Auftrag erfüllt

Transcrição

Auftrag erfüllt
D 8512
49. Jahrgang
Nr. 44
Montag, 11. November 2013
Auftrag erfüllt
NAChrIChTEN
polITIk
Kollektive Erinnerung
Anlässlich des Volkstrauertages
stellt aktuell zwei neue Publikationen zum Ersten Weltkrieg
vor.
Seite 4
Adhoc-AG Ausrüstung ist aufgelöst – Prozesse laufen künftig in den eingenommenen Strukturen.
EINSATZ
Übung für Ernstfall
Vor der libanesischen Küste üben
deutsche, libanesische und indonesische Streitkräfte verschiedene
Seeoperationen.
Seite 5
BuNDESwEhr
Klangerlebnis
Foto: Bienert/Bundeswehr
Militärmusik der Extraklasse, unter
anderem mit Wachbataillon und
Stabsmusikkorps, bietet alljährlich das Berlin Tattoo. Seiten 6/7
SporT
Oberfeldwebel Sabrina Mockenhaupt erreicht beim New-YorkMarathon in den USA den siebten Platz.
Seite 10
DIE BuNDESwEhr IM INTErNET
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Bundesministerium
der Verteidigung
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Dauerthema in der Arbeitsgruppe: Geschützte Fahrzeuge wie „Dingo“ für den Einsatz in Afghanistan.
von Torsten Sandfuchs-Hartwig
Berlin. „Das Bessere ist der
Feind des Guten“, sagte einst der
französische Schriftsteller und
Philosoph Voltaire – wenn es um
Ausrüstung und Ausbildung geht,
hat kaum eine Aussage so dauerhaften Bestand wie diese. Und
weil die Ausstattung der Soldaten
immer wieder Kritik ausgesetzt
war, ist 2010 im Verteidigungsministerium (BMVg) eine Ad-hoc
Arbeitsgruppe zur Verbesserung der Ausrüstung im Einsatz
ins Leben gerufen worden. Ihr
Auftrag, „die Soldaten schnellstmöglich mit der notwendigen
Ausrüstung auszustatten“, erklärt
der Staatssekretär im Verteidi-
gungsministerium, Stéphane Beemelmans.
Diese Arbeit wird fortan nun
wieder dort verrichtet, wo sie originär hingehört. Denn mit Einnahme der Zielstruktur im BMVg
können die entsprechenden Prozesse nunmehr wieder voll und
ganz in den eingenommenen
Str ukturen wahrgenommen
werden. Aus diesem Grund hat
der Staatssekretär kürzlich die
Arbeitsgruppe aufgelöst. „Wir
hatten in den Arbeitsabläufen
einige Bremssysteme, die es sinvoll zu überbrücken galt, dafür
hat die Arbeitsgruppe gesorgt“,
sagt Beemelmans.
Eine Verwaltungsabteilung
müsse neben den planmäßigen
Aufgaben auch in der Lage sein,
Außerplanmäßiges zügig umzusetzen. „Da hatten wir im Bereich
Einsatzbedarf sicher hier und da
Probleme“, so Beemelmans.
Doch der Ausrüstungsstand sei
mittlerweile sehr gut und im internationalen Bereich beispielgebend.
Da habe die Arbeitsgruppe stilbildend durch pragmatisches Handeln und schnelle Entscheidungen
viele Beschaffungen in Zusammenarbeit mit den entsprechenden
ministeriellen Stellen, aber auch
mit dem Einsatzführungskommando der Bundeswehr und dem
Bundesamt für Ausrüstung, Information und Nutzung beschleunigt.
Mit dem novellierten Customer Product Management (CPM),
Sonderbriefmarke ist echter Verkaufsschlager
Die Sonderbriefmarke „Im Einsatz für Deutschland“ ist ein Verkaufsschlager. Seit der Erstausgabe am 6. Juni wurde fast die
komplette Auflage von mehr
als sechs Millionen Stück verkauft. Derzeit gibt es noch rund
450 000 Marken, die über den
Online-Versand der Deutschen
Post bezogen werden können.
Die Idee für die Sonderbriefmarke geht auf die private Initiative „Solidarität mit unseren
Soldaten“ zurück. Das Motiv
symbolisiert die Entwicklung
der Bundeswehr zur Armee im
der Bundeswehr lassen sich
Silhouetten von Frauen, Männern
und Kindern erkennen.
(eb)
Foto: Klein und Neumann/Shutterstock.com/BMF
Unter den Top Ten
das zum 1. Januar dieses Jahres
gestartet ist, ersetzt auch ein
neues Verfahren den so genannten „Einsatzbedingten Sofortbedarf – eines der bisherigen
Schwerpunktinstrumente der
Arbeitsgruppe.
Künftig ist dafür die Sofortinitiative für den Einsatz vorgesehen. „Vorher werden wir das
jedoch mit Pilotprojekten erproben“, unterstreicht der Staatssekretär. Denn Ziel sei und bleibe
ein schnelles Beschaffen von einsatzwichtigem Gerät.
Ei nes l ieg t Be emel ma ns
besonders am Herzen: „Inzwischen setzen sich die Truppe,
die Planer und die Realisierer
aus dem Bereich der Rüstung
schon in der Analysephase eines
Projektes an einen Tisch. Das
sind die wesentlichen Vorteile
des neuen CPM und der integrierten Projektteams (IPT).“
Auch wolle man beibehalten,
dass die Soldaten und Mitarbeiter der Bundeswehr zeitnah
über Fortschritte und Veränderungen im Bereich der Ausrüstung informiert werden. Das
habe sich bewährt und erzeuge
Vertrauen, so der 48-Jährige.
Abschließend dankte er den
Angehörigen der Arbeitsgruppe,
allen voran den Männern der
ersten Stunde – Ministerialdirigent Ralf Schnurr als Leiter
der AG sowie Oberst Thorsten
Puschmann und Oberstleutnant
Christian Lörch, die die Arbeitsgruppe mehr als drei Jahre mit
Substanz gefüllt hatten.
Einsatz und stellt zugleich einen
Aufruf zur Solidarität mit den
Soldaten und ihren Angehörigen
dar. Im Fünf-Farben-Tarndruck
Preisfrage: Wie viele Personen
verstecken sich im Camouflage
der Briefmarke?
Unter allen Einsendern der richtigen Antwort verlost aktuell
einen Buddy-Bären, einen LamyKugelschreiber und einen USBStick. Antworten unter dem Stichwort „Briefmarke“ an aktuell@
bundeswehr.de. Einsendeschluss
ist der 25. November 2013.
2
aktuell
intern
11. november 2013
iMPreSSUM
ZitAt
eDitOriAL
Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:
Bundesministerium der Verteidigung
Presse- und Informationsstab
Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin
„Jetzt krieg ich wieder auf die Fresse, und manch
Volkstrauertag – am kommenden
Sonntag gedenkt Deutschland der
Kriegstoten und der Opfer von
Gewaltherrschaft. Das Datum
steht heute ohne Einschränkung
für ehrendes Gedenken, Versöhnung und Frieden. Nicht aber für
die Glorifizierung einer kriegerischen Vergangenheit.
Das war nicht immer so. Die
Nationalsozialisten stilisierten
den Tag zum „Heldengedenken“
und missbrauchten Kriegstote
und Volkstrauertag für propagandistische Zwecke. Nach Gründung der Bundesrepublik wurde
der Gedenktag im Sinne einer
Zurückgewinnung der Deutungshoheit von der Fastenzeit ans
Ende des Kirchenjahres verlegt.
Heute kommt gelegentlich
die Frage auf, ob das staatliche
Gedenken überhaupt noch zeitgemäß ist. Die Kriegsgeneration
stirbt aus und die Heranwachsenden haben mit der ursprünglichen
Bedeutung – auch durch fehlende
persönliche Kontakte zu Zeitzeugen – immer weniger Bezug zu
diesem Gedenktag. Das schwarz
gerahmte Foto eines gefallenen
Familienmitgliedes ist heute
sicher weniger anzutreffen, als
noch vor 30 Jahren. Und mit dem
Aussetzen der Wehrpflicht entfiel
für viele junge Männer zudem der
unmittelbare Kontakt zur Truppe.
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werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das
Recht auf Kürzung vor.
einer wird eine Torwartdiskussion ausrufen.“
Schalkes Torhüter Timo Hildebrand vergangene Woche über seinen
folgenschweren Patzer, durch den er Chelseas Samuel Eto‘o ein
Tor schenkte. Die Knappen verloren die Partie schließlich 3:0.
KALenDerBLAtt
Vor 5 Jahren: Am 11. November 2008 tritt das Passagierschiff
Queen Elizabeth 2 seine letzte Fahrt nach Dubai an, wo es künftig
als schwimmendes Hotel ankern wird.
Vor 15 Jahren: Am 13. November 1998 beschließt der Deutsche
Bundestag den Bundeswehr-Einsatz zur NATO-Luftraumüberwachung des Kosovos.
Vor 30 Jahren: Am 14. November 1983 wird in der Innenstadt von
Buxtehude als Modellversuch die erste Tempo-30-Zone in Deutschland eingerichtet.
Vor 50 Jahren: Am 17. November 1963 wird südlich von Innsbruck
die mit 180 Metern weltweit höchste Pfeilerbrücke eröffnet und auf
den Namen Europabrücke getauft.
Vor 90 Jahren: Die Einführung der Rentenmark beendete am
15. November 1923 die große Inflation in der Weimarer Republik.
Vor 95 Jahren: Am 11. November 1918 erhalten Frauen durch
den Rat der Volksbeauftragten das aktive und passive Wahlrecht in
Deutschland.
Vor 150 Jahren: Am 12. November 1863 wird mit dem Württembergischen Sanitätsverein die erste nationale Rotkreuz-Gesellschaft
gegründet.
(eb)
Auslau fmodell Volkst r auer t ag?
Nein. Gerade
in den vergangenen
Jahren hatte
woh l kei ne
Generation in
Deutschland triftigeren Anlass,
sich mit dem Volkstrauertag auseinanderzusetzen.
Nach Jahrzehnten ohne direkte
Beteiligung an militärischen
Konflikten haben die Deutschen
zuletzt wieder lernen müssen, mit
der Trauer um gefallene Soldaten
umzugehen. Dies ist nicht einfach
nur Sache der betroffenen Familien, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe. Die übrigens auch
nicht mit ein paar Groschen in
der Sammelbüchse bewältigt ist.
