Blick ins Buch

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Blick ins Buch
Unverkäufliche Leseprobe
Annette Moser
Wenn auch nur für einen Tag
ISBN 978-3-7855-7561-1
Broschur, 12.5 x 18.5 cm, 432 Seiten, ab 14 Jahren
Umschlagfoto: © gettyimages/Chris Fortuna
€ 7.95 (D), € 8.20 (A), CHF 11.90
Oktober 2012
Alle Rechte vorbehalten. Die weitere Verwendung der
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Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar.
Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder
die Verwendung in elektronischen Systemen.
© 2012 Loewe Verlag GmbH, Bindlach
www.loewe-verlag.de
Jana
Ich hetze den Korridor entlang und hoffe, dass ich nicht zu
spät zu »Italienische Filmgeschichte« komme. Es ist mein
Lieblingsseminar, aber unser Professor, Dottore Tozzi, ist
erbarmungslos und lässt niemanden mehr nachträglich hinein, wenn er erst einmal mit dem Unterricht begonnen
hat. Und für italienische Verhältnisse fängt Tozzi ungewöhnlich pünktlich an.
Aber zum Glück hängen die anderen auch noch vor dem
Seminarraum herum. Erleichtert verlangsame ich mein
Tempo und – bleibe vor Schreck wie angewurzelt stehen,
als ich Lukas’ blonden Haarschopf zwischen den Köpfen
meiner Kommilitonen entdecke. Sofort beginnt mein Herz
zu rasen. Zögernd laufe ich weiter und sehe, dass er sich
angeregt mit Amelie unterhält. Alles klar, denke ich, es geht
also um irgendeinen cliqueninternen Quatsch. Und ich
Dummchen hatte doch tatsächlich für einen Sekundenbruchteil geglaubt, Lukas wäre vielleicht meinetwegen hier.
Als er mich sieht, hört er sofort auf zu reden und nickt mir
mit einem Lächeln zu.
Mit weichen Knien laufe ich weiter und merke, wie sich
der kleine Schmetterling in meinem Bauch wieder in Startposition begibt, ohne dass ich ihn davon abhalten kann.
Aber zum Glück habe ich noch meinen Stolz und meinen
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Verstand, und die raten mir, lieber vorsichtig und distanziert zu bleiben.
Letzte Nacht habe ich zum ersten Mal seit Noahs Party
wieder durchgeschlafen, ohne zwischendurch über Lukas
und Tamara nachzugrübeln, sein Foto anzustarren, zu analysieren, was mich so an ihm fasziniert, oder Strategien zu
entwickeln, wie ich ihn am schnellsten vergessen kann. Ich
war richtig erleichtert, als ich heute Morgen aufwachte,
und dachte, dies sei vielleicht der Beginn meiner Heilung.
Aber jetzt, wo ich Lukas ohne Vorwarnung wiedersehe,
bin ich mir da ganz und gar nicht mehr sicher. Im Gegenteil: Allein sein Anblick wühlt wieder alles in mir auf und
ich fühle mich nicht imstande, ihm ganz locker gegenüberzutreten, so wie ich es mir gestern beim Einschlafen
eigentlich für unsere nächste Begegnung vorgenommen
habe.
»Ciao!« Lukas macht einen Schritt auf mich zu und beugt
sich mir leicht entgegen, als wolle er mich … etwa umarmen? Aber ich bleibe regungslos einen Meter vor ihm stehen und sofort nimmt auch er wieder seine normale Haltung an.
»Hallo«, erwidere ich unterkühlt, wobei ich innerlich vor
Aufruhr bebe. »Hast du dich verlaufen?« Jedes dieser banalen Worte kommt mir extrem schwer über die Lippen. Ich
habe das Gefühl, mein Mund wäre voller Pudding.
»Ja, also, um ehrlich zu sein, wollte ich zu dir und habe
gehofft, dich hier irgendwo zu finden«, erklärt er.
Wow! Mein Schmetterling dreht einen spontanen Looping. Ich öffne meinen Mund, bin aber zu nervös, um irgendetwas Vernünftiges hervorzubringen. Dafür starre ich
ihn einfach nur an und mir fällt wieder mal auf, wie unglaublich grün seine Augen sind. Ihre Farbe wirkt beinahe
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unecht, so, als würde man durch eine grüne Glasscherbe
ins Licht schauen.
»Du bist am Samstag so plötzlich von Noahs Party verschwunden«, sagt Lukas, »da konnte ich dich gar nicht
mehr fragen, ob …«
Mein Herzschlag beschleunigt sich noch mehr.
