November 2002 kostenlos unabhängig Ausgabe 334
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Der phantastische Bücherbrief November 2005 unabhängig kostenlos Ausgabe 392 Eragon 2. Band Der Auftrag des Ältesten Christopher Paolini cbj Verlag Professor Zamorra 821. Band Grauen aus dem Meer Werner Kurt Giesa Bastei Lübbe Verlag Professor Zamorra 822. Band Nomaden der Hölle Volker Krämer Bastei Lübbe Verlag Der Drachen-Nimbus 1. Band Der Glasdrache Irene Radford Bastei Lübbe Verlag Alanna 1. Band Ankunft in der schwarzen Stadt Tamora Pierce Bastei Lübbe Verlag Feuer der Rache Rike Speemann Knaur Verlag Mimus Lilli Thal Beltz & Gelberg Verlag Der Wüstenplanet - Die Legende 3 Die Schlacht von Corrin Herbert / Anderson Wilhelm Heyne Verlag Der letzte Tag der Schöpfung Wolfgang Jeschke Wilhelm Heyne Verlag Das Blut der Templer II Wolfgang und Rebecca Hohlbein vgs Verlag Vom Jenseits H. P. Lovecraft Area Verlag Die Vögel der Finsternis Victoria Hanley Beltz & Gelberg Verlag Vampir-Attacke Kurzgeschichten Arena Verlag Feuerblüte Katja Brandis Ueberreuter Verlag Im Schatten des Dämons Brigitte Melzer Ueberreuter Verlag Der Sohn des Waffenmeisters Rebecca Hohlbein Ueberreuter Verlag Die Damlo-Saga 1. Band Damlo und der Weg zum Glück Luca Trugenberger Piper Verlag Die Zauberin von Märchenmond Wolfgang und Heike Hohlbein Ueberreuter Verlag Das galaktische Imperium Isaac Asimov Wilhelm Heyne Verlag Die Fuchsfrau Kij Johnson Piper Verlag Tolkiens Erbe Erik Simon / Friedel Wahren Wilhelm Heyne Verlag Netzwerk: www.eragon.de www.eragonmovie.com www.bastei.de www.knaur.de www.beltz.de www.heyne.de www.vgs.de www.area-verlag.de www.victoriahanley.com www.ueberreuter.at www.hohlbein.at www.piper.de www.brigitte-melzer.de www.arena-verlag.de Eragon 2. Band Der Auftrag des Ältesten Christopher Paolini cbj Verlag 10/2005 783 Seiten 19,90 € Originaltitel: eragon - inheritance book two Übersetzt: Joannis Stefanidis Titelbild: John Jude Palencar Zeichnung: Christopher Paolini ISBN: 978-3-570-12804-6 Der erste Teil von Angelas Vorhersehung ist eingetreten. Sie hatte geweissagt, dass die gewaltigen Mächte des Landes darum ringen würden, den Willen und das Schicksal des jungen Drachenreiters Eragon zu beherrschen. Wie auch immer dieser Machtkampf ausgehen sollte – es würde blutig werden. Und tatsächlich: In der Schlacht gegen König Galbatorix und seine Urgal-Armee schlägt sich Eragon zwar erfolgreich auf die Seite der Varden, Elfen und Zwerge. Doch die Auseinandersetzung um Farthen Dûr kostet Unzählige das Leben – nicht zuletzt dem Vardenkönig Ajihad, der Eragon in seiner letzten Stunde den Auftrag erteilt, über sein Volk zu wachen, um sie vor drohender Anarchie zu bewahren. Nur so könnten sich die Verbündeten im Kampf um das Königreich Galbatorix entgegenstellen. Auch sein Freund und Weggefährte Murtagh verschwindet. Eragon geht aus dem verlustreichen Kampf als Sieger hervor. Trauernd über den Verlust so vieler guter Männer, aber stolz auf seinen Sieg, gilt es jetzt, mit Arya nach Ellesméra zu reisen. In der Elfenhochburg soll Eragon seinen Umgang mit dem Schwert verbessern, ist er doch in den Augen der Elfen mit der Waffe nichts anderes als ein tumber Bauer, dem der wirkliche Schliff fehlt. Bevor er sich mit der schönen Arya auf den Weg machen kann, gilt es weitere Dinge ins rechte Licht zu rücken. Der Rat der Ältesten wählt nach dem Tod ihres Vaters Ajihad die marionettenhafte Anasuda, zur neuen Anführerin. Damit will der Rat der Varden mehr Einfluss und Macht anhäufen. Eragon soll zugleich ein Spielball der Mächtigen werden. Eragon gelingt es durch List und Tücke nicht nur ihre Loyalität zu ihm zu stärken, sondern auch gleichzeitig das Ansehen bei den Varden zu steigern. Damit zeigt Anasuda gleichzeitig ihren eigenen starken Willen und legt alles ab, was an eine Marionetten erinnert. Ihm ist bei all seinen Planungen durchaus bewusst, dass er bei einem erneuten Angriff durch Galbatorix die Zwerge, Varden und Elfen einigen und führen muss. Der Gegenschlag durch seinen Gegenspieler wird immer wahrscheinlicher. Die Niederlage bei Farthen Dûr kann er nicht hinnehmen. Bereits jetzt ist er dabei, seine Armeen neu zu formieren und aufzustellen. Überall im Reich sammeln sich Eragons Gegner. Chaos und Verrat sind an der Tagesordnung. Die Weissagung der Kräuterfrau Angela wird immer wahrscheinlicher. Ein Verräter aus der eigenen Familie macht sich bereit. Eragon ist sich nicht mehr sicher, wem er noch vertrauen kann. Und dann tauch Eragons Vetter Roran aus Therinsford auf, der noch nicht weiss, dass Eragon inzwischen Drachenreiter wurde. Aber das sind noch nicht alle Probleme, mit denen Eragon sich befassen muss. Eragon ist aber auch stark verletzt. Jede kleinste Anstrengung verursacht heftige Schmerzen in seinem Rücken. Die Anfälle die ihn jedes Mal plagen werden heftiger und schlimmer, gehen sogar so weit, dass sie ihn bis zur Bewusstlosigkeit plagen. Inzwischen in Ellesméra angekommen, wird seine Ausbildung, und die seines Drachens Saphira weiter fortgeführt. Ein weiterer Handlungsstrang gilt Vetter Rohan. In seinem eigenen Dorf ist er nicht vor den Soldaten sicher. Unter Führung von zwei Ra’zac zerstört der Trupp das Dorf, um Rohan zu fangen. Dieser versteckt sich und kann so entkommen. Die Soldaten hingegen legen sich mit den Dörflern immer weiter an, so dass sich diese zusammenfinden und die Soldaten erfolgreich aus Carvahall verjagen können. Dafür entführen sie aber Rohans Freundin Katrina, nach Helgrind. Bevor die Soldaten wiederkommen können, entschliesst sich das ganze Dorf, sich zu den Varden durchzuschlagen und dort zu leben. Auf dem gleichen Weg gelingt es Rohan, die Spur Eragons aufzunehmen und mit ihm den Plan zur Befreiung Katrinas zu entwerfen. Der zweite Teil der Trilogie, die demnächst auch noch in die Kinos kommen soll, beginnt drei Tage nach der Schlacht um Farthen Dûr. Der Autor wirft den Helden von einer unmöglich erscheinenden Situation in die nächste, garniert es mit den gängigen Klischeés und erlaubt es so dem Leser an einen Aha-Effekt zu denken. So meint man, immer mal wieder zu wissen wie es weitergeht, erwartet etwas ganz bestimmtes und wird voll zufrieden gestellt. Es gibt nicht viel neues in diesem Buch. Verrat und Ränkespiele, Freund und Feind sind Zusammenstellungen die in der Fantasy gang und gäbe sind. Das schöne an dem Roman ist, dass man den Lernerfolg von Eragon und Saphira nachvollziehen kann. So wirkt die Hauptperson glaubwürdig, wird nicht plötzlich zu einem Übermenschen und auch der Drache entwickelt seine Persönlichkeit weiter. Die Nebenpersonen werden gut und glaubwürdig geschildert. Aber immer wieder bedient Christopher Paolini die üblichen Klischees. Misstrauische Zwerge, kluge Elfen und so weiter. Hier fehlt es eindeutig an eigenen Ideen. Der Schreibstil ist noch spannend und phantasievoll. Der einfache Erzählstil hält den Leser auf 800 Seiten immer bei der Stange. Manchmal ist man gewillt, ein paar Seiten zu überschlagen, da die Handlung nicht weiter geht, doch dann schafft es Christopher Paolini wieder, Schwung in den Ablauf zu bringen. Wie auch Band eins wurde Band zwei mit einem aufwendigen Schutzumschlag und einem lesefreundlichen Bändchen versehen, so dass man keine Eselsohren als Lesezeichen in die Seiten knicken muss. Auch die Vorsatzkarte ist sehr angenehm anzusehen, hilft sie doch ein wenig den Überblick zu bewahren. ☺☺☺ Professor Zamorra 821. Band Grauen aus dem Meer Bastei Lübbe Verlag Titelbild: Luis Royo Werner Kurt Giesa 57 Seiten 1,50 € Professor Zamorra und Nicole Duval befinden sich in Australien und warten auf Freunde. Ziel ist es, das Weltentor zu zerstören, hinter dem ein Dämon lauert, der in die reale Welt eindringen will. Sollte es Zamorra und Duval schaffen, den Dämonen zu töten, so wird er nicht mehr in der Lage sein, irgendwelche