super paper #16

Transcrição

super paper #16
PAPER
I can’t
sleep
cause
my bed
is on fire
f e b r u a r 1 1 Nº 1 6
the voice
the word
T: S u p e r P e o p l e
Euro
Trash Girl
Freiwillige Selbstkontrolle klingt ja immer auch ein wenig nach
institutionalisiserter Disziplin. Die Beherrschung des Selbst, das prinzipiell
immer gerne das Angenehme dem Nützlichen vorzieht, hatte jedoch recht
wenig mit dem Zwölfjährigen zu tun, der seinerzeit an der Kinokasse für den
neuen Schwarzenegger-Film (F.S.K. Ab 18) abgewiesen wurde und sich
mit Recht fragte, weshalb ein derart doktrinäres System mit dem Terminus
„Freiwillig“ arbeiten kann.
Dieses Missverhältnis von Innen aufzubrechen schien bereits in
den frühen 80er Jahren ein tugendhaft- quijoteeskes Unterfangen und die
Umcodierung des ambivalenten Begriffes war Punk genug, um den Namen für
eine Band zu stellen, wie es keine zweite mehr geben sollte. Zwischen New
Wave, Krautrock und allerlei elektronischen Einflüssen, die sukkzessive den
Sound der Band bereicherten, wuchs über drei Dekaden etwas heran, was man
im deutschen Popdiskurs und vor allem im Selbstverständnis des Münchner
Undergrounds nicht mehr missen möchte. In diesen Tagen erscheint auf Disko B
die von Upstart zusammengestellte und auf 1.000 Stück limitierte JubiläumsCompilation, „F.S.K. – Freiwillige Selbstkontrolle Ist Ein Mode & Verzweiflung
Produkt (Best Of 30 Years)“ mit einem Booklett, das die Problematiken der
letzten 30 Jahre noch einmal gebührend problematisiert. Danke Didi Neidhart.
Die Kammerspiele laden zudem am 5. Februar zur großen Buback-LabelNacht, bei der die Freiwillige Selbstkontrolle zusammen mit 1000 Robota, den
Goldenen Zitronen und dem großartigen Kristof Schreuf (der eben auf seinem
Album „Bourgeois With Guitar“ die Neudefinition des Cover-Songs vorlegte) das
entstuhlte Schauspielhaus bespielen. Hingehen lohnt sich. Natürlich plädieren
auch wir bei Super Paper – wie immer an dieser Stelle – für etwas mehr
Selbstkontrolle ohne Zwang. Aus freien Stücken liebt es sich leichter. Wir freuen
uns auf einen wundervollen Februar und verbleiben mit dem Songtext eines
F.S.K.-Stückes, das uns den gesamten Monat über im Ohr klingen möge…
Eure Super Paper Redaktion
Euro – Trash Girl
Well I’ve been up to Paris,
and I’ve slept in a park.
Went down to Barcelona,
someone broke in my car.
And I’ll search the world over
for my angel in black.
Yeah, I’ll search the world over
for a Euro-trash Girl.
Took the train down to Athens,
and I slept in a fountain.
Some Swiss junkie in Turin
ripped me off for my cash.
Yeah, I’ll search the world over
for my angel in black.
Yeah, search the world over
for a Euro-trash Girl.
The CRS on the metro
shook me down for a bribe.
On my knees for the sergeant
when my passport arrived.
Yeah, I’ll search the world over
for my angel in black.
Yeah, I’ll search the world over
for a Euro-trash Girl
Euro-trash Girl, Euro-trash girl.
Euro-trash Girl, Euro-trash girl.
Called my mom from a payphone
I said „I’m down to my last.“
She said „I sent you to college…
now go call your dad.“
And the waitress that he married,
well she hung up the phone.
You know she never did like me,
but I can stand on my own.
Sold my plasma in Amsterdam.
Spent it all in one night,
buying drinks at the Melk Weg
for a soldier in drag.
And I’ll search the world over
for my angel in black.
Yeah, I’ll search the world over
for a Eurotrash Girl
Euro-trash Girl, Euro-trash girl.
Euro-trash Girl, Euro-trash girl.
Yeah, I’ll search the world over
for my angel in black.
Yeah, I’ll search the world over
for a Euro-trash Girl
Got a tattoo in Berlin
(and a case of the crabs).
A rose and a dagger
on the palm of my hand.
And I’ll search the world over
for my angel in black.
Yeah, I’ll search the world over
for a Euro- trash Girl.
Euro-trash Girl, Euro-trash girl.
Euro-trash Girl, Euro-trash girl.
Yeah, I’ll search the world over
for my angel in black.
Yeah, I’ll search the world over
for a Euro-trash Girl.
MKO
01.02
EARLY BIRD 150 MIN. PARTY
DJ JUSTIN TIME
21:00 - 23:30
04.02
F R E I T A G
ACIDKIDS @ CRUX
MUMDANCE
MAD DECENT / LONDON
08.02
Er 4: Montclaire
Er 5: Alles weg! Hose, Schuhe, Jacke, Identität…
Mann, war das ein geiler Abend!
EARLY BIRD 150 MIN. PARTY
DJ JUSTIN TIME
Er 6: Mit dem geklauten Zeug aus der BB könnte
man mittlerweile nen gut laufenden Vintage Fashion /
Apple Store London Oxfordstreet Style eröffnen. „Hey,
stop by and buy back“ - Wer würde da nicht mit nem
amoklaufenden mko rechnen?
TOP FRIEND FRIDAY
6 CROCCANTE
21:00 - 23:30
11.02
F R E I T A G
TOP FRIEND / CRUX
SUPER ROOKIE
GOLDEN RATIO/BLUMENBAR
23:00
Er: Die hast Du doch auf deinem krassen Flash von
der Reichenbach Brücke in die Isar geworfen.
Ich: Lynchjustiz, jetzt. Wilder Westen. War halt n
Indianer. Ich resümiere (schaut kurz nachdenklich in
Luft): Lederjacken, Vintage Fashion, lynchen, Littauen
girls, Indianer, Knast... Kurzes, freies assoziieren,
und... BB klingt wie ne Mischung zwischen Trapper
Blockhütte und nem supergeilem Puff kurz vor Denver.
Ich 2: Montclair (Colorado) Montclair (Fayette County,
Kentucky) Montclair (Florida) Montclair (Indiana)
Montclair (Shelby County, Kentucky)
Ich: Stimmt nicht... Die wurde mir garantiert von dem
Typen geklaut, der seine Weste samt seiner Bankkarte Er: Gaderobe 1.- Euro..?!
hinter dem DJ Pult vergessen hatte... auch nicht
schlecht... Na ja, es war halt kalt draußen und auf der Er 2: Tolles photo!!!
Bank ist eh nix mehr.
Er 3: Garderobe 1 Euro ist Dada + Kunst.
Er: Wenn Du den Gauner findest, zieh ihm den blauen
Kaschmircardigan, den er drunter trägt, auch gleich
Er 4: Same same drop a name, fame, game, shame,
aus - der ist von mir, an Silvester genau so hinten raus blame. Aber imma wieder bleibt Neuhausen Euer
geklaut.
Tod!!!
Ich: Ein Gespenst geht um.
Sie: Und über allem hat die Sau sich Zappes Peinfield
Snowboard Jacke angezogen.
Sie 2: Ey, mein Schal lag in der selben Nacht am
selben Ort und ist genauso spurlos verschwunden.
Frech!
Er 3: LIEBER MIRKO DIE ANDERE SEITE IST, DASS
DU DARAUS EINEN SEHR STARKEN SCHREIBSTIL
ENTWICKELST; herzhaft, lebendig mitreissend,
eh poetisch , irgend was betört mich an Dir immer.
Littauen girl um die Disco haben gedacht: Scheeene
Jacke ; Scheeener Typpe , gutt nemm ich Jackke. I
DO LOVE YOU.
IMPRESSUM
Chefredaktion
Hubertus Becker
Mirko Hecktor
Tobias Staab
Art Direction
Bureau Mirko Borsche
www.mirkoborsche.com
WWWFOLKCLOTHINGCOM
Redaktion
Tobias Staab
Mirko Hecktor
Ich: Vielleicht doch n super Undergroundclub
in Newhouse aufmachen... Good ol‘ times.
Jugendzentrum geht 4.0 etc... Leck mich am Arsch.
Dankend abgelehnt…
Er: Favorisierte Locations: Cpn, Haneberger,
Kuchlbauer, Hide Out I+II…
Ich: Irish Pub… Allerdings gehts da nicht laut...
Dafür Pubquiz über die wirklich wichtigen Dinge
im Leben zum Beispiel: Was ist das beste
Münchner Stadtmagazin? Dann noch die Jugodisco
Nymphenburger… Unter der Tanke…
Sie: Kuchelbauer! Oh seh grad, schon erwähnt, und
ich auch noch falsch geschrieben. Trotzdem.
Sie 2: Yeah, Kuchlbauers, bester Raucherverein der
Stadt!!! Und Mittwochs immer Karaoke einen Stock
höher! Nur der jungen Kerl im LANDSER Pulli; muss
entfernt werden. P.s.: Kann ich bitte auch meinen
grauen Schal aus der BB wiederhaben???
Sie 3: Scheiße, ich glaub meine Ec-Karte flackt da
noch wo.. Dieser Dienstags Fight Club immer. Herr
Gott.
Moritz Pontani
Armin Stegbauer
Eric Schönemeier
Juno Meinecke
Maxim Terentjev
Lucas Kubina
Jörg von Brincken
Lucas Bischoff
Textchef: Moritz Pontani
Grafik
Bureau Mirko Borsche
Mirko Borsche
Gian Gisiger
|
Photos
Ta n j a
Kernweiss
|
Herausgeber
Hubertus Becker
[email protected]
Super Paper erscheint monatlich in
einer Auflage von 15.000 Exemplaren.
Kostenlos
HHDS / YUM YUM
DAN GEROUS
YUM YUM / CRUX
23:00
09.02 M I T T W O C H
Er 7: HÄNGT DAS SCHWEIN!
Ich: Welches abgefucktes Arschloch hat mir eigentlich
letzten Samstag bei Mjunik Dontstop meine grüne
Knastjacke geklaut, hinter dem DJ Pult an dem ich
die gesamte Nacht stand??? Hä??? Die Jacke gibts
außerhalb der bayerischen JVAs nur einmal. Wird ein
wenig schwierig beim Ausgang, Alter. Beim nächsten
mal Kommen an der Garderobe abgeben. Danke.
NICE!
