Oktober 2001 - Global Perspectives

Transcrição

Oktober 2001 - Global Perspectives
Oktober 2001
Armut bekämpfen
Terrorismus
verhindern
Foto: BMZ
Fight Poverty
Avert Terrorism
Auf dem Weg zur „Einen Welt“ ?
ISSN 1617- 5352
WWW.IPSGLOBAL.NET
2
Kommunikation Global
EDITORIAL
Dear Reader,
We regret that this issue has been delayed because of a number of factors, the topmost being the aftermath of the terrorist attacks on New York and Washington –
the kind of which perhaps not even Hollywood could have imagined. Apparently the
U.S. national security experts were also taken by surprise. We bemoan the tragic
death of thousands of innocent people. People from some 80 nations lost their
nearest and dearest ones in the twin towers of the World Trade Centre that crumbled when two kidnapped aeroplanes, piloted by terrorists, flew into them. Blameless people aboard those planes also died. Civilian and army personnel became victims of the terrorist attack on the Pentagon in Washington.
These unprecedented attacks – by young men who are said to have been born and brought up by respectable
parents in some of the Middle East countries – threatened to impart an ugly dimension to the ensuing debate.
Fortunately, the “clash of civilisations” theory has not found many adherents. The political leaderships in the
U.S. and Europe have been at pains to avoid even the semblance of such a clash. Also the U.S.-led military
attacks against Afghanistan were preceded by Washington assuring Arab and Asian countries with sizeable populations of Islamic belief that the target was not Islam but terrorism and the mastermind behind it, Usama bin
Laden.
But history is being written – and we cannot predict the course it may take. Washington has gone a step ahead:
instead of mobilising support among its European allies, it is campaigning with almost all countries around the
world to join in the “war” on terrorism. Russia and China are apparently sharing or are prepared to share their
intelligence with the U.S.
Are we moving towards One World, the kind of which the proponents of strengthening development cooperation for making our planet safer and more just, had envisaged? I am afraid not. However, the saving grace is that
the United Nations Secretary-General Kofi Annan and other eminent persons around the world have stressed
the need of carrying out a “war against poverty”. Poverty is not God-given, it is human-made and it is for human beings to do away with it. In fact, the award of the Nobel Peace Prize 2001 to Annan and the UN could
not have come at a better point in time.
The “war” on terrorism should not undermine the fight against poverty and hunger. Sadly enough, the World
Food Summit – five years later has been postponed. At the World Food Summit in 1996, representatives of
185 nations and the European Community pledged to work towards eradicating hunger. As an essential first
step, they set a target of reducing the number of hungry people by half by 2015. At the Rome conference in
November, participants are expected to review progress made towards that goal and consider ways to accelerate
the process – especially in view of the fact that cording to current data, the number of undernourished is falling
at a rate of no more than 8 million each year. This is far below the average rate of 20 million per year needed
to reach the World Food Summit target. No doubt, headway has been made and some striking success stories
exist in individual countries and communities. Yet much remains to be done. There are miles and miles to go
before we can claim to have reached the target.
Precisely against this backdrop, our focus in this issue of Kommunikation Global is on the need to fight poverty.
The point is stressed in reports from the United Nations and contributions by the German Minister of Economic
Cooperation and Development, Heidemarie Wieczorek-Zeul, and IFAD Assistant President Klemens van de
Sand.
We would be delighted to have your comments in the form of Letters to the Editor in English or German for
publication in the next issue. We invite you to interact with us.
Thanks very much.
Enjoy reading.
Sincerely
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
INHALT / CONTENTS
2
Editorial
4
Keiner kann sich abschotten
Von Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul
5
Cover Story
Terror Attacks Underscore Need for Nuclear Disarmament, says UN Official
UN Action against Terrorism by Secretary-General Kofi Annan
Experts See New Arms Race in U.S. ‘War’ on Terrorism
Are Modern Wars Rational?
Bekämpfung des internationalen Terrorismus: UNO betritt Neuland
The Right to Food: A Human Rights Based Approach to Rural Development
17
Foto-Essay:
Zeitungsjournalistenausbildung durch das IIJ der DSE
21
Special Report: Die Cyber-Welt / The Cyber World
Telefonie-Markt in Argentinien: Der Wettbewerb verschärft sich
Chile: Florierende TK-Märkte in ausländischen Händen
Vietnam wandelt sich
27
Deutschland und die Welt
Highlights der Presse in Afrika, Asien und Lateinamerika
33. Nachgefragt
Ugandas beispielhafter Kampf gegen Aids
34
Kurzmeldungen
Eine Gesamtübersicht der geplanten Veranstaltungen in Deutschland finden Sie im
Internet unter: www.cic-bonn.org/aktuelle/termine.html
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
4
Kommunikation Global
GAST KOLUMNE / GUEST COLUMN
Keiner kann sich abschotten
Von Heidemarie Wieczorek-Zeul
Auszug aus der Rede der Bundesentwicklungsministerin in der Bundestagsdebatte am 26. September 2001
Am 11. September haben wir auf schreckliche Weise erfahren, was es bedeutet, in einer
Welt zu leben. Kein Teil ist sicher ohne die anderen, keiner kann sich abschotten und
schützen vor dem, was in den anderen Teilen der Welt geschieht. Wir müssen uns deshalb
diesen Menschen und ihrer Perspektive öffnen. Wenn beispielsweise das Gefühl von Frustration, Zukunftslosigkeit oder Ohnmacht gegenüber den wirtschaftlich und militärisch
starken Nationen zur Mobilisierbarkeit für Terrorakte beiträgt, müssen wir diesem Gefühl
der Unterlegenheit und Ohnmacht entgegenarbeiten. Sehen wir uns doch die realen
Machtverhältnisse an: Die G7-Staaten verfügen über 70% des weltweiten Bruttosozialprodukts, sie machen aber nur gut 10% der Weltbevölkerung aus! Während in unseren
Breiten Spezialitäten aus aller Herren Länder auf dem Speiseplan stehen, sterben täglich
24.000 Menschen weltweit aufgrund mangelnder Ernährung! Die Menschen in den Ländern des Südens müssen sich an den weltwirtschaftlichen Entwicklungen beteiligen können! Sie müssen ihr Leben in Freiheit und Menschenwürde gestalten können. Sie müssen endlich bessere Entscheidungschancen erhalten!
Bundespräsident Johannes Rau hat gesagt: "Der beste Schutz gegen Terror, Gewalt und Krieg ist eine
gerechte internationale Ordnung."
Die Globalisierung - das wissen wir nicht erst sei
Genua - darf nicht dem neoliberalen laissez-fairePrinzip überlassen werden. Das würde die schreienden Ungerechtigkeiten in dieser Welt, die Gewaltkonflikte verschärfen. Vielmehr geht es um die soziale und ökologische Gestaltung der Globalisierung.
Die Bundesregierung steht für diesen zweiten Weg,
sowohl in ihrer Arbeit in der Weltbank wie auch im
Internationalen Währungsfonds.
Es geht um die Grundfrage des 21. Jahrhunderts!
Bei unserer politischen Antwort lassen wir uns von
den europäischen Erfahrungen des sozialen Rechtsstaats leiten, wie Bundeskanzler Gerhard Schröder in
seiner Rede vor der sozialdemokratischen Wirtschaftstagung betont hat. Dieses Modell hat sich
bewährt. Es ist ein Modell, das auch in Zeiten der
Globalisierung beste Entwicklungschancen bietet.
Wir brauchen jetzt ein breites Reformbündnis der
fortschrittlichen Regierungen aus Entwicklungs- wie
aus Industrieländern, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und
auch denen, die der Globalisierung kritisch gegenüberstehen. Wichtig ist, dass die Verantwortung gemeinsam übernommen wird und die Entwicklungsländer stärker beteiligt werden.
In diese Richtung geht auch der von der Kommission
unter Leitung des ehemaligen mexikanischen Staatspräsidenten Ernesto Zedillo vorgeschlagene Global
Council, in dem alle Regionen der Welt politisch
hochrangig repräsentiert wären. Diese Kommission
JAHRGANG II / NR. 22
hat auch Vorschläge zu neuen Finanzierungsmöglichkeiten für globale öffentliche Güter erarbeitet. Diese
sind eine gute Grundlage für die im nächsten Jahr
stattfindende internationale Konferenz 'Financing for
Development'.
Die internationalen Finanzmärkte bedürfen eines
starken ordnungspolitischen Rahmens. Einmal weil
unkontrollierte Kapitalbewegungen ganze Volkswirtschaften der Entwicklungsländer gefährden. Aber
auch - wie sich jetzt in erschreckender Weise gezeigt
hat - weil internationale Terrorgruppen von den
Schwächen dieses unkontrollierten Finanzsystems in
schamloser Weise profitieren, um ihre Verbrechen
zu finanzieren.
Deshalb ist es gut, dass der Geldwäsche endlich der
internationale Kampf angesagt worden ist. In diesem
Kontext kümmert sich die Entwicklungszusammenarbeit um die Stabilisierung der Finanzsektoren in den
Partnerländern und engagiert sich für eine stärkere
Regelung von Finanzströmen. In diese Richtung gehen auch die Überlegungen zu einer Devisentransaktionssteuer, Stichwort Tobin Tax. Unser Ministerium
hat eine Machbarkeitsstudie zur Tobin Tax in Auftrag gegeben! Denn wir dürfen kein Instrument ungeprüft lassen!
Die Entwicklungszusammenarbeit ist das einzige Instrument, mit dem wir in den Gesellschaften unserer
Partnerländer mitgestalten und den Dialog führen
können. Dabei ist Good Governance, eine gute,
entwicklungsorientierte Regierungsführung, bereits
ein elementares Prinzip unserer Kooperation. Doch
erscheint mir eine stärkere Fokussierung nötig.
² - Kommunikation Global
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
Kommunikation Global
5
Terror Attacks Underscore Need for Nuclear Disarmament, says UN Official
By Jaya Ramachandran
The terrorist attacks against the United States on 11 September underscore the need to cut the world's arsenal
of nuclear weapons, according to a top United Nations disarmament official.
"We need to be aware of the fact that this situation could have been much worse than it has been - consider for
example if weapons of mass destruction were used by these terrorists," said Under-Secretary-General Jayantha
Dhanapala in response to questions from journalists during a recorded World Chronicle television programme.
Produced by UN TV.
"We need to eliminate weapons of mass destruction because they could fall into the hands of terrorists," Dhanapala said. "We don't want to give terrorists more tools than they have at the moment."
The Under-Secretary-General also stressed the importance of international anti-terrorism treaties,
which "set norms, and give us - civilized society the moral right to act in the name of those laws."
Concerning a possible response to the devastating
terror attacks, Dhanapala noted that the UN Charter did not rule out the use of force. "We're not
talking about an idealistic, utopian world where
there are no weapons," he said of the Charter's
vision, noting that Article 51 covers the right of
countries to defend themselves, while Chapter VII
deals with the right of defence in the collective
interest of international peace and security. "Both
of those obviously require weapons to be used."
"Clearly, this is a matter which the Security Council
ideally should look at," he stressed. "If you can
identify the person or persons responsible for this
dastardly act of terrorism, then there will be opportunities for action to be taken."
UN conventions on terrorism
While the international community is considering
ways in which to respond to the terrorist attacks
against the United States, it is hardly known that
the United Nations has adopted two conventions to
combat terrorism: one on the suppression of terrorist bombing and the other on the suppression of
financing terrorism. According to the UN Radio
that interviewed Dr. Palitha Kohana, in the UN
Office of Legal Affairs, the United Nations has long
been active in the fight against international terrorism.
Reflecting the determination of the international
community to eliminate this threat, the Organization and its agencies have developed a wide range
of international legal agreements that enable the
international community to take action to suppress
JAHRGANG II / NR. 22
terrorism and bring those responsible to justice.
Dating back to 1963, these agreements provide the
basic legal tools to combat international terrorism in
its many forms -- from the seizure of aircraft to
hostage taking to the financing of terrorism. Many
have been ratified by the majority of countries
around the world, and only the most recent one is
not yet in force. Such agreements have been developed by the General Assembly, the International
Civil Aviation Organization (ICAO), the International Maritime Organization (IMO) and the International Atomic Energy Agency (IAEA).
The instruments are the:
Convention on Offences and Certain Other Acts
Committed on Board Aircraft, adopted in Tokyo in
1963; 172 states parties as of 17 September
2001; authorizes the airplane commander to impose reasonable measures on any person who has
committed or is about to commit such acts, and
requires states parties to take custody of offenders;
developed by ICAO;
Convention for the Suppression of Unlawful Seizure of
Aircraft, The Hague, 1970; 174 states parties;
requires parties to punish hijackings by "severe penalties", and either extradite or prosecute the offenders; developed by ICAO;
Convention for the Suppression of Unlawful Acts
against the Safety of Civil Aviation, Montreal, 1971;
175 states parties; requires parties to punish offences by "severe penalties", and either extradite or
prosecute the offenders; developed by ICAO; supplemented by the Protocol for the Suppression of
Unlawful Acts of Violence at Airports Serving International Civil Aviation, Montreal, 1988; 107 states
parties; extends the provisions of the Convention to
encompass terrorist acts at airports;¾¾¾
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
COVER STORY
COVER STORY / TITELTHEMA
COVER STORY
6
Kommunikation Global
COVER STORY / TITELTHEMA
Convention on the Prevention and Punishment of
Crimes against Internationally Protected Persons,
including Diplomatic Agents, New York, 1973;
adopted by the General Assembly; 107 states parties; requires parties to criminalize and punish attacks against state officials and representatives;
Convention against the Taking of Hostages, New
York, 1979; adopted by the General Assembly; 96
states parties; parties agree to make the taking of
hostages punishable by appropriate penalties; to
prohibit certain activities within their territories; to
exchange information; and to carry out criminal or
extradition proceedings.
Convention on the Physical Protection of Nuclear
Material, Vienna, 1980; 69 states parties; obliges
parties to ensure the protection of nuclear material
during transportation within their territory or on
board their ships or aircraft; developed by IAEA;
Annan signs condolence book in memory of victims
(24/09/01) Foto: UN
Convention for the Suppression of Unlawful Acts
against the Safety of Maritime Navigation, Rome,
1988; 56 states parties; obliges parties to either
extradite or prosecute alleged offenders who have
committed unlawful acts against ships, such as seizing ships by force and placing bombs on board
ships; developed by IMO; supplemented by the
Protocol for the Suppression of Unlawful Acts against
the Safety of Fixed Platforms located on the Continental Shelf, Rome, 1988; 51 states parties; extends
the requirements of the Convention to fixed platforms such as those engaged in the exploitation of
offshore oil and gas;
Convention on the Marking of Plastic Explosives for
the Purpose of Detection, Montreal, 1991; 68
States parties; seeks to curb the use of unmarked
and undetectable plastic explosives; developed by
ICAO; International Convention for the Suppression
of Terrorist Bombings, New York, 1997; adopted
JAHRGANG II / NR. 22
by the General Assembly; 29 states parties; seeks to
deny "safe havens" to persons wanted for terrorist
bombings by obligating each state party to prosecute such persons if it does not extradite them to
another state that has issued an extradition request.
International Convention for the Suppression of the
Financing of Terrorism, New York, 1999; adopted
by the General Assembly; 4 states parties; obligates
states parties either to prosecute or to extradite
persons accused of funding terrorist activities, and
requires banks to enact measures to identify suspicious transactions; will enter into force when ratified
by 22 states.
The Legal Committee of the General Assembly is
elaborating a convention for the suppression of acts
of nuclear terrorism and a comprehensive convention on the elimination of terrorism.
The Declaration on Measures to Eliminate International Terrorism, adopted by the Assembly in 1994,
and the Declaration to supplement the 1994 Declaration, adopted in 1996, condemn all acts and practices of terrorism as criminal and unjustifiable,
wherever and by whomever committed, and urge
all states to take measures at the national and international level to eliminate international terrorism.
The Security Council -- as the principal international
organ dealing with international peace and security - has also long been involved in the fight against
terrorism. Immediately after the attacks, in its resolution 1368 (2001), it condemned in the strongest
terms the terrorist attack against the United States
and called on all States to work together urgently to
bring the perpetrators to justice.
By resolution 1333 (2000), it demanded that
Afghanistan's Taliban authorities act swiftly to close
all camps where terrorists are trained. By resolution
1269 (1999), it unequivocally condemned all acts
of terrorism as criminal and unjustifiable, and called
on Member States to adopt specific measures. By
resolution 1267 (1999), it demanded that the
Taliban turn over Usama bin Laden to appropriate
authorities so that he can be brought to justice.
For its part, the General Assembly the day after the
attack strongly condemned the heinous acts of terrorism, and called for urgent action to enhance
international cooperation to prevent and eradicate
acts of terrorism. ² - Kommunikation Global
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
Kommunikation Global
7
UN Action against Terrorism
By Kofi Annan
Excerpts from UN Secretary-General's Address to the General Assembly on October 1, 2001
On Friday night (28 September), the Security Council adopted unanimously a broad resolution aimed at
targeting terrorists and those who harbour, aid or
support them. That resolution requires Member States
to cooperate in a wide range of areas - from suppressing the financing of terrorism to providing early warning, cooperating in criminal investigations, and exchanging information on possible terrorist acts. I applaud the Council for acting so swiftly to enshrine in
law the first steps needed to carry this fight forward
with new vigour and determination.
