Jahresbericht 2014
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Jahresbericht 2014
Jahresbericht des Rauhen Hauses 2014 Was macht dich stark? Jahresbericht des Rauhen Hauses 2014 Inhalt 1 Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser! 2 Kinder- und Jugendhilfe Eine Schule fürs Leben 6 Behindertenhilfe Eine gute Umgebung schaffen 10 Sozialpsychiatrie Brücken bauen 14 Altenhilfe Der richtige Beruf! 16 Wichern-Schule Der Schatz der Kinderbischöfe 20 Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie Spiritualität ist eine Form von Bildung 24 Evangelische Berufsschule für Pflege So lebensnah ist Religion 28 Brüder- und Schwesternschaft Glaube, Liebe, Hoffnung 30 Kommunikation Zeigen, was uns bewegt 32 Spenden Ein Ort für Nachtschwärmer 34 Freiwilliges Soziales Engagement Ein tolles Team 36 Engagement von Unternehmen Bereicherung für beide Seiten 38 Seelsorge Glaube öffnet Räume 40 Agentur und r+v Wandel mit Augenmaß 42 RH Personaldienste Eine lange Freundschaft 44 Die Stiftung im Überblick 46 Mehr Mut fürs Leben 50 Perspektiven der Stiftungsbereiche 54 56 58 61 62 64 Personal und Finanzen Platz- und Betreuungszahlen Gremien Organisation Chronik Impressum Barrierefrei Das Kapitel „Die Stiftung im Überblick“ finden Sie in Leichte Sprache übersetzt im beigelegten Heft. Titelbild: Wann Cengiz (li.) und Karim ein Licht aufgegangen ist, das können die beiden nicht genau sagen. „Es hat einfach Klick gemacht“, beschreibt Cengiz den Moment, an dem er begriffen hat, dass er selbst etwas tun muss, um sein Leben in die Hand zu nehmen, und Karim nickt. In der Jugendwohngruppe des Rauhen Hauses sind sie Freunde geworden. Sie haben sich gegenseitig Mut gemacht und es so zusammen bis zum Abitur geschafft: „Das hatte uns keiner zugetraut.“ Liebe Leserin, lieber Leser! Vorwort Pastor Dr. Friedemann Green und Sabine Korb-Chrosch Was macht dich stark? Was bringt dich zum Leuchten? Solchen Fragen geht dieser Jahresbericht nach. Wir haben Menschen im Rauhen Haus gefragt, was sie in ihrer Arbeit stärkt, was ihnen Mut macht zum Leben und was sie in Krisen stützt. Wir haben nach ihren persönlichen Kraftquellen gefragt. Die Antworten sind vielfältig ausgefallen und regen zum Nachdenken an über das, was uns selbst stark macht im Leben und zum Leben. Es kann eine ganz besondere Freundschaft sein wie bei den beiden jungen Männern auf unserem Titelbild, die sich gegenseitig ermutigen, das Abitur zu schaffen. Es kann auch eine wunderbare Bestätigung im Beruf sein wie bei den beiden Altenpflegern im Haus Weinberg. „Wir bekommen mindestens so viel zurück, wie wir hineingeben“, erleben sie und daraus tanken sie Kraft für den oft anstrengenden Alltag. Für manche Menschen, die Das Rauhe Haus begleitet, war und ist das Leben nicht leicht – und doch haben sie den Glauben an sich selbst auch in schweren Zeiten nicht verloren. Das mag überraschen – besonders bei brüchigen Biographien mit oft schon frühen traumatischen Erfahrungen. Aber es zeigt sich, dass oft gerade in schwierigen Zeiten ein ganz persönlicher Zugang zum Glauben entsteht, nicht selten fernab von verfasster Kirche. Es ist ein Glaube in die Kraft der Liebe und der Menschlichkeit, der ermutigt und aufstehen lässt. „Ich habe viele Erlebnisse gehabt, die mich zurückgeworfen haben. Aber ich habe mir immer gesagt: Die Liebe zum Leben, die Liebe zum Menschen – die tragen letztendlich auch mich“, zieht eine Psychiatriepatientin in diesem Jahresbericht ihre persönliche Bilanz. „Wir alle sind bestimmt zu leuchten, wie die Kinder es tun. Wir wurden geboren, um den Glanz Gottes, der in uns ist, zu manifestieren. Er ist nicht nur in einigen von uns, sondern in jedem einzelnen. Und wenn wir unser eigenes Licht erscheinen lassen, geben wir unbewusst anderen Menschen die Erlaubnis, dasselbe zu tun. Wenn wir von unserer eigenen Angst befreit sind, befreit unsere Gegenwart automatisch andere“, hat Nelson Mandela einmal gesagt. Sich in seiner Einzigartigkeit annehmen zu können, setzt eine große Kraft in Menschen frei und lässt sie leuchten. Wir laden Sie ein: Lassen Sie sich von den Geschichten in diesem Jahresbericht berühren und vielleicht sogar inspirieren zu einer Suche nach Ihren persönlichen Kraftquellen. Vorsteher Pastor Dr. Friedemann Green Kaufm. Vorstand Sabine Korb-Chrosch 1 2 Kinder- und Jugendhilfe Kann man schlimme Erfahrungen in einem Kinderleben ungeschehen machen? Nein, sagt Regine Mäkelburg, Leiterin einer Wohngruppe des Rauhen Hauses. „Wir sind kein Reparaturbetrieb, aber wir können die Jugendlichen ermutigen, ihren Weg zu gehen.“ Cengiz und Karim haben es geschafft – sie wurden von Schulverweigerern zu Abiturienten. Regine Mäkelburg genießt die ruhigen Momente in der Jugendwohngruppe Kastanie. Wenn es ihr gelingt, mit den Jugendlichen in Kontakt zu kommen, wenn sie sich gesehen und gut aufgehoben fühlen, dann hat sie viel erreicht, findet die Leiterin. „Der Weg dorthin ist für beide Seiten nicht leicht, doch die Auseinandersetzungen lohnen sich“, erklärt sie. Dann können sich die Jugendlichen trotz des oft schweren Lebensgepäcks gut entwickeln und gestärkt in die Welt gehen: „Laufen müssen sie allein.“ 3 Eine Schule fürs Leben Vortragsreihe. Mit „Jugendhilfe neu denken“ hat der Stiftungsbereich in der Fachöffentlichkeit eine Marke gesetzt. Die fünf sehr verschiedenen Tagungen sind mit jeweils 80 bis 100 Teilnehmern gut besucht. Die Reihe geht 2015 weiter. Erneuerung. Das Kinder- und Familienzentrum Dringsheide wird nach einer Umbau- und Renovierungsphase im September neu eröffnet. Bezirksamtleiter Andy Grote aus Hamburg ist dabei. Achtsamkeit. Um unerwartete Situationen und Konflikte besser zu managen, wird das Mind Set entwickelt. Diese Methode wird im Juni vorgestellt und auch anderen Einrichtungen und Jugendämtern zur Verfügung gestellt. Spendenprojekt. Kinderzeit zeigt, dass die Angebote für Kinder aus erschöpften Familien entwicklungsfördernd sind. Kinderzeit wird ausgeweitet. 4 Kinder- und Jugendhilfe Eine Minute Zeit für sich, den Tag Revue passieren lassen, bei sich selbst ankommen – das scheint so gar nicht zu der Gruppe von Jugendlichen zu passen, die in der Wohngruppe Kastanie auf dem Gelände des Rauhen Hauses am langen Tisch im Gemeinschaftsraum zum Essen zusammenkommen. Doch die Schweigeminute vor dem gemeinsamen Essen ist ein festes Ritual der Bewohner, das sie sich selbst ausgedacht haben. Gemeinschaft wird hier deutlich spürbar. „Wenn Neue in der Gruppe sind, dann wird zu Beginn schon mal rumgekichert oder mit den Tellern geklappert“, erzählt Pädagogin Regine Mäkelburg. „Doch die Gruppe bringt die Neulinge schnell auf Kurs.“ Der Start ist nicht einfach Wer in der Gemeinschaft der Jugendwohngruppe landet, der hat eine Menge familiärer Probleme im Gepäck. Viele haben Gleichgültigkeit, Ablehnung oder Gewalt ihrer überforderten Eltern erlebt. Verlässlichkeit, Fürsorge und klare Regeln sind meist neue Erfahrungen für sie, die sie mühsam einüben müssen. „Viele haben keinen Zugang zu ihren Gefühlen, sie haben kein Mitgefühl gelernt“, weiß Regine Mäkelburg. „Sie müssen alles über Aggressionen oder Depressionen kompensieren.“ Emotionale Störungen resultierten dann oft in Lernschwierigkeiten und führen in der Schule in einen Teufelskreis. Wer schlechte Noten hat, verliert den Mut – in der Schule und im Leben. Das war auch bei Karim und Cengiz so. Zu viel war bei den beiden Jungs im Leben schief gelaufen. Beide schwänzten den Unterricht, in der 8. Klasse fehlten sie komplett. „Ich hatte viel Stress mit den Lehrern, habe genervt und sie beleidigt“, erzählt Cengiz. „Schule hat nicht gebockt.“ Also ging der Sohn einer Deutschen und eines Inders nicht mehr hin – das gab auch zuhause Ärger. Seine alleinerziehende Mutter arbeitete und konnte nicht regelmäßig kontrollieren, ob Cengiz zur Schule ging oder einfach im Bett blieb. „Und meine drei älteren Geschwister hatten auch irgendwann keine Lust mehr, mich immer zu wecken.“ Für Karim lief es eigentlich gut in der Schule, doch die Scheidung seiner Eltern warf ihn in der 8. Klasse aus der Bahn. „Auf dem Gymnasium war ich zwar anwesend, aber nicht im 5 Unterricht“, erklärt der Sohn einer Ukrainerin und eines Afghanen. Wichtiger waren seine Kumpels, mit denen er ausging oder abhing. „Zuhause war ich kaum“, erinnert er sich. Dort wurde viel gestritten. Neustart mit Comeback Die Wende kam für beide vor drei Jahren mit Comeback, dem Schulverweigererprojekt des Rauhen Hauses. In der Jugendwohngruppe wurden die beiden sehr unterschiedlichen Jungen Freunde. Gemeinsam besuchten sie den Unterricht bei Comeback, um erfolgreich ihren Hauptschulabschluss zu machen. Mit dem Erfolg kam auch der Spaß am Lernen zurück. „Der Ehrgeiz hat sie gepackt“, erklärt Regine Mäkelburg. „Sie haben gemerkt, dass sie was können.“ Sie hätten immer um ihre Intelligenz gewusst, „aber sich etwas nach Regeln zu erarbeiten, das ist ihnen schwergefallen.“ Gemeinsam haben sie geschafft, was sie selbst nicht für möglich gehalten hätten. Im Sommer haben die 17-Jährigen einen guten Realschulabschluss geschafft, nun bereiten sie sich aufs Abitur vor. „Karim hat mich mitgezogen“, sagt Cengiz. Die beiden haben sogar gewettet, wer den besseren Abschluss schaffen wird. Das hat funktioniert, weil die beiden in den drei Jahren in der Jugendwohngruppe mehr gelernt haben als nur Mathe oder Bio. „Ich könnte mir vorstellen, dass sie aus dieser Zeit mitgenommen haben, dass es Menschen gibt, die es gut mit ihnen meinen und die bereit sind, Dinge mit ihnen zu erarbeiten“, sagt Regine Mäkelburg. „Menschen, die ihnen zuhören und immer wieder mit ihnen neu anfangen, die für sie da sind, auch wenn sie Mist bauen.“ Kein Reparaturbetrieb Das war kein leichter Weg, weder für die Jungs noch für die Betreuer. „Wie oft sind wir aneinandergeraten“, erinnert sich Regine Mäkelburg. Beide jungen Männer seien aufbrausend gewesen. „Sie sind oft vor die Wand gelaufen, weil sie etwas durchsetzen wollten und es nicht durften. Wir haben pädagogisch dagegengehalten, und sie haben oft nicht verstanden, warum wir Dinge tun.“ Eins ist ihr wichtig: „Wir sind kein Reparaturbetrieb. Man erwartet sehr viel von uns, auch die Eltern. Doch wir können die Kinder nicht ‚heilmachen‘. Wir können sie nur ermutigen, ihren Weg zu finden. Ihn gehen müssen sie selbst.“ Gemeinsam gewachsen Dass Karim und Cengiz in der Jugendwohngruppe die Zeit und die Chance genutzt haben, sich zu entwickeln, freut die Sozialpädagogin besonders. „Die beiden gehören nicht mehr zu den Schulverweigerern, sie haben sich hier toll sozialisiert. Sie kamen aus ähnlichen Situationen und haben sich gemeinsam rausgestrampelt.“ Was Karim und Cengiz aus ihren Leben machen werden, das wird sich erst in einigen Jahren zeigen. Wie wird es sein, wenn sie eigene Familien gründen und Kinder haben werden? „Das ist meine Sorge und gleichzeitig meine Hoffnung“, sagt Regine Mäkelburg. „Vielleicht haben wir etwas pflanzen können, das sie trägt.“ Cengiz (links) und Karim wissen nicht, was sie im Leben erwartet, aber sie haben eine Perspektive. 6 Behindertenhilfe Wenn Sprache fehlt, tun sich viele Menschen schwer mit Kommunikation. Dass es auch anders geht, weiß Petra Steinborn, Leiterin der Tagesförderung für Menschen mit Lernschwierigkeiten und Autismus. „Die Menschen hier reagieren sehr direkt“, findet sie und hält nichts davon, sie zu ändern. „Wenn man mich ändern wollte, würde ich mich auch nicht wohlfühlen“. Auch nach dreißig Jahren brennt Petra Steinborn immer noch für ihre Arbeit in der Behindertenhilfe des Rauhen Hauses. „Herausforderungen sind mein Treibstoff“, erklärt die Diplompädagogin. Kraft schöpft sie aus dem guten Miteinander und dem Austausch mit ihrem eingespielten Team. Denn Gemeinschaft ist das, was jeder Mensch braucht – im buchstäblichen wie im spirituellen Sinn, findet die Diakonin. 7 Eine gute Umgebung schaffen Neue Leitung. Carsten Krüger (43) ist seit Februar 2014 der Leiter des Stiftungsbereichs Behindertenhilfe. Gudula Lühle (49) leitet seit Mai die Region Schleswig-Holstein. Leichte Sprache. Gemeinsam mit dem privaten sozialen Dienstleister ARINET gründet Das Rauhe Haus capito Hamburg. capito bietet Dienstleistungen für Barrierefreiheit in der Kommunikation, digitalen Welt und Umwelt an. Neuer Laden. Das Kaufhaus Ran & gut! plant eine Filiale in Kaltenkirchen – das Kinder-Kaufhaus Ran & gut! Angebot und Nachfrage sind so groß, dass ein eigener Laden für alles rund ums Kind in 2015 eröffnet wird. Neue Pläne. Für das Stiftungsgelände werden die Planungen für das Bauvorhaben im Bereich der ehemaligen Bäckerei Springer sowie für Vorhaben in Schleswig-Holstein wieder aufgenommen. 8 Behindertenhilfe Wenn ich morgens zur Arbeit komme, dann frage ich mich schon manchmal: Warum mache ich das hier, was leitet mich? Seit dreißig Jahren arbeite ich als Diplompädagogin in der Behindertenhilfe mit Menschen mit Lernschwierigkeiten und autistischen Behinderungen. Beim Rauhen Haus leite ich die Individuelle Tagesförderung (Tafö) im Bereich Mitte. Wenn ich anderen erzähle, was ich mache, heißt es oft: „Oh Gott, was sind das für Menschen? Wie hältst du das aus?