Blauer Brief Nr.7 - Ultras Gelsenkirchen

Transcrição

Blauer Brief Nr.7 - Ultras Gelsenkirchen
Ausgabe 07 / Saison 15/16 • FC Bayern • Auflage: 1.500 / gegen freiwillige Spende
Termine:
26.11.2015, 19:00 Uhr
FC Schalke 04 APOEL Nicosia
Arena Auf Schalke
29.11.2015, 17:30 Uhr
Bayer 04 Leverkusen FC Schalke 04
Bay Arena
04.12.2015, 20:30 Uhr
FC Schalke 04 - Hannover 96
Arena Auf Schalke
Fotos:
UGE / fNK / asromaultras /
curvasudmilao / USP / giornalettismo / Bartlomiej Wojtowicz
Herausgeber „Blauer Brief“:
Ultras Gelsenkirchen e.V.
Daimlerstraße 6
45891 Gelsenkirchen
www.ultras-ge.de
[email protected]
V.i.S.d.P.: Zoran Stanisavljevic
Themen in dieser Ausgabe:
Einleitung +++ Rückblick FC Schalke 04 e.V. - VfL Borussia Mönchengladbach GmbH +++ Rückblick FC Schalke
04 e.V. - FC Ingolstadt GmbH +++ Rückblick AC Sparta Prag - FC Schalke 04 e.V. +++ Rückblick DERBY +++
Stimme des Gegners +++ FC Schalke 04 e.V. Allstars - Asa Allstars +++ Unter Freunden +++ Interview: Vorsänger Teil V +++ aUsGEholt - jetzt wird’s kritisch! +++ Gedankenaustausch +++ Zurück zu den Wurzeln - Italien
+++ Gemischte Tüte +++
Glückauf Schalker,
folgte in dieser Saison bisher ein Spiel dem nächsten, so ist es mittlerweile 16 Tage her, dass wir zuletzt ein
Pflichtspiel unserer Königsblauen im Stadion verfolgt haben. Geschuldet ist dies der Länderspielpause sowie
unserem Boykott des Derbys. So bitter eine Derby Niederlage nun mal immer ist, können wir diesmal der
Mannschaft den Willen nicht absprechen. Die Einstellung hat auf jeden Fall gestimmt und macht Hoffnung für
die nächsten Spiele.
Mit dem heutigen Gegner haben wir den unangefochtenen Tabellenführer aus München zu Gast. Mögen die
Erwartungen von vielen Schalkern noch so gering sein: Abgerechnet wird zum Schluss! Zuvor bleiben uns 90
Minuten, um den Lederhosenträgern rund um den Judas ihre erste Saisonniederlage zu bescheren. Dafür sind
aber 100 Prozent Leidenschaft und Kampfgeist notwendig - auf dem Rasen und auf den Rängen.
In diesem Sinne: Vollgas Nordkurve - zieht den Bayern die Lederhosen aus!
Ein großartiger Schalker hat letzte Woche mit einem Abschiedsspiel in der Arena seine Schicht beendet. Leider
wurde das Spiel von den feigen Anschlägen in Paris einen Tag zuvor überschattet, aber Gerald wollte mit seinem
letzten Spiel ein Zeichen setzen und es fand somit richtigerweise trotzdem statt. Wir danken Gerald Asamoah für
seine bisherigen Verdienste für den FC Schalke 04 e.V. und sind froh, dass er dem Verein weiterhin erhalten bleibt.
Danke Asa!
Wir können euch wiedermal reichlich Lesestoff bieten: Zunächst erwarten euch gewohntermaßen die Rückblicke
auf die vergangenen Spiele, unter anderem auf den Derbyboykott und das Abschiedsspiel von Gerald Asamoah.
Danach folgen die Stimmen anderer Szenen über die Auftritte der Nordkurve Gelsenkirchen. Weiter geht es mit
News unserer Freunde sowie einigen Berichten von Freundschaftsbesuchen. Das Interview mit den Vorsängern
verschiedener Szenen geht bereits in die fünfte Runde und zum Thema “Copy kills Ultras”, welches bereits im
Interview behandelt wurde, hat sich ein Mitglied unserer Gruppe nochmals Gedanken gemacht und diese in
der Rubrik “Gedankenaustausch” auf Papier gebracht. In “aUsGEholt - jetzt wird’s kritisch!” hinterfragen wir
angebliche Fanseiten aus dem Internet. Ausführliche Infos rund um die Ultraszene in Italien erhaltet ihr in der
“Zurück zu den Wurzeln - Italien” Reihe gefolgt von den aktuellen Geschehnissen rund um das Runde Leder.
Rückblick FC Schalke 04 e.V - VfL Borussia Mönchengladbach GmbH 0:2 (0:1)
Drei Tage nach dem letzten Aufeinandertreffen mit Borussia Mönchengladbach stand das nächste Spiel gegen
denselben Gegner an. Dieses Mal allerdings zu Hause und im Pokal. Noch auf der Rückfahrt aus Mönchengladbach
vernahm ich optimistische Stimmen und Einschätzungen im Hinblick auf den Pokalkracher einige Tage später,
da sich unser Team in der Liga doch ganz gut geschlagen hatte. Gedämpft wurde meine Vorfreude auf das Spiel
auch nicht durch den fortwährenden Angriff auf Johannes Geis in so manchem Schmierblatt. Gerade die Zeitung
mit den vier Buchstaben übertraf sich mal wieder selbst und so wurde der Frust darüber, dass mein Verein einige
Wochen vorher mit dem Logo eben dieser Zeitung auflief, nicht geringer.
In den Tagen vor dem Spiel bereiteten wir noch eine Aktion für unseren Bruder Roten vor. Da dieser im Moment
eine schwere Phase durchstehen muss und das Pokalspiel im TV sehen konnte, eignete sich das Spiel perfekt, um
ihm auch auf diesem Weg den Gruppenrückhalt zu demonstrieren. Die Zeit bis zum Spieltag verging dann recht
schnell und so traf man sich im gut besuchten Club 75, um einige Zeit später zur Arena aufzubrechen. Die Aktion
zum Intro kann als voller Erfolg bezeichnet werden. Die Doppelhalter mit der Aufschrift „DURCHBEISSEN ROTEN“
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und Schals mit dem gleichen Spruch wurden durch
einige „Wir Werden Siegen“-Zeichen abgerundet.
Zusätzlich kam auf der Gegengerade fernsehgerecht
ein Spruchband mit der Aufschrift „Wir grüßen dich,
Brudi“ zum Vorschein.
Die Mannschaft und die Nordkurve Gelsenkirchen
legten gut los. Während die Spieler sich eine Chance
nach der anderen herausspielten, stand die Kurve
geschlossen hinter ihnen. So war die Mitmachquote bei
Armeinlagen sehr hoch, teilweise zog die ganze Gerade
der Kurve mit. Auch die Hüpfeinlagen gefielen mir.
Leider ging unsere Mannschaft nicht verdienterweise
in Führung, sondern mussten kurz vor der Halbzeit den Gegentreffer hinnehmen. So ging es mit Rückstand in
die Halbzeitpause. Zu Beginn der zweiten Halbzeit zeigten wir noch das Spruchband „Probleme schaffen ohne
Verstand? So fährst du den Verein an die Wand!“ in Richtung unseres Aufsichtsratsvorsitzenden, um unsere
Meinung zu ihm und der aktuellen Thematik erneut zu verdeutlichen. Leider ging es dann in der 2. Halbzeit nicht
so weiter wie zu Beginn des Spiels. Die Kurve und Mannschaft schleppten sich mehr schlecht als recht durch das
Spiel und gerade nach dem zweiten Gegentreffer war die Luft in der Nordkurve komplett raus.
Die Gäste aus Mönchengladbach reisten mit einer
recht hohen Anzahl an und punkteten durch einen
lauten Wechselgesang. Das Liedgut bleibt dagegen
weiterhin peinlich. Alles in allem aber ein weitaus
besserer Auftritt als drei Tage vorher und auch besser
als der Auftritt von Köln und Frankfurt.
In der zweiten Halbzeit zeigte man den Gästen aus
der Emotion heraus noch die Beute, die vor dem Spiel
den Besitzer wechselte. Nachdem das Ausscheiden
dann besiegelt war, ging es frustriert Richtung Club
75, wo der Abend auch schnell ein Ende fand und
ich meinen mittlerweile sehr kurzen Heimweg antrat.
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Rückblick FC Schalke 04 e.V - FC Ingolstadt 04 GmbH 1:1 (0:1)
Nach den beiden Niederlagen innerhalb von nur vier Tagen gegen das Team aus Mönchengladbach stand heute
das Heimspiel gegen die Schanzer aus Ingolstadt auf dem Programm. Vom Papier her eigentlich eine klare Sache,
dass es die auf dem Platz nicht werden sollte, zeigte sich später.
Der Werksklub war heute zum ersten Mal in der Arena zu Gast, Grund genug einmal kurz genauer auf diesen
einzugehen. Entstanden ist der FCI erst vor knapp zehn Jahren durch die Fusionierung des MTV Ingolstadt und
dem ESV Ingolstadt und dümpelte damals noch in der Bayernliga (5.Liga) rum. Bis heute steckt Audi Millionen
in das Projekt und über Tochterfirmen gehören dem Autokonzern knapp 20 Prozent der Profiabteilung sowie
das Stadion und das gesamte Trainingsgelände. Außerdem bestückt Audi auch die Hälfte des Aufsichtsrats des
FCI. Was mit diesem Konstrukt passiert, wenn Audi in eine Krise gerät oder plötzlich die Lust an dem Spielzeug
verliert, kann sich jeder selbst ausmalen.
Für mich begann der Tag, wie bei jedem Heimspiel, bereits sehr früh und so schellte der Wecker um kurz vor 7:00
Uhr. Eine Stunde später traf ich mich mit meinem Mitfahrer und wir machten uns auf die weite Fahrt in die Stadt
der 1.000 Feuer. Frühstück mit Leberkäs-Brötchen und ein paar Seidla Bier, was will man mehr? Die Fahrt verlief
unspektakulär und so erreichten wir den gut besuchten Club75 gegen 12:45 Uhr. Es gab also noch ein wenig
Zeit für Gespräche bis der kurze Fußmarsch zur Arena anstand. Besonders positiv hervorzuheben ist, dass es nach
langer Zeit endlich mal wieder keine Betretungsverbote oder ähnliche Repressalien gab, sodass die Betroffenen
die Zeit vor und nach dem Spiel mit der Gruppe verbringen konnten. Niemals aufgeben Jungs! Ein wenig Zeit
verbrachte ich noch hinter der Nordkurve mit Gesprächen und kaltem Veltins, ehe es auch für mich in die Arena
ging. Mein erster Blick in der Arena fiel auf den Gästeblock, besonders viel gab es allerdings nicht zu sehen, mal
abgesehen von ein paar kleinen Zaunfahnen an der Plexiglasscheibe. Am Ende dürften es um die 1.100 Gäste
aus Oberbayern gewesen sein, wovon ein großer Teil mit dem Sonderzug angekommen war.
Vor dem Kick gab es ein Spruchband sowie einige Worte der Vorsänger zum Derbyboykott, wofür es von weiten
Teilen der Kurve Zustimmung in Form von Beifall und Pöbelgesängen gegen den Feind gab. Das Spiel begann
und es deutete sich an, dass das Ganze heute nicht besonders einfach werden sollte, da die Gäste sehr defensiv
agierten. Die Nordkurve legte in der ersten Viertelstunde einen ansprechenden Start hin. Gerade die Entwicklung,
dass immer mehr Schalker bei Einlagen mit den Händen mitziehen, bestätigte sich. So kann es weitergehen!
Danach passte sich die Kurve immer mehr dem Spiel an und so kam es wie es kommen musste: Schalke ließ
die wenigen Chancen liegen und der FCI kam mit seiner ersten Gelegenheit zum 0:1 in der 39. Minute. Dies
bedeutete auch gleichzeitig den Pausenstand. Die zweite Halbzeit änderte zunächst nicht viel am Spiel und
dem leider eher unterdurchschnittlichem Auftreten der Nordkurve Gelsenkirchen und so dauerte es bis zur
70. Spielminute und einer Chance zum Ausgleich durch Caicara, bis das Stadion aufwachte und es durch den
bekannten Wechselgesang mit der Gegengeraden lauter wurde. Belohnt wurde der Schalker Anhang in der 77.
Minute mit dem Ausgleich durch einen Kopfballtreffer von, naja, wem wohl, Leroy Sané. Zum Ende hin fehlte
dann wieder die Durchschlagskraft, man kann hier getrost, mit dem Heimspiel gegen Köln, vom schwächsten
Heimspiel in den letzten Wochen reden, da leider auch zu selten die komplette Nordkurve in unsere Gesänge
einstimmte. Der Siegtreffer sollte schlussendlich auch nicht mehr fallen und so musste man sich auch beim
Heimspiel gegen den zweiten Aufsteiger mit einem Unentschieden begnügen. Der Mannschaft wurden nach
Abpfiff noch diverse Hassparolen gegen den Nachbarn aus Dortmund auf den Weg gegeben, um auch dem
letzten Spieler zu verdeutlichen, welchen Stellenwert das kommende Spiel hat.
Zu den Gästen aus der Audistadt bleibt nicht viel zu sagen: unnützer Verein mit einer bedeutungslosen
Fanszene, die maximal zwei Mal vernommen werden konnten. Im Gästeblock gab es zum Ende des Spiels einen
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Ordnereinsatz nachdem aus diesem Bierbecher auf Schalker geflogen sind und diese daraufhin versuchten einen
Schwenker aus dem GB zu klauen.
Nach dem Spiel ging es zurück zum Club, wo ich noch ein wenig Zeit mit diversen Gesprächen verbrachte.
Frische Burger gab es dort auch zu erstehen, die ich allerdings nicht selber probieren konnte, anderen Meinungen
zufolge waren die aber sehr lecker. Um 20:00 Uhr ging es für mich und meine Autobesatzung schließlich zurück
nach Hause gen Süden, das nach einer ereignislosen Fahrt erschöpft um 0:30 Uhr erreicht wurde.
Rückblick AC Sparta Prag a.s. - FC Schalke 04 e.V. 1:1 (1:1)
Schon bei der Ziehung von Sparta in unsere Gruppe war mir sofort klar, dass das eines der interessanteren Spiele
werden würde. Nicht nur auf Grund der relativ geringen Entfernung im Vergleich zu unseren beiden anderen
Gruppengegnern, sondern auch wegen einer aktiven Fanszene, eines Grounds, den ich noch nicht hatte und einer
Stadt mit großem historischen Erbe.
Also wurde schnell ein passendes Hotel rausgesucht und einem mehrtätigen Aufenthalt stand nichts im Wege.
Ein paar Tage vor dem Spiel kamen wir in Prag an und verbrachten die verbleibende Zeit mit Sightseeing in einer
beeindruckenden und vom Krieg nicht zerstörten Stadt. Hierbei ist vor allem die imposante Größe der Altstadt,
die Karlsbrücke, das jüdische Viertel und die Burg mit dem historischen und aktuellen Regierungssitz hängen
geblieben. Es gibt quasi so viel zu erzählen, dass es hier den Rahmen sprengen würde und dafür gibt es auch die
Gegnervorstellung im Blauen Brief. Jedoch kann ich jedem nur halbwegs kulturell interessierten Menschen nahe
legen, nen Kurztripp gen Osten im Hinterkopf zu behalten. Neben historischen Bauten und einer riesigen Altstadt
bietet Prag auch eine Menge kulinarische Angebote, eine unzählige Anzahl an Restaurants, Bars, Kneipen, Discos
und vielem mehr.
Am Spieltag selbst trafen in der Mittagszeit unsere Gruppenbusse in der Stadt ein. Nach einer langen und
ereignislosen Fahrt stärkten sich die Meisten mit flüssiger und fester Nahrung in den umliegenden Lokalitäten.
Als Treffpunkt war das Jan-Hus-Denkmal auf dem Altstädter Ring für 18 Uhr ausgeschrieben.
Im Laufe des Nachmittages füllte sich dieser Platz und die ganze Innenstadt immer mehr mit Anhängern unserer
Blau-Weißen, sodass schnell klar wurde, dass neben den üblichen fünf Prozent Ticketkontingent weitaus mehr
Schalker ihren Weg in die tschechische Hauptstadt gefunden hatten. Spätestens ab 18 Uhr war der Platz rund um
das Denkmal dermaßen voll mit Schalkern, dass einem direkt die Erinnerung an die beeindruckenden Märsche
in Madrid der letzten Jahre in Erinnerung kamen. So dauerte es auch nicht lange, bis vereinzelte Fackeln in der
Dunkelheit erstrahlten und die Vorfreude beim gesamten Anhang sichtlich immer weiter stieg. An dieser Stelle
möchte ich dennoch darauf aufmerksam machen, dass wir weiterhin das Zünden von Böllern in Schalker Reihen
ausdrücklich aufs tiefste verurteilen! Wir haben kein Bock darauf, dass Schalker von Schalkern verletzt werden.
