Meine Armeezeit von 1977-1980 - Denk-MAL
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Meine Armeezeit von 1977-1980 - Denk-MAL
Meine Armeezeit von 1977-1980 Ich habe fast keine guten Erinnerungen daran 1. Unteroffiziersschule Prora auf Rügen (6 Monate) 2. Panzerregiment 22 in TorgelowSpechtberg bei Eggesin (2,5 Jahre) Gekürzt 2011 für Stefan Wolter Vor der Asche Vor der Armee wollten die jungen Männer meist nicht dorthin. Sie fragten sich: "Warum denn gerade jetzt? Jetzt, wo die Schule endlich vorbei ist, wo ich eine eigene Wohnung möchte? Warum kann ich nicht später zu Asche gehen? Bis 26 ist doch Zeit?" Eine gute Frage, die sich viele gestellt haben. Aber nur wenige hatten das Glück oder die Schlauheit, das auch so hinzukriegen. Es kam dann immer das Argument: "Du willst dich doch nicht als 26jähriger von 18jährigen schikanieren lassen?", "Mach's gleich, dann hast du's hinter dir." - Das zog. Auch die Offiziere des WKK und die Lehrer an der "Penne" kannten diese "Motivation", um ihr Soll zu erfüllen und setzten es ein. - Daher meine Schlußfolgerung, daß die E-Bewegung von der NVA-Führung gewollt war. - Die älteren Soldaten (ab 23) haben aber dann seelisch gar nicht zusätzlich darunter gelitten, wenn ein 19jähriger E ihnen "Dampf" machte, denn das Argument mit dem Altersunterschied zog doch und verunsicherte solche jungen E's. Ich zumindestens habe Soldaten über 23 als ausgeglichener in Erinnerung, auch wenn sie Spritzer waren. Oft hatten sie schon eigene Familie oder Ehe. Das gab seelischen Halt. Ein analoges Argument bezüglich UaZ hörte ich selbst bei meiner Musterung (16.03.76) in Bezug auf "Unteroffizier auf Zeit". Nämlich (jeder kennt es): "Sie wollen sich doch nicht während ihrer Armeezeit von 8-Klassen-Schülern kommandieren lassen?" - Außerdem wiesen die Musterungsoffiziere darauf hin, daß sie die Befehlsgewalt lieber bei Leute mit höherer Bildung sehen. (Um das Argument auszuschließen, daß ja genügend andere Abiturienten UaZ machen können.) - Hier wirkte dann schon bei mir die lange Konditionierung darauf (Pioniere, FDJ, etc.), daß man eine "Ehrenpflicht" gegenüber Staat habe. - Und ich glaube, dann kam auch noch das Argument, man für die anspruchsvolle "Technik" eben gebildetes Personal brauche (sehr schmeichelhaft). Und: Meiner Meinung war das eine Anspielung auf die E-Bewegung. "Die 8-KlassenSchüler" haben in mir sofort die schon gehörten Gerüchte über die Drangsalierungen zwischen den Diensthalbjahren 'hochgeholt'. Das weiß ich noch ziemlich genau. Leider erinnere ich mich nicht mehr an genauere Mimik, Gestik, Tonfall der WKK-Offiziere und ob ich daraus vermuten dürfte, das ihnen bewußt war, was sie da gerade taten. Ich vermute es aber solange, bis alle Archive der Kommunisten geöffnet und ausgewertet sind und das Gegenteil zweifelsfrei festgestellt ist. Aber wer das System der "Parteiinformationen" noch kennt, der weiß noch, daß sich gewisse Schlagworte (und eigentümliche Formulierungen) wortwörtlich bei verschiedenen Anläßen wiederholten. Hieraus könnte ich schlußfolgern, daß es irgendwo in einer Stasi(KGB-)-Psycho-Abteilung ein paar ganz raffinierte Psychologen gab, die sich sehr wohl über unbewußte Ängste im klaren waren und ihre Sprachrohre und Handlanger gar nicht darüber aufklären brauchten, weil deren Ergebenheit genügte, wenn der Hinweis in einer "Anleitung für Musterungsgespräche" zu lesen war: "Hinweis auf mögliche Drangsalierung durch 8-Klassen-Schüler". - Vielleicht findet sich ja