infozine 1 / 2005 - Albert Einstein Gymnasium
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infozine 1 / 2005 Themenübersicht Veranstaltungen Varieté 2004 Schülerkonzert Lesung: Gabor Steingart Universiätstage S. S. S. S. Leseförderung Klaus Kordon am AEG S. 5 Vorlesewettbewerb S. 7 Gemeinsam Hausaufgaben S. 8 Projekt "Lernen lernen" S. 9 Begabtenförderung: Theater S. 10 Lehrerporträt: Annett Sacher S. 11 Lehrerporträt: Karsten Gronau S. 12 EDV: Andreas Schmidt S. 13 Zur Situation im Anbau S. 14 Eine Antwort S. 16 Umfrage: Klassen 5-7 S. 17 Lernen Personalia Zur Diskussion 1 2 3 4 Infozine - Newsletter am Albert-Einstein-Gymnasium, Buchholz, herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft Infozine. Betreuung: Matthias Aschern. Erscheinungsweise: 4 mal im Schuljahr. Vertrieb: kostenlos per E-Mail. Abonnement: [email protected]. Redaktionsschluss: 10.1.2005. Veranstaltungen Fantastische Fantasie - moderne Märchen Bericht vom Varieté 2004 am AEG Von Thomas Clausen (Jahrgang 9) Das Kronjuwel der Veranstaltungen am AEG ist zweifelsfrei das Varieté. Nach zwei Jahren Wartezeit fand es endlich wieder statt. 4½ Stunden lang gab es volles Pro- gramm rund um das Thema Märchen und Fantasie: insgesamt mehr als 25 verschiedene Auftritte, die von klassischen Märchenaufführungen über Parodien bis zu Tanz- und Musikdarbietungen reichten. Das dreiköpfige Moderatorenteam führte mit beschwingten Überleitungen durch die Vorstellungen, die immer wieder belacht und beklatscht wurden. Den ersten Auftritt bestritt der Bio-LK mit einer Hänsel- und Gretel-Persiflage. Danach präsentierte eine Froschband den Ohrwurm „Manna Manna“, gefolgt von einer mathematischen Rotkäppchenfassung, vorgetragen von Herrn Wolff, der auch in einer musikalischen Persiflage von Peter und der Wolf einen Gastauf- tritt hatte. Man erfuhr ebenfalls, dass Zwerge den Breakdance erfunden haben und bekam gleich eine Kostprobe. Nach dieser waghalsigen Show, bei der man sich nur fragen konnte, wie die Darsteller die halsbrecherischen Verrenkungen schadensfrei überstanden, ging es weiter mit einer Mischung aus Sketchen, Gesangsdarbietungen und einem Chemie-Rotkäppchen von Herrn Markgraf, der später auch mit einem Duett aus „Der Tanz der Vampire“ überraschte. Musikalisch war das bei weitem nicht das Einzige; ein atemberaubender Showdance, ein französisches Chanson, vorgetragen von Frau Ziemendorf und einer 7. Klasse, und „Imagine“, gesungen von Herrn Zöller und seiner Band, erfreuten die Zuschauer und vor allem Zuhörer. In Sachen Sketchen bekamen die Besucher u.a. eine gelungene Herr-der-RingeVeräppelung und ein Märchenquiz zu sehen. Doch das am heftigsten Beklatschte war natürlich die Lehrerparodie, die wirklich extrem witzig war. Diesmal erwischte es Herrn Aschern, Frau Bachmann, Herrn Becker, Herrn Hanenkamp, Frau Heilmann, Herrn Janssen, Herrn Preuß und Frau Suckow. Als Rahmenthema wurde passenderweise Weihnachten gewählt. Und die Weihnachtsfeier, die dem Besucher dann gezeigt wurde, übertraf infozine 1 / 2005, S. 1 nach Meinung vieler Schüler alles Bisherige: Die Wahl der „Geschenke“ war ebenso unterhaltsam wie die Weihnachtsvorbereitungen der Lehrer. Fazit: Das Varieté gehört nun einmal zu den größten Veranstaltungen am AEG, und das hat sich nach diesen drei Tagen noch mal eindrucksvoll bestätigt. Riesig auch die Anzahl der Helfer: Von denjenigen, die etwas zur Dekoration beigetragen hatten, über jene, die die Bühne samt Klavier und Co aufgebaut hatten, bis hin zu den eigentlichen Darstellern sowie, nicht zu vergessen, Herrn Marcouly, dem Hauptinitiator, war sicherlich rund ein Drittel der Schulgemeinschaft beteiligt. An drei Abenden haben nahezu 2000 Zuschauer die Darbietungen genossen. Das wochenlange Proben der Akteure und alle restlichen Anstrengungen haben sich gelohnt: Das Varieté war wirklich großartig! Veranstaltungen So richtig „Quer-Beet“ Schülerkonzert am 3.11.2004 in der Rotunde des AEG Von Laura Simmendinger (Jahrgang 11) Dieser Titel zeigt wohl die Vielfalt der Stücke, die beim diesjährigen Schülerkonzert unserer Schule gespielt wurden, am deutlichsten. Zu hören waren dieses Mal Klavier, Saxophon, Cello, Gitarre, Querflöte, Geige und Gesang. Die Anzahl der Zuschauer, die im Vergleich zu letztem Jahr beachtlich zugenommen hat (nicht zuletzt wegen der großen Anzahl von Schülern, die die neue Unterstufe besuchen) war beachtlich. Trotz der Länge von zwei Stunden (die Pause nicht mit eingerechnet) bot sich den Zuschauern eine Vielfalt an Musikstücken, die sich von klassischer Musik über Eigenkompositionen bis zu modernen Stücken erstreckte, sodass die 2 Stunden wie im Flug an einem vorbeigingen und man merkte, dass den Leuten das Konzert gefiel. Nicht nur Schüler waren mit ihren verschiedenen Instrumenten eingebunden, es hatte sich mit Michael Marggraf auch ein Lehrer mit Gesang beteiligt, was beim Publikum auf großen Beifall stieß. Dieses Schülerkon- zert stellte eine deutliche Weiterentwicklung gegenüber vergangenen Konzerten dar, da vielmehr Schüler es geschafft haben, durch ihre Beiträge verschiedenster Art das Publikum mitzureißen und es in die Welt der Musik zu entführen und so für alle einen einzigartigen Abend zu erschaffen. Es gab natürlich auch eine Pause, in der leckerer Kuchen und Geinfozine 1 / 2005, S. 2 tränke verkauft wurden, sodass man gut gestärkt in den zweiten Teil des Konzertes gehen konnte, um sich weiter von der Vielfalt der Musiker an unserer Schule verzaubern zu lassen. Dieser Abend hat verdeutlicht, dass es sehr viel Nachwuchs-Musiker an unserer Schule gibt, und man darf hoffen, dass sich dies in den nächsten Jahren fortsetzten und in Schülerkonzerten zeigen wird. Dass dieses Konzert so schön war und ohne Probleme abgelaufen ist, liegt nicht zuletzt an der guten Organisation von Malte Bönsch, Verena und Valeska Rau, die sich stark eingesetzt haben und es geschafft haben, in zwei vorangegangenen