Die Dinger sind heimtückisch und gehören nicht auf überfüllte Plätze oder in die Hände von Besoffenen. Gleiches
gilt im Übrigen auch für Fackeln. Wenn diese dann auch noch im hohen Bogen in der Menge entsorgt werden,
braucht sich niemand wundern, wenn es die entsprechende Antwort darauf gibt. Das geht gar nicht und wird
von uns nicht ansatzweise toleriert!
Pünktlich um 18:30 Uhr setzte sich der Haufen Schalker lautstark durch die Altstadt in Richtung Stadion in
Bewegung. Es sind diese besonderen Momente, für die wir leben und die wir lieben, wenn man in einer fremden
Stadt unterwegs ist, Gesänge und Rufe an den Wänden der Wohnhäuser wiederhallen und die Menschen einen
anglotzen als wäre man vom anderen Planeten, die Abenddämmerung oder Dunkelheit durch Bengalos erhellt
wird und alle für den FC Schalke 04 die Straßen räumen müssen.
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Besondere Highlights des Marsches waren sicherlich der Anblick des Schalker Trosses nach dem Überqueren
der Moldau, der eine schier unglaubliche Länge hatte und der Weg durch den Tunnel umgeben von Fackeln und
Qualm.
Im Stadion selbst bezog die Nordkurve Gelsenkirchen den linken Teil des Eckblockes im Oberrang. Während
auf der Heimseite zum Einlaufen der Mannschaften eine große Blockfahne auf die Leidenschaft der heimischen
Ultras aufmerksam machte, verhüllte blau-weißer Rauch und eine Vielzahl roter Bengalos den gut einstimmenden
Gästeanhang. Nachdem der heimische Block wieder frei sichtbar war, erblickten wir dort auch die Zaunfahne des
Schalker Fan Clubs “Köngisblau Brilon”, die bescheuerterweise in unmittelbarer Nähe der Heimkurve angebracht
wurde.
Obwohl der frühe Gegentreffer urplötzlich kam und ich mich innerlich auf eine Packung für das Spiel eingestellt
hatte, schaffte es der angereiste Schalker Anhang einen ordentlichen Auftritt hinzulegen. Spätestens aber nach
dem souverän verwandelten Elfmeter feierte der Gästeblock richtig, begleitet vom ein oder anderen Lichtlein
an diesem Abend. Da soll nochmal jemand sagen, dass der spontane Einsatz von Stilmitteln wie dem roten
Feuerchen nicht zum Fußball gehört.
Für kurze Unruhe beim Schalker Anhang sorgten dann einige Tschechen, die im benachbarten Block (durch eine
Pufferzone vom Gästeblock getrennt) den Versuch starteten, die dort aufgehängten Zaunfahnen zu entwenden.
Mit Pfeffer und Knüppel ausgestattete Ordnungskräfte im Pufferblock hielten heraneilende Schalker leider auf
Distanz, sodass am Ende ein paar Fahnen, darunter auch Fanshop Material, ihren Besitzer wechselten. An dieser
Stelle doch noch einmal der Hinweis an alle mitreisenden Schalker: Wenn ihr euch dazu entschließt eure Fahnen
aufzuhängen, dann immer mit dem Wissen, dass die Uhren im Ausland und vor allem im Osten anders ticken.
Es ist doch auch für euch schmerzlich, wenn ihr unsere Farben in den Händen eines Gegners seht. Was gar nicht
geht sind Aussagen von “Königsblau Brilon” à la “war eh dreckig”. Wer so über seine Schalker Utensilien und
unsere Farben denkt, sollte sich wirklich mal darüber Gedanken machen, ob man durch die Evolution mit dem
Rückgrat von Gummibärchen gesegnet worden ist.
Passend zum roten Leuchtfaden, der sich durch die ganzen 90 Minuten zog, gab es ein kleines Intro der
Nordkurve Gelsenkirchen zu Beginn der zweiten Halbzeit mit im Block verteilten Blinkern. Was beim letztjährigen
Freitagabendspiel in Mainz nicht so gut rüber kam, wirkte an diesem Abend viel besser. Stimmungstechnisch
konnten wir in der zweiten Halbzeit keine Schippe drauf legen und zu keinem Zeitpunkt an die guten ersten 30
Minuten anknüpfen.
Außer dem Besuch der Gastgeber auf unserer Tribünenseite blieb der weitere Abend ruhig. Die Heimseite ist
kaum vernommen worden, ein Umstand der möglicherweise auch der Akustik des Stadions geschuldet war.
Nach dem Spiel stimmten wir unsere Mannschaft auf das bevorstehende Derby ein, in der Hoffnung, dass nur
ein Funken unserer Abneigung und unseres Hasses auf unsere noch zum Teil sehr junge Mannschaft überspringt.
Die Heimreise verlief für die Busse ereignislos und für mich und meine Mitreisenden ebenfalls, immerhin zwei
Tage vor dem Derby.
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Rückblick DERBY
Unter besonderen Vorzeichen stand für uns das diesjährige Auswärtsderby. Bereits gut zwei Monate vorher
sahen wir uns mit massiven Einschränkungen konfrontiert. Auch wenn am Ende nicht sämtlichen Vorstellungen
der Polizei entsprochen wurde, war das Ergebnis für uns nicht akzeptabel. Trotz positiver Presseerklärungen nach
den letzten Derbys, in denen sogar das „friedlichste Derby aller Zeiten“ gefeiert wurde, kam der Schalker Anhang
nicht um eine weitere Kürzung des Karten-Kontingents herum.
Viel schwerwiegender sind für uns aber die Einschnitte in die Reisefreiheit. So wurde den Vereinen vorab
mitgeteilt, dass die Anreise über den Hauptbahnhof DO personell begrenzt ist und dass extra ein Platz an den
Westfalenhallen angemietet wurde, um „konspirativ“ anreisende Gästefans dort in Gewahrsam nehmen zu
können.
Eine richtige Wahl blieb uns also nicht und die Unterstützung von über hundert Fanclubs und Fangruppen der
Nordkurve Gelsenkirchen zeigt, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben.
Ein paar Worte muss ich trotzdem noch an die schizophrene Stellungnahme der Unity verlieren. Zuerst wäre da
der Vorwurf, unsere Gruppe hätte sich nie gegen die Hausverbote nahezu der gesamten Dortmunder Ultraszene
ausgesprochen: Stimmt nicht! Vielmehr ist es so, dass wir jedes Mal, wenn es in Gesprächen mit unserem Verein
um das Thema Derby ging, unsererseits darauf gedrängt haben, die Hausverbote aufzuheben. Leider bis heute
ohne Erfolg. Dies mag aber auch daran liegen, dass weder vom Verein Borussia Dortmund noch von der aktiven
Fanszene jemals wer auf Schalke 04 zugekommen ist. Erinnern können wir uns aber auch nicht an irgendeine
Art der Unterstützung von der Gegenseite im Kampf gegen die bundesweiten Stadionverbote von 89 Personen
im Nachgang des Derbys 2007. Viel mehr sahen wir uns einem gewissen Spott ausgesetzt, der darin gipfelte
unser Protestlogo „Wir werden siegen“ abzuwandeln. Auch bei der SV Welle gegen große Teile des I-Blocks im
Nachgang des Derbys 2012 ist mir nie eine Hilfe der Dortmunder zu Ohren gekommen. Zudem sollte man auch
nicht vergessen, dass zumindest bei der Anzahl der Gästetickets der BVB das letzte Wort hat. Wir sind stolz auf
unseren Verein, der schon im Zuge des Hinspiels das volle Kontingent für das Rückspiel zugesagt hat.
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Nun kann man natürlich darüber streiten, ob unsere Form des Protestes oder die des Gegners „wir machen aus
Protest alles so wie immer“ erfolgversprechender ist. Wir können zumindest noch in den Spiegel schauen.
Das Wochenende des Spiels begann für uns dann in den frühen Morgenstunden des Samstags, hatten wir doch
zum Besuch des Abschlusstrainings aufgerufen. Auch wenn wir bisher nicht viel auf Trainingsbesuche gegeben
haben, war es für die Schalker Fanszene die einzige Chance, die Mannschaft für das Spiel heiß zu machen. Im
Nachhinein ein voller Erfolg, fanden sich doch 3.500 Personen aus allen Teilen der Fanszene am Trainingsplatz
ein.
Als dann nach Beendigung des Trainings über 100 Fackeln das Vereinsgelände erhellten, gab es kein Halten mehr.
Selbst die Presse berichtete ausschließlich positiv über das erzeugte Bild. Ausnahmsweise mussten wir nichts von
Kriegszuständen oder “sogenannten Fußballfans” lesen. Anschließend ging es für uns dann in den Club 75 um
den obligatorischen Derbyvorabend zu verbringen. Auch dieses Jahr ohne jegliches Ereignis.
Am Spieltag selber erfuhr ich aus der Presse, dass eine Reisegruppe der Boyz Köln bei einem zufälligen
Aufeinandertreffen mit einer Überzahl Schalker wohl schnell die Nase voll hatte. Mehrere Festnahmen auf
Schalker Seite waren die Folge.
Wir trafen uns wiederum im Club 75, um von dort gemeinsam zur Arena zu laufen. An der Tausend Freunde
Mauer wartete schon eine beachtliche Anzahl Schalker auf uns. Unter den 6.000 Teilnehmern des Public Viewings
befanden sich auch sechs unserer Brüder aus Skopje. Dieses fand auf der Promenade der Gegengrade und der
Nordkurve statt. Warum nicht der Innenraum der Arena genutzt wurde, lag schlichtweg in der Rechtefrage.
Zuletzt scheiterten die Gladbacher an dieser Hürde. So sind wir mehr als froh, mit der Promenade eine Lösung
für alle Interessierten gefunden zu haben.
6.000 Schalker und damit annähernd doppelt so viele wie im Gästebereich in Dortmund, für uns ein klares
Zeichen, dass auch Fußballfans nicht alles mit sich machen lassen.
Natürlich verkaufte die Polizei im Nachgang ihr Handeln als goldrichtig, schließlich sei alles ruhig geblieben.
Berichte von Leuten, die vor Ort waren, erzählen aber von denselben chaotischen Zuständen wie jedes Mal auf
dem Vorplatz der Nordtribüne. Da helfen auch keine mobilen Drehkreuze, Vorkontrollen oder vorgeschriebene
Anreisewege, wenn die Polizei nicht in der Lage ist, eine Fantrennung auf dem Vorplatz zu betreiben.
Das Fernsehbild des Gästebereichs sorgte zunächst für Ernüchterung. Deutliche Lücken wie erhofft waren für uns
nicht zu erkennen. Erst hinterher auf Fotos konnte man deutliche Unterschiede zu den letzten Derbys erkennen.
Lediglich ein Sitzplatzblock war mit Schalkern befüllt und auch der Eckstehplatzblock, für den weite Teile der
aktiven Fanszene Karten hatten, wies große Lücken auf.
Die Atmosphäre in der Arena war von Anfang an positiv gestimmt und den Torjubel zum zwischenzeitlichen
Ausgleich werde ich auch nicht so schnell vergessen. Leider reichte eine aufopferungsvolle Leistung unserer
Mannschaft gegen spielerisch stärkere Borussen nicht und so ging das Spiel leider verloren.
Wollen wir hoffen, dass unser Protest den Vereinen aufzeigt, wie wichtig die Unterstützung der Fanszenen bei
jedem Spiel ist, und dass sie sich beim nächsten Mal noch deutlicher polizeilichen Einschränkungen entgegen
stellen werden.
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Rückblick FC Schalke 04 e.V. Allstars - Asa Allstars 5:4 (2:2)
Bereits mittags traf ich mich mit weiteren Schalkern und zwei Nürnberger Gästen zum Burger essen, um
von dort später gut gestärkt in Richtung Arena aufzubrechen. Das Spiel S04 Allstars gegen Asa Allstars war
dabei gespickt mit so einigen Schalker Legenden und Spielern, die meine Jugend geprägt haben. So war
trotz des Showcharakters des Spiels einiges an Vorfreude auf den Kick gegeben. Spieler wie Mr. Uruguay
Dario Rodriguez, Levan Kobiashvili, Ebbe Sand oder Jiri Nemec, um nur ein paar Namen zu nennen, dürften
bei jedem Schalker das Herz höher schlagen lassen und viele Erinnerungen wecken. Zu Asamoah selbst ist
ohnehin schon alles gesagt, einfach ein Schalker durch und durch. Vor dem Spiel hielt Clemens Tönnies
noch eine Rede zu den Ereignissen in Paris und Asa schwebte später mit einer Frankreich Fahne auf das
Spielfeld. Die schrecklichen Ereignisse des Vortages nahmen dabei sowohl beim Showprogramm als auch
auf die allgemeine Stimmung Einfluss. So wurde die Show nicht wie geplant durchgeführt und nicht nur bei
der Rede von Clemens Tönnies zu den Anschlägen lag eine eigenartige Stimmung in der Luft. Als das Spiel
dann losging dürfte jedoch jeder trotz der schrecklichen Ereignisse zu seinem Spaß gekommen sein. Kurz vor
Schluss verkündetet Asas Sohn das Schichtende seines Papas, ehe er sich einwechselte und in den letzten
Minuten für einiges an Unterhaltung sorgte. Nach dem Spiel gab es noch eine Ehrenrunde inklusive einer
Party, bei der Asa selbst zum Mikro griff und in seiner typischen Art für Unterhaltung sorgte. Alles in allem eine
nette Verabschiedung für einen Typen, der Schalke verkörpert und glücklicherweise auch weiterhin am Berger
Feld beschäftigt sein wird. Bis bald, Asa!
Unter Freunden
Ultras Nürnberg
Aktuelle Lage:
3:3 gegen Union - vier Unentschieden in den letzten vier Spielen. Wie bereits angekündigt, bekommt ihr in
dieser Ausgabe des Blauen Briefs den Spielbericht vom Spiel in Duisburg zu lesen, bei dem auch der ein oder
andere Leser anwesend gewesen sein dürfte. Das Heimspiel gegen Karlsruhe endete torlos 0:0 und besonderes
gibt es auch nicht zu berichten. Das letzte Ligaspiel führte die Glubberer dann in die Hauptstadt zu Union Berlin.
Zu diesem Spiel reiste die Nordkurve Nürnberg mit einem selbst organisierten Sonderzug an. Zu Beginn des
Spiels gab es zudem eine optische Aktion im Gästeblock zu bestaunen. So wurden im Block rote und schwarze
Schwenker mit FCN-Logo verteilt und vorne am Zaun prangte ein Banner mit der Aufschrift „Was auch immer
passiert, wir lieben dich sowieso“ welches zusätzlich ebenfalls mit zwei FCN-Logos verziert wurde. Eine kleine
aber feine Aktion. Am Montag gastieren dann die Braunschweiger am Valznerweiher.
Des Weiteren ist die mittlerweile 44. Ausgabe des Ya Basta! erschienen, welche sich vor allem dem Thema
Groundhopping widmet. Aber auch die anderen üblichen Rubriken sind natürlich wieder im Heft vertreten. Klare
Kaufempfehlung!
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MSV Duisburg - 1 FC Nürnberg 0:0 (0:0)
Die Spieltagsterminierung meinte es mal wieder gut mit uns, so dass wir unsere Brüder aus Nürnberg zahlreich
bei ihrem Auswärtsspiel in der unbedeutenden Nachbarstadt unterstützen konnten.
So traf sich eine stattliche Anzahl an Königsblauen am frühen Morgen mit den UN Bussen am Hauptbahnhof in
Gelsenkirchen. Nach kurzer Begrüßung ging es auch schon zum Gleis, ehe wir gemeinsam der Zug bestiegen.
Die Hinfahrt gestaltete sich recht kurzweilig und blieb trotz Umstieg in Essen und Heimspiel von Rot-Weiß ohne
jegliche Besonderheiten. In Duisburg-Schlenk angekommen wurde der rot-schwarz und königsblaue Haufen auch
schon von einer Hundertschaft in Empfang genommen. Um einen möglichen Bürgerkrieg zu verhindern, wurde
selbstverständlich keine Kosten und Mühen gespart. So ging es hinter Kamerawagen und mit abgesicherten
Straßenzügen durch Reiterstaffel und Co. in Richtung Stadion. Der Ausnahmezustand konnte gerade eben noch
verhindert werden, noch mal Glück gehabt.
