1/60 Logbuch SY Charisma, Nautor`s Swan 441 Bahamas

Transcrição

Logbuch SY Charisma, Nautor’s Swan 441
Bahamas – Ostküste U.S.A., 14. – 29. April 2012
Dokumentation vom Atlantik-Segeltörn auf der SY Charisma –
von Nassau, Bahamas entlang der Ostküste von den U.S.A. bis nach New York
Logbuch-Törnbericht: Constantin Claviez
Quellen des Seewetters: Dateien während des Törns skaliert aus www.grib.us
Grafik-Design: Andrea Höß: die Route auf Seite 1
Fotos: Nico Krauss: SY Charisma auf den Seiten 2, 57
Heidrun Hepp: Seite 48
Volker Sinks: Seiten 5; 26; 39; 40 (u.); 44; 45 (m., u.); 46; 50
Romy Veit: Seite 8 (o.)
Prof. Dr. Ing. Enno Schneider: Seiten 33; 39 (u.r.)
Constantin Claviez: Seiten 3; 7; 8 (u.); 10; 11; 13-15; 17; 18; 20; 22-24; 27; 28;
30-32; 34-35; 37; 40 (o.); 41; 44 (o.m., o.r.); 45 (o.); 47; 51-56
Crew-Beiträge als Resümee
Heidrun Hepp, Volker Sinks, Romy Veit, Prof. Dr. Ing. Enno Schneider, André Haake und
Wolfgang Baier auf den Seiten 50 bis 56
Anhang
Impressionen der SY Charisma samt Sicherheitsmanöver auf den Seiten 57 bis 60
Constantin Claviez
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Die Segelyacht
Schiffsname:
SY Charisma
Werft:
Nautor’s Swan, Pietarsaari in Finnland
Typ:
Swan 441
Bau-Nr.:
36/1980
Konstruktion:
Ron Holland
Identifikation: Rufzeichen: DCAO2, MMSI: 211 138 410
Segel-Nr.:
GER 5625
Verdrängung:
12,6 t
Länge ü.a.:
13,52 m
Breite:
4,05 m
Tiefgang:
2,45 m
Wasserlinie:
11,20 m
Segel an Bord: 2 Großsegel (42 qm), 1 Genua II (73 qm), 1 Genua III (35 qm),
1 Genua IV (25 qm), 1 Sturmfock (12 qm), 1 Trysegel (18 qm),
3 Spinnaker (von Leichtwind bis Starkwind mit 190 qm, 180 qm u. 160 qm)
Motor:
Volvo Penta D2-55 mit 41 KW (55 PS)
Schiffsführer:
Constantin Claviez, www.charisma4sea.de
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Constantin Claviez
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2/60
Das Team westlicher Nordatlantik – Hochseetörn von Nassau nach New York
Schiffsführer:
Constantin Claviez
Die Crew:
Prof. Dr. Ing. Enno Schneider
Volker Sinks
Heidrun Hepp
Romy Veit
André Haake
Wolfgang Baier
.
.
13. April 2012
Die SY Charisma liegt nach dem Hochsee-Karibiktörn von St. Maarten zu den Bahamas in
der Hurricane Hole Marina von Nassau.
Bordzeit für den Hochseetörn an die Ostküste der U.S.A. ist UTC-4.
Ankunft der Crew & Willkommen an Bord auf der SY Charisma. Die neue Crew trifft auf die
alte Crew und wir übernachten als charismatischer Seglerkreis mit 10 Crewmitgliedern auf
der Yacht – Friends of Charisma...
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3/60
14. April 2012
Frühstück mit Briefing der Crew anhand der nachfolgend skizzierten Wetterlage samt
Animation der mittelfristigen Aussichten.
Die Wetterlage auf dem Nordatlantischen Ozean anhand der US-Gribdaten am 14.04.2012
Die Wetterlage auf dem Nordatlantik wird vom Azoren-Hoch, auf dessen südlichen Seite
der E-NE Passat weht, bestimmt. Im Nordwestquadranten weht Starkwind aus S, der in das
von Regen durchsetztem Sturmtief südlich von Kap Farvel hineinweht.
Auf der Westseite des Nordatlantischen Ozeans hat sich vor der Südostküste der U.S.A. ein
weiteres Hoch entwickelt, das die Karibik mit einem frischen NE-Passat versorgt und in der
Straße von Florida zu einem angenehmen SE-S Wind führt.
Im Europäischen Nordmeer weht es in der Schneise zwischen einem Hoch über Island und
einem Tief über Norwegen frisch bis stark aus N.
*
Die nachfolgend aufgeführten Wetterbilder der öffentlich zugänglichen Gribdaten vom USamerikanischen Wetterdienst wurden während des Segeltörns durch Internet-Verbindungen
zum Erfassen der Wettersituation heruntergeladen.
Die Webseite lautet: www.grib.us.
Nach meinen Erfahrungen ist die Qualität und Präzision dieser Wettervorhersagen exzellent
und hat zu einer Optimierung der Segeltörns geführt.
*
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4/60
Die Logistik vor dem Hochseetörn: Einkauf und Bunkern vom Proviant in Nassau.
Die nautische Vorbereitung für den Hochseetörn von Nassau nach New York.
Die detaillierte Crewbesprechung in der Hurricane Hole Marina anhand der Seekarte.
Abends auf’n Swutsch unter der den Nassau Harbour überspannenden 21 m hohen Brücke.
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15. April 2012
Die Windlage am 15.04.2012 um 18h00UTC von www.grib.us
Das Hoch im westlichen Nordatlantik führt im SW-Quadranten zu frischen Wind aus SE-E.
Das mit Seegewittern und einer kräftigen Regenfront durchsetzte Sturmtief wirbelt im
Zentrum des Atlantik, kann jedoch durch das solide Hoch nicht weiter westlich ziehen.
*
Die Route: Nordatlantischer Ozean, westlicher Teil am Rande des Passatgürtels – von
Nassau mit nordwestlichem Kurs durch den Providence Channel bis zum Ankergrund im
Nordwesten der Berry Islands.
Die Distanz: 65 sm.
Das Logbuch am 15.04.2012:
UTC-4
12h00
HPa
Wind
E 5
Besegelung
Mot
Kurs
Ausst.
Position (GPS) & Anmerkungen
ab Nassau, Hurricane Hole Marina
12h20
E 5-6
G II
330°
Hafenmole Nassau Hafen passiert
16h10
E 5-6
G II
330°
25°30’N; 077°33’W
20h00
E 3-4
G II
W
Berry Island N-Huk auf Bb
20h40
E 3
Mot
Anst.
Kurs Ankerbucht
21h30
E 2-3
an Little Stirrup Cay vor Anker GPS: 25°49,1’N; 077°56,7’W
Die Nautik: Der Segeltörn beginnt aufgrund der Versandung im Einfahrtbereich der
Hurricane Hole Marina mit einem Geduldsspiel. Wir müssen am frühen Vormittag das
Steigen des Wassers abwarten, bis wir zur Mittagszeit den Hafen verlassen können.
Sicherheitseinweisung der Crew in Schiff & Ausrüstung.
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6/60
Der erste Segelschlag des Törns steht unter dem Einfluss vom frischen Passat
in bewegter See des Atlantik und dient der Eingewöhnung der Crew.
Die Besegelung ist nur unter Genua II ausreichend für eine schnelle Fahrt
mit Kurs raumen Wind bis zur Nordhuk der Berry Islands.
Die Ansteuerung des Ankergrundes nehmen wir unter Motor vor, die Navigation mit Radar,
um die Küstenformation in der Dunkelheit zu erkennen. Im Schutze der Leeabdeckung fällt
in der Little Stirrup Cay der Anker.
Ankerdrink samt Sundowner.
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7/60
Dinner in guter Stimmung im Salon der Charisma...
...abschließend Digestif im Cockpit unter klaren Sternenhimmel.
16. April 2012
Impression am Morgen vom Ankergrund in der Little Stirrup Cay.
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8/60
Das Hoch liegt östlich der SE-Küste der U.S.A. und hält uns das Atlantik-Sturmtief in guter
Entfernung. Der Wind weht südlich vom Kern in unserem Seegebiet moderat aus E.
