Jahresbericht 2014

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Jahresbericht 2014
Jahresbericht des Rauhen Hauses 2014
Was macht dich stark?
Jahresbericht des Rauhen Hauses
2014
Inhalt
1
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser!
2
Kinder- und Jugendhilfe
Eine Schule fürs Leben
6
Behindertenhilfe
Eine gute Umgebung schaffen
10 Sozialpsychiatrie
Brücken bauen
14 Altenhilfe
Der richtige Beruf!
16 Wichern-Schule
Der Schatz der Kinderbischöfe
20 Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie
Spiritualität ist eine Form von
Bildung
24 Evangelische Berufsschule für Pflege
So lebensnah ist Religion
28 Brüder- und Schwesternschaft
Glaube, Liebe, Hoffnung
30 Kommunikation
Zeigen, was uns bewegt
32 Spenden
Ein Ort für Nachtschwärmer
34 Freiwilliges Soziales
Engagement
Ein tolles Team
36 Engagement von Unternehmen
Bereicherung für beide Seiten
38 Seelsorge
Glaube öffnet Räume
40 Agentur und r+v
Wandel mit Augenmaß
42 RH Personaldienste
Eine lange Freundschaft
44 Die Stiftung im Überblick
46 Mehr Mut fürs Leben
50 Perspektiven der
Stiftungsbereiche
54
56
58
61
62
64
Personal und Finanzen
Platz- und Betreuungszahlen
Gremien
Organisation
Chronik
Impressum
Barrierefrei Das Kapitel „Die Stiftung
im Überblick“
finden Sie in Leichte
Sprache übersetzt
im beigelegten Heft.
Titelbild: Wann Cengiz (li.) und Karim
ein Licht aufgegangen ist, das können die beiden nicht genau sagen. „Es
hat einfach Klick gemacht“, beschreibt
Cengiz den Moment, an dem er begriffen hat, dass er selbst etwas tun muss,
um sein Leben in die Hand zu nehmen, und Karim nickt. In der Jugendwohngruppe des Rauhen Hauses sind
sie Freunde geworden. Sie haben sich
gegenseitig Mut gemacht und es so
zusammen bis zum Abitur geschafft:
„Das hatte uns keiner zugetraut.“
Liebe Leserin, lieber Leser!
Vorwort
Pastor Dr. Friedemann Green und
Sabine Korb-Chrosch
Was macht dich stark? Was bringt
dich zum Leuchten? Solchen Fragen
geht dieser Jahresbericht nach. Wir
haben Menschen im Rauhen Haus
gefragt, was sie in ihrer Arbeit stärkt,
was ihnen Mut macht zum Leben und
was sie in Krisen stützt. Wir haben
nach ihren persönlichen Kraftquellen
gefragt.
Die Antworten sind vielfältig ausgefallen und regen zum Nachdenken an
über das, was uns selbst stark macht
im Leben und zum Leben. Es kann
eine ganz besondere Freundschaft
sein wie bei den beiden jungen Männern auf unserem Titelbild, die sich
gegenseitig ermutigen, das Abitur zu
schaffen. Es kann auch eine wunderbare Bestätigung im Beruf sein
wie bei den beiden Altenpflegern
im Haus Weinberg. „Wir bekommen
mindestens so viel zurück, wie wir
hineingeben“, erleben sie und daraus
tanken sie Kraft für den oft anstrengenden Alltag.
Für manche Menschen, die Das
Rauhe Haus begleitet, war und ist das
Leben nicht leicht – und doch haben
sie den Glauben an sich selbst auch
in schweren Zeiten nicht verloren.
Das mag überraschen – besonders
bei brüchigen Biographien mit oft
schon frühen traumatischen Erfahrungen. Aber es zeigt sich, dass oft
gerade in schwierigen Zeiten ein
ganz persönlicher Zugang zum Glauben entsteht, nicht selten fernab von
verfasster Kirche. Es ist ein Glaube in
die Kraft der Liebe und der Menschlichkeit, der ermutigt und aufstehen
lässt. „Ich habe viele Erlebnisse gehabt, die mich zurückgeworfen
haben. Aber ich habe mir immer gesagt: Die Liebe zum Leben, die Liebe
zum Menschen – die tragen letztendlich auch mich“, zieht eine Psychiatriepatientin in diesem Jahresbericht
ihre persönliche Bilanz.
„Wir alle sind bestimmt zu leuchten,
wie die Kinder es tun. Wir wurden
geboren, um den Glanz Gottes, der
in uns ist, zu manifestieren. Er ist
nicht nur in einigen von uns, sondern
in jedem einzelnen. Und wenn wir
unser eigenes Licht erscheinen lassen, geben wir unbewusst anderen
Menschen die Erlaubnis, dasselbe zu
tun. Wenn wir von unserer eigenen
Angst befreit sind, befreit unsere
Gegenwart automatisch andere“,
hat Nelson Mandela einmal gesagt.
Sich in seiner Einzigartigkeit annehmen zu können, setzt eine große
Kraft in Menschen frei und lässt sie
leuchten.
Wir laden Sie ein: Lassen Sie sich von
den Geschichten in diesem Jahresbericht berühren und vielleicht sogar
inspirieren zu einer Suche nach Ihren
persönlichen Kraftquellen.
Vorsteher Pastor Dr. Friedemann Green
Kaufm. Vorstand Sabine Korb-Chrosch
1
2
Kinder- und Jugendhilfe Kann man schlimme Erfahrungen in einem Kinderleben ungeschehen machen? Nein,
sagt Regine Mäkelburg, Leiterin einer Wohngruppe des
Rauhen Hauses. „Wir sind kein Reparaturbetrieb, aber
wir können die Jugendlichen ermutigen, ihren Weg
zu gehen.“ Cengiz und Karim haben es geschafft – sie
wurden von Schulverweigerern zu Abiturienten.
Regine Mäkelburg genießt die ruhigen Momente in der Jugendwohngruppe Kastanie. Wenn es ihr gelingt,
mit den Jugendlichen in Kontakt zu
kommen, wenn sie sich gesehen und
gut aufgehoben fühlen, dann hat sie
viel erreicht, findet die Leiterin. „Der
Weg dorthin ist für beide Seiten nicht
leicht, doch die Auseinandersetzungen
lohnen sich“, erklärt sie. Dann können sich die Jugendlichen trotz des oft
schweren Lebensgepäcks gut entwickeln und gestärkt in die Welt gehen:
„Laufen müssen sie allein.“
3
Eine Schule fürs Leben
Vortragsreihe. Mit „Jugendhilfe neu denken“ hat der Stiftungsbereich in der
Fachöffentlichkeit eine Marke gesetzt. Die fünf sehr verschiedenen Tagungen
sind mit jeweils 80 bis 100 Teilnehmern gut besucht. Die Reihe geht 2015 weiter.
Erneuerung. Das Kinder- und Familienzentrum Dringsheide wird nach einer
Umbau- und Renovierungsphase im September neu eröffnet. Bezirksamtleiter
Andy Grote aus Hamburg ist dabei.
Achtsamkeit. Um unerwartete Situationen und Konflikte besser zu managen,
wird das Mind Set entwickelt. Diese Methode wird im Juni vorgestellt und auch
anderen Einrichtungen und Jugendämtern zur Verfügung gestellt.
Spendenprojekt. Kinderzeit zeigt, dass die Angebote für Kinder aus erschöpften
Familien entwicklungsfördernd sind. Kinderzeit wird ausgeweitet.
4
Kinder- und Jugendhilfe
Eine Minute Zeit für sich, den Tag
Revue passieren lassen, bei sich selbst
ankommen – das scheint so gar nicht
zu der Gruppe von Jugendlichen zu
passen, die in der Wohngruppe Kastanie auf dem Gelände des Rauhen
Hauses am langen Tisch im Gemeinschaftsraum zum Essen zusammenkommen. Doch die Schweigeminute
vor dem gemeinsamen Essen ist
ein festes Ritual der Bewohner, das
sie sich selbst ausgedacht haben.
Gemeinschaft wird hier deutlich
spürbar. „Wenn Neue in der Gruppe
sind, dann wird zu Beginn schon mal
rumgekichert oder mit den Tellern
geklappert“, erzählt Pädagogin
Regine Mäkelburg. „Doch die Gruppe
bringt die Neulinge schnell auf Kurs.“
Der Start ist nicht einfach
Wer in der Gemeinschaft der Jugendwohngruppe landet, der hat
eine Menge familiärer Probleme im
Gepäck. Viele haben Gleichgültigkeit, Ablehnung oder Gewalt ihrer
überforderten Eltern erlebt. Verlässlichkeit, Fürsorge und klare Regeln
sind meist neue Erfahrungen für sie,
die sie mühsam einüben müssen.
„Viele haben keinen Zugang zu ihren
Gefühlen, sie haben kein Mitgefühl
gelernt“, weiß Regine Mäkelburg. „Sie
müssen alles über Aggressionen oder
Depressionen kompensieren.“ Emotionale Störungen resultierten dann
oft in Lernschwierigkeiten und führen in der Schule in einen Teufelskreis.
Wer schlechte Noten hat, verliert den
Mut – in der Schule und im Leben.
Das war auch bei Karim und Cengiz
so. Zu viel war bei den beiden Jungs
im Leben schief gelaufen. Beide
schwänzten den Unterricht, in der 8.
Klasse fehlten sie komplett. „Ich hatte
viel Stress mit den Lehrern, habe
genervt und sie beleidigt“, erzählt
Cengiz. „Schule hat nicht gebockt.“
Also ging der Sohn einer Deutschen
und eines Inders nicht mehr hin –
das gab auch zuhause Ärger. Seine
alleinerziehende Mutter arbeitete
und konnte nicht regelmäßig kontrollieren, ob Cengiz zur Schule ging oder
einfach im Bett blieb. „Und meine
drei älteren Geschwister hatten auch
irgendwann keine Lust mehr, mich
immer zu wecken.“
Für Karim lief es eigentlich gut in der
Schule, doch die Scheidung seiner
Eltern warf ihn in der 8. Klasse aus
der Bahn. „Auf dem Gymnasium war
ich zwar anwesend, aber nicht im
5
Unterricht“, erklärt der Sohn einer
Ukrainerin und eines Afghanen.
Wichtiger waren seine Kumpels,
mit denen er ausging oder abhing.
„Zuhause war ich kaum“, erinnert er
sich. Dort wurde viel gestritten.
Neustart mit Comeback
Die Wende kam für beide vor drei
Jahren mit Comeback, dem Schulverweigererprojekt des Rauhen
Hauses. In der Jugendwohngruppe
wurden die beiden sehr unterschiedlichen Jungen Freunde. Gemeinsam
besuchten sie den Unterricht bei
Comeback, um erfolgreich ihren
Hauptschulabschluss zu machen. Mit
dem Erfolg kam auch der Spaß am
Lernen zurück. „Der Ehrgeiz hat sie
gepackt“, erklärt Regine Mäkelburg.
„Sie haben gemerkt, dass sie was
können.“ Sie hätten immer um ihre
Intelligenz gewusst, „aber sich etwas
nach Regeln zu erarbeiten, das ist
ihnen schwergefallen.“
Gemeinsam haben sie geschafft, was
sie selbst nicht für möglich gehalten hätten. Im Sommer haben die
17-Jährigen einen guten Realschulabschluss geschafft, nun bereiten sie
sich aufs Abitur vor. „Karim hat mich
mitgezogen“, sagt Cengiz. Die beiden
haben sogar gewettet, wer den
besseren Abschluss schaffen wird.
Das hat funktioniert, weil die beiden
in den drei Jahren in der Jugendwohngruppe mehr gelernt haben
als nur Mathe oder Bio. „Ich könnte
mir vorstellen, dass sie aus dieser
Zeit mitgenommen haben, dass es
Menschen gibt, die es gut mit ihnen
meinen und die bereit sind, Dinge
mit ihnen zu erarbeiten“, sagt Regine
Mäkelburg. „Menschen, die ihnen
zuhören und immer wieder mit ihnen
neu anfangen, die für sie da sind,
auch wenn sie Mist bauen.“
Kein Reparaturbetrieb
Das war kein leichter Weg, weder
für die Jungs noch für die Betreuer.
„Wie oft sind wir aneinandergeraten“, erinnert sich Regine Mäkelburg.
Beide jungen Männer seien aufbrausend gewesen. „Sie sind oft vor
die Wand gelaufen, weil sie etwas
durchsetzen wollten und es nicht
durften. Wir haben pädagogisch
dagegengehalten, und sie haben oft
nicht verstanden, warum wir Dinge
tun.“ Eins ist ihr wichtig: „Wir sind
kein Reparaturbetrieb. Man erwartet
sehr viel von uns, auch die Eltern.
Doch wir können die Kinder nicht
‚heilmachen‘. Wir können sie nur
ermutigen, ihren Weg zu finden. Ihn
gehen müssen sie selbst.“
Gemeinsam gewachsen
Dass Karim und Cengiz in der Jugendwohngruppe die Zeit und
die Chance genutzt haben, sich zu
entwickeln, freut die Sozialpädagogin besonders. „Die beiden gehören
nicht mehr zu den Schulverweigerern, sie haben sich hier toll sozialisiert. Sie kamen aus ähnlichen
Situationen und haben sich gemeinsam rausgestrampelt.“
Was Karim und Cengiz aus ihren
Leben machen werden, das wird sich
erst in einigen Jahren zeigen. Wie
wird es sein, wenn sie eigene Familien
gründen und Kinder haben werden?
„Das ist meine Sorge und gleichzeitig
meine Hoffnung“, sagt Regine Mäkelburg. „Vielleicht haben wir etwas
pflanzen können, das sie trägt.“
Cengiz (links) und Karim wissen nicht,
was sie im Leben erwartet, aber sie haben eine Perspektive.
6
Behindertenhilfe Wenn Sprache fehlt, tun sich viele
Menschen schwer mit Kommunikation. Dass es auch
anders geht, weiß Petra Steinborn, Leiterin der Tagesförderung für Menschen mit Lernschwierigkeiten und
Autismus. „Die Menschen hier reagieren sehr direkt“,
findet sie und hält nichts davon, sie zu ändern. „Wenn
man mich ändern wollte, würde ich mich auch nicht
wohlfühlen“.
Auch nach dreißig Jahren brennt
Petra Steinborn immer noch für ihre
Arbeit in der Behindertenhilfe des
Rauhen Hauses. „Herausforderungen
sind mein Treibstoff“, erklärt die Diplompädagogin. Kraft schöpft sie aus
dem guten Miteinander und dem Austausch mit ihrem eingespielten Team.
Denn Gemeinschaft ist das, was jeder Mensch braucht – im buchstäblichen wie im spirituellen Sinn, findet
die Diakonin.
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Eine gute Umgebung schaffen
Neue Leitung. Carsten Krüger (43) ist seit Februar 2014 der Leiter des
Stiftungsbereichs Behindertenhilfe. Gudula Lühle (49) leitet seit Mai die Region
Schleswig-Holstein.
Leichte Sprache. Gemeinsam mit dem privaten sozialen Dienstleister ARINET
gründet Das Rauhe Haus capito Hamburg. capito bietet Dienstleistungen für
Barrierefreiheit in der Kommunikation, digitalen Welt und Umwelt an.
Neuer Laden. Das Kaufhaus Ran & gut! plant eine Filiale in Kaltenkirchen – das
Kinder-Kaufhaus Ran & gut! Angebot und Nachfrage sind so groß, dass ein
eigener Laden für alles rund ums Kind in 2015 eröffnet wird.
Neue Pläne. Für das Stiftungsgelände werden die Planungen für das
Bauvorhaben im Bereich der ehemaligen Bäckerei Springer sowie für Vorhaben
in Schleswig-Holstein wieder aufgenommen.
8
Behindertenhilfe
Wenn ich morgens zur Arbeit komme,
dann frage ich mich schon manchmal: Warum mache ich das hier, was
leitet mich? Seit dreißig Jahren arbeite ich als Diplompädagogin in der
Behindertenhilfe mit Menschen mit
Lernschwierigkeiten und autistischen
Behinderungen. Beim Rauhen Haus
leite ich die Individuelle Tagesförderung (Tafö) im Bereich Mitte. Wenn
ich anderen erzähle, was ich mache,
heißt es oft: „Oh Gott, was sind das
für Menschen? Wie hältst du das
aus?“
Herausforderungen sind mein Treibstoff. Da brennt mein Feuer lichterloh. Inhaltlich, pädagogisch, ethisch
und von der Haltung her bin ich hier
nach wie vor richtig. Genau wie mein
Team: Die meisten sind auch schon
zehn Jahre dabei.
Jonas findet seinen Platz
Bei Arbeitsbeginn gehe ich gleich in
den ersten Stock zum MitarbeiterBüro. Oben werden auch die Menschen betreut, die sehr stressanfällig sind und die Ruhe und einen
9
gleichbleibenden Ablauf brauchen.
So wie Jonas, der seit rund fünf Jahren bei uns ist.
Jonas ist sehr schwierig, ein junger
Mann Anfang 30. Er ist schon früh
in die Psychiatrie gekommen, er hat
eine richtige Hospitalisierungskarriere hinter sich. Jonas macht Fremden oft Angst. Er ist aggressiv und
fordernd. Ich war skeptisch, als wir
ihn aufnehmen sollten. Ich konnte
ihn nicht einschätzen. Ein halbes Jahr
lang konnten wir uns mit unseren
Methoden und Ideen auf ihn vorbereiten. Die ersten Monate mit ihm
waren dann wirklich anstrengend.
Er hat versucht, seine alten Muster
durchzusetzen, die er als Überlebensstrategie gelernt hat. Wenn es nicht
so lief, wie er wollte, hat er in den
ersten Monaten geschlagen. Er wollte
seine Grenzen testen. Jonas hat gar
keine Frustrationstoleranz. Sobald etwas nicht so läuft, wie er will, fährt er
hoch und wird laut. Gegen uns wird
er nicht mehr aggressiv, gegen sich
selbst manchmal schon noch.