TOMMY MONTANA
YUM YUM / THE MAGNIFICIENT
D I E N S TAG
Für das Mitschreiben vielen Dank an: Hubertus Becker,
Jan Stremmel, Fabienne Beausencourt, Senada Mesic,
Alex Venture, Theo Crash, Rondo Meier, Marton Ballas,
Gianni, Jan Tolksdorf- Kazimierksi, Marvin Anyone,
Nima Mir Hashemi, San Quentin, Nadja Schneider,
Ruta Mia Krasauskaite, Maresa Duven, Alexis Zurflüh
and 17 other like this
05.02 S A M S T A G
D - NICE
23:00
Unser soziales Netzwerk
Text von Mirko Hecktor
02.02 M I T T W O C H
W-W-A
HR.MINUTE/DJ EXPLIZIT/
AL ROCK / ROGER
RECKLESS / DJ SCREAM
23:00
ACIDKIDS REC / TELEVISION ROCKS
Er 2: So kanns gehen. mir haben sie gerade meinen
Lieblingsmantel im Jenseits in Wien geklaut…
ST3PRING?3UMMER!RRIVALS!M ALIENSTRA”E-UNICH
- 2 0 11 -
D I E N S TAG
ACIDKIDS
Sie 3: ZUM KOTZEN so etwas! Mir hamm se neulich
auch meine halbe Identität (oder so...) in Form einer
„so-eine-find-ich-nie-wieder“ black leather jacket
geklaut...(allerdings nicht in der BB)...von daher fühle
ich mit…!
SS?
- F E B R U A R -
W-W-A
HR.MINUTE/DJ EXPLIZIT/
AL ROCK / ROGER
RECKLESS / DJ SCREAM
23:00
12.02 S A M S T A G
HIP HOP DON`T STOP
MC HONEY BROWN
J-STAR / EOW / LONDON
JUMPY
HHDS / BERLIN
SAN GABRIEL
D I E N S TAG
15.02
LIVEDEMO / BERLIN
TOMMY MONTANA
YUM YUM / NICE!
EARLY BIRD 150 MIN. PARTY
DJ JUSTIN TIME
23:00
21:00 - 23:30
16.02 M I T T W O C H
18.02
F R E I T A G
BTYCL
TRRBO
BERLIN / MÜNCHEN
REV. MAKI
MAKI / ING
JAY SCARLETT
DJ DEMINT
W-W-A
HR.MINUTE/DJ EXPLIZIT/
AL ROCK / ROGER
RECKLESS / DJ SCREAM
23:00
BOILER ROOM
BASSWERKSTATT
22.02
23.02 M I T T W O C H
W-W-A
HR.MINUTE/DJ EXPLIZIT/
AL ROCK / ROGER
RECKLESS / DJ SCREAM
23:00
EARLY BIRD 150 MIN. PARTY
DJ JUSTIN TIME
21:00 - 23:30
F R E I T A G
BEASTIN`CLASSIC
DJ DIME
23:00
23:00
D I E N S TAG
19.02 S A M S T A G
25.02
TOP FRIEND
IRVING JR.
NICE!
TOP FRIEND / CHROMEMUSIC
TOMMY MONTANA
26.02 S A M S T A G
CRUX
23:00
DJ PASSION
BASS ILL EURO / STUTTGART
CRUX / YUM YUM
NOT.FX
23:00
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#258-
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#258
WERKRAUM
NACH DEM ROMAN VON HORACE MCCOY
REGIE SUSANNE KENNEDY
Das Theater
der Stadt
THEY SHOOT
,
HORSES
DON’T THEY?
PREMIERE AM
BERT NEUMANN MIT WALTER HESS, NICO HOLONICS,
27.FEBRUAR 2011 LASSE MYHR, THOMAS SCHMAUSER, ANNA MARIA STURM, ÇIGDEM TEKE
RAUM
MK
MÜNCHNER KAMMERSPIELE
KARTEN UNTER
089/233 966 00 & www.muenchner-kammerspiele.de
get dressed
T: M o r i t z P o n t a n i — P : Ta n j a K e r n w e i s s
I Really Don’t
Know
Miriam Schaaf gehört zu den wenigen innovativen
Designern in München. 2008 entstand ihre erste
eigene Kollektion – Retro sucht man bei ihr
vergeblich. Im Gespräch mit Superpaper erzählt
das junge Talent von Waffen und Fahrrädern,
unternehmerischen Risiken, und der Zukunft junger
Designer. Vor dem Atelier prasselt der Regen auf die
leere Landsbergerstraße.
F: Liebe Miriam, Auf T-Shirts, Jute-Taschen
und am Eingang deines Ateliers steht in
riesigen Buchstaben „I really don’t know“. Ein
Zitat aus dem Lied „Stretch Out &Wait“ von
The Smiths. Was hat es damit auf sich?
A: Dieser Satz klingt für viele nach Verzweiflung, ich
empfinde ihn aber als positiv, auch in Bezug auf mein
Vorhaben, mit meiner Mode Erfolg zu haben. Es geht
darum, sich nicht allzu viele Fragen zu stellen. Die
Erfahrung beweist, dass alles immer irgendwie wird.
F: Dein Nachname steht für das Label
Pate. Ist es geerdeter sich keinen fiktiven
Labelnamen auszudenken?
A: Das hat einfach was mit Familientradition zu tun.
Meine Familie vertrieb früher in St. Petersburg unter
demselben Name Waffen und Fahrräder. (lacht)
Ich wollte den Namen wieder aufleben lassen.
Andererseits ist er eine Abstraktion, ein Pseudonym,
ich bin ja immer noch eine Privatperson.
F: Beschreibe doch kurz deinen Stil.
A: Mein Stil ist avantgardistisch, sehr persönlich und
zielt in die Zukunft, mit Retro hat das nichts zu tun.
Es gibt Teile, die nur als Kunstprodukt existieren,
die gar nicht mehr sein wollen. Die sind mehr oder
weniger untragbar. Andere Teile gehen absolut mit
der Norm und verkaufen sich super.
F: Reicht das, um sich finanziell auf den
Beinen zu halten oder hast du noch
Nebeneinkünfte.
A: Ich habe zwei Nebenjobs. Da ich keinen Sponsor
habe, musste ich einen Kredit aufnehmen und volles
Risiko gehen. Es hat gedauert, das alles auf den
Vertriebsweg zu bringen, denn ich war direkt nach
der AMD noch ziemlich grün hinter den Ohren, was
die wirtschaftliche Seite eines Labels betrifft. Jetzt
eröffne ich einen Onlineshop.
F: Ist das die Zukunft der jungen Designer?
Nur ein Atelier und ein Onlineshop?
A: Es ist zumindest meine Zukunft. So bin ich
auf die Welt gerichtet und unabhängig. Ich habe
jemanden, der für mich die PR macht und wir
planen da auch was für den Onlineshop-Start, aber
das ist noch geheim.
F: Geheim ist aber nicht, dass dein „Neil
Parka“, benannt nach der Inspirationsquelle
Neil Young, schnell vergriffen war.
A: Den Parka hatte ich zunächst auf sieben Stück
limitiert für den Harvest Store in München entworfen.
Der kam super an und war schnell ausverkauft. Jetzt
steht gerade die zweite auf zwölf Stück begrenzte
Auflage drin. Die passende Weste heißt „Young“
und lässt sich in den Parka knöpfen, das sieht
super aus und wärmt.
F: Um noch mal auf deinen Claim „I really
don’t know” zu kommen. Was weißt du
denn hingegen mit Sicherheit, vor allem
über deine Karriere?
A: Das, was ich gerade tue, mache ich unbedingt.
Das heißt, wenn jetzt ein namhafter Designer
anklopfen und mich engagieren wollte, würde ich
wohl erstmal völlig unüberlegt Ja schreien. Finanziell
könnte mir nichts besseres passieren. Kreativ und
unternehmerisch würde ich aber eingeschränkt. Das,
was ich inhaltlich als Modedesignerin mache, ist
bedingungslos. Das weiß ich mit Sicherheit.
www.miriamschaaf.com
I +’t
Sleep
Cause
My is
on
P arty on
P arty on
N+
Museum
T: E r i c S c h ö n e m e i e r — P : Ta n j a K e r n w e i s s
The +ly
Bird
ches
the
Early Bird im Crux. Wer zu spät kommt verpasst das Beste.
Wer zu den Menschen gehört, die andauernd darüber meckern, dass unter der Woche in München im Nachtleben kaum etwas erwähnenswertes passiert, hat zwar auch ein
bisschen Recht, sollte es Dienstags aber eindeutig mal im Crux versuchen, seine Meinung könnte sich schlagartig ändern. Seit November des gerade abgeschlossenen Jahres
geben sich die Crux und YumYum DJ’s abwechselnd die Ehre, um ihrem kreativen Fluss unter dem Pseudonym DJ Justin Time ein bisschen mehr Raum zu geben, als man es
sonst in vielen hiesigen Clubs gewöhnt ist. Das einzige was ihnen vorgeschrieben wird ist die Zeit, die ist nämlich bewusst auf 150 Minuten begrenzt. Der Name der Party lautet
folglich „Early Bird“, übrigens wird das mit dem Anfang und dem Ende auch nicht mit amtlich- bayrischem Konservativismus gehandhabt. Einlass ist um 20.30 Uhr, letztendlicher
Schluss um 24.00 Uhr, man wird also nicht einfach vom Türsteher von der Tanzfläche gezerrt, wenn die 150 rum sind. Wer um diese Zeit noch keine Tanzlaune verspürt, kann
sich am Kicker austoben oder an die Wand projizierte Extremsportvideos bestaunen. Einer der vier Eintrittseuros geht übrigens an den High- Five e.V., welcher in München
Jugendarbeit mittels Skate-, Snowboard und BMX – Projekten leistet. Mit gutem Gewissen kann man sich also auf einen unbefangenen Abend einlassen, der mit seinen freien
Strukturen immer für eine Überraschung gut sein kann. Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach, der frühe Vogel fängt den Wurm, oder wie es das Crux gerne
zusammenfasst: der informierte Münchner weiß um die logische Verknüpfung zwischen Feierei und Frühvögelei.
T: To b i a s S t a a b — P : Ta n j a K e r n w e i s s
E
Dub Techno und Stadtkultur
Ilian Tape Label Night im Nachtmuseum
Die Temporary Location des Augenblicks: Das
Münchner Stadtmuseum. Mitten in der Innenstadt
gelegen, nur zwei Monate im Ganzen verfügbar.
Ja, die Lust am Ephemeren ist in diesen Tagen auf
dem Höhepunkt angekommen. Wer will heute schon
in Locations feiern, in denen eh kontinuierlich das
mehr oder minder gleiche Prinzip abgespult wird?
