Goodbye, America!

Transcrição

Goodbye, America!
Goodbye, America!
10. Juni 2011
Jetzt ist mein Austauschjahr schon fast rum und ich habe jede Menge zu berichten:
Ich habe mich sehr gut in der Schule eingelebt und fand sehr schnell Freunde. Die
amerikanischen Schüler sind viel offener als man das von den Deutschen gewohnt
ist. Irgendwie kenne ich mittlerweile schon jeden, jedenfalls empfinde ich das so.
Und das, obwohl die Schulen meist riesig sind. Meine hat stolze 1.500 Schüler.
Vor dem Bildungsniveau der Amerikaner muss man sich als deutscher Schüler nicht
fürchten. Der Unterricht ist sehr einfach strukturiert, aber nicht niveaulos. Toll ist,
dass man kaum richtige Hausaufgaben machen muss, weil man diese meistens
schon während des Unterrichts erledigen kann. Auch hat man nur vier Fächer pro
Halbjahr und jeder Wochentag läuft exakt gleich ab. Ich mag das sehr. Ich habe das
Gefühl, mehr und einfacher zu lernen. Irgendwie ist durch diese Art von BaukastenUnterricht der Druck auf die Schüler geringer. Ich kann mich besser konzentrieren
und muss nicht dutzende Tests innerhalb einer Woche schreiben, weil der Lehrer
Noten für die Zeugnisse benötigt.
Apropos Zeugnis. So etwas gibt es hier nicht wirklich. Man bekommt jeden Monat
eine „Student Report Card“ - eigentlich nur ein weißer Zettel mit allen Fächern und
den Punkten drauf, die man erreicht hat. Man kann bis zu 100 Punkte pro Fach
erreichen, wobei es jedoch keine Kunst ist, 90 oder 95 zu erreichen. Wie gesagt, die
Schulen in den USA haben nicht so hohe Anforderungen. Dümmer sind die Schüler
dadurch allerdings auch nicht, die Schwerpunkte liegen eben anderswo.
Der Unterricht ist immer um 15:00 Uhr beendet; die Nachmittage verbringt man hier
meist mit der Familie vor dem Fernseher im klimatisierten Haus - amerikanisches
Fernsehen ist der Wahnsinn ☺. Natürlich treiben wir auch Sport. Meist aber in
Hallen. Draußen wird erst wieder in den kühleren Jahreszeiten gespielt. Fußball war
deshalb für mich hauptsächlich im Frühling angesagt, weil dies die typische Softund Fußballsaison ist.
Überhaupt hat Sport an amerikanischen Schulen einen sehr hohen Stellenwert,
daher ist das Training auch vergleichsweise hart. So hat unser Team jeden Tag zwei
Stunden auf dem Platz verbracht und zusätzlich bekamen wir noch Lauftraining.
Trotz der Schinderei hat es Spaß gemacht und ich habe einige sehr gute Freunde
beim Training gefunden. Spiele gegen andere Schulen fanden meistens Dienstagoder Donnerstagabend statt.
Die Wochenenden verbringe ich oft mit Freunden oder der Familie. Die nächste
größere Stadt Greenville ist zwar fast eine Stunde mit dem Auto entfernt, aber wir
finden trotzdem immer was zu tun. Manchmal fahren wir auch nach Greenwood, um
ins Kino oder in den Fun-Park zu gehen oder Ähnliches.
Alles in allem hatte ich eine gute Zeit trotz einiger Konflikte mit meinen Gasteltern,
die für meinen Geschmack ein wenig zu streng sind. So durfte ich nicht mal zum
Joggen auf die Straße oder allein mit den Freunden zum See. Da sind wir in
Deutschland lockerer. Aber mein Englisch hat sich extrem verbessert, ich habe nette
Leute getroffen, habe etwas über andere Kulturen gelernt und vielleicht auch den
Amerikanern etwas über unsere Kultur beibringen können.
Ich kann mir noch gar nicht wirklich vorstellen, von hier weg zu gehen und in ein
paar Wochen wieder eine deutsche Schule zu besuchen. Klar, auf die Eltern,
Geschwister und alten Freunde daheim freue ich mich schon, an den Abschied hier
mag ich allerdings noch nicht denken. Für mich steht fest: Nach dem Abi gehe ich
wieder ins Ausland, vielleicht zum Studium in die USA.
Mein Schuljahr hier in Amerika war eine unglaubliche Erfahrung für mich. Ich kann es
Schülern, die auch über ein Austauschjahr nachdenken, nur empfehlen. Das Jahr ist
ein echtes Abenteuer und viel zu schnell vorbei.
Thats all.
Levin Poprawa