Er kann uns selbst nicht sagen, ob
es ihm besser geht. Aber ich glaube,
dass es Jonas gut tut, hier zu sein.
Woher ich das weiß? Aggression ist
auch eine Form von Kommunikation. Wir gucken genau, was jemand
braucht. Das merkt man schnell
daran, wie er sich in Situationen
verhält, ob er aggressiv wird oder sich
zurückzieht. Ich finde, die Menschen
reagieren hier sehr direkt.
Anpassen oder annehmen
Jeder Mensch ist, wie er ist, und wir
brauchen uns nicht einzubilden, ihn
ändern zu können. Wenn ich mir
vorstelle, man würde versuchen, mich
zu ändern, würde ich mich auch nicht
wohlfühlen. Unser Ziel ist, die Stärken
zu stärken und die Auswirkung der
Schwächen zu minimieren. Das kann
erfolgreich gelingen, wenn wir die
Umgebung an die Bedürfnisse des
Einzelnen anpassen. Wir haben eine
Umgebung geschaffen, die für Jonas
sowie für uns gut ist und Halt gibt.
Er ist jetzt in einer Gruppe, vorher
wurde er 1:1 von Spezialmitarbeitern
betreut. Er hatte immer eine Sonderrolle . Das haben wir hier sofort
geändert, auch für ihn gilt das Rotationsprinzip.
Jeder Mitarbeiter arbeitet in einer
anderen Gruppe oder in einem anderen Setting. Es hieß, Jonas brauche
unbedingt einen, auf den er sich verlassen kann. Für mich ist eine solche
Haltung ein Mythos. Mitarbeiter
werden krank, sie kriegen Kinder, sie
fahren in Urlaub – deswegen muss
er lernen, mit dem Wechsel zurechtzukommen. Und es zeigt sich, dass er
das auch schafft.
Austausch und Rotation
Auch für die psychische Gesundheit der Mitarbeiter ist der Wechsel
besser. Wir sind ja alle intuitiv offen,
hochsensibel und nah am Betreuten.
Wir kriegen da ganz direkt die ganze
Gefühlsvielfalt ab, die er in sich trägt.
Im Team hilft uns der Austausch
miteinander. Wir haben täglich eine
Dreiviertelstunde lang ein Mittagsgespräch, zu dem sich alle Mitarbeiter treffen. Da kann man nach
einer schwierigen Betreuung mit
jemandem reden, der das nachempfinden kann, weil wir in der Rotation
arbeiten. Im Team ist ein großer
Rückhalt, ein Angenommenwerden.
Wir verstehen uns auch ohne Worte,
da genügt ein Blick und ich weiß: Der
andere versteht mich.
Dieses gute Miteinander stärkt uns.
Das ist auch der Grund, warum wir
eine so geringe Fluktuation haben,
trotz des Personenkreises, mit dem
wir arbeiten. Ich sehe es schon
kritisch, denn wir werden alle älter.
Auch ich merke die Mehrbelastung.
Ob man hier ewig arbeiten kann,
weiß ich nicht. Aber als Leitung freue
ich mich natürlich, wenn ich von den
Mitarbeitern höre: „Ich bin sehr froh,
dass ich hier arbeite.“
Die Gruppe, die Gesellschaft ist unsere Nahrung. Jemanden zu separieren
lässt ihn aushungern. Wir brennen
hier jede Minute dafür, einen Rahmen in Gemeinschaft zu schaffen, in
dem jeder so sein kann, wie er ist und
mit all seinen Schwierigkeiten seinen
Platz finden kann. Das spornt uns
immer wieder an und hört nie auf.
Jeder Tag ist anders und neu.
Eine gute Umgebung zu schaffen ist
die Grundvoraussetzung für die Arbeit
von Petra Steinborn.
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Sozialpsychiatrie „Die Liebe zum Leben, die Liebe zum
Menschen, das sind die Dinge, die tragen“, hat Christine
Fritzsche erfahren. Ihre psychische Erkrankung hat sie
manches Mal im Leben zurückgeworfen. Mittlerweile
hat sie gelernt, sie zu akzeptieren als eine Facette ihrer
Persönlichkeit. Geholfen hat ihr dabei ihre Kunst.
Christine Fritzsche möchte mit ihren
Erfahrungen der Psychiatrie anderen
Menschen helfen. Deshalb hat sie eine
Ausbildung als Ex-Inlerin (ExperienceInvolvement) absolviert: „Als psychiatrieerfahrener Mensch kann man ein
Brückenglied sein zwischen Experten und Klienten, man kann vermitteln.“ So kann das Angebot der Betreuung verbessert werden. Seit zwei
Jahren macht sie zudem kunsttherapeutische Angebote und absolviert
nebenbei noch eine Ausbildung zur
Kunsttherapeutin.
11
Brücken bauen
Finanzierung. Im April tritt die neue Leistungsvereinbarung für die ambulante
Betreuung in der Sozialpsychiatrie in Kraft. Seitdem gibt es ein Budget für
den Träger und nicht mehr für die einzelnen Klienten. Im März gibt es dazu
gemeinsam mit der Ev. Hochschule eine bundesweit beachtete Fachtagung.
Begegnung. Im August wird der Treffpunkt Wandsbek in der Nebendahlstraße
eröffnet. Hier finden Klienten sowie ihre Angehörigen Beratung, Unterstützung
und Angebote zur Freizeitgestaltung.
Wegweiser. In Barmbek nimmt der Wegweiser Hamburg-Nord seine Tätigkeit
auf. Dort werden alle Angebote der Bereiche Wohnen, Arbeit und Freizeit für
Klienten im Bezirk Hamburg-Nord gebündelt. Der Wegweiser ist dafür die erste
Anlaufstelle.
12
Sozialpsychiatrie
„Ich habe heute in der U-Bahn einen
Spruch gelesen, den habe ich mir
gleich aufgeschrieben“, sagt Christine Fritzsche und kramt in ihrer Handtasche. „Ein Großteil der Realität ist
nicht gottgegeben“, liest sie vor. „Wir
erschaffen sie selbst durch unsere
Erfahrungen und Erwartungen.“
Warum sie findet, dass dieser Spruch
zu ihr passt? Da atmet sie tief ein.
„Ich finde, es ist entscheidend, dass
man sich immer wieder münchhausenmäßig selbst aus dem Sumpf
zieht. Ich habe viele Erlebnisse gehabt, die mich zurückgeworfen
haben. Aber ich habe mir immer
gesagt: die Liebe zum Leben, die Liebe
zum Menschen – das sind die Dinge,
die letztendlich tragen.“
Erfahrungen einbringen
Der Sumpf, das war eine psychische
Erkrankung, die ihr im Leben immer
wieder zu schaffen machte. „Heute
nehme ich Medikamente in homöopathischer Dosierung, damit komme
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ich klar“, sagt die 55-Jährige. Die Erkrankung hat für manche unfreiwillige Kurskorrektur im Leben gesorgt,
doch Christine Fritzsche scheint
endlich bei sich angekommen zu sein.
Über das Universitätskrankenhaus
Eppendorf hat sie eine Ausbildung
als Ex-Inlerin absolviert. „Das heißt
Experience-Involvement“, erläutert
sie. Die Idee: Mit Unterstützung von
psychiatrieerfahrenen Menschen soll
das Angebot der Betreuung und Therapie verbessert werden. Sie bringen
ihr großes Wissen über unterstützende Haltungen, Methoden und Strukturen ein. „Als psychiatrieerfahrener
Mensch kann man ein Brückenglied
sein zwischen Experten und Klienten,
man kann vermitteln.“
Beim Rauhen Haus macht Christine Fritzsche seit zwei Jahren
kunsttherapeutische Angebote
und absolviert nebenbei noch eine
berufsbegleitende Ausbildung zur
anthroposophischen Kunsttherapeutin. Gemalt hat sie immer schon,
gern hätte sie Kunst studiert. Doch
vor dem Abi brach sie die Schule ab,
sie hatte ihren ersten Krankheitsschub und kam auf eigenen Wunsch
in die Psychiatrie. Eine schizophrene
Psychose wurde damals diagnostiziert, „heute behaupte ich, das war
nicht richtig.“ Manisch-depressiv sei
sie gewesen: „Ich wollte die Welt verbessern im Wechsel mit depressiven
Phasen, wo ich kein Licht mehr am
Horizont sah.“
Erfolgreich als Friseurin
Sie kam wieder auf die Füße, versuchte ihr Glück an einer Kunstschule,
wurde abgelehnt und war nicht mehr
selbstbewusst genug, um sich weiter
zu bewerben. Sie machte eine Ausbildung als Friseurin, wurde Meisterin
und führte sieben Jahre lang sehr
erfolgreich ihr eigenes Geschäft in
Hamburg-Pöseldorf. Alles lief rund,
doch dann kam die Krankheit zurück.
Im Jahr 2000 folgte der zweite
stationäre Aufenthalt. Hätte sie sich
damals eine Begleitung durch einen
Ex-Inler gewünscht? Da zögert sie.
„Ich weiß gar nicht, ob ich damals das
Bewusstsein gehabt hätte zu sagen,
ich wünsche mir das. Ich war fern von
Gut und Böse.“
Die Husumerin berappelte sich wieder, auch mit der Unterstützung von
Freunden und ihrer Familie. „Zu wissen, dass Menschen im Hintergrund
sind, auf die man sich verlassen kann,
das stärkt.“ Durch die Krankheit
verlor sie ihren Laden. „Ich konnte
nicht mehr richtig Fuß fassen, alles
war dahin.“ Sie arbeitete als angestellte Friseurin, doch Mut fasste sie
erst wieder, als sie von der Ex-InlerAusbildung erfuhr. „Das gab mir eine
neue Perspektive, ich konnte meine
eigenen Erfahrungen mit verwerten
und mit einbringen in etwas Neues.“
Krankheit ist Teil der Persönlichkeit
Ihre Erfahrungen mit der Krankheit
sind zwiespältig. „Ein Teil von mir
rebelliert immer und will nicht einsehen, dass es eine Krankheit war, sondern eher ein Verhaltensausbruch,
der zu sehr von außen geprägt war,
weil ich nicht ich selbst sein konnte“,
sagt sie nachdenklich. Ob sie mit der
Krankheit hadert? Nein, sagt sie entschieden. „Ich denke, die Krankheit ist
eine Facette meiner Persönlichkeit.
Ich möchte sie nicht missen. Aber es
gibt gewisse Regeln und Normen.
Da muss man schauen, ob man eine
Grenze überschreitet und andere
Menschen verletzt mit dem, was man
sagt und tut. Das war bei mir auch
so und ist nicht in Ordnung. Solche
Momente verdrängt man eher.“
Die Kunst ist für Christine Fritzsche
ein Ausdrucksmittel und Ventil. „Mir
hilft sie, ich kann alles herauslassen
in Form und Farbe“, erzählt sie. Dabei
ist sie ganz bei sich im Hier und Jetzt.
„Es hängt allein von mir ab, was ich
mit dem Leben mache. Natürlich gibt
es immer wieder äußere Einflüsse,
aber letztendlich kommt es darauf
an, was ich will und was ich nicht will.
Und da“, sagt sie lachend, „sind wir
wieder beim Spruch aus der U-Bahn
angekommen.“
Für Christine Fritzsche ist ihre Erkrankung eine Facette ihrer Persönlichkeit,
die sie nicht missen möchte.
Der richtige Beruf!
Neue Idee. Wer nachts im Haus Weinberg nicht schlafen kann, wird ab 2015 das
Nachtcafé besuchen können. Es bietet besonders für die Bewohner mit Demenz
einen guten Ort.
Mit Musik. Das Ensemble Resonanz aus der Hamburger Laeiszhalle kommt
mehrmals ins Haus Weinberg. Erst wird über Musik erzählt, dann gibt es ein
kleines Konzert für alle Bewohner.
Im Sommer. Die Bewohner machen einen großen Ausflug an die Ostsee nach
Travemünde. Dabei werden sie unterstützt von Tatkräftig e. V., Mitarbeitern von
Reemtsma Cigarettenfabriken und vielen Freiwilligen.
Mit Engagement. Haus Weinberg nimmt an dem Hamburger Projekt LinDe,
Landesinitiative Demenz, teil. Es ist eine von zwölf Einrichtungen, die speziell
ihre Angebote für Menschen mit Demenz weiterentwickeln.
14
Altenhilfe
Auch nach 26 Berufsjahren gibt es
für Ronald Köster keinen Zweifel. „Ich
würde mich immer wieder für die
Arbeit als Altenpfleger entscheiden“,
sagt der 53-Jährige. 23 Jahre davon
ist er im Alten- und Pflegeheim Haus
Weinberg tätig. Seine Kollegin Susan
Hoffmann ist seit anderthalb Jahren
als Auszubildende dabei. Auch sie ist
sicher, dass dieser Beruf der richtige
für sie ist. Die 41-Jährige hat neben
der hohen Fachlichkeit die Philosophie des Hauses Weinberg und der
Ausbildung überzeugt: „Hier herrscht
ein gutes Miteinander.“
Pflege hat sich verändert
Köster, ein Mann wie ein gutmütiger
Bär, hat in seinem Berufsfeld viele
Veränderungen erlebt. „Heute ist die
Fachlichkeit besser, denn die Ausbildung ist sehr anspruchsvoll geworden“, weiß er. „Dafür wurde früher
individueller und persönlicher auf
den Bewohner bezogen gepflegt.“
Heute seien die Rahmenbedingungen funktionaler, man verbringe
mehr Zeit mit Dokumentation und
Kontrolle. „Ich finde trotzdem, dass
die Möglichkeiten für persönliche
Pflege im Weinberg gegeben sind“,
widerspricht Susan Hoffmann – da
höre sie von ihren Mitschülerinnen
ganz andere Geschichten.
Beide haben sich bewusst für diesen
Beruf entschieden. Köster hatte ein
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Theologiestudium begonnen, es aber
abgebrochen. Nach einem Praktikum
in der Altenpflege wusste er: Das
ist das Richtige. Im Haus Weinberg
baute er den Dementenbereich mit
auf. Er arbeitete schließlich als
Pflegedienstleiter – und hängte die
Leitungsfunktion vor sechs Jahren
wieder an den Nagel. Die Entscheidung hat er nicht bereut: „Meine
Familie sagt, sie hat mich noch nie so
entspannt erlebt.“
Die Familie und einen Beruf mit
Schichtdienst unter einen Hut zu
bringen, das ist auch für Susan
Hoffmann eine Herausforderung.
Die zupackend-freundliche Frau aus
Sachsen-Anhalt muss ihre ganze
Überzeugungskraft aufwenden,
wenn zur Enttäuschung von Mann
und Kind das gemeinsame Wochenende ausfällt.
Bewusste Entscheidung
Susan Hoffmanns erste Ausbildung
nach der Schule war eine Lehre zur
Bankkauffrau, doch das war nicht das
Richtige. Sie wollte lieber mit Menschen arbeiten. Die Entscheidung für
die Altenpflege hat sie sich gut überlegt: „Mir gefällt die Vielfältigkeit.“
Dem Religionsunterricht an der Pflegeschule steht sie neutral gegenüber,
schätzt aber die große Bandbreite der
Themen dort. „Ich finde es gut, dass
man eine Ahnung bekommt, warum
ein Bewohner etwas tut. Es geht
schließlich um ihn, nicht um mich.“
Ronald Köster unterrichtete zwei
Jahre lang Religion an der Pflegeschule, auch im Berufsalltag gibt
es für ihn viele Berührungspunkte.
Die wöchentlichen Andachten seien
gut besucht. Man versuche, offen zu
sein und jedem das zu geben, was
er unbedingt brauche, also auch,
spirituelle Angebote zu machen. Vor
allem, wenn es um den Abschied am
Lebensende geht, sei konfessionelle
Begleitung gewünscht.
Zufriedenheit im Leben
Beide hat die Arbeit verändert und
gestärkt. „Ich habe das Loslassen
gelernt“, sagt Susan Hoffmann. Man
verändere die Prioritäten im Leben.
„Es wird wichtiger, Kontakt zu halten,
die Eltern öfter anzurufen, das Kind in
den Arm zu nehmen oder mal zu sagen ‚Ich hab dich lieb‘.“ Ronald Köster
nickt. „Ich bin zufrieden mit meinem
Leben, ich habe Fußspuren hinterlassen“, sagt er. In einem sind sich die
beiden einig: „Wir bekommen genau
so viel zurück, wie wir reingeben.“
Susan Hoffmann und Ronald Köster
arbeiten beide gern im Haus Weinberg. „Wir bekommen genau so viel
zurück, wie wir reingeben“, sagen die
beiden Pflegekräfte.
16
Wichern-Schule Seit zwanzig Jahren sind die Kinderbischöfe der Wichern-Schule in der Stadt unterwegs
und treten öffentlich für die Rechte der Kinder ein. Das
hat Nebenwirkungen, denn dabei wird Glauben ganz
praktisch begreifbar und erlebbar. „Kinder haben eine
natürliche Anlage für spirituelle Dinge“, findet Schulpastorin Katharina Gralla.
Zoe, Felix und Marie (von links) waren
die Kinderbischöfe 2014. Ihr Anliegen
war das Leben von Flüchtlingskindern.
Darüber haben sie im Schulprojekt
viel erfahren. Besonders bewegt hat
sie und ihre Mitschüler der gemeinsame Besuch am Nikolaustag in einer
Flüchtlingsunterkunft in Hamburg.
„Ich will anderen das Gefühl geben,
nicht allein zu sein“, sagt Felix, und die
anderen nicken.
17
Der Schatz der Kinderbischöfe
Jahresthema. Gottes Liebe ist jeden Morgen neu – dieser Satz begleitet die
Schule bis zum Sommer und wird mit dem großen Gottesdienst der gesamten
Schule im Hamburger Michel abgeschlossen.
Jubiläum. Seit 20 Jahren gibt es die Kinderbischöfe in der Wichern-Schule, die
sich für die Belange und Rechte von Kindern einsetzen. Eine Broschüre gibt
Einblick in die Arbeit der zwei Jahrzehnte.