Eine Gesellschaft, die sich
aktiv – nämlich per Parlamentsmehrheit – für Auslandseinsätze
zur Friedenssicherung entscheidet, muss gegenüber den daraus
resultierenden Toten Verantwortung übernehmen und auch deren
Hinterbliebenen die Hand reichen. Ein würdiges Gedenken
zum Volkstrauertag bleibt deshalb auch weiterhin geboten.
Markus Tiedke
Redakteur Politik
Foto: Patterson/USMC
BiLD Der WOCHe
„Hornissenschwarm“ im Anflug: ende Oktober üben die Besatzungen verschiedener Hubschraubertypen des U.S. Marine Corps über der Kaneohe Bucht auf Hawaii
das Fliegen im Verband. Die Szene erinnert ein wenig an die berühmte Szene vom Walkürenritt aus dem Antikriegsfilm „Apocalypse now“.
Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker,
hat am vergangenen mittwoch
den Oberbefehlshaber der israelischen streitkräfte, Generalleutnant Benjamin Gantz (Bildmitte), mit militärischen ehren
am 2. Dienstsitz des Bundesministeriums der Verteidigung in
Berlin empfangen. Gantz stattete in der vergangenen Woche
mehreren europäischen Partnerstaaten Besuche ab. Das
treffen mit Wieker diente der
weiteren Vertiefung der ohnehin
guten Zusammenarbeit mit den
israelischen streitkräften sowie
der Fortsetzung des gefestigten Dialogs beider Länder. Am
ehrenmal der Bundeswehr legte
der Gast in Begleitung Wiekers
einen Kranz nieder.
(eb)
aktuell
3
Ins Amt bestellt
Gubner/Bundeswehr
miNisterium / HiNterGruND
Foto: Grauwinkel/BMVg
11. November 2013
Berlin. Verteidigungsminister
Thomas de Maizière hat am vergangenen Freitag Hauptmann
Mona Stuber (r.) und Kapitänleutnant Leonie Hieck (l.) zur
Gleichstellungsbeauftragten des
BMVg beziehungsweise Stellvertreterin auf diesen Posten bestellt.
Stuber war bei der Wahl im Amt
bestätigt worden, Hieck ist erstmals gewählt worden.
(eb)
Den Akteuren des Widerstandes
Delegation der Central Conference of American Rabbis besucht Gedenkstätte in der Berliner Stauffenbergstraße.
Berlin. Um die Akteure des deutschen militärischen Widerstandes
zu ehren, hat vergangenen Donnerstag eine Delegation der Central Conference of American Rabbis (CCAR) einen Kranz in der
Gedenkstätte Deutscher Widerstand niedergelegt. „Danke, dass
Sie hier sind“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär beim
Bundesminister der Verteidigung
Christian Schmidt in seiner Rede.
Die CCAR – gegründet im Jahr
1889 – ist die weltweit größte und
älteste Organisation von Rabbinerinnen und Rabbinern des Reformjudentums. Die rund 30-köpfige
Gruppe ist nach Deutschland
gekommen, um der vielen Opfer
des Holocaust zu gedenken und die
Erneuerung des jüdischen Lebens
in Deutschlands zu feiern, so Rabbinerin und Delegationsleiterin
Ellen Weinberg Dreyfus.
Ihr Ehemann, James Nathaniel
Dreyfus, ist der Urenkel des Rabbiners Leo Baeck. Dieser war
Berliner Oberrabbiner und in seiner Zeit einer der bedeutendsten
Vertreter des deutschen libera-
len Judentums. Baeck verfügte
zudem über Kontakte zur Widerstandsgruppe um Carl Friedrich
Goerdeler. 1943 wurde er in das
Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt.
Foto: Grauwinkel/BMVg
von Heike Pauli
in der Gedenkstätte: staatssekretär schmidt (l.) mit der Delegation.
Baeck überlebte schwer verletzt
den Holocaust und übersiedelte
im Juni 1945 nach London. Dort
wirkte er als Präsident der von ihm
1924 mitbegründeten Weltunion
für progressives Judentum. Im Jahr
1947 begründete Baeck das später nach ihm benannte „Institut
zur Erforschung des Judentums in
Deutschland seit der Aufklärung“.
Der Besuch der CCAR fällt nicht
zufällig in diese Zeit des Jahres.
So jähren sich die Novemberpogrome des nationalsozialistischen
Unrechtsregimes zum 75. Mal. In
der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 schlug die bis dahin
juristische und bürokratische Verfolgung der Juden in offene Gewalt um.
Besuche von Friedhöfen und
Museen, Gedenk- und Erinnerungsstätten standen auf dem weiteren Programm der Delegation.
Sie besuchten jüdische Schulen und
Synagogen in und um Berlin und
verschafften sich damit einen Über-
blick über die derzeitige Situation
jüdischen Lebens in Deutschland.
Es ist bereits das vierte Mal, dass
Vertreter der CCAR in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand
einen Kranz niederlegen. „Wir
ehren heute diejenigen, die aufstanden und Widerstand leisteten
und die dafür mit ihrem Leben
bezahlten“, sagte Ellen Weinberg
Dreyfus. „Auch wenn es nur ein paar
waren“, ergänzte sie. „Es waren zu
wenige und es war schon zu spät.“
Dennoch seien sie ein „Funken in
der Dunkelheit“ gewesen. Staatssekretär Schmidt stellte heraus, dass
sich das Traditionsverständnis der
Bundeswehr insbesondere auf den
militärischen Widerstand um die
Gruppe von Oberst Claus Schenk
Graf von Stauffenberg gründet.
Dies sei einmalig in der Welt.
Im Anschluss an die Kranzniederlegung lud der Staatssekretär
die Delegation zu einem Empfang
in den Bendlerblock ein.
Bei Potsdam wächst ein Wald der Erinnerung
Ort des Gedenkens für getötete Bundeswehrangehörige – Ehrenhaine aus den Einsatzgebieten werden rekonstruiert.
schwielowsee. Am Standort
des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr soll bis zum
kommenden Jahr ein „Wald der
Erinnerung“ entstehen. Eingebettet in den natürlichen
Baumbestand der Henning-vonTresckow-Kaserne wird auf etwa
4500 Quadratmetern nahe des
Haupttors ein Denkmal für all
jene Bundeswehrangehörigen
geschaffen, die im Einsatz ihr
Leben verloren haben.
Der Wald der Erinnerung ist
aber nicht ausschließlich den Einsatztoten gewidmet. Den Angehörigen aller Soldaten und Mitarbeiter der Bundeswehr, die in
Ausübung ihres Dienstes ihr
Leben ließen, wird die Möglichkeit gegeben, an den Bäumen
individuell gestaltete Gedenkschilder anzubringen.
Der in Zusammenarbeit mit
dem Architektur-Büro Rüthnick
aus Berlin erarbeitete Entwurf
sieht einen rund 150 Meter langen Weg vor. An dessen Anfang
soll sich ein Ausstellungsgebäude
und an dessen Ende ein „Ort der
Stille“ befinden. Entlang des
Weges werden auf jeweils rund
hundert Quadratmeter großen
Lichtungen die aus dem Einsatz
zurückgeführten Ehrenhaine aus
den Einsatzgebieten integriert.
Zunächst sollen fünf Ehrenhaine aus den Einsätzen in Afghanistan und auf dem Balkan vor
Ort rekonstruiert werden – darunter auch der Ehrenhain aus dem
kürzlich an die Afghanen übergebenen Feldlager Kunduz. Die
Ehrenhaine aus Mazar-e Sharif
und Prizren folgen, sobald die
jeweiligen Einsätze beendet sind.
Wegen der individuellen
Beschaffenheit der Ehrenhaine,
werde es nicht in allen Fällen
möglich sein, diese in voller
Größe wieder zu errichten und
in den „Wald der Erinnerung“ zu
integrieren, sagt Oberstleutnant
Arnold Winkens, der maßgeblich
an der Umsetzung des Projekts
beteiligt ist. „Die markanten
Insignien der einzelnen Ehrenhaine werden jedoch so erhalten
und maßstabsgerecht wiedergegeben, dass ein sehr hoher Wiedererkennungswert erreicht wird.“
Die Initiative für den „Wald der
Erinnerung“ entstand vor genau
einem Jahr in einer Arbeitsgruppe
um die Beauftragte für Hinterbliebene im Bundesministerium
der Verteidigung, Birgitt Heidinger,
und geht auf die Idee von Marlis
Böken zurück, deren Tochter
Jenny Böken 2008 als Offiziersanwärterin auf See ihr Leben
verlor.
Der Entwurf steht nicht in Konkurrenz zum 2009 eingeweihten Ehrenmal der Bundeswehr
im Bendlerblock. „Der Wald der
Erinnerung stellt eine Ergänzung
des Ehrenmals dar und wurde in
enger Zusammenarbeit und mit
Rücksicht auf die Wünsche und
Bedürfnisse der Hinterbliebenen entwickelt”, sagt Heidinger
über die Ergebnisse der Arbeitsgruppe. Der „Wald der Erinnerung“ soll nach seiner Fertigstellung im kommenden Jahr
durch den Verteidigungsminister
eingeweiht werden.
(uje)
Mehr Infos auf www.bmvg.de
Brüssel. Nach gewaltsamen
Ausschreitungen bei der Kommunalwahl im Kosovo wird es
keine wiederholte Abstimmung
in ganz Nordkosovo geben. Serbien hat bei einer neuen EU-Vermittlung vergangene Woche in
Brüssel zurückgesteckt und gibt
sich mit der Wiederholung der
Wahl in nur drei Abstimmungslokalen in der Stadt Mitrovica
zufrieden. Zuvor hatte Serbien
noch die Annullierung der Kommunalwahl in allen vier serbischen Gemeinden Nordkosovos
wegen zahlreicher Unregelmäßigkeiten verlangt. Die albanisch
dominierte Verwaltung hatte das
abgelehnt. In Mitrovica hatten
serbische Extremisten Abstimmungslokale gestürmt, Wähler verprügelt und Wahlurnen
demoliert.
