Ausschussvorlage Nr. 0347/2013

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Ausschussvorlage Nr. 0347/2013
Stadt Recklinghausen
Bürgermeister
FB Planen, Umwelt, Bauen
61-1-19-109
Drucksache
Nr. 0347/2013
Recklinghausen, 29.05.2013
Sitzungsvorlage für die öffentliche Sitzung
Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt (17.06.2013)
Haupt- und Finanzausschuss (01.07.2013)
Rat (15.07.2013)
zur Kenntnis
zur Kenntnis
zur Kenntnis
Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept (INSEK) Hillerheide
Hier: Mitteilung über die Vergabe und Beschluss über die Projektstruktur
1.
Beschlussvorschlag:
Der Rat nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung
mit der Durchführung der Erarbeitung eines integrierten Stadtteilentwicklungskonzepts
für den Stadtteil Hillerheide.
2.
Summe der Folgekosten:
keine
Termin für die Beschlussdurchführung:
sofort
Verantwortlich:
Herr Beigeordneter Schwetlick
Haushaltswirtschaftliche Auswirkungen:
50.000 €
3.
Beschlussempfehlung des Fachausschusses:
zur Kenntnis
In Vertretung
Schwetlick
(Technischer Beigeordneter)
__________________________________
Unterschrift
2
4. Sachverhalt:
Die Stadt Recklinghausen befindet sich, wie viele andere Städte Nordrhein-Westfallens im
Strukturwandel. Dieser Strukturwandel, bringt für Nordrhein-Westfallen und speziell für einzelne
Städte besonderen Handlungsbedarf mit sich. Neben den Herausforderungen des
wirtschaftlichen Wandels müssen sich die Städte mit dem immer deutlicher werdenden
klimatischen und demographischen Wandel sowie der Finanzkrise auseinandersetzen.
Im Zuge dessen wird die Bevölkerung auch in Recklinghausen weniger, älter und bunter. Die
Städte sind sich darüber bewusst, dass Stadtentwicklung in Zukunft unter dem Vorzeichen einer
vor allem schrumpfenden Bevölkerungsanzahl zu betreiben ist. Die Rahmenbedingungen der
Städte verändern sich immer schneller. Schrumpfende und wachsende Teilbereiche einer Stadt
liegen nebeneinander; Teilbereiche können sich dauerhaft von den positiven Entwicklungen der
Gesamtstadt entfernen. Die Bewältigung dieser Frage bedarf öffentlicher und privater
Intervention und Engagements. Der Struktur-, Klimawandel, die Globalisierung und der
demographische Wandel bringen allerdings nicht nur Risiken und Nachteile mit sich, sondern
auch Chancen und Möglichkeiten für innovative Spielräume. Besonders im Bereich
Stadtentwicklung müssen diese Chancen und Möglichkeiten durch ein generelles Umdenken
genutzt werden.
Die Stadt Recklinghausen verfolgt den Ansatz, integrierte Stadtteilentwicklungskonzepte
aufzustellen. Diese bieten die Möglichkeit, räumliche und sektorale Interessen abzuwägen,
Aushandlungsprozesse zu moderieren und zu einer Ausgewogenheit bei Entwicklungsräumen
zwischen öffentlichen und privaten Investitionen zu finden.
Um diese Entwicklung abzubilden und zu begleiten, hat die Verwaltung sich dazu entschieden,
dem Wunsch der Politik nachzukommen und Stadtteilentwicklungskonzepte aufzustellen. Diese
bringen zum einen Transparenz für die Stadtteile und zum anderen eine Übersicht der
Handlungsfelder und Ziele. In Stadtteilen und Stadtquartieren spielt sich das Leben der
Bewohner ab. Deshalb soll den Stadtteilen besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden.
Dadurch besteht die Möglichkeit, Defizite im Kern zu erkennen und passende
Handlungsansätze zu entwickeln und fortzuschreiben. So sollen Stadtteilkonzepte entstehen,
die aufgrund einer Bestandsaufnahme und Informationen der Bürgerschaft geeignet sind,
Grundlage für die Diskussion und Vertiefung der im Stadtteil vorgefundenen Themen zu sein.
Sie sollen im Gesamtkontext zusammengeführt, Leitlinien für die Stadtzielplanung formulieren.
Der erste Stadtteil der genauer betrachtet werden soll und für den ein
Stadtteilentwicklungskonzept vergeben werden soll, ist der Stadtteil Hillerheide (Stat. Bezirk
109). Der Stadtteil Hillerheide nimmt durch seine besondere Geschichte, der Aufgabe von
regional und überregional bedeutsamen Nutzungen, seine zentrale geographische Lage und
der daraus resultierenden Verkehrs- und Lärmproblematik, in der Stadt Recklinghausen einen
besonderen Platz ein.
