Der Weg zum Master - Bayerische Landesapothekerkammer

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Der Weg zum Master - Bayerische Landesapothekerkammer
PZ
CAMPUS
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Grund zur Freude. Mit einem Aufbaustudium können sich Pharmazeuten für
bestimmte Berufsfelder qualifizieren
Fotonachweis: Frank Homann/Uni Bonn
forschung, Entwicklung und Überwachung von Arzneimitteln und Medizinprodukten mitzuwirken. Der PostgraduiertenStudiengang deckt das breite Spektrum
der bei der Arzneimittelentwicklung anfallenden Aktivitäten ab. Zulassungsbedingung ist wie bei den meisten anderen Aufbaustudiengängen ein naturwissenschaftliches oder medizinisches Studium und
mindestens ein Jahr Berufspraxis. Das Studium endet nach zwei Jahren mit einer Abschlussarbeit. Erfolgreiche Absolventen
können zum Beispiel bei Arzneimittelherstellern oder in Gesundheitsministerien
Beraterposten übernehmen.
Zusatzqualifikation
Der Weg zum Master
Sven Siebenand, Eschborn / Während viele Pharmaziestudenten froh sind,
wenn sie die Approbation in der Tasche haben, können andere vom Studieren gar nicht genug bekommen. An vielen Universitäten im In- und Ausland werden Aufbaustudiengänge für Pharmazeuten zum Erwerb von
Zusatzkenntnissen in anderen Fachrichtungen angeboten.
Grundsätzlich können diese Angebote berufsbegleitend oder in Vollzeit als Zweitoder Postgraduiertenstudium absolviert
werden. Der Abschluss »Master of Business Administration« (MBA) hat sowohl in
Deutschland als auch im Ausland einen
guten Ruf. Zum Beispiel schließt der Studiengang »Management ambulanter und
integrierter medizinischer Versorgung« an
der Universität Lübeck mit diesem Titel ab.
In dem berufsbegleitenden Studium werden über vier Semester medizinische, ökonomische und organisatorische Prozesse
im Gesundheitswesen gelehrt. Die Teilnehmer qualifizieren sich für die Übernahme von Management- und Controllingfunktionen. Vor allem in Bereichen, in denen sowohl wissenschaftliche als auch
wirtschaftliche Kompetenzen gefragt sind,
haben Absolventen gute Beschäftigungschancen, zum Beispiel bei Krankenkassen,
Versicherungen, Krankenhäusern oder in
der pharmazeutischen Industrie.
Gesundheitsmanagement
Ebenso gute Aussichten verspricht die Ausbildung zum Health-Care-Manager. Viele
Universitäten bieten einen entsprechenden MBA-Studiengang an. So bietet das Institute of Management and Technology in
Stuttgart den berufsbegleitenden Masterstudiengang »MBA Health Care Managemen« an. Studenten erlernen Methoden
aus Betriebswirtschaft, Gesundheitsöko-
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Pharm. Ztg. · 151. Jahrgang · 9. Februar 2006
nomie und -recht. Zum »Praktischen Betriebswirt für die Pharmazie« bildet die
Wirtschaftsakademie Deutscher Apotheker GmbH an der Universität Bayreuth aus.
Einen anderen Schwerpunkt setzt die
Fachhochschule Magdeburg-Stendal im
Studiengang »Health Promotion – Gesundheitsförderung«. Die Teilnehmer lernen deutsche und europäische Konzepte
der Gesundheitsförderung kennen.
Consumer-Health-Care
Die Humboldt-Universität Berlin bietet das
berufsbegleitende, dreisemestrige Teilzeitstudium »Consumer-Health-Care« an.
Neben interdisziplinärem Basiswissen berücksichtigt dieser Studiengang vor allem
das Zusammenspiel aller Gesundheitspartner, die an der Arzneimittelversorgung
beteiligt sind. Im Mittelpunkt stehen
Wandlungsprozesse auf den Gesundheitsmärkten und die Konsequenzen, die sich
daraus für die Patienten ergeben. Absolventen qualifizieren sich für Aufgaben in
der Arzneimittelindustrie oder in der Gesundheitsversorgung.