Now all Member States must make greater efforts to
exchange information about practices that have
proved effective, and lessons that have been learned,
in the fight against terrorism - so that a global standard of excellence can be set. The implementation of
this resolution will require technical expertise at the
national level. I encourage states that can offer assistance in this regard to do so generously and without
delay.
Thus far, the international community has been able
to act with unprecedented speed and unity: On the
12th of September, both the General Assembly and
the Security Council adopted strong resolutions condemning the attacks and calling on all states to cooperate in bringing the perpetrators to justice. Now, a
second and more detailed resolution has been
adopted by the Security Council, building swiftly on
the first. Today, this august Assembly meets to deliberate its own response to the events of 11 September.
The reason for this response and unprecedented unity
is clear enough. The terrorist attacks against the
United States - resulting in the deaths of some 6,000
people from 80 countries - were acts of terrible evil
which shocked the conscience of the entire world.
But out of evil can come good. Paradoxically, these
vicious assaults on our common humanity have had
the effect of reaffirming our common humanity. The
very heartlessness and callous indifference to the suffering and grief caused to thousands of innocent families has brought a heartfelt response from millions of
ordinary people all around the world, in many different societies.
JAHRGANG II / NR. 22
The task now is to build on that wave of human solidarity - to ensure that the momentum is not lost, to
develop a broad, comprehensive and above all sustained strategy to combat terrorism and eradicate it
from our world.
This important meeting of the General Assembly has
a critical role to play in this. It must not be merely
symbolic. It must signal the beginning of immediate,
practical and far-reaching changes in the way this
Organization and its Member States act: against terrorism.
Today, the shock of this crime has united the world.
But, if we are to prevent such crimes from being
committed again, we must stay united as we seek to
eliminate terrorism. In this struggle, there is simply no
alternative to international cooperation. Terrorism will
be defeated if the international community summons
the will to unite in a broad coalition, or it will not, be
defeated at all. The United Nations is uniquely positioned to serve as the forum for this coalition, and for
the development of those steps Governments must
now take - separately and together - to fight terrorism
on a global scale.
The global reaction to the attacks should give us courage and hope that we can succeed in this fight. The
sight of people gathering in cities in every part of the
world from every religion to mourn - and to express
solidarity with the people of the United States -proves more eloquently than any words that terrorism
is not an issue that divides humanity, but one that
unites it. We are in a moral struggle to fight an evil
that is anathema to all faiths. Every state and every
people has a part to play. This was an attack on humanity, and humanity must respond to it as one.
The urgent business of the United Nations must now
be to develop a long-term strategy, in order to ensure
global legitimacy for the struggle ahead. The legitimacy 'that the United Nations conveys can ensure
that the greatest number of states are able and willing
to take the necessary and difficult steps - diplomatic,
legal and political - that are needed to defeat terrorism. ¾¾¾
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
COVER STORY
COVER STORY / TITELTHEMA
COVER STORY
8
Kommunikation Global
COVER STORY / TITELTHEMA
The Member States that you represent have a clear
agenda before them. It begins with ensuring that the
12 conventions and protocols on international terrorism already drafted and adopted under United Nations auspices, are signed, ratified and implemented
without delay by all states.
Two of these conventions, in particular, can
strengthen the fight against terrorism. First, the International Convention for the Suppression of Terrorist
Bombings, which entered into force on 23 May this
year; and second, the 1999 Convention for the Suppression of the Financing of Terrorism, which so far
has 44 signatories and four ratifications. It requires
eighteen additional ratifications to enter into force,
and I hope it will now be seen as a point of honour
for Member States to sign and ratify this vital convention as soon possible.
While no one imagines that these conventions - even
when implemented - will end terrorism on their own,
they are part of the legal framework needed for this
effort. I wish to propose to all Member States that
they make it their first order of business during the
General Debate to sign all the conventions on terrorism, and pledge to work for their ratification and
implementation without delay.
It will also be important to obtain agreement on a
comprehensive convention on international terrorism.
In the post-11 September era, no one can dispute
the nature of the terrorist threat, nor the need to
meet it with a global response. I understand that
there are outstanding issues, which until now have
prevented agreement on this convention. Some of
the most difficult issues relate to the definition of
terrorism. I understand and accept the need for legal
precision. But let me say frankly that there is also a
need for moral clarity. There can be no acceptance
of those who would seek to justify the deliberate
taking of innocent civilian life, regardless of cause or
grievance. If there is one universal principle that all
peoples can agree on, surely it is this.
Even in situations of armed conflict, the targeting of
innocent civilians is illegal, as well as morally unacceptable. And yet, as I have stated in my two reports
on the protection of civilians in armed conflict, civilian populations are more and more often deliberately
targeted. Indeed, civilians have become the principal
victims of conflict, accounting for an estimated 75
percent of all casualties.
This demands from all of us an increased attention to
the civilian costs of conflict. It requires Member
JAHRGANG II / NR. 22
States to live up to their responsibilities under international law. They must deal firmly with the reality of
armed groups and other non-state actors who refuse
to respect common principles of human dignity. It is
hard to imagine how the tragedy of 11 September
could have been worse. Yet the truth is that a single
attack involving a nuclear or biological weapon could
have killed millions. While the world was unable to
prevent the 11 September attacks, there is much we
can do to help prevent future terrorist acts carried
out with weapons of mass destruction. The greatest
immediate danger arises from a non-state group - or
even an individual - acquiring and using a nuclear,
biological, or chemical weapon. Such a weapon could
be delivered without the need for any missile or any
other sophisticated delivery system.
In addition to measures taken by individual Member
States, we must now strengthen the global norm
against the use or proliferation of weapons of mass
destruction. This means, among other actions, redoubling efforts to ensure the universality, verification and full implementation of key treaties relating
to weapons of mass destruction, including those outlawing chemical and biological weapons and the nuclear non-proliferation treaty; promoting closer cooperation among international organizations dealing
with these-weapons; tightening national legislation
over exports of goods and technologies needed to
manufacture weapons of mass destruction and their
means of delivery; and developing new efforts to
criminalize the acquisition or use of weapons of mass
destruction by non-state groups.
In addition, we need to strengthen controls over
other types of weapons that pose grave dangers
through terrorist use. This means doing more to ensure a ban on the sale of small arms to non-state
groups; making progress in eliminating landmines;
improving the physical protection of sensitive industrial facilities, including nuclear and chemical plants;
and increased vigilance against cyber-terrorist threats.
As we summon the will and the resources to succeed
in the struggle against terrorism, we must also care
for all the victims of terrorism, whether they are the
direct targets or other populations who will be affected by our common effort. That is why I have
launched an alert to donors about the potential need
for much more generous humanitarian assistance to
the people of Afghanistan. This appeal is only the
most urgent part of our determination to continue to
care for those suffering from poverty, disease and
conflict around the world. ² - Kommunikation Global
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
Kommunikation Global
9
COVER STORY
COVER STORY / TITELTHEMA
Experts See New Arms Race in U.S. 'War' on Terrorism
By Thalif Deen
The U.S. ''war'' against global terrorism threatens to trigger a new arms race in the Middle East and Asia, say
defence analysts.
Oman already has chalked up a major munitions purchase under Washington's new policy of unrestricted arms
sales and military assistance to countries willing to join its coalition against suspected terrorists.
"Once again, it appears that U.S. weapons transfers are being used as party favours, to reward countries that do
our bidding," says Natalie Goldring, executive director of the disarmament programme at the University of
Maryland.
She describes as ''unfortunate'' the recent
U.S. decision to sell 1.1 billion dollars'
worth of sophisticated weapons to the
sultanate.
"Given that our pilots are likely to face U.S. weapons that we transferred to the region in previous years, you'd
think we'd be more careful," she says.
"We are already facing the possibility that the Taliban will use our own weapons against us," she adds. "And we
think the answer is: transfer more weapons to this region, with less oversight?"
The arms package to Oman includes 12 F-16 C/D advanced fighter jets, 10 anti-aircraft air-to-air medium
range anti-aircraft (AMRAAM) missiles, 10 Sidewinder missiles, 20 anti-ship Harpoon missiles and new radar
equipment.
"The proposed sale will contribute to the foreign policy and national security of the U.S. by helping to improve
the security of a friendly country," the Pentagon says in a statement.
The defence department also says the sale will "strengthen Oman as a coalition partner" by enhancing cooperation with the United States and "other coalition forces in the region."
Since Washington has reached agreements with Pakistan, Turkey, Saudi Arabia, Oman and Uzbekistan - to either
use their airfields or overfly their territories during military strikes against Afghanistan - it is expected to reciprocate by providing unrestricted arms and military assistance to all of these countries.
The United States is Saudi Arabia's largest arms supplier, with more than two billion dollars in sales projected
for this year. This year's sales are estimated at 375 million dollars to Turkey and 1.7 million dollars to Uzbekistan.
Washington has lifted its ban on arms sales to Pakistan, paving the way for fresh military
supplies to Islamabad.
Erik Floden, editor of the Washington-based 'Arms Trade News', says "lifting all restrictions on U.S. arms exports to any country willing to provide rhetorical support for the
war against terrorism may provide human rights violators the equipment to imprison,
torture or kill their own people."
Arms sales may seem poised to increase, he adds, but the region's arms race has been under way "since the days
when we supplied weapons and training to Iraq and Iran."
Before the 1979 Islamic revolution in Iran, the United States was the largest single supplier of arms to Tehran.
During the 1980-1988 Iran-Iraq war, Washington covertly supplied arms and military assistance to Iraq. ¾¾¾
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
COVER STORY
10
Kommunikation Global
COVER STORY / TITELTHEMA
The Middle East continues to the largest regional market for weapons, according to Floden.
The U.S. Congressional Research Service (CRS) recently reported that the Middle East accounted for 74.8
percent of all U.S. arms transfer agreements to developing nations during 1993-1996, or about 46 billion dollars' worth of business. In 1997-2000, the region accounted for 47.2 percent of all arms agreements, or about
38.4 billion dollars.
Oman, which has traditionally depended on British jet fighters, is for the first time being armed with American
combat aircraft. U.S.-built F-16 fighters also are in service in Egypt, Jordan, Bahrain and the United Arab Emirates, all longstanding U.S. allies.
Last year, Oman announced plans to spend an average of about 2.2 billion dollars on defence annually through
2005, up from an average of about 1.7 billion dollars through 1999.
Russia and Iran, traditional supporters of the Northern Alliance opposition in Afghanistan, have announced that
they would provide additional arms and military aid to the rebel group as it intensifies its fight against the Taliban regime.
www.loc.gov/crsinfo
The Russians, in turn, signed a 300-million-dollar weapons agreement to provide military hardware to Iran, making it the third largest customer for Russian arms.
According to declarations made by Iran to the annual UN Arms Register, the Russians already have provided
Tehran with 94 air-to-air missiles and missile launchers, more than 100 T-72 and T-76 battle tanks, more than
80 BMP-2 armoured combat vehicles, and two 140mm artillery systems.
Additionally, Russia has provided Iran with three Kilo class diesel-electric submarines at a cost of 450 million
dollars.
China has provided Iran with some 25 fighter aircraft, five warships, more than 200 HY-2 Silkworm missiles,
and unspecified quantities of 122mm and 130mm field guns.
Goldring says that Russia has had a continuing arms relationship with Iran but halted arms deals for several years
starting in 1995, at U.S. insistence.
"My guess is that the Russians felt they didn't get much in return for this pause. There was no evidence of reciprocal U.S. restraint," she says.
The timing of the latest agreement between Russia and Iran may be a coincidence, she adds, because the arms
deal had been under consideration since at least last year.
The deal is important, however, "because it represents a resumption of the arms transfer relationship between
these two countries'' and could include advanced fighter planes, air defence systems, and missiles.
² - Copyright © Kommunikation Global
University of Maryland: www.umd.edu
Arms Trade News:www.clw.org/atop/atn/atnmain.html
www.fas.org/asmp
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
Kommunikation Global
11
COVER STORY
COVER STORY / TITELTHEMA
Are Modern Wars Rational ?
By Mariano Aguirre *
(Are modern wars the expression of chaos, or is there behind the apparent irrationality an economic model that is far more
articulated than is apparent and that benefits certain of the parties involved? asks Spanish-Argentinean journalist Mariano
Aguirre, director of the Centre for Peace Studies [www.fuhem.es/cip/paz.htm] of the Foundation for the Employee, Madrid
[www.cip.fuhem.es]. The author writes that in a country at war, the destruction leaves no vacuum. The illegal economy
promptly takes the place of the legal, formal one. Corruption replaces the transparent operation of the government. Violence substitutes for justice.
The apparent chaos of the wars in Sierra Leone, Somalia, Angola, or the DRC is in fact no such thing. Rather, the elites
promote corruption and a weakening of the state while underground economies and illegal trafficking boom. The model is
completed with the recruitment of the youth as mercenaries and alliance with foreign actors. The author asserts that illegal
trade fuels war: arms are bought, mercenaries paid, and governments corrupted with illicit funds. The consequences are
suffering by the people, systematic poverty, and eventually humanitarian crises.)
Are modern wars the expression of chaos, or is there behind the apparent irrationality an economic model that
is far more articulated than is apparent and that benefits certain of the parties involved?
The wars that are now being fought, from Colombia to Indonesia, Afghanistan, the Caucasus, Balkans, and part
of sub-Saharan Africa, are taking a gigantic economic toll and generating huge movements of capital.
The International Institute of Strategic Studies estimates that, for example, the conflict in Colombia is costing
about 1.5 billion dollars a year (not including spending by non-state armed groups: guerrillas and paramilitaries);
the war in Afghanistan, 200 million; the war in Sudan, 184 million; and in Sierra Leone, 24 million. These are
approximate figures that do not take into account all aspects of the destruction caused.
In a country at war, people are killed and wounded, families are destroyed, consensus among social groups is
broken, and the infrastructures are ruined that allow society to function and connect with the rest of the world.
Present and future opportunities are deformed.
However, this destruction leaves no vacuum. The illegal economy promptly takes the place of the legal, formal
one. Corruption replaces the transparent operation of the government. Violence substitutes for justice. In various forms and at various levels, societies are integrated into the structure of violence, and natural resources are
plundered.
Fragile states like Somalia, Sierra Leone, and Liberia are entities that exist only on maps while in reality they are
disintegrating along ethnic lines or at the perimeters of areas with natural resources.
A report conducted for the UN Security Council on the illegal exploitation of resources and other forms of
wealth in the Democratic Republic of Congo (DRC), for example, indicates that resources like minerals, coffee,
wood, cattle, and money have in recent years been plundered by the armies of Burundi, Rwanda, and Uganda.
At the same time there is a planning and organisation that involves governments, businessmen, and members of
the armed forces of these countries, Zimbabwe, and the DRC.
Illicit activities have contributed to prolonging the war and producing a systematic exploitation of the country.
An essay by William Reno published in the 2001 Annuarium of the Centre of Investigation for Peace shows that
the apparent chaos of the wars in Sierra Leone, Somalia, Angola, or the DRC is in fact no such thing. Rather,
the elites promote corruption and a weakening of the state while underground economies and illegal trafficking
boom. The model is completed with the recruitment of the youth as mercenaries and alliance with foreign actors. ¾¾¾
* Spanish-Argentinean journalist Mariano Aguirre is director of the Centre for Peace Studies of the Foundation for the Employee, Madrid.
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
COVER STORY
12
Kommunikation Global
COVER STORY / TITELTHEMA
It is a model that is deliberately implemented by the leaders of effected states and their domestic and foreign
allies to win them major benefits.
In the conflicts mentioned above, resources are the essential causes of dispute or serve as the economic base for
some of the parties involved.
An essay by Michael T. Klare argues that the competition for resources will be one of the major sources of
armed conflicts for years to come. Human consumption is driving up the demand for arable land and water.
Industrial models demand certain minerals, and social models of production and consumption require more oil
and gas. In cases, demand increases faster than the capacity to provide resources.
At the same time, the globalisation of economic relations, population growth in
the poorest countries, and rapid urbanisation are three variables that affect demand for resources.
This growing demand could ignite a battle over control of strategic resources,
like oil. Similarly, certain minerals with symbolic or investment value, like diamonds, emeralds, and gold, are the
cause of conflicts.
In the course of 2000-2001 the link between illegal mining of precious stones and armed
conflicts has been widely debated and denounced, with special attention paid to the wars
in Angola and Sierra Leone.
Organisations like the International Committee of the Red Cross and Oxfam, as well as the United Nations, have
denounced the situation and called for regulations on the mining and sale of diamonds.
Illegal trade fuels war: arms are bought, mercenaries paid, and governments corrupted with the illicit funds. The
consequences are paid in suffering by the people, systematic poverty, and eventually humanitarian crises.
² - Copyright © IPS Columnist Service / Kommunikation Global
Humanitäre Hilfe für Afghanistan
Die Bundesregierung leistet humanitäre Hilfe für afghanische Flüchtlinge in Höhe von rund 50 Millionen Mark. Aus dem Etat des Auswärtigen Amtes ergibt sich eine finanzielle Zusage von 36 Millionen Mark. Die Gelder werden für humanitäre Maßnahmen in Bezug auf Flüchtlingsfragen in und um Afghanistan eingesetzt. Das Auswärtige Amt steht in Verbindung mit internationalen Hilfsorganisationen, um auch in
dieser schwierigen Situation Hilfsgüter auf dem Landweg ins Land zu bringen.
