Das Reh
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Das Reh
Das Reh Re/¡ Informatìonstei Dem Reh wird wohl, neben dem Eichhörnchen, unter allen einheimischen Wild- tieren von den Kindern am meisten Sympathie entgegengebracht. Fast alle haben schon Rehe gesehen, sie aber in der Regel nur als Fluchttier erlebt. Ihre hervorstechendste Eigenschaft ist Vorsicht und stete Fluchtbereitschaft Dennoch lassen sich Rehe, sowohl Rehgeißen wie Rehböcke, relativ leicht beobachten, sofern man sich umsichtig genug verhält. 1. Außere Erscheinung Körperform Das Reh ist ein Schlüpfertyp (Gegenteil: Läuferty). Diese Körperform ist bei Tierarten verbreitet, die dichtbewachsene Gebiete bewohnen. Sie haben einen schmalen Kopf und einen schmalen Brustkorb, ein kleines Geweih, einen niedrigen Widerrist (= Schulterhöhe) und eine relativ hohe Kruppe, wodurch die Wirbelsäu- le etwas nach oben gewölbt ist. Mit dieser Gestalt kann sich der Schlüpferty mit Leichtigkeit durch dichtes Unterholz drücken. ~~ In offenen, steppenartigen Gebieten entwickelten sich dagegen die Läufertypen, zu denen auch der Rothirsch, ein Verwandter des Rehes, gehört. Sie haben eine Arbeitsblatt 1 gerade, waagrechte Wirbelsäule. Schlüpfertypen sind sehr standorttreu. Sie leben ganzjährig im gleichen Gebiet. Das trifft auch für das Reh in hohem Maße zu. Kapitel 4 Lebenaum Behaarung Rehe wechseln ihr Fell zweimal imJahr. Der Haarwechsel ins Sommerfell findet im April- Juni statt und ist recht auffällig. Die Tiere sehen zeitweise sehr struppig aus. Im Sommer tragen erwachsene Rehe ein kurzes, rötlich gefärbtes Fell, das an den Läufen (= Beinen) und am Unterbauch fast weiß ist. Das weiße, langhaarige Feld um Anus und Genitalien - der Spiegel- ist im Sommer kleiner als im Winter. Der Übergang ins Winterkleid erfolgt im September/Oktober unauffällg und schnell. ( Das Winterfell variiert zwischen verschiedenen Braun- und Grautönen. Das Win- terhaar ist länger und dicker als im Sommer. Die einzelnen Haare sind hohl und mit Luft gefüllt, wodurch die Isolationswirkung erhöht wird. Sie sind spröde und leicht brüchig. Im Winter, wenn die Rehböcke kein Geweih tragen, kann man die Böcke und Geißen an der Form des Spiegels unterscheiden. Beim Rehbock ist er nierenförmig, bei der Rehgeiß herzförmig. Rehe haben keinen Schwanz. r~.~'. //:'. (\'r~ì(ì~' '~""r(ø "~",'",rij l4' ,:'e:( l! if r \¡ i,' '~i\ \' \ ,j \ Arbeitsblatt 1 Rehkitze tragen ein weiß getüpfeltes Kinderkleid, das sie in ihren Verstecken sehr gut tarnt. Mit der Zeit verblassen die Flecken und verschwinden mit dem ersten Haarwechsel ins Winterkleid völlg. Extremitäten Die Läufe (= Beine) des Rehs sind hoch und schlank. Es hat sehr kleine Schalen (= Hufe), die in weichem Grund einen herzförmigen Abdruck hinterlassen. Beim ruhig ziehenden (= gehenden) Reh drücken sich die Mterklauen, das sind die 2. und die 5. Zehe, nicht ab. Sie werden nur in der Fährte des flüchtigen Tieres sichtbar. Arbeitsblatt 2 73 Informatìonsteìl Das Reh ist ein Meister der kurzen Fluchten ins nahe Versteck. Für den schnellen Start sind seine schlanken Läufe mit der starken Hinterbeinmuskulatur besonders geeignet. Hingegen ermöglichen die geringe Lungenkapazität und Herzleistung Arbeitsblatt 8 keine Fluchten über lange Strecken. Reh Die Schalen (= Hufe) sind wichtige Werkzeuge und dienen nicht nur der Fortbewegung: - Mit den Schalen kann das Reh Nahrung unter der Schneedecke her- vorscharren. - Rehgeißen schlagen mit den Läufen, wenn sie untereinander Streitigkeiten haben oder ihre jungen gegen einen Hund oder Fuchs ver- teidigen müssen. Die scharfen Schalenränder sind dabei empfindlich zu spüren. - In der Schalenregion befinden sich verschiedene Duftorgane, die Kapitel 7: Sinnesleistungen für die Verständigung unter den Artgenossen sehr bedeutungsvoll und ihre Funktionen sind. Kapitel 4.' Wo im Winter viel Schnee fällt, hat das Reh mit seinen schlanken Läufen und kleinen Schalen ziemlich Mühe: es sinkt tief im Schnee ein. Für ein Reh ist es auch nicht einfach, mit den zierlichen Läufen Schnee wegzuscharren, wenn er Lebenaum verharscht ist. Gebiß Rehe haben ein Wiederkäuergebiß mit insgesamt 32 Zähnen beim erwachsenen Tier. Sie besitzen nur im Unterkiefer Schneidezähne. Es sind insgesamt 8 Stück, da je ein Eckzahn zu einem weiteren Schneidezahn umgebildet ist. Im Oberkiefer befindet sich an ihrer Stelle eine harte, elastische Hautschwiele. Rehe können deshalb die Nahrung nicht glatt abbeißen, sondern quetschen und reißen sie ab. Dadurch entstehen an Trieben und Zweigen ausgefaserte Trennstellen. Im Gegen- satz zum Reh hinterlassen Hasen eine glatte Bißstelle. Mit den übrigen Zähnen (3 Vorbackenzähne und 3 Backenzähneje Kieferhälfte) kann das Reh die Nahrung zermahlen und zerkleinern. 2. Verwandtschaft Ordnung: Paarhufer weitere Gruppen: Unterordnung: Wiederkäuer Nich twederkäuer (z. B. Reh, Rothirsch, (z. B. Schwein) Rind, Gemse) Teilordnung: Stirwaffenträger Familie: Hirsche (Geweihträger ) (z. B. Reh, Rothirsch) Hornträger Trughirsche Echte Hirsche (z. B. Reh) (z. B. Rothirsch) Gattung: Reh Weißwedelhirsche Art: Reh Unterfamilie: (z. B. Rind, Gemse) (Capreolus capreolus) Unterart: 74 Europäisches Reh Sibirisches Reh, (C.c.capreolus) Chinesisches Reh 3. Verhreitung Reh Informatìonsteil Das Europäische Reh kommt fast in ganz Westeuropa vor, vom Meeresniveau bis etwa 2400 m Ü. M. im Alpenraum. In den skandinavischen Ländern breitet sich das Reh noch aus. Die östlich angrenzenden Gebiete werden von einer anderen Unterart, dem Sibirischen Reh, bewohnt. 