“ Herausforderungen sind mein Treibstoff. Da brennt mein Feuer lichterloh. Inhaltlich, pädagogisch, ethisch und von der Haltung her bin ich hier nach wie vor richtig. Genau wie mein Team: Die meisten sind auch schon zehn Jahre dabei. Jonas findet seinen Platz Bei Arbeitsbeginn gehe ich gleich in den ersten Stock zum MitarbeiterBüro. Oben werden auch die Menschen betreut, die sehr stressanfällig sind und die Ruhe und einen 9 gleichbleibenden Ablauf brauchen. So wie Jonas, der seit rund fünf Jahren bei uns ist. Jonas ist sehr schwierig, ein junger Mann Anfang 30. Er ist schon früh in die Psychiatrie gekommen, er hat eine richtige Hospitalisierungskarriere hinter sich. Jonas macht Fremden oft Angst. Er ist aggressiv und fordernd. Ich war skeptisch, als wir ihn aufnehmen sollten. Ich konnte ihn nicht einschätzen. Ein halbes Jahr lang konnten wir uns mit unseren Methoden und Ideen auf ihn vorbereiten. Die ersten Monate mit ihm waren dann wirklich anstrengend. Er hat versucht, seine alten Muster durchzusetzen, die er als Überlebensstrategie gelernt hat. Wenn es nicht so lief, wie er wollte, hat er in den ersten Monaten geschlagen. Er wollte seine Grenzen testen. Jonas hat gar keine Frustrationstoleranz. Sobald etwas nicht so läuft, wie er will, fährt er hoch und wird laut. Gegen uns wird er nicht mehr aggressiv, gegen sich selbst manchmal schon noch. Er kann uns selbst nicht sagen, ob es ihm besser geht. Aber ich glaube, dass es Jonas gut tut, hier zu sein. Woher ich das weiß? Aggression ist auch eine Form von Kommunikation. Wir gucken genau, was jemand braucht. Das merkt man schnell daran, wie er sich in Situationen verhält, ob er aggressiv wird oder sich zurückzieht. Ich finde, die Menschen reagieren hier sehr direkt. Anpassen oder annehmen Jeder Mensch ist, wie er ist, und wir brauchen uns nicht einzubilden, ihn ändern zu können. Wenn ich mir vorstelle, man würde versuchen, mich zu ändern, würde ich mich auch nicht wohlfühlen. Unser Ziel ist, die Stärken zu stärken und die Auswirkung der Schwächen zu minimieren. Das kann erfolgreich gelingen, wenn wir die Umgebung an die Bedürfnisse des Einzelnen anpassen. Wir haben eine Umgebung geschaffen, die für Jonas sowie für uns gut ist und Halt gibt. Er ist jetzt in einer Gruppe, vorher wurde er 1:1 von Spezialmitarbeitern betreut. Er hatte immer eine Sonderrolle . Das haben wir hier sofort geändert, auch für ihn gilt das Rotationsprinzip. Jeder Mitarbeiter arbeitet in einer anderen Gruppe oder in einem anderen Setting. Es hieß, Jonas brauche unbedingt einen, auf den er sich verlassen kann. Für mich ist eine solche Haltung ein Mythos. Mitarbeiter werden krank, sie kriegen Kinder, sie fahren in Urlaub – deswegen muss er lernen, mit dem Wechsel zurechtzukommen. Und es zeigt sich, dass er das auch schafft. Austausch und Rotation Auch für die psychische Gesundheit der Mitarbeiter ist der Wechsel besser. Wir sind ja alle intuitiv offen, hochsensibel und nah am Betreuten. Wir kriegen da ganz direkt die ganze Gefühlsvielfalt ab, die er in sich trägt. Im Team hilft uns der Austausch miteinander. Wir haben täglich eine Dreiviertelstunde lang ein Mittagsgespräch, zu dem sich alle Mitarbeiter treffen. Da kann man nach einer schwierigen Betreuung mit jemandem reden, der das nachempfinden kann, weil wir in der Rotation arbeiten. Im Team ist ein großer Rückhalt, ein Angenommenwerden. Wir verstehen uns auch ohne Worte, da genügt ein Blick und ich weiß: Der andere versteht mich. Dieses gute Miteinander stärkt uns. Das ist auch der Grund, warum wir eine so geringe Fluktuation haben, trotz des Personenkreises, mit dem wir arbeiten. Ich sehe es schon kritisch, denn wir werden alle älter. Auch ich merke die Mehrbelastung. Ob man hier ewig arbeiten kann, weiß ich nicht. Aber als Leitung freue ich mich natürlich, wenn ich von den Mitarbeitern höre: „Ich bin sehr froh, dass ich hier arbeite.“ Die Gruppe, die Gesellschaft ist unsere Nahrung. Jemanden zu separieren lässt ihn aushungern. Wir brennen hier jede Minute dafür, einen Rahmen in Gemeinschaft zu schaffen, in dem jeder so sein kann, wie er ist und mit all seinen Schwierigkeiten seinen Platz finden kann. Das spornt uns immer wieder an und hört nie auf. Jeder Tag ist anders und neu. Eine gute Umgebung zu schaffen ist die Grundvoraussetzung für die Arbeit von Petra Steinborn. 10 Sozialpsychiatrie „Die Liebe zum Leben, die Liebe zum Menschen, das sind die Dinge, die tragen“, hat Christine Fritzsche erfahren. Ihre psychische Erkrankung hat sie manches Mal im Leben zurückgeworfen. Mittlerweile hat sie gelernt, sie zu akzeptieren als eine Facette ihrer Persönlichkeit. Geholfen hat ihr dabei ihre Kunst. Christine Fritzsche möchte mit ihren Erfahrungen der Psychiatrie anderen Menschen helfen. Deshalb hat sie eine Ausbildung als Ex-Inlerin (ExperienceInvolvement) absolviert: „Als psychiatrieerfahrener Mensch kann man ein Brückenglied sein zwischen Experten und Klienten, man kann vermitteln.“ So kann das Angebot der Betreuung verbessert werden. Seit zwei Jahren macht sie zudem kunsttherapeutische Angebote und absolviert nebenbei noch eine Ausbildung zur Kunsttherapeutin. 11 Brücken bauen Finanzierung. Im April tritt die neue Leistungsvereinbarung für die ambulante Betreuung in der Sozialpsychiatrie in Kraft. Seitdem gibt es ein Budget für den Träger und nicht mehr für die einzelnen Klienten. Im März gibt es dazu gemeinsam mit der Ev. Hochschule eine bundesweit beachtete Fachtagung. Begegnung. Im August wird der Treffpunkt Wandsbek in der Nebendahlstraße eröffnet. Hier finden Klienten sowie ihre Angehörigen Beratung, Unterstützung und Angebote zur Freizeitgestaltung. Wegweiser. In Barmbek nimmt der Wegweiser Hamburg-Nord seine Tätigkeit auf. Dort werden alle Angebote der Bereiche Wohnen, Arbeit und Freizeit für Klienten im Bezirk Hamburg-Nord gebündelt. Der Wegweiser ist dafür die erste Anlaufstelle. 12 Sozialpsychiatrie „Ich habe heute in der U-Bahn einen Spruch gelesen, den habe ich mir gleich aufgeschrieben“, sagt Christine Fritzsche und kramt in ihrer Handtasche. „Ein Großteil der Realität ist nicht gottgegeben“, liest sie vor. „Wir erschaffen sie selbst durch unsere Erfahrungen und Erwartungen.“ Warum sie findet, dass dieser Spruch zu ihr passt? Da atmet sie tief ein. „Ich finde, es ist entscheidend, dass man sich immer wieder münchhausenmäßig selbst aus dem Sumpf zieht. Ich habe viele Erlebnisse gehabt, die mich zurückgeworfen haben. Aber ich habe mir immer gesagt: die Liebe zum Leben, die Liebe zum Menschen – das sind die Dinge, die letztendlich tragen.“ Erfahrungen einbringen Der Sumpf, das war eine psychische Erkrankung, die ihr im Leben immer wieder zu schaffen machte. „Heute nehme ich Medikamente in homöopathischer Dosierung, damit komme 13 ich klar“, sagt die 55-Jährige. Die Erkrankung hat für manche unfreiwillige Kurskorrektur im Leben gesorgt, doch Christine Fritzsche scheint endlich bei sich angekommen zu sein. Über das Universitätskrankenhaus Eppendorf hat sie eine Ausbildung als Ex-Inlerin absolviert. „Das heißt Experience-Involvement“, erläutert sie. Die Idee: Mit Unterstützung von psychiatrieerfahrenen Menschen soll das Angebot der Betreuung und Therapie verbessert werden. Sie bringen ihr großes Wissen über unterstützende Haltungen, Methoden und Strukturen ein. „Als psychiatrieerfahrener Mensch kann man ein Brückenglied sein zwischen Experten und Klienten, man kann vermitteln.“ Beim Rauhen Haus macht Christine Fritzsche seit zwei Jahren kunsttherapeutische Angebote und absolviert nebenbei noch eine berufsbegleitende Ausbildung zur anthroposophischen Kunsttherapeutin. Gemalt hat sie immer schon, gern hätte sie Kunst studiert. Doch vor dem Abi brach sie die Schule ab, sie hatte ihren ersten Krankheitsschub und kam auf eigenen Wunsch in die Psychiatrie. Eine schizophrene Psychose wurde damals diagnostiziert, „heute behaupte ich, das war nicht richtig.“ Manisch-depressiv sei sie gewesen: „Ich wollte die Welt verbessern im Wechsel mit depressiven Phasen, wo ich kein Licht mehr am Horizont sah.“ Erfolgreich als Friseurin Sie kam wieder auf die Füße, versuchte ihr Glück an einer Kunstschule, wurde abgelehnt und war nicht mehr selbstbewusst genug, um sich weiter zu bewerben. Sie machte eine Ausbildung als Friseurin, wurde Meisterin und führte sieben Jahre lang sehr erfolgreich ihr eigenes Geschäft in Hamburg-Pöseldorf. Alles lief rund, doch dann kam die Krankheit zurück. Im Jahr 2000 folgte der zweite stationäre Aufenthalt. Hätte sie sich damals eine Begleitung durch einen Ex-Inler gewünscht? Da zögert sie. „Ich weiß gar nicht, ob ich damals das Bewusstsein gehabt hätte zu sagen, ich wünsche mir das. Ich war fern von Gut und Böse.“ Die Husumerin berappelte sich wieder, auch mit der Unterstützung von Freunden und ihrer Familie. „Zu wissen, dass Menschen im Hintergrund sind, auf die man sich verlassen kann, das stärkt.“ Durch die Krankheit verlor sie ihren Laden. „Ich konnte nicht mehr richtig Fuß fassen, alles war dahin.“ Sie arbeitete als angestellte Friseurin, doch Mut fasste sie erst wieder, als sie von der Ex-InlerAusbildung erfuhr. „Das gab mir eine neue Perspektive, ich konnte meine eigenen Erfahrungen mit verwerten und mit einbringen in etwas Neues.“ Krankheit ist Teil der Persönlichkeit Ihre Erfahrungen mit der Krankheit sind zwiespältig. „Ein Teil von mir rebelliert immer und will nicht einsehen, dass es eine Krankheit war, sondern eher ein Verhaltensausbruch, der zu sehr von außen geprägt war, weil ich nicht ich selbst sein konnte“, sagt sie nachdenklich. Ob sie mit der Krankheit hadert? Nein, sagt sie entschieden. „Ich denke, die Krankheit ist eine Facette meiner Persönlichkeit. Ich möchte sie nicht missen. Aber es gibt gewisse Regeln und Normen. Da muss man schauen, ob man eine Grenze überschreitet und andere Menschen verletzt mit dem, was man sagt und tut. Das war bei mir auch so und ist nicht in Ordnung. Solche Momente verdrängt man eher.“ Die Kunst ist für Christine Fritzsche ein Ausdrucksmittel und Ventil. „Mir hilft sie, ich kann alles herauslassen in Form und Farbe“, erzählt sie. Dabei ist sie ganz bei sich im Hier und Jetzt. „Es hängt allein von mir ab, was ich mit dem Leben mache. Natürlich gibt es immer wieder äußere Einflüsse, aber letztendlich kommt es darauf an, was ich will und was ich nicht will. Und da“, sagt sie lachend, „sind wir wieder beim Spruch aus der U-Bahn angekommen.“ Für Christine Fritzsche ist ihre Erkrankung eine Facette ihrer Persönlichkeit, die sie nicht missen möchte. Der richtige Beruf! Neue Idee. Wer nachts im Haus Weinberg nicht schlafen kann, wird ab 2015 das Nachtcafé besuchen können. Es bietet besonders für die Bewohner mit Demenz einen guten Ort. Mit Musik. Das Ensemble Resonanz aus der Hamburger Laeiszhalle kommt mehrmals ins Haus Weinberg. Erst wird über Musik erzählt, dann gibt es ein kleines Konzert für alle Bewohner. Im Sommer. Die Bewohner machen einen großen Ausflug an die Ostsee nach Travemünde. Dabei werden sie unterstützt von Tatkräftig e. V., Mitarbeitern von Reemtsma Cigarettenfabriken und vielen Freiwilligen. Mit Engagement. Haus Weinberg nimmt an dem Hamburger Projekt LinDe, Landesinitiative Demenz, teil. Es ist eine von zwölf Einrichtungen, die speziell ihre Angebote für Menschen mit Demenz weiterentwickeln. 14 Altenhilfe Auch nach 26 Berufsjahren gibt es für Ronald Köster keinen Zweifel. „Ich würde mich immer wieder für die Arbeit als Altenpfleger entscheiden“, sagt der 53-Jährige. 23 Jahre davon ist er im Alten- und Pflegeheim Haus Weinberg tätig. Seine Kollegin Susan Hoffmann ist seit anderthalb Jahren als Auszubildende dabei. Auch sie ist sicher, dass dieser Beruf der richtige für sie ist. Die 41-Jährige hat neben der hohen Fachlichkeit die Philosophie des Hauses Weinberg und der Ausbildung überzeugt: „Hier herrscht ein gutes Miteinander.“ Pflege hat sich verändert Köster, ein Mann wie ein gutmütiger Bär, hat in seinem Berufsfeld viele Veränderungen erlebt. „Heute ist die Fachlichkeit besser, denn die Ausbildung ist sehr anspruchsvoll geworden“, weiß er. „Dafür wurde früher individueller und persönlicher auf den Bewohner bezogen gepflegt.“ Heute seien die Rahmenbedingungen funktionaler, man verbringe mehr Zeit mit Dokumentation und Kontrolle. „Ich finde trotzdem, dass die Möglichkeiten für persönliche Pflege im Weinberg gegeben sind“, widerspricht Susan Hoffmann – da höre sie von ihren Mitschülerinnen ganz andere Geschichten. Beide haben sich bewusst für diesen Beruf entschieden. Köster hatte ein 15 Theologiestudium begonnen, es aber abgebrochen. Nach einem Praktikum in der Altenpflege wusste er: Das ist das Richtige. Im Haus Weinberg baute er den Dementenbereich mit auf. Er arbeitete schließlich als Pflegedienstleiter – und hängte die Leitungsfunktion vor sechs Jahren wieder an den Nagel. Die Entscheidung hat er nicht bereut: „Meine Familie sagt, sie hat mich noch nie so entspannt erlebt.“ Die Familie und einen Beruf mit Schichtdienst unter einen Hut zu bringen, das ist auch für Susan Hoffmann eine Herausforderung. Die zupackend-freundliche Frau aus Sachsen-Anhalt muss ihre ganze Überzeugungskraft aufwenden, wenn zur Enttäuschung von Mann und Kind das gemeinsame Wochenende ausfällt. Bewusste Entscheidung Susan Hoffmanns erste Ausbildung nach der Schule war eine Lehre zur Bankkauffrau, doch das war nicht das Richtige. Sie wollte lieber mit Menschen arbeiten. Die Entscheidung für die Altenpflege hat sie sich gut überlegt: „Mir gefällt die Vielfältigkeit.“ Dem Religionsunterricht an der Pflegeschule steht sie neutral gegenüber, schätzt aber die große Bandbreite der Themen dort. „Ich finde es gut, dass man eine Ahnung bekommt, warum ein Bewohner etwas tut. Es geht schließlich um ihn, nicht um mich.“ Ronald Köster unterrichtete zwei Jahre lang Religion an der Pflegeschule, auch im Berufsalltag gibt es für ihn viele Berührungspunkte. Die wöchentlichen Andachten seien gut besucht. Man versuche, offen zu sein und jedem das zu geben, was er unbedingt brauche, also auch, spirituelle Angebote zu machen. Vor allem, wenn es um den Abschied am Lebensende geht, sei konfessionelle Begleitung gewünscht. Zufriedenheit im Leben Beide hat die Arbeit verändert und gestärkt. „Ich habe das Loslassen gelernt“, sagt Susan Hoffmann. Man verändere die Prioritäten im Leben. „Es wird wichtiger, Kontakt zu halten, die Eltern öfter anzurufen, das Kind in den Arm zu nehmen oder mal zu sagen ‚Ich hab dich lieb‘.“ Ronald Köster nickt. „Ich bin zufrieden mit meinem Leben, ich habe Fußspuren hinterlassen“, sagt er. In einem sind sich die beiden einig: „Wir bekommen genau so viel zurück, wie wir reingeben.“ Susan Hoffmann und Ronald Köster arbeiten beide gern im Haus Weinberg. „Wir bekommen genau so viel zurück, wie wir reingeben“, sagen die beiden Pflegekräfte. 16 Wichern-Schule Seit zwanzig Jahren sind die Kinderbischöfe der Wichern-Schule in der Stadt unterwegs und treten öffentlich für die Rechte der Kinder ein. Das hat Nebenwirkungen, denn dabei wird Glauben ganz praktisch begreifbar und erlebbar. „Kinder haben eine natürliche Anlage für spirituelle Dinge“, findet Schulpastorin Katharina Gralla. Zoe, Felix und Marie (von links) waren die Kinderbischöfe 2014. Ihr Anliegen war das Leben von Flüchtlingskindern. Darüber haben sie im Schulprojekt viel erfahren. Besonders bewegt hat sie und ihre Mitschüler der gemeinsame Besuch am Nikolaustag in einer Flüchtlingsunterkunft in Hamburg. „Ich will anderen das Gefühl geben, nicht allein zu sein“, sagt Felix, und die anderen nicken. 