Proben die Schüler zu motivieren, sich und dem Publikum einen unvergesslichen Abend zu schaffen. An dieser Stelle sei ihnen noch einmal herzlichen Dank gesagt: Wir hoffen, dass im nächsten Jahr wieder so ein vielfältiges, schönes Konzert mit vielen, verschiedenen Beiträgen stattfinden kann und dass wir wieder mit ihrer Hilfe für die Organisation rechnen dürfen. Veranstaltungen Konstruktives Destruktivdenken „Perspektiven schaffen“ für Deutschland mit Gabor Steingart Von Daniel Kutzim (Jahrgang 11) Ein wenig merkwürdig war es ja schon: Man sitzt in der Aula des AEG, hat den Chef der Hauptstadtredaktion des „Spiegel“ zum Thema „Perspektiven schaffen“ als Gast – und dann wird die Frage gestellt, wie man Arbeit und Wohlstand eines reichen Landes vernichten kann. Doch mit dem „Vier-Punkte-Programm zur Zerstörung von Arbeit und Wohlstand“, wie Herr Steingart es nannte, verfolgte er das Ziel, uns die Ursachen für die Krise der sozialen Marktwirtschaft vor Augen zu führen – wenn auch in drastischerer Weise, als es wirklich geschah und geschieht. Denn Deutschland befindet sich keineswegs schon seit Urzeiten in dieser Krise. Vor – wie es scheint – langer, langer Zeit war das deutsche Bruttosozialprodukt doppelt so hoch wie das britische. Heutzutage eine fast unwirkliche Vorstellung. Die Briten überholten uns im letzten Jahr. Doch zurück zum „Vier-PunkteProgramm“. Der erste Punkt in Herrn Steingarts Plan war die „Senkung der Geburtenrate“. Die augenblickliche Situation ist da schon gar nicht so schlecht mit einem Schnitt von 1,6 Kindern pro Familie. Doch um eine wirkliche Krise herbeizuführen, müsse man eine „Ein-Kind-Politik“ schaffen. Um die Bürger zu beruhigen sei dies jedoch keine „EinKind-Politik“, sondern ein „demographischer Wandel“. Als zweites stehe die „Ausrottung von einfacher Arbeit“ an. Dies sei entweder durch Verteuerung möglich oder auch auf dem Wege, den das „Adlon“ geht. Dort werden die 95 Euro teuren Bademäntel, von denen Herr Steingart einen zur Veranschaulichung mitgebracht hatte, über Nacht nach Polen gebracht und dort gewaschen, da die um ein Vielfaches teureren Wäscherinnen „um die Ecke“ nicht mit den billigen Preisen in Polen mithalten können. Sind die einfachen Arbeiten vernichtet, kann man sich in Ruhe den innovativen Plätzen zuwenden, so infozine 5 / 2004, S. 3 dass keine Kompensation stattfinden kann. Als Beispiel dazu: Ein Media-Markt-Prospekt, in dem Fähnchen die Herkunft der Produkte markierten, zeigte deutlich, dass nur ein Produkt der Sparte Medien aus Deutschland kam. Wir sind hier also nicht mehr wettbewerbsfähig. Und seien wir ehrlich: Wer von uns hat ein Handy aus deutscher Produktion oder wäre bereit, dafür zehn Euro mehr zu bezahlen? Geiz ist heutzutage doch geil. Als abschließende Schritte des Programms hat man dann zwei Alternativen. Für die eher Linken wäre es der Protektionismus, für die eher Konservativen, das Land dem freien Handel auszusetzen – mit dem Ziel, dass nach zehn Jahren eine Verdoppelung der Importe statt finden würde. Zum Schluss heißt es dann nur noch: Kurs halten. Nun zum konstruktiven Teil. Als Perspektiven unterbreitete Herr Steingart vor allem die Schaffung neuer Produkte sowie ein generelles Vorgehen gegen das „VierPunkte-Programm“. Und eine kinderfreundliche Politik „nicht nur auf Parteitagen“. Im Gegensatz zu Herrn Honecker, der noch vier Monate vor dem Fall der Mauer sagte: „Soweit ist alles in Ordnung“ ein Zitat von Herrn Steingart: „Realitäten muss man zur Kenntnis nehmen und anerkennen, um sie zu verändern.“ Veranstaltungen Studium ja, Hamburg nein? Ein Bericht über die Hamburger Universitätstage am 15./16.11.2004 Von Thorben Adelmund (Jahrgang 12) Die Universitätstage der Universität Hamburg sind für den einen Schüler sicherlich eine willkommene Abwechslung vom tristen Unterrichtsalltag, für den anderen jedoch auch eine gute Möglichkeit, um die Hamburger Uni etwas näher kennen zu lernen. So sollte die Hamburger Uni auch in diesem Jahr am 15. und 16. November ihre Pforten für alle weiterführenden Schulen Hamburgs und seines Umlands öffnen. Bereits um acht Uhr am frühen Morgen fanden die ersten Vorlesungen über Politikwissenschaften statt. Doch wir betraten die Universität, die über den S-Bahnhof Dammtor sehr einfach zu erreichen ist, erst gegen neun Uhr, um an der BWL-Vorlesung teilzunehmen. Uns erwartete ein sehr gut vorbereiteter Professor, der flott das neue Bachelorund Master-System erläuterte, jedoch gestehen musste, dass ein BWL-Studium in Hamburg nicht die optimale Lösung ist. So werden zum Beispiel Auslandssemester nur für einen geringen Teil der Studierenden ermöglicht. Ebenso reichen die Kapazitäten der dringend benötigten Englischzusatzkurse lediglich für etwa ein Fünftel der angehenden Absolventen. Aber nicht für Betriebswirte scheint Hamburg nicht der beste Standort zu sein. Nach verschiedenenUniversitäts-Rankings belegt Hamburg im nationalen Vergleich in allen Bereichen die hintersten Plätze. Dies scheint ein norddeutsches Phänomen zu sein, da es die „Elite-Studenten“ eher in den Süden oder auch in den Osten zieht. Führend hier sind die Münchener und Berliner Universität. Nichtsdestotrotz nahmen wir auch andere Fächer ins Visier unserer Erkundungen und besuchten unter anderem noch Psychologiekurse oder Lehrveranstaltungen über Medienwissenschaften im 20. Jahrhundert. Jedoch sollte sich nach und nach herausstellen, dass nahezu sämtliche Oberstufenschüler Hamburgs dasselbe Ziel verfolgten und somit war es keine infozine 1 / 2005, S. 4 Seltenheit, dass man nur noch Steh- oder Treppenplätze ergatterte. Zur Mittagspause fand man sich zwischen den Vorlesungen in einer der Mensen ein und diskutierte bei preiswertem, aber überaus leckerem Essen über den Erfolg der Studientage. Einerseits verfestigte sich bei vielen der Eindruck, dass sie „auf gar keinen Fall in Hamburg“ studieren wollen. Andererseits wurde trotz (oder wegen?) des