Trotzdem: Nur Party reicht im Museum natürlich nicht
aus. Das Registratur / Kongress -Team hat sich zur
Aufgabe gemacht, neben dem gewohnten HouseProgramm an den Wochenenden auch jede Menge
Kultur in den Veranstaltungskalender zu buttern:
Am 10. Februar etwa, liest Vorzeige-Popist Thomas
Meinecke erstmals aus seinem neuen, erst im Herbst
des Jahres erscheinenden Roman, und legt im
Anschluss zusammen mit Hans Nieswandt (der aus
dem bereits erschienenen DJ Dionysos liest) ein paar
Platten hintereinander. Michaela Mélian diskutiert
am 8.2. noch einmal öffentlich ihr Audio- Denkmal
Memory Loops und die Jungs der Schlachthof
Bronx geben im Rahmen eines Live-Talks namens
Colloquium Bass einen intimen Einblick in ihr
Schaffen und in den hektischen Touralltag zwischen
Ghetto Rave Terror, Tourbus und Studio. Dazu
gibt es jeden Mittwoch Abend unter dem Namen
„Monaco Pop“ Konzerte von Münchner Bands, wie
den Babacools, Pardon Ms. Arden oder Charlie
Straight. Die Wochenenden werden allerdings – fast
notwendigerweise möchte man sagen – von jenen
Münchner Labels bestimmt, die sich im Dunstkreis
der ehemaligen Registratur mit elektronisch erzeugter
Tanzbarkeit auseinandersetzen. Labelnächte von
Compost (12.02.) und Permanent Vacation (25.02.)
liegen da ja quasi auf der Hand, Ilian Tape – das
junge Dub-Techno-Label der Zenker Brüder verdient
jedoch eine besondere Erwähnung, dessen Feier am
11.02. die Grundfesten des Münchner Stadtmuseums
erschüttern sollte. Bei Ilian Tape fabrizieren extrem
junge Leute einen extrem deepen Sound, der in
der Saison 2010 – nach drei Jahren der Existenz
des Labels – erstmals größere Aufmerksamkeit
erfuhr. So belohnten die Leser der wahrlich nicht
ganz unwichtigen Nerd-Publikation für elektronische
Lebensaspekte, De:Bug, das emsige Schaffen
der neuen Münchner Generation mit gleich drei
Platzierungen im Jahresleserpoll 2010. Dario Zenker
wurde in diesem Rahmen auf Platz 10 der besten
DJs gewählt, während es sein jüngerer Bruder
Marco unter den herausragendsten Live- Acts des
vergangenen Jahres sogar auf Platz 8 schaffte. Das
Label selbst landete auf Platz 10 immerhin vor Minus,
Kompakt oder Rush Hour. Brutal finden wir das und
das mindeste, was man da tun kann, ist ein Interview
mit den Machern: Tobias Staab traf die Gebrüder Dario
und Marco Zenker zusammen mit ihrem Mann für die
Graphische Gestaltung des Labels, Andreas Mueller.
Tobias: Gratulation erstmal zu den
großartigen Ergebnissen im De:Bug
Leserpoll. Hättet Ihr das erwartet?
Dario: Ich war gerade im Stadtmuseum und hab mir
die Location angeschaut, als Alex (mein Booker)
mich anrief und mir erst einmal über das Ergebnis bei
den DJs Bescheid gab. Nachdem ich bereits einigen
meiner Freunde Bescheid gegeben hatte, rief ich Alex
noch mal an, um zu fragen, ob er mich auch nicht
verarschen wollte. Erst dann hab ich davon erfahren,
dass auch Marco als Live-Act und das Label selbst
so gut abgeschnitten haben.
Tobias: Wie erklärt Ihr Euch das?
Dario: Nun ja, wir haben 2010 wieder angefangen
Platten zu machen, nachdem wir lange
ausschließlich digital releast haben, weiß aber nicht
so recht ob das der Grund ist…
Marco: Ich glaube schon, dass die Tatsache, dass
wir eben seit Frühjahr wieder Vinyl herausbringen
ausschlaggebend für das Ergebnis war. Zuerst kam
die Platte von Jichael Mackson, dann eine von mir
und schließlich auch eine von Dario, für die wir
allesamt extrem gutes Feedback bekommen haben.
Dario: Aber schon durch unsere Digital- Releases
haben wir uns einige Fans auf der ganzen Welt
gemacht und wir haben auch auf Beatport bereits
über 1.000 Abonnenten. Trotzdem würd mich mal
interessieren, wie das Ergebnis bei der De:Bug so
zustande kam. Ich könnte mir schon vorstellen, dass
das Ganze etwas mafiamäßig zustande kam und die
Redaktion da auch noch ein wenig ihre Finger mit im
Spiel hatte. Immerhin fehlen da ja auch eine ganze
Reihe großartiger DJs und Labels und wir starten
von Null auf diese drei Platzierungen. Das ist schon
irgendwie verdächtig aber ich beschwer mich nicht.
Tobias: Was bedeutet der Name nochmal?
Dario: Naja, es ist schon so ein Phantasiename, der
allerdings auf den jamaikanischen Slang zurückgeht.
Die sagen zum Beispiel zu Bassline so was wie
Biasline und Alien wird eben so gesprochen wie
Ilian (lacht). Tape kommt daher, dass ich einfach mit
Mixtapes aufgewachsen bin in meiner Kindheit.
Tobias: Daher auch das Ilian als Logo.
Andy: Was ja auch wiederum eine Kassette
darstellt.
Dario (zu Andy): Super- Logo echt. Andy macht
ja auch bei Ilian Tape die ganzen Artworks, Flyer,
Plakate, und so weiter.
Tobias: Und legt auch auf?
Andy: Und ich leg auch auf, natürlich.
Irgendwie hat jeder seinen Part gefunden, wie er zu
dem Label beitragen kann.
Dario: Unsere Flyer sind keine normalen Flyer. Die
Flyer, die Andy entwirft enthalten meist Gimmicks, wie
etwa einen Schlüsselanhänger oder gelaserte Karten.
Marco: Alles in Handarbeit.
Andy: Wir sitzen da schon einige Nächte
und produzieren so etwas und stecken Herzblut rein,
was die Leute dann aber auch wieder mehr beachten
als so einen ganz gewöhnlichen Flyer, bei dem eben
keine wirkliche Story dahinter ist.
Dario: Das ist glaube ich auch so ein Ding, das
auf den De:Bug-Leserpoll gewirkt hat, denn die
wenigen Partys, die wir bisher gemacht haben hatten
immer eine ganz eigene spezielle Atmosphäre. Wir
zelebrieren das wirklich jedes Mal aufs Neue.
Andy: Und wir sind ja auch immer speziell
an Off- Locations interessiert. Wir finden es einfach
sehr spannend immer neue Räumlichkeiten zu finden
und mit denen zu arbeiten und den Leuten immer
wieder etwas Neues zu bieten.
Das gesamte Interview gibt es ab Anfang Februar
nachzulesen auf www.derkongress.com.
T: M a x i m Te r e n t j e v
P arty on
The Night I
’t
a
Remem
is
the Night I
k
can’t
+get
Robert Johnson trifft Bob Beaman.
Als das phantastische Superpaper mich bat, einen Artikel über Ata zu schreiben, war ich zunächst leicht verwirrt. Die große Frage für mich war, wo fängt man an, eine lebende
Legende zu beschreiben. Es ist fast so wie mit der Musik. Wie schon bereits Leo Tolstoi in der Kreuzer Sonate fragte „Was ist eigentlich Musik ?“, fragen wir uns bis heute
Samstag 26.02
„Was ist eigentlich Ata?“, und warum gibt es an den Tagen, wenn er die Stadt betritt eine gewisse Hysterie zu verzeichnen? Bereits in den Spät-Achtzigern kamen die ersten
The Wurst Music Co Label Night
Nachtgerüchte auf: Es gäbe einen bemerkenswerten Diskjockey aus dem Raum Frankfurt. Der Name Ata verbreitete sich in den folgenden Jahren schneller als die Nachricht
über die Wiedervereinigung durch die damals vergrößerte Bundesrepublik. Als 1993 schließlich neben Heiko M /S/O die Alter Ego Jungs Roman Flügel und Jörn Elling Wuttke
zum Team stießen, beschlossen die tapferen jungen Männer, das ins Leben zu rufen, was auch noch 18 Jahre später für Furore sorgt: Ihr Labelnetzwerk, bestehend aus Klang
Elektronik, Ongaku und Playhouse. Doch die Geschichte geht noch ein großes Stück weiter: 1999 wurde der weltweit bekannte Club Robert Johnson eröffnet, auch hier war
Herr Ata dick mit am Werk. Für großes Aufsehen sorgte seine Idee vor einigen Jahren, auf die Bekanntgabe des Monatsprogramms komplett zu verzichten. Keine Plakate, keine
Flyer, keine Webhinweise. Das Publikum soll sich nicht auf das Namedropping einlassen, sondern ausschließlich der stielsicheren Selektion des Meisters vertrauen. Mutiges
Konzept, das bis heute aufgeht. Doch wenn man Ata’s DJ-Sets beschreiben möchte, geht man leicht baden. So etwas, liebe Kinder, kann man leider nicht in Worte fassen. Über
eins sind doch alle einer Meinung: Was Ata den willigen Tänzern zaubert, lässt einen so schnell nicht los. Auch wenn immer wieder Gerüchte auftauchen, Ata hänge sein Beruf
an den Nagel, glauben wir nicht daran. Schließlich gehen – wenn er dann tatsächlich auf einmal unscheinbar im Licht der Bühne erscheint – bereits nach wenigen Takten bei
Jung und Alt die Sonne im Herzen auf. Ich kann das auch (allerdings nur wage) bestätigen, denn als Herr Ata letztens in der mächtigen Registratur zu Besuch war, wachte ich mit
wenig Erinnerung gegen Vormittag in den Backstageräumen auf. Auch das ist Ata. Schließlich bleibt mir nur noch mein Lieblingszitat zu erwähnen: „The night i can’t remember,
is the night i can’t forget“. Zu bewundern am 19.02. im Bob Beaman. Gute Reise!
Beg To Differ LIVE
The Wurst Music Co
Nick Chacona Mood Music / Bearfunk / The Wurst Music Co
My Cousin Roy The Wurst Music Co
T H E AT E R
Garten
Bau
Markt
The Bad
Sie war schon zehn Minuten im Flur auf- und
abgelaufen, bevor er geklingelt hatte. Als dann das
Schrillen ertönte, hatte sie einen schnellen Blick in
den Spiegel geworfen, sich die Lippen rot angemalt,
dann das Rot wieder weggewischt.
Luis ist nicht in Redelaune. Ein schneller
Kuss zur Begrüßung. Eine Menge rote
Ampeln. Falls er spürt, dass sie ihn von
der Seite ansieht und auf einen Ton von
ihm wartet, dann ignoriert er es. Jedes Mal
schreckt sie hoch, wenn er unvermittelt
die Musik lauter, leiser dreht, Zigaretten
anzündet, das Fenster hoch- und
runterkurbelt. Und denkt sich, dass sie auch
woanders sein könnte. Irgendetwas tun,
was nicht so fürchterlich anstrengend ist.
Gartenbaumarkt. Sie stellt es sich
schrecklich vor, ihm durch die langen Gänge zu
folgen, ohne nach etwas zu suchen. Däumchen zu
drehen, während er Etiketten an kleinen rostfreien
Schaufeln abliest.
Auf dem Parkplatz wühlt ein etwa
fünfzigjähriger Mann im Müllcontainer,
begutachtet den Inhalt einer Plastiktüte. Die
karierte Fischermütze ins Gesicht gezogen.
Dann sieht der Mann in ihre Richtung und
sie, die Autotür schon geöffnet, fühlt sich
ertappt, als sich ihre Blicke treffen. Luis
wartet nicht auf sie, hat schon abgesperrt.
Sie kann sich ein- oder ausschließen.
Ausschließen. Luis hinterherrennen in
Richtung Eingang. Glaspalastfassade
nach vorne, die Seiten stahlgraue
Containerwände ohne Fenster.
„Was brauchst du überhaupt?“ fragt sie Luis, als sie
hinter ihm durch die gläserne Schiebetür tritt. Luis
antwortet nicht, eilt im Stechschritt die Gänge entlang.
