Ostwürttemberg: eine Standortstudie

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Ostwürttemberg: eine Standortstudie
Ostwürttemberg:
eine Standortstudie
Fakten – Analysen – Chancen
Industrie- und Handelskammer
Ostwürttemberg
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Industrie- und Handelskammer Ostwürttemberg
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Stand: September 2005
8 2005 IHK Ostwürttemberg. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Vervielfältigung auf Papier und elektronischen Datenträgern sowie Einspeisung in Datennetze nur
mit Genehmigung des Herausgebers. Alle Angaben wurden mit größter Sorgfältigkeit erarbeitet und zusammengestellt. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit des Inhaltes
sowie für zwischenzeitliche Änderungen übernimmt die IHK Ostwürttemberg keine Gewähr.
INHALT
Vorwort
05
Standort in Kürze: Fakten und Chancen
06
Ostwürttemberg – Standort mit Gegensätzen
09
Strategische Chancen - Handlungsfelder
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Chance 1: Technologisches Potenzial weiter stärken
24
Chance 2: Bildung – Weichen stellen für Morgen
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Chance 3: Globalisierung und Zulieferer als Vorteil
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Chance 4: Dienstleistung dynamisch vorantreiben
32
Chance 5: Standortansiedlung und -marketing
34
Schritte zur Zukunftsfähigkeit
37
Glossar
38
Studien & Quellen
41
Mitglieder “AG Standort”
43
Ostwürttemberg schafft Zukunft
Haben wir eine Chance den Wohlstand in Ostwürttemberg zu sichern? Arbeiten wir ständig an diesem
Ziel? Wenn nein, warum nicht? Und falls ja, welche Vorschläge gibt es, damit wir schneller werden?
Machen wir die größtmöglichen Fortschritte? Haben wir die richtige Strategie? Gibt es Alternativen
dazu? Erreichen wir unsere Ziele und womit? Die Antworten darauf sollten alle Akteure der Region
schnellstmöglich geben.
Ostwürttemberg ist der Raum für Talente und Patente mit einem Spitzenplatz bei den Patentanmeldungen und Stärken in weiteren Bereichen.
Allerdings hat die Region auch mit erheblichen
Schwächen zu kämpfen.
Insbesondere die geringe Ertragskraft der ostwürttembergischen Unternehmen war Ausgangspunkt der Überlegungen der IHK Ostwürttemberg zu einer detaillierten Standortbestimmung. Gemeinsam mit der Arbeitsgruppe
„Standort“ – bestehend aus Unternehmern der
IHK-Vollversammlung, externen Experten sowie
Verantwortlichen der IHK – wurden Stärken und
Schwächen der Region analysiert.
Ziel der Arbeitsgruppe „Standort“ war es, eine
Ist-Analyse des Wirtschaftsraumes Ostwürttemberg vorzunehmen, Entwicklungen zu erklären,
sowie Chancen und Risiken für die künftige Entwicklung zu identifizieren. Die nun vorliegende
Studie fasst die wesentlichen Ergebnisse dieses
Analyse- und Diskussionsprozesses zusammen.
Helmut Althammer
IHK Präsident
Die IHK Ostwürttemberg sowie die Mitglieder
der AG „Standort“ wollen damit die Basis für
weitere vertiefende Diskussionen und vor allem
Ansätze für konkretes Handeln liefern. Das Papier
hat „Werkstatt-Charakter“ und lässt daher einige Fragen offen. Die IHK-Vollversammlung hat
einstimmig der Analyse und den Chancenfeldern
zugestimmt. Im Zentrum der weiteren Diskussion
müssen die aufgezeigten Chancen-Felder stehen.
In diesen Feldern sollen sich im weiteren Prozess
themenbezogene Arbeitsgruppen bilden. Dabei ist
das Engagement und der volle Einsatz aller Akteure in der Region Ostwürttemberg gefragt. Es
geht um kein geringeres Ziel, als den Wohlstand
in Ostwürttemberg auch für zukünftige Generationen zu sichern, den Erhalt und den Ausbau
der Ertragskraft der Unternehmen, den Erhalt der
sozialen Stabilität und insgesamt den Erhalt der
Zukunftsfähigkeit von Ostwürttemberg.
Ostwürttemberg stärkt seine Stärken – Machen
Sie mit!
Klaus Moser
IHK Hauptgeschäftsführer
5
Standort in Kürze:
Fakten und Chancen
Die Fakten
Fakt 1: Geringe Wachstums- und Ertragskraftdynamik kritisch für Zukunftsfähigkeit
Gemessen an Bruttowertschöpfung, Umsatzentwicklung und Steuerkraftsumme hat die Region
im Zeitraum 1992 bis 2000 unterdurchschnittlich
zugelegt. Darüber hinaus hat Ostwürttemberg im
Vergleich der zwölf Regionen im Land seit über
zehn Jahren die geringste absolute Ertragskraft.
Bei der Ertragskraft je IHK-Mitgliedsbetrieb belegt die Region im Vergleich der Zwölf im Zeitraum 1996 bis 2003 dreimal Platz 11, einmal
Platz 9 und 8, zweimal Platz 7 und nur einmal
Platz 6. Beim Gewerbeertrag je Beschäftigten
landet die Region in allen Jahren sogar lediglich
auf den Plätzen 10 bis 12.
Fakt 2: Industrie und Dienstleister wichtige Partner – Gesundheit schafft Arbeit
Die Industrie ist nach wie vor wichtigster Arbeitgeber der Region. Im Jahr 2001 beschäftigten die
rund 2.000 Industriebetriebe 84.500 Menschen.
Die Dienstleister gewinnen jedoch deutlich dazu.
Ihr Bruttowertschöpfungsanteil liegt mittlerweile bei knapp über 50 Prozent. Die rund 16.800
Dienstleister beschäftigen über 65.300 Menschen. Die Entwicklung der Dienstleister ist eng
an die Industrie gekoppelt, vor allem im Bereich
Unternehmensservices besitzt die Region relative Stärken. Im absoluten Vergleich mit dem Land
sind unternehmensnahe Dienstleister aber noch
6
unterrepräsentiert. Daneben sind es auch die
Gesundheits-Dienstleistungen, die immer größere Bedeutung haben. Im Ostalbkreis stellt diese
Branche bereits den wichtigsten Beschäftigungsträger dar. In ganz Ostwürttemberg beschäftigen
die rund 770 Dienstleister im Segment Freizeit &
Gesundheit rund 12.800 Mitarbeiter.
Fakt 3: Patent- und Innovationskraft
wichtige Stärken
Bei der Patentdichte und Patentintensität belegt
die Region nach Stuttgart und München den
dritten Platz. Für die Zukunft ist aber die weitere Entwicklung der Patentdynamik entscheidend,
die im Vergleich zu den Nachbarregionen in den
Jahren 1999 bis 2000 unterdurchschnittlich war.
In den Bereichen Papiertechnik, Fahrzeugbau,
Optik, Mess-/Prüftechnik, Allgemeiner Maschinenbau, Beleuchtung/Heizung besitzt die Region
Patentspezialisierungen.
Die vier Hochschulen der Region und zahlreiche Forschungs- und Transfereinrichtungen an
den Hochschulen sowie das Forschungsinstitut
für Edelmetalle und Metallchemie (FEM) haben
überregional bekannte Kompetenzen in Forschung und Lehre.
Fakt 4: Gründungsdynamik und Unternehmenserfolg nicht ausreichend
Die Zahl der Gründungen je 1.000 Einwohner
liegt unter dem Durchschnitt des Landes - für
die Erneuerung der wirtschaftlichen Basis ein zu
geringer Wert. Darüber hinaus ist auch das Abmeldegeschehen ein wichtiger Indikator. Im Zeit-
raum 1993 bis 2002 war der Saldo zwischen Anund Abmeldungen positiv, d.h. es wurden mehr
Gewerbe an- wie abgemeldet.
Die Region belegt jedoch in der Insolvenzstatistik
– gemessen an betroffenen Beschäftigten und
ausgefallenen Fördervolumina – unerfreuliche
Spitzenplätze im Vergleich der anderen Landkreise. Zudem hat sich im Zeitraum 2001 bis 2003
das Ausfallrisiko im sogenannten CreditreformIndikator erhöht.
Fakt 5: Demographie: Ruhe vor dem Sturm
– Kräfte aller gefordert
Noch profitiert Ostwürttemberg von Wanderungsgewinnen. Doch erste Begleiterscheinungen
der demographischen Bevölkerungsentwicklung
werden bereits sichtbar: Die Bevölkerung wird älter und einzelne Teilregionen koppeln sich ab.
Die Gruppe der 15- bis 18-jährigen sowie das
Erwerbspersonenpotenzial von 18 bis 65 Jahre
wird deutlich zurückgehen. Hieraus ergeben sich
Fragen, wie die Versorgung mit Fachkräften und
Auszubildenden gesichert werden kann, welche
neuen Formen der Weiterbildung entstehen müssen und wie sich die Entwicklung auf die Strukturen im Sozial-, Gesundheits- und Bildungsbereich
auswirken.
Fakt 6: Qualifikation – Kapital von Morgen
– Potenziale erschließen
Die Region hat im Hinblick auf die künftigen Anforderungen in der Arbeitswelt zu wenig Schulabgänger mit Fachhochschul- und Hochschulreife. Nur 22,2 Prozent der Schüler, gegenüber 24,8
Prozent im Land, sind auf Gymnasien.
Dies spiegelt sich auch in den Anteilen von Beschäftigten mit Fachhochschul- oder Hochschulabschluss wider. Der Strukturwandel in der
Beschäftigtenstruktur hin zu qualifizierten Fachkräften ist unterentwickelt.
Aufgrund traditioneller Familienstrukturen ist der
Anteil der Frauenerwerbstätigkeit im Vergleich
zum Land eher gering. Im Hinblick auf die Knappheit von Fachkräften ist die Frage zu stellen, ob
wir dies uns künftig noch leisten können, zumal
Frauen immer häufiger besser qualifiziert sind.
Fakt 7: Infrastruktur und Gewerbeflächen
– Handlungsfelder mit Priorität
Der Anschluss an überregionale Infrastrukturnetzwerke ist auch in Zukunft von zentraler Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit.
In einer arbeitsteilig organisierten, globalisierten
Wirtschaftsstruktur wird die Bedeutung dieses
Faktors weiter zunehmen. Vor diesem Hintergrund
sind der Ausbau der B 29, die Modernisierung des
Verkehrslandeplatzes Elchingen oder auch die
Vorhaltung hochwertiger Gewerbeflächen von
enormer Bedeutung.
Fakt 8: Globalisierung: Chance und Risiko
zugleich – Kooperationspotenziale nutzen
Ostwürttemberg lebt vom Export – dennoch ist
die Exportquote mit 65,1 Prozent im Zeitraum
1973 bis 2001 nur in der Region SchwarzwaldBaar-Heuberg geringer gewachsen.
Der Export der in der Region starken Branchen –
Maschinenbau, Kraftwagen und Kraftwagenteile
– leistet einen enormen Beitrag zur inländischen
Wertschöpfung und Beschäftigung. In der Diskussion über Globalisierung ist mehr Sachlichkeit
gefragt und die Anstrengungen müssen sich auf
die Steigerung der Innovations- und Kooperationsfähigkeit der Unternehmen konzentrieren.
Dort liegen erheblich Potenziale mit enormen Beschäftigungseffekten.
7
Die Chancen
Chance 1: Technologisches Potenzial nutzen und fördern
Die zentrale Stärke der Region liegt in der enormen Innovationskraft. Zentrales Ziel muss es
daher sein, den Ideen- und Erfindungsreichtum
der Region weiter zu fördern und daraus Wertschöpfung zu generieren. Ansatzpunkte liegen in
Kreativitätstechniken, Patentverwertungs- und
-vermarktungseinrichtungen, der Ausweitung
des Technologietransfers oder dem Ausbau der
Weiterbildung rund um die Themen Technologie /
Innovation. Spezielle technologische ChancenFelder sind die Bereiche Photonik, Zerspanung
und Umformung, Metallguss sowie die Oberflächen- und Werkstofftechnik.
Chance 2: Bildung – Weichen stellen für
Morgen
Die gestiegenen Qualifikationsanforderungen
und die anstehenden demographischen Entwicklungen werden die Bildungsstrukturen vor enorme Herausforderungen stellen. Bildung ist der
zentrale Wettbewerbsfaktor und Basis für Innovations- und Ertragskraft eines Standorts. Dieser
Bereich muss oberste Priorität genießen. Chancen
liegen in den Bereichen „Ausbildung und Wirtschaft“, „Qualifikation und Unternehmertum“,
„Aktivierung, Pflege und Aufbau von Humankapital“ sowie im „Lebenslangen Lernen“ und der
Ablösung des Konkurrenz-Leitbildes durch das
Leitbild der Kooperation.
Chance 3: Globalisierung und Zulieferer als
Vorteil nutzen
Mittelständische Unternehmen und Zulieferer
sind flexibel – darin unterscheiden sie sich deut-
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lich von Großkonzernen. Deren Wettbewerbsfähigkeit gilt es zu stärken.
Chancen liegen in der Erschließung von Internationalisierungs-Know-how und Kooperationen.
Der Standort-Dialog Zulieferer muss die zentrale
Zukunfts-Plattform werden, um entscheidende
Akteure zusammen zu bringen.
Chance 4: Dienstleistungsbereich dynamisch vorantreiben
Der Dienstleistungssektor hat in den letzten Jahren deutlich zugelegt – dennoch gibt es in Ostwürttemberg noch enorme Potenziale, die es zu
erschließen gilt. Vor allem im Gesundheitssektor
und bei unternehmensnahen Dienstleistungen
liegen Stärken der Region und damit Ansatzpunkte für weiteres dynamisches Wachstum. Vor
allem die Entwicklung einer nachhaltigen Strategie für diese Marktsegmente ist in einem ersten
Schritt von großer Bedeutung.
Chance 5: Strategische Standortansiedlung
und -vermarktung entwickeln
Die Standortpolitik und auch das -marketing
waren in der Vergangenheit zu wenig auf Zielregionen und -branchen fokussiert. Die BadenWürttemberg International (BW-I) muss künftig
verstärkt genutzt werden, um mehr Ansiedlungen zu erreichen. Aus der Neuausrichtung der
Standortpolitik ergeben sich auch organisatorische Fragen für die Wirtschaftsförderung, die es
im Dialog zu beantworten gilt. Die Region muss
zusammen mit Land und Bund die Voraussetzungen für künftige Ansiedlungen und Erweiterungsvorhaben schaffen. Hierbei hat die Infrastruktur
und auch die Preispolitik bei den Gewerbeflächen
oberste Priorität.
Ostwürttemberg –
Standort mit Gegensätzen
Schwache Dynamik
und Ertragsschwäche
Bei der Kennzahl Bruttowertschöpfung zu Herstellerpreisen im Betrachtungszeitraum 1992 bis
2000 landet Ostwürttemberg vor den Regionen
Nordschwarzwald und Reutlingen auf dem drittletzten Platz.
