Medien und Krieg

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Medien und Krieg
polis aktuell
Nr. 6
2014
Medien und Krieg
oo Krieg und Medien – eine Verschränkung:
I. Weltkrieg, II. Weltkrieg, Vietnamkrieg, Irak-Krieg
oo Filme über den Krieg und die Macht der Bilder
oo Kriegsberichterstattung – zwischen Verantwortung
und Risiko
oo Unterrichtsbeispiele, Link- und Literaturtipps
p o li s akt ue ll
Liebe Leserin, lieber Leser!
Medien und Krieg stehen in einem engen wechselseitigen
Abhängigkeitsverhältnis. Während das Militär bzw. kriegstreibende Parteien darauf angewiesen sind, dass die Medien
ihren Zielen und Interessen entsprechend berichten, z.B.
um die Bevölkerung für einen Krieg einzunehmen oder
den Gegner zu beeindrucken, steht auf Seiten der Medien
einerseits ihre Informationspflicht und Kontrollfunktion
und andererseits ihr ökonomisches Interesse; denn Berichterstattung über Kriege, Krisen und Konflikte steigert die
Auflage von bzw. die Nachfrage nach Medienprodukten.
2014 jährt sich der Ausbruch des Ersten Weltkrieges zum
100. Mal. Aus diesem Anlass legt die vorliegende Ausgabe einen besonderen Fokus auf die Rolle der Medien im
„Großen“ Krieg und regt unter anderem in einem Unterrichtsbeispiel zur Auseinandersetzung mit der Darstellung
des Ersten Weltkrieges in Gedichten an.
Vorwissenschaftliche Arbeit
PS: Aktuelle Informationen rund um das Gedenkjahr 2014
finden Sie hier: www.twitter.com/Gedenkjahr_2014
Zur Vertiefung des Themas
Feldpost für Pauline
Nielsen, Maja. Gerstenberg Verlag, 2013.
96 Seiten. Ab 13 Jahren.
Krieg und bewaffnete Konflikte –
ohne Frauen kein Frieden?!
polis aktuell 8/2010. Zentrum
polis (Hg.), 2014. Themenheft und
Unterrichtsleitfaden. 50 Seiten.
BHS-DIPLOMARBEIT.AT
Infos, Tipps und Tricks zur Diplomarbeit in HTL, HAK, HLW, BAKIP usw.
Themenvorschläge für vorwissenschaftliche Arbeiten
und Diplomarbeiten
••„Embedded Journalism“: eine kritische Analyse
••Blogs, Twitter & Co – eine Ergänzung „traditioneller“
Kriegsberichterstattung: Chancen und Risiken
••Kriegsbilder in Nachrichten, Filmen und Computerspielen: mit Kindern über den Krieg sprechen –
Sammlung von Empfehlungen, Ideen und Anregungen
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Maria Haupt
für das Team von Zentrum polis
[email protected]
Beitrag zur Leseförderung
Post für Pauline Lichtenberg: Eine Feldpost aus dem
Ersten Weltkrieg wird mit fast 100 Jahren Verspätung
zugestellt! Was zunächst nur eine kuriose Pressegeschichte ist, wird für die 14-jährige Pauline zu einer
berührenden Reise in die Vergangenheit. Wer war ihre
Namensvetterin Pauline, an die der Liebesbrief gerichtet ist? Wer war Wilhelm, der diese Feldpost aus einem
Schützengraben in Verdun an seine Verlobte in der
Heimat geschrieben hat? Und was hat es überhaupt auf
sich mit dem Ersten Weltkrieg? Wer hat da gegen wen
gekämpft – und warum? Mit detektivischer Neugier
macht sich Pauline daran, gemeinsam mit ihrer Oma
Lieschen das Geheimnis des Briefs zu ergründen.
VWA
Die Ausstellung „Extraausgabee -! Die Medien und der Krieg
1914-1918“ des Bundeskanzleramts und des Staatsarchivs
widmet sich von 2. Juni bis 31. Oktober 2014 ebenfalls diesem Schwerpunkt. Informationen zur Ausstellung sowie
zum Begleitprogramm für SchülerInnen finden Sie im Mittelteil dieses Hefts. Darüber hinaus enhält es in gewohnter
Weise weiterführende Link-, Materialien- und Literaturtipps.
Wir wünschen Ihnen eine interessante Umsetzung des Themas im Unterricht und freuen uns über Lob, Kritik und
Verbesserungsvorschläge.
www. p olitik-ler ne n .at
Diese Ausgabe, die im Herbst 2014
überarbeitet neu aufgelegt wird,
besteht aus einem Themenheft mit ausführlicher Analyse zu folgenden Schwerpunkten:
Was sind Kriege und bewaffnete Konflikte?, Menschenrechte und Krieg, Krieg und Geschlecht, Kinder in
Kriegen und bewaffneten Konflikten, Frauen für den
Frieden, Krieg und Medien. Der Unterrichtsleitfaden
bietet Anregungen und Tipps für die Umsetzung dieser
Themen in der Schule.
www.politik-lernen.at/shop > polis aktuell
Medienservice des BMBF
Das Medienservice bietet
audio-visuelle Medien für
den Unterricht und den
Bildungsbereich im Verleih und Verkauf.
Zum Thema Krieg und Medien sind u.a. DVDs zu „Krieg
der Bilder“, die Verfilmung von Erich Maria Remarques
„Im Westen nichts Neues“, „Global Warning“ oder „Leidenschaft und Verrat – Oberst Redl“ verfügbar.
http://medienkatalog.bmbf.gv.at/
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1 Krieg und Medien – eine Verschränkung
Medien und Kriege sind untrennbar miteinander verbunden – und befinden sich in einem gegenseitigen Abhängigkeitsverhältnis.* Die Medien bewegen sich dabei zwischen den Polen des „Verlautbarungsjournalismus“ – oder
lassen sich gar durch Staaten bzw. Kriegsführende für Propagandazwecke instrumentalisieren – und dem Anspruch
der unabhängigen Information und Machtkontrolle.
Im folgenden Kapitel soll die Verschränkung von Medien
und Krieg anhand einiger Beispiele aus Kriegen der Vergangenheit nachgezeichnet werden.
1.1 E rster W eltkrieg : S taatliche
P resselenkung und P ropaganda
Bereits in der Antike wurde in Schriftstücken bzw. Gemälden über Schlachten berichtet, um die Macht der siegreichen Feldherren zu demonstrieren oder die Bevölkerung für den Krieg einzunehmen. Im Ersten Weltkrieg
ermöglichten Kommunikationstechnologien wie das
Telefon und die Telegrafie bzw. die gerade einsetzende
Verbreitung von Fotografie und Film eine neue Dimension
der Kriegsberichterstattung und Propaganda.**
Zu Beginn des Krieges 1914 versuchten zunächst alle
am Krieg beteiligten Mächte die öffentliche Meinung
vor allem durch Kontroll- und Zensurmaßnahmen zu
beeinflussen. So wurden Journalisten zu Kriegsbeginn
nicht zur Berichterstattung an der Front zugelassen bzw.
entsprechend ihrer „patriotischen Gesinnung“ streng
für diese Aufgabe selektiert. Die deutschen und französischen Kriegsberichterstatter unterlagen zudem dem
„Pool-System“***, was bedeutete, dass sie sich im Frontgebiet in ständiger Begleitung besonderer Presseoffiziere
bewegten und ihre wichtigsten Ansprechpartner Offiziere
* Mehr über die Gründe für diese Verschränkung finden Sie in Kapitel 2.
** vgl. für Kapitel 1.1 hier und im Folgenden: Lindner-Wirsching, Almut:
Patrioten im Pool. Deutsche und Französische Kriegsberichterstatter im
Ersten Weltkrieg. In: Daniel, Ute (Hg.): Augenzeugen. Kriegsberichterstattung vom 18. zum 21. Jahrhundert. Göttingen: Vandenhoeck & Rupprecht,
2006. S. 113-140 sowie Holzer, Anton: Den Krieg sehen. Die Geschichte der
Kriegsfotografie 1846 bis 1918. In: Nöring, Hermann / Schneider, Thomas
F. / Spilker, Rolf (Hg.): Bilderschlachten. 2000 Jahre Nachrichten aus
dem Krieg. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009. S. 229-233 sowie
„Geschichte der Kriegspropaganda“. In: „Krieg in den Medien“. Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.), 2011: www.bpb.de/gesellschaft/
medien/krieg-in-den-medien/130707/geschichte-der-kriegspropaganda
*** vergleichbar mit dem später als „Embedded Journalism“ bezeichneten
System der Kriegsberichterstattung
waren, die sie bei „Missfallen“ auch wieder der Pressequartiere verweisen konnten. Das „Pooling“ bezeichnete
gleichzeitig die Praxis, dass alle zur Verfügung stehenden
Informationen „geteilt“ werden mussten, d.h. es keine
Exklusivmeldungen gab, was zu einer durchwegs gleichlautenden Berichterstattung – auch in unterschiedlichsten Medien – führte.
Die Zeitungen erhielten darüber hinaus Veröffentlichungsverbote auferlegt (darunter fielen taktische
Überlegungen, aber auch Berichte über Niederlagen und
eigene Verluste). Viele der Zeitungen und Zeitschriften
zeichneten sich zu Beginn des Krieges jedoch ohnehin
durch „vorauseilenden“ Gehorsam gegenüber den staatlichen Stellen aus und viele Schreibende stellten sich
freiwillig in den Dienst des „Kampfes mit der Feder“.
Alle diese Maßnahmen trugen zu einer engen Verschränkung der Medien mit dem Militärapparat bei.
Tipp Unterr ichtsmater ialien und -ideen
An meine Völker! Der erste Weltkrieg 1914-1918
Die Österreichische Nationalbibliothek stellt zehntausende Fotos, Plakate, Notenblätter und literarische
Texte, aber auch künstlerisch gestaltete Feldpostkarten
und Kriegstagebücher aus. Bis 2. November 2014.
www.onb.ac.at/ausstellungen/anmeinevoelker
ZiS aktuell Spezial: Erster Weltkrieg
Ausgabe 2/2014 von Zeitung in der Schule (ZiS) beinhaltet 45 aktuelle Zeitungsberichte zum Schwerpunkt Erster
Weltkrieg. Inklusive Arbeits- und Analyseaufgaben.
www.zis.at
Der Erste Weltkrieg. Alltag und Propaganda
Ausgabe 3-4/2013 der Zeitschrift „Politik & Unterricht“
der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg nähert sich dem Thema mit Hilfe zahlreicher bildlicher Dokumente (Postkarten, Fotografien, Karikaturen,
Gemälde) an. Inklusive Arbeitsaufgaben.
www.politikundunterricht.de
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Alle Kriegsparteien richteten im Verlauf des Krieges professionelle staatliche Strukturen bzw. Behörden ein, welche die Propagandamaßnahmen steuern sollten. Filmbildern und Fotografien – denen zu diesem Zeitpunkt von
der Bevölkerung noch große Authentizität zugeschrieben wurden* – kamen dabei eine besondere Stellung zu.
So sorgte in Deutschland das Bild- und Filmamt (BUFA)
für Film- und Fotopropaganda, in Österreich-Ungarn
diente die dem Kriegspressequartier zugeordnete „Lichtbildstelle“ diesem Zweck. Auch Frankreich verfügte über
ein eigenes „Bureau de la presse“ im Kriegsministerium;
und das britische „Bureau of Information“ in New York
sollte durch seine Berichterstattung die amerikanische
Bevölkerung für einen Kriegseintritt gewinnen.
Das Kriegspressequartier (KPQ) und die Rolle der
Kunst- und Kulturschaffenden
Weitere Informationen dazu finden Sie im vierseitigen
Mittelteil dieses Hefts.
Filmplakat aus der Ausstellung „An meine Völker. Der Erste Weltkrieg 19141918“ in der Österreichischen Nationalbibliothek, 2014. © Foto: Eva Haupt
Erst als die Aussicht auf eine rasche Beendigung des
Krieges in die Ferne gerückt war, konzentrierten sich
die Kriegsparteien stärker auf gezielte Propagandamaßnahmen – u.a. zum Zwecke der Emotionalisierung und
Mobilisierung der unter dem Krieg leidenden und zunehmend kriegsmüden Bevölkerung sowie der Frontsoldaten.
So wurden beispielsweise Flugblätter, Plakate und Postkarten in großer Auflage gedruckt und verbreitet, die von
den Gräueltaten der jeweils anderen Soldaten berichteten
bzw. die Gegner der Lächerlichkeit preisgaben.
Postkarte aus der Ausstellung „An meine Völker. Der Erste Weltkrieg 19141918“ in der Österreichischen Nationalbibliothek, 2014. © Foto: Eva Haupt
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Die Folgen dieser Verschränkung von Militär/Staat und
Medien reichten noch weit in die Zeit nach dem Ersten
Weltkrieg hinein. Jene Zeitungen, Zeitschriften und
Filmverbände, die die „Propagandaschlachten“ während
des Krieges mitgetragen hatten, konnten durch die staatliche Unterstützung eine Quasi-Monopol- bzw. OligopolStellung am Medienmarkt erlangen, die sich auch nach
dem Krieg fortsetzte und diesen Medien eine anhaltende
Beeinflussung der öffentlichen Meinung erlaubte.
1.2 Z weiter W eltkrieg :
die „D eutsche W ochenschau “
Bewegten Bildern wurde auch im Zweiten Weltkrieg
eine große Bedeutung zugemessen. Da das Fernsehen
noch keine große Verbreitung erlangt hatte, stellten
„Wochenschauen“** bis in die 1960-Jahre ein zentrales
Medium dar, mittels dem große Teile der Bevölkerung
über das Weltgeschehen „informiert“ wurden. Dementsprechend nutzten alle Kriegsparteien „ihre“ Wochenschauen zur gezielten Platzierung „erwünschter“
Kriegsberichterstattung bzw. zur Beeinflussung der
öffentlichen Meinung in Bezug auf den Krieg. Im „Deutschen Reich“ wurden die bis dahin existierenden vier
Wochenschauen zentralisiert und dem – 1933 gegrün* So konnte später nachgewiesen werden, dass Bilder und Filmsequenzen nachgestellt wurden, um schwer „einzufangende“ bzw. bereits abgeschlossene/„versäumte“ Kriegsszenen nachträglich bildlich festzuhalten.