Sie wollte reden. Weil sie das Gefühl hat,
nicht mehr zu ihm durchzudringen. Dass
er sie im Endlosloop gegen ein Pappschild
laufen lässt, das er einen Meter vor seinen
Bauch hält. Auf das er sich gemalt hat, so wie
er sich gerne hätte. Will ihr was verkaufen.
„Luis“, hat sie gesagt. „Ich halte das nicht aus.
Und wenn wir in deinen oder meinen vier Wänden
sprechen, dann drehen wir uns im Kreis. Das
Bett ist eine gemeine fleischfressende Pflanze,
der Balkon ein Guckkino, weißt du, diese kleinen
Plastikfernseher, die man sich ans Auge hält,
und dann sieht man kleine Bilder von Schloss
Neuschwanstein oder von Frauen mit gespreizten
Beinen… Die Küche ein Loch mit surrendem
Kühlschrank und Ausblick auf Garagentore und
Abzugsrohre. Ich muss hier mal raus.“ Luis hat am
Schreibtisch gesessen und sich nicht umgedreht.
Etwas in die Tastatur gehackt. Dann hat er das
Fenster auf dem Bildschirm geschlossen, sich auf
sie, die im Bett wie ein kleines knautschiges Wesen
lag, geworfen. In ihrem Mund seine Pullifussel, ihr
warmer Atem, der die Wolle befeuchtete.
Seine Küsse auf ihrem Haar, an ihrer
Schläfe. „Ja. Machen wir das“, hat er gesagt.
Sie bleibt an einem Gartenteich stehen.
Plastikwanne mit Schläuchen, ein trauriger
orangefarbener Fisch mit langen Haaren hängt am
Rand herum, glubscht zu ihr hoch.
Luis ist verschwunden. Irgendwo
in diesem komischen Reich voller
Gefieder- und Tierzahnpflegeprodukte,
Teichdekorationen und Wasserpumpen,
Rasenmäher und Schaufeln
Ziellos irrt sie herum, fühlt sich wieder wie das kleine
Mädchen, das weinend von seiner Mutter aus dem
Betriebsbüro abgeholt wird. Damals.
Sie irrt zwischen Regalen herum. Claus’
Eifutter. Kletterseile und Leitern für Exoten
und Kanarien, Badehäuser und Trinknäpfe
für Papageien und Weichfresser. JodPicksteine. Ziervögel. Spiegelkugeln.
Hirsestangen. Dehner Zoo Premium
Menü für Ratten. Erziehungshalsbänder
und Maulkörbe. Wasserspeier Frosch
groß und Frosch klein und Wasserspeier
Dylan. Knabberohren light. Dann bleibt sie
stehen und versucht sich zu beruhigen.
„Straußenstickies! Die ideale Belohnung
für unterwegs. Mit dem besonderen
Vanillearoma VERWÖHNEN Sie Ihren
Hund! Aus besten Zutaten und absolut
fettarm! Mit bestem Straußenanteil!“
flüstert ihr ein Mann in weißem Kittel
verheißungsvoll ins Ohr. Auf seinem
Schild steht Schuster. „Was ist…?“ fragt
sie verwirrt, und der Mann strahlt sie mit
Zahnpastalächeln an: „Sie haben eine
Frage?“ Verwachsene Augenbrauen
über der Nase, blondierter Kinnbart,
Goldkettchen, das aus Kittel hervorlugt.
„Ich. Also Sie. Sie haben mich…?“ – „Ich Sie?“ fragt
der verständnisvolle Mitarbeiter.
„Ich suche jemanden, er trägt einen
dunkelblauen Dufflecoat, ja… Dufflecoat,
so nennt man das wohl, oder?“ – „Öhm.
Ja. Also.“ – „Und man könnte wohl sagen,
gutaussehend, so braunes Haar, vorne
länger als hinten…haha: volahiku… ha…
ha“. Schweigen. „Also den suche ich, haben
Sie ihn…? Natürlich nicht.“
Der Gartenbaumarktangestellte sieht sie verwirrt
an, zwirbelt am Anhänger seiner Goldkette, ein
chinesisches Zeichen, herum.
Luis. Sie rennt durch die Reihen, eine
sieht aus wie die andere, kommt von der
Pflanzeninnenbereichabteilung in die
Pflanzenaußenbereichabteilung, hastet
durch einen Wald aus Katzenkratzbäumen
und Vogelschaukeln. Bleibt irgendwann
stehen und stellt sich auf die
Zehenspitzen, versucht über die Regale
hinüberzusehen. Stellt sich vor, wie Luis
den Motor anlässt und alleine zurück in
Richtung Stadt fährt. Ausgesetzt.
Dann sieht sie nach unten und bemerkt, dass sie
direkt vor einem Kaninchengehege steht. Sie bückt
sich, und hebt ein kleines Kaninchen hoch, so klein
und zart, dass sie es am liebsten zerdrücken möchte,
weil es so schön ist und so niedlich und so „hallo
du kleines, na du, oh gott, na? Und du bist ja so ein
kleines, och, ohje, ja, wir beide, mmmh,“ ist.
Vorsichtig streichelt sie über den weichen
Fellrücken, hebt die kleinen Öhrchen an
und lässt sie wieder fallen. Das Kaninchen
sitzt ganz ruhig in ihrem Arm, nur die kleine
Nase bewegt sich. Die anderen Kaninchen
im Gehege scheinen sie anzustarren.
Zwei von ihnen sitzen unter einer fünfzehn
Zentimeter hohen Plastikpalme, neben ihnen
ein Wassernapf. Ein anderes klemmt in der
Öffnung eines grauen Plastikhäuschens.
An der Seite des Geheges rollt sich der
Kunstrasen nach oben ein.
Die Lautsprecherdurchsage ist schwer verständlich
und unprätentiös. Nicht romantisch, sondern
denunzierend. „Frau Haege bitte an den Ausgang.
Frau Haege bitte an den Ausgang.“ Sie richtet sich
langsam auf, sucht verwirrt nach dem Lautsprecher,
fühlt sich beobachtet von Kunden und Kaninchen.
Läuft in Richtung Ausgang.
Luis steht da und lächelt ihr entgegen,
irgendetwas zwischen Entnervtheit
und Erschöpfung: „Oh Mann.“ Sagt er.
„Oh Mann, was soll denn das mit dem
Kaninchen.“ – „Luis, wo warst du?“
Sie sieht hinunter auf den braunen Kaninchenrücken
mit den braunen Flecken. Luis Hand nähert sich
und dann streichelt er das Fell so nah neben ihren
Fingern. Und berührt sie doch nicht. Ein kleines
braunes Fellbüschel dazwischen.
Der im weißen Kittel mit dem chinesischen
Zeichen räuspert sich unsicher, als er ihr
das Kaninchen aus dem Arm nimmt. Und
die Schiebetür macht gar kein Geräusch,
als sie wieder nach Außen tritt.
T: To b i a s S t a a b
T: J u n o M e i n e c k e
J uno
and
the Red
Großmutter, warum hast Du denn
einen so schrecklich großen Mund?
Marie Brassard und der böse Wolf in der Roten Sonne.
„Theater, ab mit dir in den öffentlichen Raum“,
schrieb man sich in den neoavantgardistischen 60er
gerne auf die Fahnen und erfreute sich an Allan
Kaprow’s und Joseph Vostell’s Happenings, die die
historisch bedingte Separation zwischen Betrachter
und Performer hinterfragten und sich ansonsten der
Auflösung der viel zitierten Grenze zwischen Kunst
und Leben widmeten. Eine der Primärforderungen
damals: Das Theater muss endlich aus den
traditionsbelasteten Häusern mit ihren bereits in die
Architektur eingeschriebenen Hierarchisierungen
hinaus in die Stadt ziehen, um sich dem Leben
selbst zu stellen. Angesichts der nun anstehenden
Aufführung von Marie Brassard’s „Peepshow“ in der
Roten Sonne fragen wir uns, wo denn dies vielerorts
gesuchte urbane Leben zu finden sein soll, wenn
nicht hier im Dunkel des Clubs? Zumal die großartige
Räumlichkeit ja abseits der großen Raves unter der
Woche weitgehend ungenutzt vor sich hinstaubt und
heimlich darauf wartet, von Ideen gefüllt zu werden.
Gutes junges Theater in diesem subterranen Kontext
verspricht jedenfalls eine gelungene Abwechslung
zum gängigen Theatereinerlei der Münchner
Bühnenlandschaft, die gemeinhin leider zu selten den
Versuch wirklicher Ausbrüche aus den gegebenen
Strukturen unternimmt. Das Stück „Peepshow“ selbst
war vor einigen Jahren bereits im Rahmen des
SpielArt- Festivals zu goutieren und spaltete als OneWoman- bzw. One- Rotkäppchen- Show die Gunst
des Publikums. Die Theatertruppe What You See
Is What You Get nimmt sich nun dem Stück an und
splittet die Hauptfigur unter Regie von Julia Müller auf
drei Charaktere auf. Interessant für die popkulturell
interessierte Zielgruppe unser Leserschaft
dürfte zudem sein, dass die Musik von Bostro
Pesopeo stammt, der sich ja bereits durch einige
großartig experimentellen Releases auf unser aller
Lieblingslabel Permanent Vacation verdient machte.
Den visuellen Part dieser dezidiert multimedial
angelegten Inszenierung übernimmt Michi Acapulco,
dessen flackernde Video-Künste bereits im Harry
Klein aufs zerebrale Nervensystem wirkten und als
Installation im Berliner Pergamonmuseum exponiert
wurden. Brassard im Club? Könnte ziemlich
spannend werden am 22. und 23. Februar.
this is art
this is art
It is Going
Up
Down
+
T: E r i c S c h ö n e m e i e r
T: L e a R i e c k — P : Ta n j a K e r n w e i s s
Good
Business
is the
Best Art
Zerstörte Kunstwerke und Kunstwerke zerstörende Menschen
2010 war kein gutes Jahr für Dennis Hopper. Im Mai erlag er nämlich den Folgen
seines Prostatakrebses. Und da sich die Erben natürlich nicht lumpen lassen
wollten, war danach auch ziemlich schnell entschieden, 300 Werke aus dem
Hopperschen Nachlass bei Christies in New York zu verkaufen. Mitte Januar
fanden die Versteigerungen statt und besonders ein Werk wurde dabei vom
Geheimtipp zum Goldesel: Ein Mao- Siebdruck von Andy Warhol. Und warum?
Weil er von zwei Kugeln durchlöchert ist.
Allgemein ist bekannt, dass Siebdrucke dieser Art nicht unbedingt
außergewöhnlich sind, da Andy Warhol sich seiner Zeit besonders für
die konträre Idee im Sinne einer Kunst als Ware, die gezielt für einen
Markt produziert wird, begeistern konnte. „Good business is the best
art“ ist sein Motto, mit dem er jeglichen Unterschied zwischen Künstler
und Unternehmer verleugnet. Die Grenzen zwischen Kunstwerk und
Konsumartikel und letztlich auch zwischen Kunstwelt und Kapitalmarkt
werden aufgehoben. Mit seiner fabrikmäßigen Produktion der Marke
„Warhol“ wird suggeriert, dass die Logik der Kunst und die des Marktes
nicht nur kompatibel, sondern ein und die Selbe sind.
