Bericht zur Lesung Lenz

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Bericht zur Lesung Lenz
18Stein/Diessenhofen
Fischerspass und
kiloweise Knusperli
Diessenhofen Zu einem Riesenerfolg
wurde das Freundschaftsfischen am
Samstag, das die Diessenhofer Fischerzunft organisiert hatte: Rund 60 ­Fischer
lösten für 30 Franken die Teilnahmekarte für dieses Ereignis, 30 Fischer
lösten die Tageskarte zu 20 Franken,
die für die Fischer mit Saisonkarte
nicht nötig war. In der Festwirtschaft
Rhyhalle waren 500 Sitzplätze bereitgestellt worden, die schon vor 12 Uhr voll
besetzt waren. Und im Laufe des Tages
wurden mehrere Plätze mehrmals besetzt. Vom Fischverein Mitttelrheintal
waren dieses Jahr 16 Fischer per
Bus angereist. Leider entsprach das
­Fischerglück nicht ganz ihren Erwartungen. Bis 10 Uhr hatte lediglich ein
Rheintaler Fischer eine Äsche gefangen, die dem verlangten Mass von
30 Zentimetern entsprach.
Als um 14 Uhr die Äschen gezählt
und gewogen wurden, waren es immerhin neun erfolgreiche Fischer, die alle
einen wertvollen Preis auswählen
konnten. Lediglich ein Petrijünger
hatte dieses Jahr drei Äschen gefangen. Es war Andreas Strassmann aus
Gütighausen. Seine drei Äschen wogen
insgesamt 1285 Gramm. Auf dem zweiten Rang war Roland Strassmann aus
Dinhard mit einer Äsche von 550
Gramm. Richard Karrer aus Rorschach
belegte mit einer Äsche von 497 Gramm
Rang drei. Der Wanderpreis für die
längste gefangene Äsche ging ebenfalls
an den Gesamtsieger Andreas Strassmann. 39 Zentimeter lang war seine
grösste Äsche. Von den 60 Fischern
hatten neun Personen mindestens eine
Äsche gefangen. Die gefangenen
Äschen hatten ein Durchschnittsgewicht von 427 Gramm und eine Durchschnittslänge von 35,5 Zentimetern.
Dieses Ergebnis zeigt, dass es im Rhein
wieder Äschen hat und dass sich der
gewaltige Einsatz von Fischerzunft und
Bürgergemeinde für das Diessenhofer
Fischwasser lohnt. Aber auch der gesellig-kulinarische Teil erfreute sich
am Samstag regen Zuspruchs. Je 120
Kilogramm gebackene Kretzer und
­Felchenknusperli wurden verspeist:
Die einen trennten bei den Kretzern
den Kopf ab und entfernten teilweise
die Gräten, andere assen sie gleich
ganz. Und an den meisten Tischen
­waren, wen wundert’s, die Fische ein
beliebtes Gesprächsthema. (ge)
Von Wünschen und der Wirklichkeit
Mit einer fulminanten Lesung
von Pedro Lenz ist am Sonntag die Matineesaison 2013
des Museums Lindwurm zu
Ende gegangen. Wegen des
grossen Andrangs fand der
Anlass im Windler-Saal statt.
von Edith Fritschi
Stein am Rhein Mundart und Literatur?
Pedro Lenz macht’s vor. Längst ist er
angekommen im Literaturbetrieb, sein
Terminkalender ist gedrängt, fast ­jeden
Tag liest er anderswo, und in Stein am
Rhein, wo die Leute nur so strömten zu
seiner
«Liebesgeschichte-Lesung»,
hatte er nachher nur noch wenig Zeit,
bevor er wieder auf den Zug musste.
Gleichwohl signierte er nach der rund
eineinviertelstündigen Lesung gut
­gelaunt noch Bücher, CDs und redete
mit Fans und Lesern.
Kreativ und hintersinnig
«Ich leg jetzt gleich los», sagte der
Berner mit Wohnsitz Olten anfangs
und nach der kurzen Einführung von
Werner Baumgartner namens der
Windler-Stiftung. Sofort waren die
rund 130 Besucher in medias res beziehungsweise in den «Liebesgeschichten», die so fern vom Kitsch sind wie
Hollywood von Bern. Dass seine Storys
eher traurig enden, ist das eine, dass
sie aus dem Leben gegriffen sind, das
andere. Hier kommen die kleinen Leute
zu Wort und Stimme, hier schreibt
einer, der mit der Sprache kreativ und
kritisch umgeht, einer, der mit Worten,
Ausdrücken und Klängen jongliert wie
derzeit kaum ein Zweiter. Pedro Lenz’
Geschichten sind wunderbar zum
­Lesen und noch besser zum Hören. Am
allerbesten ist es, wenn er sie selbst
gangenen Sonntagabend in
Diessenhofen einen Vortrag
über «das verdrängteste
aller Gefühle»: den Neid.
von anna Rosenwasser
Jungbürger
beim Kartrennen
Diessenhofen Die Aufnahme der Jungbürger der Stadtgemeinde Diessen­
hofen war diesmal mit einem grossen
Spassfaktor verbunden. Zwar waren es
nur wenige, die dabei waren, aber diese
reisten in Begleitung von Stadtammann
Walter Sommer und Stadtschreiber Armin Jungi nach Sulgen zum Kartfahren.