»Na ja, ob du mir vielleicht mal … äh, ein bisschen was
über dein Italienischstudium erzählen könntest.«
»Ach so … Klar.« Mein Schmetterling stürzt ab. »Willst
du denn wechseln?«
»Tja, also …«
»Wirklich?«, mischt sich Amelie jetzt ein. »Das ist ja etwas
ganz Neues. Was hast du denn plötzlich gegen BWL?«
»Keine Ahnung, ich überlege eben, ob ich nicht doch lieber etwas anderes ausprobieren sollte. Irgendwie habe ich
mir meine Fächer abwechslungsreicher vorgestellt. Das ist
mir alles zu theoretisch, schätze ich. Und Sprachen liegen
mir. Damit kann man wenigstens nicht nur im Job was anfangen.«
»Aha«, erwidert Amelie mit sarkastischem Unterton. »Du
hast dir von BWL also etwas mehr Praxis und Spannung erhofft, klar!«
Was geht hier denn ab? Täusche ich mich oder herrscht
da wirklich eine ziemlich negativ geladene Spannung zwischen Amelie und Lukas?
»Amelie, ich …« Lukas schielt verstohlen in meine Richtung, als sei ihm ihr letzter Kommentar mir gegenüber unangenehm.
»Tamara wird über deinen Wechsel nicht gerade unglücklich sein«, fährt Amelie in giftigem Ton fort. »Erst gestern
meinte sie, sie wäre heilfroh, wenn sie deine verlogene Visage nicht mehr in den Vorlesungen sehen müsste.« Sie
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schüttelt den Kopf. »Ausgerechnet du«, sagt sie. »Ich dachte
wirklich, du wärst anders, aber anscheinend glaubt ihr Typen alle, ihr könntet euch einfach das nehmen, was ihr
wollt. Oder geht es euch nur darum, euch gegenseitig zu
übertrumpfen, wer wie viele Mädchen in kürzester Zeit
flachlegen kann? Führt ihr irgendwelche geheimen Listen?«
Oh Mann, so aufgebracht habe ich Amelie ja noch nie
erlebt. Irritiert blicke ich zwischen ihr und Lukas hin und
her. Lukas starrt Amelie einen Moment lang an, dann lacht
er spöttisch auf. »Und ich dachte, du wärst intelligenter als
die anderen Tussis in diesem Hühnerhaufen«, kontert er.
»Ich sage es dir jetzt zum letzten Mal, Amelie: Zwischen
Tamara und mir ist nichts gelaufen. Im Gegenteil: Ich habe
sie auf Noahs Party abgewiesen und daraufhin ist sie wütend geworden und abgehauen. Klar, dass sie mich jetzt fertigmachen will, indem sie behauptet, ich hätte sie ausnutzen wollen. Sie ist beleidigt, das ist alles! Mann, du kennst
sie doch viel besser als ich und weißt, wie sie tickt. Nur weil
du verarscht wurdest, heißt das noch lange nicht, dass alle
Männer so scheiße sind wie … wie dein Exfreund. Also, lass
deine eigenen Probleme hier heraus, okay?«
Amelie läuft knallrot an und senkt den Blick.
»Allora, ragazzi, los geht’s …« Signore Tozzi kommt in
diesem Moment schwungvoll und mit gezücktem Schlüsselbund den Gang entlang und sperrt den Seminarraum
auf. Amelie dreht sich wortlos um und folgt Tozzi und den
anderen hinein.
»Tja, ich muss dann auch mal«, presse ich hervor. Meine
Stimme klingt dumpf in meinen Ohren und obwohl mir
tausend Fragen im Kopf herumwirbeln, fällt mir immer
noch nichts ein, was ich in diesem Moment zu Lukas hätte
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sagen können. Das, was ich gehört habe, überfordert mich
und ich muss das erst einmal auf die Reihe kriegen. Ich bin
schon halb in der Tür, da hält Lukas mich an der Schulter
zurück.
»Jana, bitte warte noch kurz. Du … hast das eben mitbekommen, oder?«
»Na ja, das ließ sich schlecht vermeiden, oder? Es sei denn,
ich hätte mir die Ohren zugehalten.« Ich klinge gereizt,
aber das ist mir gerade egal.
»Okay, hör zu.« Lukas’ Hand liegt noch immer auf meiner Schulter. »Es geht mir am Arsch vorbei, was Amelie
von mir denkt, sie ist scheinbar gerade auf ihrem Männerhassertrip und traut keinem Typen mehr über den Weg.