Frühzeitig erreichten wir den Gästeeingang, so dass wir noch einige Zeit vor dem Stadion verweilten, ehe die an
diesem Tage überqualifizierten Ordner den Eingang freigeben konnten. Nach lockeren Einlasskontrollen fanden
wir uns also frühzeitig im Gästeblock ein. Das Stadion war zu diesem Zeitpunkt noch menschenleer. Lediglich an
der Hand abgezählte 15 Ultras bevölkerten die Heimkurve, um wohl letzte Handgriffe an der späteren Choreo
vorzubereiten.
Während im Gästeblock die Plexiglasscheibe beflaggt und alle Fahnen aufgezogen wurden, verbrachte ich
die vorhandene Zeit noch mit dem ein oder anderen längeren Gespräch und gefühlten 34 Kaffee für den
ungeschlagenen Preis von einem Euro. Zumindest der Kaffeepreis macht den MSV in irgendeiner ganz abstrakten
und verstörenden Weise sympathisch.
Zum Warmsingen testete die Nordkurve Nürnberg eine neue Melodie, welche schon beim Auswärtsspiel in
Bochum das erste Mal von uns vernommen wurde. Leider fehlt hier noch die entsprechende Durchschlagskraft.
Optisch hatte die Nordkurve diverse rot-schwarze Fahnen in unterschiedlichen Größen und einige Doppelhalter
im Gepäck, die über die komplette Spielzeit im Einsatz waren.
Die knapp 2.000 Gäste, welche an diesem Tag von 400 Schalkern unterstützt wurden, legten akustisch von Beginn
an einen ordentlichen Auftritt hin. So schallten die Lieder über weite Strecken des Spiels relativ geschlossen und
in einer ansprechenden Lautstärke durchs weite Rund.
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Leider sollte sich das ganze jedoch nicht auf die Leistung der Mannschaft übertragen, so dass zwar der Wille über
weite Strecken zu erkennen war, die 90 Minuten sich allerdings extrem zäh gestalteten und sich nicht wirklich
viele Chancen ergaben. Dies drückte mit fortlaufender Zeit auch etwas auf die Unterstützung im Gästeblock.
Daher konnte das einzig logische Endergebnis an diesem Tage auch nur 0:0 heißen.
Die Heimkurve rund um Kohorte & Co. zeigte als Intro eine Aktion in den Mittelblöcken zum Thema „Fussball kennt
keine Grenzen“. Zu dem Spruch „Auf dem Platz ist man nicht allein – da gehört man zusammen“ gab es eine
Blockfahne auf der der MSV Spieler Bachirou Salou und vermutlich Lothar Matthäus im Bayern Trikot abgebildet
waren. Der Support wurde über die komplette Spielzeit nur
von einem kleinen Pulk im Mittelblock getragen. Etwas
lauter wurde es nur bei ein,zwei Standardsituationen,
wenn andere Teile vom Stadion mit einstiegen. Ansonsten
Totentanz der Zebras.
Nach dem Abpfiff wurden alle Klamotten verstaut, ehe
es geschlossen zurück auf den Weg Richtung Schlenk
gehen sollte. Dabei führten einige kurzweilige Rennereien
und Scharmützel mit der anwesenden Staatsmacht zu
einem Schlagstock und Pfeffersprayeinsatz. Anschließend
wurde der komplette Haufen erstmal eingekesselt und einige Personen mussten ihre Personalien abgeben
beziehungsweise wurden kurzfristig festgehalten. Nach einigen Gängeleien und sinnfreien, provozierenden
Durchsagen des Einsatzleiters, ging es im Schneckentempo wieder zurück zum Bahnhof. Aufgrund der ganzen
Prozedur verpassten wir den planmäßige Zug nach Gelsenkirchen und mussten gut 50 Minuten auf die nächste
Verbindung warten.
In der Stadt der 1.000 Feuer angekommen wurde kurz getestet, wie viele Personen in das aktuelle Modell
der 302 passen, ehe es schön muckelig Richtung Arena ging. Dort angekommen verbrachten wir die weiteren
Stunden des Abends bei Speis und Trank mit unseren Brüdern in lockerer Atmosphäre in den Räumlichkeiten des
Kuzorras. Zum Abschluss des Abends wurde noch ein gemeinsames Gruppenfoto in der Nordkurve geschossen
und das ein oder andere Lied zum Besten gegeben. Durchbeissen Roten! Freiheit für Suppe!
Viel zu schnell verging mal wieder die gemeinsame Zeit, so dass wir unsere Freunde noch zu ihren Bussen
begleiteten, ehe sich unsere Wege wieder trennen sollten.
Wir halten zusammen wie der Wind und das Meer – die blau-weißen Schalker und der FCN!
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Komiti Skopje
Aktuelle Lage:
Viel neues gibt es von unseren Brüdern vom Balkan heute nicht zu berichten, dafür läuft es sportlich jedoch in
jeder Hinsicht erfolgreich. Im Fußball konnten die letzten Ligaspiele allesamt gewonnen werden und Vardar steht
durch ein Unentschieden von Shkendija im letzten Spiel mit drei Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze. Bis
zur Winterpause sind es noch vier Spiele und im Normalfall dürften unsere Freunde Anfang Dezember dann die
Herbstmeisterschaft feiern.
Im Pokal wurde mittlerweile das Viertelfinale ausgelost und Vardar hat mit dem albanischen Verein Shkendija das
sportlich schwerste Los gezogen. Das Hinspiel findet bereits nächsten Mittwoch in Tetovo statt, das Rückspiel
eine Woche später in Skopje.
Zum Abschluss noch kurz ein paar Worte zur Situation der Handball-Mannschaft: Leider gewann Vardar zu
Hause gegen Meshkov Brest nicht wie erhofft, sondern musste eine bittere 27:28-Niederlage hinnehmen.
Glücklicherweise konnte jedoch gegen Borac ein Sieg mit 39:27 eingefahren werden. Vardar rangiert nun vor der
Begegnung gegen Strumica nur noch auf dem vierten Rang in der SEHA-Liga.
In der Champions League musste eine knappe Niederlage mit 31:30 in Spanien gegen Barcelona hingenommen
werden, nachdem zu Hause 34:24 gegen Kielce gesiegt wurde. Bereits morgen kommt es jedoch zum Rückspiel,
mit der Chance die Katalanen wieder hinter sich zu lassen und die Tabellenspitze zurück zu gewinnen. Mit fünf
Siegen aus sieben Spielen besteht jedoch auch bei einer Niederlage kein Grund zur Sorge und man wird ohne
Probleme erneut das Achtelfinale erreichen.
Vak-P
Aktuelle Lage:
Es läuft weiterhin einfach nur beschissen für unsere Freunde aus dem Osten der Niederlande. In Utrecht wurde
das Spiel 4:2 verloren und im Heimspiel gegen Heerenveen gab es sogar eine 1:4 Klatsche. Trotz der sportlich
katastrophalen Wochen und Monaten waren natürlich einige Schalker vor Ort, so dass ihr weiter unten zu beiden
Spielen einen kurzen Spielbericht lesen könnt. Morgen spielt Twente übrigens bei Feyenoord, dem derzeitigen
dritten der Eredivisie. All zu große Hoffnung auf einen Punktgewinn oder gar Sieg hat man derzeit natürlich nicht.
Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt!
FC Utrecht - FC Twente Enschede 4:2 (2:2)
Einen Tag nach unserem Heimspiel gegen Ingolstadt ging es zu zweit nach dem Frühstück über die Grenze zum
Treffpunkt von VAK-P.
Auf einem Rastplatz nahm VAK-P noch Dose und Stoff in die Hand und fertigte dort auf die Schnelle ein
Spruchband an, welches auf die Doppelmoral der Utrechter hinwies. Diese bezeichnen die Jungs aus dem
Osten der Niederlande zu gerne als “Deutsche” und dementsprechend als “Landesverräter”. VAK-P griff dieses
auf und drehte den Spieß um, da Utrecht beim Spiel gegen Amsterdam den Gästeblock leer lies und keine
“Holländer” zuließ. Auch wenn Utrecht keinen Cent Wert ist, bei uns sind die “Landesverräter” aus Twente
jederzeit Willkommen. Für Enschede und Schalke gibt es keine Grenzen!
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Die Anreise in Holland bleibt einfach nicht zu verstehen, man trifft sich auf halben Weg nach Utrecht auf einem
Parkplatz, um seine Bestellung mit Ausweis zu bestätigen und um seine Eintrittskarte zu erhalten. Nicht nur der
Schwachsinn, egal von wo man kommt zuerst diesen Parkplatz ansteuern zu müssen, nein auch danach hätten
wir unsere Karten jedem X-beliebigen geben können, der damit dann ins Stadion gekonnt hätte. Herzlichen
Glückwunsch an alle Hohlbirnen, die dieses System immer noch auch für unsere Liga für eine tolle Idee halten.
Der Gästeparkplatz und der Tunnel von dort in den Gästeblock hatte nicht nur den Charme aus einer Mischung
von Kaufhaustiefgarage und Knast sondern lies uns das Stadion von außen auch nur aus der Ferne betrachten.
Auch wenn das Stadion von innen eines der schönen kleinen ist, hat der Gästeblock Sicherheitszäune und
Vorrichtungen von denen Rainer Wendt nur träumen kann. Nur circa 400 Gäste fuhren am Sonntag Nachmittag
mit nach Utrecht, dieser Umstand ist sicherlich auch auf die sportliche Misere zurückzuführen. Twente ging mit
einem Sehenswerten Linksschuss in Führung, welche aber in einen 2:1 Rückstand verspielt wurde. Kurz vor der
Halbzeit gelang noch überraschend der Ausgleich.
In der zweiten Halbzeit war es Fußball auf Regionalliga Niveau und Utrecht kam aus dem Nichts zur Führung.
Twente konnte sich nicht mehr konsequent vor dem Tor behaupten und bekam kurz vor Schluss noch den
entscheidenden Elfer gegen sich. Stimmung war im Gästeblock über die ganze Zeit durchgängig vorhanden aber
nur selten mit Durchschlagskraft, dennoch hat es gereicht um die Heimseite zu übertrumpfen.
Nach Verabschiedung der Mannschaft ging es wieder mit dem Auto zurück nach Enschede, wo man noch Speis
und Trank zu sich nahm, ehe es wieder nach Hause ging.
Bleibt zu hoffen das Twente bald wieder punktet und die unteren Regionen der Tabelle verlassen kann. Danke
noch mal an unsere Freunde für den gelungen Sonntag, bis demnächst.
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Twente Enschede - Heerenveen 1:4 (0:2)
Das nahende Derby sorgte dafür, dass sich diesmal nur ein kleiner Trupp auf dem Weg nach Enschede machte.
Die Jungs von Ultras VAK-P, mit denen ich die engsten Kontakte pflege, hatten an diesem Tag im Supporters
Home Thekendienst: Das hatte den Vorteil, dass die Getränkeversorgung noch flüssiger lief als sonst ohnehin
schon, Zeit zum Reden fand sich so aber bis zum Anpfiff kaum.
Enschede startete mit Druck ins Spiel, aber das erste Tor fiel für Heerenveen: Die Abwehr spielte den Ball zum
Gegner, so dass das Abseits aufgehoben war. Der Ball prallte vom Pfosten ab und Slagveer haute ihn rein. Das
motivierte immerhin die Enschede Anhänger, ihre Unterstützung für ihr Team - die bis fast bis zum Abpiff dauern
sollte - zu intensivieren. In der 13. hatte dann Twente die Chance zum Ausgleich, aber Ziyech knallte den Ball
doch glatt am Tor vorbei. Und auch als das Leder in der 34. Minute seinen Weg in das Tor der Gäste fand, half
es Twente nicht: Abseits. So war es dann Heerenveens Otigba, der in der 40. das 2:0 machte, nachdem dem FCT
Torwart Joël Drommel den Ball nicht halten konnte.
Gästefans hatten sich immerhin knapp Hundert eingefunden - für die Niederlande eine erstaunliche große Zahl,
gibt es hier doch bereits seit vielen Jahren das Bussystem, das Polizeiminister Jäger auch allzu gerne bei uns
sähe und beim Derby als Testballon einführen wollte. Ergebnis dieser stimmungstötenden Maßnahme: 100
Nasen standen im anderen Block und machten sich weder optisch noch akustisch während des ganzen Spiels
bemerkbar.
In der zweiten Halbzeit wollte Twente noch was drehen und schoss erst einmal in der 54. Minute über das Tor.
Ziyech war es dann, der in der 64. für den Anschlusstreffer sorgte. Die Tukker drückte zwar weiter, doch dann kam
es in der 78. zum Chaos im Strafraum von Enschede, was Andersen zum 3.Tor für die Gäste nutzte. Dummerweise
spielt der für FCT, so dass das Eigentor Twente dann endgültig das Genick brach. Das 1:4 durch Larsson in der
85. Minute machte dann auch nichts mehr aus.
Interview Vorsänger Teil V
Unterschied große Kurven zu kleinen Kurven:
Wo seht ihr da die Unterschiede? Mit einer
kleineren Kurve hat man sicherlich andere
Möglichkeiten
im
Bezug
auf
die
eigenen
Vorstellungen vom
Support. Dafür hat
man bei der großen
Kurve
natürlich
die Masse hinter
sich und ist somit
deutlich
lauter.
Habt ihr manchmal
den Wunsch genau
das Gegenteil zu
haben?
Natürlich hat man in kleinen Kurven ganz andere
Möglichkeiten. Das sehen wir immer wieder, wenn
wir in Reutlingen zu Gast sind. Gerade was die
Vielfalt und Komplexität der Lieder anbelangt. Eine
große Kurve muss logischerweise mehr auf Masse
setzen, was jedoch kein Totschlagargument gegen
Kreativität ist. Das CC ist danach ausgerichtet,
Massen zu bewegen und die Vielfalt unserer Kurve zu
einen. Tauschen möchte ich nicht mit einer kleinen
Szene, auch wenn ein kleiner einheitlicher Mob etwas
sehr authentisches ausstrahlen kann.
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Uns wird die große Masse der Nordkurve bei
Heimspielen oftmals zum Verhängnis. Es fühlt sich oft
so an, als ob man von der schweigenden Masse in der
Kurve erdrückt wird. So geht dann auch die eigentliche
Stimmung und Lautstärke des aktiven Kernes in der
Masse unter. Ich persönlich kann es mir trotzdem nicht
vorstellen, vor einer kleinen Kurve zu stehen. Ich
glaube, dass jede Szene, egal ob große oder kleine
Kurve, alle mit den gleichen Problemen zu kämpfen
haben, die einen vielleicht mehr die anderen weniger.
Ich könnte mir vorstellen, dass es da vielleicht mit
Chemie eine Ausnahme gibt, da es dort mit eigenem
Verein einen absoluten Sonderstatus darstellt.
Bei uns singt in der Regel, auch nur der Kern der
Ultras. Also die ähm Jugendlichen oder die sich dafür
halten - dieses Wort wurde ja mal in der Blickfang Ost
Geschichte geprägt – das sind so die, die den
Stimmungshaufen auch stellen. Es ist trotzdem so,
gerade bei unseren Auswärtsspielen, dass ältere Fans
bei uns drum herum stehen, die nicht mitsingen. Als
wir letzte Saison in Zwickau mit 800 Leuten waren,
haben auch nur circa 500 Leute mitgesungen. Ist für
uns dennoch eine große Zahl, aber es könnte auch
besser sein. Ich hab das vorhin schon mal
angesprochen: Wenn ich dann zum Vergleich bei
einem Europapokalspiel in Frankfurt bin und das
ganze Stadion, wirklich das komplette Waldstadion
das “Pippi Langstrumpf” Lied singt und hüpft, weil da
natürlich eine riesige Euphorie ist, dann bekomme ich
eine Gänsehaut und denke mir: “Das hätte ich gerne
auch mal!”. Ich habe oder besser hatte, zusammen
mit jemandem der mir sehr wichtig ist, diesen Traum
von einer 10.000er Kurve, also wirklich 10.000 Ultras.
