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Inhaltsverzeichnis Vortrag zur Jahressitzung 2000 der Römisch-Germanischen Kommission. Die Nutzung baltischen Feuersteins an der Schwelle zur Bronzezeit – Krise oder Konjunktur der Feuersteinverarbeitung? Von Knut Rassmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Radiokarbonchronologie – Keramiktechnologie – Osteologie – Anthropologie – Raumanalysen. Beiträge zum Neolithikum und zur Frühbronzezeit im Mittelelbe-Saale-Gebiet Mit einem Beitrag von Kerstin Lehmann Von Johannes Müller . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Salz im ur- und frühgeschichtlichen Mitteleuropa – Eine Bestandsaufnahme Von Thomas Saile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 Endlatènezeitliche Fundstellen im oberbayerischen Donauraum Von Claus-Michael Hüssen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235 Bericht über die Tätigkeit der Römisch-Germanischen Kommission in der Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember 2000 Von Siegmar von Schnurbein und Susanne Sievers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303 Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333 Zusammenfassung Die Herstellungstechniken der flächenretuschierten Feuersteingeräte in Spätneolithikum und früher Bronzezeit weisen Unterschiede auf. Die Feuersteindolchherstellung steht im Spätneolithikum auf hohem Niveau, in der frühen Bronzezeit ist nochmals eine Steigerung der Qualität der Geräteherstellung zu beobachten, wie die vorzügliche Griffgestaltung durch die Ziernähte erkennen läßt. Für die Frühbronzezeit ist somit durchaus eine Konjunktur der Feuersteingeräteherstellung zu konstatieren. Der Aufschwung der Dolchherstellung ist mit dem Wirken von Metallvorbildern zu erklären. Die Feuersteindolche im Umfeld der Kupfererzvorkommen sind zugleich Indikatoren für die zunehmenden Kontakte in Zusammenhang mit der Metallerzeugung. Die Blüte der Feuersteingeräteherstellung hängt also zusammen mit dem Aufkommen von metallenen Prunkwaffen, den Dolchen. Die Ausbreitung der den Dolchen verwandten neuen Prunkwaffe, dem Schwert, stellt jedoch das entscheidende Moment für den gravierenden Bedeutungsverlust der Feuersteindolche und den Niedergang der Feuersteingeräteherstellung dar. Der Konjunktur in der frühen Bronzezeit folgte nun die Krise am Übergang zur mittleren Bronzezeit, der Zyklus schloß sich. Mit der weiteren Verwendung von Feuersteingeräten, die einen rein praktischen Verwendungszweck besitzen – wie Sicheln – , ist in jüngerer Zeit weiterhin zu rechnen, wie ein um 1 300 v. Chr. datierter Werkplatz im mittleren Mecklenburg erkennen läßt58. Auch die flächenretuschierten Pfeilspitzen in altbronzezeitlichen Grabfunden zeigen, daß mit einer Überlieferung von Grundfertigkeiten der Steingerätebearbeitung noch weit in die Bronzezeit zu rechnen ist59. Das Verhältnis zwischen Stein- und Metallgeräten hält noch manche Frage bereit: Warum setzt die Nachahmung von Metalldolchen so massiv erst am Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. ein, wieso sind die frühen Dolche des 4. Jahrtausends offenbar ohne größere Auswirkung auf die Feuersteingeräteherstellung geblieben, oder warum sind es vor allem Dolche, die in höchster Vollkommenheit nachgeahmt wurden, warum läßt sich dies nicht bei Stabdolchen oder Lanzenspitzen in diesem Umfang beobachten, zumal hier ein praktischer Wert sehr wahrscheinlich größer gewesen wäre? Neben der Klärung dieser Fragen sollte es ein vordringliches Forschungsziel sein, auf der Insel Rügen durch die Untersuchung von Fundplätzen mit Hinweisen auf Feuersteinbearbeitung die Abläufe und die Struktur der Geräteherstellung zu erforschen. 58 Mastaler 1990, 11 ff.; Rassmann 1993, 123. 59 Vgl. G. Kossack (1997, 499), der auf die schlechte Qualität des Feuersteininventars bronzezeitlicher Siedlungen verweist und schlußfolgert, "daß nur von einem Verfall neolithischer Produktionsweise die Rede sein kann, ausgenommen Silexpfeile, die noch lange verstorbenen Kriegern als Fernwaffe mitgegeben wurden“. Abstract The Use of Baltic Flint at the Threshold of the Bronze Age: Crisis or Boom in Flint Working? Flint daggers have come down to us in their thousands from the end of the Neolithic and the Early Bronze Age in northern Central Europe and southern Scandinavia. Together with the late Neolithic flint daggers, the magnificent flint daggers of the early Bronze Age in particular show the high level of the working