Manipulationen vorzunehmen. Da sie ihn gleichzeitig in der Zukunft, der Gegenwart und der Vergangenheit töten, wird sich an der Zukunft nichts ändern, die Gegenwart stabil bleiben und die Vergangenheit alle Manipulationen rückgängig gemacht. Damit entsteht ein Zeitparadoxon-Roman, den Werner Kurt Giesa genüsslich auslebt. Allerdings bin ich mit der Umsetzung diesmal weitaus weniger zufrieden. Dabei kann ich es gar nicht mal direkt beschreiben, woran es liegt. Einerseits hadere ich mit manchen Formulierungen, die auf mich ein wenig aufgesetzt wirken, andererseits auch ein wenig mit der Handlung, die nicht ganz logisch erscheint. ☺☺ Professor Zamorra 822. Band Nomaden der Hölle Bastei Lübbe Verlag Titelbild: Candy Kay Volker Krämer 58 Seiten 1,50 € Die Nomaden der Hölle sind Aasfresser, die überall dort auftauchen, wo die Bewohner der Hölle ihre Kämpfe austragen. Dort kümmern sich die Nomaden der Hölle um die Toten und ‚entsorgen’. Doch die Nomaden sind Ziel eines Angriffs und werden fast ausgelöscht. Zamorra und Duval bekommen Besuch aus Korsika. Die kleine Vampirjägerin Mirjad will den Vampir Tan Morano töten, der ihr Dorf in seine Gewalt gebracht hatte und wo Mirjad die einzige Überlebende ist. Jetzt weiss sie wo Morano ist und will ihm folgen. Sie benötigt aber die Hilfe Zamorras, denn ohne ihn kommt sie nicht in die Hölle. Volker Krämer schrieb einen unterhaltsamen Roman, der mir recht gut gefiel. Ich denke, dass die geschrumpfte Rumpfmannschaft bei Zamorra eine gute Arbeit leistet und besser aufeinander abgestimmte Romane schreibt. ☺☺☺ Der Drachen-Nimbus 1. Band Der Glasdrache Bastei Lübbe Verlag 20521 (9/2005) Originaltitel: the glass dragon (1994) Titelbild: John Howe Irene Radford 445 Seiten 7,95 € Übersetzt: Edda Petri ISBN: 3-404-20521-9 Der erste Band der Drachen-Nimbus-Trilogie ist ein Roman, der nicht gerade zu den urwüchsigsten und abwechslungsreichsten Romanen der Fantasy zählt. Irene Radford nimmt sich als neue Autorin eines Stoffes an, das schon einhundert Mal und mehr beschrieben wurde. Lesenswert ist der Einfall, mittels Drachenmagie das Land Coronnan von der übrigen Welt abzuschotten. Mit diesem Ausgangspunkt ist es klar, das die Bewohner Coronnans teilweise auf dem Standpunkt stehen, das ihnen die Freiheit genommen wird. Seit vielen Jahrhunderten haben die Menschen Zugriff auf die Drachenmagie. Die Magier unter den Menschen sammeln die Magie und stärken damit den Schirm, der Gefängnis und Schutz zugleich darstellt. Die Drachen leisteten dabei den Eid, dass die Magie nur zum Besten der Menschen eingesetzt wird. Die Königsfamilie von Coronnan ist eng an die Drachen gebunden, so dass sich ihr Wohlergehen an dem der Drachen ausrichtet. Seit einiger Zeit verschlimmern sich die Zustände im Land. Zwielichtige Menschen wiegeln die anderen auf, so dass eine Jagd auf die Drachen stattfindet. Das Ansehen der Drachen lässt im gleichen Maße nach, ja sie werden sogar fast ausgerottet. Nur ein Drachenweibchen überlebt die Ausrottung. Sie ist die Hoffnung der Königsfamilie und der Menschen von Coronnan. Aus diesem Grund wird Jaylor los geschickt, das Drachenweibchen zu suchen und zu beschützen. Gleichzeitig soll er herausfinden, wer hinter den Angriffen auf den magischen Schirm steht, der immer schwächer wird. Es steht zu befürchten, dass der Schirm in absehbarer Zeit zusammenbricht. Dann müssen die Coronnaer damit rechnen, Ziel eines Angriffs zu werden, denn Feinde sammeln sich bereits. Die Magier wehren sich gegen diesen unbefriedigenden Zustand. Sie entsenden ihre Lehrlinge, wie den zuvor genannten Jaylor. Jaylor glaubt nicht so recht an den Grund seiner Mission, sondern ist der Meinung, sein Meister Baamin will ihn zu einer Prüfung aussenden. Auf seinem Weg trifft er auf die Hexe Brevelan. Die beiden Menschen raufen sich zusammen und leben eine zeitlang gemeinsam im Wald. Dabei ist die Hexe, die einen Wolf als Freund hat, Vegetarierin, was von Jaylor nicht gesagt werden kann. Beide wollen die Drachin Shayla schützen, da sie die Einzige ist, die das Geschlecht der Drachen fortbestehen zu lassen. Der Roman, beinhaltet viele bekannte Stilelemente. Wenn man es höflich umschreibt. Man kann es auch anders nennen. Eine Jugendgeschichte von einem Jungen und einem Mädchen, ähnlich wie jedes x-beliebige Jugendbuch, nur mit einem Fantasy-Hintergrund. Die Erzählung wirkt ein wenig verworren. Die Einleitung ist etwas durcheinander, die Beziehungen zwischen Jaylor und Brevelan können nicht besonders überzeugen. Ich vermisse eine klare Linie und als Trilogie ist das Buch eindeutig zu lang. An den richtigen Stellen gekürzt wäre es ein gutes Jugendbuch. ☺☺ Alanna 1. Band Ankunft in der Schwarzen Stadt Tamora Pierce Bastei Lübbe Verlag 20520 (9/2005) 413 Seiten 7,95 € Originaltitel: the first adventure - the song of the lioness (1983) Originaltitel: in the hand of goddess - the song of the lioness (1984) Übersetzt: Ulla Neckenauer Titelbild: Michael Wehelan ISBN: 3-404-20520-0 Alanna und Thom sind Zwillinge, die von ihrem Vater von zuhause weggeschickt werden. Das Mädchen Alanna soll ein Kloster besuchen und dort lernen, wie man als Dame lebt und handelt. Der Junge Thom soll an den Königshof reisen, um dort als Ritter zu dienen. Den beiden Kindern gefällt die Sache ganz und gar nicht. Thom hat gar keine Bedürfnisse, sich mit Schwert und Schild mit anderen zu prügeln. Er möchte lieber ein Magier werden. Seine Ruhe haben und Gutes tun. Seine Schwester ist das genaue Gegenteil. Sie will Ritter werden, was einem Mädchen natürlich verwehrt bleibt. Die beiden finden den klassischen Ausweg. Tamora Pierce bietet nichts neues. Der Junge fälscht die Empfehlungsschreiben des Vaters, er fährt an Alannas statt zum Kloster um dort als Junge die Magie zu erlernen. Dafür fährt Alanna an den Hof des Königs von Tortall, um dort als Junge Alan die Kunst des Rittertums zu erlernen. Alanna, die von klein auf diesen Wunsch verspürte, hat es von Anfang an schwer. Schon am zweiten Tag will sie wieder zurück, doch sie beisst die Zähne zusammen. Neben ihrer Ausbildung hat sie noch diverse andere Aufgaben. Sie muss Botengänge erledigen und bei Tisch bedienen. Nebenher gibt es noch die Auseinandersetzungen mit den anderen Pagen, wo sie vor allem damit beschäftigt ist, sich wie ein Junge zu benehmen und immer die Angst, als Mädchen enttarnt zu werden. Tamora Pierce hat eine typische MädchenInternats-Geschichte mit einem Fantasy-Hintergrund geschaffen. Es ist genau die Gegebenheit, ein abgeschlossenes System, Internat - Königshof, Geheimnisse, Wünsche, Aufseher, gute und schlechte Freunde etc. Lernen von Mathematik, Geschichte, Gedichte und anderes mehr, ein Pensum, das eigentlich neben den anderen Arbeiten nicht zu schaffen ist. Neben den Reibereien mit den Pagen, findet Alanna auch Freunde. Da wäre Georg, der Anführer der Diebe und der Thronfolger Jonatahan. Aber ihr erbitterster Gegner ist Ralon. Mit ihm trifft sie immer wieder aufeinander. Ein weiteres Feindbild ist Herzog Roger, der Vetter vom Thronfolger Jonathan. Aber niemand scheint ihr Misstrauen zu verstehen oder gar zu teilen. Dies ist das Abenteuer eines pubertären Mädchens, mit ihren Ängsten und Selbstzweifeln die die Autorin sehr eindringlich dem Leser vor Augen führt. Die Erzählung ist so gut, dass sie den vom ZDF ausgelobten Preis der Leseratten erhalten hat. ☺☺☺ Feuer der Rache Knaur Verlag 62723 (9/2005) Titelbild: Isolde Ohlbaum Rike Speemann 397 Seiten 8,95 € ISBN: 978-3-426-62723-5 Die Leserinnen und Leser, die Spannung und Erotik gleichermassen lieben, werden dieses Buch erst aus der Hand legen, wenn sie auf der letzten Seite angekommen sind. Ulrike Schweikert, die unter ihrem Pseudonym Rike Speemann diesen Roman schrieb, stellt mit ‚Feuer der Rache’ ein ausgesuchtes Lesevergnügen vor. Es ist nach ‚Der Duft des Blutes’ der zweite Roman um den