Aber bitte glaub du mir wenigstens. Ich habe Tamara
nicht belästigt, sie hat sich an mich rangeschmissen. Das …
ist alles ziemlich kompliziert und es ist mir unangenehm,
dass du eben überhaupt etwas davon mitbekommen
hast.«
Was? Ich schnappe nach Luft. Für wie blöd hält Lukas
mich denn? »Was heißt hier eben? Hast du etwa vergessen,
dass ich auch auf Noahs Party war?«, platze ich heraus und
merke, wie ich innerlich zu kochen beginne. Wenn ich etwas hasse, dann, dass mich jemand für dumm verkaufen
will. Vor allem, wenn es sich dabei um Lukas Richter handelt. »Ich habe schließlich Augen und Ohren im Kopf.«
Lukas sieht mich erschrocken an. »Ja, aber …«
»Tamara ist wutschnaubend abgehauen, du bist nach ihr
aus Noahs Zimmer gekommen und anschließend hast du
dich auch noch mit ihm über sie unterhalten, während ich
danebenstand, falls du dich erinnerst. Also … Da ist es ja
wohl nicht schwer, eins und eins zusammenzuzählen,
oder?« Ich funkle ihn wütend an und auf einmal fallen mir
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noch tausend andere Dinge ein, die ich ihm am liebsten an
den Kopf werfen möchte: dass er in meinen Augen verblödet ist, wenn er sich überhaupt mit Mädchen wie Tamara
abgibt, dass ich ihn eigentlich für jemanden gehalten habe,
der weniger oberflächlich ist, mit dem man Spaß haben
und sich unterhalten kann, dass ich irgendwie angenommen hatte, er und ich, wir verstünden uns gut, vielleicht
sogar mehr als das und … ach, überhaupt, dass ich seine
gebleichten Haare total bescheuert finde. Aber ich beiße
mir auf die Lippen und hole, anstatt ihm all das entgegenzuschmettern, ein paarmal tief Luft, um mich wieder zu
beruhigen. Peinlich, ich habe mich aufgeführt wie eine rasende, eifersüchtige Freundin. Aber das Verrückte daran
ist: Genau so fühle ich mich auch – verletzt und hintergangen.
Lukas starrt mich aus großen Augen und mit offenem
Mund an. »Scheiße, nein!« Er schreit beinahe und fuchtelt
wild mit seinen Armen umher, als könne er so alle Vorwürfe gegen ihn wegwedeln. »Du hast ein völlig falsches
Bild von mir, jetzt hör doch zu, was ich dir sage, es ist so,
dass …« Er bricht ab und fährt sich stöhnend über die
Stirn. »Bitte, Jana, glaub mir einfach, okay?«
Ich stehe einfach nur da, hilflos und mit herabhängenden Armen, und schaue Lukas an. Er sieht echt verzweifelt
aus. Aber ich weiß trotzdem nicht, was ich denken oder
fühlen soll. Da ist zwar immer noch dieser kleine zarte
Schmetterling, der mir zuwispert, ich solle Lukas glauben,
aber nach wie vor auch dieses dumme mulmige Gefühl,
das mir genau das Gegenteil rät, und ich kann schwer sagen, wer oder was von beiden stärker ist.
»Ragazzi, wollen Sie nun an meinem Seminar teilnehmen oder nicht? Wenn ja, dann darf ich Sie jetzt hereinbit172
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ten … Ich kann Ihnen versichern, auch bei mir wird es
molto drammatico werden.« Signore Tozzi lugt aus der Tür
und klopft ungeduldig mit dem Zeigefinger auf seine Armbanduhr, bevor er wieder nach drinnen verschwindet.
Lukas zieht seufzend die Augenbrauen hoch. »Was ist,
meinst du, ich kann da einfach mit rein?«
Ich zucke mit den Schultern. »Ich denke schon«, sage ich,
immer noch ganz erschöpft von meinem Wutausbruch.
»Dann kannst du dir auch gleich einen ersten Eindruck
verschaffen.«
Lukas und ich suchen uns Plätze im hinteren Bereich.
»Worum geht es in dem Kurs eigentlich?«, will Lukas wissen.
»Italienische Filmgeschichte«, flüstere ich, weil Signore
Tozzi bereits vorne am Sprechpult steht und eine Einleitung zum heutigen Thema gibt. »Wir sehen uns italienische
Filme im Original an und diskutieren die Woche drauf
dann darüber.«
»Hm, hört sich ja ziemlich entspannt an.«
Signore Tozzi lässt die elektrischen Jalousien herunter.
Kurz bevor es dunkel wird, wirft mir Lukas noch einen
schnellen letzten Blick zu – und ein scheues, fast trauriges
Lächeln. Beides dauert nicht länger als ein Wimpernschlag,
aber lange genug, dass ich mich nicht auf den Anfang des
Films La dolce vita konzentrieren kann.
Ich bin nervös, weil Lukas neben mir sitzt und weil ich
weiß, dass unsere bloßen Arme nur wenige Zentimeter
voneinander entfernt auf den Lehnen der Klappstühle liegen. Ich kann die Wärme spüren, die Lukas’ Haut abstrahlt,
und bei der Vorstellung, dass ich mich nur ein kleines
Stückchen nach links bewegen müsste, um ihn zu berühren, richten sich meine feinen Härchen auf wie elektrisiert.