4. Lebensraum Rehe leben recht standorttreu und halten sich, wo dies möglich ist, im Sommer und im Winter im gleichen Gebiet auf. Anders ist die Situation im Alpenraum, wo Rehe im Sommer auch höhere Gebiete besiedeln, im Winter dagegen wegen des Schnees talwärts wandern. Eine Studie aus dem schweizerischen Voralpenraum zeigt, daß Rehe zwischen ihren dortigen Sommer- und Wintereinständen bis zu 4,5 km und 660 m Höhenunterschied zurücklegen. Wo nötig, können sich also auch Rehe durch kurze Wanderungen der veränderten Situation anpassen. Solange Europa noch dicht bewaldet war, gab es Rehe zwar überall, doch nur in geringer AnzahL. In diesen düsteren, geschlossenen Wäldern stand dem Schlüpfertyp Reh zwar genügend Deckung zur Verfügung, doch fehlte es weitgehend an Kräutern, Gräsern und frischen Trieben, der beliebten Sommernahrung. Erst als der Mensch in größerem Umfang Wald rodete und die landwirtschaftlich genutzten Flächen vergrößerte, entstand eine für Rehe sehr günstige Kulturlandschaft: Auf kleinen Flächen wurden verschiedene Kulturpflanzen angebaut. An den Akkersäumen und auf vorübergehend nicht bestelltem Ackerland (Brachen) gedie- hen unzählige Wildkräuter. Hier fanden Rehe - und mit ihnen viele andere Tierarten - ein reichhaltiges Nahrungsangebot. Waldränder mit Gebüschsäumen, dicht bewachsene Bachläufe, Hecken und Feldgehölze gliederten das offene Kulturland in kleine Kammern, boten Deckung zum Wiederkäuen und Ruhen und die notwendige Winternahrung in Form von Trieben, Knospen und Zweigen ver- schiedenster Sträucher undjungbäume. Falls Gefahr drohte, konnten sich die Rehe schnell in die nächste Deckung "drücken)). Arbeitsblatt 3 Kapitel 6: Verdauungsphysiologie Die zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft schuf mit dem Anbau von Monokulturen und der Ausräumung der Landschaft zum leichteren Einsatz von Maschinen einen neuen Landschaftstyp. Auch die Rehe mußten sich an die neue Situation gewöhnen. Nach dem Abernten der Wiesen und Felder, z.B. von Heugras oder Getreide, fehlt es ihnen von einem Tag auf den andern plötzlich an guter Deckung ("Ernteschocb). Die Verwendung von Giften, vor allem Herbiziden (Unkrautvertilgungsmitteln), schmälert auch das Äsungsangebot in hohem Maße. Gebietsweise entwickelte sich in diesem neuen Lebensraum-Typ auch ein neuer Reh-Typ: das Feldreh. Auch vor Waldrändern, wegen ihrer ursprünglichen Vielfältigkeit an Nahrung und Deckung schon immer beliebte Aufenthaltsorte der Rehe, machte die moderne Entwicklung nicht Halt. Zahlreiche Waldränder wurden begradigt, der Gebüschsaum wurde entfernt und der angrenzende Wildkräuterstreifen in gedüngte Fettwiese oder Ackerland umgewandelt. Kapitel 10: Eine besondere Anpassung: das Feldreh Beitrag.' Lebenaum Wald (Arbeitsblatt 5) Liegeplätze Zum Wiederkäuen der Nahrung und zum Ausruhen sucht das Reh geeignete Stellen in seinem Streifgebiet auf. Sie müssen dem liegenden Tier eine weite Sicht über das umliegende Gelände ermöglichen, damit es Störungen und Feinde frühzeitig erkennen und sich falls nötig durch stillen Rückzug oder Flucht in die nächste Deckung einer Begegnung entziehen kann. Obwohl das Gelände für das Reh gut einsehbar sein muß, sollte es selbst nicht gesehen werden. Solche Bedin75 Reh Informatìonsteil gen finden Rehe besonders an großen Hangterrassen oder an Kuppenrändern. Deshalb findet man hier die meisten Liegeplätze von Rehen. gun Wie sieht ein Liegeplatz aus? Am deutlichsten erkennbar ist ein Liegeplatz im Schnee. Der Körper hinterläßt einen nierenförmigen Abdruck. Bevor sich ein Reh niederläßt, scharrt es die Stelle von Zweigen und Blättern frei. Diese Scharrspuren sind ebenfalls deutlich zu sehen. Sie helfen, neben der Größe des Abdruckes, Liegeplätze von Reh und Rothirsch zu unterscheiden: Der Rothirsch legt seinen Platz nicht frei. Häufig findet man Losung (= Kot) und Urinspuren, die ein Tier nach dem Aufstehen absetzt. 5. Verdauungsphysiologie Rehe gehören, wie Rothirsch, Steinbock und Gemse, zu den Wiederkäuern. Ihr besonderes Magensystem erlaubt eine gründliche Verdauung der zellulosereichen und darum eher schwerverdaulichen Nahrung. Wie sieht ein Wiederkäuermagen aus? Pansen, Netzmagen und Blättermagen sind sogenannte Vormägen, der eigentliche Drüsenmagen ist der Labmagen. Der Pansen ist der größte Teil dieses Magensystems und faßt beim Reh etwa 3 Liter, das sind ungefähr 6 Prozent seines Körpervolumens. Verglichen mit dem Pansen eines Rothirsches, der etwa 15 Prozent seines Körpervolumens ausmacht, besitzt der Rehpansen also nur ein geringes Fassungsvermögen. Das Reh kann somit beijeder Mahlzeit (= Äsungsperiode) nur wenig Nahrung aufnehmen, entsprechend häufig muß es seinen Magen füllen. Die Anzahl Äsungsperioden - bis 10 pro Tag - ist stark abhängig von der Nahrungsqualität: Leicht verdauliches Futter durchläuft das Magensystem schneller. Im Pansen befinden sich verschiedene Bakterienarten, die den Nahrungsbrei vorverdauen. Die mengenmäßige Zusammensetzung dieser Bakterien richtet sich nach der Qualität der Nahrung. Da sie im Sommerhalbjahr leichter verdaulich ist, im Winterhalbjahr dagegen grob und schwerer verdaulich, ändert sich auch der Anteil der einzelnen Bakterienarten. Die Bakterien gelangen mit dem Nahrungsbrei in den Labmagen, wo sie verdaut werden und dabei hochwertiges Eiweiß für das Reh liefern. V orteIle des Wiederkäuens 1. Rasche Nahgsaufnahe Wildwiederkäuer haben im allgemeinen recht viele Feinde. Folglich müssen sie ständig bereit sein zu flehen. Da sie zum Fressen oft die schützende Deckung verlassen müssen, ist eine Verkürzung der Freßzeit also von VorteiL. Das abgerissene Futter wird darum nur kurz zerkaut und dann geschluckt. 2. Volltändige Verdauung Würde sich an die rasche Nahrungsaufnahme nicht der Vorgang des Wiederkäuens anschließen, könnte das Tier die gefressenen Pflanzen teile kaum verdauen, weil die Nahrung viel zu grob wäre. Das Wiederkäuen ermöglicht nun beides: kurze Zeit der Nahrungsaufnahme und vollständige Verdauung im Magensystem. Wodurch wid das Wiederkäuen gesteuert? Der Vorgang des Wiederkäuens beginnt, wenn der Pansen mit einer Mindestmen76 ge Futter gefüllt ist. Denn das Hochwürgen der Portionen wird über einen mecha- nischen Reiz grober Nahrungsteile an einer empfindlichen Stelle der Pansenwand erreicht: Der Pansen zieht sich nahe am Schlund reflexartig zusammen und preßt einen Nahrungsklumpen ins Maul zurück. Sobald der Pansen zu wenig Reh Informationsteil gefüllt ist, kann die Nahrung die empfindliche Stelle nicht mehr reizen. Damit wird der ganze Verdauungsvorgang unterbrochen. Wodurch wird das Wiederkäuen blockiert? 