of flint artefacts. Numerous finds of flint daggers and flint sickles on Rügen and the bordering mainland verify that the flint deposits of the chalk cliffs on Rügen were exploited extensively for the production of implements. However, manufacture of flint utensils in this area does not reach the same level as it did in southern Scandinavia. Features of Scandinavian daggers like parallel retouch and ornamental seams are seldom seen in the examples on Rügen. Such daggers appear more commonly in western Mecklenburg. These pieces were probably introduced from the southern Scandinavian region. The mapping of flint daggers and sickels according to size allows the conclusion that in northeast Germany, besides flint daggers from Rügen, numerous pieces from the northern neighbouring area are to be reckoned with. The increase of Scandinavian imports in the early Bronze Age shows a deepening of contact between the people of southern Scandinavia and eastern Central Europe. This turn of events has its roots in the growing exchange of metal objects in the early Bronze Age, as well as the use of Eastern Central European copper deposits, from the Harz Mountains to the Eastern Alps. In contrast to the presumably widely traded Baltic amber, it cannot be assumed that the flint daggers served as an exchange equivalent – instead they are to be seen as indicators of north-south relationships. On the one hand, the advert of metal weapons of prestige such as the metal-hilted daggers at the start of the Early Bronze age firstly brings about an economic upsurge in flint working. The producers of flint implements obviously were trying to be competitive with these products which had been made possible by the new material. On the other hand, it is clear that at the end of the Bronze Age, a new prestige-laden weapon – the bronze sword – radically reduced the significance of the flint dagger and therewith was the cause of the downfall of flint dagger production. The diminishing quality of flint artefact production shows a crisis in Neolithic technology, the extent of which becomes clear at the end of the early Bronze Age. R. D. Résumé L’utilisation du silex balte au seuil de l’âge du Bronze – crise ou conjoncture du travail du silex? Les poignards en silex du Néolithique final et du Bronze ancien, originaires du nord de l’Europe centrale et du sud de la Scandinavie, nous sont parvenus par milliers. Outre les poignards en silex du Néolithique final, ce sont précisément les magnifiques poignards du Bronze ancien qui permettent de reconstituer le haut niveau de la taille des outils en silex. D’innombrables poignards et faucilles en silex trouvés sur l’île de Rügen et la terre ferme voisine prouvent une exploitation intensive des gisements de silex du crétacé de Rügen (Schreibkreide) pour la fabrication des outils. Celle-ci n’atteint pourtant pas le niveau de perfection du sud de la Scandinavie. Les exemplaires affichant les caractéristiques de poignards scandinaves, comme les retouches parallèles et les nervures ornementales, sont très rares à Rügen. On en trouve davantage, par contre, dans l’ouest du Mecklembourg. Ils ont été probablement importés du sud de la Scandinavie. De même, le relevé sur carte des différents calibres de poignards et faucilles en silex indique qu’il faut escompter, en plus des poignards de Rügen, un grand nombre d’exemplaires venus des contrées voisines du nord. L’augmentation des «importations» scandinaves au Bronze ancien trahit une intensification des contacts entre les populations du sud de la Scandinavie et celles de l’est de l’Europe centrale. Ce processus est dû aux échanges croissants d’objets métalliques au début de l’âge du Bronze ainsi qu’à l’exploitation de gisements cuprifères dans l’est de l’Europe centrale, depuis le Harz jusqu’aux Alpes. Contrairement à l’ambre balte, qui fut probablement échangé sur de grandes distances, les poignards en silex ne durent guère servir de monnaie d’échange. Il faut plutôt les considérer généralement comme des indicateurs des relations nord-sud. D’une part, l’apparition, au début du Bronze ancien, d’armes de prestige en métal telles que les poignards à poignée massive provoque tout d’abord un essor conjoncturel de la taille du silex. Visiblement, les fabricants d’outils en silex tentèrent de concurrencer les produits obtenus avec le nouveau matériau. D’autre part, il faut constater que, visiblement, une deuxième arme de prestige – l’épée de