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Aber ich bin auch froh, dass es dunkel ist, denn so kann
ich erst einmal runterkommen und über das nachdenken,
was eben passiert ist. Ich bin immer noch ziemlich durcheinander. Tamara ist ein egoistisches, berechnendes Biest,
so viel steht fest. Und von Noah weiß ich, dass sie ihn mehr
oder weniger für ihre Zwecke ausnutzen wollte. So weit, so
gut. Aber Lukas ist nun einmal mit ihr in Noahs Schlafzimmer verschwunden und er kann mir nicht erzählen,
dass ihm das aus Versehen passiert ist oder er nur mit ihr
Mensch ärgere dich nicht spielen wollte. Selbst ich wüsste,
was ich zu erwarten hätte, wenn ich auf einer Party mit einem Typen in ein Schlafzimmer abzöge. Und ich will Lukas ja nichts unterstellen, aber ich schätze, er ist in dieser
Hinsicht um einiges erfahrener als ich, also muss man wohl
nur zwei und zwei zusammenzählen.
Ich zucke zusammen, als mich Lukas’ Arm plötzlich
streift, und automatisch ziehe ich meinen zurück und
presse ihn seltsam angewinkelt an meine Brust. Ich versuche, eine andere Pose einzunehmen, aber diese dummen
Klappstühle sind derart eng bemessen, dass man keinen
großen Spielraum hat.
Na toll, denke ich. Jetzt sitze ich also hier, eingequetscht
auf meinem Stuhl, keinen halben Meter entfernt von dem
Jungen, in den ich mich von heute auf morgen verknallt
habe und den ich unbedingt vergessen wollte, weil er anscheinend doch nicht der ist, für den ich ihn gehalten habe.
Aber diesem Jungen liegt seltsamerweise extrem viel daran,
dass ich ihm glaube und eine gute Meinung von ihm
habe.
Ich lasse unser Gespräch von eben noch einmal Revue
passieren, dann noch mal und dann noch mal. Jedes einzelne Wort. Und als ich zum x-ten Mal bei meinem Wutaus174
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bruch angelangt bin, fällt mir plötzlich etwas auf, das mir
in meiner Rage vorhin gar nicht bewusst geworden ist, und
ich kann gar nicht anders, als in die Dunkelheit hineinzulächeln.
Vielleicht mag ich mich tatsächlich dort draußen verhalten haben wie eine eifersüchtige Freundin. Aber Lukas ist
prompt darauf eingestiegen und hat genauso reagiert wie
ein reumütiger Freund, der alles daransetzt, seine Freundin
wieder zu besänftigen, seine Unschuld zu beweisen und
sich zu versöhnen. Aber warum? Was bedeutet das? Oder
besser gefragt, hat es überhaupt etwas zu bedeuten?
Ich rutsche unbehaglich auf meinem Stuhl herum. Mist!
Diese Stellung ist wirklich mehr als unbequem, so werde
ich bestimmt keine zwei Stunden durchhalten! Vorsichtig
schiele ich zu Lukas hinüber, aber in dem Licht, das vom
Schwarz-Weiß-Film der Leinwand abstrahlt und in unruhigen, hell-dunklen Mustern über sein Gesicht huscht,
sehe ich, dass er voll und ganz auf La dolce vita konzentriert ist.
Ich atme tief ein, dann lasse ich meinen Arm wieder mutig zur Seitenlehne zurückwandern. Lukas hat seine Pose
nicht verändert, sodass sich unsere Arme zwangsläufig berühren müssen. Lukas bewegt sich auch jetzt keinen Zentimeter. Im ersten Moment verkrampfen sich alle meine
Muskeln, als ich seine warme Haut an meiner spüre, und
ich habe das Gefühl, es in dieser Haltung erst recht nicht
bis zum Ende des Films auszuhalten, aber dann versuche
ich, mir zu sagen: Es ist schließlich nur eine Berührung.
Nichts Entscheidendes und auch kein Versprechen. Es ist
eher … ein Zeichen der Versöhnung, eine klitzekleine Annäherung zwischen einem misstrauischen Mädchen mit
einem nicht totzukriegenden Schmetterling im Bauch und
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einem Jungen, der sich bemüht, seinen guten Ruf wiederherzustellen. Also lasse ich meinen Arm dort liegen, wo er
ist, und allmählich entspannt sich mein Körper wieder.
Denn unabhängig davon, dass dies immer noch die bequemste Stellung ist, fühlt es sich auch noch wahnsinnig
gut an.
Lukas
Wie gebannt verfolge ich Fellinis La dolce vita. Klar, ich
weiß, es ist nur ein dummer Zufall, dass der Professor ausgerechnet heute diesen Film zeigt, wo ich ausnahmsweise
an seinem Seminar teilnehme. Und ich weiß auch, dass ich
seit Noahs Party in einer Tour mein bisheriges Leben hinterfrage und mir vorstelle, was wohl aus mir geworden
wäre, wenn ich tatsächlich Sohn eines Lehrerehepaares und
nicht der eines karrieregeilen Star-Architekten wäre.