** Diese wurden in Kinovorstellungen in der Regel zwischen dem Vor- und
dem Hauptfilm gezeigt.
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deten und von Joseph Goebbels geleiteten – „Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda“ unterstellt.
Goebbels nahm sich dabei die Medienlenkung und
Propagandaoffensive des Ersten Weltkrieges zum Vorbild
und baute diese noch weiter aus. Eigene NS-Propagandakompanien (PK) der Deutschen Wehrmacht, die aus Journalisten, Fotografen, Radioreportern, Zeichnern und
Kameraleuten bestanden, sorgten für das nötige Filmmaterial. Dieses wurde in der ebenfalls Goebbels verantwortlichen Universum-Film AG (UFA) in aufwändigen Prozessen gesichtet, geordnet, geschnitten und mit Musik und
Kommentaren – die von Joseph Goebbels und fallweise
auch Adolf Hitler persönlich zensiert und umgeschrieben
wurden – unterlegt. Rund 2.000 Kopien jeder Wochenschauausgabe wurden an Kinos im ganzen Reich ausgeliefert; einige hundert fremdsprachige Versionen wurden
für Verbündete sowie den Einsatz in besetzten Gebieten
und Kriegsgefangenenlagern hergestellt.*
Die Bilder von der Front sollten einen „positiven“ und
„authentischen“ Eindruck vom Einsatz und Erfolg der
deutschen Soldaten vermitteln und den ZuseherInnen
suggerieren, sie seien selbst „vor Ort“ und hätten
Anteil an den „Abenteuern“** und Siegen der Truppen.
Niederlagen, Verluste und die Zerstörung des Krieges wurden ausgeblendet. Auch der stattfindende Holocaust und
die systematische Verfolgung Andersdenkender oder Verbrechen der Wehrmacht wurden in den Wochenschauen
nicht thematisiert.
Tipp Unterr ichtsmater ial
„Kriegspropaganda“
Von der Kriegspropaganda
des Ersten Weltkrieges bis zur
Propaganda des NS-Regimes.
Anhand ausgewählter Aufnahmen aus dem Onlinebestand
der Mediathek wird dem
Beitrag audiovisueller Medien zur (Kriegs-)Propaganda
nachgegangen. Radiobeiträge, O-Töne und Arbeitsblätter
für den Unterricht:
www.mediathek.at/unterrichtsmaterialien/kriegspropaganda
* vgl. für Kapitel 1.2 hier und im Folgenden: Hoffmann, Kay: Der Mythos
der perfekten Propaganda. Zur Kriegsberichterstattung der „Deutschen
Wochenschau“ im Zweiten Weltkrieg. In: Augenzeugen, 2006. S. 169-192
sowie Exponate. In: Bilderschlachten, 2009. S. 326 sowie Thamer, Hans
Ulrich: Ausbau des Führerstaats. In: Informationen zur politischen Bildung Nr. 266/2004. Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.), 2004.
S. 19f sowie „Geschichte der Kriegspropaganda“, 2011.
** So zielten z.B. die Propagandamaßnahmen rund um den „Blitzkrieg“
darauf ab, diesen als „präzisen Eingriff“ ohne großes Blutvergießen sowie
als „sportliches Ereignis“ für die Soldaten darzustellen.
Neben der Wochenschau nützte Joseph Goebbels auch
Unterhaltungs-, Dokumentar- und Kulturfilme für
Kriegs- und Propagandazwecke. Hier sind u.a. die mit
großem finanziellen Aufwand entstandenen Dokumentar- und Propagandafilme von Leni Riefenstahl über den
Reichsparteitag 1934 und die Olympischen Spiele 1936
von Bedeutung, die „eine eigene nationalsozialistische
Filmästhetik entwickelten“***. Während Goebbels in den
Unterhaltungsfilmen sonst größtenteils auf „plumpe
Politisierungen“**** verzichtete und diese unter anderem
der Ablenkung und „Regeneration“ der Soldaten dienten,
sollten antisemitische Spiel- und Propagandafilme wie
„Jud Süß“, die „Rothschilds“ oder „Der ewige Jude“ in der
Bevölkerung den Boden für die „Endlösung der Judenfrage“ aufbereiten.
Eine wichtige Rolle in der Kriegspropaganda des
Zweiten Weltkrieges nahm auch der Hörfunk ein.
So sorgten die Nationalsozialisten dafür, dass jeder deutsche Haushalt den sogenannten „Volksempfänger“ zu
einem erschwinglichen Preis erwerben konnte. Auf diese
Weise konnte Hitler den Großteil der Bevölkerung mit seinen propagandistischen Reden, die durch Schlagworte
und eingängige Parolen geprägt waren und viele Male
wiederholt wurden, erreichen. Das Radio wurde mit Hilfe
des umfangreichen Unterhaltungsprogramms zur Ablenkung vom Kriegsgeschehen und gleichzeitig zur gezielten
Desinformation über den tatsächlichen Kriegsverlauf und
die Verbreitung von Durchhalteparolen eingesetzt.
Parallel zu den zunehmend zentralisierten und staatlich
kontrollierten Film- und Rundfunkanstalten wurden ab
1933 zuerst die kommunistischen und sozialdemokratischen Zeitungsunternehmen konfisziert und in weiteren Wellen zahlreiche weitere Verlage stillgelegt oder
„arisiert“ und systematisch zusammengelegt. So standen
1944 dem NS-Pressezusammenschluss mit über 80 Prozent der Auflage nicht einmal mehr 20 Prozent privater
Zeitungen gegenüber, womit die Nationalsozialisten auch
die Meinung in der Presse bestimmten.
Während die Nationalsozialisten durch ihre vielfältigen
Propagandamaßnahmen in bestimmten Phasen des
Krieges tatsächlich zu einer Mobilisierung der Bevölkerung beitragen konnten, änderte sich die Haltung gegenüber dem Medium Wochenschau im Verlauf des Krieges
zunehmend. Einerseits wiederholten sich die Bilder
und Argumentationen in den Beiträgen häufig und das
Interesse an dieser Art von Berichterstattung schwand,
*** Thamer, 2004. S. 8.
**** ebd.
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andererseits begannen die ZuseherInnen, die Darstellungen in Frage zu stellen. Die Bilder von siegreichen
Truppen stimmten mit der eigenen Erfahrung der immer
häufiger werdenden Bombardements deutscher Städte
nicht überein und die komplette Ausklammerung des
Geschehens in Stalingrad führte schließlich zum endgültigen Verlust der Glaubwürdigkeit der Wochenschau.
Filme über den Krieg
Filme bergen die Gefahr der Illusion, sie würden historische Ereignisse realistisch wiedergeben. Als ein Beispiel seien hier die Ausschnitte aus den „deutschen
Wochenschauen“ angeführt, die nach Kriegsende in
zahlreichen Dokumentationen und Filmen über den
Zweiten Weltkrieg wiederverwendet wurden. Und das
in den meisten Fällen ohne zu kommentieren, dass
diese Bilder den Krieg keineswegs „authentisch“ darstellten, sondern nur einen durch die Nationalsozialisten zensierten und inszenierten Ausschnitt des
Krieges. „Es sind diese Aufnahmen, die bis heute das
Bild prägen, das sich die Fernsehzuschauer vom ‚Dritten
Reich‘ machen.“*
Auf der anderen Seite stellen Kriegsfilme für den Großteil der Angehörigen der heutigen Generationen die
einzige Möglichkeit dar, sich der Vorstellung anzunähern, „wie das [damals] wirklich war“**. Unser „Fundus an
Inhalten, Szenen, Bildern, Emotionen, selbst Geräuschen,
welche heute in unserer Gesellschaft Lebende mit Krieg
assoziieren, ist vornehmlich durch die Darstellung von
Krieg in den Medien (…) geprägt.“ Kriegsfilme füllen
Lücken in unserem Wissen über die Vergangenheit;
wichtig ist jedoch die Reflexion darüber, dass es sich
immer um ein Narrativ, um bestimmte Perspektiven
und Blickwinkel, eine gezielte Auswahl bzw. auch Auslassungen handelt.
Tipps zum Weiterlesen:
Lichtspiele des Krieges. Historische Sozialkunde 3/2005.
Verein für Geschichte und Sozialkunde (Hg.), 2005.
http://vgs.univie.ac.at
Visual history im Geschichteunterricht. 35. Tagung der
Internationalen Gesellschaft für Geschichtsdidaktik:
www.erinnern.at/bundeslaender/oesterreich/aktivitaten/
bodensee-didaktikerinnen-tagungen/visual-history/
* Hoffmann, 2004. S. 189.
** Weitere Zitate: Steffelbauer, Ilja: Kann man aus Kriegsfilmen lernen?
Kann man mit Kriegsfilmen lernen? In: Lichtspiele des Krieges, 2005. S. 2-3.
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1.3 V ietnamkrieg :
D er „F ernsehkrieg “
Der Vietnamkrieg wird vielfach als der erste „Fernsehkrieg“ oder „Living room war“ bezeichnet. 1948 startete in
den USA die erste tägliche Fernsehnachrichtensendung;
zu Beginn der 1960er-Jahre nahm das Fernsehen auch
in Europa seinen Platz als „Leitmedium“ ein. Zu Zeiten
des Höhepunkts des Vietnamkrieges bezogen bereits 60
Prozent der AmerikanerInnen ihre Informationen zum
Krieg aus dem Fernsehen. Die drei großen Netzwerke CBS,
NBC und ABC berichteten zwischen 1965 und 1970 täglich durchschnittlich drei Minuten und mit vielen „LiveSchaltungen“ und Bildern über den Krieg. Zum Zeitpunkt
des Kriegseintritts der USA 1964 dauerte der Krieg zwar
bereits beinahe zehn Jahre an, weltweite Aufmerksamkeit
erhielt er jedoch erst durch die amerikanischen KorrespondentInnen, die die SoldatInnen begleiteten.*
Der Vietnamkrieg hebt sich von anderen Kriegen u.a.
dadurch ab, dass das Militär den Medien gegenüber keine
offiziellen Zensurmaßnahmen vornahm, weil die USA sich
mit ihrem Einsatz „gegen den Kommunismus (...) moralisch im Recht sahen“**. Im Gegenteil, es wurden amerikanische und internationale JournalistInnen nach Vietnam
eingeladen und von Seiten des Militärs mit Unterkunft,
Verpflegung und Bildern*** versorgt. Die Berichterstattung der amerikanischen Medien bewegte sich lange Zeit
unkritisch entlang der von den militärischen Pressestellen mit großem Aufwand verbreiteten Informationen.
Bilder von Verletzten und Toten waren bis kurz vor dem
Ende des Krieges selten, obwohl der Krieg mit großer
Brutalität und viel Blutvergießen geführt wurde. Am 16.
März 1968 töteten amerikanische Soldaten alle BewohnerInnen des südvietnamesischen Dorfes Son My („My Lai“).
Die Bilder des Massakers wurden eineinhalb Jahre später
in den amerikanischen Medien veröffentlicht und waren
einer der Beiträge, die zum Umschwung in der öffentlichen Meinung gegenüber dem Krieg führten.
* vgl. für Kapitel 1.3 hier und im Folgenden: Paul, Gerhard: „Living-room
war“. Vom exklusiven Seherlebnis zum ersten Fernsehkrieg der Geschichte.
In: Bilderschlachten, 2009. S. 342-349 sowie Klein, Lars: Größter Erfolg
und schwerstes Trauma: Die folgenreiche Idee, Journalisten hätten den
Vietnamkrieg beendet. In: Augenzeugen, 2006. S. 193-216 sowie Dominikowski, Thomas: Massenmedien und Massenkrieg. Historische Annäherungen an eine unfriedliche Symbiose. In: Löffelholz, Martin (Hg.): Krieg als
Medienereignis II. Krisenkommunikation im 21. Jahrhundert. Wiesbaden:
Verlag für Sozialwissenschaften, 2004. S. 71ff sowie „Geschichte der
Kriegspropaganda“, 2011.
** „Geschichte der Kriegspropaganda“, 2011.
*** Diese wurden zum Teil auch extra für die Filmberichterstattung nachgestellt, da die Kampfhandlungen auf den unübersichtlichen Kriegsschauplätzen schwierig zu filmen waren. Die Bilder zeigten vor allem startende
Hubschrauber oder marschierende Soldaten.
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Bei der Erzählung von der „Dolchstoß-Legende“, die
besagt, die amerikanischen Medien hätten durch ihre kritische Berichterstattung den Krieg „unterminiert“ und die
Bevölkerung gegen den Krieg aufgebracht, handle es sich
jedoch – darin sind sich die meisten MedienwissenschafterInnen einig – um einen sorgsam gepflegten Mythos.
Die Berichterstattung der KriegskorrespondentInnen vor
Ort hätte nur wenige kritische Stimmen und Bilder umfasst
und diese wären – z.B. neben den erstarkenden sozialkritischen Bewegungen der 1960er-Jahre – nur ein Beitrag
von vielen gewesen, die den Meinungsumschwung in der
Bevölkerung angestoßen hätten. „Der Diskurs um Vietnam wird bis heute entscheidend von den Medien geprägt,
er dient nicht zuletzt der Aufrechterhaltung der eigenen
Glaubwürdigkeit und Bedeutung. Zugleich liefert er jedoch
den Vorwand für Maßnahmen zur Einschränkung journalistischer Bewegungsfreiheit in Kriegszeiten – Maßnahmen, die
sich bis heute auf die mediale Kriegsrepräsentation auswirken. In diesem Sinne ist Vietnam also sowohl größter Erfolg
als auch schwerstes Trauma der Kriegsberichterstatter.“*
Die Macht der Bilder und Bildmanipulation
WissenschafterInnen führen u.a. neurophysiologische
Gründe dafür an, dass Menschen Bilder als glaubwürdig
ansehen und als „authentisch“ akzeptieren. „Ein Wissen
um die konstruierten, subjektiven und ggf. auch manipulierenden Elemente von Bildern ist (...) nicht Bestandteil
des Bildbewusstseins“*.