1. Nahrungsmangel Findet ein Reh nicht genügend Futter, um seinen Pansen zu füllen, kann der Verdauungsvorgang nicht einsetzten. Die empfindliche Stelle wird nicht gereizt, das Futter bleibt im Pansen liegen. 2. Zu wenig Ballaststoffe Das gleiche geschieht, wenn das Futter nicht genügend grobe Teile enthält, die den mechanischen Reiz zum Hochwürgen des Futters auslösen könnten. Das Futter bleibt darum im Pansen liegen, beginnt zu gären und bewirkt schwere Ver- dauungsstörungen, die nicht selten zum Tod führen. 3. Zu wenig Ruhe Wird ein Tier während des Wiederkäuens wiederholt gestört, kann der komplizierte Weg der Nahrung durch das Magensystem ebenfalls unterbrochen werden. Auch dies kann zu Verdauungsstörungen verschiedenen Ausmaßes führen. Deshalb ist die Bedeutung ruhiger Liegeplätze nicht zu unterschätzen. Kapitel 6.' Ernährung Kapitel 4.' Lebenaum 6. Ernährung Die Qualität der Nahrung spielt, neben dem mengenmäßigen Angebot, beim Rehwild eine besonders wichtige Rolle. Nach einem allgemein gültigen Gesetz haben kleine Tiere einen größeren Energieumsatz als größere. Als Wiederkäuer kann das Reh den höheren Energieaufwand nicht einfach durch mehr Nahrungsaufnahme wettmachen. Erstens ist das Fassungsvermögen seines Pansens recht klein und zweitens muß er erst durch den Vorgang des Wiederkäuens geleert werden, bevor er wieder gefüllt werden kann. Die Geschwindigkeit, mit welcher die Nahrung das Magensystem durchläuft, ist abhängig von deren Verdaulichkeit. Sie ist hoch, wenn die Äsung faserarm und eiweißreich ist. Kapitel 5: Verdauungsphysiologie Glossar: Energieumsatz und K6rergröße Deshalb sucht sich das Reh seine Äsung sehr wählerisch aus: es nascht. Ab Früh- jahr, wenn die Bedingungen besonders günstig sind, sucht es sich nur die verdaulichsten und nährstoffreichsten Pflanzen und Pflanzenteile aus. Dazu gehören frische Triebe und Knospen von Sträuchern und jungen Bäumen, Kräuter, junge Gräser und junge Kulturpflanzen. In diese nährstoffreiche Zeit fallen auch die energieaufwendigsten Phasen für das Reh im Verlauf eines jahres: die Geburt der Kitze und deren Aufzucht (Mai - juni) und die Brunft (Juli - August). Im Verlauf des Sommers ändert sich nicht nur der Anteil der verschiedenen Pflan- zengruppen in der Rehnahrung, sondern auch die Beliebtheit bestimmter Pflanzenarten, denn die Pflanzen ändern sich ja im jahresverlauf stark: Sie wachsen, blühen, bilden Früchte, werden zäh, sterben ab oder bilden neue Knospen. Ab Herbst beginnt sich der Pansen auf die zäher werdende Nahrung umzustellen: Er ändert seine Innenstruktur, und die Bakterienzusammensetzung paßt sich an. Auf den Nahrungsengpaß im Winter reagiert das Reh zusätzlich, indem sich der Pansen etwas verkleinert. Voraussetzung für die Befriedigung der hohen Ernährungsansprüche dieser Tierart ist ein vielfältiges Nahrungsangebot. Möglichkeiten, wie der Mensch das Nahrungsangebot für die Rehe während des ganzen jahres verbessern könnte, werden später gezeigt. Kapitel 12: Schutzmaßnahmen und Hege 77 Reh Informationsteil 7. Sinnesleistungen und ihre Funktionen: Feindwahrnehmung und Kommunikation Rehe leben vorwegend in unübersichtlichen Gebieten, etwa in Waldsäumen und Feldgehölzen. Dadurch ist eine Verständigung durch optische Signale eher schwierig, akustische und geruchliche Informationen eignen sich dagegen viel besser. Arbeitsblatt 8 Dementsprechend verfügt das Reh über ein ausgezeichnetes Gehör und eine feine Nase. Bewegungen nehmen Rehe zwar sofort wahr, einen ruhig dastehenden, unauffälligen Beobachter sehen sie dagegen kaum. Die empfindlichen Organe Gehör und Nase erfüllen zwei wichtige Funktionen: 1. Sie dienen zur Wahrnehmung von Störungen und Feinden. Bevor ein Reh die schützende Deckung verläßt, prüft es erst mit der Nase im Wind, ob "die Luft rein ist)). Bei den ersten zögernden Schritten jederzeit bereit, wieder in die Deckung zu verschwinden. Die Ohrmuscheln suchen, gleich kleinen ins Freie wirkt das Tier äußerst wach, Radarschirmen, die Umgebung nach verdächtigen Geräuschen ab. Auf diese Weise "sichert)) das Reh. Erst wenn es sich sicher fühlt, entspannt es sich und beginnt zu äsen. Wie wichtig Gehör und Nase zur Prüfung der Umgebung für das Reh sind, ist auch daran zu erkennen, daß es bei böigem Wetter gar nicht aus der Deckung herauskommt, besonders dann, wenn sich die Windrichtung häufig ändert. In diesem Fall kann das Reh wahrgenommene Düfte nicht lokalisieren, was es sehr verunsichert. Und aus der Menge der vom Wind erzeugten Geräusche kann es die_ entscheidenden nicht mehr herausfiltern. 2. Lautäußerungen und Gerüche dienen der Verständigung der Rehe untereinander. Mit Fiepen verständigen sich Rehgeiß und Kitz, z. B. wenn das Kitz gesäugt werden wil. Während der Brunft locken damit brunftige Geißen auch die Böcke an. Sieht oder vernimmt das Reh etwas, ohne die Ursache dieser Störung zu erkennen, so schreckt es manchmaL. Das Schrecken ähnelt stark dem Bellen eines Hundes. Kapitel 9: Farpjlanzung Der Angstschrei klingt wie ein gellendes "Piiiäh)). Das Keuchen des Bockes ist ein Zeichen für seine Erregung. Es ist besonders während der Brunft zu hören. Ein großer Teil der sozialen Verständigung läuft über die Ausscheidungsprodukte verschiedener Hautdrüsen. An manchen Körperstellen kommen die Duftdrüsen gehäuft vor und bilden eigentliche Duftorgane (z. B. zwischen den Hufen der Hinterbeine, an den Hinterbeinen selbst und auf Stirn und Wangen des Rehbokkes). Die Aktivität dieser Hautdrüsen ist mit dem Hormonhaushalt eng gekoppelt, der den Fortpflanzungszyklus von Bock und Geiß regelt. Zur Paarungszeit spielen sie zur Verständigung der Sozialpartner eine wichtige Rolle. Drüsen und ihre Wirkstoffe 1. Böcke markieren ihre Territorien, indem sie Baumstämmchen und Sträucher mit dem Geweih bearbeiten und das Sekret ihrer Stirn- und Wangendrüsen daran abstreifen. So können sie viele kräfteraubende Kämpfe vermeiden ("Hausnum- men)). 