Die Stadt Recklinghausen hat für die weitere Entwicklung des Stadtteils Hillerheide den Auftrag
zur Entwicklung eines integriertes Stadtteilentwicklungskonzepts an das Büro Schulten Stadtund Raumentwicklung in Dortmund vergeben.
Das Stadtteilentwicklungskonzept für den Stadtteil Hillerheide erfasst die verschiedenen
Problemlagen innerhalb des Stadtteils und ihre gegenseitigen Wechselwirkungen und
entwickelt in einem integrierten Planungsansatz übergreifende Lösungsansätze. Der Stadtteil
Hillerheide befindet sich aufgrund der begrenzenden Infrastrukturbänder - Autobahn A 2,
Bahnstrecke Hamm Osterfeld - innerhalb des Stadtgebietes in einer „Insellage". Gleichzeitig
gliedert sich der Stadtteil in gänzlich unterschiedliche Teilräume, die für sich betrachtet jeweils
unterschiedliche Problemlagen aufweisen.
Der Recklinghäuser Ortsteil Hillerheide entstand 1910 im Zusammenhang mit dem Bau des
Eisenbahnausbesserungswerks. In den Folgejahren wuchs der Ortsteil kontinuierlich, das
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Zentrum rund um den Gertrudisplatz entstand in den 1920er/30er Jahren. Heute zählt
Hillerheide rund 6.000 Einwohner.
Hillerheide liegt ringsum begrenzt durch Infrastrukturtrassen (A2, A43, Bahntrassen) relativ
isoliert zwischen der Kernstadt Recklinghausen und Recklinghausen-Süd. Lagebedingt und
wegen fehlender prägender Identifikationsmerkmale wird Hillerheide von außen kaum
wahrgenommen. Die lange Zeit auch überregional bedeutende Trabrennbahn weist heute nur
noch einen Trainingsbetrieb auf und hat ihre Strahlkraft längst verloren. Es stellt sich die Frage,
welche Identität und Bedeutung der Ortsteil Hillerheide in Zukunft haben wird und welche
Aufgaben der Ortsteil in der Gesamtstadt Recklinghausen übernimmt.
Die Siedlungsstruktur Hillerheides ist geprägt durch Siedlungsbänder beidseitig der Herner
Straße, die den Stadtteil in Nord-Süd-Richtung quert und die stadträumlich einen wichtigen
Orientierungs- und Bezugsort bildet. Nach Westen und Osten grenzen an die Siedlungsbänder
Gewerbeflächen und Freiflächen unterschiedlicher Qualität. Größere Areale, die ihre
ursprüngliche Funktion verloren haben, stellen Herausforderungen und Chancen für die zukünftige Entwicklung des Ortsteils dar. Dieser laufende Veränderungsprozess ist in einigen
Bereichen schon ablesbar:
• Auf den Flächen des zwischenzeitlich von der Britischen Rheinarmee genutzten
Bahnausbesserungswerks entstanden im Rahmen einer städtebaulichen
Entwicklungsmaßnahme ein neues Wohnquartier und eine Bezirkssportanlage.
• Eine weitere neue Wohnbaufläche ist geplant im Bereich des Sportplatzes an der
Karlsbader Straße, der entsprechende Bebauungsplan ist derzeit im Verfahren.
Für andere Teilbereiche fehlen noch tragfähige Entwicklungsperspektiven. Dies betrifft
insbesondere die Trabrennbahn mit ungefähr 34 Hektar Flächenpotential. Dies betrifft aber
auch einzelne Gewerbestandorte im Osten Hillerheides, die im Umbruch sind und für die eine
unsichere Entwicklungsperspektive besteht. In diesem Zusammenhang sucht das hier
ansässige Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW nach
Erweiterungsmöglichkeiten. Ein weiteres offenes Thema ist die Zukunft der baulich in die Jahre
gekommenen Vestlandhalle und des angrenzenden Freigeländes.