irgendwann solch eine Art "Handzettel", denn es ist unwahrscheinlich, daß es dort nichts Schriftliches gab. (Weil die Musterungen über Jahre hinweg nach dem gleichen Schema geführt wurden.) - Kurz und gut: Dies würde wiederum zeigen, daß die EK-Bewegung von der NVA-Führung 'gern gesehen war'. (Nachsatz: In der Truppe aber gab dann es unter den Grundwehrdienstlern genügend Abiturienten und 'Kulturpersönlichkeiten', um geistigen Austausch und Zusammenhalt zu finden. Es war also keinesfalls so, daß dort nur "8-Klassenschüler" waren. Unter den UaZ gab es keinen Abiturienten. - Nur einer, 'Fischi', hatte Berufsausbildung mit Abitur. Erst "mein Spanner", der ein Jahr später kam, hatte normale EOS gemacht. - Ich hatte also keinen "Partner" unter den Uffzen, da die anderen ziemlich deutlich ihre Nicht-AbiturKomplexe heraushängen ließen und auch sonst sich nicht für Bücher oder Kultur interessierten. - Auf einer Bude war ich so sehr Außenseiter, daß ich umziehen mußte. ) Bei der "Einberufungsüberprüfung" (02.09.77) eröffnete sich mir überraschend die Möglichkeit "abzukohlen". Ich hatte darauf beharrt, daß ich mich nur für "Chemische Dienste" verpflichtet hätte, was aber wegen meiner Brille nicht ging. (Das war Absicht, um noch einen Faustpfand zu haben.). Irgendwie scheint der Mann (ich war allein im Zimmer mit einem "Zivilisten") sein tägliches UaZ-Soll schon erfüllt zu haben, oder vielleicht tat ich ihm irgendwie leid oder er war müde. Jedenfalls sagte er völlig überraschend: "Na, gut, dann eben 18 Monate." (sinngemäß, er hat's genuschelt). Hier war sie, die einmalige Chance, der ich meine ganze Jugend hindurch hinterhergerannt war. All die Jahre hindurch. Seit meiner ersten "Verpflichtungserklärung." ... Siedendheiß wurde mir. Ich müßte jetzt nur mir meine Freude nicht anmerken lassen und betrübt und achselzuckend sagen: "Ja, leider...". - Aber seit jener Sekunde im Herbst 1977 sind 24 Jahre vergangen... ich kann wohl kaum noch mal 'zurückrennen' in das "WKK Pankow", in das denkwürdige Zimmer 'Grundwehrdienst'." und hineinrufen: "Ja, da bleibt wohl nur, ... der In diesem Augenblick der Entscheidung spürte ich meine gesamte Konditionierung. Ja: Ich hatte mir schon ausgerechnet, wieviel ich während der 3 Jahre sparen würde. Ja: Ich wollte die Aufstiegschancen bekommen, wenn ich nach der Asche studiere. usw. - Jedenfalls war es "Asche": Entgegen meinem deutlichen und großen Angstgefühl gegen die Asche, lenkte ich ein und suchte mir aus dem 'Angebotskatalog' die "Nachrichten" aus. Was sich aber gemeinerweise, wie sich später herausstellte, nur auf die U-Schule bezog. 5 Sechstel meiner Aschezeit diente ich bei der 'Panzerwaffe'. Und selbst "Nachrichten", worüber die Gäste auf den 50. Geburtstag meines Stiefvaters, am 26.10.77 noch Witze gemacht haben - weil sie alle in der Abteilung "Nachrichten" der Zeitung "Union" arbeiteten -, stellte sich auch als Betrug heraus. Ich wurde in Prora zum "Panzerfunkmechaniker" ausgebildet, also zum Elektrobastler, und hatte nichts mit dem mich damals faszinierenden 'Amateurfunk' zu tun. Und damit immer noch nicht genug: Die Elektro-Ausbildung in Prora war noch weniger als 'unter aller Sau'. Man lernte auf diesem Gebiet quasi nichts. Werbung Doch zurück zur "Werbung" in der Schule (EOS "Friedrich List, Berlin-Pankow): In der 9. Klasse, im Februar, 'kamen sie'. (Jeder kennt das: viele fremde Männer in Uniformen.) Ich war weitgehend unvorbereitet. Vielleicht habe ich es vorher meiner Mutter gesagt. Durch