Platzmangels in den Hörsälen ein guter Einblick in das Studentenleben gewährt. Frisch gestärkt besuchten wir die letzten Vorlesungen, wobei die Tapfersten bis um 18:00 Uhr durchhalten mussten, um auch die juristischen Vorlesungen zu besuchen. Festzustellen bleibt, dass sich das Albert-Einstein-Gymnasium besser auf die Universitätstage vorbereiten sollte. An geregelten Unterricht während dieser beiden Tage war nicht zu denken und viele Stunden fielen im Prinzip der Unterbeteiligung zum Opfer. Es scheint hier ratsam, den Unterricht komplett ausfallen zu lassen. Doch da ist wohl der Schülerwunsch der Vater des Gedanken… Leseförderung “Ein leibhaftiger Leckerbissen” Klaus Kordon liest am AEG aus seinem Buch „Julians Bruder” Von Thomas Clausen (Jahrgang 9) Wer kennt eigentlich Erich Nehlhans? Praktisch niemand, und da Klaus Kordon ihn ebenfalls nicht kannte, bis er durch einen Zufall auf ihn aufmerksam gemacht wurde, beschloss er ein Buch über ihn zu schreiben. Was dabei herausgekommen ist, ist kein Buch über die Person Erich Nehlhans, sondern über sein Schicksal. Denn sein Schicksal ist vergleichsweise unbekannt und dabei kein Einzelfall: Nehlhans war ein Jude, der zwar die Nazizeit überlebt hat, aber 1953 im sowjetischen Inter- nierungslager Buchenwald unter ungeklärten Umständen starb. Klaus Kordon begann seine Lesung am 8. November mit der Beschreibung dieser Lebensge- schichte. Denn sein neuestes Buch „Julians Bruder“ handelt von sowjetischen Internierungslagern. Genauer vom Internierungslager Buchenwald, und auch das nur die letzten 200 Seiten des 600 Seiten dicken Buches. Doch ist es dieses Thema, das Kordon ansprechen wollte. Natürlich nicht nur, doch die Vorgeschichte dient hauptsächlich der Beschreibung des historischen Kontexts, in dem seine Hauptfiguren aufwachsen. Er erzählt die Geschichte von zwei Freunden, die wie Brüder aufwachsen. Alles wäre eigentlich in Ordnung, wenn es die Zeit, in der sie leben, auch wäre. Doch sie ist es nicht: Denn die Zeit, in der sie leben, ist die des Nationalsozialismus. Und Julian, der eine Protagonist, ist Jude. Seine Eltern werden deportiert und er muss die letzten Kriegsjahre als U-Boot, d.h. „abgetaucht“, erleben und vor allem ertragen. Das ist auch für Paul, seinen Freund, und Bille, Pauls Schwester und Julians infozine 1 / 2005, S. 5 Freundin, ein hartes Los: Sie leben in ständiger Angst um ihn und können ihm doch nur sehr begrenzt helfen. Als die Russen 1945 Berlin erobern, scheint alles besser zu werden. Julian kann sich wieder frei bewegen und auch Paul und Bille sind voller Hoffnung. Der Krieg hat zwar schwere Spuren hinterlassen, physisch und psychisch so ist Pauls erste Liebe Clara einem Bombenangriff zum Opfer gefallen und sein Vater fiel in Russland, aber der Terror scheint vorbei zu sein. Doch dann werden Julian und Paul unschuldig festgenommen und nach Buchenwald, einem ehemaligen Nazi-KZ, gebracht. Und hier beginnt das eigentlich Neue: Juli- Leseförderung an und Paul erleben den Schrecken des Internierungslagers, in dem eine Sterbequote von 35% herrscht. Sie erfahren den ganzen Schrecken des Lagerlebens, das Hungern und Leiden. Julian überlebt das Lager nicht, Paul wird Jahre nach seiner Festnahme entlassen und kann nun siert war, und dann las er ihn. So wurde es eine interessante Mischung aus Nacherzählung, Lesung und wissenswerten historischen Zusatzinformationen oder Erklärungen dazu, warum er z.B. eine Stelle so und nicht anders beschrieben hatte. Nachdem nun jeder der zahlreich wirklich ein neues Leben, im französischen Sektor Berlins, beginnen. Kordon gestaltete seine Lesung, die einmal mehr aufgrund einer Kooperation des AEG mit der Buchhandlung Slawski stattfand, auf eine abwechslungsreiche Art und Weise: Erst erzählte er etwas über einen Abschnitt, dann beschrieb er, wie dieser in die Geschichte passt bzw. was davor pas- erschienenen Anwesenden den Inhalt und vor allem auch den genaueren Handlungsverlauf kannte, konnten Fragen an den Autor gestellt werden. So erfuhr der Zuhörer zum Beispiel, dass Kordon vor allem schreibt, um auf ein Thema aufmerksam zu machen, das alle betrifft, und wovon doch zu wenige wissen. Ebenfalls hörten die Besucher etwas über den Lebenslauf des 1943 in Berlin geinfozine 1 / 2005, S. 6 borenen Schriftstellers, der erst vergleichsweise spät zum Romanschreiben gekommen ist. Man bekam Informationen über sein Leben in der ehemaligen DDR sowie seine dortige politische Haft 1973 und die Übersiedlung in die BRD. Sein erstes Buch erschien 1978, sein aktuellstes ist eben „Julians Bruder“. Dass diese Bücher auch gelesen werden, beweisen unter anderem die vielen Preise und Auszeichnungen, die Kordon bereits erhalten hat: Friedrich-Gerstäcker Preis, Züricher Jugendpreis „La vache qui lit“, Friedensbuchpreis ex libri, Preis der Leseratten, Holländischer Jugendbuchpreis „Der silberne Griffel“ sowie „natürlich“ der Deutsche Jugendliteraturpreis. Zum Abschluss dieses gelungenen Abends signierte Kordon die mitgebrachten Bücher. Wer keins mitgenommen hatte, konnte dies am bereitstehenden kleinen „Bücherladen“ nachholen. Für jeden, der die Lesung besucht hat, war es bestimmt ein sehr interessantes Erlebnis. Vor allem jene, die das Buch bereits gelesen haben oder es nun lesen wollen, hatten Vorteile davon: Denn ein derartig komplexes Buch lässt sich nun doch einmal am besten vom Autor selbst erklären. Ach ja, die Überschrift ist übrigens ein Zitat vom Mitorganisator Herrn Kütemeyer, der so Klaus Kordon vorstellte. Und dem hat man nichts mehr hinzuzufügen. Leseförderung Premiere für ein Stück Tradition Vorlesewettbewerb der 6. Klassen am AEG Von Sophie Mathes (Jahrgang 10) Seit PISA wissen wir genau, was wir schon immer geahnt haben: „Lesekompetenz“ zeichnet vor allem die Vielleser aus, und die, die viel lesen, sind die, denen das Lesen leicht fällt – und das Vorlesen. Nicht zufällig konzentrieren sich Maßnahmen zur