Vampir Peter von Borgo und der Kommissarin Sabine Berner. Seit ihrem letzten Abenteuer ist sie vom Dienst eigentlichen Dienst als Hamburger Kriminalkommissarin befreit. Kollege Sönke Lodering versucht die Oberkommissarin zu überreden, eine Therapie durchzuführen, so wie von ihrem Chef Tietze gewünscht. Weil sie nicht auf das Thema eingeht, reden sie über die aktuellen Fälle. Bei einem Ausflug mit ihrer Tochter, wo sie das Besuchsrecht ausüben darf, besuchen sie die Tante von Peter von Borgo. Durch die alte Dame erfährt Sabine Berner von dem Vorfall, dass ein Mädchen verschwand und lässt sich überreden, private Nachforschungen anzustellen. Vor allem aber auch deswegen, weil ihre Ex-Mann das Sorgerecht für die eigene Tochter Julia erschlichen hat. Daher kann sie den Verlust eines Kindes sehr gut nachvollziehen. Was sie entdeckt, macht sie zuerst sprachlos. Das Verbrechen, dem sie auf der Spur zu sein glaubt, reicht weit in die Vergangenheit zurück. Und wieder steht ihr geheimnisvoller Freund Peter von Borgo an ihrer Seite. Und wieder erliegt sie seiner liebenswürdigen Art. Das wichtigste an dieser Krimihandlung erscheint mir jedoch die Beziehung zwischen den beiden Handlungsträgern. Auf der einen Seite steht Sabine Berner, die Kommissarin mit ihrem dunklen Geheimnis. Auf der anderen Seite steht ihr dunkles Geheimnis. Wer glaubt schon im heutigen Hamburg im aufgeklärten Jahrhundert unserer Zeit, an Vampire? Ich finde es schon gut, dass Ulrike Schweikert sich mit ihrer neuen Erzählung so viel Mühe gemacht hat. Das angelesene und erfahrene Wissen, dass sie für dieses Buch sammelte ist enorm. Aber, und das ist der Knackpunkt den ich ansprechen will, es ist zuviel. Wenn Wissen in eine Unterhaltungslektüre eingeführt werden soll, ist das durchaus legitim. Der Schauplatz und die Handlung sollen stimmig sein. Aber man muss das Wissen doch nicht gleich in grossen Stücken dem Leser vorwerfen. Es wirkt dadurch einfach als ein Zuviel und stört den Lesegenuss. Der Stil des Buches ist gut, er gefällt, lässt sich prima lesen. In all den Jahren, in denen die Autorin schreibt hat sie sich wesentlich verbessert. Da macht es Freude, ein Buch von ihr in den Händen zu halten. Ich bin neugierig darauf, wie viele Romane um das Duo Berner / von Borgo noch erleben werden. Es sei dennoch darauf hingewiesen, dass es ein ähnliches Duo bereits von der Amerikanerin Tanya Huff gibt. ☺☺☺ Mimus Beltz & Gelberg Verlag 943 (11/2005) Titelbild: Vitali Konstantinov Lili Thal 447 Seiten 8,90 € ISBN: 3-407-78943-2 Zwischen den beiden Königreichen Vinland und Monfiel herrscht seit Jahrzehnten Krieg. Damit dieser Krieg ein Ende findet, begibt sich der König von Monfiel mit Begleitung zur Unterzeichnung des Friedensvertrages an den Hof von Vinland. Doch dieser Vertrag ist eine arglistige Täuschung, bei der fast alle den Tod finden. Der zwölfjährige Florin, Kronprinz von Monfiel, entgeht dem grausamen Massaker tiefster Erniedrigung und Demütigung, muss aber fortan in der Obhut des Narren für König Theodo von Vinland seine Spässe treiben. Mimus, so heisst der Narr von König Theodo, nimmt Florin praktisch in die Lehre. Mimus ist ein Mann mit einem scharfen Verstand, einem Geist voller sprühender Einfälle und ein wenig Zynisch. Zwischen den beiden entsteht eine tiefe Freundschaft, ja Mimus wird zu einer Art Vaterersatz. Gleichzeitig aber auch Lehrer, der ihm nicht nur alles zeigt, was er für den Narrenberuf benötigt, sondern auch den Witz, damit der Kopf möglichst lange auf dem eigenen Hals verweilen kann. Der scharfzüngige Mimus ist ein Meister des Wortes und ein ausgezeichneter Beobachter. Für Florin, der ab nun ‚kleiner Mimus’ genannt wird, beginnt eine strenge Lernzeit. Mimus kennt kein Erbarmen in seinen Unterrichtsmethoden. Und genau dieser Drill ist es, der Florin zu etwas grossem heranwachsen lässt. Aber der junge Florin schmiedet auch Pläne. Er will versuchen, seinen Vater König Philip und dessen ritterliche Begleiter aus dem Kerker zu befreien. Bis dahin dauert es jedoch noch einige Zeit. Florin findet in der feindlichen Burg tatsächlich ein paar Freunde und erhält auf verschlungenen Wegen Nachrichten aus dem heimatlichen Königreich. Der vorliegende Roman ist ein Mittelding zwischen Fantasy und historischen Roman. Zu viele Dinge erinnern an reale Historie. Dadurch ist das erdachte Königreich mit seinen ebenso erdachten Personen auf einen soliden Boden gestellt. Das Jugendbuch wurde bereits auf die Auswahlliste des Deutschen Jugendbuchpreises gesetzt. Zwar steht überall der junge Königssohn im Mittelpunkt, doch ist es, wie der Titel bereits andeutet Mimus der eigentliche Held. Der Höhepunkt der Erzählung ist jedoch der Zeitpunkt, da der kleine Mimus, wie Florin genannt wird, als er erfährt, dass sein Vater hingerichtet werden soll. ☺☺☺ Der Wüstenplanet - Die Legende 3 Die Schlacht von Corrin Brian Herbert & Kevin J. Anderson Wilhelm Heyne Verlag 52120 (11/2005) 859 Seiten 15 € Originaltitel: the battle of corrin 2004 Übersetzt: Bernhard Kempen Titelbild: Frank M. Lewecke ISBN: 978-3-453-52120-9 ‚Die Schlacht von Corrin’ berichtet vom Ereignis der fernen Vergangenheit. Dem Ereignis, das bereits in einem anderen Buch abgehandelt wurde. ‚Butlers Djihad’. Das war der menschliche Aufstand gegen die künstliche Intelligenz. Das war die Möglichkeit, den Aufstieg des Ordens der Bene Geserit’ zu ermöglichen. Die Maschinen haben längst die Herrschaft über alle menschlichen Lebensbereiche übernommen. Sie übernehmen alles und versklaven die Menschen ganzer Planeten. Omnius, das Zentralhirn der mechanischen Intelligenz verschanzte sich auf dem Planeten Corrin. Vorian Atreides übernimmt die Truppen der Liga um einen entscheidenden Schlag gegen Omnius zu führen. Aber Omnius verschanzt sich hinter einem menschlichen Schutzschild. Um eine Verbindung zwischen den vorangegangenen Romanen zu einem bestehenden Zyklus aufzubauen, muss lange geplant werden. Es müssen dabei Sachverhalte aufgebaut werden, die in den Romanen von Frank Herbert nur erwähnt wurden. ‚Die Schlacht von Corrin’ ist der dritte Teil der Legenden des Wüstenplaneten. Sein Nachteil besteht darin, dass er ohne die vorhergegangenen Romane nicht bestehen kann. Es ist durchaus empfehlenswert, diese Bücher zu lesen. Knapp 50 Jahre nach dem Tod von Sarah Butler beginnt die Handlung dieser Erzählung. In den ersten Kapiteln werden wie üblich die Handlungsträger vorgestellt. Da sind der Roboter Erasmus mit seinen Versuchsreihen, die gegen die Menschen gerichtet sind, der Stammvater aller Atreiden, Vorian Atreides, Quentin und seine Söhne der Familie Butler und andere mehr. Und wie bereits in den vorherigen Romanen geht es wieder um Ränkespiele, Verrat und Macht. Leider bleibt die ganze Erzählung vorhersehbar, weil sie zu einem ganz bestimmten Ergebnis kommen muss. Dem Wüstenplaneten von Frank Herbert. Mit dem letzten Teil dieser DreierReihe geht der Krieg gegen die künstliche Intelligenz einem Abschluss entgegen, der vorweg gesagt, nicht sehr überzeugend wirkt. Die Erzählung ist leider sehr ausführlich, langatmig bis langweilig. Ich vermisste den Spannungsbogen. Schauplatz um Schauplatz reihten sich aneinander ohne wirklich miteinander verbunden zu sein. Lediglich etwas Spannung kommt auf, als in den letzten Kapiteln DIE aufkommende Feindschaft zwischen den Harkonnen und den Atreiden andeutet. Auch nicht schön ist der Sinneswandel der Liga. Ständig wurde von Frieden und Menschlichkeit geredet, nur um einen atomaren Endschlag zu führen, der Millionen von menschlichen Sklaven den Tod bringt. Wo ist jetzt die Menschlichkeit? An diesem Roman gibt es noch andere Punkte die mir nicht gefallen. Sklaven die sich freuen, weil sie in Freiheit sterben oder gar Norma Cenvas Entwicklung zur ersten Navigatorin und ihre Abhängigkeit vom Spice. Ich bin kein Freund von Romanen, die plötzlich vor