Pressemappe Böse Clowns, 25.09.2014

Transcrição

Pressemappe Böse Clowns, 25.09.2014
PRESSEMITTEILUNG
BÖSE CLOWNS
AUSSTELLUNG
Hartware MedienKunstVerein (HMKV)
HMKV im Dortmunder U, Ebene 3
27. September 2014 - 8. März 2015
Eintritt: 5€ / 2,50 €
ERÖFFNUNG
Freitag, 26. September 2014, 19:00 Uhr
mit einer Performance von Super A:
Bad Joke (White Lies)
Eintritt frei
PRESSERUNDGANG
Hartware MedienKunstVerein (HMKV)
HMKV im Dortmunder U, Ebene 3
Donnerstag, 25. September 2014, 11 Uhr
Marion Auburtin, Clown Maléfique, Öl auf Papier, 31 x 41 cm,
aus der Serie La Nuit des Masques, 2014
KURZFASSUNG
„Gefährliche Clowns stehnʼ am Straßenrand“ sang die Düsseldorfer Band Der Plan bereits
1979. Die Ausstellung Böse Clowns widmet sich genau dieser beunruhigenden Figur, die in
letzter Zeit eine ‚unheimlicheʼ Karriere gemacht hat. (Böse) Clowns tauchen heute in den
unterschiedlichsten Kontexten auf: in der (Anti-)Werbung (Ronald McDonald und Parodien),
im politischem Aktivismus (The Cacophony Society, The Yes Men), in Fernsehserien (Krusty
bei den Simpsons), in Horror- und Hollywoodfilmen (Killer Klowns from Outer Space,
Pennywise in Stephen Kings Es, der Joker als Gegenspieler von Batman), in der Popmusik
(Der Plan, The Residents) und in der zeitgenössischen Kunst (Cindy Sherman, Marion
Auburtin). Der maskierte Spaßmacher bringt uns zum Lachen – welches uns aber sehr
schnell im Halse stecken bleibt: Thereʼs Nothing Funny About a Clown in the Moonlight (Lon
Chaney). Der Northampton Clown hat dies erst kürzlich wieder eindrücklich demonstriert. Der
Hartware MedienKunstVerein geht in seiner internationalen Ausstellung der ambivalenten
Figur des (bösen) Clowns auf den Grund. Send in the Clowns! (Frank Sinatra)
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AUSFÜHRLICHE DARSTELLUNG
Wir wussten es schon immer: Clowns sind böse. Spätestens seit in den 1970er und 1980er
Jahren die „Clownpower“ eines Jango Edwards oder das „zärtliche Gefühl“ eines Hermann
van Veen zur „letzten Wunderwaffe des dahinsiechenden Hippietums“ (Julian von Heyl)
wurden, avancierte der Clown zum Feindbild der progressiven Kräfte, damals durch Punk
und New Wave vertreten.
„Gefährliche Clowns stehen am Straßenrand“, warnte die Düsseldorfer Avantgarde-Popband
Der Plan bereits 1979. Wie um das zu beweisen, wurde die Clownsfigur seit den frühen
1980er Jahren sukzessive vom Horrorfilm annektiert. 1982 kam Halloween von John
Carpenter in die Kinos: In dem Gruselschocker ermordet ein sechsjähriger Junge im
Clownskostüm seine Schwester. Stephen King steuerte 1986 in seinem Roman Es den
grausamen Clown Pennywise bei. Zwei Jahre später kamen die Killer Klowns from Outer
Space (1988) auf die Erde und auch der Joker führte nichts Gutes im Schilde: War dieser in
Batman (1989) noch ein gewalttätiger Krimineller, wütete der Joker in The Dark Knight
(2008) als Psychopath, dem Zerstörung und Chaos Vergnügen bereiten. „König“ der „bösen
Clowns“ war aber sicherlich der amerikanische Serienkiller John Wayne Gacy, welcher in
einem selbstgenähten Clownskostüm als „Pogo der Clown“ auf Straßenfesten Kinder
erfreute und in den 1970er Jahren 33 Jungen und junge Männer vergewaltigte und
ermordete. Er wurde 1994 hingerichtet.
Schon kleine Kinder haben heute Angst vor Clowns. Die überzeichneten Spaßmacher mit
ihren grimassenhaften, undurchdringlichen Masken und ihrem starren Lächeln sind ihnen
suspekt – und durchaus auch unheimlich. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass das
klassische Make-up des Clowns gruselige Elemente beinhaltet: sei es die weiße Gesichtsfarbe, die an Leichen oder Zombies erinnert, oder der blutrote Mund, der etwas Vampirisches
hat. Psychologen bezeichnen die Angst vor Clowns als „Coulrophobie“ (diese soll zu den
zehn häufigsten Phobien gehören). Wie würden wir reagieren, wenn es nachts klingelte, und
ein Clown stünde vor unserer Tür?
Die Ausstellung Böse Clowns widmet sich genau dieser beunruhigenden Figur, die in letzter
Zeit eine ‚unheimlicheʼ Karriere gemacht hat. Böse Clowns tauchen heute in den
unterschiedlichsten Kontexten auf: in der Literatur, in Horror- und Hollywoodfilmen, in der
(Anti-)Werbung (Ronald McDonald und Parodien), in Fernsehserien (Krusty bei den
Simpsons), im politischem Aktivismus, in der in der Popmusik und in der zeitgenössischen
Kunst. Der maskierte Spaßmacher bringt uns zum Lachen – welches uns aber sehr schnell
im Halse stecken bleibt: Thereʼs Nothing Funny About a Clown in the Moonlight (Lon
Chaney). Der Northampton Clown, dessen Aussehen bewusst auf Pennywise anspielte, hat
dies erst kürzlich wieder eindrücklich demonstriert. Der Hartware MedienKunstVerein geht in
seiner internationalen Ausstellung der ambivalenten Figur des (bösen) Clowns auf den
Grund. Send in the Clowns! (Frank Sinatra)
In der zeitgenössischen Kunst bevölkert der (böse) Clown die Träume von KünstlerInnen
(Barbara Breitenfellner), seine Maske findet in unheimlichen Selbstportraits Verwendung
(Marion Auburtin, Cindy Sherman) oder er wohnt – einer „alten Tradition“ folgend – als
Dorfbewohner einer öffentlichen Steinigung nicht nur bei, sondern betreibt diese auch aktiv
(Abner Preis). Die Figur des Clowns wird außerdem zum Gegenstand künstlerischer
Forschung: Jeffrey Vallance dokumentiert sein Auftauchen in elaborierten Stammbäumen.