Die Wohnquartiere und die städtebauliche Mitte Hillerheides um den Gertrudisplatz lassen zwar
noch keine Bereiche mit einem offensichtlichen Sanierungsbedarf erkennen, die absehbaren
Herausforderungen demographischer Art erfordern jedoch auch „im Bestand“ Strategien und
Maßnahmen, den Ortsteil zukunftsfähig zu entwickeln. Dies betrifft das zukünftige
Wohnungsangebot, die Angebote des Gemeinbedarfs, die Einzelhandelsversorgung, Bildungsund Kulturangebote sowie Freizeitangebote. Insbesondere die Bearbeitung dieser Themen
macht eine intensive Einbindung der Bewohnerinnen und Bewohner sowie wichtiger Akteure
wie Sportvereine, Kirche, Schulen oder Wohnungsunternehmen unverzichtbar.
Diese verschiedenen Planungsüberlegungen in einer planerischen Gesamtstrategie für
Hillerheide zu bündeln und auf ihre Tauglichkeit für die Zukunft zu überprüfen, liegt eine erste
wesentliche Aufgabe des Stadtteilentwicklungskonzeptes. Ein Leitbild, das ein Bild für die
Entwicklung Hillerheide für die nächsten 10 bis 15 Jahre entwirft, ist in diesem Sinne das Ziel
des
Planungsprozesses.
Darüber
hinaus
werden
im
Ergebnis
des
Stadtteilentwicklungskonzeptes bauliche Maßnahmen/Projekten im öffentlichen und privaten
Raum qualifiziert werden, die zu einer langfristigen und nachhaltigen Entwicklung Hillerheide
beitragen können.
Die Stadt Recklinghausen hat im Rahmen der laufenden Ziel II Förderkulisse, für Einzelprojekte
im Stadtteil im Jahr 2007, einen Förderantrag zur Finanzierung von Planungsprozessen gestellt.
Dieser ist negativ beschieden worden, mit der Maßgabe, vorgeschaltet, integrierte
Stadtentwicklungskonzepte zu erstellen. Dies soll nunmehr nachgeholt werden. Integrierte
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Stadtentwicklungskonzepte / Handlungskonzepte sind in NRW seit 2008 eine verpflichtende
Grundlage für alle Teilprogramme der Städtebauförderung.
Im Stadtteilentwicklungskonzept Hillerheide soll aufgezeigt werden:
•
Wo liegen die Stärken, wo die Schwächen dieses Stadtteils?
•
Welche Potenziale hat der Stadtteil und wie können sie sinnvoll nachgenutzt und
weiterentwickelt werden?
•
Welche Projekte sollten dabei Vorrang haben?
•
Wie soll sich der Stadtteil durch einzelne Impulsprojekte positionieren?
Das integrierte Stadtteilentwicklungskonzept versteht sich als Orientierungsrahmen für die
zukünftige Entwicklung des Stadtteils. Es soll unter Beteiligung der Hillerheider Bewohner zu
konkreten Maßnahmen für den Stadtteil führen und ihn zukunftsfest machen.
Zu Beginn der Untersuchung werden alle vorliegenden relevanten gesamtstädtischen sowie
stadtteilbezogenen Untersuchungen und Planungen im Rahmen der Stadtteilanalyse
ausgewertet. Darunter fallen alle Planungen und räumliche/sektorale Konzepte sowie
Bebauungspläne, aktuelle Ansiedlungsanfragen, die Entwicklungen und Perspektiven für den
Stadtteil etc. Auch historische Karten und Bilder werden ausgewertet.
Am Ende der Stadtteilanalyse wird prägnant und umfassend der Status quo des Stadtteils
geschildert. Es werden die derzeit vorgefundenen Strukturen, Nutzungen, Stärken und
Schwächen, Potenziale und Chancen identifiziert und bewertet. Daneben lassen sich die
Handlungsbedarfe und -prioritäten für die Räume und Flächen nachvollziehbar ablesen.
Aus der Stadtteilanalyse und den dargestellten Handlungsnotwendigkeiten und -chancen
werden die Entwicklungsziele abgeleitet und konkretisiert. Um eine Umkehr der
Negativentwicklung zu erreichen, werden dazu die Besonderheiten des Stadtteils herausgefiltert
und positiv verstärkt. Im Rahmen der Analyse hat man die endogenen Stärken und Schwächen
identifiziert und Bedarfe ermittelt.
Die abschließende Arbeitsphase dokumentiert den Planungsprozess, vertieft die zentralen
Handlungsfelder und führt sie in einem übergreifenden Leitbild und Planungskonzept
zusammen. Als Grundlage für die spätere Umsetzung des Konzeptes werden die
Planungsüberlegungen in einem integrierten Maßnahmenkonzept vertieft und in einem Kostenund Finanzierungsplan zusammengefasst.