einer bestehenden Reihe oder einem bestehendem Roman spielen. Dabei ist es egal ob es die Reihe ‚Enterprise’ ist, die vor ‚Raumschiff Enterprise’ mit Captain Kirk spielt, oder Einzelromane wie ‚Das Blut der Templer 2’ das vor dem zweiteiligen Fernsehfilm spielt, oder gar den Romanen zum Wüstenplaneten von Frank Herbert. Die Romane von ihm fand ich von Beginn an sehr interessant, bildeten sie in ihrer Art, einen neuen Ansatz für ausserirdische Lebensräume. Als nach seinem Tod sein Sohn Brian damit begann, die Vorgeschichte zum Wüstenplaneten zu schreiben, war ich nicht sehr daran interessiert. Ich war der Meinung, hier eine Art ‚Leichenfledderei’ zu erleben, vom Ruhm des Vaters zu zehren. Mit Kevin J. Anderson als Autor gelang es ihm, Romane zu schreiben die durchaus lesenswert sind. Die Zusammenarbeit der beiden Männer ist durchaus erfolgreich. Auch wenn durch Anderson mit seinen Star Wars Romanen ein stilistischer Einfluss auf die Romane besteht, ist die Trilogie zu der ‚Wüstenplanet-Saga’ annehmbar, aber nicht vergleichbar. Ich bin mir jedoch sicher, dass andere Rezensenten deutlich abwertende Worte zu dieser Trilogie und vor allem diesem Abschlussband finden werden. ☺☺ Meisterwerke der Science Fiction Der letzte Tag der Schöpfung Wilhelm Heyne Verlag 52121 (11/2005) Titelbild: Jürgen Rogner Wolfgang Jeschke 316 Seiten 8,95 € ISBN: 978-3-453-52121-6 Kritik an den Vereinigten Staaten von Amerika gab es schon immer. Mal politisch bedingt, mal kulturell bedingt, dann wiederum literarisch ausgearbeitet. Als er 1982 seinen Roman veröffentlichte, stand die USA wieder einmal mehr in den Schlagzeilen. Jetzt erschien der Amerika kritische Roman in einer überarbeiteten Neuauflage. Im Mittelmeerraum werden Gegenstände gefunden, die aus der fernen Vergangenheit stammen, jedoch aus Material bestehen, die erst in der Gegenwart, ja sogar der Zukunft stammen müssen. Für viele Menschen ist dies ein grosses Rätsel. Nicht jedoch für die Amerikaner. Sie sehen darin ihr geheimstes Vorhaben bestätigt. Mit Zeitmaschinen reisen die Amerikaner in die Vergangenheit um die Menschheitsgeschichte zugunsten der Amerikaner und ihrer gewalttätigen Energiepolitik zu ändern. Aber kein Mensch ahnt, dass dadurch eine Katastrophe globalen Ausmasses heraufbeschworen wird. Steve Stanley, Astronaut der NASA, wurde auf seine neue Aufgabe unzulänglich vorbereitet. Die neueste Mission, auf die er geschickt wird, ist so geheim, dass man nur Ja oder Nein sagen kann, ohne genau zu wissen, warum. Trotzdem sagt er zu und lässt seine Freundin Lucy in Arizona zurück. Auf den Bermudas unterzieht er sich einem harten Training. Dabei lernt er eine Menge Leute kennen, die zu einer schlagkräftigen Gruppe zusammengeschweisst werden. Erst spät erfahren sie die Wichtigkeit ihres Auftrages. 5,5 Millionen Jahre in der Vergangenheit sollen sie eine Ölleitung von Nordafrika in die Nordsee bauen, um dort mittels Zeitmaschinen das Öl in die Zukunft zu leiten, der Gegenwart. Auf diese Art und Weise will die derzeitige amerikanische Regierung die Energieversorgung des Landes sichern. Die Idee ist einfach, aber auch hervorragend. Um die Abhängigkeit vom Öl auszuschalten, muss man das Öl einfach entführen. Das vermeidet einen Ölkrieg in der Gegenwart. Denn wo nichts ist, gibt es keinen Grund für einen Krieg. Steve Stanley fliegt auf einen Hubschrauberträger im Mittelmeer. Mit seinem neuen Partner Jerome wird er in die Vergangenheit geschleudert, wo er auf Sizilien einen Stützpunkt errichten soll. Allerdings läuft nicht alles so, wie geplant. Sie landen im leeren Mittelmeerbecken, dessen Sperre bei Gibraltar das heutige Mittelmeer gegen den Atlantik abschirmt. Plötzlich werden sie von MiG-Bomber angegriffen. Der Feind ist eine arabisch-sowjetische Allianz, die verständlicherweise gegen das Abpumpen des Erdöls sind. Die anderen Amerikaner, die vor ihnen angekommen sein sollen, können nicht gefunden werden. Dafür tritt ein Affe mit Sturmgewehr auf den Plan, der sich Goodluck nennt. Er bringt sie zur Festung der Amis. Dafür erfährt Steve eine erschreckende Meldung nach der anderen. Die Zielgenauigkeit der Zeitmaschinen lässt zu wünschen übrig. Die schlimmste Nachricht ist jedoch, es gibt keine Rückkehr. Wolfgang Jeschke, dessen neuer Roman, ‚Das Cusanus-Spiel’ gerade erschien, greift auch hier das Problem der Zeitreise auf. Im Vergleich zu seinen späteren Werken, ist die Sprache recht einfach gehalten. Seine Beschreibungen sind Eindrucksvoll und voller stimmiger Einzelheiten. Das ist es, was ich an ihm als Autoren zu schätzen weiss. Drei Jahre vor ‚Der letzte Tag der Schöpfung’ erschien von Edward Pangborn ‚Davy’ oder 1972 ‚Die Strasse der Verdammnis’ von Roger Zelazny. In beiden Romanen geht es darum eine ehemals bekannte oder scheinbar bekannte Welt neu zu erforschen. Ähnlichkeiten finden sich durchaus. Wolfgang Jeschke ist ein nachdenklicher Autor. Was er schreibt hat viel Gehalt, er weiss, wovon er schreibt und er hinterlässt, zumindest kurzfristig, nachdenkliche Leser. Der Roman ist ein Buch für intelligente Leser, kein schnelles heruntergeschrieben wie für Star Trek, keine Einfachmärchen für eine schnelle Unterhaltung. Und mit der ganzen Zeitreiseproblematik macht der Autor uns auf eines aufmerksam. Die Zeit ist im Fluss und wer die Vergangenheit ändert, muss damit leben, dass die Zukunft nicht mehr so ist, wie sei einmal als Gegenwart empfunden wurde. Es gäbe noch viele Möglichkeiten, das Buch zu vergleichen. Das Problem Zeitreise begann nicht erst bei H. G. Wells und seiner Zeitmaschine, und es endet bestimmt nicht bei Wolfgang Jeschke. ☺☺☺ Das Blut der Templer II vgs Verlag Titelbild: Foto Wolfgang und Rebecca Hohlbein 370 Seiten 19,90 € ISBN: 3-8025-3478-6 Deutschland als Schauplatz der Templer. Die Erzählung spielt vor dem zweiteiligen Fernsehfilm, der dieses Jahr in Pro 7 ausgestrahlt wurde. Wenige Jahre vor der Geburt Davids, des letzten Templers. Der neunzehnjährige Sascha und seine Schwester Charlotte geraten zufällig in eine heikle Begebenheit. Ein Wahnsinniger bedroht Charlotte während eines Banküberfalls und schiesst wie wild um sich, bevor er von einem Unbekannten besiegt werden kann. Bevor ihm richtig gedankt werden kann, verschwindet er spurlos. Die Geschwister machen sich auf die Suche nach dem Mann und finden ihn schliesslich. Gemeinsam mit den Anhängern der Prieure de Sion, lebt er seltsame Mann in einer Ordensgemeinschaft. Die Gemeinschaft beschliesst Sascha zum Schwertkämpfer auszubilden. Doch die ganze Sache verläuft anders. An Stelle von Sascha wird Charlotte zur Templerin. Die Autorengemeinschaft und Autorenfamilie Wolfgang und Rebecca Hohlbein schrieben das lesenswerte Buch. Es wurde vor der Handlung des Fernsehfilms und des dazugehörigen Buches angelegt. Es wäre sicherlich besser gewesen, etwas neues zu schreiben. So wurde ein Ansatz gesucht, der zwangsläufig im Beginn des Fernsehfilms mündet. Das ist kein guter Ansatz. Man weiss sofort, wie das Buch enden muss. Allein aus diesem Grund verliert ‚Die Nacht des Sterns’ an Spannung. ☺☺☺ Vom Jenseits Howard Phillips Lovecraft Area Verlag 9/2005 798 Seiten 9,95 € Originaltitel: Kurzgeschichtensammlung nn Übersetzt: Florian F. Marzin Titelbild: nn ISBN: 3-89996-391-1 Über H.P. Lovecraft wurden bereits mehr Bücher geschrieben, als er selbst Erzählungen geschrieben hat. Der Area-Verlag hat in seiner Reihe Unheimlicher Bücher eine Auswahl des Altmeisters der Phantastik zusammengestellt. Noch heute greifen Autoren auf die beklemmenden Erzählungen Howard Phillip Lovecrafts zurück. Die Kurzgeschichten aus der Sammlung ‚Vom Jenseits’ stellen eine bunte Vielfalt seines Schaffens dar. Horror muss nicht immer in blutigen Splatter enden. Die einfache Art, wie Lovecraft seine Geschichten den Lesern Nahe bringt, löst nur beim Leser und in dessen Gedanken den Grusel aus, wenn er