Nun gibt es bei Christies diesen Hopperschen Warhol im Angebot. Zur
Konkretisierung: Es handelt sich dabei um einen Siebdruck des Blaugesichtigen
Mao mit giftgrünen Lippen und grünem Dress. Individualisiert wird das Ganze
dann von Hopper persönlich. Zu sehen sind nämlich außerdem zwei kleine
kreisrunde Löcher über einem Auge und am linken Bildrand. Sie stammen von
zwei Kugeln, die Hopper auf die Leinwand schoss. Wie das passieren konnte?
Hoppers Nachlassverwalter hat natürlich die passende Erklärung: „Eines Abends
sah Dennis aus dem Augenwinkel den Mao und war so erschrocken, dass er
aufstand und zwei Mal schoss.“ Die eigentlich ebenfalls klärungsbedürftige
Frage, warum der Hollywoodstar wohl voll bewaffnet in seinem Haus herumlief/
herumsaß (ich habe auch immer sofort eine Pistole zur Hand wenn ich mich
erschrecke ) ist dabei wohl zu vernachlässigen. Nichtsdestotrotz mochte
Warhol den durchlöcherten Mao wohl gut leiden und beschriftete die Löcher im
Nachhinein als „Warnschuss“ und „Einschussloch“.
Einstmals einer unter hunderten (250, um genau zu sein) wird der
Druck so zum Aushängeschild der Christies Auktion. Anstatt der
erwarteten 20 000 Doller bringt er nämlich mal eben einen Betrag von
302 500 Dollar ein. Die Erben danken dem Prinzip Kapitalismus. Wie
das im Grunde funktioniert, dürfte allen klar sein: Im Wesentlichen wird
in der Gegenwart Kapital investiert, um in der Zukunft einen monetären
Profit zu erzielen. „Erwirtschaft“, wie man es auch so gerne umschreibt.
Oder in den Worten des amerikanischen Ökonomen Robert Heilbroner
ausgedrückt: „Kapitalismus bedeutet die kontinuierliche Transformation
von Kapital- als-Geld in Kapital- als- Ware, gefolgt von einer
Retransformation von Kapital-als-Ware in Kapital- als- mehr-Geld.“
Wenn dann zwei berühmte Menschen aufeinander treffen (in unserem Fall
Hopper und Warhol) kann es unter Vereinigung der gemeinsamen Kräfte nur
zu einer Wertsteigerung kommen. Oder hätte unter normalen Umständen
jemand 300 000 Dollar für einen lausigen, durchlöcherten Siebdruck von
Warhol bezahlt? Die Aktion sollte aber nicht unbedingt zum Nachahmen
animieren. Abgesehen von der Waffenproblematik ist der Beschluss der
mutwilligen Beschädigung von Kunst eher fragwürdig.
Dass das mit dem Kunstwerk zerstören auch nach hinten losgehen
kann, lehrt uns nämlich eine andere Geschichte: Wir schreiben das
Jahr 1988, Schauplatz ist die Alte Pinakothek. Wo andere zwischen
den Gemälden der Alten Meister vor Ehrfurcht erstarren, hat HansJoachim Bohlmann ganz andere Intentionen. Mit Schwefelsäure
bewaffnet stolziert er durch die Räumlichkeiten und entscheidet sich,
die Säure kurzerhand über drei weltberühmte Bilder von Albrecht Dürer
zu schütten. Aber es kommt nicht zu einer rapiden Wertsteigerung.
Im Gegenteil. Der Schaden beträgt über 100 Millionen Mark.
Eigentlich komisch, dass sich niemand für die von einem Psychopath
umgestalteten Werke erwärmen lässt. Dabei könnte das Dürer Attentat
fast als die perfekte avantgardistische Performance durchgehen! Ein
Zusammenlaufen von Leben und Kunst.
Seit Freitag, den 28. Januar, wird das Nachtmuseum von unterschiedlichsten
Videoinstallationen geschmückt, um dem nächtlichen Ausflug etwas mehr
Tiefe zu verleihen. Dahinter verbirgt sich eine Galerie, die am 10. März im
Glockenbachviertel ihre Pforten öffnet und den Namen downstairs. trägt. Die
Gegebenheit, dass alles im Fluss ist, spendet Unverfangenheit und begründet
gleichzeitig auch den Ansatz des bewusst getroffenen Entschlusses, sich
von alltagsgeleiteter Besorgnis frei zu machen und vermeintlich vorgegebene
Schranken einfach geschickt zu umgehen. Schranken in Form von festen
Strukturen, die gerade im innig geliebten München leider nicht wegzureden sind
und freischaffender Betätigung oft im Wege stehen. Im Klartext bedeutet das
den Aufbruch des Verhältnisses zwischen Künstler und Galerist, zum einen aus
persönlicher und künstlerischer Übereinstimmung, zum anderen wegen der sich
neu eröffnenden Freiheit, Projekte verwirklichen zu können, die sich vollkommen
außerhalb der Grenzen eines herkömmlichen Galeriebetriebs bewegen. Ein
offensichtliches Experiment, das sich über Illusionismus und Vergänglichkeit der
Gegenwart im Klaren ist und sich entschieden von Tagesinspiration leiten lässt.
Vom dunklen Abstellgleis der Kunst, bis hin zur kurz vor dem Abschluss stehenden
Akademiestudentin, ist im Künstlerspektrum alles vertreten, einen gemeinsamen
Antriebspunkt zu finden, war allerdings das geringste Problem. Deutlich wird
das schon in der Vielfältigkeit der Videoinstallationen im Stadtmuseum, die auch
einen kleinen Einblick eröffnen, wohin das Ganze führen soll und was man bei
der Vernissage erwarten darf. Mit einem muss man beginnen, also fangen wir mit
Carmen Sophia Runge von der Kunstakademie an, die in der hiesigen Kunstszene
kein unbeschriebenes Blatt mehr darstellt und deren Werk von bestechender
emotionaler Direktheit geprägt ist. Dazu gesellt sich Sair 53, dessen Weg zu seinem
jetzigen Stand, eher der ungewöhnlichere ist, über Nebenpfade, oder Gleise, aber
trotzdem zum gleichen Ort, in die downstairs. Galerie führt. Eine Art Zwischenstück,
stellt das Duo Hans & Hans dar. Beide studieren an der Akademie der bildenden
Künste. Interessengebiete sind Fotoinszenierungen und deren mediale
Veränderbarkeit. Der analog arbeitende Fotograf Leo Konopizky sucht vorrangig
authentische Momente, seine Suche führte in bisher nach Südostasien und Island,
als nächstes Ziel ist Finnland vorgesehen.
Verbunden sind die insgesamt fünf Künstler neben der Malerei, vor allem mit deren
philosophischen Gedankengut, das auf der Infragestellung des menschlichen
Scheindaseins wurzelt, womit auch der Kreis zu den Galeristen Matthias Lamsfuß
und Eric Schönemeier geschlossen wird. Genug der Worte, es müssen Bilder
sprechen.
Downstairs. Galerie - Augsburgerstrasse 12 - Eröffnung 10. März 2011
kill the tills
T: L u k a s K u b i n a — P : Ta n j a K e r n w e i s s
ALWAYS
Hardcore
Nachts wenn der Autor kommt
Rocco sieht sich in einen stampfenden Automaten
verwandelt. Obwohl nicht eine Diskokugel von der
Decke krachte, bluten die Knöchel der rechten Faust.
„ALWAYS HARDCORE!“ knattert er und marschiert
mechanisch im Dreieck. Draußen liegt frischer
Schnee. Es ist eine knusprige Dezembernacht. Man
könnte den Spuren auch eine Fährte entnehmen,
aber es ist nicht nötig, jeder, der dazu gehört, kennt den
Weg; dorthin, ins Paradies, in den Zirkus, ins Fiasko.
Hier rotten sie sich zusammen. In der
Vorstadt. In einem Keller, der schon so einiges
gesehen hat, zusammengetrommelt von einer neuen
Gattung von Unterwelthelden. Dort unten inszeniert
sich die Todesromantik, die sie nachts erfasst.
Nur was morgen stirbt ist heute schön. Die Vielfalt
der Sehnsüchte findet hier Unterschlupf und tanzt
gemeinsam dem mörderischen Morgen entgegen.
Jetzt und hier; denn die Ewigkeit ist ekelhaft!
Die ersten Gestalten stranden an der
rustikalen Holztheke. Die letzte Zuflucht vor der
zivilisierten Gesellschaft, die embryonale Wärme des
Vollrauschs. Am Tresen wird man nicht auf eine Trage
geschnallt und ins Lazarett abtransportiert. Es werden
nicht einmal Schutzhelme verteilt. Die archaische
Ästhetik des Unterlassens, siniert Damir grummelnd.
Er hat es unterlassen, die letzte Tram nach Hause zu
nehmen. Die scheue Barkeeperin hat es unterlassen,
ihm den Wunsch nach einem nächsten, ewig letzten
Drink zu verwehren. Beide sehen dabei ziemlich gut
aus, findet er, das ist entscheidend.
Unter dem zuckenden Lichtschwarm
der Glühbirnen klammert er sich zwanghaft an
diese Nacht. Es ist wie in die Sonnenfinsternis zu
blicken, denkt er sich an die Decke glotzend, nur
hundertmal pro Minute. In diesem Licht sehen die
Frauen frisch aus und die Jungs verwegen. Seine
monströse Libido erwacht. Günstige Bedingungen,
dämmert es ihm. Aus den Boxen wabbern Rythmen
über seinen Kopf hinweg, die ihm zwar die
Orientierung rauben, aber auch Selbstsicherheit
einimpfen. Ein Hintern, ein Hüftschwung, eine
nackte Schulter streifen seinen Tunnelblick.
Selen stand lange vor dem Spiegel. Mit
einem erregendem Ergebnis. Biker Boots, Overknee
Strümpfe, dunkelrotes Blümchenkleid, beiges
Strickjäckchen und eine schwarze Strickmütze. Sie
wird ihn verrückt machen, kein Zweifel. Wenn er nicht
zu betrunken ist, wird sie sogar mit ihm nach Hause
gehen. Sie wird ihm verzeihen, sie wird sich von ihm
ficken lassen und sie wird ihn danach trösten, dann
wenn die Sonne aufsteigt und in ihm seine düsteren
Ängste. Der Stoff zeichnet ihre Kurven fein nach,
die Overknees zeigen schreiend auf ihre nackten
Schenkel, die darüber der Fantasie Tür und Tor
öffnen. Man sieht ihr die dreißig nicht an. Hinter den
Kastanienaugen könnte man sehen, wie sie nicht
mehr funktioniert, sie fertig ist, zerfressen von einem
Jahrzehnt, das von Leidenschaft gesteuert wurde. Tut
aber keiner. Ihr schaut man auf den prächtigen Arsch.
Unterlassen. Damir zieht tief an seiner
Kippe. Er unterlässt es, das neue Rauchverbot zu
beachten. “Klar, Rockerstyle” murmelt er in sich
gekehrt, bläst einen Ring gegen die Diskoblitze, stellt
sich etwas breitbeiniger hin als gewöhnlich - um
rebellischer zu wirken – und steckt die Streichhölzer
in die Brusttasche seines Jeanshemds. Er ist nicht
ganz frei von den Parolen seiner Zeit. Im Gegenteil,
er ist völlig damit beschmiert. Nur wie soll man sonst
den Widerspruch zwischen synthetischen Drogen und
Biolebensmittel in einem Lebensstil unterbringen? In
Harmonie? Ohne Reklame hast Du keine Chance,
resümiert er und massiert sich den Vollbart. Nur
Reklame sortiert Dir das Chaos, destilliert Dir die
Illusion eines bestimmten Lebensgefühls. Sie
spendiert Dir sogar meistens eine Geisteshaltung.