Leseförderung in den letzten Jahren in zahllosen Aktionen auf das Vorlesen: Schließlich fängt hier der Kontakt mit Literatur an. Um so erfreulicher erscheint, dass Annett Sacher und Karin Kleinitz gemeinsam ein Stück Tradition der Orientierungsstufen ans Gymnasium gebracht haben: Schon seit 1959 existiert der bundesweite Vorlesewettbewerb unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten, initiiert vom Börsenverein des deutschen Buchhandels (www.vorlesewettbewerb.de). Zielgruppe dieses Wettbewerbs sind die sechsten Klassen, seit dem Sommer auch dem AEG zugehörig. Am 09.12.2004 fand daher der traditionelle Vorlesewettbewerb der sechsten Klassen erstmals im AEG statt – eine Premiere. Im ganzen Bundesgebiet nehmen 7500 Schulen am Vorlesewettbewerb teil. Die Regeln des Wettbewerbs lassen den Schulen Spielraum, was die Ermittlung des Schulsiegers angeht. In manchen Schulen entsendet jede Klasse nur einen Kandidaten, manch andere trifft klassenintern nur eine grobe Voraus- wahl. Im AEG liefen die Vorbereitungen in diesem Jahr folgendermaßen ab: Zuerst wurden innerhalb der eigenen Klasse zwei antretende Kandidaten ermittelt, danach kam für die Sieger der mutige Auftritt vor allen sechsten Klassen und der Jury, die aus Stefanie Frees, Bernhard Hanenkamp und Karin Kleinitz sowie den Bibliotheksmüttern Doris Herrle und Dorothee Lobmeyer bestand. Für den Vorlesewettbewerb entfielen extra die fünfte und sechste Schulstunde. Nach der zweiten Pause versammelten sich die Schülerinnen und Schüler der 6. Klassen vor der Aula. Die antretenden Schüler lasen zuerst einen selbst gewählten Text, die Regeln sahen hierfür eine Passage aus einem Roman vor. Die Themen der Bücher waren ein bunter Mix aus Fantasy und Jugendromanen, beispielsweise fand sich Michael Ende gleich zweimal mit „Momo“ und „Der Wunschpunsch“ (gelesen von Franziska Kokoschka aus der 6b und Frederik Weidner aus der 6c), aber auch „Reise gegen den Wind“ (Hannes Pahl, 6d), das von einem infozine 1 / 2005, S. 7 Jungen in der Nachkriegszeit handelt. Laura-Sophie Neunzig und Annabell Becker lasen aus Jugendbüchern über verliebte Mädchen („Der Typ gefällt mir eben“ und „Emily“). In einem zweiten Schritt war aus einem unbekannten Buch vorzulesen: Frau Kleinitz hatte hierfür „Die dreizehnte Prophezeiung“ von Valentine Ermatinger ausgewählt. Die Reihenfolge verlief nun andersherum: Beim unbekannten Text las Laura-Sophie Neunzig als Erste und Hannes Pahl als Letzter. Er belegte dann auch den ersten Platz vor Valeska Jockel (6c) und Annabell Becker (6b). Wir gratulieren – und hoffen auf eine konsequente Fortsetzung des Vorlesewettbewerbs am Albert-Einstein-Gymnasium. Lernen Hausaufgaben leicht gemacht Bei neuem Projekt dürfen Schüler Hausaufgaben in der Schule erledigen Von Jan Simon Hamann (Jahrgang 12) Es ist eine unbestreitbare Tatsache: Kein Kind macht seine Hausaufgaben gern. Hausaufgaben machen, das bedeutet, sich allein an den Schreibtisch zu setzen und für die Schule zu arbeiten. Nachmittags! Doch auch Hausaufgaben können Spaß machen. Dieser An- tagen in der Woche stattfinden. Dabei ist es den Kindern freigestellt, ob sie das Angebot an beiden oder nur an einem Nachmittag nutzen. GeHa beginnt nach der sechsten Stunde um 13:30 und endet um 15:00, so dass alle Kinder rechtzeitig ihren Bus erreichen sicht sind zumindest Frau Biermann und Frau Buß. Aus diesem Grund haben Sie das Projekt geHa („gemeinsam Hausaufgaben machen“) ins Leben gerufen, das ab Februar für die Schülerinnen und Schüler der 5., 6. und 7. Klasse am AEG angeboten werden soll. GeHa soll es den Kindern ermöglichen, ihre Hausaufgaben wenigstens zu einem Teil bereits in der Schule zu erledigen. Nach dem jetzigen Stand der Planungen wird das Projekt an zwei Nachmit- können. Jeweils zwei Lehrer und zwei Schüler aus der 9. oder 10. Klasse werden die Kinder betreuen. Die Anmeldung zu geHa ist für ein Halbjahr verbindlich. Zudem wird eine Kostenpauschale von ungefähr 2 € pro Nachmittag erhoben. Dieses Geld soll vor allem den betreuenden Schülern aus den höheren Klassen zukommen. Eine erste Umfrage in den vorgesehenen drei Klassenstufen ergab, dass etwa 60 Schüler Interesse hätten, infozine 1 / 2005, S. 8 an geHa teilzunehmen. Auch in den 9. und 10. Klassen haben sich viele Schüler gemeldet, die eine Aufsicht übernehmen würden. Ein Elternabend am 2.2.2005 soll alle weiteren Fragen und Einzelheiten klären. Zuvor können ohnehin keine verbindlichen Anmeldungen angenommen werden, da der neue Stundenplan noch nicht vorliegt und damit keine Termine festgesetzt werden können. Bisher sieht das Konzept vor, dass mit einem gemeinsamen „kleinen kalten Mittagessen“, das die Eltern den Kindern an diesem Tag mit in die Schule geben, begonnen werden soll. Dabei wird besprochen, welches Kind welche Aufgaben bearbeiten will, ob es dabei Ruhe braucht oder ob eine Zusammenarbeit mit anderen Kindern hilfreich wäre. Anschließend werden die Kinder in verschiedene Gruppen und Räume aufgeteilt und fangen mit der Arbeit an. Hierbei stehen ihnen die betreuenden Lehrer und Schüler zur Seite. Allerdings, so betonen Frau Biermann und Frau Buß, sei geHa keinesfalls ein Nachhilfeunterricht. Es solle darauf geachtet werden, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Aufgaben eigenständig lösen. Jedoch bestehe eine Absicht des Projekts u.a. darin, „verschiedene Lernsituationen auszuprobieren“, denn selbst das Lernen lässt sich lernen. Und dann sollen sogar Hausaufgaben wieder Spaß machen. Lernen Noch einmal lesen lernen... Projekt „Das Lernen lernen“ zum zweiten Mal am AEG Von Matthias Aschern „Bitte lest zum nächsten Mal die Seiten 56-58 und arbeitet heraus...