Metallica – Nothing Else Matters
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Metallica – Nothing Else Matters
Metallica – Nothing Else Matters Heavy Metal im Dreiertakt Friedrich Neumann „Nothing Else Matters“ gehört zusammen mit „Enter Sandman“ zu den größten Hits der US-Band Metallica. Der Song hielt sich 1992 fast ein Jahr in den Billboard-Charts. Ende der 90er-Jahre brachten sie im Zuge von MTV-Unplugged eine zweite Version des Stücks zusammen mit einem Sinfonie-Orchester heraus. Bis heute erfreut sich „Nothing Else Matters“ großer Beliebtheit - auch bei SchülerInnen. Ganz nebenbei kann man an dem Stück einiges über Musik und das Musikbuisness lernen. 54 Wenn eine Heavy-Metal-Band einen Plattenvertrag haben will, muss sie eine Bedingung erfüllen, an der es keinen Weg vorbei gibt: Auf der CD muss eine Rock-Ballade enthalten sein. Als „Ballad“ wird in der anglo-amerikanischen Musikwelt ein Song in sehr langsamem Tempo bezeichnet. Songs dieser Art findet man auf beliebten Kompilations wie z. B. Kuschelrock. Inzwischen hat sich Ballade als Begriff auch hierzulande eingebürgert, denn bei uns gab es für Musik dieser Art sonst nur das wenig schmeichelhafte Wort Schnulze. Die Musik-Companys verpflichten die Bands aus gutem Grund zur Ballade. Heavy Metal ist auf dem allgemeinen Musikmarkt ein Nischenprodukt, dessen Hörerschaft zwar verschworen, aber quantitativ klein ist. Der große Um- musik & bildung Foto: Metallica Pressefoto Workshop satz wird im Mainstream-Pop gemacht – einer Musik, die wiederum für Metal-Fans völlig inakzeptabel ist. Trotzdem gibt es Brücken zwischen diesen Welten. Die entstehen immer dann, wenn die Heavy-Band nach schweißtreibender Gitarrenarbeit mit höllisch schnellen Riffs und aggressivem Sound eine kleine Pause einlegt und besinnliche Töne anschlägt. Dann wird plötzlich aus der Spartenmusik für Headbanger eine Konsensmusik für fast alle Alters- und Bildungsschichten. Trotzdem bleibt die Frage, warum es ausgerechnet die Heavy-MetalMusiker sind, die auf einmal massenkompatibel werden und die Schnulzensänger aus Schlager und Jazz von ihrem angestammten Platz verdrängen. Vom Hardrock zur Heavy-Ballade Das Phänomen hat seinen Ursprung in einer Zeit, als der Heavy Metal noch „Hardrock“ hieß. Zu den ersten Vertretern dieses Genres gehörten in den 70er-Jahren z. B. Uriah Heep und Led Zeppelin. Vermutlich würden nur noch Insider ihren Namen kennen, wenn sie sich nicht mit Soft-Songs wie Lady in Black (Uriah Heep) und Stairway to Heaven (Led Zeppelin) ein Denkmal gesetzt hätten – Rock-Ballads, die auch nach 35 Jahren noch bekannt sind und immer wieder gecovert werden. Seitdem hat praktisch jede Heavy-Band mindestens eine Ballade im Programm. Die Scorpions haben einen Großteil ihres Umsatzerfolgs den Soft- Titeln Rock You Like a Hurricane und Wind of Change zu verdanken, Bon Jovi ihrem Hit Bed of Roses. Bei Metallica waren Enter Sandman und Nothing Else Matters die Bringer. Natürlich kann man sagen, diese Songs sind einfach zeitlos schön und belegen die musikalische Qualität ihrer Urheber. Ein nicht zu unterschätzender Grund liegt aber in Image und Glaubwürdigkeit. Wenn eine schwitzende, biertrinkende und wütendes Kampfgeschrei ausstoßende Männergruppe auftritt, ist das zwar nicht unbedingt romantisch, vermittelt aber archaische Virilität – schlicht gesagt: Hier kommen echte Kerle und keine Warmduscher. Wenn die testosterongeschwängerte Horde nun plötzlich still wird, softe Klänge auf der Elektro-Laute anstimmt und mit zarter Stimme von