78 2. Böcke und Geißen finden sich leichter zur Fortpflanzungszeit. Die Drüsen zwischen den Hufen der Rehgeiß sind dann besonders aktiv und hinterlassen eine Re1 Informationstei Duftspur auf dem Boden, an Gräsern und Sträuchern. Dieser Spur kann der Rehbock folgen, wie ein Hund einer Fährte. 3. Flüchtende Rehe hinterlassen an ihrer Absprungstelle ein Warnsignal mit der Bedeutung: "Achtung, hier Gefahr!)) Nachfolgende Rehe flüchten oft an der gleichen Stelle. 8. Geweihaufbau und Geweihzyklus Was ist ein Geweih? Das Geweih sitzt auf kurzen Stirnbeinfortsätzen und wird aus Knochensubstanz gebildet. Alle männlichen Vertreter der Familie der Hirsche tragen ein Geweih (Aus- nahme: Beim Ren tragen auch die Weibchen ein Geweih). Es wird jedes jahr abgeworfen und anschließend innerhalb weniger Monate neu gebildet. Die neue Substanz wird an den Geweihspitzen angelagert, nicht an der Basis. ~~ /',' . Im Gegensatz dazu bleiben Hörner, z.B. bei Steinbock und Gemse, zeitlebens auf dem Kopf ihrer Träger und werden jedes jahr von der Außenhaut her an der Hornbasis um einen weiteren Ring verlängert. Arbeitsblatt 1 Wozu dient das Geweih beim Rehbock Das Geweih ist in erster Linie eine Waffe. Sie wird eingesetzt zur Verteidigung gegen Feinde, hat aber noch größere Bedeutung vor und während der Brunft bei Auseinandersetzungen mit Rivalen um Territorium (Reh) oder Brunftrudel (Rothirsch) . Zur Markierung seines Brunftterritoriums schlägt der Rehbock mit seinem Geweih Baumstämmchen, besonders entlang seiner Territoriumsgrenzen, mit dem Geweih und reibt Drüsensekrete auf die Schlagstellen. Diese optisch und für Rehe geruchlich auffällgen Markierungen wirken wie ein Zaun um ein Privatgelände. Ein fremder Bock erkennt daran, daß das Gebiet bereits besetzt ist und gegen Eindringlinge verteidigt wird. Falls er sich hineinwagt, muß er mit einem Angriff rechnen. In benachbarten Territorien respektieren die Inhaber die Grenzen. Sie erkennen sich am Geruch und beschränken sich darauf, die Markierungen immer wieder zu erneuern ("Hausnummer))). Die Rinde solchermaßen bearbeiteter Bäumchen wird verletzt, und die Pflanzen sterben ab. Wo viele Böcke leben und dementsprechend viel markiert wird, kann es zu empfindlichen Ausfällen an Forstpflanzen kommen. Ist das Geweih ein Rangabzeichen? Aus Beobachtungen in Gehegen weiß man heute, daß der Rang, den ein Bock in- nerhalb einer Gruppe besetzt, das Geweihwachstum stark beeinflußt. Ein hoher Rang fördert die Wachstumsgeschwindigkeit und die Stärke des Geweihes. Der Geweihzyklus beim Rehbock Der Rehbock wirft sein Geweih im Herbst ab und baut über den Winter ein neues auf. Das neue Geweih wächst in einem behaarten, blutgefäß- und nervenreichen Hautüberzug ( = Bast). Zuerst besteht das neu angelagerte Geweihstück aus Knorpel und wird anschließend durch Einlagerung von Kalk verknöchert. Die Nährstoffe zum Aufbau werden über die Blutgefäße in der Basthaut zugeführt. Ist das Geweih im Frühjahr fertig aufgebaut und vollständig verknöchert, vertrocknet die Basthaut. Durch Reiben an Zweigen und Stämmchen (= Fegen) entfernt der Bock die nun überflüssig gewordene Haut, er verfegt. Nun steht ihm das Geweih bei der Verteidigung eines Territoriums zur Verfügung. ~.. ¿) \. (fJ L"~itiîi ( U', ....,.J ~ ,\ ;i \ Arbeitsblatt 5 Kapitel 9,' Farpjlanzung 79 Reh Informationsteil Im Herbst beginnt allmählich die Entkalkung der Nahtstelle, wo das Geweih auf den Stirnbeinfortsätzen aufsitzt. Die Stangen lockern sich und fallen schließlich ab. Störungen beim Geweihaufbau Während des Wachstums auftretende Störungen des Hormonhaushalts oder Verletzungen des unfertigen Geweihs im Bast führen zu regelwidrigen Geweihfor- men. Schlecht ernährte, kranke und stark von Parasiten befallene Böcke schieben nur kümmerliche Knöpfe oder manchmal schwache, gedrehte Stangen. Dies ist oft ein Zeichen für zu hohe Rehbestände und schlechte Nahrungsgrundlagen in einem jagdrevier. Verletzungen des noch weichen Geweihs führen zu vielendigen Formen. Ein Bruch einer Baststange verheilt zwar, doch wächst sie meist schief an. Böcke mit solchen Geweihen können jedoch im nächstfolgenden Zyklus wieder ganz Arbeitsblatt 3 normale Geweihe schieben. 9. Fortpflanzung und soziale Organisation Das Reh lebt nicht ganzjährig in einer bestimmten sozialen Form. Sie wird je nach den biologischen Bedürfnissen gewählt. Den Winter über leben die Rehe eher gesellig in mehr oder weniger großen Gruppen, die sich im Frühjahr wieder auflösen. Die Rehgeißen besetzen kurz vor dem Geburtstermin Territorien, die sie gegen Geschlechtsgenossinnen verteidigen. Erst wenn die kleinen Kitze ihren Müttern folgen können, werden diese Setzterritorien aufgegeben. Rehböcke erkämpfen Brunftterritorien, in denen sie nur Geißen dulden. Nach der Brunft lösen sich diese Territorien allmählich wieder auf, und die Rehe leben wieder gesellger. Bildung von Brunftterritorien Mitte März bis Mitte Mai lösen sich die großen Wintersprünge (Rudel) auf, und die starken Böcke beginnen, Territorien gegen andere Interessenten zu verteidigen. Bis zur Brunftzeit sind die Reviergrenzen unter benachbarten Böcken bekannt. Kämpfe sind nur noch selten notwendig, etwa wenn ein Territoriumsbesitzer umkommt oder ein anderer aus seinem Territorium vertrieben wird. Die Böcke können sich darauf beschränken, ihre Territorien regelmäßig mit den Sekreten ihrer Stirn- und Wangendrüsen zu markieren. Sie können also die Energie für das bald folgende Brunftgeschehen sparen. Brutverhalten Arbeitsblatt 7 Kapitel 7,' Sinnesleitungen und ihre Funktionen Die Paarung zwischen Rehbock und Rehgeiß beginnt mit einem Vorspiel, dem "Treiben)). In rasanten Fluchten stürmt die Geiß durch das Gelände, immer dicht gefolgt vom Bock. Dabei läßt der Bock oft ein hohles ))Keuchen" hören. Diese Phase kann ganz verschieden lang dauern. Gegen Ende fällt die Geiß in eine langsamere Gangart. Der Bock hält mit ausgestrecktem Hals und Kopf Riechkontakt zur