bronze – réduit de façon radicale l’importance des poignards en silex à la fin du Bronze ancien, entraînant ainsi le déclin de leur production. La perte de qualité dans la taille des outils de silex trahit une crise de la technologie néolithique qui apparaît pleinement à la fin du Bronze ancien. Y. G. Zusammenfassung der Projektergebnisse Von Johannes Müller Ziel des von der DFG geförderten Forschungsvorhabens "Beiträge zur Chronologie und Soziologie am Übergang vom Neolithikum zum Metallikum in Mitteldeutschland (Nu 1259/1) war es, mit Hilfe naturwissenschaftlicher Untersuchungen (Radiokarbonchronologie, Archäozoologie, Anthropologie, Archäogeographie, chemisch-mineralogische Keramikanalysen) Informationen zur Chronologie, zur Wirtschaftsweise, zur biologischen und sozialen Geschlechterbeziehung, zum Raumverhalten und zu regionalen Kommunikationsmustern im Mittelelbe-Saale-Gebiet für das 4. und 3. vorchristliche Jahrtausend zu erhalten. Mit Hilfe der naturwissenschaftlichen Datierungen wurde die chronologische Signifikanz der Vielzahl von stilistisch-typologischen Entwicklungen der angesprochenen Region geprüft. Es zeigt sich, daß im Jung- und Spätneolithikum genauso wie im Endneolithikum und der Frühbronzezeit sowohl Phasen mit recht einheitlichen Keramikinventaren als auch solche mit einem Nebeneinander unterschiedlicher Stile bestehen42. Darüber hinaus besitzen diese typologisch-stilistischen Inventargruppen häufig keine chorologische Geschlossenheit43. Diese Tendenz wird im jüngeren Spätneolithikum durch die Koexistenz von regionalen und überregionalen Phänomenen noch verstärkt. Folglich werden wir dazu gezwungen, stilistisch-typologische Beobachtungen nicht nur chronologisch, sondern als Teile sozialer Zeichensysteme zu bewerten. Erst mit typologieunabhängigen Datierungsmethoden sind diese typologisch-stilistischen Inventargruppen chronologisch einzuordnen und Zeitphasen zuzuordnen. Die Vielgestaltigkeit des dadurch gewonnenen Bildes läßt sich nach den Ergebnissen der keramiktechnologischen Untersuchungen im Sinne eines komplexen Kommunikationsraumes mit unterschiedlichen Kommunikationsintensitäten deuten (vgl. K. Lehmann, S. 103 ff.). Die partiell auftretenden Unterschiede zwischen "Stilen“ und "Rohstoffgruppen“ bzw. "Technikgruppen“ der Keramikproduktion verweisen auf ausgeprägte exogame Beziehungen zwischen den lokalen Gemeinschaften. Unklar bleibt allerdings die Rolle z. B. der Kugelamphoren, die sich einerseits keramiktechnologisch in vielen Fällen eindeutig von regionaler Keramik abgrenzen lassen, andererseits aber Verzierungselemente der regionalen Gruppen übernehmen. Weiterhin nur recht beschränkt kann die Dynamik dieser im Artefaktspektrum nachvollziehbaren Entwicklung mit wirtschaftshistorischen Ereignissen in Verbindung gebracht werden. Immerhin gelingt es, Hinweise zur Pferdedomestikation und zur Einführung z. B. von Wollschafen im Spätneolithikum zu untermauern44. Veränderungen im Produktionsbereich werden auch die erwähnten Kommunikationsstrukturen beeinflußt haben. Zusammenfassung Keramiktechnologie der•Projektergebnisse Johannes Müller 42 Müller 2001a, 30 ff. 43 Vgl. auch ders. 2000; ders. 2001 a. 44 Becker 2001, 91 ff. 120 Keramiktechnologie • Johannes Müller Verweisen bereits die Tierknochenanalysen auf unterschiedliche Funktionen von Siedlungen, so führt die GIS-Analyse lokaler Siedlungszusammenhänge zu einer gewissen diachronen Darstellung von Siedlungspotentialen und Siedlungsvorgängen in einer mitteldeutschen Kleinregion45. Möglicherweise werden hier Be- und Entsiedlungsvorgänge deutlich, die Höhepunkte und Krisensituationen des jung- und spätneolithischen Landesausbaus charakterisieren. Darüber hinaus verweisen die unterschiedlichen Landschaftspositionen der wenigen Siedlungsstellen und der Gräber des Endneolithikums auf verschiedenartige Bedeutungsinhalte, die bestimmten Landschaftsbereichen seitens der Gemeinschaften zugewiesen wurden. Auch anthropologische Untersuchungen belegen schließlich dort, wo die Datenmenge ausreichend ist, in Hinsicht auf die Ausstattung der Gräber Differenzierungen der Bedeutungsinhalte nach biologischem Geschlecht46. Die Beigabenunterschiede zeigen zumindest für das Endneolithikum ein nach Frauen und Männern klar getrenntes "Zeichensystem“. Diese Andeutungen mögen genügen, um die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen zu verdeutlichen. Deutlich geworden ist allerdings, daß mit der Zunahme an für die Rekonstruktion prähistorischer Gesellschaften nutzbarer Informationsqualität (hier typologisch-stilistisch, keramiktechnologisch, naturwissenschaftlich-chronologisch, anthropologisch, raumanalytisch) der konventionelle Kulturbegriff die Dynamik und Komplexität ehemaliger sozialer Realität zu unscharf abbildet und in vielen Fällen nur geringen heuristischen Wert besitzt; um so wichtiger wird deshalb die Differenzierung zwischen Ergebnis und Interpretation47. 