Aus dem Etat des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) stehen Mittel in Höhe von 15 Millionen
Mark zur Verfügung. Mit diesen Sondermitteln werden Nothilfeaktivitäten des Welternährungsprogramms und der UN-Flüchtlingshilfe
(UNHCR) finanziert.
Das Auswärtige Amt hatte am 27. September 2001 zu einer Sondersitzung der humanitären Unterstützungsgruppe für Afghanistan eingeladen. An der Sitzung nahmen 15 Geberländer, internationale Hilfsorganisationen und die Vereinten Nationen teil. Ziel des Treffens war eine
gemeinsame Lagebewertung sowie die Koordinierung der internationalen Hilfsanstrengungen.
Auf einem Treffen des UNHCR-Forums in Genf am 5. Oktober ging es insbesondere auch darum, das Problem des humanitären Zugangs
von den beteiligten Geberländern und den internationalen Hilfsorganisationen nach Afghanistan zu lösen.
Die Europäischen Union hat bis zum 8. Oktober insgesamt 316 Millionen Euro (618 Millionen Mark) zur Verfügung gestellt, um die humanitäre Krise abzumildern. Der deutsche Anteil daran beträgt rund 8 Millionen Euro.
Auf einer Tagung der EU-Außenminister am 8. Oktober sagte Außenminister Joschka Fischer, es sei neben den Gegenschlägen wichtig, über
humanitäre Aspekte zu beraten und eine dauerhafte politische Lösung zu finden.
Die USA haben unmittelbar nach Beginn der Luftangriffe noch in der Nacht zum 7. Oktober mit dem Abwurf von Hilfsgütern für die notleidende Bevölkerung begonnen. Die Hilfsgüter sind Teil des US-Hilfsprogramms für Afghanistan im Wert von 320 Millionen Dollar.
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
Kommunikation Global
13
Bekämpfung des internationalen Terrorismus: UNO betritt Neuland
Seit den terroristischen Anschlägen auf die USA haben die obersten Gremien der Vereinten Nationen zu einer
neuen Rolle bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus gefunden. So schnell und so einmütig hat die
UNO selten zuvor auf ein die Welt bewegendes Ereignis reagiert. Bereits am Tag nach den Terrorangriffen vom
11. September 2001 auf das World Trade Center in New York und das US-Verteidigungsministerium in Washington sowie dem erzwungenen Absturz eines Passagierflugzeugs über Pennsylvania verurteilten die Generalversammlung und der Sicherheitsrat der UNO diese Angriffe einmütig als abscheuliche terroristische Gewalttaten.
Der Sicherheitsrat ging aber noch darüber hinaus, indem er die Anschläge als Bedrohung
des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit bezeichnete. Mit dieser Formulierung
eröffnete er den Mitgliedstaaten den Rückgriff auf die im Kapitel XII der UN-Charta aufgeführten Möglichkeiten zur Wiederherstellung des Friedens durch Zwangsmaßnahmen einschließlich dem Recht auf individuelle und kollektive Selbstverteidigung.
Zugleich riefen beide Gremien die Weltgemeinschaft auf, ihre Anstrengungen erheblich zu
verstärken, um terroristische Gewalttaten zu verhindern und zu unterdrücken und dabei vor allem die in der
UNO beschlossenen internationalen Übereinkommen zur Bekämpfung des Terrorismus und die in diesem Zusammenhang vom Sicherheitsrat selbst verabschiedeten einschlägigen Resolutionen umzusetzen.
UNO klassifiziert Terrorismus als Bedrohung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit
Mit der Klassifizierung des Terrorismus als Bedrohung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit wagte
sich der Sicherheitsrat dabei auf völkerrechtliches Neuland vor, wie Bundeskanzler Schröder zu Recht in seiner
Regierungserklärung vom 19. September vor dem Deutschen Bundestag feststellte.
["...In meiner Regierungserklärung vom 12. September habe ich, bezogen auf die terroristischen Angriffe gegen die Vereinigten Staaten, gesagt: Dies ist nicht nur ein Krieg gegen die USA, dies ist ein Krieg gegen die zivilisierte Welt. Daran halte
ich fest. Danach ist gefragt worden, ob das jener Kampf der Kulturen sei, von dem so oft gesprochen worden ist. Meine
Antwort heißt: nein.
Es geht nicht um den Kampf der Kulturen, sondern es geht um den Kampf um die Kultur in einer immer mehr zusammenwachsenden Welt. Dabei wissen wir um die Verschiedenheiten der Kulturen in der Welt, und wir respektieren sie. Wir bestehen aber darauf, dass die Verheißungen der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung universell gelten..."]
Während bislang davon auszugehen war, dass nur der bewaffnete Angriff eines Staates auf einen anderen als
Störung des Weltfriedens im Sinne von Kapitel XII der Charta zu gelten habe, werden durch besagte Sicherheitsratsresolution 1368 terroristische Anschläge dieses Ausmaßes dem widerrechtlichen Angriff eines Staates gleichgestellt. Damit macht der Sicherheitsrat zugleich deutlich, dass er sich von nun an selbst mit allen ihm zur Verfügung stehenden Instrumenten in vorderster Front bei der Bekämpfung dieser Menschheitsgeißel sieht.
[UNO-Resolution 1368 vom 12.9.2001
Der Sicherheitsrat in Bekräftigung der Ziele und Grundsätze der Charta der Vereinten Nationen,
entschlossen, die Bedrohung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit durch terroristische Gewalttaten
mit allen Mitteln zu bekämpfen,
in Anerkennung des naturgegebenen Rechtes zur individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung in Übereinstimmung mit der Charta:
verurteilt unmissverständlich und auf das Schärfste die abscheulichen terroristischen Gewalttaten, die am 11. September 2001 in New York, Washington (DC) und Pennsylvania verübt wurden, und betrachtet diese Gewalttaten
wie jede internationale terroristische Gewalttat als Bedrohung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit;
spricht den Opfern und ihren Familien sowie dem Volk und der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika
sein tiefstes Mitgefühl und Beileid aus; ¾¾¾
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
COVER STORY
COVER STORY / TITELTHEMA
COVER STORY
14
Kommunikation Global
COVER STORY / TITELTHEMA
ruft alle Staaten auf, dringend zusammenzuarbeiten, um die Täter, Drahtzieher und Förderer dieser terroristischen Anschläge
vor Gericht zu bringen, und betont, dass diejenigen, die den Tätern, Drahtziehern und Förderern helfen, sie unterstützen
oder ihnen Zuflucht gewähren, zur Rechenschaft gezogen werden;
ruft ferner die internationale Gemeinschaft auf, ihre Anstrengungen erheblich zu verstärken, um terroristische Gewalttaten
zu verhindern und zu unterdrücken, auch durch intensivierte Zusammenarbeit und vollständige Umsetzung der einschlägigen
internationalen Übereinkommen zur Bekämpfung des Terrorismus und der Resolutionen des Sicherheitsrats, insbesondere der Resolution 1269 vom 19. Oktober 1999;
bekundet seine Bereitschaft, alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um auf die terroristischen Anschläge vom
11. September 2001 zu antworten, und jede Form des Terrorismus in Übereinstimmung mit seinen Verantwortlichkeiten nach der Charta der Vereinten Nationen zu bekämpfen;
beschließt, mit der Angelegenheit befasst zu bleiben.]
Es ist daher vor allem festzuhalten, dass die USA bei ihren Maßnahmen in Afghanistan mit Rückendeckung des
obersten Beschlussorgans der UNO operieren, der viele Stimmen in Politik und Völkerrechtslehre eine Art internationales Gewaltmonopol zubilligen.
UNO legt verbindliche Maßnahmen zur Bekämpfung des Terrorismus fest
Mit Resolution 1373 vom 28. September 2001 geht der UNO-Sicherheitsrat aber noch weiter. In dieser Resolution legt er ebenfalls auf der Grundlage von Kapitel XII für jeden einzelnen Mitgliedstaat eine Reihe von Maßnahmen zur Bekämpfung des Terrorismus verbindlich fest und fordert innerhalb von 90 Tagen Staatenberichte
über die zur Umsetzung der Maßnahmen unternommenen Schritte.
Diese Resolution ist in ihrer Substanz und Reichweite präzedenzlos. Sie greift einzelne Elemente aus einer Reihe
noch nicht in Kraft getretener internationaler Abkommen zur Terrorismusbekämpfung heraus und macht sie
aufgrund der aus Kapitel XII abgeleiteten Autorität für die Mitgliedstaaten de facto zu innerstaatlich verbindlichem Recht. Damit setzt sich der Sicherheitsrat faktisch an die Stelle der Generalversammlung und der Staatengemeinschaft, die üblicherweise für die Aushandlung und Umsetzung internationaler Verträge zuständig sind.
Die Resolution fordert von den Staaten Maßnahmen zur Unterdrückung jeglicher Form der Finanzierung von
Terrorismus, zum Einfrieren von Guthaben oder anderen finanzieller Ressourcen des Terrorismus, zur Verhinderung jeder anderen Form der wirtschaftlichen Unterstützung terroristischer Aktionen.
Daneben verlangt sie eine ganze Reihe von Einzelmaßnahmen von den Mitgliedstaaten bei der Terrorismusbekämpfung einschließlich weitgehender Kooperation untereinander, um Einzeltätern und Netzwerken den Spielraum für ihre Operationen zu beschneiden und die Täter zu bestrafen. Zugleich wird ein Ausschuss berufen, der
die Umsetzung der Resolution überwachen soll und darüber an den Sicherheitsrat berichtet.
Mit der Verpflichtung der Staatenwelt zu konkreten gesetzgeberischen, justiziellen, polizeilichen und administrativen Maßnahmen greift der Sicherheitsrat mit seiner Resolution 1373 aus konkretem Anlass tief in die Souveränität seiner Mitglieder ein.
UNO-Generalversammlung arbeitet umfassende Terrorismuskonvention aus.
Um auch für die Zukunft im Wege der internationalen Kodifizierung einen verbindlichen gesetzgeberischen Rahmen bei der Terrorismusbekämpfung festzulegen, arbeitet die Generalversammlung zurzeit parallel dazu an einer
umfassenden Terrorismuskonvention, die die bisherigen insgesamt 12 beschlossenen Konventionen ergänzen und
abschließen soll. Deutschland unterstützt dabei einen indischen Resolutionsentwurf, der seit September 2000 im
Rechtsausschuss der Generalversammlung verhandelt wird. Mit dieser Resolution soll erstmals auch eine für alle
verbindliche Definition des Terrorismus gefunden werden. Der Bundesregierung kommt es dabei vor allem darauf
an, die Unbeachtlichkeit der Motive von Terrorismus durchzusetzen. Es gibt für Terrorismus keinen Rechtfertigungsgrund. Legitime Ziele dürfen ausschließlich mit legitimen Mitteln verfolgt werden.
² - Kommunikation Global
www.uno.de / www.un.org
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
Kommunikation Global
15
The Right to Food: A Human Rights Based Approach to Rural Development
By Klemens van de Sand
Assistant President, International Fund for Agricultural Development (IFAD)
The individuals who organised and supported the unprecedented terrorist attack of September 11 are criminals, there is no doubt. But bombs will not sever the roots of terrorism, which are embedded in poverty,
inequity and discrimination. The leaders of the world have a responsibility to pursue the perpetrators of such a
heinous crime. But they also have, more than ever, a responsibility and a self-interest to intensify efforts to
promote development and to base development co-operation on human rights. It would be a mistake of tragic
global dimensions, if – certainly necessary – national investments into more security would lead to further cuts
in development budgets.
The “Right to Food” is an issue that can be addressed from different angles (food safety, emergency
aid, the food security impacts of international trade regulations, and so on). IFAD approaches the
Right to Food from a development perspective. The Fund was established in the context of the
1974 UN Declaration on the Eradication of Hunger and Malnutrition as an institution to lend practical support to fulfilling the right to food by “helping to create the conditions that enable the poor
to escape from food insecurity and malnutrition”. IFAD works directly with national governments,
which are recognised as the central actors in the attainment of the right to food. We address the
Right to Food from a household food security perspective, as an issue of structural poverty: the distribution of the
800 million undernourished people approximates the map of world poverty.
We see the Right to Food as embedded within an
inclusive human rights framework. It is clearly inseparable from other Economic and Social Rights. But it is
also inseparable from the ‘first generation rights” –
the civil and political. The assertion that ‘human rights
are indivisible’ is – of course – a recurrent one. But
this doesn’t mean they are in the same category (accountability and legal enforceability being major distinguishing factors between ‘first’ and ‘second’ generation rights). Nor does it mean they are on the same
level – there is a hierarchy.
siderable number of countries that have ratified both
Covenants) have a singularly poor record in terms of
democracy, rule of law, freedom of expression and
respect of minority rights. Paradoxically, some of
these are also countries where women - who are
mothers, caregivers and gatekeepers of food security are discriminated and “un-empowered”. The exceptionally high rates of malnutrition that can be found in
South Asia have been attributed by researchers to
deeply inequitable relations between women and men,
often justified on the grounds of “culture".
Civil and political rights are the foundation of social
and economic rights. If the poor are not free to speak
out against corruption, if mass media are not free to
criticize agricultural policies, if small farmers and herders are not free to form associations, if women are
discriminated against, if common property and land
use rights are not secured, the discourse on the right
to food becomes hollow.
Short and medium-term gains may be achieved without ensuring full enjoyment of civil and political rights.
However, the last decades have shown that those regimes that abuse civil and political rights have little to
show in terms of development. Poor governments,
counterproductive state intervention in the economic
sphere, corruption, repression of minorities and civil
war are among the major causes of hunger and poverty. Of course, civil and political rights alone don’t
solve the problem. But, empowerment along with
more resources will reduce hunger. Resources without
empowerment are not the answer. Amartya Sen’s
statement that “the best way to prevent famine today
is to secure the right to free expression” is possibly too
extreme.¾¾¾
The risks of de-linking the two categories of rights are
evident. In some countries basic political liberties are
restricted on the grounds that economic progress requires “political stability”. The map in the FAO publication – “The Right to Food” – showing countries
that enshrine the right to food in their constitutions is
revealing. Some of these countries (as well as a con-
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
COVER STORY
COVER STORY / TITELTHEMA
COVER STORY
16
Kommunikation Global
INSIGHTS / EINSICHTEN
But I tend to agree with Dirubhai Seth’s statement
“If you restore the rights of the poor, then a large
part of poverty is removable”. Therefore, hunger
and poverty call for political initiatives.
Within this broad framework, who should be doing
what to implement the “right to food”? What are
our individual and collective responsibilities?
Ultimately (and excluding emergency situations), the
decisions to undertake the actions required to “put
food in the pot” and to improve the quantity and
quality of that food, rest with households. In the majority of settings they are in women’s remit.
A problem of political will and commitment
The primary responsibility for creating the conditions
that enable the poor to take these actions rests with
national governments. At this level, lack of capacity
and economic resources may not be the main problem. More often, it is a problem of political will and
commitment. The will is driven from pressure from
below. To generate this pressure the poor must organise themselves and be enabled to build representative
institutions. So food security is an issue of empowering people to influence or shape institutions, policies,
and service organizations. It is about enabling poor
men and women to guide and direct changes in “the
rules of the game”. This is a very different perspective
from that we had when we thought of food security
essentially as a challenge at national level. Or when
we thought of poverty as merely an economic problem,
Fundamentally, it means that poverty alleviation has
to do with changing the balance of power, within
countries but also between the developed and the
developing world.
Poor people have to be able to develop their own
institutions serving their own interests; they have to be
enabled to influence other institutions in political and
economic bargaining; and their interests must be represented in policy development (the poor must, for
example, have a voice in the development of Poverty
Reduction Strategies). This means democracy at the
local and national levels.
The role of the international community is to enable
the enablers: namely, national governments must be
assisted to respond to the interests of the poor, materially, institutionally, politically. The declining trend in
official development assistance for agriculture and
rural areas needs to be reversed. International deve-
lopment partners must forge a new deal: to correct
fundamental trade distortions that penalise developing
countries, and provide more assistance to governments to enable them to provide public good like
roads, potable water, schools and health services in
rural areas. But above all, assistance has to be more
balanced in order to transform public good into people’s goods. The words are all there: access, empowerment, ownership, decentralization, capacity building, good governance. But the deeds are lacking. The
reality of development and the concept of development assistance have to change.
Development assistance should always and only be
provided within the framework of assistance for the
self-organization of the poor; the creation of greater
political and institutional accountability; and the focusing of resources on the areas that the poor themselves prioritize. In short, what is required is broadbased institutional change instead of isolated project
interventions. A human rights approach can drive a
re-foundation of development policy that centres on
restoring the rights and dignity of poor people.
The global human rights dimension must be mainstreamed into our work. Respect and active promotion of civil and political rights should be key dimensions for all the donor community. Similarly, we have
a collective responsibility to promote peace: development resources and political and economic stability
are drained by the proliferation of conflict.