Die Entwicklung des Umsatzes im Verarbeitenden Gewerbe im Zeitraum 1973 bis 2001 liegt
mit einem Zuwachs von 294,2 Prozent ebenfalls
unter dem Landesdurchschnitt, die Region landet
auf Platz acht im Mittelfeld der zwölf badenwürttembergischen Regionen.
Diese schwache Wirtschaftsdynamik spiegelt sich
auch in der Steuerkraftsumme je Einwohner wider. Betrachtet man die Entwicklung der Steuerkraftsumme je Einwohner im Zeitraum 1986 bis
2002 weist die Region mit 51 Prozent Zuwachs
den drittschlechtesten Platz im Land aus.
Insgesamt hat Ostwürttemberg mit einem Ertragskraft-Problem zu kämpfen. Seit über zehn
Jahren in Folge haben die ostwürttembergischen
IHK-Mitgliedsbetriebe gemessen an absoluten
Werten die geringste Gewerbeertragskraft des
Landes. Im Jahr 2004 lag der Gewerbeertrag in
Ostwürttemberg bei 633,79 Mio. EUR. Der Maximalwert lag bei 7,83 Mrd. EUR (Region Stuttgart). Bei der Betrachtung der Gewerbeerträge
je Unternehmen belegt die Region im Zeitraum
1996 bis 2004, viermal Platz 11, einmal Platz 9,
einmal Platz 8, zweimal Platz 7 und einmal Platz
6 (Jahr 2000). Bei der Betrachtung des Gewerbeertrags je Beschäftigten landet die Region im
Vergleich der zwölf Regionen des Landes im Zeitraum 1996 bis 2004 auf den Plätzen 10 bis 12.
Einzige Ausnahme ist das Jahr 2000 – hier belegt
Ostwürttemberg Platz 8.
Nach Donau-Iller hat die Region von 1996 bis
2003 den zweitniedrigsten Gewerbeertrags-Zuwachs zu verzeichnen und ist damit unterdurchschnittlich gewachsen.
Erklärungsansätze liegen in folgenden Bereichen:
Lohn- und Gehaltsniveau:
Die Region Ostwürttemberg hat sich bei der
Betrachtung des Arbeitnehmerentgelts je Arbeitnehmer seit 1994 deutlich vom Landesdurchschnitt abgekoppelt. Seit 1994 liegt das
Arbeitnehmerentgelt über dem Durchschnitt des
Landes. Hierfür sind, dies bestätigt der Strukturentwicklungsbericht 2003 des Wirtschaftsministeriums, der Kreis Heidenheim, der Mittelbereich
Aalen und ganz besonders der Mittelbereich Ellwangen verantwortlich.
Der Mittelbereich Schwäbisch Gmünd lag beim
Gehaltsniveau im Zeitraum 1994 bis 2000 unter
dem Landesdurchschnitt. Die Durchschnittsgehälter im Tarifgebiet Ostwürttemberg liegen deutlich
über den Durchschnitten aller Tarifgebiete. Im
Vergleich der zwölf Regionen hat Ostwürttemberg mit einem Zuwachs von 10,3 Prozent im
9
Zeitraum 1996 bis 2001 den drittgrößten Anstieg
der Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer.
Nur die Regionen Unterer Neckar (10,8%) und
Donau-Iller (13,2%) liegen im Zuwachs noch vor
Ostwürttemberg.
Auf Initiative der IHK hat der Sparkassenverband
Baden-Württemberg außerdem die Personalaufwandsquote der ostwürttembergischen Unternehmen untersucht. Die Analyse basiert auf
9.364 Jahresabschlüssen für das Auswertungsjahr
2002 und 6.639 Abschlüssen für das Jahr 2003.
Für die Region Ostwürttemberg konnten 520 Bilanzen ausgewertet und mit dem Rest des Landes
verglichen werden. Der Indiktator „Personalaufwandsquote“ liegt bei den ostwürttembergischen
Unternehmen über alle Branchen und Größenklassen deutlich über dem Wert des restlichen Baden-Württemberg. Die Quote lag in Ostwürttemberg im Jahr 2003 bei 35,29 gegenüber 27,02 im
restlichen Baden-Württemberg. Diese Relationen
gelten auch für das Auswertungsjahr 2002. Diese
starke Diskrepanz hat Ihre Ursache vor allem in
den Personalaufwandsquoten des Verarbeitenden
Gewerbes und besonders des Maschinenbaus. Im
Bereich der sonstigen, öffentlichen und persönlichen Dienstleistungen sind die Unterschiede dagegen nur marginal.
Betrachtet man darüber hinaus den Umsatz je
Beschäftigten in den Jahren 2002 und 2003 so
kommt die Analyse des Sparkassenverbandes zu
dem Ergebnis, dass Ostwürttemberg deutlich hinter dem Rest des Landes liegt. Der Umsatz je Beschäftigten im Jahr 2003 über alle Branchen und
alle Größenklassen lag in Baden-Württemberg
bei 183,08 TEUR je Beschäftigten und in Ostwürttemberg bei 138,27 TEUR. Lediglich im Bereich der öffentlichen und persönlichen Dienstleistungen liegt der Umsatz je Beschäftigten in
10
Ostwürttemberg über dem Landesdurchschnitt.
Auch für diesen Indikator scheint vor allem das
Verarbeitende Gewerbe entscheidend zu sein.
Darüber hinaus wurde durch den Sparkassenverband Baden-Württemberg auch die Materialaufwandsquote in den Jahren 2002 und 2003 untersucht. Für das gesamte Baden-Württemberg gilt,
dass die Materialaufwandsquote für das Verarbeitende Gewerbe über den Quoten aller anderen
Branchen liegt und die Materialaufwandsquote
für den Maschinenbau noch über dem des Verarbeitenden Gewerbes angesiedelt ist. Allerdings
wird aus der Untersuchung des Verbandes auch
deutlich, dass die Materialaufwandsquoten aller betrachtenden Branchen in Ostwürttemberg
deutlich unter denen des restlichen Landes liegen.
Der Materialaufwand ist also nicht ursächlich für
die Ertragsschwäche der ostwürttembergischen
Unternehmen.
Starke Industrie – (noch)
schwache Dienstleister
Der Industriesektor leistete 2001 mit rund 2.090
Unternehmen und 84.500 Beschäftigten einen
Beitrag von rund 48 Prozent zur Bruttowertschöpfung. Der Anteil der Industrie liegt in Ostwürttemberg über dem Durchschnitt des Landes.
Die ostwürttembergischen Dienstleister konnten
ihre Umsätze und die Zahl der Beschäftigten im
Zeitraum 1997 bis 2001 jedoch deutlich steigern.
In Ostwürttemberg tragen die Dienstleistungsunternehmen mittlerweile knapp über 50 Prozent
zur Wertschöpfung des Raumes bei. Im Jahr 2001
waren beinahe 8.290 Dienstleister und 8.550
Unternehmen des Handels und Gastgewerbes in
Ostwürttemberg aktiv, die beinahe 65.370 Mitarbeiter (45 Prozent) beschäftigten. Die Zahl der
Mitarbeiter im Dienstleistungssektor ist von 1997
bis 2001 um über fünf Prozent gestiegen. Ostwürttemberg holt damit im Strukturwandel auf:
Die Dienstleister steigerten die Wertschöpfung
von 1997 bis 2001 um zwölf Prozent. Einziger
Wermutstropfen: Wie die Industrie entwickelten
sich auch die Dienstleiter im genannten Zeitraum
unter dem Landesdurchschnitt. Die Industrie
bleibt auch in Zukunft der wichtigste Arbeitgeber
in der Region.
Den größten Anteil an den beinahe 16.900
Dienstleistungsunternehmen stellen die Betriebe aus dem Bereich Handel mit 42,1 Prozent. Im
Jahr 2001 gab es in Ostwürttemberg 7.081 Handelsunternehmen mit 17.415 Beschäftigten. Die
relative Beschäftigungsentwicklung im Handel
lag mit einem Zuwachs von 5,1 Prozent oder 851
Beschäftigten zwischen 1999 und 2001 deutlich
über dem Landesdurchschnitt (3,4 Prozent) und
damit auf dem dritten Platz aller IHK-Bezirke.
Der Wirtschaftsbereich Unternehmensservices ist
nach dem Handel der zweit bedeutendste Teil des
Dienstleistungssektors der Region. Im Vergleich
zum Land ist dieser Bereich aber noch deutlich
unterrepräsentiert, was insofern überrascht, da
hier viele potenzielle Kunden aus der Industrie
angesiedelt sind. Auf diesen Bereich entfallen
12,5 Prozent aller Dienstleister. Zu diesem Segment gehören Unternehmen aus den Bereichen
Vermietungen, Forschung und Entwicklung,
kaufmännische, rechtliche sowie technische Beratung, Personen- und Sicherheitsdienste, Gebäudedienstleistungen und Bürodienstleister. Der
Schwerpunkt liegt mit 788 Unternehmen im Bereich Bürodienstleistungen und sonstige Unternehmensservices – zu den letzt genannten gehören Sachverständige, Schreib- und Übersetzungsbüros, das Abfüll- und Verpackungsgewerbe oder
Inkassobüros. Stärken besitzt Ostwürttemberg
weiterhin bei kaufmännischen und rechtlichen
Beratungen (486) sowie der technischen Beratung (405). Zu den beschäftigungintensivsten
Branchen gehören die Personal-,Sicherheits- und
Gebäudedienstleister mit 3.050 Beschäftigten im
Jahr 2001. Im Zeitraum 1997–2001 stieg vor allem die Zahl der Betriebe im Bereich Forschung
und Entwicklung sowie Sicherheits- und Gebäudedienstleistungen. Mit Ausnahme des Bereichs
Forschung und Entwicklung konnten alle Teilbereiche die Zahl der Beschäftigten im Zeitraum
1999 bis 2001 steigern. Die Umsatzentwicklung
gehört zu den dynamischsten im ganzen Land:
der Bereich wuchs von 1997 bis 2001 um 26 Prozent.
Mit einem Anteil von 8,8 Prozent stellt der Wirtschaftsbereich der Finanzdienstleistungen die
drittgrößte Dienstleister-Gruppe. Deren Anteil
liegt über dem Landesschnitt mit 8,1 Prozent.
Primär wird die Entwicklung der Branche durch
die sogenannten sonstigen Finanz- und Versicherungsdienstleister getragen. Der Sektor Banken
11
und Versicherungen stagniert dagegen. Im Jahr
2001 beschäftigten die 1.427 Unternehmen dieses Wirtschaftsbereiches 3.854 Mitarbeiter – die
Entwicklung der Beschäftigten wie auch des Umsatzes (minus 40 Prozent) ist allerdings rückläufig. Vor allem Banken und Versicherer zogen sich
aus der Fläche zurück. Von dieser Zentralisierung
der Verwaltungsfunktionen profitierte die Landeshauptstadt Stuttgart erheblich.
Das Gastgewerbe stellt einen Anteil von 8,7 Prozent oder 1.464 Unternehmen, die 2.525 Menschen beschäftigten. Kleingewerbetreibende
prägen die Branche der Region und aufgrund des
Fehlens von großen touristischen Impulsen ist
das strukturelle Gewicht hinsichtlich Beschäftigung und Umsatz relativ gering. Die Zahl der Unternehmen war von 1997–2001 leicht rückläufig.
Die Zahl der Beschäftigten und der Umsatz stiegen jedoch leicht.
Im Verkehrswesen waren im Jahr 2001 in Ostwürttemberg 877 oder 5,2 Prozent der Dienstleister mit 3.904 Beschäftigten tätig. Der Wirtschaftsbereich besteht aus dem Personen- und
Güterverkehr – die Mehrzahl der Betriebe der Region gehört wie im Rest des Landes zum Güterverkehr (603). Sowohl die Zahl der Betriebe wie
auch der Beschäftigten legte zu: ein Unternehmensplus von 20 Prozent und ein Mitarbeiterplus
von 14 Prozent. Der Umsatz stieg im Zeitraum
1997 – 2001 ebenfalls leicht.
Die Immobilienwirtschaft stellt 4,8 Prozent der
Dienstleister und umfasst die Branchen Grundstücks- und Wohnungswesen, Kauf und Verkauf,
Vermietung und Verpachtung, Vermittlung und
Verwaltung von Grundstücken sowie Gebäuden
und Wohnungen. Die 816 Unternehmen beschäftigten im Jahr 2001 lediglich 560 Beschäftigte.
Dies macht deutlich, dass die Branche zum großen Teil aus selbstständigen Maklern sowie aus
Kleinstunternehmen besteht, die in der Beschäftigtenstatistik nicht erfasst sind. Im Vergleich zu
12
den übrigen IHK-Bezirken Baden-Württembergs
hat der Wirtschaftsbereich Immobilienwirtschaft
in Ostwürttemberg mit 6,8 Prozent allerdings
den höchsten Umsatzanteil am Gesamtumsatz
des Dienstleistungssektors. Durch den verschärften Wettbewerb der Branche ist die Zahl der Beschäftigten und der Umsatz jedoch beinahe im
gesamten Land rückläufig.
Der Wirtschaftbereich Freizeit- und Gesundheitsdienstleistungen umfasst die Branchen Kultur
und Unterhaltung, Sport und Erholung, das Gesundheitswesen sowie Heime und Pflegedienste.
Im Jahr 2001 waren in diesem Bereich in Ostwürttemberg 777 Unternehmen (4,8 Prozent) mit
12.826 Beschäftigten sehr gut positioniert. Im
Vergleich zu den übrigen IHK-Regionen im Land
ist dies der höchste Anteil. Primäre Beschäftigungs- und Umsatzträger sind die Bereiche Gesundheitswesen sowie Heime und Pflegedienste.
39 Prozent des Umsatzes in Ostwürttemberg entfallen auf letztgenannte. Auf die Bereiche Kultur
und Unterhaltung sowie Gesundheitswesen entfallen jeweils rund 23 Prozent des Umsatzes, die
hinsichtlich ihrer Beschäftigungswirkung jedoch
eher gering sind. Bei der Interpretation muss jedoch die hohe Bedeutung nicht ausgewiesener
Selbstständiger und Freier Berufe in Kultur und
Unterhaltung, Sport und Erholungsdienstleistungen berücksichtigt werden, die nicht in der
Beschäftigtenstatistik enthalten sind. Auch die
Untersuchung des Statistischen Landesamtes
aus dem November 2004 zeigt die Bedeutung
des Gesundheitswesens für die Beschäftigung in
der Region auf. In der Region Ostwürttemberg ist
dies nach dem Maschinenbau die zweit beschäftigungsintensivste Branche.
Der Wirtschaftsbereich Information und Kommunikation hat mit 552 Unternehmen einen Anteil
von 3,3 Prozent. Dazu gehören: IT-Dienstleistungen sowie Film- und Rundfunk, Wirtschaft- und
Presseservice. Diese Branche ist geprägt durch
Konzentration der Unternehmen, Beschäftig-
ten und Umsätze in den IHK-Bezirken mit großen städtischen Zentren. Für IT-Dienstleistungen sowie wissensintensive unternehmensnahe
Dienstleistungen haben große Verdichtungsräume wesentliche Standortvorteile. Daher ist diese
Branche in Ostwürttemberg eher unterdurchschnittlich vertreten. Allerdings hat der Standort Schwäbisch Gmünd mit seiner Nähe zum
Ballungsraum Stuttgart deutlich höhere Anteile.