45 Zabel 2001, 178 ff. 46 Bruchhaus / Neubert 2001, 122 ff. 47 Daher wurde in den meisten Beiträgen terminologisch bei der Benennung stilistisch-typologischer Inventargruppen auf den Begriff "Kultur“ verzichtet (z. B. statt "Bernburger Kultur“ "Bernburg“, statt "Kugelamphorenkultur“ "Kugelamphorenkeramik“ etc.). Abstract Contributions to Chronology and Sociology at the Transition from the Neolithic to the Metal Age in Central Germany It was the aim of the DFG-funded research project "Contributions to chronology and sociology at the transition from the Neolithic to the Metal age in Central Germany“ (Nu 1259/1), to gather information concerning the chronology, economic means, gender relations, settlement behaviour and regional communication patterns of the Central-Elbe-Saale-region in the 4th and 3rd millennia B. C., with the help of scientific analysis (radiocarbon dating, archaeozoology, physical anthropology, archaeogeography, chemical-mineralogical analysis of ceramics). With the help of scientific dating methods, the chronological significance of the variety of stylistic-typological developments in the aforementioned region was tested. It can be shown that during the Lower and Later Neolithic as well as during the Latest Neolithic and the Early Bronze Age there are periods with quite similar ceramic styles, but also periods where different styles coexisted side by side. Moreover, many of these typological-stylistic groups do not show spatial consistency. This tendency is intensified in the Lower Latest Neolithic, where regional and supraregional archaeological phenomena are coexistent. As a result, we are forced to admit that stylistic-typological observations cannot only be seen as being of chronological significance, but they also have to be accepted as parts of social sign systems. Only with the help of dating methods not relying on typological criteria can these typological-stylistic groups be ordered chronologically. Together with the investigations of the technological aspect of the pottery, the polymorphism of the emerging picture can be interpreted as a complex communication pattern with varying intensities of contacts. The partially recognisable differences between "styles“, "groups of raw material“ and "technological groups“ of pottery production can be interpreted as indications of distinct exogamous relationships between the local communities. The role of, for example, the globular urns remains ambiguous, however, as they can in many cases be distinguished technologically from regional pottery, yet they also show some ornamental elements of these regional groups. Furthermore, the dynamics of this development identifiable in the material culture can only be vaguely related to economic historical events. Yet, indications of the domestication of horses and the introduction of, for example, wool sheep are supported. Changes in the production sector will have also affected the aforementioned communication structures. While the analysis of animal bones hint at the different functions of settlements, the analysis of geographical information systems of local settlement patterns leads to a diachronic account of settlement potentials and settlement behaviours in a small region in Central Germany. This development might show population increases and decreases, which in turn might characterize climax and crisis situations of the Lower and Later Neolithic settlement expansion. Moreover, the differing locations of the rare settlements and the burials in the landscape of the Latest Neolithic show the varying significance ascribed to the particular landscape areas by the communities. Abstract 122 Keramiktechnologie • Johannes Müller Finally, where the data is sufficient, anthropological studies confirm a differentiation in the semantic content of the burials according to biological sex. At least for the Latest Neolithic, the differences in burial offerings show a sign system clear-cut between women and men. These suggestions might suffice