Gespräche im Freundeskreis wurde sicher eine ungefähre Vorstellung erzeugt. Aber, was dann 'ablief', spottet jeder Beschreibung. Als 15jähriger hat man noch Angst vor vielen fremden großen Männern. Dem Direktor, der gerne den Schulappell in seiner Hauptmanns-Uniform 'abnahm'. Falls es in der 9. Klasse gewesen ist, dann trugen noch die vielen neuen Menschen in der neuen Schule (EOS) zur Orientierungslosigkeit bei. Jedenfalls verließen vor (und nach) mir reihenweise meine Klassenkameraden den entsprechenden Klassenraum als 'Offiziere' und '3-Ender'. (Kann es sein, daß die Reihenfolge so geplant war, daß es am Anfang einige 'Durchreißer' gab? War soviel Volkspsychologie vorhanden? Ich weiß es nicht. Aber ich war nicht der erste, wie ich es hätte sein müssen, nach meinem Anfangsbuchstaben.) Das ging rasend schnell und dauerte manchmal nur 5 Minuten. Wohl alle haben sich für 3 Jahre "verpflichtet". Und der eine, mein Kumpel Andreas, der standhaft beim Grundwehrdienst blieb, wurde nach der 10 Klasse wegen "ungenügenden" schulischen Leistungen von der Schule entfernt. (Ich glaube, er stand so 2,8, war also durchaus kein 'Schlußlicht'.) Aber vielleicht haben die Lehrer ihn auch mit Absicht schlecht benotet. ... Unser Klassenlehrer, Herr K., hat übrigens später Selbstmord gemacht. Ich habe Herrn K. als sensiblen, netten Mann und ordentlichen Lehrer - Geografie, Astronomie, Englisch - in Erinnerung. Mit dem Älterwerden (während der Schulzeit) sprang dann einer nach dem anderen wieder vom "Offiziersanwärter" ab. Auch mir glückte das in der 11. Klasse. Aber die 3 Jahre blieben noch über mir wie ein Damoklesschwert hängen. Ich konnte einfach nichts dagegen tun. Bekam keine Unterstützung von "zu Hause". Im Gegenteil: Meine Mutter zählte mir die Karriere-Vorteile von "3 Jahre" auf. Meine Einwände - die schlimmen Geschichten, die wir über die Asche hörten - wollte sie nicht wissen. So blieb mir nichts anderes übrig, als das Problem zu vertagen und herankommen zu lassen. (Was aber falsch war, wie sich später herausstellte.) Unteroffiziersschule Prora Das waren die Kompanieflure; also ehemals die "KdF"Flure. Das Foto ist von der Webseite des ProraMuseums. - Ich kann ergo nichts darüber aussagen, was die "Genossen" dort Kraft durch Freude unter diesem Motto gerade tun. - Mir scheint es ein offizielles Fotos zu wurde der Komplex zu Hitlerzeiten gebaut. sein. Und die Genossen Mir ist nicht bekannt, ob die Architekten damals eine Weisung hatten, die "NachNutzung" als Kaserne zu bedenken. Milan F., ein Zimmergenosse, redete schon früh vom "Abkohlen" durch die Fachprüfung zum Unteroffizier. Ich sah dann auch zweifelnden Prüfungs-Leutnant immer einfachere Fragen (über bekam bzw. einfache Aufgaben. (z.B. war deutlich von Ferne scheinen dort den "betonten Auftaktschritt" (oder wie das hieß) zu üben. Vielleicht aber machen sie gerade "Straf-Exerzieren". Wer weiß. mittels 'Durchfallen' später - wie er vom Funkgeräte) gestellt zu sehen, daß der Leutnant ein Kabel herausgezogen hatte.) Aber Milan hat das gut hingekriegt. Er durfte nicht die einfachste Frage bzw. Reparatur-Aufgabe lösen, er mußte sich konsequent dumm stellen ... beim geringster 'Fehler' hätte er sofort die Prüfung bestanden. Milan hatte auch einen Freund in unserem Zug, der es genauso gemacht hat. – Komischerweise blieben sie nur zu zweit innerhalb des "Zuges" (25? Jungen), obwohl jeder vorher bescheid wußte, also die Idee kannte. Mindestens 10 Leute aus meinem Zug hatten den