Die Zahl der Unternehmen in der Region stieg im
Zeitraum 1997–2001 um über 33 Prozent und
dies vor allem im Bereich der IT-Dienstleistungen. Da die Mehrzahl der Unternehmen in diesem
Bereich ebenfalls durch Kleinstunternehmen geprägt ist, stieg die Beschäftigtenzahl nur in sehr
geringem Umfang. Der Umsatz legt im gleichen
Zeitraum um über 81 Prozent zu. Die deutlichsten Umsatzzuwächse konnten in den Ballungsräumen Stuttgart, Rhein-Neckar sowie Karlsruhe
erreicht werden.
Mit 2,6 Prozent Anteil oder 443 Unternehmen
gehört die Werbewirtschaft zu den eher unterrepräsentierten Bereichen Ostwürttembergs.
Die tätigen Unternehmen sind in der Regel von
vergleichsweise geringer Größe und die Zahl der
Beschäftigten ist eher gering. Die Unternehmen
beschäftigten im Jahr 2001 lediglich 372 Mitarbeiter. Viele Betriebe sind Ein-Mann-Betriebe
oder arbeiten mit Freelancern, die nicht als Beschäftigte erfasst sind. Aber die Werbewirtschaft
ist auch in der Region ein sehr dynamisch wachsender Wirtschaftsbereich. Im Zeitraum 1997–
2001 ist die ostwürttembergische Werbewirtschaft mit 52,4 Prozent beim Umsatz gewachsen
und verzeichnet dabei das höchste Wachstum
aller IHK-Bezirke Baden-Württembergs. Dies hat
sich allerdings nicht in der Zahl der Beschäftigten
niedergeschlagen, Ostwürttemberg ist die einzige
Region, die hier stagnierte.
Der Wirtschaftsbereich Persönliche Dienstleistungen umfasst sogenannte haushalts- oder
konsumorientierte Dienstleistungen. Zu diesem
heterogenen Bereich zählen beispielsweise Wäschereien, Reinigungen, Kosmetikinstitute, Solarien oder Bäder. In Ostwürttemberg gehören 2,7
Prozent der Dienstleister diesem Bereich an, dies
entspricht 454 Unternehmen mit annähernd 960
Beschäftigten. Von 1997–2001 stiegen sowohl
die Zahl der Unternehmen als auch die Beschäftigten-Zahlen. Die Beschäftigungseffekte waren
aber sehr gering. Der Großteil der Umsätze wird
in städtischen Zentren und Tourismusregionen
erwirtschaftet. In Ostwürttemberg sank der Umsatz um rund 14 Mio. EUR.
Gemessen an der Anzahl der Unternehmen ist der
kleinste Dienstleistungsbereich mit 0,8 Prozent
der Bereich Bildung und Erziehung mit 143 Unternehmen. Dieser Sektor wird vor allem durch
öffentliche und halböffentliche Institutionen
geprägt. Dazu zählen Anbieter der Erwachsenenbildung, Kindergärten, Grundschulen, weiterführende Schulen oder Hochschulen. Unter beschäftigungspolitischen Gesichtspunkten ist die Bedeutung jedoch ungleich größer: In Ostwürttemberg sind in diesem Bereich 4.167 Menschen beschäftigt. Der Markt entwickelt sich dynamisch:
Die Region konnte die Anzahl der Unternehmen,
der Beschäftigten und den Umsatz deutlich steigern. Das relative Umsatzwachstum lag bei 37,9
Prozent und damit an zweiter Stelle innerhalb
des ganzen Landes Baden-Württemberg.
13
Talente, Patente
und Forschung
Da die Region ausgesprochen arm an natürlichen Vorkommen von Bodenschätzen war, ist sie
auf die Kreativität und den Ideenreichtum ihrer
Menschen angewiesen. Der altbekannte Spruch
„Not macht erfinderisch“, ist ein zutreffendes
Charakteristikum des Wirtschaftsraumes. Der
Patentatlas Deutschland des deutschen Patentund Markenamtes (DPMA) belegt dies mehrmals.
Ostwürttemberg gehört zur Spitzengruppe der
Regionen mit den höchsten Patentdichten. Mit
113,6 Patentanmeldungen nach dem Erfindersitz je 100.000 Einwohner liegt Ostwürttemberg
an dritter Stelle hinter den Regionen Stuttgart
(141,3) und München (129,6). Betrachtet man
darüber hinaus die Patentintensität – gemeint ist
damit die Zahl der Patentanmeldungen aus der
Wirtschaft pro 100.000 Beschäftigte – belegt die
Region Ostwürttemberg nach Stuttgart sogar den
zweiten Platz.
Für die Zukunft sind die Entwicklungen der
kommenden Jahre entscheidend. Die IHK Ostwürttemberg hat daher beim Fraunhofer-Institut
für Systemtechnik und Innovationsforschung in
Karlsruhe eine Untersuchung über die Patentdynamik in Auftrag gegeben. Klares Ergebnis: Die
Patentintensität ist in den Jahren 1999 und 2000
nicht weiter gewachsen. Im Vergleich zu den Regionen Neckar-Alb, Donau-Iller, Bodensee-Oberschwaben sowie Schwarzwald-Baar-Heuberg
weist die Region eine geringere Anmeldedynamik
auf. Eine Patentspezialisierung liegt vor allem
im Bereich Papiertechnik sowie im Fahrzeugbau,
der Optik und Mess-/Prüftechnik. Technologische
Standbeine liegen außerdem in den Bereichen
Beleuchtung und Heizung, Haushaltsgegenstände, Trennen und Mischen, Allgemeiner Maschinenbau, Fördern und Heben. Vor allem in den
Zukunftstechnologien (Biotech /Pharmazie sowie
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Elektronik /Informationstechnik) ist die Region im
regionalen Vergleich schlechter positioniert. Darüber hinaus steht die Region durch Ähnlichkeiten
im Technologieprofil der Nachbarregionen in einem enormen Wettbewerb mit diesen Regionen.
Im „Raum für Talente und Patente“ gibt es zwar
keine Universität, dennoch prägen die Region vier
Hochschulen und zahlreiche Forschungs- und
Transfereinrichtungen, die überregional Beachtung finden. So sind an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Aalen fünf Fachbereiche angesiedelt, denen dreizehn Studiengänge, drei Masterstudiengänge und verschiedene
Schwerpunkte zugeordnet sind. Angewandte Forschung und Entwicklung hat in der Strategie der
HTW einen besonderen Stellenwert. Das Institut
für angewandte Forschung (IAF) bündelt die Forschungsaktivitäten in den Schwerpunkten:
# Lasergestützte Mess- und Diagnosetechniken
Bereiche: Biophotonik, Laser-Messtechnik.
# Produktionstechnik
Bereiche: Gießereitechnik, Kunststofftechnik, Mikrowellentechnik, Robotik / Virtuelle Welten, Thermoanalytik /Qualitätssicherung, Werkzeug- und
Formenbau, Werkstofftechnik, Präzisionstechnik.
# Organische technische Synthesechemie und
Katalyseforschung
Auch der Wissenstransfer und die Kooperation
mit Unternehmen leisten einen wichtigen Beitrag
zur Entwicklung der Hochschule und der Region.
So haben sich zehn Steinbeis-Transferzentren im
Umfeld der HTW Aalen angesiedelt.
An der Hochschule für Gestaltung werden Designer in den Studiengängen „Informations- und
Mediengestaltung“ sowie „Produkt- und Umweltgestaltung“ ausgebildet. Innerhalb der beiden Studienbereiche werden sechs Ausbildungsschwerpunkte angeboten, die flexibel miteinander kombiniert werden können.
Dies sind: Kommunikationssysteme, Wissens-
Die Berufsakademie Heidenheim zeichnet sich
auf Grund des dualen Konzepts mit abwechselnden Theorie- und Praxisphasen durch eine besondere Nähe zu Betrieben aus. Sie verfügt über
drei Studienbereiche, denen zwölf Studiengänge
mit weiteren Studienschwerpunkten zugeordnet
sind. Dies sind die Studienbereiche Sozialwesen,
Technik und Wirtschaft.
Auch bei der Berufsakademie Heidenheim gibt
es drei Steinbeis-Transferzentren (STZ). Eines
für Marketingforschung, eines für Personal- und
Unternehmensentwicklung sowie das STZ für die
mittelständische Wirtschaft.
Eine weitere Einrichtung an der BA ist das Zentrum für angewandte Personalentwicklung der
Berufsakademien (ZAP). Das ZAP dient der Beratung und Fortbildung aller haupt- und nebenamtlichen Lehrbeauftragten an den Berufsakademien in Baden-Württemberg.
organisation, Digitalität und Virtualität, Grundlagen/Forschung und Entwicklung, Netzwerke/
Prozesse sowie Produkte /Produktsysteme.
Die Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch
Gmünd genießt national und international einen
ausgezeichneten Ruf. Im Gmünder Raum sind
laut Studie des Zentrums für Gestaltung 240 Unternehmen der Designwirtschaft beheimatet, die
zusammen etwa 1.700 Arbeitsplätze bieten und
rund 260 Millionen Euro Umsatz pro Jahr erwirtschaften. Ein Beleg der ausgezeichneten Ausbildung an der Hochschule für Gestaltung.
Die Pädagogische Hochschule in Schwäbisch
Gmünd umfasst drei Grundstudiengänge zum
Lehramt an Grund- und Hauptschulen, an Realsowie Sonderschulen. Gemeinsam mit der HTW
Aalen wird seit dem Wintersemester 2003/04
auch die Ausbildung zum Lehramt an Beruflichen
Schulen (Gewerbelehrer) angeboten. Zusätzlich
gibt es auch einen Aufbaustudiengang für die Diplomprüfung in Erziehungswissenschaft mit der
Studienrichtung Schulpädagogik.
Mit dem Forschungsinstitut für Edelmetalle und
Metallchemie (FEM) in Schwäbisch Gmünd besteht ein unabhängiges und gemeinnütziges
Institut auf dem Gebiet der Metallkunde und
Oberflächentechnik. Schwerpunkte liegen in der
Anwendung verschiedener Beschichtungstechnologien in Kombination mit den am FEM vorhandenen umfangreichen technischen Möglichkeiten zur Material- und Schichtuntersuchung
sowie zur Werkstoffanalyse. Das FEM betreibt
sowohl Grundlagenforschung als auch anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung.
Die Forschungsarbeiten erfolgen in direkter Zusammenarbeit mit der Industrie und im Rahmen
öffentlich geförderter Vorhaben.
Das FEM ist mit modernen Labors und Geräten
ausgestattet und verfügt national und international über hohe Kompetenz in den Arbeitsgebieten Edelmetalle, Metallkunde, Analytik,
Elektrochemie und Galvanotechnik /Korrosion,
Leichtmetall/Oberflächentechnik, Physikalische
Oberflächentechnik und Materialphysik.
15
Existenzgründung: Erneuerung der Wirtschaftsbasis
Die Entwicklung der Existenzgründungen in den
Bereichen Dienstleistungen, Industrie und Handel
ist in den Teilräumen Aalen, Heidenheim, Schwäbisch Gmünd nur bei oberflächlicher Betrachtung
gleich verlaufen. Das Ergebnis der IHK-Gründeranalyse für den Zeitraum 1993 bis 2002 zeigt, dass
mit 5,9 Gründungen je 1.000 Einwohner die Entwicklung in der Region unter dem Landesdurchschnitt liegt. In allen Branchen gewinnt aber der
Raum Aalen seit 1998 deutlich an Dynamik. Die
prozentualen Anteile der Gründungen steigen
kontinuierlich in diesem Raum an. Entsprechend
haben Heidenheim und Schwäbisch Gmünd 1998
bis 2002 Anteile abgeben müssen. Besonders in
Schwäbisch Gmünd ist eine negative Entwicklung
zu beobachten: Nur noch 4,6 Gründer pro 1.000
Einwohner wagten dort im Jahr 2002 den Schritt
in die Selbstständigkeit. Der Anteil des Raums
Schwäbisch Gmünd an allen Gründungen der Region ist von 35 Prozent im Jahr 1993 auf 28 Prozent im Jahr 2002 gesunken. Worin die Ursachen
für diese jüngere Entwicklung liegen, kann aus
dem vorliegendem Material nicht geschlossen
werden. Zum jetzigen Zeitpunkt kann auch noch
keine Aussage darüber getroffen werden, ob die
Räume Heidenheim und vor allem Schwäbisch
Gmünd dauerhaft an Dynamik verlieren.
Analysiert man die Zahlen des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg, die alle Branchen (inklusive Handwerk) berücksichtigten,
so kommt man zu keinem anderen Ergebnis. Im
Zeitraum 1996 bis 2002 lagen die Gründungen
je 1.000 Einwohner zwischen 8,61 und 9,70 im
gesamten Land Baden-Württemberg. In der Region Ostwürttemberg dagegen zwischen 7,09 und
8,39 Gründungen je 1.000 Einwohner und damit
unter dem Landesdurchschnitt. Ob der Zuwachs
an Anmeldungen im Jahr 2004 einen dauerhaften Gründungsboom darstellt, kann zum jetzigen
16
Zeitpunkt noch nicht gesagt werden. Hier gilt es
auch die gestiegene Zahl der Abmeldungen im
Ostalbkreis zu berücksichtigen. Darüber hinaus
bleibt abzuwarten, ob die vielen Gründungen aus
der Arbeitslosigkeit erfolgreich verlaufen. Im Jahr
2004 haben sich 43 Prozent der Gründer in der
Region aus der Arbeitslosigkeit über Zuschüsse
zur Ich-AG und dem Überbrückungsgeld selbständig gemacht. Dieser Wert liegt aber noch unter dem Bundesschnitt von 50 Prozent.
Eindeutiger Gründungsschwerpunkt war im
Durchschnitt über alle Jahre der Handel mit 38
Prozent. Der Anteil des Handels ist jedoch rückläufig: Die Gründungen sind von 42 Prozent im
Jahr 1993 auf 34 Prozent im Jahr 2002 zurückgegangen. Insgesamt ist eine deutliche Verschiebung hin zum Dienstleistungsgewerbe erkennbar.
Das Produzierende Gewerbe hat seinen Anteil
über die Jahre konstant zwischen sieben und
neun Prozent gehalten. Wenn auch der Anteil der
Industrie-Gründungen relativ gering ist, muss bei
der Bewertung beachtet werden, dass es sich in
diesem Bereich um großteils substantielle Gründungen handelt, die eine hohe Bruttowertschöpfung mit entsprechenden Arbeitsplatzeffekten
auslösen. Eine bloße Betrachtung der Gewerbeanmeldungen würde hier zu kurz greifen.