Das heißt, die Möglichkeit einer Manipulation wird
selten bewusst wahrgenommen. Nichtsdestotrotz sind
diese – und waren es auch bereits vor dem Zeitalter
der digitalen Bildbearbeitung – zahlreich: z.B. falsche
Beschriftung, die das Bild in einen anderen Kontext
stellt; Inszenierung bzw. gestellte Bilder; Einfügen
oder Löschen von Bildelementen/Personen bzw. Bildmontage. Auch die Veränderung von Schärfe oder Farbe,
die Auswahl der Perspektive (z.B. „Froschperspektive“,
„Weitwinkel“), der Bildausschnitt u.v.m. können die
Interpretation eines Bildes beeinflussen.
Ein Beispiel für eine solche Beeinflussung der Wahrnehmung durch Bildselektion und Bildausschnitt ist
das bekannte – und zu einem der Symbolbilder für den
Vietnamkrieg gewordene – Foto der neunjährigen Kim
Phúc, die am 8. Juni 1972 in einem Dorf in der Nähe von
Saigon durch einen Luftangriff verbrannt wurde und
vor den Bomben und (vermeintlichen) Soldaten flieht.
Erst wenn man die unbeschnittenen und aussortierten
Bilder des Geschehens betrachtet, werden die Männer
im Hintergrund als Fotografen kenntlich, welche zuerst
die verletzten Kinder abfotografieren, bevor sie diesen
zu Hilfe kommen.
„Minutiös rekonstruiert [der Geschichtsprofessor Gerhard] Paul, ohne den Schrecken des Krieges zu relativieren oder gar Kim Phúcs Leiden kleinzureden, unter welchen
Umständen das Bild entstand und wie sich die Situation
nach der berühmten Aufnahme weiterentwickelte. (…)
'Anders als [der Fotograf des Bildes] Nick Út später immer behaupten wird, bilden gerade diese Aufnahmen
weniger ‚den Krieg an sich‘ ab, sondern das Verhalten der
Medienvertreter in Kriegen gegenüber seinen Opfern' [so
Gerhard Paul].“**
„Die Ikone: Am 8. Juni 1972 wurde das Dorf Trang Bang unweit von Saigon von
einem Luftangriff getroffen. Nackt und verbrannt floh die damals 9-jährige Kim
Phúc – und wurde fotografiert. In diesem Beschnitt ging ihr Bild um die Welt und
wurde umgehend zur kriegsanklagenden Ikone.“ Bildtext: Die Welt, 7.3.2013.
Bildquellen: picture alliance/AP
* Haller, Michael: Scheinbar authentisch. Was Bilder von Kriegen und
Krisen (nicht) leisten können. In: Löffelholz, Martin / Trippe, Christian
F. / Hoffmann, Andrea C. (Hg.): Kriegs- und Krisenberichterstattung.
Ein Handbuch. Konstanz: UVK, 2008. S. 271f.
** Kellerhoff, Sven Felix: Die ganze Story um das Foto vom Napalm-Mädchen. In: Die Welt (7.3.2013): www.welt.de/geschichte/article114225870/
Die-ganze-Story-um-das-Foto-vom-Napalm-Maedchen.html
* Klein, 2006. S. 212.
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1.4 I rak -K rieg : I nformationskrieg
und „E mbedded J ournalism “
1.4.1 Sprache des Krieges
Neben den vermittelten Bildern ist die Sprache, die in der
Berichterstattung über Kriegs- und Krisensituationen
verwendet wird, von großer Bedeutung, da sie Emotionen
schüren bzw. zur Deeskalation beitragen kann. Anhand
der verwendeten Begrifflichkeiten lässt sich auch eine
mögliche Positionierung des/der Berichtenden festmachen, wird Nähe, Skepsis oder Distanz vermittelt.*
Wenn beispielsweise Militärverantwortliche von „chirurgischen Eingriffen“ anstelle von Luftangriffen sprechen,
wird damit der Eindruck eines „sauberen“, präzisen und
unblutigen Krieges vermittelt, hinter dem jedoch in den
meisten Fällen Todesopfer stehen. Auch wenn der Gegner
nicht mehr als Gegner benannt, sondern nur noch von
„Zielen“ gesprochen wird, trägt die Sprache zu einer Entmenschlichung der am Krieg Beteiligten bei.
Im Irak-Krieg nahm die ausgefeilte Sprache, das richtige
„Wording“, von Anfang an eine zentrale Rolle ein, um in
der Öffentlichkeit die notwendige Unterstützung für den
Krieg zu erlangen. Als Hauptgrund für den Angriffskrieg
führte die US-Regierung die Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen im Irak an. Dieses Bedrohungsszenario wurde von beinahe allen Medien aufgegriffen und verbreitet und die Begründung hielt sich in der
Öffentlichkeit auch noch Jahre später, als keine Massenvernichtungswaffen gefunden werden konnten.
Der zweite Teil der Informationspolitik der USA betraf
die Botschaft, dass Saddam Hussein das irakische
Volk unterdrücke und dieses „befreit“ werden müsse.
Das Argument wurde durch Schlagwörter wie „Operation
Iraqi freedom“ oder „the liberation of Iraq“ unterstützt
und auch die Irakerinnen und Iraker wurden mit Hilfe von
Flugblättern, Radiosendungen sowie durch die gezielte
Ausschaltung der irakischen Kommunikationsstrukturen
Ziel dieser Medienkampagne.
* vgl. für Kapitel 1.4 hier und im Folgenden: Gaus, Bettina: Frontberichte.
Die Macht der Medien im Zeitalter des Krieges. Frankfurt/New York: Campus Verlag, 2004. S. 78ff sowie Bussemer, Thymian: Medien als Kriegswaffe.
Eine Analyse der amerikanischen Militärpropaganda im Irak-Krieg. In:
Aus Politik und Zeitgeschichte, Nr. 49-50/2003. Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.). S. 20-28 sowie Schwarte, Kristina Isabel: Embedded
Journalists. Kriegsberichterstattung im Wandel. Münster: Westfälisches
Dampfboot, 2007. S. 53-91 sowie Chimelli, Rudolph: Wahrheit in Gefahr.
Berichterstattung zwischen Propaganda und Schludrigkeit. S. 35-37 sowie
Armbruster, Jörg: Durch den Sehschlitz eines Panzers. Risiken und Nebenwirkungen des eingebetteten Journalismus. S. 112-115. Beide in: Kriegsund Krisenberichterstattung. Ein Handbuch, 2008.
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1.4.2 „Embedded Journalism“
Eine weitere wichtige Strategie im Informationskrieg
der USA war das „Embedding“ von JournalistInnen.
Das bedeutete, dass fast 800 ReporterInnen den amerikanischen und britischen Truppen und Einheiten zugeordnet wurden und bei Feldzügen und Kämpfen anwesend
sein durften. Der Vorteil für die ReporterInnen war, dass
eine Berichterstattung über einen längeren Zeitraum
möglich war und sie zudem große Chancen auf Exklusivbilder und personalisierte „Geschichten“ („Ein Tag im
Leben von SoldatIn X“ etc.) erhielten. Auch konnten
auf diese Weise viele Live-Schaltungen und eine quasi
24-stündige Berichterstattung angeboten werden, die
den ZuseherInnen zu Hause das Gefühl gaben, „in Echtzeit“ am Kriegsgeschehen teilzuhaben.**
Die Vorteile für die Militärseite waren jedoch ungleich
größer: So verfügte sie dadurch über eine flächendeckende TV-Berichterstattung über das Kriegsgeschehen
für sich und die eigenen SoldatInnen, konnte gleichzeitig den Gegner einschüchtern und hatte die berichtenden JournalistInnen immer „im Blick“ bzw. konnte
deren Informationszugang steuern. Die enge Anbindung
an die Truppen, die intensiven persönlichen Kontakte
und gemeinsam durchlebten Gefahrenmomente führten
zusätzlich dazu, dass sich die ReporterInnen (unbewusst) mit den SoldatInnen solidarisierten („Korruption
durch Nähe“).
Methodentipp
Kann Kriegsberichterstattung objektiv sein?
•• Einem/r TeilnehmerIn wird ein Bild gezeigt, das er/
sie sich sehr detailliert ansehen und einprägen soll.
•• Das Bild wird in einem abgeschlossenen Raum einer
zweiten Person aus dem Gedächtnis beschrieben.
•• Dieses Verfahren wird sechsmal wiederholt.
•• Die sechste Person beschreibt das Bild dem Plenum,
das sich anschließend das Original auf einer Overhead-Projektion gemeinsam ansieht.
•• Gemeinsames Gespräch über die Fragen, wer warum
welche Information aufnimmt, auswählt, behält und
weitergibt.
Variation: Statt eines Bildes kann auch eine Geschichte
erzählt bzw. weitererzählt werden.
Quelle: www.whywar.at/methoden_stille_post
** KritikerInnen führen an, dass diese immer schneller werdende Berichterstattung auf Abruf differenzierte Recherchen und die Überprüfung von
Fakten quasi verunmöglicht und Informationen nur noch ständig wiederholt bzw. die Bilder, um die es primär geht, „kommentiert“ werden.
2014
Nr. 6
Med ien und K r ieg
JournalistInnen, die zu kritisch berichteten bzw. sich
nicht an die Auflagen und Einschränkungen hielten, wurden ausgegrenzt bzw. wurde ihnen der Zugang zu Informationen erschwert. Dabei muss nicht grundsätzlich jede
Zusammenarbeit mit den Militärverantwortlichen zum
Nachteil der Berichterstattung sein. Die Anbindung an
eine Infrastruktur in oft entlegenen oder gefährlichen
Kriegsgebieten, der Kontakt zu ÜbersetzerInnen und
zu InterviewpartnerInnen sowie die Verfügbarkeit technischer Möglichkeiten kann die Kriegsberichterstattung
manchmal überhaupt erst möglich machen. Wichtig ist
das Bewusstsein und die Reflexion darüber, dass „eingebettete“ JournalistInnen nur einen vorselektierten
und begrenzten Bildausschnitt des Krieges erhalten, was
durch zusätzliche Quellen und weitere Recherchen ausgeglichen werden muss.
Das Militär und die Verantwortlichen für die Öffentlichkeitsarbeit des Irak-Krieges bemühten sich in den Medienzentren vor Ort umfassend um die JournalistInnen
und versorgten diese mit täglichen Pressekonferenzen,
Briefings und Angeboten. Diese Strategie wird von KommunikationswissenschafterInnen als „feeding the media“
bezeichnet, die vorbeugen soll, dass die JournalistInnen
selbst zu recherchieren beginnen. Wirklich relevante
Informationen wurden jedoch unter Verschluss gehalten.
Dadurch wuchs der Unmut vieler internationaler BerichterstatterInnen und führte zu Distanzierung und teilweise auch Zynismus in der Berichterstattung über den
Irak-Krieg. Einige Medien begannen auch, dem durch das
Militär erwünschten Bild von Erfolgen oder der dankbaren,
„befreiten“ Bevölkerung kritische Gegenbilder gegenüberzustellen und ließen durch ihre Kommentare die Konstruktion bzw. Inszenierung des Geschehens durchblicken.
1.4.3 „Alternative“ Formen der Berichterstattung
Die Darstellung des Militärs wurde zusätzlich durch Bilder
getöteter ZivilistInnen, gefangener SoldatInnen oder die
Folterbilder aus Abu Ghraib konterkariert, die durch Sender wie Al-Jazeera bzw. durch privat gemachte Bilder von
SoldatInnen und ZivilistInnen zur Verfügung standen.
Plattformen wie Wikileaks, die geheime Kriegsdokumente
aus dem Pentagon veröffentlichten, nutzergesteuerte
Angebote wie Youtube, auf dem selbstgefilmte Kriegsvideos abrufbar sind, oder „WarBlogs“ von SoldatInnen
und ZivilistInnen stellen „alternative“ und ergänzende
Informationsquellen und Blickwinkel dar. Das „Nebeneinander“ all dieser Quellen macht die Auswahl zuverlässiger Informationen jedoch nicht leichter.
WarGames
Viele Computerspiele werden in Kooperation von SpieleentwicklerInnen und Militär hergestellt und neben der
kommerziellen Nutzung auch in der Rekrutierung sowie
der Ausbildung von SoldatInnen eingesetzt.
Methodentipp
Machen Kriegsspiele und Kriegsfilme aggressiv?
Ablauf:
•• Sechs verschiedene Thesen bzw. Maßnahmen werden
auf sechs Plakate geschrieben, die im Raum verteilt
aufgehängt werden.
•• Die TeilnehmerInnen stellen sich zu dem Plakat, das
die Meinung bzw. die Maßnahme enthält, der sie am
ehesten zustimmen können.
•• Die Gruppe um die jeweilige These diskutiert diese.
•• Ein/e SprecherIn formuliert die Begründung, aber
auch unterschiedliche Zugänge vor der Großgruppe,
die zwar das Recht hat rückzufragen, aber nicht
dagegen zu argumentieren.
•• Erst nach der Präsentation aller Gruppenergebnisse
werden offene Fragen diskutiert.
Sechs Thesen für die sechs Ecken:
•• Die Kartharsisthese: Die Neigung, selbst Gewalt auszuüben, wird durch das Erleben fiktiver Gewalt in
Medien verringert.
•• Die Inhibitionsthese: Zwar regt die gezeigte Gewalt
in den Medien dazu an, selbst Gewalt auszuüben,
jedoch wird diese aus vermeintlicher Angst vor
Bestrafung nicht umgesetzt.
•• Die Imitationsthese: Gewalt in Medien wirkt provozierend und führt zur Nachahmung.
•• Habitualisierungsthese: Die permanente Überflutung von Gewalt in Medien führt zu Gewöhnung und
Abstumpfung.
•• Kultivationsthese: Der hohe Konsum von Medien führt
beim Zuseher/der Zuseherin zu einer verzerrten Sicht
der gesellschaftlichen Realität.