*
Die Route: Nordatlantischer Ozean, westlicher Teil am Rande des Passatgürtels –
von Little Stirrup Cay mit nordwestlichen Kurs durch den Northwest Providence Channel bis
zur Old Bahama Bay im Westen von Grand Bahama Island.
Die Distanz: 85 sm.
UTC-4
08h00
HPa
Wind
E 4-5
Besegelung
Mot -> G II
Kurs
320°
Anker auf Little Stirrup Cay
11h40
E 4-5
G II
320°
26°06’N; 078°12’W
14h00
E 4-5
Spi; Gr
310°
Spinnakersegeln
14h30
E 4-5
Spi; Gr
310°
26°13’N; 078°24’W
18h50
NE 5-6
G II; Gr
325°
26°31’N; 078°51’W
21h00
NE 5-6
Mot
Ansteuerung
südlich der Hafeneinfahrt
22h00
NE 4
an Old Bahama Bay Marina GPS: 26°42,1’N; 078°59,5’W
Die Nautik: Am Morgen holen wir den Anker ein und frühstücken während des RaumschotKurses unter Genua im Cockpit. Im Tagesverlauf setzen wir das Großsegel samt Spinnaker
und segeln die Swan am Optimum.
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9/60
Impressionen vom Spinnakersegeln
Das 3-Saling Rigg der SY Charisma unter 180 qm Spinnaker. Der Spi ist auf Halbwind-Kurs
getrimmt und das Großsegel im Verhältnis zum Spibaum gefiert, um den Druck aufs Ruder
zu entlasten.
Als der Wind auf Starkwind auffrischt, bergen wir den Spinnaker. Dabei bringen wir die
Yacht vorübergehend auf Vor-Wind-Kurs, um den Druck aus dem Spi zu nehmen und der
engagierten Crew das Einholen des Tuches auf dem Vorschiff zu erleichtern. Wir segeln
unter Genua II und Großsegel der Old Bahama Bay entgegen.
Die nächtliche Ansteuerung des Hafens gestaltet sich spannend, hinein in ein schwarzes
Loch mit einer sehr aufmerksamen Crew die Yacht hinein gelotst bis wir schließlich in der
Marina festmachen. Tagesausklang unter sternenklarem Himmel im Cockpit der Charisma...
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10/60
17. April 2012
Der Kern des Hochs weitet sich aus, der Luftdruckgradient sinkt und führt mit leichten
E-SE Wind zu angenehmen Urlaubswetter auf den Bahamas.
*
Die Route: Hafentag im Resort der Old Bahama Bay Marina – www.oldbahamabay.com.
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11/60
18. April 2012
Bewegte Wetterlagen auf dem Nordatlantik erfordern Wachsamkeit in der Törnplanung.
*
Das Hoch an der SE-Küste der U.S.A. schwächt sich ab und führt im Einzugsbereich des
Golfstroms zu leichtem Wind aus S.
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12/60
Die Route: Nordatlantischer Ozean, westlicher Teil – ab West End von Grand Bahama Island
in den Golfstrom mit nördlichen und nordöstlichen Kurs bis nach Southport, North Carolina.
Die Distanz: 510 sm.
Das Wachsystem: Jedes Crewmitglied geht 4 Stunden Wache, 2 Stunden mit dem ersten,
2 Stunden mit dem zweiten Wachpartner. Der Vorteil zu anderen Wachsystemen liegt
darin, dass jeder neue Wachhabende sich in der Wache zunächst mit einem seit 2 Stunden
‚erfahrenen‘ Wachkollegen akklimatisieren kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich immer
nur ein Crewmitglied die Ausrüstung anlegt oder auszieht. Das bedeutet größtmögliche
Ruhe im Schiff. Bei sechs Crewmitgliedern resultieren 8 Stunden Freiwache. Als Skipper
halte ich mich in bewährter Manier wachfrei, um jederzeit für alle Situationen da zu sein.
UTC-4
14h20
HPa
1017
Wind
kein Wind
Besegelung
Mot
Kurs
Ausst.
ab Old Bahama Bay Marina
S-SE 2-4
G II; Gr ->
Spi; Gr
315°
Segel setzen ->
Spinnakersegeln
S-SE 2-3
Spi; Gr
325°
27°02’N; 079°20’W
21h30
S-SE 2-3
Spi; Gr
325°
27°11’N; 079°29’W – Golfstrom mit
brechenden Wellen am Rand erreicht
22h30
S-SE 4
G II; Gr
000°
27°16’N; 079°33’W – im Golfstrom
14h30
19h50
1016
Die Nautik: Nach der Aussteuerung aus dem Hafen setzen wir die Segel und segeln bei
leichtem Wind mit Raumschot-Kurs unter Spinnaker gen NW dem Golfstrom entgegen.
Das 3-Saling Rigg (Aluminium lackiert) der SY Charisma unter 225 qm Segelfläche.
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13/60
In der Dunkelheit schwappt fluoreszierendes Wasser an der Bordwand hoch. Es hört sich an
als ob Delphine sich im Meer tummeln. Tatsächlich ist es jedoch der Golfstrom, den wir am
späten Abend erreichen. Der Golfstrom zieht durch die Straße von Florida wie ein Fluss
hinein in den Atlantischen Ozean. Am Rand des Golfstroms bilden sich Neerströmungen und
Kabbelwasser, es lagert sich Seeschilf ab und die warmen steigenden Wassertemperaturen
sind spürbar.
Wir segeln mit NW-Kurs tiefer in den Golfstrom hinein, um die maximale Strömung zu
nutzen und ändern unseren Kurs in nördliche Richtung. Dadurch fällt der Wind achterlich
ein. In der Nacht ist der Kurs der Yacht unter Spinnaker ‚platt vorm Laken‘ schwer zu
halten. Somit bergen wir das Tuch, rollen die Genua II aus und segeln das Vorsegel
ausgebaumt, das Großsegel mit dem Bullenstander gesichert, mit über 10 kn in die Nacht.
19. April 2012
UTC-4
02h40
HPa
1015
Wind
SE-E 4
Besegelung
G II; Gr
Kurs
355°
27°54’N; 079°31’W
06h20
S-SE 4
G II; Gr
345°
28°24’N; 079°37’W – Vorsegel
geschiftet, Spibaum von Stb auf Bb
08h00
SW 2-4
G II; Gr
350°
Schauerfelder mit Regen und
wechselhaftem Wind
10h30
W 4-5
G II; Gr
355°
29°00’N; 079°39’W
15h50
1014
W 3
Spi; Gr
025°
29°39’N; 079°35’W
17h00
1013
schwachwindig
Mot
000°
29°43’N; 079°35’W
19h40
1012
E 4
G II; Gr
010°
29°57’N; 079°33’W
20h50
E 5
G II; Gr,
025°
30°04’N; 079°31’W
23h40
E-SE 4-5
G II; Gr,
030°
30°23’N; 079°19’W
Die SY Charisma nach Schiften der Segel am frühen Morgen unter ausgebaumter Genua.
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14/60
Die sympathische Morgen Wache: Charismatisches Team Heidrun und Volker
Sonnenaufgang in der Straße von Florida, Schauerwolken zeichnen sich am Horizont ab.
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15/60
Das Hoch östlich der SE-Küste der U.S.A. verliert seine Identität. An der Ostküste Floridas
werden Schauerwolken prognostiziert.
*
Im westlichen Sektor des Hochdruckgebietes nordöstlich der Bahamas weht es im Seegebiet
des stark setzenden Golfstroms moderat aus S. Die Schauerwolken beim Tief über Florida
deuten Seegewitter an.
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16/60
Die Nautik: Die Nacht verläuft angenehm und ruhig in schneller Fahrt. Wind und Strom
führen ihre Energie in dieselbe Richtung zu unseren Gunsten mit nördlichem Kurs. In den
Morgenstunden ziehen nach dem Sonnenaufgang Schauerwolken auf, die Regen und
wechselhaften, rechtsdrehenden und frischen Wind bringen. Im Tagesverlauf beruhigen
sich die Wetterverhältnisse und wir segeln bei schwachem W-Wind erneut den Spinnaker.
Die SY Charisma segelt unter 180 qm Spinnaker Kurs halben Wind.
