von Golgatha in die Welt hineinzutragen. Mein Leben bestand vorher aus nichtigen Glückseligkeiten. Schuld lastete zentnerschwer auf meiner Seele und am Ende des Films habe ich verstanden, wer sie getilgt hat. Ich wünsche euch, dass auch ihr durch diesen Film eure Ruhe findet.“ Der Heißluftballon auf dem Petersplatz stieg etwa 150 Meter langsam in die Höhe. Auf der Leinwand erschien ein Text und die Bürger Roms lasen: Highway to hell! „Das letzte Spiel!“ Aus den Lautsprechern ertönte ein Song von ACDC und sogar der Plagiatssminister Prof. Dr. HC von und zu Stutenberg war mit seiner Frau aus Pepitaland angereist. Allerdings nicht per Schiff. Ein Wind, der mit feinen Sandkörnern erfüllt war, durchwehte den Petersplatz und ganz Rom. Plötzlich hatte man das Gefühl mitten in Jerusalem am Originalschauplatz vor knapp 2000 Jahren zu sein. Golgatha Live! Der Film ging weiter. Soldaten trieben einen Mann mit einem blutigen Gewand vor sich her durch die engen Gassen. „Cool!“, rief ein Rocker mitten aus der Menge der versammelten Motorradfahrer. Der Pöbel schrie: „Ans Kreuz mit ihm! Weg mit dem König der Juden! Wir haben nur einen König und das ist der Kaiser von Rom!“ Eduard dachte: „Kaiser in Rom? Bär-Lust-Sconi etwa?“ Am Tag zuvor hatte man einen Kranz aus fingerlangen spitzen Dornen zu einer Krone geflochten und sie dem Verurteilten gefühllos und roh auf den Kopf gepresst. Er war nach seinem Verhör auch ausgepeitscht und mit Knüppeln und Stangen geschlagen und verhöhnt worden. Seine Kumpels hatten sich fast alle aus dem Staub gemacht. „Wahrscheinlich hatten sie nicht die Schuhe mit dem speziellen Absatz dran!“, dachte Eduard. Einige seiner Gegner hatten ihm sogar ins Gesicht gespuckt. Völlig am Ende seiner Kräfte, lief der Mann barfuss durch die Menschenmenge. Andere Bürger der Stadt weinten. Viele wussten, dass er den Menschen immer nur Gutes getan hatte, und verstanden dies Urteil überhaupt nicht. Einer der Passanten nahm ihm den Balken, den er mit letzter Kraft auf seiner Schulter trug, liebevoll ab. „Ich helfe dir gern“, sagte er, „ich heiße Simon.“ „Danke“, sagte der von Peitschenhieben bereits stark geschwächte und aus mehreren Kopfwunden blutende Mann, der übrigens haargenau wie Immanuel aussah. „Da ist ja Roberto!“, rief Eddy. Einer der Soldaten sah wirklich aus wie Roberto, der nun zu seinen Bodyguards gehörte, und ein zweiter ähnelte dem Piloten. „Mann, was ist das für ein cooles Spiel!“, rief der Glatzkopf. So etwas hatte die Welt noch nicht gesehen. Was die Männer und Eddy aber nicht wussten, war, dass durch den Nebel, der zu Beginn des Spiels auftrat, sich alles gut sichtbar wie eine riesige Kinoleinwand über ganz Rom gelegt hatte. Die Leute in der Stadt machten das Licht und die Fernseher in ihren Häusern aus und blickten stattdessen alle wie gebannt zum Himmel empor und verfolgten das unerwartete Ereignis wie einen Actionfilm. Zwischendurch hörte man hier und da ein Handy und ab und zu einen Hund bellen. Plötzlich begann es fürchterlich zu stinken. „Was ist denn das?“ Eddy, damals noch kein Papst, bekam dank seiner feinen Nase alles siebenmal heftiger mit, und Jesus erklärte es den Männern: „Es ist der Gestank vom Hausmüll der Stadt.“ Der Berg, auf dem das letzte Spiel stattfand, war nämlich die Müllkippe der Stadt Jerusalem. Geier kreisten beständig über Golgatha. Die wiederum entsorgten den Abfall und manchmal auch mehr ...Der Soldat, der in dem Film wie Roberto aussah, griff den Mann und drückte ihn mit grober Gewalt und ohne jegliches Mitgefühl zu Boden. „Leg dich auf den Rücken, König!“, schrie er in Romanisch und ein zweiter Soldat hielt in seinen Händen einen Lederbeutel. Darin befanden sich Nägel, ein Hammer und mehrere Stricke. Der Mann lag am Boden und blickte durch die über ihn kreisenden Vögel zum Mittagshimmel empor in die brütende Sonne und sagte leise: „Vater!“ „Ich bin nicht dein Vater!“, höhnte der Soldat und fesselte die Arme mit Stricken fest und stramm an den schweren Balken. „Kein Vater macht so etwas mit seinen Kindern. Du musst ja einen ganz besonders grausamen haben!“, ergänzte er lachend. Dann schlug er einen dicken Eisennagel mit voller Wucht durch den linken Handwurzelknochen tief in den Holzbalken, auf den man Jesus gelegt hatte, hinein. Er nahm die Schmerzen ohne Worte in sich auf, zuckte am ganzen Körper zusammen und weinte. „An einem Arm kann man nicht so lange hängen!“, lästerte der Soldat, und schlug mit seinem Hammer genauso gefühllos am rechten Arm seines Erlösers einen zweiten Haltenagel in das harte Zedernholz. Jesus schrie laut auf! Die Motorradfahrer auf dem Petersplatz waren gebannt. Sie wollten wissen, wie es weiter ging und stellten einer nach dem andern ihre Handys aus. Es passierte schon mal, dass einige der Gekreuzigten sich im Todeskampf von den Nägeln losgerissen hatten. Man stelle sich besser nicht vor, was dann dabei mit den an den Füßen festgenagelten Körpern geschah. Deshalb band man ihnen die Arme vor der grausamen Annagelung zusätzlich fest. Es war eng und fürchterlich endlich. Keiner der so Hingerichteten kam mit dem Leben davon. Auch nicht Jesus. „War es wirklich so?“, fragte Eduard mit zitternder Stimme? “Ja“, sagte er, „aber es kommt noch schlimmer. Wenn du nicht mehr kannst, dann schau einfach weg oder buddle dich ein!“ Jesus, der in diesem Film als Zuschauer und Hauptakteur zugleich fungierte und mit Zweitnamen Immanuel hieß, konnte sich an alles genau erinnern, und obwohl es nun schon fast 2000 Jahre her war, kannte er jeden Schmerz und jede Beleidigung, der er sich damals im besten Mannesalter freiwillig unterwarf. „Ne, ich kann noch“, sagte Eddy zaghaft, „du bist ja bei mir.“ Eduard kuschelte sich trotzdem ganz eng bei Immanuel ein. Die Soldaten hatten bereits zwei andere Männer vor Jesus gekreuzigt und er wusste deshalb nur zu genau, was ihm als Nächstes bevorstand. Die Mörder und Verbrecher hingen, mit dem Querbalken aufgerichtet, an einem in den Berg gerammten Pfahl und stöhnten laut und ohne Hilfe vor Schmerzen. Die einzige Hilfe war der Tod. Doch der ließ oft Tage auf sich warten. Zur Betäubung reichte man den Gekreuzigten einen stinkenden Schwamm an einem Stock. Daraus saugten sie dann eine bittere Brühe. Jesus hörte die Männer öfters nach dieser Brühe rufen. Ihre Schmerzen blieben unerträglich. Und Jesus fühlte sie alle mit. Unvorstellbares Geschrei und Todespanik beherrschten diesen Ort draußen vor der Stadt. Eltern verboten ihren Kindern strengstens, sich auch nur in der Nähe Golgathas aufzuhalten. „Mach das Spiel aus!“, rief einer der Bodyguards. „Bloß nicht!