•• These von der bedingten Wirkung des Fernsehens:
Nicht die Medien sind unmittelbar der Auslöser für
gewalttätige Bereitschaft. Der hohe Konsum führt zu
einer Desensibilisierung des Zusehers/der Zuseherin.
Dadurch werden humane und ethische bzw. gesellschaftliche Normen abgebaut.
Quelle: www.whywar.at/methoden_6_ecken
tw i tte r. c o m/ Z e ntr um _poli s
9
p o li s a kt ue ll
2 Kzwischen
riegsberichterstattung –
V erantwortung und R isiko
2.1 K riegsjournalismus
Nur ein kleiner Teil unserer „Realität“ besteht aus selbst
gemachten Erfahrungen. Ein viel größerer Teil – wozu für
die meisten Menschen auch der Krieg gehört – setzt sich
aus den Eindrücken und der Vermittlung Dritter zusammen und in diesem Bereich konstruieren die Massenmedien unsere Wirklichkeit (mit).* Medien beeinflussen
dadurch, welche Themen sie auswählen oder auch auslassen, und wie sie das Ausgewählte darstellen**, was unsere
Aufmerksamkeit erlangt und auf die öffentliche Tagesordnung gesetzt wird („Agenda Setting“).
Da an die JournalistInnen jeden Tag hunderte von Informationen herangetragen werden, richten diese ihre
Selektion entlang bestimmter Nachrichtenwerte (z.B.
Aktualität/Neuigkeit, kulturelle oder geografische Nähe/
Betroffenheit, negative Folgen/Schaden/Misserfolg
etc.) aus und nehmen damit eine „Gatekeeper“- oder
„Schleusen“-Funktion ein. Bestimmt wird die Auswahl der
Medien auch durch den Wettbewerb um Aufmerksamkeit,
Auflage bzw. die (angenommene) Nachfrage der NutzerInnen. Kriegs- und Krisenzeiten führen zu einer erhöhten
Mediennutzung – d.h. zu Gewinn für die Medienunternehmen – und werden u.a. den Nachrichtenfaktoren Aktualität*** und Negativität, aber auch dem Bedürfnis nach Information und Unterhaltung der RezipientInen gerecht.
Methodentipp: Kritik an medialer Kriegsberichterstattung und „vergessene Kriege“
Eine Unterrichtsidee zu diesen beiden Schwerpunkten
findet sich auf Seite 20 dieses Hefts.
* vgl. für Kapitel 2 hier und im Folgenden: Thumann, Michael: Quellenvielfalt öffnet den Blick. Wie Medien sich der Objektivität annähern können. S. 195-198 sowie Elter, Andreas: Informationsoperationen. Kommunikation als Bestandteil der Kriegsführung. S. 203-209 sowie Hahn, Oliver:
Reiz und Routine. Neue alte Kriterien der Nachrichtenauswahl. S. 231-234
sowie Hanitzsch, Thomas: Wir malen uns ein Feindbild. Friedensjournalismus will Stereotype aufbrechen. S.247-250. Alle erschienen in: Kriegs- und
Krisenberichterstattung. Ein Handbuch, 2008 sowie Gaus, 2004. S. 65ff
und 149-155 sowie Reporter ohne Grenzen: www.reporter-ohne-grenzen.de
** Wird beispielsweise das Thema in einem ausführlichen Beitrag behandelt
oder kommt es zu den „Kurznachrichten“?
*** Dies lässt sich auch an der Menge von „breaking news“ in Zusammenhang mit Kriegsberichterstattung beobachten.
10
www. politik-ler n en .at
„Kriegsberichterstattung erfüllt verschiedene Zwecke und
befriedigt unterschiedliche Interessen:
•• Das Informationsinteresse des Publikums.
•• Das Informations-, Aufklärungs- und Bildungsinteresse der Medien, aber auch das ökonomische
Interesse der Medienmacher.
•• Das informationspolitische Interesse von PolitikerInnen und Militärs, ihre Kriege mit Hilfe der
Medien erfolgreich zu führen.“****
Nachdem das Militär die Medien in Kriegen oft als „Gegenspieler“ oder „Störfaktoren“ angesehen hatte und auf
die Berichterstattung vor allem mit Zensurmaßnahmen reagiert hatte, spielte in den Kriegen der jüngeren
Vergangenheit das „sicherheitspolitische Kommunikationsmanagement“ eine zunehmend wichtigere Rolle.
Zu dieser Form von PR- und Öffentlichkeitsarbeit bzw.
„Nachrichtenlenkung“ gehören Pressekonferenzen und
-mitteilungen, Hintergrundgespräche, die Bereitstellung
von Informationsmaterialien, das Angebot sicherheitspolitischer Schulungen für JournalistInnen, Besuchstage am Truppenstützpunkt u.v.m. Die kriegführenden
Parteien versuchen so, die Medien „als Kriegswaffe“ für
die Beeinflussung der öffentlichen Meinung „an der Heimatfront“ oder die psychologische Einschüchterung des
Gegners einzusetzen. Medienanalysen zeigen, dass die
Gefahr einer Vereinnahmung der Medien insbesondere
dann groß ist, wenn das eigene Land am Krieg beteiligt
ist („rally around the flag“).
Was können also JournalistInnen tun, um sich nicht durch
Regierungen oder Kriegsparteien vereinnahmen oder gar
instrumentalisieren zu lassen? Eine Empfehlung lautet,
jede einlangende Information anhand der folgenden
Kriterien zu analysieren: „Wer sagt was, durch welches
Medium, vor welchem Hintergrund und mit welcher Intention zu welchem Zeitpunkt zu wem?“ (Lasswell-Formel)
Zu einer Annäherung an ein „objektives Gesamtbild“ trägt
des Weiteren bei, im Rahmen der Berichterstattung immer
möglichst viele verschiedene Quellen heranzuziehen.*****
**** Matouschek, Bernd: Medien. Krieg. Sprache. Der Afghanistankrieg
nach 9/11 in Boulevardmedien. bm:bwk/BMBF (Hg.), 2002. S. 31.
***** So vertraten die beiden Chefredakteure der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“ gegenüber dem Irak-Krieg zwei gänzlich entgegengesetzte Meinungen, die im Kommentarteil regelmäßig mit den LeserInnen
geteilt wurden.
2014
1914/2014:
B undeskanzleramt und S taats archiv zeigen A usstellung über
das k . u . k .K riegspressequartier
Text zur Verfügung gestellt von: Bundeskanzleramt, 2014
Das Spannungsfeld Medien, Krieg und Propaganda sowie
die Funktionsweise der zentralen Medien bei der Kriegsvermittlung stehen im Fokus jener Ausstellung, die Bundeskanzleramt/Bundespressedienst und Österreichisches
Staatsarchiv über das k.u.k. Kriegspressequartier zeigen.
Die Ausstellung versteht sich als kritischer Beitrag zur
Entstehung der heutigen Medienwelt und gibt Einblick in
die Zusammenhänge und Auswirkungen medial genutzter
Kulturtechniken. Dabei wird nicht nur historisches Material gezeigt, sondern der Blick auch gezielt auf aktuelle Zusammenhänge gelenkt, wie etwa auf den Bereich
Medien und Krieg in unseren Tagen, auf Fragestellungen,
mit welchen sich die Öffentlichkeit auch heute immer
wieder konfrontiert sieht. Die Thematisierung der Manipulationsfähigkeit von Mediensystemen erfolgt vor dem
Hintergrund einer kritischen Auseinandersetzung mit
dem durch den Krieg beeinflussten Mediensektor, der
etwa von Themenselektion, gelenkter Berichterstattung,
gezielter Informationsstörung und zensorischen Maßnahmen betroffen ist – und war.
Kriegspressequartier:
Schaffung eines Medienverbundes
Das Kriegspressequartier (KPQ) war Österreich-Ungarns
zentrale militärische Propagandaeinrichtung während des
Ersten Weltkrieges. Das KPQ wurde unmittelbar zu Kriegsbeginn aufgestellt und koordinierte zunächst nur die
Berichterstattung der Printmedien, wofür Journalisten und
namhafte Schriftsteller herangezogen wurden. Im Laufe
der Zeit wurden seine Dienste immer weiter ausgebaut.
Bis zum Ende des Krieges bündelte das KPQ alle damals zur
Verfügung stehenden medialen Ausdrucksformen und entwickelte sich so zu einer umfassenden Informations- und
Propagandaeinrichtung. Als solche stellte es etwa die Disziplinen Malerei, Grafik, Fotografie, Bildhauerei, Kunstgewerbe, Film und Theater in seinen Dienst und übte gleichzeitig die militärische Zensurhoheit aus.
Die Ausstellung wird von 2. Juni bis 31. Oktober 2014
im Palais Porcia, Herrengasse 23, 1010 Wien gezeigt.
Sie ist speziell für Schülerinnen und Schüler ab 14 Jahren
geeignet und bietet auch Unterrichtsmaterial, Führungen und interaktive Elemente. Der Eintritt ist frei.
Durch die Einbindung der Kriegsberichterstattung in
militärische Strukturen und eine gelenkte Nachrichtenversorgung der Presse wurde überdies ein Kontrollinstrument zur Lenkung der öffentlichen Meinung geschaffen.
Das KPQ bediente sich dabei bewusst des gezielten Einsatzes der zur Verfügung stehenden Medienvielfalt. Es
schuf, formte, verwaltete und lenkte damit einen systemischen Medienverbund und ermöglichte eine informationsbezogene Kriegsführung.
Kriegspressequartier 1914-1916:
Passive Berichterstattung
Das KPQ wurde ab
dem 25. Juli 1914,
dem Tag der Teilmobilmachung, von
Oberst Maximilian
von Hoen (18671940) in Wien aufgestellt. Als Grundlage diente die bereits im Jahr 1909 erlassene Mobilisierungsinstruktion, in welcher Organisation
und Wirkungskreis festgelegt wurden. Als Instrument der
positiven Pressepolitik sollte das direkt dem Armeeoberkommando (AOK) unterstellte KPQ zur kontinuierlichen
Nachrichtenversorgung für die Presse herangezogen werden. Vorgesehen war zunächst einzig die „Aufnahme von
Vertretern […] der in- und ausländischen Presse“, die nur
im Ausnahmefall wehrpflichtig sein sollten. An die Vertreter anderer Disziplinen wie Fotografen oder Maler war
in den Instruktionen des Jahres 1909 noch nicht gedacht
worden, wenngleich einige davon schon sehr bald auch
im Rahmen des KPQ ihre Arbeit aufnehmen sollten.
Die Gesamtzahl der Korrespondentenstellen wurde
zunächst auf 15 ausländische und 16 inländische (acht
österreichische, acht ungarische) festgelegt. Der stark
fluktuierende Präsenzstand der Kriegsberichterstatter im
KPQ wuchs bald weit über die vorgesehene Personenzahl
hinaus. Im Jahr 1918 war das mittlerweile höchst differenzierte und auf rund 890 Mitarbeiter angewachsene
KPQ zur zentralen Mediendrehscheibe der Monarchie
geworden. Prominente (temporäre) Mitglieder des KPQ
waren Schriftsteller und Journalisten wie etwa Alexander
Roda Roda, Egon Erwin Kisch, Franz Molnar, Robert Musil,
Karl Hans Strobl, Alice Schalek und Ludwig Ganghofer.
Einige nicht zum KPQ gehörende Literaten wie z.B. Franz
Werfel oder Hugo von Hofmannsthal machten in dessen
Auftrag oder zumindest mit dessen Billigung Vortragsreisen ins neutrale und befreundete Ausland oder in die
besetzten Gebiete. Bekannte Kriegsmaler in der Kunstgruppe des KPQ waren z.B. Albin Egger-Lienz, Oskar
Kokoschka und Anton Kolig. Die Filmproduktion wurde
von Alexander Graf Kolowrat-Krakowskys „Sascha-Filmfabrik“ dominiert.
Ententepropaganda verstärkte das Militär seinen Einfluss
auf die Bereiche Foto, Film, Kino und Theater immer mehr
und brachte sie so unter seine Kontrolle. Das KPQ war zu
der entscheidenden Mediendrehscheibe der Monarchie
geworden. Eine Wahrung der Kontinuität – die Erhaltung
des KPQ bei Anpassung an die republikanischen Verhältnisse – konnte nach dem Ende des Weltkrieges nicht
erreicht werden. Ab dem 15. Dezember 1918 galten alle
Dienststellen als aufgelöst.
Kriegspressequartier 1917-1918:
Aktive Medienkontrolle
Die sich seit Herbst 1916 abzeichnende Ablöse von Maximilian von Hoen und die Ernennung von Oberst des Generalstabes Wilhelm Eisner-Bubna (1875-1926) im März
1917 zum Kommandanten des KPQ ging mit dessen Neuausrichtung und organisatorischen Differenzierung einher. Da der entschlossene Eisner-Bubna einen „geradezu
amerikanischen Hang zu großzügiger Organisation in
sich trug, nahm das KPQ unter seiner Leitung einen ungeahnten Aufschwung“, so der österreichische Schriftsteller Karl Hans Strobl in seinen Erinnerungen.
In einer neuen Dienstordnung vom Juli 1917 wurde das
KPQ als Mittel der Propaganda positioniert: „Pressedienst
ist Propagandadienst. Beide gehören zu den wichtigsten
Mitteln, das Ansehen der Wehrmacht im In- und Auslande
zu heben“, heißt es darin etwa. Der Aufgabenbereich
wurde sukzessive erweitert. Dem KPQ oblag die „Leitung
des gesamten militärischen Pressedienstes nach den
Weisungen des Generalstabes“, es übte die oberste militärische Beratung der Pressezensur aus und war für den
exekutiven Pressedienst des AOK und der Armee im Felde
verantwortlich. Es sollte Einfluss auf die in- und ausländische Presse ausüben und Feindpropaganda abwehren.
Darüber hinaus gab das KPQ u.a. eigene Periodika (z.B.
Österreichisch-Ungarische Kriegskorrespondenz, Volk und
Heer, Domenica della Gazetta), aber etwa auch die fremdsprachige Publikation La Marche sur Trieste zu Propagandazwecken heraus. Die Dienststellen des KPQ fertigten inund ausländische Pressespiegel an, verfassten amtliche
und nichtamtliche Meldungen sowie Presseinformationen
und veranstalteten Vorträge über militärische Themen.
