3000 protestierten gegen Kohlekraftwerke

Transcrição

3000 protestierten gegen Kohlekraftwerke
! OSTFRIESEN-ZEITUNG, SEITE 9, MONTAG, DEN 18. MAI 2009 !
In Ostfriesland sollen
Grundschüler ab kommendem Jahr im zweisprachigen Unterricht
Plattdeutsch lernen
können.
Seite 10
Ulrike Bertus hat es
fast geschafft. Nach
vier Monaten hat die
OZ-Volontärin ihr Fitness-Programm fast
hinter sich. Seite 11
Ostfriesland
Dramatische Rettung am Bahnübergang verhindert eine Tragödie
HILFE Das Ehepaar Venske aus Terborg konnte durch beherztes Eingreifen zwei kleine Kinder vor Unglück bewahren
HAGE - Ein Jugendlicher
aus Hage hat am Sonnabend einen Polizisten in
den Oberarm gebissen und
dabei leicht verletzt. Die
Polizei war am frühen Morgen zur örtlichen Skateranlage gerufen worden. Dort
hatte jemand Schüsse gehört. An der Anlage trafen
die Polizisten auf mehrere
betrunkene Jugendliche.
Sie wurden nach Haus gebracht. Einer der Minderjährigen rastete dabei aus
und wurde aggressiv, heißt
es im Polizeibericht. Er sei
gegenüber den Beamten
gewalttätig geworden, einen habe er gebissen.
!
DER DIREKTE DRAHT
Die Zentralredaktion der Ostfriesen-Zeitung erreichen Sie unter
Telefon
0491-9790179
Fax:
0491-9790201
E-Mail:
[email protected]
Heckenschere als
Waffe benutzt
GROßEFEHN - Mit einer Heckenschere in der Hand ging
ein 39-Jähriger aus Großefehn am Sonnabendabend
auf seine 36 Jahre alte ExFrau und deren 48-jährigen
Freund los. Der Großefehntjer hatte dem Paar vor der
Wohnung der Frau aufgelauert. Als das Paar mit dem Auto ankam, riss der 39-Jährige
die Beifahrertür mit Schwung
auf, so dass diese gegen die
Hauswand prallte und beschädigt wurde. Mit vorgehaltener Heckenschere forderte er den 48-Jährigen auf
auszusteigen. Dabei stieß er
immer wieder mit der Schere
in dessen Richtung, wo er
mehrfach die Beifahrertür
traf. Mit geöffnete Schnittfläche zwang er schließlich den
Freund, das Grundstück zu
verlassen. Er verfolgte ihn bis
auf die Straße und griff ihn
dort erneut an. Beim Herumhantieren mit der Heckenschere verletzte er den Mann
dabei am linken Arm.
Bahnübergang
Kirchstraße
aße
fstr
ho
ahn
B
Neermoor
-Grafik: S. Weers
chs
Kir
l
me
Tim
tr.
Beamten gebissen
e
ß
tra
aße
rstr
e
Ost
ers
Süd
KURZ NOTIERT
str.
der
Bahnübergang Kirchstraße, gestern Nachmittag: Aus
Richtung Emden fährt ein Zug durch Neermoor. BILD: KOENEN
sind gerade erst unten, da
sind auch schon die Lichter
des Zuges zu sehen. Es dauert vielleicht mal eine halbe
Minute, da rauscht er vorbei,
und der Fahrtwind wirbelt
durch die langen blonden
Haare von Stephanie Venske.
Diesen Fahrtwind haben
sie und ihr Mann Marc schon
tags zuvor ganz nah gespürt –
unter
lebensgefährlichen
Kinder gerettet
Nor
NEERMOOR - Die Schranken
kaufen“, erzählt das Paar. Aus
dem Augenwinkel hätten sie
noch gesehen, dass auf den
Schienen Kinder spielten.
„Als wir anhielten“, waren
die Schranken schon unten“,
en
VON PHILIPP KOENEN
Umständen. Am Sonnabend
hat das Ehepaar aus Terborg
am Bahnübergang Kirchstraße zwei Familien aus Neermoor vor einer Tragödie bewahrt. Durch ihren beherzten Einsatz konnten die
Venskes zwei kleine Kinder
quasi in letzter Sekunde vor
einem herannahenden Zug
von den Schienen holen und
ihnen so das Leben retten.
Marc Venske zeigt auf das
Gleis: „Da haben die beiden
mit Steinen gespielt.“ Nach
Angaben der Polizei hatten
sich die beiden Zweijährigen
von zu Hause aus mit ihren
Dreirädern zum Bahnübergang aufgemacht. Die Mütter
dachten, ihre Kinder würden
im Garten spielen; sie hatten
gar nicht bemerkt, dass sie
fort waren.
Gegen 16.45 Uhr passierten die Venskes mit dem Auto den Bahnübergang Kirchstraße. „Wir wollten zum Ein-
Emd
Als sie die beiden Zweijährigen vom Gleis holten, waren die Schranken
schon unten, und aus
Richtung Emden kam ein
Zug heran. Die Eltern
hatten geglaubt, ihre Kinder würden im Garten
spielen.
schildert Marc Venske die
dramatische Situation.
Er und seine Frau handelten blitzschnell. „Wir sind
raus aus dem Auto und unter
die Schranken durch. Jeder
hat sich ein Kind geschnappt