Der Spinnakerbaum ist bis zum Vorstag weit nach vorne gefiert. Der Achterholer wird durch
den Jockeypole um die luvwärtigen Wanten herum gelenkt, damit das Rigg entlastet wird.
Der Spinnaker ist durch den in der Höhe niedrig angesetzten Spibaum flach getrimmt wie
ein Gennaker, um die Höhe mit Halbwind-Kurs optimal zu halten. Der Spi erfüllt durch
diesen Trimm die Anforderungen an ein sehr großes Vorsegel nutzbar bei leichter Brise.
Backbord achtern ist auf diesem Kurs das luvwärtige Backstag gespannt, das unbedingt
notwendig ist, um das Rigg zu stabilisieren.
In dieser Segelstellung hoch zum Wind entsteht beim Spinnaker ein Unterdruck, der die
Yacht krängt und nach Luv zieht. Durch das Fieren des Großsegels kann man dem
entstehenden Ruderdruck entgegen wirken. Dabei muss gemäß des Seeverhaltens der Yacht
erkannt werden, wie weit man diesen Kurs ausreizen kann. Sobald der Wind zunimmt, muss
mit wachsamer Seemannschaft und sehr aufmerksamen Steuerleistungen agiert werden.
Die physikalischen Kräfte können durch den zunehmenden Sog am Spinnaker die Yacht aus
dem Ruder laufen lassen. Die Gefahr des Sonnenschusses bzw. des In-den-Wind-Schießens
würde zum Kontrollverlust über das Schiff führen...
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17/60
Bei einer vorübergehenden Schwachwindphase am Nachmittag bergen wir die Segel, bevor
am Abend der Wind wieder einsetzt. Mit Besegelung von Genua II und Großsegel segeln wir
bei frischem östlichen Wind weiter in nördliche Richtung.
Faszination der abendlichen Atmosphäre beim Hochseesegeln...
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20. April 2012
UTC-4
03h00
HPa
1011
Wind
S-SW 4
Besegelung
G II; Gr,
Kurs
025°
30°39’N; 079°03’W – Halse,
Genua II auf Bb ausgebaumt
04h30
Seegewitter
mit
Schauerböen
G II,; Gr,,
Drift
nach
ENE
Segel geborgen, Blitze und Donner
in voller Intensität –
Lenzen vor Topp & Takel
06h20
kein Wind
Mot
030°
Seegewitter zieht ab
09h20
1012
E-SE 3
G II; Gr
035°
31°03’N; 078°48’W
10h50
1013
E 2-3
Spi; Gr
000°
31°09’N; 078°44’W – Spinnaker
12h00
E-SE 3
G II; Gr
045°
31°15’N; 078°42’W
16h00
1012
SE 4-5
G II; Gr
035°
31°35’N; 078°20’W
17h20
1011
S 5
G II; Gr
010°
Wind wechselhaft frisch –
Großsegel geborgen
20h00
1010
S 5 Seegewitter
G II
040°
31°59’N; 078°07’W –
Blitze rund um die Yacht
21h20
1011
schwachwindig
Mot
030°
32°06’N; 078°03’W
S 4-5
G II,
045°
32°17’N; 077°52’W
23h20
Die Nautik: Die Nachtfahrt verläuft zunächst unter guten Bedingungen. Bei achterlichen
Wind haben wir das Großsegel auf Steuerbord mit Bullenstander gesichert und die Genua
auf Backbord ausgebaumt.
In den frühen Morgenstunden zeichnen sich jedoch am Horizont immer mehr Blitze ab, die
zunehmend intensiver werden. Wir segeln in ein handfestes Seegewitter ohne die
Möglichkeit auszuweichen, das Gewitterfeld ist einfach zu groß. Die Blitze sind so grell,
dass wir uns schützend die Hand vor Augen halten. Die Intensität ist so groß, dass wir bei
den Blitzen zusammenzucken. Der Donner erhöht zudem den Respekt. Der Wind nimmt in
kräftigen Schauerböen zu und es schüttet wie aus Kübeln. Mit Reffmanövern ist es nun
nicht mehr getan, wir bergen die Segel und bringen an Deck alles auf ‚Null‘.
Die Yacht lenzt vor Topp und Takel – es gibt bei diesen Naturgewalten nichts mehr, was
wir bewirken können. Daraufhin verholen wir uns in die schützende Kajüte und warten ab,
bis das Seegewitter durchgezogen ist.
Das Aufeinanderprallen der heißen Luftschichten über den Golf von Mexiko sowie den
kalten Luftströmungen aus dem Norden führt auf dem Atlantik vor der Südostküste der
U.S.A. immer wieder zu elektrostatischen Aufladungen, die sich in Blitzen und Donner
entladen.
Es gibt diesbezüglich ein Déja-vue-Erlebnis beim vergleichbaren Hochseetörn von den
Bahamas an die Ostküste der U.S.A. 9 Jahre zuvor. Auch damals war das Naturereignis –
das Erleben höherer Gewalt ähnlich intensiv – die Machtlosigkeit des Menschen nichts
ausrichten zu können außer den Schutz zu suchen...
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19/60
Die Auswirkungen des Seegewitters auf dem Radarbild und der...
... Luftdruckverlauf des Seegewitters aufgezeichnet vom Marine-Decoder der SY Charisma.
Der steile Anstieg nach dem Tiefpunkt macht die Intensität der Naturgewalt aus.
Seewetter
Die Wolkenbildung auf dem Atlantischen Ozean am Morgen nach dem Seegewitter.
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20/60
Das Gebiet hohen Luftdrucks hat sich im westlichen Nordatlantik entlang der Ostküste der
U.S.A. ausgebreitet. Im Südwestquadranten kommt es zu Wolkenbildung und Seegewittern
gespeist durch subtropische Warmluft aus dem Golf von Mexiko.
*
Im Seegebiet des nördlichen Golfstrom-Verlaufs weht der Wind weiterhin moderat aus S.
Die Schauerwolken deuten erneut Seegewitter an.
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21/60
Am Tag beruhigt sich die Wetterlage. Bei schwachen bis mäßigem E-SE Wind segeln wir
unter Genua II bzw. Spinnaker und Großsegel weiter Kurs N-NE.
Am Abend zeichnen sich erneut Seegewitter ab. Mit der ausgebaumten Genua sind wir gut
vorbereitet flexibel auf die wechselhaften Windeinflüsse zu reagieren. Die Seegewitter
haben nicht die Intensität der vom Vortag, beeindrucken jedoch die gesamte Crew. In der
Routine des gut funktionierenden Wachsystems segeln wir in die nächste Nacht.
21. April 2012
UTC-4
01h00
HPa
1010
Wind
S-SW 4-5
Besegelung
G II,
Kurs
010°
32°25’N; 077°45’W – Halse
06h30
1009
W-SW 4
G II; Gr
010°
->
335°
32°53’N; 077°39’W –
Kursänderung gen Southport, NC
wg. aktualisiertem Seewetter
09h00
schwachwindig
Mot
335°
33°05’N; 077°45’W
16h30
Kein
Mot
N
Fahrwasser der Bald Head Shoals
18h20
Wind
Mot
Anst.
an Southport, North Carolina –
Deep Point Marina
GPS: 19°12’N; 069°20’W
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22/60
Das Hochdruckgebiet im westlichen Nordatlantik hat sich weiter nach NE verlagert. Damit
rückt das Tief vom Golf von Mexiko nach und führt in den Seegebieten des Atlantik vor der
Südostküste der U.S.A. mit Warmluft zu Seegewittern.
*
Die Nautik: Die Wetterinformationen der US-Gribdaten sagen ein aufziehendes Sturmtief
für unser Seegebiet vorher. Daraufhin ändern wir unser Kursziel zu dem nächst gelegenem
Hafen, der in Southport, North Carolina liegt. Bei der sich entwickelnden Wetterlage ist es
ausgeschlossen das Cape Hatteras rechtzeitig sicher zu umrunden und selbst der Hafen
Beaufort beim Cape Lookout stellt bei diesen Aussichten keine Alternative mehr dar.
Die SY Charisma segelt bei noch gutem Segelwind dem Schutzhafen entgegen.