Dem KPQ oblag die Leitung der Kriegsberichterstattung,
die es vor allem durch die Organisation von Reisen in die
Frontgebiete ausübte. Neben der Entsendung (und damit
auch der Überwachung) von Journalisten, Schriftstellern und Fotografen, aber auch von Malern, Bildhauern
und Filmschaffenden organisierte das KPQ Auftritte von
Theatergruppen und Tonkünstlern sowie Vorführungen
von Kinooperateuren zum Zweck der Truppenbetreuung an der Front. Nicht zuletzt unter dem Eindruck der
Kunstgruppe: Gemälde und Fotografie
Schon bald nach Kriegsbeginn bot das KPQ Malern und
Fotografen die Gelegenheit, „den Krieg in allen seinen Teilen – namentlich an der Front – kennen zu lernen und das
Gesehene künstlerisch festzuhalten und auszugestalten“.
Die 1915 gegründete und organisatorisch beim Kriegsarchiv (ab 1917: KPQ) angesiedelte Kunstgruppe vereinte
zunächst beide Berufsgruppen, deren Arbeitsgrundlage
in der „Vorschrift für die bildliche Berichterstattung im
Kriege“ umrissen war. Zur Sammlung von Eindrücken
und zur Anfertigung von Skizzen wurden die Kriegsmaler vom KPQ für die Dauer von etwa zwei Monaten an die
Front beordert und
erhielten danach „Heimaturlaub“, um die
gewonnenen Eindrücke in Kunstwerken
verarbeiten zu können. Danach hatten sie
für jede Woche abseits
der Front eine Skizze,
für jeden Monat ein Bild abzuliefern. Bei mangelnder
Produktivität wurden die Künstler daran erinnert, dass
sie als Kompensation für ihre „ruhige, sorglose Verwendung […] produktiv zu sein“ hätten. Andernfalls würde
ihre Einrückung verfügt. Zwischen 1915 und 1918 wurden
die im Auftrag des Kriegsarchivs/des KPQ geschaffenen
Werke in 39 Ausstellungen im In- sowie im (verbündeten
und neutralen) Ausland gezeigt. Durch die Herstellung
von Kriegsgemälden sollte zudem der Beweis für ein nicht
erlahmendes Kulturleben auf höchstem Niveau erbracht
werden.
Die Lichtbildstelle – 1917 aus der Kunstgruppe hervorgegangen – versammelte die Kriegsfotografen, unterstützte
den „militärischen Pressedienst“ sowie die „Propagandatätigkeit“ und stellte Journalisten, Künstlern und Wissenschaftlern Illustrationsmaterial zur Verfügung. Das
fotographische Erbe des KPQ umfasst im Österreichischen
Staatsarchiv etwa 300.000 Bilder, im Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek lagern rund 33.000 Fotos.
Der Fotobereich wurde
einer strengen Zensur
durch das Militär unterworfen, welches den
Vertrieb
kontrollierte
und die wenigen privaten Agenturen unter
seine Kontrolle brachte.
Um dem von heimischen
illustrierten
Zeitungen
vorgebrachten Mangel an
aktuellem, authentischem
und stimmigem Bildmaterial beizukommen, wurden
sogar „alle Amateurfotografen der Armee“ zur Bildabgabe
aufgefordert.
Mit der Herstellungsüberwachung und Distributionskontrolle der bildlichen Kriegsberichterstattung erreichte
das Militär die wirksame Propaganda über die Leistungen
der Armee sowie die Herstellung von Bildmaterial zur
Ausgestaltung (wissenschaftlicher) Abhandlungen. Mittels der bewussten Selektion von Bildmaterial steuerte
das KPQ das bildhafte Bewusstsein der (Medien)Öffentlichkeit über den Krieg und nahm so Einfluss auf dessen
thematische Interpretation.
Filmstelle: Kino für Front und Heimat
Die vor dem Jahr 1914 in ihrer Bedeutung eher periphere
und in der Öffentlichkeit wenig maßgebliche Filmindustrie verzeichnete aufgrund ihrer vom Militär vorgegebenen Nutzung als Propagandawerkzeug und Informationsinstrument verstärkt ab dem Ende des Krieges einen
bedeutenden Entwicklungsschub und vollzog damit
eine inhaltlichen Verschiebung hin zum Massenmedium. Herstellungs- und Präsentationsorte waren dabei
bewusst gegenläufig konzipiert: Während die an der
Front gedrehten Filme für die heimischen Kinos bestimmt
waren, entstanden im Frontbereich „Feldkinos“, deren
thematisch im Hinterland verortetes Programm auf die
Unterhaltung und Zerstreuung der Soldaten im Feld abgestellt war.
In Österreich-Ungarn lagerte das Militär die Agenden der
Kriegs- und Propagandafilmproduktion bei Kriegsbeginn
zunächst an drei externe Firmen aus. Neben der „Wiener Kunstfilm-Industrie-Gesellschaft“ und der „Österreichisch-Ungarischen Kinoindustrie-Gesellschaft“ war
dies vor allem die „Sascha-Filmfabrik“ von Alexander
Graf Kolowrat-Krakowsky (1886-1927), der in den folgenden Jahren die führende Rolle übernehmen sollte.
Der Produktionsschwerpunkt lag auf der Herstellung von
Wochenschauberichten und Propagandafilmen.
Die erst ab 1917 dem KPQ zugeordnete „Filmstelle“ ressortierte zunächst zum Kriegsarchiv, da die Herstellungskoordination und Expositur zweckmäßiger von Wien
aus wahrgenommen werden konnte. Von dort wurden
zunächst sechs Kinoexposituren zusammengestellt, die
aus je einem Operateur und zwei Gehilfen bestanden.
Während der Dauer von etwa vier bis sechs Wochen machten diese ihre Aufnahmen an der Front. In den Kriegsfilmen und Berichterstattungen sollte
nur gezeigt werden,
„was der rauen
Wirklichkeit nicht
allzu nahe kam
und geeignet war,
herabzustimmen.“
Die Filmproduktion und die Absatzfrage stellten die Firmen jedoch bald vor teilweise unlösbare finanzielle Belastungen. Das Armeeoberkommando (AOK) hatte überdies
ein restriktives Kooperationsverbot mit ausländischen,
vor allem deutschen Filmgesellschaften verhängt,
wodurch auf die (lukrativen) Vertriebswege und das Vorführnetz ausländischer Firmen verzichtet werden musste. Erst durch den Zusammenschluss der „Sascha-Film“
mit der Firma des deutschen Filmpioniers und Marktführers Oskar Messter konnte daneben auch Einfluss auf
das Erscheinungsbild der Monarchie bzw. deren Armee
im Ausland genommen werden. Die Kooperation wurde
jedoch noch während des Krieges – nach Gründung der
deutschen „UFA“ im Dezember 1917 – wieder beendet.
Ebenso standen auch die Betreiber privater Feldkinos in
einem besonderen Spannungsverhältnis zwischen dem
erwünschten Effekt der Truppenbetreuung, den strengen Auflagen der Militärverwaltung sowie den eigenen
wirtschaftlichen Interessen. Auch wenn dem Militär eine
angenehme Zerstreuung der Truppe willkommen war,
zentralisierte es auch diesen Bereich ab Mitte 1917, indem
es private Unternehmen aus dem Rennen drängte und so
die alleinige Kontrolle ausübte.
Literaten und Künstler:
Reflexion und persönliche Erfahrung
Namhafte Schriftsteller und Künstler von Rang fanden
im Laufe des Krieges Aufnahme im KPQ oder in der Literarischen Gruppe des Kriegsarchivs. Sie stellten sich damit
in den Dienst der k.u.k. Propagandamaschinerie und
wurden damit zu deren tragenden Säulen. Infolge der von
ihnen ausgeübten Medienkontrolle (wie dies etwa auch
in Großbritannien durch Rudyard Kipling und H. G. Wells
der Fall war) und der von ihnen verkörperten Position als
Meinungsbildungsinstanz hatten sie einen aktiven Anteil
an der Beeinflussung der öffentlichen Meinung.
Eine derartige Teilhabe fällt jedoch je nach individuellem
Befund unterschiedlich aus. Sie ist einerseits vor dem
Hintergrund eines bewussten Eintretens für chauvinistische und patriotische Ziele und andererseits der Möglichkeit zu sehen, durch die Aufnahme ins KPQ dem Frontdienst zu entgehen. Neben den Trägern bekannter Namen
fanden aber auch weniger talentierte, dafür aber über
umso mehr über Protektion und Einfluss verfügende Zeitgenossen Aufnahme im KPQ, da sie die „Kunst als Lebensversicherung“ verstanden, um dem Vaterland unter der
Mimikry des Kriegsberichterstatters, Kriegsmalers oder
Kriegsfotografen zu dienen.
In den einzelnen Phasen des Krieges lässt sich bei den
im KPQ tätigen Schriftstellern, Journalisten, Künstlern und Intellektuellen ein „Schwanken […] zwischen
Patriotismus und Pazifismus“ feststellen. Bei der näheren Befassung mit den einzelnen Lebensschicksalen
sind unterschiedliche Bewältigungsformen, Phasen und
Wandlungen feststellbar.
Durch die Einbindung der Kriegsberichterstatter in die
militärischen Strukturen verfolgte die militärische Macht
– durch „drakonische Verordnungen, großzügige Gastfreundschaft und ein kluges Entgegenkommen“ – das
Ziel, Einfluss und Kontrolle auszuüben. Im Gegenzug dazu
wurde den Journalisten und Schriftstellern ein staatlich-
militärisch legitimiertes Podium geboten, von dem aus
sie mit ihren volksbildnerisch-pädagogischen, schöpferisch-aufbauenden und aufklärerisch-belehrenden Texten Einfluss auf die Gesellschaft nehmen konnten, um so
die „Begeisterung der Massen“ zu stärken.
Eine Selbstreflexion fand nach dem Krieg nur sehr eingeschränkt statt. Den wenigen verschriftlichten Erinnerungen (Karl Hans Strobl, Richard A. Bermann alias
Arnold Höllriegel, Karl Lustig-Prean von Preanfeld) stehen Erfahrungsberichte bzw. Feuilletonsammlungen
(Alexander Roda Roda, Franz Molnar, Egon Erwin Kisch)
oder kritische Selbstzeugnisse über die Zeit im KPQ
gegenüber („politisch und moralisch fragwürdig“, wie Leo
Perutz urteilte), während andernorts offenbar in patriotischer Stimmung verfasste Texte in der Gesamtausgabe
getilgt werden (Franz Karl Ginzkey).
Besonders an der Biographie von Egon Erwin Kisch offenbart sich die innere Zerrissenheit eines Offiziers, der
fernab der Front ruhigen und gefahrlosen Tätigkeiten
nachging und nach Dienstschluss zur Theorie der Systemkritik und zum vorausgedachten Umsturz ansetzte.
Sein nach dem Krieg gefasstes Urteil über das KPQ bleibt
zwiespältig: Der Befund, dass man froh sein könne, von
der „Gewaltherrschaft der Laien des k.u.k. Kriegspressequartiers befreit“ zu sein, lässt sich insbesondere vor dem
Verlangen nach der Auflösung der eigenen Widersprüche
Text: Walter Reichel/BKA
verstehen.
Materialien für den Unterricht
» Wider Autofokus. De-/Konstruktion von historischen Darstellungen «
Die hundertste Wiederkehr des Jahres 1914 ist Anlass für allgegenwärtige Beschäftigung mit dem Ersten Weltkrieg.
Diese Beschäftigung wirft Fragestellungen rund um Formen des Gedenkens auf und kann Anstoß zur kritischen Reflexion
über unterschiedliche Geschichtsnarrative sein.
Wie wird Geschichte gemacht? Und welche Rolle spielen dabei die Medien? Wie wird ein historisches Ereignis, wie der
Erste Weltkrieg dargestellt und vermittelt? Wie werden dabei Darstellungsformen aus Kunst und Fotografie eingesetzt?
Im Rahmen der Ausstellung wurden Materialien zur Vor- und Nachbereitung des Ausstellungsbesuchs im Unterricht entwickelt. Sie bieten Möglichkeiten, historisches Quellenmaterial und Fotografien kritisch zu reflektieren und Bezüge zu
Sprach-, Bild- und Medienpolitiken der Gegenwart herzustellen.
Die Materialiensammlung beinhaltet didaktische Vorschläge für den Unterricht, ein ExpertInnengespräch über transnationale Perspektiven auf Erinnerungsdiskurse zum Ersten Weltkrieg in der österreichischen Migrationsgesellschaft
sowie vertiefende Literatur zu Bildpolitik, Bildkompetenz und Geschichtskonstruktion. Ergänzt werden diese Materialien
durch weiterführende Literaturhinweise und eine Linksammlung.
Die Materialien für den Unterricht werden auf Anfrage beim Veranstalter zur Verfügung gestellt.
Link zur Anmeldung zu den SchülerInnenführungen: www.bka.gv.at/ausstellung/fuehrungen
Nr. 6
Med ien und K r ieg
2.2 „V ergessene K riege “
Die Medienökonomie hat auch Einfluss darauf, über welche Krisen und Konflikte ausführlich berichtet wird bzw.
welche selten erwähnt werden und damit für einen Großteil der RezipientInnen unsichtbar bleiben. Das Kriterium
der „Nähe“ trägt dazu bei, dass vor allem über Kriege in
Ländern berichtet wird, denen sich die Zuseher-/Zuhörerund LeserInnen (vermeintlich) verbunden fühlen (geografisch, kulturell o.ä.). Der Nachrichtenwert der „Neuigkeit“ sorgt dafür, dass zu Beginn einer Krise das Interesse
groß ist, aber dann – zuungunsten länger andauernder
Konflikte und Kriege – wieder stark abnimmt. Zudem
glauben viele Medienunternehmen, dass sich komplexe,
unübersichtliche und widersprüchliche Konflikte nicht
mit dem Anspruch, ein möglichst breites Publikum zu
erreichen, vereinbaren lassen. Manches Mal liegen die
Gründe jedoch auch außerhalb des direkten Einflussbereichs der Medien, z.B. wenn die Logistik eine zuverlässige Berichterstattung erschwert bzw. verhindert, die
Frontlinien nicht erreicht werden können, es an Übertragungsmöglichkeiten fehlt oder das Gebiet nicht ohne zu
große eigene Gefährdung zugänglich ist.