Künstler werden jedoch auch in der Maske des Clowns selbst zu Resonanzkörpern und
Medien des Bösen – welches sie in der Mitte der Gesellschaft verorten. Sie trinken (Blue
Noses), sie randalieren (Kimberly Clark), sie werden zu Showmastern von Unterhaltungs-
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shows, die bewusst die Grenzen des guten Geschmacks überschreiten (so Christoph
Schlingensief in seiner im Jahr 2000 in einer fahrenden Berliner U-Bahn gedrehten U3000
Show), oder sie verkörpern rassistische Stereotypen, über die wir peinlicherweise lachen
müssen (Roee Rosen, Super A). Manche begeben sich auch in den Kongo, um dort die
lokale Bevölkerung zu ermuntern, aktiv in die Vermarktung des eigenen Elends einzusteigen
(Renzo Martens) oder sie reisen an die Ränder der heutigen Aufmerksamkeits-ökonomie und
treiben dort ihr Unwesen (Constant Dullaart). Schließlich erinnern sie auch daran, dass aus
Spaß an der Verkleidung (böser) Ernst werden kann (Aura Rosenberg).
(Clowns-)Masken spielen auch in der Popmusik eine große Rolle. Die anonymen Residents
treten bei ihren Live-Konzerten oft in Frack, Zylinder und mit typischen Augapfel-förmigen
Kopfmasken auf. Der Plan hat sich seit der ersten Veröffentlichung wiederholt mit der Figur
des „gefährlichen Clowns“ beschäftigt – das bald erscheinende neue Album wird den Titel
„Coulrophobie“ tragen. Und während das US-amerikanische Horrorcore-Rap-Duo Insane
Clown Posse (ICP) meist mit schwarz-weiß geschminkten Clownsgesichtern auftritt, ruft das
regierungs- und kirchenkritische Punkrock-Kollektiv Pussy Riot in grell-bunten Sturmhauben
die „Mutter Gottes, Jungfrau Maria“ auf, Putin zu verjagen. Die Gruppe Deichkind wiederum
zeichnet die Momente, in denen unsere Spaßgesellschaft gewaltig schiefgeht, mit ihrem
Markenzeichen aus: Dem mit einem Neonrand versehenen Clowns-Dreispitz.
War der Hofnarr im Mittelalter ein vom König bestellter Spaßmacher, dem es als Einzigem
am Hofe erlaubt war, ungestraft die Wahrheit zu sagen, sind die heutigen (bösen) Clowns
nicht am Hofe akkreditiert. Vielmehr kommen sie in eigenem Auftrag. In den Kontext des
politischen bzw. künstlerisch-politischen Aktivismus gehört die Aktion des Berliner
Dadaisten George Grosz, der 1918 mit einem Totenschädel aus Pappmaché auf dem Kopf
als „dadaistischer“ Tod über den Berliner Kurfürstendamm spazierte. Anonymous tritt in der
Maske des Guy Fawkes auf, während die Guerrilla Girls, angetan mit Gorilla-Masken, für die
Gleichberechtigung von Frauen und Nichtweißen im Kunstbetrieb kämpfen. Laibach und
Novi kolektivizem hielten dem jugoslawischen (und später dem slowenischen) Staat einen
Spiegel vor und gaben sich, getreu dem Prinzip der Überidentifizierung, „totaler als der
Totalitarismus“. Eine ganz besondere Form der Maskierung wählen schließlich die Yes Men,
die als angebliche Vertreter der Firma Dow Chemical live im BBC Fernsehen auftreten und
dort unerwartete Wahrheiten aussprechen.
Als Scharnier zwischen Kunst, Aktivismus und Populärkultur – und quasi als historischer
Ausgangspunkt der Ausstellung – dient die Arbeit der kalifornischen Cacophony Society,
für die die Figur des „Klowns“ eine zentrale Rolle spielte. Der HMKV präsentiert in der
Ausstellung Böse Clowns bislang in Europa noch nie gezeigtes Material, das 2013
erstmals in der umfangreichen Publikation Tales of the San Francisco Cacophony Society
dokumentiert wurde. Die Cacophony Society, auf die das Burning Man Festival (seit 1986
bzw. 1990) zurückgeht, entwickelte Frühformen des Adbustings (Plakatveränderungen), der
Markenverschmutzung (zu Ronald McDonald), der Unterwanderung, des Flashmobs und der
urbanen Explorationen (heute: Parcours), die sich sowohl im politischen Aktivismus der
1990er Jahre als auch in aktuellen künstlerischen Projekten wiederfinden.
Die Ausstellungsgestaltung basiert auf einer Idee von Inke Arns und wurde in enger
Zusammenarbeit mit Andrea Eichardt und dem Team des HMKV umgesetzt. Die farbigen
Wände spielen mit der Idee der Maskerade, während die raumhohen schwarz-weißen
Wandplakate böser Clowns den Besucher fixieren und durch ihre Maße die (Größen-)
Verhältnisse in Frage stellen.
Anlässlich der Ausstellung Böse Clowns kooperiert der HMKV mit dem Jeu de Paume in
Paris, das eine neue Arbeit von Constant Dullaart (NL) in Auftrag gegeben hat.
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Mit: Anonymous, Marion Auburtin (FR), Blue Noses (RU), Barbara Breitenfellner (DE), The
Cacophony Society (US), Kimberly Clark (NL), Deichkind (DE), Constant Dullaart (NL),
George Grosz (DE), Guerrilla Girls (US), Insane Clown Posse, dem Joker, Killer Klowns from
Outer Space, Krusty, Laibach (SI), Renzo Martens (NL), dem Northampton Clown, Novi
kolektivizem (SI), Ronald McDonald, Pennywise, Der Plan (DE), Pogo, Abner Preis
(IL/US/NL), Pussy Riot (RU), The Residents (US), Roee Rosen (IL), Aura Rosenberg
(US/DE), Christoph Schlingensief (DE), Cindy Sherman (US), Super A (DE), Jeffrey Vallance
(US), The Yes Men (US)
Kuratiert von Inke Arns
Die Auswahl zur Cacophony Society wurde von Marie Lechner (Paris) kuratiert.
PUBLIKATION
Zur Ausstellung erscheint Anfang 2015 eine Publikation mit Essays von Inke Arns, Mark
Dery, Judith Funke und Marie Lechner.
Bilder in hoher Auflösung finden Sie im Pressebereich unserer Website unter
www.hmkv.de/presse/.
BÖSE CLOWNS
Hartware MedienKunstVerein (HMKV)
HMKV im Dortmunder U, Ebene 3
27. September 2014 - 8. März 2015
Eintritt: 5€ / 2,50€ ermäßigt
Programmhinweis: Am Samstag, 27. September 2014 findet die 14. Dortmunder DEW21Museumsnacht statt. Das Dortmunder U öffnet an diesem Tag erst um 16:00 Uhr.