“, erwiderte der Glatzkopf, „wenn es dir zu viel wird, dann geh’ doch in die Limousine und hör’ Nachrichten! Aber die sind auch nicht viel besser. Guck‚ dir doch an, was der Herr Bush im Irak verbrochen hat. Er hätte mal auf Johannes Paul II. hören sollen!“ Immanuel nickte … Plötzlich kam ein weißgefiederter Vogel und setzte sich auf die Schulter von Jesus. Es war eine Taube. Eddy fragte sich, was das zu bedeuten habe. Ist das vielleicht der heilige Geist? „Ohne ihn hätte ich es damals nicht geschafft“, sagte Jesus. „Aber warum hast du dich denn nicht gewehrt?“, fragte Eddy. „Ich habe dies alles zum Heil der Menschen mit mir geschehen lassen. Keiner hatte die Macht über mich und hätte mich mit Gewalt töten können. Ich habe die Gewalt an und mit mir geschehen lassen.“ Eddy nickte, verstand es zwar nicht und sagte mit dem letzten Rest seines Mutes: „Ein bisschen kann ich noch!“ Der senkrechte Holzpfahl war für Jesus bereits im felsigen Boden des Hügels Golgatha eingerammt. Er stand wie ein Marterpfahl wartend da und zeigte mit einem Ende wie ein Wegweiser mahnend zum Himmel. Damit der Todeskampf möglichst lange dauerte, hatten die Henker an den meisten Pfählen auf Sitzhöhe eine Stütze befestigt. Die Leidenden suchten, um nicht sofort elendig zu ersticken, verzweifelt darauf Halt. Und das war teuflisch. Unvorstellbar waren die Schmerzen. Saßen sie drauf, dauerte das Sterben oft Tage. Rutschten sie ab, erstickten sie elend. Wer sich diese Tötungsart ausgedacht hatte, musste wirklich vom Bösen besessen gewesen sein. Keiner der Gehängten wusste also genau, wann der erlösende Tod endlich eintrat. Das hing nicht zuletzt davon ab, wie geschwächt die Gekreuzigten schon durch die vorangegangene Auspeitschung waren. Manche hatten auch noch eine zweite Stütze unter ihren Füßen. Die Soldaten ließen sich gern den diabolischen Gnadenstuhl, so nannten sie spöttisch die schmerzhafte Verlängerung und auch die Verkürzung des Todeskampfes, von den Verwandten der zu kreuzigenden Menschen bezahlen. Durch das brutale Zerschlagen der Unterschenkel trat der Tod schneller ein. Da war dann kein Halt mehr auf dem Gnadenstuhl und auf der Fußstütze möglich. Die Soldaten verschafften sich so – neben ihrem kärglichen Sold, genau wie manche Politiker heute, zu ihren Diäten – ein kleines Zubrot für ihre Familien daheim im teuren Rom. Auch Maria hätte für ihren Sohn sicherlich jegliche Erleichterung gezahlt. Ja, sie wäre, wenn es denn was genützt hätte, auch für ihn in den Tod gegangen. Aber sie zahlte ganz anders. Sie war seine lebendige Stütze unter dem Kreuz ihres Sohnes und Erlösers. Wie eine Henne sich schützend über ihre Kücken bei einem Feuer setzt und dabei selber verbrennt, so umgab sie nun Jesus im Feuer seines Leidens. Mit ihrer unendlichen Mutterliebe stand sie ihm helfend bis zum letzten Atemzug bei. Ein hoher Festtag für die Gotteshausener stand am anderen Tag bevor. Es war der große Versöhnungstag. Und wegen dieses Feiertages durften keine Sterbenden mehr auf dem Hügel herumhängen. Das Leid wurde schnell abgehängt und die religiöse Maske musste sauber sein. Man ordnete deshalb die schnelle Gangart, das Zerschlagen der Beine an. Um ganz sicher zu sein, ob die so Getöteten wirklich alles Leben aus sich heraus verloren hatten, spießte man ihnen abschließend mit einer Lanze in den Oberbauch. Da floss meist Wasser und Blut aus ihren gemarterten Leibern, und erst dann hatten die knallharten Hampelmänner des Kaisers in Rom Feierabend. Die Körper verwesten meist völlig am Kreuz. Jeder Schwerverbrecher, Aufrührer oder weggelaufene Soldat landete schlimmstenfalls an einem solch todsicheren Pfahl. Doch dieser Mann, der nun als nächster an ihm hochgezogen werden sollte, hatte nichts getan. Schon gar nichts, was diesen grausamen Tod verdient hätte. Und überhaupt, war die Todesstrafe eine gruselige Erfindung der Menschen. Einige beriefen sich dabei sogar auf Gott. „Kein liebender Gott – weder im Himmel noch auf Erden – tötet seine eigenen Kinder!“, sagte Eddy zu Immanuel. „Recht haste!“, sagte dieser. Jesus selbst war ein Unschuldslamm. So wie Eduard übrigens auch. Das „Letzte Spiel“ ging weiter … Jesus hatte bereits in den Stunden zuvor bei seiner Auspeitschung viel Blut verloren und war deshalb schon körperlich sehr schwach geworden, doch seine Liebe war ungebrochen. „So, Herr König, jetzt geht’s ab auf deinen Thron!“, spotteten die Soldaten und die Bürger Jerusalems, die an der Müllkippe standen, klatschten laut. „Jetzt soll ihm doch sein Gott helfen“, schrien sie. „Wenn er sein Sohn ist, soll er doch einfach ein Wunder tun und sich selbst vom Kreuz befreien!“, rief ein alter Priester. „Sogar die Priester waren damals gegen dich?“, fragte Eddy Immanuel völlig erstaunt. „Ja, auch da sind immer einige dabei, die nicht ganz sauber sind“, antwortete Jesus mit traurigem Blick. „Sie meinen mich zu kennen und ganz genau zu wissen, wo es langgeht und so führen sie die Menschen und sich selber in die Irre. Einige gehen auch heute noch achtlos an meinem Kreuz vorbei. Sie schaffen mir und sich selbst dabei viele neue und vor allen Dingen unnötige Kreuze. Ich war Jude und wurde vergast. Ich war Kind und wurde missbraucht. Ich war Arbeitnehmer und wurde verbraucht und gemobbt. Ich war Frau und wurde unterdrückt. Ich war Gott und wurde missglaubt. Ich war schwul und wurde verachtet. Ich gehöre bis heute für viele zum Alltag, wie ihr Morgenkaffee, obwohl ich der Schöpfer ihrer Zunge bin, mit der sie das Aroma jedes Schluckes erleben. Aber was soll ich denn machen? Kann ich sie denn zum Vertrauen und zur Liebe zwingen? Nein, Eddy! Vertrauen ist Liebe, und Liebe vertraut. Menschen, die aus Mitgefühl und Liebe zu mir stehen und genau hinschauen, so wie du, die suche ich. Solche Nachfolger braucht unsere Welt. Egal, ob Juden, Christen, Moslems, Buddhisten oder Hindus. Die Liebe macht den Unterschied. Ich gehöre allen!