So wie es in Salerno ist oder war beziehungsweise
früher auch bei Milan. Den Traum hat man irgendwie
in sich drin. Aber nichtsdestotrotz, fühle ich mich in
meiner kleinen Gruppe halt wirklich ziemlich wohl. Es
ist vielleicht cooler, weil ich da meinem Perfektionismus
noch mehr frönen kann und man vielleicht den ein
oder anderen Kompromiss weniger eingehen muss.
Das heißt nicht, dass man nicht trotzdem viele
Kompromisse eingehen muss, aber das ein oder
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andere Mal können wir einfach mehr unseren Stil
durchziehen, als es vielleicht in einer großen Kurve der
Fall wäre. Man hat dann aber natürlich den Nachteil,
dass man halt manche Sachen auch einfach nicht so
machen kann. Oder, wenn es Stress mit den Bullen
gibt, wo es dann vielleicht bei einer großen Szene am
Spieltag noch die Möglichkeit gibt sich nochmal
wegzuschleichen, da kann ich gleich meinen Perso
abgeben gehen. So ist das das dann halt, damit muss
man dann leben.
EBOLN:
Ich denke die Frage ist halt natürlich auch ein bisschen
schwierig zu beantworten. Die Realität spielt uns
letztlich einfach einen Streich. Ich kann mir natürlich
wünschen was ich will, aber Fakt ist: Ich hab halt das,
was ich hab. Und ich hab halt immer ein wenig so die
Meinung vertreten, das ist natürlich wahrscheinlich
auch nicht ganz richtig, aber ich vertrete sie trotzdem,
dass sich so etablierte Szenen nicht groß unterscheiden.
Was ich meine ist, dass von der Quantität die Kurve
von Schalke so groß, die in Nürnberg so groß und die
in Leipzig so und so groß ist. Aber, wenn ich jetzt den
aktiven Teil der Leute nehme, Ultras und Umfeld, also
so den aktiven Part die wirklich singen. Wenn ich
diesen von euch (Leipzig) nehme und dann stelle ich
den auf einen Fleck und stelle den aktiven Part von
uns und Schalke gegenüber, dann glaube ich sind
diese drei Gruppen von der Gesamtmasse her nicht so
weit auseinander, wie man sich das vorstellt.
In Relation zur Kurve?
Oder meinst jetzt vom Potential her?
EBOLN:
Prozentual von der Relation her. Natürlich habt ihr
(Schalke) mehr Leute da, aber ihr habt auch eine
größere Kurve, aber, wenn ich es dann halt dagegen
rechne, glaube ich das wir uns da gar nicht so
unterschiedlich sind. Es ist halt prozentual auf die
Leute kleiner beziehungsweise größer. Und von
daher hast du eben einen ganz großen Batzen an
Leuten, das kann Segen sein, kann aber auch die
Pest sein. Ich zum Beispiel, wir kommen immer
wieder auf Frankfurt, ich beneide Frankfurt immer um
diese normalen Zuschauer, die auf der Gegengerade
sind. Da habe ich die immer drum beneidet, weil die
haben so dieses Normalopublikum, was auf einmal
anfängt zu pöbeln und abzugehen und auf einmal
springt die Gegengerade auf und die Haupttribüne
und dann machen alle mit, das ist in Nürnberg
undenkbar. Bei uns passiert das nicht, bei uns
passiert das nur in unserem Bereich und da
funktioniert das gut, aber dass jetzt da auf der
Gegengerade welche zu den Gästefans rüberpöbeln
so etwas existiert nicht. Das hast du in Frankfurt. Ich
kenne aber in Deutschland sonst auch keine andere
Szene, wo das irgendwie so in dem Ausmaß ist, wie
ich es jedenfalls in den letzten Jahren erlebt habe.
Das ist jetzt auch schon nicht mehr so, aber ich habe
es halt immer so erlebt und ich glaube halt, man
muss halt lernen, mit seinem Kern an Leuten und
seinem Umfeld zu arbeiten.
Man kann es natürlich, wie die Schickeria München
zum Beispiel, so machen, dass man auch in einer
großen Kurve sein eigenes Ding macht und sich von
dem Rest separiert. Da bleibt man vielleicht kredibil,
macht halt da seine Politik, oder singt irgendwelche
abgefahrenen Lieder und so weiter. Man wird aber
nie in einer größeren Masse was reißen können. Das
haben die ja auch geändert, also ich bin immer noch
bei den Münchenern, aber das kann man auf viele
andere auch beziehen. Das wäre jetzt das Gleiche,
wenn ihr sagen würdet ihr macht jetzt euer Ding.
Aber das ist ja nicht befriedigend. Also du musst
eigentlich mit dem was du hast versuchen, das Beste
da herauszuholen.
Wenn ich sehe wie groß UN geworden ist und es
hat ja dadurch auch zu Konflikten geführt und
diese haben dazu geführt, dass sich eine Gruppe
abgespalten hat. Dann gab es Machtgefüge, weitere
Streitereien und so weiter, weil Größe kann halt
auch zum Problem werden. Ich hab mir schon oft
die Zeiten mal ein bisschen zurück gewünscht, wo
wir halt noch ein bisschen kleiner waren, aber der
Einfluss den wir hatten, der war halt auch wesentlich
geringer. Jetzt muss man sich halt entscheiden, was
man machen will. Die großen Kurven aus Italien,
Frankreich etc., die hatten ja dieselben Probleme.
Die hatten auch ganz intensiv die Abspaltungen von
irgendwelchen Untergruppen. Ich hab das immer
so erklärt, ist jetzt wohl auf Nürnberg bezogen,
ist mit Sicherheit aber bei jedem so: Du hast ja in
jeder Gruppe eine gewisse Anzahl an Personen die
irgendwie Verantwortung übernehmen können. Als
Beispiel sag ich mal zehn Leute, die für die Choreo
zuständig sind, die diese planen und organisieren.
Dann gibt es die fünf Vorsänger mit Liedermachern
und so weiter. Aber irgendwann hast du halt genug
Leute in den einzelnen Positionen und die Blase ist
voll. Es kommen aber immer mehr Leute nach, und
diese Blase wird immer größer und du hast immer
mehr motivierte Leute und auf einmal macht es
bumm und es explodiert, weil der eine sagt, ich will
es so machen und dann hast du dieses ganze Theater.
Das ist halt dann das Problem, was sich natürlich
auch irgendwo auf die Stimmung auswirkt. Das ist
natürlich dann das Ende von der ganzen Linie. Aber
ich hätt mir schon oft auch gewünscht, dass es ein
bisschen wieder familiärer werden würde und dass
diese Größe auch irgendwie wieder zu einem Kern
zusammenschrumpft, wo die Leute sich auch mehr
kennen. Weil bei der Größe, die wir haben, da hast du
schon diese einzelnen Gruppen, die Freundeskreise.
Früher war das halt ein Freundeskreis und heute gibt
es in dieser Gruppe fünf, sechs Freundeskreise, wo
auch nicht jeder mit jedem kann. Da beneide ich
schon die kleineren Gruppen ein bisschen drum,
aber bin schon trotzdem froh, dass ich dann halt
wieder die Masse hab, weil es eigentlich für mich
schon das ist, was ich will. Ich will, dass es eine
Massenbewegung ist, ich will, dass da Tausende sich
für begeistern und Tausende auch da was zelebrieren
und ich glaube, dass da halt als kleine Gruppe, oder
als vergleichsweise kleine Szene, du halt einfach so
eingeschränkt bist, dass du irgendwann an deine
Grenze stößt und dann weiß ich nicht wie es dann
halt weitergeht. Entweder passiert dann was, dass
du halt sportlich erfolgreich bist, also es muss
jetzt bloß.. Chemie Leipzig, wie oft müsst ihr noch
aufsteigen, bis ihr Red Bull wieder abgehängt habt?!
21
Aber ich würde dir zumindest was die Leute und
sowas angeht ein bisschen widersprechen. Wenn ich
mir zum Beispiel anschaue, als wir auf dem Sportplatz
gespielt haben, da hatten wir die ersten zwei, drei
Reihen, die sind natürlich gleich geblieben, aber
dahinter hat sich das komplett einmal ausgetauscht.
Also auch da haben wir vielleicht weniger Leute, die
jetzt potentiell zur Führung dazu gehören könnten
und so, aber wir haben zum Beispiel da ganz viele
neue Leute dazu bekommen. Was man eigentlich jetzt
auch so gar nicht denkt, ich meine wir haben damals
13.-11. Liga gespielt in den drei Jahren. Also wegen
Fußball kommt da natürlich keiner hin.
EBOLN:
Ja klar, das ist ein ganz anderer Motivationspunkt.
Was bei uns natürlich gut ist, wir haben halt unser
Viertel. Wir haben den Leipziger Süden, als alternatives
Zentrum der Stadt, wo ganz viele Leute von uns
wohnen und natürlich haben wir auch darüber Leute
gewonnen. Ist halt manchmal ambivalent, aber da
kann man auch sagen: “Okay, die interessieren sich
halt weniger für Fußball als für die Gruppe.” Aber das
ist wahrscheinlich Teil von der Subkultur oder von
einer Jugendbewegung und das gehört halt auch
irgendwie mit dazu. Aber das war für uns wirklich sehr
sehr gewinnbringend. Das sind jetzt auch keine
dumpfen Brote sondern Leute, nicht alle, aber einige,
die auch denken können und uns als Gruppe und
Menschen voranbringen.
Ich finde das mit dem Segen und Fluch trifft es
eigentlich schon ganz gut. Ich meine, wir haben das ja
schon an der einen oder anderen Stelle gehört. An
einem schlechten Tag kann eine große Kurve
beziehungsweise unsere Kurve immer ein Fluch sein.
Und du denkst dir, wie schön wäre es jetzt, wenn du
hier mit deinen 500 bis 600 Leuten vielleicht, wie bei
einem Amateurspiel, einfach zentriert irgendwo in der
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Kurve stehen würdest und könntest geschlossen deine
Lieder vortragen. Jeder zieht mit, jeder hat die selben
Ansichten und jeder vertritt genau das, wofür du
stehst. Du würdest am liebsten halt in dem Moment
die anderen 15.000 Menschen ausblenden, die in dem
Moment nicht mitziehen. Aber genauso kann halt so
eine große Kurve auch der absolute Segen sein, egal in
welcher Hinsicht. Wenn ich mich jetzt an das letzte
Auswärtsspiel in Madrid erinnere, wo wirklich 5.000
bis 6.000 Schalker komplett an der Kordel drehen und
geschlossen die Hände oben haben, geschlossen
hüpfen und du wirklich denkst, das ist jetzt das Größte
in dem Moment, dann gibt es halt nichts Magischeres.
Da teile ich dann die Ansichten von Basti. Man will die
Massen mitziehen, man will Tausende von Leuten
haben, die alle an einem Strang ziehen, die lautstark
die Lieder durchs Stadion donnern und dann gibt es,
wenn es halt funktioniert oder wenn es halt diese
Momente sind, wo du die Leute packen kannst, egal in
welcher Situation. Das sind diese so genannten
“magischen Momente”, für die man den ganzen Kram
eigentlich auch macht.
Das ist ja auch unser eigener Anspruch. Was du (Eboln)
ja auch schon gesagt hattest, mit diesem Höhepunkt,
den man irgendwann mal auch irgendwo erreicht hat,
dass das schwer ist, den immer wieder zu toppen.
Aber, also zumindest mein Ziel, und Dennis’ Ziel wird
es genauso sein, dass immer unser Weg dahin gehen
muss, diesen einzelnen Moment nochmal zu toppen.
Wir hatten zum Beispiel in Madrid im ersten Jahr einen
Sahne-Auftritt und da haben wir schon alle gedacht:
„Oh jetzt im zweiten Jahr, wir kriegen eh die Hucke
voll, dass kann man niemals toppen.“ Aber ich
persönlich sage, man hat es trotzdem nochmal
geschafft, diesen Moment nochmal zu toppen, auch
bedingt durch das Spiel und den Spielverlauf. Genauso
erinnert man sich an irgendwelche anderen magischen
Momente, die man irgendwo hatte, sei es auch mit
irgendwelchen Märschen oder mit dem ganzen
drumherum. Dann sich immer wieder zu steigern und
besser zu werden, das ist ja auch das Ziel jedes
Einzelnen oder das Ziel der gesamten Gruppe, immer
nochmal ein i-Tüpfelchen drauf zu setzen.
Das funktioniert natürlich am besten mit einer Masse,
ist ja ganz klar. Ich meine, wenn wir jetzt unsere
letzten drei Spiele hatten, wo teilweise über 3.000
Zuschauer waren, da gibt es ja bei uns das vierstrophige Lied und eine Strophe singt dann halt jeder
mit. Das ist das Hackebeil Lied. Das ist ein Lied gegen
Lok. Das hat bei einem Spiel dann auf einmal das
ganze Stadion gesungen. Ich weiß nicht, warum die
Leute so krass auf das Lied abgehen, aber die lieben
diese Strophe. Wenn man dann in seinem eigenen
Stadion Gänsehaut hat, selbst bei nur 3.000
Zuschauern, dann ist das natürlich auch was, das
erreicht man nur mit der Masse. Das erreicht man
nicht mit 300 Leuten, die immer krass abgehen. Selbst
wenn Bengalen gezündet werden, ist das relativ
schwer zu erreichen. Aber wenn dann so ein Orkan
durchs Stadion fegt, dann stellen sich halt die Härchen
auf und dann weiß man, “this is why I do this”.
Wie geht ihr mit Liedern um, die aus der
Kurve heraus angestimmt werden und euch
persönlich gar nicht gefallen? Greift ihr sie
trotzdem auf?
Wir Ultras, das heißt die Gruppen CC, Schwabensturm
und SKS, übernehmen recht viele Lieder aus der Kurve,
schließlich bauen wir auch auf die Aktivität der Leute
in der Kurve. Vom Oberrang werden beispielsweise
immer wieder Lieder angestimmt, die wir auch
übernehmen. Allerdings verzichten wir im Einzelfall
auch darauf, wenn sie aus unserer Sicht nicht passen
oder zu oft wiederholt werden. Im Großen und Ganzen
funktioniert das Zusammenspiel in unserer Kurve recht
gut.
EBOLN:
Ich muss ganz ehrlich sagen, das gibt es bei uns nicht.
Kannst mich gerne korrigieren, aber das ist bei uns
nicht existent. Bei uns wird eigentlich von der Kurve
her selten was angestimmt, wenn dann ist es meistens
irgendwas, was wir auch singen. Es gibt in dem Sinne
eigentlich kein Lied, was da jetzt kommen könnte...
Nicht auf die Gruppe bezogen, sondern mehr
so als Vorsänger, weil du hattest ja vorhin auch
mal das Thema, dass du gesagt hast “Das Lied
mag ich zum Beispiel gar nicht.”
EBOLN:
Ach so meinst du das. Naja, ich überlege gerade
irgendwie ein Beispiel, was ich jetzt da bringen könnte.
Ich bin da eigentlich genauso, wie ich es halt vorhin
gesagt habe. Ich denke da nicht drüber nach, ich zieh
halt mein Ding ab, und wenn jetzt da halt einer kommt
und sagt “Jetzt sing das, weil wir das jetzt halt singen
wollen”, dann werde ich mich jetzt nicht hinstellen
und sagen, ich singe das nicht, weil mir das nicht
gefällt, ist natürlich albern. Weil das ist ja völlig absurd
irgendwo. Es ist halt aber auch so, dass ich es dann,
weil ich mich aber auch nicht verstellen kann, auch
irgendwie mit irgendeinem blöden Satz ankündige
und sage: “Ja, gleich kommt das Geschmarre auch
wieder, aber ihr wollts ja unbedingt”. Aber
grundsätzlich kann ich als Vorsänger jetzt halt nicht
alleine entscheiden, was jetzt gesungen wird und was
nicht gesungen wird. Das ist absurd irgendwie. Also
natürlich ist man als Vorsänger meiner Meinung nach
immer am besten, wenn man was singt, was man
eigentlich auch gerne singt. Ich funktioniere so, bei
Liedern, die mir selbst unglaublich viel Spaß machen,
ich halt auch am besten funktioniere. Also das eine
finde ich so mega geil, relativ neu von uns, dieses “Oh
mein FC Nürnberg ich liebe nur dich” das kannst du
halt so rausbrüllen und das macht dann riesig Spaß,
da kannst du auch Energie reinsetzen. Aber, ich fänds
jetzt albern, wenn man sagt, man singt das nicht,
wenn es funktioniert. Das wären natürlich Lieder, die
ich hinten anstellen würde, aber ich glaube, das ist
auch die Antwort, die jeder andere auch geben würde.
