Der Weg zum Master - Bayerische Landesapothekerkammer
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Der Weg zum Master - Bayerische Landesapothekerkammer
PZ CAMPUS 6 / 2006 Grund zur Freude. Mit einem Aufbaustudium können sich Pharmazeuten für bestimmte Berufsfelder qualifizieren Fotonachweis: Frank Homann/Uni Bonn forschung, Entwicklung und Überwachung von Arzneimitteln und Medizinprodukten mitzuwirken. Der PostgraduiertenStudiengang deckt das breite Spektrum der bei der Arzneimittelentwicklung anfallenden Aktivitäten ab. Zulassungsbedingung ist wie bei den meisten anderen Aufbaustudiengängen ein naturwissenschaftliches oder medizinisches Studium und mindestens ein Jahr Berufspraxis. Das Studium endet nach zwei Jahren mit einer Abschlussarbeit. Erfolgreiche Absolventen können zum Beispiel bei Arzneimittelherstellern oder in Gesundheitsministerien Beraterposten übernehmen. Zusatzqualifikation Der Weg zum Master Sven Siebenand, Eschborn / Während viele Pharmaziestudenten froh sind, wenn sie die Approbation in der Tasche haben, können andere vom Studieren gar nicht genug bekommen. An vielen Universitäten im In- und Ausland werden Aufbaustudiengänge für Pharmazeuten zum Erwerb von Zusatzkenntnissen in anderen Fachrichtungen angeboten. Grundsätzlich können diese Angebote berufsbegleitend oder in Vollzeit als Zweitoder Postgraduiertenstudium absolviert werden. Der Abschluss »Master of Business Administration« (MBA) hat sowohl in Deutschland als auch im Ausland einen guten Ruf. Zum Beispiel schließt der Studiengang »Management ambulanter und integrierter medizinischer Versorgung« an der Universität Lübeck mit diesem Titel ab. In dem berufsbegleitenden Studium werden über vier Semester medizinische, ökonomische und organisatorische Prozesse im Gesundheitswesen gelehrt. Die Teilnehmer qualifizieren sich für die Übernahme von Management- und Controllingfunktionen. Vor allem in Bereichen, in denen sowohl wissenschaftliche als auch wirtschaftliche Kompetenzen gefragt sind, haben Absolventen gute Beschäftigungschancen, zum Beispiel bei Krankenkassen, Versicherungen, Krankenhäusern oder in der pharmazeutischen Industrie. Gesundheitsmanagement Ebenso gute Aussichten verspricht die Ausbildung zum Health-Care-Manager. Viele Universitäten bieten einen entsprechenden MBA-Studiengang an. So bietet das Institute of Management and Technology in Stuttgart den berufsbegleitenden Masterstudiengang »MBA Health Care Managemen« an. Studenten erlernen Methoden aus Betriebswirtschaft, Gesundheitsöko- 42 556 Pharm. Ztg. · 151. Jahrgang · 9. Februar 2006 nomie und -recht. Zum »Praktischen Betriebswirt für die Pharmazie« bildet die Wirtschaftsakademie Deutscher Apotheker GmbH an der Universität Bayreuth aus. Einen anderen Schwerpunkt setzt die Fachhochschule Magdeburg-Stendal im Studiengang »Health Promotion – Gesundheitsförderung«. Die Teilnehmer lernen deutsche und europäische Konzepte der Gesundheitsförderung kennen. Consumer-Health-Care Die Humboldt-Universität Berlin bietet das berufsbegleitende, dreisemestrige Teilzeitstudium »Consumer-Health-Care« an. Neben interdisziplinärem Basiswissen berücksichtigt dieser Studiengang vor allem das Zusammenspiel aller Gesundheitspartner, die an der Arzneimittelversorgung beteiligt sind. Im Mittelpunkt stehen Wandlungsprozesse auf den Gesundheitsmärkten und die Konsequenzen, die sich daraus für die Patienten ergeben. Absolventen qualifizieren sich für Aufgaben in der Arzneimittelindustrie oder in der Gesundheitsversorgung. Arzneimittelentwicklung Wem betriebswirtschaftlich geprägte Studiengänge nicht zusagen, der kann beispielsweise den Masterstudiengang »Pharmaceutical Medicine« an der Universität Duisburg-Essen belegen. Die Studenten erwerben die Qualifikation, an der Er- Auf ins Ausland Die Universität Tübingen bietet einen Kurs für