Nicht jeder Start in die Selbstständigkeit ist allerdings von Erfolg gekrönt. Neben Chancen bringt
eine Existenzgründung auch ganz erhebliche
Risiken. Von den seit 1993 gegründeten Unternehmen haben bis heute lediglich 31 Prozent
überlebt. Von den Betrieben die 1998 gegründet wurden, waren bis zum Jahr 2002 bereits 49
Prozent, also fast die Hälfte, wieder vom Markt
verschwunden. Die Erfolgsquote ist von Wirtschaftszweig zu Wirtschaftszweig unterschiedlich. Erfreulich ist allerdings die Entwicklung
1993 bis 2002: Die Ausfallquote ist kontinuierlich zurückgegangen. Besonders erfolgreich sind
die Handelsregisterfirmen, die nach zehn Jahren
noch zu 58 Prozent am Markt aktiv sind. Von den
Kleingewerbetreibenden haben dagegen nach
zehn Jahren nur noch 27 Prozent überlebt.
Gleichzeitig muss man auch das Abmeldegeschehen oder die Insolvenz-Statistik genau analysieren. Beim Anteil der „Beschäftigten“ durch
betroffene Insolvenzverfahren am Land belegte
Heidenheim im Jahr 2003 Rang 2 und der Ostalbkreis Rang 7 von 43 und damit negative Spitzenplätze. Auch bei den Anteilen „ausgefallene
Förderungsvolumina“ durch Insolvenzverfahren
belegt der Kreis Heidenheim mit Rang 3 und der
Ostalbkreis mit Rang 6 von 43 unrühmliche obere
Plätze.
Bei der Betrachtung des Ausfallrisikos, im sogenannten „Creditreform-Indikator“ hat sich die
Region im Vergleich der Jahre 2001 bis 2003
verschlechtert. Während in den Jahren 2001 und
2002 die Region mit einem Indikator von 2,0 ein
geringes Ausfallrisiko aufwies, ist dieser 2003 auf
2,5 gestiegen und steht damit für ein mittleres
Ausfallrisiko. Dies korrespondiert auch mit den
hohen Inanspruchnahmen von LiquiditätshilfeDarlehen: Eine Analyse der L-Bank zeigt, dass im
Vergleich mit den Regionen Neckar-Alb, DonauIller, Bodensee-Oberschwaben sowie Schwarz-
wald-Baar-Heuberg die Region die höchste Inanspruchnahme an Liquiditätshilfe-Darlehen hat.
Die Berater stuften in Ostwürttemberg besonders
viele Beratungsfälle als „wenig aussichtsreich“
ein. Die schwache Beurteilung könnte nach Auffassung der L-Bank ihre Ursache in ungenügender Marktorientierung sowie nicht hinreichender
Innovationsfähigkeit der Unternehmen haben.
Demografie – Herausforderung annehmen
Baden-Württemberg ist zusammen mit Bayern
das Bundesland, das den bevorstehenden Rückgang der Bevölkerung am spätesten zu spüren
bekommt. Grund dafür sind die anhaltend hohen
und zur Zeit sogar noch wachsenden Wanderungsgewinne aus der Binnenwanderung, insbesondere aus den Neuen Ländern. Trotzdem ist
die Region bereits mit zwei Begleiterscheinungen
der Bevölkerungsentwicklung konfrontiert. Zum
einen mit einer gravierenden Verschiebung der
Altersstruktur, zum anderen mit einer wachsenden Ungleichheit der Bevölkerungsentwicklung
in den Teilräumen, so das Ergebnis einer Studie
des Regionalverbandes Ostwürttemberg 2003.
Die natürliche Bevölkerungsbewegung (durch
Geburten und Sterbefälle) in Ostwürttemberg
ist in den letzten Jahren weiter zurückgegangen.
Ihre Einflussgröße ist jedoch für die Entwicklung
der Einwohnerzahl in der Region von untergeordneter Bedeutung. Die Reproduktion liegt mit 1,54
Kindern pro Frau in Ostwürttemberg noch über
dem Landesdurchschnitt (1,43).
Die für eine ausgeglichene Bevölkerungsentwicklung notwendigen 2,1 Kinder pro Frau werden
jedoch seit Jahren nicht erreicht. Künftig wird es
17
daher deutlich weniger potentielle Eltern geben
als heute. Die jeweils noch vorhandene Generation wird stets schwächer besetzt sein als ihre
Vorgänger. Ausgehend vom Bevölkerungsstand
von derzeit 452.242 werden im Jahr 2010 449.125
(-0,68%), im Jahr 2020 439.018 (-2,92%) und
im Jahr 2030 421.273 (-6,85%) leben. Die Bevölkerungsrückgänge betreffen vor allem die für
die Wirtschaft wichtigen Altersgruppen unter 35
Jahre. Die älteren Altersgruppen über 40 Jahre
nehmen dagegen deutlich zu. Selbst wenn sich in
den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten die Geburtenrate auf zwei erhöht, würde sich Schrumpfung und Alterung fortsetzen und erst nach 2080
das Geburtendefizit ausgleichen.
Größeren Einfluss auf die Bevölkerungsentwicklung der Region hatte schon jeher das Wanderungsgeschehen. Seit 1998 hat Ostwürttemberg
wieder leicht positive Wanderungssalden, diese
liegen aber deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Insbesondere bei Personen im studierfähigen Alter hat die Region weiterhin dramatisch
hohe Abwanderungssalden. Diese werden durch
positive Salden im höheren Alter kompensiert,
d.h. in einem späteren Lebensabschnitt kehren
viele Menschen wieder zurück. Möglicherweise
übt die Region aufgrund der hohen Dichte an
Alten- und Pflegeheimen eine hohe Anziehungskraft auf ältere Menschen aus.
Der Regionalverband kommt zu folgenden
Schlussfolgerungen: Die Änderung in der Struktur der Bevölkerung ist nur durch sehr zielgenaue,
nachfrageorientiert gesteuerte Zuwanderung zu
beeinflussen.
Hier ist also zu fragen, in wie weit Folgen für die
Versorgung mit Fachkräften, den zu erwarten-
18
den Defiziten auf dem Ausbildungsmarkt, Folgen für die Weiterbildung älterer Arbeitnehmer
sowie Folgen für die Sozial-, Gesundheits-, und
Bildungsstrukturen abgefedert werden können
oder Maßnahmen der Gegensteuerung ergriffen
werden können. Das System der Wohnbauförderung, die Neubauten bevorzugt, ist zu überprüfen. Wesentliche Faktoren für eine verstärkte
Zuwanderung im Wettbewerb der Regionen sind
die Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen, von attraktivem Wohnraum und die sogenannten weichen
Standortfaktoren, zu denen auch die Bekanntheit
und der gute Ruf einer Region, nicht zuletzt als
familienfreundliche Region mit Lebensqualität
gehören. Ostwürttemberg muss für Zuwanderungen unterschiedlicher Intensität aus anderen
Regionen des Landes, aus Deutschland, aber auch
aus den EU-Beitrittsländern attraktiv bleiben.
Dazu können auch, so das Ergebnis des Regionalverbandes, verstärkt Städtepartnerschaften
genutzt werden.
Human Ressources –
Kapital von Morgen
Analysiert man die Struktur der Bildungslandschaft anhand der Schulabschlüsse so fallen folgende Ergebnisse auf: Der Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss ist in Ostwürttemberg im Vergleich zum Land niedriger und liegt
deutlich unter den ebenfalls ländlich strukturierten Regionen Donau-Iller und SchwarzwaldBaar-Heuberg. Der Anteil der Schulabgänger
mit Hauptschulabschluss und mit mittlerem Bildungsabschluss liegt höher als im Landesdurchschnitt und auch über der Nachbarregion DonauIller. Dies ist das Potential für die Ausbildung im
dualen System. Mit 972 Ausbildungsbetrieben im
Jahr 2001 verfügt Ostwürttemberg im Vergleich
zu den Regionen Neckar-Alb, Donau-Iller, Bodensee-Oberschwaben sowie Schwarzwald-BaarHeuberg über die geringste absolute Zahl an Ausbildungsbetrieben. Mit 5.087 Ausbildungsverträgen und sich daraus ergebenden 5,2 Verträgen je
Ausbildungsbetrieb weist die Region jedoch die
höchste Ausbildungsdichte auf.
Vor dem Hintergrund der Entwicklungen hin zur
wissensorientierten lernenden Gesellschaft ist allerdings der Anteil der Schulabgänger mit Fachhochschulreife/Hochschulreife noch zu niedrig.
Hier liegt die Region deutlich unter dem Landesdurchschnitt. In Ostwürttemberg sind 22,2
Prozent aller Schulabgänger Gymnasiasten, im
Landesdurchschnitt sind es 24,8 Prozent, in der
Region Stuttgart sogar 27,9 Prozent. Die Zahl der
Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss lag in
der Region im Schuljahr 2002/2003 bei 5,8 Prozent und damit unter dem Landesdurchschnitt
von 7,3%. Dennoch könnte hier ein Ansatz für die
Verbesserung der Chancen der Jugendlichen am
Arbeitsmarkt liegen. Ungelernte ohne Abschlüsse
stehen künftig vor einem immer größeren Arbeitslosigkeitsrisiko.
Abweichungen vom Land spiegeln sich auch in
der Struktur der sozialversicherungspflichtigen
Beschäftigten wider. Im Landkreis Heidenheim,
so das Ergebnis des Landesarbeitsamtes BadenWürttemberg, sind 27 Prozent der Beschäftigten
ohne beruflichen Abschluss. Angesichts zunehmender Strukturalisierung (geringere Beschäftigungschancen für Ungelernte in der Zukunft)
ein viel zu hoher Wert. Nur 6,8 Prozent der Beschäftigten haben einen Fachhochschul- oder
einen Universitätsabschluss, viel zu wenig, um
zukünftigen Qualitätsanforderungen gewachsen
zu sein. Zwischen 1990 und 2001 hat der Anteil in der Beschäftigung Ungelernter um gut 21
Prozent abgenommen, in der Beschäftigung von
Akademikern um 49,5 Prozent zugenommen. Beide Veränderungen deuten auf einen noch bevorstehenden Strukturwandel in der Beschäftigung
im Landkreis Heidenheim hin. Im Ostalbkreis ist
der Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter ohne beruflichen Abschluss bei 22,5 Prozent. Nur sechs Prozent der Beschäftigten haben
einen Fachhochschul- oder Universitätsabschluss.
Ebenfalls viel zu wenig um künftigen Qualitätsanforderungen gerecht zu werden.
Darüber hinaus ist die Region stark durch traditionelle Familienstrukturen, in denen die Frau
nicht erwerbstätig ist, geprägt. Der Frauenanteil
in der Beschäftigung im Ostalbkreis liegt mit
42,2 Prozent im eher ungünstigen Bereich. Dieser Anteil hat sich zwischen 1990 und 2001 im
Ostalbkreis um lediglich 6,2 Prozent erhöht. Auch
im Landkreis Heidenheim ist der Frauenanteil der
Beschäftigung bei lediglich 42,8 Prozent noch
gerade im Mittelfeld. Dieser Anteil hat sich zwischen 1990 und 2001 um 4,3 Prozent erhöht.
Bei der Betrachtung der Struktur der Arbeitslosigkeit fällt zunächst auf, dass die Region Ostwürttemberg mit 7,0 Prozent im Oktober 2004
eine der höchsten Arbeitslosenquoten im gesamten Land Baden-Württemberg aufweist. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen lag im Oktober 2004
19
bei 35,6 Prozent: In keiner anderen Region lag
der Wert höher. Unter den Arbeitslosen waren zu
diesem Zeitpunkt 15 Prozent Jugendliche unter
25 Jahren (Land: 12,9 Prozent) und 18,5 Prozent
Ausländer (Land: 22,5 Prozent). 49 Prozent der
Arbeitslosen sind Frauen (Land: 46,6 Prozent)
und 24,2 Prozent sind 50 Jahre und älter (Land:
25,2 Prozent).
Infrastruktur – zentraler
Wettbewerbsfaktor
Eine einseitige Betrachtungsweise des Straßenverkehrs als Verursacher von volkswirtschaftlichen
Kosten greift zu kurz. Der Nutzen von Infrastruktur
ist enorm: Die schnelle Raumüberwindung wird
möglich, steigende Mobilitätsbedürfnisse können
befriedigt werden und Straßenbauinvestitionen
helfen, den Personen- und Güterverkehr aufrecht
zu erhalten. In einer arbeitsteiligen globalisierten
Volkswirtschaft sind Vertriebs- und Logistikstrukturen nur mit einem funktionsfähigen Straßennetz zu verwirklichen. Nach einer Analyse der
IHK Schwaben ist der Anschluss an überregionale
Infrastrukturnetzwerke von zentraler Bedeutung
für die Wettbewerbsfähigkeit von Industrieunternehmen und Dienstleistern. Nur mit einer funktionierenden und leistungsfähigen Infrastruktur
können Arbeitsplätze geschaffen werden und das
Einkommen gesichert werden.
Als Folge der neuen Anforderungen an die Unternehmen gehen diese vermehrt dazu über,
arbeitsteilig organisierte und räumlich differenzierte Produktionsverbundsysteme aufzubauen.
Sie verringern die betriebliche Fertigungstiefe
und schaffen neue logistische Konzepte. Dies
bleibt nicht ohne Konsequenzen für die Ver-
20
kehrsentwicklung und den Infrastrukturbedarf.
Will man eine Chance im Standortwettbewerb
um Investoren haben, so sind verkehrsgünstige
und infrastrukturell hochwertige Standorte im
Vorteil. Der Anschluss an überregionale und europäische Verkehrsnetze wird mit der steigenden
Bedeutung der geschilderten internationalen Arbeitsteilung zunehmend wichtiger. Ist die Region
Ostwürttemberg an diese Netze angeschlossen,
steigen auch ihre Chancen im Standortwettbewerb sowohl hinsichtlich der Ansiedlung von
produzierenden Unternehmen als auch unternehmensnahen Dienstleistern.
In den vergangenen Jahren wurden in der Region
im Bereich der Straßeninfrastruktur wichtige Vorhaben realisiert. Dennoch bestehen insbesondere
im Bereich der B 29 (vierspuriger Ausbau) im Bereich Mögglingen und Schwäbisch Gmünd (Tunnel) noch erhebliche Wettbewerbsnachteile. Die
nach wie vor offene Finanzierung der „Ertüchtigung“ des Verkehrslandeplatzes Heidenheim-Aalen-Elchingen ist ebenfalls ein enorm wichtiges
Infrastrukturprojekt, das es noch zu realisieren
gilt. Insbesondere die Begründung der Förderung
des Verkehrslandeplatzes Schwäbisch Hall liefert
gute Argumente, warum für eine exportorientierte Wirtschaft ein derartiger Verkehrslandeplatz dringend erforderlich ist. Auch im Bereich
der Schiene ist in der Region einiges geschehen.
Die Ertüchtigung der Brenzbahn und die Modernisierungsmaßnahmen auf der Remsbahn waren
wichtige Projekte, damit die Region nicht in den
„Schienen-Schatten“ des Landes fällt.