“ Hau Ruck, hau Ruck, hau Ruck! Vier Soldaten zogen den an Seilen festgebundenen Querbalken und den daran festgenagelten über einen mit Tierfett getränkten alten Stofflappen hoch. Den hatten sie als Gleithilfe oben am Ende des senkrechten Pfahls befestigt. Die Beine und der Körper des Gehängten hingen für Minuten zwischen Himmel und Erde und jede Bewegung löste Höllenqualen aus. Jesus hing still wie ein Lamm. Völlig wehrlos ließ er das Geschehen zu. Zwei Soldaten befestigten anschließend die Seilenden unten am Pfahl und es soll auch vorgekommen sein, dass sich die Seile in ihren Händen lösten. Wenn das passierte, sauste der am Querbalken hängende Mensch wieder zu Boden. Die „Inthronisierung“ wiederholte sich dann und war für den Verurteilten schmerzhafter als beim ersten Versuch. Einige Soldaten machten sogar ein Spiel daraus. Es kam dabei immer auf den Hauptmann an. Der eine duldete es, der andere nicht. Der heute Dienst hatte, war schon älter und achtete darauf, dass seine Soldaten es nicht allzu sehr übertrieben. Jesus hing immer noch in der Luft. Und er wusste genau, was als nächstes kam. Er legte seine Füße bereitwillig in die groben Hände der Soldaten. Das war nicht immer so, denn einige der zu Tode Verurteilten traten manchmal nach ihren Peinigern und wehrten sich mit letzter Kraft. Doch dieser Mann tat es nicht. Wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird und vor seinem Scherer verstummt, so verhielt sich der, der heute als der Letzte drankam. Und das wunderte die Soldaten und den Hauptmann schon sehr. „Ist er vielleicht doch der Sohn Gottes?“ Solche und ähnliche Gedanken gingen dem Hauptmann zeitweilig durch den Kopf. Und was wäre, wenn? Plötzlich spürte Jesus einen dumpfen Schmerz in seinen beiden Füßen, der pfeilschnell durch die Beine bis in seinen Rücken hochschoss und ihn beinahe wahnsinnig gemacht hätte. Er blickte auf und wimmerte vor Schmerzen. Blut floss aus seinen Handgelenken und Füßen. Es berührte den Holzstamm und rann still an ihm herab. Die Erde nahm es in sich auf und wurde erlöst. Das Blut des Unschuldigen beglich den Schuldschein aller, die jemals über diese Erde gegangen waren, gehen und noch gehen werden. Alles bezahlt. Gott selber hatte Hand angelegt und die Erde mit sich versöhnt. „Das war’s für heute!“, rief einer der Soldaten, „den Rest überlassen wir den Hunden und Vögeln! Die streunenden Hunde kamen nämlich nachts gern nach Golgatha und weil die Kreuze nicht allzu hoch waren, wurde so mancher Hund auf diesem Hügel fett und satt. Niemand verscheuchte sie. Die Sterbenden konnten es nicht und an ihr Schreien hatten die armen Köter sich längst gewöhnt. So zu enden, war wirklich ein Fluch. „Ach komm, trink noch einen!“, sagte ein anderer Soldat und tauchte den Stock mit dem Schwamm tief in die bittergrüne, stinkende Brühe, die in einem Blecheimer unten am Fuß des Kreuzes stand und meterweit ekelig roch. Es war dieselbe übel schmeckende Mischung aus Galle, Wasser und Essig, nach der die anderen Gekreuzigten immer wieder verlangt hatten. Rufus hieß der Soldat, und er hielt den tropfenden Schwamm an den Mund des Erlösers. Doch Jesus trank nicht! Er bewegte seinen Kopf mit dem Dornengeflecht zur Seite und schaute durch sein blutverklebtes Haar zu einer Frau, die unter dem Kreuz stand und bitterlich weinte. Es war seine Mutter. Sie war jetzt 33 Jahre älter als im ersten Spiel und immer noch sehr schön. In ihrem Gesicht spiegelten sich die Schmerzen ihres Sohnes. Ein Mann mit namens Johannes, er war der Lieblingsschüler von Jesus, stand ihr tröstend zur Seite. „Na, dann eben ohne Erleichterungsmilch!“, lachte Rufus hämisch, nahm das Gewand des über ihn nach Luft ringenden Mannes und setzte sich mitten in die Gruppe um Eddy und Immanuel. Er sah tatsächlich aus wie Roberto. Für Eduard wurde es alles zu viel und er verbuddelte sich für einen Moment. Er brauchte eine Erdung, denn er verstand die Welt nicht mehr. Warum waren Menschen nur so grausam? Während er sich durch die warme Erde Jerusalems wühlte, tauchte er nach einigen Metern aus sehr hartem Boden wieder auf. Direkt vor ihm stand die Frau, die er bei dem ersten Spiel schon einmal gesehen hatte. Eddy erkannte sie. Er ließ sich von ihr auf den Arm nehmen und bekam so unter der Brust einer Mutter alles mit. „Johannes“, rief Jesus mit letzter Kraft vom Kreuz herab, „kümmere dich um meine Mutter! Ab heute ist sie auch deine.“ „Und Maria, Johannes ist ab jetzt dein Sohn. Du wirst noch viele Söhne und Töchter bekommen, denn wenn ich das hier alles hinter mich gebracht habe, wirst du die Mutter der Welt sein. Unsere Leiden sind nicht umsonst. Maria, glaub mir, die ganze Welt kaufe und schenke ich unserem liebenden Vater heute zurück. Auch Roberto und all die anderen Robertos, die noch nicht wissen, was sie tun.“ Jesus sah für einen Moment die gesamte Menschenfamilie vor sich. Eine Schar, die niemand zählen konnte. Vom ersten bis zum letzten Menschenkind. Alles lief wie in einem Film vor ihm ab. Er sah Mörder, Priester, Huren, Diebe, Lügner, Erzieher, Banker, Jesuiten, Benediktiner, Präsidenten, Päpste, Bettler, Bischöfinnen, Diakonissen, Soldaten, Lehrer, Politiker, Arbeitslose, hungernde und nach Vergnügen süchtige Menschen, die sich alle wie in einem Strudel befanden. Er sah sie vor seinem inneren Auge vorbeiziehen. Mehr Arme als Reiche. Gandhi, Mohammed, Buddha, Jimi, John, Paul, George & Ringo, Barbara, Osama, Kinder mit und ohne Namen, Familien und Einsame. Menschen ohne Ende und aller Hautfarben und aller Religionen. Jeden, dich und mich. Zu allen spürte er in sich eine tiefe, unbeschreibliche Liebe. Er war unter dem Herzen seiner Mutter Maria und im Stall von Bethlehem einer von ihnen geworden, allerdings ohne eigene Schuld auf sich geladen zu haben. Als Unschuldiger war er allein in der Lage, alles, was Menschen in ihrem Leben in Unkenntnis, aus Verzweiflung oder auch mit Absicht an Bösem getan hatten, bleibend wieder gut zu machen. Er wusste, dass jeder dieser Menschen für sich einen Weg nach Himmelshausen suchte. Einen Weg, auf dem man ohne Schuld und Angst vor der eigenen Vergänglichkeit dem Ewigen mit Hoffnung entgegentreten konnte. Jesus spürte in diesem Film die Sünde der ganzen Welt bereits in jeder Zelle seines Körpers. Sie war hart und angekommen und der, der ohne Sünde war, wurde jetzt für alle zur Sünde gemacht. Er konnte sich durch die Stricke und Nägel nicht mehr aus der Weltschuld herausbewegen. Und er wollte es auch nicht. Im Gegenteil! Er war bereit, sie ein für alle Mal zu tilgen und mit seinem Blut bleibend zu entkräften. Schuld, die nicht mehr quält, ist plötzlich harmlos. Auch dem ewigen Tod wollte er mit seinem Sterben die grausame Hoffnungslosigkeit nehmen. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Er spürte diesen Stachel stellvertretend für alle und brach ihm am Kreuz endgültig die Spitze. Jesus sah seine leidende Mutter vor sich und spürte ihre warmherzige Liebe. Sie war in diesem Augenblick stärker denn je. Von Kindesbeinen an, hatte sie ihn begleitet, ihm die schönsten Gewänder und Schuhe gemacht, mit ihm gespielt und ihn in die Thora seines Volkes eingeführt, mit ihm gelacht und geweint. Eine Mutter wie viele und doch einzigartig. Eine besondere Frau unter den Frauen. Auch die Liebe seines Freundes Johannes tat ihm gut. Er sog sie statt der betäubenden Brühe mit jedem Blick atmend in sich auf und so stärkte er sich mitten in den Schmerzen seines Kreuzes. Eduard zupfte zart an Marias Kleid und fragte sie: „Warum?