Gefördert von der Kunststiftung NRW
In Kooperation mit dem Jeu de Paume (Paris)
Hauptförderer des HMKV:
Kulturbüro Stadt Dortmund
Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW
Dortmunder U – Zentrum für Kunst und Kreativität
Mit freundlicher Unterstützung des Büros für Bildende Künste/Institut français in
Zusammenarbeit mit dem französischen Ministerium für Kultur und Kommunikation/ DGCA.
www.institutfrancais.de/bdap und www.culturecommunication.gouv.fr
Medienpartner:
ARTE Creative
Ruhrgestalten
Kontakt:
Hartware MedienKunstVerein (HMKV) im Dortmunder U | Leonie-Reygers-Terrasse | 44137
Dortmund | T + 49 231 496642-0 | F + 49 231 496642-29 | [email protected] | www.hmkv.de
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Highlights im Rahmen von Böse Clowns
Live-Performance von Super A: Bad Joke
(White Lies)
Am Eröffnungsabend (26. September 2014) gibt
Super A, Alter Ego des amerikanischen
Stuntmans Evil Knievel, Theologe und Agitator
des Cargos Cults, einen ca. zehnminütigen
Einblick in seine Kunst. In Bad Joke (White
Lies) erzählt er mit piepsiger Helium-Stimme die
schlechtesten Witze der Welt – ein körperlich
quälendes Erlebnis für Akteur und Publikum. Der
Konsum rassischer Stereotypen wird hier zum
Problem des Betrachters. Dabei verbindet die
Arbeit zwei unterschiedliche kulturelle Praxen: Den Cargo-Kult, eine politische Aktionsform
der Einwohner Melanesiens, und das Blackface, das besonders in den USA eine lange
Tradition hat und unter anderem in der Figur der Mickey Mouse bis heute in der Populärkultur
verankert ist. (ausführlicher Text von Jens Kabisch liegt der Pressemappe bei)
Neuproduktion von Constant Dullaart: High Retention,
Slow Delivery!!
Anlässlich der Ausstellung Böse Clowns kooperiert der
HMKV erstmalig mit dem Jeu de Paume in Paris. Das Jeu
de Paume fördert die Produktion einer neuen Arbeit des
niederländischen Künstlers Constant Dullaart, die im
Rahmen der HMKV-Ausstellung gezeigt werden wird. Bei
High Retention, Slow Delivery!! handelt es sich um einen
Social Media Hack, bei dem mittels des massiven Kaufs von
automatisch generierten Followern und ihrer kostenlosen
Weiterverteilung die Statistiken einer Social Media Plattform
(Instagram) durcheinander gebracht werden (ausführlicher
Text von Inke Arns liegt der Pressemappe bei).
The Village's Biggest Loser: HMKVFilmproduktion von Abner Preis mit 40
TeilnehmerInnen
Am Eröffnungswochenende von Böse Clowns
wird der neue Film des in Rotterdam lebenden
israelisch-amerikanischen Künstlers Abner
Preis produziert. Es gab eine überwältigende
Resonanz auf den Aufruf zur Teilnahme – 40
BürgerInnen aus dem Ruhrgebiet nehmen am
26., 27. und 28. September 2014 teil. Gedreht
wird eine Adaptation der Kurzgeschichte The
Lottery von Shirley Jackson – der der Künstler jedoch ein Happy End verpasst. Drehort ist
der Ausstellungsraum, in welchem die Requisiten zurückbleiben und als Teil der Installation
ausgestellt werden. Die neue Arbeit ist ab Freitag, dem 3. Oktober 2014 in der Ausstellung
Böse Clowns zu sehen.
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Cindy Sherman – Untitled #422
Als Leihgabe aus einer deutschen Privatsammlung zeigen wir eine der Fotografien aus der
Serie Clowns von Cindy Sherman. Die amerikanische Künstlerin (*1954) ist international eine
der wichtigsten Vertreterinnen inszenierter
Fotografie. Schon in ihren frühesten, Mitte der
1970er Jahre entstandenen Arbeiten bediente
sich Sherman ausschließlich ihrer eigenen
Person als Modell ihrer Inszenierungen (z.B.
Untitled Film Stills). In ihren Serien stellt sie mit
Hilfe unterschiedlicher Accessoires (Kleidung,
Schminke, Perücken, Prothesen) erfundene
Personen dar und fotografiert sie im Studio.
Untitled # 422 (2004) zeigt die Künstlerin als Clown mit blauem Kostüm, gelber Zottelperücke
und roter Nase vor einer aureolenhaften Farbkomposition. Doch die fröhliche Aufmachung
trügt – in den runden Knopfaugen scheint Melancholie zu schimmern, und das
aufgeschminkte breite Grinsen verdeckt mehr schlecht als recht die nach unten geneigten
Mundwinkel, ein verkniffenes Kinn und tief ins Gesicht gegrabene Furchen. Untitled #422 ist
Teil einer 20-teiligen Serie konzeptueller Selbstportraits, in denen Sherman die Ambivalenz
der Clownsmaske ergründet und – erstmals mithilfe digitaler Bildbearbeitung – ihr Faible für
abgründige Maskeraden auf die Spitze treibt.
Mitglied der Cacophony Society und Mitbegründer des
Burning Man Festivals Ende November 2014 in der
Ausstellung Böse Clowns
Auf die 1986 in San Francisco gegründete Cacophony
Society gehen zahlreiche Tendenzen in der (subversiven)
Popkultur der 1980er und 1990er Jahre zurück. Nicht nur
begründete die Gruppe das Burning Man Festival am
kalifornischen Baker Beach (seit 1990 am Black Rock in die
Wüste von Nevada); das lockere Kollektiv von Freigeistern
ist darüber hinaus Vorläufer der Yes Men, der Adbusters
und der Occupy-Bewegung, hat Chuck Palahniuks Roman
Fight Club (1996) beeinflusst und verschiedene popkulturelle Trends wie Flashmobs, Stadterkundung und Culture
Jamming ins Leben gerufen. Der böse Clown – oder
„Klown“, wie die Cacophony Society ihn nennt – ist eine
wiederkehrende Figur in den Straßenaktionen des
Kollektivs. Der verstörte Clown steht für Chaos, für „den
Einbruch des Unheimlichen in die banale Realität“.
John Law, Mitglied der Cacophony Society und einer der Mitbegründer des Burning Man
Festivals, wird am 28. und 29. November 2014 in Dortmund sein, bevor er nach Paris
weiterreist, um dort am 2. Dezember 2014 im Jeu de Paume an einer Veranstaltung zur
Cacophony Society teilzunehmen. Der HMKV bietet individuelle Pressegespräche mit John
Law in Dortmund an (nach Vereinbarung).
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Böse Clowns - Pressemappe, 25. September 2014
SUPER A AKA EVIL KNIEVEL
BAD JOKE (WHITE LIES)
Live-Performance am 26. September 2014; Videodokumentation, 7:30 Min., 2007
Live performance on 26 September 2014; video documentation, 7:30 min., 2007
Das kulturelle Phänomen des Blackfacing gehört zu den dunklen Kapiteln der USA und ist
ein hässliches Erbe ihrer Kultur. In einer Art Doublebind sahen sich nämlich viele weiße,
aber auch schwarze Musiker in den letzten 250 Jahren in den Vereinigten Staaten
gezwungen, sich ›schwarz‹ zu färben und ihr Gesicht mit Stiefelpech anzumalen, um die
Erwartungen des Publikums zu erfüllen: eben dass nur Schwarze den ›Blues im Blut‹ hätten.
