Erfahrungsbericht - Akademisches Auslandsamt

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Erfahrungsbericht - Akademisches Auslandsamt
Erfahrungsbericht
Name: F e l i x S c h w a b
Studiengang und -fach: Rechtswissenschaften
Austauschjahr: WS 2015/16
Gastuniversität: University of Strathclyde
Stadt: Glasgow
Land: Schottland
Aus Spam- und Datenschutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht. Studierende der Universität Augsburg können diese auf Anfrage im Auslandsamt erhalten.
Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Universität Augsburg wider. Für den Inhalt des Berichts ist der/die Verfasser/in verantwortlich. Das Akademische Auslandsamt behält sich vor, ggf. Änderungen vorzunehmen.
Ankunft: Ich bin mit dem Flugzeug zum Flughafen Glasgow International geflogen.
Von dort aus gibt es die entweder die Möglichkeit mit dem „Glasgow Shuttle“ oder
einem Taxi direkt in die Innenstadt zu fahren, wobei der Bus mit 7 Pfund Fahrtkosten
die deutlich günstigere Methode sein sollte, wenn man alleine unterwegs ist.
Alternativ kann eine Anreise auch über den Flughafen in Edinburgh stattfinden. Dann
muss jedoch eine einstündige Busfahrt von dort aus bis zur Innenstadt von Glasgow
eingeplant werden, die ca. 10 Pfund kostet.
Falls man bereits vor Semesterstart ankommen sollte, um sich eine Wohnung zu suchen oder einfach Zeit in Glasgow zu verbringen, ist das Euro Hostel sehr empfehlenswert. Es ist zwar nicht das Modernste von der Inneneinrichtung her, die Zimmer
sind jedoch sehr sauber und die Lage ist unschlagbar, da es sich unmittelbar im Herzen von Glasgow befindet (2 min Fußweg bis zum Hauptbahnhof und 5 min zum
Hauptplatz). Preislich sind Betten ab 14 Pfund zu haben, je nachdem, mit wie vielen
anderen Gästen man ein Zimmer teilen möchte bzw. für welchen Wochentag man
gebucht hat.
Unterbringung: Ich habe in dem Studentenwohnheim „Birkbeck Court“ mitten auf
dem Uni-Campus gewohnt. Die Wohnungen dort sind in 6er WGs aufgeteilt, sodass
ich mit 5 anderen internationalen Studenten, die aus der ganzen Welt kamen, zusammengelebt habe. Jeder hatte sein eigenes kleines Zimmer; einen großen Wohn/Küchenraum, Bad und Toilette haben wir uns geteilt. Kochutensilien waren überwiegend nicht vorhanden, es bietet sich jedoch an, diese direkt Ort zusammen mit den
anderen Mitbewohnern zu erwerben. Hierfür eignet sich die Geschäftskette „Argos“,
die mehrere Filialen in der Innenstadt hat und so ziemlich alles an Haushaltsgegenständen für kleines Geld anbietet. Zugegebenermaßen waren die Wohnung und die
einzelnen Zimmer nicht sonderlich hochwertig eingerichtet, jedoch ist es für einen
Studenten völlig ausreichend. Zumindest in Birkbeck Court wird sich dies jedoch spätestens in ein paar Monaten ändern, da das gesamte Wohnheim zurzeit grundrenoviert wird. Ich habe mir auch schon die modernisierten Wohnungen angesehen und
muss sich sagen, dass eine deutliche Verbesserung erkennbar war. Eine sehr mo-
derne Küche, ein zusätzliches Sofa und eine zusätzliche Dusche/Toilette. Sehr vorteilhaft ist der wöchentliche – im Mietpreis mit inbegriffene – Putzservice. Ein Waschraum ist neben den Wohnheimen gelegen und gegen Geld benutzbar. Die Monatsmiete liegt bei 400 Pfund, bei einigen anderen Studentenwohnheimen ist sie sogar
noch etwas höher. Im Vergleich zu privaten Wohnheimen und Wohnungen in der
Innenstadt ist der Mietpreis jedoch mehr als annehmbar, das das Mietpreisniveau in
Glasgow sehr hoch ist. Ich kann jedem Studenten nur dringend empfehlen, sich für
einen Wohnheimsplatz auf dem Campus zu bewerben. Nicht nur die finanziellen Ersparnisse sind beachtlich, sondern auch das Zusammenleben mit den Mitbewohnern
ist eine tolle Erfahrung. Als Neuankömmling war ich komplett auf mich gestellt und
war froh, in meinen Mitbewohnern eine Hilfe zu finden. Zudem knüpft man direkt
neue Kontakte und – wie bei mir – Freundschaften, die auch noch nach dem Semester gehalten haben. Insgesamt habe ich das Zusammenleben als sehr familiär empfunden. Ein weiterer Vorteil von Unterkünften auf dem Campus ist die unmittelbare
Nähe zu den Hörsälen, Seminarräumen und der Bibliothek. Auch die nächsten Supermärkte und viele Pubs und Clubs sind von dort aus in 5-10 min Fußweg erreichbar.