Tipp Links
Kriege und Konflikte weltweit
Meldungen auf der Plattform „Frieden & Sicherheit“:
www.frieden-und-sicherheit.de/meldungen
Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI):
www.sipri.org/yearbook/2013
Friedensjournalismus (Peace Journalism)
Dieses Konzept für eine „alternative“ Kriegsberichterstattung wurde in den 1970er-Jahren vom Friedensforscher Johan Galtung entwickelt. Als Kritik gegenüber
der „traditionellen“ Berichterstattung werden u.a.
ihr Fokus auf Gewalt und die Frage nach den „GewinnerInnen“ eines Konflikts sowie monokausale Erklärungen der Ursachen von Kriegen, die Dämonisierung
bzw. Stereotypisierung der GegnerInnen oder die
unreflektierte Übernahme von Militärsprache in die
Berichterstattung genannt.
Von FriedensjournalistInnen wird im Gegensatz dazu
erwartet, die Hintergründe eines Konflikts aufzuzeigen und allen Parteien Gehör zu schenken, nach
Lösungen zu suchen und diese darzustellen sowie auch
die Friedensbemühungen und die Nachkriegsphasen
abzubilden. Zudem fordert Friedensjournalismus einen
Fokus auf die zivilen Opfer des Krieges und ein ständiges Hinterfragen der „militärischen Logik“.
KritikerInnen des Ansatzes führen als Hauptargumente
an, dass sich JournalistInnen in absoluter Neutralität
zu bewegen hätten und sich „nicht einmal für eine
gute Sache“ auf eine Seite schlagen dürften. Des Weiteren wird angezweifelt, ob das System der Medien, mit
seinem Fokus auf Einfachkeit und Schnelligkeit, die
Umsetzung dieser Anforderungen erlaube. Schließlich
geben viele JournalistInnen an, dass qualitativ hochwertige Berichterstattung die vom Friedensjournalismus geforderten Standards ohnehin bereits erfülle.
Gewaltsame Konflikte auf nationaler
Ebene 2013. Konfliktbarometer des
Heidelberger Instituts für Internationale Konfliktforschung (HIIK)
Quelle Grafik: conflict barometer 2013:
disputes. non-violent crises. violent
crises. limited wars. wars. Nr. 22, 2014.
www.hiik.de/de/downloads/data/
downloads_2013/ConflictBarometer2013.pdf
tw i tte r. c o m/ Z e ntr um _poli s
15
p o li s akt ue ll
2.3 J ournalist I nnen im K rieg
Die Gründe und Motive dafür, als JournalistIn aus Kriegsund Krisengebieten zu berichten, sind vielfältig. So
besteht die Möglichkeit, Anerkennung und auch Bekanntheit zu erlangen und beispielsweise als KorrespondentIn
„zum Gesicht“ bzw. „zur Stimme“ der Berichterstattung
über einen Krieg zu werden. Auch enthält es, so meint die
Journalistin Bettina Gaus, ein gewisses „sportliches Element“, als einzige/r der KollegInnen einen Augenzeugenbericht mit neuem Blickwinkel oder ein Exklusivinterview
mit dem Rebellenführer abliefern zu können. Mindestens
ebenso wichtig ist den meisten ReporterInnen jedoch der
Anspruch, der von einer Krise oder einem Krieg betroffenen (Zivil-)Bevölkerung eine Stimme zu geben. „Weil
die Chronistenpflicht es gebietet und weil die Betroffenen
einen Anspruch darauf haben, dass ihr Schicksal wenigstens zur Kenntnis genommen wird.“*
JournalistInnen, die über Kriege bzw. aus Krisengebieten
berichten, gehen dabei ein nicht unerhebliches Risiko
für ihre Gesundheit oder sogar ihr Leben ein. Jedes Jahr
werden JournalistInnen „im Einsatz“ getötet, hunderte
werden während bzw. aufgrund ihrer Berichterstattung
entführt, festgenommen oder verbleiben – zum Teil
über Jahre – in Haft. Bedrohungen und Einschüchterungsmaßnahmen von Regierungen bzw. den jeweiligen
Kriegsparteien sind an der Tagesordnung. Laut Reporter
ohne Grenzen wurden im Jahr 2013 71 JournalistInnen
„im Einsatz“ getötet und über 800 festgenommen; knapp
180 JournalistInnen sind weiterhin in Haft.
Neben den Vorsichtsmaßnahmen, die JournalistInnen in
Kriegs- und Krisengebieten für sich selbst treffen können, sind auch die sie entsendenden Medienunternehmen und die Regierungen der Staaten, aus denen die
ReporterInnen berichten, in der Verantwortung, für deren
Unversehrtheit zu sorgen. So hat Reporter ohne Grenzen
2002 eine „Charta zur Sicherheit von JournalistInnen in
Kriegs- und Krisengebieten“ verabschiedet, welche die
Verantwortlichen in den Medienunternehmen zu umfassendem Schutz der von ihnen entsandten BerichterstatterInnen verpflichtet.
Dazu gehört u.a. der Grundsatz, dass der Einsatz nur freiwillig erfolgen darf und von erfahrenen ReporterInnen
bzw. nach Möglichkeit im Team durchgeführt werden
sollte. Des Weiteren haben die Institutionen für eine angemessene Vorbereitung und Ausrüstung, Versicherung und
juristischen Schutz sowie psychologische Betreuung zu
sorgen.
Die UN-Resolution 1738, welche 2006 verabschiedet
wurde und den „Schutz von Zivilpersonen in bewaffneten
Konflikten“ zum Inhalt hat, verurteilt die Gewalttaten
und gezielten Angriffe auf JournalistInnen – die als Zivilpersonen gelten – als Verstoß gegen das Völkerrecht und
fordert die Mitgliedstaaten auf, alles zu unternehmen,
um JournalistInnen, Medienangehörige und deren MitarbeiterInnen vor Angriffen, Übergriffen und Repressalien
zu schützen sowie Verstöße strafrechtlich zu verfolgen.
Jahresbilanz der Pressefreiheit 2013
Reporter ohne Grenzen (Hg.), 2014
Die Organisation zum Schutz der Pressefreiheit bietet auf ihrer Website Informationen zu den „im Einsatz“ verhafteten
und getöteten JournalistInnen weltweit,
eine „Rangliste“ der Pressefreiheit mit
Hintergrundinformationen zu den Ländern
sowie den Text der „Charta zur Sicherheit
von JournalistInnen in Kriegs- und Krisengebieten“ im Detail:
www.reporter-ohne-grenzen.de
Quelle Grafik (Ausschnitt): Reporter ohne
Grenzen, 2014: www.reporter-ohne-grenzen.
de/fileadmin/Redaktion/Jahresbilanz/
Infografik_Jahresbilanz_DE_1200.png
* Gaus, 2004. S. 67.
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www. politik-ler n en .at
2014
Nr. 6
Med ien und K r ieg
3 Unterrichtsbeispiele
3.1 D er E rste W eltkrieg in G edichten
Dauer
2-3 Unterrichtseinheiten
Schulstufe
ab der 8. Schulstufe; Vertiefungsaufgaben für ältere SchülerInnen
Methoden
Interpretation und Recherche in Kleingruppen, Diskussion im Plenum
Materialien
Kopiervorlage, Computer mit Internetzugang
Kompetenzen
Methodenkompetenz, Urteilskompetenz
Zielsetzungen
Die SchülerInnen analysieren Gedichte über den „Großen“ Krieg und stellen diese in ihren
historischen Kontext.
Lehrplanbezug
Deutsch, Geschichte/Politische Bildung (wenn möglich als fächerübergreifende Unterrichtseinheit)
Ablauf
1.Teilen Sie allen SchülerInnen eine Kopiervorlage aus.
2.Lassen Sie nun sieben Freiwillige jeweils eines der Gedichte laut in der Klasse vorlesen.
3.Diskutieren Sie anschließend mit den SchülerInnen folgende Impulsfragen:
•• Welcher Krieg wird in den Gedichten thematisiert?
•• Was könnten Gründe dafür gewesen sein, dass viele SchriftstellerInnen und KünstlerInnen
den Beginn des Ersten Weltkrieges so euphorisch begrüßten und diesen auch durch ihre
Werke unterstützen? Was könnten Gründe dafür gewesen sein, dass einige SchriftstellerInnen
sich von Beginn an vehement gegen diesen Krieg aussprachen?
•• Glaubt ihr, dass diese Gedichte für und gegen den Krieg bei den LeserInnen etwas bewirkt haben?
•• Kennt ihr noch andere bekannte Gedichte über den Krieg – nicht nur in Bezug auf den Ersten
Weltkrieg? Wenn ja, welche? (z.B. Ingeborg Bachmann „Alle Tage“, Paul Celan „Todesfuge“,
Erich Fried „und vietnam und“-Gedichte, Ernst Jandl „schtzngrmm“)
4.Teilen Sie die Klasse in sieben Kleingruppen. Jede Gruppe erhält eines der sieben Gedichte zugeteilt. Das zweite Gedicht für die Interpretation darf sich die Gruppe selbst auswählen.
5.Die SchülerInnen erfüllen die Arbeitsaufträge in selbständiger Gruppenarbeit.
Vertiefungsaufgabe für ältere SchülerInnen: Die SchülerInnen recherchieren die Biographien
von jeweils zwei der AutorInnen und beziehen die Ergebnisse ihrer Recherchen in die Analyse und
Interpretation der zwei Gedichte mit ein. Unterstützen Sie die SchülerInnen, falls erforderlich, mit
weiteren Linktipps.
6.Anschließend präsentieren die Kleingruppen ihre Ergebnisse.
7.Ergänzen Sie, wenn nötig, Informationen zu den Gedichten und ihren AutorInnen bzw. historische Fakten zum Ersten Weltkrieg und klären Sie offen gebliebene Fragen.
Literaturtipps
•• Buelens, Geert: Europas Dichter und der Erste Weltkrieg. Berlin: Suhrkamp, 2014.
•• Langner, Ingo: Achtung! Achtung! Hier spricht der Krieg! 1914 – 1918. Bonn: Bundeszentrale für
politische Bildung (Hg.), 2014.
Autorin
Maria Haupt
Mit Dank an Gernot Haupt für die kritische Durchsicht, die zahlreichen Anregungen sowie das Testen des
Beispiels im Unterricht.
tw i tte r. c o m/ Z e ntr um _poli s
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p o li s akt ue ll
Kopier vorlage Gedichte über den „Großen Kr ieg“
Ina Seidel (1885-1974): Deutsche Jugend (1914)
Karl Kraus (1874-1936): Der sterbende Soldat (1918)
Wir wußten nicht, wozu wir blühten,
Und Jugend schien uns Fluch und Last,
Ein Fest an dem wir nicht erglühten, –
Man trank – man ging – ein satter Gast.
Hauptmann, hol her das Standgericht!
Ich sterb' für keinen Kaiser nicht!
Hauptmann, du bist des Kaisers Wicht!
Bin tot ich, salutier' ich nicht!
Wenn ich bei meinem Herren wohn',
ist unter mir des Kaisers Thron,
und hab' für sein Geheiß nur Hohn!
Wo ist mein Dorf? Dort spielt mein Sohn.
Wenn ich in meinem Herrn entschlief,
kommt an mein letzter Feldpostbrief.
Es rief, es rief, es rief, es rief!
Oh, wie ist meine Liebe tief!
Hauptmann, du bist nicht bei Verstand,
dass du mich hast hieher gesandt.
Im Feuer ist mein Herz verbrannt.
Ich sterbe für kein Vaterland!
Ihr zwingt mich nicht, ihr zwingt mich nicht!
Seht, wie der Tod die Fessel bricht!
So stellt den Tod vors Standgericht!
Ich sterb', doch für den Kaiser nicht.
Und unser Blut ging dick und träge,
Wir hatten allzu blanke Wehr,
Wir hatten allzu glatte Wege,
Wir hatten keine Lieder mehr.
Drum jauchzen wir in diesen Tagen,
Drum sind wir trunken ohne Wein,
Drum dröhnt's uns aus der Trommeln Schlagen:
Oh heil'ges Glück, heut jung zu sein.
Georg Trakl (1887-1914): Grodek (1914)
Am Abend tönen die herbstlichen Wälder
Von tödlichen Waffen, die goldnen Ebenen
Und blauen Seen, darüber die Sonne
Düster hinrollt; umfängt die Nacht
Sterbende Krieger, die wilde Klage
Ihrer zerbrochenen Münder.
Doch stille sammelt im Weidengrund
Rotes Gewölk, darin ein zürnender Gott wohnt,
Das vergossne Blut sich, mondne Kühle;
Alle Straßen münden in schwarze Verwesung.
Unter goldnem Gezweig der Nacht und Sternen
Es schwankt der Schwester Schatten durch den schweigenden Hain,
Zu grüßen die Geister der Helden, die blutenden Häupter;
Und leise tönen im Rohr die dunkeln Flöten des Herbstes.
O stolzere Trauer! ihr ehernen Altäre
Die heiße Flamme des Geistes nährt heute ein gewaltiger Schmerz,
Die ungebornen Enkel.
Gerhart Hauptmann (1862-1946): Komm wir wollen
sterben gehen (1914)
Leb wohl mein junges Weib
Und Säugling in der Wiegen.
Denn ich darf mit trägem Leib
Nicht daheim bei euch verliegen.
Diesen Leib, den halt ich hin
Flintenkugeln und Granaten.
Eh' ich nicht durchlöchert bin,
Kann der Feldzug nicht geraten.
Komm mein lieber Kamerad,
Dass wir beide gleich und Gleiche:
Heut' in Reih' und Glied Soldat
Morgen liegen Leich' an Leiche!