Reklame- Reklame, Popkultur- Reklame, AntiReklame, Subkultur- Reklame. Damir verwirft seine
Gedankenkette gelangweilt. Er ordert einen Kurzen.
Man sollte sich nicht zu ernst nehmen. Er bestellt
noch ein Pils, kippt sich den Schnaps rein und zündet
sich die nächste Fluppe an. Einfach treiben lassen.
Rocco erbarmungslos. Für diese Jungs
würde er durchs Feuer gehen. Über ihre Schultern
streckt er den johlenden Karohemden und knackigen
Dekolletés seine Faust entgegen. ROCK AND ROLL
WILL NEVER DIE! Er bombardiert die Tanzfläche mit
dem Schlachtruf und verschärft seinen wahnsinnigen
Blick. Sein weißer Hermés Anzug hat ein paar
Blutspritzer abbekommen. Inzwischen sind die
aufgeplatzten Knöchel verkrustet. Er ist unruhig. Er
schwitzt. Wieder und wieder schlägt er im Takt gegen
den Sims über dem DJ Pult. „Vous êtes des animaux!”
Selen trinkt Vodka auf Eis. Den zweiten.
Er kann sie noch nicht sehen, zwischen ihnen liegt die
Tanzfläche. Die Leute drehen durch. Es ist heiß und
eng. Sie steht mit dem Rücken zur Wand, trotz der Hitze
huscht eine Gänsehaut über ihre zitternden Brüste. Seit
Monaten kommt sie zu ihm zurück, in irgendeinen Keller
in der Vorstadt, und liefert sich ihm aus.
food out
T: A r m i n S t e g b a u e r — P : Ta n j a K e r n w e i s s
Kot
+a
Touchdown
Das galoppieren des wunderschönsten Renntiers geht weiter.
Nach unserer kulinarischen Fütterung mit Rudolfia alias Bobabachtzehnuhr im
„Glockenbach“ „BarCorso“, München 72 gings weiter….
Eingeritten in die Königsquelle, hat’s den Wirt Peter S. erst mal kurz
gerissen, und wir trapierten uns schmuckvoll an die Bar. Mein Rentier und ich
verpassten uns einen Kräuterpressling aus der Südafrikanischen Ballonerbse, und
bei der Tellerkontrolle des eugagastroservice kippte der Inuit Tom ne Kerze in den
Eisbehälter hinter der Bar. Tja und dann sage Wirt Peter „supergau, – scheiß ganze
Wachs im Eis“ hihi wir zogen weiter
Ich sattelte mein Rentier auf, und jetzt sollte es doch mal was Gutes zum
Essen geben, also nix wie rein ins Brenners. Wir dekorieren uns im sogenannten
Grillbereich, der Perle des Brenners. Das Rentier Rudolfia schaute ganz traurig
auf die Speisekarte und entdeckte dort diverse Artgenossen, und entschloss sich
dennoch, weil diese ja jetzt nicht mehr leiden müssten, für einen Rehrücken für
13,90 und ich bestellte die runden Kotbulla alias Rehfleischpflanzerl für 12,90.
Wir warteten auf das Essen und beobachten die männlichen
Servicekräfte mit Ihren süßen kleinen Kugelbäuchen wie sie die uns angrinsenden
Beigefrauen mit Ihren Königspudeln bedienten.
Als wir gerade die Siemensprivatausgeher am Nachbartisch anglotzen,
kam unser Zahnlücken auffüllendes Rehrückencarpaccio. Beim Betrachten
der Tischdeko eines wunderschönen Olivenölflacons die Bob als Duftflascherl,
also die Rosmannteile wo oben drei Balsamstäbchen raus schauen,– läßt uns
ein nettes Gespräch über den Künstler Bobabachtzenuhr, der eigentlich mal
Zerspannungsmechaniker und Schreier gelernt hat einsteigen. Über seine
wunderbaren selbstgemachten Wimpern die im Sommer gar einen Sonnenbrand
gar auf den Kniescheiben verhindern.
Als Rudolfia mit der Grazie einer Äthiopischen Gazelle am offenen Grill vorbei
wandelte, so dass dort ein Funkenflug sichtbar wurde, und sich in den Sanitärbereich
zurückzog. Just in dem Moment kam unser Hauptgang und ich wartete, und ich
wartete,… bis mich der Service auf das angerichtete Mahl ansprach „ sollen wir das
noch warm stellen?“ und ich erwiderte, „nee die ist nur Pipi!“
Das Dessert verkniffen wir uns, nachdem leider unserer Meinung nach
beim Rehrücken a’bisserl a Soß gefehlt hat, und meine Hackfleischbällchen nun ja…
egal… wir kippten am Marstallplatz zweimal um ins Restaurant Eisbach.
Im Eisbach zur späten Stunde angekommen, mit einem Hallo in der
Küche mit erfolgreichem kostenfreien Rausleihern zweier leckerer Sorbets. Einem
Apfelbirnenfrucht und einem Blaubeere Bacardi oder so. Diese kühle Erfrischung,
für mein Rentier dargereicht übrigens auf gutem Churchill Porzellan, liesen uns
verweilen und ein bisschen den hübschen Barmann tratzen.
Jetzt ging’s Getränketechnisch ins Himmelbettchen, — ins Schuhmann’s
des war so hammergeil die Wildtiertränke mit Ihren Champagnerflips. Das zu guter
Letzt, der mit dem Taxi aus dem Kubitscheck angereisten Mitarbeiter Fabi, für uns
die letzte Runde orderte „ Ich habe mich für uns entschieden, drei Touchdown bitte“
Ich verbleibe wie immer mit
„fuck the Backmischung“
Euer Armin
www.cafe-kubitscheck.de
www.das-neue-kubitscheck.de
durch die welt mit
Buenos Aires
M
o
n
t
a
g
Tranquilo, tranquilo, der „es passiert einfach nichts
Tag“,weill man sonst nicht überlebt ! Heute leckt man
die Wunden des Wochenendes.
T: L u c a s B i s c h o f f
D
i
e
n
s
t
a
g
der „super classico“ : La Cigal (Noche frances).
Unbedingt vor 23h kommen, sonst wird die Schlange
endlos lang (Microcentro, Calle 25 de Mayo 722).
Wird ab ca. 1h gut, weil dann der reguläre Barbetrieb
dank solider Resident DJ´s in eine amtliche Party
übergeht. Eher härterer Electro, internationales
Publikum.
M
i
t
t
w
o
c
h
Da war immer die Drum’n’Bass Night im Barhein
(Lavalle 345) Der Club ist ganz nett, Leute passen.
D
o
n
n
e
r
s
t
a
g
Ist mein Lieblingstag gewesen! Unendliche viele
Möglichkeiten....
Rap Musik: Lost Club im Club Araoz (Calle Araoz
2424 Palermo, für alle Revolutionären unter Euch
hier hat Che Guevara gewohnt), wird zu später
Stunde zu House. Ob die Rap Mucke so taugt? Naja,
aber viele Alternativen gibt es nicht bei HipHop in
BsAs, Argentinien ist in diesem Bereich wirklich ein
Entwicklungsland
M e i n
L i e b l i n g s c l u b
Niceto (Calle Niceto Vega 5510 in Palermo) am
Donnerstag ist immer Club 69, it’s a must, am
Bestenso schnell wie möglich hingehen! Transen in
Brautkleidern die über dem Dancefloor schaukeln,
vollgepumpte Druffi’s so weit das Auge blickt,
die Energie in dem Laden ist extrem sexuell
aufgeladen, bezaubernd schöne Frauen, gute Musik,
internationale Bookings, einfach Abfahrt, einfach
Rave, einfach anders! Locals behaupten gerne, wenn
man nicht im Club 69 war, dann war man auch nie in
BsAs, unterschreib ich sofort!
Davor kann man ins Carnal, eine Bar
gegenüber mit Dachterrasse. Bei Niceto, wie Carnal
können sich seeehr lange Schlangen bilden (das
Timing bekommt man mit der Zeit raus. Andere
Möglichkeit man bleibtöfter mal bis in die Afterhour
hinein, freundet sich mit den Verantwortlichen an &
geht an der Schlange vorbei true school).
Gute Bars für Donnerstag auch: Mundo Bizarro
(Serrano 1222 Palermo) man beachte den völlig
unaufälligen „abuelito“ an der Bar, Ihr werdet schnell
verstanden haben, weswegen er dort fast schon
wohnt. Congo (Honduras 5329), Kim y Novak
(Güemes 4900), Unico (Honduras y Fitz Roy, der all
time classic, hier BsAs at it’s best, kann man jeden tag
bis 8 abstürzen) das Pimpernel am Rio de la Plata.
F r e i t a g
/
S a m s t a g
da geht immer alles. Stichwort: einfach treiben
lassen! In den Bars von Palermo draussen sitzen,
Kontakte knüpfen und vielleicht einfach mal spontan
auf eine der unzähligen privaten Dachterrassen
Parties gehen & einer kulinarisch wertvollen Parillada
beiwohnen. Es gibt kaum schönere Momente als bei
einem guten Glas Malbec, zierliche Portenas dabei
zu beobachten wie sie kiloweise argentinisches Rind
auf dem Grill wenden, Dich wenig später anlächeln
und fragen: „Quieres?“. Für internationale Bookings
gibt es noch Pacha & Mint, (auch in Südamerika
snobby, aber nicht ganz so schlimmer fluffy House
wie man es von den Namensvettern in Europa
gewohnt ist) Für Open Air Clubbing empfehlenswert
Sunset (Roque Saenz Pena 440,Olivos ), darüber
hinaus Crobar, Cocoliche, man bräuchte noch drei
Ausgaben des SP um das Nachtleben von BsAs
auch nur im Ansatz zusammenzufassen.
S
o
n
n
t
a
g
ab in den Zug Richtung Tigre, das Fluß Delta des Rio
de la Plata, der von seinen Ausmaßen her eigentlich
ein Meer ist. Ein Boot ausleihen und die kleinen,
verwachsenen Kanäle im Delta durchschippern, kurz
mal rechts an einer Wassertankstelle anhalten und
ein paar kühle Dosen Bier aufladen und einfach nur
die argentinische Sonne geniessen.
K
u
l
i
n
a
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s
c
h
Mein Lieblingsrestaurant: La Dorita (Humboldt 1905/
esq. Costa Rica) und wenn man mal jemand zu
etwas Außergewöhnlichem ausführen möchte:
sifones y dragones (ciuda la paz 174,tel: 44139871,
unbedingt reservieren, ist klein aber fein). Sonst
Milion, lomo, Bar 6, los de jesus… es gibt zu viele um
sie zu nennen.