Aber mich haut es trotzdem um, welche Parallelen das
Leben des Filmprotagonisten, gespielt von Marcello Mastroianni, mit dem von Matteo Orsini aufweist. Ein auf den
ersten Blick traumhaftes Leben voller Partys, schöner
Frauen und Exzesse, das sich jedoch irgendwann als trügerisch und vergänglich entpuppt. La dolce vita, das süße Leben, bekommt einen bitteren Beigeschmack, nämlich den
der Langeweile, des Überdrusses und der schrecklichen Erkenntnis, dass man seine Zeit nur in einer Welt aus Schein
und Glamour vergeudet und dabei alle Chancen auf das
Wesentliche vertan hat.
Ich starre auf die Leinwand, auf der das sommerliche
Nachtleben Roms in Schwarz-Weiß an mir vorüberfliegt,
mein Gehirn färbt es jedoch automatisch in die für die Jahreszeit typischen warmen Gold- und Rottöne. Die Kamera
Lukas
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schwenkt die Via Veneto hinunter, die ich beinahe jeden
Spätnachmittag hinuntergelaufen bin, von unserem Haus
am Park der Villa Borghese bis zur Piazza Barberini, wo
meine Bekannten und ich dann mit Cocktails den Abend
eingeläutet haben.
Es tut höllisch weh, diese Bilder zu sehen, die mir vertraute Sprache zu hören, und plötzlich überkommt mich
ein Scheißheimweh. Aber gleichzeitig kehren auch Erinnerungen zurück, die ich lieber für immer verdrängt hätte.
Letzten Sommer war es so schlimm mit meinem Vater, dass
ich fast durchgedreht wäre. Ich wollte nur noch raus aus
meinem Leben, irgendetwas Neues beginnen. Aber als ich
der Rosa Nera beigetreten bin, ist alles nur noch verfahrener geworden. Es war die falsche Richtung, ein weiterer
Irrweg, der mich noch tiefer in den Schlamassel hineingeführt hat.
Trotz der Wärme im Raum fröstle ich. Es tut gut, Janas
Nähe zu spüren, ihre weiche Haut an meinem Ellbogen.
Ich habe gemerkt, dass sie mir gegenüber misstrauisch ist
und mir nicht abnimmt, dass zwischen Tamara und mir
nichts gelaufen ist – was mich ziemlich ankotzt. Aber leider sind ihre Zweifel ja noch nicht einmal unbegründet.
Immerhin habe ich meinem inneren Drang nachgegeben
und bin Tamara mit eindeutigen Absichten in Noahs
Schlafzimmer gefolgt. Mit Sicherheit wäre auch etwas zwischen uns passiert, hätte sie mich nicht mit ihrem Gerede
total abgetörnt. Wenigstens ein Fehler, den ich gerade noch
vermieden habe.
Je länger ich hier neben Jana sitze und auf die Leinwand
starre, desto mehr checke ich, was Beck mir die ganze Zeit
über verklickern will. Das, was ich gerade durchmache, ist
mehr als unbequem, keine Frage. Und wenn ich die Wahl
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Lukas
gehabt hätte, ich hätte liebend gern darauf verzichtet, mir
die Haare zu bleichen wie eine Tussi und einen langweiligen neuen Namen anzunehmen, mit dem niemand etwas
anfangen kann.
Aber das hier ist auch eine Chance. Eine echte Chance
sogar. Mein Leben als Lukas Richter ist noch vollkommen
blank, wie ein leeres Blatt Papier. Ich kann es nach Lust
und Laune gestalten, so, wie ich es für richtig halte. Aber –
wie soll ich das anstellen? Was ist richtig? Irgendwie traue
ich mir selbst nicht mehr über den Weg. Ich habe Angst
davor, mich erneut in irgendetwas zu verrennen, was nur
Schwierigkeiten nach sich zieht.
Allein die Tatsache, dass ich sofort versucht habe, mich
dieser dämlichen Clique um Tamara anzuschließen, beweist ja, wie schnell ich mich in die Irre führen lasse, und
dass ich total empfänglich bin für oberflächliche Leute wie
sie. Wahrscheinlich, weil ich gar nichts anderes kenne. Ihre
Welt ist mir vertraut. Alles andere jagt mir eine Scheißangst
ein und ich fühle mich total orientierungslos. Kein Geld
auf dem Konto zu haben, mich nicht allein durch das Erwähnen meines Nachnamens ausweisen zu können, verunsichert mich.
Aber hier neben Jana fühle ich mich wohl, auch wenn sie
einer komplett anderen Welt angehört. Sie langweilt mich
nicht die Spur und kehrt Seiten in mir hervor, von deren
Existenz ich bisher keine Ahnung hatte. Ich habe mit ihren
nervigen italienischen Zwillingen herumgealbert und
hatte sogar Spaß dabei, obwohl ich Kinder eigentlich nicht
besonders mag. Ich habe Jana vor Noah gewarnt, weil ich
nicht wollte, dass sie enttäuscht wird. Ich hatte das Bedürfnis, sie zu trösten, als sie mir von der Trennung ihrer Eltern
erzählt hat. Das alles ist komplett neu für mich.