Dabei schaut das Blackfacing auf eine lange Tradition der Diskriminierung von afroamerikanischen Bürgern zurück und findet ihr unseliges Echo nicht zuletzt heute immer
noch, etwa in den Stereotypen der Comicwelten oder im Ghetto Chique der Hipsterbewegung mit ihrer konsumistischen Verherrlichung des authentisch Anderen.
Der melanesische Cargo Cult dagegen ist das Double des Doubles. Der Cargo Cult ist eine
kultische Bewegung, die in den südpazifischen Inseln um das Bismarck-Archipel Mitte der
1950er Jahre entstand. Nach dem Abzug der US-amerikanischen Streitkräfte, die dort seit
dem Zweiten Weltkrieg stationiert waren, begannen die Inselbewohner mit einfachsten
Mitteln, diese Amerikaner nachzuahmen. Die Einwohner Melanesiens bauten fortan
Flugzeuge aus Bambushölzern, rodeten Landebahnen in den unberührten Dschungel und
beten in ausgefallenen Zeremonien, in denen sie die wellenartigen Bewegungen der
amerikanischen Fluglotsen imitierten, das große Andere, den Cargo an; immer in der
Hoffnung, die Amerikaner und ihre Schätze kommen zurück. Und was sich dabei – auf den
ersten Blick zumindest – als primitiver Animismus darstellt, ist alles andere als das. Es ist ein
raffinierter Umgang und die Umkehrung des Konsums rassistischer Stereotypen. Der Cargo
Cult ist die gezielte Bestätigung der Erwartungen, eben: was es heißt ›primitiv‹ zu sein.
Die Arbeit Bad Joke (White Lies) nimmt sich dieser beiden kulturellen Stränge an und verwandelt sie in ein körperlich quälendes Erlebnis – für Publikum, wie Akteur. Das Alter Ego
des amerikanischen Stuntmans Evil Knievel, Super A, Theologe, Agitator und praktizierendes Mitglied des Cargo Cults erzählt Witze. Schlechte Witze. In einem etwa 10-minütigen
Auftritt atmet er bis zur nahen Bewusstlosigkeit das Edelgas Helium ein und erzählt in
piepsiger Mickey-Mouse-Stimme die schlechtesten Witze der Welt: »Every time I tell my
friends I'm going to be a comedian, they laugh.« (Super A)
Jens Kabisch
Super A wurde als Alter Ego des weltberühmten Stuntman Evil Knievel bekannt. Heute ist er
Theologe, Agitator und praktizierender Cargo Cultist. Super A lebt unter uns.
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High Retention, Slow Delivery!!
Constant Dullaart, Social Media Hack, in Auftrag gegeben vom Jeu de Paume (Paris),
Premiere in der Ausstellung Böse Clowns, HMKV 2014
Constant Dullaart ist ein Netzkünstler der jüngeren Generation – und hier einer der wenigen
mit einem politischen Anspruch. Er arbeitet mit den facettenreichen Sprachen von im Internet
zirkulierenden Bildern und deren Re-kontextualisierung. Dullaarts Arbeiten umfassen NetzPerformances, Digitaldrucke, YouTube-Videos, Domain-Namen und Blog-Posts.
Für Böse Clowns hat der niederländische Künstler eine neue Arbeit konzipiert, die sich
kritisch mit den Sozialen Medien auseinandersetzt. Mit High Retention, Slow Delivery!!
(2014) zielt Constant Dullaart auf die Aufmerksamkeitsökonomie von Sozialen Netzwerken
wie Facebook, Instagram, LinkedIn und Twitter. Mit ihrem Imperativ des Teilens (z.B. über
„Likes“, „Retweets“, „Folgen“ und „Freunde“) befördern diese Sozialen Medien “ein System
der Anerkennung, das Popularität über Qualität und soziale Fähigkeiten über Talent” stellt.
Je mehr Followers, Likes, Retweets und Freunde man hat oder generiert, desto besser. Je
mehr Aufmerksamkeit man bekommt, desto wertvoller wird man im Kontext der Sozialen
Medien. Aufmerksamkeit ist zu einer harten Währung geworden – und “Freunde” zu Agenten
dieser Ökonomie. Die Quantifizierung von allem führt aber letztendlich zu einer totalen
Kapitalisierung von Gemeinschaft.1
Manchmal erscheint die Anzahl von Followern, Freunden, Retweets and Likes jedoch
ungewöhnlich hoch. Constant Dullart begann sich für diese “unnatürlich” hohen Zahlen zu
interessieren. Wer sind all diese Freunde und Follower, die unablässig “Like”-en, “Click”-en
und “Retweet”-en? Als sich der Künstler die Nutzerprofile verschiedener “Armeen” von
Followern genauer anschaute, stellt er fest, dass viele dieser Profile automatisch generiert
sind und komplett aus zufällig im Netz gefundenen Fotos und Namen bestehen. Die meisten
dieser “Potemkinʼschen” Profile verfügen über exakt fünf Fotos und tragen seltsame Namen
(-skombinationen).
Um den eigenen “Fame” bzw. Wert zu vergrößern, kann man diese algorithmisch generierten
Follower in Tausender-Packs kaufen: “Es geht nicht darum, wen du kennst, sondern wer dir
folgt.” Bevorzugter Umschlagplatz ist Ebay. “High Retention, Slow Delivery!!” ist ein
Werbeslogan, der von Anbietern verwendet wird, um Follower zu verkaufen: Er bezieht sich
auf die Zeitdauer, die Follower auf einem Account verbringen und wie diese Follower
ʻausgeliefertʼ werden: Sie werden dem Nutzerkonto nach und nach und in kleinen Portionen
hinzugefügt, so dass der plötzliche Popularitätszuwachs ʻnatürlichʼ erscheint.
Mit dem Social Media Hack High Retention, Slow Delivery!! hat sich Constant Dullaart zum
Ziel gesetzt, Zitat, “Informationsökonomiesozialismus zu verbreiten”. Wie funktioniert das?
Mit dem Produktionsbudget kauft Dullaart eine sehr große Menge künstlicher Instagram
(später auch Twitter) Follower, welche er dann an andere Nutzerprofile auf diesen
Plattformen verteilt. Instagram und Twitter sind hierfür besonders geeignet, da man hier – im
Gegensatz zu z.B. Facebook und LinkedIn – Follower nicht aktiv „akzeptieren“ muss/kann.
Man könnte also jedem Instagram oder Twitter Konto eine unbegrenzte Anzahl von
Followern zuschlagen.