17 Der Schatz der Kinderbischöfe Jahresthema. Gottes Liebe ist jeden Morgen neu – dieser Satz begleitet die Schule bis zum Sommer und wird mit dem großen Gottesdienst der gesamten Schule im Hamburger Michel abgeschlossen. Jubiläum. Seit 20 Jahren gibt es die Kinderbischöfe in der Wichern-Schule, die sich für die Belange und Rechte von Kindern einsetzen. Eine Broschüre gibt Einblick in die Arbeit der zwei Jahrzehnte. Abitur. Weit mehr als die Hälfte des Jahrgangs 10 der Stadtteilschule erreichten nicht nur den Mittleren Bildungsabschluss, sondern auch die Zugangsberechtigung zur gymnasialen Oberstufe und damit zum Abitur. Übergang. Die Schüler, die den Ersten Schulabschluss machen, bleiben in der Regel auch noch im 10. Schuljahr und profitieren von der Begleitung der Schule beim Übergang in den Beruf. 18 Wichern-Schule Für Marie (10), Zoe (11) und Felix (10) war 2014 ein ganz schön aufregendes Jahr. Als Kinderbischöfe Hamburgs durften die drei Fünftklässler der Wichern-Schule öffentlich für die Rechte der Kinder in der Stadt eintreten. Seit nunmehr zwanzig Jahren wirken die KiBis, wie sie genannt werden, in die Stadt hinein. Sie besuchen Politiker und Einrichtungen. Sie halten Predigten, machen Vorschläge und fordern Kinderrechte ein – in vollem Ornat, mit Mitra, Bischofsstab und viel kindlicher Würde. Schatzkästchen füllen Doch das Kinderbischofsprojekt ist mehr als nur die Möglichkeit, die Rechte der Kinder in der Stadt zu thematisieren. Es hilft auch dabei, Kinder religiös zu bilden und zu prägen – beides eine Aufgabe der evangelischen Privatschule. „Kinder haben eine natürliche Anlage für spirituelle Dinge“, findet Schulpastorin Katharina Gralla. „Aber viele unserer Schülerinnen und Schüler kommen aus Familien, die ihre Kinder nicht religiös erziehen. Unsere Aufgabe ist es, sie mit Geschichten, Bildern, Liedern und mit gesellschaftlichem Engagement fürs Leben zu prägen. Wir füllen 19 sozusagen ihr Schatzkästlein mit einem Schatz aus guten Worten für die harten Zeiten im Leben.“ Schicksal der Flüchtlingskinder Das Projekt der Kinderbischöfe ist dafür besonders gut geeignet, denn es macht Glauben begreifbar und erlebbar. An der Stadtteilschule und dem Gymnasium der Wichern-Schule ist es im Unterricht fest verankert. Viele Problemfelder haben die Kinderbischöfe in den vergangenen zwanzig Jahren angepackt. Gewalt unter Kindern, Kinder mit Behinderungen oder Kinderrechte haben sie thematisiert. Das Schicksal von Flüchtlingskindern hat die Schülerinnen und Schüler in diesem Jahr beschäftigt. Warum Menschen Zuflucht in anderen Ländern suchen müssen – darauf haben die KiBis und ihre Klassenkameraden eine Menge Antworten gefunden: Kriege, Hunger, Seuchen, Katastrophen, Terror und politische Verfolgung zählen die Fünftklässler auf. Manche kennen Flüchtlingsschicksale aus der eigenen Familie. Der Besuch einer Flüchtlingsunterkunft im Mattkamp in HamburgBillstedt hat die Schülerinnen und Schüler sehr bewegt. In vollem Bischofsornat, begleitet von ihrem Gefolge, sind Zoe, Marie und Felix am Nikolaustag dorthin gegangen – und trotz guter Vorbereitung hatten sie ein bisschen Bammel, denn vorher waren sie noch nie in einer Flüchtlingsunterkunft. Süßigkeiten haben sie mitgebracht, weil man Kindern zum Nikolaustag etwas schenkt. Sie kamen schnell in Kontakt mit den Kindern, deren Leben in der Fremde so anders ist als ihres. Die KiBis und ihre Mitschüler haben beschlossen, Geld für einen neuen Spielplatz auf dem Gelände der Unterkunft zu sammeln. 25.000 Euro soll der Platz mit neuen Spielgeräten kosten. In Gottesdiensten und Briefen haben sie Spenden eingeworben und sind guten Mutes, dass sie den Betrag zusammenbekommen werden. Für die Rechte anderer Kinder „Die Kinder hoffen doch bestimmt jeden Tag auf ein besseres Zuhause“, überlegt Zoe laut. Für die Elfjährige war es ein Herzensanliegen, als Kinderbischöfin für die Rechte der Kinder eintreten zu können: „Ich will anderen das Gefühl geben, nicht allein zu sein.“ Felix sieht in seinem neuen Amt die Chance, spannende Erfahrungen zu machen und gleichzeitig anderen zu helfen. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das wäre, selbst auf der Flucht zu sein“, sagt der blonde Junge und fragt sich, was er wohl dafür einpacken würde: „Auf jeden Fall ein Erinnerungsstück.“ Marie hat viel Mitgefühl mit Kindern, die flüchten müssen. „Sie haben einen schwereren Start“, findet sie. Kinderbischöfe haben Tradition Die KiBis sind eine Idee mit alter Tradition, denn schon im Mittelalter gab es überall in Europa Kinderbischöfe. „Am Vorabend des Nikolaustages bekamen Klosterschüler das Bischofsamt auf Zeit verliehen. Nikolaus gilt als Schutzpatron der Kinder“, erzählt Katharina Gralla. Im 17. Jahrhundert geriet die Tradition in Vergessenheit. Für Hamburg wurde sie mit einem modernen pädagogischen Konzept am 6. Dezember 1994 wieder belebt, als die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen die ersten drei Kinder der Wichern-Schule in ihr Amt als Kinderbischof einführte – in der Hauptkirche St. Nikolai am Klosterstern mit ihrem Nikolausrelief. 2014 wurden die drei KiBis von Propst und Hauptpastor Johann Hinrich Claussen eingeführt. Während ihrer Amtszeit besuchen die KiBis auch immer die „richtige“ Bischöfin. Und Kirsten Fehrs wiederum genießt den Kontakt mit drei „Amtskolleginnen und -kollegen“ und freut sich immer auf den jährlichen Besuch aus der Wichern-Schule. „Sie haben eine feinsinnige Art von Neugier“, findet sie. „Man wird ein wenig demütig, wie gradlinig und klug diese Kinder sind mit ihrem unverstellten Blick.“ Eine gute Erfahrung Wie ihre Vorgänger haben sich auch Marie, Zoe und Felix um das Amt beworben. Unterstützung bekommen die drei KiBis von ihren Assistenten, einem Gefolge aus Priestern, Diakonen, Mönchen und Ministranten – alle im Ornat unterwegs. Als Grundgewand ist die weiße Albe geblieben, bei den Diakonen ist es die Stola, bei den Priestern das Messgewand, die Kasel. Nur die Mönche tragen statt der Albe eine Kutte. Die Bischöfe sind durch ihre Insignien – Mitra, Stab, Ring und Chormantel – erkennbar. Assistenten und Gefolge helfen beim Verfassen der Reden und Predigten. Sie entwickeln Ideen, wie man Spenden einwerben kann, schreiben Briefe und helfen ganz praktisch während der Einführung der Kinderbischöfe beim Einkleiden in den Ornat. Dabei schaut unter den schönen Gewändern immer mal wieder ein Paar Turnschuhe hervor. Denn bei allem Gewicht und aller Würde des Amts sind die drei Kinderbischöfe doch in erster Linie eines: Sie sind Kinder. Ihr Schatzkästlein ist in diesen Tagen wieder etwas voller geworden. Die Kinderbischöfe Zoe, Felix und Marie sind stolz darauf, für die Rechte der Kinder eintreten zu dürfen. 20 Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie „Für mich ist Soziale Arbeit die dauernde Suche nach dem glücklichen Moment, in dem sich alles fügt“, sagt Michael Lindenberg, Professor an der Evangelischen Hochschule. Doch auch das Scheitern gehört dazu. Können Religion und Spiritualität Studierenden helfen, konstruktiv mit den Herausforderungen ihres Berufs als Sozialarbeiter umzugehen? „Immer wieder muss ein neuer Anfang gemacht werden“, weiß Michael Lindenberg, Professor an der Evangelischen Hochschule. Menschen können nicht zum Funktionieren gebracht werden, das Leben muss für sie funktionieren. Doch nicht alle finden ihren Platz in der Gesellschaft. „Unsere Aufgabe ist es, auch ihren Wert zu verdeutlichen und sie zu unterstützen.“ 21 Spiritualität ist eine Form von Bildung Fachtagung. Das Rahmenkonzept der ambulanten Sozialpsychiatrie in Hamburg wird verändert. Im März veranstalten die Hochschule, die Hamburger Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration und der Stiftungsbereich Sozialpsychiatrie eine Fachtagung dazu. Akkreditierung. Alle fünf Studiengänge sind erfolgreich akkreditiert. Neu ist der berufsintegrierende BA-Studiengang „Soziale Arbeit & Diakonie – Pflege und Teilhabe“, der gut nachgefragt ist. Insgesamt haben 200 Frauen und Männer ein Studium neu aufgenommen. Erfolg. 119 Studierende haben ihr Studium erfolgreich mit einem Bachelor oder einem Master abgeschlossen. Forschung. Die Ev. Hochschule begleitet wissenschaftlich das Modellprojekt „Mit uns für alle“, das von der Lebenshilfe, Landesverband Schleswig-Holstein, initiiert wurde. 22 Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie Professor Dr. Michael Lindenberg ist Sozialpädagoge und Kriminologe. Seit 1993 lehrt er an der Evangelischen Hochschule. Ein Interview. Rund 400 Studierende studieren an der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie, 119 haben 2014 ihren Abschluss gemacht. Was bringt junge Leute dazu, bei Ihnen zu studieren? Sind sie besonders idealistisch? In meinen Augen ist Soziale Arbeit ein Beruf und keine Berufung. Alice Salomon, eine Wegbereiterin der Sozialen Arbeit, hat sinngemäß gesagt: Allein die Regung des guten Herzens reicht nicht aus. Sie kann sogar schädlich sein. Wenn Menschen sich selbst als Idealisten bezeichnen, als wohl „gute Menschen“, kann das dazu führen, dass sie zu wissen glauben, was für andere richtig ist. Was vermitteln Sie den Studierenden? Dass wir eben nicht wissen können, was für andere Menschen erstrebenswert ist, sondern nur sie selbst. Und es wäre übrigens auch völlig sinnlos. „Niemand kann für einen anderen leben oder sterben“ – so drückt das Alice Salomon aus. Erst von dieser Haltung her macht es Sinn, den Studierenden das Handwerkszeug für ihren Beruf zu vermitteln. Dabei können wir nicht zeigen, wie es im Einzelnen funktioniert. Wir vermitteln ein bestimmtes Wissen, aber die Könnerschaft selbst wird in der Praxis erworben. Aber Sozialarbeiter müssen auch kontrollieren. Selbstverständlich. Soziale Arbeit ist Teil staatlichen Handelns, wir greifen in seinem Auftrag in das Leben anderer ein. Und gleichzeitig unterstützen wir sie. Gerade deshalb ist mit Güte und Idealismus nichts auszurichten, denn Idealismus macht blind gegenüber diesem doppelten Auftrag des Stärkens und Kontrollierens. Wir sprechen über ein großes Konfliktpotenzial im beruflichen Alltag, sehr schwer auszuhalten, immer wieder zu bedenken und kollegial zu erörtern. Wie verträgt sich das mit dem Menschenbild einer Evangelischen Hochschule? Menschenbild ist ein großes Wort, und über das Menschenbild der Evangelischen Hochschule wage ich kaum zu sprechen. Ich hoffe sogar, dass es das als festen Block nicht gibt, denn Menschen sind verschieden und besonders. Also in aller Vorsicht: Ich sehe eine Verbindung von christlicher und bürgerlicher Auffassung vom Menschen. Der christliche Mensch ist von Gott gewollt. Jeder Mensch ist ein besonderer Glanz, jeder Mensch strebt nach Verschiedenheit und Besonderheit. Zugleich haben wir Menschen einander versprochen, dass wir bürgerliche Subjekte sind, ausgestattet mit Rechten, die uns allen gleichermaßen zustehen. An der Verwirklichung dieses Versprechens müssen wir arbeiten. Welche Rolle spielen Religion und Spiritualität in der Sozialarbeit? Spiritualität ist eine Form von Bildung. Gebildet sein heißt, mit einem anderen Menschen mitgehen zu können. Ich kann mir nicht vorstellen, Spiritualität nur auf mich selbst zu beziehen, sondern eher darauf, mit einem anderen Menschen mitzuschwingen. Martin Buber hat dazu den Begriff des Zwischenmenschlichen geprägt. Der Raum 23 des Zwischenmenschlichen kann ein spiritueller Raum sein, den spirituell motivierte Sozialarbeiter in besonderer Weise erzeugen können. Was sehen Sie als besondere Herausforderung des Berufs? Immer wieder muss ein neuer Anfang gemacht werden und immer wieder kommt es zum Scheitern. Man findet eine Wohnung für einen Klienten und er zieht nicht ein. Oder sie ist nach einer Woche verwahrlost oder wird nach dem ersten Monat nicht mehr bezahlt. Die Momente des Scheiterns sind vielfältig und zahllos. Doch es gibt auch glückliche Momente, in denen sich alles fügt, auch wenn wir nicht genau wissen, warum. Für mich ist die Soziale Arbeit die dauernde Suche nach dem glücklichen Moment, in dem sich alles fügt. Ist es Aufgabe der Sozialarbeiter, Menschen zum Funktionieren zu bringen? Na klar! Aber selbstverständlich ist auch klar, dass Menschen nicht funktionieren, wenn sie angeschoben werden, sondern nur, wenn sie selbst es wollen. Es muss für sie selbst funktionieren. Ihre Frage geht aber weiter, sie weist darauf hin, dass es Menschen gibt, die ihren Platz dauerhaft nicht finden, eben nicht „funktionieren“. Unsere Aufgabe ist es, auch ihren Wert zu verdeutlichen und sie zu unterstützen. Eine Unterteilung in würdige und unwürdige Hilfeempfänger darf es nicht geben, das müssen wir entschieden bekämpfen. Und in diesem Kampf hilft uns das christliche Menschenbild in besonderer Weise. Wie sind die Perspektiven für Ihre Studierenden? Es besteht ein hoher gesellschaftlicher Bedarf, unsere Studierenden können derzeit relativ zügig Arbeit finden. Bei uns melden sich Träger, die sie schon während des Studiums gewinnen wollen. Die schlechte Bezahlung ist selbstverständlich Dauerthema, sehr zu recht, doch ich beobachte eine ganz allmähliche Steigerung der Wertschätzung des Berufes. Wir werden als Troubleshooter wahrgenommen, die unterstützt werden müssen. Das Bild hat sich gewandelt. Für Professor Michael Lindenberg ist Spiritualität eine Form von Bildung. 24 Evangelische Berufsschule für Pflege Religion mit Leben füllen, das klappt am besten ganz praktisch, findet Katja Scherer. Die Religionslehrerin weiß, wie sie bei ihren Schülerinnen und Schülern Verständnis dafür weckt, dass Glaube bereichern kann und einen Bezug zum Alltag in der Pflege hat. So bekommen die angehenden Pflegekräfte das richtige Handwerkszeug für ihren Beruf. Für Katja Scherer ist es selbstverständlich, offen mit der eigenen Glaubensgeschichte umzugehen. So schafft sie ein Klima von Offenheit, in der auch Zweifel und Kritik einen Platz haben. „Glaube ist nicht statisch“, weiß die Religionslehrerin. Und so nimmt sie aus der Begegnung mit ihren Schülerinnen und Schülern auch viel für ihr eigenes Leben mit, das sie stärkt. 25 So lebensnah ist Religion Initiative. LinDe, die Landesinitiative Demenz, steht für Weiterentwicklung der Angebote für Menschen mit Demenz in stationären Einrichtungen. Die Berufsschule koordiniert in dem Projekt den Beraterpool, der zwölf Einrichtungen in Hamburg in diesem Prozess begleitet. Ausbildung. Im August beginnt mit 28 jungen Menschen der erste Ausbildungsgang in Gesundheits- und Pflegeassistenz. Umzug. Im Oktober zieht die Evangelische Berufsschule für Pflege in die neuen, größeren Räume in der Weidestraße im Hamburger Stadtteil Barmbek. Abschluss. 