“ So oder so ähnlich klingt manche Hausaufgabe, die unsere „Newbies“ am AEG in den ersten Wochen heimgebracht haben. Aber wie geht das eigentlich genau: Lesen. In welchen Schritten passiert das? Nachdem das Lesen im Sinne von „Decodieren“ an der Grundschule gelernt worden ist, wird es in der Schule meist nie wieder als Arbeitstechnik thematisiert, sondern schlicht vorausgesetzt – zu Unrecht, wie im Dezember 2004 die zweite PISA-Studie gezeigt hat. Im Vergleich zu Pisa 2000 liegen die deutschen Schulen zwar immerhin im Durchschnitt – keine schlechte Entwicklung angesichts der Tatsache, dass zwischen der Veröffentlichung der Ergebnisse der ersten Studie und der Datenerhebung für die zweite nur etwa 18 Monate lagen. Vor allem die Gymnasien haben zu dieser positiven Entwicklung beigetragen. Trotzdem: Eine Trendwende ist das noch nicht, und ausgerechnet bei der Lesekompetenz treten deutsche Schüler auf der Stelle. Was tun? Die Antworten der Leseforschung sind eindeutig: Arbeitstechniken und Methoden, die im Unterricht eine zentrale Rolle spielen, müssen selbst zum Thema gemacht werden. Am Albert-EinsteinGymnasium ist das bereits seit dem Jahr 2003 der Fall: Mit Hilfe der Lernmethodik von Wolfgang Endres arbeiten die Kolleginnen und Kollegen der Langfächer am Projekt „Lernen lernen“ mit. Dieses wurde im November zum zweiten Mal am AEG durchgeführt. Per Gesamtkonferenzbeschluss sind dafür vier Doppelstunden reserviert worden, in denen die Lehrerinnen und Lehrer Themen wie „Lesetechnik“, „Gedächtnistraining“, „Arbeitsplatzorganisation“ oder „Hausaufgaben“ mit ihren Schülern erarbeiten. Diese haben dafür eigens eine Mappe angeschafft, in der sie die zahlreichen Arbeitsblätter aus der Endres-Lernmethodik bündeln. Darin befindet sich auch ein Methodenpass, in den systematisch eingetragen wird, welche Lern- und Arbeitstechniken wann und bei welchem Lehrer erlernt und wiederholt worden sind. Damit die Eltern die Fortschritte ihrer Kinder in diesem Bereich begleiten können, haben die Initiatoren Sabine Stolte und Michael Kreidner für sie einen eigenen Elinfozine 1 / 2005, S. 9 ternabend veranstaltet, bei dem sie nicht nur über die Projektorganisation, sondern auch über Grundlagen der modernen Gehirnforschung referierten. Und in der Mediothek haben sie - für Eltern ausleihbar – in der Sachgruppe Er7 einen Handapparat zu Arbeitsund Lerntechniken bereit gestellt. Sicher wird noch weiter über die Verknüpfung der Projektinhalte mit dem alltäglichen Unterrichtsgeschäft nachzudenken sein. Die Grundlagen für eine deutsche Spitzenposition bei PISA 2006 sind am AEG aber schon gelegt. Lernen Theater zum Selbermachen Begabtenförderung mit dem Projektkurs Kreatives Theater Von Jan Simon Hamann (Jahrgang 12) Hier werden die Schauspieler der Zukunft, die Oscargewinner in Spe geformt - in der AG Kreatives Theater. Und „Talente“ erkennen die beiden betreuenden Lehrerinnen Frau Raabe und Frau Wöller auf den ersten Blick: Infozine-Redakteure, die sich ganz harmlos in die letzte Reihe setzen und eigentlich nur ein wenig zuschauen und einen Artikel schreiben wollen. Aber natürlich bin immer gern bereit, meine schauspielerischen Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen, wenn sie verzweifelt benötigt werden. Und dann werde ich gleich in einer sehr, sehr anspruchsvollen Rolle eingesetzt. Ich muss einen Geist spielen, der einem kleinen Jungen hilft, sich in der Schule durchzusetzen. Und das alles unter dem wachsamen Auge von Frau Raabe. Denn heute ist Stichtag. An diesem Tag müssen die Schülergruppen die Ergebnisse ihrer vierteljährlichen Arbeit vorstellen. Und dabei war nicht nur Schauspielern gefragt. Vielmehr muss- ten die zwölf Schüler alles selbst machen: ein kurzes, zehnminütiges Stück schreiben, Requisiten zusammenstellen, sich die Kostüme ausdenken usw. „Das war für einige Schüler eine ganz schöne Überraschung“, sagte Frau Raabe. Angesichts der gleichzeitigen Funktion von Gundula Raabe als Leiterin der Theater-AG am AEG waren wohl viele Teilnehmer davon ausgegangen, dass man eine Vorführung á la „Der Floh im Ohr“ einstudieren werde. Aber nach der ersten allgemeinen Verwirrung waren alle mit Feuereifer bei der Sache. Drei Gruppen wurden gebildet und jede erhielt eine Mappe mit Gedichten, Fotos und Bildern, die als Inspiration zu den infozine 1 / 2005, S. 10 eigenständigen Theaterstücken dienten. Bei einem gemeinsamen Wochenende in Hanstedt wurde den Arbeiten dann der letzte Schliff gegeben. Seitens der beiden Lehrerinnen sei darauf geachtet worden, sich möglichst wenig in die Gruppenarbeiten einzumischen, so Frau Raabe. Eigenständigkeit wurde groß geschrieben. Schließlich finde der Projektkurs im Rahmen der Begabtenförderung statt. Trotzdem fühle ich mich kein bisschen fehl am Platze. Denn nachdem ich den Geist erfolgreich gemeistert habe, muss ich in der nächsten Gruppe einen Gott interpretieren. Eine schwierige Charakterstudie, bedenkt man, dass mir keine Probezeit zugestanden wurde und ich improvisieren muss. Doch auch diese Rolle bewältige ich mit Bravour – das ist zumindest meine eigene, objektive Meinung dazu. Vielleicht tut sich da ja für mich eine ganz neue Berufsperspektive auf – eigentlich müsste ich noch mal Frau Raabe fragen, was sie dazu sagt... Personalia Das prallbunte Leben... Annett Sacher auf der roten Couch Ein Selbstporträt für Infozine Neulich bekam ich das Buch „Die rote Couch“ von Horst Wackerbarth in die Hände. Wackerbarth geht dort mit Kamera, Stift und rotem Sofa bewaffnet auf die Suche nach Menschen, die die bunte Vielfalt unseres nun einheitlichen Europas widerspiegeln. Wir treffen dort viele interessante Leute: den Hafenarbeiter aus Hamburg ebenso wie Peter Ustinov. Jeder einzelne durfte für einen Moment auf dem knallroten Möbel Platz nehmen, um - ob Star oder keiner - Antworten zu finden auf Fragen zum eigenen Leben. Prallbunte Geschichten werden dort erzählt....Ein fantastisches Buch! So lasse ich mich inspirieren, gebe vor, auf der roten Couch Platz genommen zu haben und versuche mich in der Beantwortung eben dieser Fragen: 1. Was macht für Sie das Leben lebenswert? Die Liebe meiner Kinder. Wenn ich sie nicht hätte, könnte ich niemals so gut meiner Arbeit nachgehen. Ich bin Mutter von zwei Töchtern im Alter von acht und zehn Jahren. 