August Stramm (1874-1915): Patrouille (1915)
Die Steine feinden
Fenster grinst Verrat
Äste würgen
Berge Sträucher blättern raschlig
Gellen
Tod.
Kurt Tucholsky (1890-1935): Der Graben (1926)
Mutter, wozu hast du deinen aufgezogen?
Hast dich zwanzig Jahr mit ihm gequält?
Wozu ist er dir in deinen Arm geflogen,
und du hast ihm leise was erzählt?
Bis sie ihn dir weggenommen haben,
Für den Graben, Mutter, für den Graben.
Junge, kannst du noch an Vater denken?
Vater nahm dich oft auf seinen Arm,
Und er wollt dir einen Groschen schenken,
und er spielte mit dir Räuber und Gendarm,
Bis sie ihn dir weggenommen haben.
Für den Graben, Junge, für den Graben,
Drüben die französischen Genossen
lagen dicht bei Englands Arbeitsmann.
Alle haben sie ihr Blut vergossen,
und zerschossen ruht heut Mann bei Mann.
Alte Leute, Männer, mancher Knabe
in dem einen großen Massengrabe.
Seid nicht stolz auf Orden und Geklunker!
Seid nicht stolz auf Narben und die Zeit!
In die Gräben schickten euch die Junker,
Staatswahn und der Fabrikantenneid.
Ihr wart gut genug zum Fraß für Raben,
für das Grab, Kameraden, für den Graben!
Werft die Fahnen fort!
Die Militärkapellen spielen auf zu euerm Todestanz.
Seid ihr hin: ein Kranz von Immortellen –
das ist dann der Dank des Vaterlands.
Denkt an Todesröcheln und Gestöhne.
Drüben stehen Väter, Mütter, Söhne,
schuften schwer, wie ihr, ums bißchen Leben.
Wollt ihr denen nicht die Hände geben?
Reicht die Bruderhand als schönste aller Gaben
übern Graben, Leute, übern Graben –!
Quellennachweise: Hauptmann, Gerhart: Komm wir wollen sterben gehen. Erschienen in: Tagebücher 1914 bis 1918. Herausgegeben von Peter Sprengel. Berlin: Propyläen-Verlag, 1996; Kästner, Erich: Die
andere Möglichkeit. Erschienen in: Ein Mann gibt Auskunft. Zürich: Atrium, 1985; Kraus, Karl: Der sterbende Soldat. Erschienen in: Schriften. Erste Abteilung. Zwölf Bände: Gesamte Werkausgabe. Frankfurt:
Suhrkamp, 1989; Seidel, Ina: Deutsche Jugend. Erschienen in: Tägliche Rundschau Berlin. 5.8.1914; Stramm, August: Patrouille. Erschienen in: Der Sturm, 1./2. Juliheft, Nr. 7/8, 1915; Trakl, Georg: Grodek.
Erschienen in: Literaturzeitschrift Der Brenner. Herausgegeben von Ludwig von Ficker, 1915; Tucholsky, Kurt: Der Graben. Erschienen in: Das andere Deutschland. Hagen i. W./Berlin, 20.11.1926.
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Nr. 6
Med ien und K r ieg
Erich Kästner (1899-1974): Die andere Möglichkeit (1930)
Wenn wir den Krieg gewonnen hätten,
mit Wogenprall und Sturmgebraus,
dann wäre Deutschland nicht zu retten
und gliche einem Irrenhaus.
Die Grenze wär ein Schützengraben.
Der Mond wär ein Gefreitenknopf.
Wir würden einen Kaiser haben
und einen Helm statt einem Kopf.
Man würde uns nach Noten zähmen
wie einen wilden Völkerstamm.
Wir sprängen, wenn Sergeanten kämen,
vom Trottoir und stünden stramm.
Wenn wir den Krieg gewonnen hätten,
dann wäre jedermann Soldat.
Ein Volk der Laffen und Lafetten!
Und ringsherum wär Stacheldraht!
Wenn wir den Krieg gewonnen hätten,
dann wären wir ein stolzer Staat.
Und pressten noch in unsern Betten
die Hände an die Hosennaht.
Dann würde auf Befehl geboren.
Weil Menschen ziemlich billig sind.
Und weil man mit Kanonenrohren
allein die Kriege nicht gewinnt.
Die Frauen müssten Kinder werfen,
Ein Kind im Jahre. Oder Haft.
Der Staat braucht Kinder als Konserven.
Und Blut schmeckt ihm wie Himbeersaft.
Dann läge die Vernunft in Ketten.
Und stünde stündlich vor Gericht.
Und Kriege gäb's wie Operetten.
Wenn wir den Krieg gewonnen hätten –
zum Glück gewannen wir ihn nicht!
Wenn wir den Krieg gewonnen hätten,
dann wär der Himmel national.
Die Pfarrer trügen Epauletten.
Und Gott wär deutscher General.
Arbeitsaufgaben:
Beantwortet die folgenden Fragen zu zwei Gedichten und haltet eure Antworten schriftlich fest:
• Analysiert Form und Aufbau des Gedichts: Was fällt euch auf? Was ist neu oder besonders?
• Was glaubt ihr, von welchen Themen/Inhalten die beiden Gedichte handeln? Ist es für euch eindeutig, ob der Autor/die
Autorin dem Krieg positiv oder negativ gegenübersteht? Könnt ihr aus den Gedichten auch Rückschlüsse auf die historische Situation ziehen?
• Diskutiert in der Gruppe: Haben SchriftstellerInnen bzw. LyrikerInnen eurer Meinung nach eine Verantwortung für die
Wirkung, die ihre Texte und Gedichte haben können? Und falls ja, haben sie eine größere Verantwortung als andere Berufsgruppen (z.B. LehrerInnen)?
Vertiefung:
Recherchiert die Biographie der AutorInnen von zwei Gedichten:
• Lassen sich daraus Hinweise auf ihre Einstellung gegenüber dem Krieg ableiten (z.B. Ausbildung/„Brotberuf“, Teilnahme
am Militärdienst bzw. Anwesenheit an der Front, Alter bei der Veröffentlichung des Gedichts, weiteres Schaffen etc.)
und wenn ja, welche? Lassen sich aus der Biographie auch Einstellungsänderungen im Verlauf des Krieges bzw. danach
herauslesen?
• Haben sich nach euren Recherchen neue Interpretationsmöglichkeiten in Bezug auf die Gedichte ergeben bzw. ist euch
noch etwas aufgefallen, das ihr wichtig findet?
Linktipps für die Recherche:
•• Hauptmann, Gerhart. Deutschlandradio Kultur: „Der Revolutionär des deutschen Theaters“ (15.11.2012) sowie Die Zeit:
„Sein, sein, deutsch sein!!“ (28.3.1997): www.deutschlandradiokultur.de/der-revolutionaer-des-deutschen-theaters.932.
de.html?dram:article_id=227815; www.zeit.de/1997/14/Sein_sein_deutsch_sein_/komplettansicht
•• Kästner, Erich. Biografie Stiftung Haus der Geschichte: www.hdg.de/lemo/html/biografien/KaestnerErich/
•• Kraus, Karl. Biografie Austria-Forum: www.austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Biographien/Kraus,_Karl
•• Seidel, Ina. FemBio (inkl. kritischer Nachruf von „Die Zeit“): www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/ina-seidel/
•• Stramm, August. Biografie Literaturportal Westfalen – Dichter-ABC:
www.literaturportal-westfalen.de/main.php?id=00000173&article_id=00000110&author_id=00000898
•• Trakl, Georg. Biografie Deutsches Historisches Museum: www.dhm.de/lemo/html/biografien/TraklGeorg/
•• Tucholsky, Kurt. Biografie Deutsches Historisches Museum sowie „Selbst verfasster Lebenslauf“: www.dhm.de/lemo/html/
biografien/TucholskyKurt/; www.textlog.de/kurt-tucholsky.html
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3.2 K ritik an medialer K riegsberichterstattung
und
„ vergessene K riege “
Dauer
2-3 Unterrichtseinheiten
Schulstufe
ab der 10. Schulstufe
Methoden
Internetrecherche, Medienanalyse, Präsentation, Diskussion
Materialien
Kopiervorlage, Computer mit Internetzugang
Kompetenzen
Methodenkompetenz, Urteilskompetenz
Zielsetzungen
Die SchülerInnen setzten sich kritisch mit der Rolle der Medien in Bezug auf die Berichterstattung
über Kriege auseinander.
Lehrplanbezug
Deutsch, Fremdsprachenunterricht, Geografie, Geschichte/Politische Bildung, Religion/Ethik
Ablauf
1.Führen Sie mit den SchülerInnen ein Brainstorming zu den untenstehenden Impulsfragen durch
und halten Sie die Ergebnisse an der Tafel fest.
•• Über welche Konflikte und Kriege wird breit berichtet? Welche bekommen weniger Aufmerksamkeit in den Medien? Was könnten mögliche Gründe dafür sein?
•• Fallen euch Beispiele ein, in denen die Medien in Bezug auf ihre Berichterstattung über Krisen und Konflikte kritisiert wurden bzw. diesen sogar bewusste Beeinflussung und Manipulation vorgeworfen wurde? Wenn ja, welche?
•• Welche Möglichkeiten bestehen, um Fehlinformationen oder sogar gezielter Manipulation
durch (einzelne) Medien vorzubeugen?
2.Die SchülerInnen bilden sechs Kleingruppen und erhalten die Rechercheaufträge für ihre Gruppe.
•• Drei der Kleingruppen recherchieren jeweils ein Beispiel eines Krieges aus der Vergangenheit,
in welchem den Medien Fehler, Versäumnisse oder sogar Manipulation in der Berichterstattung vorgeworfen wurden.
•• Die drei anderen Kleingruppen recherchieren jeweils einen aktuellen kriegerischen Konflikt,
der wenig mediale Resonanz erhält.
3.Die sechs Gruppen präsentieren den MitschülerInnen ihre Rechercheergebnisse.
4.Diskutieren Sie mit den SchülerInnen den Recherchevorgang und die unterschiedlichen
Zugänge, Quellen und Ergebnisse der Gruppen.
•• War es schwierig, Informationen zu finden?
•• Welchen Medien und welchen Quellen haben die SchülerInnen besonders Vertrauen entgegengebracht? Welche wurden von ihnen als einseitig oder fehlerhaft eingestuft und warum?
•• Wodurch lassen sich die unterschiedlichen Ergebnisse begründen.
•• Welche Rückschlüsse lassen sich daraus ev. auch auf die Schwierigkeiten einer ausgewogenen
und „objektiven“ Kriegsberichterstattung ziehen? Etc.
5.Ergänzen Sie, wenn nötig, aus Ihrer Sicht fehlende Informationen und klären Sie offen gebliebene Fragen der SchülerInnen.
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Linktipps
Krisen und Konflikte im In- und Ausland auf der Plattform „Frieden & Sicherheit“:
www.frieden-und-sicherheit.de/meldungen
Konfliktbarometer des Heidelberger Instituts für Internationale Konfliktforschung:
www.hiik.de/de/konfliktbarometer/index.html
Yearbook des Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI):
www.sipri.org/yearbook/2013
Autorin
Maria Haupt
www.politik-ler ne n .at
2014
Nr. 6
Med ien und K r ieg
Kopier vorlage Rechercheauf träge
Arbeitsaufträge für die Gruppen 1-3: Kritik an medialer Kriegsberichterstattung
1.Recherchiert einen Krieg/kriegerischen Konflikt aus der Vergangenheit, in welchem den Medien Fehler, Versäumnisse
oder Manipulation in der Berichterstattung vorgeworfen wurden oder diese eine Rolle als Unterstützer bestimmter
Kriege bzw. zur Mobilisierung der Bevölkerung für oder gegen einen Krieg eingenommen haben.
2.Verwendet bei eurer Recherche mindestens drei verschiedene Quellen. Mindestens eine dieser Quellen sollte nicht
deutschsprachig sein.
3.Beantwortet die folgenden Fragen:
••Welche Vorwürfe wurden den Medien in eurem Beispiel gemacht? Von welcher Seite kamen die Vorwürfe?
••Gab es Rechtfertigungen oder Erklärungen der betroffenen Medien? Wurden von den Medien Konsequenzen aus diesem
konkreten Fall gezogen?
••Diskutiert in der Gruppe: Was können die Medien bzw. JournalistInnen eurer Meinung nach aus diesem Fall lernen?
Welche Maßnahmen könnten allgemein gesetzt werden, um die Kriegsberichterstattung zu verbessern?
••Analysiert die von euch verwendeten Quellen: Gibt es einen Unterschied in der deutschsprachigen und nicht deutschsprachigen Berichterstattung über das von euch gewählte Beispiel? Wie habt ihr eure Quellen ausgewählt?
Welche Quellen erschienen euch vertrauenswürdig bzw. welche Quellen habt ihr ev. auch nicht verwendet und warum?
Wer ist der Autor/die Autorin bzw. HerausgeberIn der Quelle? Gibt es eine Ausrichtung bzw. eine Blattlinie o.ä? etc.
4.Bereitet die Ergebnisse eurer Recherche für eine Präsentation vor der Klasse auf.
Arbeitsaufträge für die Gruppen 4-6: „Vergessene Kriege“
1.Recherchiert einen aktuellen kriegerischen Konflikt, über welchen in den Medien bisher wenig berichtet wurde bzw.
über den ihr noch wenig wisst.
2.Verwendet bei eurer Recherche mindestens drei verschiedene Quellen. Mindestens eine dieser Quellen sollte nicht
deutschsprachig sein.
3.Beantwortet die folgenden Fragen:
••Wo findet der Krieg statt? Wer ist in den Krieg involviert? Welche Ursachen und Hintergründe werden in den Medien für
den Konflikt angeführt?
••Welche Medien (TV, Radio, Zeitungen, Zeitschriften, Blogs, Twitter etc.) berichten über den Konflikt bzw. in welchen
sind keine Informationen dazu zu finden? Werden in den Berichten Quellen genannt? Kommen AuslandskorrespondentInnen zum Einsatz und falls ja, seid ihr der Meinung, dass diese eine besondere Qualität der Kriegsberichterstattung
darstellen?