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23/60
Am Nachmittag erreichen wir das Fahrwasser von den Bald Head Shoals. Die Navigation
muss aufgrund der teils quer setzenden Gezeiten-Strömungen aufmerksam ausgeführt
werden. Der Kurs führt durch eine weitläufige Lagunen-Landschaft entlang von Untiefen
und überspülten Sandbänken, auf denen sich die Wellen brechen. Am frühen Abend
erreichen wir die gut geschützte Deep Point Marina von Southport in North Carolina.
Punktlandung. Ein paar Minuten nach dem Festmachen werden aus der bereits grauen
Wolkendecke tiefgraue Schauerwolken, aus denen sich satter Regen ergießt.
Die Einklarierung durch den Customs- & Immigration-Officer verläuft nach Überprüfung
aller zur Einreise notwendigen Dokumente freundlich und professionell, zum Abschluss in
gemütlicher Atmosphäre im Salon der SY Charisma. Die Yacht liegt gut vertäut in der
Deep Point Marina, die von einem ausgewiesenen Kapitän & Seemann als Hafenmeister
betrieben wird.
Den Abend gestalten wir an Bord mit einem exquisiten Dinner und einer Bordparty...
22. April 2012
Aufgrund der nachfolgend dargelegten Wetterlagen gestalten sich zwei Hafentage, um dem
schweren Wetter auf dem Atlantik rund um das Cape Hatteras zu entgehen. Nach der
Besprechung der Crew und Aufzeichnung der Seewetterlage nehmen wir die Fähre nach
Bald Head Island und gestalten uns einen inhaltsreichen Tag. Das Revier ist den Besuch
wert und die Zeit zum Bleiben ist für die Crew ein Geschenk. Die Internet-Präsenz dieser
Region kann über www.baldheadisland.com abgerufen werden.
Constantin Claviez
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24/60
Im Kern des Tiefs erscheint es an der Küste ruhig, auf See jedoch entwickelt sich der
Starkwind zu stürmischen Wind, der zudem durch Seegewitter intensiviert wird.
*
Das mit Seegewittern durchsetzte Tief liegt mit zwei Kernen über der SE-Küste der U.S.A.
Mit zunehmenden Isobaren entwickelt sich steifer bis stürmischer Wind, der rund um das
Cape Hatteras für die Seefahrt gefährliche Ausmaße annimmt.
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25/60
23. April 2012
Das Sturmtief zieht gen Nordosten nach Neuengland. Auf der Süd- bzw. Rückseite weht es
am Cape Hatteras steif bis stürmisch aus W. Die Umrundung des Kaps ist daher erst zum
späteren Zeitpunkt sinnvoll und angebracht.
Brandung an der Küste im Seegebiet Bald Head Shoals, am Horizont ein Schleppverband.
Constantin Claviez
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26/60
Impressionen vom Landausflug nach Bald Head Island am 22. April 2012
Impressionen vom Landausflug nach Fort Fisher am 23. April 2012
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27/60
24. April 2012
Das Sturmtief öffnet uns südlich von seinem Kern die Rückseite mit Starkwind aus W.
*
Delphine begleiten uns – sie sind Lotsen und versinnbildlichen den Spirit des Meeres.
Constantin Claviez
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28/60
Die Route: Nordatlantischer Ozean, westlicher Teil – von Southport in North Carolina mit
östlichem bis nördlichem Kurs rund um das Cape Hatteras bis nach Ocean City.
UTC-4
09h50
Wind
W 2-3
Besegelung
Mot
Kurs
SSE
ab Southport – Deep Point Marina
11h20
W 3-4
G II
SE
rote Fahrwassertonne Nr. 8 Bb qa.
13h40
W 5-6
G II
110°
rote Tonne 4 Frying Pan Shoals Bb qa.
16h10
HPa
1008
W 5-6
G II
100°
Frying Pan Shoals LT. Stb qa.
19h00
1007
W 10
G II -> G II,,,
E ->
SE
eine sehr schwere Sturmböe führt zum
Schuss in den Wind, (keine Schäden)
20h00
NW 5-7
G II,,
045°
33°24’N; 077°12’W – Schauerböen
23h50
W-NW 5-7
G II; Gr
320°
33°39’N; 076°51’W
Rund um das Cape Hatteras weht von Schauerböen durchsetzter Starkwind aus W.
*
Die Nautik: Der Zeitpunkt zum Auslaufen ist da. Der Luftdruckgradient des Sturmtiefs
nimmt an der Randzone, dort wo sich unser Seegebiet südlich von Cape Lookout befindet,
langsam ab. Wir legen bei Hochwasser ab und steuern unter Berücksichtigung der
Gezeitenströmung durch das betonnte Fahrwasser der Bald Head Shoals in den Atlantik.
Mit Rundung der dem Cape Fear vorgelagerten Untiefen schlagen wir Kurs ESE ein, um im
weiteren Kursverlauf den nach ENE verlaufenden Golfstrom wieder zu unseren Gunsten
aufzunehmen.
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29/60
Bei achterlichen Wind segeln wir ausschließlich unter Genua II. Das 3-Saling Rigg ist mit
beiden durchgesetzten Backstagen gesichert.
Die SY Charisma (GER 5625) mit 73 qm Segelfläche der Genua II aus extrem belastbarer
Vectron-Faser in Top-Verarbeitung und professioneller Segelmacher-Handwerksarbeit von
www.tommysails.com in deutscher Werkstatt hergestellt.
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30/60
Bereits seit Stunden segeln wir den durch Schauerböen beeinflussten frischen W-Wind gut
aus. Die Crew bereitet das Essen vor als wir in den Abend hinein segeln.
Als plötzlich auftretendes Ereignis erfasst uns unter klarem Himmel eine Windböe in
schwerer Sturmstärke, die im Vorfelde für mich am Steuer stehend nicht zu erkennen war.
Die physikalischen Kräfte des Sonnenschusses entfalten dabei ihre Eigen-Dynamik, der im
wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr entgegen zu steuern ist. Der Segeldruck wird so
groß, dass jegliche Ruderwirkung eliminiert wird. Das Schiff schießt durch die
Hebelwirkung des Lateralplans, bei dieser Yacht speziell durch den Kurzkiel, in den Wind.
Die Schräglage führt bis hin zum unterspülten Leedeck. Die Crew kann sich in dieser Phase
nur selbst sichern, jedoch nicht agieren.
Sobald wir während der sich wieder aufrichtenden Yacht im Cockpit wieder eine Hand frei
bekommen, lösen wir die Schot und rollen mit vereinten Kräften das heftig im Wind
killende Vorsegel mit der Einrollvorrichtung über die Winsch ein.
Es sollte der Anspruch in der Schiffsführung sein diese Situationen am Kontroll-Limit des
Schiffes zu vermeiden, in dieser außergewöhnlichen Situation hat das trotz Umsicht und
Erfahrung nicht geklappt.
Dank der Top-Qualität des Riggs und des Segels ist jedoch kein Schaden entstanden und wir
haben uns den Umständen entsprechend schnellst möglich aus dieser Lage wieder befreit.
Das Seewetter gilt es jedenfalls mit größter Wachsamkeit wahrzunehmen.
In wieder einsetzender Routine segeln wir in die Nacht.
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31/60
Die Rückseite des Tiefs ist durchsetzt mit von Energie geladenen Schauerwolken.
25. April 2012
Die Rückseite vom sich abschwächenden und nach Osten ziehenden Tief ist hartnäckig und
führt rund um das Cape Hatteras weiterhin zu frischem Wind aus W.
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32/60
UTC-4
03h00
HPa
1010
Wind
W-NW 5-7
Besegelung
G II,,
Kurs
050°
33°50’N; 076°34’W
07h20
1011
W-NW 4
G II; Gr
045°
34°12’N; 076°08’W
09h50
1012
W-NW 6
G II,; Gr, ->
Gr,, -> Gr,,, ->
Gr,,,
040°
34°31’N; 075°50’W –
Golfstrom, führt bis zu
11 kn Fahrt über Grund
15h30
W-NW 5
G II,; Gr,,,
010°
Diamond SE-Hatteras Bb qa.
20h10
1013
W 3
G II; Gr
010°
35°37’N; 075°19’W
22h00
1014
schwachwindig
Mot
010°
35°46’N; 075°20’W
Die Rückseite des Tiefs hat noch genügend Potential für Starkwind aus W.