The individuals who organised and supported the
unprecedented terrorist attack of September 11 are
criminals, there is no doubt. But bombs will not sever
the roots of terrorism, which are embedded in poverty, inequity and discrimination. The leaders of the
world have a responsibility to pursue the perpetrators
of such a heinous crime. But they also have, more
than ever, a responsibility and a self-interest to intensify efforts to promote development and to base development co-operation on human rights. It would be
a mistake of tragic global dimensions, if – certainly
necessary – national investments into more security
would lead to further cuts in development budgets.
IFAD contributes directly to the fulfilment of the right
to food by: maintaining household food security as a
major goal in its projects and programmes; targeting
communities characterised by high levels of malnutrition and food insecurity; using indicators of malnutrition as measures of impact and human development;
and empowering women as the gatekeepers of food
security. ² - Kommunikation Global
IFAD: www.ifad.org
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
Kommunikation Global
17
FOTO-ESSAY
Zeitungsjournalistenausbildung durch das IIJ der DSE
Seit der August-Ausgabe gibt es in Kommunikation Global diese neue Rubrik, die darauf abzielt, Institutionen und
Organisationen vorzustellen, die ihren Beitrag zur internationalen Zusammenarbeit leisten oder durch ihre Aktivitäten die Bundesstadt Bonn als Zentrum für internationale Zusammenarbeit (CIC) stärken. Beiträge sind herzlich
willkommen. - Die Redaktion
Mit Dialog- und Trainingsangeboten für Presse- und Agenturjournalisten sowie Journalismustrainer aus den Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas ist das Internationale Institut für Journalismus (IIJ) neben den Fortbildungszentren für Hörfunk und Fernsehen der Deutschen Welle eine der drei Säulen der Medienförderung des
Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Zusätzlich wird das IIJ vom
Land Berlin institutionell gefördert.
Mit Beginn des Jahres 1997 in die Deutsche Stiftung für internationale Entwicklung (DSE) integriert, hat das IIJ
in Seminaren und Trainingskursen für Reporter und Redakteure, Manager von Zeitungsverlagen, Presseagenturjournalisten sowie Ausbilder in Journalistenschulen und Universitäten seit 1964 über 3500 Teilnehmer praxisorientiert beraten und weiterqualifiziert.
Gegenwärtig nehmen pro Jahr etwa 120 Teilnehmer/innen an 12 bis 15 Veranstaltungen in den Bereichen
Wirtschaftsjournalismus, Umweltjournalismus, Journalistische Techniken, Elektronische Redaktion, Journalismus
und Internet, Redaktionsmanagement sowie Trainerfortbildung teil. Die Dauer der in Berlin durchgeführten Kurse für internationale Teilnehmergruppen liegt dabei zwischen fünf und elf Wochen. Die Mehrzahl der Programme
wird jedoch im Ausland im Rahmen nationaler oder regionaler Workshops mit einer Dauer zwischen ein und
zwei Wochen durchgeführt.
In der Planung und Durchführung dieser Maßnahmen arbeitet das IIJ eng mit strategischen Partnern (Zeitungsverlagen, Journalistenverbänden, Journalistenschulen und Hochschulen) sowie einem Netzwerk ehemaliger IIJKursteilnehmer zusammen. Besonderen Wert legt das Institut auch auf sog. Nachkontaktmaßnahmen, die dem
späteren Erfahrungsaustausch, der Nachbetreuung und -beratung sowie dem weiterführenden Lernen dienen und
sowohl über das Internet, aber auch real (z.B. i.R. der Konferenzberichterstattung zum Klimagipfel) organisiert
werden. DM hat sie in Afrika, Asien und Lateinamerika 3.100 Selbsthilfe-Projekte, 820 Projekte für Kinder und
Jugendliche sowie 500 Nothilfeprojekte unterstützt.
Seit Mai 2001 beteiligt sich das IIJ auch im Rahmen des Balkan-Stabilitätspakts gemeinsam mit den beiden Fortbildungsstätten der DW am Medienhilfeprojekt für Südosteuropa und führt in Sofia zusammen mit dem dortigen
Medienentwicklungszentrum (MDC) Fortbildungsprogramme für Zeitungsjournalisten der gesamten Region
durch.
Über die Vertiefung journalistischer Fertigkeiten und
fachspezifischer Kenntnisse in Spezial- und Querschnittsthemenbereichen hinaus sieht das IIJ die berufsbezogene
Aus- und Fortbildung im Bereich der Printmedien als
Mittel zur Unterstützung demokratischer Entwicklungsprozesse in den Partnerländern: Die Förderung der Menschenrechte, demokratischer Grundprinzipien und strukturen sowie die friedliche Bearbeitung gesellschaftlicher Konfliktfelder sind als Zieldimension der deutschen
Entwicklungspolitik dabei auch wichtige Ziele der IIJMaßnahmen. Gerade in Ländern mit fehlender wirksamer Kontrolle der Regierenden durch Parlament und
Opposition kommt der Presse eine eminent wichtige
Funktion für gesellschaftliche Entwicklung und good governance zu. - H.J. Bösel
JAHRGANG II / NR. 22
Am Anfang steht die Reportage. Ob auf dem
Bau,..(Bild 1)
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
18
Kommunikation Global
FOTO-ESSAY
(Bild 2)
...beim Interview mit der Ministerin (Heidemarie Wieczorek-Zeul),...
... beim Pressegespräch mit der Staatssekretärin (Dr. Uschi Eid),...
(Bild 3)
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
Kommunikation Global
19
FOTO-ESSAY
...beim Hintergrundgespräch mit
(UNEP-Chef)Klaus Töpfer...
(Bild 4)
....oder in einer Dorfschule in Mali.
(Bild 5)
Dann wird geschrieben.
(Bild 6)
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
20
Kommunikation Global
FOTO-ESSAY
Das Blatt wird geplant (wie hier in Togo)
(Bild 7)
Dabei kommt es vor allem auf Teamarbeit an
(hier in Mali)
(Bild 8)
Ein paar gute Tipps beim Umbruch. (Bild 10)
Ein guter Anwalt für Presserechtsfragen ist immer
von Nutzen (hier in Mali)
(Bild 9)
Dann kann der Verleger stolz sein Blatt Besuchern präsentieren (Phuket/Thailand) (Bild 11)
Alle Fotos: Peter Prüfert, außer Bild 10: Kirsch.
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
Kommunikation Global
21
Telefonie-Markt in Argentinien: Der Wettbewerb verschärft sich
Von Daniel Gröger
Seit dem vergangenen November herrscht auf dem argentinischen Telefonie-Markt ein härterer Wettbewerb, und in
diesem Jahr wird sich der 1989 begonnene Liberalisierungsprozess endgültig seinem Ende nähern. Der Comisión Nacional de Comunicaciones (CNC), der nationalen Deregulierungs- und Aufsichtsbehörde für den TK-Markt, ist es
gelungen, ihr Privatisierungsmodell erfolgreich in die Wirtschaftsstrukturen des Landes zu integrieren: Musste ein Kunde zum Beispiel vor dem Beginn der Liberalisierung zwischen fünf und zehn Jahre auf einen Festtelefonanschluss durch
den staatlichen Quasimonopolisten Empresa Nacional de Telecomunicaciones (ENTel) warten, so erfolgt eine Freischaltung heute innerhalb von maximal 19 Tagen. Ein technischer Mangel ist spätestens nach 48 Stunden behoben
und nicht erst nach 90 Tagen, wie das der Fall vor der Privatisierung war.
Die CNC wählte für Argentinien, das achtmal größer
als Deutschland ist und wo rund 36 Millionen Menschen leben, ein Zwei-Phasen-Modell für die Privatisierung des Telefonie-Marktes: In der ersten Phase, die
von November 1989 bis November 1999 dauerte,
wurde ein Oligopol eingeführt. Die zweite und abschließende Phase begann im vergangenen November
mit der Abschaffung des Oligopols und der Einführung eines freien Wettbewerbs zwischen den TKAnbietern.
Während der Oligopol-Phase wurde das Land in zwei
Regionen für die Festtelefonie und in drei Regionen
für den Mobilfunk aufgeteilt, in denen jeweils eine
begrenzte Anzahl von Anbietern in den einzelnen TKSparten zugelassen wurde. Die neuen TK-Akteure
erhielten eine auf maximal zehn Jahre befristete provisorische Lizenz. In dieser Zeit sollten die zugelassenen
TK-Gesellschaften eine solide Basis im Hinblick auf
Technik, Infrastruktur, Wirtschaftlichkeit und Service
schaffen.
Durch mehrere internationale Ausschreibungen für die
Vergabe von Telefonie-Lizenzen erwarben Telecom
Italia, Telecom France, Telefónica de España, Bell
South und General Telephone and Electronics (GTE)
die Rechte für Fest- und Mobiltelefonie und gründeten zusammen mit argentinischen und anderen ausländischen Partnern insgesamt vier neue TKGesellschaften in dem südamerikanischen Land.
Knapp sechs Monate nach der Beendigung der Oligopol-Phase und der völligen Öffnung des argentinischen
Telefoniemarktes, in deren Folge 290 TKGesellschaften insgesamt 1.512 verschiedene Lizenzen
erhalten haben, sind die genannten Akteure die wichtigsten Anbieter von Universaldiensten. Sie haben in
der zehnjährigen Übergangszeit sämtliche Vertragsauf-
lagen erfüllt sowie eine ökonomisch und technisch
solide Ausgangssituation geschaffen.
Das von Telecom Italia und France Telecom geführte
multinationale Konsortium agiert seit der Lizenzerteilung unter dem Namen Telecom Argentina S.A. (Telecom) auf dem argentinischen Telefonie-Markt. Während der Oligopol-Phase besaßen sie die Rechte für
Festtelefonie und Mobilfunk in der so genannten
"Nordregion". Telefónica de España und ihre multinationalen Partner sind seit 1989 durch Telefónica de
Argentina S.A. (TASA) aktiv. Bis vergangenen November durften sie ausschließlich in der so genannten
"Südregion" operieren, in der sie Festtelefonie und
Mobilfunk anboten.
Der dritte bedeutende Newcomer auf dem TelefonieMarkt Argentiniens ist Movicom, die während der
ersten Phase der Liberalisierung eine Mobilfunk-Lizenz
für Buenos Aires und das angrenzende Umland, die so
genannte AMBA-Zone, erhalten hatte. Movicom wird
von Bell South geführt, Motorola und die argentinische Industriegruppe "Boris Garfunkel de Hijos
(BGH)" sind ihre wichtigsten Partner. Mitbewerberin
von Movicom in der AMBA-Region war bis vor einem
halben Jahr eine Gesellschaft namens Miniphone gewesen, die zu je 50 Prozent Telecom und TASA gehörte.
Die Compañía de Telecomunicaciones Integrales S.A.
(CTI) ist die vierte wichtige TK-Anbieterin. CTI ist
ein multinationales Konsortium, in dem GTE die Aktienmehrheit besitzt. Wichtigster Partner von GTE bei
CTI ist mit der Gruppe Clarín der mächtigste Medienkonzern Argentiniens. CTI bot in der ersten Phase der
Liberalisierung nur Mobilfunk an, sie war jedoch die
einzige Telefon-Gesellschaft, die sowohl in der Nordals auch in der Südregion aktiv sein durfte. ¾¾¾
www.cnc.gov.ar
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
SPECIAL REPORT
DIE CYBER-WELT / THE CYBER WORLD
SPECIAL REPORT
22
Kommunikation Global
DIE CYBER-WELT / THE CYBER WORLD
Durch die Versteigerung der beiden FesttelefonieLizenzen flossen knapp 11 Milliarden DM in die argentinische Staatskasse, die nahezu vollständig zur
Bezahlung der Auslandsschulden verwendet wurden.
Die neuen TK-Gesellschaften investierten in den ersten zehn Jahren ihrer Tätigkeit rund 32 Milliarden
DM in den Ausbau der TK-Infrastruktur. Die Telefonnetze sind mittlerweile vollständig digitalisiert. Ende
1999 gab es in Argentinien knapp 7,4 Millionen
Festtelefonanschlüsse, das sind 20,27 Anschlüsse je
100 Einwohner. Ende 2000 sollte die Zahl der Kunden auf mehr als 9 Millionen (25,25 Anschlüsse auf
100 Personen) angewachsen sein.
Einen beachtlichen Aufwärtstrend verzeichnet auch
der Mobilfunkmarkt: Gab es 1995 340.000 Mobiltelefonierer, so waren es drei Jahre später bereits 2,9
Millionen, und für Ende dieses Jahres werden 4,5
Millionen Handybesitzer erwartet.
Telecom und ihre Tochtergesellschaften setzten 1999
rund 6,2 Milliarden DM um, der Gewinn nach Steuern bezifferte sich auf 700 Millionen DM. Telecom
verwaltet 3,6 Millionen Festtelefonanschlüsse. Ihre
Mobilfunk-Tochter Personales S.A. betreut 800.000
Kunden. Telefónica de Argentina erzielte zusammen
mit ihren Tochtergesellschaften 1999 einen Umsatz
von 7,1 Milliarden DM und einen Nettogewinn von
900 Millionen DM. Sie zählt 4,2 Millionen Kunden in
der Festtelefonie, während über ihre Tochter Unifón
600.000 Handybesitzer telefonieren.
Movicom, die 1998 1,6 Milliarden DM umsetzte,
hatte im vergangenen Jahr 1,2 Millionen Kunden
unter Vertrag. Mit CTI telefonieren rund 600.000
Argentinier mobil, das Unternehmen erzielte 1998
einen Umsatz von 1 Milliarde DM.
Mit der endgültigen Freigabe des argentinischen Telefoniemarktes im vergangenen November wurde die
Aufteilung in Regionen aufgehoben und die entsprechenden Monopolstellungen der Gesellschaften beendet. Seitdem können TK-Anbieter, die die Lizenzen
dazu besitzen, ihre Dienste im ganzen Land und in
allen Sparten der Telefonie und Telekommunikation wie Lokal-, Fern-, internationale und öffentliche Telefonie, Internet, Datentransport oder Mobilfunk - auf
den Markt bringen.
Die tiefgreifenden Veränderungen lassen sich unschwer erkennen: Telecom, TASA, Movicom und
CTI erhielten unbefristete und unbegrenzte Lizenzen
für Festtelefonie und Mobilfunk und operieren nun
landesweit. Movicom und CTI bieten seit März des
vergangenen Jahres auch Festtelefoniedienste an. Und
Movicom hat bereits angekündigt, in den kommenden
12 Monaten rund zwei Milliarden DM in den Ausbau
der Infrastruktur für Festtelefonie zu investieren. Die
von Telecom und TASA gemeinsam getragenen Unternehmen Miniphone und Telintar - letzteres war
zuständig für Fern- und internationale Gespräche wurden aufgelöst.
Und der Wettbewerb verschärft sich weiter: Kommenden November wird die Aufsichtsbehörde CNC
weitere Lizenzen für die nationale und internationale
Festtelefonie mittels eines internationalen Ausschreibungsverfahrens vergeben. ² - Kommunikation Global
www.movicom.com.ar
Chile: Florierende TK-Märkte in ausländischen Händen
Von Daniel Gröger
Als erstes lateinamerikanisches Land öffnete Chile seinen Telekommunikationsmarkt. Der Deregulierungsprozess
wurde bereits 1978 eingeleitet und nahm vier Jahre später mit der Verabschiedung des Gesetzes 18/168/1982
konkrete Formen an: Bis 1989 war der gesamte TK-Sektor privatisiert.
Im Zuge der Deregulierung wurde der TK-Markt in neun Segmente geteilt: Ortsgespräche, Ferntelefonie, Mobilfunk, Funkrufdienste, Mehrwertdienste, Endgerätemarkt und technische Ausrüstungen, Kabel-TV, Satelliten-TV
sowie andere Dienste (z.B. Telefonbücher). Die Lizenzen für Telefonie sowie Kabel- und Satellitenfernsehen vergab der Staat im Rahmen internationaler Ausschreibungen. Die Aufsichtsbehörde Subsecretaria de Telecomunicaciones (Subtel) versichert mittlerweile, dass jeder Interessent problemlos und in kürzester Zeit einen Telefonanschluss erhält. Das war in Chile nicht immer so, obwohl das Telefon bereits 1851 in dem südamerikanischen
Land eingeführt worden war. ¾¾¾
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
Kommunikation Global
23
Mario Toledo, 55, besitzt einen bescheidenen Zeitungskiosk in Coronel, einer Stadt rd. 600 km südwestlich von
Santiago. Während er die Passanten stolz auf seinen großen, weißen Telefonapparat hinweist, erzählt er: "Noch
Ende 1979 gab es für die 80.000 Einwohner hier nur einen Ort, an dem man öffentlich telefonieren konnte. In
der Filiale der CTC (Compañía de Teléfonos de Chile) waren drei Telefonkabinen aufgestellt. Man musste um
Handvermittlung bitten; selbst zu wählen war unmöglich. Die Vermittlung dauerte oft ein paar Stunden. Danach
erhielt man die Rechnung, die in der Regel sehr hoch war. Ich musste ein paar Wochen auf mein Telefon warten. Hier kann jetzt jeder selbst wählen, die Verbindung kommt sofort zustande, und die Kosten werden im Display angezeigt. Es ist so einfach und preiswert geworden."