Abitur. Weit mehr als die Hälfte des Jahrgangs 10 der Stadtteilschule
erreichten nicht nur den Mittleren Bildungsabschluss, sondern auch die
Zugangsberechtigung zur gymnasialen Oberstufe und damit zum Abitur.
Übergang. Die Schüler, die den Ersten Schulabschluss machen, bleiben in der
Regel auch noch im 10. Schuljahr und profitieren von der Begleitung der Schule
beim Übergang in den Beruf.
18
Wichern-Schule
Für Marie (10), Zoe (11) und Felix (10)
war 2014 ein ganz schön aufregendes
Jahr. Als Kinderbischöfe Hamburgs
durften die drei Fünftklässler der Wichern-Schule öffentlich für die Rechte
der Kinder in der Stadt eintreten. Seit
nunmehr zwanzig Jahren wirken die
KiBis, wie sie genannt werden, in die
Stadt hinein. Sie besuchen Politiker
und Einrichtungen. Sie halten Predigten, machen Vorschläge und fordern
Kinderrechte ein – in vollem Ornat,
mit Mitra, Bischofsstab und viel kindlicher Würde.
Schatzkästchen füllen
Doch das Kinderbischofsprojekt ist
mehr als nur die Möglichkeit, die
Rechte der Kinder in der Stadt zu
thematisieren. Es hilft auch dabei,
Kinder religiös zu bilden und zu
prägen – beides eine Aufgabe der
evangelischen Privatschule. „Kinder
haben eine natürliche Anlage für spirituelle Dinge“, findet Schulpastorin
Katharina Gralla. „Aber viele unserer
Schülerinnen und Schüler kommen
aus Familien, die ihre Kinder nicht religiös erziehen. Unsere Aufgabe ist es,
sie mit Geschichten, Bildern, Liedern
und mit gesellschaftlichem Engagement fürs Leben zu prägen. Wir füllen
19
sozusagen ihr Schatzkästlein mit
einem Schatz aus guten Worten für
die harten Zeiten im Leben.“
Schicksal der Flüchtlingskinder
Das Projekt der Kinderbischöfe ist dafür besonders gut geeignet, denn es
macht Glauben begreifbar und erlebbar. An der Stadtteilschule und dem
Gymnasium der Wichern-Schule ist
es im Unterricht fest verankert. Viele
Problemfelder haben die Kinderbischöfe in den vergangenen zwanzig
Jahren angepackt. Gewalt unter Kindern, Kinder mit Behinderungen oder
Kinderrechte haben sie thematisiert.
Das Schicksal von Flüchtlingskindern
hat die Schülerinnen und Schüler
in diesem Jahr beschäftigt. Warum
Menschen Zuflucht in anderen Ländern suchen müssen – darauf haben
die KiBis und ihre Klassenkameraden
eine Menge Antworten gefunden:
Kriege, Hunger, Seuchen, Katastrophen, Terror und politische Verfolgung zählen die Fünftklässler auf.
Manche kennen Flüchtlingsschicksale
aus der eigenen Familie.
Der Besuch einer Flüchtlingsunterkunft im Mattkamp in HamburgBillstedt hat die Schülerinnen und
Schüler sehr bewegt. In vollem
Bischofsornat, begleitet von ihrem
Gefolge, sind Zoe, Marie und Felix am
Nikolaustag dorthin gegangen – und
trotz guter Vorbereitung hatten sie
ein bisschen Bammel, denn vorher
waren sie noch nie in einer Flüchtlingsunterkunft. Süßigkeiten haben
sie mitgebracht, weil man Kindern
zum Nikolaustag etwas schenkt. Sie
kamen schnell in Kontakt mit den
Kindern, deren Leben in der Fremde
so anders ist als ihres. Die KiBis und
ihre Mitschüler haben beschlossen,
Geld für einen neuen Spielplatz auf
dem Gelände der Unterkunft zu
sammeln. 25.000 Euro soll der Platz
mit neuen Spielgeräten kosten. In
Gottesdiensten und Briefen haben
sie Spenden eingeworben und sind
guten Mutes, dass sie den Betrag
zusammenbekommen werden.
Für die Rechte anderer Kinder
„Die Kinder hoffen doch bestimmt
jeden Tag auf ein besseres Zuhause“,
überlegt Zoe laut. Für die Elfjährige
war es ein Herzensanliegen, als Kinderbischöfin für die Rechte der Kinder
eintreten zu können: „Ich will anderen das Gefühl geben, nicht allein
zu sein.“ Felix sieht in seinem neuen
Amt die Chance, spannende Erfahrungen zu machen und gleichzeitig
anderen zu helfen. „Ich kann mir gar
nicht vorstellen, wie das wäre, selbst
auf der Flucht zu sein“, sagt der blonde Junge und fragt sich, was er wohl
dafür einpacken würde: „Auf jeden
Fall ein Erinnerungsstück.“ Marie
hat viel Mitgefühl mit Kindern, die
flüchten müssen. „Sie haben einen
schwereren Start“, findet sie.
Kinderbischöfe haben Tradition
Die KiBis sind eine Idee mit alter Tradition, denn schon im Mittelalter gab
es überall in Europa Kinderbischöfe.
„Am Vorabend des Nikolaustages bekamen Klosterschüler das Bischofsamt auf Zeit verliehen. Nikolaus gilt
als Schutzpatron der Kinder“, erzählt
Katharina Gralla.
Im 17. Jahrhundert geriet die Tradition in Vergessenheit. Für Hamburg
wurde sie mit einem modernen pädagogischen Konzept am 6. Dezember
1994 wieder belebt, als die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen die ersten
drei Kinder der Wichern-Schule in
ihr Amt als Kinderbischof einführte
– in der Hauptkirche St. Nikolai am
Klosterstern mit ihrem Nikolausrelief.
2014 wurden die drei KiBis von Propst
und Hauptpastor Johann Hinrich
Claussen eingeführt. Während ihrer
Amtszeit besuchen die KiBis auch
immer die „richtige“ Bischöfin. Und
Kirsten Fehrs wiederum genießt den
Kontakt mit drei „Amtskolleginnen
und -kollegen“ und freut sich immer
auf den jährlichen Besuch aus der
Wichern-Schule. „Sie haben eine feinsinnige Art von Neugier“, findet sie.
„Man wird ein wenig demütig, wie
gradlinig und klug diese Kinder sind
mit ihrem unverstellten Blick.“
Eine gute Erfahrung
Wie ihre Vorgänger haben sich auch
Marie, Zoe und Felix um das Amt beworben. Unterstützung bekommen
die drei KiBis von ihren Assistenten,
einem Gefolge aus Priestern, Diakonen, Mönchen und Ministranten –
alle im Ornat unterwegs. Als Grundgewand ist die weiße Albe geblieben,
bei den Diakonen ist es die Stola, bei
den Priestern das Messgewand, die
Kasel. Nur die Mönche tragen statt
der Albe eine Kutte. Die Bischöfe sind
durch ihre Insignien – Mitra, Stab,
Ring und Chormantel – erkennbar.
Assistenten und Gefolge helfen beim
Verfassen der Reden und Predigten.
Sie entwickeln Ideen, wie man Spenden einwerben kann, schreiben Briefe
und helfen ganz praktisch während
der Einführung der Kinderbischöfe
beim Einkleiden in den Ornat. Dabei
schaut unter den schönen Gewändern immer mal wieder ein Paar
Turnschuhe hervor. Denn bei allem
Gewicht und aller Würde des Amts
sind die drei Kinderbischöfe doch in
erster Linie eines: Sie sind Kinder. Ihr
Schatzkästlein ist in diesen Tagen
wieder etwas voller geworden.
Die Kinderbischöfe Zoe, Felix und Marie sind stolz darauf, für die Rechte der
Kinder eintreten zu dürfen.
20
Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie „Für mich ist Soziale Arbeit die dauernde Suche nach
dem glücklichen Moment, in dem sich alles fügt“, sagt
Michael Lindenberg, Professor an der Evangelischen
Hochschule. Doch auch das Scheitern gehört dazu.
Können Religion und Spiritualität Studierenden helfen,
konstruktiv mit den Herausforderungen ihres Berufs
als Sozialarbeiter umzugehen?
„Immer wieder muss ein neuer Anfang gemacht werden“, weiß Michael
Lindenberg, Professor an der Evangelischen Hochschule. Menschen können nicht zum Funktionieren gebracht
werden, das Leben muss für sie funktionieren. Doch nicht alle finden ihren Platz in der Gesellschaft. „Unsere
Aufgabe ist es, auch ihren Wert zu verdeutlichen und sie zu unterstützen.“
21
Spiritualität ist eine Form von Bildung
Fachtagung. Das Rahmenkonzept der ambulanten Sozialpsychiatrie in
Hamburg wird verändert. Im März veranstalten die Hochschule, die Hamburger
Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration und der Stiftungsbereich
Sozialpsychiatrie eine Fachtagung dazu.
Akkreditierung. Alle fünf Studiengänge sind erfolgreich akkreditiert. Neu ist der
berufsintegrierende BA-Studiengang „Soziale Arbeit & Diakonie – Pflege und
Teilhabe“, der gut nachgefragt ist. Insgesamt haben 200 Frauen und Männer
ein Studium neu aufgenommen.
Erfolg. 119 Studierende haben ihr Studium erfolgreich mit einem Bachelor oder
einem Master abgeschlossen.
Forschung. Die Ev. Hochschule begleitet wissenschaftlich das Modellprojekt
„Mit uns für alle“, das von der Lebenshilfe, Landesverband Schleswig-Holstein,
initiiert wurde.
22
Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie
Professor Dr. Michael Lindenberg ist
Sozialpädagoge und Kriminologe.
Seit 1993 lehrt er an der Evangelischen
Hochschule. Ein Interview.
Rund 400 Studierende studieren an
der Evangelischen Hochschule für
Soziale Arbeit & Diakonie, 119 haben
2014 ihren Abschluss gemacht. Was
bringt junge Leute dazu, bei Ihnen zu
studieren? Sind sie besonders idealistisch? In meinen Augen ist Soziale
Arbeit ein Beruf und keine Berufung.
Alice Salomon, eine Wegbereiterin
der Sozialen Arbeit, hat sinngemäß
gesagt: Allein die Regung des guten
Herzens reicht nicht aus. Sie kann sogar schädlich sein. Wenn Menschen
sich selbst als Idealisten bezeichnen,
als wohl „gute Menschen“, kann das
dazu führen, dass sie zu wissen glauben, was für andere richtig ist.
Was vermitteln Sie den Studierenden? Dass wir eben nicht wissen
können, was für andere Menschen
erstrebenswert ist, sondern nur sie
selbst. Und es wäre übrigens auch
völlig sinnlos. „Niemand kann für
einen anderen leben oder sterben“ –
so drückt das Alice Salomon aus. Erst
von dieser Haltung her macht es Sinn,
den Studierenden das Handwerkszeug für ihren Beruf zu vermitteln.
Dabei können wir nicht zeigen, wie
es im Einzelnen funktioniert. Wir
vermitteln ein bestimmtes Wissen,
aber die Könnerschaft selbst wird in
der Praxis erworben.
Aber Sozialarbeiter müssen auch
kontrollieren. Selbstverständlich.
Soziale Arbeit ist Teil staatlichen Handelns, wir greifen in seinem Auftrag
in das Leben anderer ein. Und gleichzeitig unterstützen wir sie. Gerade
deshalb ist mit Güte und Idealismus
nichts auszurichten, denn Idealismus macht blind gegenüber diesem
doppelten Auftrag des Stärkens und
Kontrollierens. Wir sprechen über ein
großes Konfliktpotenzial im beruflichen Alltag, sehr schwer auszuhalten,
immer wieder zu bedenken und
kollegial zu erörtern.
Wie verträgt sich das mit dem Menschenbild einer Evangelischen Hochschule? Menschenbild ist ein großes
Wort, und über das Menschenbild der
Evangelischen Hochschule wage ich
kaum zu sprechen. Ich hoffe sogar,
dass es das als festen Block nicht gibt,
denn Menschen sind verschieden und
besonders. Also in aller Vorsicht: Ich
sehe eine Verbindung von christlicher
und bürgerlicher Auffassung vom
Menschen. Der christliche Mensch ist
von Gott gewollt. Jeder Mensch ist
ein besonderer Glanz, jeder Mensch
strebt nach Verschiedenheit und
Besonderheit. Zugleich haben wir
Menschen einander versprochen,
dass wir bürgerliche Subjekte sind,
ausgestattet mit Rechten, die uns allen gleichermaßen zustehen. An der
Verwirklichung dieses Versprechens
müssen wir arbeiten.
Welche Rolle spielen Religion und
Spiritualität in der Sozialarbeit?
Spiritualität ist eine Form von
Bildung. Gebildet sein heißt, mit
einem anderen Menschen mitgehen zu können. Ich kann mir nicht
vorstellen, Spiritualität nur auf mich
selbst zu beziehen, sondern eher
darauf, mit einem anderen Menschen
mitzuschwingen. Martin Buber hat
dazu den Begriff des Zwischenmenschlichen geprägt. Der Raum
23
des Zwischenmenschlichen kann ein
spiritueller Raum sein, den spirituell
motivierte Sozialarbeiter in besonderer Weise erzeugen können.
Was sehen Sie als besondere Herausforderung des Berufs? Immer wieder
muss ein neuer Anfang gemacht
werden und immer wieder kommt
es zum Scheitern. Man findet eine
Wohnung für einen Klienten und
er zieht nicht ein. Oder sie ist nach
einer Woche verwahrlost oder wird
nach dem ersten Monat nicht mehr
bezahlt. Die Momente des Scheiterns
sind vielfältig und zahllos. Doch es
gibt auch glückliche Momente, in
denen sich alles fügt, auch wenn wir
nicht genau wissen, warum. Für mich
ist die Soziale Arbeit die dauernde Suche nach dem glücklichen Moment,
in dem sich alles fügt.
Ist es Aufgabe der Sozialarbeiter,
Menschen zum Funktionieren zu
bringen? Na klar! Aber selbstverständlich ist auch klar, dass Menschen nicht funktionieren, wenn sie
angeschoben werden, sondern nur,
wenn sie selbst es wollen. Es muss für
sie selbst funktionieren. Ihre Frage
geht aber weiter, sie weist darauf hin,
dass es Menschen gibt, die ihren Platz
dauerhaft nicht finden, eben nicht
„funktionieren“. Unsere Aufgabe ist
es, auch ihren Wert zu verdeutlichen
und sie zu unterstützen. Eine Unterteilung in würdige und unwürdige
Hilfeempfänger darf es nicht geben,
das müssen wir entschieden bekämpfen. Und in diesem Kampf hilft
uns das christliche Menschenbild in
besonderer Weise.
Wie sind die Perspektiven für Ihre
Studierenden? Es besteht ein hoher
gesellschaftlicher Bedarf, unsere
Studierenden können derzeit relativ
zügig Arbeit finden. Bei uns melden
sich Träger, die sie schon während
des Studiums gewinnen wollen.
Die schlechte Bezahlung ist selbstverständlich Dauerthema, sehr zu
recht, doch ich beobachte eine ganz
allmähliche Steigerung der Wertschätzung des Berufes. Wir werden
als Troubleshooter wahrgenommen,
die unterstützt werden müssen. Das
Bild hat sich gewandelt.
Für Professor Michael Lindenberg ist
Spiritualität eine Form von Bildung.
24
Evangelische Berufsschule für Pflege Religion mit
Leben füllen, das klappt am besten ganz praktisch,
findet Katja Scherer. Die Religionslehrerin weiß, wie
sie bei ihren Schülerinnen und Schülern Verständnis
dafür weckt, dass Glaube bereichern kann und einen
Bezug zum Alltag in der Pflege hat. So bekommen die
angehenden Pflegekräfte das richtige Handwerkszeug
für ihren Beruf.
Für Katja Scherer ist es selbstverständlich, offen mit der eigenen Glaubensgeschichte umzugehen. So schafft sie
ein Klima von Offenheit, in der auch
Zweifel und Kritik einen Platz haben.
„Glaube ist nicht statisch“, weiß die
Religionslehrerin. Und so nimmt sie
aus der Begegnung mit ihren Schülerinnen und Schülern auch viel für ihr
eigenes Leben mit, das sie stärkt.
25
So lebensnah ist Religion
Initiative. LinDe, die Landesinitiative Demenz, steht für Weiterentwicklung
der Angebote für Menschen mit Demenz in stationären Einrichtungen.
Die Berufsschule koordiniert in dem Projekt den Beraterpool, der zwölf
Einrichtungen in Hamburg in diesem Prozess begleitet.
Ausbildung. Im August beginnt mit 28 jungen Menschen der erste
Ausbildungsgang in Gesundheits- und Pflegeassistenz.
Umzug. Im Oktober zieht die Evangelische Berufsschule für Pflege in die neuen,
größeren Räume in der Weidestraße im Hamburger Stadtteil Barmbek.
Abschluss. 48 Frauen und Männer haben erfolgreich ihre Ausbildung
abgeschlossen. Vier von ihnen, nämlich Ella Genrichs, Jonas Parchmann, Elzbieta
Kolmeyer und Katrin Thiess, gehören zu den Jahrgangsbesten in Hamburg.
26
Evangelische Berufsschule für Pflege
Dass Religionsunterricht nicht
trocken und langweilig sein muss,
beweist Katja Scherer ihren Schülerinnen und Schülern in jeder Unterrichtsstunde, die sie an der Pflegeschule gibt. „Viele sind zu Anfang
sehr skeptisch“, weiß die 39-Jährige.
„Zahlreiche Pflegekräfte sind muslimisch, andere kommen aus den
ostdeutschen Bundesländern und
haben keine Kirchenbindung.“ Mit
einem „Religionsgespräch“, wie es
im Lehrplan hieß, locke man keinen
dieser Schüler hinterm Ofen hervor.
„So können wir kein Verständnis
dafür wecken, warum Religion für sie
und für den alten Menschen, den sie
betreuen, relevant sein könnte.“
Lebensnah und praktisch
Deshalb hat die Religionslehrerin ein
neues Curriculum entwickelt, das sich
an den Lernfeldern der Ausbildung
orientiert. Lebensnah und praktisch
soll es sein und Katja Scherer kann es
frisch und sehr lebendig vermitteln.