“ Sie zeigte ihm die hinter ihr liegende Stadt Jerusalem. „Darum!“, sagte sie! „Er ist ihr König, und ich habe ihn damals unter Schmerzen für sein Volk geboren, und nun schenke ich ihn der ganzen Welt!“ Es wurde noch dunkler über Golgatha und ein plötzlich erschallender lauter Donnerschlag erschreckte die Anwesenden. Jesus rief laut in den Aushall des Donners hinein: „Mein Gott, mein Gott! Warum hast du mich verlassen?“ Dann hörte Eduard ihn noch sagen: „Es ist vollbracht!“ Eddy blickte mit Maria schnell noch einmal hoch in seinen letzten Augenblick und sah in diesem Moment dasselbe Lächeln auf seinem Gesicht wie damals im Kölner Dom, als der junge Eddy Jesus zum ersten Mal begegnete. So hatte er ihn kennengelernt. Dann fiel sein Kopf nach vorn und Jesus ließ seinen leblosen, zerschundenen Körper am Kreuz zurück. Ganz Rom war erschrocken, und der Nebel verschwand wie eine Decke vor ihren Augen. Das letzte Spiel war aus. „Ich gehe jetzt zu meinem Vater“, sagte Jesus. „Die Schuldfrage ist ein für alle mal gelöst!“ Und plötzlich entschwand er vor ihren Augen … Papst Eduard I. und die Männer waren wie gelähmt. Kein Wort war zu hören. Eine Grille durchzirpte die Totenstille. Roberto stand zögernd auf und ging zum Mikrofon. Er hob seine beiden Hände und sprach: „Liebe Leute! Meine Schuld ist bis heute weg!“ sagte er mit salzigem Geschmack auf seinen Lippen und er weinte selten. „Alles fühlt sich immer noch so leicht an und ich weiß, Jesus, der heute vom Himmel auf uns hier herabschaut, hat sie damals am Kreuz getilgt! Getilgt wie einen Nebel!“ Roberto, der Mann mit der Glatze, blickte in die Menge und staunte nicht schlecht, als viele der Motorradfahrer sich in ihren Kutten von ihren Plätzen erhoben, die Mützen abnahmen und ihre tätowierten Hände falteten. Die Stille war immer noch greifbar und Papst Eduard weinte. Es duftete überall nach Himmelshausen und seine kleinen Maulwurfaugen funkelten wie Sterne. Anna-Leena sagte mit einem Kloß im Hals: „Eddy, das ist deine Frucht. Schau mal, der Petersplatz ist voller Menschen. Sie haben heute in ihren Herzen bereits eine Himmelfahrt, weil sie das Kreuz, seine Auferstehung und überhaupt den Mann und seine Absicht daran verstanden haben!“ „Ja, erwiderte er, wir sind schon so ein paar Früchtchen!“ und eilte zum Mikrophon. Er lud diejenigen, die noch einen Klemmer oder Kolbenfresser von der Fa. Sündikuss in ihrer Herzensmitte hatten und ihn gern wieder los werden wollten, zu Einzelgesprächen in den Petersdom ein. Die Beichtstühle liefen heiß und die Menschen gingen frohen Herzens wieder mit einem Neustart ins Freie. Gegen 5:00 Uhr morgens schlief Papst Eduard im Beichtstuhl vor Erschöpfung ein und erwachte Stunden später mit einem Lied auf den Lippen: „Meine Schuld ist vergeben, ich bin frei. Er gab für mich sein Leben und macht alles neu!“ Draußen knatterten hunderte von Motorrädern und die Luft war von Abgasen geschwängert. „Da lob’ ich mir doch meine Tante Paula. Nie wieder tanken, da kann man Gott danken!“, sagte Eddy und fuhr eine Runde mit einem der Rocker und seinen neuen Freunden durch Rom. Er lud sie anschließend herzlich zum nächsten Pfingstfest ein und sagte: „Kommt wieder, Menschenkinder, da bekommt ihr wieder neuen Sprit!“ Eduard hatte es nämlich inzwischen gelernt, mit der Himmelstaube zu kooperieren. Und fröhlich zog die Karawane weiter! Das war der Gipfel Papst Eduard war ja nun nicht nur das Oberhaupt der Katholischen Weltkirche geworden, sondern auch Staatsmann. Als solcher wunderte es ihn schon sehr, dass er zu keinem Gipfel der übrigen Staatsoberhäupter jemals eingeladen wurde. Als sich die Politiker dieser Welt wieder einmal zu einem ihrer teuren Lügentheater trafen, ließ er sich begleitet von seinen Bodyguards, zum Umweltgipfel unangemeldet einfliegen. Man tagte abgesondert und abgesperrt in einem Luxushotel. Für den Bau dieses Hauses wurden illegal wertvolle Mangrovenwälder zuvor abgeholzt. Alle waren sie da: Obama, Mettwedjew, Mörkel, Sarkotzie, Rötschlau, und all die anderen Versprecher, die man aus der Weltpresse und dem Fernsehen ja genügend kennt und kaum noch ertragen kann. Es ging mal wieder alibimäßig um das Weltklima und Papst Eduard hatte mit seinen Bodyguards auf dem Flug vereinbart, dass sie während seiner Rede im Saal das Weltklima 2099 mit dem verbotenen Computerspiel real simulieren sollten. Er wollte der Welt vor Augen führen, wie es bald aussieht, wenn die Politiker nicht endlich ihren Hintern bewegen. Tante Mörkel versuchte wie immer bei den Fotos gut wegzukommen und Obama lächelte derart, dass auf der ganzen Welt die Zahnpastahersteller gern einen Werbevertrag mit ihm gemacht hätten. Als man Papst Eduard als letzten Redner aufrief, schalteten seine Bodyguards die Klimaanlage im Saal aus und simulierten langsam steigend das vermutliche Klima des Jahres 2099. Papst Eduard sagte unter anderem: „Meine Lieben! Sie müssen mich nicht unbedingt ernst nehmen, aber ich bitte darum, dass Sie mich wenigstens wahrnehmen. Wir befinden uns gleich im Jahre 2099 und es hat sich gezeigt, dass Ihr bisheriger Klimahandel die Welt an den Abgrund gebracht hat. Aus Bäumen habt Ihr Telefonbücher gemacht und aus Walen Sushi. Durch Eure Politik ist es nun soweit, dass die Polkappen weg sind und die Temperaturen sich um viele Grade bis zur Unerträglichkeit erhöht haben.“ Papst Eduard erzählte den Politikern daraufhin einen Witz und alle hörten amüsiert zu. „Ein Walfisch hatte sich in einem Fischernetz verfangen und rettete sich mit letzter Kraft in einen Hafen. Weil er sich nun selbst nicht mehr aus seiner Gefangenschaft befreien konnte, bat er den Hafenmeister, er möge ihm doch bitte helfen. Als Dank wolle er ihm das nächste Jahr einen Thunfisch zur Belohnung mitbringen. Der Hafenmeister handelte sofort und ließ den Wal wieder ins offene Meer hinaus. Ein Jahr verging. Der Wal kam ohne Fisch zurück und der Hafenmeister fragte: „Wo ist denn mein Fisch. Du hast mir doch was versprochen?“ Der Wal antwortete lachend: „Ach, weißt du nicht, dass man Wahlversprechen nicht einhalten muss?