2. Was bedeutet Glück für Sie? Philosophisch gesehen ist es natürlich schon ein Glück in einem so reichen Land seiner Arbeit nachgehen zu dürfen und Kinder großzuziehen. Mit dem Fernsehen dieses „Ach wie ist das Leben schön!!“, dann sind es ganz unterschiedliche Dinge: ein Stück Natur, ein gutes Buch, ein bewegender Film, Musik... Nun, und als Lehrerin gehört für mich auf jeden Fall auch dazu, einen „guten Draht“ zu meinen Schülern zu haben. 3. Was war Ihr bisher interessantestes Erlebnis? Mein Jahr in England. Ich habe dort an einem Collage in Birmingham gearbeitet und in verschiedenen Firmen meinen schmalen Geldbeutel ein bisschen aufgepeppt. Das Geld brauchte ich für meine Streifzüge durchs Land. In diesem einen Jahr habe ich Land und Leute so gut kennen- und lieben gelernt, wie es mir als Touristin nie vergönnt gewesen wäre. sind wir doch nur einen Knopfdruck vom Elend dieser Welt entfernt... Natürlich denkt man nicht stündlich daran, aber ich bin mir dessen schon bewusst. Aber wenn dieses Bauchgefühl gemeint ist, infozine 1 / 2005, S. 11 4. Wunsch? Was ist Ihr größter Als Schule sind wir doch im Kleinen, was Europa im Großen: das prallbunte Leben. Ich wünsche mir immer warme Farben in diesem Spiel. Gern möchte ich meinen Teil dazu beitragen. Personalia Ein neues Gesicht... Karsten Gronau verstärkt die Naturwissenschaften Von Laura Simmendinger (Jahrgang 11) Nachdem der Untericht vor allem im Fach Biologie aufgrund fehlender Lehrerstunden im ersten Halbjahr nur reduziert erteilt werden konnte, gibt es jetzt endlich einen neuen Lehrer an unserer Schule: Sein Name ist Karsten Gronau und er unterrichtet Biologie und Chemie. Diese Fächerkombination hat er gewählt, weil er sich schon immer für Naturwissenschaften (besonders den biologischen und chemischen Zweig) interessiert hat. Herr Gronau hat nach dem Abitur eine Ausbildung zum technischen Assistenten absolviert, danach in diesem Beruf gearbeitet, und dann einige Kurse an der Uni in Hamburg mitbetreut. Erst später hat er in Hamburg Biologie und Chemie auf Lehramt studiert und danach in Hameln sein Referendariat absolviert. Die Ausbildung hat er zuerst gemacht, weil er nach seinem Abitur noch kein Studium beginnen wollte und sich beruflich genauer orientieren wollte. Er unterrichtet seit zwei Jahren, allerdings ist die Stelle am AEG seine erste feste Anstellung. Über die Atmosphäre an der Schule hat er sich sehr positiv geäußert; er fühlt sich hier wohl und erfährt das Kollegium sowie die Schüler als nette Persönlichkeiten, mit denen man gut zusammenarbeiten kann. Herr Gronau unterrichtet in allen Jahrgangsstufen der Sekundarstufe I, mit Ausnahme der 6. Jahrgangsstufe. Sein Lebensmotto lautet schlicht „Freude am Leben“, allerdings gab er mir, nachdem ich ihm die Frage gestellt hatte, erst infozine 1 / 2005, S. 12 nach einigem Überlegen diese Antwort. Seine Hobbys sind u.a. Wassersport (Segeln, Schwimmen etc.), Motorrad fahren und natürlich Fußball. Seine Erwartung an die Schüler ist, dass sie offen und ehrlich mit ihm umgehen, sodass eine gute Unterrichtsituation gewährleistet ist. Außerdem hat er sich vorgenommen, ihnen den Stoff verständlich zu vermitteln, was eng mit seinem Ziel verknüpft ist, das lautet: Alle Seiten sollen zufrieden sein und außerdem Spaß am Lernen haben. Ich habe Herrn Gronau in unserem Gespräch als aufgeschlossenen Menschen, der gerne auf Fragen antwortet, kennen gelernt. Aus diesem Grund denke ich, dass er sich schnell an unserer Schule einleben wird und dass die Schüler gut mit ihm zurecht kommen und Spaß am Unterricht haben werden - die ersten Eindrücke, von denen wir gehört haben, zeigen das ganz deutlich. Wir wünschen Herrn Gronau alles Gute und viel Glück für seine berufliche Zukunft und eine interessante und schöne Zeit am AlbertEinstein-Gymnasium. Personalia „Chance, sein Können nicht zu verlernen“ Das AEG hat einen EDV-Systembetreuer auf 1-Euro-Basis Von Daniel Kutzim (Jahrgang 11) Seit ein paar Wochen funktionieren plötzlich alle Computer in der Mediothek. Auch die häufigen Serverprobleme im Zusammenhang mit dem Internetzugang sind selten geworden. Auf der Suche nach dem Grund traf ich, zwischen Kabeln und Computern, am Herz des Schulnetzwerkes, Andreas Schmidt. Dort, wo man ihn wohl fast immer sehen wird, unseren neuen „Mann für Alles“, wie er sich selbst lächelnd beschreibt. Seit dem ersten November ist er an unserer Schule und hat schon eine lange Liste von Aufgaben betreffend das EDV-System des AEG. Denn obwohl er nicht der Einzige ist, der sich mit unseren Rechnern auseinander setzt, gibt es eine Menge zu tun. Doch das ist kein Problem, seine Arbeit macht dem ausgebildeten Fachinformatiker Spaß, und er ist froh über seinen neuen Job. Er sieht darin eine Art „unbezahltes Praktikum“, eine Chance, auf dem Arbeitsmarkt nicht vollkommen verdrängt zu werden und vorhandene Qualifikationen zu behalten. Die besitzt er reichlich. Seit 1988 beschäftigt Herr Schmidt sich mit Computern, hat auf dem zweiten Bildungsweg Fachabitur gemacht, die PC-Entwicklung mitverfolgt über DOS, Windows, Linux und andere Systeme, das meiste davon auch noch selbst erlernt. Trotz allem bekam er keinen Arbeitsplatz. So nahm er unterschiedliche Jobs an, bei denen sein Computerwissen eher nebensächlich eine Rolle spielte. Mit Hilfe von Hartz IV hat Herr Schmidt jetzt wieder einen geregelten Arbeitstag. Man komme „aus dem Takt“, wenn man nicht geregelt arbeite. Außerdem ist es natürlich eine Brücke zum ersten Arbeitsmarkt und eine Aufbesserung des Arbeitslosengeldes. Auch wenn es nicht nach viel klingt. 