mit seinen ureigensten Ängsten spielt. Er geht nie so weit, das er das Grauen direkt beschreibt, die Vorstellungskraft des Lesers ist sein erfolgreichstes Mittel, wenn er bis in die tiefsten Stellen der menschlichen Seele vordringt. Lovecrafts Kurzgeschichten muss man gelesen haben, damit man den Wert den sie für die Phantastik haben, zu schätzen weiss. Es vermögen nicht alle Geschichten zu überzeugen. Aber das ist natürlich. Bedenken sollte der Leser jedoch, wann die Geschichten geschrieben wurden, welche Umstände herrschten und wie lange es her ist, dass sie zum ersten Mal erschienen. Das Buch in der Hand zu halten ist für Neuleser der Area-Horror-Reihe etwas ungewöhnlich. Wer aber schon einige der Bücher dieser Reihe in seinem Regal stehen hat, wird sich darüber nicht wundern. Alle Bücher haben den gleichen Umfang von etwa 800 Seiten, eine gleiche Aufmachung und die gleiche gute Qualität. Das Umschlagsbild ist angenehm zurückhaltend, wie alle anderen der Reihe ebenfalls. Die Erzählungen handeln von den unterschiedlichsten Dingen. Mal ist der in einem Grab eingeschlossene Handlungsträger, dann geht es um alte Pharaonen, von denen man annehmen sollte, dass sie tot sind. Alltägliches Grauen trifft sich mit dem unheimlichen aus dem tiefen des Kosmos, die Bedrohung kommt sowohl von innen wie von aussen. H. P. Lovecraft wird immer als Meister des Grauens bezeichnet, wie viele andere die nach ihm kamen, ihn sogar zum Vorbild hatten. Der vorliegende Sammelband bietet eine gute Auswahl über das jahrelange Schaffen des Mannes, der zu Lebzeiten keine Anerkennung fand. In seinen Briefen mit anderen Intellektuellen seiner Zeit, gab er mehr über sich preis, als er je in seinen Erzählungen tat. Wer bereits in Besitz von seinen Erzählungen ist, wird es begrüssen, diese Sammlung in seinen Besitz zu nehmen. Denn in anderen Erzählbänden gibt es immer nur einen kleinen Teil. Hier sieht man eine grosse Bandbreite. Ein lohnenswerter Band. ☺☺☺ Die Vögel der Finsternis Beltz & Gelberg Verlag 943 (11/2005) Originaltitel: the healer’s keep (2002) Titelbild: Dieter Wiesmüller Victoria Hanley 471 Seiten 8,90 € Übersetzt: Cornelia Stoll ISBN: 3-407-78964-5 Prinzessin Saravelda wird von ihrer Mutter, der Königin Torina, zur magischen Ausbildung auf die Burg der Heiler gebracht. Dort möchte Sara jedoch unerkannt bleiben, als eine unter vielen und ohne Sonderrechte. Das sechzehnjährige Mädchen möchte gerne eine Trianerin werden, eine heilende Tänzerin und möchte ganz normal ihre Begabungen ausbilden lassen. Anders als sie dachte ist sie jedoch eine Seelenkriegerin Sara trifft dort auf den Ausländer Dorjan, der in der Lage ist, zu Traumwandeln und möchte daher ein Genovener werden. Und dann ist da noch der Junge Ben, der die bürokratische Laufbahn beschreiten will. Als Drade ist er zudem damit beauftragt, die Einhaltung der Gesetze zu wahren. Auf der Burg der Heiler ist die Prinzessin in Gefahr und flieht daher mit Dorjan. Die beiden gelangen in ein anderes Reich, wo sie auf Maeve treffen, die sich ebenfalls auf der Flucht befindet. Maeve ist eine siebzehnjährige Sklavin, die im Badehaus von Lord Indol arbeiten musste. Lord Indol verkauft sie jedoch an den grausamen Lord Morlen. Dessen Taten kann sie nicht verwinden und flieht. Die drei treffen aufeinander und es stellt sich heraus, dass sie über die Vergangenheit miteinander verbunden sind. Ihre Aufgabe ist es, gegen den Schattenkönig zu kämpfen. ‚Die Vögel der Finsternis’ ist die Fortsetzung von ‚Das Auge der Seherin’. In diesem spannenden Roman läuft alles glatt und reibungslos ab. Es gibt Gefahren, die überwunden werden, aber ich hatte beim Lesen nicht das Gefühl, dass die Jugendlichen wirklich in Gefahr geraten. Irgendwie habe ich das Gefühl, in diesem Fall zu sehr in ausgetretene schriftstellerische Pfade geführt zu werden. Im ersten Roman gab es immer wieder kleine Überraschungen. Auf diese Überraschungen muss ich hier leider verzichten. ☺☺☺ Vampir-Attacke Arena Verlag 2436 10/2005 Originaltitel: diverse Titelbild: Frauke Schneider Hrsg.: Sylvania Pippistrella 164 Seiten 7,90 € Übersetzt: diverse ISBN: 978-3-401-02436-3 Vor mir liegt das für dieses Jahr interessanteste Buch. Dass es mal wieder ein Jugendbuch ist, dass mir auffällt ist dabei wenig verwunderlich. Das Buch wird als eine Art Blutkonserve geliefert. Es steckt in einer Plastiktasche das mit einer an Blut erinnernde Flüssigkeit gefüllt ist. Das Buch selbst wurde statt dem üblichen schwarz in rot gedruckt und ist als Taschenbuch überall hin mitzunehmen. Allein von der Aufmachung her ist das Buch mit dem wiederverwendbaren ‚Blut-Bag’ (warum der deutsch-englische Mischmasch?) sehr effektvoll. In diesem Buch finden sich drei Romanauszüge, auf die nicht näher einzugehen nötig ist. Die Auszüge sind von drei Romanen, ‚Der letzte Vampir’ von Willis Hall, ‚Der Vampirsarg’ von Thomas Brezina und ‚Der Vampir aus der Flasche’ von R. L. Stine. Und wie man erkannt hat, handelt es sich um ein Buch, dessen Inhalt nur Vampirgeschichten sind. Blutige Erzählungen, von modern bis antiquarisch. Bram Stoker mit ‚Draculas Gast’ ist in diesem Fall der Antiquariat unter diesen Autoren. ‚Draculas Gast’ erschien bereits in vielen Büchern, in immer neuen Kurzgeschichtensammlungen. In dem für jugendliche Leser gedachten Band schlägt er die Brücke in die Vergangenheit der Horror-Literatur. Seine Erzählung, 1979 von Wulf Berger übersetzt, ist immer noch die beste Übersetzung und für die Jugendlichen sicher überzeugend. Paul van Loom ist gleich zweimal vertreten. ‚Die Dachkammer’ und ‚Liebe Mama, lieber Papa’ sind zwei Geschichten die hervorragend in diese Sammlung passen. Das gleiche gilt für ‚James Bradleys Vampir’ von Roger M. Thomas oder für Mario Giordanos ‚Das tiefe Haus’. Die einzige Dame in der Sammlung ist Christine Nöstlinger mit ‚Florence Tschinglbell’. ☺☺☺ Meister der Fantasy Feuerblüte Ueberreuter Verlag Titelbild: Krasny Katja Brandis 339 Seiten 16,95 € ISBN: 3-8000-5176-1 Alena von der Feuergilde hat ein Problem. Das rebellische Mädchen schaffte es ohne viel Aufwand, sich in ihrem Heimatort unbeliebt zu machen. Immer wieder verstösst sie gegen Regeln und soll daher ausgeschlossen werden. Doch die berühmte Vermittlerin Rena ke Alaak bürgt für die junge Schwertkämpferin, damit sie ihre Prüfung ablegen kann. In Tassos geht das Grauen um, und ein geheimnisvoller weisser Panther ist der Grund dafür. Allen denen er in den Träumen begegnet bringt er den sicheren Tod. Auch Alenas Vater wird davon betroffen und liegt im Sterben. Verzweifelt macht sich die junge Schwertkämpferin, die immer wieder mit ihrer legendären Mutter Alix verglichen wird, auf die Suche nach Rettung. Der Weg führt sie in die Handelsstadt Ekaterin, in Begleitung des Iltismenschen Cchraskar und Rena ke Alaak. Die Stadt der Farben, wie sie auch genannt wird, wird für eine Stadt des Kampfes. Sie kämpft um ihre Zukunft, für ihren Vater und auch für den Mann, in den sie sich verliebt hat. Die Entscheidung fällt schliesslich im Palast der Trauer. ‚Feuerblüte’ ist ein wunderbares Buch, das allein für sich steht. Es ist nicht nötig, die Daresh-Trilogie zu kennen, die diesem Buch voraus ging. Katja Brandis bringt ein paar neue Ideen mit, die die Erzählung lesenswert machen. Die jugendliche Alena ist eine glaubwürdige Person. Rebellisch, widerborstig, kurz ein junges Mädchen, das ihren Weg in der Gesellschaft sucht und ihren Platz noch nicht gefunden hat. ☺☺☺ Meister der Fantasy Im Schatten des Dämons Ueberreuter Verlag Titelbild: Greg und Tim Hildebrandt Brigitte Melzer 394 Seiten € ISBN3-8000-5160-5 Der Kontinent Carthomien, der bereits in ‚Whisper’ Erwähnung fand, steht hier im Mittelpunkt der Erzählung. Die Person, die im Mittelpunkt der Erzählung steht ist jedoch das Mädchen Cait. Ein paar Gaukler konnten die junge Frau vor dem ertrinken retten. Cait