Dennoch darf trotz rückläufiger Finanzierungsvolumina der weitere, auch zweigleisige Ausbau
nicht aus den Augen verloren werden. Insbesondere der Rückbau von Industriegleis-Anschlüssen
durch die Deutsche Bahn-Tochter Railion hat
enorme Ausmaße erreicht. Im Hinblick auf die
angekündigten weiteren Einsparungen im Güterverkehr der Deutschen Bahn muss hier besonders
kritisch auf aktuelle Entwicklungen geachtet werden. Der privaten Investition der Scholz-Gruppe
in ein regionales Logistikzentrum in Verbindung
mit der Schiene kommt große Bedeutung zu.
Im Wettbewerb der Regionen sind außerdem die
ausreichende Quantität aber auch Qualität von
Gewerbeflächen entscheidend. Die Region verfügt über ein ausreichendes Gewerbeflächenpotential, zum Teil in hervorragender Qualität. Eine
Diplomarbeit im Auftrag des Regionalverbandes
kommt zu dem Schluss, dass in Ostwürttemberg
ein Flächenpotential von rund 3.800 Hektar vorhanden ist. Darin enthalten sind etwa 280 Hektar Flächen sehr guter Qualität. Diese liegen im
Mittelbereich Aalen (bei Hüttlingen-Goldshöfe)
mit 260 ha, bei Westhausen nördlich des Bundesautobahnanschlusses mit 220 ha sowie in Ebnat am Bundesautobahnanschluss mit 200 ha. Im
Mittelbereich Ellwangen sind 255 ha nördlich des
bestehenden Gewerbegebietes Neunheim besonders geeignet. Im Mittelbereich Heidenheim ist es
der Industriepark Giengen - Herbrechtingen (440
ha) und eine Fläche bei Bolheim mit 160 ha. Im
Mittelbereich Schwäbisch Gmünd ist es eine 160
ha große Fläche bei Oberbettringen im Anschluss
an das bestehende Gewerbegebiet „Gügling“.
Ein erheblicher Standortnachteil im Vergleich
mit den Regionen Neckar-Alb, Donau-Iller, Bodensee-Oberschwaben und Schwarzwald-BaarHeuberg scheint im Bereich der Baulandpreise zu
liegen. Im Jahr 2002 lag der Durchschnitts-Preis
für Rohbauland bei 93,93 Euro je Quadratmeter
und damit im oberen Bereich. In der unmittelbar
benachbarten Region Donau-Iller ist der Quadratmeterpreis für Rohbauland im Jahr 2002 bei
28,62 Euro. Dies gilt auch für Industrieland das
2003 für 35,57 Euro in Ostwürttemberg und zu
23,11 Euro in der Region Donau-Iller zu bekommen war. Auch die Preise für baureifes Land lagen
2003 mit 112,73 Euro im regionalen Vergleich in
einer Spitzenposition. Im Bereich Donau-Iller beträgt dieser Preis 79,82 Euro. Die Zahlen schwanken von Jahr zu Jahr jedoch erheblich und innerhalb der Region gibt es je nach Raum bedeutende
Unterschiede, die es noch genauer zu analysieren gilt. Die Bauland-Statistik des Statistischen
Landesamtes ist mit Vorsicht zu interpretieren.
Durch eine jährlich wechselnde Grundgesamtheit
und eine eher zufällige Auswahl der statistischen
Fälle muss hier eine Detailanalyse mit Experten
aus der Region folgen.
Globalisierung – Chance
oder Gefahr?
Die ostwürttembergische Wirtschaft ist traditionell exportorientiert. Ostwürttemberg gehört
zwar zu den exportstarken Regionen im Land,
jedoch stieg die Exportquote zwischen 1973
und 2001 lediglich um 65,1 Prozent. Lediglich
Schwarzwald-Baar-Heuberg verzeichnete mit
35,2 Prozent Exportquoten-Wachstum einen geringeren Zuwachs. Das Land Baden-Württemberg
hat bei der Exportquote um 92,3 Prozent zugelegt. Laut Aussage des Statistischen Landesamtes sind Regionen mit starkem Industriebesatz
darüber hinaus besonders durch die Folgen der
Globalisierung betroffen.
Durch die zunehmende Globalisierung steigt der
Wettbewerbsdruck auf Hersteller und in Folge
mit stark zunehmender Tendenz auch auf die
Zulieferer. In der Region gibt es relativ wenige
OEMs (Original Equipment Manufacturer), umso
mehr sind Zulieferer von den Folgen der Globalisierung betroffen. Dies ist in keinem Fall jedoch
automatisch mit Arbeitsplatzverlusten und -verlagerungen verbunden. Stattfindende Standortverlagerungen resultieren aus unterschiedlichen
Motiven. Während im asiatischen Raum aufgrund
dort geltender Investitionsbestimmungen (local contents, nicht-tarifäre Handelshemmnisse),
21
Produktionsverlagerungen eher marktgetrieben
sind, sind diese in Osteuropa überwiegend aus
Kostengründen erfolgt.
Eine Untersuchung des Fraunhofer Instituts für
Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI)
kommt zu dem Schluss, dass marktgetriebene
Verlagerungen weniger negative Beschäftigungseffekte haben, ja sogar in vielen Fällen die Umsätze dieser Unternehmen steigern und so inländische Arbeitsplätze sogar zunehmen. Sorgfältig
müssen allerdings die Investitionen nach Osteuropa beobachtet werden. Hier überwiegen derzeit
die negativen Beschäftigungseffekte. Die Studie
des ISI sieht aber auch in Osteuropa interessante
Märkte für deutsche Unternehmen mit Potenzialen zur Umsatzsteigerung, die jedoch noch viel
zu wenig gesehen werden. Nach den Ergebnissen
des ISI generiert ein Umsatzwachstum von 10
Prozent im Mittel 4,28 Prozent Beschäftigungswachstum. Werden also Marktchancen im Ausland genutzt, nützt dies auch der inländischen
Beschäftigung. Die arbeitsteilige Wertschöpfung
an in- und ausländischen Standorten ist auch für
deutsche Unternehmen positiv einzuschätzen.
Denn diese Wertschöpfung setzt immer mehr
ausländische Partner wirtschaftlich in die Lage,
deutsche Produkte zu kaufen.
Auch die neuesten Untersuchungen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) belegen dies. Vor
allem in den in Ostwürttemberg starken Branchen
Maschinenbau, Kraftwagen und Kraftwagenteile
leistet der Export einen enormen Beitrag zur inländischen Wertschöpfung und damit auch zur
inländischen Beschäftigung. Um es deutlich zu
sagen: Ohne Exporte gäbe es auch in Ostwürttemberg deutlich weniger Bruttowertschöpfung und
damit Arbeitsplätze. Die KfW-Studie zeigt außerdem, dass weder aus steigenden Direktinvestitionen im Ausland noch aus einer steigenden Quote
importierter Vorleistungen auf eine automatisch
verschlechterte Wettbewerbsposition deutscher
Unternehmen geschlossen werden kann. Meh-
22
rere Studien (Morgan Stanley 2004 /Europäische
Investitionsbank) zeigen außerdem, dass durch
deutsche Direktinvestitionen im Ausland bisher
nur wenige Arbeitsplätze abgebaut wurden.
Vor allem, dies zeigt die Studie des Fraunhofer
Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) auch, ist in der ganzen Diskussion
über die Effekte von Globalisierung mehr Sachlichkeit und detaillierte Analyse gefragt. Neben
den Verlagerungen finden auch eine ganze Reihe von Rückverlagerungen statt. Die Zahl der
Rückverlagerungen liegt zwar deutlich unter den
Zahlen der Verlagerungen, hat aber ebenfalls
zugelegt. Die drei wichtigsten Motive für Rückverlagerungen sind „Nicht zufriedenstellende
Qualität“, „Veränderte oder falsch eingeschätzte
Faktorkosten“ sowie „Fehlende Flexibilität und
Lieferfähigkeit“.
Darüber hinaus gibt es Branchen wie z. B. den
Fahrzeugbau und deren Zulieferer, die je nach
Kosten- bzw. Marktvorteilen ihre Produktionsstandorte optimieren. Die Hersteller von Metallerzeugnissen und die Hersteller von Medizin-,
Mess-, Steuer- und Regeltechnik – beide Bereiche sind stark in der Region – zeigen eine hohe
Standortverbundenheit zu Deutschland mit geringer Verlagerungsneigung.
Weiteres wesentliches Ergebnis der ISI-Studie ist,
dass je größer die Innovationsanstrengungen der
Unternehmen sind, desto mehr positive Beschäftigungseffekte zieht dies nach sich. Ein Prozent
Steigerung der FuE-Quote zieht durchschnittlich
0,338 Prozent Beschäftigungswachstum nach
sich. Verlagernde Unternehmen verfügen an ihrem Heimatstandort über signifikant geringere
Kooperationen in den Bereichen Produktion, Beschaffung, Vertrieb sowie FuE. Diese beiden Befunde deuten an, so der Schluss des FraunhoferInstituts, dass nicht immer alle Innovations- und
Kooperationspotenziale am deutschen Standort
ausgeschöpft sind. Regionale Netzwerke bieten
hierfür enorme Potenziale.
23
Strategische Chancen –
Handlungsfelder
Die Untersuchung „Stille Stars“ von Handelsblatt und Prognos aus dem Jahr 2004 bescheinigt der
Region Ostwürttemberg einen ausgeglichenen Chancen-Risiken-Mix. Mit anderen Worten heißt dies
für die regionalverantwortlichen Akteure: Es gilt, Chancen zu erkennen, Risiken zu identifizieren und
daraus zielgerichtete Handlungen und Strategien für die Region abzuleiten. In dem nun folgenden
Kapitel werden Chancen und Handlungsfelder skizziert und noch ergebnisoffene Fragen aufgestellt.
Vor allem soll dieses Kapitel den Grundstein für weitere Arbeitsgruppen legen.
Chance 1: Technologisches Potenzial weiter stärken
Innovationen sind der Motor für Wachstum und Beschäftigung. Hier hat Ostwürttemberg seine zentrale Stärke. Unternehmen mit weltbekannten Namen wie Carl Zeiss, Voith, Paul Hartmann oder Triumph
sind hier ebenso zu Hause wie eine Vielzahl kleiner und mittlerer Unternehmen, die mit ihren Produkten technologisch weltweit Spitzenpositionen einnehmen. Es gilt, die technologischen Kompetenzen
und Stärken der Region Ostwürttemberg aufzuspüren, gezielt zu nutzen und auszubauen. Ansätze
dazu lieferte eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung.
24
Kreativität gezielt fördern
Die zentrale Stärke der Region Ostwürttemberg
ist die enorme Innovationskraft, die sich in der
Zahl der Patentdichte bzw. Patentintensität niederschlägt. Zentrales Ziel muss es daher sein, alles daran zu setzen, den Ideen- und Erfindungsreichtum der Region weiter zu fördern und daraus auch Wertschöpfung zu generieren. Mit der
IHK-Erfinderberatung, der Innovationsplattform
INGENIA und dem INGENIA-Forum sind erste Ansatzpunkte bereits vorhanden.
Ideen bzw. Handlungsansätze:
Studien- bzw. berufsbegleitende Weiterbildungsangebote im Bereich methodischer Kreativitätstechniken aufbauen, z. B. TRIZ-Akademie
(Kreativitätstechnik speziell für FuE-Personal).
Dies könnte an der Hochschule für Technik und
Wirtschaft Aalen angesiedelt werden.
Studien- bzw. berufbegleitende Weiterbildungsangebote rund um die Themen Technologie /Innovation wie z. B. „Gewerbliche Schutzrechte“ in der Region etablieren.
Wissenschaftliche Begleitung des neuen
FH /PH-Modell-Studiengangs „Lehramt an beruflichen Schulen“ durch das Transferzentrum
für Neurowissenschaften an der Universität Ulm
(Professor Spitzer). Nutzung und Weiterentwicklung der Ergebnisse durch die Schaffung eines
Landes-Fortbildungszentrums für Lehrer und Dozenten an der PH Schwäbisch Gmünd (Finanzierung aus Mitteln der Landesstiftung). Hier könnte
auch das ZAP der Berufsakademie Heidenheim
mit eingebunden werden.
Schaffung einer Patentverwertungseinrichtung für freie Erfinder und nicht beanspruchte
Arbeitnehmer-Erfindungen (evtl. mit revolvierendem Fonds, ähnlich Fraunhofer-Patentstelle).
Schaffung einer Agentur für Patentverwertungen – eventuell in Kooperation mit spezialisierten Dienstleistern, wie der IP-Bewertungs-AG
oder anderen Partnern.
Schaffung eines „Patentpreis Ostwürttemberg“ mit jährlicher überregionaler Ausschreibung. Damit könnte der Aspekt „Patente“ aus
dem Innovationspreis Ostwürttemberg herausgelöst werden und mit deutlich gesteigerter Aufmerksamkeit im Regionalmarketing fortgeführt
werden.
Technologietransfer und Innovationsdynamik
ausweiten: IHK schafft Plattform für Forschungsleiter ostwürttembergischer Unternehmen. Ein
erster Aufhänger könnte das Thema TRIZ-Akademie sein.
Entwicklungschance Photonik
Optische Technologien – oder kurz Photonik
– zählen zu den Schlüsseltechnologien des 21.
Jahrhunderts mit erheblichem Zukunftspotential.
Es ist davon auszugehen, dass die Photonik als
Querschnittstechnologie mindestens ebenso große Bedeutung gewinnen wird, wie die Elektronik
in den zurückliegenden 50 Jahren. Entlang der
gesamten photonischen „Kette“:
Lichterzeugung- und -manipulation / Übertragung und Messung /Nutzbarmachung von Licht
ist die Region Ostwürttemberg gut aufgestellt.
Neben der Bedeutung der HTW Aalen in diesem
Technologiebereich sind laut einer Studie der
GWZ /WiRO (2002) 50 Unternehmen mit mehr
als 7.000 Arbeitsplätzen in der Region tätig.
Die Tätigkeitsfelder der Unternehmen sind weit
gefächert. Die konjunkturellen Schwankungen
der Beschäftigungs- und Ertragssituation über
25
alle Photonik-Unternehmen dürften daher selbst
über kürzere Zeiträume eher ausgeglichen sein.
Dies bringt Stabilität in das Photonik-Cluster.
gen. Hier ist zu prüfen ob ein Public-Privat-Partnership zielführend sein und realisiert werden
kann.
Ideen bzw. Handlungsansätze:
Kritische Zwischenbilanz der bisherigen Photonik-Aktivitäten ziehen. Identifikation anderer
Photonik-Regionen und Analyse der eigenen
Marktposition. Gemeinsam mit Cluster-Unternehmen Ansiedlungs-Strategie entwickeln. Was
kann vom Handelsblatt als „Stiller Star“–Standort
beizeichnetem Raum Dortmund gelernt werden?
Wie ist dort die gezielte Ansiedlung von IT- und
vor allem Mikrosystemtechnik-Unternehmen gelungen? Gibt es weitere Best Practice-Beispiele,
von denen die Region lernen kann?
Bereitstellung von Risikokapital für regionale Photonik-Projekte über einen eigens zu
gründenden „Photonik-Fonds Ostwürttemberg“
oder Bereitstellung von Risikokapital durch den
weiteren Ausbau von Kontakten zu Beteiligungsgesellschaften.