Weniger empfehlenswert ist meiner Ansicht nach eine Wohnung im West End. Dieses Viertel ist zwar auch sehr studentisch geprägt, da dort viele Studenten der anderen großen Universität (University of Glasgow) leben, und bietet viele Freizeitmöglichkeiten, jedoch muss man einiges an Fahrtzeit mit der U-Bahn und dann zu Fuß
zum Unicampus einplanen. wird. Das East End ist finanziell zwar attraktiver zum
Wohnen als der Westen und die Innenstadt, ist jedoch nicht sonderlich schön und auf
Grund der dortigen Sozialstrukturen zumindest nachts nicht für alleinige Spaziergänge zu empfehlen.
Uni und Campus: Wie bereits angeführt ist die University of Strathclyde eine Campus-Uni. Dementsprechend sind alle Gebäude nicht mehr als 5 min voneinander entfernt. Fantastisch ist auch die Lage mitten in der Innenstadt. Ein Mensasystem wie in
Deutschland gibt es dort nicht. Allerdings gibt es einen unieigenen Pub, das Lord
Todds, welches sich in der Nähe der Studentenunterkünfte befindet und kostengünstig Getränke anbietet. Die Universitätsgebäude sind durchschnittlich ausgestattet.
Hervorzuheben ist jedoch die riesige Bibliothek.
Alle Vorlesungen werden selbstverständlich auf Englisch gehalten. Ich hatte jedoch
keine großen Probleme, den Professoren zu folgen, selbst denen mit schottischem
Akzent nicht. Insgesamt merkt man, dass an der Universität ein sehr internationales
Englisch gesprochen wird und nicht, wie ich ursprünglich befürchtete, ein möglicherweise Verständnisprobleme bereitendes „schottisches Englisch“. Neben den Vorlesungen sind in den meisten Studiengängen anweisenheitspflichtige Tutoria zu belegen, die in kleinen Gruppen vorlesungsbegleitend den Stoff erarbeiten. Die Kleingruppenatmosphäre und einen persönlichen Ansprechpartner bei Problemen im Studium habe ich als hilfreich empfunden. Jedoch ist auch insgesamt die Hilfsbereitschaft der Unimitarbeiter hervorzuheben. Zumindest in Jura war das Kursniveau, von
den Schwierigkeiten der sprachlichen Umstellung abgesehen, vertretbar. Anders als
in Augsburg ist es an der dortigen Uni auch üblich, im Laufe des Semesters Assignments zu erledigen, die in die Endnote mit einfließen. In einigen Vorlesungen wird
geraten, teure Literatur zu kaufen, jedoch ist die aus meiner Sicht zumindest für die
Anfängerkurse weitgehend überflüssig.
Lebenshaltungskosten: Die Lebenshaltungskosten in Glasgow sind sehr hoch. Besonders teuer ist es, auswärtig essen zu gehen, da selbst einfaches „pub food“ or-
dentlich ins Geld geht. Zu empfehlen sind Discounter wie Aldi oder teilweise auch die
Kette Sainsburrys oder Tesco. Vorteilhaft ist, dass viele Supermärkte durchgehend
tolle Rabattangebote haben. Auch die Getränke in Pubs sind recht teuer. Allerdings
profitiert man davon, dass es in Glasgow viele Clubs gibt, die miteinander um Gäste
konkurrieren. Dementsprechend gibt es oft (Studenten-) Specials, bei denen man
durchaus „Schnäppchen“ bei Eintritts- und Getränkepreise machen kann.