20 Stunden die Woche darf er bezahlt bekommen – zu jeweils einem Euro. Überstunden, die er auch in erheblichem Umfang leistet, bleiben unbezahlt. Nichtsdestoweniger denkt er von Hartz IV, es sei eine „Motivation für all diejenigen, die zur Zeit arbeitslos sind, sich nicht vollkommen abzuschreiben“. Denn das System, das dahinter steckt, beinhaltet die Zusammenlegung von Sozial- und Arbeitslosenhilfe zum Arbeitslosengeld II. Bekamen sonst die Empfänger von Arbeitslosenhilfe rund die Hälfte ihres ehemaligen Nettolohnes, werden sie jetzt im Schnitt 330 Euro weniger zur Verinfozine 1 / 2005, S. 13 fügung haben. Gleichzeitig erhalten Sie die Möglichkeit, über eine Tätigkeit im „zweiten Arbeitsmarkt“ diesen Nachteil auszugleichen – ein System, das nicht nur auf Freiwilligkeit setzt, aber bei den Arbeitslosenzahlen heutzutage sicherlich notwendig ist. Andreas Schmidt ist froh darüber, wenigstens einen kleinen Job zu haben – und dazu noch einen, der seiner typischen Vorstellung des 1Euro-Jobs (Laubfegen) nicht ent- spricht und ihm auch viel Spaß macht – und aus dem obendrein der Wunsch entstanden ist, fest angestellt zu werden. Ein erster Schritt ist gemacht: Kurz vor Redaktionsschluss konnten wir erfahren, dass Herr Schmidt dem AEG auf jeden Fall auch 2005 zur Verfügung stehen wird. Zur Diskussion Penisse aus Protest Zur Situation im „Anbau” – eine Schülersicht Von Jan Simon Hamann (Jahrgang 12) Vor zwei Monaten noch geisterten sie überall herum im „Anbau“: die viel diskutierten Phallus-Symbole, sogenannte Schnippis. Ob Tafeln oder Wände, Stühle oder Tische, nichts und niemand war sicher vor den „Kreide-Tätern“. Ganz abgesehen davon, dass sich einige Lehrer durch dieses „unreife Verhalten“ offensichtlich stark provoziert fühlten - einer stellte sogar eine Belohnung für die Denunzierung der Täter in Aussicht -, stand bald die Frage nach dem Warum im Raum. Warum malen Schüler der SEK II Penisse an die Wände? Und vielleicht reagierte die Lehrerschaft gerade deshalb so giftig auf die kleinen Penisse, weil sie die Gründe dafür bereits erahnte: Unzufriedenheit, Protest. Protest dagegen, dass den Schülern der Oberstufe schmuddelige „Baracken“ mit mangelhaften Unterrichtsmitteln zur Verfügung gestellt wurden, während die Lehrer einen schmucken neuen Wintergarten erhielten. Für alle INFOZINE-Leser, die über die derzeitige Situation am AEG nicht informiert sind, möchte ich hier die ganze Angelegenheit kurz skizzieren. Aufgrund der Auflö- sung der Orientierungsstufe zu Beginn dieses Schuljahres musste unsere Schule zwei weitere Jahrgangsstufen (5. und 6. Klasse) aufnehmen. Damit stieg nicht nur die Schüleranzahl sprunghaft in die Höhe, sondern in der Folge die Entscheidung nun einmal endgültig getroffen war, beschloss die Oberstufe aus dem „alten, neuen Gebäude“ das Beste zu machen. Doch aller guter Wille und die friedlichsten Vorsätze waren schon wenige Tage nach Ende der entstand natürlich auch ein akuter Raummangel. Um diesem Problem beizukommen, entschied die Schulleitung, die gesamte gymnasiale Oberstufe (11.-13. Klasse) in den Anbau des alten Gymnasiums zu „verfrachten“. Der Unmut in der SEK II war dementsprechend groß. Aber da Sommerferien buchstäblich aus uns herausgehämmert worden. Überall im Gebäude stromerten Bauarbeiter herum und machten Lärm, was das Zeug hielt. Allerdings funktionierte die Pausenklingel trotz dieser geräuschvollen Bemühungen erst nach über einem Monat. Ein weiteres infozine 1 / 2005, S. 14 Zur Diskussion Ärgernis waren die „RasenmäherMänner“. Aus irgendeinem Grund war es ständig notwendig, den Rasen vor dem Gebäude zu mähen – und das vormittags! Ein an- gemessener Unterricht war unter diesem Lärm natürlich nicht möglich. Stattdessen machte es sehr viel „Freude“, zu beobachten, wie vor den Fenstern irgendwelche Arbeiter mit abenteuerlichen Gerät auf und ab marschierten und den Rasen mähten! Zur Beschwichtigung erlaubte uns Herr Hennig die Benutzung der kleinen hässlichen Schulküche. Damit konnte er aber über die Ärgernisse der Schüler nicht hinwegtäuschen. Mögliche andere Maßnahmen zur Besserung der Situation im Anbau wurden jedoch nicht in die Wege geleitet. Denn die Farce hat das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht. Während jeder einzelne Klassenraum des AEG-Hauptgebäudes mit Uhren ausgestattet wurden – seit wann sollen die Schüler im Unterricht auf die Uhr schauen? –, muss die Oberstufe mit den ungenügendsten Unterrichtsmitteln der gesamten Schule auskommen. Weder sind in den Räumen Projektionstafeln vorhanden (sodass Folien an die Wand geworfen werden müssen), noch lassen sich die Räume verdunkeln (daher ist das Einsetzen von Folien oft ohnehin ein Lotteriespiel, da sie auf den hellen Wänden kaum zu erkennen sind). Und die OverheadProjektoren, bei denen die Vermutung sehr nahe liegt, dass sie aus irgendwelchen staubigen Abstellkammern herausgekramt wurden, von so altem Baujahr sind sie, fallen auch öfter aus, als dass sie zu einem geregelten Unterricht beitragen könnten. Ich möchte nicht vergessen zu erwähnen, dass moderne Overheadprojektoren im Hauptgebäude selbstverständlich zur Grundausstattung gehören. Außerdem warten wir noch immer auf den Internetanschluss, der auch nach einem halben Jahr nicht für den Anbau hergestellt werden konnte. Und die Hoffnung auf den elektronischen Vertretungsplan, der im letzten Jahr extra für die Verbindung von altem und neuem Gebäude angeschafft worden war, haben infozine 1 / 2005, S. 15 wir schon fast aufgegeben. Eine der Lieblingsausflüchte der Lehrer, die vorgebracht werden, wenn wir dieseProbleme zur Sprache bringen, ist der Verweis auf die - ach so langsam arbeitende Bürokratie. Das zu glauben fällt uns Schülern allerdings äußerst schwer, wenn wir aus unseren Baracken auf den schönen lichtdurchfluteten Wintergarten der Lehrer hinüberschauen. Warum arbeitet die Bürokratie bei den Lehrern schneller als bei uns Schülern? Wenn Sie nicht an dieser Schule tätig sind, lieber INFOZINE-Leser, und vielleicht ein wenig Zeit haben, dann kommen Sie doch gerne mal vorbei und schauen Sie sich den Wintergarten an. Bestimmt war er nicht gerade billig, aber dafür