Schaffung eines Photonik-Kompetenzzentrums an der HTW Aalen zur Koordination/Management der Photonik-Aktivitäten. Denkbar
wäre auch die Integration eines Forschungs- und
Transferzentrums für branchenübergreifende Projekte aus Industrie und Hochschulen im Bereich
Photonik. Erst in einer späteren Phase Überlegungen zur Schaffung eines Kompetenzzentrums
mit eigenem Gebäude. Kritische Prüfung, ob ein
Gründerzentrum für Neu- und Ausgründungen
im Bereich Photonik notwendig ist.
Ausbau und Stärkung der Studiengänge „Optoelektronik“ und „Master of Photonics“ an der
HTW Aalen. Dies ist vor allem im Hinblick auf
die Förderung des Fachkräfte-Nachwuchses und
der Erhöhung der Forschungsaktivitäten von Bedeutung. Durch die gezielte Verzahnung von Unternehmen und Hochschule ist die Bindung der
Fachkräfte an die Region zu verbessern.
Stärkere Vernetzung aller regionalen Akteure
im Bereich Photonik. Entwicklung zu einem echten Cluster. Dies kann allerdings nur funktionieren, wenn es gleichgerichtete Interessen unter
den Beteiligten gibt, die sich auch in mittelfristig
betriebswirtschaftlichen Renditen niederschla-
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Der Verein Photonics BW e. V., das Kompetenznetz für Optische Technologien in BadenWürttemberg, hat seinen Sitz in Oberkochen
– Wie kann das Know-how des Netzwerkes stärker für die Stärkung der regionalen Cluster-Unternehmen genutzt werden?
Kompetenz in Zerspanung
und Umformung
Verfahren, Werkzeuge und Maschinen zum Zerspanen und Umformen von Werkstoffen – insbesondere Metall - haben in Ostwürttemberg eine
lange Tradition. Unternehmen mit Weltruf in diesen Bereichen sind hier in der Region ansässig.
Bahnbrechende Entwicklungen wie zum Beispiel
die Innenhochdruckumformung – heute besser
unter dem Begriff Hydroformen bekannt – haben
ihre Wurzeln in Ostwürttemberg.
Im Bereich Lehre und Forschung genießt die HTW
Aalen in diesen Technikgebieten einen ausgezeichneten Ruf. Dass über dies auch eine enge
und nutzenbringende Zusammenarbeit mit der
regionalen Wirtschaft existiert, kommt nicht zuletzt in der erst vor kurzem eingeweihten Stiftungsprofessur für spannende Fertigungstechnologien zum Ausdruck. Diese Potentiale gilt es
künftig stärker zu nutzen.
Folgende Überlegungen hierzu:
Ausbau und Stärkung der Stiftungsprofessur der Aalener Wirtschaft zu einer Dauereinrichtung. Prüfung inwieweit auch die Gmünder
Industrie, die vor allem im Automotive-Sektor
Stärken besitzt, auch eine Stiftungsprofessur einrichten kann und so vom Forschungs-Know-how
der HTW profitieren kann.
Einrichtung eines Kompetenzzentrums „Umform- und Zerspanungstechnik“ an der HTW
Aalen. Marketing für die Kompetenz auf diesen
Technikgebieten durch ein jährlich stattfindendes
Fertigungstechnik-Symposium (analog Gießereisymposium) mit mindestens landesweiter Ausschreibung.
Folgende Überlegungen zu diesem Bereich:
Ausbau und Stärkung des Forschungszentrums Metallguss.
Einrichtung
eines
Kompetenzzentrums
„Leichtbau-Metallguss“ innerhalb des Forschungszentrums Metallguss. Von Professor Klein
von der HTW Aalen wurden bereits entsprechende Überlegungen angestellt.
Durchführung eines jährlich stattfindenden
Symposiums „Leichtbau-Metallguss“.
Vortragsveranstaltungen, um Wirtschaft und
Hochschuleinrichtungen in diesem Bereich ins
Gespräch zu bringen.
Vortragsveranstaltungen um Wirtschaft und
Hochschuleinrichtungen in diesem Bereich miteinander ins Gespräch zu bringen.
Kompetenz Oberflächenund Werkstofftechnik
Kompetenz im Metallguss
Der Metallguss zählt zu den ältesten technischen
Fertigungsverfahren. Die Stärke der Region fußt
auf der langen Tradition, die diese Technik in
unserem Raum besitzt. Mit den Schwäbischen
Hüttenwerken ist das älteste europäische Unternehmen, zu deren Kernkompetenz der Metallguss
zählt, hier zu Hause.
Die Technik bietet auch künftig noch reichlich
Potenzial für Innovationen. Leichtbauwerkstoffe
auf der Basis von Aluminium und Magnesium,
werden hier zukünftig eine große Rolle spielen.
Bauteile aus diesen Werkstoffen werden überwiegend im Druck-Gießverfahren hergestellt.
Auch in diesem Spezialbereich genießt die HTW
Aalen mit dem Forschungszentrum Metallguss
einen über Europa hinausreichenden Ruf.
Die Oberflächenbehandlung dient nicht nur dem
Verzieren sondern auch der Verbesserung von
Gebrauchseigenschaften von Oberflächen. Heute
erhalten fast alle Produkte aus technischen oder
dekorativen Gründen ein sogenanntes Finish.
Neben der Oberflächentechnik sind künftig vor
allem in der Entwicklung innovativer Werkstoffe
und Materialien enorme Herausforderungen und
damit Zukunftschancen zu erwarten. Der größte Bedarf zukünftiger Werkstoffentwicklungen
liegt bei Verbundwerkstoffen. Mit der HTW Aalen, dem FEM in Schwäbisch Gmünd und einer
ganzen Reihe von Unternehmen ist die Region
Ostwürttemberg in diesem Bereich hervorragend
aufgestellt.
Folgende Überlegungen hierzu:
Ausbau und Stärkung des Studienganges
„Oberflächentechnik / Werkstoffkunde“ an der
HTW Aalen.
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Stärkere Einbindung des Bereichs Kunststofftechnik der HTW Aalen wünschenswert.
Ausbau, Erweiterung und stärkere Institutionalisierung des Zentrums für Oberflächentechnologie in Schwäbisch Gmünd zum Zentrum für
Oberflächen- und Werkstofftechnik (ZOW). Nutzung dieser Institution zur Bündelung der Kompetenzen aller regionalen Akteure.
Feste Etablierung der Veranstaltungsreihe „Aalener Kolloquium Werkstoffe und Oberflächen“, um Wirtschaft, Hochschul- und Forschungseinrichtungen intensiv und dauerhaft ins
Gespräch zu bringen.
Stärkung dieses Kompetenzprofils im Regionalmarketing durch die Organisation eines jährlich stattfindenden (europäischen?) Symposiums
zur Oberflächen- und Werkstofftechnik.
Chance 2: Bildung – Weichen stellen für Morgen
Im Hinblick auf die steigenden Qualifikationsanforderungen an Mitarbeiter und Führungskräfte
sind die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Vor allem vor dem Hintergrund der demografischen
Entwicklungen sind die Verantwortlichen für Bildung stark gefordert. Darüber hinaus ist zu überlegen
wie die Abwanderung der Altersgruppe der 25- bis 40-jährigen vermindert werden kann. Ansatzpunkte
hierfür liegen vor allem in der Steigerung der Attraktivität der Region.
Ausbildung und Wirtschaft
in der Schule
Das Top-Ranking der beliebtesten Ausbildungsberufe hat sich seit über drei Jahrzehnten nicht
verändert. In vielen Fällen starten Jugendliche
28
nach wie vor eine Ausbildung in wenig zukunftsorientierten Bereichen. Andererseits ist es für
viele Unternehmen, vor allem auch Dienstleister,
sehr schwierig, geeignete Auszubildende zu finden. Darüber hinaus muss es Ziel sein, das Thema
Wirtschaft durchgängig an allen Schulen der Region im Unterricht zu verankern.
Folgende Ansätze und Handlungsfelder:
Hier sind gemeinsam mit den Schulen, Medien, Jugendzentren oder sonstigen Institutionen
mit Zugang zu Jugendlichen neue Wege der Ausbildungsinformation zu entwickeln.
Aber auch für theorieschwache, aber praktisch begabte Jugendliche muss das Angebot insbesondere zweijähriger Ausbildungsberufe ausgebaut bzw. bekannter gemacht werden.
Beispielgebende Projekte wie „Business
@School“, die einzelne Schulen begonnen haben, sind systematisch zur Stärkung der Gründungskultur auszubauen.
Erfolgreiche Ansätze wie das gemeinsame
Gründerforum der Hochschule für Wirtschaft und
Technik Aalen und der IHK gilt es wieder zu beleben. Insbesondere das Potenzial technischer Studiengänge für spätere Existenzgründungen gilt es
zu aktivieren.
Ausweitung der Aktivitäten „Schule und
Wirtschaft“. Die 2003 gestartete IHK-Aktion
„Chefs als Lehrer“ ist ein großer Erfolg und muss
weiter ausgebaut werden.
Aktivierung, Pflege und
Aufbau von Humankapital
Schulische Qualifikation
und Unternehmertum
Die Übergangsquoten auf Gymnasien sind in
der Region im Vergleich zum Land unterdurchschnittlich. Dies hat seine Ursache mit Sicherheit
in der ländlichen Prägung der Region. Die Fachhochschul- oder allgemeine Hochschulreife wird
aber immer wichtiger für die Erlangung von Wissenspotenzialen. Die Qualifikationsanforderungen der Unternehmen steigen weiter.
Eine weitere Aufgabe liegt darin, Lust auf Unternehmertum zu schaffen und damit die Gründungskultur der Region zu verbessern. Dies muss
ebenfalls in den Schulen beginnen. Eine aktuelle
Studie an der HTW Aalen bescheinigt auch der
Hochschule ein enormes Gründungspotenzial.
Folgende Ansätze und Handlungsfelder:
Gemeinsam mit den Staatlichen Schulämtern und den Schulleitern ist zu überlegen, wie
die Übergangsquoten zu Gymnasien nachhaltig
erhöht werden können.
Ostwürttemberg hat viele interessante mittelständische und international orientierte Unternehmen, die attraktive Arbeitgeber sind. Dies ist
bei vielen Fachhochschul- und Hochschulabsolventen noch viel zu wenig bekannt.
Es besteht ein Widerspruch zwischen Wahrnehmung der Unternehmen und der kollektiven
Zurückhaltung in der Personalpolitik bei der Einstellung älterer Arbeitnehmer. Darüber hinaus
veraltet das Wissen der Mitarbeiter durch die
immer kürzere Halbwertszeiten immer schneller. Die Bereitschaft vor allem älterer Mitarbeiter
und auch der Unternehmer zur Weiterbildung ist
gering ausgeprägt. Hier müssen Mitarbeiter und
Unternehmen sensibilisiert werden.
Die Familienpause von Frauen ist mit rund zwölf
Jahren in der Region im Vergleich zum Land besonders lang. Die Qualifikationen der Frauen entsprechen nach dieser Familienpause nicht mehr
den Anforderungen der Unternehmen.
Folgende Ansätze und Handlungsfelder:
Die Attraktivität der Region als Arbeits- und
Lebensraum ist verstärkt durch das regionale Marketing aufzubauen. Darüber hinaus muss
29
überlegt werden, wie Kontakte zu den SpitzenUniversitäten und Hochschulen aufgebaut werden können, um Kontakte zu potenziellen späteren Fach- und Führungskräften zu bekommen.
Es sind Lösungen zur „Pflege“ des alternden Humankapitals und geeignete berufsbegleitende
Bildungsangebote mit Nachdruck aufzubauen.
Dabei ist auf zielgruppengerechte Lernformen zu
achten. Darüber hinaus müssen Betriebe für eine
altersgerechte Personalpolitik sowie für eine Abkehr vom „Jugendwahn“ sensibilisiert werden.
Mit der Kontaktstelle Frau und Beruf wurden Beratungsangebote für Wiedereinsteigerinnen aufgebaut, die es weiter zu entwickeln gilt.
Aktivitäten zur „Familienfreundliche Unternehmenspolitik“ und „Familienfreundliche Regionen“ müssen Hand in Hand greifen. Neben der
Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und
Beruf in den Unternehmen, muss auch das Kinderbetreuungsangebot deutlich ausgebaut werden. Im Wettbewerb der Fach- und Führungskräfte von Morgen wird Familienfreundlichkeit
zunehmend zum Wettbewerbsfaktor.
„Förderung von Fremdheitskompetenz“: Der
Umgang mit Personen aus fremden Kulturen ist
insbesondere in einer exportorientierten Region
wichtig. Das Image von Weltoffenheit hat Anziehungskraft für internationale Fach- und Führungskräfte. Dies muss auch im Bewusstsein der
Bevölkerung etabliert werden. Mit der Gründung
des Internationalen Clubs Ostwürttemberg wurde
ein erster Schritt gemacht.
Mit der internationalen Schule in Ulm,
dem Hochbegabten-Gymnasium in Schwäbisch
Gmünd, dem Transferzentrum für Neurowissenschaften in Ulm sowie dem Studienzentrum der
Fernuniversität Hagen und den vier Hochschulen
bestehen leistungsfähige Institutionen für die
Themen Aus- und Weiterbildung. Allerdings werden die Synergien bisher viel zu wenig genutzt
– dies gilt es zu ändern.
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Lebenslanges Lernen
und Kooperation
Die Weiterbildungsbereitschaft ist bei Mitarbeitern und Unternehmen der Region bisher zu
wenig ausgeprägt. Die Region besitzt eine Fülle
von Weiterbildungsträgern mit unterschiedlichen
Kompetenzfeldern, die Partner der Betriebe und
Mitarbeiter sein können. Die Ausrichtung der Träger muss sich konsequent am künftigen Qualifikationsbedarf der Wirtschaft und den Trends am
Weiterbildungsmarkt orientieren.
Folgende Ansätze und Handlungsfelder:
Im Hinblick auf die wissensbasierte, lernende Gesellschaft gilt es alle Beteiligten durch
geeignete Projekte zu sensibilisieren. Dies kann
federführend in Zusammenarbeit mit den Trägern
durch die Regionalstelle für berufliche Fortbildung vorangetrieben werden.
Die Träger müssen sich dem Leitbild der Kooperation und nicht der Konkurrenz verschreiben.
Von der Stärkung der Weiterbildungsbereitschaft
in der Region können alle Träger profitieren. In
diesem Markt bestehen nach wie vor enorme
Marktpotenziale.
Neue Lernformen wie beispielsweise das
Online-Lernen gilt es weiter auszubauen. Ansätze sind beispielsweise mit IHK@hoc auf den
Weg gebracht. Durch begleitende Forschung in
Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule und dem Transferzentrum für Neurowissenschaften kann die Region hier Wettbewerbsvorteile generieren.
Chance 3: Globalisierung und Zulieferer als Vorteil
Insgesamt ist der Effekt der Globalisierung auch in der Region Ostwürttemberg überwiegend positiv.
