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Das Idealbild eines Wörterbuchbenutzers I Lernerstrategien bei der Wörterbuchbenutzung Ein Idealwörterbuchbenutzer, wie ihn Jacob Grimm 1854 im Vorwort zum Deutschen Wörterbuch beschrieben hat: Einen haufen bücher mit übelerfundenen Titeln gibt es, die hausieren gehn und das bunteste und unverdaulichste gemisch des manigfalten wissens feil tragen. fände bei den leuten die einfache kost der heimischen Sprache eingang, so könnte das wörterbuch zum hausbedarf und mit verlangen, oft mit andacht gelesen werden. warum sollte nicht der vater ein paar wörter ausheben und sie abends mit den knaben durchgehend zugleich ihre sprachgabe prüfen und die eigene auffrischen? die mutter würde gern zuhören. Zur Erbauung werden aber die wenigsten L2-Lerner ein Wörterbuch lesen. Sie nutzen vielmehr ein Wörterbuch, wenn beispielsweise eine Störung im Leseprozess vorliegt, oder etwas abstrakter ausgedrückt (Lemnitzer 2001: 78)… Sommer 2005 Maik Walter, FU Berlin Beispiel Notwendige Strategie Idiome aus der Luft gegriffen Zwei Einträge überprüfen Flektierte Formen ein Verbrechen begangen Ermitteln des Wortstamms Abgeleitete Wörter Sünde - sündig Ermitteln des Basiswortes, Einsetzen der Kenntnisse von Wortbildungselementen und Verstehen der Bedeutung des abgeleiteten Wortes Homonyme und Bank Homographen Polyseme Sommer 2005 Lesen mehrerer Einträge, um die richtige Bedeutung zu finden Hand, machen Ausprobieren und Verwerfen der Bedeutungen, bis die richtige gefunden ist. Maik Walter, FU Berlin Sommer 2005 Maik Walter, FU Berlin 51 Dieses Verhalten kann in vielen Fällen mithilfe eines speziellen Wörterbuchtrainings korrigiert werden. Eine solche Forderung ist im Unterricht mit Nicht-Akademikern wesentlich relevanter, da hier nicht davon ausgegangen werden kann, dass in der Lernbiographie schon einmal ein Wörterbuch benutzt wurde. In der Grundstufe muss an Glossaren geübt werden, was später in ein- und zweisprachigen Wörterbüchern angewendet werden soll. Übungsmaterialien, die für englische Wörterbücher entwickelt wurden, zielen auf die Wahrnehmung der Informationsvielfalt in den Wörterbüchern. Maik Walter, FU Berlin 49 Lernerstrategien bei der Wörterbuchbenutzung Zugriff auf ein bekanntes Wort in der Paraphrase (kidrule) Sommer 2005 Maik Walter, FU Berlin Wingate (1999) hat anhand von Protokollen mithilfe der Methode des Lauten Denkens DaF-Lerner analysiert und brachte dadurch erstaunliche Strategien zutage. Bei der Tätigkeit des Nachschlagens treten typische Anwendungsfehler auf: Zugriff auf eine unpassende Bedeutung Zugriff auf ein bekanntes Wort in der Paraphrase 50 Lernerstrategien bei der Wörterbuchbenutzung Sommer 2005 Lernerstrategien bei der Wörterbuchbenutzung Komplikationen treten gewöhnlich an diesen Gefahrenquellen auf: Gefahrenquelle 47 Lernerstrategien bei der Wörterbuchbenutzung Der Lerner muss das alphabetische Prinzip beherrschen. Die Leitwörter helfen ihm bei der Orientierung. Außerdem muss er in der Lage sein, die Wörterbuchinformationen zu dekodieren. Dazu hilft ihm Wissen über den prinzipiellen Aufbau von Wörterbuchartikeln. Lerner verhalten sich aber nicht in so idealer Weise, sie biegen an den Verzweigungen zu früh ab. 53 Wie viele Antonyme besitzt das Wort schön? Wie heißt die vierte Bedeutung von meinen? Sommer 2005 Maik Walter, FU Berlin 55 1 Grammatisches im Wörterbuch? Lernerstrategien bei der Wörterbuchbenutzung Ein „Strategiefehler“ kann durch folgendes Eingreifen des Lehrenden begegnet werden: Alle Bedeutungen sollten angesehen werden, auch wenn der Lerner meint, die richtige Bedeutung gefunden zu haben Sehr lange Einträge sollten „gescannt“ werden, um sich einen Überblick zu verschaffen. Unpassende Bedeutungen werden durch die Kontexte und Beispiele eliminiert. Es sollte darauf geachtet werden, dass das Wort nicht durch einzelne Wörter der Definition substituiert wird. [Haß-Zumkehr 2001: 25] Das Verständnis der Definitionen kann wie folgt unterstützt werden: Die Oberbegriffe werden systematisiert. Der Lerner definiert selbst und übt dabei Relativsatzstrukturen (TIPP: mit konkreten Nomen beginnen). Sommer 2005 Maik Walter, FU Berlin Trennung von subordinierenden und koordinierenden Konjunktionen? Angabe der semantischen Funktion(en)? Angabe der syntaktischen Restriktionen (Positionierbarkeit)? Deskriptive Adäquatheit? Häufigkeitsinformation? Verständlichkeit? Verweis auf eine Wörterbuchgrammatik? Sommer 2005 Maik Walter, FU Berlin Maik Walter, FU Berlin Balhar, Susanne u.a. (Hg.): PONS Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache. Stuttgart u.a.: Klett, 2004. Kunkel-Razum, Kathrin (Hg.): Duden. Standardwörterbuch Deutsch als Fremdsprache. Mannheim u. a.: Dudenverlag, 2002. Götz, Dieter; Wellmann, Hans (Hg.): Langenscheidt Taschenwörterbuch Deutsch als Fremdsprache : Das einsprachige Lernerwörterbuch für Einsteiger. Berlin u. a.: Langenscheidt, 2003. Hecht, Dörte; Schmollinger, Annette: PONS Basiswörterbuch Deutsch als Fremdsprache. Das einsprachige Lernerwörterbuch. Stuttgart u. a.: Klett, 1999. Kunkel-Razum, Kathrin, Kraif, Ursula; Tomaszewski, Andreas (Hg.): HueberWörterbuch Deutsch als Fremdsprache: Das einsprachige Wörterbuch für Kurse der Grund- und Mittelstufe. Ismaning, Mannheim u. a.: Hueber und Dudenverlag, 2003. Maik Walter, FU Berlin 94 Sekundärliteratur II Atkins, B.T. Sue (ed.): Using Dictionaries. 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