Die “Verbreitung von Informationsökonomiesozialismus“ bedeutet nun wörtlich, dass
Constant Dullaart die Konten einiger Leute ʻausgleichtʼ, und zwar so, dass sie eine gleich
1
Vgl. dazu Byung-Chul Han, “Kommunismus als Ware”, Süddeutsche Zeitung, 2. September 2014,
http://www.sueddeutsche.de/politik/neoliberales-herrschaftssystem-warum-heute-keine-revolution-moeglich-ist1.2110256
Böse Clowns - Pressemappe, 25. September 2014
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hohe Anzahl Follower aufweisen. Dadurch wird es unmöglich zu sehen, wer populärer ist als
der oder die andere. Zahlen werden so nutzlos: Quantitativ ist jede/r gleich.
Diese performative, zeitbasierte Arbeit existiert ausschließlich während der Dauer des Social
Media Hacks. Sie besteht darin, dass Beziehungen zwischen Punkten/Akteuren des Sozialen
Netzwerks temporär verändert werden. Es existiert kein materielles Objekt, nur ein OnlineVideo, das mittels eines Voice-Over den Produktionsprozess erklärt. High Retention, Slow
Delivery!! (2014) bringt den Mechanismus der Quantifizierung durcheinander, der für die
aktuelle Aufmerksamkeitsökonomie so zentral ist. Indem das Projekt die neue harte Währung
unserer zunehmend quantifizierten Gesellschaft umverteilt, macht es das wichtigste Element
der Sozialen Medien nutzlos. Ach, und noch etwas: Dullaart ist übrigens ein echter Name.
Like it or not.
In Auftrag gegeben wurde die Neuproduktion vom Jeu de Paume in Paris, mit dem der
HMKV erstmals kooperiert.
Inke Arns
Constant Dullaart (*1979, NL) studierte an der Gerrit Rietveld Academie und an der
Rijksakademie, Amsterdam, und lebt und arbeitet heute in Berlin und Amsterdam. Dullaart
arbeitet vor allem mit dem und im Internet, das er als einen Raum der Präsentation,
Repräsentation und Deformation einsetzt. In seiner Arbeit kritisiert er die Kontrolle, die
globale (Medien-)Systeme auf unsere Wahrnehmung von Welt ausüben, sowie die Art und
Weise, wie wir uns passiv ihre Sprache aneignen. Dullaarts künstlerische Praxis umfasst
Internetseiten, Performances, Installationen und Videos. Seine Arbeiten werden international
gezeigt, u.a. im New Museum (New York), MassMOCA (Massachusetts), UMOCA (Salt Lake
City), Autocenter (Berlin), de Appel (Amsterdam), und im Stedelijk Museum (Amsterdam).
Constant Dullaart ist Mitbegründer des Netzkunst-Dokumentationsprojektes
http://net.artdatabase.org.
http://www.constantdullaart.com
Böse Clowns - Pressemappe, 25. September 2014
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FILM- UND VERANSTALTUNGSPROGRAMM
Das ausführliche Film- und Veranstaltungsprogramm finden Sie im Kurzführer zur
Ausstellung.
Highlights sind ...
... die Filme V wie Vendetta (2006), Freaks (1932), Killer Klowns from Outer Space (1988),
The Dark Knight (2008) und A Clockwork Orange (1972)
sowie
Sa, 27. September 2014, 16:00 – 24:00
HMKV im Rahmen der 14. Dortmunder DEW21-Museumsnacht
Ausstellung, Kurzführungen
Zur Museumsnacht ist die Ausstellung Böse Clowns bis 24:00 geöffnet! Stündlich gibt es die
Möglichkeit an Kurzführungen teilzunehmen.
Dauer: je 30 Min., letzte Führung um 23:00
Schminkaktion
Wir sind auf der Suche nach dem gruseligsten Clown. Verwandelt Euch an unserem
Schminktisch in eine fiese Kreatur. Alle unheimlichen Besucher werden fotografisch
festgehalten und bilden nach und nach ein Horrorfotokabinett.
Die Teilnahme ist im Eintritt zur Museumsnacht enthalten.
Fr, 31. Oktober 2014, 16:00 – 23:00
HALLOWEEN BEIM HMKV – Evil Clowns, Skulls and Jokers
Zu Halloween ist die Ausstellung Böse Clowns bis 23:00 geöffnet!
Auf der Etage des HMKV steht ab 16:00 im Rahmen der Ausstellung Böse Clowns die
passende Kulisse für die Nacht des Grauens bereit: Mit professionellem Make-Up,
Equipment, Tipps und Anleitungen könnt Ihr gemeinsam mit Freunden oder alleine Hand
anlegen und Euch in unheimliche Gestalten verwandeln, die anschließend die Dortmunder
Nacht in ein Gruselkabinett verwandeln.
Die Teilnahme ist im Eintritt zur Ausstellung enthalten. Die Teilnehmer erhalten freien Eintritt zur Halloween-Party
mit den Disco-Boys im View, Dortmunder U, Ebene 7, 22:00
FÜHRUNGEN
ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN
Zweimal wöchentlich bieten wir Führungen durch die Ausstellung Böse Clowns an.
Treffpunkt am Eingang der Ausstellung, im Eintrittspreis enthalten Dauer: ca. 45 Min.,
Sonn- & Feiertags um 16:00, Donnerstags um 18:00
KURATORENFÜHRUNG
Wie ist die Idee zur Ausstellung entstanden? Dr. Inke Arns gibt einen Einblick in die
Entwicklung der Ausstellung.
Treffpunkt am Eingang der Ausstellung, im Eintrittspreis enthalten Dauer: ca. 45 Min., Sa, 4. Oktober 2014, Sa, 6.
Dezember 2014, Sa, 7. März 2015, jeweils 16:00
FÜHRUNG MIT DOLMETSCHERIN FÜR GEBÄRDENSPRACHE
Wir laden zu einer Führung in deutscher Gebärdensprache ein. An der Führung können bis
zu 15 Personen teilnehmen. Um Anmeldung (mind. 7 Tage im voraus) wird gebeten.
Dauer: ca. 45 Min., So, 8. Februar 2015, 16:00 Anmeldung und weitere Infos unter: [email protected]
Böse Clowns - Pressemappe, 25. September 2014
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KATALOG Böse Clowns
Erscheint Anfang 2015
Herausgegeben von Inke Arns
Das Buch enthält neben einer ausführlichen Einführung von Inke Arns einen umfangreichen
Aufsatz von Mark Dery, der hier erstmals in deutscher Übersetzung erscheint. Er wurde
ursprünglich in seinem Buch The Pyrotechnic Insanitarium: American Culture on the Brink
(New York: Grove Press, 1999) publiziert. Judith Funke schreibt über das Unheimliche von
Clowns, Zombies und Automaten. Marie Lechner geht der Figur des „Klowns“ in der
Cacophony Society nach. Außerdem werden alle künstlerische Arbeiten und begleitenden
Materialien aus der Ausstellung dokumentiert.