Vor allem – und dies ist zentral – wird die Wettbewerbsfähigkeit ostwürttembergischer Unternehmen
durch die Globalisierung gestärkt. Darüber hinaus werden durch Investitionen im Ausland, die zur
Erschließung neuer Märkte dienen, neue Umsatzpotentiale für die Unternehmen erschlossen. Verschiedene Studien zeigen, dass steigende Umsätze auch zu steigender Beschäftigung im Inland führen. Die Risiken der zunehmenden weltweiten Verflechtungen insbesondere nach Osteuropa dürfen
andererseits nicht übersehen werden. Dort finden überwiegend kostengetriebene Verlagerungen statt.
Allerdings schlummern auch in diesen Regionen enorme Marktpotenziale, die aber zum jetzigen Zeitpunkt noch viel zu wenig von den Unternehmen erkannt werden.
Generell gilt, dass es neben den Verlagerungen ins Ausland auch steigende Rückverlagerungen gibt.
Diese haben ihre Ursache auch in Fehleinschätzungen von Unternehmen hinsichtlich der Verlagerungsvorteile. Solche Fehleinschätzungen können vor allem mittelständische Unternehmen schwächen, da eventuelle Rückverlagerungen mit enormen Kosten verbunden sind.
In der Region gibt es viele Zulieferer der verschiedensten Branchen. Deren Wettbewerbsfähigkeit ist
entscheidend für den Standort und damit für die Sicherung der Arbeitsplätze und Ertragskraft der
Region. Die Stärkung der Zulieferer gilt in allen Aktivitäten höchste Priorität.
Erschließung von Internationalisierungs-Know-how
Zielmärkte weiter zu streuen. Sensibilisierung der
Unternehmen hinsichtlich Chancen und Risiken
von Auslandsverlagerungen.
Ausweitung der Exportberatungen der IHK unter
Einbeziehung von Experten der L-Bank und spezialisierten Exportfinanzierungsinstituten.
Verstärkte Nutzung des Experten-Wissens von
Baden-Württemberg International oder auch
wissenschaftlicher Einrichtungen wie dem Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung und Ausweitung des Seminar- und
Veranstaltungsangebotes.
Schaffung von Erfa-Kreisen mit dem Ziel, das
Know-how über die verschiedenen ausländischen
31
Kooperation und StandortDialog Zulieferer
den regionalen Zulieferern relevantes Marktwissen zu erschließen und eine Plattform für Kontakte zu schaffen.
Aufbau strategischer Allianzen der ostwürttembergischen Zulieferer in einem Arbeitskreis unter Begleitung durch einen Kooperationsmanager. Kooperationen können den beteiligten
Betrieben Wettbewerbsvorteile verschaffen. Die
Unternehmen sind durch Vortragsveranstaltungen und die Vorstellung von Best Practice-Beispielen für das Thema zu sensibilisieren.
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit ostwürttembergischer Zulieferer als Alternative zur
Auslandsverlagerung durch Know-how-Transfer
von Forschungserkenntnissen der Hochschulen
der Region an die Zulieferer.
Etablierung einer jährlichen oder zweijährlichen Zulieferer-Fachtagung. Diese hat das Ziel,
Gezielter Aufbau von Forschungskooperationen unter Einbeziehung der EU-Fördermöglichkeiten. Fortsetzung und Verbreiterung des IHKProjekts „Ganzheitliche Produktionssysteme“ und
„Energie und Stoffstromoptimierung“.
Chance 4: Dienstleistung dynamisch vorantreiben
In Ostwürttemberg besteht derzeit noch eine Dienstleistungslücke. Die Region holt jedoch auf. Die
rund 16.800 Unternehmen verantworten mittlerweile mehr als 50 Prozent Bruttowertschöpfung und
beschäftigen über 65.000 Mitarbeiter. Besondere Stärken besitzt die Region im Bereich GesundheitsDienstleistungen und bei unternehmensnahe Dienstleistern, die rund um den industriellen Kern entstanden sind.
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Gesundheitsmarkt –
Megamarkt der Zukunft
Strukturell hat Ostwürttemberg im Bereich der
Gesundheitsdienstleistungen Stärken: mit rund
480 Unternehmen und über 12.800 Beschäftigten
mit einem Umsatz von 80,93 Millionen Euro auch
beschäftigungspolitisch ein wichtiges Segment.
Diesem Markt werden in Zukunft große Chancen
eingeräumt. Neben den Dienstleistungsunternehmen sind in der Region bedeutende „HealthcareUnternehmen“ angesiedelt. Dies sind exemplarisch die Paul Hartmann AG, Carl Zeiss Meditec
AG und die Weleda AG.
In der Region arbeiten außerdem Arbeitsgruppen
am Thema „Gesundheit und Tourismus“. Ziel des
Prozesses ist es, die Region verstärkt in dem Gesundheits-Tourismusmarkt zu positionieren und
eine Dachmarke mit Alleinstellungsmerkmal erfolgreich am Markt zu etablieren.
An den Hochschulen der Region werden Fachkräfte für den Gesundheitsmarkt ausgebildet, so
an der Berufsakademie Heidenheim im Studiengang „Sozialwesen“ und im Studiengang Technik
mit dem Bereich „Medizinisches Informationsmanagement“. Auch die HTW Aalen hat mit den
Studiengängen „Augenoptik“ und „Hörakustik“
gesundheitsrelevante Studienangebote. Darüber
hinaus führt die HTW Aalen Gespräche mit der
Gmünder Ersatzkasse über die Einrichtung von
Stiftungsprofessoren zum Thema Gesundheitsmanagement.
Auch im Innenmarketing versuchen sich die Stadt
Heidenheim mit ihrem Klinikum zur gesundheitsfördernden Stadt zu entwickeln. Die Stadt Aalen
wird nach der Ernennung von Röthart zum Luftkurort das Thema Asthmatherapie weiter vorantreiben und die Stadt Schwäbisch Gmünd profiliert sich ebenfalls als Gesundheitsstadt.
Folgende Ansätze und Handlungsfelder:
Auftrag für eine vertiefende Studie des Sektors Gesundheit mit dem Ziel, weitere Potenziale
aufzudecken.
Die Koordination aller Gesundheits-Aktivitäten durch einen losen Koordinierungskreis. Dieser hat insbesondere die Aufgabe mit Fachleuten
weitere Entwicklungspotenziale aufzudecken
und Projekte voranzutreiben. Das Gesundheitsnetz Ostalb ist ein erster Ansatz.
Analyse, inwieweit landesweite Ausbildungseinrichtungen und Landesfachschulen in der Region angesiedelt werden können, um den Nachwuchs direkt in der Region auszubilden und zu
qualifizieren.
Weiterentwicklung der Studienangebote in
der Region.
Machbarkeitsstudie für eine regionale Gesundheits-Messe unter Nutzung des bereits vorhandenen Heidenheimer Know-hows.
Klärung der Frage, ob ein Factory-OutletCenter im Segment Gesundheit realisierbar ist.
Unternehmens-Services –
Partner der Industrie
Der Dienstleistungsbereich „Unternehmensservices“ ist ein Schwergewicht der Region mit
einem Anteil von 12,5 Prozent an allen Dienstleistungsunternehmen. In Ostwürttemberg verzeichnete der Bereich gemessen an der Zahl der
Betriebe von 1997 bis 2001 ein Plus von 26 Prozent. Allerdings ist die Entwicklung im Vergleich
zum Land noch unterdurchschnittlich und dies
33
obwohl zahlreiche potenzielle Kunden aus der
Industrie in der Region angesiedelt sind.
Folgende Ansätze und Handlungsfelder:
Auf Basis einer wissenschaftlichen Untersuchung, beispielsweise durch das Institut für
Geographie der Uni Stuttgart, Entwicklung einer Strategie zur systematischen Stärkung des
Dienstleister-Segments „Unternehmensservices“
mit besonderem Augenmerk auf Technischen
Dienstleistungen.
Beratungs- und Informationsangebote aufbauen, um Dienstleistern die Erschließung von
Umsatzpotenzialen im Ausland zu ermöglichen.
Ausbau der Weiterbildungsangebote für
Dienstleister im Segment Unternehmensservices
auf Basis einer Bedarfsanalyse.
Dienstleistung transparent: Dienstleister
präsentieren sich potenziellen Kunden. Gezielte
Zusammenführung von Angebot und Nachfrage
durch mehrmals jährlich stattfindende Unternehmer-Treffs.
Ausbau der Forschung zum Thema Dienstleistungs- und Servicemarketing, das auch in der
Industrie einen immer größeren Stellenwert einnimmt. Die Berufsakademie Heidenheim könnte
hierfür den Nukleus bilden.
Chance 5: Standortansiedlung und -marketing
Der Wettbewerb um Investoren wird intensiver. Vor diesem Hintergrund muss Wirtschaftsförderung
neue Wege gehen. Bei gleichzeitig knapper werdenden Mitteln müssen die Gelder strategisch, mit
hoher Zielgenauigkeit eingesetzt werden. Bereits vorhandene wegweisende Instrumente gilt es auf
die ganze Region zu übertragen.
34
Zusammenarbeit und
neue Wege
Die Baden-Württemberg International (ehemalig
GWZ) hat auf Anfrage der IHK die Ansiedlungen
in Ostwürttemberg ausgewertet. Von den insgesamt 250 in Baden-Württemberg angesiedelten
ausländischen Unternehmen im Zeitraum 2000
bis 2003 wurden drei Ansiedlungen erfolgreich in
die Region Ostwürttemberg vermittelt.
Darüber hinaus wurden sieben sogenannte investive Engagements in die ostwürttembergische Wirtschaft inklusive Beteiligungen realisiert. Außerdem erfolgten zwei Engagements aus
Deutschland außerhalb Baden-Württembergs in
der Region. Die Baden-Württemberg International leitete seit dem Jahr 2000 neun Anfragen
an die Wirtschaftsförderung Region Ostwürttemberg (WiRO) weiter, wovon drei erfolgreich abgeschlossen wurden.
In der Region hat es außerdem in den letzten
Jahren verschiedene Standortansiedlungen sowohl durch die regionale bzw. kommunale Wirtschaftsförderer gegeben. Eine IHK-Umfrage bei
den Wirtschaftsförderern der großen Kreisstädte sowie der Gemeinden Bopfingen, Gerstetten,
Herbrechtingen, Heubach, Lorch, Niederstotzingen, Oberkochen und Steinheim ergab in den
letzten Jahren rund 40 Ansiedlungen. Darunter
finden sich etwa 12 Ansiedlungen mit größeren
Beschäftigungseffekten (>20 Mitarbeiter).
Nach Einschätzung der Wirtschaftsförderer sprechen vor allem die Gewerbeflächen/Gebäude, Um
satzstrategie (Absatzmarkt, Logistik etc.), Übernahme bestehender Betriebe sowie die verkehrsgünstige Lage für den Standort Ostwürttemberg
und sind damit Erklärungsfaktoren für die erfolg-
reichen Ansiedlungen. Als Gründe für gescheiterte Ansiedlungen werden zuallererst zu hohe
Grundstückspreise, unternehmensstrategische
Überlegungen, Verkehrsinfrastruktur, schlechte
Konjunktur oder auch Finanzierungsprobleme
genannt.
Folgende Ansätze und Handlungsfelder:
Wie kann die Baden-Württemberg International (BW-I) verstärkt in die Ansiedlungspolitik
eingebunden werden? Ist die von der BW-I vorgeschlagene Kurzreise durch die Region zielführend?
Wie könnte der Kontakt und die Zusammenarbeit
mit der BW-I institutionalisiert werden?
Wie kann die Zusammenarbeit der regionalen
und kommunalen Akteure auf eine neue Grundlage gestellt werden? Klare Aufgabendefinition
aller Akteure, um künftige Reibungsverluste zu
vermeiden.
Der wichtigste regionale Verkehrsträger
wird auch in Zukunft die Straße bleiben. Große
Bedeutung kommt daher dem Ausbau der B 29
zwischen Schwäbisch Gmünd und Aalen zu. Hier
ist hinsichtlich der Finanzierung auch über ein
Public-Private-Partnership-Modell oder auch die
Reduzierung von Ausbaustandards nachzudenken, um dem wichtigen Infrastrukturprojekt zum
Durchbruch zu verhelfen.
Der Ausbau des Verkehrslandeplatzes Heidenheim-Aalen-Elchingen ist wichtig für die
Standortattraktivität, insbesondere dem exportorientierten Mittelstand. Auf Initiative der IHK
laufen derzeit Gespräche über eine Teilfinanzierung
des Projekts durch die Wirtschaft.
Hier müssen Politik und Wirtschaft Hand in Hand
arbeiten, um das Projekt zügig voran zu treiben.
35
Auch im Bereich „Schienen-Infrastruktur“
darf mittel- und langfristig der zweigleisige Ausbau der Brenzbahn nicht aus den Augen verloren
werden. Insbesondere die Industriegleise sind für
die Zukunft zu sichern, da mit der Einführung
der LKW-Maut die Logistik über die Bahn wieder
interessanter wird. Es ist zu prüfen, inwieweit der
Bau des Logistik-Zentrums der Scholz-Gruppe als
Standortvorteil für die gesamte Region ausgebaut werden kann.
Ursachenanalyse und politisches Spitzengespräch zum Thema Baulandpreise.
36
Entwicklung einer Strategie für die zielgenaue Ausrichtung der Standortpolitik auf klare
Zielregionen und Branchen. Insbesondere sollte
die Strategie auch darauf abzielen, von der Gewerbeflächenknappheit des Raumes Stuttgart zu
profitieren.
Untersuchung der Vor- und Nachteile einer
One-stop-Agency für Investoren.
Wie kann ein regionales Standort-Coaching
nach dem Vorbild der Stadt Heidenheim regionsweit aufgezogen werden?
Schritte zur Zukunftsfähigkeit
Natürlich sind in diesem Papier viele offene
Punkte enthalten und teilweise nur bestimmte
Fragenkomplexe aufgeworfen. Einzelne Themen
wurden bewusst ausgeklammert, damit soll deren Beitrag für die Region nicht geschmälert werden. Doch in diesen Feldern hat die Region keine
Alleinstellungsmerkmale oder Stärken, die sie im
Wettbewerb ausspielen könnte. Wie ein Unternehmen muss auch die zukunftsorientierte Regionalpolitik Prioritäten setzen, um die beschränkten Ressourcen zielgerichtet einzusetzen.
den. Hier muss es gelingen, alle wichtigen und
entscheidenden Akteure der verschiedenen Themenfelder für den nun beginnenden vertiefenden
Diskussions- und Analyseprozess zu gewinnen.
Die Chancen-Felder sind aus Sicht der Praxis zu
beleuchten und einer tiefergehenden Analyse zu
unterziehen. Ziel muss es sein, in jedem ChancenFeld Ziele zu definieren und daraus Teilstrategien
zu entwickeln. Diese Strategien orientieren sich
alle an dem Oberziel „Sicherung des Wohlstands
und der Lebensqualität von Ostwürttemberg“.