to point to the necessity of further studies. It has become apparent, however, that with an increase in the quality of information suitable for the reconstruction of prehistoric societies (in this case: typological-stylistic, ceramic-technological, scientific-chronological, anthropological, spatial-analytical) the conventional notion of "archaeological culture“ is no longer appropriate to represent the dynamics and complexities of the past social reality adequately; in many cases it is only of very little heuristic value. So, the differentiation between result and interpretation becomes even more important.1 R. D. 1 Therefore, the term "Kultur“ was avoided as far as possible when referring to typological-stylistic groups (e. g. "Bernburg“ instead of "Bernburger Kultur“, "Kugelamphorenkeramik“ [globular urns pottery] instead of "Kugelamphorenkultur“ [globular urns culture] and so on). Résumé Contributions à la chronologie et sociologie de la transition du Néolithique à l’âge des Métaux en Allemagne centrale Le but visé par le projet soutenu par la DFG (Société nationale de recherche) "Contributions à la chronologie et sociologie de la transition du Néolithique à l’âge des Métaux en Allemagne centrale“ (Nu 1259/1) était d’obtenir pour la région de l’Elbe moyenne et Saale aux 4e et 3e millénaires av. J.-C. des informations concernant la chronologie, le type d’économie, les relations biologiques et sociales entre sexes, le comportement spatial et des types de communication régionaux à l’aide d’analyses scientifiques (chronologie radiocarbone, archéozoologie, anthropologie, archéogéographie, analyses chimiques minérales des céramiques). La portée chronologique des nombreuses évolutions stylistiques et typologiques de la région concernée a été vérifiée par les datations des sciences naturelles. Il en ressort qu’au Néolithique récent et tardif, comme au Néolithique final et au début de l’âge du Bronze, subsistent des phases comprenant des ensembles céramiques homogènes comme celles recouvrant une simultanéité de différents styles. En outre, ces groupes d’ensembles stylistiques et typologiques ne présentent pas d’homogénéité chorologique. Cette tendance se renforce encore à la phase récente du Néolithique tardif avec la coexistence de phénomènes régionaux et suprarégionaux. Par conséquent, nous sommes contraints d’interpréter les observations stylistiques et typologiques non seulement d’un point de vue chronologique, mais également en tant qu’éléments de systèmes de signes sociaux. Ce n’est qu’avec des méthodes de datation indépendantes de la typologie que l’on parvient à classer chronologiquement et à attribuer à des phases ces groupes d’ensembles typologiques et stylistiques. La complexité de l’image ainsi obtenue peut, d’après les résultats des analyses technologiques de la céramique, être interprétée au sens d’un espace complexe de communication à différentes intensités d’échanges. Les différences apparaissant en partie entre "styles“ et "groupes de matières premières“ ou "groupes techniques“ de la production céramique révèlent des relations exogames développées entre les communautés locales. Toutefois, le rôle des amphores globulaires par exemple reste peu clair. Elles se distinguent dans bien des cas nettement de la céramique régionale sur le plan technique, mais adoptent également des éléments de décors appartenant à des groupes régionaux. On peut, mais toujours de façon très limitée, rattacher la dynamique de cette évolution révélée par l’éventail des artefacts à des événements de l’histoire économique. On a réussi après tout à étayer des indices de la domestication du cheval et de l’introduction par exemple des moutons au Néolithique tardif. Des changements dans le domaine de la production ont aussi du influencer les structures de communication mentionnées plus haut. Tandis que les analyses des os d’animaux révèlent déjà différentes fonctions d’habitats, l’analyse SIG des contextes d’habitats locaux aboutit à une certaine représentation diachronique des potentiels et processus d’occupations dans une petite région de l’Allemagne centrale. Ici se manifestent peut-être des processus de peuplement et dépeuplement caractérisant les Résumé 124 Keramiktechnologie • Johannes Müller points culminants et les crises de l’exploitation des terres au Néolithique récent et tardif. En outre, les différentes positions topographiques des quelques habitats et des tombes du Néolithique final indiquent