Am Ende des Verfahrens werden die Ergebnisse im Ausschuss für Stadtentwicklung und
Umwelt präsentiert. Der Zeitplan ist der beigefügten Anlage zu entnehmen.
Ein zentrales Ergebnis des Stadtteilentwicklungskonzepts soll der aufgezeigte Weg für ein
eigenständiges Profil von Hillerheide innerhalb der Gesamtstadt Recklinghausen sein. Als
solches ist die Herausarbeitung und Abstimmung von Zielen der Stadtteilentwicklung für
Handlungsfelder und -räume sowie die Definition eines zusammenfassenden Leitbilds
notwendig.
Die Umsetzung der erarbeiteten ressortübergreifenden Ziele erfordert einerseits die Akzeptanz
der Maßnahmen bei Multiplikatoren, Entscheidungsträgern und betroffenen Eigentümern.
Anderseits ist die frühzeitige Einbeziehung der interessierten Öffentlichkeit ein wichtiger
Erfolgsfaktor für integrierte Handlungskonzepte.
Das Projekt sieht daher folgende Dialogbausteine vor:
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Steuerungskreis:
Der Steuerungskreis ist das zentrale Gremium für die zielorientierte Projektarbeit, er besteht
aus Vertretern der Verwaltung. Bei Bedarf können weitere lokale Akteure hinzugezogen
werden.
Regelmäßig werden hier Projektstände gespiegelt, angepasst und Prozessschritte abgestimmt:
• Abstimmung Analyse, Ziele, Handlungsfelder, -räume usw.
• Abstimmung Handlungskonzept
• Abstimmung Umsetzungsplan
Teilnehmer:
Bürgermeister und Beigeordnete
FB 15, FB 31, FB 40, FB 41, FB 50, FB 51, FB 61, FB 62, etc. Der Kreis ist je nach Bedarf
erweiterbar.
Stadtteilforum:
Das Stadtteilforum besteht aus lokalen Schlüsselakteuren, Interessenvertretern (z.B.
Seniorenbeirat, Ausländerbeirat, Kinder- und Jugendparlament) und Entscheidungsträgern (z.B.
Wohnungsunternehmen, Gewerbetreibende, Einzelhandel, Kirchengemeinden).
Die Politik ist in diesem Gremium ebenfalls vertreten. Dazu benennen die im Rat vertretenen
Fraktionen und Gruppierungen dem Fachbereich 61 jeweils Vertreter nach folgendem
Schlüssel: SPD und CDU jeweils 2 Vertreter, die übrigen Fraktionen und Gruppierungen jeweils
einen Vertreter.
Das Stadtteilforum begleitet die Erarbeitung des Handlungskonzepts. Die Mitglieder bringen
ihre Interessen, Erfahrungen und Kenntnisse ein. Ihre Aufgabe ist es, Analysen,
Handlungsempfehlungen und Projekte zu qualifizieren. Es geht darum, Antworten auf konkrete
Fragen zu formulieren oder konkrete Vorschläge zurück zu koppeln. In der Diskussion sollen
Einschätzungen sondiert, Gemeinsamkeiten herausgearbeitet und ggfs. verbleibende
Unterschiede und Entscheidungsbedarfe dokumentiert werden.
Das Stadtteilforum hat eine beratende und aktivierende Funktion. Angestrebte Ergebnisse sind
Empfehlungen an die Stadtverwaltung und Bausteine des Handlungskonzepts. Angestrebte
Ergebnisse sind Empfehlungen an die Gemeinde und Bausteine des Handlungskonzepts.
Bürgerforum:
In der Planungswerkstatt soll gemeinsam mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern in
Themeninseln „am Plan" gearbeitet werden. Das Bürgerforum wird so konzipiert, dass zur
Vertiefung räumlicher und thematischer Schwerpunktthemen („Handlungsfelder und -räume")
Lösungsansätze vorgestellt und diskutiert werden. Es erfolgt zusätzlich zu der Ansprache der
Bürger die gezielte Einladung von Multiplikatoren und „Umsetzern". Die Ergebnisse gehen in die
Maßnahmenentwicklung ein.
„Wikimap“:
Es wird eine eigene Internetseite mit einer „Wikimap" eingerichtet, in der die Bürgerinnen und
Bürger ihre Anregungen und Bedenken räumlich verortet hinterlassen können. Darüber wird die
Analyse fundierter und es werden auch Zielgruppen angesprochen, die an üblichen
Beteiligungsverfahren nicht teilnehmen können oder wollen.
Anlage:
Anlage 1: Bearbeitungskonzept
Anlage 2: räumlicher Geltungsbereich

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