Geiß, die in dieser Phase immer wieder Fieplaute ausstößt. Auf dieses Treiben folgt die Paarung. Verlängerte Tragzeit - Anpassung an eine wechselnde Umwelt Obwohl die Brunft (= Paarungszeit) des Rehwildes mitten im Sommer stattfndet, werden die Kitze erst im darauffolgenden Frühjahr (Mai/juni) gesetzt. Die Tragzeit beträgt also etwa 9 % Monate. Im allgemeinen ist die Länge der Tragzeit von 80 der Körpergröße der Tierart abhängig. Die Entwcklung vom befruchteten Ei zum geburtsfähigenjungtier dauert z. B. beim Rothirsch etwa 7 % Monate. Beim Reh wären entsprechend seiner Körpergröße dafür 4 - 5 Monate ausreichend. Das würde aber bedeuten, daß - bei Brunft im Sommer - die Kitze in den unwirtlichsten Monaten des jahres - im Winter - geboren würden und natürlich keinerlei Überlebenschancen hätten. Weshalb die Brunft nicht, wie beim Steinbock, im Winter stattfnden kann, hängt mit den besonderen Äsungsansprüchen der Rehe Reh Informationsteil Kapitel 6,' Ernährung zusammen. Vom befruchteten Ei zum Kitz - mit Verzögerung Sobald die Eizelle befruchtet wird, beginnt sie sich zu teilen, bis ein kugeliger Zellhaufen entstanden ist. Dieser formt sich zu einer mit Flüssigkeit gefüllten Hohlkugel, dem ))Keimbläschen". Statt sich nun anschließend in die Gebärmutterwand einzunisten, wie dies normalerweise bei Säugetieren der Fall ist, bleiben die Keim- bläschen frei beweglich und wachsen nur sehr sehr langsam. Erst ab Ende Dezember pflanzen sie sich in die Gebärmutterwand ein und entwickeln sich in etwa 4 % Monaten zum geburtsreifenjungtier. Dieser Vorgang wird "verzögerte Im- plantation)) (Einpflanzung) der Keimbläschen oder "Eiruhe)) genannt. Was ausschlaggebend ist, damit sich ein Keimbläschen zum richtigen Zeitpunkt in die Gebärmutterwand einnistet, ist auch heute noch unbekannt. Arbeitsblatt 7 Auch bei anderen Tierarten, wie etwa dem Dachs, dem Baum- und dem Steinmarder, hat sich diese verzögerte Implantation entwckelt. Bei allen wird so garantiert, daß die Paarung zu einer günstigen trotzdem in der für sie optimalen jahreszeit erfolgt und die jungen jahreszeit zur Welt kommen. Beitrag.' Der Dachs Im Mai/juni ist das Wetter im allgemeinen so mild, daß die neugeborenen Kitze weder durch Nässe noch durch Kälte gefährdet sind. Die bereits weit entwckelte Pflanzendecke bietet gute Deckung gegen F~inde und ausreichend Schutz vor Witterung. Leicht verdauliche Nahrung im Uberfluß hilft der Rehmutter, den hohen Energiebedarffür das Säugen der Kitze zu decken. Die Kitze haben nun noch den ganzen Sommer vor sich, um Kräfte für ihren ersten Winter zu sammeln. Setzzeit(Mai/Juni) Schon einige Wochen vor der Geburt besetzen die trächtigen Geißen kleine Gebiete, die sich minimal mit Bockterritorien überschneiden können, gegen Geschlechtsgenossinnenjedoch strikt verteidigt werden. Es sind Gebiete, die beson- ders reich an Äsung für die Rehgeiß und Deckung für die jungtiere sind. Wo dies möglich ist, werden Heugraswiesen oder auch Getreidefelder bevorzugt, wo die langen Halme Sichtschutz nach allen Seiten bieten. Hier werden die Kitze, häufig zwei, geboren. Die Rehgeiß frißt nach der Geburt die Embryonalhüllen und leckt das ausgeflossene Fruchtwasser auf. Somit wird alles, was über den Geruch Freßfeinde anlocken könnte, aus der Nähe der Kitze entfernt. Die Kitze selbst haben anfangs noch keinen Eigengeruch und würden von Freßfeinden, z.B. dem Fuchs, höchstens zufällig gefunden. Das getüpfelte Kinderkleid macht ruhig liegende Rehkitze auch nach oben praktisch unsichtbar. Nur zum Säugen sucht die Rehgeiß ihre Kitze auf. Sind sie satt und ihr Fell ist ordentlich sauber geleckt, verläßt sie ihre Kinder wieder, die sich erneut niederlegen und sich völlig stil verhalten. Bei Gefahr flüchtet das Rehkitz nicht, sondern duckt sich nur flach auf die Erde. Dieses Verhalten dient der Feindvermeidung, kann aber auch tödliche Folgen haben, wenn die Mähmaschine naht. Kitze flüchten erst im Alter von 2 - 4 Wo- chen, 81 Reh Informationsteil Arbeitsblatt 9 Kapitel Wer also zufällig ein Rehkitz alleine findet, sollte es an seinem Platz liegen lassen oder, falls es gefährdet ist, vorsichtig mit einigen Büscheln Gras an einer geeigneteren Stelle hinlegen und sich ruhig entfernen. Die Rehmutter ist sicher nicht weit und kümmert sich um das Kitz. 11,' Todesursachen Mutter-Kid-Verhalten Bei Huftieren, die in Rudeln oder Herden leben, z. B. Gemsen, kennt die Mutter ihr Kind schon nach kurzer Zeit. Dadurch ist die Gefahr der Verwechslung sehr gering. Anders ist es beim Reh. Geiß und Kitz benötigen etwa 3 - 4 Wochen, bis sie einander sicher erkennen. In dieser langen Zeit schützt nur die strikte Aufteilung eines Gebietes unter den Rehgeißen vor einer Verwechslung. 10. Eine besondere Anpassung: das Feldreh In Gebieten, wo, hervorgerufen durch die moderne Landwirtschaft, Monokultu- ren und eintönige Landschaftsbilder vorherrschen, ist ein neuer Reh-Typ entstanden, das Feldreh. Der auffallendste Unterschied zu dem üblicheren "Wald-Typ)) ist die Bildung großer Rudel, wie sie etwa von steppenlebenden Huftieren bekannt sind. Fehlende Deckung wird durch mehr Augenpaare nach dem Motto "Viele Augen sehen mehr)) ausgeglichen. Die ersten Berichte über diese Feldrehe stammen aus den zwanziger jahren aus Polen, wo dieses Phänomen besonders ausgeprägt ist. In der Schweiz gibt es erst Ansätze zur Bildung größerer Rudel im Winter, z. B. im Churer RheintaL. Einige Unterschiede zwischen Feld- und Waldreh sind in der folgenden Übersicht zusammengestellt: Merkmal Feldreh Waldreh Verhalten gegen- meidet den Wald, bleibt ganzjährig in offenem Gebiet Wald/Waldrand ist wichtigster Lebens- über Wald: Gruppengröße: Sommer Winter Gruppenverhalten: raum 30 - 40 2-4 zum Teil bis 100 3-8 Leittier* und Wächter** immer vorhanden festen besonderen Böcke halten sich z.T. Böcke sind bereits bis Ende Mai in den ab März/April aggressiv und zeigen Territorialverhalten Rudeln auf, ohne bis zu diesem Zeitpunkt kennt keine solche Rollen Aggressionen und Territorialverhalten