Leben in der Stadt: Die Stadt Glasgow ist fantastisch. Es ist eine sehr kontrastreiche Stadt, in der sich sehr schöne alte Gebäude an heruntergekommene reihen.
Diese Kombination macht jedoch auch ihren Charme aus. Die Schotten sind Ausländern gegenüber extrem aufgeschlossen und hilfsbereit und auch insgesamt sehr
umgänglich. Der Glasgow-typische Slogan „People make Glasgow“ trifft zu einhundert Prozent zu. Die Stadt ist trotz ihrer beachtlichen Größe auf Grund des hohen
Studentenanteils von diesen geprägt. Insbesondere während des Studienalltags und
des Nachtlebens ist dies bemerkbar. Einkaufsmöglichkeiten gibt es zahlreiche, da
Glasgow nach London die größte Modemetropole in der gesamten UK ist. Es gibt
eine nahezu unüberschaubare Gastro-, Bar- und Clubszene, sodass Liebhaber dieser Bereiche definitiv auf ihre Kosten kommen, Darüber hinaus bietet Glasgow eine
Vielzahl an Museen. Auch einige große Parks sind vorhanden, die sich hervorragend
zum Joggen eignen.
Klima/Wetter: Das Wetter ist in Glasgow und ganz Schottland sehr unbeständig. Es
ist zwar nicht ganz so kalt wie in Deutschland, kann jedoch durch die häufig auftretenden Stürme und unerwarteten Regenfälle etwas unangenehm werden. Jedoch
habe ich mich sehr schnell daran gewöhnt und es nicht wirklich als Belastung empfunden. In den ersten zwei Monaten hatten wir hingegen Glück mit dem Wetter, es
waren durchgehend 20 Grad und Sonne. Das allgemeine Vorurteil über das schlechte schottische Wetter ist also nicht zu bestätigen.
Umgebung: Insbesondere die direkt an Glasgow angrenzenden Highlands bieten
sich zu zahlreichen Touren an. Sehr schnell erreichbar ist der Nationalpark Loch Lomond. Außerdem zu empfehlen ist ein Besuch der Insel Isle of Skye, die von National Geopraphic zur viertschönsten Insel der Welt gekürt wurde, die Stadt Inverness
im Norden, Loch Ness, St. Andrews und Edinburgh. Es gibt zahlreiche Anbieter, die
dahingehend Bustouren anbieten. Von dieser Möglichkeit sollte man unbedingt Gebrauch machen, das sie nicht nur von professionellen Belgleitern geleitet werden,
sondern auch im Vergleich zur Automiete deutlich günstiger sind. Das Naturerlebnis
in den gesamten Highlands ist überwältigend. Ich habe selten so schöne Orte mitten
in der Natur gesehen. Selbst für Menschen, die für solche Touren normalerweise eher nicht zu haben sind, ist es empfehlenswert.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mein Aufenthalt in Schottland in jeder Hinsicht ein Volltreffer war und ich Erasmus uneingeschränkt weiterempfehlen kann, da
der Bewerbungs- und Vorbereitungsprozess sehr unkompliziert und die Betreuung
vom Akademischen Auslandsamt hervorragend ist. Sprachlich gesehen wird sich bei
den meisten ein deutlicher Fortschritt zeigen. Auch persönlich entwickelt man sich
weiter. Selbst wenn dies etwas schwer konkretisierbar ist, so habe ich doch festgestellt, was ich in den nächsten Jahren machen oder auch nicht machen möchte. Insofern ist das Erasmussemester definitiv ein persönlicher Reifeprozess. Zudem ist die
Gemeinschaft mit den anderen Erasmus- und internationalen Studenten eine unglaublich tolle Erfahrung. Bei allen meinen Bekannten und mir haben sich in kürzes-
ter Zeit enge Freundschaften entwickelt. Mit meiner jetzigen Erasmus Erfahrung
kann ich nur jedem wärmstens empfehlen: Macht es! Ihr werdet es sonst irgendwann
später bereuen!