Vor der Privatisierung teilten sich drei monopolistische Staatsunternehmen den TK-Markt: CTC unterhielt die
Ortsnetze, während die Empresa Nacional de Telecomunicaciones (ENTEL) für die Fern- und internationale
Telefonie zuständig war, Correos y Telégrafos (Post) erledigte den Telex- und Telegrammverkehr.
Correos und die 1964 gegründete
ENTEL waren zu 100 Prozent
staatliche Unternehmen. CTC
dagegen gehörte seit ihrer Gründung 1930 zu 80 Prozent der USFirma International Telephone and
Telegraph (ITT), der chilenische
Staat hielt das restliche Kapital.
1971 wurde CTC unter staatliche Aufsicht gestellt, und vier Jahre später übernahm die staatliche Investitionsgesellschaft CORFO ITT das gesamte Aktienpaket.
In den ersten zehn Jahren der Privatisierung erteilte Subtel den neuen TK-Anbietern Lizenzen, mit denen sie ihre
Dienste landesweit anbieten können. Der offene Netzzugang für alle Anbieter ist gesetzlich vorgeschrieben. Es
gab jedoch zwei Ausnahmen: CTC erhielt keine Genehmigung für Fern- und Auslandsgespräche, während
ENTEL nicht im Lokalbereich tätig werden durfte. Die Beschränkungen sind inzwischen aufgehoben.
Die TK-Infrastruktur Chiles gilt als modern und leistungsfähig. Und während die TK-Gesellschaften in den 80-er
Jahren durchschnittlich ca. 100 Millionen US$ pro Jahr in deren Ausbau investierten, wuchs das jährliche Investitionsvolumen bis 1995 auf 400 Millionen US$ an. Seit 1996 macht es pro Jahr rd. eine Milliarde US$ aus.
Die Netze für die Festtelefonie sind zwar vollständig digitalisiert, ISDN-Dienste bieten die Telefongesellschaften
jedoch fast ausschließlich Geschäftskunden an. Das Mobilfunknetz ist zur Hälfte digitalisiert; problematisch ist
aber, dass zwei inkompatible Digitaltechnologien auf dem Markt sind: die vor allem in den USA eingesetzte
CDMA (Code Division Multiple Access) und die europäische GMS.
Seit der Privatisierung nimmt die Zahl der Telefonbesitzer stetig zu: 1982 gab es je 100 Einwohner nur 4 Festanschlüsse, 1995 waren es 13,25 und 1998 bereits 20,55; Ende 2000 waren es 27,8. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich bei den Handys ab: 1989 begann die Ära der Mobiltelefonie in Chile; zwei Jahre später kamen auf 100 Einwohner 0,48 Handys, 1995 wuchs die Rate auf 1,38 und 1998 auf 6,5; Ende 2000 hatten
je 100 Einwohner 13,33 ein Handy.
In Chile operiert eine große Anzahl von TK-Unternehmen, die von der Basis- und Mobiltelefonie über Mehrwertdienste, Internet, TK-Technologien bis zum Bau von Infrastrukturen alles anbieten. Der Telefoniemarkt wird
jedoch von einer kleinen Gruppe von Unternehmen beherrscht, die Ableger international operierender TKGesellschaften sind bzw. von ausländischen Anlegern gehalten werden. Normalerweise diktiert der Markt die
Tarife für die Basistelefonie. In Regionen, in denen eine Gesellschaft aber eine Monopolstellung innehat, müssen
sie von der Aufsichtsbehörde genehmigt werden.
Telefónica de Chile, die CTC und deren TK-Netz übernommen hat, beherrscht rd. 90 Prozent des nationalen
Festtelefoniemarktes, vor allem im Ortsbereich, und nimmt damit Platz Eins ein. Neben der Aktiengesellschaft
betätigen sich acht weitere Anbieter in diesem für Chile wichtigsten TK-Bereich, u.a. ENTEL Phone, die USFirma FirstCom und die chilenische Holding Vía Transradio (VTR), die Southwestern Bell als Partner hat. ¾¾¾
www.subtel.cl
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
SPECIAL REPORT
DIE CYBER-WELT / THE CYBER WORLD
SPECIAL REPORT
24
Kommunikation Global
DIE CYBER-WELT / THE CYBER WORLD
Hauptaktionär von Telefónica de Chile ist die spanische Telefónica International (TISA) mit 43,6 Prozent, gefolgt von der Citibank (25,5 Prozent) und sechs chilenischen Pensionsfonds (19,6 Prozent). Mit ihren Tochtergesellschaften ist Telefónica de Chile in allen Bereichen des TK-Marktes, einschließlich dem Kabel-TV, aktiv. Das
Unternehmen erzielte 1999 einen Umsatz von ca. 850 Millionen US$ und verzeichnete damit eine Steigerung
um 9,5 Prozent gegenüber 1998.
Die Nummer Zwei im Land ist ENTEL, deren Schwerpunkt mit einen Marktanteil von mehr als 30 Prozent in
der Fern- und internationalen Telefonie liegt. Unter den neunzehn Konkurrenten befinden sich Bellsouth und
Chilesat, eine Tochter des im kalifornischen San Diego ansässigen TK-Carriers Leap Wireless International.
ENTEL wird hauptsächlich von zwei Aktionären kontrolliert: Eine Allianz zwischen der chilenischen Holding
Chilquita und Telecom Italia hält 20 Prozent des Kapitals; zweitgrößter Einzelaktionär ist Samsung aus Südkorea
mit 12,5 Prozent.
Auf dem chilenischen TK-Markt setzte ENTEL 1998 rd. 445 Millionen US$ um. Darüber hinaus entfaltet die
Gesellschaft über ihre Tochterunternehmen zahlreiche TK-Aktivitäten im Ausland, so in Peru, Kolumbien und
Mexiko sowie in den USA, wo sie den TK-Carrier Americatel betreibt.
Im Mobilfunk agieren in Chile sechs Anbieter: Telefónica de Chile Moviles (Startel), Bellsouth Comunicaciones
und Entel Telefonía Personal, die Mobilfunk auf einer Bandbreite von 800 MHz anbieten, sowie Chilesat Telefonía Personal, ENTEL Móvil und ENTEL PCS (1900 MHz).
Da der Handy-Markt noch relativ jung ist und die Anbieter mit technischen und organisatorischen Problemen zu
kämpfen haben, nimmt keiner der Mobilfunker eine Spitzenposition ein. In den letzten Monaten zeichnete sich
jedoch bei Startel und ENTEL Móvil eine positive Entwicklung ab.
Die Verbraucherzentrale für Telefonkunden, der Subtel angegliedert ist, fasst die Hauptprobleme beim Mobilfunk wie folgt zusammen: nachteilige Vertragsbedingungen für den Kunden, schlechter Service und unrechtmäßig überhöhte Rechnungen.
Nur das öffentliche Telefonnetz in ländlichen Gebieten wird noch staatlich subventioniert. Hier teilen sich drei
zugelassene Betreiber den Markt: Comunicaciones y Telefonía Rural (CTR), Telefónica de Chile und Global
Village Telecom Chile (GVT). ² - Kommunikation Global
Vietnam wandelt sich
By Prof. Dr. Jörg Becker
Noch vor fünf bis sechs Jahren waren stets die beiden
Fußballclubs FC Armee und FC der Polizeiverwaltung
in Hanoi jährlich an der Spitze der vietnamesischen
Fußballliga – heute jedoch gibt es in Vietnam private
Sponsoren, die in Afrika oder Russland für Vereine in
Vietnam Spitzenfußballer einkaufen. Oder: Noch vor
zehn Jahren konnte man von Hanoi aus ein internationales Telefongespräch nur dann führen, wenn man
persönlich zum Hauptpostamt ging, dort ein Gespräch
anmeldete und stundenlang auf die Vermittlung wartete. Heute jedoch haben fast alle Geschäftsleute ein
Handy und selbstverständlich einen international fähigen e-mail-Anschluss.
Vietnam wandelt sich. Und diese Wandlungen sind
radikal. Innerhalb von nur zehn Jahren wurden die
JAHRGANG II / NR. 22
alten Strukturen einer Planwirtschaft aufgebrochen,
und die Marktwirtschaft eroberte sich das Land. Zwar
sind auch nach dem jüngsten Parteitag der kommunistischen Partei die Strukturen der politischen Kultur
immer noch verkrustet, doch vieles davon bleibt äußerlich – das gesellschaftliche und wirtschaftliche
Leben in der Realität verändert sich grundlegend.
In den letzten Jahren entwickelte sich Vietnam von
einem Land, das abhängig von der Hilfe der UdSSR
war, zum drittgrössten Reisexporteur der Welt. Sein
Bruttosozialprodukt wuchs zwischen 7 und 10%, es
wurde Mitglied bei den ASEAN-Staaten, normalisierte
sein Verhältnis zu den USA und baute seine Beziehungen zu den EU-Ländern aus. Doch was kommt
jetzt? ¾¾¾
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
Kommunikation Global
25
Vietnam möchte die Tiger-Staaten einholen und setzt dabei auf die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (IT). Die Regierung in Hanoi will einen sofortigen und engen Schulterschluß mit dem Weltmarkt
der IT. 30 km nördlich von Hanoi soll mit japanischer Hilfe ein vietnamesisches Silicon Valley entstehen, der
Hoa Lac Hi-Tech Park. „Dort drüben wird es dann die Wissenschaftlersiedlung geben. Und wenn wir nach dreißigjähriger Bauzeit fertig sind, dann wird auch jede ethnische Minderheit Vietnams in diesem Hi-Tech Park mit
einem eigenen Wohnviertel dabei sein.“ Prof. Dang Ngoc Dinhs Augen strahlen vor Energie und Zukunftsoptimismus, während er seinen ausländischen Besuchern die Planungen erklärt. Er ist Geschäftsführer dieses Projektes
und hochrangiger Mitarbeiter im Hanoier Forschungs- und Technologieministerium. Wenn er, mitten im heutigen Dschungel stehend, über diesen Hi-Tech-Park spricht, dann nimmt ihm jeder seine Zuversicht für eine solch
lange Planungsperspektive ab. Jeder merkt, die Vietnamesen meinen es ernst mit ihrem Fortschritt.
Asien kennt zwei Modelle eines ökonomischen Wachstums mit IT. Taiwan
hat auf die Hardware-Herstellung und den Export gesetzt – Indien bevorzugt das Modell einer exportorientierten Software-Industrie. Vietnam weiß
noch nicht genau, welchem Modell es folgen soll, es probiert noch herum,
es verfolgt noch mehrere Optionen.
Die Hardware-Industrie in Vietnam ist auf einem guten Weg nach oben.
Lokale Firmen dominieren den einheimischen Markt – drei Viertel aller PCs
in Vietnam stammen aus eigener, nationaler Produktion und kosten 50 bis
70% weniger als importierte Geräte. Gegenwärtig beginnen die ersten Firmen damit, Komponenten selber zu produzieren, sie nicht länger nur nach
einem Import zusammenzusetzen. Schon 1990 konnte die Fa. Gen Pacific
eine erste Fertigungsstätte aufbauen – heute produziert sie 20.000 Geräte
pro Jahr. Insgesamt produziert die vietnamesische Hardware-Industrie
150.000 PCs pro Jahr und schickt sich ausserdem an, den Markt der Laptops zu erobern. Die Einzelkomponenten dieses auf 150 Mio. US$ geschätzten Marktes importiert Vietnam aus den USA, Japan und Taiwan.
Der Software-Markt in Vietnam wächst noch weitaus rasanter als der der
Hardware. Lag er 1995 noch bei Null – war also noch gar nicht existent so wird er in diesem Jahr ein Marktvolumen von 100 Mio. US$ erreichen,
wird für 2003 auf ein Volumen von 250 Mio. US$ geschätzt.
Parallel zum Wachstum dieser beiden Technologiemärkte wächst auch der
Markt der Internet-Nutzer. Hatte Vietnam 1998 nur 2000 Internet-Nutzer,
so sind es gegenwärtig bereits 250.000. Für 2005 wird die Zahl der Internet-Nutzer in Vietnam auf knapp 2 Mio. prognostiziert. Und jedes Gerede über Polizeikontrolle von Internetnutzung in Vietnam geht an den dortigen Realität vorbei.
Wie jüngst eine Studie des Solinger KomTech-Instituts für die EU ergab, haben die vietnamesischen InternetNutzer ein großes kulturelles Kapital in den weltweiten Internet-Markt einzubringen: Der weitaus überwiegende
Teil von in Vietnam befragten Erstnutzern des Internet befürwortet sowohl einen schnellen und intensiven Ausbau dieses Netzes der Netze als auch die kontinuierliche und nicht enden wollende Verehrung der Ahnen und
Alten. Mit anderen Worten: In diesem kulturellen Kapital einer Einheit der sonstigen Gegensätze von Alt und
Neu geht Vietnam einen Modernisierungspfad nach vorne, der kulturell nach hinten gut verankert ist.
Software-Kooperationen mit Vietnam passieren derzeit auf drei Ebenen. Eine erste Ebene ist die des subcontracting, und auch hier spielt Indien den Vorreiter. Da indische Software-Firmen inzwischen immer hochwertiger
arbeiten, beginnen sie einfache Software-Arbeiten nach Vietnam auszulagern. Außerdem kommen Vietnamesen
inzwischen nach Bangalore, um in den dortigen Software-Firmen Geld zu verdienen. Software-Ingenieure in Vietnam sind billiger, billiger als die in Indien. Die Spirale und Kette der Lohneinsparungen dreht sich immer
schneller und weltweit umfassender. Eine zweite Ebene ist die der Partnerschaft mit westlichen Software-Häusern.
So hat die englische Firma Harvey Nash (Jahresumsatz rd. 200 Mio. engl. Pfund) mit einem vietnamesischen
Partner gerade ein Software-Entwicklungszentrum in Vietnam gegründet. ¾¾¾
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
SPECIAL REPORT
DIE CYBER-WELT / THE CYBER WORLD
SPECIAL REPORT
26
Kommunikation Global
DIE CYBER-WELT / THE CYBER WORLD
Wie selbstverständlich werden die Produkte dieses Zentrums ISO-zertifiziert sein. Dieses Joint Venture wird 400
Mitarbeiter haben - Kundengespräche mit Vodafone, Shell oder der UK Investment Bank haben bereits stattgefunden. Gegenüber Indien liegt der Hauptvorteil dieser Firma in den niedrigeren Kosten bei Löhnen, Training
und Infrastruktur.
Eine dritte Ebene der Software-Kooperation ist die Möglichkeit, in Vietnam eine Tochterfirma zu gründen. Und
dies haben mit außerordentlichem Erfolg eine Reihe westlicher Unternehmen bereits getan. So hat Paragon Solution (Atlanta, USA) eine Tochterfirma in Saigon mit 150 Programmierern, und das französische Telekommunikationsunternehmen Alcatel hat seit vielen Jahren ein Software-Zentrum in Hanoi, das jährlich TelekomSoftware-Exporte in der Höhe von 500.000 US$ tätigt. Insbesondere auf dieser Ebene von Tochtergründungen
handelt die Regierung in Hanoi völlig unbürokratisch und baut alle sonstigen Hemmnisse und Hürden ab, um
solche Unternehmen nach Vietnam zu holen.
Vietnam hat derzeit 2.500 Software-Spezialisten – pro Jahr werden in den Universitäten und anderen Institutionen weitere 3.500 IT-Spezialisten ausgebildet. Viele davon streben als junge Leute ins Ausland. Vor interessierten Zuhörern referierte im Juni dieses Jahres im Solinger Gründer- und Technologiezentrum der vietnamesische Software-Spezialist Hoang-Giang Dang über die deutsche Greencard-Initiative und Vietnams IT-Industrie
(im übrigen in fließendem Deutsch, da er in der DDR studiert hat). Dang ist von der tragfähigen Zukunft einer
deutsch-vietnamesischen IT-Kooperation überzeugt. Er forderte deutsche Unternehmer auf, sich mehr für Vietnam zu öffnen: „Wir haben günstige Investitionsbedingungen. Viele Software-Spezialisten aus Vietnam sind lernbegierig, ehrgeizig, wissensdurstig und kooperationsfähig. Ausserdem gibt es aufgrund der früheren Kulturbeziehungen zur DDR eine deutschsprachige Community in Vietnam von rd. 150.000 Fachleuten, die in der DDR
ausgebildet wurden.“
Noch haben sich im Rahmen der deutschen Greencard-Initiative laut Auskunft der Bonner Zentralstelle für Arbeitsvermittlung erst rd. 15 Software-Spezialisten aus Vietnam für ein Arbeitsverhältnis in Deutschland interessiert. Doch das könnte sich bald ändern. Denn: Gegenwärtig fehlen in Deutschland 55.000 Software-Entwickler
und weitere 150.000 IT-Fachkräfte. ² - Kommunikation Global
Vietnam Communications
Telephones - main lines in use:
Source: World Fact Book 2001
2.6 million (2000)
Telephones - mobile cellular:
730,155 (2000)
Telephone system:
general assessment: Vietnam is putting considerable effort into
modernization and expansion of its telecommunication system,
but its performance continues to lag behind that of its more modern neighbors
domestic: all provincial exchanges are digitalized and connected
to Hanoi, Da Nang, and Ho Chi Minh City by fiber-optic cable or
microwave radio relay networks; since 1991, main lines in use
have been substantially increased and the use of mobile telephones is growing rapidly
international: satellite earth stations - 2 Intersputnik (Indian
Ocean region)
Radio broadcast stations:
AM 65, FM 7, shortwave 29 (1999)
Radios:
8.2 million (1997)
Television broadcast stations
: at least 7 (plus 13 repeaters) (1998)
Televisions:
3.57 million (1997)
Internet country code:
.vn
Internet Service Providers (ISPs):
5 (2000)
Internet users:
121,000 (2000)
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
Kommunikation Global
27
DEUTSCHLAND UND DIE WELT
Entwicklung, Verschuldung und Terrorismus beschäftigen Afrikaner
- Highlights der Presse in Ghana, Kenia, Nigeria, Sambia, Simbabwe, Südafrika und Tansania im September -
Allgemeine Themen
Politik
Berichte über die Rassismus-Konferenz in Durban / Südafrika dominierten Anfang September die Medien in Afrika,
ehe die Terroranschläge auf das World Trade Center in
New York und das US-Verteidigungsministerium in Washington alle anderen Themen in den Hintergrund drängten.