48 Frauen und Männer haben erfolgreich ihre Ausbildung abgeschlossen. Vier von ihnen, nämlich Ella Genrichs, Jonas Parchmann, Elzbieta Kolmeyer und Katrin Thiess, gehören zu den Jahrgangsbesten in Hamburg. 26 Evangelische Berufsschule für Pflege Dass Religionsunterricht nicht trocken und langweilig sein muss, beweist Katja Scherer ihren Schülerinnen und Schülern in jeder Unterrichtsstunde, die sie an der Pflegeschule gibt. „Viele sind zu Anfang sehr skeptisch“, weiß die 39-Jährige. „Zahlreiche Pflegekräfte sind muslimisch, andere kommen aus den ostdeutschen Bundesländern und haben keine Kirchenbindung.“ Mit einem „Religionsgespräch“, wie es im Lehrplan hieß, locke man keinen dieser Schüler hinterm Ofen hervor. „So können wir kein Verständnis dafür wecken, warum Religion für sie und für den alten Menschen, den sie betreuen, relevant sein könnte.“ Lebensnah und praktisch Deshalb hat die Religionslehrerin ein neues Curriculum entwickelt, das sich an den Lernfeldern der Ausbildung orientiert. Lebensnah und praktisch soll es sein und Katja Scherer kann es frisch und sehr lebendig vermitteln. Denn sie ist vor allem eines: ganz sie selbst. Offen, selbstkritisch und bemerkenswert gut gelaunt geht sie in die Diskussion. „So kann ich Religion mit Leben füllen.“ Kritik und Fragen erwünscht Ihr Glaube ist nicht statisch, er lebt und wächst. „Dazu gehört auch, dass ich an Gott gezweifelt habe“, gibt sie zu. Als sie 16 Jahre alt war, starb ihre Tante, damals junge Mutter einer anderthalb Jahre alten Tochter. Das erzählt sie ihren Schülern, denn sie weiß, wie wichtig es ist, die eigene Glaubensgeschichte zu vermitteln. Totenstill sei es dann in der Klasse, „richtig unheimlich.“ Doch so kommen gute Gespräche in Gang. „Wenn ich Schüler mit meinen Glaubenszweifeln konfrontiere, dann sind sie überrascht von dieser Offenheit und davon, dass es okay ist zu zweifeln. Wer nicht an Gott zweifelt, da frage ich nach“, stellt Katja Scherer fest. Mancher Schüler kann bei solchen 27 Thesen kaum glauben, dass man in der Kirche so kritisch sein darf. „Ich bitte darum“, sagt sie nachdrücklich. Genauso frei erzählt sie, dass sie beileibe nicht jeden Sonntag in die Kirche geht: „Ich schlafe gern mal aus. In die Kirche gehen, das kann man machen, aber Gott hat uns auch für die Selbstpflege gemacht. Nächstenliebe heißt ja nicht umsonst, deinen Nächsten zu lieben wie dich selbst.“ Praktische Selbsterfahrung In einem so offenen Klima können die Schüler sich der Vorstellung öffnen, dass Glaube stärkt und auch einen Bezug zum beruflichen Alltag hat. Katja Scherer legt in ihrem Unterricht viel Wert auf ganz praktische Erfahrungen. Als gelernte Kinderkrankenschwester, die im Anschluss Gesundheitswissenschaften und Theologie studiert hat, verfügt sie über das entsprechende Handwerkszeug. Wie das im Unterricht aussieht? Das Lernfeld „Atmen“ etwa eigne sich prächtig zur Selbsterfahrung. „Ich jage die Schüler ein paar Mal durchs Treppenhaus, bis sie kurzatmig werden“, sagt sie mit ein klein wenig Schadenfreude in der Stimme. „So erfahren sie am eigenen Leib, wie es einem Menschen geht, der wenig Luft bekommt.“ Im Lernfeld „Körperpflege“ könne sie besonders gut vermitteln, wie bedeutsam Respekt ist. In der Pflege gebe es die Variante, Menschen flach liegend zu waschen. Im Selbstversuch stellen die Schüler sehr schnell fest, wie unangenehm ihnen das ist, so gewaschen zu werden und dabei so hilflos zu sein. Diese Selbsterfahrung macht ihnen nachdrücklich klar, wie wichtig eine Begegnung auf Augenhöhe ist. Religionsunterricht vermittelt Handwerkszeug Natürlich werden auch Sterben und Tod thematisiert. „Der seelsorgerliche Aspekt dabei bedeutet, handlungsfähig zu sein und Rituale zu haben, um Nähe herzustellen – für den Pflegekunden, aber auch für mich selbst.“ Abschiedsrituale sind sehr individuell, weiß Katja Scherer. Immer wieder erlebe sie bei den Schülern, wie wichtig die Biographiearbeit ist. „Wenn sie viel über das Leben des Pflegekunden wissen, dann können sie auch loslassen. ‚Ich gönne ihm den Tod, er hat so viel geschafft und viel gelitten‘, höre ich manchmal.“ Altenpflege kann für junge Menschen eine Bereicherung, aber auch eine Herausforderung sein. Themen wie sexuelle Belästigung durch Pflegekunden oder Rassismus gegen farbige Schüler werden in Katja Scherers Unterricht selbstverständlich thematisiert. „Sich darüber aufzuregen bringt nichts, die Kraft brauchen die Schüler für sich“, weiß sie. Sie vermittelt ihnen das Handwerkszeug, den Konflikt zu entschärfen, sich Unterstützung zu suchen. „So lebensnah ist Religion!“ Katja Scherer liebt ihre Arbeit, „die kleinen Momente, die man wie ein Mosaik sammelt, machen ein riesengroßes Bild. Das ist herrlich. Meine Schüler sind meine bunten Mosaiksteine, strahlend bunt!“ In Katja Scherers sehr praxisbezogenem Religionsunterricht wird Glaube buchstäblich begreifbar. Glaube, Liebe, Hoffnung Stark. Im Februar bündeln die vier nördlichen diakonischen Gemeinschaften ihre Interessen und gründen den Verband der diakonischen Gemeinschaften in der Nordkirche. Gemeinsam. Vom 11. bis 14. September findet der 43. Brüder- und Schwesterntag statt zu dem Thema „Alles, was R(r)echt ist“ statt. 160 Brüder und Schwestern treffen sich, um sich auszutauschen, zu diskutieren – und zu feiern. Eingesegnet. Am 14. September werden 13 neue Diakoninnen in einem feierlichen Gottesdienst eingesegnet und in die Brüder- und Schwesternschaft aufgenommen. Würdig. Das älteste Mitglied der Brüder- und Schwesternschaft, eine Brüderwitwe, ist 104 Jahre alt, das jüngste 23. 28 Brüder- und Schwesternschaft Glaube ist auch für Diakoninnen und Diakone keine Selbstverständlichkeit. „Über die Brüder- und Schwesternschaft des Rauhen Hauses heißt es immer: Die glauben ja sowieso“, sagt Konviktmeisterin Claudia RackwitzBusse lachend. „Nur weil ich Diakonin bin, bin ich nicht immer sicher in meinem Glauben. Auch ich habe nicht immer Zugänge zu meinen sinn- und glaubensgebenden Kräften.“ Vertrauen und Respekt Stärkung und Rückbesinnung erfährt sie in der Brüder- und Schwesternschaft des Rauhen Hauses. „Hier bin ich mit Männern und Frauen in einem Rahmen zusammen, in dem ich gewiss sein kann, dass sie eine Sensibilität und Hellhörigkeit haben.“ Vertrauen und Respekt zu erfahren, sich sicher zu fühlen im Austausch, das schätzt die 55-Jährige besonders. „Anteil zu nehmen und mitzutragen, was in anderen zum Klingen kommt, das gehört für mich selbstverständlich dazu.“ Glaube ist für Claudia Rackwitz-Busse „mein Hoffen und mein Herzensgebet, mein Vertrauen darin, dass Gott wirkt.“ Um lebendig und greifbar zu sein, braucht Glaube Praxis und Rituale. „Jedes unserer Treffen beginnt mit einer Andacht, einer kleinen liturgischen Form. Wir arbeiten viel mit Symbolen, vertrauten Texten und Liedern. Das große Spektrum, in das jeder etwas einbringt aus der eigenen Glaubensbiographie, was jeder zu teilen bereit ist, das ist ein Schatz in dieser Gemeinschaft.“ Lebendiges Miteinander Die Gemeinschaft hat eine lange Tradition. Sie geht auf die Gründungszeit der Stiftung zurück. Seit 1970 sind auch Frauen dabei. Über 650 Mitglieder, meist Diakoninnen und Diakone, zählt die geistliche Gemeinschaft des Rauhen Hauses. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Berufen, schätzen die Gemeinschaft und den Austausch über die Generationen hinweg. Das geschieht in den zwölf Konvikten, die sich bundesweit treffen. Alle zwei Jahre treffen sich alle Mitglieder zum Brüder- und Schwesterntag. Seit 15 Jahren kommen einige von ihnen darüber hinaus 29 zu Einkehrtagen zusammen, einem Wochenende mit Begegnung, Meditation und klösterlicher Stille. „Das ist uns sehr wichtig“, erklärt Claudia Rackwitz-Busse. Seit 30 Jahren ist sie selbst dabei, fünf Jahre davon in der Leitungsfunktion, und noch immer freut sie sich daran, wie viel sich in ihrer Gemeinschaft auftut und bewegt. „Wie viele Talente da sind, die Glaube in Sprache fassen können und die sich immer wieder auf neue Wege begeben“, sagt sie zufrieden. „Wenn bei einer Andacht fünfzig Brüder und Schwestern aller Generationen in den Mantel des Gebets schlüpfen und es als gemeinschaftliche Stärkung teilen.“ Dies sind dann die besonderen Momente, die den Schatz der Gemeinschaft deutlich machen. Gemeinschaft zu schaffen gehört zu den Aufgaben der Konviktmeisterin der Brüder- und Schwesternschaft des Rauhen Hauses. Die Schönheit, Vielfalt und Stärke dieser Gemeinschaft berührt Claudia Rackwitz-Busse auch nach dreißig Jahren der Zugehörigkeit immer noch. Zeigen, was uns bewegt Veranstaltungen. Über das ganze Jahr verteilt finden Veranstaltungen statt, die durch die KOM begleitet werden: Public Viewing auf dem Stiftungsgelände zum ersten WM-Spiel der deutschen Fußballmannschaft, die Fachtagungsreihe der Kinder- und Jugendhilfe oder der Stiftungsgeburtstag. Wandel. Das Projekt „Flexibel bleiben“ endet im Dezember. Es hat sich über zwei Jahre mit generationssensibler und altersgerechter Personalentwicklung befasst. Fragen. Das Rauhe Haus hat seine Mitarbeitenden über Zufriedenheit und Gesundheit befragt. Adventskranz. Der Wichern‘sche Kranz wird 175 Jahre alt. Ein Kranz steht in der Rathausdiele und einer hängt im Hamburg Museum. 30 Kommunikation Das Rauhe Haus ist eine feste Größe in der Stadt – aber wie wird es wahrgenommen? Dieses Bild zu gestalten ist eine maßgebliche Aufgabe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stabsstelle Kommunikation (KOM). „Wir sind Mosaikkünstler“, beschreibt Redakteurin Ulrike Großbongardt die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. „Im Rauhen Haus gibt es viele verschiedene bunte Steinchen, aus denen wir ein großes Bild zusammensetzen.“ Wiedererkennungswert halten In den Büros im Obergeschoss im Haus Anker laufen die Fäden zusammen, wenn es um das öffentliche Bild des Rauhen Hauses geht, etwa durch Pressemeldungen, durch Flyer, Broschüren, Jahresberichte, durch Führungen, bei Spendenprojekten und beim Internetauftritt. „In den vergangenen Jahren ist es immer besser gelungen, Das Rauhe Haus gut wiedererkennbar und mit seiner unverkennbaren Wort- und Bildsprache zu transportieren“, so Ulrike Großbongardt. Dass öffentliche Bilder auch eine Basis brauchen, darauf weist Pressesprecher und Leiter der 31 Stabsstelle, Uwe Mann van Velzen, hin: „Die Bereiche des Rauhen Hauses haben jeweils ihr eigenes spezifisches Selbstverständnis und auch ihre eigene Öffentlichkeit. Deshalb brauchen wir gemeinsame Strukturen und immer wieder gemeinsame Prozesse, damit das Gesamtbild stimmig ist und getragen wird.“ Mehr als Tradition Das Rauhe Haus ist zwar mit seinem berühmten Gründer Johann Hinrich Wichern und seiner langen Geschichte bekannt, längst aber auch ein moderner sozialer Dienstleister geworden, „der sich an dem orientiert, was wichtig und aktuell ist“, ergänzt Ulrike Großbongardt. Dazu gehört stets, die Zielgruppen im Auge zu behalten. „Wenn wir jüngere Menschen am Rauhen Haus teilhaben lassen wollen, müssen wir uns auf ihren Wegen bewegen“, weiß Ulrike Großbongardt. Präsenz in neuen Medien und sozialen Netzwerken ist wichtig. „Wir wollen mehr Blicke hinter die Kulissen ermöglichen und zeigen, was Menschen im Rauhen Haus bewegt.“ Schätze im Rauhen Haus Diese Menschen sind der Schatz des Rauhen Hauses. Ihre Geschichten zu erzählen ist ein wesentlicher Teil der Arbeit der KOM. Geschichten wie die der Gruppe behinderter Menschen, die im Sommer 100 Kilometer auf dem Jakobsweg in Spanien gepilgert sind. „Das zu erzählen ist spannend und baut Schwellen ab“, findet Ulrike Großbongardt. Es macht neugierig und ermöglicht einen Blick in eine Welt, die vielen Menschen bisher immer noch verschlossen bleibt, der aber Voraussetzung für Inklusion ist. Hier zeigt sich das Selbstverständnis des Rauhen Hauses ebenso wie das Berufsverständnis der Kommunikationsleute im Haus Anker. Uwe Mann van Velzen, Pressesprecher und Leiter der Stabsstelle Kommunikation, und Redakteurin Ulrike Großbongardt sorgen für einen „guten Draht“ des Rauhen Hauses in die Öffentlichkeit. Ein Ort für Nachtschwärmer Gutes Gespräch. Im Mai wird auf dem Diakonischen Sofa die Frage diskutiert: „Was heißt hier schon verrückt?“ Mit der Talkrunde gewährt die Sozialpsychiatrie Einblicke in ihre Arbeit. Aus Anlass. Mit 24 Anlassspenden aus Trauerfällen, Jubiläen, Geburtstagen und goldenen Hochzeiten kommt ein Gesamtbetrag von 42.129,44 Euro zusammen. Der Betrag fließt in die Unterstützung verschiedener Projekte. Public Viewing. Zum ersten Deutschlandspiel der WM gegen Portugal am 16. Juni kommen über 650 Besucher auf das Stiftungsgelände. Die Stimmung ist fantastisch, Deutschland gewinnt mit 4:0. Alle Erlöse aus dem Essen- und Getränkeverkauf gehen als Spende für den Bolzplatz an die Wichern-Schule. 32 Spenden Ein kleiner Snack, ein gemeinsames Spiel oder ein bisschen Bewegung zu später Stunde: Das ist das Angebot, das wir im Nachtcafé den Bewohnern des Hauses Weinberg machen. Insbesondere bei Menschen mit einer demenziellen Erkrankung gerät der Schlafrhythmus häufig durcheinander, so dass die Betroffenen putzmunter sind, während die Anderen schlafen wollen. Mit dem Nachtcafé wollen wir ihnen einen Ort bieten, an dem sie gemeinsam mit anderen zusammensein können. So laufen sie nicht über die Flure und stören die, die schlafen wollen. Das Nachtcafé öffnet seine Tür Mit 9.900 Euro Spenden aus dem Jahr 2014 können wir im Jahr 2015 das Nachtcafé eröffnen. Wir starten zunächst an drei Tagen in der Woche, um zu testen, wie das Angebot angenommen wird. Langfristig soll das Nachtcafé an sieben Tagen – oder besser: an sieben Abenden – in der Woche angeboten werden. Kicken in der Pause Unser Hauptspendenprojekt im Jahr 2014 war der neue Bolzplatz für die Wichern-Schule. Hierfür 33 konnten wir 99.305 Euro an Spenden einnehmen. In den Sommerferien 2015 werden wir mit dem Bau des Bolzplatzes beginnen, der aus einem sogenannten Street-Soccerplatz mit drei Feldern und einem Kletterhügel bestehen wird. Beides hatten sich die Schüler der Wichern-Schule für ihren Schulhof gewünscht. Die für den Kletterhügel noch fehlenden Spenden hoffen wir im Jahr 2015 zu bekommen. Zeit für Kinder bei Kinderzeit Ein weiteres wichtiges Projekt war auch im Jahr 2014 das Projekt Kinderzeit der Kinder- und Jugendhilfe des Rauhen Hauses. Für dieses Projekt kamen insgesamt 41.656,34 Euro an Spenden zusammen, die in den beiden Kinderzeit-Gruppen in Wilhelmsburg und Billstedt Verwendung fanden. Das Angebot von Kinderzeit richtet sich an Kinder, deren Familien sich aus unterschiedlichen Gründen in einer schwierigen Lage befinden. Bei Kinderzeit stehen die Wünsche und Bedürfnisse der Kinder im Vordergrund. Grundlegend für alle Aktivitäten ist der Gedanke, dass Kinder Zeit und Orte brauchen, die für sie von der Schwere des Alltags befreit sind. Wir sagen Danke! Insgesamt haben wir im Jahr 2014 1,1 Mio. Euro an Spenden erhalten, durch die wir weitere zusätzliche kleinere und größere Maßnahmen umsetzen konnten. Hierfür möchten wir allen Spenderinnen und Spendern, Unternehmen und Stiftungen danken, die mit Ihrer Förderung dazu beigetragen haben. Anna Hassel wird das Nachtcafé im Haus Weinberg führen, ein Angebot speziell für an Demenz erkrankte Menschen. Rund 65 Prozent der Bewohner gehören dazu. Ein tolles Team Gelaufen. Am Trialogischen Triathlon nimmt Das Rauhe Haus mit 20 Teams teil. Jeweils ein Betreuter, ein hauptamtlicher Mitarbeiter und ein Freiwilliger bilden ein Staffelteam für die drei Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen. Präsent. Das Rauhe Haus ist bei der großen Freiwilligen-Börse Aktivoli und bei der Ehrenamtsmesse in Henstedt-Ulzburg vertreten, um sich zu zeigen und neue Freiwillige zu gewinnen. Willkommen. Zwölf neue Freiwillige engagieren sich im Rauhen Haus und verstärken die bestehende Gruppe der 185 Ehrenamtlichen. 