Gefühlen singt, dann ist das nicht nur unerwartet, sondern auch glaubwürdig, denn harte Jungs wie diese würden das nie tun, wenn es ihnen nicht ein wirkliches Anliegen wäre. Das deklassiert den berufsmäßigen Schnulzenbarden, dem man sein Gesäusel trotz der schönen Stimme nie so recht abgenommen hat, weil er ja mit der Gefühlsduselei sein Geld verdient und sowieso nie etwas anders getan hat. Ganz so schwarz-weiß ist es natürlich nicht, denn auch BerufsschlagersängerInnen tun das oft aus Überzeugung, während manche HeavyBand ihre Ballade nur spielt, um einen PlattenDeal zu bekommen. Die Zuspitzung verdeutlicht aber die emotionale Wirkung. Walzer im Heavy-Metal? Rockmusik war – zumindest in ihrer Anfangszeit – eine Musik des Aufbegehrens gegen etablierte Kultur. Sie steht gewöhnlich im Viervierteltakt. Ihr Markenzeichen – oder rhythmisches Klischee – ist die fette Bassdrum auf „1“ und „3“, die knallende Snare auf „2“ und „4“ und der „pumpende“ Bass in durchgehenden Achteln. Der Dreivierteltakt ist dagegen Symbol der Hochkultur. Er steht für Wiener Ballnächte mit weiß aufgerüschten Debütantinnen und jungen Schnöseln im Smoking, die zur Musik von Johann Strauß Walzer tanzen. Mit Rock und Walzer prallen also zwei Welten aufeinander. Doch auch hier gibt es eine unerwartete Brücke in Form des Sechsachtel-Taktes. Vom Prinzip her ist er das Gleiche wie der Dreivierteltakt. Wenn aber zwei aufeinander folgende Dreiertakte unterschiedlich gewichtet werden, einer mit dem Beat, der andere mit dem Backbeat, dann wird daraus ein Walzertakt für 55 musik & bildung Workshop „Nothing Else Matters“ nachspielen Das Stück eignet sich ideal für eine Band, ist aber auch im Klassenmusizieren möglich. Es lebt vom überzeugenden und ausdrucksstarken Spiel der Musiker. Die Schwierigkeitsgrade der Instrumente sind unterschiedlich. • Der Bass ist sehr einfach und kann auch ohne Vorkenntnisse bewältigt werden. • Beim Schlagzeug sind lediglich die Fill-Ins schwierig. Sie sind aber für den Song nicht wichtig, sondern dienen nur der Ausschmückung. Der Grundschlag ist sehr einfach und kann ebenfalls von einem Anfänger gespielt werden. • Beim Keyboard ist der Schwierigkeitsgrad variabel. Wenn alles so wie notiert gespielt werden soll, sind Vorkenntnisse erforderlich. Lässt man jedoch Läufe weg und reduziert dreistimmige Akkorde auf zweistimmige Intervalle (oder notfalls nur einen Ton) bewegt sich die Keyboardstimme ebenfalls auf AnfängerNiveau. • Gitarre 2 wird im Original von zwei verzerrten E-Gitarren gespielt. Ersatzweise kann das auch ein Keyboard-Spieler mit entsprechendem Sound (Overdrive-Guitar/Fuzz-Guitar) übernehmen. Da diese Stimme für den Song keine entscheidende Bedeutung hat, sondern nur den Sound füllt, kann sie auch weggelassen werden. • Gitarre 1 setzt einen erfahrenen Musiker voraus. Zwar ist sie bei weitem nicht so schwer wie es vom Klang und vom Notenbild den Anschein hat, Zupftechnik und das Spiel in hohen Lagen sollten jedoch beherrscht wer- 56 Metallica Metallica gehört mittlerweile zu den Urgesteinen des Heavy Metal. Zusammen mit Bands wie Iron Maiden, den Scorpions, Judas Priest und Mötley Crüe hat Metallica den Hardrock von Deep Purple und Led Zeppelin zum Heavy Metal weiterentwickelt. Schon durch ihren Namen ist die Band heute zu einem Synonym für Heavy Metal geworden. Metallica wurde 1981 in San Francisco von James Hetfield (Gitarre, Gesang) und Lars Ulrich (Schlagzeug) gegründet. Die beiden hatten sich aufgrund einer Zeitungs-Annonce gefunden. 