Grips dazu, zu begreifen, daß das die letzte (und beste) Chance zum Abkohlen ist ... und diese 10 sagten auch mit Worten: "Hätte ich gewußt, was hier abläuft, hätte ich nie 3 Jahre gemacht." - Komisch, aber vielleicht ging es ihnen so, wie mir, daß sie noch nicht genügend klar wußten, was in der Truppe auf sie zukommt ... und dementsprechend wirkten noch (eingebildeten) Vorteile der Dienstlaufbahn. (Geld, Urlaub, Befehlen, etc.) Leider habe ich alle Briefe weggeworfen, sonst könnte ich jetzt schön nachlesen, wie es einigen von meinen damaligen Kameraden ergangen ist, denn mit einigen schrieb ich mich später noch eine Zeit. ... Mir fällt gerade ein, daß ich 2 von ihnen dann später beim Studium in Karl-Marx-Stadt wiedertraf. - Natürlich wurde ausgetauscht, wie es einem ergangen ist. Der eine von den Zweien (leider Name momentan weg, nennen wir ihn "Magdeburg", weil er diesen Dialekt hatte.) war auch einer von denen, mit dem ich mich noch nach der U-Schule schrieb. ... Er war ziemlich intelligent und auch reflektierend. Logisch, daß er in unseren Gesprächen kein gutes Haar an der NVA ließ. Zurück nach Prora, Dunkel noch im Kopf: Jemand aus meinem Zug (oder meiner Kompanie?) nutzte schon die Möglichkeit 'Verweigerung der Vereidigung' zum Abkohlen. Diese war nach der sog. "Grundausbildung". (Also nach 8 Wochen?) ... Aber wenn man nicht mit solchen mutigen Leuten auf einem Zimmer ist, bzw. einen guten Draht (Freund) in dieses Zimmer hat, dann erfährt man vorher nichts oder nicht genügend, um dies selbst zu machen. - Solche Leute werden dann sofort "versetzt" und schwinden aus dem Gedächtnis. Gestern fiel mir ein, daß ich damals in Prora eine Zeichnung machte, welche lokale Berühmtheit (auf dem Kompanieflur) erlangte und von anderen abgezeichnet wurde (Kopierer gab es noch nicht.) (Ich muß sie wohl noch lange Zeit aufgehoben haben, sonst hätte ich sie schon vergessen.) - Prora, dieser Koloß aus Beton, parallel zum Strand, traumatisierte mich unbeschreiblich. Nie vorher hatte ich etwas ähnliches gesehen. (Ich kannte immerhin Berlin. Wie muß es erst Mitgefangenen vom Lande ergangen sein? ...) - Welche Macht muß "die Partei" doch haben, so fühlte ich. - Ich zeichnete diesen Lindwurm des Schreckens aus der (phantasierten) Vogelperspektive. Zur Landseite hin (das Betreten des Strandes war verboten), inmitten der zahlreichen Zusatzgebäude, ragte 'Der dicke Daumen', die Erde von unten durchbrechend in den Himmel ... den Lindwurm an Größe übertreffend. ("Dicker Daumen": spezielle Handstellung. Auf der Zeichnung verschwand das Handgelenk dann in der Erde.) Ich glaube, in den Ausgang durften wir nur nach Bergen, einer Stadt in der Mitte Rügens. Die hübscheren Seebäder waren für uns verboten. (Aber einmal war ich doch dort - man wollte ja wenigstens mal im Ausgang was Verbotenes tun.) Unvorstellbares Unglück ereilte mich noch im 'alten Jahr', also noch 1977. - Nur, die es selbst erlebt haben, wissen, wie sehr wir unserem ersten Urlaub entgegenfieberten. Dieser muß bei uns so um den 20.12.77 gewesen sein und war wahrscheinlich ein "VKU". Ich meine, daß wir dann Weihnachten und Neujahr in der Kaserne waren. Egal. Jedenfalls freute man sich wahnsinnig auf diesen Tag. Meine Freundin S. zählte in ihren Briefen die Tage bis dorthin mit. (Ich erinnere mich, in einem stand "Hurra, heute nur noch 3 Wochen!". Selbstverständlich wollte sie mich vom Bahnhof Oranienburg abholen - immerhin eine kleine Reise von 2 Stunden für sie. Mittels des Kursbuches