Das ehrlichste Steak der Stadt wiederum gibt’s in
der La Vieja Rotiseria (Defensa 963 / San Telmo
direkt 50 meter weiter am Plaza Dorrego vorbei )
ein Bife de lomo vom verschwitzten Grillmeister
und eine Flasche schweren Malbec Rotwein,
a bissl chimichurri dazu und der Abend startet
formidabel. Nix Food Design, nix Touri Hochburg,
hier speist der Porteno per se. Wenn ein kleiner,
dicklicher Mann vorm Restaurant Euch mit seinem
Schirmmützchen Richtung Rotiseria winkt und dabei
ein unverständliches Lunfardo hernuschelt, wisst Ihr
dass Ihr endlich da seid.
Noch ne wichtige Nummer: 1561592345 von Aariel,
unserem Notfall Gras Kurier. Der hat ein Taxi
und bringt alles – ja so ziemlich alles – innerhalb
kürzester Zeit frei Haus.
Ach ja, kein Hipster ohne Handy: kauft ne Prepaid
Karte von CTI (z.B. eim CTI Laden am Anfang von
der Calle Florida, da ist so ne Art Flagship-Store).
Karte ohne Handy kostet 10 peso, mit Handy gehts
ab ca. 130 los. Und wundert Euch nicht über die
Art der Argentinier immer überall via Lautsprecher
zu telefonieren, ist ne Art Walkie Talkie Frequenz &
daher billiger als normal.
Ach ja, aufpassen ist angesagt, man wird gern mal
gelinkt, v.a. beim Wechselgeld (abends + Taxi +
Club). Man bekommt sehr schnell Falschgeld! Lasst
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M
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Donnerstag
03.02.
Blumenbar: Harry Klein: Pimpernel: Nachtmuseum: Rote Sonne: freitag
04.02.
Blumenbar: Bobbeaman:
Chaca Chaca: Crux: Elli Disco: Harry Klein: Nachtmuseum: Rote Sonne: e
b
r
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a
Boiler: Morgan Zarate (Hyperdub U.K)
Bar: Riko 81, Le Discoboulet / SONSON
Ein Herz für ... IWW – MAXÂGE
Hunde, wollt ihr ewig Leben?
COLLOQUIUM Bass mit Schlachthofbronx
Manege 8 präsentiert: Rätzelhafte Fakten, Kats live from Hollywood
Peng Peng new and for sale live!
Prins Thomas, Der Brane
Club Moral pres. Dominik Eulberg
Acidkids w/ Mumdance
TLT „The Lost Tapes“ A Side B Side/ Roberto Sotgia, Phil Kamp, Fab Disco, Mike Trend Daniel
Popkiller II: Anthony Rother (Datapunk, Offenbach)
Club2> Jeans Team Konzert
Fachwerk Records Nacht: Mike Dehnert live!, Roman Lindau
FOTOGRAFIEN
1969 –2009
RogerBallen
12. NOV 2010 – 27. FEB 2011
Samstag
05.02.
Blumenbar: Bobbeaman:
Chaca Chaca: Crux: Elli Disco:
Harry Klein: Pimpernel: Nachtmuseum: Rote Sonne: „Nachts wenn der Autor kommt“ Kill the Tills
Beastin Bros
Alex Celler
NICE!
„SATURDAYNIGHTDISCO: Lovefingers (Blackdisco / ESP Insti-
tute / NYC) Cheers Chris (Vulcane Dance / Berlin)
Amsterdam Amsterdam: Julien Chaptal (Remote Area, Amster-
dam / Paris), Flowing
Munich Rumble
Vernissage: Video Installation> Betty Mü’s Salom
Im Anschluss: Monaco Calcio> Brandt Brauer Frick
Matt John (Holographic Island, Perlon/Berlin), Matze Cramer
dienstag
08.02.
Blumenbar: Crux:
Pimpernel: Blumenbar am Dienstag, Amedee Kill the Tills B-Day
Early Bird – Dj Justin Time
The Heart of Munich
mittwoch
09.02.
Blumenbar: Crux: Elli Disco: Pimpernel: Stadtmuseum: Eva Keswon & Lisa Miletic
W.W.A - Wednesdayz With Attitude
Projektil live! DJ Al, Dusty Start 21.00!!!
Stay on the Scene
Monaco Pop live on stage> *Kintopp / Like Loonies*
Donnerstag
10.02.
Blumenbar: r
Münchner Stadtmuseum / Sammlung Fotografie
Di– So 10 –18 Uhr
DARIO.ZENKER
ILIANTAPE,HARRYKLEIN,VAKANT,MUNICH
d.dot disko / SONSON
MUELLER
ILIANTAPE,DIETOERRING,MUNICH
MARCO.ZENKER ±
ILIANTAPE,HARRYKLEIN,MUNICH
LIVE
HAMID.B
ILIANTAPE,EZOORADIO,MUNICH
// VISUALS & INSTALLATIONS //
BLINKANDREMOVE
HARRYKLEIN,ILIANTAPE,REGENSBURG
507NANOMETER
MUNICH
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Harry Klein: Pimpernel: Nachtmuseum: Rote Sonne: e
b
Ein Herz für....Newcomer
Klappe die Dritte für “House House and more fucking!”
Lesenacht der Popautoren: Thomas Meinecke(Suhrkamp/ Muc), Hans Nieswandt (Kiepenheuer & Witsch/Köln)
Egyptian Lover feat. Jamie Jupiter (/Los Angeles,US)
Freitag
11.02.
Blumenbar: bobbeaman: Chaca Chaca: Crux: Elli Disco: Harry Klein: Pimpernel: Nachtmuseum: Rote Sonne: SAGADA BATAD Lisa Schairer & Martin Peter (compost blackla-
bel, angora steel) / Bar: Turtur und Stremmel
Muallem, Sascha Sibler
Egbert, Ingo Boss
Top Friend Friday
Starskys Revival Party: Simon Rose, Jo Kraus, Dj Duke, Sammy T
Oliver Huntemann
Bizarre Disco Circus- Mit Kitt Bang (zombocombo) & Weinberger Marc (Rote Sonne)
Ilian Tape Night: Ilian Tape All Stars: Dario Zenker, Marco Zenker live, Mueller , Hamid B.
HYPIE HYPIE
samstag
12.02.
Alte Kongresshalle:
Blumenbar: bobbeaman: Chaca Chaca: Crux:
Elli Disco: Harry Klein: Pimpernel: Nachtmuseum: Rote Sonne: Schrannenhalle: Boys Noize, D.I.M.
Mjunik Dont Stop, Mirko Hecktor, Jojo Hofmockel, Peabird
Will Saul, Roland Appel
Animal Trainer
Hip Hop Don‘t Stop
„N.Y. Disco“ Morgan Geist – Metro Area (Environ/NYC), ST.Quentin (LFK) Migumatix (Freaktown)
Air London Showcase, Simon Baker (20:20 Vision / Air London, London ), Alejandro Mosso
Pimpin’ under the Covers
Compost Family Edition Live Prommer & Barck (Compost/ So-
narkolektiv / Muc) Thomas Herb (Compost/ Muc), Show-B
Candy Club
Official Air&Style Aftershow Party
dienstag
15.02.
Blumenbar: Crux:
Pimpernel: Blumenbar am Dienstag
Early Bird – Dj Justin Time
The Heart of Munich, Ted Benz & Gast
mittwoch
16.02.
Blumenbar: Crux: Pimpernel: Elli Disco: Tobi Siegert
W.W.A – Hr. Minute/Dj Explizit/Al Rock/Roger Reckless/Dj Scream
Floorist und Gast
Live Musik und Tanz! Adriano Prestel und Band, Dj Al(#1Pistola)
Start 21.00!!
r
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Nachtmuseum: a
r
Monaco Pop: Live on stage> Charlie Straight / Amadeus & the
Breaking Hearts
donnerstag
17.02.
Blumenbar: Bobbeaman:
Harry Klein: Pimpernel: Rote Sonne: Boiler: Comfort Fit (TDR Berlin) Bar: Riko81
Klassic im Club, ab 20:00 Uhr
Ein Herz für … EZOO
Erwischt! In Flagranti mit Carciofi Frivoli
Jazz & Milk: Karl Hector & The Malcouns live! (Stones Throw/
Now Again, US), The Mighty Mocambos live
freitag
18.02.
Blumenbar: Bobbeaman: Chaca Chaca: Crux: Elli Disco: Pimpernel: Nachtmuseum: Rote Sonne:
Ambiente / Bar: Gringo
Yosa live! Show-B
Tobi Neumann
BTYCL TRRBO/Rev. Maki/Jay Scarlett/Dj Demint
Utopie 2000: Bartellow, Stefan Brisèe & Meier Rondo
Harry Klein: Ostgutton Nacht
D*I*S*C*O M*A*D*N*E*S*S
TASTE/d> Yuksek (Barclay/ Hpnotic Music/ France)
Salta Montes
samstag
19.02.
Blumenbar: Bobbeaman: Chaca Chaca: Crux: Elli Disco: Harry Klein: Nachtmuseum: Rote Sonne: dienstag
22.02.
Blumenbar: Crux:
Pimpernel: Nachtmuseum: Rote Sonne: Mittwoch
23.02.
Blumenbar: Crux: Elli Disco: Nachtmuseum: Turtur und Stremmel /Violetta Parisini
Ata, Oskar Melzer
Pier Bucci
Beastin`Classic
„Saturdaynightdisco“ Jan Peter Gucci, Jojo Hofmockel, Migumatix
Out of Frankfurt: Markus Fix (Cocoon, Frankfurt), Chris Tietjen
Monaco Bob
Zombocombo präsentiert: Polly Paranormal Ghostpuster
Blumenbar am Dienstag
Early Bird – Dj Justin Time
The Heart of Munich
Integrationsdebatte (Arbeitstitel)
What you see is what you get präsentiert:
PEEPSHOW von Marie Brassard
Cover me!
W.W.A - Wednesdayz With Attitude
ab 21:00 Uhr: Beni Brachtel live, Bartellow, Dusty, Dj Al
Monaco Pop live on stage> Pandoras.box / New and For Sale
F
E
B
R
U
Di. 01.02.
Di. 15.02.
Mi. 02.02.
Mi. 16.02.
Blumenbar am Dienstag
Ted Benz
A
Blumenbar am Dienstag
Tobi Siegert
Do. 03.02.
BOILER: Morgan Zarate
Bar: SonSon & Riko 81 &
le Discoboulet
Fr. 04.02.
Do. 17.02.
BOILER: Comfort Fit (TDR Berlin)
Bar: SonSon & Riko 81 &
le Discoboulet
Fr. 18.02.
PENG PENG
new and for sale!
AMBIENTE Bartellow, San Quentin
Bar: Gringo
Sa. 05.02.
KILL THE TILLS
“Nachts wenn der Autor kommt“
Di. 08.02.
Sa. 19.02.
TURTUR & STREMMEL
Violetta Parisini
Blumenbar am Dienstag,
Amedee Kill the Tills B-Day
Di. 22.02.
Mi. 09.02.
Mi. 23.02.
Do. 10.02.
Do. 24.02.
Fr. 11.02.
Fr. 25.02.
Word of Mouth Uk goes Munich
Ranacat, Sonogama, Jordi Mas &
Sascha Sibler
Eva Keswon & Lisa Miletic
SONSON & JOJO HOFMOCKEL
Bar: d.dot disco
SAGADA BATAD
Lisa Schairer & Martin Peter
Bar: Turtur & Stremmel
Sa. 12.02.