Bei uns ist das eher auch so, also es kommt wirklich
selten was. Außer es ist ein Oldschool Day, dann
kommt irgendwie was von anderen Leuten. Ab und zu
ist da noch ein Alter, der auch mal Sachen anstimmt,
wenn die Auswärtsfahrt länger als eine halbe Stunde
geht und er halt ein bisschen was genascht hat. Dann
ist es auch schon mal anstrengend. Ich bin da
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eigentlich eher so einer, ich geh da eher nicht drauf
ein und zieh da unseren Stil durch. Genauso, ich
hasse Wechselgesänge, ich hasse dieses „BSG BSG
BSG“, das ist brachial, es klingt krass und es macht
wahrscheinlich auch nem Gästespieler Angst
manchmal. Aber ich sag dann zu meinem Kollegen,
mach du das, du weißt, ich mags nicht. Dann ist das
auch okay und da muss man sich auch an solchen
Punkten ergänzen. Natürlich ein Lied, das ich liebe,
von dem ich mir vielleicht sogar selbst den Text
ausgedacht habe, oder wo ich gerade übelst drauf
abgehe, macht natürlich auch mehr Spaß, als die
letzten zwei Minuten vor der Halbzeit, in der wir die
schlimmsten Lieder singen.
EBOLN:
Mir fällt da gerade auch noch ein gutes Beispiel ein:
Was bei uns ja ultra kontrovers ist, ist wenn am
letzten Spieltag “You’ll never walk alone”, der
größte Fußballsong, der jemals gesungen wurde,
gespielt wird. Das ist ja wirklich ultra kontrovers, weil
das haben wir letztes Jahr mal vor dem Abstieg
gesungen. Zuerst halt dieses Lied “Ich bereue diese
Liebe nicht”, das ist ein sehr geiles Lied von uns, und
dann haben wir ja “You’ll never walk alone” halt
gesungen und das war halt ein völliger Wahnsinn.
Für mich halt im Stadion. Da gibt’s dann viele die zu
mir sagen: “Ey, wie kannst du das singen? Das singt
jeder auf der Welt, das ist so abgedroschen!” Und da
muss ich aber sagen, das ist etwas, was ich immer
noch nicht verstehen kann. Das ist jetzt kein Lied,
was du jedes Spiel singen kannst, aber, wenn du halt
so diesen Moment erwischt und ich glaub, der war
beim letzten Spiel da, dann glaube ich, dass halt
auch so ein Lied passt. Das wird von vielen nicht
ernstgenommen, weil es halt irgendwie auch 90er
Jahre England Quatsch ist und nicht der “Mentalität
Ultras” unbedingt entspricht. Aber ich finde das
trotzdem mega geil und wenn das gesungen wird
steigen auch alle Leute darauf ein. Das ist halt eine
kontroverse Geschichte: Das finden viele von uns
eigentlich scheiße, aber ich drück es durch, weil ich
es halt geil find. Das nehme ich mir dann auch schon
raus. Das finden dann auch die meisten cool, aber es
gibt halt auch einige die finden das trotzdem scheiße.
24
Wir singen das nur, wenn jemand gestorben ist.
EBOLN:
Echt?
Ja. Also, wenn wir ein Spruchband oder so machen
für jemanden, dann singen wir dieses Lied. Weil, das
ist, ich meine da kann man sagen, Liverpool, St.
Pauli, Celtic etc., aber es ist DIE Fußballhymne. Das
kann jeder mitsingen. Wir haben sogar mal eine
Choreo gemacht, wo wir das illustriert haben. Im
Nachgang jetzt wohl sehr hässlich, aber da hatten
wir England Fahnen, so ganz viele grün-weiße
England Fahnen, so wie es Frankfurt dann später
auch gemacht hat, bloß alles ein bisschen kleiner.
Aber sonst machen wir das halt tatsächlich nur
dann und da regt sich aber auch keiner darüber auf.
Aber das ist halt so, dass steht für die Leidenschaft
Fußball. Es gibt kein Lied, das mehr für die
Leidenschaft Fußball steht als “You’ll never walk
alone”.
EBOLN:
Ich seh das auch so. Ich bin dann schon immer noch
so, dass ich sagen kann, wenn Three Lions läuft ich
es trotzdem noch irgendwie cool finde. Ich will mich
da net so sehr einfesseln irgendwie, da bin ich
trotzdem noch zu sehr dann auch Fußballfan und
finde das auch irgendwie schön.
Wenn wir jetzt so zuhören, ist es vielleicht sogar bei
uns dann doch am schwierigsten.
Wir haben ja an vielen Stellen gesagt, dass wir die
gesunde Mischung zwischen Tradition und neuen
Sachen finden müssen. Wir haben an der einen oder
anderen Stelle Leute, die gerade bei Heimspielen
doch aus Impuls heraus auch verschiedene Sachen
anstimmen. Im Oberrang kommt mal der ein
oder andere Impuls, aus dem Eckblock, dann von
einzelnen Schalkern aus anderen Ecken. Manche
wiederum fühlen sich auch manchmal einfach dazu
genötigt in irgendeiner Situation irgendeinen Stuss
von sich zu geben, weil halt Samstag ist und man
schon 54 Bier getankt hat. Aber wir sind da eigentlich
nicht so, weil es auch in dem Fall auch nicht zu
Schalke passen würde, das komplett tot zu drücken.
Hier ist es halt wichtig die gesunde Mischung zu
finden, ohne alle anderen Leute zu übertünchen,
oder die komplett zu unterdrücken. Wenn es passt
entsprechende Impulse aus dem Oberrang, oder aus
anderen Regionen aufzunehmen, um den Leuten
so halt auch zu zeigen: Wir sind nicht der Nabel
der Welt und drücken halt auf Biegen und Brechen
unseren Schuh durch. Sondern wir wollen ja auch
gemeinsam etwas bewegen.
Auf der anderen Seite natürlich auch in unpassenden
Momenten, oder wenn da zum 54 Mal das gleiche
Lied angestimmt wird, oder irgendein Suff Lied, dann
nehmen wir das nicht auf und schreiten da schon ein
und sagen: “Geht’s noch?!” Es passt halt einfach in
dem Moment nicht. Aber ich denke, dass das bei
unserer Kurve und unserer Fanszenenstruktur schon
ziemlich wichtig ist, dass man da auf andere Leute
eingeht und Rücksicht nimmt und so ein gesundes
Mittelmaß findet. Das ist schwierig bei uns und da
müssen wir auch Jahr für Jahr dran arbeiten und wir
haben da sicherlich auch noch nicht den perfekten
Weg gefunden, da müssen wir weiter dran arbeiten.
Wir haben auch mit unserer Fanabteilung zusammen
schon öfters Stimmungsrunden veranstaltet, wo
man auf einer möglichst breiten Basis über die
Stimmung auf Schalke geredet und diskutiert hat.
Was ist gut? Was ist schlecht? So wie wir es auch
intern in der Gruppe machen. Und da wurde von
uns auch gesagt, dass wir nicht nur die Vorsänger
sind, die die Lieder anstimmen, sondern wir sehen
uns auch in unserer Kurve gewisser Weise als
Koordinatoren. Wenn dann aus der Ecke vom SC
oder I-Block oder sonst wo her, irgendetwas laut
rausgeschmettert wird, dann nehmen wir das ganze
auch auf und tragen es weiter. Allerdings sind die
Leute bei uns in der Mitte mittlerweile so fixiert und
fokussiert auf uns und gucken erstmal was wir
machen. Das liegt sicherlich auch daran, dass wir
selber jahrelang darauf hingearbeitet haben. Also
das innerhalb der Gruppe es so ist, dass auf uns
geachtet wird, aber das hat mittlerweile so ein
Ausmaß angenommen, dass wirklich der komplette
mittlere Teil halt erstmal abwartet, ob wir beiden
mitsingen oder ob der Trommler mit einsteigt. Dann
wissen die Leute: “Alles klar, das Lied wird jetzt
gesungen.” Aber wenn, wie Dennis es ja auch
gesagt hat, aus dem Block heraus oder von
irgendwoher
wirklich
irgendein
absoluter
Schwachsinn kommt, was auch absolut gar nicht
zum Spiel passt, oder wenn urplötzlich wieder
sinnlos gegen Dortmund gepöbelt wird, dann sagen
wir da schon auch ganz klar “Junge gehts noch!?”
oder “Packt Euch mal an die Birne! Hier spielt
Schalke und wir sind hier nicht auf irgendeiner Anti
Dortmund Veranstaltung.”
Wobei Schwachsinn natürlich auch relativ ist, wir
müssen uns ja selber eingestehen, dass es unsere
subjektive Sicht ist in den Situationen. Was vielleicht
für Fanclub X, in dem Fall total sinnvoll ist in der
Situation zu singen, ist für uns halt der größte
Schwachsinn. Aber wir nehmen es uns dann an der
Stelle halt auch raus, da dann einzuwirken, weil wir
nun mal auch probieren der Koordinator und der
Motor der Kurve zu sein. Und, wenn dann eine
Einzelperson oder Fanclub, an der Stelle, einmal pro
Spiel, weil es halt gerade so in den Tagesablauf
reinpasst etwas anstimmt und das dann gerade
nicht von uns aufgegriffen wird, dann ist das
einfach so. An anderer Stelle probieren wir aber
trotzdem entsprechend mit den Leuten zu
kommunizieren und dann auch mal Dinge
aufzunehmen. Es kommen auch Sachen die absolut
passend sind, wie gesagt, das Mittelmaß ist da das
entscheidende.
Womit wir ja auch oftmals ein Problem haben, da
sind wir wieder bei der Größe der Kurve, wenn dann
25
im Eckblock was gesungen wird und du siehst
auch wirklich das die Leute etwas machen, sich
bewegen, Hände klatschen und so weiter, aber
wir verstehen einfach nicht was gerade
gesungen wird, da es der Akustik zum Opfer
fällt oder einfach zu leise ist. Das wird uns dann
auch oft übel genommen. Aber wir können es
halt wirklich nicht verstehen, was da gesungen
wird und können es dementsprechend dann
auch nicht übernehmen.
Wahrscheinlich ist es halt natürlich auch so, bis
dass das Lied bei Euch angekommen ist, ist das
Lied bei dem Rest vorbei.
Das ist manchmal auch unser Eindruck, dass
wenn wir mit eingestimmt haben in das Lied,
relativ zeitnah dann urplötzlich, die Leute die es
angestimmt haben und aus dem Bereich aus
dem es gekommen ist nicht mehr mitsingen.
Aber natürlich ist dieses ultraszentrierte
Weltbild oder Stadionbild einfach wichtig für
die Gruppen. Wir wollen ja auch, ich meine, es
wird uns immer als Vorwurf gemacht, aber wir
wollen ja auch die Avantgarde der Szene, des
Stadions sein. Also zumindest ist es bei uns so,
oder auch bei mir, sehen vielleicht auch Leute
anders, aber wir wollen den Ton angeben, wir
entscheiden wie wir zum Bahnhof laufen, über
den Weg zum Stadion und wir drücken halt der
Szene unseren Stempel auf. Und es ist natürlich
in solchen Diskussionen oder solchen
Situationen auch immer sehr präsent, dass man
da auch seinen eigenen Anspruch nicht verlieren
will. Also find ich zumindest so.
EBOLN:
Das ist absolut so. Das ist ja auch ein ganz
immenser Teil der ganzen Kultur. Also das mit
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dem “Stempel aufdrücken”. Da sind wir wieder
bei der Frage: “Was ist die Szene
beziehungsweise wen zählst du zur Szene dazu,
wen nicht?”. Ich sage halt, in letzter
Konsequenz, sind wir ja die Szene. Also wir sind
die Szene und dann hast du noch da ein paar
Gruppen, die aber auch dazugehören. Das was
danach noch kommt, also was da dranhängt,
das kannst du ja nicht unbedingt ernsthaft als
Szene bezeichnen. Du hast da irgendwelche
Suff-Fanclubs, die sich halt irgendwie vor dem
Spiel für ein paar Bier treffen und so. Aber in
meinem radikalen Bild, dürfen die überhaupt
keine Meinung haben, weil die machen nichts.
Die kommen halt und trinken ein paar Bier. Und
das ist ja ein ganz immenser Teil der ganzen
Sache, natürlich wollen wir denen den Stempel
aufdrücken, wir wollen ja die Kurve so gestalten,
nach unserem Weltbild, weil wir es ja auch für
das richtige Weltbild halten, sonst würden wir
es ja nicht tun. Und da sind wir ja in der
Kurvenpolitik ganz einfach und es gibt auch
keine Opposition. Es gibt ja keine Opposition,
also außer die, restriktive Staatsmacht oder die
Vereine, die uns halt klein halten wollen. Aber
innerhalb der Kurven gibt es, jedenfalls bei
unseren drei Szenen, ja keine wirkliche
Opposition. Weil die, ich sag jetzt mal die
konservativen Forumsschreiber, die sind ja nicht
ernst zu nehmen, die kriegst du nicht an den
Tisch. Also jedenfalls hab ich den Eindruck. Und
natürlich hast du dann immer mal ein paar
Kritiker und so weiter, aber letztlich kannst du
ja auf die scheißen. Also ich geb dir da absolut
vollkommen Recht, du willst deine Vorstellungen
von dem wie deine Kurve aussieht dahin
transportieren und die Frage die du halt stellst,
und das musst du halt innerhalb der Gruppe
machen ist: “Wie soll das aussehen und wohin
führt der Weg?” In allen Bereichen. Da muss
man aufpassen, dass man sich nicht verkaspelt
in vielen Dingen, die einen gehen halt mehr auf
die Gewaltnummer und hier und da und
Stimmung und so, die Themen sind halt viel
größer.
aUsGEholt - jetzt wird’s kritisch!
Die Ultrabewegung wurde im Laufe der Jahre zwar nicht unbedingt gesellschaftsfähiger, aber sie rückte immer
mehr in das Interesse der Öffentlichkeit. Mittlerweile ist sie für einige Soziologen die größte Jugendsubkultur,
geächtet und gleichzeitig attraktiv wie kaum eine andere Szene. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass
sich immer mehr Internetseiten, Facebookseiten, Foren etc. mit unserer Bewegung beschäftigen. Leider heißt
das nicht, dass sich dort Ultras wirklich über diverse Themen austauschen oder wirkliche Neuigkeiten verbreitet
werden, sondern dass besonders in den Foren oder Facebookgruppen irgendwelche Deppen irgendwelche
vermeintlichen „Insiderinfos“ verbreiten, die nicht nur vollkommen falsch sind, sondern auch eher dem eigenen
Internetaccount nur eine Art von Bewunderung bringen sollen, anstatt wirklich etwas Sinnvolles zu sagen. Ein
altes Problem, was wir auch hier zu Genüge angesprochen haben.
Worum es uns aber diesmal gehen soll sind Seiten wie „Faszination Fankurve“ oder „Fanzeit“ - vermeintlich
seriöse Internetseiten, die die neuesten News aus der Ultrawelt verbreiten. Da denkt man zunächst, dass dies
sinnvolle Projekte sein könnten, schließlich könnten sie ja die veröffentlichen Nachrichten oder Stellungnahmen
der verschiedenen Ultragruppen zusammenfassen, was jede Menge „Klickarbeit“ ersparen würde. Aber leider
belassen sie es nicht dabei. Keinen Deut besser als die konservativen Medien wie Bild und Konsorten werden
Bullenberichte eins zu eins übernommen oder der kleinste Artikel einer Regionalzeitung wird dermaßen
aufgebauscht, dass man den Eindruck hat, Roter Stern wäre auf Partizan getroffen. Hauptsache die Klickzahl
stimmt. Dabei wird zumeist auf jede Relativierung verzichtet und die Nachrichten erstmal als Fakten veröffentlicht.
Besonders ärgerlich ist es dann, wenn es Ereignisse bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung solcher Seiten noch
gar nicht in die großen Medien geschafft hat. So geschehen nach dem Spiel gegen Ingolstadt, als erst nach
der Berichterstattung von Faszination Fankurve eine angebliche Auseinandersetzung zwischen Schalkern und
Dortmundern sich den Weg in die Massenmedien gebahnt hat. Dabei wurde fleißig diese Internetseite zitiert und
schon beginnt der gewohnte Rattenschwanz. Ein Medium zitiert das andere und keiner hinterfragt es.