Lukas
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Ich schiele zu Jana hinüber, die wie gebannt den Film
verfolgt. Sie weiß nicht, dass sich ein Stück weit meine eigene Geschichte vor ihr abspielt, und ich bin froh darüber,
denn ich schätze, Matteo Orsini bekäme von ihr keine
Chance, sie näher kennenzulernen, und vermutlich hätte
er diese Chance auch gar nicht gewollt. Aber seit meinem
letzten Gespräch mit Beck weiß ich, dass es das ist, was ich
im Moment am meisten will – Jana näherzukommen. Ich
brauche sie. Sie muss mir dabei helfen, mein neues Leben
auf die Reihe zu kriegen und mich darin zurechtzufinden,
ohne die fette Kohle auf dem Konto und Beziehungen zu
allen möglichen wichtigen Leuten zu haben.
Ich nehme mir vor, Jana später zu fragen, ob sie noch etwas mit mir trinken geht. Zufrieden lehne ich mich zurück
und lasse mich von dem Film berieseln, da stockt mir plötzlich der Atem und ich erstarre. Dort, vor mir auf der Leinwand, biegt Marcello Mastroianni in eine schmale düstere
Straße ein. Eine Gasse, die mir bestens bekannt ist. Verdammt, warum macht dieser idiotische Film nicht endlich
einen Schnitt? Mein Herzschlag beschleunigt sich. Mastroianni passiert unnachgiebig die lange Häuserfront, dann
den Wasserspeier in Form einer Schildkröte, läuft an dem
endlosen Stück Mauer entlang und bleibt schließlich stehen. Genau an der Stelle, an der es passiert ist. Exakt hinter
der Straßenlaterne. Er wendet sich der Kamera zu und ich
habe das Gefühl, er sieht mir ins Gesicht. Direkt in die Augen. Vorwurfsvoll, entsetzt. Mein Puls rast. Ich will wegsehen, aber ich schaffe es nicht. Die schwarz-weißen Pflastersteine färben sich vor meinem inneren Auge rot und die
Narbe an meiner rechten Schulter fängt an, wie verrückt zu
pochen. Eine doppelte Narbe – die, die von der Tätowierung herrührt, und jene, die mir der Schuss verpasst hat.
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Lukas
Die Kugel traf exakt die schwarze Rosenblüte, köpfte sie
förmlich vom Stängel. Aber ein Stück der Ranke ist übrig
geblieben. Alberti hatte es mir damals prophezeit: Eine
einzelne Rose besitzt enorme Kraft. Sie ist nicht totzukriegen. Er hatte recht. Ihr Stängel windet sich noch immer
hartnäckig mein Schulterblatt hinab und mit jedem Blick
in den Spiegel erinnern mich ihre spitzen Dornen daran,
was passiert ist und wer ich noch vor wenigen Monaten
war.
Jana
Als ich es endlich schaffe, in die Story einzutauchen, und
mich Lukas’ Nähe nicht mehr komplett vom Film ablenkt,
merke ich, wie ich zu frösteln beginne, obwohl mir eben
noch so warm war. Ich schätze, ich weiß auch, woran das
liegt. Es sind diese Bilder vor mir auf der Leinwand. Der
Film, den Tozzi heute zeigt, spielt in Rom, der Stadt, in der
Flo die letzten paar Monate seines Lebens verbracht hat.
Dort, in irgendeiner dieser engen verlassenen Gassen muss
es passiert sein. Dabei sieht im Film alles so romantisch aus.
Ich merke, wie mich mit den Erinnerungen der Schmerz
wieder überkommt, und ich weiß, dass ich nichts gegen
ihn tun kann. Ich muss ihn aushalten, bis er sich wieder
von selbst zurückzieht.
Beinahe ohne es zu registrieren, rücke ich ein Stückchen
näher an Lukas heran. Es tut gut, ihn neben mir zu wissen,
obwohl er keine Ahnung davon hat, was gerade in mir vorgeht. Aber selbst wenn er es wüsste, er könnte mir nicht
helfen. Niemand kann das. Wer weiß, vielleicht ist es auch
ein Irrglaube zu denken, die Traurigkeit würde irgendwann
vergehen. Ich habe einmal gehört, dass sie einen nie wirklich verlässt. Sie fällt uns irgendwann nur nicht mehr so
auf, weil sie uns ständig begleitet und damit zur Selbstverständlichkeit und einem Teil von uns wird.
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Jana
Ich hatte mich so sehr darauf gefreut, in Rom mein erstes
Auslandspraktikum zu machen, wieder in Flos Nähe sein
zu dürfen und mir alles von ihm zeigen zu lassen. Wir
schmiedeten Pläne bis kurz vor seinem Abflug.