Denn sie ist vor allem eines: ganz sie
selbst. Offen, selbstkritisch und bemerkenswert gut gelaunt geht sie in
die Diskussion. „So kann ich Religion
mit Leben füllen.“
Kritik und Fragen erwünscht
Ihr Glaube ist nicht statisch, er lebt
und wächst. „Dazu gehört auch, dass
ich an Gott gezweifelt habe“, gibt sie
zu. Als sie 16 Jahre alt war, starb ihre
Tante, damals junge Mutter einer
anderthalb Jahre alten Tochter. Das
erzählt sie ihren Schülern, denn sie
weiß, wie wichtig es ist, die eigene
Glaubensgeschichte zu vermitteln.
Totenstill sei es dann in der Klasse,
„richtig unheimlich.“ Doch so kommen gute Gespräche in Gang. „Wenn
ich Schüler mit meinen Glaubenszweifeln konfrontiere, dann sind sie
überrascht von dieser Offenheit und
davon, dass es okay ist zu zweifeln.
Wer nicht an Gott zweifelt, da frage
ich nach“, stellt Katja Scherer fest.
Mancher Schüler kann bei solchen
27
Thesen kaum glauben, dass man in
der Kirche so kritisch sein darf. „Ich
bitte darum“, sagt sie nachdrücklich.
Genauso frei erzählt sie, dass sie
beileibe nicht jeden Sonntag in die
Kirche geht: „Ich schlafe gern mal aus.
In die Kirche gehen, das kann man
machen, aber Gott hat uns auch für
die Selbstpflege gemacht. Nächstenliebe heißt ja nicht umsonst, deinen
Nächsten zu lieben wie dich selbst.“
Praktische Selbsterfahrung
In einem so offenen Klima können die
Schüler sich der Vorstellung öffnen,
dass Glaube stärkt und auch einen
Bezug zum beruflichen Alltag hat.
Katja Scherer legt in ihrem Unterricht
viel Wert auf ganz praktische Erfahrungen. Als gelernte Kinderkrankenschwester, die im Anschluss Gesundheitswissenschaften und Theologie
studiert hat, verfügt sie über das entsprechende Handwerkszeug. Wie das
im Unterricht aussieht? Das Lernfeld
„Atmen“ etwa eigne sich prächtig zur
Selbsterfahrung. „Ich jage die Schüler
ein paar Mal durchs Treppenhaus, bis
sie kurzatmig werden“, sagt sie mit
ein klein wenig Schadenfreude in der
Stimme. „So erfahren sie am eigenen
Leib, wie es einem Menschen geht,
der wenig Luft bekommt.“ Im Lernfeld „Körperpflege“ könne sie besonders gut vermitteln, wie bedeutsam
Respekt ist. In der Pflege gebe es die
Variante, Menschen flach liegend zu
waschen. Im Selbstversuch stellen die
Schüler sehr schnell fest, wie unangenehm ihnen das ist, so gewaschen zu
werden und dabei so hilflos zu sein.
Diese Selbsterfahrung macht ihnen
nachdrücklich klar, wie wichtig eine
Begegnung auf Augenhöhe ist.
Religionsunterricht vermittelt
Handwerkszeug
Natürlich werden auch Sterben und
Tod thematisiert. „Der seelsorgerliche
Aspekt dabei bedeutet, handlungsfähig zu sein und Rituale zu haben,
um Nähe herzustellen – für den
Pflegekunden, aber auch für mich
selbst.“ Abschiedsrituale sind sehr
individuell, weiß Katja Scherer. Immer
wieder erlebe sie bei den Schülern,
wie wichtig die Biographiearbeit ist.
„Wenn sie viel über das Leben des
Pflegekunden wissen, dann können
sie auch loslassen. ‚Ich gönne ihm den
Tod, er hat so viel geschafft und viel
gelitten‘, höre ich manchmal.“
Altenpflege kann für junge Menschen eine Bereicherung, aber auch
eine Herausforderung sein. Themen
wie sexuelle Belästigung durch
Pflegekunden oder Rassismus gegen
farbige Schüler werden in Katja Scherers Unterricht selbstverständlich
thematisiert. „Sich darüber aufzuregen bringt nichts, die Kraft brauchen
die Schüler für sich“, weiß sie. Sie
vermittelt ihnen das Handwerkszeug,
den Konflikt zu entschärfen, sich Unterstützung zu suchen. „So lebensnah
ist Religion!“
Katja Scherer liebt ihre Arbeit, „die
kleinen Momente, die man wie ein
Mosaik sammelt, machen ein riesengroßes Bild. Das ist herrlich. Meine
Schüler sind meine bunten Mosaiksteine, strahlend bunt!“
In Katja Scherers sehr praxisbezogenem Religionsunterricht wird Glaube
buchstäblich begreifbar.
Glaube, Liebe, Hoffnung
Stark. Im Februar bündeln die vier nördlichen diakonischen Gemeinschaften
ihre Interessen und gründen den Verband der diakonischen Gemeinschaften in
der Nordkirche.
Gemeinsam. Vom 11. bis 14. September findet der 43. Brüder- und Schwesterntag
statt zu dem Thema „Alles, was R(r)echt ist“ statt. 160 Brüder und Schwestern
treffen sich, um sich auszutauschen, zu diskutieren – und zu feiern.
Eingesegnet. Am 14. September werden 13 neue Diakoninnen in einem
feierlichen Gottesdienst eingesegnet und in die Brüder- und Schwesternschaft
aufgenommen.
Würdig. Das älteste Mitglied der Brüder- und Schwesternschaft, eine
Brüderwitwe, ist 104 Jahre alt, das jüngste 23.
28
Brüder- und Schwesternschaft
Glaube ist auch für Diakoninnen und
Diakone keine Selbstverständlichkeit.
„Über die Brüder- und Schwesternschaft des Rauhen Hauses heißt es
immer: Die glauben ja sowieso“, sagt
Konviktmeisterin Claudia RackwitzBusse lachend. „Nur weil ich Diakonin
bin, bin ich nicht immer sicher in meinem Glauben. Auch ich habe nicht
immer Zugänge zu meinen sinn- und
glaubensgebenden Kräften.“
Vertrauen und Respekt
Stärkung und Rückbesinnung erfährt
sie in der Brüder- und Schwesternschaft des Rauhen Hauses. „Hier bin
ich mit Männern und Frauen in einem Rahmen zusammen, in dem ich
gewiss sein kann, dass sie eine Sensibilität und Hellhörigkeit haben.“
Vertrauen und Respekt zu erfahren,
sich sicher zu fühlen im Austausch,
das schätzt die 55-Jährige besonders.
„Anteil zu nehmen und mitzutragen,
was in anderen zum Klingen kommt,
das gehört für mich selbstverständlich dazu.“
Glaube ist für Claudia Rackwitz-Busse
„mein Hoffen und mein Herzensgebet, mein Vertrauen darin, dass Gott
wirkt.“ Um lebendig und greifbar zu
sein, braucht Glaube Praxis und Rituale. „Jedes unserer Treffen beginnt
mit einer Andacht, einer kleinen
liturgischen Form. Wir arbeiten viel
mit Symbolen, vertrauten Texten und
Liedern. Das große Spektrum, in das
jeder etwas einbringt aus der eigenen Glaubensbiographie, was jeder
zu teilen bereit ist, das ist ein Schatz
in dieser Gemeinschaft.“
Lebendiges Miteinander
Die Gemeinschaft hat eine lange
Tradition. Sie geht auf die Gründungszeit der Stiftung zurück. Seit
1970 sind auch Frauen dabei. Über
650 Mitglieder, meist Diakoninnen
und Diakone, zählt die geistliche Gemeinschaft des Rauhen Hauses. Sie
kommen aus den unterschiedlichsten
Berufen, schätzen die Gemeinschaft
und den Austausch über die Generationen hinweg. Das geschieht in den
zwölf Konvikten, die sich bundesweit
treffen. Alle zwei Jahre treffen sich
alle Mitglieder zum Brüder- und
Schwesterntag. Seit 15 Jahren kommen einige von ihnen darüber hinaus
29
zu Einkehrtagen zusammen, einem
Wochenende mit Begegnung, Meditation und klösterlicher Stille. „Das
ist uns sehr wichtig“, erklärt Claudia
Rackwitz-Busse.
Seit 30 Jahren ist sie selbst dabei,
fünf Jahre davon in der Leitungsfunktion, und noch immer freut
sie sich daran, wie viel sich in ihrer
Gemeinschaft auftut und bewegt.
„Wie viele Talente da sind, die Glaube
in Sprache fassen können und die
sich immer wieder auf neue Wege
begeben“, sagt sie zufrieden. „Wenn
bei einer Andacht fünfzig Brüder und
Schwestern aller Generationen in den
Mantel des Gebets schlüpfen und
es als gemeinschaftliche Stärkung
teilen.“ Dies sind dann die besonderen Momente, die den Schatz der
Gemeinschaft deutlich machen.
Gemeinschaft zu schaffen gehört zu
den Aufgaben der Konviktmeisterin
der Brüder- und Schwesternschaft des
Rauhen Hauses. Die Schönheit, Vielfalt und Stärke dieser Gemeinschaft
berührt Claudia Rackwitz-Busse auch
nach dreißig Jahren der Zugehörigkeit
immer noch.
Zeigen, was uns bewegt
Veranstaltungen. Über das ganze Jahr verteilt finden Veranstaltungen statt, die
durch die KOM begleitet werden: Public Viewing auf dem Stiftungsgelände zum
ersten WM-Spiel der deutschen Fußballmannschaft, die Fachtagungsreihe der
Kinder- und Jugendhilfe oder der Stiftungsgeburtstag.
Wandel. Das Projekt „Flexibel bleiben“ endet im Dezember. Es hat sich über
zwei Jahre mit generationssensibler und altersgerechter Personalentwicklung
befasst.
Fragen. Das Rauhe Haus hat seine Mitarbeitenden über Zufriedenheit und
Gesundheit befragt.
Adventskranz. Der Wichern‘sche Kranz wird 175 Jahre alt. Ein Kranz steht in der
Rathausdiele und einer hängt im Hamburg Museum.
30
Kommunikation
Das Rauhe Haus ist eine feste Größe
in der Stadt – aber wie wird es wahrgenommen? Dieses Bild zu gestalten
ist eine maßgebliche Aufgabe der
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
der Stabsstelle Kommunikation
(KOM). „Wir sind Mosaikkünstler“,
beschreibt Redakteurin Ulrike Großbongardt die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. „Im Rauhen Haus gibt es
viele verschiedene bunte Steinchen,
aus denen wir ein großes Bild zusammensetzen.“
Wiedererkennungswert halten
In den Büros im Obergeschoss im
Haus Anker laufen die Fäden zusammen, wenn es um das öffentliche
Bild des Rauhen Hauses geht, etwa
durch Pressemeldungen, durch Flyer,
Broschüren, Jahresberichte, durch
Führungen, bei Spendenprojekten
und beim Internetauftritt. „In den
vergangenen Jahren ist es immer
besser gelungen, Das Rauhe Haus
gut wiedererkennbar und mit seiner
unverkennbaren Wort- und Bildsprache zu transportieren“, so Ulrike
Großbongardt. Dass öffentliche Bilder auch eine Basis brauchen, darauf
weist Pressesprecher und Leiter der
31
Stabsstelle, Uwe Mann van Velzen,
hin: „Die Bereiche des Rauhen Hauses
haben jeweils ihr eigenes spezifisches Selbstverständnis und auch
ihre eigene Öffentlichkeit. Deshalb
brauchen wir gemeinsame Strukturen und immer wieder gemeinsame
Prozesse, damit das Gesamtbild
stimmig ist und getragen wird.“
Mehr als Tradition
Das Rauhe Haus ist zwar mit seinem
berühmten Gründer Johann Hinrich
Wichern und seiner langen Geschichte bekannt, längst aber auch ein
moderner sozialer Dienstleister geworden, „der sich an dem orientiert,
was wichtig und aktuell ist“, ergänzt
Ulrike Großbongardt.
Dazu gehört stets, die Zielgruppen
im Auge zu behalten. „Wenn wir
jüngere Menschen am Rauhen Haus
teilhaben lassen wollen, müssen wir
uns auf ihren Wegen bewegen“, weiß
Ulrike Großbongardt. Präsenz in neuen Medien und sozialen Netzwerken
ist wichtig. „Wir wollen mehr Blicke
hinter die Kulissen ermöglichen und
zeigen, was Menschen im Rauhen
Haus bewegt.“
Schätze im Rauhen Haus
Diese Menschen sind der Schatz des
Rauhen Hauses. Ihre Geschichten zu
erzählen ist ein wesentlicher Teil der
Arbeit der KOM. Geschichten wie die
der Gruppe behinderter Menschen,
die im Sommer 100 Kilometer auf
dem Jakobsweg in Spanien gepilgert
sind. „Das zu erzählen ist spannend
und baut Schwellen ab“, findet Ulrike
Großbongardt. Es macht neugierig
und ermöglicht einen Blick in eine
Welt, die vielen Menschen bisher
immer noch verschlossen bleibt, der
aber Voraussetzung für Inklusion ist.
Hier zeigt sich das Selbstverständnis
des Rauhen Hauses ebenso wie das
Berufsverständnis der Kommunikationsleute im Haus Anker.
Uwe Mann van Velzen, Pressesprecher und Leiter der Stabsstelle
Kommunikation, und Redakteurin
Ulrike Großbongardt sorgen für
einen „guten Draht“ des Rauhen
Hauses in die Öffentlichkeit.
Ein Ort für Nachtschwärmer
Gutes Gespräch. Im Mai wird auf dem Diakonischen Sofa die Frage
diskutiert: „Was heißt hier schon verrückt?“ Mit der Talkrunde gewährt die
Sozialpsychiatrie Einblicke in ihre Arbeit.
Aus Anlass. Mit 24 Anlassspenden aus Trauerfällen, Jubiläen, Geburtstagen und
goldenen Hochzeiten kommt ein Gesamtbetrag von 42.129,44 Euro zusammen.
Der Betrag fließt in die Unterstützung verschiedener Projekte.
Public Viewing. Zum ersten Deutschlandspiel der WM gegen Portugal am
16. Juni kommen über 650 Besucher auf das Stiftungsgelände. Die Stimmung
ist fantastisch, Deutschland gewinnt mit 4:0. Alle Erlöse aus dem Essen- und
Getränkeverkauf gehen als Spende für den Bolzplatz an die Wichern-Schule.
32
Spenden
Ein kleiner Snack, ein gemeinsames
Spiel oder ein bisschen Bewegung zu
später Stunde: Das ist das Angebot,
das wir im Nachtcafé den Bewohnern des Hauses Weinberg machen.
Insbesondere bei Menschen mit einer
demenziellen Erkrankung gerät der
Schlafrhythmus häufig durcheinander, so dass die Betroffenen putzmunter sind, während die Anderen
schlafen wollen. Mit dem Nachtcafé
wollen wir ihnen einen Ort bieten,
an dem sie gemeinsam mit anderen
zusammensein können. So laufen sie
nicht über die Flure und stören die,
die schlafen wollen.
Das Nachtcafé öffnet seine Tür
Mit 9.900 Euro Spenden aus dem
Jahr 2014 können wir im Jahr 2015
das Nachtcafé eröffnen. Wir starten
zunächst an drei Tagen in der Woche,
um zu testen, wie das Angebot
angenommen wird. Langfristig soll
das Nachtcafé an sieben Tagen – oder
besser: an sieben Abenden – in der
Woche angeboten werden.
Kicken in der Pause
Unser Hauptspendenprojekt im
Jahr 2014 war der neue Bolzplatz
für die Wichern-Schule. Hierfür
33
konnten wir 99.305 Euro an Spenden
einnehmen. In den Sommerferien
2015 werden wir mit dem Bau des
Bolzplatzes beginnen, der aus einem
sogenannten Street-Soccerplatz mit
drei Feldern und einem Kletterhügel
bestehen wird. Beides hatten sich
die Schüler der Wichern-Schule für
ihren Schulhof gewünscht. Die für
den Kletterhügel noch fehlenden
Spenden hoffen wir im Jahr 2015 zu
bekommen.
Zeit für Kinder bei Kinderzeit
Ein weiteres wichtiges Projekt
war auch im Jahr 2014 das Projekt
Kinderzeit der Kinder- und Jugendhilfe des Rauhen Hauses. Für dieses
Projekt kamen insgesamt 41.656,34
Euro an Spenden zusammen, die in
den beiden Kinderzeit-Gruppen in
Wilhelmsburg und Billstedt Verwendung fanden. Das Angebot von Kinderzeit richtet sich an Kinder, deren
Familien sich aus unterschiedlichen
Gründen in einer schwierigen Lage
befinden. Bei Kinderzeit stehen die
Wünsche und Bedürfnisse der Kinder
im Vordergrund. Grundlegend für
alle Aktivitäten ist der Gedanke, dass
Kinder Zeit und Orte brauchen, die
für sie von der Schwere des Alltags
befreit sind.
Wir sagen Danke!
Insgesamt haben wir im Jahr 2014
1,1 Mio. Euro an Spenden erhalten,
durch die wir weitere zusätzliche
kleinere und größere Maßnahmen
umsetzen konnten. Hierfür möchten
wir allen Spenderinnen und Spendern, Unternehmen und Stiftungen
danken, die mit Ihrer Förderung dazu
beigetragen haben.
Anna Hassel wird das Nachtcafé im
Haus Weinberg führen, ein Angebot
speziell für an Demenz erkrankte Menschen. Rund 65 Prozent der Bewohner
gehören dazu.
Ein tolles Team
Gelaufen. Am Trialogischen Triathlon nimmt Das Rauhe Haus mit 20 Teams teil.
Jeweils ein Betreuter, ein hauptamtlicher Mitarbeiter und ein Freiwilliger bilden
ein Staffelteam für die drei Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen.