Arzneimittelentwicklung
Wem betriebswirtschaftlich geprägte Studiengänge nicht zusagen, der kann beispielsweise
den
Masterstudiengang
»Pharmaceutical Medicine« an der Universität Duisburg-Essen belegen. Die Studenten erwerben die Qualifikation, an der Er-
Auf ins Ausland
Die Universität Tübingen bietet einen Kurs
für Krankenhaus- und Offizinapotheker an,
die ihre Patienten stärker klinisch-pharmazeutisch betreuen wollen. Mit Unterstützung der Landesapothekerkammer BadenWürttemberg werden pro Jahr maximal
20 Teilnehmer zum Kurs »Clinical Pharmacy« zugelassen. Nach erfolgreichem Abschluss verleihen die Universität Tübingen
und die School of Pharmacy in London das
»Certificate in Pharmacy Practice«. Dieses
wird als Teilnahmevoraussetzung für das
Postgraduiertenprogramm der London
School of Pharmacy anerkannt.
Die Universität Gainesville in Florida
kooperiert mit den Apothekerkammern
Bayern und Nordrhein. In der Klinischen
Pharmazie bietet die US-Universität für
deutsche Apotheker einen berufsbegleitenden
Working-Professional-PharmDStudiengang (WPPD) an. In dem dreijährigen, englischsprachigen Studium werden
arzneimittelbezogene Probleme analysiert
und patientenorientierte Interventionen
und Lösungsvorschläge erarbeitet. Das
Studium setzt sich zusammen aus Präsenzveranstaltungen in den USA und
Deutschland, E-Learning und Telefonkonferenzen. Die Prüfungen finden sowohl
theoretisch als auch praktisch (Clinical
Practice Assessements) statt.
»Der PharmD-Abschluss erhöht die
Chancen, im Bereich Klinische Pharmazie
zu arbeiten«, sagt Dr. Sonja Mayer, die das
Pilotprojekt in den Jahren 2002 bis 2005
von Seiten der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK) betreute. »In erster Linie qualifizieren sich die Studenten für den
Krankenhausbereich, aber auch ein Job an
der Universität, in einer auf Pharmazeutische Betreuung spezialisierten Apotheken
oder als Lehrkraft sind denkbar«, so Mayer
weiter. »Der Titel PharmD ist gerade bei in-
ternational arbeitenden Unternehmen der
Pharmaindustrie bekannt und erhöht meines Erachtens die Einstellungschancen«,
fügt Apothekerin Monika Trojan, die den
Studiengang bereits erfolgreich abgeschlossen hat, hinzu. Den durchschnittlichen Arbeitsaufwand für das Studium
schätzt sie auf circa 15 Stunden pro Woche.
Am 25. Februar findet in München das
nächste Orientierungstreffen zum WPPDProgramm statt. Interessierte können sich
bei Dr. Sonja Mayer von der BLAK unter
[email protected] anmelden.
Epidemiologie
Seit dem Wintersemester 2004/2005 bietet das Institut für Medizinische Biometrie,
Epidemiologie und Informatik (IMBEI) der
Universität Mainz ein Aufbaustudium
»Epidemiologie« mit dem Abschluss »Master of Science« an. Ziel ist es, den Absolventen detaillierte Kenntnisse analytisch-epidemiologischer Methoden zu vermitteln
und neue Beschäftigungsperspektiven im
Gesundheitswesen zu eröffnen. Der Studiengang setzt sich aus Modulen zusammen
(fünf neuntägige Pflichtmodule und min-
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destens vier fünftägige Wahlmodule),
dauert in der Regel zwei Jahre und kann
berufsbegleitend absolviert werden. Auch
die kooperierenden Hochschulen Bielefeld,
Berlin und München bieten den »Master of
Science in Epidemiology« an.
Drug Regulatory Affairs
An Apotheker, die eine Tätigkeit in der Zulassung anstreben oder ausüben, richtet
sich der international ausgerichtete Studiengang »Master of Regulatory Affairs« an
der Universität Bonn (siehe Interview).
Know-how zu Zulassungs-Dokumentation, Zulassungsstrategien und pharmazeutischem Recht werden darin vermittelt. Die
Ausbildung dauert mindestens ein Jahr
und gliedert sich in zwölf Module. Unter
anderem beinhaltet es ein sechsmonatiges Praktikum in der Zulassungsabteilung
eines Pharmaunternehmens.
Pharmaziegeschichte
Historisch Interessierte können zum Beispiel in Marburg, Heidelberg und Braunschweig ein Aufbaustudium »Pharmaziegeschichte« beginnen. Im Anschluß an das
Zulassung
Profis dringend benötigt
dreisemestrige Aufbaustudium besteht
die Möglichkeit, eine pharmazie- oder naturwissenschaftshistorische Dissertation
zu erarbeiten und diese mit der Promotion
zum Doktor der Naturwissenschaften abzuschließen. Das Studium vermittelt geisteswissenschaftliche Methoden und gibt
einen Überblick über die Geschichte der
Pharmazie. An der Universität Marburg
sind die Unterrichtszeiten so günstig gelegt, dass auch berufstätige Apotheker daran teilnehmen können.