(ey/ki)
M23-Miliz kapituliert
Buch. Nach der Kapitulation der
M23-Bewegung im Kongo haben
sich vergangene Woche über 1700
Rebellen den Streitkräften im
Nachbarland Uganda ergeben.
Sie wurden in einem Militärcamp
in der südwestlichen Stadt Kisoro
untergebracht. Nach der geplanten Unterzeichnung eines Friedensabkommens mit der kongolesischen Regierung sollten die
Männer wohl wieder in die Armee
ihrer Heimat integriert werden,
sagte ein Regierungssprecher. Die
M23-Bewegung hatte sich im April
2012 formiert. Blutige Kämpfe
im Osten des Kongos schlugen
mindestens 100 000 Menschen
in die Flucht. Anfang vergangener Woche gestand die Gruppe
ihre Niederlage ein. (hw/cfn)
Gespräche mit Iran
genf. Bei den Atomverhandlungen mit dem Iran hat sich
Ende vergangener Woche ein
möglicher Durchbruch angedeutet. US-Außenminister John
Kerry war überraschend selbst
zum zweiten Tag der Gespräche nach Genf gereist, um bei
der Kompromisssuche zu helfen. US-Präsident Barack Obama
stellte dem Iran unterdessen
„maßvolle Erleichterungen“ bei
den internationalen Sanktionen
in Aussicht, falls Teheran sein
Atomprogramm einschränke.
Zu einer solchen Abmachung
ist der Iran offenbar bereit, wie
der iranische Chefunterhändler
Abbas Araghchi am vergangenen
Donnerstag laut einem Bericht
des Staatsfernsehens sagte.
Heftige Kritik an der avisierten
Lösung kam aus Israel. Premier
Benjamin Natanjahu erklärte,
sein Land werde sich an eine solche Vereinbarung nicht gebunden
fühlen.
(enw/vsr)
11. november 2013
Ein Kontinent in Flammen
Volkstrauertag 2013: Feldpostbriefe aus zwei Weltkriegen zeigen Tragödien in deutschen Familien.
von Markus Tiedke
Buch. Vor hundert Jahren
steuerte Europa auf den bis
dahin größten Konflikt seiner
Geschichte zu. Der Erste Weltkrieg wird heute oft als die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“
apostrohiert. Und tatsächlich
trugen das mehr als vierjährige
Gemetzel und die unmittelbaren
Kriegsfolgen bereits den nächsten
Konflikt, das Trauma des noch
verlustreicheren Zweiten Weltkriegs in sich.
Nur wenige Monate vor dem
Jahrestag des Kriegsbeginns
im Sommer 2014 befassen sich
Medien jedweden Zuschnitts
i ntensiver den n je m it der
Materie. Zahlreiche Buchneuerscheinungen wurden bereits in der
jüngeren Vergangenheit präsentiert. Aus Anlass des diesjährigen
Volkstrauertages am 17. November bietet aktuell einen Ausblick
auf weitere Publikationen.
Wohl nirgends hat der Erste
Weltkrieg so tiefe Narben hinterlassen, wie in der Erinnerung der
zahllosen Familien, die persönliche Opfer zu beklagen hatten.
Millionen Väter, Söhne und Brüder blieben auf den so genannten
„Feldern der Ehre“. Und noch
bis vor einigen Jahren war dieses Trauma des Verlustes in den
Überlebenden der Kriegsgeneration selbst verankert.
Heute lebt kaum noch ein
Zeitzeuge dieses ersten Krieges
industriellen Ausmaßes. Doch
in Tagebüchern und Briefen aus
der Kriegszeit gerinnt die Stimmung der Menschen von einst –
ob sie an der Front kämpften oder
zu Hause arbeiteten. Dem Buch
„Was tun wir hier“ liegt ein spektakulärer Fund zugrunde.
Foto: Imago
Einigung nach Tumult
politik / Hintergrund
Sterben auf dem „Feld der ehre“: Wieviele der hier Abgebildeten kehrten wohl gesund zurück?
Vor mehr als 25 Jahren war
der Herausgeber Frank Schumann in einem Abrisshaus in
Sachsen-Anhalt auf rund anderthalbtausend Feldpostbriefe und
Korrespondenzen aus den Jahren
1914/1918 und 1941/45 gestoßen.
Sie alle ließen sich der Landwirtsfamilie zuordnen, die das
Anwesen zuvor über Generationen bewirtschaftet hatte.
Die Lektüre der von Schumann
zur Veröffentlichung ausgewählten Unterlagen bietet einen einzigartigen Blick in die Gedankenwelt
dieser Familie. Das Besondere
ist natürlich, dass diese Briefe
und Feldpostkarten niemals zur
Veröffentlichung gedacht waren.
Sie transportieren also tatsächlich die alltäglichen Gedanken
der Schreiber.
Wo Artikel, Gedichte oder
Bücher über den Krieg abstrahieren und bewerten, verzerren oder
beschönigen, genügen sich die
Zeilen der Bauern selbst. Nicht
der Krieg oder das große Ganze
stehen dabei im Zentrum, sondern
ihre ureigenen Befindlichkeiten,
Ängste und Probleme. Und doch
ist der Krieg omnipräsent.
Der Leser wird so etwa Zeuge,
wie sich eine Mutter 1915 um
ihren einzigen Sohn ängstigt. Wie
sie über seinen Tod an der Front
beinahe den Verstand verliert und
monatelang wunderlichen Aberglauben pflegt. Zugleich erlebt
er, wie immer mehr Gefallene
und die wachsende Not daheim
die Stimmung drücken. Und der
Leser wird auch Mitwisser, wenn
sich im Dorf angesichts der trüben Lage Missgunst und Verzweiflung breit machen.
Auch die Briefe aus dem Zweiten Weltkrieg zeigen dieses Bild.
Nachgeborene, die den Krieg nur
aus Erzählungen oder Büchern
und dann als alles beherrschendes
„Über-Thema“ kennen, staunen
darüber, wie alltäglich die Themen in den Briefen anmuten. Ob
der Acker trotz fehlender Arbeitskräfte bestellt werden kann
oder ob die Ferkel die kritische
Phase überstehen, ist allemal
wichtiger als die aktuelle Frontlage.
Und gerade weil die Schreiber sich „unbeobachtet“ fühlten, schrieben sie ehrlich und
ohne innere Zensur. Das zeigt
sie oft nicht gerade sympathisch,
manchmal sogar hässlich und nie
heroisch. Aber dafür zutiefst
menschlich. Ein bewegendes
und authentisches Dokument
aus einer schweren Zeit.
F r a n k
S ch u m a n n
(Hrsg.):
„Was tun wir
hier? – Soldatenpost
und Heimatb r i efe a u s
z wei Wel t kr iegen“;
Verlag Neues Leben; Berlin
2013; 272 Seiten; 16,99 Euro;
ISBN 978-3-355-0 1 8 1 6 - 6 .
Foto: Verlag Neues Leben
aktuell
Schlafwandelnd in den Abgrund
Neue Publikation über den Weg der europäischen Staaten in den Ersten Weltkrieg.
Buch. Anlässlich des hundertsten Jahrestages des Ausbruchs
des Ersten Weltkrieges im kommenden Jahr hat das Zentrum
für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam den
Band „Der Erste Weltkrieg 19141918. Der deutsche Aufmarsch in
ein kriegerisches Jahrhundert“
beauftragt.
Das Buch sei eine Premiere
für das Zentrum, „der erstmalige
Versuch, Breitenwirkung zu erzielen“, sagt Hans-Hubertus Mack.
Der Oberst und Kommandeur des
ZMSBw denkt dabei nicht nur die
zahlreichen Textbeiträge in 14
Hauptkapiteln auf knapp 400 Sei-
ten, sondern auch an die reichhaltige Ausstattung mit Karten und
Bildern. Gerhard Hirschfeld, der
das Werk Ende Oktober bei einer
eigens organisierten Podiumsdiskussion präsentierte, bescheinigte eine „beeindruckende
Informationsdichte“.
Für diese Veranstaltung am
Standort Potsdam waren namhafte Historiker gewonnen worden. In der Diskussion ging es im
Kern um die Naivität der Politiker
und Herrscher Europas vor Ausbruch des Krieges.
„Sie hatten kein Bewusstsein
über die Konsequenzen ihres
Handelns“, behauptete etwa
Cambridge-Professor Christopher
Clark in seinem Eingangsstatement. Schlafwandler seien die
europäischen Herrscher und
Entscheidungsträger vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges
gewesen. Wenn überhaupt, hätten sie höchstens eine „dunkle
Ahnung“ von dem gehabt, was
folgen könnte.
Diese Folgen von Juli-Krise,
übersteigertem Nationalismus
und Unterschätzung des jeweiligen Gegners werden in dem Buch
nun eindrücklich und fachkundig dargelegt. Die Autoren führen den Leser in die aufgeheizte
Atmosphäre der letzten Friedenswochen und von dort direkt auf
die Schlachtfelder des Krieges.
Anders als in vielen jüngeren
Publikationen liegt der Schwerpunkt hier auf den militärischen
Operationen. Auch die mörderischen technischen Errungenschaften der Zeit werden vorgestellt. Ein Buch mit Potenzial
zum Standardwerk. (flo/mat)
„Der Erste
Weltkrieg“;
Pöhlmann,
Potempa,
V o g e l
(Hrsg.);
Bucher Verl a g; Mü n chen 2013; 384 Seiten; 45 Euro;
ISBN 978-3-7658-2033-5.
Foto: Bucher Verlag
4
eiNsatz
„Frettchen“ übt den Ernstfall
Foto: Bundeswehr
Deutsche, Libanesen und Indonesen trainieren gemeinsam bei UNIFIL.
seit wenigen tagen im einsatz: Das schnellboot „Frettchen“ übt im multinationalen Verband.
von Ulrike Jenssen
Beirut. Als das Schnellboot
„Frettchen“ morgens aus dem
Beiruter Hafen ausläuft, herrschen ideale Bedingungen für
die drei anstehenden Übungen:
Spiegelglatte See, strahlend
blauer Himmel, es ist windstill.
Korvettenkapitän Arne Pfingst
und seine Besatzung befinden
sich erst seit wenigen Tagen im
UNIFIL-Einsatz. „Viele der
Soldaten sind bereits das dritte,
vierte oder fünfte Mal hier. Die
Verleihung der silbernen und
goldenen Einsatzmedaille sind
bei UNIFIL-Soldaten keine Seltenheit. “, sagt Fregattenkapitän
Arne Krüger, der die deutschen
Soldaten der Maritime Task Force
(MTF) im Libanon führt und
mit an Bord der „Frettchen“ ist.