••Diskutiert in der Gruppe: Was für Konsequenzen könnte es eurer Meinung nach haben, wenn ein Krieg von der Mehrzahl
der Medien nicht erwähnt wird? Glaubt ihr, dass „alternative Berichterstattung“ zu etablierten Medien (Nachrichtensendungen, Berichte in Zeitungen und Zeitschriften etc.) wie Blogs von SoldatInnen, Tweets von AktivistInnen und Oppositionellen etc. die Berichterstattung verbessern oder ergänzen können? Was können die Chancen und Risiken dieser
„alternativen/ergänzenden“ Kriegsberichterstattung sein?
••Analysiert die von euch verwendeten Quellen: Gibt es einen Unterschied in der deutschsprachigen und nicht deutschsprachigen Berichterstattung über das von euch gewählte Beispiel? Wie habt ihr eure Quellen ausgewählt?
Welche Quellen erschienen euch vertrauenswürdig bzw. welche Quellen habt ihr ev. auch nicht verwendet und warum?
Wer ist der Autor/die Autorin bzw. HerausgeberIn der Quelle? Gibt es eine Ausrichtung bzw. eine Blattlinie o.ä? etc.
4.Bereitet die Ergebnisse eurer Recherche für eine Präsentation vor der Klasse auf.
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4 Unterrichtsmaterialien, Links und Literatur
4.1 U nterrichtsmaterialien
Krieg in den Medien – Ein multimediales Lernangebot für
Schule und Jugendarbeit
DVD-ROM. Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.), 2010.
Das Material erläutert anhand von
250 Beispielen die theoretischen
Konzepte zum Thema „Krieg in den
Medien“. Dafür werden unter anderem
Nachrichten aus Hörfunk und Fernsehen sowie Ausschnitte aus Filmen
und Computerkriegsspielen genutzt.
Mit Texten und Zitaten wird die Wechselwirkung zwischen Medien und Krieg veranschaulicht.
Medienübergreifend werden die Unterschiede zwischen
Fiktion und Realität herausgearbeitet.
Die Wirkung der Gewaltdarstellungen, insbesondere in
Kriegsfilmen und Computerkriegsspielen, ist ebenso
Gegenstand wie die Auseinandersetzung mit der Frage,
ob und wann ein militärisches Eingreifen gerecht sein
kann oder in welcher Form die Opfer in Kriegsnachrichten
dargestellt werden sollten.
Die Bildbeispiele und ExpertInneninterviews werden von
Unterrichtsaufgaben begleitet; die Handreichung zur DVD
enthält eine Vielzahl an Unterrichtsentwürfen.
www.bpb.de/shop/multimedia/dvd-cd/33926/krieg-inden-medien
Zum Informationsheft:
www.ibi.tu-berlin.de/projekte/kim/KIM_infoheft.pdf
Empfehlung des Materials auf lehrer-online.de.:
www.lehrer-online.de/medien-krieg-bpb.php
Arbeitsblatt „Kriegs- und Krisenberichterstattung“
Plattform „Frieden & Sicherheit“, Stiftung Jugend und
Bildung (Hg.), 2007.
Das Arbeitsblatt für die Sekundarstufe
II regt zur Diskussion darüber an, unter
welchen Umständen Nachrichten aus
Krisen- und Konfliktgebieten entstehen und geht der Frage nach, ob wir
Bilder und Informationen benötigen,
für die sich JournalistInnen in Gefahr
begeben.
www.frieden-und-sicherheit.de/files/72/Arbeitsblatt_
Kriegsberichterstattung.pdf
22
www.politik-ler ne n .at
WhyWar.at – Methodensammlung zum Thema „Krieg“
Friedensbüro Salzburg (Hg.)
Die Website bietet neben
Basistexten und Hintergrundinformationen auch
für den Unterricht geeignete Methoden für die Gruppenarbeit, u.a. zu Fragen wie „Was ist Krieg?“, „Was hat Krieg
mit mir zu tun?“, „Was sind die Ursachen bzw. Folgen von
Kriegen?“, „Wer sind die Akteure in Kriegen?“, „Wie macht
man Frieden?“, „Was können wir tun?“
www.whywar.at/methoden_fuer_die_gruppenarbeit
Praxisbörse: Wie wirklich ist die Wirklichkeit?
Medienanalyse über Kriegsberichterstattung
polis aktuell 8/2010: Krieg und
bewaffnete Konflikte – ohne Frauen
kein Frieden?! Zentrum polis (Hg.).
Die SchülerInnen setzen sich in
dieser Unterrichtseinheit für die
Sekundarstufe II mit der medialen Wirklichkeit anhand
von Kriegsberichterstattung auseinander und vergleichen ihre Wahrnehmungen mit der Realität. Des Weiteren
regt die Übung dazu an, Rollenklischees und Stereotype
in den Medien zu hinterfragen.
Die Praxisbörse von Zentrum polis bietet Unterrichtsbeispiele, Stundenbilder und im Unterrichtsalltag umsetzbare Projektideen. Die Einträge können nach Themen und
Schulstufe sortiert und durchsucht werden.
www.politik-lernen.at/praxisboerse
www.politik-lernen.at/site/praxisboerse/article/107161.html
lehrer-online.de – Unterrichtseinheiten zum Thema
„Medien und Krieg“
Die Plattform bietet u.a.
mehrere Unterrichtseinheiten
für die Sekundarstufen I und
II zum Buch sowie zur Verfilmung von Erich Maria Remarques Anti-Kriegs-Roman „Im
Westen nichts Neues“ und eine Anregung zu „Kriegspostkarten: Propaganda und Verklärung“.
www.lehrer-online.de/exil-club-im-westen-nichtsneues.php
www.lehrer-online.de/im-westen.php
www.lehrer-online.de/exil-club-westen.php
www.lehrer-online.de/kriegspostkarten.php
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Nr. 6
Med ien und K r ieg
4.2 L inks und D ossiers
4.3 L iteratur
Dossier „Krieg in den Medien“
Bilderschlachten. 2000 Jahre Nachrichten aus dem Krieg.
Technik – Medien – Kunst
Nöring, Hermann / Schneider, Thomas F. / Spilker, Rolf (Hg.). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009.
440 Seiten.
Umfangreiche Zusammenstellung
zur medialen Vermittlung von Krieg
über die Jahrhunderte – belegt mit
zahlreichen Bildern und ergänzt
durch erläuternde Texte, u.a. zu
„Schlachtengemälden“, „Feldpost“, „Fotografie“, „Propaganda“, „Radio“, „Film“, „Fernsehen“, „Computer“ und
„Internet“.
Umfangreiches Dossier mit Informationen zu „Nachrichten im Krieg“, „Film im Krieg“, „Der Krieg im Computerspiel“, „Kriegspropaganda“ u.v.m. auf der Seite der deutschen Bundeszentrale für politische Bildung (bpb).
www.bpb.de/gesellschaft/medien/krieg-in-den-medien/
Dossier „Medien – Gewalt in den Medien“
Sammlung an Artikeln, Empfehlungen und Zusammenstellungen zu Themen wie „Medienberichterstattung
im Krieg“, „Krieg und Medien – Zwischen Information,
Inszenierung und Zensur“, „Kriegsbildern“, „10 Regeln für
Friedensjournalismus“ u.v.m.
www.friedenspaedagogik.de/themen/medien_gewalt_
in_medien
Dossier „Der Krieg und die Öffentliche Meinung“
Die Rubrik der AG Friedensforschung sammelt Beiträge
und kritische Berichterstattung rund um das Thema
Medien und Krieg:
www.ag-friedensforschung.de/themen/Medien/Welcome.html
Dossier „Gewalt“ im Mediamanual
Die Informationsplattform zu Themen rund um die
(neuen) Medien ist ein Angebot der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit-Bildungsmedien des BMBF und enthält u.a.
zahlreiche Artikel zum Thema Medien und Gewalt, u.a. zu
„Terror in den Medien“, „filmische Gewalt“, „War Games“,
„Gewalt auf dem Bildschirm“ etc.
www.mediamanual.at/mediamanual/themen/gewalt.php
Politiklexikon für junge Leute – Medien und Krieg
Das Lexikon ist eine Einführung in
die Welt der Politik für junge Menschen ab 12 Jahren. Die Einträge
sind kurz gehalten und komplexe Sachverhalte werden
einfach und allgemein verständlich erklärt.
www.politik-lexikon.at/informationsfreiheit/
www.politik-lexikon.at/journalismus/
www.politik-lexikon.at/krieg/
www.politik-lexikon.at/medien/
www.politik-lexikon.at/pressefreiheit/
www.politik-lexikon.at/propaganda/
www.politik-lexikon.at/zensur/
Frontberichte. Die Macht der Medien in Zeiten des Krieges
Gaus, Bettina. Frankfurt/New York:
Campus Verlag, 2004. 193 Seiten.
Die politische Korrespondentin der
tageszeitung (taz) liefert eine
umfassende persönliche wie kritische Analyse der medialen Berichterstattung von Kriegen – von den
Arbeitsbedingungen, Motiven und
Risiken der JournalistInnen über
das Pro und Contra von „Embedded Journalism“, die Möglichkeit der Manipulation und Instrumentalisierung durch
Bilder bis hin zu den Unzulänglichkeit journalistischer
Berichterstattung in Hinblick auf das Leid der vom Krieg
betroffenen Bevölkerungen.
Krieg als Medienereignis II.
Krisenkommunikation im 21. Jahrhundert
Löffelholz, Martin (Hg.). Wiesbaden:
Verlag für Sozialwissenschaften,
2004. 366 Seiten.
Im 21. Jahrhundert werden Konflikte zwischen Staaten, aber auch
die neuen asymmetrischen Kriege
intensiver als früher von Medien
beeinflusst. Medien- und KommunikationswissenschafterInnen sowie
AutorInnen aus der Praxis nähern sich dem Thema aus
unterschiedlicher Perspektive an und analysieren u.a.
„Das Verhalten der Medien vom Kosovo bis zum Irak“, die
„Öffentlichkeit als Teil des Schlachtfeldes“, die Arbeit von
„Journalisten zwischen Friedensdienst und Kampfeinsatz“, „Strategisches Informationsmanagement“ oder die
Zusammenhänge von „Internet und Krieg“.
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polis aktuell Nr. 6
2014
Krieg
Krieg heißt eine bewaffnete Auseinandersetzung zwischen
zwei oder mehreren Gruppen. Meist beginnt ein Krieg mit
einer Kriegserklärung und endet mit einem Waffenstillstand bzw. einem Friedensvertrag. Sehr häufig werden
Kriege zwischen zwei oder mehreren Ländern geführt.
Solche Kriege hat es in der Geschichte immer wieder gegeben, etwa den Dreißigjährigen Krieg im 17. Jahrhundert
oder die beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert (1914-1918
bzw. 1939-1945). In den 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts gab es Kriege im ehemaligen Jugoslawien (Ethnische
„Säuberung“). (...)
Wenn ein Krieg zwischen zwei oder mehreren Gruppen
innerhalb eines Landes geführt wird, so heißt das Bürgerkrieg (weil eben BürgerInnen eines Landes gegeneinander
kämpfen). Von 1936-1939 herrschte in Spanien Bürgerkrieg, und in Österreich bekämpften im Februar 1934
bewaffnete Einheiten des Dollfuß-Regimes Vertreter und
Vertreterinnen der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei
(diese wurde dann auch verboten; Politisches Lager). (...)
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Medien
Mit dem Begriff Medien bezeichnet man alle Produkte, die dazu beitragen, Informationen einer
breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Meist sind damit Massenmedien gemeint.
Traditionelle Medien sind Zeitungen und Zeitschriften, Radio und Fernsehen. Als Neue Medien
bezeichnet man Medien wie E-Mail-Newsletter,
Weblogs, DVDs oder CD-ROM, die vor allem digital
und über das Internet zugänglich sind.
Die beiden Ebenen sind aber nicht mehr wirklich
getrennt zu sehen. Fast alle Zeitungen erscheinen
nicht nur in einer Druckversion, sondern können
parallel auch online genutzt werden, ebenso Fernseh- oder Radiosendungen. Dadurch können wir
ständig auf eine sehr große Menge von Informationen zugreifen.
Medien werden manchmal als vierte Gewalt
bezeichnet (zusätzlich zu den drei klassischen
Gewalten; siehe Gewaltenteilung). Sie haben eine
wichtige Kontrollfunktion und sind ebenso bedeutend in der Frage der Meinungsbildung. Durch
Medien können bestimmte Themen leichter in die
Öffentlichkeit gebracht werden, über andere wiederum wird nicht berichtet.
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Propaganda
Das lateinische Wort propagare heißt auf Deutsch erweitern oder ausdehnen. Propaganda ist die
gezielte und systematische Verbreitung von politischen Ideen, Weltanschauungen oder Meinungen.
Bei politischer Propaganda geht es auch um die Manipulation von Meinungen und Einstellungen. Deshalb
hat der Begriff Propaganda einen deutlich negativen Beigeschmack und wird häufig mit Diktaturen in
Verbindung gebracht.
Unter dem Nationalsozialismus gab es ein eigenes Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda.
Dort wurde u.a. massiv Propaganda für den Krieg gemacht.
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P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien, GZ 03Z035275M
polis aktuell: Medien und Krieg, Nr. 6/2014
Herausgeber: Zentrum polis – Politik Lernen in der Schule, Helferstorferstraße 5, 1010 Wien
T 01/42 77-274 44, [email protected], www.politik-lernen.at
Autorin dieser Ausgabe: Maria Haupt
Fotos und Screenshots am Titelblatt aus: „Homeland“ (TV-Serie FOX 21, Staffel 3, USA 2013),
Programm Ö1 „Radiokolleg“ vom 7.1.2014, „Wir waren Helden“ (Spielfilm Bruce Davey, USA 2002),
derstandard.at „Ansichtssache“ vom 8.5.2014, Kurier vom 4.1.2014, Twitter-Suche „Syria“
Zentrum polis arbeitet im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Frauen, Abteilung Politische Bildung. Projektträger: Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte – Forschungsverein