34 Freiwilliges Soziales Engagement Wenn in den Pfannen von Sigrid Matzen und Barbara Fey die Kartoffelpuffer brutzeln, freuen sich nicht nur die Bewohnerinnen und Bewohner des Alten- und Pflegeheims Haus Weinberg. „Das duftet so herrlich. Macht ein paar mehr!“, ruft eine Mitarbeiterin im Vorbeigehen lachend. Zweimal im Monat bereiten die beiden Freiwilligen Sigrid Matzen und Barbara Fey gemeinsam mit einigen Bewohnern ein warmes Abendessen zu. Für manche von ihnen ist das der Höhepunkt der Woche. „Einige kommen früher, bringen sogar ihr eigenes Messer mit und können es kaum erwarten, bis es mit dem Schnippeln und Rühren losgeht“, erzählt Sigrid Matzen strahlend. Durch ein Praktikum ins Rauhe Haus Vor zwei Jahren hat die ausgebildete Hauswirtschaftsleiterin die Gruppe ins Leben gerufen. Bereits seit 2003 ist sie als Freiwillige im Rauhen Haus tätig, hat lange eine Backgruppe geleitet und bietet ein gern genutztes Gedächtnistraining an. „Nach dem Tod meiner Mutter hatte ich Zeit“, sagt die 71-Jährige schlicht. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Seniorenbegleiterin und kam über ein Praktikum zum Rauhen Haus. „Da bin ich geblieben“, sagt sie. Rund zwanzig Freiwillige sind mittlerweile im Haus Weinberg dabei. Manche machen Begleitungen bei den vielen verschiedenen Veranstaltungen und Ausfahrten, es gibt einen Fahrdienst für den Ausflugsbus, eine Dame schneidert zuhause für die Bewohner. Barbara Fey hatte ihre demente Mutter acht Jahre lang zuhause gepflegt, „bis es 2008 für uns beide nicht mehr ging“. Das Haus Weinberg, gleich in der Nachbarschaft gelegen, war eine gute Lösung. Die Fotolaborantin besuchte die Mutter regelmäßig und unterstützte sie weiterhin. „Irgendwann erweitern sich die Kreise, so bin ich da reingewachsen.“ Mehr als eine Mahlzeit zubereiten Sigrid Matzen und Barbara Fey genießen es, wenn sich die Bewohner auf das gemeinsame Abendessen freuen. „Da sitzen wir bunt, nicht wie sonst bei den Mahlzeiten. So kommen ganz neue Gespräche zustande“, hat Barbara Fey beobachtet. Sigrid Matzen 35 freut sich, wenn auch Bewohner mit Einschränkungen mobilisiert werden wie eine Dame, die Arthrose in einer Hand hat. „Eine Freiwillige hält das Gemüse oder Obst mit der Gabel fest, so kann sie es mit der gesunden Hand schneiden“, beschreibt sie. Die beiden Freiwilligen verstehen sich blind. „Zumindest in der Küche haben wir eine Wellenlänge“, sagen sie lachend. „Schöner kann es nicht sein“, findet Sigrid Matzen. „Ich hätte mir diese Arbeit mit keiner anderen vorstellen können.“ Da ist Barbara Fey doch ein bisschen gerührt. Wenn Barbara Fey (links) und Sigrid Matzen gemeinsam mit den Bewohnern des Hauses Weinberg in den Töpfen rühren, dann schaffen sie Gemeinschaft. „Beim geselligen Abendessen kommen ganz neue Gespräche zustande“, freuen sich die beiden Freiwilligen. Bereicherung für beide Seiten Kontakt. Es werden neue Kontakte zu zwölf Unternehmen hergestellt. Zu sieben weiteren Unternehmen gibt es bereits Verbindungen. Garten. Airbus engagiert sich: 15 Mitarbeitende kommen und bauen im Garten eines Wohnhauses des Bereichs Sozialpsychiatrie ein Gartenhäuschen. Ausflug. Für die Bewohner des Hauses Weinberg ist der große Ausflug im Sommer ein Highlight. Reemtsma begleitet die Senioren mit 15 Mitarbeitenden. 36 Engagement von Unternehmen Soziales Engagement ist bei Colt Technology Services GmbH selbstverständlich. Das IT-Unternehmen mit Niederlassungen in ganz Deutschland ermöglicht es seinen Mitarbeitern mit zwei bezahlten Urlaubstagen, sich gemeinsam für ein Projekt zu engagieren. 2014 war die Hamburger Gruppe zum ersten Mal beim Rauhen Haus aktiv: Sie organisierte einen Ausflug in einen Barfußpark zusammen mit behinderten Menschen aus Kattendorf. „Wir möchten lokal etwas Nachhaltiges machen“, sagt Senior Manager Thomas Schmückle. „Wir wollen uns als Menschen einbringen und anderen Menschen helfen.“ Menschen Freude bereiten Colt Hamburg will sich als Gruppe nachhaltig an rund drei Terminen im Jahr engagieren. Ein weiterer Punkt: „Geld steht nicht im Fokus unseres Engagements“, erläutert Thomas Schmückle. Für kleinere Kosten sei zwar ein Geschäftspartner als Sponsor gefunden worden, doch „Geld ist sekundär. Wichtig ist uns, als Gruppe Mehrwert und Freude zu schaffen.“ Das richtige Umfeld fand Colt beim Rauhen Haus. Reinhard Förtsch, zuständig für das Freiwillige Soziale Engagement, brachte die Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderung in Kattendorf ins Gespräch. Ganz neue Erfahrungen Wenige der Colt-Mitarbeiter haben in ihrem Leben Berührungspunkte mit Menschen mit Behinderungen. „Dass unser Bild von Behinderungen sehr beschränkt war, haben wir schnell begriffen“, sagt Thomas Schmückle lachend. Sie hätten nur an körperliche oder geistige Behinderungen gedacht, nicht daran, dass Menschen Schwierigkeiten haben könnten, zu anderen Kontakt aufzunehmen. „Sie brauchen Nähe, Vertrauen, Wärme, um so einen Tag zu erleben.“ An einem sonnigen Tag im September trafen sich 18 Colt-Mitarbeiter und zehn Betreuer und Bewohner aus Kattendorf zu einem gemeinsamen Ausflug und Mittagessen. 37 Beeindruckt hat Thomas Schmückle, wie manche der Bewohner dabei aufblühten. „Ich bin ganz selbstverständlich jedes Wochenende mit meinen Kindern unterwegs“, sagt der Senior Manager nachdenklich. „Für diese Gruppe war dieser eine Ausflug schon ein Highlight.“ Was er von diesem Tag mitgenommen hat? „Ein solches Erlebnis ist ein Abbauen von Hürden im Kopf“, findet er. „Das sind ganz normale Menschen. So wie wir unsere Macken haben, die vielleicht nicht als Behinderungen anerkannt sind, haben sie halt auch ihre Einschränkungen.“ Für 2015 sind schon neue Aktionen geplant. „Es braucht nicht viel, um Menschen glücklich zu machen“, hat Thomas Schmückle gelernt. Das gilt für die Colt-Mitarbeiter genauso wie für die Menschen im Rauhen Haus. Für Thomas Schmückle, Senior Manager bei Colt, und seine Mitarbeiter hat der Ausflug mit einer Gruppe behinderter Menschen aus dem Rauhen Haus die Sicht auf die Welt verändert. „So werden Hürden im Kopf abgebaut“, hat er begriffen – und gelernt, Normalität anders und neu zu definieren. Glaube öffnet Räume Anfang. Pastorin Corinna Peters-Leimbach tritt zum 1. Juni ihre Stelle als Seelsorgerin im Rauhen Haus an. Auszeit. Es finden vier Oasentage sowohl für Mitarbeitende als auch für Betreute statt. Geburtstag. „Alles, was R(r)echt ist“ ist das Thema des Gottesdienstes zum Stiftungsgeburtstag im September. Gemeinsam mit Klientinnen und Klienten der Sozialpsychiatrie und der Brüder- und Schwesternschaft wird er gestaltet. Advent. An jedem Werktag der Vorweihnachtszeit gestalten Mitarbeitende den „Lebendigen Adventskalender“, immer an einem anderen Ort. 38 Seelsorge Seit dem Sommer 2014 hat Das Rauhe Haus eine neue Seelsorgerin: Die Hamburger Pastorin Corinna PetersLeimbach (45) ist für Mitarbeitende und für Betreute gleichermaßen da. Ein Interview. Was bedeutet für Sie Religionssensibilität? Jeder Mensch ist tendenziell religiös, wenn auch nicht zwingend im konfessionellen Sinn. Aber die Fragen nach dem Woher und Wohin sind in jedem vorhanden. Der Glaube kann Menschen stärken, ihnen Kraft geben. Ich weiß, wo meine eigenen Kraftquellen sind. Mich im Guten daran zu erinnern, wem ich dafür danke – über die Menschen hinaus, die mir nahe sind – und im Schlechten zu wissen, wohin meine Angst und Klage gehen können, das ist ein großer Schatz. Können Sie Menschen im Rauhen Haus einen Zugang zu ihrer eigenen Kraftquelle in sich selbst erschließen? Am besten geht das über den persönlichen Kontakt. Wenn sie erleben, dass die Pastorin ein Mensch wie du und ich ist, dann kommen wir ins 39 Gespräch. Wichtig ist es in meiner Arbeit, das Stärkende herauszuarbeiten, ohne den Menschen etwas überzustülpen. Das ist besonders wichtig bei Menschen, die religionsfern sind und Kirche oft als eng und gebunden erleben. Als Seelsorgerin bin ich gelegentlich mit dem Vorurteil konfrontiert, dass die Kirche sich seit den Kreuzzügen nicht weiterentwickelt habe. So ist es glücklicherweise nicht! Kirche muss sich immer wieder reformieren – dieser Leitsatz der evangelischen Kirche trägt die Frage in sich, welche alten Botschaften tragen und welche können wir modern tradieren, ohne dass sie abschrecken. Dafür braucht es Begegnungen, denn gegen das, was nicht ausgesprochen ist, kann ich nicht anarbeiten. Ist Glaube alltagstauglich? In jedem Fall. Er hat Rituale, die tragen, mit denen wir Räume öffnen können, egal ob mit einem Lied oder einem Gebet. Oasentage sind ein guter Weg, dies zu vermitteln. Es gehört dazu, dass gesungen wird, dass wir mit einer Andacht beginnen, dass ein Bibeltext seinen Ort findet. Bei unserem letzten Oasentag haben wir die Geschichte von Elia gewählt, der unter dem Wacholderbusch einschläft, und haben Menschen sich in den Wacholderbusch hineinversetzen lassen. Was hat der denn gedacht? Vielleicht, dass er immer nur ausgenutzt wird. Wie viel ist da auf einmal von realer Tätigkeit enthalten? Wir alle sind manchmal der Wacholderbusch für jemanden. Das haben alle verstanden. Was ist für Sie das Wesentliche am Glauben? Die unverfügbare große Liebe Gottes. Mit dem Glauben wird mir etwas geschenkt. Ich bin angenommen, so wie ich bin. Ich muss mir nichts erarbeiten. Corinna Peters-Leimbach, Seelsorgerin im Rauhen Haus, unter einem Wacholderbusch – ein Motiv, das angelehnt ist an die Geschichte von Elia, der unter dem Wacholderbusch einschläft. Beim letzten Oasentag spielte sie eine besondere Rolle. Glauben erlebbar zu machen für Mitarbeiter und Betreute des Rauhen Hauses, das sieht die Pastorin als ihre Aufgabe. Wandel mit Augenmaß Nostalgie-Schlager. In ihrem nostalgischen Geburtstagsheft „Wie‘s früher war“ lässt Ingrid Zimmermann Zeitzeuginnen zu Wort kommen. Von dem Heft werden 112.000 Exemplare verkauft. Bibel-Garten. Obwohl Kirchengemeinden in ihren Budgets eingeschränkt sind, wird das gebundene Buch „Blühen wie die Lilien“ gut nachgefragt. Die Lektüre über den Garten in der Bibel wird 7.000-mal verschickt. Claudius-Jahr. Im Januar 2015 jährt sich der Todestag von Matthias Claudius zum 200. Mal. Der Bildband und das Fundus-Heft werden gut angenommen: 6.700 Bände und 30.000 Hefte werden verkauft. Agentur-Gewinn. Die Agentur und die Reise- und Versandbuchhandlung r+v führen ihre Gewinne in die Arbeit des Rauhen Hauses ab. 40 Agentur und r+v Auch bei der Agentur des Rauhen Hauses ist der Kunde König. „Er entscheidet, was er mit uns tun will“, weiß Dr. Martin Sterr, seit Oktober 2014 neuer Geschäftsführer der Agentur. Doch der Kunde verändert sich – und damit auch seine Wünsche und Bedürfnisse. Der Strukturwandel der Kirchen zeigt Auswirkungen. Es gibt immer weniger Pastorinnen und Pastoren, die für Aufgaben wie Besuchsdienste immer weniger Zeit haben: „Ihr Tätigkeitsfeld verändert sich dramatisch.“ Politikwissenschaftler und Journalist Martin Sterr weiß um die Herausforderung und nimmt sie gern an. Seit vielen Jahren ist der 50-Jährige in den Bereichen konfessionelles Medien- und Buchwesen, Marketing und Vertrieb tätig. Der gebürtige Baden-Württemberger studierte in Freiburg und Wien, promovierte in Politikwissenschaft, lehrte unter anderem an der Universität Rostock und in den USA, bevor er mit 35 beschloss, 41 noch mal etwas anderes im Leben zu versuchen: Martin Sterr sattelte um und wurde Journalist. Er war für die damalige Nordelbische Kirchenzeitung, heute die Evangelische Zeitung, und den Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag tätig. „Journalismus ist toll, da kann man sich mit allem beschäftigen, was einen interessiert“, findet er. Martin Sterr kennt den Markt In seiner journalistischen Tätigkeit koordinierte er bereits den Anzeigenbereich der Evangelischen Zeitung für Hamburg und Schleswig-Holstein, er entwickelte zahlreiche erfolgreiche Sonderpublikationen und Supplements mit außerkirchlichen und ökumenischen Partnern. Knapp drei Jahre lang leitete er die Konpress Medien eG in Frankfurt am Main. „Das ist die bestfunktionierende ökumenische Verbindung in Deutschland“, erklärt er. In der Vermarktungsgesellschaft mit einer Million Auflage arbeiten die katholischen und evangelischen Medien zusammen. Mit diesen Erfahrungen ist Martin Sterr in den Norden zurückgekehrt und bestens qualifiziert, die Agentur des Rauhen Hauses den sich ändernden Marktbedingungen anzupassen. Neue Vertriebswege, eine erweiterte Produktpalette, ein neuer Internetauftritt, das werden die nächsten Schritte sein. „Die Pastoren sind heute jünger, sie haben andere Bedürfnisse.“ Auch das Bestellverhalten habe sich geändert, „wir müssen da mit der Zeit gehen.