“ Alle lachten betroffen, dachten aber nicht im Traum daran, wirklich etwas zu ändern. Das Computerspiel funktionierte hervorragend und der Saal wurde, während Papst Eduard weiter sprach, langsam mit lauwarmem Wasser geflutet. Zuerst bemerkte es niemand. Doch dann stürmte es plötzlich, als würden 1000 Orkane losbrechen, und alle Etikette flog hinweg. Die Politiker schrien vor Angst und einige von ihnen konnten noch nicht einmal schwimmen. Angela hielt sich mit Sarkotzie krampfhaft an einem fallenden Kronleuchter fest und Obama versuchte währenddessen, die Nichtschwimmer und alles andere im Saal, immer noch lachend, zu retten. Herr Rötschlau verlor neben seinem bereits sowieso abhanden gekommenem Durchblick auch noch seine letzte neue Brille und Bär-LustSconi, der bisher die Kirche mit viel Geld schmierte und die ihn leider jahrelang unterstützte, ging noch einmal mit Erfolg und einer jungen Blondine zum Bunga Bunga auf seine Suite. Die Luft war äußerst dünn und viele bekamen echte Atemprobleme. Es stank nach verfaulten Tierkadavern und auf den Tischen hatte sich eine Art Pilz aus abgestorbenen Korallen breitgemacht, der bei den Politikern einen äußerst starken Juckreiz auslöste. Alles schrie nach Rettungsschirmen, Sondergipfeln und einige baten sogar Gott laut um Hilfe. Eduard gab seiner Delegation ein Zeichen und sie stellten am Simulator die Atmosphäre augenblicklich wieder auf Echtzeit zurück. Er sagte: „Wenn ihr euch nicht selber helft, hilft euch auch kein Gott. Fangt endlich an!“ Eduard saß dabei auf einem Orka und reichte Angie einen letzten „Rettungsschirm“. Danach verließ er den Gipfel und dachte an die Worte seines Vaters Paul Kratzfuss: „Politiker sind Ganoven im Frack!“ „Wat, ’ne Welt“, dachte Eduard. Merkelchen hängte ihre Fahne gern in jeden für sie günstigen Wind. Mal war sie schwarz, mal rot, mal gelb. Nur wirklich grün war sie nie. Schon gar nicht mit sich selbst. Das Volk durchschaute ihre Farbenspiel-Kanzlerin und wählte sie endlich ab. „Ich will Deutschland dienen!“, geriet wieder einmal zur Farce. Den Pilz auf den Tischdecken ließ Papst Eduard mahnend zurück. Die Politiker kratzten sich weiterhin gegenseitig gewinnbringend den jeweils eigenen Rücken und die traurigen Bilder von Korruption, Selbstmordanschlägen und Betrügereien und atomaren Katastrophen gingen weiter um die Welt. Eduard vertraute ihnen nicht. Der Norden Japans war bereits für Jahrtausende unbelebbar … Luthers Comeback Es hatte sich bis in den letzten Winkel der Erde herum getwittert, welch fortschrittlicher Geist inzwischen in den Vatikan eingekehrt war, und die Leute sehnten das Pfingstfest herbei. Sie hatten die Nase voll von ständig schlechten Nachrichten, die die Kirche in ein übles Licht gebracht hatten. Der Fisch fängt beim Kopf an zu stinken. Das Umgekehrte galt aber auch. Eduard duftete nach Himmelshausen. Als der Pfingsttag dann endlich da war, sah man sie alle einmütig im Jesus House beisammen. Pfingstler und Katholiken, Protestanten und Orthodoxe. Buddhistische Mönche, Hindus, Atheisten, Moslems und, und, und … Sie glauben gar nicht, wie viele Isten es gab. St. Peter war gerammelt voll und auch der Petersplatz quoll bis zur Engelsburg mit Menschen über. Überall in der Stadt waren Großbildleinwände zum Public Viewing aufgestellt und die Menschen saßen weltweit an den Fernsehern. Papst Eduard I. fuhr auf seiner Tante Paula geräuschlos in den Dom ein. Die Leute riefen: „So geht’s nicht weiter auf die Dauer, Eduard, wir brauchen neue Power!“ Wohlriechender Weihrauch schwängerte ganz Rom. Die Protestanten und Pfingstler husteten begeistert vor Freude. So etwas kannten sie bisher noch nicht. Papst Eduard trat an den Hauptaltar. Auf ihm stand, man glaubt es kaum, Martin Luther unter einem weißen Leinentuch. Ein Künstler aus Wittenberg hatte diese lebensgroße Lutherstatue extra für diesen Tag entworfen und sie sollte nun ihren Platz im Petersdom für immer finden. Anna-Leena trat von hinten an den Altar und zog mit einem Rutsch das Leinentuch von Martins Haupt. Er stand da wie eine deutsche Eiche! Die Orgel spielte dazu ein bis dahin noch nie im Petersdom erklungenes Kirchenlied: „Ein feste Burg ist unser Gott ein gute Wehr und Waffe …“ Viele Menschen sangen mit. Einige hörten es zum ersten Mal in ihrem Leben. Plötzlich, aus wahrlich heiterem Himmel, kam ein Brausen wie das eines gewaltigen Windes und erfüllte den Raum. Drinnen und draußen, an den Fernsehern und im letzten Winkel Roms erhoben die Menschen ihre Stimmen, freuten sich und riefen: „Weg mit dem Bann über Martin Luther, nur eine Kirche ist unsere Mutter!“ Eduard weinte vor Freude, fiel auf seinen kleinen Maulwurfbauch und sagte leise zu Anna-Leena: „Papst Johannes Paul war ein so guter Papst wie Luther es gewesen wäre!“ Anna-Leena nickte. Sein Freund Alex aus Freiburg hielt eine Kerze in seiner Hand und Eduard ließ einen Bettler, der ein wenig nach Urin roch, predigen. Der Mann wollte vor einiger Zeit bereits sein Wohnzimmer betreten, doch er wurde aus dem Dom geworfen. Er freute sich nun endlich zuhause bei seinen Menschen sein zu können und er trat an den Ambo. Der Kirchendiener Francesco hielt zitternd eine weitere Kerze in der Hand und der Bettler begann seine Ansprache: „Meine lieben Freunde! Heute ist Pfingsten. Und da, wo Menschen sich im Namen der Liebe versammeln, da bin ich immer mitten unter ihnen, mal als Bettler, mal als Edelmann!“ Während er noch sprach, erstrahlte sein Gesicht. Es wurde so hell wie das Licht in Himmelshausen und die Menschen erkannten ihn. Wie aus einem Mund riefen sie laut: „Jesus!“ Er ging durch ihre Reihen, zuerst zu den Kranken, legte ihnen seine Hände auf und da war sie wieder: Die Urkraft, die ihn schon damals in Galiläa begleitete und die in der ersten Kirche das Sagen hatte. Alle wurden gesund. Der Bettler löste sich in Duft auf und seine Liebe erfüllte alle. Viele beteten und dankten Gott für seine überraschende Gegenwart, jeder in seiner Art. Einige weinten, andere lachten. Doch alle waren fröhlich. Keiner blieb unbeteiligt und niemand musste sich irgendwie religiös anstrengen oder fromm martern. Allen gehörte die Liebe Gottes und die Freude stand jedem ins Gesicht geschrieben. Kinder spielten fröhlich und tanzten singend um den Altar. Die Schweizer Gardisten zogen ihre Uniformen aus und eröffneten ein Kasperltheater in den Beichtstühlen. Die neue Lutherstatue fand später neben Michelangelos Pietà im Eingangsbereich einen ehrwürdigen Platz. Der Kirchenbann war nach fast fünfhundert Jahren endlich gebrochen. Martin hatte inzwischen eingesehen, dass sein Juden- und Hexenhass nicht im Sinne des Erfinders war und er rehabilitierte sich durch Eigenreformation. Weltweit läuteten spontan die Glocken und die Minarette begannen, sich vor Freude zu biegen. Selbst in der Schweiz hörte man den Ruf des Muezzin: „Allah ist groß!“ Keiner sagte mehr: „Es geht nur so!