hat jeder minutiös seine Heimfahrtstrecke geplant.) Obwohl wir ja erst seit dem 1.11. bei der Asche waren, begannen wir vom ersten Tag an, die Vorgesetzten zu löchern: "Wann gibt es Urlaub?" ... So kreisten sämtliche Emotionen am Tage und in der Nacht jeden einzelnen Novembertag nur um "Urlaub" (also letztendlich Hafturlaub bzw. Freigang). Und nun geschah das Unvorstellbare: Der Zugführer eines anderen Zuges meiner Kompanie, ein kleiner, schon etwas älterer Hauptmann - vielleicht 40 Jahre - mit krummen Beinen war unser Wachhabender bei einer Wache (meiner ersten). Bei der üblichen "Wachkontrolle" durch Stabsoffiziere war mein Gewehr unter der 'Mündungsbremse' 'schmutzig'. Ich bekam die Kontrolle gar nicht mit und erfuhr erst nach Tagen davon. Ich wurde irgendwie leicht bestraft (vergessen, wie genau) und hielt die Sache, da sie ja "ausgewertet" war, für erledigt. Nun, dem war nicht so. ... Ich glaube, wir durften am Urlaubstag so ca. 15 Uhr zum Bummelzug nach Bergen das "KdL" passieren. (den Durchlaßpunkt zur Freiheit). Irgendwie kurz vorher wurden die Urlaubsscheine ausgegeben. Vorher wurde machten wir uns 'urlaubsfertig', also dieser ganze Müll mit dem Kamm, sauberen Taschentuch, 5 Mark, "Großes Revierreinigen", usw. - Und irgendwie ziemlich kurz vorher, vielleicht hatte ich sogar schon meinen Urlaubschein, ... irgendwie war unser Abgang so bemessen, daß wir einen bestimmten Zug der Bimmelbahn erreichen, ohne den wir nie "wegkommen" würden, ... also dann irgendwie: "D. zum Zugführer des 3 Zuges!" bzw. "D. zu Hauptmann X.!" ... "Genosse Hauptmann, gestatten Sie, daß ich eintrete?" ... usw. ... Urlaubschein abgeben, Sie fahren nicht in den Urlaub! - Bumm. ... Halt!, es war anderes. Oder wie? Ich muß phantasieren. Ich habe es nur selten erzählt und auch diese Berichte lagen in der Armeezeit. ... Auf jeden Fall sehe ich mich im "Zugführerzimmer" und diskutiere mit dem (mir fremden) Hauptmann ... entweder wegen der Waffe ... oder einer kleinen Bestrafung ... achso!, jetzt fällt es mir ein: Der Hauptmann hat noch eine Waffenkontrolle in der Urlaubshektik (Die Eisenbahn wartete nicht auf uns!) gemacht und an der selben versteckten - Stelle wieder Schmutz gefunden. (Die Stelle hatte mir keiner gesagt.) Und dann sollte ich "Waffenreinigen". Dann hätte ich aber meinen Zug nicht gekriegt. (L. wartet in O-Burg!) und da bin ich durchgedreht und habe ihn in seinem Zimmer mit "Hauptmann" angeredet - statt: "Genosse Hauptmann". Ich mußte sofort meinen Urlaubschein abgeben ... Ich reinigte also weiter, mechanisch, mein Gewehr, stehend auf dem K-Flur vor meinem Zimmer, unfähig zu begreifen, daß es wirklich Realität ist, was ich sah: Die Kompanie "fuhr in Urlaub". Mein Zug, meine Freunde, mein Zimmer fuhr in Urlaub. Andere Kompanien fuhren auch in Urlaub. (Man hörte das durch das Treppenhaus hindurch.) Das gesamte Riesen-Gebäude leerte sich. Es wurde still. Die Berufssoldaten machten sich ebenfalls auf den Heimweg. Es wurde noch Scherze gemacht. Ich hörte Schließgeräusche und sah das übliche Verblomben - "Petschieren" der Dienstzimmer. ... Auch die ewig von Menschen belebte Lagerstraße vor dem Fenster war leer. ... Und ich stand tatsächlich hier und putzte das Gewehr. ... Ich hatte doch gar nichts (Böses) gemacht. Es gab keinen systematischen theoretischen Unterricht für das Gewehrputzen. Ich dachte, es wäre mir verboten, die Mündungsschraube abzuschrauben. Und nun dies. ... Irgendwann, es war schon dunkel, "gab" (Man mußte natürlich "sich melden" und "empfangen") mir jemand meinen Urlaubschein. Ich verstand wieder nicht: Sollte ich nun doch in den Urlaub fahren? ... Ein gebrochener 19Jähriger trottete mit seiner 'schwarzen Reisetasche' zum Bahnhof, ließ sich auf eine Bank fallen und wartete auf den nächsten Zug. Ein weiteres "Wachvergehen": Vielleicht bei der selben Wache oder einer anderen. Ich stehe an einem Tor. Es ist nachmittags. An einer belebten Stelle. 