»Ich werde mich so bald wie möglich nach einem Praktikumsplatz für dich umhören«, versicherte mir Flo, während
er die Adressetiketten an seinem Gepäck befestigte. »Oh
Mann, hoffentlich geht alles gut. Irgendwie checke ich
noch gar nicht, dass es jetzt wirklich losgehen soll. Sag mal
ganz ehrlich, Jana, hältst du deinen Bruder für total durchgeknallt?«
Ich lächelte. »Ja, aber das ist gut so. Ich finde es toll, dass
du deinen Plan durchziehst. Und dass du jetzt, so kurz vor
knapp, nervös wirst, ist doch klar. Hey, Skepsis ist gut, aber
Vertrauen ist besser. War doch so, oder? Deine Worte, wenn
ich mich recht erinnere.«
»Wow, du hast mir also doch manchmal zugehört«, erwiderte Flo gespielt beeindruckt. »Aber du hast schon recht,
eigentlich kann gar nicht viel schiefgehen. Vielleicht bin
ich sogar schon Pressesprecher bei der deutschen Botschaft,
wenn du kommst. Der Chef der Abteilung meinte, es wäre
gar nicht unwahrscheinlich, dass bald eine neue Stelle geschaffen wird. Und wenn ich bis dahin gute Arbeit geleistet
habe, stehe ich ganz oben auf der Liste.«
»Mach mal langsam, Bruderherz«, bremste ich ihn. »Als
freier Mitarbeiter verdienst du sicher auch genug. Und du
wirst jede Menge toller Kontakte knüpfen, wart’s ab. Jetzt,
wo du einen so klangvollen Namen hast … Floriano Maniera. Einfach zum Niederknien.«
»Ja, da hast du wohl recht.« Flo ließ sich auf einen seiner
gepackten Koffer fallen, streckte sich und atmete tief und
befreit ein. »Es ist ein verdammt gutes Gefühl zu wissen,
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dass endlich etwas Neues anfängt. Es wird allerhöchste
Zeit.«
Ich betrachtete meinen Bruder, der aufgeregt wie ein
kleiner Junge auf seinem Koffer saß. Ich war stolz und
freute mich schrecklich für ihn, aber ein bisschen traurig
war ich auch. Von dem dicken, unangenehmen Kloß, der in
meiner Kehle saß, verriet ich ihm lieber nichts. Ich wollte
ihm nicht die Laune verderben, aber ein Teil von mir hätte
ihn am liebsten festgehalten und nicht gehen lassen. Ich
wusste, dass das albern und egoistisch war. Flo hatte so viel
auf sich genommen, damit er sich in den letzten Jahren um
mich kümmern konnte. Jetzt war er endlich dran und das
war nur fair. Außerdem würde schließlich auch für mich
ein neuer Lebensabschnitt beginnen.
»Hoffentlich hat Hamburg auch etwas zu bieten«, sagte
ich leicht niedergeschlagen. »Wettertechnisch hast du auf
alle Fälle die besseren Karten gezogen. Weißt du, wie oft es
in Hamburg regnet?«
»Ach komm, das Studentenleben macht überall und sogar bei dem größten Pisswetter Spaß. Und mit Carla als
Mitbewohnerin sowieso. Ich bin echt froh, dass Sabine und
Thomas euch die Miete für die Wohnung spendieren.«
Ich nickte. »Du hast recht, ich freu mich aufs Studium
und vor allem auf die Mädels-WG mit Carla.«
»Wahrscheinlich werdet ihr euch vor Männerbesuch
kaum retten können. Hm, wenn ich genauer darüber nachdenke: Vielleicht sollte ich mir doch besser einen Job in
Hamburg suchen, damit wenigstens irgendjemand ein
wachsames Auge auf euch alberne Hühner hat.«
»Untersteh dich«, protestierte ich lachend. »Und bitte
keine spontanen Überraschungs- oder Kontrollbesuche.
Wir wollen ja nicht, dass es peinlich wird, oder?«
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Jana
Mein Bruder stand auf. »Komm her, Kleine.« Er zog mich
an sich, um mich ganz fest zu drücken. Ich musste mich zusammenreißen, um meine aufsteigenden Tränen herunterzuschlucken. Jetzt sei nicht so zimperlich, schalt ich mich
selbst. Es ist schließlich kein Abschied für immer.