différents contenus attribués par les communautés à certaines zones du paysage. Là où le volume des données est suffisant, des examens anthropologiques établissent également des contenus différenciés selon le sexe pour le mobilier funéraire. Les différences constatées dans les mobiliers indiquent pour le moins un "système de signes“ distinguant clairement hommes et femmes. Puissent ces quelques indications démontrer la nécessité d’études supplémentaires. Il ressort cependant clairement qu’avec la qualité croissante des informations (ici, stylistiques et typologiques, technologiques de la céramique, chronologiques des sciences naturelles, anthropologiques, chorologiques) disponibles pour la reconstruction des sociétés préhistoriques le concept de culture traditionnel ne reproduit que de manière floue la dynamique et la complexité de la réalité sociale de l’époque. Il ne possède dans bien des cas qu’une valeur heuristique limitée. La différenciation entre résultat et interprétation ne devient de ce fait que plus importante1. Y. G. 1 C’est pourquoi on a renoncé dans la plupart des contributions à utiliser le terme de "culture“ pour dénommer les groupes d’ensembles stylistiques et typologiques (ex: au lieu de "Bernburger Kultur“ "Bernburg“, au lieu de "Kugelamphorenkultur“ "Kugelamphorenkeramik“ etc.). Zusammenfassung und Ausblick Die große Wertschätzung des Salzes im prähistorischen Mitteleuropa beruhte auf seiner ernährungsphysiologischen Notwendigkeit und den vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten. Hinsichtlich der Gewinnungsmethoden läßt sich die früher beginnende Siedesalzgewinnung vom später einsetzenden Steinsalzbergbau scheiden; schließlich trat an der Nordsee- und der Kanalküste die Meersalzgewinnung hinzu. Die Siedesalzgewinnung ist im westlichen Galizien (Barycz) erstmals für das Jungneolithikum, in Mitteldeutschland (Halle a. S.) für das Spätneolithikum nachgewiesen. In der frühen Bronzezeit tritt zunächst die mittlere Saaleregion um Halle deutlicher in Erscheinung; spätestens in der Urnenfelderzeit beginnt der Steinsalzbergbau in Hallstatt. Mit dem Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit ist eine allgemeine Ausweitung der Salzproduktion in Mitteleuropa festzustellen. In der älteren Eisenzeit setzt die Salzgewinnung in Lothringen und der Küstenregion ein. Die großen Salzorte der Latènezeit sind der Dürrnberg, (Bad) Nauheim und Schwäbisch Hall. Im Gefolge der römischen Expansion bricht das mitteleuropäische Salzproduktions- und -austauschsystem weitgehend zusammen. Von diesem Niedergang ausgenommen bleiben offensichtlich Schwäbisch Hall und einige Küstenorte. Nach der Völkerwanderungszeit werden mit dem langsamen Wiederaufstieg der mitteleuropäischen Salzindustrie die Grundlagen für das bis in die frühe Neuzeit bestehende Salzgewinnungs- und -handelssystem gelegt. Die Salzorte entwickelten sich häufig zu Zentren wirtschaftlicher Macht, vielfältigen Handwerks und weiträumigen Handels; insbesondere in den reich ausgestatteten Gräbern der ostalpinen Bergbauzentren Hallstatt und Dürrnberg treten uns die Bergleute als Schöpfer und Nutznießer des Wohlstandes entgegen. Der Nachweis eines prähistorischen Salzhandels gelingt nur in Einzelfällen. Immerhin zeichnen sich von Mitteldeutschland und dem Ostalpenraum ausgehende Austauschbeziehungen mit Böhmen ab; auch das süddeutsche Alpenvorland scheint zum "Besalzungsgebiet“ der alpinen Salzorte gehört zu haben. Schließlich spielte Schwäbisch Hall im deutschen Südwesten eine erhebliche Rolle. Für die kontinentalen und die britischen Küstengebiete läßt sich ein ins Binnenland gerichteter Salzhandel belegen. In ethnologischen Analogien spiegelt sich u. a. die Bandbreite der Gewinnungsmöglichkeiten und Verteilungsmuster wider; dies kann unser Vorstellungsvermögen erweitern und in Hinsicht auf ein besseres Verständnis prähistorischer Verhältnisse von erheblicher Bedeutung sein. Als künftige Forschungsaufgabe erscheint eine vergleichende, länderübergreifende und materialorientierte Auswertung der bisherigen Erkenntnisse zu den Salzorten Mitteleuropas geboten. Nur so lassen sich unter entsprechender Berücksichtigung der jeweils spezifischen lokalen Besonderheiten die Bedeutung der einzelnen Orte und ihr konjunkturelles Auf und Ab, aber auch zunächst scheinbar leicht zu beantwortende Fragen nach der Länge der Betriebszeiten oder der Menge und Qualität des Fundmaterials besser beurteilen. Erfolgversprechend