Anschlag auf die US-Botschaft in Nairobi im August 1998
zurück, bei dem 200 Kenianer starben. Aber selbst USPräsident George W. Bush habe sich für seine Anti-TerrorKampagne die Bewilligung des Kongresses geholt, erklärte
der Moi-Kritiker Reverend Timothy Njoya in der Daily
Nation. Eine logistische Unterstützung militärischer Operationen der Vereinigten Staaten kam für die kenianische
Regierung jedoch nicht in Frage.
Wirtschaft
Sinkende Entwicklungshilfegelder, die steigende Auslandsverschuldung, inadäquate Strukturanpassungsmassnahmen
und stagnierende Exporte seien die Ursachen für ein um
zehn Prozent schlechteres Bruttosozialprodukt pro Kopf in
Afrika südlich der Sahara als 1980, berichtete der Ghanaian Chronicle unter Berufung auf einen neuen UNCTADBericht über die wirtschaftliche Entwicklung in Afrika.
Der Wochenzeitung East African Weekly zufolge verfolgt
die US-amerikanische Bundespolizei FBI rund 60 Personen
in Ostafrika, die der Zusammenarbeit mit dem mutmaßlichen Drahtzieher der US-Terroranschläge, Osama bin
Laden, verdächtigt werden. Der East African Standard
berichtete, bin Ladens Netzwerk Al Qaeda habe Beziehungen zu radikalen islamischen Gruppen in der Region, in
Somalia, Sudan, Kenia und Tansania. Das FBI habe erneut
Beweismaterial der Bombenanschläge auf die USBotschaften im Jahr 1998 gesichtet, um weitere Spuren zu
verfolgen. Einem Bericht des East African Standard zufolge
war Kenia im Geschäftsjahr 2000 der drittgrößte afrikanische Nahrungsmittelhilfe-Empfänger der Welternährungsorganisation FAO nach Äthiopien und Ruanda. Die FAO
hatte hierfür eine verheerende Dürre in der Region am
Horn von Afrika verantwortlich gemacht.
Länderspezifische Themen
Ghana
Die Berichterstattung wichtiger Zeitungen wie Daily
Graphic, Ghanaian Times, High Street Journal , Public
Agenda oder Ghanaian Chronicle konzentrierte sich auf die
Beziehungen zur EU, die internationale Unterstützung
durch NGOs und Hilfen durch multilaterale Institutionen.
Der Daily Graphic hob das Lob des deutschen Bundespräsidenten Johannes Rau hervor, der Ghana als vorbildlich
hinsichtlich der Reduzierung der Unter- und Mangelernährung bezeichnet hatte. Die Ghanaian Times berichtet ausführlich über die Verabschiedung des deutschen Botschafters Christian Nakonz und das gute Verhältnis, das Ghana
zu Deutschland unterhalte. Besonders gelobt wurde der
Einsatz Deutschlands im Rahmen der Aufnahme Ghanas in
das Hilfsprogramm für hoch verschuldete Entwicklungsländer (Highly Indebted Poor Countries Initiative).
Kenia
Kenianische Zeitungen wie Kenya Times, People Daily,
Nation, und East African Standard berichteten insbesondere über die - aus der Sicht des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank - mangelnden wirtschaftspolitischen Reformen der kenianischen Regierung. Die Daily
Nation widmete sich der von der EU für November angekündigten Auszahlung eines Kredites in Höhe von 15 Millionen Euro.
Auf die Terror-Attacken in den USA gingen auch regionale
und lokale Blätter ausführlich ein. Religiöse Führer riefen
nach einer bedächtigen Antwort auf die Terroranschläge,
und viele Berichte erinnerten an den Anschlag auf die USBotschaft 1998 mit 250 Toten. Die Kommentare zeugten
von Mitgefühl für die Opfer, enthielten aber auch Hinweise
auf eine verfehlte US-Politik im Nahen Osten. Präsident
Moi bekundete die Bereitschaft Kenias, an der Seite der
USA das Übel des Terrorismus auszurotten, erhielt hierfür
von Seiten der Opposition und religiöser Gruppierungen
aber auch Kritik. Kenias Anti-Terror-Politik geht auf den
JAHRGANG II / NR. 22
Nigeria
Der nigerianische Guardian strich an prominenter Stelle die
offizielle Entschuldigung des deutschen Außenministers
Joschka Fischer heraus, der auf der Rassismus-Konferenz in
Durban im Namen des deutschen Volkes für während der
Kolonialzeit in Afrika begangenes Unrecht um Verzeihung
gebeten hatte. Der New Nigerian mehrheitlich im Besitz
muslimischer Bundesstaaten im Norden Nigerias, erinnerte
an die deutschen Reparationszahlungen für den Holocaust
an den Juden sowie US-amerikanische Wiedergutmachungszahlungen für japanische Atombombenopfer und sprach
von „Scheinheiligkeit“ in der Argumentation westlicher
Staaten, wenn es um Wiedergutmachung für Afrika gehe.
Nach den Terroranschlägen von New York und Washington verdrängten das Thema Terrorismus und die möglichen
Vergeltungsaktionen der Vereinigten Staaten andere Themen von den Titelseiten. Die Daily Times warf der USRegierung vor, sie habe sich nach dem Zusammenbruch des
Ostblocks nur noch mit inneramerikanischen Problemen
befasst und geglaubt, in einer Insel des Friedens inmitten
einer „Welt von Kriegen“ leben zu können. Der Terrorismus habe der Welt wieder einmal vor Augen geführt, unter
welch unsicheren und schlimmen Bedingungen die Menschheit existiere. Das unter dem Eindruck der Terroranschläge
stehende Treffen des britischen Premiers Tony Blair mit
sechs afrikanischen Staatschefs wurde als positives Signal
gewertet, dass Afrika in den Plänen der britischen Regierung eine wichtige Rolle spiele. ¾¾¾
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
28
Kommunikation Global
DEUTSCHLAND UND DIE WELT
Sambia
Die Times of Sambia widmete sich ausführlich dem Konflikt
um Reparationszahlungen als Ausgleich für Sklaverei und
Kolonialismus auf der Rassismus-Konferenz in Durban. Die
Angelegenheit sei äußerst kompliziert, und die afrikanischen Staatschefs seien in der Frage einer Forderung nach
finanzieller Wiedergutmachung gespalten, schreibt das Blatt.
Die Post kritisierte, die meisten afrikanischen Länder hätten
es versäumt, eine eigenständige Politik zu formulieren.
Die Times of Zambia und die Zambia Daily Mail berichteten ausführlich über Stellungnahmen der Organisation für
Afrikanische Einheit zu den Terroranschlägen in den USA.
Der OAU-Vorsitzende und Präsident Samibias, Frederick
Chiluba, versprach, die Staaten Afrikas und Sambia würden
sich an der Verfolgung der Terroristen beteiligen. Senegals
Präsident Abdoulaye Wade schlug sambischen Medien
zufolge einen afrikanischen Pakt gegen den Terrorismus vor.
Ansonsten dominierten Berichte über die Politik der Geberländer gegenüber Sambia viele Schlagzeilen.
Simbabwe
Die Wochenzeitung The Financial Gazette, The Daily News
und der Zimbabwe Independent berichteten über die Entscheidung der Regierung, von allen Bürger mit doppelter
Staatsbürgerschaft zu verlangen, dass sie ihre ausländische
Staatsbürgerschaft aufgeben. Die Berichte konzentrierten
sich auf die Schwierigkeiten der Umsetzung dieses Erlasses
und seine finanziellen Kosten. Die Berichterstattung über
die Landkonflikte in Simbabwe gipfelte in einem Appell von
UN-Generalsekretär Kofi Annan an Präsident Mugabe, für
eine faire und den Gesetzen entsprechende Regelung der
Landreform zu sorgen. Die Ernährungslage des Landes
spielte sowohl in den staatlich kontrollierten als auch in den
unabhängigen Medien eine große Rolle. Vor allem im
Süden des Landes wurde von einer prekären Situation für
tausende von Menschen gesprochen. Nachrichten bezüglich
der Terroranschläge auf die USA wurden kontinuierlich
berichtet, aber im Vordergrund blieben in fast allen Medien
lokale und regionale Themen.
Südafrika
In den südafrikanischen Medien spielte die Rassismuskonferenz in Durban die zentrale Rolle, insbesondere hinsichtlich
des Für und Wider einer „rassistischen“ Politik Israels und
der Frage eines finanziellen Ausgleichs afrikanischer Länder
für Sklaverei und Kolonisierung. Aufsehen erregte die Klage
der Herero-Gemeinschaft gegen drei Firmen in Deutsch-
land, die zum Ziel hat, zwei Milliarden US-Dollar Wiedergutmachung für die Ausrottung von mehr als 650.000
Hereros in den Jahren 1904 bis 1907 zu erlangen. Die
meisten Medien verurteilten die Nicht-Teilnahme hochrangiger Delegationen aus den USA und Israel und lobten die
EU-Delegation für ihre Vermittlertätigkeit.
Ausführlichen Niederschlag in den Medien fand die Debatte innerhalb der Regierung Südafrikas über die Art und
Weise der Unterstützung der USA im Kampf gegen den
Terrorismus. Südafrika machte deutlich, dass eine militärische Unterstützung von Vergeltungsschlägen nicht in Betracht komme. Der Justizminister hatte erklärt, nach den
geltenden Gesetzen könne niemand wegen Terrorismus
inhaftiert oder angeklagt werden – ein Relikt aus der Zeit
des Apartheidregimes, das Terrorismusgesetze zur Verfolgung von Apartheidgegnern missbraucht hatte. Der Terrorismus, nicht Rassismus beherrsche nun die Schlagzeilen,
kommentierte der Business Day im Rückblick auf die Konferenz in Durban. Die USA, in Durban noch wegen der
Sklaverei auf der Anklagebank, seien nun Opfer und entschlossen, dem Terrorismus den Krieg zu erklären. Entwicklungshilfe und Auslandsschulden könnten in diesem Krieg
als Waffen gegen Staaten benutzt werden, die Terroristen
beherbergten, befürchtet der Business Day.
Tansania
Tansanische Medien wie der Guardian und der Sunday
Observer konzentrierten sich stark auf Verhandlungen mit
den Geberländern über Hilfszahlungen in Höhe von rund
einer Milliarde US-Dollar. Die Geberländer und -institutionen wie der Internationale Währungsfonds seien sehr
angetan von den Fortschritten im Bereich der Armutsbekämpfung in Tansania, hiess es. Kritische Medien wie
Mtanzania mahnten, dass die Gelder nicht in Prestigeobjekte investiert oder für teure Konferenzen und Workshops
ausgegeben werden sollten. Mehrere Medien berichteten
über Kritiker der Globalisierung und deren Negativfolgen
wie Privatisierung sozialer Dienste und weitere Marginalisierung ärmerer Bevölkerungsschichten. Nach den Terroranschlägen in den USA konzentrierten sich die Medien auf
die Berichterstattung zu diesem Thema und mögliche Vergeltungsmassnahmen. Berichte über Entwicklungshilfe und
andere Unterstützung seitens der Geberländer kommentierte Präsident Benjamin Mkapa mit den Worten, die Ära der
Abhängigkeit von Hilfsgeldern gehe zu Ende. Das Land
müsse sich sehr viel stärker als bisher auf die eigenen Kräfte
besinnen. ²
- Deutsche Zusammenfassung: Klaus Boldt / Copyright © Kommunikation Global
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
Kommunikation Global
29
DEUTSCHLAND UND DIE WELT
Terroanschläge lenken Asiaten von eigenen Problemen nicht ab
- Highlights der Presse in Bangladesch, Indien, Indonesien, Malaysia, Pakistan, Philippinen und Thailand im September -
Bangladesch
Die Terroranschläge auf das World Trade Center und das
Pentagon in den Vereinigten Staaten wurden in der Presse
Bangladeschs ausführlich behandelt, ebenso wie die Reaktionen in den USA und in europäischen Ländern. Im Wesentlichen handelte es sich um westliche Agenturberichte, die in
den Medien wiedergegeben wurden. Die Zeitungen Financial
Express, Independent, Daily Star und der Bangladesh
Observer berichteten über den Prozess gegen den früheren
jugoslawischen Machthaber Slobodan Milosevic vor dem
Internationalen Gerichtshof in Den Haag, und auch die Lage
in Mazedonien wurde behandelt. Der Daily Star und der
Independent griffen das Thema der Wahlen in Bangladesch
am 1. Oktober auf und berichteten ausführlich über eine
EU-Wahlbeobachterdelegation, die das Land bereiste.
Indien
Die Times of India und andere indische Zeitungen berichteten ausführlich über die Terrorattacken und brachten Stimmen von Angehörigen der vielen in den Trümmern vermissten Menschen indischer Abstammung. Parallelen zu Bombenanschlägen in Bombay und zum islamischen Fundamentalismus als Ursache des Terrorismus in Kaschmir wurden
gezogen. Eine überwältigende Machtfülle wie die der Vereinigten Staaten von Amerika ziehe auch eine große Feindschaft nach sich, bilanzierte die Times of India. „Das verwundete Amerika schreit nach Krieg“, titelte die Hindustan
Times. Bei Übergriffen auf muslimisch aussehende Bürger in
den USA seien auch Sikhs angegriffen worden, berichtete
die indische Presse. Die indische Regierung zeigte sich schockiert und versicherte, sie stehe im Kampf gegen den Terrorismus auf der Seite des Rests der Welt. Premierminister
Atal Bihari Vajpayee erklärte nach Presseberichten, jeder
Inder müsse am „globalen Krieg gegen den Terrorismus“
teilnehmen. T.V.R. Shenoy, Kolumnist des Indian Express,
schrieb in einem Kommentar, es sei die „brutale Wahrheit“,
dass Indien, Israel und die USA die Hauptopfer des islamischen Fundamentalismus seien. Die Bekämpfung des Terrorismus werde aber auch neue Monster wie Osama bin Laden
hervorbringen, warnte der Hindu. Die USA könnten ihren
Bürgern nicht dadurch Sicherheit verschaffen, dass sie Menschen in anderen Teilen der Welt in Unsicherheit leben
liessen, meinte die Times of India. Die verfehlte US-Politik
in Westasien und anderen Regionen und die Unterstützung
der USA für repressive Regierungen wie die Israels und
Saudi-Arabiens habe diese Situation mit verursacht.
Neben der Berichterstattung über den Terrorismus und
seine Hintergründe schlugen sich Nachrichten über Hungertote im Bundesstaat Orissa, die Rassismus-Konferenz im
südafrikanischen Durban, innenpolitische Themen wie die
Kabinettsumbildung bevorzugt in der Presse nieder. Auch
das Lob des UN-Entwicklungsprogramms für Bangalore als
eine der wichtigsten High-Tech-Metropolen weltweit fand
beträchtliche Resonanz in den Medien: Bangalore werde
mehrere afrikanische Staaten bei der Entwicklung von Informationstechnologien unterstützen, hiess es im Indian
Express.
JAHRGANG II / NR. 22
Indonesien
Die Tageszeitungen Jakarta Post und Kompas berichteten
ausführlich über die Verfassungsdebatte in Indonesien, in
deren Verlauf eine Ergänzung der Verfassung von 1945 als
beste Lösung angesehen wurde. Der Besuch der Präsidentin
Megawati Sukarnoputri in der nach Unabhängigkeit strebenden Provinz Aceh schlug sich ebenso ausführlich in den
Medien wieder. Nachdem Indonesien das Ziel, im Jahr
2001 rund 5,4 Millionen Touristen anzulocken, für gescheitert erklärt hatte, nährten Bericht über das zu erwartende
Fernbleiben US-amerikanischer Touristen nach den Terroranschlägen in New York und Washington Befürchtungen,
Indonesiens Tourismusindustrie werde weitere Rückschläge
hinnehmen müssen. Auch Befürchtungen über eine Vertiefung der Rezession der globalen Wirtschaft im Gefolge der
Terroranschläge wurden geäußert. Kuwait kündigte verstärkte Finanzhilfen zur Entwicklung des Landes an. Ausführliche
Berichte wie in der Jakarta Post widmeten sich der Tatsache,
dass indonesische Kaffeeexporteure Kaffeebohnen aus Vietnam importieren mussten, um ihre Verträge erfüllen zu
können. Indonesische Kaffeebauern und -händler horteten
ihre Bestände aufgrund des niedrigen Weltmarktpreises in
Lagerhäusern.