An der multinationalen UNIFILMission unter Mandat der Vereinten Nationen sind derzeit rund
10 000 Soldaten aus 38 Nationen
beteiligt. Die deutsche Marine
hat momentan zwei Schiffe in
den Gewässern vor dem Südlibanon stationiert, die Schnellboote
„Frettchen“ und „Wiesel“. Das
Überwachen des Seeraumes ist
neben der Ausbildung der libanesischen Streitkräfte der Hauptauftrag der deutschen UNIFILKräfte.
Für die 34 Soldaten der „Frettchen“ sowie die vier Marineschutzkräfte ist es eine der ersten
Übungen seit Ihrer Ankunft auf
Zypern vor neun Tagen. Geplant
sind zwei Routine Operationen in
Zusammenarbeit mit der indone-
sischen und libanesischen Marine
und ein Mann-über-Bord-Manöver
mit einer lebenden Person.
Etwa acht Seemeilen vor der
Küste Beiruts trifft „Frettchen“
auf die indonesische Korvette
„Sultan Hasanuddin“. Die Indonesen werden mit ihren Helikopter „Garuda“ vom Typ BO 105
das Abbergen einer verletzten
Person auf das Deck des deutschen Schnellboots simulieren.
Aus Sicherheitsgründen wird
hierfür eine Puppe verwendet.
Während die Besatzung des
Schiffes alles für die Übung
vorbereitet wird, hebt der Helikopter bereits von der indonesischen Korvette ab. Aus dem
Lautsprecher an Bord dröhnen
die letzten Instruktionen. Dann
plötzlich „Abbruch!“. Aufgrund
des Seitenwindes muss die Position
des Bootes korrigiert werden. Im
zweiten Anlauf schließlich passt
alles. „Garuda“ kann die Puppe
erfolgreich abwinschen. Kurz
darauf bemühen sich bereits
die Sanitäter des deutschen
Schnellboots, um die Erstversorgung, bevor die Puppe
wieder eingeklinkt und an der
Sicherheitsleine nach oben
gezogen wird.
Ein Highlight verspricht die
letzte Übung zu werden. Vor
dem Mann-über-Board-Manöver
springt der Commander Task
Force (CTG) Krüger persönlich ins warme Mittelmeer. Mit
Neoprenanzug und Schwimmweste ausgestattet, geht er über
Bord. Sofort schrillt der Alarm
und aus den Lautsprechern tönt
mehrmals „Mann über Bord!“.
Bei dem „All-Hands-Manöver“
ist die gesamte Besatzung gefordert. Während ein Soldat den
Fregattenkapitän ständig beobachtet, macht der Rettungsschwimmer sich startklar. Die
Sanitäter bereiten sich vor und
die Bergebrook wird in Position gebracht. Sieben Minuten
und 30 Sekunden später befindet sich Krüger wieder an Bord
und ist sichtlich zufrieden mit
der Arbeit seiner Soldaten: „Im
Ernstfall liegt die Zielmarke zur
Bergung bei unter acht Minuten. In der kalten Ostsee kann
jede Minute mehr über Leben
und Tod entscheiden. Hier im
Mittelmeer hätte ich aber auch
noch ein paar Minuten länger
schwimmen wollen.“, scherzt er.
„Bissiger“ Sound am Hindukusch
Mazar-e sharif. In der vergangenen Woche hat die süddeutsche Band „The Bite“ Afghanistan besucht. Im Atrium der
zentralen Betreuungseinrichtung
von Camp Marmal boten sie der
Truppe ein buntes Programm und
sorgten für ein wenig Abwechslung im Einsatzalltag. Auf die
Idee zum Truppenbesuch kamen
die Musiker aus Freiburg, Konstanz und Überlingen per Zufall.
„Wir sind durch eine Radioreportage aufmerksam geworden“,
sagt Chris Rieck, der Texter der
Band. Danach war schnell klar:
„Das wollen wir machen.“
Der Weg nach Afghanistan war
dabei mit einigen Hürden verbunden. „The Bite“ musste sich
zunächst mit einigen Hörstücken
und eine Bandbeschreibung bei
der Bundeswehr bewerben. Visa
wurden beantragt und ausgestellt.
Foto: The Bite
Freiburger Band „The Bite“ singt für die Soldaten im Camp Marmal bei Mazar-e Sharif.
Von Freiburg nach afghanistan: „the Bite“ spielt in Mazar-e sharif.
Erst dann war alles unter Dach
und Fach.
Den Musikern geht es vor
allem um Aufmerksamkeit und
Unterstützung für die Soldaten
in Afghanistan. „In Deutschland
wird viel zu wenig wahrgenommen, dass deutsche Soldaten dort
kämpfen“, kommentiert Rieck.
Mit ihrem Auftritt wolle „The
Bite“ dies wieder ins Bewusstsein
rufen und den Soldaten zeigen,
dass sie nicht vergessen werden.
Für den richtigen Sound hatte
die Band ein eigenwilliges Repertoire dabei. Die Band kombiniert
Rockmusik mit Country-Elementen. Auch Hard-Rock und
Hip-Hop sind in vielen Stücken
wiederzufinden. Die Soldaten
waren begeistert. „Die Musikvielfalt der Band hat mich sehr beeindruckt, und die Show war mitreißend“, sagt Oberleutnant Maik S.
Beide Auftritte waren mit hohen
Besucherzahlen ein voller Erfolg.
Ihr Hobby zum Beruf machen,
will hingegen von „The Bite“ niemand. „Wir haben alle unsere
eigentlichen Berufe und spielen
aus reiner Freude zusammen“,
sagen die Musiker. Nur so sei es
möglich, sich Auftritte auszusuchen. Auch auf ein Tourleben
möchten alle verzichten. Deshalb
fanden die meisten Auftritte bisher in Süddeutschland statt. So
weit, wie nach Mazar-e Sharif,
waren sie vorher noch nie unterwegs gewesen.
(tss)
aktuell
5
Erwachsenenbildung
wird fortgesetzt
Bonn. Die Erwachsenenbildung
für Afghanen wird fortgesetzt.
Das hat der Deutsche Volkshochschulverband vor kurzem bekannt
gegeben. Auch nach dem Ende
der ISAF-Mission im kommenden Jahr sollen die Bestrebungen
zur Verbesserung des Bildungsstandes weitergeführt werden,
heißt es. „Nur die junge Generation kann das Land verändern.
Sie wird den langen Transformationsprozess tragen und mitgestalten“, sagte Abdul Baschir,
Leiter der afghanischen Partnerorganisation ANAFAE.
Etwa die Hälfte der afghanischen Bevölkerung sei jünger
als 25 Jahre und Lehrer oft nicht
genügend ausgebildet. Bildungsinitiativen helfen den überforderten
Schulen, mehr junge Menschen zu
alphabetisieren.
(eb)
„Niedersachen“
schnappt Piraten
somalia. Die Fregatte „Niedersachsen“ hat vor kurzem die
Kaperfahrt einer mutmaßlichen
„Pirate Action Group“ vor der
somalischen Küste verhindert.
Das Boardingteam stoppte ein
Kleinboot mit mutmaßlichen
Piraten an Bord. Einige der Verdächtigen versuchten, die Flucht
zu ergreifen und schwammen an
Land. Der dortige Aufruhr und
die Verwirrung sorgten dafür,
dass weitere Aktionen ausblieben.
„Das Boarding zeigt, wie notwendig die Mission Atalanta am Horn
von Afrika zur Verhinderung der
Piraterie immer noch ist“, sagte
der Kontingentführer und Kommandant der „Niedersachsen“,
Fregattenkapitän Kurt Leonards.
(eb)
Für den Einsatz...
Foto: BAAINBw
11. November 2013
• können nun Aufklärungsdaten in Form von Full Motion
Videos (FMV) aus der deutschen Informations-Domäne
über das deutsche NATO/ISAF
Secret-Netz in das Afghanistan Mission Network übertragen werden. Nutzer dieser
Netze können die Live-Videodaten der Aufklärung unter
anderem mit Hilfe der Standardanwendung VLC-Player
anzeigen lassen.
(eb)
6
aktuell
bundeswehr
aktuell
7
Vor imposanter Kulisse
berlin. Musikspektakel der Extraklasse: Bereits zum dritten
Mal in Folge haben Spitzenformationen aus sieben Ländern am vorvergangenen Wochenende in der O2-World
zum Berlin Tattoo aufgespielt. Vor der imposanten Kulisse
des Brandenburger Tores ist den Zuschauern bei drei Vorstellungen ein spektakuläres und abwechslungsreiches Programm geboten worden. Und diese dankten es nach den
mehr als zweistündigen Shows mit stehenden Ovationen.
Direkt nach dem Opening des Musikfestes verstanden
es die Temuka Pipe Band aus Neuseeland sowie die Swiss
Highlanders Pipes and Drums aus der Schweiz das Publikum mit schottischen Dudelsackklängen bester Güte zu
begeistern. Tosenden Applaus erntete das Schweizer
Militärmusik Rekrutenspiel, welches Trommelkunst
und Paukenschlag auf höchstem Niveau zum Besten
gab. Schweizer Qualität und Präzision präsentierte auch
die Lucerne Marching Band, die speziell für die diesjährige Ausgabe ein neues Medley aus populären Melodien
präsentierte. Mit einem musikalisch hochstehenden und
humorvollen Auftritt sowie berühmten Musicalmelodien
aus Phantom of the Opera oder Grease überzeugte die
Band Door Vriendschap Sterk Dutch Show and Marching
Band aus den Niederlanden.
Die Ailsa Craig Highland Dancers begleitet von der
Temuka Pipe Band aus Neuseeland brillierten mit akrobatischen und präzisen schottischem Tanz. Eine exotische
Note bot der Auftritt der Band and Pipes of the United
Arab Emirates Armed Forces aus Sharjah. Mit ihren roten
Federbüschen war die Band and Bugles of The Rifles
aus England zudem nicht nur ein Ohrenschmaus, sondern bot auch optisch mit ihrem schnellen Marschierstil
einen imposanten Auftritt. Der Abend endete mit einem
eindrucksvollen Finale mit allen 700 Mitwirkenden.