»So, wird höchste Zeit, dass ich zum Flughafen komme!«
Flo machte sich von mir los. »Pass auf dich auf, Kleine,
okay? Ich hab dich lieb.«
»Ich dich auch.«
Danach telefonierten wir jede Woche. Flo erzählte mir
einfach alles, sodass ich das Gefühl hatte, weiterhin an seinem Leben teilzuhaben. Ich kaufte mir sogar einen Stadtplan von Rom, um mitzuverfolgen, wo er sich herumtrieb,
und machte ein rotes Kreuzchen in der Via Vicenza, wo
sich das Haus befand, in welchem er eine kleine Wohnung
gemietet hatte. Flo schwärmte von seiner Arbeit als freier
Mitarbeiter in der Presseabteilung der deutschen Botschaft,
von den Leuten, die er kennenlernte, von seinen Streifzügen durch die Stadt. Einmal verabredeten wir uns am frühen Abend zu einem Glas Rotwein. Carla und ich saßen
vor meinem Laptop und Flo stellte sich vor die Webcam
am Platz vorm Pantheon und prostete uns zu. Es lief alles
super und im Dezember stand er tatsächlich kurz davor,
eine Festanstellung zu ergattern. Als an jenem Abend auf
ihn geschossen wurde, kam er gerade vom Abendessen mit
seinem Chef. Wie kann das Leben nur so grausam sein?
Ausgerechnet an dem Punkt, an dem man glaubt, alles wäre
perfekt?
Seit Flos Tod hänge ich mich noch mehr in mein Italienischstudium als zuvor. Irgendwie habe ich dadurch das
Gefühl, ihm näher zu sein. Aber ob ich wirklich mein Auslandssemester in Rom verbringe, weiß ich noch nicht. Ich
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habe Angst davor, eines Tages, ohne es zu wissen, jene Gasse
hinunterzulaufen, in der er erschossen wurde. Irgendwo
dort auf den Pflastersteinen klebt noch sein Blut.
Ich schrecke zusammen, als Lukas’ Arm neben mir zuckt,
und kurz befürchte ich, dass er wieder ein Stück von mir
wegrücken könnte.
Bitte, bitte, beweg dich nicht, flehe ich stumm.
Ich will nicht, dass unsere kleine Verbindung auseinanderreißt. Aber zum Glück lässt Lukas seinen Arm dort, wo
er ist. Vorsichtig schiele ich zu ihm. Er scheint immer noch
voll und ganz bei der Sache zu sein, so konzentriert, wie er
den Film verfolgt. Ich frage mich, ob er überhaupt genug
vom Inhalt versteht, aber jetzt kommt die berühmte Badeszene im Trevi-Brunnen, und dafür braucht niemand besondere Italienischkenntnisse. Ich hoffe nur, Lukas stellt
sich nicht vor, dass sich Tamara anstatt Anita Ekberg im
Brunnenwasser badet und rekelt, das lange triefende Haar
in den Nacken wirft, in ihrem nassen, eng anliegenden
Kleid noch mehr zeigt als sonst und –
Mein Herz vergisst weiterzuschlagen! Lukas hat plötzlich, blitzschnell, seine Hand auf meine geschoben. Wie erstarrt sitze ich gegen meine Lehne gepresst und fixiere weiter die Leinwand, aber natürlich bekomme ich rein gar
nichts mehr mit. Jede einzelne Faser meines Körpers ist
einzig und allein auf die Berührung unserer Hände konzentriert. Oh Gott, ich glaube, ich habe noch nie etwas so
bewusst und intensiv gespürt wie Lukas’ Finger über meinen.
Mein Herz hat wieder zu schlagen begonnen. Doch jetzt
rast es, beinahe so, als müsse es seine Aussetzer wieder einholen.
Eine Zeit lang sitze ich nur völlig regungslos da, unfähig,
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Jana
mich zu bewegen. Aber dann, nach einer Weile, lasse ich
meine Hand langsam ein kleines bisschen nach oben wandern. Ich taste nach den Zwischenräumen von Lukas’ Fingern und lege meine ganz sacht in die Lücken hinein. Ich
halte den Atem an und werfe Lukas einen verstohlenen
Blick zu. Ich würde zu gerne wissen, was er denkt, aber er
sieht mich nicht an, sondern blickt weiter starr geradeaus.
Sein Ausdruck ist wie versteinert, als würde er gar nichts
außer dem Film registrieren. Aber dann, plötzlich, bewegen sich seine Finger und verschränken sich mit meinen.
Jetzt gibt es keine Zwischenräume mehr. Er hält meine
Hand, hält sie richtig fest, bewusst und nicht wie aus Versehen.
Mein Herz flattert. Ich habe keine Ahnung, was in Lukas
vorgeht, was er bezweckt, aber eines wird mir mit einem
Schlag klar: Ich will ihm glauben, wenn er mir sagt, dass
nichts zwischen ihm und Tamara passiert ist. Ich will ihm
vertrauen. Das ist immerhin ein Anfang und den braucht
man, wenn man möchte, dass etwas weitergeht.
Aber insgeheim, tief in mir drin, weiß ich, dass ich mir
mehr wünsche. Viel mehr.
Ich glaube, wenn Lukas mich tatsächlich spüren ließe,
dass er mich gernhat, ich meine richtig, richtig gern, dann
würde ich den kleinen, zappligen Schmetterling in meinem Bauch keine Sekunde länger zurückhalten. Ich würde
ihm einfach freie Bahn lassen, damit er nach Herzenslust
losflattern kann.
Jana
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