Malaysia
Die englischsprachigen Tageszeitungen New Straits Times
und The Star berichteten ausführlich über den Konflikt in
Nordirland und das Problem illegaler Einwanderer in der
Europäischen Union, ehe mit dem 11. September die Terroranschläge die Schlagzeilen bestimmten. Dem Star zufolge
verschob Malaysias Premierminister Mahathir Mohamad
einen geplanten Staatsbesuch in Großbritannien nach Bekanntwerden der Terrorattacken. Der Star zitierte Mahathir
mit den Worten, diejenigen europäischen Staaten, die Malaysia wegen des (noch während der britischen Kolonialzeit
eingeführten) Gesetzes zur Inneren Sicherheit als undemokratisch gebrandmarkt hätten, müssten jetzt lernen, dasselbe
zu tun.
Pakistan
Die pakistanische Regierung verurteilte die Terroranschläge
umgehend. Pakistans Präsident, General Musharraf, sagte
den USA Unterstützung im Bereich der geheimdienstlichen
Aufklärung und der Logistik zu. Bestrebungen des AntiTerror-Bündnisses, die afghanische Nordallianz in ihrem
Kampf gegen die Taliban-Regierung zu unterstützen, stellten
für Pakistan ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar, hiess es in
der Presse. Verschiedene Delegationen aus den USA und
Europa kündigten – wohl als Belohnung für eine volle Kooperation im Rahmen des Feldzuges gegen den Terrorismus
– Handelserleichterungen etwa für die Textilindustrie und
verstärkte finanzielle Hilfen an. Die USA, Norwegen, Japan
und Kanada lockerten ihre Wirtschaftssanktionen, die aufgrund der Atombombentests verhängt worden waren. Die
USA sagten weitere Kredite zu, und auch die multilateralen
Finanzinstitutionen zeigten sich bereit, Pakistan zu unterstützen. ¾¾¾
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
30
Kommunikation Global
DEUTSCHLAND UND DIE WELT
Aus Angst vor US-Militärschlägen, so die Presse, seien rund
drei Millionen Afghanen auf der Flucht in Richtung Pakistan. Das Land beherbergt bereits rund zwei Millionen afghanische Flüchtlinge und sieht sich massiven Versorgungsproblemen gegenüber. Zuvor war ausführlich über den
Rückzug der Delegationen der USA und Israels aus der
Rassismus-Konferenz in Durban berichtet worden, auf der
die arabischen Staaten eine Verurteilung Israels wegen
Rassismus angestrebt hatten.
Die meisten Berichte mit europäischem Bezug behandelten
die positive Rolle der EU auf der Rassismus-Konferenz in
Durban, Südafrika. In der NGO-Szene sorgte die Verhaftung von Mitarbeitern westlicher Hilfsorganisationen in
Afghanistan unter dem Vorwurf der christlichen Missionierung für beträchtliche Aufregung. Am 1. September berichtete die Presse, der Abgesandte des deutschen Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Rainer Gosdeler, habe die Aufhebung der
Sanktionen gegen die pakistanische Militärregierung und die
Auszahlung von rund 150 Millionen Mark Entwicklungshilfegeldern angekündigt.
Philippinen
Die philippinische Presse zitierte ausführlich die EUPolizeibehörde Europol, deren Leiter Zweifel an der These
angemeldet hatte, Osama bin Laden sei der alleinige und
zentrale Drahtzieher der Terroranschläge auf die USA. Bin
Laden sei nicht automatisch der Urheber jeder terroristischen Attacke, die im Namen des Islam aufgeführt werde.
Thailand
Die beiden englischsprachigen Blätter Bangkok Post und
The Nation brachten auf ihren Titelseiten ausführliche
Nachrichten, Reportagen und Kommentare zu den Terroranschlägen in den USA. Dabei wurde Unterstützung für die
internationalen Bestrebungen zur Verstärkung der Terrorismusbekämpfung deutlich. Premierminister Thaksin Shi-
nawatra setzte eine hochrangige Task Force ein, die die
Konsequenzen der Terroranschläge für die thailändische
Sicherheitspolitik ausloten soll. Seine Politik, die USKampagne zur „Ausrottung des Terrorismus“ ohne genauere Definition des thailändischen Beitrages verbal zu
unterstützen, stiess auf Proteste innerhalb der muslimischen
Gemeinde in Thailand, die eine Politik der Neutralität
verlangte.
In der öffentlichen Meinung herrschte die Ansicht vor, kein
politischer oder religiöser Zweck heilige terroristische Mittel. Wissenschaftler und nichtstaatliche Organisationen
machten jedoch auch deutlich, dass eine militärische Antwort der Vereinigten Staaten nicht angemessen sei. Die
thailändische Börse verzeichnete nach den Terrorattacken
hohe Verluste. Die Vereinigung südostasiatischer Staaten
(Asean) liess verlauten, angesichts der zu erwartenden
verstärkten Rezession in der Region infolge des Terrors
sollten die Finanzmärkte schneller als vorgesehen für ausländische Investitionen geöffnet werden. Hinsichtlich der
Nahrungsmittelexporte in die EU berichteten die Medien
über Probleme thailändischer Erzeuger, mangels der nötigen
Gelder und Expertise neue Regelungen der EU hinsichtlich
ökologisch verträglicher Produktion umzusetzen.
Die Krise in Mazedonien wurde ausführlich dargestellt,
wobei der Tenor auf der Betonung der wachsenden Rolle
der Europäischen Union im regionalen Krisenmanagement
lag. Innenpolitisch war die Debatte um die Registrierung
von rund 500.000 Gastarbeitern von Bedeutung. Die
thailändische Regierung machte deutlich, sie werde alle
illegalen Fremdarbeiter und die sie beschäftigenden Firmen
strafrechtlich verfolgen. König Bhumibol forderte eine
ökologische Ausrichtung der Shrimp-Farmen im Lande und
wandte sich strikt gegen Bestrebungen, Salzwasserbeimischungen in Süßwassergebieten zuzulassen, wie dies von
einigen Farmern zur Ertragssteigerung gefordert worden
war. ²
- Deutsche Zusammenfassung: Klaus Boldt / Copyright © Kommunikation Global
Lateinamerika: Die Zeit vor und nach dem 11. September
- Highlights der Presse in Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Mexiko und Venezuela im September -
Ähnlich wie in allen anderen Erdteilen kann die Berichterstattung der Printmedien im Monat September eingeteilt
werden in eine Zeit vor und eine Zeit nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center in New York und das
Pentagon in Washington am 11. September. Nach diesem
Datum gab es auch auf dem lateinamerikanischen Kontinent
kaum noch ein anderes Thema. Im Rückblick erscheinen
alle vorher angesprochenen Probleme beinahe belanglos.
Dietrich Garlichs, der Vorsitzende des Kinderhilfswerks der
Vereinten Nationen, erklärte, dass es dank dieser Spende
möglich sei, den Ärmsten auf der Erde für lange Zeit zu
helfen. „Die UNICEF wird damit in der Lage sein, zu impfen, medizinische Hilfe und Schulausbildung zu gewähren,
sowie für Trinkwasser zu sorgen und Tausende von Kindern
vor Ausbeutung und Gewalt zu schützen“, erklärte Garlichs.
In Argentinien berichteten am 5. September die Nachrichtenagentur EFE und die Tageszeitung Clarín von der privaten Spende des deutschen Arztes und Mäzens Gustav Rau,
der seine private Kunstsammlung an die UNICEF gespendet
hatte. Die Sammlung soll aus mehr als 500 Werken bestehen, deren Wert auf 225 Millionen Dollar geschätzt wird.
Ebenfalls der Clarín schrieb am 6. September von der Vorstellung innerhalb der EU, Spekulationsgeschäfte mit einer
Steuer zu belegen. Der deutsche Regierungschef Gerhard
Schröder habe „überraschenderweise seine Bereitschaft
geäußert, die Idee mit seinen europäischen Amtskollegen
zu diskutieren“. ¾¾¾
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
Kommunikation Global
31
DEUTSCHLAND UND DIE WELT
Ziel sei es, die Schwachpunkte im finanziellen Weltsystem
zu korrigieren. Die Unterstützung Schröders stieß jedoch
auf Grenzen. Eine Umsetzung des Vorhabens, so Schröder,
bringe „praktische, politische und juristische Probleme“ mit
sich.
nicht unmittelbar ausgesetzt werden. Das Unternehmen
fordere jedoch eine Änderung der Arbeitsgesetzgebung,
um über langfristige Investitionen nachzudenken. Andernfalls könnte an eine Verlagerung nach China oder Brasilien
gedacht werden.
In Brasilien wurde ausführlich darüber berichtet, dass der
Plan der deutschen Bundesregierung, den Internationalen
Kongress der Indigenen Völker Lateinamerikas Ende des
Monats in Berlin auszurichten, auf ernsthafte diplomatische
Probleme gestoßen sei. Am 8. September schrieb dazu O
Globo, die Botschaften mehrerer Länder der Region hätten
es als einen Affront bezeichnet, dass die Kongressveranstalter die Indianer als die Opfer und die Regierungen als
Unterdrücker bezeichneten. Am 6. des Monats hatten die
Vertreter der lateinamerikanischen Botschaften versucht, in
einem Treffen mit Georg Boomgaarden vom Bundesaußenministerium das Problem in den Griff zu bekommen.
Der Pressesprecher der Bundesregierung für Lateinamerikafragen zeigte sich von der Kritik überrascht.
Über eine Ausschreibung der Friedrich-Ebert-Stiftung, die
sich an mexikanische Journalisten richtet,
informierte
Reforma am 5. September. Es gehe der Stiftung darum,
journalistische Beiträge zu erhalten, die aus kritischer lateinamerikanischer Sicht, aber auch mit stereotypen Vorstellungen die aktuelle Lage der deutschen Gesellschaft beleuchten.
Die in Sao Paulo erscheinende Folha de Sao Paulo ließ sich
am 8. September über den Rückgang der industriellen
Produktion in Deutschland um 1,5 Prozent im Juli im Vergleich mit dem Vormonat aus. Dies habe die Vorhersagen
der Analysten übertroffen, die einen nur 0,3 prozentigen
Rückgang erwartet hatten.
Nach Ansicht der deutschen Wirtschaftsbehörden müsse
der Prozentsatz mit Vorsicht betrachtet werden. Da der
Monat Juli mehr freie Tage als sonst habe, seien die Produktionszahlen beeinträchtigt worden.
Der Internationale Währungsfonds habe seine Wachstumserwartungen in Bezug auf Deutschland bereits zurückgeschraubt. Während ursprünglich von einer Expansion von
1,2 Prozent ausgegangen worden sei, habe das internationale Währungsorgan den Prozentsatz auf 0,9 Prozent gesenkt. Damit wäre Deutschland unter den Euroländern das
Land mit dem geringsten Wachstum.
In Venezuela informierte am 4. September El Carabobeño
seine Leser und Leserinnen darüber, dass der Vorsitzende
des Deutschen Olympischen Komitees, Walter Tröger,
bekanntgegeben habe, Deutschland wolle sich mit einer
Stadt um die Austragung der Olympischen Spiele im Jahre
2012 bewerben.
Die Printmedien in Mexiko beschäftigten sich zu Beginn des
Monats mit den Folgen aus dem Streik im VW-Werk von
Puebla. Am 6. September informierte die Zeitung Reforma,
es sei geplant, in anderen Ländern wie beispielsweise China
zu investieren. Jedoch sei man darum bemüht, die Konzernspitze in Deutschland dazu zu bewegen, ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken.
Eine Woche später wusste El Economista bereits genaueres
zu dem Thema zu berichten. Die für die kommenden fünf
Jahre im Land vorgesehenen Investitionen von 1,5 Milliarden Dollar, die aufgrund des Streiks suspendiert worden
waren, sollen nach Informationen des Wirtschaftsblattes
JAHRGANG II / NR. 22
In Chile greift El Mercurio am 2. September das Thema
Rudolf Scharping auf. Der deutsche Kanzler Gerhard
Schröder sei überraschend in den Medien aufgetaucht, um
seinem Verteidigungsminister beizustehen und die Diskussion um dessen umstrittene Sommerreisen zu beenden.
Eines der Hauptthemen in Kolumbien war Anfang September das Schicksal der von der Guerillaorganisation FARC
(Revolutionäre Kolumbianischen Streitkräfte) entführten
deutschen Entwicklungshelfer.
Ausführlich berichteten die Blätter Portafolio, Tiempo,
Espectador, País und Columbiano vom 7. bis 10. September
über verschiedenste fehlgeschlagene Verhandlungsbemühungen der kolumbianischen Behörden mit den Guerillaführern. Als Grund für die Rückschläge werden Kampfhandlungen in der Region vermutet, in der sich die Entführten befinden sollen. Am 20.September können El País und
El Tiempo berichten, dass einer der Entführten, Thomas
Künzel, entkommen konnte und nach seiner Rettung sofort
nach Deutschland ausreiste.
Von einer für den 10. September geplanten Konferenz im
World Trade Center berichtet Portafolio am gleichen Tag,
einen Tag vor den verheerenden Attentaten in New York
und Washington. „Geschäfte mit der Europäischen Union“
unter der Leitung der Expertin Adriana Espinoza sollten das
Thema sein.
Nach dem 11. September war auch in Lateinamerika und
seinen Printmedien die Welt nicht mehr, wie sie einmal
war. Unmittelbar nach der Katastrophe gab es kaum ein
anderes Thema, und viele Bereiche wie innere Sicherheit,
Wirtschafts- und Börsenentwicklung waren und blieben für
lange Zeit unmittelbar mit der terroristischen Bedrohung
verknüpft.
In Chile, das seinen eigenen 11. September noch nicht
verwunden hat, den Tag des Militärputschs 1973, der zum
Sturz und Tod des sozialistischen Präsidenten Salvador
Allende geführt hatte (an dem die USA maßgeblich mitbeteiligt waren), berichtete die konservative Tageszeitung El
Mercurio am 16. September von der Aufdeckung zweier
mutmaßlicher Terroristenwohnungen in Bochum. In den
Wohnungen gefundene Gegenstände würden nach Aussagen des Generalbundesanwalts analysiert. ¾¾¾
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
32
Kommunikation Global
DEUTSCHLAND UND DIE WELT
Über die deutsch-amerikanische Antiterror-Allianz, die der
US-Außenminister Colin Powell und sein deutscher Amtskollege Joschka Fischer im Berliner Reichstag geschmiedet
haben, berichtet der in Argentinien erscheinende Clarín am
20. September. „Wir sind bereit, eine Antiterror-Koalition
zu bilden“, wird Joschka Fischer zitiert. Und weiter: „Wir
schließen keine Option aus“. Auch der Kanzler wird zitiert.
Gerhard Schröder erklärte, dass sein Land „sich auf keinerlei militärische Abenteuer einlassen werde“.
„Wir sind im Krieg.“
Ein paar Tage zuvor, am 17. September, hatte Clarín wiederum Präsident Bush zitiert, der unmittelbar nach den
Attentaten in New York und Washington ausgerufen hatte:
„Wir sind im Krieg.“ Die europäischen Verbündeten, die
ebenso wie Russland ihre Solidarität mit Nordamerika bekundet hätten, betonten die Notwendigkeit von Vernunft
und Rationalität an die Adresse der Bush-Administration.
Stellvertretend wird der Spanier Javier Solana zitiert, ehemaliger Generalsekretär der NATO und heute Verantwortlicher für internationale Politik in der EU, der gefordert
habe, es müssten „exzessive Reaktionen vermieden werden,
die die religiösen islamischen Gefühle beleidigen oder demütigen könnten“.
Kulturelle Lichtblicke haben dennoch ihren Platz behauptet.
In Venezuela berichtete El Universal am 24. September
vom 40. Jahrestag der Berliner Nationaloper, der mit einer
Galavorstellung von Wolfgang Amadeus Mozart’s Don
Giovanni gefeiert wurde. Das Theater sei am 24. September 1961 in dem wieder errichteten Gebäude der im Zweiten Weltkrieg völlig zerstörten Berliner Oper eröffnet worden.
Am 29. September informiert El Universal, dieser jedoch in
Mexiko erscheinend, über eine Internationale Buchmesse in
der mexikanischen Stadt Monterrey, an der Schriftsteller
aus aller Welt teilnehmen werden, darunter u.a. der Kubaner Eliseo Alberto, die Argentinierin Luisa Valenzuela, der
Nicaraguaner Sergio Ramírez sowie die Mexikaner Elena
Poniatowska und José Agustín.
Gastland ist Deutschland, welches seine Kultur mit Ausstellungen, Konzerten, Lesungen zeitgenössischer Literatur,
einer Kinoreihe und Vorstellungen der Schriftsteller Peter
Schneider, Brigitte Burmeister und Judith Hermann u.a.
bekannt machen wird. ²
- Deutsche Zusammenfassung: Ela Rojas / Copyright © Kommunikation Global
Ausführliche Zusammenfassungen der Berichterstattung über Deutschland und die EU in der englischsprachigen Presse in
Bangladesh, Indien, Indonesien, Malaysia, Pakistan, den Philippinen, Thailand, Ghana, Kenia, Nigeria, Sambia, Simbabwe,
Südafrika und Tansania können angefordert werden. Die Presseschau aus Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Mexiko
und Venezuela kann ebenfalls bestellt werden. Selbstverständlich steht alles auch unter www.ipscic.net zum Download
bereit.