Auf Seiten der Bundeswehr war das Stabsmusikkorps
unter der Leitung von Oberstleutnant Walter Ratzek sowie
das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung und das Heeresmusikkorps 12 aus Veitshöchheim im
Einsatz. Dirigiert und begleitet wurde das Festival ebenfalls zum dritten Mal vom Leiter des Zentrums für Militärmusik der Bundeswehr, Oberst Michael Schramm, dem
zugleich auch alle 18 Musikkorps von Heer, Luftwaffe,
Marine und Streitkräftebasis unterstehen.
Schramm ist nicht nur Fachmann für Grundsatzfragen
des Militärmusikdienstes, sondern koordiniert mit
seinem Zentrum sämtliche Anfragen in Sachen Militärmusik für das Verteidigungsministerium. Darüber
hinaus koordiniert er den Einsatz der Musikkorps im
In- und Ausland.
Präsentiert wurde das Musikfest vom Deutschen BundeswehrVerband, Schirmherr der Veranstaltung ist Verteidigungsminister Thomas de Maizière.
Der Begriff „Tattoo“ für das Militärmusikfest stammt
aus dem Niederländischen. „Doe den tap toe!“ – Mach
den Zapfhahn zu – hieß es seit Mitte des 17. Jahrhunderts, wenn für die Soldaten am späten Abend das letzte
Bier ausgeschenkt wurde. Im Zuge der Wortbildung entwickelte sich unter englischem Einfluss daraus das Wort
„Tattoo“.
(btp/eb)
Fotos: Berlin Tattoo 2013 (6)
Berlin Tattoo begeistert zum dritten Mal in der O2-World rund 13 000 Zuschauer mit einem bunten Reigen der Militärmusik.
8
aktuell
bundeswehr
Unternehmensforum
11. november 2013
Nur im Jet ist es schöner
Foto: Radio Andernach/Bundeswehr
Ihre Meinung zählt
berlin. Radio Andernach führt
seit kurzem eine Umfrage durch,
um das Programm optimal auf die
Bedürfnisse seiner Hörer abzustimmen. Gefragt wird nach
Lieblingsmusik, Interessen und
der Erwartungshaltung an das
Betreuungsradio. Verraten Sie
den Redakteuren vor Ort, welche Musik Sie besonders gut finden oder welche Themen schon
längst „aus den Ohren herauskommen“. Jede Meinung zählt.
Die Teilnahme ist freiwillig. Unter
allen Teilnehmern verlost Radio
Andernach Fanpakete mit FanArtikeln und weitere Geschenke.
Die Hörerbefragung „Radio
Andernach“ finden Sie unter
www.bundeswehr.org/portal/
bielefeld. In Oerlinghausen bei
Bielefeld geht es für den 110. Offizierlehrgang der Offizierschule
der Luftwaffe aus dem bayerischen Fürstenfeldbruck wortwörtlich in die Luft. „Wir haben hier
eine Einweisung in den Segelflugbetrieb vorgesehen, damit
unsere jungen Offizieranwärter
den eigentlichen Wirkraum der
Luftwaffe, die dritte Dimension,
ein wenig kennenlernen“, erklärt
Oberst Harald Rattay vom Kommando Luftwaffe. Er ist einer der
geistigen Väter dieser Idee und
des neuen Ausbildungskonzepts.
„Wir sind gerade dabei die Offizierausbildung umzubauen und
mehr Praxisbezug einzulagern“,
sagt Rattay.
Pünktlich um acht Uhr geht
es los. Mit dem Bus kommen
insgesamt vier Gruppen junger
Offizieranwärter aus der nahegelegenen GeneralfeldmarschallRommel-Kaserne in Augustdorf
zur Segelflugschule Oerlinghausen. Hier erwarten sie die zivilen Fluglehrer. Erster Punkt auf
der Tagesordnung: Wetterkunde.
Einblicke in die Welt der Avionik, des Luftrechts, der Navigation und eine Einweisung in
technische Grundlagen erfolgen
zunächst im Unterrichtsraum.
Anschließend geht es in den
Hangar zu den sechs Segelflugzeugen Typ „Schleicher ASK 21“.
Nachdem die Maschinen auf den
Flugplatz gebracht sind, kontrollieren die Soldaten sie auf ihre
Flugsicherheit. Die Fluglehrer
greifen bei Fragen oder Unsicherheiten sofort ein. Wenig später
Foto: Bender/Bundeswehr
München. Bereits zum vierten
Mal in Folge hat Mitte Oktober
das Unternehmensforum an der
Universität der Bundeswehr in
München stattgefunden. Zeitoffizieren bietet es die Möglichkeit, mit Vertretern namhafter
Firmen ins Gespräch zu kommen und Kontakte für die zivile
Karriere nach dem Ausscheiden
aus der Bundeswehr zu knüpfen.
Erstmals fand in diesem Jahr
vor dem Unternehmensforum
ein Seminar „Karriereperspektiven für Offiziere“ statt, ein eigens
für Offiziere in den letzten beiden
Dienstjahren konzipiertes fünftägiges Intensivtraining.
Für die Präsidentin der Universität der Bundeswehr München
Merith Niehuss schließt sich mit
solchen Angeboten der Universität
ein Kreis. „Die Universität begleitet ihre Studierenden nicht nur
bis zum Studienabschluss, sondern unterstützt die Offiziere auch
einige Jahre später beim Übergang von der militärischen in die
zivile Karriere, beispielsweise
mit Weiterbildungsstudiengängen, einem Alumni-Netzwerk,
Karriereseminaren und Veranstaltungen wie dem Unternehmensforum.“
(eb)
von Juliane Olbricht
ready for take off: Offizieranwärter der Luftwaffe lernen das segelfliegen.
sind alle bereit für den Flugbetrieb. Schon am ersten Tag können
die Offizieranwärter selbst fliegen. „Im Lehrgang kommt das
sehr positiv an“, erklärt Hauptgefreiter Tim Sauerbier. „Für mich
persönlich ist es etwas Besonderes, weil ich für den fliegerischen Dienst eingeplant bin und
so die Gelegenheit habe, früh
mit der Fliegerei in Berührung
zu kommen.“
Doch nicht nur die zukünftigen
Piloten sitzen in Oerlinghausen
am Steuer der zweisitzigen Segelflieger – alle Offizieranwärter
absolvieren den Lehrgang, auch
jene, die später eine andere Verwendung haben werden. „Das
macht so viel Spaß. Ich hätte nie
gedacht, dass ich soviel Interesse daran haben kann“, berichtet Gefreiter Linda Winter. „Ich
werde als Techniker eingesetzt
und interessiere mich daher für
Flugzeuge, aber wirklich drin zu
sitzen und die Welt von oben zu
beobachten ist halt richtig cool.“
Nicht nur in der Luft, auch am
Boden gibt es für die jungen Soldaten jede Menge zu lernen. Dem
startenden Segelflieger assistiert
ein Kamerad beim Abheben.
Weitere bedienen die Winde,
welche die Maschinen in die Luft
bringt und halten den Funkkontakt aufrecht. Die jungen Soldaten
arbeiten Hand in Hand. Kameradschaft ist hier lebenswichtig und
macht auch schon jetzt deutlich,
dass keiner allein einsatzfähig
ist – nur im Team geht es voran.
Das Teambuilding ist ein wichtiger Nebeneffekt. „Ich finde, dass
sollte auf alle Fälle weitergemacht
werden“, meint Winter. So können sich auch Offiziere im nicht
fliegerischen Dienst besser mit
der Teilstreitkraft identifizieren.
152 Starts und Landungen
schaffen die Teilnehmer bereits
am zweiten Tag. Mittlerweile
sind die ersten vier Lehrgänge in
Oerlinghausen an den Start gegangen. Jetzt soll das neue Konzept
geprüft werden – doch geht es
nach den Teilnehmern des ersten
Kurses, dann kann das Ergebnis der Auswertung nur lauten:
Daumen hoch für den Segelflug.
Kleine Spenden für einen großen Zweck
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberführsorge wirbt für Unterstützung.
stuttgart. Überall in Deutschland
ist die jährlich stattfindende Hausund Straßensammlung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge wieder in vollem Gange. Und
auch die Bundeswehr beteiligt sich
mit Soldaten an der Aktion, sammelt aber auch in den eigenen Einheiten und Dienststellen.
In Stuttgart beteiligten sich
dazu zahlreiche Vertreter aus
Politik, Wirtschaft und Militär. Der Landesgeschäftsführer
Baden-Württemberg des Volksbundes Martin Lunitz, betonte,
dass die Gefallenen durch die
Bevölkerung nicht vergessen werden dürften. Die Erinnerungen
müssten erhalten bleiben. Und so
war Lunitz selbst mit der Spendendose in der Stuttgarter Innenstadt und bat um Unterstützung.
Foto: Thomas/Ldko Baden-Württemberg
Foto: Bundeswehr
Neues Konzept: Luftwaffe bildet Offizieranwärter im Segelfliegen aus.
Auch die Kleinsten spenden: Johannes schmalzl in stuttgart.
Auch Johannes Schmalzl,
Regierungspräsident des Regierungsbezirks Stuttgart, unterstrich die Bedeutung der Hausund Straßensammlung, um den
Hauptwunsch, „den Frieden zu
erhalten“, in die Bevölkerung zu
tragen.
Seit 1991 richtete der Volksbund
330 Friedhöfe des Zweiten Welt-
krieges und 188 Anlagen aus
dem Ersten Weltkrieg in Ost-,
Mittel- und Südosteuropa wieder
her oder legte sie neu an. Rund
760 000 Kriegstote wurden bisher auf 82 Kriegsgräberstätten
umgebettet. Die Bundeswehr
und der Reservistenverband
unterstützen den Volksbund mit
freiwilliger Arbeit auf Kriegsgräberstätten bei Gedenkveranstaltungen sowie der Haus- und
Straßensammlung. Allein im
vergangenen Jahr unterstützte
die Bundeswehr mit rund 900
Soldaten bei 83 Einsätzen.
Dabei sind rund 5 687 000 Euro
zusammen gekommen.