“ Ein radikaler Wandel ist nicht seine Sache: „Das sind ganz feine Stellschrauben, an denen man behutsam drehen muss“, weiß er. Dann ist auch der Kunde glücklich. Erprobtes zu bewahren, ohne sich dem notwendigen Wandel zu verschließen, so sieht Martin Sterr, neuer Geschäftsführer der Agentur des Rauhen Hauses, seine Aufgabe. Und so will er dem Strukturwandel in deutschen Pfarrhäusern Rechnung tragen. Eine lange Freundschaft Veranstaltungen. Die großen Veranstaltungen wie das Public Viewing zur Fußball-WM, der Stiftungsgeburtstag und der 43. Brüder- und Schwesterntag sind große Einsätze. Neue Objekte. rhP übernimmt auch die Gebäudereinigung der neuen Räume der Evangelischen Berufsschule in der Weidestraße sowie im Treffpunkt Wandsbek in der Nebendahlstraße. Einsatz 1. In der Gebäudereinigung haben die 52 Mitarbeitende 39.000 Stunden gearbeitet und damit die Leistung im Vergleich zum Vorjahr um 6,8 % ausgeweitet. Einsatz 2. Im Hausmeisterdienst sind 7 Mitarbeitende beschäftigt. Mit 11.000 Stunden haben sie im Vergleich zum Vorjahr 5,1 % mehr Leistung erbracht. 42 RH Personaldienste Dragan Savkovic und Dierk Lange verstehen sich auch ohne viele Worte. „Er weiß, wie ich zu nehmen bin; ich weiß, wie er reagiert“, erklärt Dragan Savkovic und Dierk Lange nickt zustimmend. Bei der Rauhes Haus Personaldienste GmbH (rhP) sind sie als Hausmeister tätig – und hier haben sie sich auch wiedergefunden. Denn eigentlich kennen die beiden sich schon mehr als 25 Jahre. Zivildienst in der Altenpflege Damals betreute Dierk Lange als Zivildienstleistender die Großmutter von Dragan Savkovic. „Ich habe die älteren Herrschaften im Alltag unterstützt, eingekauft, im Haushalt geholfen, vorgelesen“, erinnert sich Dierk Lange an die Zeit als Wehrdienstverweigerer. Damals lebte Dragan, gerade 18 Jahre alt, bei seiner Großmutter. So lernten sich die beiden jungen Männer kennen. „Sympathie war von Anfang an da“, sagen sie übereinstimmend. Nach Hamburg zur Großmutter Dragan Savkovic, Sohn einer Deutschen und eines Serben, wurde in Hamburg geboren, doch er wuchs in dem kleinen Fischerstädtchen Koper im damaligen Jugoslawien auf. Um seiner Großmutter zur Seite zu stehen, schickte seine Familie ihn zurück nach Deutschland. „Sie war eine ganz besondere Frau, bis zu ihrem Tod mit 82 Jahren voller Leben“, erzählt der 46-Jährige. Mit 71 Jahren sei sie in ein Altenheim gezogen, lernte einen Partner kennen und zog mit ihm mit 74 Jahren wieder aus in eine eigene Wohnung. In die Zwei-Zimmer-Wohnung in Bramfeld zog auch Dragan mit ein. „Es war eng, aber gemütlich“, erinnert er sich. Das bestätigt auch Dierk Lange, der gern bei der Familie zu Gast war. „Für mich gab es dort nicht viel zu tun, weil immer jemand da war, der sich kümmerte“, räumt der 53-Jährige lachend ein. „Manchmal habe ich da nur Kuchen gegessen“ – und mit Dragan geredet. Im Rauhen Haus wiedergetroffen Die beiden jungen Männer verloren sich aus den Augen. Dierk Lange, ausgebildeter Radio- und Fernsehtechniker, landete über Umwege 2005 beim Rauhen Haus, wo er vor allem für die Veranstaltungstechnik zuständig ist. Dragan Savkovic arbeitete in der Aktenvernichtung, bis er es körperlich 43 nicht mehr schaffte, „die Knochen waren kaputt.“ Zuhause herumsitzen mochte er auch nicht, so kam er über einen Ein-Euro-Job zum Rauhen Haus und wurde 2009 angestellt. Bei der ersten Begegnung nach so langer Zeit fand Dragan zwar, dass ihm Dierk Lange irgendwie bekannt vorkam. Doch der Groschen fiel erst, als Dragan von seiner Heimatstadt Koper erzählte. Da erinnerte sich Dierk Lange an die alte Dame, die er betreut hatte und deren Tochter und Enkel in Koper lebten. „So groß konnte der Ort nicht sein“, sagt er lachend. Ob es ein Gewinn ist, dass sie sich wiedergefunden haben? „Auf jeden Fall“, sagen beide ohne zu zögern. „Wir können immer offen miteinander reden und uns hundertprozentig aufeinander verlassen. Etwas Schöneres gibt‘s kaum.“ Dragan Savkovic und Dierk Lange verbindet eine lange Freundschaft – mit Unterbrechungen. Nun sind sie froh, dass sie sich beim Rauhen Haus unverhofft wiedergefunden haben. „Diese Freundschaft bleibt“, da sind sich die beiden Hausmeister der Rauhes Haus Personaldienste GmbH (rhP) sicher. 44 Die Stiftung im Überblick 45 Mehr Mut fürs Leben 46 Die Stiftung im Überblick „Menschen stärken“ – diese Grundaufgabe motiviert und erfüllt Das Rauhe Haus seit seinen Gründungstagen bis in die Gegenwart hinein. In der schulischen und beruflichen Bildung ebenso wie in der pädagogischen Begleitung steht immer der einzelne Mensch im Mittelpunkt. Welche Stärken und Besonderheiten sind ihm gegeben, was hindert möglicherweise deren Entfaltung und wodurch kann die Entwicklung dieser Stärken weiter vorangebracht werden? Diese Fragen sind Motor unserer Arbeit und Gegenstand der Professionalität unserer Mitarbeiterschaft. An den Kraftquellen orientieren Glücklicherweise sind die Zeiten längst vorbei, in denen der erste Blick des Pädagogen automatisch auf das gerichtet war, was einem Schüler oder einem betreuten Menschen alles fehlt, damit er „in die Welt passt“, was er noch nicht weiß oder was er sich noch alles an- oder abgewöhnen muss. Ein solcher Blick auf Defizite, Schwächen und Grenzen wurde in der Pädagogik schon vor vielen Jahren abgelöst durch den anderen Blick auf die Stärken und auf das, was einem Menschen an Gaben mitgegeben ist. „Ressourcenorientierung“ lautet der Fachbegriff der Sozialpädagogik für diese Ausrichtung. Ressourcen sind die Stärken und Kraftquellen, die jedem einzelnen Menschen in seinem Umfeld zur Verfügung stehen. Dieses Konzept der Ressourcenorientierung verträgt sich wunderbar mit dem christlichen Menschenbild, das für uns im Rauhen Haus eine selbstverständliche Orientierung und Grundlage unserer Arbeit ist: Jeder Mensch wird betrachtet als Geschöpf Gottes, ausgestattet mit unverletzbarer Würde und vielen guten Gaben, die es zu entwickeln und verantwortlich einzusetzen gilt. Sich der Kraftquellen vergewissern Das in der Kinder- und Jugendhilfe des Rauhen Hauses weiterentwickelte Konzept der „religionssensiblen Pädagogik“ bildet eine hervorragende Brücke zwischen dem Konzept der Ressourcenorientierung einerseits und der christlichen Orientierung des Rauhen Hauses andererseits. In einer wissenschaftlich begleiteten Befragung von Jugendlichen, die im 47 Sabine Korb-Chrosch und Pastor Dr. Friedemann Green Rauhen Haus betreut werden, hat sich eindrucksvoll gezeigt, dass auch der Glaube als eine Ressource, also als eine persönliche Kraftquelle im Leben wirksam werden kann. Junge Menschen, die unter sehr belasteten Umständen aufwachsen, denen die Welt häufig feindselig und bedrohlich begegnet und die oft von persönlicher Unsicherheit erfüllt sind, gewinnen Kraft und Trost aus der Vorstellung, dennoch in dieser Welt gewollt zu sein. Obwohl – vielleicht sogar weil – sie in ihrem Alltag Kälte und auch Scheitern erleben, kann ein „Ja“ zu ihnen als Individuum für sie zu einem seelischen Rettungsanker und zu einer Quelle für neues Selbstwertgefühl werden. Diese „geglaubte“ innere Kraft, die die Jugendlichen verspüren, ist nur selten konfessionell zuzuordnen, sondern in ihren Inhalten in der Regel sehr individuell. Entsprechend offen und konfessionell tolerant muss auch der pädagogische Blick auf diese Kraft, diesen Glauben der Jugendlichen als Ressource sein – ganz gleich, ob die Inhalte christlicher, jüdischer, muslimischer oder anderer Herkunft sind. Sensibel werden für Glauben In gezielten Fortbildungen schulen wir unsere Mitarbeiterschaft im sensiblen Umgang mit dieser Ressource „Glaube“ als innerer Kraftquelle der anvertrauten Jugendlichen. Dabei stehen im Mittelpunkt auch Grundkenntnisse und eine besondere Sensibilität für die verschiedenen Herkunftskulturen und -religionen der betreuten und begleiteten Menschen. Dafür wiederum ist es eine wichtige Voraussetzung, einen reflektierten Umgang mit dem eigenen Glauben und den eigenen inneren Kräften zu finden. Denn dieses stärkende Potenzial des Glaubens begegnet natürlich nicht nur Kindern und Jugendlichen, sondern grundsätzlich Menschen jedes Alters. Darum entwickeln wir im Rauhen Haus verschiedene Wege zur Übertragung und Anwendung dieses religionssensiblen Ansatzes auch in der Behindertenhilfe und der Sozialpsychiatrie. Erste Bausteine für Fortbildungsblöcke der Mitarbeiterschaft beider Stiftungsbereiche werden bereits erprobt. Zusammen mit den von uns begleiteten Menschen sind wir gespannt auf weitere Entdeckungen auf diesem spannenden Weg. Ein Weg, der auch in der Fachwelt der Pädagogik aufmerksam wahrgenommen wird – wie eine gut besuchte bundesweite Fachtagung im November gezeigt hat. In einer multikulturellen Stadt Dieser offene Umgang des Rauhen Hauses mit den Themen Glaube, Religion und Theologie korrespondiert mit einer aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung. Besonders in den Großstädten nimmt die kulturelle und religiöse Vielfalt der Bevölkerung kontinuierlich zu. Mitglieder von mehr als 200 Religionsgemeinschaften leben gegenwärtig in Hamburg und dass die Religion zu den tragenden Wurzeln jeder Kultur gehört, lernen und erleben auch viele Christen vielfach neu ausgerechnet von zugereisten Angehörigen anderer Kulturkreise. Ein friedliches und lebendiges Miteinander verschiedener Kulturen in Hamburg kann nachhaltig nicht entstehen unter Umgehung des Themas Religion. Für die Mitwirkung an solchem Austausch sind wiederum eine eigene authentische Haltung und eine Sprachfähigkeit zu Themen von Glaube und Religion sehr förderlich. Die religionssensible Pädagogik leistet hierzu einen guten Beitrag. Aufmerksam für das Leid anderer Prominent engagiert in diesem Zusammenhang ist die WichernSchule als evangelische Schule in freier Trägerschaft. Durchgehender evangelischer Religionsunterricht für alle Schülerinnen und Schüler, ganz gleich welchen Glaubens, ein reges und den Altersstufen angepasstes Andachtsleben, Fahrten nach Taizé, Schuljahresabschlussgottesdienst im Michel und das Kinderbischofsprojekt sind in diesem Zusammenhang nur einige Stichworte. Zum 20. Mal waren die Kinderbischöfe in diesem Jahr unterwegs und haben sich kindgemäß und sehr ernsthaft mit einem aktuellen sozialen Thema beschäftigt: den Kindern auf der Flucht. Begleitet und vertieft durch entsprechende Unterrichtseinheiten haben sie die öffentliche Aufmerksamkeit 48 Die Stiftung im Überblick ihres in Hamburg einzigartigen Amtes genutzt, um auf die Bedürfnisse der vielen nach Hamburg kommenden Flüchtlinge aus den Krisengebieten der Welt aufmerksam zu machen. Ihre eigenen Stärken haben die Hamburger Kinderbischöfe engagiert eingesetzt, um „Kinder auf der Flucht“ in ihrer belasteten Lage zu unterstützen und zu stärken. Verständlich in Leichter Sprache Dem Grundanliegen des Rauhen Hauses, Menschen zu stärken, widmet sich auch ein neues Projekt der Behindertenhilfe mit dem Namen capito, was übersetzt so viel heißt wie: „Ich habe verstanden!“ capito übersetzt Texte in leicht verständliche Sprache, gestaltet und berät in Sachen Barrierefreiheit in Bezug auf digitale Medien und im öffentlichen Raum. Dabei schaffen wir Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen, die als Expertinnen und Experten für sprachliche Barrierefreiheit tätig sind. Die in Leichte Sprache übersetzten Texte sollen Menschen mit eingeschränkter sprachlicher Auffassungsgabe die Möglichkeit eröffnen, Texte ohne fremde Hilfe zu verstehen und damit in größerer Unabhängigkeit ihren Alltag zu gestalten. Rund 40 Prozent der Bevölkerung haben Probleme, alltägliche Texte zu verstehen. Damit ist capito sehr interessant für Behörden, Banken und andere Einrichtungen mit breitem Publikumsverkehr. Gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen Um die Teilhabe von Menschen mit psychischen Erkrankungen am öffentlichen Leben und deren Begegnung mit Freunden zu erleichtern, hat unsere Sozialpsychiatrie einen Schwerpunkt auf den weiteren Aufbau von Treffpunkten gelegt. Deren Ziel ist ein niedrigschwelliges und atmosphärisch einladendes Angebot, das es Klienten leichter macht, die eigenen vier Wände zu verlassen, sich unter Menschen zu begeben und sich vielleicht auch einigen Hobbies zu widmen. In den Treffpunkten arbeiten auch Genesungsbegleiter, die selbst von einer psychischen Erkrankung betroffen waren oder sind und somit besonderes Einfühlungsvermögen für die Bedürfnisse der Klientinnen und Klienten mitbringen können. 49 Gleichzeitig sind die Treffpunkte Begegnungsorte für Angehörige und Freunde der Betroffenen und bieten ihnen Beratungsangebote. Neben den Treffpunkten nutzen Klientinnen und Klienten auch Möglichkeiten, einer Beschäftigung oder eines Berufseinstiegs. Damit tun sie wichtige Schritte zu einer gesellschaftlichen Teilhabe, die zu ihnen passt. Ausweitung der Pflegeausbildung Da die Anzahl der älteren Menschen an der Bevölkerung stetig steigt, entwickelt sich die Betreuung und Pflege älterer Menschen zu einem sozialpolitischen Zukunftsthema. Diesem Bedarf an Pflegeeinrichtungen und qualifiziertem Pflegepersonal stellt sich die Berufsschule für Pflege des Rauhen Hauses. Sie eröffnet eine dritte Schulklasse für die Pflegeausbildung und startet einen neuen Ausbildungsgang zur Gesundheitsund Pflegeassistenz. Beide Ausbildungen werden gut nachgefragt. Da der bisherige Schulstandort auf dem Stiftungsgelände dem steigenden Raumbedarf nicht mehr genügen kann, ist die Berufsschule in hervorragend geeignete neue Räumlichkeiten in der Weidestraße in Barmbek umgezogen. Hochschule erweitert Angebot Dieser Umzug führt zugleich zu einem größeren Raumangebot für die Evangelische Hochschule, deren Studierende und Studiengänge ebenfalls zahlreicher werden. So hat sie einen weiteren berufsintegrierenden Studiengang „Soziale Arbeit“ begonnen, mit dem Schwerpunkt „Pflege und Teilhabe“. Dieser Studiengang legt besonderes Augenmerk auf Möglichkeiten und Potenziale der Einbindung von Pflegebedarfen und Pflegeangeboten in den Sozialraum und das Wohnumfeld der pflegebedürftigen Menschen. Außerdem ist seit Frühjahr 2014 das Zentrum für Disability Studies (ZeDiS) ein Teil der Hochschule. Mit einem politisch ambitionierten wissenschaftlichen Ansatz (Behinderung als soziale Konstruktion) befasst es sich mit der Entwicklung von Unterrichtsmodulen zum Verständnis von Behinderung sowie zur Einbindung von auf Behinderte bezogene Aspekte in verschiedene Ausbildungsgänge und Berufsfelder. Das zunächst auf drei Jahre befristete ZeDiS wird finanziell getragen durch Mittel aus dem europäischen Sozialfonds, von der Stadt Hamburg, der Ev. Stiftung Alsterdorf, der Nordkirche und dem Rauhen Haus. Dank an Freunde und Mitarbeitende „Menschen stärken“ ist ein