Nach der Instruktion durch die Betreiber ging es zum Grossen Preis von
Diessenhofen über 25 Runden. Es siegte
Marco Oechslin vor Stadtammann Sommer und Sinisa ­Kelebuda. Bei den jungen Damen setzte sich Vanessa Habrik
durch. Nach der Pokalübergabe liess
man den Abend mit einem Essen und
Diskussionen ausklingen. (r.)
Bärndütscher Wortjongleur: Pedro Lenz begeisterte mit «Liebesgeschichten» im vollen Windler-Saal.
vorliest. Das kann er. Und wie. Lässt
feine Nuancen erklingen, die man sonst
übersieht, und macht aus kurzen Passagen kleine Dramen und Komödien.
Die Liebe ist den Akteuren dieser
Liebesgeschichten meist abhandengekommen, es geht um Wirklichkeit,
Wünsche und die Differenz dazwischen. Dass Trauer und Melancholie
nicht überhandnehmen und man trotz
aller Tragik lachen kann – was das
Steiner Publikum oft und herzlich tat –,
liegt an Lenz’ Sprachgefühl und der
Verve, und mit er diese Geschichten erzählt: von Jolanda und den Pferden in
der Camargue, vom König und von
­seiner Geliebten, vom «Chäppeli», von
der Gitarre, drei Flaschen Lambrusco
im Wald und dem Dylan-Song «The
answer my friend, is blowin’ in the
wind ...» Genauso weg und durch den
Wind ist die Liebe des Paares, das sich
einst bei diesem Refrain kennen – und
lieben gelernt hat. Und dann sind nur
noch Wünsche und Trauer da. Wie
Lenz das vorträgt und «The answer»
singt, trifft er den Nagel auf den Kopf
und die Zuhörer mitten ins Herz: Hier
ist die Sprache echt und unmittelbar,
und manche Sätze werden nie zu Ende
geschrieben. Diese hinter- und tief­
sinnigen Geschichten spielen in der
Provinz, in Grenchen, an der Aare, da,
wo der Autor herkommt. «Sie können
sich auch den Rhein vorstellen», sagte
Lenz zum Publikum, dem keine
­Sekunde langweilig war. Im Gegenteil.
Nach dem ersten Satz war man dabei,
«bim Hösu», der sich an eine traumatische Szene in seiner Jugend erinnerte,
und freute sich mit dem Typen, der auf
Barbaras Freundschaftsanfrage in
«Neid ist allen Menschen eigen –
man kann nur dagegen anlieben»
Armin Binotto hielt am ver-
Der Sieger des Freundschaftsfischens,
Andreas Strassmann, mit dem Wanderpokal für die längste Äsche. Bild Guido Elser
Dienstag, 22. Oktober 2013
Diessenhofen Eine Todsünde ist er, ein
Laster und gefährlich allgegenwärtig:
Der Neid war das zentrale Thema des
Vortrags, der am vergangenen Sonntagabend im Rathaussaal Diessen­hofen stattfand. Organisiert wurde der
Anlass von der Gemeinnützigen Gesellschaft Diessenhofen; er bildet
den Auftakt zur aktuellen Saison, die
neben einem weiteren Vortrag Konzerte, ­Lesungen und Kinovorführungen ­beinhaltet.
Als «Neidologe» wurde der Redner
vorgestellt, und ein Experte ist er tatsächlich: Armin Binotto aus Schaffhausen beschäftigt sich seit 40 Jahren mit
dem Thema. Plötzlich sei ihm die Omnipräsenz des Neids aufgefallen, berichtete er und versprach: Am Ende des
Vortrags würde auch das Publikum den
«Neidblick» haben. Binotto stieg ein mit
einem langen Zitat aus Werken des
Schriftstellers Jeremias Gotthelf, «der
alle Ingredienzien des Neids in einem
Panorama darstellen konnte». Der Neid,
so Binotto, finde im Kleinen wie im
Grossen statt; er beginne beim Vergleich, der vorhanden sei, sobald mehrere Menschen zusammenkämen. Nach
diesen Grundlagen präsentierte Binotto
ein halbes Dutzend selbst verfasste
Thesen zum Thema, die er erläuterte
und an Beispielen verbildlichte.
«Neid ist allen Menschen eigen»,
legte Binotto in seiner zweiten These
fest und betonte, dass auch erfolgreiche
und berühmte Menschen das Gefühl
stets ins ich trügen, basiere es doch auf
Minderwertigkeitskomplexen, die eine
jede Person habe. An dieser Stelle und
zur Erleichterung des Publikums definierte der Redner zudem den Unterschied zwischen Neid und Eifersucht:
Ersteres findet zwischen zwei Personen statt, Zweiteres verlangt nach einer
Dreierkonstellation.