(eb)
Weite Informationen wie Spendenhotline und Spendenkonto
unter www.volksbund.de
11. November 2013
INNere FühruNg / MIlItärgeschIchte
aktuell
9
Der moralische Absturz Deutschlands
Spätestens bei der Pogromnacht vom 9. November 1938 rissen sich die Nationalsozialisten die Maske vom Gesicht.
geschichte. Die Meldung kam
einem politischen und moralischen Offenbarungseid für
Deutschland gleich. Am Abend
des 10. November 1938 berichtete der Berliner Korrespondent
der Neuen Zürcher Zeitung seiner
Redaktion: „Die Straßen standen
unter der Herrschaft von Horden, die pfeifend und johlend von
einem jüdischen Geschäft zum
anderen zogen, um das ganze
Inventar zu zerstören, nachdem
in der vorausgegangenen Nacht
schon die Schaufenster und
Ladeneinrichtungen in Stücke
gegangen waren.“
Unter den mehr als tausend
jüdischen Ladengeschäften der
Viermillionenstadt gebe es kein
einziges, das nicht in einen Trümmerhaufen verwandelt worden
sei, kabelte der Journalist weiter. Doch es waren beileibe nicht
nur Geschäfte betroffen. Auch die
jüdischen Gotteshäuser waren
in Brand gesteckt worden, vornehmlich von Angehörigen der
SA und der Hitlerjugend.
Dabei hatte sich der “spontane
Volkszorn” nach Vorstellung der
SS etwas anders auswirken sollen. Reinhard Heydrich, Leiter
der Geheimen Staatspolizei und
rechte Hand von SS-Chef Heinrich Himmler hatte noch in der
Pogromnacht ein Eiltelegramm
mit Vorgehensweisen verschickt.
Foto: imago
von Oberstleutnant Peter Popp
Der tag nach dem Pogrom: ein schupo bewacht eines von 7500 attackierten jüdischen geschäften.
Darin wurde unter anderem festgelegt, dass durch die „Maßnahmen“ weder deutsches Leben
noch Eigentum gefährdet werden dürfen. Auch seien Plünderungen unbedingt zu verhindern,
Ausländer vor Belästigungen zu
schützen.
Das unmittelbare Ergebnis des
Pogroms: 91 ermordete Juden,
36 Schwerverletzte, 7500 zerstörte
jüdische Geschäfte, 250 abgebrannte Synagogen und Glas-
schäden im Wert von 10 Millionen Reichsmark. Geschätzt bis
zu 30 000 Juden wurden in die
Konzentrationslager Dachau,
Sachsenhausen und Buchenwald
verschleppt.
Den vermeintlichen Anlass für
die „spontanen“ Taten der Nacht
des 9. November 1938 bildete
das tödliche Attentat eines in
Paris lebenden 17-jährigen Juden
auf den dortigen deutschen Botschaftssekretär. Die Verzweif-
lungstat eines Jugendlichen, dessen Eltern gerade nach Polen
abgeschoben worden waren,
diente den NS-Eliten nun als
willkommener Vorwand.
Joseph Goebbels, dessen
Stern bei Hitler wegen Fraue nge s c h ic ht e n i m Si n k e n
begriffen war, organisierte in
der NSDAP den „Volkszorn“.
Die SA spielte deutsches Volk
und inszenierte den vermeintlich spontanen Gewaltausbruch
schließlich konsequent in ganz
Deutschland.
Es sollte der SS zum letzten
Mal passieren, dass außerhalb
ihrer Befehlskette antijüdische
Maßnahmen ergriffen werden
würden. In den kommenden
Kriegsjahren würde die Organisation den Völkermord an den
Juden generalstabsmäßig und ohne
jegliche Spontanität organisieren.
Das von den Nationalsozialisten
zynisch als „Reichskristallnacht“
bezeichnete, deutschlandweite
Pogrom bedeutet insofern einen
entscheidenden Wendepunkt in
der Geschichte.
Fortan wurde die terroristische
Vorgehensweise gegen die Juden,
die seit den sog. Nürnberger Gesetzen von Anfang September 1935
nicht mehr den Status deutscher
Staatsbürger innehatten, akribisch bürokratisiert. Dies führte ab
Januar 1942 in den staatlich organisierten industriellen Völkermord.
Zugleich belegt das Novemberpogrom, wie weit die NSDAP den
deutschen Staat bereits durchdrungen hatte und wie schwach
die deutsche Zivilgesellschaft
war. Viele Deutsche begriffen
das reichhaltige jüdische Leben
nicht als Teil deutscher Gesamtidentität. Lethargisch und verzagt
nahmen sie den Kulturbruch am
9. November 1938 hin – so sie ihn
nicht gar guthießen – und vergaben die Gelegenheit, sich als
Kulturnation zu beweisen.
Ungewöhnlicher Blick in die Vergangenheit
Berlin. Im Berliner Tiergartenviertel wurde 1846 die Evangelische Gemeinde St. Matthäus
mit der St.-Matthäus-Kirche
(Nähe Bendlerblock) gegründet.
Dort wohnten bedeutende Unternehmer, bildende Künstler,
bekannte Wissenschaftler sowie
höhere Beamte. Ab dem späten
19. Jahrhundert galt das Wohngebiet als eine der wohlhabendsten
Gegenden Berlins.
Der zugehörige St.-MatthäusKirchhof befindet sich in BerlinSchöneberg auf der „Roten Insel“.
Er ist als historischer Friedhof
belassen und weist eine Anzahl
kulturhistorisch bedeutender
repräsentativ gestalteter Grabmälern auf, die unter Denkmalschutz stehen.
So kann der Friedhof deutsche
Geschichte erzählen. Und er kann
aufzeigen, wie die Generationen
vor uns mit dem Tod umgegangen
sind. Statusbewusst mit Mausoleum und Gruft. Mit Zäunen um
die Grabstellen, die wohl an die
Foto: Illauer/Bundeswehr
Der Alte St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin erzählt mit seinen denkmalgeschützen Grabmälern ein Stück deutscher Geschichte.
sehenswert und eingebettet ins Viertel: Der historische sanktMatthäus-Friedhof in Berlin lädt zum Nachdenken ein.
heimischen Balkon- oder Terrassen-Geländer erinnern sollen.
Oder mit Obelisk, dem Zeichen
der Unsterblichkeit und daher
besonders bei Philosophen und
Gelehrten beliebt.
Es gibt aber auch Soldatengräber, deren auffälligstes – weil
durch Kaiser Wilhelm selbst
gestiftet – wohl das von Cölestin
von Zitzewitz ist. Und es gibt
Gräber, die gar nicht da sind und
trotzdem deutsche Geschichte
erzählen. Im Rahmen der nationalsozialistischen Pläne von
Albert Speer für die Welthaupt-
stadt Germania wurde 1938 und
1939 ein Drittel der Grabstätten
für eine monumentale NordSüd-Achse auf einen anderen
Friedhof umgebettet.
Aber man sieht sie noch. Die
Schattenumrisse der abgerissenen Gräber und Monumente
wurden zwischenzeitlich auf
die den Friedhof umgebenden
Hauswände aufgemalt. Weltberühmt ist der Friedhof aber
durch die Gräber der Gebrüder Grimm geworden, die 1840
als Mitglieder der Akademie
der Wissenschaften nach Berlin
berufen wurden.
Nicht weniger bekannt ist der
St. Matthäus-Kirchhof wegen
der Gedenkstätte für die Widerstandskämpfer des Attentats vom
20. Juli 1944 um Claus Graf
Schenk von Stauffenberg, die im
Bendlerblock erschossen und auf
dem Friedhof begraben worden
waren. Kurz darauf wurden die
Toten allerdings von der SS exhumiert, im Krematorium Wedding
verbrannt und ihre Asche verstreut.
Auch für die Bundeswehr bietet sich der Friedhof somit als
Ort der politischen und historischen Bildung oder für den
Lebenskundlichen Unterricht
an. Nicht zuletzt wegen etlicher
historischer Markpunkte in der
näheren Umgebung, wie etwa das
ehemalige Kasernengelände des
III. Eisenbahnpionierregiments.
Im angrenzenden „Kiez im Tal“
wohnte zudem einst der Sozialistenführer August Bebel. Ebenfalls in Friedhofsnähe befindet
sich die Kohlenhandlung, die der
Widerstandskämpfer Julius Leber
mit seiner Frau Annedore 1937
bis 1944 betrieb.
Der Verein „EFEU“ fördert und
vermittelt die kulturhistorische
Bedeutung des „Alten St.-Matthäus-Kirchhof“ und informiert
über die historische und aktuelle
Bedeutung des Kirchhofs. Dazu
bietet er Führungen und Seminare
an.
(rai)
10
aktuell
Doppelter Sieg
squash. Stabsgefreiter Sina
Wall und Hauptgefreiter Raphael
Kandra von der Sportfördergruppe
Köln haben am vorvergangenen Wochenende die Turnhallen
Open in Krefeld gewonnen. Wall
besiegte im Finale Nicole Fries
in drei Sätzen mit 12:10, 11:7
und 11:8. Bei den Herren behielt
Kandra die Oberhand gegen
Jens Schoor in vier Sätzen (11:8,
11:5, 6:11, 11:8).
(eb)
sport
11. November 2013
„Mocki“ läuft in die Top Ten
Kenianischer Doppelsieg bei New York Marathon – Oberfeldwebel Mockenhaupt wird Siebte.
Titel knapp verpasst
turnen. Schütze Elisabeth Seitz
hat im Team mit Fabian Hambüchen die erfolgreiche Titelverteidigung beim 31. Swiss Cup
verpasst. Die 19 jährige Soldatin
der Sportfördergruppe Todtnau
und der 25 Jahre alte Vize-Weltmeister am Reck landeten bei der
Veranstaltung in Zürich am vorvergangenen Wochenende auf
Rang zwei. Den Turniersieg im
Paarturnen vor 6000 Zuschauern
sicherte sich das rumänische TopDuo Larisa Iordache und Andrei
Muntean.
(sid)
optimales training: sabrina Mockenhaupt nutzte den Halbmarathon in Köln (l.) zur Vorbereitung für den New York Marathon (r.).
New York. Oberfeldwebel
Sabrina Mockenhaupt hat beim
New-York-Marathon einen überraschend starken siebten Platz
belegt und sogar Weltmeisterin
Edna Kiplagat hinter sich gelassen.