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33/60
Die Nautik: In der Nacht bekommen wir wieder den Golfstrom zu fassen, der uns mit 1-2 kn
unterstützt. Am Morgen lässt der Wind vorübergehend nach, um am Vormittag wieder
aufzufrischen. Die Rückseite vom Tief fordert die Seemannschaft. Wir kommen jedoch gut
voran, zumal sich die Intensität des Golfstroms mit seinem östlichen Verlauf südlich vom
Cape Hatteras steigert.
Am Nachmittag verlassen wir mit nördlichem Kurs den Golfstrom und runden mit dem
Cape Hatteras den entscheidenden Wegepunkt unseres Hochseetörns.
Der Leuchtturm Diamond südöstlich vom Cape Hatteras.
Der weitere Kurs verläuft bei nachlassendem Wind in nördliche Richtung und wir segeln in
eine ruhige Nacht.
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34/60
26. April 2012
Auf dem westlichen Atlantik etabliert sich ein Hoch, an dessen Randgebiet entlang der
amerikanischen Ostküste S-Wind resultiert. In diesem Wetterbild ist zudem das Tief über
dem Nordosten der U.S.A. zu beachten.
Die SY Charisma segelt nördlichen Kurs parallel zur Ostküste der U.S.A.
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35/60
UTC-4
00h10
HPa
1013
Wind
schwachwindig
Besegelung
Mot
Kurs
000°
Position & Anmerkungen
36°14’N; 075°15’W
06h00
1012
S 3-4
G II
005°
36°30’N; 075°15’W – Warmfront
12h00
1007
S 4
G II
010°
37°02’N; 075°09’W
15h30
1004
W 3
G II; Gr
005°
37°19’N; 075°10’W – Wind dreht recht
19h30
1003
W-NW 3
Mot
355°
37°40’N; 075°14’W – Baro Tiefststand
23h10
1004
W-NW 3-4
Böen 5
G II; Gr
015°
37°58’N; 075°12’W
In der Schneise vom hohen Luftdruck auf dem Atlantik und tiefen Luftdruck auf dem
amerikanischen Kontinent weht es an der Ostküste der U.S.A. aus südlicher Richtung.
*
Die Nautik: Mit Herannahen des Tiefs fällt der Luftdruck und wir profitieren tagsüber von
der einsetzenden Warmfront mit moderatem Wind, der uns einen angenehmen Kurs mit
raumem Wind ermöglicht.
Constantin Claviez
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36/60
Die SY Charisma segelt unter Genua II und Großsegel mit 115 qm Segelfläche entlang der
Ostküste der U.S.A. in nördliche Richtung.
Aus der erhöhten Bugperspektive eröffnet sich die zeitlose Eleganz & Linie der Swan.
Im Tagesverlauf klart es auf und wir segeln in eine schöne Abendstimmung.
Die Rückseite des Tiefs verursacht nach Einsetzen der Dämmerung rechtsdrehenden und
auffrischenden Wind, mit dem wir in die nächste Nacht segeln.
Constantin Claviez
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37/60
27. April 2012
Das Tief zieht auf dem amerikanischen Kontinent nach Osten und führt auf der Rückseite
steifen Starkwind aus NW.
*
Mit Durchzug der von Regen durchsetzten Warmfront am Vortag dreht der Wind rechts und
führt mit seiner nachfolgenden Kaltluft zu steifem Starkwind aus N-NW.
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38/60
Die Nautik: Die von uns abgesetzte Kurslinie ist mit dem schräg von vorne wehenden
Starkwind mit steifen einfallenden Böen nicht mehr zu halten. Es folgen Reffmanöver und
die Erkenntnis, dass es keinen Sinn macht sich bei der Wetterlage zu weit auf den Atlantik
hinaustragen zu lassen. Wir entscheiden uns in der Leeabdeckung der Küste vor Anker zu
gehen.
UTC-4
ab
00h00
HPa
Wind
N–NW 5-6
Böen 7
03h20
1006
N-NW 5
Besegelung
G II->G II,-> G II,,;
Gr,->Gr,,->Gr,,,->
Gr,,,
Kurs
NNE
->
SW
Wind frischt auf, Motor fällt aus
– Ansteuerung vom Ankergrund
in Leeabdeckung der Küste
unter gerefftem Vorsegel
Anker fällt östlich Ocean City –
GPS: 38°20,2’N; 075°04’W
Als wir bei der Ansteuerung des Ankerplatzes den Motor starten wollen, fällt die unrund zu
laufen beginnende Maschine aus. Wir steuern den anvisieren Wegepunkt unter Vorsegel an,
rollen die Genua ein und lassen den Anker nördlich der Hafeneinfahrt von Ocean City
fallen. Mit einem Ankerdrink im Cockpit lassen wir die Ereignisse auf See ausklingen.
Am Morgen stellen wir die Ursache des Ausfalls des Motors fest. Der Treibstoffverbrauch ist
höher als erwartet gewesen, so dass kein Diesel mehr im Tank ist. Wir tanken Kraftstoff
der beiden Reservekanister (à 25 l) und entlüften die Maschine.
Anschließend holen wir den Anker ein. Diese Prozedur erweist sich als ungewöhnlich
kräftezehrend und wir legen die Kette über eine Winsch. Beim Hochkurbeln hängt am
Anker eine Zentner schwere Drahtrolle, die als Schrott über Bord geworfen wurde.
Daraufhin bringen wir eine Hilfsleine an, mit der wir die Last über ein Fall hochhieven,
den Anker davon befreien, die Hilfsleine kappen und den Unrat wieder versenken. Somit
nehmen wir Kurs zum Hafen von Ocean City und steuern mit aufmerksamer Navigation in
das geschützte Hafenbecken, wo wir an einem Fischerboot längsseits festmachen.
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39/60
UTC-4
09h00
HPa
Wind
N–NW 5-6
Besegelung
Mot
11h30
Kurs
Ansteuerung
Diesel von Reservekanistern
nachgetankt, Motor entlüftet,
Anker aufgeholt
an Ocean City – Fischerhafen
Distanz: 2 sm.
Die Isobarenkurve des Meteografen verzeichnet einen steilen Anstieg, so dass das
Luftdruckgefälle starken bis steifen Wind auf See bedeutet.
Es ist das klügste die Zeit zum Abwettern im Hafen zu nutzen.
Das tun wir nach den Vorbereitungen für den nächsten Seeschlag
mit dem Besuch eines Meeresfrüchte-Restaurants:
Charisma – Lifestyle in Verbindung mit den richtigen nautischen Entscheidungen...
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40/60
Impressionen der SY Charisma in Ocean City
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41/60
Die Route: Nordatlantischer Ozean, westlicher Teil – von Ocean City bis nach New York.
UTC-4
16h30
HPa
1015
Wind
W 4-6
Besegelung
Mot -> G II,,
Kurs
025°
ab Ocean City
20h20
1017
NW 5-7
G II,,
035°
38°34’N; 074°57’W
22h50
1020
NW 4-5
G II; Gr,
035°
38°44’N; 074°47’W
Die Nautik: Am Nachmittag ist es soweit, dass das Auslaufen Sinn macht. Die Isobarenkurve
ist zwar noch am Steigen, bei dem hohen Luftdruck ist jedoch absehbar, dass das Gefälle
im Verlaufe des Abends abflachen wird und somit der Luftdruckgradient sinken wird. Wir
legen von Ocean City ab und segeln in der gleißenden Nachmittags-Sonne zunächst nur
unter gereffter Genua im Schutz der Leeküste in nordnordöstliche Richtung.
Nach der Dämmerung lässt der Wind wie erwartet nach, wir rollen die Genua komplett aus,
setzen bei dem Am-Wind-Kurs das Großsegel ins erste Reff, queren das Mündungsgebiet der
Delaware Bay und segeln in die Nacht.
28. April 2012
Am äußeren Rand des Südwestquadranten des nach NE abziehenden Tiefs macht sich
östlich der Mündung von der Chesapeake Bay Hochdruckeinfluss breit. Damit profitieren
wir im Seegebiet rund um die Mündung der Delaware Bay von abschwächendem NW-Wind.