zu zeigen Hauptnahrung: grüne Pflanzen teile von Kulturpflanzen, wenige Pflanzen arten Mischung vieler verschiedener Pflanzen arten, v. a. Kräuter, Gräser, Laub und Knospen Wichtigste Todesursachen: 82 v. a. landwirtschaftliche Maschinen, verschiedene Feinde, Kälte*** wildernde Hunde z. B. Luchs, Fuchs, * Leittier: Aus Beobachtungen in Polen ist bekannt, daß sich alle Rudelmitglie- der an den Reaktionen des Leittieres orientieren und sein momentanes Verhalten nachahmen. Wird das Leittier z. B. aufmerksam und angespannt, Reh Informationsteil überträgt sich dies sofort auf die ganze Gruppe. Alle beobachten das Leittier und sind jederzeit bereit, ihm auf einer eventuell nötigen Flucht zu folgen. Das Leittier würde in diesem Fall die Fluchtrichtung bestimmen. Beruhigt es sich und beginnt es wieder zu fressen, tun es die anderen auch. ** Wächter: Diese Funktion ist bereits von Huftierarten, die in deckungsarmen Steppengebieten leben, bekannt und konnte bei Feldrehen in Polen beob- achtet werden. Während das Rudel äst oder wiederkäuend ruht, beobachten einzelne Tiere die Umgebung, um gegebenenfalls das Rudel sofort zu warnen. Für die Wächterarbeit benützen die Tiere oft leichte Erhebungen, z. B. Mieten oder Erdhaufen, im sonst völlig flachen Gelände. *** Kälte: Feldrehe existieren in Polen hauptsächlich im westlichen Teil des bestimmte klimatische Faktoren dieser Gebiete zurückzuführen. Sie zeichnen sich durch verhältnismäßig geringe Schneehöhe und Frostgefahr aus. Beides ist für das Überleben in deckungs- Landes. Diese Verteilung ist auf losem Gelände entscheidend. 11. Todesursachen Die mittlere Lebenserwartung eines Rehes ist mit 2 - 2,5 jahren relativ niedrig. Sie ist bedingt durch die hohe Kitzsterblichkeit. In naßkalten Frühsommern fallen viele Kitze allein der Witterung zum Opfer. Auch in Populationen, die kaum vom Menschen beeinflußt werden, stirbt etwa die Hälfte der Rehe, bevor sie 1,5 jahre alt werden. Nur unter besonders günstigen Bedingungen, zum Beispiel in einem Gehege, erreichen Rehe ein Alter von über 10 jahren. Die nachstehende Tabelle zeigt als Beispiel Anzahl und Ursachen der registrierten Todesfälle für das jahr 1985 in der Schweiz. Es ist klar, daß viele Tiere in dieser Statistik nicht enthalten sind, weil sie nicht gefunden oder nicht gemel- det wurden. Geschätzter Bestand 1985 Abschüsse Fallwild 109 400 41 601 15 094 Todesursache des vom Menschen naturbedingte Falwides beeinflußt Abgänge 1459 (hohe Alter, Schwäche, Hunger, Krankheit Dunkelziffer) Autoverkehr 7874 Andere Unfälle (Lawinen, Absturz usw.) Schußverletzungen Bahnverkehr Gerissen durch Hunde Gifte (Pestizide) Landwirtschaftliche Maschinen Unbekannte Ursachen 377 497 566 771 31 1699 1820 (Quelle: Statistik über die in der Schweiz erlegten Säugetiere 1985, Bundesamt für Forstwesen und Landschaftsschutz, Bern) 83 Reh Informationsteil Arbeitsblatt 9 Arbeitsblatt 10 Der größte Teil der Tiere wird auf der hg erlegt. (Deutschland 717'927 Tiere, Österreich 211 '975 Tiere im jahr 1985). Daneben werden aber viele Rehe auf der Straße überfahren. Die meisten Unfälle ereignen sich zwischen 6 und 7 Uhr sowie 19 und 21 Uhr, wenn schlechte Sichtverhältnisse, hohe Verkehrsdichte und erhöhte Aktivität des Rehwildes zusammenfallen. Eine weitere große Anzahl Todesfälle geht auf das Konto landwirtschaftlicher Maschinen. Betroffen sind fast ausschließlich Rehkitze, die in den Heugraswiesen von Mähmaschinen zerstückelt werden. jäger wie Bauern versuchen auf verschiedenste Art, Kitze zu retten. Eine große Plage, vor allem in der Nähe von Siedlungen, sind freilaufende Hunde, denen eine beachtliche Zahl von Rehen zum Opfer fällt. Besonders kurz Arbeitsblatt 9 vor der Setzzeit sind die hochträchtigen und dadurch in ihren Bewegungen etwas schwerfälligeren Rehgeißen für einen wildernden Hund leichte Beute. Natürliche Feinde und Krankeiten Rehe haben auch natürliche Feinde. Wo der Luchs wieder vorkommt, ist das Reh neben der Gemse seine bevorzugte wildlebende Beute. Pro jahr reißt ein Luchs etwa 60 Tiere. Damit ist die Zahl der durch Luchse getöteten Rehe sehr bescheiden, verglichen mit dem Anteil von jagd, Autoverkehr und wildernden Hunden. Der Luchs ist ein typischer Einzelgänger und benötigt einen riesigen Lebensraum für sich alleine. Schon deshalb kann er dem Rehbestand nicht allzusehr zusetzen. Ein weiterer Nutznießer des Rehwildes ist der Fuchs. Er erbeutet aber eher selten ein Reh aktiv, vielmehr verzehrt er verendetes Wild, zum Beispiel vermähte Kitze Arbeitsblatt 9 oder verletzte Rehe. Viele Rehe gehen natürlicherweise an Krankheiten zugrunde. Parasiten befallen Rehe sehr häufig. Rachenbremsen, Leberegel, Lungenwürmer und Bandwürmer schwächen die Tiere und machen sie für Infektionskrankheiten anfälliger. Infektionen treten besonders bei Tieren auf, die durch Hunger, Kälte, Parasiten und Verletzungen geschwächt sind. Gibt es in einem Bestand viele Tiere mit Parasiten und Krankheiten, deutet dies auf eine Bestandesdichte hin, die nicht mit der Ernährungsgrundlage übereinstimmt, denn konditionell geschwächte Tiere sind anfällg für Parasiten und Infektionen. Die vielen Kontaktmöglichkeiten in einem hohen Rehbestand fördern die Ansteckungsgefahr zusätzlich. 12. Schutzmaßnahmen und Hege Winterfütterung Wild im Winter zu füttern, gehört zu den üblichen Hegemaßnahmen der jäger. Das kann in manchen Gebieten, wo das Reh einer starken Nahrungskonkurrenz ausgesetzt ist, zu seiner Erhaltung notwendig sein. Was bewikt eine künstliche Fütterung? 1. Auch schwache Tiere, die normalerweise dem Winter zum Opfer fallen würden, können diesen überleben. 2. Die Zahl der überlebendenjungtiere - normalerweise ein großer Anteil der Winteropfer - ist hoch. Um ein übermäßiges Anwachsen des Rehbestandes in den folgenden jahren zu verhindern, müssen auch mehr Rehe geschossen werden. 3. Die Tiere konzentrieren sich auf relativ kleinen Flächen um die Fut- terstellen. Man findet dort auch vermehrt Verbißschäden an Forstpflanzen. Warum? 