Inhalt
Inke Arns: „Böse Clowns“
Mark Dery: „Cotton Candy Autopsy: Deconstructing Psycho-Killer Clowns“
Judith Funke: „Bericht aus dem Uncanny Valley“ (Arbeitstitel)
Marie Lechner: „The Cacophony Society: Total Chaos“
Künstlerische Arbeiten und dokumentarische Materialien aus der Ausstellung von:
Anonymous, Marion Auburtin (FR), Blue Noses (RU), Barbara Breitenfellner (AT/DE), The
Cacophony Society (US), Kimberly Clark (NL), Deichkind (DE), Constant Dullaart (NL),
George Grosz (DE), Guerrilla Girls (US), Insane Clown Posse, dem Joker, Killer Klowns from
Outer Space, Krusty, Laibach (SI), Ronald McDonald, Renzo Martens (NL), dem
Northampton Clown, Novi kolektvizem (SI), Pennywise, Der Plan (DE), Pogo, Abner Preis
(IL/NL), Pussy Riot (RU), The Residents (US), Roee Rosen (IL), Aura Rosenberg (US/DE),
Christoph Schlingensief (DE), Cindy Sherman (US), Super A (DE), Jeffrey Vallance (US),
The Yes Men (US), und anderen
Biografische Informationen zu den AutorInnen
Inke Arns
Inke Arns, Dr. phil., künstlerische Leiterin des Hartware MedienKunstVerein (HMKV) in
Dortmund. Seit 1993 freie Kuratorin und Autorin mit den Schwerpunkten Medienkunst und theorie, Netzkulturen, Osteuropa. Nach einem Aufenthalt in Paris (1982-1986) Studium der
Slawistik, Osteuropastudien, Politikwissenschaften und Kunstgeschichte in Berlin
und Amsterdam (1988-1996), 2004 Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin mit
einer Dissertation zum Paradigmenwechsel der Rezeption der historischen Avantgarde und
des Utopie-Begriffs in (medien-)künstlerischen Projekten der 1980er und 1990er Jahre in ExJugoslawien und Russland. Sie kuratiert(e) Ausstellungen im n.b.k. (Berlin), in der Moderna
galerija (Ljubljana), Künstlerhaus Bethanien (Berlin), Karl Ernst Osthaus Museum (Hagen),
Museum of Contemporary Art (Belgrad), Centre for Contemporary Arts – CCA (Glasgow),
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KW Institute for Contemporary Art (Berlin), Videotage (Hong Kong), Museum of
Contemporary Art Vojvodina (Novi Sad), Centre for Contemporary Art Zamek Ujazdowski
(Warschau), Centre for Contemporary Art “Znaki Czasu” (Toruń), Contemporary Art Centre
CAC (Vilnius), Muzeum Sztuki (Łodz), La Panacée (Montpellier), Jeu de Paume (Paris),
Autocenter (Berlin). Autorin zahlreicher Beiträge zur Medienkunst und Netzkultur und
Herausgeberin von Ausstellungskatalogen. Bücher: Neue Slowenische Kunst (NSK) – eine
Analyse ihrer künstlerischen Strategien im Kontext der 1980er Jahre in Jugoslawien (2002),
Netzkulturen (2002), Objects in the mirror may be closer than they appear! Die Avantgarde
im Rückspiegel (2004). www.inkearns.de
Mark Dery
Mark Dery ist ein US-amerikanischer Kulturkritiker. Er war Professor für Journalistik an der
NYU, Chancellorʼs Distinguished Fellow an der UC Irvine, und Visiting Scholar an der
American Academy in Rom. Er veröffentlichte The Pyrotechnic Insanitarium: American
Culture on the Brink (1999) und Escape Velocity: Cyberculture at the End of the Century
(1996). Sein Name ist mit dem Konzept des “culture jamming” verknüpft, den er in seinem
1993 erschienenen Essay popularisierte, sowie mit dem Begriff “Afrofuturismus”, ein Begriff,
den er in seinem 1994 erschienenen Essay “Black to the Future” prägte (in der von der Duke
University veröffentlichten Anthologie Flame Wars: The Discourse of Cyberculture, welche er
herausgab). Sein aktuellstes Buch ist die Essaysammlung I Must Not Think Bad Thoughts:
Drive-by Essays on American Dread, American Dreams (2012).
Judith Funke
Judith Funke (*1981) ist Film- und Medienwissenschaftlerin und lebt und arbeitet in Bochum
und Hamburg. Sie hat für verschiedene Festivals und Institutionen an den Schnittstellen von
Kunst, Film und Medienkultur gearbeitet, u.a. als Projektleitung der Konferenz des 16th
International Symposium on Electronic Art (ISEA2010 RUHR), im Education Department des
British Film Institute, London, bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen sowie der
Duisburger Filmwoche. Seit 2012 ist sie Mitglied in der Auswahlkommission des Kasseler
Dokfests. 2013-2014 hat sie als kuratorische Assistenz an Ausstellungen und Publikationen
des HMKV in Dortmund mitgearbeitet und ist seitdem als freie Kuratorin, Autorin und Lektorin
tätig.
Marie Lechner
Marie Lechner ist Journalistin und arbeitet für die französische Tageszeitung Libération
(Paris), für die sie seit 15 Jahren über elektronische Kultur (on- und offline), unabhängige
Video- und Computerspiele, digitale Kunst, elektronische Musik, Netzkunst und
Hackerkulturen schreibt. Neben ihrer Beteiligung an der kollektiven Publikation Second Life
un monde possible (dt. Second Life – eine mögliche Welt), erschienen bei Editions Les petits
Matins, hat sie 2011-2012 in Kooperation mit ARTE Creative eine Serie von Konferenzen mit
dem Titel Le Folklore du web (Webfolklore) mit den KünstlerInnen Olia Lialina, Jodi, Jon
Rafman und Rosa Menkmann in der Gaîté Lyrique (Paris) organisiert. 2014 hat sie eine
Supertalk Konferenz zum Thema Le Wi-fi, de l'Antiquité à nos jours (WiFi, von der Antike bis
heute) organisiert.
Böse Clowns - Pressemappe, 25. September 2014
HMKV Video des Monats
In der Serie HMKV Video des Monats stellen wir seit März 2014 im monatlichen Wechsel
aktuelle Videoarbeiten internationaler KünstlerInnen vor.