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42/60
Das Tief zieht auf dem amerikanischen Kontinent weiter nach Nordosten und öffnet am
Rande seines Südwestquadranten Raum für hohen Luftdruck.
*
Mit Abzug des Tiefs entfaltet sich an der Ostküste der U.S.A. eine Hochdruckzone, die ein
sich ausweitendes Flautenfeld beinhaltet.
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43/60
UTC-4
01h30
HPa
1021
Wind
N-NE 4
Besegelung
Mot
Kurs
025°
38°51’N; 074°37’W
07h30
1024
N-NE 2
Mot
025°
39°16’N; 074°25’W
13h30
1022
W 3
G II; Gr
010°
39°47’N; 074°03’W
16h30
1019
schwach-
Mot
010°
40°04’N; 074°00’W
windig
Mot
NW
Fahrwasser Sandy Hook Channel
Mot
Anst.
Anker fällt in Lower Bay, New Jersey
Blick gen N auf Skyline von Manhattan –
GPS: 40°29,2’N; 074°03,9’W
20h20
21h50
Die Nautik: In der Nacht dreht der Wind auf N-NE und nimmt ab. Wir setzen unsere Fahrt
unter Motor fort. Polare Kaltluft verursacht das Empfinden hoher nordischer Regionen,
dabei befinden wir uns noch südlich des 40.ten Breitengrades…
Die Crew vermummt in handfester Ausrüstung, ‚Polar‘-Frühstück im Salon der Charisma
und außenbords die Skyline von Atlantic City.
Kurs New York...
Constantin Claviez
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44/60
Am Abend steuern wir New York an und gehen südlich der Skyline von Manhattan vor Anker
– das Ziel ist zum Greifen nahe.
Feierlichkeiten an Bord der Charisma...
Constantin Claviez
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45/60
29. April 2012
UTC-4
07h00
HPa
Wind
Kein
Besegelung
Mot
Kurs
N
Anker auf in Lower Bay
Wind
Mot
N
Chapel Hill North Channel
10h00
Mot
Upper Bay
Freiheitsstatue – Champagnertime
11h30
Mot
Hudson River S
-> Ansteuerung
an New York / New Jersey
Liberty Landing Marina
GPS: 40°42,6’N; 074°02,5’W
Die Distanz: 14 sm.
Die Nautik: ‚Königswetter‘ beim Einlaufen nach New York...
– Ankommen & Genießen – Spannung & Freude – Zeit für emotionale Momente –
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46/60
Am Ziel – Die Freiheitsstatue von Amerika
Die Skyline von Manhattan und die SY Charisma in der Liberty Landing Marina.
Die Gesamtstrecke: 1.220 sm.
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47/60
Fazit vom Hochseetörn nach New York
Constantin Claviez, Skipper aus Hamburg
Der Hochseetörn nach New York hatte es in sich
Es begann zunächst wie geplant.
Im Südwestquadranten des Hochs über den westlichen Nordatlantik segelten wir unter
Spinnaker in den Golfstrom hinein. Dieser Fluss im Meer strömt als Wärmepumpe durch
die Straße von Florida gen Norden und erreicht Geschwindigkeiten von 2 bis 4 kn.
Man erkennt dieses Natur-Phänomen ohne Elektronik. Mit Erreichen des Golfstroms
verändert sich das Wasser. Diese Veränderungen waren auch nachts wahrnehmbar, da am
Rand des Golfstroms fluoreszierendes Kabbelwasser an Deck spritzte. Wir dachten
zunächst an Delphine – es waren jedoch die gegenläufigen Wasserströmungen bis sich die
See beruhigte und wir in der vollen Intensität mit dem Wind und mit dem Golfstrom mit
über 10 kn Fahrt über Grund nach Norden segelten.
Im weiteren Törnverlauf wurde die Wetterlage instabil. Der Wind wurde schwach und
unstetig. Wir gerieten aus segeltaktischen Entscheidungen an den Rand des Golfstroms.
Es entwickelten sich Seegewitter, die uns insbesondere nachts zusetzten.
Das Aufeinanderprallen der heißen Luftschichten über den Golf von Mexiko sowie den
kalten Luftströmungen aus dem Norden führt auf dem Atlantischen Ozean vor der
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48/60
Südostküste der U.S.A. immer wieder zu elektrostatischen Aufladungen, die sich in Blitzen
entladen. In einer Nacht hatte ein Seegewitter mit Schauern, böigem steifen Starkwind,
Donner und Blitzen rund um die Yacht eine Intensität erreicht, dass wir die Segel
geborgen und das Ruder festgestellt haben. Auf meine Order hin verholte sich die Wache
in den Salon, so dass wir alle unter Deck waren während die Yacht vor Topp und Takel
lenzte.
Der eigentliche Grund für diese Maßnahme waren die Blitze um uns herum, die die
nächtliche Szenerie grell erleuchteten – das zu erleben ist der Inbegriff höherer Gewalt.
Das Seegewitter zog durch und wir nahmen am frühen Morgen den Bordbetrieb wieder mit
unserem bewährten Wachsystem auf, segelten erneut in den Golfstrom hinein. Wir hatten
jedoch Zeit verloren und die instabil gewordene Wetterlage schickte uns ein kräftiges Tief
mit weiteren prognostizierten Seegewittern. Die über Satelliten-Telefon von der Charisma
– ‚Shore‘-Crew eingeholte Aktualisierung der US-Gribdaten führte zum Anlaufen des
Hafens von Southport in North Carolina. Das war ‚just in time‘, denn wenige Minuten
später verdichteten sich tiefgraue Wolken, aus denen es wie aus Kübeln schüttete.
Es folgten zwei Hafentage, damit das Tief nach Osten weiterziehen konnte ohne dass wir
diese Auswirkungen auf hoher See abwettern mussten. Der Landaufenthalt brachte nach
der Einklarierung eine ungeplante Entdeckung der Landstriche rund um Bald Head Island.
Hinzu kamen die sehr angenehmen Begegnungen mit gastfreundlichen Amerikanern.
Wir setzten unseren Hochseetörn auf der Rückseite des Tiefs fort mit der bevorstehenden
Rundung des Cape Hatteras. Auf diesem Wege erwischte uns eine unvorhergesehene
schwere Sturmböe, die die Charisma nur unter Vorsegel segelnd bei achterlichen Winden
in einem ‚Sonnenschuss‘ auf die Seite warf. Wir waren alle froh um die Qualität dieser
Yacht, es ist alles gut gegangen.
Diese Nachwirkungen auf der Rückseite des Tiefs ließen über Nacht nach, wir rundeten das
Cape Hatteras und segelten gen Norden. Das nächste aufziehende Tief ließ die
Barographen-Kurve nach unten fallen, wobei auf der Vorderseite des Tiefs noch
angenehme Segelbedingungen herrschten. Auf der Höhe von Ocean City setzte die
Rückseite des Tiefs mit steifem Starkwind aus N-NW ein. Wir entschieden uns im Schutz
der Landabdeckung vor Anker zu gehen.
Am folgenden Tag fuhren wir in den Hafen und machten längsseits an einem Fischerboot
fest. Es war sinnvoll die im Barographenverlauf steil ansteigende Front durchziehen zu
lassen. Am Nachmittag war es bei hohem Luftdruck soweit, dass wir unsere letzte Etappe
nach New York antreten konnten.
Der Durchhaltewillen, die Kameradschaft und exzellente Seemannschaft der zu einem
Team zusammengewachsenen Crew wurde belohnt mit Erreichen von New York.
Wir ankerten südlich der Skyline, steuerten am nächsten Tag bei schönstem Wetter in die
Metropole, hielten vor der imposanten Freiheitsstatue, köpften eine Flasche Champagner
und machten schließlich in der Liberty Landing Marina fest.
Wir feierten den Abschluss einer der Top Segeltörns auf der SY Charisma und haben
auch schon das Crewtreffen im Heimathafen Hamburg beschlossen...