Besonders bitter ist in diesem Fall nur, wenn diese Seite dem einfachen User versucht das Gefühl zu vermitteln,
dass man ein Medium der Szene zu sein scheint. Dieses Verhalten ist nichts anderes als die Ausbeutung der
Ultramaterie auf dem Rücken der Gruppen. Und die Sensationsgeilheit der Nutzer gibt ihnen vermeintlich auch
noch recht. Eigene Texte, Reportagen oder Interviews finden nur extrem selten den Weg auf die Startseiten. Einen
neuen Blick auf die Themen bekommt man somit fast nie, sondern wie bereits erwähnt nur eine Zusammenfassung
der ursprünglichen Texte.
Wir können nur jedem
der Ultrawelt nicht
lieber die Mühe und
von euch raten, wenn ihr auf die neusten Infos aus
verzichten könnt, meidet solche Seiten. Macht euch
schaut auf die eigenen Homepages der Gruppen, lest
ihre Stadionhefte oder greift auf überregionale
Szenemedien wie Blickfang Ultra oder Erlebnis
Fussball zurück. Landet ihr doch mal auf FaszinationFankurve dann nehmt nicht alles für bare Münze
nur weil “Fan” oben drüber steht, achtet auf die
Quellenangaben und macht euch eure eigenen
Gedanken. Die angesprochenen Seiten sind im
Grunde genommen nicht besser als das
mittlerweile nicht mehr existierende
Ultras.ws und wollen nur einen Haufen
Kohle mit euren Klickzahlen machen.
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Gedankenaustausch
Und weiter geht’s mit den Gedanken aus der Nordkurve, dieses mal wird das Thema “Copy kills
Ultra” behandelt. An dieser Stelle wieder der Hinweis, dass jeder auf diesen Text antworten oder
auch ein eigenes neues Thema unter [email protected] einsenden kann.
Copy kills Ultra? Warum den schweren Weg gehen, wenn es auch einfach geht?
Wahrscheinlich wird jeder von uns schon einmal die Aussage „Copy kills Ultra“ in irgendeinem Artikel oder
Bericht, in einem Fanzine oder auf anderen Plattformen gelesen haben. Häufig geht es dabei um kopierte
Melodien aus unterschiedlichsten Kurven des Landes, welche sich nach der ersten Veröffentlichung auf Youtube
& Co. wie ein Lauffeuer in der restlichen Fußballwelt verbreiten.
Ohne jeglichen Skrupel oder schlechtes Gewissen erklingen von dem einen auf den anderen Spieltag die fast
identischen Lieder, mit fast den exakt gleichen Inhalten in den verschiedensten Kurven. Würden wir das Bild dazu
ausblenden, würde es uns schwer fallen, die Gesänge einer Kurve oder einem bestimmten Verein zuzuordnen.
Blindes kopieren, abkupfern ohne jeglichen Sinn oder Verstand. Es ist ja auch sehr bequem, in einen fertigen
Liedtext nur noch den eigenen Vereinsnamen einsetzen zu müssen. Der Rest läuft dann schon von alleine.
Die eigene Identität oder die Entwicklung eines eigenen, unverkennbaren Stils sind nur zweitrangig. So ist
es aber auch durch die rasche Entwicklung des Internets und diverser
Videoplattformen viel leichter,
sich heutzutage einen Überblick über die aktuellen Geschehnisse
aus den Stadien rund um den
Globus zu verschaffen. Eindrücke und Inspirationen, welche
wir uns vor einigen Jahren
noch vor Ort verschaffen mussten. Zeiten, in denen
Hopping in andere Länder
und das Kennenlernen anderer Fußballkultur einen
viel größeren Stellenwert
hatten, als es heute der Fall ist.
Während wir heutzutage in der Kurve stehen
und ein neues Lied singen, wird dieses quasi
zeitgleich, während die Zeilen mit Stolz
über unsere Lippen gehen, von irgendeinem
Stadionbesucher als Handyvideo im Netz gepostet.
Eine Entwicklung, welche sich vermutlich und realistisch
gesehen nicht mehr aufhalten lassen wird.
Aber zurück zum eigentlichen Ursprung der Aussage „Copy kills
Ultra“:
Auch nach teilweise über zwei Jahrzehnten Ultra in unserem Land, haben es die
wenigsten Kurven und Gruppen geschafft, sich eine eigene Identität zu verleihen.
Vielmehr besteht und lebt Ultra in unserem Land immer noch von dem Aufgreifen
und sehr häufig blinden Adaptieren von Trends, welche gerade in irgendeiner Kurve
richtig eingeschlagen sind. Angefangen bei Windbreakern, Black Mob auftreten,
Jogginghose oder Bauchtasche. Einer macht es vor und alle ziehen sinnbildlich für eine
komplette Bewegung nach. Auch, wenn es mittlerweile sicherlich die ein oder andere
Szene gibt, die sich von dieser Entwicklung abhebt. Dabei scheint die Liste an Beispielen
für dieses Verhalten kein Ende zu nehmen. Aktuell feuert jede zweite Kurve bei ihren
Pyroshows eine komplette Silvesterbatterie in den Abendhimmel.
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Eine Kurve macht es vor und wie im Dominoeffekt schwappt eine Welle durch die jeweiligen Stadien. Dabei
muss selbstverständlich versucht werden noch viel krasser zu sein, als die 258 Vorgänger. Sinn und oftmals auch
der Zweck der jeweiligen Aktionen, können die jeweiligen Initiatoren voraussichtlich nicht mal selbst vernünftig
begründen. Diese Entwicklung macht nicht nur jede Kurve oder Gruppe beliebig austauschbar, sondern auch
unsere Bewegung an sich. Ein aktives Hinterfragen, ob die jeweiligen Aktionen überhaupt zum Auftreten der
eigenen Gruppe, seiner Kurve oder dem eigenen Verein passt, findet nur in den wenigsten Fällen statt.
Es bleibt zu hoffen, dass irgendwann Stück für Stück ein Umdenken erfolgt und Ultra in Deutschland es endlich
schafft, sich von Spiegelbildern und Vorbildern aus anderen Ländern zu lösen. Auch, wenn dieser Schritt
sicherlich nicht von heute auf morgen vonstatten gehen wird und sicherlich auch nicht alle Dichter und Denker
der jeweiligen Szenen gewillt sind, sich mit dieser schweren Aufgabe auseinanderzusetzen. Ein steiniger Weg,
welcher jedoch mit dem entsprechenden Willen und Einsatz bewältigt werden kann. Solange die meisten Szenen
sich dieser Individualität und Vielseitigkeit unserer Bewegung nicht bewusst werden, hören wir auch in den
kommenden Jahren bei unserem Auswärtsspiel am Niederrhein, oder bei diversen anderen Ausflugszielen die
Kurvenhits aus Nürnberg, Stuttgart oder Frankfurt.
Wir haben es selber in unseren Händen – Ultra ist mehr!
Dennis
Zurück zu den Wurzeln - Italien
Leider lässt das Interview mit Brescia weiter auf sich warten, aber wir können versprechen, dass
wir dran bleiben. Um die Wartezeit zu verkürzen, haben wir dennoch wieder eine interessante
Rubrik auf die Beine gestellt. Die Gemischte Tüte Italia ist dieses Mal besonders ausführlich
geworden und des Weiteren haben wir versucht, in einem ersten Teil die größten Skandale rund
um den italienischen Fußball zusammen zu stellen. Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, sind
diese in Italien nicht zu knapp vorhanden.
Gemischte Tüte Italien
Zunächst möchten wir eine missverständliche Formulierung aus dem Blauen Brief gegen Hertha BSC richtig
stellen. Dort schrieben wir bei der gemischten Tüte aus Italien bezüglich einer Stellungnahme aus Venedig:
„Die Curva Sud Venezia Mestre, die ihr bereits im ersten Interview in dieser Rubrik kennenlernen durftet,
teilte hingegen mit (...)“. Dies ist so nicht ganz richtig, da die Curva Sud Venezia Mestre nichts mit der
von uns interviewten Gruppe zu tun hat. Es liegen vielmehr zwischen beiden Seiten Differenzen vor, die
mit ein Grund für den im Interview erwähnten Rückzug waren. Gemeint war der Verein und allgemein die
Fanszene Venedigs, die ihr bereits kennenlernen durftet. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an unsere
aufmerksamen Leser, die uns darauf hingewiesen haben.
Ansonsten liegen ereignisreiche Wochen hinter dem italienischen Fußball. Neben dem Skandal um den
bereits in der Vergangenheit durch rassistische Äußerungen aufgefallenen Verbandspräsidenten Carlo
Tavecchio, der sich despektierlich gegenüber Homosexuellen und Juden geäußert haben soll, muss sich der
Nationaltrainer Antonio Conte im Februar wegen des Wettskandales vor Gericht verantworten. Er soll als
Trainer des AC Siena zwischen 2010 und 2011 Manipulationen nicht gemeldet haben.
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Rom: Wie viele mitbekommen haben dürften, war beim Derby della Capitale vom 08. November nichts
wie sonst und das Spiel, das 2:0 für AS Rom endete, ging wohl als eines der traurigsten Derbies in die
Geschichte ein. Die Kurven von AS und Lazio hatten das Spiel wegen des Ärgers mit der örtlichen Polizei
boykottiert. Auch wenn sich die TV-Regie rund um Sky alle Mühe gab die leeren Blöcke im Stadion zu
verbergen, wurde doch für alle - selbst am TV - deutlich, dass so etwas kein Derby sein kann. Bis auf
jeweils knapp unter 1.000 Einzelpersonen blieben beide Kurven komplett leer und es fanden insgesamt
lediglich 29.500 Fans den Weg ins Olympiastadion. Dies hielt die Staatsmacht jedoch nicht davon ab, vor
dem Spiel mehrere Hausdurchsuchungen bei „potenziell gefährlichen Fans“ durchzuführen und mehrere
Stadionverbote und Geldstrafen - unter anderem für das Sitzen auf dem Zaun - auszusprechen. Vor dem Spiel
versammelten sich rund 500
AS Rom Anhänger vor dem
Mannschaftshotel, stimmten
die Mannschaft mit Gesängen
und Spruchbändern auf das
Derby ein und kritisierten ihren
amerikanischen
Präsidenten
Pallotta, von dem sie sich im
Stich gelassen fühlen, mit
„Wo ist denn Pallotta jetzt?!“
Gesängen.
Nachdem Wochen vor dem
Derby klar geworden war,
dass beide Fanszenen das
Derby boykottieren, erregte
das Thema landesweit großes
Aufsehen und wurde in vielen
Medien thematisiert. Hierbei gerieten nicht nur die Kurven, sondern immer mehr auch die Maßnahmen
vom Polizeipräfekt in die Kritik. Dieser meldete sich persönlich zu Wort, indem er mitteilte, er würde den
Boykott bedauern allerdings sei er für die Sicherheit der römischen Sportanlagen verantwortlich und müsse
Sorge dafür tragen, dass keiner im Olympiastadion in fremde Blöcke gelange. Die Trennung der Kurve sei
eine Maßnahme gewesen, um
das unkalkulierbare Risiko
einer überfüllten Kurve zu
minimieren. In Bezug auf die
Proteste und den Boykott
äußerte er den Wunsch, die
Kurven würden ihre starre
Position
aufgeben,
denn
ansonsten laufe alles auf ein
„Armdrücken“ mit dem Staat
hinaus, welches die Kurven
nicht
gewinnen
könnten.
Daraufhin geriet auch der
verantwortliche Polizeipräfekt
Gabrielli zunehmend in die
Kritik, so stellte der Corriere
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dello Sport die Frage, warum
diese Maßnahmen, die in einem
Gesetz aus dem Jahre 2003
beschlossen worden sein sollen
und seit 2007 hätten umgesetzt
werden können, gerade jetzt zur
Anwendung kommen. Zudem
kritisierte die Zeitung die
Tessera del Tifoso als Sargnagel
des italienischen Fußballs und
beschwerte sich allgemein
über Gabriellis polemische
Äußerungen. Der Präsident des
Olympischen Komitees Italiens
CONI hingegen äußerte seinen
Wunsch, die Fans sollten über
den Maßnahmen stehen, während der Präsident Pallotta von AS Rom mal wieder mit einer abfälligen
Bemerkung gegenüber den eigenen Fans auffiel. So teilte er nach dem Spiel ironisch in Bezug auf die
kritischen Gesänge der Fans vor dem Mannschaftshotel mit, er habe in der Kurve gestanden und sinngemäß
gesungen „Wo ist denn die Kurve hin?“. Kurze Zeit später ruderte er jedoch zurück und sagte es sei alles
nur ein Witz gewesen.
Mittlerweile ist nun weitere Bewegung in die Thematik gekommen, so kündigten die Verantwortlichen von
AS Rom Verhandlungen mit der römischen Polizei an, um Lösungsmöglichkeiten auszuloten.
Einen ersten Teilerfolg im Kampf gegen den Polizeipräfekt Gabrielli konnte ein Lazio Fan vor Gericht
erzielen. Der Fan hatte ein fünfjähriges Stadionverbot sowie Meldeauflagen für die nächsten fünf Jahre
erhalten, weil er bei der Demonstration vor dem Spiel Lazio gegen Sassuolo im September außerhalb des
Stadions einen Bengalo angezündet hatte. Der Richter sah diese Strafe als völlig unverhältnismäßig an und
prangerte die in Rom getroffenen Maßnahmen als exzessiv und diskriminierend an. Es bleibt abzuwarten,
ob dies nur ein Einzelfall ist oder gerade tatsächlich ein Umdenken stattfindet.
Inzwischen hat auch der Prozess um den Tod vom Neapel Fan Ciro Esposito, der beim Pokalfinale 2014 vom
AS Rom Anhänger Daniele de Santis erschossen worden sein soll, begonnen.
Gabriele Sandri: Diese Tage jährte sich der Mord am Lazio Fan Gabriele Sandri zum achten Mal. Eine
ausführliche Aufarbeitung der Geschehnisse gibt es im Skandale Text zu lesen.
Bologna: In Bologna wurde erstmalig ein Kindergarten von einer Ultragruppe eröffnet. Dieser befindet
sich in einer umgebauten ehemaligen Bowlingbahn und wird von der Gruppe Forever Ultras betrieben,
die den kleinsten frühestmöglich die Liebe zum Verein sowie Werte wie Zusammenhalt, Solidarität und
Kampfgeist nahebringen will.
Messina: Beim Sizilien Derby in Messina am letzten Sonntag wurden aus Sicherheitsgründen keine
gegnerischen Fans im Stadion zugelassen. Dies entschied der Polizeipräsident von Messina, der dies
mit der großen Rivalität zwischen Messina und Catania begründete. In den letzten Jahren sei es oft zu
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Auseinandersetzungen, auch mit der Polizei, gekommen und die Stimmung sei sehr aggressiv, teilte die
Polizei mit und erinnerte an das Jahr 2001 in dem ein Messina Fan durch den Böllerwurf eines Catania Fans
ums Leben gekommen war. Neben der Schließung des Gästeblockes, war es zudem allen Bewohnern der
italienischen Provinz von Catania untersagt Karten für das Spiel zu erwerben.
Genua: Neun Genua Fans, die sich der Anordnung, dass nur Bewohner der Region Friaul das Spiel von
Udine gegen Genua besuchen dürfen, widersetzt haben, erhielten eine Geldstrafe in Höhe von 1.000
Euro. Das Verhältnis zwischen beiden Vereinen gilt als entspannt bis freundschaftlich und die Genua Fans
verhielten sich das gesamte Spiel über friedlich, was die Verhältnismäßigkeit der Maßnahme erheblich in
Frage stellt.
Frosione: Wie aus einer Stellungnahme der Curva Nord Frosione hervorgeht, stehen Gästefanverbote
in Italien mittlerweile an der Tagesordnung. So traf es zum zweiten Mal hintereinander die Curva Nord
Frosione, die das Spiel in Florenz Anfang November ebenfalls nicht besuchen durfte. Grund ist ein Vorfall
von Anfang Oktober, bei dem es im römischen Hauptbahnhof zu Auseinandersetzung gekommen sein
soll, die Verspätungen im Zugverkehr verursacht haben sollen. Aus „Gründen der öffentlichen Ordnung“
wurde ihnen daraufhin das Besuchen von Auswärtsspielen untersagt. Die Curva Nord wehrte sich in ihrem
comunicato allerdings vergeblich gegen diese Anschuldigungen, die lediglich auf Angaben der italienischen
Bahn basieren sollen und auch der offene Brief den mehrere Abgeordnete des sozialdemokratischen PD an
den Premier- und Innenminister geschrieben hatten blieb erfolglos.
Ischia: Da von der Polizei auch das Drittligapiel Ischia gegen Caserta von Ende Oktober als Risikospiel
eingestuft wurde, blieben auch hier Gästefans ausgeschlossen und der Kartenverkauf an Bewohner der
Provinz von Caserta untersagt.