Dortmunder U, Ebene 3, Eintritt frei. Näheres unter: www.hmkv.de
03/2014:
04/2014:
05/2014:
06/2014:
07/2014:
08/2014:
09/2014:
10/2014:
11/2014:
12/2014:
Florian Krepcik: Is this real love? Of course not! (2013)
Christian von Borries: IPHONECHINA (2014)
Verena Seibt & Clea Stracke: Weil ich dich nicht mehr liebe (2013)
Benjamin Tiven: A Third Version of the Imaginary (2012)
Andrew Norman Wilson: Workers Leaving the Googleplex (2009-2011)
Thomas Galler: American Soldiers (2012)
Emily Vey Duke and Cooper Battersby: Here is Everything (2013)
Benjamin Nuel: HOTEL (2012)
Christoph Faulhaber: Jedes Bild ist ein leeres Bild (2014)
Abner Preis: The Clown (2011)
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Böse Clowns - Pressemappe, 25. September 2014
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Der Hartware MedienKunstVerein (HMKV) ist eine Plattform für die Produktion, Präsentation und
Vermittlung von zeitgenössischer beziehungsweise experimenteller (Medien-)Kunst. Medienkunst wird
dabei nicht als technisch determiniertes Genre verstanden, sondern als zeitgenössische Kunst, die
sich inhaltlich und konzeptuell mit unserer in starkem Maße medial und technologisch geprägten
Gegenwart auseinandersetzt. Zu den wesentlichen Zielen des HMKV gehören die Verhandlung von
zeitgenössischen Themen und Fragestellungen, die Ansprache einer breiten Öffentlichkeit in der
Vermittlungsarbeit sowie ein interdisziplinärer künstlerischer Ansatz. Gemeinsames Anliegen der
Projekte des HMKV ist der Versuch, mit den Mitteln der Kunst ein Verständnis für vielschichtige
gesellschaftliche, politische, ökonomische oder ökologische Zusammenhänge herzustellen. In einer
globalisierten und durch Technologie beschleunigten Welt, die auf der Interaktion dieser Systeme
basiert, ermöglicht dieser Ansatz einen neuen Blick auf unsere Gegenwart, der die Wahrnehmung
jedes Einzelnen bereichert und komplexe Zusammenhänge verständlich macht.
Damit besetzt der HMKV eine singuläre Position in NRW – und in Deutschland. Aus der Vielzahl von
Kooperationen des HMKV ist ein breit gefächertes, internationales Netzwerk entstanden, das der
HMKV zu einem facettenreichen Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm zusammenfasst. Die
Ausstellungen des HMKV finden regional, national wie international höchste Anerkennung. Sie
zeichnen sich durch ein breites Verständnis des Medienkunstbegriffs aus, der zahlreiche Schnittmengen mit anderen künstlerischen Disziplinen wie der Bildenden Kunst, dem Film oder den
performativen Künsten aufweist. 2011 wurde der HMKV mit dem JUMP Jahresförderpreis für
Kunstvereine der Kunststiftung NRW ausgezeichnet. 2014 wurde der HMKV bereits zum fünften
Mal für den ADKV-ART COLOGNE Preis nominiert (nach 2007, 2008, 2011 und 2013), 2013 erhielt
er eine lobende Anerkennung im Rahmen dieses Preises.
Der HMKV hat seit seiner Gründung im Jahr 1996 zahlreiche Ausstellungen, Film-, Video-, Musik- und
Performanceprogramme, Workshops, Vorträge, Tagungen und Konferenzen in diversen Städten im Inund Ausland sowie in Dortmund realisiert – hier vor allem in der 2.200 qm großen PHOENIX Halle
Dortmund (2003-2010), einem 1895 erbauten Reserveteillager des ehemaligen Stahlwerks PhoenixWest. Unter den Ausstellungen der letzten achtzehn Jahre waren so bedeutende Projekte wie
Reservate der Sehnsucht (1998), games - Computerspiele von KünstlerInnen (2003 – „Besondere
Ausstellung“ des Jahres 2003 (deutsche Sektion der AICA), 2004 Innovationspreis des Fonds
Soziokultur), History Will Repeat Itself (2007), Anna Kournikova ... Kunst im Zeitalter des Geistigen
Eigentums (2008), „Wach sind nur die Geister“ - Über Gespenster und ihre Medien (2009), Building
Memory und Arctic Perspective (2010 – ARTFORUM zählte Arctic Perspective zu den „Besten
Ausstellungen 2010“), The Oil Show (2011), Sounds Like Silence (2012 – „Besondere Ausstellung“ des Jahres 2012 (deutsche Sektion der AICA)), His Masterʼs Voice: Von Stimme und
Sprache (2013), INDUSTRIAL (Research) und Requiem für eine Bank (2013-14). 2014 finden u.a. die
Ausstellungen World of Matter: Über die globalen Ökologien von Rohstoff, "Jetzt helfe ich mir selbst" Die 100 besten Video-Tutorials aus dem Netz und Böse Clowns statt.
Der HMKV führt sowohl große thematische Gruppenausstellungen als auch experimentelle Einzelausstellungen durch (z.B. Antoni Muntadas 2003, Barbara Breitenfellner 2011, Suzanne Treister
2012, Artur Zmijewski 2012, Eran Schaerf 2013, Axel Braun 2013-14). Ein neues Format ist das
HMKV Video des Monats, welches im monatlichen Wechsel aktuelle und besonders bemerkenswerte
Videoarbeiten internationaler KünstlerInnen vorstellt (seit März 2014). 2013-14 fanden im Rahmen von
Requiem für eine Bank performative Projekte in Leerständen in der Dortmunder Innenstadt statt:
Hedge Knights von machina eX gastierte im ehemaligen AOK-Gebäude, Jens Heitjohanns I Promise I
Am The Future nahm die TeilnehmerInnen auf einen dreistündigen Rundgang durch das an das
Dortmunder U angrenzende Union-Viertel mit (in Begleitung von 12 AnwohnerInnen) und Utopia Stock
Exchange von Invisible Playground brachte Dortmunder BürgerInnen dazu, ihre kühnsten Träume für
die Stadt öffentlich zu machen und in einer Utopienbörse live zu handeln.
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Die Ausstellungen des HMKV werden nicht nur in Dortmund gezeigt, sondern auch international:
So wanderte die Ausstellung The Wonderful World of irational.org 2007 nach Glasgow (CCA: Center
for Contemporary Arts), 2008 nach Novi Sad (Museum for Contemporary Art, Vojvodina) und 2012
nach Leuven (Artefact Festival, STUK); die Ausstellung History Will Repeat Itself wurde 2007-2008 in
Berlin (KW Institute for Contemporary Art), 2008 in Warschau (Center for Contemporary Art,
Ujazdowski Castle) und Hong Kong (Goethe-Institut, Videotage und Hong Kong Film Archive)
gezeigt. Die Ausstellung „Wach sind nur die Geister“ - Über Gespenster und ihre Medien wurde 2010
nach Torun (Center of Contemporary Art ‚Znaki Casuʼ) übernommen. Die Ausstellung World of Matter
geht 2014 in die James Gallery des Graduate Center, CUNY New York, dann nach Montréal und
Minneapolis und wird Ende 2015 in der Tensta Konsthall in Stockholm gezeigt. Ebenfalls 2015 geht
die Ausstellung His Masterʼs Voice nach Montpellier (La Panacée).