* * * * * * *
Constantin Claviez
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49/60
Resümee der Crew
Heidrun Hepp, Medizinische Masseurin aus Merligen
ein seglertraum wurde wahr…
seit jahren träumte ich davon, endlich einmal nach amerika zu gehen – new york zu sehen.
und was könnte schöner sein, als per segelschiff das gelobte land zu erreichen. wie all die
auswanderer vor langer zeit, nach allen überstandenen gefahren und stürmen auf see, die
freiheitsstatue zu passieren und zu wissen, es ist vollbracht.
es war ein anspruchsvoller und auch körperlich anstrengender törn.
doch mit constantin als skipper, der seine ruhe und übersicht in keiner noch so heiklen
situation verliert, auf einer so stabilen und perfekt ausgestatteten segelyacht wie der
charisma, habe ich mich immer sicher und wohl gefühlt.
ein herzliches dankeschön an alle beteiligten die dazu beitrugen, diesen traum wahr
werden zu lassen.
heidrun hepp(y)
* * * * * * *
Constantin Claviez
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50/60
Volker Sinks, Dipl.-Maschinenbauingenieur aus Pfungstadt
Ein Törn wie ein Traum ….
Vom 14.4.2012 bis zum 29.04.2012 habe ich als Crewmitglied einen schon lange in mir
ruhenden Wunsch nach einem echten großen Atlantiktörn verwirklicht. Unser Skipper
Constantin hat ihn mir mit seiner Segelyacht Charisma erfüllt.
Der Törn von Nassau auf den Bahamas nach New York war eine echte Herausforderung für
alle Crewmitglieder.
Beeindruckende seglerische Erlebnisse hatten wir an jedem Törntag. Das reichte
-
vom Segeln unter Spinnaker mit bis zu 6 Windstärken über
-
das Suchen eines geeigneten Ankerplatzes bei völliger Dunkelheit unter GPS und Radar,
- das Einlaufen in den Hafen „Old Bahama Bay“ bei Nacht unter GPS und Radar mit
Suchscheinwerfer,
- das Abwettern eines Seegewitters mit geborgenen Segeln und unter Top Takel mit
festgestelltem Ruder lenzender Yacht, während die Crew sich im Salon verholt hatte,
- das Verdauen eines nicht zu verhindernden Sonnenschusses ohne Schaden am wirklich
von der Stabilität her erstklassigen Rigg bei sich im nu nicht vorhersehbar um 3 bis 4
Windstärken verstärkenden Wind (der Rudergänger segelte dabei mit dem Ruder am
Anschlag wie in ein schwarzes Loch),
-
das Bergen des mit einer größeren Drahtschlinge verhakten Ankers,
-
das Abwettern eines mächtigen Sturmtiefs im Hafen „Deep Point Marina“ in Southport,
- das Genießen anspruchsvoller Am-Wind- und Vor-Wind-Kursen bei Windstärken 6 bis 7
und
-
das Segeln im Golfstrom mit zeitweise mehr als 10 Knoten Fahrt über Grund.
Das waren so die von mir bis auf den Sonnenschuss und das Seegewitter erwarteten und
somit auch erfüllten seglerischen Höhepunkte. Verstärkt wurden diese Erlebnisse noch
über die auch für einen langjährigen Charterskipper noch lehrreichen Beobachtungen der
Seemannschaft unseres Skippers Constantin. Auch die Technik des Riggs der Charisma bot
viele Anregungen zur Komplettierung der Ausstattung eigener Yachten. (z. B.: nicht direkt
auf die Winsch führende am Heck über große kugelgelagerte Blöcke umgelenkte Schoten
für Fock und Genua, Ausstattung der Reffaugen mit kräftigen durchgeführten Bändern und
Ringen an den Enden zum Einhaken oder die Teflon-Mastschienen mit den Teflonrutschern
im Großsegel, die ein müheloses Reffen auch unter Druck ermöglichten und die beidseitig
vorhandenen vier Winschen unterschiedlicher Größe)
Constantin Claviez
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51/60
Dazu kamen noch die Kulturellen Höhepunkte wie
-
das Erleben des karibischen Flairs auf der Insel „Grand Bahama Island“,
- das Erkunden der Insel „Bald Head Island“ mit Elektrofahrzeugen während des
Abwetterns in Southport,
- eine Weinprobe in einer Weinhandlung in Southport mit zweistündiger Partystimmung
veranstaltet vom Inhaber für seine deutschen Gäste,
-
die kulinarischen Höhepunkte in guten Lokalitäten mit Meeresfrüchten aller Art,
-
die beeindruckenden Sonnenunter- und -aufgänge zu Land und zu Wasser,
-
die unvergesslichen nächtlichen sternenklaren Himmel,
- das Einlaufen in New York vorbei an der Freiheitsstatue mit ständigem Blick auf die
New Yorker Hochhauskulisse und
- die stimmungsvollen und geselligen Abende mit der sehr harmonischen Crew im Salon
der Charisma.
An einen der Abende an Bord hat uns Skipper Constantin ein Crewtreffen während der
Hanseboot 2012 im Oktober in Hamburg angeboten. Die Crew hat dieses Angebot freudig
entgegengenommen und sieht diesem Treffen mit Spannung entgegen. Da wird bestimmt
alles nochmals aufgearbeitet werden.
* * * * * * *
Constantin Claviez
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52/60
Romy Veit, Dipl.-Kauffrau aus Mannheim
Im Lauf der Zeit und Gezeiten, Sonnenauf- und -untergänge, Vielfalt der Farben des
Himmels und des Atlantiks, ein floureszierender Fluss im Meer, Regen und Regenbögen,
Venus als Begleiter, die schwärzeste aller Nächte und die hellsten Blitze, Naturgewalt und
Harmonie. Die alltäglichen Zeitstrukturen lösen sich allmählich auf und nur noch der
aktuelle Augenblick, die gegenwärtige Situation ist von Bedeutung. Diese "Auszeit" haben
wir wohl alle gesucht und individuell erlebt. Jedoch wäre es nicht so vollkommen und vor
allem lustig gewesen ohne unsere gemeinsamen Unternehmungen und Erlebnisse "along
the way". Hierbei namentlich zu erwähnen wären:
-
die Entdeckung der bahamischen schwarz-gepunkteten Aalschlange
Golfkart-Rallye auf Bald Head Island mit Wolkenbruch am Kap der Angst
die Anzahl-von-Personen-in-einem-Auto-Rekord-aufstellende Taxifahrt in
Southport, ...aber der "best burger in town" bei Loco Jo‘s wars definitiv wert
sehr spontane Weinprobe mit Gesang, Tanz und viel deutscher und amerikanischer
Lebensfreude
mittägliche Guacamole à la Heppy, überhaupt die komplette haute cuisine an
Bord (an dieser Stelle, nochmal Danke an die Küchencrew!!)
der finale Anleger in der Lower Bay mit Blick auf die Skyline von Manhatten und
natürlich die Einfahrt am Morgen mit Schampusregen und Sinatra's "New York,
New York" an der Freiheitsstatue (manchmal braucht es ein bisschen Kitsch...)
Auf diesem Weg nochmal Danke an Euch alle für die schöne Zeit und den Teamgeist, vor
allem an Constantin, der uns mit Professionalität und Leidenschaft von Nassau nach New
York geführt hat.
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Constantin Claviez
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53/60
Prof. Dr.-Ing. Enno Schneider, Architekt aus Berlin
Wenn man sich aufs Segeln mit Constantin einlässt, weiß man: Das wird kein Kaffeesegeln.
Das hatte ich schon vor Jahren beim Schwerwettersegeln auf der Nordsee erlebt. Auch
Constantins Bericht über einen vorherigen Törn Bahamas - New York ließ Einiges
erwarten. Also das volle Atlantik-Segeloutfit einpacken und gespannt auf die Crew sein mehr konnte man eigentlich als Vorbereitung nicht tun.
Die Crew war dann perfekt: Heidrun und Volker haben ganz selbstverständlich ihren Weg
in die Kombüse gefunden und uns ganz vorzüglich versorgt (wir warten noch auf die
Rezepte!). Nach einem Restaurantbesuch gab es dann auch erstaunlicherweise die siebte,
fehlende "Skippergabel", so dass auch Constantin das Essen genießen konnte. Später
kamen dann noch nach einer Weinprobe in Southport ein Set Weingläser hinzu - alles auch
für zukünftige Crews nun gerichtet! Romy wurde qua Qualifikation zur Finanzministerin
ernannt. André und Wolfgang, die beiden Ingenieure aus dem Vorschiff, konnten Ihre
Kompetenz u. a. später bei unserer Motorpanne einbringen. Im Übrigen fiel uns Dreien
automatisch die Rolle der niederen Küchendienste zu.