“ Jeder lebte in seiner Art und Weise. Herr Professor Küng porschte glücklich mit Eduards Geschenk durch Rom und keiner neidete ihm mehr seinen flotten Flitzer. Endlich hatten es die Kirchen geschafft und begriffen, ihre Grenzen und Zäune liebend zu überwinden. Die Kirche war gerettet! So feierte man drei Tage lang und die Fröhlichkeit griff in Windeseile um sich. Der Maulwurf Papst Eduard mischte sich weiter wie gewohnt unters Volk. Er spielte mit den Kindern auf dem Petersplatz Fußball und ließ ein Schachbrett aus Marmor in den Boden vor dem Dom einarbeiten. Primus inter pares, der erste unter Gleichen. Hier sah man ihn und Anna-Leena abends öfters mit den Menschen diskutieren. Einigen nahm er auch schon mal auf dem Brunnenrand sitzend die Beichte ab. So einen lockeren und lockenden Papst hatte die Welt noch nie gesehen und keiner wollte mehr zurück in die Abteilung für Steiftiere und Kühle der alten Zeit. Papst Eduard deutete aber auch immer wieder an, dass er sich eines Tages selbst entthronen würde und rief alle auf, ihr Leben in den Dienst der Liebe zu stellen. Frauen wie Männer, Klein und Groß. Weltweit erfüllte dieser Geist die Menschen und die Kirche erkannte man wieder an ihrer ungebrochenen Lebensfreude und Liebesenergie. Hier und da keimte zwar noch mal ein Überrest bei den Unverbesserlichen auf, doch die Menschen beachteten es nicht. Sie hatten Besseres erfahren und gaben darauf acht, diese Freude nicht durch Lieblosigkeit wieder zu verlieren. So einfach war es. Gerechtigkeit war also nicht länger ein theologischer und abstrakter Begriff, sondern ein real erfahrbarer Zustand. Stille Nacht in Rom Advent, Advent ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier... Alle Jahre wieder packte die Menschen in den Metropolen dieser Welt der sogenannte Weihnachtsvirus. Unerbittlich schlug er zu. Viele verfielen kurzzeitig in einen Kaufrausch und Schenkzwang. Bereits Wochen vor dem 24. Dezember wurden die Straßen und Plätze mit unnötig verbrauchter Energie überleuchtet. Verdächtig heuchlerisch erklang hier und da ein Weihnachtslied an Orten, wo man sonst mit dem lieben Gott gar nix am Hut hatte. Anna-Leena und Eduard waren sich darüber im Klaren, dass es so nicht weitergehen dürfe. „Mit Weihnachten hat das alles nichts mehr zu tun!“, sagte Eduard zu seiner Frau angesichts voller Schaufenster, bunter Sterne und Lichtgirlanden über den Straßen. „Es ist aber auch eine Suche nach dem Licht!“, antwortete Anna-Leena. In dieser Adventszeit lud das Papstpärchen die Armen der Stadt zu sich in den Petersdom ein. Es gab leckere Waffeln und heißen Tee mit Honig. Die Obdachlosen durften dort kostenlos essen, trinken und selbstverständlich auch übernachten. All inklusive! Ärzte, Priesterinnen und Priester bedienten sie vorzüglich. Eduard öffnete die Kleiderkammern der Kurie und verschenkte die teuersten Roben und Gewänder an Bedürftige. Er sagte: „Wenn das Fest vorbei ist, macht bitte so weiter.“ Eduard erinnerte sich an einen Spruch seines Freundes Gerhard aus Pepitaland. Der sagte einst: „Jeden Tag feiern, so als wäre jeder Tag Weihnachten!“ „Alle Tage sind gleich heilig“, sagte Papst Eduard und die Armen applaudierten. Endlich war die Heuchelei vorbei und einige Menschen schliefen sogar im Dom für immer ein. Sie reisten direkt und friedlich nach Himmelshausen. Eduard hatte es geschafft, alles Hohe und Stolze aus dem Dom zu entfernen und die Armen nahmen ihren Platz ein. Selbst Gott kam aus seiner Freude nicht mehr heraus. Morgens ließ Eduard seine Freunde ausschlafen und gab denen, die zu einer Arbeit in der Lage waren, kleine Aufgaben. Luther stand zufrieden neben Maria am Eingang des Gotteshauses und sie flüsterte ihm eines nachts zu: „Die neue Zeit ist angebrochen. Ich hab’ den Wandel stets gerochen!“ Papst Eduard hatte vor, den mutigen Martin bald selig zu sprechen. Doch Martin sagte: „Lass mal stecken Eddy, ich bin es schon!“ Der heilige Abend nahte und besonders unter den Kindern stieg die Spannung, aber auch die Großen waren neugierig auf das, was da aus Rom wohl unter Papst Eduard geschehen würde. Doch es gab nichts Neues. Die Menschen besannen sich auf die Geburt des Erlösers und damit auf ihr größtes Geschenk. Ein Kind trat überraschend am Heiligen Abend an ein Mikrofon. Es hatte eine Geschichte in Bella Floras Krabbelgruppe gehört und wollte sie nun unbedingt weitererzählen. Sie handelte von einem sterbenskranken Kind. Aus dem Bett heraus konnte dieses Kind einen vor seinem Fenster stehenden Kastanienbaum sehen. Es war Herbst und das Kind wusste, wenn das letzte Blatt von diesem Baum gefallen war, würde es sterben müssen. Eduard hörte gespannt zu. Der Herbstwind kam und viele Blätter fielen ab. Nur das letzte nicht. Es blieb, für das todkranke Kind gut sichtbar, am Ast des Baumes hängen. Jede Nacht bangte das Kind. „Wird es morgen, wenn ich erwache noch am Baume sein?“ Es wurde Winter. Doch das Blatt fiel und fiel nicht ab. Das Kind wurde eines Tages gesund, doch der Nachbar, ein alter Mann und Freund des Kindes, starb plötzlich. Er hatte das Blatt in jeder Nacht, selbst bei klirrender Kälte, immer wieder an dem Baum befestigt. „Genau so ist Gott!“, sprach das Kind im Petersdom. „Er kümmert sich um uns, wie der Nachbar es für das kranke Kind tat!“ Es war mucksmäuschen still und alle verstanden den tiefen Sinn dieser kleinen und bewegenden Geschichte. Der Kindergarten „Viva Bambino“ bereitete dazu ein dreitägiges Krippenspiel für die Besucher der Christmette draußen auf dem Petersplatz vor. Bella Flora, die einstige „Attentäterin“ war inzwischen glücklich verheiratet und leitete mit großer Freude den Kinderchor. Eine lebendige Krippe aus Menschen war liebevoll aufgestellt und MTV und VIVA übertrugen alles live. Es begann zu schneien und die Obdachlosen und Bettler hatten es gemütlich warm in dem von Kerzenlicht erleuchteten Dom. Die Kraft von Pfingsten blieb der wachsenden Kirche herzerwärmend erhalten und erfüllte die Menschen mit großer Freude. Draußen auf dem Petersplatz brannte stets ein Feuer, an dem sich jeder wärmen konnte. Vieles war in der Kirche während des Pontifikats Eduard I. anders geworden. Doch sie bestand immer noch aus den unmöglichsten Gestalten. Jeder fand in seiner Art seinen Platz in ihr. Gleichschaltung von oben herab war für immer vorbei. Individualität erfreute die Welt und der Katechismus der Liebe wurde wieder wahr. Ja, man inhalierte sie geradezu. Papst Eduard und Anna-Leena suchten für sich einen Urlaubsort zwischen Weihnachten und Neujahr. Das Papstmäuschen wollte schon immer gern die Malediven kennenlernen, doch die gab es bereits nicht mehr. Bis Sylvester bereisten die Glücklinge mit ihrem fliegenden Teppich Ägypten zum Teil mit mercurem Meerblick. „Honeymoon, Honeymoon and the baby comes very soon!