Die 32-Jährige von der LG Sieg
überholte im Rekordfeld der über
50 000 angetretenen Läufer die
Kenianerin in der Schlussphase
und schaffte in 2:29:10 Stunden
noch die Norm für die EM 2014
in Zürich. Es war die beste deutsche Platzierung seit 2004 in
New York.
„Der Druck nach meinem WMAusstieg war groß“, twitterte die
35-malige deutsche Meisterin, die
angesichts des starken Nordwindes bei Halbzeit (1:16 Stunden) auf
dem Weg zu einer weiteren Enttäuschung gewesen war. „Aber
es ging auf der zweiten schwierigeren Hälfte doch irgendwie,
und ich habe endlich noch mal
mein ‚Mocki-Kämpferherz‘ spüren können! Hatte in der letzten
Zeit gedacht, ich hätte es verloren!“, schrieb die Läuferin der
Sportfördergruppe Mainz auf
facebook.
Ein Jahr, nachdem das Rennen
im „Big apple“ wegen HurrikanSchäden kurzfristig abgesagt worden war, verfolgten Millionen entlang der Strecke die kenianischen
Siege durch die Olympiazweite
Priscah Jeptoo (2:25:07 Stunden)
und den 2011 schon erfolgreichen
Geoffrey Mutai (2:08:23). Jeptoo,
die vor der Äthiopierin Bezunesh
Deba (2:26:56) ins Ziel kam, kassierte wie Mutai neben 100 000
Dollar Preisgeld und Zeitbonus die 500 000-Dollar-Prämie
für den Gesamtsieg der WorldMarathon Majors, die Wertung
der fünf wichtigsten Marathons
der Jahre 2012/2013. 52 Sekunden hinter Mutai kam Tsegaye
Kebede (Äthiopien) als Zweiter
ins Ziel. Dritter wurde überraschend bei Temperaturen um acht
Grad und teilweise starken Böen
der Südafrikaner Lusapho April
(2:09:45), der im Mai den Hannover-Marathon gewonnen hatte.
Jeptoo brachte dabei ein
Kunststück fertig, denn sie hatte
bei Halbzeit im Hauptfeld 3:22
Minuten und damit rund einen
Kilometer Rückstand auf Deba
und ihre Teamkollegin Tigist
Tufa Demisse (1:12:38). Dann
erkannte sie ihr Bummeltempo
und steigerte sich enorm. Bei
Kilometer 38 überholte sie auch
Deba, die dann mit Magenproblemen zurückfiel. Jeptoo lief
die zweite Hälfte in starken 1:09
Stunden.
Nach den Bombenanschlägen
im April beim Boston-Marathon
waren in New York die Sicherheitsvorkehrungen enorm erhöht
und das Budget dafür auf eine
Million Dollar verdoppelt worden. Im Einsatz waren mehrere
tausend Polizisten und Sicherheitskräfte.
(sid)
Erfolgreiches Mixed-Doppel
Stabsunteroffizier Birgit Michels und Michael Fuchs gewinnen die Bitburger Badminton Open.
saarbrücken. Die Sportler des
Deutschen Badminton-Verbandes
(DBV) haben bei den Bitburger
Badminton Open in Saarbrücken
am vorvergangenen Wochenende
einmal mehr überaus erfolgreich
aufgeschlagen: Europameister
Marc Zwiebler belegte im Herreneinzel Rang zwei, die Olympiafünften im Mixed, Michael Fuchs
und Stabsunteroffizier (FA) Birgit
Michels, holten beim „Heimspiel“ sogar den Titel.
Die Deutschen Meister setzten sich im Finale am Sonntag
in 38 Minuten mit 21:19, 21:15
gegen das englische Ehepaar
Chris und Gabrielle Adcock
(Weltranglistenplatz 13) durch.
Damit sicherten sich die aktuellen
Weltranglisten-17. aus Deutsch-
Foto: Thomas Ludwig
Judo. Die deutschen Judokas
haben ihre Erfolgsserie beim
Grand-Prix-Turnier in Qingdao
(China) fortgesetzt. Obergefreiter Karl-Richard Frey gewann
am vorvergangenen Sonntag
Gold in der Klasse bis 100 Kilogramm. Der Judoka der Sportfördergruppe Köln ließ seinem
Finalgegner Zafar Makhmadov
aus Russland keine Chance und
sorgte nach 2:29 Minuten für die
vorzeitige Entscheidung. Bereits
im Halbfinale besiegte Frey den
Brasilianer Rafael Buzacarini mit
einer Wazaari-Wertung. Zuvor
konnten sich Obergefreiter Igor
Wandtke bis 73 Kilogramm Gold
sichern. Er wurde gleichzeitig
als bester männlicher Kämpfer des Grand-Prix in Qingdao
ausgezeichnet. In der Gewichtsklasse bis 81 Kilogramm musste
sich Stabsunteroffizier (FA) Sven
Maresch im Finale gegen Sergiu
Toma aus den Vereinigten Arabischen Emiraten geschlagen
geben, und gewann Silber. Obergefreiter Alexander Wieczerzak
holte in der selben Gewichtsklasse Platz fünf. Bei den Frauen
konnte sich Hauptgefreiter Jasmin
Külbs bis 78 Kilogramm Bronze
holen.
Mit drei Gold-, zwei Silber- und
sechs Bronzemedaillen zeigten
sich die Bundestrainer Michael
Bazynski und Detlef Ultsch sehr
zufrieden mit der Bilanz der deutschen Nationalmannschaft. Im
Medaillenspiegel belegte das
Team des Deutschen Judo Bundes hinter Gastgeber China und
Russland den dritten Platz. (eb)
Fotos: imago (2)
Erfolgreich in China
Im Finale: stabsunteroffizier Birgit Michels (r.) und Michael Fuchs.
land, die bereits Anfang Oktober
beim London Grand Prix Gold
2013 triumphiert hatten, erstmals gemeinsam den Turnier-
sieg in Saarbrücken. Und die
beiden hatten es nicht einfach,
denn der englische Coach Jakob
Hoi war bis Ende vergangenen
Jahres noch Chef-Bundestrainer
der Deutschen am Olympiastützpunkt in Saarbrücken. „Dieses
auf die Taktik fokussierte Spiel
war ganz schön anstrengend für
den Kopf. Das hat Nerven gekostet“, gestand Michels dem DBV
nach dem Spiel. „Aber der Sieg
in London und jetzt in Saarbrücken – so kann es weitergehen“.
Im Frauendoppel hatte es
Michels zusammen mit Hauptgefreiter Johanna Goliszewski,
mit der sie im Februar 2013 Deutsche Meisterin geworden war, bis
ins Viertelfinale geschafft. Hauptgefreiter Isabel Herttrich schaffte
es im Frauen Doppel an der Seite
von Carla Nelte, und im Mixed
gemeinsam mit Peter Käsbauer
unter die besten acht.
(eb)
11. November 2013
Vermischtes
Geisel auf hoher See
Fotos: Sony Pictures (2)
Der Albtraum eines jeden seefahrers: Kapitän richard Phillips und ein teil seiner crew fallen in die hände somalischer Piraten.
Kino. Es ist gegen 6 Uhr morgens am 8. April 2009. Das
US-amerikanische Containerschiff „Maerks Alabama“ fährt
mit rund 15 Knoten rund 310 Seemeilen vor der somalischen Küste
mit Ziel Mombasa. An Bord des
Riesenfrachters sind rund 17 000
Tonnen Material einschließlich
Lebensmittel des Welternährungsprogramms der Vereinten
Nationen. Die Güter sind für mehrere Länder in Ostafrika gedacht.
Kapitän Richard Phillips befindet sich gerade in einer Diskussion mit seinem ersten Offizier
Shane Murphy, als sie ein Vollmatrose mit den Worten „Boot
nähert sich 3,1 Meilen entfernt,
achteraus“ unterbricht.
Dann geht alles ganz schnell:
Binnen weniger Minuten ist das
Skiff am Frachter und die ersten
Kugeln schlagen ein. Die Piraten
haben das Feuer eröffnet. Die
Crew versucht sich mit Leuchtpatronen und Wasserschläuchen
zu wehren, doch haben sie gegen
die vollautomatischen Gewehre
keine Chance. Und dann sind die
ersten Piraten schon an Bord. Während sich der Großteil der Besatzung tief im Inneren des Schiffs versteckt, verbarikadiert sich Phillips
vergebens mit zwei Männern auf
der Brücke.
Ein Katz- und Maus-Spiel
beginnt, bei dem die vier Piraten
die Kontrolle über Schiff und
Besatzung bekommen wollen.
Phillips dagegen versucht seine
Crew zu schützen und spielt vor
allem auf Zeit – schließlich hat
er, bevor die Piraten die Kontrolle
übernommen haben, noch einen
Hilferuf abgesetzt. Zwischenzeitlich scheint es, als würde sein
Plan aufgehen, denn die immer
nervöser werdenen Piraten wollen
aus Angst vor einer Militäraktion
nur noch eins – weg vom Containerschiff.
Dann macht Phillips einen
großen Fehler, der zwar seine
Crew retten soll, ihn aber in eine
äußerst missliche Lage bringt.
Angelehnt an das englische
Buch „Captain Phillips“ hat
Regisseur Paul Greengras einen
Kinofilm
geschaffen,
der spanned,
a ktion reich
und dramatisch zugleich
ist. Die Story
weicht zwar
leicht vom
Buch ab, fesselt aber von Anfang bis Ende in
den Kinosessel.
Tom Hanks brilliert in der
Hauptrolle des Kapitän Richard
Phillips und zeigt die ganze
Palette seiner schauspielerischen
Fähigkeiten. Für die Rollen der
somalischen Piraten hat Greengras mit Barkhad Abdi, Barkhad
Abdiraham, Faysal Ahmed und
Mahat M. Ali extra somalischstämmische Schauspieler gewählt,
die den Film sehr realistisch
machen.
(mag)
Kinostart: 14. November
Buch. Wer lieber liest als im
Kino zu sitzen, für den ist kürzlich
die deutsche Ausgabe des Buches
von Richard Phillips erschienen.
Unter dem
Titel „Höllentage auf See“
e r z ä h lt d e r
Kapitän der
„Maerks Alabama“ seine
Geschichte
vor der somalischen Küste.