1982 stieß Sologitarrist Kirk Hammet zur Gruppe. Bassist Jason Newsted wurde 2003 durch Robert Trujillo abgelöst. Der erste großer Erfolg war das Album „Master Of Puppets“ 1986. Ihre größten Singlehits waren Enter Sandman (1991) und Nothing Else Matters (1991/1999). Mit rund 100 Millionen weltweit verkauften Tonträgern gehört Metallica zu den erfolgreichsten Bands überhaupt. den. Andererseits bietet das Stück einem Gitarristen oder einer Gitarristin eine wunderbare Möglichkeit, die im Instrumentalunterricht (oder autodidaktischem Eigenunterricht) erworbenen Fähigkeiten anzuwenden. Zusätzlich zu den Noten wurde die Stimme auch in Tabulaturschrift ausgewiesen, denn das Gelingen des Spiels steht und fällt hier mit der richtigen Lage. Nicht ausnotiert wurden die kleinen Triller und Hammerings. Einerseits sind sie entbehrlich, andererseits ergeben sie sich nach einer Zeit der Übung fast von selbst. Wer mit der Tabulaturschrift nicht vertraut ist: Die sechs Linien entsprechen den sechs Gitarrensaiten. Unten steht die tiefe E-Saite, darüber A, D, G, H und oben die hohe E-Saite. Die Zahl bezeichnet den zu greifenden Bund. Eine 12 auf der H-Linie bedeutet also: H-Seite im zwölften Bund greifen. Bei einer Null wird die freie Saite angeschlagen. Foto: Metallica Autogrammkarte Rocker. Die fette Bassdrum definiert die „1“ der ersten Triole als Beat und die knallige Snare macht die „1“ der zweiten Triole zum Backbeat. Dass die Hihat nun drei statt vorher zwei Schläge pro Beat ausführt, merkt man erst beim genauen Hinhören. Durch die drei Achtel pro Beat steht aber auch mehr Zeit zur Verfügung, deswegen eignet sich der Sechsachtel vortrefflich für langsame Songs. Die Beliebtheit dieses Prinzips beweisen zahlreiche Welthits des Rock, wie z. B. Still got the Blues (Gary Moore), Samba pa ti (Santana), Bed of Roses (Bon Jovi) – und Nothing Else Matters von Metallica. Lässt man im Sechsachtel bei jeder Triole die mittlere Achtel weg, wird plötzlich ein Blues daraus. Wer hätte gedacht, dass es in den Gassen von New Orleans eine schmutzige Schwester des Walzers gibt. Audio-Teil HB 14: Metallica: Nothing Else Matters HB 15: Metallica: Nothing Else Matters – Playback HB 16: Richard Marx: Angelia – Ausschnitt HB 17: Bon Jovi: Bed Of Roses – Ausschnitt HB 18: Johann Strauß: An der schönen blauen Donau – Ausschnitt CD-ROM-Teil • MIDI-Datei: Nothing Else Matters musikpaedagogik-online.de • Arbeitsblatt M 1 als PDF-Datei musik & bildung Workshop M1 Takt ermitteln Es ist nicht schwer, den Takt eines Stücks zu ermitteln. So geht es: ■ Den Grundschlag finden und leise mitklopfen, z. B. mit der geschlossenen Hand auf die Oberschenkel. ■ Hören, wo die Betonung ist. ■ Bei der Betonung laut klopfen, z. B. mit der flachen Hand auf den Oberschenkel. Drei Musiken – drei Taktarten Jedes dieser drei Musikstücke steht in einem anderen Takt. Zur Auswahl stehen Dreivierteltakt (3/4), Viervierteltakt (4/4) und Sechsachteltakt (6/8) Titel Taktart (Zutreffendes ankreuzen): 3/4-Takt 4/4-Takt 6/8-Takt Angelia (Richard Marx) Bed Of Roses (Bon Jovi) An der schönen blauen Donau (Johann Strauß) Musik-Verkaufspolitik Macht ein Rollenspiel: Eine Heavy-Metal-Band sitzt im Büro eines Plattenlabel-Managers, um sich für einen Plattenvertrag zu bewerben. Der Label-Manager ist skeptisch und sieht nur den möglichen Profit. Die Band dagegen ist überzeugt von ihrer Musik und ihrem Können. Finden sie zusammen? Auswertung ■ Welche Argumente des Label-Managers konnten überzeugen? Welche nicht? ■ Welche Argumente der Band konnten überzeugen? Welche nicht? 57