kann sich seit diesem Unfall jedoch nicht mehr erinnern. Ihr Gedächtnis ist wie weggewischt. Söldner Daith hat nun den Auftrag bekommen, das Mädchen Cait zu finden und sie zurück auf die Insel Dallain zu bringen. Als Daith Cait erkennt, glaubt er in ihr die Mörderin seines Ziehvaters zu erkennen. Ihn überkommt Wut, weil die Mörderin ihm vor ein paar Jahren entkam und er jetzt sie seinem Auftraggeber übergeben soll. Cait erinnert sich an nichts und verhält sich auch nicht wie eine Mörderin. Dafür sind ihr unbekannte Schattenwesen auf der Spur. Die Kreaturen der Finsternis versuchen das Mädchen zu töten. Daraufhin schliesst sich Cait dem Söldner an, in der Hoffnung mehr über sich selbst in Erfahrung zu bringen. Je mehr sie über sich nachdenkt, desto mehr wird sie von schrecklichen Traumbildern heimgesucht. Scheinbar wahllos und sinnlos scheinen die Bilder zu sein. Ist sie wirklich eine Mörderin, für die sie Daith hielt? Eine andere Sache, nicht seelischer, sondern körperlicher Natur, gibt ihr zu denken. Ihr Rücken ist mit Wunden und Narben übersät. Cait kann sich nicht erklären, woher die Verletzungen stammen. Immer mehr verdichten sich die Zeichen, die darauf hindeuten, dass sie in der Tat eine Verbrecherin ist. In der Stadt Cor Amanthór wird sie am Mord von Aladar verdächtigt. Mit seinen Freunden Connor und Liamar rettet Daith die junge Frau. Gemeinsam fliehen sie, da sie inzwischen zur Überzeugung gelangten dass Cait der Schlüssel zu diesem Rätsel ist. Auf der Flucht lernen sich die Gefährten besser kennen, erfahren mehr über sich und ihre einzelnen Schicksalsschläge. Dafür finden Cait und Daith langsam zueinander. Doch das zarte Pflänzchen Liebe ist einer grossen Gefahr ausgesetzt. Ein Na’Darrach, ein übler Dämon, wurde von einem Kult beschworen, der den Herrscher von Dallain umbringen soll. Brigitte Melzer fiel mir bereits mit ‚Whisper’ vorteilhaft auf. Der Roman spielt in der gleichen Welt wie ‚Whisper’, ist jedoch davon gänzlich gelöst. Es ist eine Geschichte mit Elementen einer auf unbekannten Vergangenheit von Cait und wird fortgeführt bis zur gültigen Gegenwart. Die handelnden Personen gefallen mir sehr gut, weil sie sehr Wirklichkeitsgetreu sind. Die einen sind mehr, die anderen weniger gut ausgearbeitet. Im rauhen Leben kennt man auch nicht jeden genau. Ihre Personen haben alle ihre Stärken und Schwächen, die sich dem Leser langsam eröffnen. Cait bleibt, gerade wegen ihrer Erinnerungslücken, hinter den anderen Charakteren zurück. ‚Im Schatten des Dämons’ ist ein Roman, der voller Magie, Abenteuer und Romantik ist. ☺☺☺ Der Sohn des Waffenmeisters Ueberreuter Verlag Titelbild: Walter Holl Rebecca Hohlbein 250 Seiten 14,95€ ISBN: 3-8000-5071-4 Der Sohn des Waffenmeisters hat einen Traum, Ritter werden am Königshof. Sei seiner Kindheit ist er der Freund des jungen Grafen Alexander. Die beiden Figuren sind von Aussehen und Charakter sehr unterschiedlich. Der eine ist eine starke Persönlichkeit, der andere ist eher einer nachgiebigeren Natur. Der eine mutig und stark, der andere eher schöngeistig. Alexanders Vater und sein älterer Bruder fallen einem feigen Meuchelmord zum Opfer. Auf einem Jagdausritt werden Graf Konrad und Randolf von Maskierten ermordet. Daher muss Alexander von Rüden als rechtmässiger Thronfolger die Macht im Land übernehmen. Die erste Handlung ist es, Bernhard zum ersten Ritter zu ernennen. Bernhard unterstütz seinen Freund, der von der erdrückenden Verantwortung etwas überfordert ist. Damit glaubt sich der Sohn des Waffenmeisters am Ziel seiner Träume, er ist erster Ritter und gleichzeitig Berater. Aber dann fällt Alexander einem Ränkespiel zum Opfer. Er wird des mehrfachen Mordes bezichtigt und zum Tode verurteilt. Damit ist die Verschwörung gegen die Adligen von Rüden noch nicht beendet. Bernhard ist von der Unschuld Alexanders überzeugt und will ihm unter allen Umständen helfen. Viele Spuren der Verschwörung am Hofe zielen auf Bischof Waldemar. Er war ein grosser Mann, der durchaus bereit war, gegen die Entscheidungen von Graf Konrad anzutreten. Baron Berthold von Borsten, ein Gefolgsmann des Bischofs lädt zu einem Turnier. Jeder der klar bei Verstand ist, wittert eine Falle, in die der junge Adlige nur zu gern hinein tappt. Um Alexander zu helfen geht Bernhard grosse Wagnisse ein. Für die Rettung seines Grafen bleibt ihm wenig Zeit. Er muss einen Plan schmieden, um den schrecklichen Plan der Verschwörer zu entkräften. Er beginnt erst allein, dann mit der Hilfe von Eva und Eric Mittel und Wege zu suchen, diesen Plan zu entkräften. Rebecca Hohlbein schrieb einen Roman, der ein wenig an einen historischen Roman erinnert. Er spielt im 12. Jahrhundert zur Zeit Heinrichs des Löwen. Rebecca schrieb bereits einige Bücher, meist unter Pseudonym. Ich weiss leider noch nicht, welche das sind, waren wohl auch, meiner Meinung nach, nicht sonderlich erfolgreich. Da fällt es einfach unter dem bekannten Namen Hohlbein zu veröffentlichen. Im Gegensatz zu ihren Büchern um Indra, lässt das Buch um den Sohn des Waffenmeisters ein wenig zu Wünschen übrig. Ich hätte mir ein wenig mehr Tiefe, mehr Einzelheiten und eine erweiterte Charakterisierung gewünscht. Auch die Handlung zieht sich ein wenig in die Länge. Das Buch hat mich nicht überzeugt. Vielleicht setzt meine Erwartungshaltung ein wenig hoch an, ist mit dem Namen Hohlbein eine Fantasy im Spiel, die zumindest bei den Eltern von Rebecca mit Preisen ausgezeichnet wurde. ☺☺☺ Die Damlo-Saga 1. Band Damlo und der Weg zum Glück Piper Verlag (11/2005) Originaltitel: la spina del drago (2002) Titelbild: Richard Doyle Luca Trugenberger 347 Seiten 19,90 € Übersetzt: Biggy Winter Luca Trugenberger wurde 1955 als Sohn eines Schweizers und einer Sizilianerin. Er studierte Medizin und war lange Jahre Schauspieler. In seinem »Verlangen nach tieferem Wissen um die Beschaffenheit der menschlichen Seele« beschloß er, Fantasy-Romane zu schreiben. Sein Erstling ‚Il risveglio dell'Ombra’ wurde aus dem Stand heraus ein großer Erfolg. Luca Trugenberger lebt als Psychotherapeut in Rom. (Verlagsinfo). Damlo Rindgren wächst bei seiner Tante und seinem Onkel in einem idyllischen Dorf mitten in einem Wald auf. Die Bewohner des Dorfes leben in riesigen Bäumen, die sie als Häuser benutzen und dementsprechend umbauen. Die Dorfbewohner sind ein kunstliebendes Volk, denn überall sind Schnitzereien angebracht. Der vierzehnjährige Damlo wächst ohne die Eltern auf und hat ab und zu seltsame Anfälle. Er wird als Träumer ausgelacht und wegen seiner roten Haare als ‚roter Angsthase’ bezeichnet. Er ist ein Aussenseiter und wird dementsprechend schlecht behandelt. Von den gleichaltrigen wird er meist verprügelt und gehänselt, was noch die angenehmere Art ist. Damlo ist flink und kann seinen Verfolgern in den meisten Fällen entkommen. Als er sich jedoch mit einer Jungenbande anlegt wird er von einer Steinschleuder am Kopf getroffen. Mit einer Gehirnerschütterung versteckt er sich auf einem Wagen. Damlo erwacht auf dem Wagen den zwei Zwerge lenken, weitab von zuhause. Sie versorgen seine Kopfwunde und pflegen ihn gesund. Einer der Zwerge entpuppt sich dabei als der junge Thronfolger des Zwergenkönigs. Er verabschiedet sich von den beiden Zwergen, um wieder nach hause zu reisen, als ihn ein Rudel Wölfe davon überzeugt, bei den beiden kriegserprobten Zwergen zu bleiben. In letzter Sekunde gelingt es den dreien, vor den Wölfen in Sicherheit zu gelangen. Es stellt sich jedoch heraus, dass dies nicht die einzige Gefahr darstellt, die auf dem Weg der drei Gefährten zum Ziel der Zwerge lauert. Es sind aber nicht nur diese Gefahren, die Damlo beschäftigen. Seit ihn der Stein am Kopf traf, hat er Kopfschmerzen und sieht seltsame Bilder in seinem Kopf aufblitzen. Diese Halluzinationen bereiten ihm Sorgen, befürchtet er doch, verrückt zu werden. Das vorliegende