84 Wichtige Bedingugen für eine Winterfütterung - Eine Futterkrippe allein genügt nicht! Es müssen mehrere sein. Reh Informationsteil jüngere und schwächere Tiere werden von den stärkeren und von den Böcken verdrängt. Haben sie noch Hunger und stehen keine geeigneten Verbißgehölze in der Nähe, verbeißen sie Forstpflanzen. Mehrere Futterstellen ermöglichen es vielen Tieren, gleichzeitig zu fressen. Es kommt zu weniger Auseinandersetzungen. - Die Futterstelle muß immer gefüllt sein! - Die Futterstelle muß Tag und Nacht für Rehe zugänglich sein. Rehe haben als Wiederkäuer einen bestimmten Verdauungsrhythmus. Das Magen- volumen ist im Winter zwar reduziert, und die Verdauung läuft wegen der schwerverdaulichen Winternahrung langsamer ab, doch muß der Magen immer wieder gefüllt werden. Was wüde passieren, wenn man Rehe im Winter nicht mehr fütterte? Ohne Winterfütterung würde der Rehbestand in den meisten Fällen sinken und zwar auf eine Zahl, die von der natürlicherweise vorhandenen Nahrung noch leben könnte. Der Wildbestand könnte sich im Rahmen der gegebenen natürlichen Lebensmöglichkeiten erhalten. Die Fütterung des Wildes im Winter ist nur eine Notlösung. Was aber können wir tun, um langfristige Verbesserungen für das Rehwild zu erreichen? Lebensraumverbesserung: Die Alternative zur Winterfütterug Könnten wir wieder zu einer ähnlich vielfältigen Struktur wie in der traditionellen Kulturlandschaft zurückfnden, dann hätte das Rehwild rund ums jahr viel bes- sere Lebensbedingungen. Großflächig verbesserte Lebensräume ermöglichen es den Rehen, sich gleichmäßiger im Gebiet zu verteilen. Der soziale Streß, wie er an Futterstellen häufig zu beobachten ist, fällt weg. Waldränder, die bevorzugten Lebensräume unseres Rehwildes, können rehfreundlich und rehfeindlich gestaltet sein. Stichworte: Rehfeindlich sind begradigte Waldränder, wo Hochwald abrupt in Ackerland oder gedüngtes Wiesland übergeht und Weidezäune bis an den Waldrand heranreichen. Rehfreundlich sind unregelmäßig verlaufende, breite Waldränder, Gebüschsäume mit beliebten Äsungssträuchern und anschließenden Wildkräuterstreifen. Beitrag,' Der Wald (Arbeitsblatt 5) Waldinneres: Naturferne Wirtschaftswälder mit einseitiger Baumartenzusammensetzul'g (vor allem Fichte) und gleichaltrigem Bestand bieten wenig Unterwuchs als Asung und Deckung. Sie sind rehfeindlich. Dagegen bieten naturnahe Waldungen mit verschiedenen Baumarten verschiede- nen Alters eine günstige Lebensgrundlage. Förderung beliebter Äsungsgehölze entlang Waldwegen und Rändern von Lichtungen sowie Offenhalten und Pflege von Waldwiesen verbessern den Lebensraum zusätzlich. Äsungspflanzen sollten nicht, wie bisher in den meisten Forstbetrieben üblich, als unnütze Konkurrenten der Nutzhölzer entfernt werden. Schon das Zurückschneiden dieser Pflanzen auf die Höhe der wirtschaftich interessantenjungpflanzen sichert diesen genügend Licht zum Wachsen. Auf diese Weise kann der Förster für reichhaltige Rehäsung sorgen, denn viele als Äsung beliebte Baumarten, wie etwa Eiche, Ahorn, Esche, reagieren auf das Zurückschneiden mit starker Triebproduktion. Die Nutzholzpflanzen werden somit weniger verbissen. Landwirtschaftsland kann ebenfalls rehfreundlicher gestaltet werden, etwa durch Erhaltung und Anpflanzung von Hecken und Feldgehölzen zur Linderung des "Ernteschocks)). Solche Strukturen bieten Deckung und Nahrung nicht nur für Rehe. Kapitel 4,' Lebenaum 85 Literatur Ellenberg, H. (1979): Bestandesreguation beim Reh Einfluß der Nahrung auf die Bestandesgröße WlLDBIOLOGIE 2/2, 12 Seiten Infodienst Wildbiologie & Ökologie Strickhofstraße 39 CH-8057 Zürich Ellenberg, H. (1980): Böcke zu Geißen = eins zu eins? Über Geschlechterverhältnisse beim Reh WlLDBIOLOGIE 2/6, 11 Seiten Infodienst Wildbiologie & Ökologie Strickhofstraße 39 CH-8057 Zürich Kurt, F. (1970): Rehwild BL V jagdbiologie BLV-Verlagsgesellschaft, München Robin, K. (1978): Räumliche Verschiebung und Wohnraum markierter Rehe während des Sommers WlLDBIOLOGIE 6/3, 7 Seiten Infodienst Wildbiologie & Ökologie Strickhofstraße 39 CH-8057 Zürich Rusterholz, M. (1980): Ernähgsbiologie des Wildes Teil 2: Reh, Rothirsch, Gemse und Steinbock WlLDBIOLOGIE 2/7, 12 Seiten Infodienst Wildbiologie & Ökologie Strickhofstraße 39 CH-8057 Zürich Schmid, P. (1986): Geweihe - eigenartige und bedeutungsvolle Knochen Aufau und Funktionen von Geweihen bei Reh und Rothirsch WlLDBIOLOGIE 9/1, 8 Seiten Infodienst Wildbiologie & Ökologie Mosler-Berger, Ch. (1987): Strickhofstraße 39 Fortpflanzungsstrategie beim Reh, eine biologische Sonderleistung in WlLDTIERE 2/87, 5 Seiten Infodienst Wildbiologie & Ökologie CH-8057 Zürich Strickhofstraße 39 CH-8057 Zürich Müri, H. (1984): Reh (1. Teil) Uber die soziale Organisation beim Reh WlLDBIOLOGIE 1/20,10 Seiten Infodienst Wildbiologie & Ökologie Reh Medienliste Schmid, P. (1986): Geweihzyklus H~rmonelle Steuerung des Geweihzyklus bei Reh und Rothirsch WlLDBIOLOGIE 9/2,6 Seiten Infodienst Wildbiologie& Ökologie Strickhofstraße 39 CH-8057 Zürich Strickhofstraße 39 CH-8057 Zürich Müri, H. (1985): Reh (2. Teil) Über die Anpassungsfähigkeit des Rehes WlLDBIOLOGIE 1/21, 12 Seiten Infodienst Wildbiologie & Ökologie Strandgaard, H. (1979): Bestandesreguation bei Rehen: Forschungsergebnisse aus Dänemark WlLDBIOLOGIE 5/3, 7 Seiten Infodienst Wildbiologie & Ökologie StrickhofStraße 39 CH-8057 Zürich Strickhofstraße 39 CH-8057 Zürich Müri, H. (1985): Zwischen Not und Überfluß: Reh, Kulturlandschaft und Waldsterben in WlLDTIERE 3/85, 3 Seiten Infodienst Wildbiologie & Ökologie Turner, D.C. (1981): Verhaltensökologie des Rehes Beeinflussung des Verhaltens durch die Umwelt WlLDBIOLOGIE 6/6, 6 Seiten Infodienst Wildbiologie & Ökologie Strickhofstraße 39 CH-8057 Zürich Strickhofstraße 39 CH-8057 Zürich 87 Das Reh und seine Umwelt Farb to nfim Dauer: 15 Minuten Das Reh 12 Dias, Verkauf jünger Verlag GmbH Bestell-Nr. 1441 SAFU (Schweiz. Arbeitsgemeinschaft für den D-6050 Offenbach/Main Unterrichtsfilm) Postfach Reinhard Schmidlin CH-3125 