Krankenhaus- und Offizinapotheker an, die ihre Patienten stärker klinisch-pharmazeutisch betreuen wollen. Mit Unterstützung der Landesapothekerkammer BadenWürttemberg werden pro Jahr maximal 20 Teilnehmer zum Kurs »Clinical Pharmacy« zugelassen. Nach erfolgreichem Abschluss verleihen die Universität Tübingen und die School of Pharmacy in London das »Certificate in Pharmacy Practice«. Dieses wird als Teilnahmevoraussetzung für das Postgraduiertenprogramm der London School of Pharmacy anerkannt. Die Universität Gainesville in Florida kooperiert mit den Apothekerkammern Bayern und Nordrhein. In der Klinischen Pharmazie bietet die US-Universität für deutsche Apotheker einen berufsbegleitenden Working-Professional-PharmDStudiengang (WPPD) an. In dem dreijährigen, englischsprachigen Studium werden arzneimittelbezogene Probleme analysiert und patientenorientierte Interventionen und Lösungsvorschläge erarbeitet. Das Studium setzt sich zusammen aus Präsenzveranstaltungen in den USA und Deutschland, E-Learning und Telefonkonferenzen. Die Prüfungen finden sowohl theoretisch als auch praktisch (Clinical Practice Assessements) statt. »Der PharmD-Abschluss erhöht die Chancen, im Bereich Klinische Pharmazie zu arbeiten«, sagt Dr. Sonja Mayer, die das Pilotprojekt in den Jahren 2002 bis 2005 von Seiten der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK) betreute. »In erster Linie qualifizieren sich die Studenten für den Krankenhausbereich, aber auch ein Job an der Universität, in einer auf Pharmazeutische Betreuung spezialisierten Apotheken oder als Lehrkraft sind denkbar«, so Mayer weiter. »Der Titel PharmD ist gerade bei in- ternational arbeitenden Unternehmen der Pharmaindustrie bekannt und erhöht meines Erachtens die Einstellungschancen«, fügt Apothekerin Monika Trojan, die den Studiengang bereits erfolgreich abgeschlossen hat, hinzu. Den durchschnittlichen Arbeitsaufwand für das Studium schätzt sie auf circa 15 Stunden pro Woche. Am 25. Februar findet in München das nächste Orientierungstreffen zum WPPDProgramm statt. Interessierte können sich bei Dr. Sonja Mayer von der BLAK unter [email protected] anmelden. Epidemiologie Seit dem Wintersemester 2004/2005 bietet das Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) der Universität Mainz ein Aufbaustudium »Epidemiologie« mit dem Abschluss »Master of Science« an. Ziel ist es, den Absolventen detaillierte Kenntnisse analytisch-epidemiologischer Methoden zu vermitteln und neue Beschäftigungsperspektiven im Gesundheitswesen zu eröffnen. Der Studiengang setzt sich aus Modulen zusammen (fünf neuntägige Pflichtmodule und min- PZ CAMPUS 6 / 2006 destens vier fünftägige Wahlmodule), dauert in der Regel zwei Jahre und kann berufsbegleitend absolviert werden. Auch die kooperierenden Hochschulen Bielefeld, Berlin und München bieten den »Master of Science in Epidemiology« an. Drug Regulatory Affairs An Apotheker, die eine Tätigkeit in der Zulassung anstreben oder ausüben, richtet sich der international ausgerichtete Studiengang »Master of Regulatory Affairs« an der Universität Bonn (siehe Interview). Know-how zu Zulassungs-Dokumentation, Zulassungsstrategien und pharmazeutischem Recht werden darin vermittelt. Die Ausbildung dauert mindestens ein Jahr und gliedert sich in zwölf Module. Unter anderem beinhaltet es ein sechsmonatiges Praktikum in der Zulassungsabteilung eines Pharmaunternehmens. Pharmaziegeschichte Historisch Interessierte können zum Beispiel in Marburg, Heidelberg und Braunschweig ein Aufbaustudium »Pharmaziegeschichte« beginnen. Im Anschluß an das Zulassung Profis dringend benötigt dreisemestrige Aufbaustudium besteht die Möglichkeit, eine pharmazie- oder naturwissenschaftshistorische Dissertation zu erarbeiten und diese mit der Promotion zum Doktor der Naturwissenschaften abzuschließen. Das Studium vermittelt