Präsent. Das Rauhe Haus ist bei der großen Freiwilligen-Börse Aktivoli und bei
der Ehrenamtsmesse in Henstedt-Ulzburg vertreten, um sich zu zeigen und
neue Freiwillige zu gewinnen.
Willkommen. Zwölf neue Freiwillige engagieren sich im Rauhen Haus und
verstärken die bestehende Gruppe der 185 Ehrenamtlichen.
34
Freiwilliges Soziales Engagement
Wenn in den Pfannen von Sigrid Matzen und Barbara Fey die Kartoffelpuffer brutzeln, freuen sich nicht nur die
Bewohnerinnen und Bewohner des
Alten- und Pflegeheims Haus Weinberg. „Das duftet so herrlich. Macht
ein paar mehr!“, ruft eine Mitarbeiterin im Vorbeigehen lachend.
Zweimal im Monat bereiten die beiden Freiwilligen Sigrid Matzen und
Barbara Fey gemeinsam mit einigen
Bewohnern ein warmes Abendessen
zu. Für manche von ihnen ist das der
Höhepunkt der Woche. „Einige kommen früher, bringen sogar ihr eigenes
Messer mit und können es kaum
erwarten, bis es mit dem Schnippeln
und Rühren losgeht“, erzählt Sigrid
Matzen strahlend.
Durch ein Praktikum ins Rauhe Haus
Vor zwei Jahren hat die ausgebildete
Hauswirtschaftsleiterin die Gruppe
ins Leben gerufen. Bereits seit 2003
ist sie als Freiwillige im Rauhen Haus
tätig, hat lange eine Backgruppe
geleitet und bietet ein gern genutztes Gedächtnistraining an. „Nach
dem Tod meiner Mutter hatte ich
Zeit“, sagt die 71-Jährige schlicht.
Sie absolvierte eine Ausbildung zur
Seniorenbegleiterin und kam über
ein Praktikum zum Rauhen Haus. „Da
bin ich geblieben“, sagt sie.
Rund zwanzig Freiwillige sind mittlerweile im Haus Weinberg dabei.
Manche machen Begleitungen bei
den vielen verschiedenen Veranstaltungen und Ausfahrten, es gibt einen
Fahrdienst für den Ausflugsbus, eine
Dame schneidert zuhause für die
Bewohner.
Barbara Fey hatte ihre demente Mutter acht Jahre lang zuhause gepflegt,
„bis es 2008 für uns beide nicht mehr
ging“. Das Haus Weinberg, gleich
in der Nachbarschaft gelegen, war
eine gute Lösung. Die Fotolaborantin
besuchte die Mutter regelmäßig und
unterstützte sie weiterhin. „Irgendwann erweitern sich die Kreise, so bin
ich da reingewachsen.“
Mehr als eine Mahlzeit zubereiten
Sigrid Matzen und Barbara Fey genießen es, wenn sich die Bewohner auf
das gemeinsame Abendessen freuen.
„Da sitzen wir bunt, nicht wie sonst
bei den Mahlzeiten. So kommen ganz
neue Gespräche zustande“, hat Barbara Fey beobachtet. Sigrid Matzen
35
freut sich, wenn auch Bewohner mit
Einschränkungen mobilisiert werden
wie eine Dame, die Arthrose in einer
Hand hat. „Eine Freiwillige hält das
Gemüse oder Obst mit der Gabel fest,
so kann sie es mit der gesunden Hand
schneiden“, beschreibt sie.
Die beiden Freiwilligen verstehen
sich blind. „Zumindest in der Küche
haben wir eine Wellenlänge“, sagen
sie lachend. „Schöner kann es nicht
sein“, findet Sigrid Matzen. „Ich hätte
mir diese Arbeit mit keiner anderen
vorstellen können.“ Da ist Barbara
Fey doch ein bisschen gerührt.
Wenn Barbara Fey (links) und
Sigrid Matzen gemeinsam mit den
Bewohnern des Hauses Weinberg in
den Töpfen rühren, dann schaffen
sie Gemeinschaft. „Beim geselligen
Abendessen kommen ganz neue
Gespräche zustande“, freuen sich
die beiden Freiwilligen.
Bereicherung für beide Seiten
Kontakt. Es werden neue Kontakte zu zwölf Unternehmen hergestellt. Zu sieben
weiteren Unternehmen gibt es bereits Verbindungen.
Garten. Airbus engagiert sich: 15 Mitarbeitende kommen und bauen im Garten
eines Wohnhauses des Bereichs Sozialpsychiatrie ein Gartenhäuschen.
Ausflug. Für die Bewohner des Hauses Weinberg ist der große Ausflug im
Sommer ein Highlight. Reemtsma begleitet die Senioren mit 15 Mitarbeitenden.
36
Engagement von Unternehmen
Soziales Engagement ist bei Colt
Technology Services GmbH selbstverständlich. Das IT-Unternehmen
mit Niederlassungen in ganz
Deutschland ermöglicht es seinen
Mitarbeitern mit zwei bezahlten
Urlaubstagen, sich gemeinsam für
ein Projekt zu engagieren. 2014 war
die Hamburger Gruppe zum ersten
Mal beim Rauhen Haus aktiv: Sie
organisierte einen Ausflug in einen
Barfußpark zusammen mit behinderten Menschen aus Kattendorf. „Wir
möchten lokal etwas Nachhaltiges
machen“, sagt Senior Manager Thomas Schmückle. „Wir wollen uns als
Menschen einbringen und anderen
Menschen helfen.“
Menschen Freude bereiten
Colt Hamburg will sich als Gruppe
nachhaltig an rund drei Terminen im
Jahr engagieren. Ein weiterer Punkt:
„Geld steht nicht im Fokus unseres
Engagements“, erläutert Thomas
Schmückle. Für kleinere Kosten sei
zwar ein Geschäftspartner als Sponsor gefunden worden, doch „Geld ist
sekundär. Wichtig ist uns, als Gruppe
Mehrwert und Freude zu schaffen.“
Das richtige Umfeld fand Colt beim
Rauhen Haus. Reinhard Förtsch,
zuständig für das Freiwillige Soziale
Engagement, brachte die Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderung in Kattendorf ins Gespräch.
Ganz neue Erfahrungen
Wenige der Colt-Mitarbeiter haben in
ihrem Leben Berührungspunkte mit
Menschen mit Behinderungen. „Dass
unser Bild von Behinderungen sehr
beschränkt war, haben wir schnell
begriffen“, sagt Thomas Schmückle
lachend. Sie hätten nur an körperliche oder geistige Behinderungen
gedacht, nicht daran, dass Menschen
Schwierigkeiten haben könnten, zu
anderen Kontakt aufzunehmen. „Sie
brauchen Nähe, Vertrauen, Wärme,
um so einen Tag zu erleben.“
An einem sonnigen Tag im September trafen sich 18 Colt-Mitarbeiter
und zehn Betreuer und Bewohner
aus Kattendorf zu einem gemeinsamen Ausflug und Mittagessen.
37
Beeindruckt hat Thomas Schmückle,
wie manche der Bewohner dabei
aufblühten.
„Ich bin ganz selbstverständlich jedes
Wochenende mit meinen Kindern
unterwegs“, sagt der Senior Manager nachdenklich. „Für diese Gruppe
war dieser eine Ausflug schon ein
Highlight.“
Was er von diesem Tag mitgenommen hat? „Ein solches Erlebnis ist ein
Abbauen von Hürden im Kopf“, findet
er. „Das sind ganz normale Menschen.
So wie wir unsere Macken haben, die
vielleicht nicht als Behinderungen
anerkannt sind, haben sie halt auch
ihre Einschränkungen.“ Für 2015
sind schon neue Aktionen geplant.
„Es braucht nicht viel, um Menschen
glücklich zu machen“, hat Thomas
Schmückle gelernt. Das gilt für die
Colt-Mitarbeiter genauso wie für die
Menschen im Rauhen Haus.
Für Thomas Schmückle, Senior Manager bei Colt, und seine Mitarbeiter hat der Ausflug mit einer Gruppe
behinderter Menschen aus dem Rauhen Haus die Sicht auf die Welt verändert. „So werden Hürden im Kopf
abgebaut“, hat er begriffen – und gelernt, Normalität anders und neu zu
definieren.
Glaube öffnet Räume
Anfang. Pastorin Corinna Peters-Leimbach tritt zum 1. Juni ihre Stelle als
Seelsorgerin im Rauhen Haus an.
Auszeit. Es finden vier Oasentage sowohl für Mitarbeitende als auch für
Betreute statt.
Geburtstag. „Alles, was R(r)echt ist“ ist das Thema des Gottesdienstes zum
Stiftungsgeburtstag im September. Gemeinsam mit Klientinnen und Klienten
der Sozialpsychiatrie und der Brüder- und Schwesternschaft wird er gestaltet.
Advent. An jedem Werktag der Vorweihnachtszeit gestalten Mitarbeitende den
„Lebendigen Adventskalender“, immer an einem anderen Ort.
38
Seelsorge
Seit dem Sommer 2014 hat Das Rauhe Haus eine neue Seelsorgerin: Die
Hamburger Pastorin Corinna PetersLeimbach (45) ist für Mitarbeitende
und für Betreute gleichermaßen da.
Ein Interview.
Was bedeutet für Sie Religionssensibilität? Jeder Mensch ist tendenziell
religiös, wenn auch nicht zwingend
im konfessionellen Sinn. Aber die
Fragen nach dem Woher und Wohin
sind in jedem vorhanden. Der Glaube
kann Menschen stärken, ihnen Kraft
geben. Ich weiß, wo meine eigenen
Kraftquellen sind. Mich im Guten
daran zu erinnern, wem ich dafür
danke – über die Menschen hinaus,
die mir nahe sind – und im Schlechten zu wissen, wohin meine Angst
und Klage gehen können, das ist ein
großer Schatz.
Können Sie Menschen im Rauhen
Haus einen Zugang zu ihrer eigenen
Kraftquelle in sich selbst erschließen?
Am besten geht das über den persönlichen Kontakt. Wenn sie erleben,
dass die Pastorin ein Mensch wie du
und ich ist, dann kommen wir ins
39
Gespräch. Wichtig ist es in meiner Arbeit, das Stärkende herauszuarbeiten,
ohne den Menschen etwas überzustülpen. Das ist besonders wichtig
bei Menschen, die religionsfern sind
und Kirche oft als eng und gebunden erleben. Als Seelsorgerin bin
ich gelegentlich mit dem Vorurteil
konfrontiert, dass die Kirche sich seit
den Kreuzzügen nicht weiterentwickelt habe. So ist es glücklicherweise
nicht! Kirche muss sich immer wieder
reformieren – dieser Leitsatz der
evangelischen Kirche trägt die Frage
in sich, welche alten Botschaften tragen und welche können wir modern
tradieren, ohne dass sie abschrecken.
Dafür braucht es Begegnungen, denn
gegen das, was nicht ausgesprochen
ist, kann ich nicht anarbeiten.
Ist Glaube alltagstauglich? In jedem
Fall. Er hat Rituale, die tragen, mit
denen wir Räume öffnen können,
egal ob mit einem Lied oder einem
Gebet. Oasentage sind ein guter
Weg, dies zu vermitteln. Es gehört
dazu, dass gesungen wird, dass wir
mit einer Andacht beginnen, dass ein
Bibeltext seinen Ort findet. Bei unserem letzten Oasentag haben wir die
Geschichte von Elia gewählt, der unter dem Wacholderbusch einschläft,
und haben Menschen sich in den
Wacholderbusch hineinversetzen
lassen. Was hat der denn gedacht?
Vielleicht, dass er immer nur ausgenutzt wird. Wie viel ist da auf einmal
von realer Tätigkeit enthalten? Wir
alle sind manchmal der Wacholderbusch für jemanden. Das haben alle
verstanden.
Was ist für Sie das Wesentliche am
Glauben? Die unverfügbare große
Liebe Gottes. Mit dem Glauben wird
mir etwas geschenkt. Ich bin angenommen, so wie ich bin. Ich muss mir
nichts erarbeiten.
Corinna Peters-Leimbach, Seelsorgerin im Rauhen Haus, unter einem Wacholderbusch – ein Motiv, das angelehnt ist an die Geschichte von Elia, der
unter dem Wacholderbusch einschläft.
Beim letzten Oasentag spielte sie eine
besondere Rolle. Glauben erlebbar zu
machen für Mitarbeiter und Betreute
des Rauhen Hauses, das sieht die Pastorin als ihre Aufgabe.
Wandel mit Augenmaß
Nostalgie-Schlager. In ihrem nostalgischen Geburtstagsheft „Wie‘s früher
war“ lässt Ingrid Zimmermann Zeitzeuginnen zu Wort kommen. Von dem Heft
werden 112.000 Exemplare verkauft.
Bibel-Garten. Obwohl Kirchengemeinden in ihren Budgets eingeschränkt sind,
wird das gebundene Buch „Blühen wie die Lilien“ gut nachgefragt. Die Lektüre
über den Garten in der Bibel wird 7.000-mal verschickt.
Claudius-Jahr. Im Januar 2015 jährt sich der Todestag von Matthias Claudius
zum 200. Mal. Der Bildband und das Fundus-Heft werden gut angenommen:
6.700 Bände und 30.000 Hefte werden verkauft.
Agentur-Gewinn. Die Agentur und die Reise- und Versandbuchhandlung r+v
führen ihre Gewinne in die Arbeit des Rauhen Hauses ab.
40
Agentur und r+v
Auch bei der Agentur des Rauhen
Hauses ist der Kunde König. „Er
entscheidet, was er mit uns tun will“,
weiß Dr. Martin Sterr, seit Oktober
2014 neuer Geschäftsführer der
Agentur. Doch der Kunde verändert
sich – und damit auch seine Wünsche
und Bedürfnisse. Der Strukturwandel
der Kirchen zeigt Auswirkungen. Es
gibt immer weniger Pastorinnen
und Pastoren, die für Aufgaben wie
Besuchsdienste immer weniger Zeit
haben: „Ihr Tätigkeitsfeld verändert
sich dramatisch.“
Politikwissenschaftler und Journalist
Martin Sterr weiß um die Herausforderung und nimmt sie gern an.
Seit vielen Jahren ist der 50-Jährige
in den Bereichen konfessionelles
Medien- und Buchwesen, Marketing
und Vertrieb tätig. Der gebürtige
Baden-Württemberger studierte in
Freiburg und Wien, promovierte in
Politikwissenschaft, lehrte unter anderem an der Universität Rostock und
in den USA, bevor er mit 35 beschloss,
41
noch mal etwas anderes im Leben zu
versuchen: Martin Sterr sattelte um
und wurde Journalist. Er war für die
damalige Nordelbische Kirchenzeitung, heute die Evangelische Zeitung,
und den Schleswig-Holsteinischen
Zeitungsverlag tätig. „Journalismus
ist toll, da kann man sich mit allem
beschäftigen, was einen interessiert“,
findet er.
Martin Sterr kennt den Markt
In seiner journalistischen Tätigkeit
koordinierte er bereits den Anzeigenbereich der Evangelischen Zeitung für
Hamburg und Schleswig-Holstein, er
entwickelte zahlreiche erfolgreiche
Sonderpublikationen und Supplements mit außerkirchlichen und ökumenischen Partnern. Knapp drei Jahre lang leitete er die Konpress Medien
eG in Frankfurt am Main. „Das ist die
bestfunktionierende ökumenische
Verbindung in Deutschland“, erklärt
er. In der Vermarktungsgesellschaft
mit einer Million Auflage arbeiten
die katholischen und evangelischen
Medien zusammen.
Mit diesen Erfahrungen ist Martin
Sterr in den Norden zurückgekehrt
und bestens qualifiziert, die Agentur
des Rauhen Hauses den sich ändernden Marktbedingungen anzupassen.
Neue Vertriebswege, eine erweiterte
Produktpalette, ein neuer Internetauftritt, das werden die nächsten
Schritte sein. „Die Pastoren sind
heute jünger, sie haben andere Bedürfnisse.“ Auch das Bestellverhalten
habe sich geändert, „wir müssen da
mit der Zeit gehen.“
Ein radikaler Wandel ist nicht seine
Sache: „Das sind ganz feine Stellschrauben, an denen man behutsam
drehen muss“, weiß er. Dann ist auch
der Kunde glücklich.
Erprobtes zu bewahren, ohne sich dem
notwendigen Wandel zu verschließen,
so sieht Martin Sterr, neuer Geschäftsführer der Agentur des Rauhen Hauses, seine Aufgabe. Und so will er dem
Strukturwandel in deutschen Pfarrhäusern Rechnung tragen.
Eine lange Freundschaft
Veranstaltungen. Die großen Veranstaltungen wie das Public Viewing zur
Fußball-WM, der Stiftungsgeburtstag und der 43. Brüder- und Schwesterntag
sind große Einsätze.
Neue Objekte. rhP übernimmt auch die Gebäudereinigung der neuen Räume
der Evangelischen Berufsschule in der Weidestraße sowie im Treffpunkt
Wandsbek in der Nebendahlstraße.
Einsatz 1. In der Gebäudereinigung haben die 52 Mitarbeitende 39.000
Stunden gearbeitet und damit die Leistung im Vergleich zum Vorjahr um 6,8 %
ausgeweitet.
Einsatz 2. Im Hausmeisterdienst sind 7 Mitarbeitende beschäftigt. Mit 11.000
Stunden haben sie im Vergleich zum Vorjahr 5,1 % mehr Leistung erbracht.
42
RH Personaldienste
Dragan Savkovic und Dierk Lange
verstehen sich auch ohne viele Worte.
„Er weiß, wie ich zu nehmen bin; ich
weiß, wie er reagiert“, erklärt Dragan
Savkovic und Dierk Lange nickt
zustimmend. Bei der Rauhes Haus
Personaldienste GmbH (rhP) sind
sie als Hausmeister tätig – und hier
haben sie sich auch wiedergefunden.
Denn eigentlich kennen die beiden
sich schon mehr als 25 Jahre.