Nicht, dass der Neid ausschliesslich
Schlechtes hervorbringe, stellte Binotto
klar: In Bereichen wie Politik, Sport
oder Wirtschaft könne er durchaus
auch ein Motor sein. Wer aber seinen
Neid offen zugebe, sei eben genau nicht
neidisch, sondern warte auf eine
schmeichelnde Antwort. Nicht nur an
dieser Stelle erntet der Redner für seine
lebendigen, lebensnahen Beispiele – in
diesem Fall ging es um nachbarliche
Blumenkomplimente – wohlwollendes
Lachen vom Publikum. Passend denn
auch Binottos Vergleich zu passioniertem Neid: «Manche hegen ihn wie andere ihre Blumen.» So beleuchtete er
auch die dunklen Abgründe und Folgen
des «verdrängtesten aller Gefühle». Geschichten, die dies belegten, fanden sich
nicht nur in den anekdotischen Erzählungen des Experten selbst; auch biblische Geschichten stellten das Problem
anschaulich und tragisch dar. Auf der
sprachlichen Ebene wurden zahlreiche
Euphemismen aufgezeigt, die das
­Phänomen schönreden wollen.
Der «Neidologe» sprach frei und mit
ansteckender Begeisterung; entsprechend hielt er sich nicht an die zeitliche
Vorgabe von 50 Minuten und überzog
deutlich, was dem Vortrag zugute kam.
Am Ende stand ein makabres russisches Märchen, da so manchen Gast
mit der Frage zurückliess: Was ist denn
gegen dieses zerstörerische Gefühl zu
tun? Zum Glück gab Binotto eine Antwort mit auf den Weg: «Gegen das Böse
kann man nur anlieben. Liebe kennt
keinen Neid.»
Armin Binotto referierte auf Einladung der Gemeinnützigen Gesellschaft Diessenhofen
zum Auftakt der Wintersaison über das Thema Neid.
Bild Anna Rosenwasser
Bild Edith Fritschi
«­ Facebook» nicht reagiert, weil die
Dame ihn einst im Tanzkurs nicht beachtete. Zum Schluss las Lenz die Geschichte von Alexander, dem Hund,
und dessen Herrchen, dem der Sozialarbeiter die Behandlung im Hunde­
salon streicht, was der Besitzer überhaupt nicht verstehen kann: «E Hung
isch eifach mönschlech uf emne ganz
angere Niveau», philosphiert er über
seinen Vierbeiner und das Wesen der
Katze im Allgemeinen. Es ist ein
sprachgewaltig-ergreifender Monolog
eines Mannes, der ohne den Hund vereinsamte. Packender hätte die Lesung
nicht enden können. Fast blieb einigen
Besuchern die Luft weg. Was Wunder,
dass es für den Autor mit den bärn­
dütschen Texten langen Applaus gab
und sich viele wünschten, er möge bald
wiederkommen nach Stein am Rhein.
Ohne Fluglizenz
im Flieger unterwegs
Kreuzlingen Schweizer Grenzwächter
entdeckten Ende September im Kanton
Thurgau auf einem Feldweg auf dem
Seerücken ein Ultraleichtflugzeug, dessen Motor noch warm war. Der Besitzer gab an, zuvor vom gleichen Feldweg gestartet und schon an anderen
Tagen geflogen zu sein. Der in der
Schweiz wohnhafte Mann konnte keine
Zulassung des Bundesamts für Zivilluftfahrt (Bazl) für dieses Luftfahrzeug
vorweisen, da ein Ultraleichtflugzeug
dieses Typs in der Schweiz nicht zulassungsfähig ist. Das Flugzeug war
mit einem deutschen Immatrikulationszeichen versehen. Bei den weiteren Abklärungen stellte sich auch heraus, dass der Eigentümer und Pilot das
alte Fluggerät zerlegt und nicht flugfähig in die Schweiz eingeführt hatte.
Diese Teile hatte er bei der Einfuhr ver­
steuert.
Die in den Papieren angegebene
Immatrikulation stimmte indes nicht
mehr mit derjenigen des Fluggerätes
überein. Die Abklärungen ergaben
­zudem, dass weitere Teile für diesen
Ultraleichtflieger zum Teil als günstige
Occasionen gekauft und montiert wurden. Sie wurden teilweise von anderen
Personen und zu verschiedenen Zeitpunkten in die Schweiz eingeführt.
Die Zollverwaltung verzichtet auf zollrechtliche Massnahmen.
Der Eigentümer und Pilot besitzt
keine Lizenz zum Führen eines Luftfahrzeugs. Er ist zudem mit einem Luftfahrzeug ohne gültige Immatrikulation, ohne Zulassung des Bazl und ohne
Versicherungsschutz geflogen. Zudem
betrieb er das Fluggerät ausserhalb
eines Flugplatzes und ohne gültige
Aussenlandebewilligung. Die diversen
Widerhandlungen gegen luftrechtliche
Bestimmungen werden zurzeit vom
Bundesamt für Zivilluftfahrt untersucht. (GWK II)