Mailand: Die Curva Sud von Milan forderte beim Heimspiel gegen Sassuolo die Entlassung von Manager
Galliani und Trainer Mihajlovic. Auf ihren Transparenten hieß es unteranderem der Manager sei ein dummer
Vogel, der ob mit oder ohne Geld bewiesen habe, dass er nichts tauge. Trotz der dann folgenden drei
Siege in Folge hielt der Protest auch beim 0:0 gegen Atlanta am 07. November an, sodass in der Kurve
größtenteils auf Banner, Fahnen und Spruchbänder verzichtet wurde.
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Catania: Bei den Freunden unseres verhassten Nachbarn aus dem Osten scheint es in der Fanszene
Unstimmigkeiten bezüglich des Umgangs mit der Tessera del Tifoso zu geben. Während die Curva Sud
Catania mit den Irriducibili wie bereits berichtet der Meinung ist, dass es Utopie sei, an das Ende der
Tessera zu glauben und man die Szene retten müsse, findet die Curva Nord man müsse Rückgrat beweisen
und der eigenen harten Linie treu bleiben. Man müsse das „Jetzt“ opfern, um eine bessere Zukunft zu
haben, teilte man mit und stellte klar, dass man die Entscheidung der Curva Sud trotzdem respektiere.
Es sind nicht die ersten Unstimmigkeiten innerhalb der dortigen Fanszene, so gab es letzte Saison auch
unterschiedliche Auffassungen über einen Stimmungsboykott der Curva Nord, dem sich die Curva Sud nicht
anschloss.
Verona: In Verona haben sich Anwohner öffentlich über die neuesten Sicherheitsmaßnahmen rund um
das Stadion Marcantonio Bentegodi beschwert. In einer Initiative, die über die lokale Zeitung L’Arena
vorangetrieben wurde, mahnen sie die „Militarisierung“ des gesamten Viertels rund um das Stadion an.
Ein neuer Zaun, der die Besucherströme trennen soll, trennt nun auch das Viertel und schneidet einen Teil
der Bewohner von der Nutzung der einzigen Grünfläche in der Nähe ab. Die Anwohner kritisieren man
behandle durch den Bau des Zaunes Menschen wie Tiere und viele Ladenbesitzer befürchten nun, von
Besucherströmen abgeschnitten zu sein und deshalb große Umsatzeinbußen hinnehmen zu müssen.
Saronno: Beim Spiel der beiden Nachbarstädte aus dem Mailänder Umland Saronno gegen Legnano
vor zwei Wochen soll es zu einer großen Auseinandersetzung zwischen beiden, seit jeher eher negativ
zueinander gesinnten, Fanszenen gekommen sein. Ein Marsch der Fans aus Legnano brachte die Heimseite
auf die Palme, sodass die „Fronte Ribelle“ das Stadion verließ und sich den Legnano Fans in den Weg
stellte. Die Auseinandersetzung bei der laut Augenzeugen mehrere 100 Fans beteiligt gewesen sein sollen
dauerte etwa 15 Minuten, bis sie von der Polizei beendet wurde.
Recanati: In der Provinz rund um Recanati sorgte zuletzt der Fall des fünfjährigen Simone, der sich durch
kochendes Wasser schwerste Verletzungen zugezogen hatte, für Bestürzung. Da die Krankenkasse Teile
der intensiven wie teuren Behandlung des kleinen Jungen als „Schönheitsoperationen“ einstuft und
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somit nicht bezahlt, stand die Familie ohne die Mittel da, um ihrem Sohn die notwendige Behandlung zu
ermöglichen. An dieser Stelle sprangen die Ultras von Recanati ein und teilten mit, sie würden gemeinsam
mit der Kirche Spenden für den kleinen Simone sammeln.
Pignone: Die Kommune von Pignone veröffentlichte auf ihrer Homepage einen Text in dem sich die
Stadtverantwortlichen noch ein Mal recht herzlich bei den Ultras von La Spezia für die Hilfe nach dem
Unwetter vom 25. Oktober 2011 bedanken und diese zu einem Fest zur Wiedereröffnung von damals
zerstörten Gebäuden einladen. In dem Text heißt es, dies sei alles ohne die Ultras nicht möglich gewesen.
Heutzutage würde niemand die Hilfe der Ultras wollen aber sie selbst hätten damals in der schwärzestden
Stunde der Stadt den wahren Wert der Ultras am eigenen Leibe erfahren und es sei eine große Ehre
gewesen Seite an Seite die Stadt aus dem Schlamm zu befreien.
Turin: Der Traditionsverein Torino Football Club baut auf dem Gelände seines historischen Filadelfia
Stadions eine neue Arena. Der Bau soll ein Jahr dauern und zum 90-jährigen Jubiläum des alten Stadions,
in dem Turin in den Vierziger Jahren seine größten Erfolge feierte, eröffnet werden. Turin galt seinerzeit als
eine der besten Mannschaften der Welt, bis im Jahre 1949 fast die gesamte Meistermannschaft bei einem
Flugzeugabsturz ums Leben kam.
Benevento: In der letzten Ausgabe hatten wir berichtet, dass die Fanszene von Benevento Calcio aufgrund
des heftigen Unwetters darauf verzichtet hatte die Auswärtsspiele ihrer Mannschaft zu besuchen und
stattdessen im Ort und Umgebung erste Hilfe geleistet hat. Die größten Schäden sind mittlerweile behoben
und die Stadt kann froh sein, dass die Ultras so organisiert und entschlossen Hilfe geleistet haben, kam
doch das Militär und große Teile des Zivilschutzes erst nach mehreren Tagen im Ort an. Die Ultras, in Italien
mittlerweile gerne auch als Seuche und „das Schlechte“ bezeichnet, waren es auch, die darauf verzichtet
haben ihren Status vom ehrenamtlichen Helfer auf einen als bezahlter „Notarbeiter“ ändern zu lassen,
wie es in Italien in Ausnahmesituationen gehandhabt wird, um genügend Arbeitskräfte zu mobilisieren.
Während der Einsatz in der italienischen Medienlandschaft nahezu komplett ignoriert wurde, bedankten
sich die Caritas und der Zivilschutz für die selbstlose Hilfe der Ultras. Eine tolle Geste gab es auch seitens
des Vereins US Avellino, der beim Spiel gegen Ascoli Picchio FC auf den Aufdruck des Hauptsponsors
verzichtete und stattdessen mit der Aufschrift Caritas Benevento auflief. Nach dem Spiel wurden die Trikots,
ähnlich wie die von Benevento, versteigert und die Erlöse an die Caritas Benevento für die Bewältigung
der Krise gespendet.
Sportliche Situation: Die Serie A bleibt weiterhin spannend. Nachdem AS Rom vor drei Wochen am 9.
Spieltag durch einen Sieg gegen Florenz kurzfristig die Tabellenführung übernehmen konnte, verloren sie
am 11. Spieltag das Spitzenspiel gegen Inter Mailand mit 1:0, während der SSC Neapel gegen den FC
Genua nicht über ein 0:0 hinauskam und Florenz durch einen Sieg wieder an AS Rom vorbeizog. Das von
uns erwähnte Kellerduell zwischen Carpi und Hellas Verona endete 0:0, während Juventus das Turin Derby
mit 2:1 für sich entscheiden konnte. Am 12. Spieltag gelang es Florenz seine Führung zu halten, während
AS Rom das Derby della Capitale mit 2:0 für sich entscheiden konnte, sodass sich bei Redaktionsschluss
folgende Konstellation ergab: Der AC Florenz führt die Liga mit 27 Punkten an. Punktgleich dahinter folgt
Inter Mailand. Auf Platz 3 und 4 folgen mit 26 beziehungsweise 25 Punkten AS Rom und der SSC Neapel.
Juventus Turin scheint mit zuletzt zwei Siegen in Folge die Krise beendet zu haben und konnte mit 18
Punkten bis auf Platz sieben und direkt hinter dem AC Mailand aufrücken. Mit acht Punkten Rückstand
dürfte das Erreichen der Champions League dieses Jahr jedoch ein eher schwieriges Unterfangen darstellen.
Schlusslichter der Liga bleiben nach wie vor mit jeweils sechs Punkten der FC Carpi und Hellas Verona.
Am heutigen Spieltag steht unter anderem das Duell zwischen Juventus und dem AC Mailand an. Für
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die vier führenden Mannschaften sollten die Spiele gegen Empoli, Frosione, Bologna und Hellas keine
allzu große Hürde darstellen, befinden sie sich doch allesamt am unteren Ende der Tabelle. Die ersten
Trainerentlassungen dieser Saison erfolgten übrigens in den letzten Wochen ebenfalls: Neben Giuseppe
Sannino, der beim FC Carpi seinen Stuhl räumen musste, wurden auch Giuseppe Iachini (Palermo), Walter
Zenga (Sampdoria) und Delio Rossi beim FC Bologna wegen Erfolglosigkeit entlassen.
Buchvorstellung
Eine Saison mit Verona (Tim Parks)
Der Untertitel des Buches lautet „Eine Reise durch Italien auf der Suche nach Träumen, Fußball und dem
Herzen des Landes“. Dieser Satz trifft den Inhalt des Buches schon ziemlich genau. So erwartet euch
hier kein reines Ultrabuch, sondern ein Buch, was versucht, uns die italienische Kultur näher zu bringen.
Die Saison von Hellas Verona steht dabei natürlich im Mittelpunkt. Geschrieben wurde es von Tim Parks,
einem Engländer, der in eine italienische Familie eingeheiratet hat und glühender Fan von eben Hellas
Verona ist. Die Tatsache, dass er kein gebürtiger Italiener ist, macht die Geschichten noch interessanter.
So gibt er einen ganz eigenen Blick auf das Leben in Verona. Ein großer Schwerpunkt ist der rassistische
Ruf der Fans aber auch der Stadt, der zurecht kritisch bearbeitet und erforscht wird. Das Buch richtet sich
kapitelweise nach den Spieltagen der Saison 2000/2001, was dazu führt, dass man sich zum Ende des
Buches dabei erwischt, wie man immer mehr mit dem Team aus dem Norden mitfiebert. Tim Parks besucht
dabei jedes Spiel seines Vereins. Die Auswärtsspiele immer auf einen anderen Weg, mal im Flugzeug mit der
Mannschaft, mal im Sonderzug, mal alleine, mal im Bus der Ultras rund um die Brigade Gialloblú. Neben
den unglaublich interessanten Anekdoten lernt man nebenbei noch etwas Italienisch, auch wenn es sich
fast ausschließlich ums Fluchen handelt.
Hier ein kleiner Auszug, der die Leseempfehlung noch einmal deutlich machen wird:
Tim Parks im Bus der Ultras auf den Weg nach Bari:
„Fondo hängt mit dem Kopf nach unten an der Gepäckablage. Er zieht seinen Pulli aus, dann sein T-Shirt,
dann zieht er die Jacke wieder an und setzt seine Verona-Mütze und seine teure Sonnenbrille auf. Er
schwankt hin und her und begießt sich von oben bis unten mit Bier. Sein Gesicht glänzt. „In der Dose ist
eine bomba. Fahr grade aus, Fahrer, Dio boia! Autista di merda.“ Den anderen, die anfangs noch
applaudiert haben, wird es allmählich langweilig. Die vier oder fünf älteren Männer möchten gerne schlafen.
Insbesondere ich selbst möchte wirklich sehr gerne schlafen. Aber anderseits ist das hier eine Gruppe von
Leuten, die ihre ganze kollektive Identität in die Vorstellung investiert haben, dass sie unverbesserlich sind.
Wie können sie sich also anmaßen einander zu kritisieren?“
Eine Saison mit Verona
von Tim Parks
ISBN-10: 3442453747
ISBN-13: 978-3442453740
Die größten Skandale des italienischen Fußballs 1. Teil
Wie ihr bereits in vorherigen Ausgaben lesen konntet, kann man nicht behaupten Italien sei eines der
korruptionsärmsten Länder Europas. So blieb in der Vergangenheit auch der Fußball im Mutterland der
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Ultras nicht unbeschadet von der Gier einiger weniger willkürlichen Repressalien des Staates oder extremer
Polizeigewalt. Im folgenden Text möchten wir euch vier der größten Skandale Italiens vorstellen:
Totonero Wettskandal
Der erste große Skandal des italienischen Fußballs ist der als „Totonero“ bezeichnete Wettskandal
von 1980. Der Name ist eine Abwandlung des legalen italienischen Wettanbieters Totocalcio. Mehrere
Dutzend Spieler aus den obersten zwei Ligen, sowie einige Funktionäre und Vereine waren in die illegalen
Absprachen involviert.
Der damals 32 Jährige Gemüsehändler Massimo Cruciano hatte sich über das Restaurant von Alvaro Trinca in
Kontakt mit mehreren Spielern von Lazio Rom begeben, die dort regelmäßig essen gingen. Sie vereinbarten
den Ausgang etlicher Spiele, wodurch Cruciano und Trinca hohe Summen auf die abgesprochenen Partien
setzten. Allerdings lief nicht alles wie geschmiert. Der erste Betrugsversuch scheiterte zum Beispiel daran,
dass die Spieler Lazio Roms den Flug zum Spiel Lazio-Palermo verpassten. Nachdem viele weitere Spiele
nicht das gewünschte Ende fanden, begannen Cruciano und Trinca misstrauisch zu werden. Sie hatten
zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Millionen Lire (mehrere zehntausend Euro) verloren und standen
bei den Buchmachern in hoher Schuld. Nachdem ein Gemüsewagen von Cruciano angezündet wurde,
entschloss sich dieser, dem Treiben ein Ende zu setzen. Sie begannen Druck auf die Verantwortlichen
auszuüben und ließen die Geschehnisse über einen Anwalt an die Öffentlichkeit gelangen. Obwohl sie eine
Art Omertà-Zahlung über 20 Millionen Lire (20.000 Euro) auf Geheiß des damaligen Milan Präsidenten
Felice Colombo bekamen, informierten sie die zuständigen Behörden. Diese sorgten am 23. März für ein
kurioses Schauspiel. So wurden die verdächtigen Spieler und Funktionäre nicht nur während des Spieltags
festgenommen, sondern teilweise auch in Handschellen vom Platz geführt. Insgesamt wurde gegen zwölf
Vereine aus der Serie A und B, sowie 25 Spielern und sieben Funktionäre ermittelt. Letztendlich mussten
Lazio Rom und der AC Mailand in die Serie B absteigen. Avelino, Bologna und Perugia bekamen fünf
Minuspunkte für die Saison 80/81 in der Serie A. Zudem wurden die Zweitligavereine Palermo und Taranto
ebenfalls mit fünf Strafpunkten belegt. Etwas heftiger fielen die Strafen gegen die etlichen involvierten
Spieler aus. Diese variierten zwischen drei Monaten und sechs Jahren Sperre. Unter den Spielern befand
sich auch der bekannte Paolo Rossi, dessen Strafe von drei auf zwei Jahre reduziert wurde, damit er bei
der WM ’82 dabei sein konnte. Dort schoss er Italien zum Titel und wurde selbst Torschützenkönig. Milans
damaliger Präsident Colombo wurde lebenslang gesperrt.
Calciopoli
Der wohl größte Skandal der jüngeren Vergangenheit im italienischen Fußball kam im Mai 2006, kurz
vor der Fußball Weltmeisterschaft, ans Licht. Der Skandal umfasste Absprachen und Bestechungen von
Schiedsrichtern in den obersten Ligen des Landes. Beteiligt waren unter anderem die Vereine Juventus,
Fiorentina, Lazio und Reggina. In die Öffentlichkeit gelangte der Skandal, als mehrere Tageszeitungen
Mitschnitte von Telefonaten veröffentlichten, die im Zuge von Ermittlungen gegen die italienische Fußball
Agentur Gea World aufgezeichnet worden waren. Hierbei versuchten die Juventus Manager Luciano Moggi
und Antonio Giraudo den Verband, bei Auswahl der jeweiligen Schiedsrichter für die einzelnen Spiele
zu beeinflussen. Es soll ein Netzwerk zwischen verschiedenen Funktionären gegeben haben, die über
Schweizer SIM Karten miteinander kommuniziert und Schiedsrichter bestochen haben sollen.