50 Meter hinter dem Tor, also in der 'Freiheit' ist eine "Verkaufsstelle". Eine Art Baracke. Dort gibt es Alkohol. Ich darf natürlich keinen durchlassen bzw. nur mit einem speziellen Ausweis. (Vergessen.). Ein BU will durch. Darf aber nicht. Ich bleibe 'hart'. Der BU trottet ab. Aber er sieht von ferne: Ein Soldat kommt und wird von mir durchgelassen, in dem ich das Tor öffne und hinter ihm wieder verschließe. Nach einer Weile kommt der Soldat mit voller Tasche zurück. Der BU lauert ihm auf und macht "Taschenkontrolle". Alkohol. Der BU "meldet" das "Vorkommnis". Ich kriege gewaltigen Ärger. (Es könnte so sein, daß der BU den offiziellen Weg zum Laden gegangen ist, der durch das Haupt-KdL führte und wesentlich länger war. - Er wollte also nur abkürzen - Er war sicher berechtigt, "das Objekt" zu verlassen.) Bemerkenswert ist noch, wie der Soldat mich rumgekriegt hat. Ich kannte ihn nicht, also konnte er nicht auf eine persönliche Beziehung setzen. Aber es ist unglaublich, Talente Streßsituationen welche in freigesetzt wurden. Hier war es sicher so, daß der Soldat von seinen E's gezwungen wurde, Alkohol zu beschaffen. Er mußte handeln. Alle Mittel waren recht. Er mußte eine Geschichte erfinden, die mein Gehirn irgendwie außerkraft, schachmatt setzt, damit ich dem eindeutigen Befehl zuwiderhandle, niemanden durchzulassen. (Und erst recht keinen einfachen Soldaten in Dienstuniform ohne Urlaubsschein oder Ausgangskarte.) - Seine genaue Wortwahl ist mir natürlich nicht mehr erinnerlich. Auf jeden Fall sagte er, er komme auf Befehl seines KC, Majors. Dieser bedauernswerte Mensch - Major - sei Alkoholiker und er müsse jetzt eine Flasche für ihn kaufen. Der Soldat sagte das mit einer von Mitleid triefenden Stimme und und schaute mich herzzerreissend an. ... Das war eine völlig neue Situation. Der Soldat wollte - scheinbar - nicht mein Mitleid mit ihm selbst erregen, weil er von E's oder 'Majoren' unter Androhung von Strafe zum Alkoholkaufen geschickt wurde. Sondern er hatte selbst Mitleid. (Und auch noch mit Offizieren! Soviel wußte ich schon von der Armee, daß dies ein ganz außergewöhnlicher Fall ist.) Ich mußte mich also nur seinem Mitleid anschließen. - Mann!, das war ein Ei! Es geschehen Dinge hier (alkoholabhängige Majore ziehen Soldaten ins Vertrauen) ... und endlich erfahre ich auch mal was von ihnen. ... Psychologisch geschickt war auch, daß der Soldat seinen geplanten Schnapskauf überhaupt nicht abstreiten wollte. ... denn er mußte ja wieder durch mein Tor und da hätte ich ihn kontrollieren können. ... Auf diese Situation hatte mich keine "Wachbelehrung" vorbereitet. Die "Wachvorschrift" in mir kapitulierte. ... ich folgte dem "Befehl" des "Majors" und öffnete das Tor. (Falls das dieselbe Wache, wie die mit dem 'Gewehrvorkommnis' war, dann läßt sich verstehen, daß ich beim Wachhabenden "Mode" war.) VERSETZUNG in die TRUPPE -Spechtberg, ca. am 20. April 1978 PR 22 ("Soja Kosomodemskaja"), Torgelow- ... bis 28.(?) Oktober1980 -- mein Gott, jetzt habe ich meinen Entlassungstag vergessen. ooo