Leitthema des Rauhen Hauses und seiner hauptamtlichen Mitarbeiterschaft. Dieses Thema bewegt zugleich auch eine wachsende Anzahl von Menschen, die uns als Freunde und Förderer verbunden sind und die selbst Freude daran finden, die Menschen und die Projekte im Rauhen Haus zu unterstützen. Rund 200 Menschen wirken regelmäßig und verbindlich als freiwillig Engagierte mit und ergänzen die Angebote der Fachkräfte für Klienten, Nutzer, Kinder, Jugendliche und Senioren. Mehrere Tausend Menschen unterstützen darüber hinaus regelmäßig oder punktuell ausgewählte Arbeitsfelder finanziell mit Spenden. Ihnen allen sind wir sehr dankbar und hoffen auf ihre bleibende Verbundenheit mit dem Rauhen Haus und seinen Aufgabenfeldern. Nicht zuletzt dieses große Interesse, die breite Unterstützung und die hohe Motivation unserer Mitarbeiterschaft lassen uns dankbar zurückblicken auf das Jahr 2014. Es bestärkt uns in unserem Ziel, dass Das Rauhe Haus auch im kommenden Jahr und in Anbetracht mancher Herausforderungen einen wichtigen Platz einnehmen wird in der Bildungslandschaft und in den sozialpolitischen Aufgaben in Hamburg und Umgebung. Perspektiven der Stiftungsbereiche 50 Die Stiftung im Überblick In den Stiftungsbereichen ist Bewegung. Die fünf Leitungen geben Antworten auf die Fragen: Wo stehen wir? Was haben wir geschafft? Wo wollen wir hin? Sie ziehen ihre ganz persönliche Bilanz im Rückblick auf das Jahr 2014 und sprechen über ihre Perspektiven. Kinder- und Jugendhilfe Gute Lösungen In unserer Arbeit sind wir ständig mit Veränderungen konfrontiert, sowohl in den Rahmenbedingungen als auch bei den jungen Menschen, mit denen wir arbeiten. Das hält uns alle jung und ist sicher einer der Gründe, warum hier mit viel Spaß und Engagement gearbeitet wird. Wir trauen uns zu, gute Lösungen zu finden und schöpfen Kraft aus der vertrauensvollen Zusammenarbeit in unseren Teams. Impulse von außen Für mich persönlich war unser großer Erfolg 2014 unsere Vortragsreihe zum Thema „Jugendhilfe neu denken“, die uns viele Impulse von außen für unsere Arbeit geben konnte. So können wir unsere Arbeit und unsere Angebote neu reflektieren. Mehr als 60 Prozent unserer betreuten Menschen leben in erschöpften Familien, belastet durch Dauerarbeitslosigkeit, Sucht, psychische Erkrankungen oder traumatische Erlebnisse. Die Kinder dieser Familien werden in unserem 51 Michael Tüllmann, Leiter des Stiftungsbereichs Kinder- und Jugendhilfe Carsten Krüger, Leiter des Stiftungsbereichs Behindertenhilfe erfolgreichen Projekt „Kinderzeit“ gestärkt, prekäre Entwicklungen können frühzeitig erkannt werden. Behindertenhilfe Gute Tradition Um weiter gut zu arbeiten, brauchen wir eine Konsolidierung der wirtschaftlichen Situation. Ebenso wichtig ist eine stabile Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD), der viele – gerade auch personelle – Veränderungen erfahren hat. Wir sind in unserer Arbeit gern innovativ, aber wir brauchen weiter unsere gute Tradition, die uns Orientierung gibt. Inklusion ist ein Menschenrecht In unserer Arbeit begreifen wir Inklusion als Leitziel der gesellschaftlichen Entwicklung und als Motivation. Inklusion ist ein Menschenrecht. Gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen Leben betrifft dabei alle Bereiche unseres Miteinanders. Eine Willkommenskultur ist damit genauso gemeint wie Chancengleichheit und sozialer Frieden. Größere Barrierefreiheit Gemeinsam mit Bürgern der Gemeinde Henstedt-Ulzburg und mit Unterstützung der Volkshochschule vor Ort haben wir mit dem Aktionsplan zur Umsetzung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen in Henstedt-Ulzburg 2014 einiges bewegt. Der Aktionsplan wird in die weitere Planung der Gemeinde in Entscheidungen wie bei der Mobilität oder beim Wohnen mit einbezogen werden, um eine größere Barrierefreiheit zu erreichen. Des Weiteren Wolfgang Bayer, Leiter des Stiftungsbereichs Sozialpsychiatrie und Altenhilfe haben wir mit der Eröffnung von capito Hamburg, dem Büro für Leichte Sprache und Barrierefreiheit in Zusammenarbeit mit ARINET, einen weiteren Schritt zur Umsetzung unseres Leitziels getan. Klare Ziele Um weiter gut zu arbeiten, brauchen wir vor allem gut ausgebildete Fachkräfte. Wir erwarten ein neues Bundesteilhabegesetz, das uns Gutes bringt und verändert, was unsere Arbeit behindert. Zu einer guten Arbeit gehören auch moderne Rahmenbedingungen, die uns weiterhin Gestaltungsspielraum und Sicherheit in der Planung geben. Und wir brauchen Orientierung durch klare und verbindliche strategische Ziele als gute Handlungsmaxime. Sozialpsychiatrie und Altenhilfe Fürsprecher sein In der Psychiatrie kann man wie in keinem anderen Feld viel darüber lernen, wozu Menschen fähig sind. Wir bieten Menschen mit zum Teil schweren seelischen Störungen ein Zuhause, wo sie so sein können, wie sie sind. Wir sind ihre Fürsprecher. Das gilt insbesondere für mich als Leitung. Diese Verantwortung übernehme ich gern. Ausbildung ernst nehmen Besonders gut gelungen ist uns in diesem Jahr die Erweiterung der Pflegeschule. Dieses Engagement ist nicht nur für diese spezifische Ausbildung eine sehr gute Perspektive. Es zeigt auch, dass wir im Rauhen Haus das Thema Ausbildung ernst nehmen. Verantwortung übernehmen Um weiter gut arbeiten zu können, brauchen wir für die Zukunft noch mehr mutige Leitungskräfte. Wir setzen auf Menschen, die Verantwortung übernehmen möchten, die Widerstände überwinden und etwas bewegen möchten mit ihrer Arbeit. 52 Die Stiftung im Überblick 53 Dr. Verena Schröter, Leiterin der Wichern-Schule Wichern-Schule Glauben erfahrbar machen Unser evangelisches Profil bedeutet für uns in unserer Arbeit mehr als nur die Vermittlung von Wissen über Glauben. Wir machen ihn erfahrbar mit Ritualen und Andachten. So begleiten wir unsere Schülerinnen und Schüler auch an den Übergängen des Lebens. Wir leben Glauben und geben ihnen damit einen Schatz an guten Worten und Ritualen für ihr Leben mit. Wir wünschen ihnen, dass aus diesem Samenkorn, das wir pflanzen, eine Stärkung für die Zukunft erwächst. Zwanzig Jahre Kinderbischöfe Wir sind sehr stolz auf unsere Kinderbischöfe, die KiBis. Das Projekt hat sich in den zwanzig Jahren seines Bestehens immer wieder gewandelt. In seiner jetzigen Form ist es ein sehr gelungener Teil der Eingangsphase für unsere Schülerinnen und Schüler in unserer Schule, denn es schafft schulformübergreifend Pastor Andreas Theurich, Rektor der Evangelischen Hochschule Gemeinschaft in den sich neu findenden 5. Klassen. Die KiBis sind ein unverzichtbarer Teil der Identität der Wichern-Schule geworden. Sichere Perspektive Unser evangelisches Profil lebt auch vom großen freiwilligen Engagement unserer Lehrkräfte, der Eltern und anderer Menschen, die sich gern engagieren. Doch der Aufwand ist deutlich größer geworden, in zeitlicher wie in finanzieller Hinsicht. Damit wir diese wertvolle Form der Bildung auch zukünftigen Schülerinnen und Schülern mit der angemessenen Professionalität, Fachlichkeit und in hoher Qualität anbieten können, brauchen wir eine verlässliche perspektivische Sicherheit. Evangelische Hochschule Entwicklungsmöglichkeiten Es gibt kaum einen schöneren Beruf als den eines Lehrenden an einer Hochschule, finde ich. Trotz aller Arbeitsverdichtung gibt es ein hohes Maß an individueller Freiheit, gegenseitiger Unterstützung und persönlicher Entwicklungsmöglichkeiten. Vor allem aber macht es unglaublich Spaß, Studierende zu unterstützen und zu begleiten, an Fragen und Themen zu arbeiten, gemeinsam zu denken, zu diskutieren und neue Möglichkeiten der Praxis Sozialer Arbeit zu erforschen. Zeitgemäß und innovativ Der Wechsel der Trägerschaft von der Stiftung Diakonenanstalt zur Stiftung Das Rauhe Haus ab April 2015 ist nicht unumstritten. Wir haben in den Gremien darum gerungen, wie eine neue Verfassung aussehen kann. Es ist nicht nur das Ergebnis, das ich als Erfolg sehe, sondern vielmehr der Prozess selbst, der mühsam war, aber auch diskursiv, transparent und demokratisch legitimiert. Gleiches gilt für die Akkreditierungen von fünf Studiengängen durch eine externe Gutachtergruppe und Kommission. Unsere berufsintegrierenden, Dia- konie und Soziale Arbeit verschränkenden Studiengänge stellen zeitgemäße und innovative Formen der akademischen Weiterbildung dar. Ein Teilerfolg auf dem Weg zu einer inklusiven Hochschule ist die Integration des ZeDiS und seiner Lehrangebote in alle Studiengänge sowie erste Umbaumaßnamen, die die Barrierefreiheit verbessern sollen. Mehr Wertschätzung Um weiter gut zu arbeiten, brauchen wir eine solide Finanzbasis und nachhaltige vertragliche Vereinbarungen mit der Stadt Hamburg und der Nordkirche. Die Hochschule ist seit Jahren deutlich unterfinanziert und kann ohne Anpassung der Zuweisungen ihre Qualität nicht dauerhaft durch Studienbeiträge oder Drittmittel sicherstellen. In einer entsprechenden Verbesserung würde auch eine Wertschätzung seitens der Geldgeber liegen, die uns von den Anstellungsträgern Sozialer Arbeit seit langem entgegengebracht wird. Erlöse in Mio. Euro 2012 2013 2014 Kinder- und Jugendhilfe 13,7 22,4 % 14,3 22,7 % 15,0 22,6 % Behindertenhilfe 13,5 22,1 % 14,0 22,2 % 14,2 21,4 % Sozialpsychiatrie/Altenhilfe 15,8 25,9 % 16,4 25,9 % 17,0 25,5 % Wichern-Schule 10,2 16,7 % 10,7 17,0 % 11,2 16,9 % Diakonenanstalt/Hochschule 2,1 3,4 % 2,1 3,3 % 3,3 5,0 % Außerordentlicher Haushalt/Sonstige 5,8 9,5 % 5,6 8,9 % 5,7 8,6 % 61,1 63,1 66,4 Erlösarten in Mio. Euro 2012 2013 2014 Betreuungsentgelte 38,4 62,8 % 39,6 62,8 % 40,3 60,7 % Finanzhilfe Schulbehörde 8,3 13,6 % 8,8 13,9 % 9,3 14,0 % Schulgelder/Teilnehmerbeiträge 2,4 3,9 % 2,5 4,0 % 2,7 4,1 % Zuwendungen 3,1 5,1 % 3,8 6,0 % 5,2 7,8 % Spenden 1,4 2,3 % 1,1 1,7 % 1,1 1,7 % Sonstige Einnahmen 7,5 12,3 % 7,3 11,6 % 7,8 11,7 % 61,1 63,1 66,4 Kosten in Mio. Euro 2012 2013 2014 Personalkosten 43,5 70,6 % 44,0 70,6 % 46,2 69,7 % Betreuungsaufwand 1,1 1,8 % 1,0 1,6 % 1,0 1,5 % Lebensmittel 2,2 3,6 % 2,3 3,7 % 2,3 3,5 % Wirtschaftsaufwand 2,1 3,4 % 2,1 3,4 % 2,3 3,5 % Verwaltungsaufwand 2,6 4,2 % 2,5 4,0 % 2,6 3,9 % Mieten 2,6 4,2 % 2,6 4,2 % 2,7 4,1 % Wasser/Energie 1,6 2,6 % 1,6 2,6 % 1,6 2,4 % Instandhaltung 1,5 2,4 % 1,3 2,1 % 1,7 2,6 % Zinsen 0,8 1,3 % 0,7 1,1 % 0,6 0,9 % Abschreibungen 2,1 3,4 % 2,2 3,5 % 2,1 3,2 % Sonstige Sachkosten 1,5 2,5 % 2,0 3,2 % 3,1 4,7 % 61,6 62,3 66,2 Summe 54 Personal und Finanzen Personal 2012 2013 2014 Weiblich 737 728 756 Männlich 368 358 350 Davon Vollzeit w/m 143/146 151/143 174/137 Davon Teilzeit w/m 594/222 577/215 582/213 Mitarbeitende insgesamt 1105 1086 1106 Freiwillige 181 201 185 Tarifvertrag und Ordnungen Das Rauhe Haus wendet den Tarifvertrag der Länder (TV-L) an und ist Mitglied in der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL, zusätzliche Altersversorgung). Das Mitarbeitervertretungsgesetz der Evangelischen Kirche in Deutschland wird angewendet. Es besteht eine gewählte Mitarbeitervertretung. Im Gemeinnützigkeit und Spendensiegel Die Stiftung Das Rauhe Haus und die Stiftung Diakonenanstalt des Rauhen Hauses sind als gemeinnützig anerkannt. Sie verfolgen ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige, mildtätige und kirchliche, mit der Evangelischen Hochschule des Rauhen Hauses für Soziale Arbeit & Diakonie auch wissenschaftliche Zwecke. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) zeichnet die Rauhen Haus gelten die einschlägigen Gesetze mit den entsprechenden Beauftragten u. a. für das Schwerbehindertengesetz, Datenschutz- und Antidiskriminierungsgesetz. Das Rauhe Haus hat sich selbst verpflichtet, den Diakonie-Governance-Kodex (DGK zur Kontrolle und Transparenz in Diakonischen Unternehmen) anzuwenden. Das Rauhe Haus lässt Stiftung Das Rauhe Haus mit dem Spendensiegel aus. Mitgliedschaften Das Rauhe Haus ist Mitglied unter anderem folgender Organisationen: Alzheimer Gesellschaft, Bundesverband Deutscher Stiftungen, Bundesverband Evangelische Behindertenhilfe, Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge, Deutscher Evangelischer Verband für Altenarbeit und Pflege, Diakonisches Werk Hamburg, Diakonisches Werk seine Jahresabschlüsse in jedem Jahr durch eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft prüfen und erhält das Testat des uneingeschränkten Bestätigungsvermerks. Im Rauhen Haus besteht ein Risiko-Management-System. Die gesetzliche Quote der Beschäftigung schwerbehinderter Menschen wird eingehalten. Schleswig-Holstein, Evangelischer Erziehungsverband, Evangelischer Schulbund, Gemeinschaftswerk Evangelischer Publizistik, Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen, L. A. G. Hamburger Landesarbeitsgemeinschaft für behinderte Menschen, Trägerverbund Hamburger Osten, Verband Evangelischer Diakonen-, Diakoninnen- und Diakonatsgemeinschaften in Deutschland (VEDD). Summe Summe Aktiva in Mio. Euro 2012 2013 2014 Anlagevermögen 50,4 48,9 48,8 Umlaufvermögen 7,2 9,2 11,2 Summe Aktiva 57,6 58,1 60,0 Passiva in Mio. Euro 2012 2013 2014 Stiftungskapital/Rücklagen/Fördermittel/Rückstellungen 42,9 43,2 43,2 Verbindlichkeiten/Rechnungsabgrenzung 14,7 14,9 16,8 Summe Passiva 57,6 58,1 60,0 55 56 Platz- und Betreuungszahlen Kinder- und Jugendhilfe Region Mitte Stationäre Betreuungen Ambulante Betreuungen Integrative Tagesgruppenarbeit Behindertenhilfe 28 Plätze 65 Betreute 19 Plätze Region Wandsbek Stationäre Betreuungen Ambulante Betreuungen Pflegekinderdienst 20 Plätze 48 Betreute 157 Plätze Region Eimsbüttel/Altona Stationäre Betreuungen Ambulante Betreuungen 25 Plätze 102 Betreute Integration und Sozialtherapeutische Hilfen Stationäre Betreuungen 26 Plätze Ambulante Betreuungen 136 Betreute Frühförderung 83 Betreute Comeback Stationäre Betreuungen Ambulante Betreuungen 10 Plätze 17 Betreute An der Wichern-Schule GBS 213 Plätze Kinder- und Familienzentrum Dringsheide Pädagogische Gruppenangebote, offene Treffs ca. 180 Erwach sene und Kinder „Dringsheider Sommerleben“ bis zu 300 TN Ambulante Betreuungen 1 Betreuung TN = Teilnehmer Region Schleswig-Holstein Stationäre Betreuungen Ambulante pädagogische Betreuung Ambulant betreute Wohngemeinschaften Tagesförderung Individuelle Arbeitsbegleitung 68 Plätze 31 Betreute 28 Plätze 23 Betreute 25 Betreute Gastweise Betreuung, Gäste und Tagungen: Gäste- und Tagungshaus 18 Plätze Gastweise Betreuung (Ferien) 45 Plätze Gäste (Schulen, Vereine usw.) ca. 8 Gruppen Region Mitte Stationäre Betreuungen Ambulante pädagogische Betreuung