“ Beide genossen sich und den neuen Spirit after the Revolution, der das ganze Land erfrischt hatte. In Sharm El Sheik traf Eduard zufällig auf der Hoteltoilette den zurückgetretenen Präsidenten Mubarak. Dieser stöhnte sitzend auf dem Thron für Jedermann laut und unter Polizeischutz vor sich hin. Er hatte interne Verstopfungen wegen too much Money. Eddy war völlig klar, dass die Welt auch ohne einen Papst bestens klar kommen würde und so vertraute er den Kindern, Jugendlichen, Frauen und Männern seine Kirche immer mehr an. Er hasste es sowieso, wenn sich alles nur ständig um ihn und seinen Bauchnabel drehte. Sein Traum von einer liebenden Kirche war realisiert, und er hatte die schmerzhafte Trennung der Christen und aller Religionen überwunden. Weltfremdheit wurde mit Liebe ersetzt, und er entthronte sich danach immer mehr und war vielleicht gerade deshalb ein besonders guter Hirte. Auf den Straßen und Plätzen liebte man ihn, so wie die Stimme es aus dem Licht in Himmelshausen einst zu ihm gesagt hatte, und die Leute riefen: „Unser lieber Eduard, für dich war’s manchmal ganz schön hart. Doch mit Liebe und Geduld, vertriebst du manchen toten Kult! Einer von den Kleinen und sonst weiter nichts. Einer von den Reinen aus dem Reich des Lichts! Eddy, we love you!“ Die Bodyguards waren in den Tagen zwischen Weihnachten und Sylvester auch bei ihren Familien, und Neujahr fing alles wieder von vorne an. „Immer schön locker bleiben!“, sprach der Maulwurf, „denn kurvige Wege sind immer spannender als Trampelpfade!“ „Bist du etwa ein Jude?“, fragte Anna-Leena erstaunt. „Vielleicht! Eines bin ich auf alle Fälle. Gemeinsam mit Bischof „Herzblick“: Ein Prisma, in dem sich Leid und Freude bricht. Unser König ist übrigens auch so einer!“ Papst Eduard veröffentlichte während seines Pontifikats nur eine Enzyklika. In dieser konnte die Welt folgendes lesen: „Wenn jeder allem, ob Tier, ob Pflanze, ob Mensch, ob Stein, ob Gedanke, Religion, Wasser oder Luft, alles und jedem stets mit Achtung, Respekt und Wertschätzung entgegenkommt und alles in seiner Art achtet, so glaube ich, wird es auf der Erde ganz gut laufen und so mancher würde sogar glücklich sein. Mischt euch ein, empört euch und spottet, wenn nötig dem offensichtlich Falschen, damit der Wahrheit in Liebe alle Ehre zu Teil wird!“ Eduard Kratzfuss zog seine Papstkleidung für immer aus, nahm seine geliebte Kirchenmaus fest an die Hand und ging mit ihr fröhlich pfeifend zurück ins ewige Licht. Anna-Leena blickte Eduard dabei tief in die Augen und sagte: „Eddy, soviel Liebe, wie du brauchst, hat selbst der liebe Gott nicht. Er weiß ja schon gar nicht mehr, wo ihm der Kopf steht!” Eddy warf ihr ein liebevoll zugekniffenes Auge zurück, blickte auf seine Schuhe, dachte an seinen lieben Freund Gerhardt, und lachte und lachte und lachte! Sie liebten, und das gefiel Gott! -------------------------------------------------------------- Danksagungen! Verleger beider Kirchen haben das Manuskript gelesen und meist gelobt. Keiner jedoch hatte den Mut es herauszubringen! Deshalb freue ich mich in Reinhard Komar vom Deutschen Buchverlag (dbv) einen Mann gefunden zu haben, der unser Werk in gedruckter Form unters Volk gebracht hat. (amazon) Norbert Denef danke ich herzlich für sein ehrliches Vorwort und empfehle Leuten mit starken Nerven sein Buch: „Ich wurde sexuell missbraucht!“ Bernhard Müller dem Verleger des ersten Bandes EDUARD KRATZFUSS (fe-medien) danke ich für die weitherzige Kooperation mit dbv und mir. Walburga Hilbert für ihre künstlerische Begleitung mit dem geschulten Herzensauge! Dank auch an den „Master of Slide“ und Wundergitarristen Kieran „Gutmut“, für die Beratung und die vertrauensvolle Einsicht in seine leidvollen Erfahrungen während des Praktikums im Pfarrhaus „Bubenzell“ und seiner Zeit im Priesterseminar. Danke dem Innenminister a.D. Heinz Eggert für seine Rezension zu Papst Eduard! Spezieller Dank gilt dem Künstler und Internetdesigner Manuel Nordus von Palme Design für seine stets treffenden Illustrationen und die Umsetzung meiner Ideen. Dem mutigen Sänger TESORO aus Klösterreich und den KON DOMSPATZEN danke ich für den „Überraschungsauftitt“ auf dem Petersplatz! Die Textrechte des Liedes PRIESTERSEMINAR! liegen bei Peter Neuhof, der ihn zum Abdruck ohne finanzielle Absichten für dieses Buch zur Verfügung stellte. Ich wünsche ebenso KIERAN HILBERT & FRIENDS viel Erfolg! „Ohne Blues kein Blues!“ Giorgio Martocchi & ALEX danke ich herzlich für die Textberatung von der Fa. „WENIGER IST MEHR!“ Udo Lindenberg danke ich für Freundschaft und seine „Sizilianische Ausbildung“, die ich in seinen Panikbetrieben über viele Jahre genießen durfte. „Gerhard“, ich hab dich lieb und die Kerzen brennen! Rolf „Rocco“ Klein für seinen lieben Brief. Dem Autorenberater Levin Hilbert (9) danke ich für seinen Tipp mit dem Papst doch bitte ehrwürdig umzugehen. Bernd Hans Göhrig (Initiative Kirche von unten, das Reich der Maulwürfe:-) für den Tipp Norbert Denef das Vorwort schreiben zu lassen. Dem Pinselartist ® Ralf Metzenmacher für die Unterstützung und geistige Bereitheit die Schandtaten einiger Kirchendiener unverblümt auf Leinwand zu bringen. Der Sozialpädagogin Julia Fiedler – Malzer für ihr kritisches Probelesen und die Beantragung des Bundesverdienstkreuzes am langen Bande für EDUARD KRATZFUSS beim Bundespräsidenten Wulff. Dem Bundespräsident Wulff danke ich für seine positive Bewertung des Maulwurfserstlingswerkes in seinem Antwortschreiben an Frau Fiedler. Petra Hagenstein fürs Probelesen in Lateinamerika. Der Chefrezensionistin Martina Haas für ihr schlaues Auge! Helko Riedinger und dem Team vom Hotel Camp Reinsehlen. Bei euch fliegen die Inspirationen stets angenehm & tief! Besonders bei Annika Wieneke. Dem Hoteldirektor Gamal Hassan und seinem Sunshineteam vom Mercure Hotel Dahab Bay View Resort danken Anna-Leena und Eduard für die sehr spezielle und revolutionäre Zeit in Ägypten 2011! Den Lebensfreude -und Gesundheitsexperten Angelika Preißer, Prof. Barbara Maasche, Dr. Dee & Jörg F®ischer & Team für ihre gesundmachenden Gedanken in Mobbingzeiten. Pfarrer Leonhard Gronbach danke ich ganz besonders für seinen stets validierenden Rat & die beihelfende praktische Treue zum Maulwurf und Anna-Leena! Dem Friedenshort Freudenberg und seiner bundesweiten diakonischen Arbeit bleiben wir gerne herzlich verbunden. Versprochen! Dem