geisteswissenschaftliche Methoden und gibt einen Überblick über die Geschichte der Pharmazie. An der Universität Marburg sind die Unterrichtszeiten so günstig gelegt, dass auch berufstätige Apotheker daran teilnehmen können. Radiopharmazie In der Schweiz bietet das Zentrum für Weiterbildung der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich ein Nachdiplomstudium »Humanernährung« und einen Zertifikatslehrgang »Radiopharmazie« an. Im Blockunterricht erlernen die Teilnehmer vertiefte Kenntnisse in Herstellung und Qualitätskontrolle radioaktiver Arzneimittel. Links zu diesen und weiteren Aufbauund Ergänzungsstudiengängen finden Sie im Internet unter www.apothekenberufe.de/apotheker/links.htm . / Professor Dr. Harald G. Schweim Sven Siebenand, Bonn / Der Inhaber des Lehrstuhls für Drug Regulatory Affairs an der Universität Bonn, Professor Dr. Harald G. Schweim, erläuterte der PZ den Studiengang »Master of Regulatory Affairs« und die Jobaussichten in der Arzneimittelzulassung. PZ: An wen richtet sich der Studiengang »Master of Regulatory Affairs«? Schweim: Naturwissenschaftler und Mediziner aus der ganzen Welt können zugelassen werden. Insbesondere für Apotheker ist dieser Studiengang interessant. Mehr als zwei Drittel der Teilnehmer sind Pharmazeuten. PZ: Dann sind Apotheker also die Idealbesetzung für die Zulassungsabteilung? Schweim: Ja. Zum einen macht das Pharmaziestudium sie zu Generalisten. Zum anderen sind sie Experten im Bereich Pharmakologie. Das macht gerade Apotheker interessant für die Arbeitsplätze in der Zulassungsabteilung eines Unternehmens. Denn diese übernimmt in der Regel eine wichtige Mittlerfunktion zwischen anderen Abteilungen der pharmazeutischen Industrie wie Galenik, Klinik und Vorklinik. Hierfür sind genau diese Kenntnisse gefragt. PZ: Eignet sich der Studiengang auch für »Zulassungsneulinge«? Schweim: Auch Teilnehmer ohne Erfahrung im Bereich Reg-Affairs können das Studium erfolgreich abschließen. Allerdings sollten sie einen zusätzlichen Arbeitsaufwand von circa 30 Stunden pro Studienmodul einplanen. Mindestens ein Jahr Berufserfahrung im Bereich Zulassung halte ich für sehr nützlich. PZ: Lassen sich Masterstudium und Beruf miteinander kombinieren? Schweim: Das ist möglich, verlangt aber große Disziplin von den Teilnehmern. Die Präsenzzeit an der Universität liegt pro Modul bei circa 30 Stunden. Dazu kommen noch circa 30 Stunden für die Studienarbeiten, die in jedem Abschnitt Pflicht sind. Das heißt, mindestens jedes zweite Wochenende sind die Teilnehmer gebunden. Einige von ihnen machen daher von der Möglichkeit Gebrauch, das Studium auf drei Jahre zu strecken. PZ: Wie sehen die Prüfungsanforderungen genau aus? Schweim: Die Studenten müssen drei Hürden überwinden: Eine Klausur nach sechs Modulen, eine mündliche Abschlussprüfung und die Masterarbeit. Das Thema der Arbeit können die Absolventen selbst vor- schlagen. Sie wird in der Regel in englisch geschrieben und umfasst durchschnittlich 40 bis 80 Seiten. PZ: Welche Chancen bietet der Titel »Master of Regulatory Affairs«? Schweim: Die Jobaussichten sind meines Erachtens sehr gut. In fast allen pharmazeutischen Unternehmen vergrößert sich die Zulassungsabteilung. Aus Einzelbefragungen weiß ich, dass mit dem Master-Abschluss ein bis zwei Karrierestufen übersprungen werden können. Gehaltserhöhungen um 800 Euro sind dann möglich. Wer es bis zum Leiter der Zulassungsabteilung schafft, kann in großen Unternehmen 300 000 Euro im Jahr verdienen. PZ: Wird der Studiengang auch im Ausland anerkannt? Schweim: Ja. Im internationalen Vergleich steht Bonn bei den Zulassungs-Studiengängen ganz oben. Der Master of Regulatory Affairs ist ein internationaler Abschluss. Absolventen können damit auch in anderen Ländern einen Arbeitsplatz finden. / Pharm. Ztg. · 151. Jahrgang · 9. Februar 2006 557 43