Zivildienst in der Altenpflege
Damals betreute Dierk Lange als
Zivildienstleistender die Großmutter von Dragan Savkovic. „Ich habe
die älteren Herrschaften im Alltag
unterstützt, eingekauft, im Haushalt
geholfen, vorgelesen“, erinnert sich
Dierk Lange an die Zeit als Wehrdienstverweigerer. Damals lebte
Dragan, gerade 18 Jahre alt, bei seiner Großmutter. So lernten sich die
beiden jungen Männer kennen.
„Sympathie war von Anfang an da“,
sagen sie übereinstimmend.
Nach Hamburg zur Großmutter
Dragan Savkovic, Sohn einer Deutschen und eines Serben, wurde in
Hamburg geboren, doch er wuchs in
dem kleinen Fischerstädtchen Koper
im damaligen Jugoslawien auf. Um
seiner Großmutter zur Seite zu stehen, schickte seine Familie ihn zurück
nach Deutschland. „Sie war eine ganz
besondere Frau, bis zu ihrem Tod mit
82 Jahren voller Leben“, erzählt der
46-Jährige. Mit 71 Jahren sei sie in
ein Altenheim gezogen, lernte einen
Partner kennen und zog mit ihm mit
74 Jahren wieder aus in eine eigene
Wohnung. In die Zwei-Zimmer-Wohnung in Bramfeld zog auch Dragan
mit ein. „Es war eng, aber gemütlich“,
erinnert er sich.
Das bestätigt auch Dierk Lange, der
gern bei der Familie zu Gast war. „Für
mich gab es dort nicht viel zu tun,
weil immer jemand da war, der sich
kümmerte“, räumt der 53-Jährige
lachend ein. „Manchmal habe ich
da nur Kuchen gegessen“ – und mit
Dragan geredet.
Im Rauhen Haus wiedergetroffen
Die beiden jungen Männer verloren
sich aus den Augen. Dierk Lange, ausgebildeter Radio- und Fernsehtechniker, landete über Umwege 2005 beim
Rauhen Haus, wo er vor allem für die
Veranstaltungstechnik zuständig
ist. Dragan Savkovic arbeitete in der
Aktenvernichtung, bis er es körperlich
43
nicht mehr schaffte, „die Knochen
waren kaputt.“ Zuhause herumsitzen
mochte er auch nicht, so kam er über
einen Ein-Euro-Job zum Rauhen Haus
und wurde 2009 angestellt.
Bei der ersten Begegnung nach so
langer Zeit fand Dragan zwar, dass
ihm Dierk Lange irgendwie bekannt
vorkam. Doch der Groschen fiel erst,
als Dragan von seiner Heimatstadt
Koper erzählte. Da erinnerte sich
Dierk Lange an die alte Dame, die er
betreut hatte und deren Tochter und
Enkel in Koper lebten. „So groß konnte der Ort nicht sein“, sagt er lachend.
Ob es ein Gewinn ist, dass sie sich
wiedergefunden haben? „Auf jeden
Fall“, sagen beide ohne zu zögern.
„Wir können immer offen miteinander reden und uns hundertprozentig
aufeinander verlassen. Etwas Schöneres gibt‘s kaum.“
Dragan Savkovic und Dierk Lange verbindet eine lange Freundschaft – mit
Unterbrechungen. Nun sind sie froh,
dass sie sich beim Rauhen Haus unverhofft wiedergefunden haben. „Diese
Freundschaft bleibt“, da sind sich die
beiden Hausmeister der Rauhes Haus
Personaldienste GmbH (rhP) sicher.
44
Die Stiftung im Überblick
45
Mehr Mut fürs Leben
46
Die Stiftung im Überblick
„Menschen stärken“ – diese Grundaufgabe motiviert und erfüllt Das
Rauhe Haus seit seinen Gründungstagen bis in die Gegenwart hinein.
In der schulischen und beruflichen
Bildung ebenso wie in der pädagogischen Begleitung steht immer der
einzelne Mensch im Mittelpunkt. Welche Stärken und Besonderheiten sind
ihm gegeben, was hindert möglicherweise deren Entfaltung und wodurch
kann die Entwicklung dieser Stärken
weiter vorangebracht werden? Diese
Fragen sind Motor unserer Arbeit
und Gegenstand der Professionalität
unserer Mitarbeiterschaft.
An den Kraftquellen orientieren
Glücklicherweise sind die Zeiten
längst vorbei, in denen der erste Blick
des Pädagogen automatisch auf das
gerichtet war, was einem Schüler
oder einem betreuten Menschen alles fehlt, damit er „in die Welt passt“,
was er noch nicht weiß oder was er
sich noch alles an- oder abgewöhnen
muss. Ein solcher Blick auf Defizite,
Schwächen und Grenzen wurde
in der Pädagogik schon vor vielen
Jahren abgelöst durch den anderen
Blick auf die Stärken und auf das,
was einem Menschen an Gaben
mitgegeben ist. „Ressourcenorientierung“ lautet der Fachbegriff der
Sozialpädagogik für diese Ausrichtung. Ressourcen sind die Stärken
und Kraftquellen, die jedem einzelnen Menschen in seinem Umfeld zur
Verfügung stehen.
Dieses Konzept der Ressourcenorientierung verträgt sich wunderbar
mit dem christlichen Menschenbild,
das für uns im Rauhen Haus eine
selbstverständliche Orientierung und
Grundlage unserer Arbeit ist: Jeder
Mensch wird betrachtet als Geschöpf
Gottes, ausgestattet mit unverletzbarer Würde und vielen guten Gaben,
die es zu entwickeln und verantwortlich einzusetzen gilt.
Sich der Kraftquellen vergewissern
Das in der Kinder- und Jugendhilfe
des Rauhen Hauses weiterentwickelte Konzept der „religionssensiblen
Pädagogik“ bildet eine hervorragende Brücke zwischen dem Konzept der
Ressourcenorientierung einerseits
und der christlichen Orientierung
des Rauhen Hauses andererseits. In
einer wissenschaftlich begleiteten
Befragung von Jugendlichen, die im
47
Sabine Korb-Chrosch und
Pastor Dr. Friedemann Green
Rauhen Haus betreut werden, hat
sich eindrucksvoll gezeigt, dass auch
der Glaube als eine Ressource, also
als eine persönliche Kraftquelle im
Leben wirksam werden kann. Junge
Menschen, die unter sehr belasteten
Umständen aufwachsen, denen die
Welt häufig feindselig und bedrohlich begegnet und die oft von persönlicher Unsicherheit erfüllt sind,
gewinnen Kraft und Trost aus der
Vorstellung, dennoch in dieser Welt
gewollt zu sein. Obwohl – vielleicht
sogar weil – sie in ihrem Alltag Kälte
und auch Scheitern erleben, kann ein
„Ja“ zu ihnen als Individuum für sie
zu einem seelischen Rettungsanker
und zu einer Quelle für neues Selbstwertgefühl werden. Diese „geglaubte“ innere Kraft, die die Jugendlichen
verspüren, ist nur selten konfessionell zuzuordnen, sondern in ihren
Inhalten in der Regel sehr individuell.
Entsprechend offen und konfessionell
tolerant muss auch der pädagogische
Blick auf diese Kraft, diesen Glauben
der Jugendlichen als Ressource sein –
ganz gleich, ob die Inhalte christlicher, jüdischer, muslimischer oder
anderer Herkunft sind.
Sensibel werden für Glauben
In gezielten Fortbildungen schulen
wir unsere Mitarbeiterschaft im sensiblen Umgang mit dieser Ressource
„Glaube“ als innerer Kraftquelle der
anvertrauten Jugendlichen. Dabei
stehen im Mittelpunkt auch Grundkenntnisse und eine besondere
Sensibilität für die verschiedenen
Herkunftskulturen und -religionen
der betreuten und begleiteten Menschen. Dafür wiederum ist es eine
wichtige Voraussetzung, einen reflektierten Umgang mit dem eigenen
Glauben und den eigenen inneren
Kräften zu finden.
Denn dieses stärkende Potenzial
des Glaubens begegnet natürlich
nicht nur Kindern und Jugendlichen,
sondern grundsätzlich Menschen
jedes Alters. Darum entwickeln wir
im Rauhen Haus verschiedene Wege
zur Übertragung und Anwendung
dieses religionssensiblen Ansatzes
auch in der Behindertenhilfe und der
Sozialpsychiatrie. Erste Bausteine
für Fortbildungsblöcke der Mitarbeiterschaft beider Stiftungsbereiche
werden bereits erprobt. Zusammen
mit den von uns begleiteten Menschen sind wir gespannt auf weitere
Entdeckungen auf diesem spannenden Weg. Ein Weg, der auch in der
Fachwelt der Pädagogik aufmerksam
wahrgenommen wird – wie eine gut
besuchte bundesweite Fachtagung
im November gezeigt hat.
In einer multikulturellen Stadt
Dieser offene Umgang des Rauhen
Hauses mit den Themen Glaube, Religion und Theologie korrespondiert
mit einer aktuellen gesellschaftlichen
Entwicklung. Besonders in den Großstädten nimmt die kulturelle und religiöse Vielfalt der Bevölkerung kontinuierlich zu. Mitglieder von mehr als
200 Religionsgemeinschaften leben
gegenwärtig in Hamburg und dass
die Religion zu den tragenden Wurzeln jeder Kultur gehört, lernen und
erleben auch viele Christen vielfach
neu ausgerechnet von zugereisten
Angehörigen anderer Kulturkreise. Ein friedliches und lebendiges
Miteinander verschiedener Kulturen
in Hamburg kann nachhaltig nicht
entstehen unter Umgehung des Themas Religion. Für die Mitwirkung an
solchem Austausch sind wiederum
eine eigene authentische Haltung
und eine Sprachfähigkeit zu Themen
von Glaube und Religion sehr förderlich. Die religionssensible Pädagogik
leistet hierzu einen guten Beitrag.
Aufmerksam für das Leid anderer
Prominent engagiert in diesem
Zusammenhang ist die WichernSchule als evangelische Schule in
freier Trägerschaft. Durchgehender
evangelischer Religionsunterricht für
alle Schülerinnen und Schüler, ganz
gleich welchen Glaubens, ein reges
und den Altersstufen angepasstes
Andachtsleben, Fahrten nach Taizé,
Schuljahresabschlussgottesdienst im
Michel und das Kinderbischofsprojekt sind in diesem Zusammenhang
nur einige Stichworte. Zum 20. Mal
waren die Kinderbischöfe in diesem
Jahr unterwegs und haben sich
kindgemäß und sehr ernsthaft mit
einem aktuellen sozialen Thema beschäftigt: den Kindern auf der Flucht.
Begleitet und vertieft durch entsprechende Unterrichtseinheiten haben
sie die öffentliche Aufmerksamkeit
48
Die Stiftung im Überblick
ihres in Hamburg einzigartigen
Amtes genutzt, um auf die Bedürfnisse der vielen nach Hamburg
kommenden Flüchtlinge aus den
Krisengebieten der Welt aufmerksam
zu machen. Ihre eigenen Stärken
haben die Hamburger Kinderbischöfe
engagiert eingesetzt, um „Kinder auf
der Flucht“ in ihrer belasteten Lage
zu unterstützen und zu stärken.
Verständlich in Leichter Sprache
Dem Grundanliegen des Rauhen
Hauses, Menschen zu stärken, widmet sich auch ein neues Projekt der
Behindertenhilfe mit dem Namen
capito, was übersetzt so viel heißt
wie: „Ich habe verstanden!“ capito
übersetzt Texte in leicht verständliche Sprache, gestaltet und berät in
Sachen Barrierefreiheit in Bezug auf
digitale Medien und im öffentlichen
Raum. Dabei schaffen wir Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen, die als Expertinnen und
Experten für sprachliche Barrierefreiheit tätig sind. Die in Leichte Sprache
übersetzten Texte sollen Menschen
mit eingeschränkter sprachlicher
Auffassungsgabe die Möglichkeit
eröffnen, Texte ohne fremde Hilfe zu
verstehen und damit in größerer Unabhängigkeit ihren Alltag zu gestalten. Rund 40 Prozent der Bevölkerung
haben Probleme, alltägliche Texte zu
verstehen. Damit ist capito sehr interessant für Behörden, Banken und
andere Einrichtungen mit breitem
Publikumsverkehr.
Gesellschaftliche Teilhabe
ermöglichen
Um die Teilhabe von Menschen mit
psychischen Erkrankungen am öffentlichen Leben und deren Begegnung mit Freunden zu erleichtern,
hat unsere Sozialpsychiatrie einen
Schwerpunkt auf den weiteren Aufbau von Treffpunkten gelegt. Deren
Ziel ist ein niedrigschwelliges und
atmosphärisch einladendes Angebot,
das es Klienten leichter macht, die
eigenen vier Wände zu verlassen,
sich unter Menschen zu begeben und
sich vielleicht auch einigen Hobbies
zu widmen. In den Treffpunkten arbeiten auch Genesungsbegleiter, die
selbst von einer psychischen Erkrankung betroffen waren oder sind und
somit besonderes Einfühlungsvermögen für die Bedürfnisse der Klientinnen und Klienten mitbringen können.
49
Gleichzeitig sind die Treffpunkte
Begegnungsorte für Angehörige und
Freunde der Betroffenen und bieten
ihnen Beratungsangebote. Neben
den Treffpunkten nutzen Klientinnen
und Klienten auch Möglichkeiten,
einer Beschäftigung oder eines Berufseinstiegs. Damit tun sie wichtige
Schritte zu einer gesellschaftlichen
Teilhabe, die zu ihnen passt.
Ausweitung der Pflegeausbildung
Da die Anzahl der älteren Menschen
an der Bevölkerung stetig steigt, entwickelt sich die Betreuung und Pflege
älterer Menschen zu einem sozialpolitischen Zukunftsthema. Diesem
Bedarf an Pflegeeinrichtungen und
qualifiziertem Pflegepersonal stellt
sich die Berufsschule für Pflege des
Rauhen Hauses. Sie eröffnet eine
dritte Schulklasse für die Pflegeausbildung und startet einen neuen
Ausbildungsgang zur Gesundheitsund Pflegeassistenz. Beide Ausbildungen werden gut nachgefragt. Da
der bisherige Schulstandort auf dem
Stiftungsgelände dem steigenden
Raumbedarf nicht mehr genügen
kann, ist die Berufsschule in hervorragend geeignete neue Räumlichkeiten in der Weidestraße in Barmbek
umgezogen.
Hochschule erweitert Angebot
Dieser Umzug führt zugleich zu einem größeren Raumangebot für die
Evangelische Hochschule, deren Studierende und Studiengänge ebenfalls
zahlreicher werden. So hat sie einen
weiteren berufsintegrierenden Studiengang „Soziale Arbeit“ begonnen,
mit dem Schwerpunkt „Pflege und
Teilhabe“. Dieser Studiengang legt
besonderes Augenmerk auf Möglichkeiten und Potenziale der Einbindung
von Pflegebedarfen und Pflegeangeboten in den Sozialraum und das
Wohnumfeld der pflegebedürftigen
Menschen. Außerdem ist seit Frühjahr 2014 das Zentrum für Disability
Studies (ZeDiS) ein Teil der Hochschule. Mit einem politisch ambitionierten wissenschaftlichen Ansatz
(Behinderung als soziale Konstruktion) befasst es sich mit der Entwicklung von Unterrichtsmodulen zum
Verständnis von Behinderung sowie
zur Einbindung von auf Behinderte
bezogene Aspekte in verschiedene
Ausbildungsgänge und Berufsfelder.
Das zunächst auf drei Jahre befristete
ZeDiS wird finanziell getragen durch
Mittel aus dem europäischen Sozialfonds, von der Stadt Hamburg, der Ev.
Stiftung Alsterdorf, der Nordkirche
und dem Rauhen Haus.
Dank an Freunde und Mitarbeitende
„Menschen stärken“ ist ein Leitthema des Rauhen Hauses und seiner
hauptamtlichen Mitarbeiterschaft.
Dieses Thema bewegt zugleich auch
eine wachsende Anzahl von Menschen, die uns als Freunde und Förderer verbunden sind und die selbst
Freude daran finden, die Menschen
und die Projekte im Rauhen Haus zu
unterstützen. Rund 200 Menschen
wirken regelmäßig und verbindlich
als freiwillig Engagierte mit und ergänzen die Angebote der Fachkräfte
für Klienten, Nutzer, Kinder, Jugendliche und Senioren. Mehrere Tausend
Menschen unterstützen darüber
hinaus regelmäßig oder punktuell
ausgewählte Arbeitsfelder finanziell
mit Spenden. Ihnen allen sind wir
sehr dankbar und hoffen auf ihre
bleibende Verbundenheit mit dem
Rauhen Haus und seinen Aufgabenfeldern.
Nicht zuletzt dieses große Interesse,
die breite Unterstützung und die
hohe Motivation unserer Mitarbeiterschaft lassen uns dankbar zurückblicken auf das Jahr 2014. Es bestärkt
uns in unserem Ziel, dass Das Rauhe
Haus auch im kommenden Jahr und
in Anbetracht mancher Herausforderungen einen wichtigen Platz einnehmen wird in der Bildungslandschaft
und in den sozialpolitischen Aufgaben in Hamburg und Umgebung.
Perspektiven der Stiftungsbereiche
50
Die Stiftung im Überblick
In den Stiftungsbereichen ist
Bewegung. Die fünf Leitungen
geben Antworten auf die Fragen:
Wo stehen wir?
Was haben wir geschafft?
Wo wollen wir hin?
Sie ziehen ihre ganz persönliche
Bilanz im Rückblick auf das
Jahr 2014 und sprechen über
ihre Perspektiven.
Kinder- und Jugendhilfe
Gute Lösungen
In unserer Arbeit sind wir ständig
mit Veränderungen konfrontiert,
sowohl in den Rahmenbedingungen
als auch bei den jungen Menschen,
mit denen wir arbeiten. Das hält
uns alle jung und ist sicher einer der
Gründe, warum hier mit viel Spaß
und Engagement gearbeitet wird.