Der HMKV legt großen Wert auf die Kooperation mit externen KuratorInnen und KunstvermittlerInnen. Die wichtigsten Ausstellungen sind in Form von Kooperationen entstanden, so z.B. The
Wonderful World of irational.org 2006 - 2012 (mit Jacob Lillemose, Kopenhagen), „Wach sind nur die
Geister“ - Über Gespenster und ihre Medien 2009 (mit Thibaut de Ruyter, Berlin), Arctic Perspective
2010 (mit Marko Peljhan, Ljubljana/Santa Barbara und Matthew Biederman, Montréal), Sounds Like
Silence 2012 (mit Dieter Daniels, Leipzig), INDUSTRIAL (Research) 2013 (mit Thibaut de Ruyter,
Berlin) und Requiem für eine Bank 2013 (kuratiert von Fabian Saavedra-Lara).
Heute ist die Vermittlung zeitgenössischer Kunst von zunehmender Bedeutung. Es geht darum,
Zugänge zur aktuellen Kunst zu schaffen, und zu zeigen, dass KünstlerInnen nicht in Elfenbeintürmen
sitzen, sondern sich mit Themen beschäftigen, die alle etwas angehen. Natürlich sind zunächst die
Ausstellungen selbst Instrumente der Vermittlung. Beispielhaft zeigte sich dies zuletzt in den Ausstellungen His Masterʼs Voice und INDUSTRIAL (Research), die weit über den Kunstbereich hinausgehendes, jedoch eng an die Themen der Ausstellungen angelegtes (Alltags-)Material mit einbezogen. In seiner Vermittlungsarbeit macht sich der HMKV die Werkzeuge des digitalen Zeitalters
zunutze, um auf spielerische und partizipative Weise ein neues Verständnis für unsere mediale Welt,
ihre Wahrnehmungs- und Handlungsmuster zu schaffen. Außerdem arbeitet der HMKV mit ‚Infotrainernʼ, die dazu angeleitet werden, BesucherInnen aktuelle Kunst zu vermitteln. Zu fast allen
Ausstellungen des HMKV erscheinen zweisprachige Publikationen. Natürlich bietet der HMKV auch
regelmäßige kostenlosen Führungen an und organisiert internationale Konferenzen und Workshops
(z.B. ISEA2010 RUHR - 16th International Symposium on Electronic Art, 2010, oder zuletzt die
internationale New Industries Konferenz: Geld und Schulden in der postindustriellen Welt, 2014).
Die Ausstellungen Expanded Cinema (2004) und Sounds Like Silence (2012) widmeten sich explizit
der Vergegenwärtigung der Traditionen aktueller Kunst. Während Expanded Cinema zentrale
Werke des „Expanded Cinema“ zur Aufführung brachte und mehr als 70 Live-Performances, Filmenvironments und Mehrfachprojektionen dokumentierte (steht im HMKV für Sichtungszwecke zur
Verfügung), beleuchtete Sounds Like Silence die Aktualität von John Cages Komposition 4ʼ33ʼʼ in der
Arbeit von 35 zeitgenössischen KünstlerInnen. Mittels der Videovortragsreihe HMKV TALKS, die im
November 2012 begonnen wurde, schlägt der HMKV neue Wege in der Kommunikation über Kunst
ein. Außerdem dokumentieren Videos und Fotosstrecken die Ausstellungen des HMKV.
Der HMKV hat in den letzten Jahren über seine unterschiedlichen Projekte internationale und interdisziplinäre Netzwerke aufgebaut -- so z.B. im Rahmen des von iRights.info, Berlin, und dem HMKV
initiierten Projektes Arbeit 2.0 – kreatives Schaffen in der digitalen Welt (2008) sowie der Konferenz
Arctic Perspective Open Space Conference (2010). 2014 kooperiert der HMKV im Rahmen seines
Forschungsprojektes Afro-Tech and the Future of Re-invention. Alternative Technological Energies
and Intelligences in Kenya, South Africa and Nigeria mit der Hochschule Coburg (FB Design).
Der HMKV war an der Gründung verschiedener Netzwerke in Dortmund und NordrheinWestfalen beteiligt: u.a. dem medienwerk.nrw, zu dem sich verschiedene Institutionen aus NRW, die
sich mit Medienkunst und -kulturen auseinandersetzen, zusammengeschlossen haben (die
Geschäftsstelle ist seit 2006 beim HMKV angesiedelt). Auf der Grundlage dieses landesweiten
Zusammenschlusses gelang es 2010, das International Symposium on Electronic Arts (ISEA) erstmals
nach Deutschland zu holen. Ein weiteres Element der kulturpolitischen Arbeit vor Ort besteht in der
Mitarbeit in diversen Fördergremien des Landes NRW, mit denen v.a. junge Künstlerinnen und
Künstler gefördert werden (z.B. Förderpreis des Landes NRW im Bereich Medienkunst und Bildende
Böse Clowns - Pressemappe, 25. September 2014
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Kunst) sowie durch die Organisation und Betreuung des Stipendiums des Landes NRW für
Medienkünstlerinnen seit 2000.
Auf http://www.hmkv.de/ueber_uns.php finden Sie diesen Text mit aktiven Verlinkungen.
Auszeichnungen
2014
5. Nominierung des HMKV für den Preis für Kunstvereine der ADKV und der ART COLOGNE
2013
Der Katalog "Sounds Like Silence" wird als eines der „schönsten Schweizer Bücher 2012“
ausgezeichnet. 454 Bücher wurden eingereicht, 19 wurden mit diesem renommierten Preis
ausgezeichnet. http://www.swissdesignawards.ch/beautifulbooks/2012/index.html?lang=de
2013
4. Nominierung des HMKV für den Preis für Kunstvereine der ADKV und der ART COLOGNE
ADKV-ART COLOGNE Preis für Kunstvereine 2013: Lobende Anerkennung
Mehr lesen: http://www.kunstvereine.de/web/index.php?id=20
2013
Die HMKV-Ausstellung "Sounds Like Silence" wird von der deutschen Sektion der AICA (Internationaler Kunstkritikerverband) auf der Biennale di Venezia 2013 als "Besondere Ausstellung
2012" ausgezeichnet. Mehr lesen: http://aica.kuk.net/meld/index.php?id=186
2011
JUMP Jahresförderpreis für Kunstvereine der Kunststiftung NRW
2011
3. Nominierung des HMKV für den Preis für Kunstvereine der ADKV und der ART COLOGNE
2010
Die amerikanische Kunstzeitschrift ARTFORUM zählt "Arctic Perspective" zu den "besten
Ausstellungen 2010"
2008
2. Nominierung des HMKV für den Preis für Kunstvereine der ADKV und der ART COLOGNE
2007
1. Nominierung des HMKV für den Preis für Kunstvereine der ADKV und der ART COLOGNE
2004
Innovationspreis des Fonds Soziokultur für die Ausstellung "games. Computerspiele von
Künstlerinnen"
2003
"games. Computerspiele von Künstlerinnen" wird von der deutschen Sektion der AICA (Internationaler
Kunstkritikerverband) als "Besondere Ausstellung" 2003 ausgezeichnet.
Der HMKV ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft deutscher Kunstvereine (ADKV).

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