sind darüber hinaus petrographische Keramikanalysen mit dem Ziel der Herkunftsbestimmung des Briquetage und der Abgrenzung von Wirtschaftsräumen. Hochauflösende Pollendiagramme können den Nachweis spezifischer Strategien zur Brennmaterialversorgung der Salinen erbringen. Möglicherweise ergibt sich auf diesem Wege schon vor dem wünschensZusammenfassung und Ausblick Zusammenfassung und Ausblick 195 werten Beginn weiterer zielgerichteter Forschungsgrabungen auch in bezug auf die technischen Abläufe ein deutlicher Erkenntnisgewinn. Gerade hinsichtlich des Ineinandergreifens der im Detail recht komplexen technischen Prozesse, aber auch für die Interpretation der Hinweise auf Salzhandel kann eine ethnoarchäologische Perspektive zudem die Grundlage für neue Deutungsansätze bieten. Abstract Salt in Pre- and Protohistoric Central Europe: A Review The high regard of salt in prehistoric Central Europe stemmed from its nutritional and physiological necessity, as well as its various uses. In terms of methods of exploitation, early extraction by boiling can be separated from later rock salt mining, and then sea salt extraction on the North Sea and Channel coasts comes into play. Proof of salt evaporation by boiling has been established firstly in western Galicia (Barycz) in the middle Neolithic (Lengyel) and in Central Germany (Halle a. S.) in the later Neolithic (Bernburg). In the early Bronze Age, the central Saale region around Halle comes to the fore, and in the urnfield period at the latest, mining begins in Hallstatt. During the transition from Bronze Age to Iron Age, a widening of salt production in Central Europe is observed. In the early Iron Age, salt extraction in Lorraine and the coastal areas begins. The main salt areas of the La Tène period are Dürrnberg, Bad Nauheim and Schwäbisch Hall. In the wake of Roman expansion, the Central European salt production and exchange system pretty much collapses. Exceptions to this downfall are Schwäbisch Hall and some coastal areas. After the period of migration of peoples, the foundations are laid for salt extraction and trade mechanisms right up to the early modern era through the slow recovery of the Central European salt industry. Salt areas often develop to centres of economic power, diverse craftsmanship and wideranging trade; the richly equipped burials of the Eastern Alpine mining centres of Hallstatt and Dürrnberg show the miners as the creators and beneficiaries of this prosperity. Proof of a prehistoric salt trade has only been established in a handful of cases. In any case, trade relations are evident between Bohemia and Central Germany and the Eastern Alpine region; additionally, the Southern German lower alpine regions also appear to have belonged to the areas of salt distribution of the alpine salt establishments. Finally, Schwäbisch Hall in southwest Germany played a considerable part. A salt trade geared towards the interior can be established for the British and Continental coastal salt areas. The range of extraction possibilities and distribution patterns are reflected in ethnological analogies which enable us to broaden our horizons and can be of considerable importance in achieving a better understanding of prehistoric relationships. R. D. Résumé Le sel dans l’Europe centrale de la pré- et protohistoire – essai pour un inventaire La grande estime que l’Europe centrale avait pour le sel reposait sur sa nécessité alimentaire et sur ses multiples possibilités d’utilisation. Quant aux méthodes d’extraction, il faut distinguer la récolte du saline de la récolte du sel gemme qui commença plus tard. A cela s’ajouta enfin l’extraction du sel marin dans le littoral de la mer du Nord et de la Manche. L’extraction du sel raffiné dans la Galicie occidentale peut être démontrée pour la première fois pour le Néolithique moyen, dans l’Allemagne centrale, pour le Néolithique supérieur. C’est la région dans les environs de Halle qui apparaît tout d’abord dans les débuts de l’âge du Bronze comme emplacement pour la saunerie. Au plus tard dans la civilisation des Champs d’urnes commence l’extraction du sel gemme à Hallstatt. Avec la transition de l’âge du Bronze à l’age du Fer on peut constater une extension générale de la saliculture en Europe centrale. En Lorraine et dans la région littorale elle commença au début de l’âge du Fer. Les emplacements importants de l’époque de La Tène sont le Dürrnberg, Bad Nauheim et Schwäbisch Hall. À la suite