Buch ist ein in der Tat phantastisches Werk. Mir gefällt der erzählerische Stil des Autors. Vor allem, weil diesmal nicht aus dem allgegenwärtigen amerikanisch übersetzt wird. Der junge Damlo wird sehr wirklichkeitsgetreu dargestellt. In verschiedenen Situationen steht er als Held da, dann wieder ist er von den gegebenen Umständen total überfordert. Doch meist ist er der ‚flammenhaarige Angsthase’. Luca Trugenberger schreibt einen wundervollen Roman, der manchmal zu viele Klischees enthält. Das betrifft vor allem die grosse Hintergrundhandlung, in der sich die Feinde der Zwerge als die Schergen eines bösen Herrschers herausstellen. Das ist dann der Punkt, wo man wieder zu sehr auf Tolkien geschaut hat. Hoffentlich gibt es mit dem ende der Trilogie keine grosse Endschlacht. Ein positiver Aspekt ist der, als er sich mit dem Wald und dem Fluss unterhält. Diese Idee ist relativ neu. ☺☺☺ Die Zauberin von Märchenmond Ueberreuter Verlag Titelbild: Peter Gric Wolfgang und Heike Hohlbein 864 Seiten 19,95 € ISBN: 3-8000-5175-3 Rebecca darf mit ihren Eltern in den Urlaub fahren. Als pubertäres Mädchen empfindet sie es aber nicht als dürfen, sondern eher als eine Last und ein Muss. Der Urlaubsort, der von den Eltern erwählt wurde ist ja auch nicht gerade das, was man als Jugendlicher mit ‚Hip’ bezeichnet. Craisfelden (warum fällt mir nur dabei Crailsheim ein?) ist in der Tat geisttötend und die Mädels die Rebecca kennen lernt sind auch nur öde Landeier. Das einzig anregende für Rebecca ist der unterirdische Clubraum, den ihr Bea zeigt. Durch eine geheime Tür im Keller eines geheimnisvollen und verfluchten Hauses gelangt Rebecca nach Märchenmond. Überall herrscht Düsternis und Verfall. Die gläserne Hauptstadt des Landes, das sagenhafte Gorywynn, scheint leer und ausgestorben zu sein. Auf dem Weg nach hause trifft sie auf Schnapp. Schnapp ist ein Zwergenwesen der Gattung Gräuel. Der Gräuel kann Rebecca nichts Gutes berichten. Märchenmond steht vor dem Untergang. Die schwarzen Königinnen wollen alle Magie aus Märchenmond verbannen. Ihre Krieger schlagen überall und erbarmungslos zu. Auf der Flucht vor den Unheimlichen muss Rebecca mit ihren neuen Freunden, dem Gräuel Schnapp, der stotternden Elfe Scätterling und den Zwillingen Torin und Toran quer durch die Welt fliehen. Das Buch lässt sich gut lesen, wie immer, wenn Heike Hohlbein an einem Buch mitschreibt. Sobald sie dabei ist, wird der Roman etwas weiblicher. Die Heldin wird dadurch wesentlich sympathischer. Das Buch ist spannend und schöpferisch. Allerdings zeigt das Buch viele Längen. Hätte man es um ein viertel gekürzt, wäre dem Leser viel hin und her erspart geblieben und der Spannungsbogen höher angesetzt. Ein Vorteil dieses Romans ist zudem die fehlende Verbindung zu den anderen Märchenmond-Romanen. Daher lässt sich die Erzählung wie ein eigenständiges Buch lesen, ohne auf ‚Märchenmond’, ‚Märchenmonds Kinder’ und ‚Märchenmonds Erben’ zurückgreifen zu müssen. Genau so gut hätte es eine ganz andere Welt sein können. ☺☺☺ Der Foundation Zyklus 4. Band Das galaktische Imperium Wilhelm Heyne Verlag 52146 (11/2005) Originaltitel: robots and empire (1985) Titelbild: Fred Gambino Isaac Asimov 537 Seiten 8,95 € Übersetzt: Heinz Nagel ISBN: 978-3-453-52146-9 Die Menschen leben auf der völlig übervölkerten Erde in riesigen überdachten Städten. Um neuen Lebensraum zu erschliessen entschlossen sich die Menschen die Heimatwelt zu verlassen und neue Planeten in den weiten des Alls zu besiedeln. Diese Menschen, die den Weg in den Kosmos nahmen, werden Spacer genannt. Sie besiegten irdische Krankheiten und liessen die meisten Intrigen hinter sich. Auf meist wenig besiedelten Welten leben die Spacer und werden älter als die normalen Menschen. Mit Hilfe von Androiden führen sie ein sicheres und bequemes Leben. Das ist viele Jahrhunderte her. Eine zweite Besiedelungswelle führt dazu, dass sich die Spacer in ihrer Vormachtstellung bedroht sehen. Der einflussreiche Politiker Amadiro der auf der Spacer-Welt Aurora hat jedoch andere Interessen. Mit aller Macht will er die neuen Siedler der Erde zurückdrängen. Ebenfalls auf Aurora lebt Cladia seit zweihundert Jahren. Sie ist ein Mensch, die lediglich zwei Roboter ihr eigen nennt und ansonsten recht zurückgezogen lebt. Ein verstorbener Freund hatte ihr die beiden Maschinen überlassen. Von den beiden Roboter Daneel und Giskard sieht Daneel den Menschen am ähnlichsten, Giskard hingegen ist in der Lage, menschliche Gefühle zu erkennen. Allerdings ist nur Roboter Daneel eingeweiht. Als auf dem Planeten Aurora die Nachricht eintrifft dass Solaria von ihren Bewohnern verlassen wurde und dass dort Händlerraumschiffe zerstört wurden, ist man nur leicht beunruhigt. Cladia macht sich mit einem Händlerschiff und ihren Robotern auf den Weg, um auf Solaria nach dem Rechten zu sehen. Auf Solaria wird das Händlerschiff von einer neuartigen Waffe beschossen und fast zerstört. Trotzdem kann sie die Waffe erobern und mitnehmen. Auf der Siedlerwelt wird Claria als Heldin gefeiert. Zur gleichen Zeit entwickelt Amadiro einen Plan, die Erde nachhaltig zu zerstören. Kurz darauf erfährt er über Umwege von den ungewöhnlichen Eigenschaften Giskards. Er versucht mit allen Mitteln den Roboter in seine Hände zu bekommen. Amadiro befürchtet, der Roboter könnte seine Pläne zerstören. ‚Das galaktische Imperium’ ist kein SF-Krimi. Cladia und die beiden Roboter sind die eigentlichen Handlungsträger, treiben die Handlung voran, immer wieder aus verschiedenen Sichtwinkeln. Die Handlung ist erheblich vielschichtiger und temporeicher als manch ein anderes Buch von Isaac Asimov. Isaac Asimov ist einer der unumstrittensten Autoren dieses Jahrtausends, der es schaffte SCIENCE FICTION im wahrsten Sinne des Wortes zu schreiben. Wissenschaftliche Erzählungen war eines seiner Themen, indem er versuchte, den Wissensstand seiner Zeit so weiterzuführen, dass er logisch in eine mögliche Zukunft passt. Seit 1958 verlegte Isaac Asimov seine schriftstellerische Tätigkeit von der Science Fiction weg zur populärwissenschaftlichen Darstellung. Über 200 Bücher erschienen von ihm bis zum Jahr 1979. Mit über 100 populärwissenschaftlichen Sachbüchern errang er sich einen sehr guten Namen bei den normalsterblichen Lesern wie auch unter seinen fachspezifischen Kollegen. Häufig trat er in den Medien auf und man zitierte ihn in einschlägigen Zeitschriften und Magazinen. Isaac Asimov ist neben Robert A. Heinlein und Arthur C. Clarke einer der bekanntesten Vertreter der Science Fiction Literatur. Er unterstütze sehr viele junge Literaten und seine Sammlung von Kurzgeschichten wird heute noch im Wilhelm Heyne Verlag herausgegeben. 