Wir trauen uns zu, gute Lösungen zu
finden und schöpfen Kraft aus der
vertrauensvollen Zusammenarbeit in
unseren Teams.
Impulse von außen
Für mich persönlich war unser großer
Erfolg 2014 unsere Vortragsreihe zum
Thema „Jugendhilfe neu denken“,
die uns viele Impulse von außen
für unsere Arbeit geben konnte. So
können wir unsere Arbeit und unsere
Angebote neu reflektieren. Mehr als
60 Prozent unserer betreuten Menschen leben in erschöpften Familien,
belastet durch Dauerarbeitslosigkeit,
Sucht, psychische Erkrankungen oder
traumatische Erlebnisse. Die Kinder
dieser Familien werden in unserem
51
Michael Tüllmann, Leiter des Stiftungsbereichs Kinder- und Jugendhilfe
Carsten Krüger, Leiter des Stiftungsbereichs Behindertenhilfe
erfolgreichen Projekt „Kinderzeit“
gestärkt, prekäre Entwicklungen
können frühzeitig erkannt werden.
Behindertenhilfe
Gute Tradition
Um weiter gut zu arbeiten, brauchen wir eine Konsolidierung der
wirtschaftlichen Situation. Ebenso
wichtig ist eine stabile Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Sozialen
Dienst (ASD), der viele – gerade auch
personelle – Veränderungen erfahren
hat. Wir sind in unserer Arbeit gern
innovativ, aber wir brauchen weiter
unsere gute Tradition, die uns Orientierung gibt.
Inklusion ist ein Menschenrecht
In unserer Arbeit begreifen wir Inklusion als Leitziel der gesellschaftlichen
Entwicklung und als Motivation.
Inklusion ist ein Menschenrecht.
Gleichberechtigte Teilhabe aller
Menschen am gesellschaftlichen
Leben betrifft dabei alle Bereiche
unseres Miteinanders. Eine Willkommenskultur ist damit genauso
gemeint wie Chancengleichheit und
sozialer Frieden.
Größere Barrierefreiheit
Gemeinsam mit Bürgern der Gemeinde Henstedt-Ulzburg und mit Unterstützung der Volkshochschule vor Ort
haben wir mit dem Aktionsplan zur
Umsetzung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen
in Henstedt-Ulzburg 2014 einiges
bewegt. Der Aktionsplan wird in die
weitere Planung der Gemeinde in
Entscheidungen wie bei der Mobilität
oder beim Wohnen mit einbezogen
werden, um eine größere Barrierefreiheit zu erreichen. Des Weiteren
Wolfgang Bayer, Leiter des Stiftungsbereichs Sozialpsychiatrie und Altenhilfe
haben wir mit der Eröffnung von
capito Hamburg, dem Büro für Leichte Sprache und Barrierefreiheit in
Zusammenarbeit mit ARINET, einen
weiteren Schritt zur Umsetzung
unseres Leitziels getan.
Klare Ziele
Um weiter gut zu arbeiten, brauchen wir vor allem gut ausgebildete
Fachkräfte. Wir erwarten ein neues
Bundesteilhabegesetz, das uns Gutes
bringt und verändert, was unsere
Arbeit behindert. Zu einer guten
Arbeit gehören auch moderne Rahmenbedingungen, die uns weiterhin
Gestaltungsspielraum und Sicherheit in der Planung geben. Und wir
brauchen Orientierung durch klare
und verbindliche strategische Ziele
als gute Handlungsmaxime.
Sozialpsychiatrie und Altenhilfe
Fürsprecher sein
In der Psychiatrie kann man wie in
keinem anderen Feld viel darüber
lernen, wozu Menschen fähig sind.
Wir bieten Menschen mit zum Teil
schweren seelischen Störungen ein
Zuhause, wo sie so sein können, wie
sie sind. Wir sind ihre Fürsprecher.
Das gilt insbesondere für mich als
Leitung. Diese Verantwortung übernehme ich gern.
Ausbildung ernst nehmen
Besonders gut gelungen ist uns in
diesem Jahr die Erweiterung der
Pflegeschule. Dieses Engagement
ist nicht nur für diese spezifische
Ausbildung eine sehr gute Perspektive. Es zeigt auch, dass wir im Rauhen
Haus das Thema Ausbildung ernst
nehmen.
Verantwortung übernehmen
Um weiter gut arbeiten zu können,
brauchen wir für die Zukunft noch
mehr mutige Leitungskräfte. Wir
setzen auf Menschen, die Verantwortung übernehmen möchten, die
Widerstände überwinden und etwas
bewegen möchten mit ihrer Arbeit.
52
Die Stiftung im Überblick
53
Dr. Verena Schröter, Leiterin der
Wichern-Schule
Wichern-Schule
Glauben erfahrbar machen
Unser evangelisches Profil bedeutet
für uns in unserer Arbeit mehr als
nur die Vermittlung von Wissen über
Glauben. Wir machen ihn erfahrbar
mit Ritualen und Andachten. So
begleiten wir unsere Schülerinnen
und Schüler auch an den Übergängen des Lebens. Wir leben Glauben
und geben ihnen damit einen Schatz
an guten Worten und Ritualen für
ihr Leben mit. Wir wünschen ihnen,
dass aus diesem Samenkorn, das
wir pflanzen, eine Stärkung für die
Zukunft erwächst.
Zwanzig Jahre Kinderbischöfe
Wir sind sehr stolz auf unsere Kinderbischöfe, die KiBis. Das Projekt
hat sich in den zwanzig Jahren seines
Bestehens immer wieder gewandelt.
In seiner jetzigen Form ist es ein
sehr gelungener Teil der Eingangsphase für unsere Schülerinnen und
Schüler in unserer Schule, denn
es schafft schulformübergreifend
Pastor Andreas Theurich, Rektor der
Evangelischen Hochschule
Gemeinschaft in den sich neu
findenden 5. Klassen. Die KiBis sind
ein unverzichtbarer Teil der Identität
der Wichern-Schule geworden.
Sichere Perspektive
Unser evangelisches Profil lebt auch
vom großen freiwilligen Engagement
unserer Lehrkräfte, der Eltern und
anderer Menschen, die sich gern engagieren. Doch der Aufwand ist deutlich größer geworden, in zeitlicher
wie in finanzieller Hinsicht. Damit
wir diese wertvolle Form der Bildung
auch zukünftigen Schülerinnen und
Schülern mit der angemessenen
Professionalität, Fachlichkeit und
in hoher Qualität anbieten können,
brauchen wir eine verlässliche perspektivische Sicherheit.
Evangelische Hochschule
Entwicklungsmöglichkeiten
Es gibt kaum einen schöneren Beruf
als den eines Lehrenden an einer
Hochschule, finde ich. Trotz aller
Arbeitsverdichtung gibt es ein hohes
Maß an individueller Freiheit, gegenseitiger Unterstützung und persönlicher Entwicklungsmöglichkeiten.
Vor allem aber macht es unglaublich
Spaß, Studierende zu unterstützen
und zu begleiten, an Fragen und
Themen zu arbeiten, gemeinsam
zu denken, zu diskutieren und neue
Möglichkeiten der Praxis Sozialer
Arbeit zu erforschen.
Zeitgemäß und innovativ
Der Wechsel der Trägerschaft von der
Stiftung Diakonenanstalt zur Stiftung Das Rauhe Haus ab April 2015
ist nicht unumstritten. Wir haben in
den Gremien darum gerungen, wie
eine neue Verfassung aussehen kann.
Es ist nicht nur das Ergebnis, das ich
als Erfolg sehe, sondern vielmehr
der Prozess selbst, der mühsam war,
aber auch diskursiv, transparent und
demokratisch legitimiert. Gleiches
gilt für die Akkreditierungen von fünf
Studiengängen durch eine externe
Gutachtergruppe und Kommission.
Unsere berufsintegrierenden, Dia-
konie und Soziale Arbeit verschränkenden Studiengänge stellen zeitgemäße und innovative Formen der
akademischen Weiterbildung dar.
Ein Teilerfolg auf dem Weg zu einer
inklusiven Hochschule ist die Integration des ZeDiS und seiner Lehrangebote in alle Studiengänge sowie erste
Umbaumaßnamen, die die Barrierefreiheit verbessern sollen.
Mehr Wertschätzung
Um weiter gut zu arbeiten, brauchen wir eine solide Finanzbasis und
nachhaltige vertragliche Vereinbarungen mit der Stadt Hamburg und
der Nordkirche. Die Hochschule ist
seit Jahren deutlich unterfinanziert
und kann ohne Anpassung der
Zuweisungen ihre Qualität nicht
dauerhaft durch Studienbeiträge
oder Drittmittel sicherstellen. In einer
entsprechenden Verbesserung würde
auch eine Wertschätzung seitens der
Geldgeber liegen, die uns von den Anstellungsträgern Sozialer Arbeit seit
langem entgegengebracht wird.
Erlöse in Mio. Euro
2012
2013
2014
Kinder- und Jugendhilfe
13,7
22,4 %
14,3
22,7 %
15,0
22,6 %
Behindertenhilfe
13,5
22,1 %
14,0
22,2 %
14,2
21,4 %
Sozialpsychiatrie/Altenhilfe
15,8
25,9 %
16,4
25,9 %
17,0
25,5 %
Wichern-Schule
10,2
16,7 %
10,7
17,0 %
11,2
16,9 %
Diakonenanstalt/Hochschule
2,1
3,4 %
2,1
3,3 %
3,3
5,0 %
Außerordentlicher Haushalt/Sonstige
5,8
9,5 %
5,6
8,9 %
5,7
8,6 %
61,1
63,1
66,4
Erlösarten in Mio. Euro
2012
2013
2014
Betreuungsentgelte
38,4
62,8 %
39,6
62,8 %
40,3
60,7 %
Finanzhilfe Schulbehörde
8,3
13,6 %
8,8
13,9 %
9,3
14,0 %
Schulgelder/Teilnehmerbeiträge
2,4
3,9 %
2,5
4,0 %
2,7
4,1 %
Zuwendungen
3,1
5,1 %
3,8
6,0 %
5,2
7,8 %
Spenden
1,4
2,3 %
1,1
1,7 %
1,1
1,7 %
Sonstige Einnahmen
7,5
12,3 %
7,3
11,6 %
7,8
11,7 %
61,1
63,1
66,4
Kosten in Mio. Euro
2012
2013
2014
Personalkosten
43,5
70,6 %
44,0
70,6 %
46,2
69,7 %
Betreuungsaufwand
1,1
1,8 %
1,0
1,6 %
1,0
1,5 %
Lebensmittel
2,2
3,6 %
2,3
3,7 %
2,3
3,5 %
Wirtschaftsaufwand
2,1
3,4 %
2,1
3,4 %
2,3
3,5 %
Verwaltungsaufwand
2,6
4,2 %
2,5
4,0 %
2,6
3,9 %
Mieten
2,6
4,2 %
2,6
4,2 %
2,7
4,1 %
Wasser/Energie
1,6
2,6 %
1,6
2,6 %
1,6
2,4 %
Instandhaltung
1,5
2,4 %
1,3
2,1 %
1,7
2,6 %
Zinsen
0,8
1,3 %
0,7
1,1 %
0,6
0,9 %
Abschreibungen
2,1
3,4 %
2,2
3,5 %
2,1
3,2 %
Sonstige Sachkosten
1,5
2,5 %
2,0
3,2 %
3,1
4,7 %
61,6
62,3
66,2
Summe
54
Personal und Finanzen
Personal
2012
2013
2014
Weiblich
737
728
756
Männlich
368
358
350
Davon Vollzeit w/m
143/146
151/143
174/137
Davon Teilzeit w/m
594/222
577/215
582/213
Mitarbeitende insgesamt
1105
1086
1106
Freiwillige
181
201
185
Tarifvertrag und Ordnungen
Das Rauhe Haus wendet den Tarifvertrag der Länder (TV-L) an und ist
Mitglied in der Versorgungsanstalt
des Bundes und der Länder (VBL,
zusätzliche Altersversorgung). Das
Mitarbeitervertretungsgesetz der
Evangelischen Kirche in Deutschland
wird angewendet. Es besteht eine
gewählte Mitarbeitervertretung. Im
Gemeinnützigkeit und
Spendensiegel
Die Stiftung Das Rauhe Haus und
die Stiftung Diakonenanstalt des
Rauhen Hauses sind als gemeinnützig anerkannt. Sie verfolgen
ausschließlich und unmittelbar
gemeinnützige, mildtätige und
kirchliche, mit der Evangelischen
Hochschule des Rauhen Hauses
für Soziale Arbeit & Diakonie auch
wissenschaftliche Zwecke.
Das Deutsche Zentralinstitut für
soziale Fragen (DZI) zeichnet die
Rauhen Haus gelten die einschlägigen Gesetze mit den entsprechenden
Beauftragten u. a. für das Schwerbehindertengesetz, Datenschutz- und
Antidiskriminierungsgesetz. Das
Rauhe Haus hat sich selbst verpflichtet, den Diakonie-Governance-Kodex
(DGK zur Kontrolle und Transparenz
in Diakonischen Unternehmen)
anzuwenden. Das Rauhe Haus lässt
Stiftung Das Rauhe Haus mit dem
Spendensiegel aus.
Mitgliedschaften
Das Rauhe Haus ist Mitglied unter
anderem folgender Organisationen:
Alzheimer Gesellschaft, Bundesverband Deutscher Stiftungen,
Bundesverband Evangelische
Behindertenhilfe, Deutscher Verein
für öffentliche und private Fürsorge,
Deutscher Evangelischer Verband für
Altenarbeit und Pflege, Diakonisches
Werk Hamburg, Diakonisches Werk
seine Jahresabschlüsse in jedem
Jahr durch eine unabhängige
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
prüfen und erhält das Testat des
uneingeschränkten Bestätigungsvermerks. Im Rauhen Haus besteht
ein Risiko-Management-System.
Die gesetzliche Quote der Beschäftigung schwerbehinderter Menschen
wird eingehalten.
Schleswig-Holstein, Evangelischer
Erziehungsverband, Evangelischer
Schulbund, Gemeinschaftswerk
Evangelischer Publizistik, Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen, L. A. G. Hamburger
Landesarbeitsgemeinschaft für
behinderte Menschen, Trägerverbund Hamburger Osten, Verband
Evangelischer Diakonen-, Diakoninnen- und Diakonatsgemeinschaften
in Deutschland (VEDD).
Summe
Summe
Aktiva in Mio. Euro
2012
2013
2014
Anlagevermögen
50,4
48,9
48,8
Umlaufvermögen
7,2
9,2
11,2
Summe Aktiva
57,6
58,1
60,0
Passiva in Mio. Euro
2012
2013
2014
Stiftungskapital/Rücklagen/Fördermittel/Rückstellungen
42,9
43,2
43,2
Verbindlichkeiten/Rechnungsabgrenzung
14,7
14,9
16,8
Summe Passiva
57,6
58,1
60,0
55
56
Platz- und Betreuungszahlen
Kinder- und Jugendhilfe
Region Mitte
Stationäre Betreuungen
Ambulante Betreuungen
Integrative Tagesgruppenarbeit
Behindertenhilfe
28 Plätze
65 Betreute
19 Plätze
Region Wandsbek
Stationäre Betreuungen
Ambulante Betreuungen
Pflegekinderdienst
20 Plätze
48 Betreute
157 Plätze
Region Eimsbüttel/Altona
Stationäre Betreuungen
Ambulante Betreuungen
25 Plätze
102 Betreute
Integration und Sozialtherapeutische Hilfen
Stationäre Betreuungen
26 Plätze
Ambulante Betreuungen
136 Betreute
Frühförderung
83 Betreute
Comeback
Stationäre Betreuungen
Ambulante Betreuungen
10 Plätze
17 Betreute
An der Wichern-Schule
GBS 213 Plätze
Kinder- und Familienzentrum Dringsheide
Pädagogische Gruppenangebote,
offene Treffs ca. 180 Erwach
sene und Kinder
„Dringsheider Sommerleben“
bis zu 300 TN
Ambulante Betreuungen
1 Betreuung
TN = Teilnehmer
Region Schleswig-Holstein
Stationäre Betreuungen
Ambulante pädagogische Betreuung
Ambulant betreute
Wohngemeinschaften
Tagesförderung
Individuelle Arbeitsbegleitung
68 Plätze
31 Betreute
28 Plätze
23 Betreute
25 Betreute
Gastweise Betreuung, Gäste und Tagungen:
Gäste- und Tagungshaus
18 Plätze
Gastweise Betreuung (Ferien)
45 Plätze
Gäste (Schulen, Vereine usw.)