- 20 plus
Die Nachrichtenagentur IPS hat sich in den letzten 37 Jahren zu einem weltweiten Kommunikationssystem
entwickelt, das Länder vor allem in Afrika, Asien und Lateinamerika umspannt. Im Vordergrund ihrer Berichterstattung stehen Themen der Entwicklungspolitik, Umwelt, Bevölkerung, Menschenrechte, Demokratisierung und Globalisierung. Vor 20 Jahren nahm der deutsche IPS-Dienst in Bonn seine Arbeit auf. Als
NGO genießt die IPS-Vereinigung aus Journalisten und Verbänden den beratenden Status der Kategorie I
beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC). Eine wichtige Aufgabe von IPS besteht darin, nachhaltige Entwicklung zu unterstützen und zugleich Informations- und Kommunikationsstrukturen aufbauen zu helfen, die zur Verbesserung der Menschenrechtslage und zur Demokratisierung beitragen.
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
Kommunikation Global
33
NACHGEFRAGT
Ugandas beispielhafter Kampf gegen Aids
Von Sabine Ludwig
Uganda führt seit 1987 einen erfolgreichen Kampf gegen Aids. Die Zahl der infizierten Menschen ist von den früheren 35
Prozent auf rund 6,6 Prozent gefallen. Eine rasante Senkung, die Hochachtung verdient. Nicht nur auf dem afrikanischen
Kontinent. Das Land mit der einstmals höchsten Aidsrate von ganz Afrika hat bewiesen, was es kann. Es ist zu einem Vorzeigemodell auf dem gesamten schwarzen Erdteil geworden.
Nach John Joseph Otim, seit 1994 Berater des ugandischen Präsidenten Yoweri Museveni, wird Aids von der Regierung als
eine sehr schwerwiegende und gefährliche Krankheit betrachtet. Aids tötet nicht nur eine Vielzahl an Familienmitgliedern und
Arbeitskräften, schafft unzählige Waisen, zerstört die Wirtschaft und Produktivität des Landes, sondern gefährdet auch die
Sicherstellung einer ausreichenden Nahrungsmittelversorgung.
Die Regierung entschied sich daher zu einer offenen und aggressiven Politik. Innerhalb des staatlichen Gesundheitsministeriums wurde eine Aidskommission gebildet, die ihrerseits ein Netzwerk über das gesamte Land unterhält. Alle Kampagnen,
Aufklärungsaktionen und Informationen zu der tödlichen Seuche werden von dieser Kommission eingehend geprüft. Erst
dann gelangen sie durch Medien wie Fernsehen, Radio und Zeitungen sowie durch Verantwortliche in den Gemeinden und
auch durch religiöse Einrichtungen in die Bevölkerung.
Im Fernsehen wird ein Quiz mit Musikvideos gezeigt. Der junge Moderator stellt Fragen zum Thema, die die Zuschauer per
Telefonanruf beantworten können. Als Preise winken den Gewinnern statt Radiogeräten oder CDs eben Kondome, bei einem
Hauptgewinn sind das schon mal zehn Packungen auf einmal. Theatergruppen tingeln durchs Land und werden nicht müde,
den Schwerpunkt Aids lebensnah anzugehen. Dazu gehören Bühnenshows auf der Ladefläche eines Lastwagens ebenso wie die
Demonstration der richtigen Anwendung eines Kondoms anhand von Holzpenissen. Mal ist das Publikum scheu, mal ist es
belustigt. Aber immer bleibt etwas von der Botschaft hängen, wie todbringend die Krankheit ist und wie durch genügend
Wissen eine Ansteckung verhindert werden kann.
Von den führenden Politikern gibt es maßgebliche Unterstützung. Präsident Museveni selbst hat in den vergangenen Jahren
viel Lärm gemacht und so oft öffentlich über Sex und Aids gesprochen wie kaum ein anderes Staatsoberhaupt. Otim beteuert
zugleich, wie wichtig auch die Behandlung und Pflege der Patienten seien. Das Tabuthema Aids muss gebrochen werden. Die
Bevölkerung soll dazu gebracht werden, die Patienten zu akzeptieren und ihnen darüber hinaus einen positiven Lebenswillen
zu vermitteln. Nur so ließe sich eine langfristige Auseinandersetzung mit der todbringenden Krankheit verwirklichen. Äußerst
wichtig sei dabei die Hilfe und Aufklärung von Seiten medizinischer Fachleute, die die Übertragungswege anschaulich erklären
und aufzeigen können, dass Aids bei richtigem Umgang nicht ansteckend ist.
Das Problem der teuren medikamentösen Behandlung bleibt. Otim selbst setzt große Hoffnung in einen von der Europäischen
Union und den USA beschlossenen Fonds, der es durch entsprechende Subventionen ermöglichen soll, Aids-Medikamente
für die Dritte Welt erschwinglich zu machen. „Doch jemand, der krank ist, kann nicht warten“, kommentiert er diese prekäre
Situation. Die mittlerweile fast 15 Jahre andauernde Kampagne wird vom Haushaltsbudget als Teil der Steuereinnahmen
sowie von internationalen Gebern finanziert „Wir benötigen dringend weitere finanzielle Hilfe“, ergänzt Otim. Doch was
waren die Ursachen der so schnell und exorbitant ansteigenden Aidsrate in Uganda? „Erst nach dem Befreiungskrieg gegen
die Terrorherrschaft Idi Amins traten einzelne Fälle zutage“, behauptet Otim. Ugandische Freischärler, die in Tansania ausgebildet wurden, und tansanische Soldaten konnten schließlich den Diktator im April 1979 stürzen. Eben genau bei diesen
Kämpfern sei später zum ersten Mal das Aidsvirus aufgetreten. „Jedoch wo und wie sich diese Menschen infiziert haben, ist
uns bis heute nicht klar.“
Doch auch nach den Erfolgen der letzten Jahre darf sich Uganda nicht ausruhen. „Weitermachen lautet die Devise“, betonen
immer wieder die Politiker. In der Hoffnung, dass Uganda auch weiterhin das Vorzeigemodell bleibt. ²
- Copyright © Kommunikation Global
Porträt:
John Joseph Otim, 60 Jahre, verheiratet, 7 Kinder
Master in Landwirtschaft und Tierwirtschaft
Ph.D. in Ernährungswissenschaft und Tierwirtschaft
Professor an der Makerere University in Kampala/Uganda und University of Nairobi/Kenia
Parlamentsabgeordneter
Minister für Tierwirtschaft und Fischerei: 1980 – 1985
Präsidentenberater seit 1994
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
34
Kommunikation Global
KURZMELDUNGEN
Bauernschulen gegen den Hunger
Kikuyu, Kenia - Punkt acht beginnt der Unterricht in der 'Farmers Field School' (FFS) in Kikuyu vor den Toren der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Wer zu spät kommt, muss 50 kenianische Schilling - etwa 70 US-Cent - Strafe zahlen, also kommt
man hier tunlichst nicht zu spät. Auch Margaret Mwangi, Bäuerin und Mutter von sechs Kindern, ist peinlich auf Pünktlichkeit bedacht, allerdings nicht nur, weil sie das Bußgeld fürchtet, sondern vor allem, weil sie in der Schule vieles über Landwirtschaft und Viehhaltung lernt. Und sie kann die Informationen gut gebrauchen. Ihre zwei Milchkühe und der knappe
Hektar, den sie bewirtschaftet, reichen kaum zum Überleben. "Ich gehe zur FFS, weil ich neue Ideen brauche und lernen will,
wie ich meine Kühe besser halten und die Produktivität meiner Felder steigern kann", erläutert Mwangi. Mit diesen Vorstellungen ist sie die perfekte Kandidatin für das von der Welternährungsorganisation (FAO) aufgezogene FFS-Projekt. Ziel, so
Koordinator Benjamin Mweri, ist eine Anreicherung der Subsistenzwirtschaft mit einkommensgenerierenden Aktivitäten.
"Wenn die Felder abgeerntet sind, geraten viele kenianische Bauern in Not", sagt Mweri. Was sie brauchten, sei eine zusätzliche Erwerbsquelle, die sie über den Winter bringe.
Nach Anschlägen in den USA sinkt das weltweite Wirtschaftswachstum auf 1,4 Prozent
New York - Die Anschläge vom 11. September in den Vereinigten Staaten werden weitreichende wirtschaftliche Auswirkungen haben. Die Weltwirtschaft, die gegenwärtig das geringste Wachstum dieses Jahrzehnts verzeichnet, wird dadurch weiter
geschwächt und der Abschwung in vielen Volkswirtschaften beschleunigt. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht, der am
11.Oktober von den Vereinten Nationen veröffentlicht worden ist. „Der Schock wird auf die Weltwirtschaft und die globalen Finanzmärkte in den nächsten Monaten durchschlagen", so der Bericht. Militärische und politische Reaktionen auf die
Anschläge werden bereits bestehende Unsicherheiten über die kurzfristigen weltweiten Konjunkturaussichten „erheblich verstärken". Außerdem seien bedeutende langfristige Folgen zu erwarten. Das weltweite Wirtschaftswachstum (GWP) wird in
diesem Jahr vermutlich bei 1,4 % liegen. Für 2002 ist eine leichte Erholung auf 2% angesagt. Beim internationalen Handelsvolumen erwartet man in diesem Jahr „praktisch kein Wachstum", warnen die Vereinten Nationen. 2002 soll es aber um
4% bis 5% steigen. Der UNO-Bericht prognostiziert eine deutlichere Abschwächung der Konjunktur in den Vereinigten
Staaten als bisher angenommen. Die Anschläge werden vermutlich für einen „absoluten Rückgang des Bruttoinlandsproduktes
(GDP) im dritten und vierten Quartal" sorgen.
Der Zukunftsrat NRW nimmt seine Arbeit auf
Düsseldorf - Professor Friedrich Schmidt-Bleek ist der erste Vorsitzende des neu gebildeten Zukunftsrates NordrheinWestfalen. Der Gründer und Leiter des „Faktor 10 Instituts“ und frühere Vizepräsident des Wuppertal-Instituts wurde am
17. Oktober, auf der konstituierenden Sitzung des Zukunftsrates gewählt. Er wird in seinen Aufgaben unterstützt von seinen
beiden StellvertreterInnen Bärbel Dieckmann, Oberbürgermeisterin der Stadt Bonn, und Dr. Jürgen Zech, Vorstandsvorsitzender der Gerling Versicherung. Dem Zukunftsrat gehören 26 hochrangige Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft
und Politik, aus Kirchen, Kultur und Medien, Sport, Gewerkschaften und Umweltschutz an. Die Mitglieder wurden persönlich von Ministerpräsident Wolfgang Clement und Umweltministerin Bärbel Höhn berufen. „Vom Zukunftsrat erwarten wir
Antworten auf die Frage, wie die Zukunft Nordrhein-Westfalens im Jahr 2025 gestaltet sein muß, um gleichermaßen den
Zielen umweltverträgliche Entwicklung, wirtschaftlicher Wohlstand und soziale Gerechtigkeit Rechnung zu tragen“, erklärte
Umweltministerin Bärbel Höhn in ihrer Eröffnungsrede.
Als Ergebnis sollen bis Ende 2003 Strategien und konkrete Handlungsziele vereinbart und beispielhafte Projekte angestoßen
werden. Der Zukunftsrat verständigte sich darauf, folgende erste Themenschwerpunkte zu bearbeiten: Zukunftstechnologien
zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zur Erhöhung der Ressourceneffizienz; Zukünftige Bildungs- und Fortbildungsanforderungen; Bedeutung der demografischen Entwicklung für Politik und Gesellschaft in Nordrhein-Westfalen.
Ministerpräsident Wolfgang Clement und
NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn mit
Mitgliedern des "Zukunftsrates NRW".
Zum Vorsitzenden wurde Professor
Friedrich Schmidt-Bleek gewählt
(Sofa Mitte)
Foto: NRW.de / LPA, Ralph Sondermann
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
Kommunikation Global
35
Unsere Serviceleistungen
•
Journalistenseminare Entwicklungspolitik
Wir veranstalten Aus- und Fortbildungsseminare für junge deutsche Redakteure und Redakteurinnen.
Ziel ist, angehenden Journalistinnen und Journalisten komplexe Zusammenhänge der deutschen und internationalen Entwicklungspolitik zu vermitteln.
•
Deutsche Entwicklungspolitik in den Medien des 'Südens'
Unsere Kolleginnen und Kollegen in ausgewählten Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas lesen für
uns, was führende Zeitungen dort über Deutschland und die deutsche Entwicklungspolitik schreiben.
Diese Berichte finden Sie unter der Adresse http://www.ipscic.net in der Rubrik Presse-Monitoring.
Deutsche Zusammenfassungen erscheinen in dieser Publikation. Wie senden Ihnen diese gerne aber auch
per E-Mail zu.
•
Berichterstattung über entwicklungspolitische Veranstaltungen im Rahmen des CIC
Wir berichten regelmäßig fürs Ausland über Veranstaltungen, die in der Bundesstadt Bonn sowie anderswo in Deutschland stattfinden und sich mit entwicklungspolitischen Themen befassen. Diese Berichte
werden weltweit über das Kommunikationsnetz von IPS verbreitet. Sie sind zugleich zugänglich im Internet unter der Adresse http://www.ipscic.net/d_eu_ewipol/mainpage.htm.
•
IPS Civil Society News Pool
Der IPS Civil Society News Pool stellt Nachrichten über die weltweiten Aktivitäten der Nichtregierungsorganisationen und anderer Institutionen der Civil Society, die im Weltdienst von IPS verbreitet wurden, kostenlos zur Verfügung. Die Internet-Adresse lautet: http://www.ipscivilsociety.net.
Auch Nichtregierungsorganisationen und anderen vergleichbaren Institutionen in Deutschland steht der
IPS Civil Society News Pool zur Verfügung. Dort können sie ihre Nachrichten der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.
"Das Kommunikationsprojekt, das die Nachrichtenagentur Inter Press Service (IPS) im Rahmen des Zentrums für internationale Zusammenarbeit (CIC) in Bonn und mit finanzieller Unterstützung der Landesregierung Nordrhein-Westfalen durchführt,
unterstreicht die bedeutende Rolle, die Deutschland bei der Auflösung des Ungleichgewichts im Informationsfluss zwischen
Industrie- und Entwicklungsländern spielt. Deutschland war einer der ersten Staaten Europas, der sich bemüht hat, den NordSüd- und Süd-Süd-Informationsfluss zu fördern. Mit der finanziellen Hilfe der Friedrich-Ebert-Stiftung wurde 1981 der deutsche Dienst von IPS gestartet. IPS konnte in den letzten zwei Jahrzehnten, unterstützt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, zahlreiche Kommunikationsprojekte zugunsten der Bevölkerung in Afrika, Asien und
Lateinamerika durchführen." - Statement von der IPS-Generaldirektorin Patricia Made und dem Präsident-Emeritus des Inter
Press Service, Dr. Roberto Savio.
Impressum
Kommunikation Global ∙ Communicating Globally ∙ www.ipsglobal.net ∙ ISSN 1617-5352
EINE PUBLIKATION DES IPS-CIC-KOMMUNIKATIONSPROJEKTES
A PUBLICATION OF IPS-CIC COMMUNICATION PROJECT
Herausgeber: IPS-Inter Press Service in Deutschland, Tulpenfeld 7 / 113-115 + 130-132, 53113 Bonn
Tel.: (0228) 26 18 953 ∙ Fax: (0228) 26 12 05 ∙ E-Mail: [email protected]
Redaktion: Ramesh Jaura (verantwortlich) ∙ Karina Böckmann ∙
Produktion u. Vertrieb: Lesley Dobson-Baur ∙ Björn Groth ∙ Francis Thanjan
Ständige Mitarbeit: Uwe Kerkow ∙ Ela Rojas ∙ Ina Zeuch
Erscheinungsweise: 12 Ausgaben pro Jahr.
Druck: A&A Copy-Druck-Centre ∙ Tel.: (0228) 69 60 61
Bezugsbedingungen: Einzelpreis 6,00 DM, Jahresabonnement Inland: 60,00 DM Jahresabonnement Ausland: 80,00 DM.
Jeweils einschl. Versandspesen und Mehrwertsteuer.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen nicht stets die Meinung von Herausgeber und Redaktion dar. Der auszugsweise oder
vollständige Nachdruck ist mit Quellenangaben gestattet. Wir bitten um Übersendung von zwei Belegexemplaren.
JAHRGANG II / NR. 22
Oktober 2001
VOLUME II / NO. 22
October 2001
Copyright © Aventis Crop Science TS&R, Manfred Kern/Konzept+Design 2000
UNED Forum's Earth Summit 2002 Website
www.earthsummit2002.org/default.htm
Welcome to Johannesburg Summit 2002
The official United Nations website for the ten-year review of the
United Nations Conference on environment and development.
www.johannesburgsummit.org
Contact IPS for background information in the run-up
to the Johannesburg Summit 2002: [email protected]
ISSN 1617- 5352
WWW.IPSGLOBAL.NET