Ambulant betreute Wohngemeinschaften Tagesförderung Individuelle Arbeitsbegleitung Sozialpsychiatrie und Altenhilfe Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie Alten- und Pflegeheim Haus Weinberg Wohnbereich 73 Plätze Kurzzeitpflege 14 Plätze Grundständiges Studium Bachelor 222 Studierende Grundständiges Studium Master 51 Studierende Berufsbegleitendes Studium Bachelor 109 Studierende Berufsintegrierendes Studium Kindheit 83 Studierende Berufsintegrierendes Studium Pflege und Teilhabe 26 Studierende Region Mitte Stationäre Angebote Ambulante Unterstützungen 36 Plätze 65 Personen Region Barmbek Stationäre Angebote Ambulante Unterstützungen 37 Plätze 58 Personen Region Ohlsdorf Stationäre Angebote Ambulante Unterstützungen 31 Plätze 57 Personen Region Wandsbek Stationäre Angebote Ambulante Unterstützungen 29 Plätze 70 Personen Sonstige Beschäftigungsstätten 67 Plätze Wichern-Schule Grundschule (12 Klassen) Stadtteilschule Sek l (20 Klassen) Stadtteilschule Sek ll (3 Klassen) Comeback Beobachtungsstufe Gymnasium (7 Klassen) Gymnasium Sek l (15 Klassen) Gymnasium Sek ll (10 Klassen) 287 Schüler 477 Schüler 59 Schüler 12 Schüler 161 Schüler 301 Schüler 163 Schüler Evangelische Berufsschule für Pflege Berufsschule Pflege 184 TN 57 Brüder- und Schwesternschaft Regionale Gliederungen und Konvente In der Nordkirche In anderen Landeskirchen 12 Konvikte 3 Konvente 7 Konvikte 5 Konvikte Stimmberechtigte Mitglieder Witwen Studierende in der Vorbereitungszeit Zusammen 618 Personen 41 Personen 154 Personen 813 Personen Von 618 Mitgliedern sind 271 Männer 347 Frauen 570 Diakone und Diakoninnen 31 Plätze 24 Betreute 29 Betreute 15 Betreute 59 Betreute Region Wandsbek, Altona, Eimsbüttel Stationäre Betreuungen 33 Plätze Ambulante pädagogische Betreuung 46 Betreute Ambulant betreute Wohngemeinschaften 28 Betreute Regionsübergreifend drei Kulturtreffpunkte Feste und offene Gruppenangebote 100 TN/Woche Kurse zur Erwachsenenbildung ca. 100 TN/Jahr Angebote zu Ferienreisen ca. 120 TN/Jahr Angebote im Kirchenjahr ca. 200 TN/Jahr TN = Teilnehmer 60 Beirat zum evangelischen Profil Wohnbeirat Behindertenhilfe Schleswig-Holstein KlientInnenrat Regionalzentrum Mitte Birge Brandt Ute Brinkmann-Schwerin Detlev Eggers Stefan Feilcke Katharina Gralla Miriam Ipsen Günter Kutzke Urte Piper Alke Seidenberg Dr. Verena Schröter Peter Schultze Hartmut Jester Patric Johnen Nicole Langenau Steffanie Peitzker Mathias Podhostnik Monika Spannenkrebs Ambulant Herr Geske (Vorsitzender) Frau Eichhorst Herr Rahm Frau Rosteck Stationär Herr Mangelsdorf (Vorsitzender) Herr Studt Frau Wilhelm Wohnbeirat Behindertenhilfe Mitte Dagmar Detlefsen Oliver Millies Sascha Rabisch Armin Zeller Wohnbeirat ambulant betreute Wohngemeinschaften Mitte Holger Buchberger Heiko Butenschön Stefan Carstensen Steffi Herbst Robert Rautenberg Ramona Rudat Volker Schmidt Wohnbeirat Behindertenhilfe Wandsbek Bramfelder Chaussee Martin Haschke Jochen Purps Alwin-Lippert-Weg Sven Grothe Marc Pawlowski Wohnbeirat ambulant Betreuter und ambulant betreuter Wohngemeinschaften Wandsbek Ambulant Jill Christin Werner Ambulant betreute Wohngemeinschaften Don Graumann Stefan Schmidt Maik Schwarz Sascha Weppner Wohnbeirat ambulant betreute Wohngemeinschaften Schleswig-Holstein Carsten Fröck Manuel Kautzner Holger Öhlert Zagor Rizvanovic Ruzica Savic Rudolf Steinbach Wohnbeirat Haus Weinberg Hans Sander (Vorsitzender) Gisela Emmeluth (stellv. Vors.) Ingeborg Adler Barbara Fey Rosemarie Förster Anke Hose Angehörigenbeirat Haus Weinberg Birgit Jörgensen Heinz Radloff KlientInnenrat Regionalzentrum Barmbek Ambulant Heiner Labs Sonia Núnez Müller Gernot Rupnow Birgit Tepp Frauke Wohlers Wohnhaus Hufnerstraße Frau Kury Herr Nguyen Frau Pärske Frau West Stiftung Das Rauhe Haus Verwaltungsrat Vorstand Zentrale Dienste Veranstaltungsu. Verpflegungsmanagement KlientInnenrat Regionalzentrum Ohlsdorf Ferdinand Burinski Birgit Dierks-Rohde-Müller Janette Handwerk Andrea Heckelmann Marcus Meenzen Peter Patt Ulrike Raabe KlientInnenrat Regionalzentrum Wandsbek Günther Ehmke Martina Hamann Annika Klaasen Michael Kohlen Arbeitsbeiräte der IAB Behindertenhilfe Mitte und Schleswig-Holstein Mitte Ivan Wittfort (1. Vorsitzender) Birte Reimers (Stellvertreterin) Nicole Dietrich Sascha Fischer Uwe Meinke Thea Sagawe Marc-André Steffen Konstantin Zitzer Schleswig-Holstein Lara Krause (Vorsitzende) Günther Arndt Dennis Hoyen Lars Müller Stabsstellen Rechnungswesen Personalwesen Immobilienmanagement EDV/Informationstechnik Kommunikation und Fundraising Seelsorge Controlling Freiwilliges Soziales Engagement Personalentwicklung Organisation Kinder- und Jugendhilfe Behindertenhilfe Sozialpsychiatrie und Altenhilfe WichernSchule Evangelische Hochschule Brüder- und Schwesternschaft Personal- und Qualitätsentwicklung Personal- und Qualitätsentwicklung Personal- und Qualitätsentwicklung Grundschule Stadtteilschule BachelorStudiengänge Region Mitte Region Mitte Bereich Arbeit Gymnasium MasterStudiengang Agentur des Rauhen Hauses, Reise- und Versandbuchhandlung Region Wandsbek Region Wandsbek, Altona, Eimsbüttel, Nord Regionalzentrum Mitte Zentrum Diakonische Bildung rhP Rauhes Haus Personaldienste Regionalzentrum Wandsbek Zentrum für Disability Studies (ZeDiS) Region Eimsbüttel/Altona Projektmanagement Jugendhilfe – Schule: Besser bilden, Comeback, Die 2. Chance, Ganztagsschulen Integration und Sozialtherapeutische Hilfen Arbeitsbegleitung, Tagesförderung, Kultur- und Freiwilligenarbeit Region SchleswigHolstein Bereich Menschen mit erworbenen Hirnschäden Regionalzentrum Ohlsdorf Regionalzentrum Barmbek Alten- und Pflegeheim Haus Weinberg Ev. Berufsschule für Pflege Stand 4/15 61 24. Seelsorgerin Pastorin Hildegard Emmermann wird verabschiedet. April Das Zentrum für Disability Studies (ZeDiS) wechselt von der Universität Hamburg an die Ev. Hochschule. 11. Auftaktveranstaltung der Reihe „Jugendhilfe neu denken“. Mitarbeitende und Beteiligte diskutieren: „Alles gut? Das Förderprogramm Schulverweigerung – die 2. Chance“ 8. Einführungstag für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 62 Chronik Januar 2. Neujahrssegen im Alten Haus 24. Die Deutsche Heilpädagogische Gesellschaft verleiht dem Kaufhaus Ran & gut! den 2. Preis für gelungene Inklusion. Mai 7. Die Ev. Hochschule veranstaltet den Fachtag „Geschlossene Unterbringung“ im Wichern-Saal. 14. In der Heilandskirche Uhlenhorst eröffnet die Ausstellung „KreaTief unterwegs“ der Sozialpsychiatrie. 15. Die Kinderbischöfe werden in der Wichernkirche ausgeführt. Februar 12. Die Diakonie ruft bundesweit zum „Rettungspaket für die Altenpflege“ auf. An der Hamburger Demonstration in der Mönckebergstraße ist Das Rauhe Haus beteiligt. 1. Carsten Krüger wird Stiftungsbereichsleiter der Behindertenhilfe. 15. Nachbarschaftsfest im Rautenberg-Haus in Ohlsdorf März 20. „Was heißt hier schon verrückt?“ wird auf dem Diakonischen Sofa gefragt. Im Wichern-Saal diskutieren Menschen mit und ohne Psychiatrieerfahrung. 26. Bei der 15. Aktivoli Freiwilligenbörse ist Das Rauhe Haus vertreten. 20. Empfang zum 60. Geburtstag von Pastor Dr. Friedemann Green. 21. Bei der Fachtagung „Leistungsbudget und Sozialraum“ von Stiftungsbereich Sozialpsychiatrie, Ev. Hochschule und BASFI geht es um das neue Rahmenkonzept der ambulanten psychiatrischen Hilfen in Hamburg. 22. Oasentag für Mitarbeitende im Ansverus-Haus in Aumühle 24. Das Rauhe Haus nimmt am Stadtteilfest in Horn teil. Höhepunkt: erster Spatenstich fürs Stadtteilhaus Juni 8. Gemeinsamer Pfingstgottesdienst von Haus Weinberg und Dreifaltigkeitskirche August 1. In der Hamburger Innenstadt eröffnet Das Rauhe Haus gemeinsam mit ARINET ein Büro für barrierefreie Information: capito Hamburg. 22. An der Grundschule wird das spendenfinanzierte Klettergerüst von Schulkindern eingeweiht. 16. Public Viewing für alle: Auf dem Stiftungsgelände fiebern 650 Gäste beim WM-Spiel Portugal : Deutschland mit. Beste Stimmung bei Tombola, Musik, Würstchen, Waffeln und spannendem Spiel. 19. „Jugendhilfe neu denken“: Beim zweiten Fachtag geht es um „Risiken kompetent begegnen. Kinderschutz durch eine Kultur der Achtsamkeit“. Ein neu entwickeltes Methodenset wird vorgestellt und diskutiert. 26./27. Sommerfeste im Barmbeker Treffpunkt Im Treff und im WichernHaus auf dem Stiftungsgelände September Juli 1. Die Ev. Hochschule lädt ein zu einem Sommerfest mit Ehemaligen, Kooperationspartnern sowie Gästen aus Kirche und Gesellschaft. 4. Beim Sommersegen am Teich werden Carsten Krüger als Stiftungsbereichsleiter Behindertenhilfe und Pastorin Corinna Peters-Leimbach als Seelsorgerin eingeführt. 8. Am Ende des Schuljahrs feiert die Wichern-Schule ihren großen Gottesdienst im Hamburger Michel. 1. Dr. Martin Sterr wird Geschäftsführer der Agentur des Rauhen Hauses. 5. Erntedankgottesdienst auf dem Kattendorfer Hof 7. Vorstand und Mitarbeitervertretung präsentieren im Wichern-Saal Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung. 4. In der jährlichen Stiftungskonferenz beschäftigen sich die leitenden Mitarbeitenden mit Fragen zur Wirksamkeit Sozialer Arbeit. 6. Sommerfest am Gräflingsberg 21. Noch mehr Fußball-WM: Die Behindertenhilfe feiert ein deutschghanaisches Fußballfest im Zentrum Borgfelde zusammen mit der afrikanischen Gemeinde. 26. Der Treffpunkt Alstertreff in Ohlsdorf feiert sein 20-jähriges Jubiläum. Oktober 18. „Jugendhilfe neu denken“: Das Kinder- und Familienzentrum Dringsheide stellt seine Arbeit vor. Mit Bezirksamtsleiter Andy Grote. 20. Das Rauhe Haus feiert mit beim 9. Stadtteilfest in der KlausGroth-Straße. 25. „Jugendhilfe neu denken“: Kinderzeit bietet ein Netzwerk für Kinder aus erschöpften Familien. Es fördert die Entwicklung der Kinder – ein Plädoyer für die Stärkung von Kinderrechten. 22. Tag der offenen Tür in der Wichern-Schule 26. Adventsmarkt im Wichern-Saal 29. Adventsgottesdienst im Saal des Kattendorfer Hofs 30. Der Wichern‘sche Adventskranz wird 175 Jahre alt und hängt erstmals im Hamburg Museum. 30. Adventskranzentzündung im Hamburger Rathaus und Adventsandacht in der Flussschifferkirche Dezember 8. Das Kaufhaus Ran & gut! gewinnt den zweiten Platz beim Mitmenschpreis 2014 des Bundesverbands Evangelische Behindertenhilfe. 29. Einführungstag für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 11.–14. Zum 43. Brüder- und Schwesterntag treffen sich 160 Mitglieder der Gemeinschaft im Rauhen Haus. Thema ist „Alles, was R(r)echt ist“. Am Freitag feiert die gesamte Stiftung ihren 181. Geburtstag mit einem Gottesdienst. Am Sonntag werden 13 Diakoninnen in ihr Amt eingesegnet. 21. Die Ev. Berufsschule für Pflege weiht ihre neuen Räume in der Weidestraße in Barmbek ein. November 1. Mit der Adventskranzentzündung im Alten Haus startet im Rauhen Haus der „Lebendige Advent“. 4. In der Hauptkirche St. Nikolai werden die Kinderbischöfe im Gottesdienst in ihr Amt eingesegnet. 5. Das Projekt „Flexibel bleiben“ zur generationssensiblen Personalentwicklung stellt zum Abschluss seine Ergebnisse im Wichern-Saal vor. 5. Die Wichern-Vereinigung richtet den Basar im Wichern-Saal aus. 14. Fachtag für Diakoninnen und Diakone sowie Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen der Nordkirche im Wichern-Saal 19. Theater Klabauter nimmt sein Stück „Frankensteins Erbe“ mit dem Künstlerkollektiv Die Azubis in der Erlöserkirche wieder auf. 19. Vernissage „Verschlossene Türen – offene Geheimnisse“ der KreaTiefen in der Dreifaltigkeitskirche Hamm. 20. „Jugendhilfe neu denken“: Einblicke in die Forschung sowie deren Ergebnisse zu religions- und kultursensibler Jugendhilfe bietet der Fachtag „Was gibt meinem Leben Sinn?“ 6. Die Kinderbischöfe verteilen Nikolaustüten an alle Kinder in der Flüchtlingsunterkunft Mattkamp. 10. Adventskaffee der Brüder- und Schwesternschaft 18. Adventsgottesdienst der Wichern-Schule in der Dreifaltigkeitskirche Hamm 24. Christvesper auf dem Kattendorfer Hof und im Haus Weinberg 63 64 Impressum Jahresbericht Die Arbeit des Rauhen Hauses 2014 Redaktion Uwe Mann van Velzen (Ltg.), Ulrike Großbongardt, Misha Leuschen, Kendra Eckhorst Herausgeber Vorstand des Rauhen Hauses Gestaltung Johannes Groht Kommunikationsdesign, Hamburg Stiftung Das Rauhe Haus Beim Rauhen Hause 21 22111 Hamburg Tel. 040/655 91-111 Fax 040/655 91-230 [email protected] www.rauheshaus.de Fotos Johannes Groht (Titel, 3–41), Stephan Wallocha (1, 46, 50–53, 62, 63), Diakonie Hamburg (62), drescher kommunikation (63), Gisela Köhler (63), Martin Krok (63) Litho ORC, Hamburg Druck A. S. Müller Sofortdruck GmbH, Hamburg Spendenkonto Evangelische Bank BIC GENODEF1EK1 IBAN DE34 5206 0410 0106 4047 07 Ausgezeichnet mit dem Spenden-Siegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) Inhalt 1 Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser! 2 Kinder- und Jugendhilfe Eine Schule fürs Leben 6 Behindertenhilfe Eine gute Umgebung schaffen 10 Sozialpsychiatrie Brücken bauen 14 Altenhilfe Der richtige Beruf! 16 Wichern-Schule Der Schatz der Kinderbischöfe 20 Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie Spiritualität ist eine Form von Bildung 24 Evangelische Berufsschule für Pflege So lebensnah ist Religion 28 Brüder- und Schwesternschaft Glaube, Liebe, Hoffnung 30 Kommunikation Zeigen, was uns bewegt 32 Spenden Ein Ort für Nachtschwärmer 34 Freiwilliges Soziales Engagement Ein tolles Team 36 Engagement von Unternehmen Bereicherung für beide Seiten 38 Seelsorge Glaube öffnet Räume 40 Agentur und r+v Wandel mit Augenmaß 42 RH Personaldienste Eine lange Freundschaft 44 Die Stiftung im Überblick 46 Mehr Mut fürs Leben 50 Perspektiven der Stiftungsbereiche 54 56 58 61 62 64 Personal und Finanzen Platz- und Betreuungszahlen Gremien Organisation Chronik Impressum Barrierefrei Das Kapitel „Die Stiftung im Überblick“ finden Sie in Leichte Sprache übersetzt im beigelegten Heft. Titelbild: Wann Cengiz (li.) und Karim ein Licht aufgegangen ist, das können die beiden nicht genau sagen. „Es hat einfach Klick gemacht“, beschreibt Cengiz den Moment, an dem er begriffen hat, dass er selbst etwas tun muss, um sein Leben in die Hand zu nehmen, und Karim nickt. In der Jugendwohngruppe des Rauhen Hauses sind sie Freunde geworden. Sie haben sich gegenseitig Mut gemacht und es so zusammen bis zum Abitur geschafft: „Das hatte uns keiner zugetraut.“ Jahresbericht des Rauhen Hauses 2014 Was macht dich stark? Jahresbericht des Rauhen Hauses 2014