und ein Dreirad.“ Gerade
rechtzeitig, denn aus Richtung Emden nahte bereits ein
Zug – und nach dem Schließen der Schranken vergeht
nicht viel Zeit, bis er den
Übergang erreicht.
„Für uns ist so etwas
selbstverständlich“, sagt Stephanie Venske. Sie und ihr
Mann sind heilfroh, dass alles glimpflich verlaufen ist.
Marc Venske mag sich nicht
ausmalen, wie es gewesen
wäre, wenn sie nicht mehr
hätten eingreifen können.
Doch dem Ehepaar gelang
es, beide Kinder in Sicherheit
zu bringen. Stephanie Venske
konnte unter der Schranke
hindurchschlüpfen und sich
auf die Straße retten. Ihr
Mann, der gehbehindert ist,
schaffte es bis an die Schranke, aber das genügte zum
Glück. Den Fahrtwind des
Zuges spürt er auch einen
Tag später noch im Rücken.
3000 protestierten gegen Kohlekraftwerke
UMWELT Gestern Demonstration in Emden / Teilnehmer fürchten um Gesundheit, Klima und Existenz
Garrelt Duin (SPD)
warnte davor, den Boom
bei erneuerbaren Energien aufs Spiel zu setzen.
VON UTE KABERNAGEL
EMDEN - Um kurz nach
13 Uhr schickt Ostfriesland
einen Gruß an den niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff. Luftballons – ihre Farbe schwarz,
ihre Botschaft nicht weniger
pessimistisch: „Hier weht frischer Ruß“. Aber es ist nicht
nur die Sorge um die gute
Luft, die gestern in Emden
rund 3000 Menschen gegen
Kohlekraftwerke hat demonstrieren lassen. Die Leute fürchten um ihre Gesundheit, ihre Existenz und das
Klima. In erster Linie richtete
sich der Protest gegen das geplante große Kohlekraftwerk
des dänischen Konzerns
Dong am Rysumer Nacken.
„Es geht um die Menschen
hier, und nicht um einige wenige, die damit Geld verdienen wollen“, positionierte
sich der SPD-Bundestagsabgeordnete Garrelt Duin (Hinte), dessen Fraktion für neue
Kohlekraftwerke ist, klar gegen das Projekt in Emden.
Dongs
Versprechen,
150 neue Arbeitsplätze zu
schaffen, sei „süßes Gift“. Es
seien keine zukunftsträchtigen Jobs. Die sieht Duin bei
den erneuerbaren Energien,
nicht in „einer Technik von
gestern“. Gerade was Windkraft angehe, könne Ostfriesland eine Boomregion werden. Es seien bereits mehrere
tausend Arbeitsplätze entstanden. Er warnte davor,
diese Entwicklung durch ein
Kohlekraftwerk zu gefährden.
Für den Hafenumschlag sieht
der Wirtschaftspolitiker nicht
Kohle, sondern ebenfalls den
Markt der regenerativen
Energien als Zukunft.
Auch Urlauber wollen keine Kohlekraftwerke, ist die
Grünen-Bundestagsabgeordnete Bärbel Höhn überzeugt.
Neben Duin und vielen an-
Aus allen Teilen Ostfrieslands waren die Demonstranten gekommen, um ihren Unmut zu äußern.
Ein Video und weitere
Bilder zu diesem Thema
gibt es im Internet unter:
www.oz-online.de
deren sprach sie bei der
Kundgebung. Höhn verwies
auf tausende von Arbeitsplätzen im Tourismus, die nicht
gefährdet werden dürften.
„Windkraft statt Kohle
muss das Motto sein.“ Sie berichtete vom hohen Kohlendioxidausstoß der Anlagen
und forderte die Bundesregierung auf, Klimaziele zu
verwirklichen. Also neue
Kohlekraftwerke zu verbieten. Der Wirkungsgrad sei zu
gering, die Anlagen unwirtschaftlich,
was
letztlich
durch teure Strompreise zulasten der Bürger gehe. Neue
Techniken, bei denen das
Kohlendioxid
unterirdisch
gespeichert werden soll, sind
in Höhns Augen ein ungedeckter Scheck. Noch gebe es
das Verfahren nicht, außerdem bleibe das Problem der
Lagerung. Wie schwierig das
sei, zeige die Atomkraft.
Höhn rief die Emder
Stadtverwaltung dazu auf,
die Bedenken gegen eine Änderung des Bebauungsplans
zur Seite zu legen. Auf diese
Art könne ein Kohlekraftwerk
verhindert werden. „Handelt,
wie ihr redet“, sagte sie bezogen auf die Resolution der
Stadt gegen das Projekt. Von
Ministerpräsident Wulff, der
erklärt hatte, das Kohlekraftwerk kommt nicht gegen den
Willen der Region, verlangte
die Grünen-Politikerin, Wort
zu halten. Sie machte Mut. Es
gebe viele Wege, Kohlekraftwerke zu verhindern. „Widerstand lohnt sich.“
BILDER: KABERNAGEL
Auch der Regen hielt niemanden davon ab, für seine Meinung auf die Straße zu gehen.

Documentos relacionados