Lebensfreudemops Titus alias Sundance und seinem „Mopsbruder“ Marph danke ich für seine stets guten Lebensgeister! Folgende Sponsoren haben es ermöglicht das gedruckte Buch bei dbv rauszubringen: Julian Köhler & Team von TANTE PAULA, der Elektrorollerspezialist aus Hamburg. Dem Team von MARENGO, für die Finanzierung der zum Buch gehörenden Homepage www.eduardkratzfuss.de Und auch PeTA sei Dank! GEBERS KÜCHEN aus Neuenkirchen brachten den Papst zum Kochen und das Trainingslager KUCKUCK sorgte mit seiner Spende dafür, dass Sie nun lesen was sie lesen. Ebenso großen Dank an Michael von Massivholzmöbel-Brasil und meinem Künstlerkollegen Walter Veit vom Dentallabor Rommerskirchen & Veit, Dem innovationsfreudigen Axel Kaiser von der Fa. DENTTABS. Lieben Dank auch an die Tierarztpraxis Dr. Andrea Niebergall & Team und dem Mann für beste Zahnkultur: Dr. Wieland Klöss & Gesa(mt)team.... Eduard ist in guten Händen! Das Fahrradhaus Louis ist mehr als auf dem Punkt! Jens Kröger Musikevent sorgte für Licht & Ton in Rom. Wer hätte das gedacht Jens? Von FUTURE bis ROCK THE POPE! Wenn sie sich mal was ganz Leckeres aufs Brot streichen wollen nehmen sie LAVIDOUCE. Danke auch an Axel Becker & Vera Stratmann von Beluga-Reisen. Für alle die in ihrem Leben gern einmal „abtauchen“ möchten ist und bleiben die beiden mein Geheimtipp! Danke auch an das Druckstudio Tostedt Klaus & Klaas Dittmer für Eddys „Tatzogrammkarten!“ Köstlich ist der Papstring des Goldschmieds Olaf Böhrnsen aus Tostedt geworden! Danke Olaf, auf die nächsten 225 Jahre J!!! Danke auch an viele kath. Priester, die mich oft, sogar gegen die Lehre ihres Oberhauptes, gut beraten haben. Besonders danke ich aber Prof. Dr. Hans Küng für sein wahres Statement zum Buch. » Manche Erscheinungen in der Katholischen Kirche sind heute nur noch mit Humor zu ertragen. Man lese und lache! « Einige Priester jedoch wollten aus Angst vor möglichen Repressalien namentlich nicht erwähnt werden. (Traurig genug!) Deshalb danke ich anonym meinem Freund und Berater: Dr. Oscar Durchblick. Prof. Dr. Dr. Hasenhüttl danke ich herzlich für seinen Humor und Mut. Pfarrer Klaus Knackstedt für seine warmherzige und offene Beratung und seinen Einsatz für Kieran „Gutmut!“ Dank auch an den Sektenbeauftragten der kath. Kirche Pfarrer Gary Lukas Albrecht vom Bistum Essen für die theologische Beratung und Begleitung „Gutmuts“. Es ist natürlich auch für mich sehr traurig, dass ich letztlich eine Satire (Spottschrift) über einige Zu -und Umstände in der Katholischen Kirche schreiben muss. Aber es ist wirklich so, dass ich in den letzten Jahren vieles erlebt und erfahren habe, das zum Teil jenseits aller Beschreibungen liegt und mit Kirche wahrlich nichts mehr zu tun hat. Ich danke dem lieben Gott, dass ich und Teile meiner Familie da überhaupt heil raus und wieder rein gekommen sind. Aber sie wissen ja: „Maulwürfe kommen stets durch!“ Ich freue mich auf spannende Begegnungen mit den Menschen dieses Erdreichs und natürlich auch schon auf Himmelshausen. Jede Ähnlichkeit mit real lebenden Personen und Orten wäre natürlich rein zufällig. Einige Namen und Geschichten im Buch sind von mir bewusst mit dichterischer Freiheit verfremdet worden. Ich wollte und will niemanden verletzen. Sollten Betroffene sich allerdings hier und da erkennen, bleibt es ihnen freigestellt sich mit Humor auszuhalten. Noch einmal herzlichen Dank an Bischof „Herzblick“ und an Mutter Teresa für die Fürsprache in Himmelshausen! Soli Deo Gloria! Erwin Hilbert Der Illustrator! Der Maler und Grafiker Manuel Nordus lebt und arbeitet in Nordwestmecklenburg. Nordus hat durch seinen Vater, einen aus Ostpreußen stammenden Kunstmaler, früh Anregung und Inspiration auf künstlerischem Gebiet erfahren und zeichnete schon immer gern. Bis er jedoch sein Talent zum Beruf machte, sollten noch etliche Jahre ins Land gehen. Nordus studierte an der TU in Ilmenau. Danach arbeitete er im CarlZeiss-Werk und anschließend einige Jahre am Institut für Mikrobiologie in Jena. Nach der Genehmigung seines Ausreiseantrages und den vorherigen jahrelangen Schikanen der DDR Behörden verschlug es Nordus und seine Familie über Umwege nach Norddeutschland. 1997 entschied Nordus sich als Maler und Grafiker selbstständig zu machen. Hier lernte er auch Erwin Hilbert bei einer gemeinsamen Kunstausstellung kennen. Nordus ist seit Jahren Hilberts Buchillustrator und Künstlerfreund und Gestalter des Himmelscafes. Den von PROMIKON mit dem DAVID AWARD 2009 ausgezeichneten Internetauftritt von Erwin P. Hilbert finden Sie unter: www.himmelscafe.de Eindrücke aus der Begegnung und dem Zauber mit Landschaften setzt er in Licht, Raum und Farbe auf die um. Im Sinne von Emil Nolde: …“ ich liebe die Musik der Farben. Die Farben sind meine Noten, mit denen ich zu- und gegeneinander Klänge und Akkorde bilde.“ Farben sind für Manuel Nordus der Schlüssel zum Zugang der Fantasie. Seine künstlerischen Ambitionen bewies er bereits meisterhaft 2010 im ersten Band: „Eduard Kratzfuss“ und auch im Nachfolgebuch „Papst Eduard I.“ ist er ein Illustrator der besonderen ART. Manuel Nordus Kontakt: www.palmedesign.de „Was der Papst nie lesen würde halten Sie gerade in Ihrer Hand!“ Eduard Kratzfuss und die Kirchenmaus Anna-Leena schocken in der Fortsetzung zu ihren „Geschichten eines Maulwurfs“ mit Unglaublichem. Sie „enttuschen“ Sex im Pfarrhaus, verschenken den Kirchenschatz und erfrischen mit frechem Rock’n Roll den Petersplatz. Unter den Zuhörern ist ein ungewöhnlicher Bettler. Mit ihm gehen beide auf eine abenteuerliche Reise in Richtung Himmelshausen. Die Welt staunt nicht schlecht als Papst (Ver)Tuschfinger plötzlich und unverhofft vom Amt zurücktritt. Eduard Kratzfuss wird sein „Nachfolger“ und ein äußerst beliebter Volkspapst. Das Credo: „Frisch, fromm, fraulich, frech“ revolutioniert den Vatikan. Als neuer „Spontifex“ verwandelt PAPST EDUARD I. mit seinen Sonderwühlrechten die „Versammlung der Steiftiere“ in ein wahres Haus der Freude. Die Kurie tobt und beide entgehen nur knapp einem Attentat. Erwin Hilberts Satire zielt nicht auf eine plumpe Verspottung der Kirche ab. Mit ganz eigenen Humor berührt er ohne Tabus auch traurige Wahrheiten und regt zum Umdenken an. Die Illustrationen von Manuel Nordus vertiefen Hilberts Themen, Norbert Denef, wie >DER SPIEGEL< berichtete, von einem kath. Priester über Jahre sexuell missbraucht, schreibt ein bewegendes Vorwort. » Manche Erscheinungen in der Katholischen Kirche sind heute nur noch mit Humor zu ertragen. Man lese und lache! « Prof. Hans Küng PAPST EDUARD I. ist k e i n Kinderbuch!