Juventus, Lazio und Fiorentina wurden zu einem Zwangsabstieg in die zweite Liga verurteilt, während es
beim AC Mailand und Reggina lediglich zu einem Punkteabzug kam. Die Meisterschaft der Saison 2004/05
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sowie 2005/06 von Juve wurden aberkannt. Letztendlich absteigen musste jedoch nur Juventus Turin, da
die anderen Vereine ihre Urteile erfolgreich abmildern konnten und auch Juve stieg bereits ein Jahr später
wieder in die Serie A auf. Dennoch verließen zahlreiche namenhafte Spieler wie Cannavaro oder Ibrahimović
den Verein. In den späteren Prozessen wurden Giraudo und Moggi zu Haftstrafen verurteilt, die jedoch in
letzter Instanz wegen Verjährung aufgehoben wurden. Bei den Prozessen der Sportgerichtsbarkeit wurden
außerdem zahlreiche andere namenhafte Personen wie der heutige AC Mailand Manager Galliani oder der
Großunternehmer Diego Della Valle vorübergehend im Fußball gesperrt. Des Weiteren kam raus, dass auch
Inter Mailand an den dubiosen Telefonaten beteiligt gewesen sein soll. Abschließend stellte das Gericht
bei folgenden Funktionären Verstöße gegen die Statuten des Verbandes fest: Campedelli (Chievo), Cellino
(Cagliari), Corsi (Empoli), Foschi (Palermo), Foti (Reggina), Gasparin (Vicenza), Governato (Brescia), Meani
(Milan), Moratti (Inter), Spalletti (Udinese), Facchetti (Inter), Meani (Milan), Spinelli (Livorno). Insgesamt
muss man sagen, dass die Aufarbeitung völlig unzureichend gelaufen ist und am Ende wohl mehr offene
Fragen im Raum standen als Klarheit.
Gabriele Sandri
Am 11. November jährte sich der tragische Tod des Lazio Fans Gabriel Sandri zum achten Mal. Dieser war
am morgen des 11. November 2007 mit Freunden auf dem Weg zum Fußballspiel seiner Lazio in Mailand,
als ein Schuss des Polizisten Luigi Spaccarotella ihn in den Nacken traf. Dem Schuss, der von der anderen
Seite der Autobahn abgegeben worden war, gingen kleinere Ausschreitungen auf dem Autobahnrastplatz
Badia al Pino an der A1 bei Arezzo zwischen Lazio Anhängern und Fans von Juventus Turin voraus, die
sich auf dem Weg nach Parma befanden. Laut eigener Aussage veranlassten die Auseinandersetzungen
den Polizisten Spaccarotella einen Warnschuss in die Luft abzugeben. Ein zweiter Schuss habe sich beim
Laufen gelöst, als er versuchte auf die andere Fahrbahn zu gelangen, um die Kennzeichen der zu diesem
Moment schon abfahrenden Autos festzustellen. Diese Aussage steht nicht nur im völligen Widerspruch zu
jeglicher Art von Verhältnismäßigkeit, sondern auch zu mehreren Zeugenaussagen, die den Polizisten mit
zwei ausgestreckten Armen über die Breite der Autobahn in Sitzhöhe auf das abfahrende Auto schießen
sahen. Eine japanische Zeugin, die zufällig vor Ort war, beschrieb die Situation wie folgt: „Der Polizist
richtete, nachdem er stehengeblieben war, die Pistole mit beiden ausgestreckten Armen in Richtung des
Autos. Er wartete etwa zehn Sekunden, und schoss.“
Zu diesem Schluss kam drei Jahre nach dem Tod Sandri’s auch das Oberlandesgericht von Florenz, welches
den Polizisten zu neun Jahren und vier Monaten Knast für Totschlag mit bedingtem Vorsatz verurteilte.
Zunächst war in erster Instanz nur ein Urteil von sechs Jahren wegen fahrlässiger Tötung ausgesprochen
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worden, welches die Tat als tragischen Unfall bezeichnete und vielerorts Entsetzen auslöste. Die
Verteidigung Spaccarotellas hatte im Laufe des Verfahrens auf Freispruch plädiert und unter anderem die
schweren Polizeischuhe (!) als Entlastungsargument geliefert.
Der Tod Sandris löste in Italien eine Welle von Trauer, Wut und Solidarität aus. Viele Ultragruppen
wünschten sich die Aussetzung des Spielbetriebs der Serie A, so wie es nach dem Tod des Polizisten Filippo
Raciti Anfang des Jahres 2007 geschehen war. Stattdessen wurde lediglich das Spiel Lazio-Inter abgesagt.
Alle anderen Spiele der Serie A wurden mit zehnminütiger Verspätung angepfiffen. Die Fans von Atalanta
Bergamo und dem AC Mailand sorgten für einen Spielabbruch. Vielerorts wurde der Support eingestellt und
wich „Assassini“ (Mörder) Chören gegen die eingesetzte Polizei. Zudem wurden in der Nacht nach dem
Mord zwei Polizeistationen in Rom von Lazio Ultras angegriffen. Es gab eine beeindruckende Beisetzung
Sandris, zu welcher mehrere tausend Menschen kamen. Darunter auch nahezu die gesamte Mannschaft
von Lazio Rom.
Auch im Angesicht des tragischen Ereignisses ließen es sich italienische Funktionäre und Politiker nicht
nehmen, eben diesen und die Reaktionen darauf als Grund für weitere Repressionen und Gesetze zu
benutzen. So stellt das Jahr 2007, mit den Todesfällen von Gabriele Sandri und Filippo Raciti, einen
negativen Höhepunkt für die italienische Ultraszene dar. Nur sechs Tage nach dem Tod von Raciti wurde das
im Volksmund nach dem damaligen Innenminister Giuliano Amato benannten „Decreto Amato“ umgesetzt.
Dieses ebnete weitreichenden Repressionen Tür und Tor und war wohl auch der Grundstein für die einige
Jahre später eingeführte Tessera del Tifoso.
In einem kürzlich veröffentlichten Interview dankte Gabrieles Vater Giorgio allen Fußballfans, die ihn
und seine Familie vor allem auch im Prozess unterstützt hatten. War zunächst versucht worden Gabriele
im Prozess zu diskreditieren, um einen Freispruch für den Polizisten durchzusetzen, blieb die Familie
hartnäckig. Hierdurch und durch die Aufmerksamkeit, die dem Fall durch den Fußball geschenkt wurde,
konnte Gerechtigkeit erzielt und Spaccarotella wegen Totschlags verurteilt werden. Zum Jahrestag tauchten
an mehreren Stellen in Rom sowie am Rastplatz Spruchbänder auf und es wurden Blumen niedergelegt.
Antonio Speziale
Im Nachgang des sizilianischen Derbys Palermo-Catania am 2. Februar 2007 kam es zu heftigen
Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Ultragruppen und den Einsatzkräften außerhalb des
Stadions. Im Zuge dessen kam der damals 40 jährige Polizist Filippo Raciti ums Leben. Für die italienischen
Medien und die Politik war sofort klar, dass Raciti einem gewalttätigen Ultra zum Opfer gefallen war. Nur
wenige Tage später initiierte der damalige italienische Innenminister die „Decreti anti ultra“. Auch wurde
schnell ein Sündenbock gefunden und öffentlich an den Pranger gestellt. Der damals 17 jährige Antonio
Speziale soll mit dem Wurf einer Waschbeckenverkleidung den Polizisten getroffen und umgebracht haben.
Das Urteil in erster Instanz lautete 14 Jahre Haft. Mittlerweile wurde die Strafe in letzter Instanz 2012 auf
acht Jahre abgemildert. Dennoch wird das Verfahren bis heute von einigen Ungereimtheiten begleitet.
Es gibt verschiedene Videoaufnahmen, die zeigen wie zwei Catania Ultras zwischen Minute 19:04 und
19:09 die Waschbeckenverkleidung in hohem Bogen einigen Polizisten entgegen schleudern. Außerdem
nimmt eine weitere Kamera auf, wie die Verkleidung am Boden zerschellt ohne jemanden direkt zu Treffen.
Von Aufnahmen des angeblichen Todeswurfs fehlt also jede Spur. Außerdem hatte die wissenschaftliche
Kammer der Polizei in Rom im Laufe des Verfahrens ausgeschlossen, dass die Verkleidung als Waffe für die
tödlichen Verletzungen Racitis verantwortlich sein kann. Dieser sei an inneren Verletzungen, nämlich vier
Rippenbrüchen und einem Leberriss, gestorben. Diese Hinweise decken sich mit der Aussage Speziales vom
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8. Februar 2007, in welcher er den Wurf zugibt, allerdings beteuert niemanden getroffen zu haben. Erst
knappe anderthalb Stunden nach dem Wurf, fängt Raciti an über Schmerzen zu klagen und wird schließlich
ohnmächtig. Im Krankenhaus kann nur noch sein Tod durch innere Blutungen festgestellt werden. Es bleibt
fraglich, wie jemand mit einer solch schweren Verletzung noch anderthalb Stunden seinen Dienst verüben
konnte. Der Verteidiger Speziales fasst es wie folgt zusammen: „Der Moment, in dem Filippo Raciti die
tödliche Verletzung beigebracht bekommen haben soll, wird von niemandem wahrgenommen, nicht einmal
von ihm selbst“. Interessant ist weiterhin die vor Gericht zurückgezogenene Aussage eines Kollegen Racitis.
Dieser habe beim Zurücksetzen seines Einsatzwagens, dessen Rückspiegel bereits fehlten, inmitten von
Rauch und Chaos einen Aufprall wahrgenommen und Raciti am Boden liegen sehen. In dieselbe Richtung
geht die Tatsache, dass Farbreste des Jeeps an der Kleidung des toten Beamten festgestellt wurden. Obwohl
Italiens oberstes Gericht im Februar 2014 einem Antrag auf die Wiederaufnahme des Verfahrens folgte,
hinterlässt die gesamte Aufarbeitung des Falles einen sehr faden Beigeschmack und steht symptomatisch
für die Ungleichbehandlung von Polizisten und normalen Bürgern vor den Gerichten Italiens.
Gemischte Tüte
Hamburg: Aufgrund einer Pyroaktion in der Südkurve des FC St. Pauli und „mehrfacher sicherheitsrelevanter
Verstöße in diesem Stadionbereich“ (O-Ton der Polizei Hamburg) untersagte eben diese den Alkoholausschank
in der Heimkurve für das Spiel gegen Fortuna Düsseldorf. Ein Verbot von alkoholischen Getränken bei
internationalen Spielen oder „Risikospielen“ ist inzwischen öfters der Fall. Eine Einschränkung dieser Art
in nur einem Teil des Stadions ist doch unüblich. Abgesehen davon, dass sich der Konsum dann einfach vor
das Stadion verlagert, ist die Verbindung zwischen einer
Pyroaktion und Alkoholkonsum dabei auch eher schwer
nachvollziehbar. Normalerweise entschließt man sich
zum Zünden ja nicht beim Suff im Stadion, sondern etwas
früher. Letztendlich also eine typische Aktion der Polizei,
um einen Keil zwischen Fans zu treiben und mit sinnlosen
Verboten weitere Pyroshows zu verhindern. Da man als
aktiver Fan oftmals mehr Kreativität und Einfallsreichtum
besitzt als ein Schreibtischtäter im Polizeirevier, antwortete
Ultrà Sankt Pauli auf das Verbot mit Freibier vor der
Südkurve. So wurden mehrere Tausend Biere gegen eine
freiwillige Spende verteilt. Das gesammelte Geld soll in zukünftige Pyroshows gesteckt werden. Wenn also
das nächste Mal von Pauli-Fans Pyrotechnik gezündet wird, können die Verantwortlichen bei der Polizei
davon ausgehen, dass sie indirekt einen Teil zur Finanzierung beigetragen haben. Blöd gelaufen.
Osnabrück: Beim Gastspiel des Halleschen FC in Osnabrück kam es zu einer kontrollierten Pyroaktion
und einem angeblichen Zaunfahnenklau einer Osnabrücker Fahne. Dies veranlasste die Polizei und die
Sicherheitskräfte laut einer Stellungnahme des HFC-Fankurvenrats dazu, völlig durchzudrehen. So kam
es laut den HFC-Fans zu zahlreichen Verletzungen bei den Anhängern, nachdem sogar die Security
verbotenerweise Pfefferspray und einen Schlagstock einsetzte und auch die Polizei einige Fans verletzte.
Im Anschluss wurden alle Anwesenden Körperkontrollen unterzogen und abgefilmt. Ferner wurden fleißig
Anzeigen wegen schweren Landfriedensbruchs und Körperverletzung gegen alle verbliebenen Fans
geschrieben. Auch die Busse wurden penibelst durchsucht, wobei einige persönliche Gegenstände verloren
gingen. Letztendlich wurde natürlich keine Zaunfahne gefunden. Diese Maßnahmen zogen sich insgesamt
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über fünf Stunden bis weit in die Nacht hin. Man kann der Polizei also durchaus den Vorwurf machen, durch
das sinnlose Vorgehen die übermüdeten Autofahrer in Gefahr gebracht zu haben, da diese noch einen
weiten Heimweg vor sich hatten.
England: Dass die Uhren in England für Fußballfans anders ticken, dürfte hier jedem Leser bekannt sein.
Umso wichtiger ist es, die Auswirkungen von solchen Zuständen zu verdeutlichen. So wurde zwölf Aston
Villa Fans ein Stadionverbot für drei Spiele für das Stehen und Singen auf den Rängen ausgestellt. Mit
dem Verein wurde erst letztes Jahr eine „Singing Area“ eingerichtet, in der die Fans jetzt für Stimmung
sorgen. Der Verein begründete die Verbote damit, dass andere Besucher gestört wurden. Unter https://
www.change.org/p/tom-fox-hands-off-brigada-1874 gibt es eine Petition gegen diese absurde Strafe, die
bereits von über 2.000 Personen unterzeichnet wurde.
Leipzig: Eine bizarre Geschichte spielte sich in Leipzig-Leutzsch ab. So wurde ein Spiel aufgrund einer
Auseinandersetzung von Fans nicht angepfiffen. Vor dem Spiel BSG Chemie gegen Rapid Chemnitz
stieg ein Fan mit Hitlergruß aus dem Chemnitzer Fanbus. Diese Geste wurde von Fans der BSG Chemie
geahndet und es entwickelte sich eine Auseinandersetzung zwischen beiden Fanlagern, in die auch der
Mannschaftsbetreuer der Chemnitzer verwickelt war. Ein Spieler von Chemie, der schlichten wollte, wurde
verletzt. Nach der Auseinandersetzung wollte Rapid Chemnitz nicht mehr zum Spiel antreten, da man die
Sicherheit der Spieler nicht gewährleistet sah. Laut dem Verein BSG Chemie tranken die Rapid-Spieler lieber
im Spielertunnel Bier.
Jena: Bei dem Verein, dessen Fans teilweise auch eine Freundschaft zu unserem heutigen Gegner pflegen,
deuten sich einige Veränderungen an. Das Ernst-Abbe-Sportfeld, in dem der FC Carl Zeiss Jena beheimatet
ist, soll erneuert werden. Die Bürgerinitiative „Unser Stadion“ hat in diesem Zuge einen offenen Brief an
die Verantwortlichen der Stadt Jena geschrieben. Im bisher veröffentlichten Plan der Stadt soll die Südkurve,
in der traditionell die Jenafans beheimatet sind, zum Gäste-und Pufferblock werden. Dementsprechend
wäre die Heimkurve dann im Norden des Stadions. Dies stößt den Fans natürlich übel auf, sodass sich in
einem Positionspapier mit der Forderung „Südkurve bleibt“ entschieden gegen diese Pläne gestellt wird.
Neben dem Verein, der Fanszene und einigen Politikern solidarisierte sich auch die Mannschaft durch
entsprechende T-Shirts mit der Forderung.
Polen: Nachdem wir euch schon von dem Boykott Posens aufgrund des „Flüchtlingseuros“ in der
Europa League berichteten, positionierte sich eine weitere polnische Szene im Stadion in der Debatte
um Geflüchtete in Europa. Beim Spiel gegen Lech zog die Heimkurve von Slask Wroclaw eine Blockfahne
hoch, die von verschiedener Pyrotechnik
untermalt wurde. Auf der Fahne war ein
riesiger Kreuzritter mit einem Slask -Schild
zu sehen, der Europa, beziehungsweise
das Christentum, gegen ankommende
Schiffe verteidigt, die mit Muslimen
besetzt sind. Die Schiffe waren mit den
Namen verschiedener Terroristen(gruppen)
bemalt, was die martialische und zugleich
geschmacklose Botschaft komplettierte.
In einem Land mit vergleichsweise sehr
niedriger muslimischer Bevölkerung wirkt
die Choreografie umso deplatzierter.
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