Spannend, actiongeladen und
wagemutig beschreibt er seine
Geiselnahme. Dabei erzählt
der Autor nicht nur seine Story,
sondern offenbart auch seine
Empfindungen und geht auf die
späteren Erzählungen seiner
Familie und Crew ein. (mag)
Richard Phillips: „Höllentage
auf See – In den Händen somalischer Piraten – geretet von
Navy Seals“; Heyne Verlag;
2013; 336 Seiten, 14,99 Euro;
ISBN 978-3-453-20062-3.
Paul Greengras ist britischer Regisseur, Drehbuchund Romanautor. Zu seinen
bekanntesten Arbeiten gehören die Filme „Bloody Sunday“,
„Die Bourne Verschwörung“
und „Flug 93“. Mit JulianeOlbricht hat er
sich über sein neuestes Werk unterhalten.
Warum wollten Sie diesen Film unbedingt
machen?
„Das war eine Kombination aus drei Dingen:
Erstens – die Chance, mit Tom Hanks zu
arbeiten. Er ist eine Legende. Außerdem das
Thema selbst: Piraterie als etwas sehr Gegenwärtiges und Fesselndes. Und noch ein privater
Aspekt: Mein Vater war bei der Handelsmarine.
Ich wuchs in dieser Welt auf und wusste,
es würde mir leichter fallen, es zu drehen.
Foto: Sony Pictures
Nachgefragt
Der Film fühlt sich sehr realistisch an.
Wie sind Sie bei den Dreharbeiten vorgegangen, was war Ihnen wichtig?
Die erste Entscheidung war, auf dem Meer
zu drehen. Das war wirklich wichtig. Wir
haben auf einem echten Containerschiff, USKriegsschiff, Piratenboot und Rettungsboot
gedreht – alles auf dem offenen Meer. All das
sorgte für sehr große technische Schwierigkeiten beim Dreh und viele Sicherheitsbedenken, aber es gab dem Ganzen jede Menge
Authenzität und Kraft.
Wie war die Zusammenarbeit mit der
US-Navy, die ja ein wesentlicher Teil des
Films ist?
Sie waren sehr hilfsbereit. Das Interessante
ist aber, dass man deutlich spüren kann, dass
die Piraterie ein internationales Problem ist.
Wenn man mit den Beteiligten spricht, dann
sie sagen sie, dass sie einem unvorstellbaren
Problem gegenüber stehen. Denn, was ihnen
wirklich entgegenschlägt, ist das Ergebnis
einer Welt, die sehr stark unterteilt ist in
Menschen mit all dem Reichtum und jene,
die davon ausgeschlossen sind. Und deren
Zorn, Verzweiflung und Rücksichtslosigkeit
wird genau davon angetrieben.
Inwieweit konnte das Militär dem Film
mehr Realismus geben?
Jede Menge, denn alle Soldaten im Film
sind wirklich echte Soldaten. Es ist ihr Job, sie
führen die Anti-Piraterie-Patrouillen durch.
Und es sind die Abläufe, nach denen sie handeln. Ich hielt das für sehr interessant. Das
gab dem Film jede Menge Authenzität und
eine dramatische Kraft.
11
Zum Akku sparen
Vor vier Jahren entführen somalische Piraten einen Frachter – Jetzt erzählen Kinofilm und Buch davon.
vonMartinGärtner
aktuell
App. Smartphones sind
ei n e t ol le
Erfindung,
haben aber
einen großen Nachteil: ihre niedrige Akkulaufzeit.
Gerade wenn man auf Übung
oder am Wochenende draußen
unterwegs ist, findet sich nicht
immer eine Steckdose. Die App
„Easy Battery Saver“ wurde speziell hergestellt, um die Akku
Lebensdauer zu verlängern. Das
Programm schaltet ungenutzte
Dienste ab, regelt die Beleuchtungsdauer oder schaltet das
Smartphone in einen Ruhezustand. Der Nutzer kann dabei
selbst entscheiden, welche Modi
er wählt. Je mehr Einschränkungen er in Kauf nimmt, desto höher
fällt die Akkulaufzeit aus. Zudem
zeigt das Hauptmenü an, wie lange
man noch telefonieren oder im
Internet surfen kann. (eb)
Zum Überleben
App. Wer
seine Kenntnisse über
das Überleben in der
freien Natur
abseits der
Zentralen Dienstvorschrift 3/11
„Gefechtsdienst aller Truppen“
erweitern möchte, dem sei die
kostenfreie englischsprachige
App „Army Survival Guide“
empfohlen. Aufgeteilt in zehn
Kapitel findet der Anwender nützliche Informationen dazu, wie
man ein Feuer macht, sich einen
Unterschlupf oder Jagdwaffen
baut, Wasser findet, die Himmelsrichtung bestimmt oder Pflanzen
als Notmedizin einsetzt. (eb)
Zum Knoten binden
A p p . Fü r
alle HobbyK a p it ä n e ,
Bergsteiger
und sonstige
O ut d o o rfans bietet
die App „Knots 3D (Knoten)“
lehrreiche Animationen für das
Binden von über 90 Knoten. Ob
Webeleinstek, Schotstek, Anderthalb Rundtörn mit zwei halben
Schlägen oder Schmetterlingsknoten – die Anwendung hilft,
nahezu alle Knoten zu binden.
Die Animationen können in
unterschiedlicher Geschwindigkeit und aus verschiedenen Winkeln betrachtet werden. Zudem hilft die nützliche
Zoom-Funktion, die Knoten im
Detail zu sehen. Die Anwendung gibt es für 1,50 Euro im
GooglePlayS tore.
(eb)
aktuell
Ausgewählte
Medienbeiträge
17. November, 22.15 Uhr, rtL:
Seit 2011 ist der Grundwehrdienst
ausgesetzt. Seitdem hat die Bundeswehr so genannte freiwillig Wehrdienstleistende. Spiegel TV
durfte exklusiv zwei monatelang Rekruten der Bundeswehr
begleiten: Wie sie marschieren, wie sie leiden, wie sie vereidigt werden und wie sie über
den Krieg reden. Hauptprotagonisten sind zwölf Soldaten. Die
Reportage „Die Augeeeeen links
– Rekruten bei der Bundeswehr“
zeigt sie beim Einkleiden ebenso
wie beim ersten Schießen und dem
ersten Gefechtsmarsch. Szenen
einer Ausbildung, die bisweilen
auch sehr unterhaltsam sind.
Youtube-Video der Woche:
Deutschland zählt weltweit zu
den führenden Sportnationen.
Dies liegt vor allem daran, dass
die Bundesregierung herausragende Athleten – auch nichtolympischer Sportarten – unterstützt. An der Sportschule der
Bundeswehr in Warendorf trainieren unter anderem die Vielseitigkeitsreiter und Rettungsschwimmer. Ihre Leistungen
zeigen, dass sich die Förderung
lohnt.
(eb)
Der Beitrag „Sportförderung für
Spitzenleistungen“ unter www.youtube.com/bundesregierung
Vermischtes
11. November 2013
Verträge sind ihr Markenzeichen
Regierungsamtfrau Linda Beikirch kümmert sich um die Infrastruktur im Einsatz.
Bonn. Jetzt zum Jahresende zieht
Linda Beikirch ein wenig Bilanz.
Die Regierungsamtfrau ist sich
sicher, dass sie in diesem Jahr
rund drei Millionen Euro bewegt
hat. „Etliche davon etwa für die
Einsatzliegenschaft Camp Marmal in Mazar-e Sharif in Afghanistan. In 2012 waren es noch viel
mehr, etwa 17 Millionen. Auch
wir merken den Rückzug aus
Afghanistan hier sehr deutlich.“
Linda Beikirch ist im Bonner Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen für Verträge rund um
den Bau und Betrieb von Infrastruktur in den Einsatzländern
der Bundeswehr zuständig. In
der Abteilung „Dienstleistungen“
werden die Verträge Wirklichkeit,
die die Bundesrepublik mit denjenigen Unternehmen schließt,
die dann beispielsweise am
Hindukusch aktiv werden. Sind
etwa neue Frisch- und Abwasserleitungen in Mazar-e Sharif
nötig, dann hat die Beamtin den
Vorteil, dass sie die Bedingungen vor Ort kennt. Schließlich
hatte sie zuletzt als Regierungsoberinspektorin im Jahr 2011
im Rang eines Oberleutnants
ihren zweiten Auslandseinsatz
absolviert. So fließt Ihr Wissen
natürlich in die Vertragsgestaltungen mit ein.
Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?
Zu Erdbeeren aus dem Martelltal.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem anderen Menschen
am meisten?
Aufrichtigkeit und Humor.
Wie können Sie am besten entspannen?
Beim Yoga und beim Laufen.
Foto: Bartsch/Bundeswehr
12
Die 30-Jährige repräsentiert
die jungen Beamten in der Bundeswehrverwaltung, die mit der
Ärmelschonermentalität ihrer
Vorgängergenerationen nichts
mehr gemeinsam hat. Ob sie denn
nach ihren Erfahrungen in Uniform
und im Ausland nicht lieber Soldat geworden wäre? „Ja,“ sagt sie
unumwunden, „aber das Alter“,
ergänzt sie ein wenig verschmitzt
und macht damit auf das Fehlschlagen ihrer Bemühungen aufmerksam. „Ich war damals schon
zu spät dran!“
So heißt es denn „Frau Hauptmann“ nur dann, wenn es für
sie wieder einmal in einen Auslandseinsatz geht – wohin ist
noch ungewiss.
(dibu)
Was mögen Sie an sich selbst nicht?
Meine Ungeduld.
Was können Sie besonders gut kochen?
Frikadellen mit Erbsen und Möhren und Kartoffeln.
Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?
Meine Mutter.
Was wäre Ihre berufliche Alternative?
Fotografin.
Wo möchten Sie am liebsten leben?
In Meran, Südtirol.
Welches Lied singen oder hören Sie gern?
„On Broadway“ von George Benson.
Welches Wort oder welche Redewendung gebrauchen Sie im
Alltag zu häufig?
„So!“ oder auch „Das ist so nicht richtig!“
Was können Sie überhaupt nicht leiden?
Schlechtes Benehmen.
Was ist Ihre Lieblingstugend?
Ehrlichkeit.

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