ist er auch wirklich sehr hübsch geworden. Da hat jemand gründlich gearbeitet. Und wenn Sie noch ein wenig mehr Zeit haben und auch Ramscharchitektur gegenüber aufgeschlossen sind, dann drehen Sie sich einfach um und werfen Sie einen Blick auf die Baracken. Ich bin sicher, dann verstehen Sie, was ich meine. Zur Diskussion Mein lieber Jan Simon Hamann... Offener Brief an einen Infozine-Autor Von Matthias Aschern Sie sind einer der besten Schreiber in der Infozine-AG und der erste, der sich traut, mit einem polemischen Artikel „Infozine“ ein bisschen unbequemer zu machen. Darüber freue ich mich. Aber ich glaube auch, dass ihr Artikel eine Antwort braucht: Polemiken sind nicht dazu da, stehen gelassen zu werden, wie sie sind. Da wäre zunächst die These im Titel: „Penisse aus Protest“. Sind Sie sicher? Kann es sein, dass Schüler einer gymnasialen Oberstufe in Niedersachsen mit etwas unzufrieden sind und daher Penisse irgendwohin malen? Ist das intellektuell vorstellbar? Oder haben Sie vielleicht ein infantiles Bübchen im Jahrgang, das seine persönlichen Komplexe auf diese Weise veröffentlicht? Dann wäre die Unzufriedenheit über den Anbau etwas, das nur zeitlich im Zusammenhang steht mit den Zeichnungen unseres Phallus-Grafikers. Was mich an Ihren Überlegungen noch mehr irritiert, ist diese Anspruchshaltung. Bestimmt kann und muss noch dieses oder jenes an der Ausstattung des Anbaus verbessert werden, aber: Welches Ausstattungsniveau würde denn Ihren Standards entsprechen? Hilft da nicht nur die Abrissbirne? Wann waren Sie eigentlich zuletzt in einer deutschen Schule, die kein Gymnasium ist und nicht in einem so betuchten Landkreis liegt? Wissen Sie eigentlich, dass die meisten Grund- und Hauptschulen in Niedersachsen exakt so aussehen wie die „Barakken”, von denen Sie schreiben? Ist Ihnen eigentlich klar, dass Sie den Ausstattungsstandard des alten AEG beschreiben, in dem Generationen von Schülern ein sehr ordentliches Abitur gemacht haben, ohne Whiteboards und Power-Point? Und dass Sie den verglasten Anbau an das Lehrerzimmer gegen Ihre Unterrichtsräume ausspielen, verstehe ich nicht. Was spielen wir - Schüler gegen Lehrer? Haben Sie eine andere Idee als diesen verglasten Anbau, um infozine 1 / 2005, S. 16 15 neue Kollegen aufzunehmen, ohne das Lehrerzimmer und alle umliegenden Räume zu verdunkeln? Die Lichtverteilung hat übrigens auch den Architekten des alten AEG sehr beschäftigt, und zwar mit Erfolg. Die Vorstellung, dass wir es uns auf Ihre Kosten nett machen würden, ist schon verblüffend. Richtig ist vielmehr, dass Schulleitung und Kollegium des AEG eine logistische Glanzleistung im Zusammenhang des Umbruchs 2004 erbracht haben (vgl. Infozine 4/ 2004, S. 1-2), vor deren Hintergrund die von Ihnen bemängelten Dinge Details zu sein scheinen deren wir uns annehmen müssen. Aber ich fürchte, Sie werden das Vertrauen in Ihre Lehrer ganz verlieren: wenn Sie erstmal die unterirdische Saunalandschaft, die Whirlpools und die Cocktailbar sehen, die wir uns zum Neuen Jahr genehmigt haben... Zur Diskussion “Arbeiten sind doof” Dennoch positive Gesamtbilanz der „Newbies“ am AEG Von Thomas Clausen (Jahrgang 9) Wie haben sich die Neuankömmlinge am AEG eingelebt? Was gefällt ihnen besonders? Was nicht? Und wie werden sie von denjenigen behandelt, die sich schon eingelebt haben? Auf diese Fragen hat Infozine Antworten gesucht – und gefunden. Insgesamt wurden 3 Klassen, eine fünfte, eine sechste und eine siebte, befragt. 70 von 100 Fragebögen liefen zurück. So fühlen sich 47 % der befragten Fünftklässler von den Älteren eher schlecht behandelt, während es bei den Siebtklässlern nur 7 % sind. Weniger überraschend: Hausaufgaben sind nicht sonderlich beliebt; sie werden als zu viel empfunden: 100% (!) der Fünftklässler finden, dass sie mehr Hausaufgaben aufbekommen als in der Grundschule, 93 % der Sechst- und 61 % der Siebtklässler sind ebenfalls der Ansicht, mehr Hausaufgaben als in der alten Schule zu bekommen. Erfreulich: Alle Schüler der befragten fünften Klasse haben sich gut bzw. sehr gut eingelebt. Das trifft auch auf 85 % der Sechstklässler und 82 % der Siebtklässler zu – ein ebenso bemerkenswertes wie erfreuliches Resultat. Eine Sache war noch auffällig: Bei allen Klassen fand mindestens die Hälfte der Schüler, dass der Unterricht mehr Spaß als in der alten Schule macht. Und das, obwohl zwischen 93 % (5. Klasse) und 75 % (6. und 7. Klasse) der Schüler den behandelten Stoff schwieriger finden. Ausnahmslos gut finden alle Klassenstufen die zusätzlichen Einrichtungen am AEG (Mediothek, elektronischer Vertretungsplan und die Möglichkeit, in den Pausen Brötchen zu kaufen). Einziger Kritikpunkt, den vor allem die Fünftklässler äußern: Zu viel Gedrängel, viele beklagen sich, dass sie „untergehen“ und dass auf sie keine Rücksicht genommen wird. So finden 43 % die Cafeteria nur mittelmäßig, die Idee aber sehr gut. Ähnlich geht es der Mediothek, die vor allem die Siebtklässler beschäftigt: 76 % finden sie gut, bei den Sechstklässlern sind es 75 %, bei den Fünftklässlern nur noch 64 %. Aber auch hier liegt es weniger an der Einrichtung an sich als an dem großen Ansturm. So meint ein Schüler: „Die Mediothek braucht mehr Computer“. Was außergewöhnlich viele unter dem Punkt „Was ich noch sagen will“ angesprochen haben: Sie finden es unfair, dass sie „auch bei kaltem Wetter raus müssen“. Zudem finden sie die Pausenhofgestaltung mangelhaft. Und noch etwas anderes ärgert sie: Es ist ihnen noch nicht erlaubt, an manchen Arbeitsgemeinschaften teilzunehmen. Zusätzlich beschweren sich einige, dass die Älteren, vor allem die Achtklässler, sie wie „Kleingemüse“ behandeln. Alles in allem hat ein Großteil der „Neuen“ von der Schule aber doch einen guten bis sehr guten Eindruck. Einer schrieb sogar: „Das ist die allerbeste Schule, die ich je hatte“, ein anderer meinte allerdings: „Arbeiten sind doof“. infozine 1 / 2005, S. 17