MJUNIK DONT STOP
Mirko Hecktor, Jojo Hofmockel,
Peabird (!K)
Blumenbar am Dienstag
COVER ME!
SONSON
Bar: d.dot disko
Bar: Cash B´Day Special mit Franz
Dobler
Sa. 26.02.
ZUSAMMENSPIEL
Dorfner & Beeling
Thalkirchnerstrasse 10
ab 21 h
R
film
F e b r u a r
SONSON / Bar: d.dot disko
Benjamin Roeder, Marvin&Valentino, Hugo Capablanca
Ein Herz für ... Die Electrophilen, Philipp Blecha (Club Pompa
dour / Pratersauna, Wien), Thomas Grün (Club Pompadour / Pratersauna, Wien)
The Big Soulbowl
Dub Movement Zap‘N‘Raize, Manufaktur live, Knista feat. Sara Sulai
Deelicious : C.B. Funk (Arto Mwambé, Brontosaurus, Story/ Köln), Mitch Jany
Freitag
25.02.
Alte Kongresshalle: Blumenbar: Bobbeaman: Chaca Chaca: Crux: Elli Disco: Harry Klein: Nachtmuseum: Rote Sonne: Permanent Vacation : Live in ConcertHercules & Love Affair,
Pollyester21:00 Uhr
Word of Mouth Uk goes Munich: Ranacat, Sonogama, Jordi Mas & Sascha Sibler
Cash B´Day Special mit Franz Dobler
World League pres. Steve Bug, RenVaitl
Guido Schneider
Top Friend
„SWEET in da House“ Empee, Luvin Lou,
Jay Dan
Johannes Heil, Maxim Terentjev
Permanent Vacation Allnighter:
Dj Sets: Hercules and Love Affair
Benji Fröhlich & Tom Bioly, Wolfram
Great Stuff präsentiert: Brodinsky (Turbo, Southern
FriedRecords/Paris)
Samstag
26.02.
Blumenbar: Bobbeaman: Chaca Chaca: Crux: Elli Disco: Freiheizhalle: Harry Klein: Pimpernel: Nachtmuseum: Rote Sonne: Dorfner & Beeling
Beg to Differ LIVE, Nick Chacona, My Cousin Roy
Burkhardt, Einzelkind
NICE!
„ELLIDISCO!“ Erobique live! (international-pony/hamburg)
Jan Peter Gucci, Groovearbano
Oliver Koletzki
Mobilee Back to Back Tour: Marcin Czubala
Powerplay Soundcrew
Die Registratur präsentiert: > Last Days of Techno
Marco Passarani (Peacefrog, Final Frontier/Rom), Dario Zenker
(Ilian Tape, Harryklein/Muc), Philipp von Bergmann
sonntag
27.02.
Werkraum/Kammerspiele: Premiere: They shoot Horses don’t they?
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Sick
and
Perverse
T: J ö r g v o n B r i n c k e n — P : Ta n j a K e r n w e i s s
Donnerstag
24.02.
Blumenbar: Bobbeaman: Harry Klein: Pimpernel: Nachtmuseum: Rote Sonne: Der Körper von Alex — Gaspar Noés Irréversible
Das Liebespaar Marcus und Alex und
deren Freund Pierre besuchen eine ausgelassene
Party, wo es, unter Einfluss von Drogen und Alkohol,
zum Streit zwischen den beiden Liebenden kommt.
Alex verlässt entnervt die Fete, doch sie kommt
nie zuhause an. In einer Unterführung wird sie
von dem schwulen Zuhälter El Tenia brutal und
mitleidlos vergewaltigt und ins Koma geprügelt.
Die grässliche, in einem Stück und ohne Schnitt
gefilmte Schändungs- Szene aus Gaspar Noés Film
Irréversible dauert quälende neun Minuten. Und
sie wird von einer Hand- Kamera festgehalten, die
in Höhe der Geschändeten auf dem Boden liegt,
wie zufällig fallengelassen, um aus einiger Distanz
interesselos die Qual des Opfers und die sexuelle
Wut des Täters zu registrieren. Kein erlösender
Schwenk, kein gnädiges Abblenden. Stattdessen die
furchtbare Ruhe eines Aufzeichnungsapparates. Das
von ihm übertragene Bild schändet Auge und Psyche
auch des Zuschauers mit seiner anti- suggestiven
Kälte. Dabei ist es doch dieselbe Kamera, die vorher
noch wie das Auge eines irre gewordenen Tieres
durch die höllengleichen Darkrooms eines Pariser
Schwulenclubs gehetzt war, sich um sich selbst
windend wie eine wütende Schlange, dieselbe
Kamera, die die Marcus und Pierre bei der Jagd
nach dem Täter hinterher- und vorausgehastet war,
deren Hass in einem schwarz-roten Bildertaumel
potenzierend. Visuelle Schlaglichter, die höchst
suggestiv und verführerisch wirken, die uns
anstecken mit ihrem Hass und schließlich Gewalt
im Sinne eines Ventils plausibel machen. Denn
Pierre wird schließlich einen Menschen erschlagen
– doch es ist der Falsche. Bereits in sich eine
schreckliche Verkettung von Ereignissen, doch
umso finsterer ist sie, weil Noé Irréversibel
rückwärts erzählt, die Jagd nach und die Rache am
vermeintlichen Täter wird uns vor der Vergewaltigung
gezeigt. Und der Schändung von Alex folgt die
furchtbare Erkenntnis, dass die Frau schwanger
von Marcus war – schwanger und glücklich. Die
reverse Chronologie des Films vernichtet gleich
zu Beginn alles Gute, welches am Anfang der
Erzählung stand. Der grauenvolle Nihilismus und
Determinismus von Irréversible schockiert zutiefst.
Bei der Premiere in Cannes sahen circa 2400 Leute
diesen Film. Zweihundert davon verließen den Saal
vorzeitig, unter empörten Protesten, Schlagwörter
wie „Skandal“, „Schande“, „krank“ und „pervers“
skandierend. Es gab mehrere Ohnmachtsanfälle.
Wobei die neunminütige Vergewaltigungsszene im
Brennpunkt der Aufregung stand. Ein Mord aus Hass,
einem Hass, den uns die Kamera suggeriert – nicht
schön, aber gut. Doch die schreckliche Ruhe und
Indifferenz der Kamera angesichts der Schändung –
wer könnte Gaspar Noé diese höchst unpassenden
Bild- Dramaturgie verzeihen?
Ich kann es nicht, weil mir, obwohl ich den
Film immer und immer wieder gesehen habe, gerade
diese Szene bei jedem Mal schrecklicher erscheint
und Magenkrämpfe verursacht. Noe ist ein brutales
Arschloch, denke ich mir.
Ich kann es, weil mir immer klarer wurde,
dass diese brutale Arschloch ein seriöser Moralist
ist und seinem visuellen Gestus etwas zutiefst
Ethisches anhaftet: Spätestens nach 2 – 3 Minuten
wird einem nämlich klar, dass die zuvor so suggestiv
agierende Kamera bei der Vergewaltigung nicht
wegschwenken oder abblenden wird. Was tun? Wie
reagieren? Noé lässt einen nunmehr allein mit den
Bildern – und damit ist man für sein Zusehen oder
Wegsehen selbst verantwortlich! Man kann nun nicht
mehr all die Verantwortung für das Gesehene der
Kamera aufbürden, man kann sich nicht retten in die
bequeme Lüge, es wäre das Agieren des Apparates,
dessen Schwenks, Zooms und Blenden man eben
quasi gezwungenermaßen mit den Augen und den
eigene Affekten folge. Seien wir ehrlich: Stets sitzen
wir im Kino und retten unsere Schaulust vor jedem
moralischen Dünkel mit dem guten Gewissen, die
Kamera sei schuld. Wir sehen konsumierend ja
nur den Todes- und Gewalt-Bildern bei der Arbeit
zu, die uns ein anderer anbietet. Doch Noe, der
die Kamera einfach auf den Boden legt, lässt diese
Bequemlichkeit nicht zu. Er macht aus unserer
jeweiligen Reaktion eine veritable Handlung, für die
wir uns Rechenschaft ablegen müssen. Zusehen
oder Wegsehen, ja, den Saal verlassen – das alles
sind Handlungsalternativen. Nicht mehr hinsehen
zu können und dementsprechend abzubrechen,
das ist ein seriöses Statement. Und ja, Noé will
uns zu solchen Handlungen im Angesicht der Bilder
herausfordern, die komfortabel- passive Haltung
interesselosen Wohlgefallens oder schicklichen
Missfallens sowie die noble Illusionsübereinkunft
des (unterhaltenden) Kinos interessieren ihn einen
Scheißdreck. Er will, dass wir uns nicht nur über
seine Bilder unterhalten, sondern wir sollen uns
zu ihnen verhalten – in dem Moment, in dem er sie
uns vor Augen stellt.
Nun, ich selbst habe der Vergewaltigung
zugesehen, wieder und wieder, und sie verfolgt
mich. Ich bin verantwortlich für jene Dunkelheit,
die nun in mir sitzt. Doch in ihr glimmt ein Funken
Licht: Denn obwohl Alex eine wunderschöne und
obendrein sexy gekleidete Frau ist, kommt es
nie zu jenem oberflächlichen gutmenschlichen
Mitleiden, das seriöse filmische Gewalterzählungen
evozieren wollen, indem sie Großaufnahmen des
Opfergesichtes zum Zwecke der Identifikation
präsentieren (als könne man sich mit einem
Vergewaltigungsopfer identifizieren!). Es kommt
aber auch nie zu jenem ungleich fataleren erotischen
Interesse, das das (Entertainment -) Genre der
sogenannten „Rape- and-Revenge- Movies“
herauskitzeln, indem sie durch ihre Groß- und
Detailaufnahmen den Zuschauer in perverser Weise
dazu verführen, sich selbst einen Katalog von
sexy Details zusammenzustellen – und freilich die
Verantwortung für diese fatale Stimulation eben der
visuellen Dramaturgie des Films zuzuschieben. Die
Indifferenz und Distanziertheit der Noéschen Kamera
dagegen setzt ungeschönte visuelle Sachverhalte.
Der Körper von Alex, so erotisch unbelastet durch
die interesselose Kamera, ist der Körper eines
Opfers, d.h. ist ein Körper, der uns betrifft, nicht als
eine filmische Einladung zur erotischen Imagination,
nicht als Aufruf zur mitgespielten Empörung ob
der schrecklichen filmischen Story – sondern als
schieres Faktum brutum hier und jetzt in jedem
Moment der neun Minuten. Und auch, wenn wir
einen Film betrachten: Die schmutzig- frivole Illusion
der Leinwand scheint gänzlich verschwunden. Ich
war noch nie so nahe dran am Schrecken, noch nie
so nahe daran, beim Ansehen filmischer Bilder zu
schreien: „Bitte bitte, hör auf!“
Ich habe gelernt – eine schmerzhafte Unterweisung.
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Be My
PUERTO
GIESING
im Exil
P : Ta n j a K e r n w e i s s
MUC
852
Shepherd
www.facebook.com/puertogiesing
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