Radiopharmazie
In der Schweiz bietet das Zentrum für Weiterbildung der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich ein Nachdiplomstudium »Humanernährung« und einen
Zertifikatslehrgang »Radiopharmazie« an.
Im Blockunterricht erlernen die Teilnehmer vertiefte Kenntnisse in Herstellung
und Qualitätskontrolle radioaktiver Arzneimittel.
Links zu diesen und weiteren Aufbauund Ergänzungsstudiengängen finden Sie
im Internet unter www.apothekenberufe.de/apotheker/links.htm . /
Professor Dr.
Harald G.
Schweim
Sven Siebenand, Bonn / Der Inhaber des Lehrstuhls für Drug Regulatory
Affairs an der Universität Bonn, Professor Dr. Harald G. Schweim, erläuterte der PZ den Studiengang »Master of Regulatory Affairs« und die
Jobaussichten in der Arzneimittelzulassung.
PZ: An wen richtet sich der Studiengang »Master of Regulatory Affairs«?
Schweim: Naturwissenschaftler und Mediziner aus der ganzen Welt können zugelassen
werden. Insbesondere für Apotheker ist dieser Studiengang interessant. Mehr als zwei
Drittel der Teilnehmer sind Pharmazeuten.
PZ: Dann sind Apotheker also die Idealbesetzung für die Zulassungsabteilung?
Schweim: Ja. Zum einen macht das Pharmaziestudium sie zu Generalisten. Zum
anderen sind sie Experten im Bereich Pharmakologie. Das macht gerade Apotheker
interessant für die Arbeitsplätze in der Zulassungsabteilung eines Unternehmens.
Denn diese übernimmt in der Regel eine
wichtige Mittlerfunktion zwischen anderen Abteilungen der pharmazeutischen Industrie wie Galenik, Klinik und Vorklinik.
Hierfür sind genau diese Kenntnisse gefragt.
PZ: Eignet sich der Studiengang auch
für »Zulassungsneulinge«?
Schweim: Auch Teilnehmer ohne Erfahrung
im Bereich Reg-Affairs können das Studium
erfolgreich abschließen. Allerdings sollten
sie einen zusätzlichen Arbeitsaufwand von
circa 30 Stunden pro Studienmodul einplanen. Mindestens ein Jahr Berufserfahrung
im Bereich Zulassung halte ich für sehr
nützlich.
PZ: Lassen sich Masterstudium und Beruf miteinander kombinieren?
Schweim: Das ist möglich, verlangt aber
große Disziplin von den Teilnehmern. Die
Präsenzzeit an der Universität liegt pro
Modul bei circa 30 Stunden. Dazu kommen
noch circa 30 Stunden für die Studienarbeiten, die in jedem Abschnitt Pflicht sind.
Das heißt, mindestens jedes zweite Wochenende sind die Teilnehmer gebunden.
Einige von ihnen machen daher von der
Möglichkeit Gebrauch, das Studium auf
drei Jahre zu strecken.
PZ: Wie sehen die Prüfungsanforderungen genau aus?
Schweim: Die Studenten müssen drei Hürden überwinden: Eine Klausur nach sechs
Modulen, eine mündliche Abschlussprüfung und die Masterarbeit. Das Thema der
Arbeit können die Absolventen selbst vor-
schlagen. Sie wird in der Regel in englisch
geschrieben und umfasst durchschnittlich
40 bis 80 Seiten.
PZ: Welche Chancen bietet der Titel
»Master of Regulatory Affairs«?
Schweim: Die Jobaussichten sind meines
Erachtens sehr gut. In fast allen pharmazeutischen Unternehmen vergrößert sich
die Zulassungsabteilung. Aus Einzelbefragungen weiß ich, dass mit dem Master-Abschluss ein bis zwei Karrierestufen übersprungen werden können. Gehaltserhöhungen um 800 Euro sind dann möglich.
Wer es bis zum Leiter der Zulassungsabteilung schafft, kann in großen Unternehmen
300 000 Euro im Jahr verdienen.
PZ: Wird der Studiengang auch im Ausland anerkannt?
Schweim: Ja. Im internationalen Vergleich
steht Bonn bei den Zulassungs-Studiengängen ganz oben. Der Master of Regulatory
Affairs ist ein internationaler Abschluss. Absolventen können damit auch in anderen
Ländern einen Arbeitsplatz finden. /
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