de l’expansion romaine, le système de production et d’échange du sel dans l’Europe centrale s’effondre en grande partie. Exclus de cet effondrement sont Schwäbisch Hall et quelques lieux de la côte de la mer du Nord. Après l’époque de la migration des peuples et avec le lent redressement de l’industrie du sel dans l’Europe centrale, sont établies les bases du système d’extraction du sel et du système commercial qui existaient jusqu’au début des temps modernes. Souvent les lieux de l’extraction du sel devenaient des centres de pouvoir économique, de diverses formes d’artisanat et d’un commerce très étendu. L’Allemagne centrale et la région des Alpes orientales entretiennent des relations d’échange avec la Bohême. Les régions alpines de l’Allemagne du Sud semblent également avoir fait partie de la région d’approvisionnement des centres de la saliculture alpestre. Dans le sud-ouest de l’Allemagne Schwäbisch Hall joua un rôle considérable dans la distribution du sel. Il est possible de démontrer que les régions de la côte continentale et britannique approvisionnaient l’intérieur des terres avec du sel. Zusammenfassung Im oberbayerischen Donauraum sind in den letzten Jahren eine Reihe von Fundstellen bekannt geworden, die ein neues Licht auf die Siedlungsverhältnisse dieser Region von der Nach-Oppidazeit bis zur militärischen Besetzung der Donaulinie in spättiberisch-claudischer Zeit werfen: u. a. ein Depotfund bei Großmehring mit Nauheimer Fibel, Almgren 65-Fibel und einer Großromstedter Terrine, eine komplette "germanische“ Urnenbestattung bei Ingolstadt-Oberhaunstadt, ein Grab mit Trinkhornbeigabe und Schere bei Ilmendorf sowie eine keltisch geprägte Siedlung mit Grubenhäusern in Burgheim. Diese endlatènezeitlichen Fundstellen (LT D 2) lassen ein weitreichendes Beziehungsgeflecht zwischen germanischer und keltischer Welt erkennen. Die unterschiedlichen Befunde repräsentieren wahrscheinlich parallel nebeneinander existierende kleine regionale Gruppen: eine keltische Restbevölkerung ebenso wie Zuwanderer, die sich in den unruhigen Zeiten nach dem Untergang des Oppidums von Manching für eine begrenzte Zeit an der Donau niederließen. Abstract Sites from the End of the Latène Period in the Danube Area of Upper Bavaria In recent years, a number of archaeological sites have been discovered in the Danube area of Upper Bavaria which throw new light on the settlement situation in this region from the end of the oppida to the military occupation of the Danube line in the late Tiberio-Claudian period – amongst others, a deposit near Grossmehring with Nauheim fibula, Almgren 65 fibula and a Grossromstedt tureen, an intact ,Germanic‘ urn burial near Ingolstadt-Oberhaunstadt, a grave with drinking horn and shears near Ilmendorf, as well as a ,Celtic‘ settlement in Burgheim with pithouses. These sites from the end of the Latène period (LT D 2) reveal a far-reaching network between the German and Celtic worlds. The various finds probably represent small regional groups living near to one another – the remains of the Celtic population as well as immigrants who settled for a short time on the Danube in the troubled times which succeeded the fall of the oppidum of Manching. R. D. Résumé Sites de la fin du La Tène dans la région danubienne de la Haute-Bavière Ces dernières années, on a découvert une série de sites qui jettent un nouvel éclairage sur les conditions de peuplement dans cette région depuis la période succédant aux oppida jusqu’à l’occupation de la ligne du Danube à l’époque tibérienne tardive et claudienne: un dépôt près de Grossmehring contenant une fibule de Nauheim, une fibule Almgren 65 et une terrine de type Grossromstedt; une sépulture à urne «germanique» complète près d’Ingolstadt-Oberhaunstadt; une tombe avec une corne à boire et des ciseaux près d’Ilmendorf; enfin, à Burgheim, un habitat à caractère celte comprenant des maisons semi-enterrées. Ces sites de la fin du La Tène (LT D 2) révèlent un tissu de relations étendu entre Germains et Celtes. Les contextes distincts représentent probablement de petits groupes régionaux établis côte à côte: les restes d’une population celte et des immigrés, qui se sont établis pour un certain temps près du Danube durant cette phase mouvementée succédant à la fin de l’oppidum de Manching. Y. G. Anschrift des Verfassers: Claus-Michael Hüssen Römisch-Germanische Kommission Forschungsstelle Ingolstadt Jesuitenstr. 3 85049 Ingolstadt [email protected]