1941 erschien seine Erzählung Nightfall und wurde von vielen Science Fiction Lesern als die beste Geschichte beurteilt. Diese Geschichte gewann den sog. Poll als beste Story vor 1965. Diesem besonderen Erfolg konnte er nur noch zwei mit gleichem Erfolg nebenanstellen. Da wären gewesen I Robot und die ersten Kurzgeschichten seiner Foundation-Trilogie. Seine folgenden Erzählungen fanden auch sehr grossen Anklang. Doch so grossen Erfolg wie die vorgenannten hatte er nie wieder. Isaac Asimov ist ein Mann voller Idee. Die Ansprüche von den Literaten an ihn sind zu hoch geschraubt. Man kann nicht behaupten er sei einer der stilistisch Ausgereiftesten. Dafür sind seine Ideen immer ein wenig voraussehender gewesen, als die Wissenschaft war. Wenn man will kann man sagen, Asimov war seiner Zeit und der Wissenschaft immer einen Schritt voraus. Die hypothetischen Probleme die er aufbaut muten manches mal zu phantastisch an. Vor allem, wenn es um Zeitparadoxa und Zeitreisen geht, wie in seinem Roman The End of Eternity. Bei der Lösung seiner Probleme ordnet er sich jedoch ganz der logischen Schlussfolgerung unter. Unter seinem Pseudonym Paul French schrieb er die Abenteuer des Weltraumdetektivs David "Lucky" Starr. Hier verzichtete er erstmals auf den wissenschaftlichen Ansatz zugunsten einer phantastischen, abenteuerlichen Handlung. So gesehen sind seine ganzen Geschichten eher Kriminalgeschichten im Weltraum, da sie sich der Logik und der wissenschaftlichen Erklärung unterziehen. Technokrat, das war eines jener Adjektive die ihn daher ein Leben lang begleiteten. Jedoch die Behauptung, die dahinter liegt, er würde das Heil der Menschheit nur in der Naturwissenschaft und der sich daraus ergebenden Technologie sehen, entbehrt jeder Grundlage. Wichtig zu erwähnen sind jedoch die international anerkannten und von allen Science Fiction Autoren übernommenen Robotgesetze. Diese drei Gesetze der Robotik, nach denen der Roboter (aus dem tschechischen von robotaje = arbeiten) dem Menschen dienen soll, wurden von John W. Campbell jr. und ihm entwickelt, obwohl sein alter Herausgeber und Förderer dabei immer wieder "unterschlagen" wird. Seit der ersten Buchveröffentlichung ist das Werk nicht aus der Science Fiction wegzudenken. Die Bücher waren immer im Druck und konnten ohne Schwierigkeiten jederzeit gekauft und gelesen werden. Generationen von Science Fiction Lesern begeisterten sich an diesen Erzählungen. Die dazugehörigen Einzelgeschichten passen sich nahtlos mit ihren Beschreibungen in den Kosmos der Foundation ein und gaben der sogenannten Space Opera, die später auch durch E. E. "Doc" Smith und John W. Campbell jr. ergänzt wurden einen seriösen Anstrich. Die eigentliche Faszination des Werkes ist schwer fassbar. Ein Grund ist wahrlich der weitgesteckte Rahmen, eine unendliche Tiefe des gestalteten Raumes sowie die ungeheure Ideenvielfalt die hinter ihnen steckt. Hinzu kommt die Pseudogeschichte eines Imperiums, die hier verfolgt werden kann. Ausserdem bot dieses Universum sehr vielen Fan-und Hobby-Autoren die Möglichkeit, eigene Geschichten in diesem Universum spielen zu lassen. Ganz kann kein Autor, der je Asimov gelesen hat, sagen, er sei von der Foundation nicht beeinflusst. Irgendwo ist immer ein kleiner Asimov, der sagt, bin schon da. Die Fuchsfrau Piper Verlag Originaltitel: the fox woman (2000) Titelbild: Susan Seddon Boulet Kij Johnson 474 Seiten 19,90 € Übersetzt: Michael Koseler ISBN: 978-3-492-70039-9 Das vorliegende Buch begründet sich auf eine alte japanische Sage um die Fuchsgöttin. Dies wird auch im Nachwort der Autorin zugegeben. Die Erzählung beginnt mit der Kindheit der Fuchsfrau, dem Grossvater, der etwas dämlichen Mutter, dem überlebenden Bruder und den beiden jungen Füchsen, die nicht erwachsen werden konnte. Wir haben eine Art Tagebuch vor uns, in der die Fuchsfrau zurückblickend erzählt. Yoshifuji ist ein junger Adliger im mittelalterlichen Japan. Er lernt die fremde Frau kenne, von der der Leser weiss, dass es die Fuchsfrau ist. Ihrem betörenden Charme und den goldfarbenen Augen erliegt der junge Adlige und folgt ihr zu ihrem prächtigen Anwesen. Dafür verlässt er seine Frau und seinen kleinen Sohn. Seine Ehe scheint in immerwiederkehrenden Begebenheiten und selbst auferlegten Regeln zu erstarren. Sein neues Leben ist scheinbar vollkommen, doch es ist nur eine Selbsttäuschung. Kitsune, so der Name des Fuchsgeistes, gaukelt Kaya no Yoshifuji eine Welt vor, die keinen Bestand hat. Kij Johnson greift eine alte Geschichte aus Japan auf, um daraus eine Fantasy-Geschichte zu machen. Laut Klappentext gewann sie mit der Kurzgeschichte ‚Fox Magic’ den begehrten Theodore Sturgeon Preis. Danach setzte sie sich hin und schrieb die Kurzgeschichte um und es entstand eine fabelhafte Erzählung. Fabelhaft, im wahrsten Sinn des Wortes, denn in dieser fernöstlichen Geschichte findet man alles, was Fontane in seinen Fabeln zu Papier brachte. Gleichzeitig finden siech in dieser Erzählung aber auch die alten Geistergeschichten wieder. Denn ein Fuchsgeist wie Kitsune lebt nicht nur in der Realwelt der Erzählung, sondern auch im Geisterreich. Wer die alten Geistergeschichten und Sagen aus dem fernen Osten, wie z. B. China und Japan mag, der findet ein gelungenes Buch. Es macht viel Spaß zu lesen und zu sehen, wie Kij Johnson das alte Märchen in einen modernen Roman umsetzt. ☺☺☺ Tolkiens Erbe Piper Verlag (11/2005) Titelbild: Ciruelo Hrsg.: Erik Simon / Friedel Wahren 651 Seiten 14 € ISBN: 978-3-492-70115-0 Neuauflage der Ausgabe des Wilhelm Heyne Verlages 9161 von November 2001 Nachdem der grosse Rummel um die Verfilmung des ‚Herrn der Ringe’ vorüber ist, kann man getrost wieder auf die Erzählungen zurückgreifen, die in Art und Weise Tolkiens Erzählungen ähneln. Zwar ist es weit her geholt, von Tolkiens Erbe zu sprechen, doch ist die Erinnerung an Tolkien in fast jeder der hier angebotenen Erzählungen vorhanden. Im Buch versammelt sind Zeitgenossen von Tolkien wie Lord Dunsany und E. R. Eddison. Dazu kommen weitere Autoren, die als Erben bezeichnet werden, wie Moorcock, Vance, Le Guin und andere. Das Buch ist absolut empfehlenswert. Die Kurzgeschichtensammlung enthält lesenswerte Schmuckstücke die von Friedel Wahren und Erik Simon zusammengetragen wurden. ‚Tolkiens Erbe’ erschien bereits 2001, als Friedel Wahren noch beim Wilhelm Heyne Verlag arbeitete. Mit ihrem Übergang zum Verlag Piper konnte sie für den Verlag einige Perlen der Fantasy übernehmen. Allerdings gestatte ich mir eine eigene Meinung in Bezug auf die veröffentlichten Autoren. So hat meines Erachtens weder Lord Dunsany noch E. R. Eddison etwas mit John R. R. Tolkien gemeinsam, ausser, dass sie zur gleichen Zeit lebten. Und bei Michael Moorcock als Erbe kann ich auch nicht folgen. Sein unendlicher Held hat eine ganz andere Grundlage. Zugegebener Maßen sind die hier vertretenen Autorinnen und Autoren die erfolgreichsten Fantasy-Autoren. Ich möchte jedoch Erfolg nicht mit Auflagenstärke, sondern mit erzählbaren Geschichten gleichsetzen. Die vorliegende Anthologie ist empfehlenswert. In jeder Hinsicht. Aber der Titel ist nicht treffend. Man versuchte damals wie heute, nur mit dem Namen Werbung zu machen. Schade das es so kommt. Der Band ist unterteilt in die drei Abschnitte ‚Zwei Zeitgenossen’, ‚Tolkiens Erben’ und ‚Tollkühnheiten’. Bei den zwei Zeitgenossen handelt es sich um die eingangs erwähnten Lord Dunsany und E. R. Eddison. Der grössere Abschnitt beinhaltet die Erzählungen der Autoren, die eindeutig nach John R. R. Tolkien lebten bzw. zu schreiben begannen. In den Erzählungen geht es um Hexer und Schwertkämpfer, magische Welten und die verschiedensten Arten der Zauberkunst. Von düsterer Fantasy bis hin zur guten Magie findet sich jedes Stilmittel der Fantasy in diesem Abschnitt vertreten. Die letzte Gruppe unter dem Titel ‚Tollkühnheiten’ versammelt spöttische Fantasy-Geschichten, die die Fantasy als Ganzes auf den Arm nimmt. Mich stört dabei vor allem, dass das Vorwort der beiden Herausgeber nicht überarbeitet wurde. Bereits das Vorwort aus dem Wilhelm Heyne Verlag, dass hier eins zu eins übernommen wurde, war ungenau und ist jetzt extrem veraltet. Der phantastische Bücherbrief erscheint monatlich kostenlos. Die Auflage beträgt zurzeit 750 gedruckte Ausgaben. Er darf teilweise oder ganz vervielfältigt werden, wenn die Quelle genannt wird. Abdruck honorarfrei. Eine kurze Nachricht und / oder Belegexemplar wären nett. Im Internet finden sich auf www.phantastik-news.de, www.fictionfantasy.de und www.taladas.de weitere Besprechungen von Büchern, Comics und anderem. Zudem wird er auf den Internetseiten www.terranischer-club-eden.com, www.taladas.de, www.sftd-online.de und ebenfalls auf der Seite www.homomagi.de zum Herunterladen bereitgehalten. Weitere Rezensionen sind bereits im Internet verteilt. Der phantastische Bücherbrief kann auch als .pdf-Datei angefordert werden. Verantwortlicher Rechteinhaber: Erik Schreiber, An der Laut 14, 64404 Bickenbach, [email protected]