Die Arbeitsgruppe Standort hat unter Federführung der IHK versucht, die wichtigsten Handlungsfelder aufzuzeigen und faktenorientiert die
Entwicklung der Region Ostwürttemberg, ihre
Stärken und Schwächen und Zukunftschancen
aufzubereiten. Der Dank gilt auch den vielen
Institutionen und Partnern, die Grundlagen für
diese Untersuchung geliefert haben. Insbesondere gilt der Dank dem Sparkassenverband BadenWürttemberg und der Kreissparkasse Ostalb für
die Untersuchung der IHK-Thesen zur Ertragsschwäche. Das Papier hat Werkstatt-Charakter
und ist eine Einladung an die Akteure aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung sowie Gesellschaft
zum Dialog.
Die Ergebnisse der Themen-Arbeitsgruppen werden von einem Koordinierungskreis zusammengefasst und zu einer Gesamtstrategie für die
Region ausgearbeitet. Die Ergebnisse der Studie
fließen in die Zukunftsinitiative Ostwürttemberg
2015 ein.
Die Mitglieder der Arbeitsgruppe Standort wünschen sich eine Diskussion mit Weitblick, die
nicht vor machtpolitischen und institutionellen
Interessen Halt macht. Der Standortdialog Ostwürttemberg ist eröffnet, die Zukunftsinitiative I
damit abgeschlossen.
In regelmäßigen Evaluierungen muss der Grad der
Zielerreichung überprüft werden und gegebenenfalls auch Korrekturen durchgeführt werden.
Die Überlegungen dieses Papiers sollen nun einer breiten Fachöffentlichkeit vorgestellt wer-
Der Koordinierungskreis wird die Aufgabe haben,
die regionalen Strukturen der Politiksteuerung
und der Wirtschaftsförderung sowie die Verwaltungsstrukturen auf ihre Zukunftsfähigkeit
zu untersuchen. Es gilt kritisch zu prüfen, ob die
Strukturen für die künftige Weiterentwicklung
der Region geeignet sind, um sich im Wettbewerb
der Regionen behaupten zu können.
Der Impuls wurde gegeben, die Arbeit liegt noch
vor uns. Nehmen wir die Herausforderung an,
denn es geht um kein geringeres Ziel, als den
Wohlstand des Raums für Talente und Patente
auch künftig zu sichern.
37
Glossar
Arbeitslose
Arbeitslose sind Arbeitssuchende bis zur Vollendung des 65. Lebensjahres, die beschäftigungslos,
nicht Schüler, Studenten oder Teilnehmer an beruflichen Bildungsmaßnahmen, nicht arbeitsunfähig erkrankt, nicht Empfänger von Altersrente
sind und eine versicherungspflichtige, mindestens
15 Stunden wöchentlich umfassende Beschäftigung suchen. Sie müssen für eine Arbeitsaufnahme sofort zur Verfügung stehen. Arbeitslose müssen sich persönlich bei ihrer zuständigen Agentur
für Arbeit gemeldet haben.
Arbeitslose Ausländer
Als arbeitslose Ausländer gelten nichtdeutsche
Arbeitssuchende (Ausländer, Staatenlose und
Personen mit ungeklärter Staatsangehörigkeit),
die eine Arbeitnehmertätigkeit in der Bundesrepublik Deutschland ausüben dürfen. Heimatlose
Ausländer werden statistisch wie Deutsche behandelt.
Arbeitslosenquoten
Es werden folgende Arbeitslosenquoten berechnet: Arbeitslose in Prozent aller zivilen Erwerbspersonen (abhängige zivile Erwerbspersonen,
Selbstständige, mithelfende Familienangehörige).
Arbeitslose in Prozent der abhängigen zivilen Erwerbspersonen (sozialversicherungspflichtig und
geringfügig Beschäftigte, Beamte, Arbeitslose).
Diese Berechnungsmethode findet in den alten
Bundesländern ab Januar 1990 und in den neuen Bundesländer und Berlin (Ost) ab Januar 1993
Anwendung.
38
Auspendler
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (gezählt am Wohnort), bei denen der Arbeitsort in
einem anderen Kreis liegt.
Auspendlerquote: Anteil der Auspendler an der
Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (Wohnortsprinzip).
Bruttoinlandsprodukt
Das Bruttoinlandsprodukt umfasst den Wert aller
innerhalb eines Wirtschaftsgebietes während einer bestimmten Periode produzierten Waren und
Dienstleistungen; es entspricht der Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche, vermindert
um die unterstellte Bankgebühr und vermehrt um
die Gütersteuern abzüglich der Gütersubventionen.
Bruttowertschöpfung
Die Bruttowertschöpfung, die zu Herstellungspreisen bewertet wird, ergibt sich für jeden Wirtschaftsbereich aus dem Bruttoproduktionswert zu
Herstellungspreisen abzüglich der Vorleistungen
zu Anschaffungspreisen. Sie steht in den Wirtschaftsbereichen nur unbereinigt, d.h. vor Abzug
der unterstellten Bankgebühr, zur Verfügung. Die
in den Tabellen dargestellte Bruttowertschöpfung
zu Herstellungspreisen insgesamt ist ebenfalls
unbereinigt.
Einpendler
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (gezählt am Arbeitsort), bei denen der Arbeitsort in
einem anderen Kreis liegt.
Einpendlerquote: Anteil der Einpendler an der
Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (Arbeitsortsprinzip).
Erwerbstätige
Alle Personen, die innerhalb eines Wirtschaftsgebietes einer Erwerbstätigkeit oder auch mehreren Erwerbstätigkeiten nachgehen, unabhängig
von der Dauer der tatsächlich geleisteten oder
vertragsmäßig zu leistenden wöchentlichen Arbeitszeit.
Für die Zuordnung als Erwerbstätiger ist es unerheblich, ob aus dieser Tätigkeit der überwiegende
Lebensunterhalt bestritten wird oder nicht. Zu
den Erwerbstätigen gehören auch Soldaten (einschließlich der Wehr- und Zivildienstleistenden).
Nicht zu den Erwerbstätigen rechnen Personen
in ihrer Eigenschaft als Grundstücks-, Haus- und
Wohnungseigentümer oder als Eigentümer von
Wertpapieren und ähnlichen Vermögenswerten.
Im Fall mehrerer (gleichzeitiger) Tätigkeiten ist
sowohl für die Zuordnung nach der Stellung
im Beruf als auch für die Zuordnung auf Wirtschaftsbereiche die zeitlich überwiegende Tätigkeit zugrundegelegt. Nach der Stellung im Beruf
wird unterschieden zwischen Selbstständigen
und mithelfenden Familienangehörigen sowie
beschäftigten Arbeitnehmern (Angestellte, Arbeitern/-innen, Beamte/-in). Eine weitere Unterscheidung bezieht sich auf Erwerbstätige nach
dem Inlands (Arbeitsorts)- beziehungsweise Inländer (Wohnorts-)konzept.
Gewerbeanmeldung
Unter Gewerbeanmeldungen werden in dieser
Studie alle Anmeldungen aus den Branchen Industrie, Handel und Dienstleistungen erfasst.
Dabei handelt es sich nicht nur um echte Neugründungen, sondern auch um Änderungsmeldungen sowie Ausgründungen aus bestehenden
Betrieben oder die Gründung von eigenständigen
Betriebsstätten. Freiberufler und Gewerbeanmeldungen des Handwerks sind nicht berücksichtigt.
Gewerbeabmeldungen
Darunter werden in dieser Studie alle Abmeldungen aus den Branchen Industrie, Handel und
Dienstleistungen verstanden.
Gründersaldo
Der Gründersaldo ist definiert als der Quotient
von Gewerbeanmeldungen und Gewerbeabmeldungen. Ist dieser positiv, so liegt die Zahl der
Anmeldungen über den Abmeldungen. Im negativen Fall ist dieses Verhältnis genau umgekehrt.
Langzeitarbeitslose
Als Langzeitarbeitslose gelten alle Personen, die
am jeweiligen Stichtag der Zählung ein Jahr und
länger bei den Agenturen für Arbeit arbeitslos
gemeldet waren.
Materialaufwandsquote
Die Materialaufwandsquote errechnet sich aus
der Formel Materialaufwand mal 100 geteilt
durch Gesamtleistung.
39
Patentdichte
Die Patentdichte ist definiert als die Anzahl der
Patentanmeldungen je 100.000 Einwohner.
Patentintensität
Dieser Indikator ist definiert als die Patentanmeldungen aus der Wirtschaft je 100.000 Beschäftigte.
Personalaufwandsquote
Die Personalaufwandsquote ergibt sich aus der
Formel Personalaufwand mal 100 geteilt durch
Gesamtleistung.
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
Die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
umfassen alle Arbeitnehmer, die krankenversicherungspflichtig, rentenversicherungspflichtig oder
beitragspflichtig nach dem SGB III sind oder für
die Beitragsanteile zu den gesetzlichen Rentenversicherungen zu entrichten sind; dazu gehören
auch insbesondere Auszubildende, AltersteilzeitBeschäftigte, Praktikanten, Werkstudenten und
Personen, die aus einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis zur Ableistung des gesetzlichen Wehrdienstes oder zivilen
Ersatzdienstes einberufen werden; das gleiche
gilt für Zeitsoldaten mit einer Verpflichtung bis
40
zu zwei Jahren. Nicht einbezogen sind dagegen
Selbstständige, mithelfende Familienangehörige,
Berufs- und Zeitsoldaten (siehe o.g Ausnahme),
Wehrpflichtige ohne vorangegangene Beschäftigung sowie Beamte.
Steuerkraftsumme
Die Steuerkraftsumme stellt die Berechnungsgrundlage für die Kreis- und Finanzausgleichsumlage dar. Für die Gemeinden setzt sich diese zusammen aus der Steuerkraftmesszahl zuzüglich
der Schlüsselzuweisungen nach der mangelnden
Steuerkraft und den Mehrzuweisungen jeweils
des zweit vorangegangenen Jahres.
Steuerkraftmesszahl
Komponente für die Berechnung der Schlüsselzuweisungen. Für die Gemeinden wird diese gebildet aus dem Aufkommen der Grundsteuern A
und B sowie der Gewerbesteuer abzüglich der
Gewerbesteuerumlage (jeweils umgerechnet auf
einen landeseinheitlichen Hebesatz), weiter aus
dem Gemeindeanteil an Einkommens- und Umsatzsteuer und den Zuweisungen im Rahmen des
Familienleistungsausgleichs. Für alle genannten
Werte sind die Aufkommen des zweit vorangegangenen Jahres maßgebend.
Studien und Quellen
Die vorliegende Studie beruht zum großen Teil auf der
Auswertung von Kennzahlen und Statistiken des Statistischen
Landesamtes Baden-Württemberg. Darüber hinaus sind eine
Fülle weiterer Arbeiten in dieses Papier eingeflossen. Die
wichtigsten sind im folgenden aufgeführt:
Baden-Württembergischer IHK-Tag:
Dienstleistungsatlas Baden-Württemberg 2004
Umfrage zu Standortansiedlungen in der Region
bei BW-I und Wirtschaftsförderern 2003 /2004
Kleingewerbe beherrscht Gründergeschehen –
Gründeranalyse 1993 bis 2002 Ostwürttemberg 2003
Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW):
Wirtschaftsmonitor Baden-Württemberg –
Zur Positionierung des Landes 2002
Bundesanstalt für Arbeit:
Strukturbericht – Regionen im Fokus 2003
KfW-Mittelstandsbank:
Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exportindustrie und
die Theorie der Basarökonomie MakroScope Nr. 15, 2004
CAP Gemini Ernst & Young:
Standortattraktivität – Die Unternehmerfreundlichkeit
der Bundesländer im Vergleich 2002
McKinsey & Stern & T-Online:
Perspektive Deutschland – die größte gesellschaftspolitische
Online-Umfrage 2002 und 2003/04
Deutscher Industrie- und Handelskammertag:
Standorte in Deutschland –
Ergebnisse einer Unternehmerbefragung 2002
Regionalverband Ostwürttemberg:
Perspektiven der Bevölkerungsentwicklung in
Ostwürttemberg 2003
Ernst & Young:
Automobilstandort Deutschland in Gefahr? 2004
Regionalverband Ostwürttemberg/Birgit Beyrle:
Ermittlung und Bewertung des regional-bedeutsamen
Gewerbeflächenpotenzials in Ostwürttemberg 2003
Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI):
Produktionsverlagerungen ins Ausland und
Rückverlagerungen 2004
Patentspezialisierung der Region Ostwürttemberg
im zeitlichen und interregionalen Vergleich –
Studie im Auftrag der IHK Ostwürttemberg 2003
Handelsblatt & Prognos:
Stille Stars – Deutschlands unbekannte
Wachstumsregionen 2004
IHK Ostwürttemberg:
Studie zu Internationalisierungstendenzen in
Ostwürttemberg 2003
Roland Berger & Partner:
Zukunftsinvestitionen in Baden-Württemberg 2000
Sparkassenverband Baden-Württemberg
Bilanzanalyse im Auftrag der IHK Ostwürttemberg
Greif, S. /Schmiedl, D. (2002):
Patentatlas Deutschland – Ausgabe 2002
Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg:
Strukturentwicklungsbericht des Landes 2003
WiRO/GWZ
Photonik-Studie 2002
41
Mitglieder „AG Standort“
Unternehmerinnen und Unternehmer
der IHK-Vollversammlung:
Helmut Althammer, Geschäftsführender Gesellschafter Althammer GmbH & Co. KG
Torsten Becker, Geschäftsführender Gesellschafter becker GmbH
Dr. Dieter Brucklacher, Vorsitzender Geschäftsführung Leitz GmbH & Co. KG
Joachim W. Dziallas, Geschäftsführer Edelmann GmbH & Co. KG
Gerd Eberle, Geschäftsführer Eberle Holding GmbH
Michael Geiger, Geschäftsführender Gesellschafter Karl-Heinz Geiger Papiergroßhandlung GmbH & Co. KG
Karl-Heinz Gersmann, Geschäftsführender Gesellschafter Prototechnik GmbH
Charlotte Helzle, Geschäftsführende Gesellschafterin Hema Elektronik GmbH
Dr. Hermut Kormann, Vorsitzender des Konzernvorstands Voith AG
Dr. Wolfgang Molt, Vorstand der EnBW Ostwürttemberg Donau Ries AG
Peter Scheyrer, Geschäftsführender Gesellschafter GfO Gesellschaft für Oberflächentechnik mbH
Brigitte Wagenblast, Geschäftsführende Gesellschafterin Autohaus Josef Wagenblast GmbH & Co. KG
Johannes Werner, Vorsitzender des Vorstands Kreissparkasse Ostalb
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der IHK:
Günther Bauer, Leiter International
Karl Blum, Referent Innovationsberatung
Eberhard Colditz, Leiter Recht | Fair Play
Peter Gring, Leiter Information | Kommunikation
Hartmut Heiner, Leiter Ausbildung
Cornelia Kirchmayr, Leiterin Weiterbildung
Klaus Moser, Hauptgeschäftsführer & Leiter Standort
Markus Schmid, Leiter Starthilfe & Unternehmensförderung
Erhard Zwettler, Branchenkoordinator Industrie

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