ca. 8 Gruppen
Region Mitte
Stationäre Betreuungen
Ambulante pädagogische Betreuung
Ambulant betreute
Wohngemeinschaften
Tagesförderung
Individuelle Arbeitsbegleitung
Sozialpsychiatrie und Altenhilfe
Evangelische Hochschule
für Soziale Arbeit & Diakonie
Alten- und Pflegeheim Haus Weinberg
Wohnbereich
73 Plätze
Kurzzeitpflege
14 Plätze
Grundständiges Studium Bachelor
222 Studierende
Grundständiges Studium Master
51 Studierende
Berufsbegleitendes Studium Bachelor 109 Studierende
Berufsintegrierendes Studium
Kindheit
83 Studierende
Berufsintegrierendes Studium
Pflege und Teilhabe
26 Studierende
Region Mitte
Stationäre Angebote
Ambulante Unterstützungen
36 Plätze
65 Personen
Region Barmbek
Stationäre Angebote
Ambulante Unterstützungen
37 Plätze
58 Personen
Region Ohlsdorf
Stationäre Angebote
Ambulante Unterstützungen
31 Plätze
57 Personen
Region Wandsbek
Stationäre Angebote Ambulante Unterstützungen
29 Plätze
70 Personen
Sonstige Beschäftigungsstätten
67 Plätze
Wichern-Schule
Grundschule (12 Klassen)
Stadtteilschule Sek l (20 Klassen)
Stadtteilschule Sek ll (3 Klassen)
Comeback
Beobachtungsstufe Gymnasium
(7 Klassen)
Gymnasium Sek l (15 Klassen)
Gymnasium Sek ll (10 Klassen)
287 Schüler
477 Schüler
59 Schüler
12 Schüler
161 Schüler
301 Schüler
163 Schüler
Evangelische Berufsschule für Pflege
Berufsschule Pflege
184 TN
57
Brüder- und Schwesternschaft
Regionale Gliederungen und
Konvente In der Nordkirche
In anderen Landeskirchen 12 Konvikte
3 Konvente
7 Konvikte
5 Konvikte
Stimmberechtigte Mitglieder Witwen
Studierende in der Vorbereitungszeit
Zusammen
618 Personen
41 Personen
154 Personen
813 Personen
Von 618 Mitgliedern sind
271 Männer
347 Frauen
570 Diakone und
Diakoninnen
31 Plätze
24 Betreute
29 Betreute
15 Betreute
59 Betreute
Region Wandsbek, Altona, Eimsbüttel
Stationäre Betreuungen
33 Plätze
Ambulante pädagogische Betreuung 46 Betreute
Ambulant betreute
Wohngemeinschaften
28 Betreute
Regionsübergreifend drei Kulturtreffpunkte
Feste und offene Gruppenangebote 100 TN/Woche
Kurse zur Erwachsenenbildung
ca. 100 TN/Jahr
Angebote zu Ferienreisen
ca. 120 TN/Jahr
Angebote im Kirchenjahr
ca. 200 TN/Jahr
TN = Teilnehmer
60
Beirat zum
evangelischen Profil
Wohnbeirat Behindertenhilfe
Schleswig-Holstein
KlientInnenrat
Regionalzentrum Mitte
Birge Brandt
Ute Brinkmann-Schwerin
Detlev Eggers
Stefan Feilcke
Katharina Gralla
Miriam Ipsen
Günter Kutzke
Urte Piper
Alke Seidenberg
Dr. Verena Schröter
Peter Schultze
Hartmut Jester
Patric Johnen
Nicole Langenau
Steffanie Peitzker
Mathias Podhostnik
Monika Spannenkrebs
Ambulant
Herr Geske (Vorsitzender)
Frau Eichhorst
Herr Rahm
Frau Rosteck
Stationär
Herr Mangelsdorf (Vorsitzender)
Herr Studt
Frau Wilhelm
Wohnbeirat
Behindertenhilfe Mitte
Dagmar Detlefsen
Oliver Millies
Sascha Rabisch
Armin Zeller
Wohnbeirat ambulant betreute
Wohngemeinschaften Mitte
Holger Buchberger
Heiko Butenschön
Stefan Carstensen
Steffi Herbst
Robert Rautenberg
Ramona Rudat
Volker Schmidt
Wohnbeirat
Behindertenhilfe Wandsbek
Bramfelder Chaussee
Martin Haschke
Jochen Purps
Alwin-Lippert-Weg
Sven Grothe
Marc Pawlowski
Wohnbeirat ambulant Betreuter
und ambulant betreuter Wohngemeinschaften Wandsbek
Ambulant
Jill Christin Werner
Ambulant betreute
Wohngemeinschaften
Don Graumann
Stefan Schmidt
Maik Schwarz
Sascha Weppner
Wohnbeirat ambulant
betreute Wohngemeinschaften
Schleswig-Holstein
Carsten Fröck
Manuel Kautzner
Holger Öhlert
Zagor Rizvanovic
Ruzica Savic
Rudolf Steinbach
Wohnbeirat
Haus Weinberg
Hans Sander (Vorsitzender)
Gisela Emmeluth (stellv. Vors.)
Ingeborg Adler
Barbara Fey
Rosemarie Förster
Anke Hose
Angehörigenbeirat
Haus Weinberg
Birgit Jörgensen
Heinz Radloff
KlientInnenrat
Regionalzentrum Barmbek
Ambulant
Heiner Labs
Sonia Núnez Müller
Gernot Rupnow
Birgit Tepp
Frauke Wohlers
Wohnhaus Hufnerstraße
Frau Kury
Herr Nguyen
Frau Pärske
Frau West
Stiftung Das Rauhe Haus
Verwaltungsrat
Vorstand
Zentrale Dienste
Veranstaltungsu. Verpflegungsmanagement
KlientInnenrat
Regionalzentrum Ohlsdorf
Ferdinand Burinski
Birgit Dierks-Rohde-Müller
Janette Handwerk
Andrea Heckelmann
Marcus Meenzen
Peter Patt
Ulrike Raabe
KlientInnenrat
Regionalzentrum Wandsbek
Günther Ehmke
Martina Hamann
Annika Klaasen
Michael Kohlen
Arbeitsbeiräte der IAB
Behindertenhilfe Mitte und
Schleswig-Holstein
Mitte
Ivan Wittfort (1. Vorsitzender)
Birte Reimers (Stellvertreterin)
Nicole Dietrich
Sascha Fischer
Uwe Meinke
Thea Sagawe
Marc-André Steffen
Konstantin Zitzer
Schleswig-Holstein
Lara Krause (Vorsitzende)
Günther Arndt
Dennis Hoyen
Lars Müller
Stabsstellen
Rechnungswesen
Personalwesen
Immobilienmanagement
EDV/Informationstechnik
Kommunikation
und Fundraising
Seelsorge
Controlling
Freiwilliges Soziales Engagement
Personalentwicklung
Organisation
Kinder- und
Jugendhilfe
Behindertenhilfe
Sozialpsychiatrie
und Altenhilfe
WichernSchule
Evangelische
Hochschule
Brüder- und
Schwesternschaft
Personal- und
Qualitätsentwicklung
Personal- und
Qualitätsentwicklung
Personal- und
Qualitätsentwicklung
Grundschule
Stadtteilschule
BachelorStudiengänge
Region
Mitte
Region
Mitte
Bereich Arbeit
Gymnasium
MasterStudiengang
Agentur des
Rauhen Hauses,
Reise- und
Versandbuchhandlung
Region
Wandsbek
Region Wandsbek, Altona,
Eimsbüttel, Nord
Regionalzentrum
Mitte
Zentrum Diakonische Bildung
rhP Rauhes Haus
Personaldienste
Regionalzentrum
Wandsbek
Zentrum für
Disability Studies
(ZeDiS)
Region Eimsbüttel/Altona
Projektmanagement Jugendhilfe – Schule:
Besser bilden,
Comeback,
Die 2. Chance,
Ganztagsschulen
Integration
und Sozialtherapeutische Hilfen
Arbeitsbegleitung,
Tagesförderung,
Kultur- und Freiwilligenarbeit
Region
SchleswigHolstein
Bereich
Menschen mit
erworbenen
Hirnschäden
Regionalzentrum
Ohlsdorf
Regionalzentrum
Barmbek
Alten- und
Pflegeheim Haus
Weinberg
Ev. Berufsschule
für Pflege
Stand 4/15
61
24. Seelsorgerin Pastorin Hildegard
Emmermann wird verabschiedet.
April
Das Zentrum für Disability Studies
(ZeDiS) wechselt von der Universität
Hamburg an die Ev. Hochschule.
11. Auftaktveranstaltung der Reihe
„Jugendhilfe neu denken“. Mitarbeitende und Beteiligte diskutieren:
„Alles gut? Das Förderprogramm
Schulverweigerung – die 2. Chance“
8. Einführungstag für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
62
Chronik
Januar
2. Neujahrssegen im Alten Haus
24. Die Deutsche Heilpädagogische
Gesellschaft verleiht dem Kaufhaus
Ran & gut! den 2. Preis für gelungene
Inklusion.
Mai
7. Die Ev. Hochschule veranstaltet
den Fachtag „Geschlossene Unterbringung“ im Wichern-Saal.
14. In der Heilandskirche Uhlenhorst
eröffnet die Ausstellung „KreaTief
unterwegs“ der Sozialpsychiatrie.
15. Die Kinderbischöfe werden in der
Wichernkirche ausgeführt.
Februar
12. Die Diakonie ruft bundesweit
zum „Rettungspaket für die Altenpflege“ auf. An der Hamburger
Demonstration in der Mönckebergstraße ist Das Rauhe Haus beteiligt.
1. Carsten Krüger wird Stiftungsbereichsleiter der Behindertenhilfe.
15. Nachbarschaftsfest im Rautenberg-Haus in Ohlsdorf
März
20. „Was heißt hier schon verrückt?“
wird auf dem Diakonischen Sofa
gefragt. Im Wichern-Saal diskutieren
Menschen mit und ohne Psychiatrieerfahrung.
26. Bei der 15. Aktivoli Freiwilligenbörse ist Das Rauhe Haus vertreten.
20. Empfang zum 60. Geburtstag
von Pastor Dr. Friedemann Green.
21. Bei der Fachtagung „Leistungsbudget und Sozialraum“ von
Stiftungsbereich Sozialpsychiatrie,
Ev. Hochschule und BASFI geht es
um das neue Rahmenkonzept der
ambulanten psychiatrischen Hilfen in
Hamburg.
22. Oasentag für Mitarbeitende im
Ansverus-Haus in Aumühle
24. Das Rauhe Haus nimmt am
Stadtteilfest in Horn teil. Höhepunkt:
erster Spatenstich fürs Stadtteilhaus
Juni
8. Gemeinsamer Pfingstgottesdienst von Haus Weinberg
und Dreifaltigkeitskirche
August
1. In der Hamburger Innenstadt
eröffnet Das Rauhe Haus gemeinsam
mit ARINET ein Büro für barrierefreie
Information: capito Hamburg.
22. An der Grundschule wird das
spendenfinanzierte Klettergerüst von
Schulkindern eingeweiht.
16. Public Viewing für alle: Auf dem
Stiftungsgelände fiebern 650 Gäste
beim WM-Spiel Portugal : Deutschland mit. Beste Stimmung bei Tombola, Musik, Würstchen, Waffeln und
spannendem Spiel.
19. „Jugendhilfe neu denken“: Beim
zweiten Fachtag geht es um „Risiken
kompetent begegnen. Kinderschutz
durch eine Kultur der Achtsamkeit“.
Ein neu entwickeltes Methodenset
wird vorgestellt und diskutiert.
26./27. Sommerfeste im Barmbeker
Treffpunkt Im Treff und im WichernHaus auf dem Stiftungsgelände
September
Juli
1. Die Ev. Hochschule lädt ein zu
einem Sommerfest mit Ehemaligen,
Kooperationspartnern sowie Gästen
aus Kirche und Gesellschaft.
4. Beim Sommersegen am Teich
werden Carsten Krüger als Stiftungsbereichsleiter Behindertenhilfe und
Pastorin Corinna Peters-Leimbach
als Seelsorgerin eingeführt.
8. Am Ende des Schuljahrs feiert
die Wichern-Schule ihren großen
Gottesdienst im Hamburger Michel.
1. Dr. Martin Sterr wird
Geschäftsführer der Agentur des
Rauhen Hauses.
5. Erntedankgottesdienst auf dem
Kattendorfer Hof
7. Vorstand und Mitarbeitervertretung präsentieren im Wichern-Saal
Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung.
4. In der jährlichen Stiftungskonferenz beschäftigen sich die leitenden
Mitarbeitenden mit Fragen zur Wirksamkeit Sozialer Arbeit.
6. Sommerfest am Gräflingsberg
21. Noch mehr Fußball-WM: Die
Behindertenhilfe feiert ein deutschghanaisches Fußballfest im Zentrum
Borgfelde zusammen mit der afrikanischen Gemeinde.
26. Der Treffpunkt Alstertreff in
Ohlsdorf feiert sein 20-jähriges
Jubiläum.
Oktober
18. „Jugendhilfe neu denken“:
Das Kinder- und Familienzentrum
Dringsheide stellt seine Arbeit vor.
Mit Bezirksamtsleiter Andy Grote.
20. Das Rauhe Haus feiert mit
beim 9. Stadtteilfest in der KlausGroth-Straße.
25. „Jugendhilfe neu denken“:
Kinderzeit bietet ein Netzwerk für
Kinder aus erschöpften Familien. Es
fördert die Entwicklung der Kinder
– ein Plädoyer für die Stärkung von
Kinderrechten.
22. Tag der offenen Tür in der
Wichern-Schule
26. Adventsmarkt im Wichern-Saal
29. Adventsgottesdienst im Saal des
Kattendorfer Hofs
30. Der Wichern‘sche Adventskranz
wird 175 Jahre alt und hängt erstmals
im Hamburg Museum.
30. Adventskranzentzündung im
Hamburger Rathaus und Adventsandacht in der Flussschifferkirche
Dezember
8. Das Kaufhaus Ran & gut! gewinnt
den zweiten Platz beim Mitmenschpreis 2014 des Bundesverbands
Evangelische Behindertenhilfe.
29. Einführungstag für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
11.–14. Zum 43. Brüder- und Schwesterntag treffen sich 160 Mitglieder
der Gemeinschaft im Rauhen Haus.
Thema ist „Alles, was R(r)echt ist“. Am
Freitag feiert die gesamte Stiftung
ihren 181. Geburtstag mit einem
Gottesdienst. Am Sonntag werden 13
Diakoninnen in ihr Amt eingesegnet.
21. Die Ev. Berufsschule für Pflege
weiht ihre neuen Räume in der
Weidestraße in Barmbek ein.
November
1. Mit der Adventskranzentzündung
im Alten Haus startet im Rauhen
Haus der „Lebendige Advent“.
4. In der Hauptkirche St. Nikolai
werden die Kinderbischöfe im Gottesdienst in ihr Amt eingesegnet.
5. Das Projekt „Flexibel bleiben“ zur
generationssensiblen Personalentwicklung stellt zum Abschluss seine
Ergebnisse im Wichern-Saal vor.
5. Die Wichern-Vereinigung richtet
den Basar im Wichern-Saal aus.
14. Fachtag für Diakoninnen und
Diakone sowie Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen der
Nordkirche im Wichern-Saal
19. Theater Klabauter nimmt sein
Stück „Frankensteins Erbe“ mit dem
Künstlerkollektiv Die Azubis in der
Erlöserkirche wieder auf.
19. Vernissage „Verschlossene Türen
– offene Geheimnisse“ der KreaTiefen
in der Dreifaltigkeitskirche Hamm.
20. „Jugendhilfe neu denken“: Einblicke in die Forschung sowie deren
Ergebnisse zu religions- und kultursensibler Jugendhilfe bietet der Fachtag „Was gibt meinem Leben Sinn?“
6. Die Kinderbischöfe verteilen
Nikolaustüten an alle Kinder in der
Flüchtlingsunterkunft Mattkamp.
10. Adventskaffee der Brüder- und
Schwesternschaft
18. Adventsgottesdienst der
Wichern-Schule in der Dreifaltigkeitskirche Hamm
24. Christvesper auf dem Kattendorfer Hof und im Haus Weinberg
63
64
Impressum
Jahresbericht Die Arbeit des Rauhen Hauses
2014
Redaktion Uwe Mann van Velzen
(Ltg.), Ulrike Großbongardt, Misha
Leuschen, Kendra Eckhorst
Herausgeber Vorstand
des Rauhen Hauses
Gestaltung Johannes Groht
Kommunikationsdesign, Hamburg
Stiftung Das Rauhe Haus
Beim Rauhen Hause 21
22111 Hamburg
Tel. 040/655 91-111
Fax 040/655 91-230
[email protected]
www.rauheshaus.de
Fotos Johannes Groht (Titel, 3–41),
Stephan Wallocha (1, 46, 50–53, 62,
63), Diakonie Hamburg (62), drescher
kommunikation (63), Gisela Köhler
(63), Martin Krok (63)
Litho ORC, Hamburg
Druck A. S. Müller Sofortdruck
GmbH, Hamburg
Spendenkonto
Evangelische Bank
BIC GENODEF1EK1
IBAN DE34 5206 0410 0106 4047 07
Ausgezeichnet mit dem
Spenden-Siegel des
Deutschen Zentralinstituts
für soziale Fragen (DZI)
Inhalt
1
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser!
2
Kinder- und Jugendhilfe
Eine Schule fürs Leben
6
Behindertenhilfe
Eine gute Umgebung schaffen
10 Sozialpsychiatrie
Brücken bauen
14 Altenhilfe
Der richtige Beruf!
16 Wichern-Schule
Der Schatz der Kinderbischöfe
20 Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie
Spiritualität ist eine Form von
Bildung
24 Evangelische Berufsschule für Pflege
So lebensnah ist Religion
28 Brüder- und Schwesternschaft
Glaube, Liebe, Hoffnung
30 Kommunikation
Zeigen, was uns bewegt
32 Spenden
Ein Ort für Nachtschwärmer
34 Freiwilliges Soziales
Engagement
Ein tolles Team
36 Engagement von Unternehmen
Bereicherung für beide Seiten
38 Seelsorge
Glaube öffnet Räume
40 Agentur und r+v
Wandel mit Augenmaß
42 RH Personaldienste
Eine lange Freundschaft
44 Die Stiftung im Überblick
46 Mehr Mut fürs Leben
50 Perspektiven der
Stiftungsbereiche
54
56
58
61
62
64
Personal und Finanzen
Platz- und Betreuungszahlen
Gremien
Organisation
Chronik
Impressum
Barrierefrei Das Kapitel „Die Stiftung
im Überblick“
finden Sie in Leichte
Sprache übersetzt
im beigelegten Heft.
Titelbild: Wann Cengiz (li.) und Karim
ein Licht aufgegangen ist, das können die beiden nicht genau sagen. „Es
hat einfach Klick gemacht“, beschreibt
Cengiz den Moment, an dem er begriffen hat, dass er selbst etwas tun muss,
um sein Leben in die Hand zu nehmen, und Karim nickt. In der Jugendwohngruppe des Rauhen Hauses sind
sie Freunde geworden. Sie haben sich
gegenseitig Mut gemacht und es so
zusammen bis zum Abitur geschafft:
„Das hatte uns keiner zugetraut.“
Jahresbericht des Rauhen Hauses 2014
Was macht dich stark?
Jahresbericht des Rauhen Hauses
2014

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