Ich selbst wurde dann irgendwie zum Kellermeister ernannt. Da hatte ich natürlich auf
See praktisch keine Aufgabe - in den Häfen dann allerdings schon.
Alle Crewmitglieder hatten viel Segelerfahrung, so dass die Wachen auch in kritischen
Situationen immer gut funktioniert haben.
Und wie schon erwähnt - Kaffeesegeln war das nicht! Das Seegewitter auf meiner Wache
mit Volker habe ich noch gut in Erinnerung, insbesondere wie Constantin ganz
selbstverständlich, ohne ein Gefühl der Unsicherheit trotz der tosenden See die Situation
gemeistert hat und allein auf dem Vorschiff herumturnte, um die ausgebaumte Genua zu
bergen, das Ruder festband und uns dann unter Deck schickte. Also Lenzen vor Topp und
Takel für einige Stunden, während es um uns herum stürmte, blitzte und donnerte - kein
Seglerlatein!
Für uns alle überwältigend war das Anlaufen am Abend, das Ankern vor New York mit
ordentlicher Party und dann das Einlaufen in New York am nächsten Morgen.
Von der lieblichen Karibik - in der wir uns einen zusätzlichen Hafentag nicht verkneifen
konnte - in die doch recht frischen nördlichen Gewässer: das hatte es in sich! Seegewitter
und Starkwind verschlug uns an Orte wie Southport und Ocean City, die uns sonst
entgangen wären, der ursprüngliche Törnplan geriet schnell durcheinander, Flüge mussten
umgebucht werden, da wir erst zwei Tage später in NY eintrafen.
Constantin Claviez
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54/60
Nach ein paar Tagen auf See mit Surfen auf dem Golfstrom und sich einspielender
Wachroutine, hatte Volker nach einigen gemeinsamen Wachen von 2 - 4 h verstanden, dass
mein Kommunikationsbedürfnis um diese Zeit gegen Null tendierte. Als Ausgleich konnte
er aber danach mit Heppy ein fröhliches Morgenschwätzchen halten. Nach einer
dynamischen Nacht (ja das Wetter kam immer nachts) haben wir dann ehrfürchtig mit
Constantin die Gribdaten interpretiert und in etwa geahnt, was für ein Wetter im Norden
auf uns wartete. Der Empfehlung des Skippers zwei Hafentage in Southport, - zugleich der
Ort unserer erstaunlicherweise problemlosen Immigration - einzulegen, sind wir dann
ohne Gegenstimme gefolgt.
Ca. 100 sm vor NY wieder eine neue Tiefdruckfront, die uns in der Nacht zwang den Hafen
von Ocean City anzulaufen - bis uns kurz vor der Hafeneinfahrt der Motor im Stich ließ was tun? - Constantin war einen Moment konsterniert, um dann nur zu sagen: Ankern und
dann in die Koje!
Am nächsten Morgen haben wir dann mit vereinter Sachkompetenz das Problem gelöst, der
Motor lief wieder. Anker auf war dann etwas beschwerlich: Da wir nicht nur selbigen,
sondern auch noch ein ziemlich große Drahtrolle - und das alles von Hand - aus dem
Wasser gezogen hatten.
Am Nachmittag nach einem ausgiebigen Mittagessen und Dieselbunkern ging es dann
weiter Richtung NY - das Tief war durchgezogen und der Motor über weite Strecken
gefordert.
Fazit für mich: Törns mit Constantin sind unübertroffen!
* * * * * * *
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55/60
André Haake, Ingenieur aus Stadtlohn
An dieser Stelle möchte ich nochmals die Gelegenheit wahrnehmen, mich für Deine
ausgezeichnete Törnführung zu bedanken. Es gibt bestimmt viele literarisch begabtere
Mitsegler als ich das bin. Und es fällt schwer zu den vielen "Feedbacks" noch was Neues
hinzuzufügen.
Ich kann Dir nur so viel sagen, dass ich mich jederzeit sehr wohl, sehr sicher und sehr
entspannt gefühlt habe. Das liegt zum einen an Deiner hervorragenden und ruhigen
Schiffsführung, der Charisma und zuletzt auch an unserer Crew!
Mir hat der Törn auf alle Fälle sehr gut gefallen und wir haben wirklich viel Spaß gehabt.
Und spannend war es in der einen oder anderen Situation auch.
Deshalb: jederzeit wieder!
Nochmals besten Dank an Alle und besonders an den Skipper für diesen unvergesslichen
Segeltörn.
* * * * * * *
Wolfgang Baier, Luft- und Raumfahrtingenieur aus Manching
Ich möchte mich bei Euch für die tolle Segelkameradschaft bedanken und besonders bei
Constantin für einen, wie fast schon gewohnt, unvergesslichen Turn.
Auf unser Wiedersehen anläßlich der Hanseboot in HH freue ich mich schon jetzt.
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56/60
Die Nautor’s Swan 441 (Design: Ron Holland) – die SY Charisma in ihrem Element…
Die Charisma beim Start der Transatlantik-Regatta Newport, R.I. – Hamburg, © Nico Krauss
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57/60
Die Linienrisse der SY Charisma (Design: Ron Holland) - © Nautor’s Swan
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58/60
Sicherheitsmanöver – Das Hamburger Manöver
1.
Person über Bord!
#
2.
Crew alarmieren - PoB-Taste drücken - Rettungsmittel ausbringen.
Alle Schoten dicht holen und die Yacht auf Halbwindkurs bringen,
dadurch resultiert
3.
#
Raumgewinn zum Manövrieren
#
uneingeschränkte Manövrierfähigkeit bis hin zur Gefahrenhalse
Den Wendepunkt auf Höhe der luv-/leewärtigen Linie umgehend erreichen,
indem
$
bei Halbwindkurs der Kurs beibehalten
$
beim Am-Wind-Kurs abgefallen
$
beim Raumschotkurs angeluvt wird
4.
Die Yacht durch den Wind wenden, Fock bleibt back stehen
5.
Aktive Zielfahrt
6.
7.
#
mit möglichen Kurskorrekturen im beigedrehten Zustand
#
mit abnehmender Fahrt aufs Objekt,
#
das im Dreieck zwischen Vorstag und leewärtigen Wanten anvisiert wird
Im Einzugsbereich der Boje die Yacht rechtzeitig anluven,
#
die Großschot fieren, um die Windenergie zur Yacht auszugleichen und mit
minimaler Geschwindigkeit das Ziel zu erreichen
#
das Steuer für das optimale Beidrehen hart nach Luv einschlagen (Luv-Ruder)
und fixieren
#
das Crewmitglied bzw. die Boje am leewärtigen Freibord des Schiffes
festhalten bzw. aufnehmen
Den Verunglückten über das durch den Winddruck der back stehenden Fock
niedrige Freibord an Bord hieven
#
dabei die Situation der Crew erfassen und die technischen Hilfsmittel an Bord
wie die Winschen und Fallen berücksichtigen
Constantin Claviez
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59/60
Fazit
• das Manöver ist leicht zu vermitteln und physikalisch gut nachvollziehbar
•
die Yacht ist bei ausgewogener Segeltrimm mit dicht geholten Schoten für den
Rudergänger gut zu steuern
•
das Manöver ist sicher – es gibt kein Gefährdungspotential der Crew durch schlagende
Schoten und killenden Segel
•
das niedrige Freibord (bedingt durch Winddruck in die back stehende Fock) ermöglicht
die Bergung des Verunglückten an Bord
•
das Manöver ist durch die vorgenannten Aspekte schnellstmöglich abgeschlossen, der
direkte Kontakt zum Überbordgefallenen gewährleistet
•
das Manöver ist auch in einer unvorhergesehenen Gefahrensituation realistisch und
bedeutet eine größtmögliche Ruhe auf dem Schiff
•
das Manöver bietet auf der Grundlage des ‚Ruhe Bewahrens’ die Voraussetzung eine
Gefahrensituation zu bewältigen
Constantin Claviez
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60/60

1/60 Logbuch SY Charisma, Nautor`s Swan 441 Bahamas

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