Toffen/Bern oder CH-8035 Zürich TeL. 01/ 362 55 64 oder U n terrich tstransparen te Bestell-Nr. 14806 Film Institut, Schulfilmzentrale Bern Erlachstraße 21 CH-3000 Bern 9 TeL. 031/ 23 08 31 Das Reh 5 farbige Folien Bestell-Nr. 7202 jünger Verlag GmbH D-6050 Offenbach/Main Das Reh - Paarung und Entwcklung der Kitze Farbtonfilm Dauer: 14 Minuten Reinhard Schmidlin CH-3125 Toffen/Bern Bestell-Nr. 1442 SAFU (Schweiz. Arbeitsgemeinschaft für den Unterrichtsfilm) Postfach CH-8035 Zürich Reh-, Rot- und Damwid 12 farbige Folien 24x26 cm Bestell-Nr. 7394 jünger Verlag GmbH TeL. 01/ 362 55 64 D-6050 Offenbach/Main oder oder oder Bestell-Nr. 14 806 D Film Institut, Schulfimzentrale Bern Reinhard Schmidlin Erlachstraße 21 CH-3000 Bern 9 TeL. 031/ 23 08 31 .. im dunen Tan das Reh? Leben und Lebensraum des Rehwildes; Hegemaßnahmen 16mm Farbtonfim Dauer: 40 Min. Verleih durch: Carl Zeiss Schweiz AG TeL. 01/461 25 10 (intern Herr P. Däpp) (Dieser Film ist auch als Videokassette ausleihbar) Dia-Serien Das Reh 12 Dias (Rehbock, Ricke, Kitz, Geweihentwicklung beim Rehbock, Lebensweise, Fortbewegung usw.) Bestell-Nr. 2935, Verkauf Kümmerly & Frey Postfach CH-300l Bern 88 CH-3125 Toffen/Bern Reh Medienliste Kommentar und Aufgaben zu den Arbeitsblättem Reh Kommentar und Aufgaben zu den Arbeitsblätter Obwohl Rehe scheue Tiere sind, gibt es doch zahlreiche Möglichkeiten, sie im Freien zu beobachten, Wo dies aus zeitlichen und organisatorischen Gründen nicht durchführbar ist, wird empfohlen, die beiden Filme über Rehe zu besorgen (Inhalt siehe unten, Bestelladresse siehe "Medienliste)) ). In den Aufgaben zu den Arbeitsblättern werden beide Möglichkeiten - Direktbeobachtung und Film - verwendet. 1. File "Das Reh - Paarung und Entwcklung der Kitze)) Inhalt: Ge burtsvorgang Gefährdung der Kitze: Verhaltensweisen: Begegnung Fuchs - Reh, Mähmaschine Fiepen der Kitze und der Rehgeiß, Laufspiele der Kitze Nahrungsaufnahme: Reh zupft Nahrungpflanzen ab, Kitz lernt dabei geeignete Arten kennen Reaktion auf Störung: Schrecklaut, "Sichern)), keine Reaktion auf als ungefährlich geltende Störungen Brunftzeit: Auseinandersetzung zwischen zwei Böcken, Werbeverhalten, Treiben, Begattung "Das Reh in seiner Umwelt)) Inhalt: Soziale Organisation: Winter-Rudel, Territorialverhalten im Sommer Fluchtverhalten: Funktion des Spiegels Todesursachen: Straße, wildernde Hunde,jagd Wiederkäuen: in Deckung liegend Geweihzyklus: Abwurf, Schieben, Fegen Brunftzeit: Schlagen von Bäumchen, Plätzen, Markieren, Auseinandersetzung mit Rivale 2. Spurensuche am Waldrand Wann? Der Vorteil der Spurensuche liegt darin, daß sie das ganze jahr über und zu jeder Tageszeit erfolgen kann. Aus Rücksicht auf Rehgeißen und ihre Kitze sollte eine Spurensuche während der Setzzeit (Mai/juni) jedoch unterbleiben. Vom späteren Vormittag bis in die frühen Nachmittagsstunden stören wir die Tiere am wenigsten. 89 Reh Wo? Kommentar und Aufgaben zu den Arbeitsblätter Obwohl Rehspuren im Wald überall anzutreffen sind, beschränken wir uns hauptsächlich auf die Waldrandzone. Besonders ergiebig wird die Suche dort sein, wo eine Wiese an den Waldrand stößt. Welche Spuren können wir finden? Wechsel: Mit etwas Übung können kleine Pfade entdeckt werden, die die Rehe beim Austritt ins Freie häufig benutzen. Falls nötig, die Schüler darauf hinweisen, nicht auf dem Wechsel zu gehen, da sonst die Spuren zerstört werden. Aufgabe: "Sichern)) Ein Schüler duckt sich auf Rehhöhe auf dem Wechsel, kurz bevor er ins Freie führt. Wie gut kann er das Gelände überblicken? Beachte, daß ein Reh hauptsächlich über Gehör und Nase sichert! Trittsiegel und Fährten: Arbeitsblatt 1 Wo der Boden weich ist, können wir einzelne Trittsiegel unterscheiden. Aufgabe: "Spurensicherung)) je nach Gangart (Ziehen, Traben, Flüchten, Abspringen) sehen die Trittsiegel Arbeitsblatt 2 anders aus. Eventuell hat es verschieden große. Zeichne die Trittsiegel; vermiß die Schrittlängen und versuche zu rekonstruieren, wie die Rehe hier gegangen sind! Kot (= Losung): man Losung? Wo findet Arbeitsblatt 2 Kapitel 4,' Liegeplätze: Manchmal findet man Liegeplätze direkt innerhalb des Waldrandes, wo die Tiere Lebenaum zwischen zwei Äsungsperioden geruht und wiedergekäut haben. Aufgaben: Vermiß die Liegeplätze! Vielleicht gibt es große und kleine: Wie weit liegen die einzelnen Liegeplätze auseinander? Beschreibe einige Liegeplätze (Scharrspuren, Losung, Urin, Haare)! Ein Schüler kauert sich auf dem Platz auf Rehgröße zusammen und erzählt, wie weit er das Gelände überblicken kann, und wohin er als Reh flüchten würde (Boden ohne "Fußangeln)), Deckung). Die anderen Schüler verteilen sich als "Feinde)) im Gelände und markieren die Stelle, von wo aus sie "das Reh)) das erste Mal sehen konnten. Das Ganze ist unvollständig, da wir nicht über die feine Nase eines Rehes verfügen und auch das Gehör nicht entsprechend verwenden können. Wir orientieren uns hauptsächlich über die Augen. Wo würden wir als "Augentiere)) einen Ruhe- platz wählen, damit wir von Feinden nicht überrascht würden und gute Rückzugsmöglichkei ten hätten? Arbeitsblatt 2 Schlagstellen (Territoriumsmarkierungen der Rehböcke) Auffallend sind die mit dem Geweih bearbeiteten Baumstämmchen und Zweige, deren Rinde abgeschlagen ist ("Schlagstellen)) ) und in Fasern herunterhängt. Kapitel 8,' Was wir nicht sehen, Rehe aber riechen, ist das Sekret, das der Rehbock zusätzlich Geweihaufbau auf die auffällgen Markierstellen aufgetragen hat. Betrachte den Boden um solche Schlagstellen! EvtL. findest du eine blankgescharr- te Stelle auf dem Waldboden. Hier hat der Rehbock mit den Vorderläufen gescharrt, er hat "geplätzt)). Auch dies ist eine Markierung, denn zwischen den Hufen befinden sich ebenfalls Drüsen. 90 Frische Markierstellen können wir ab Ende März entdecken, wenn die Böcke ihre Territorien besetzen. Ältere Schlagstellen sind das ganze jahr über zu sehen. Reh Kommentar und Aufgaben zu den Arbeitsblättern Aufgaben: Gibt es Pflanzenarten, die der Bock besonders häufig zum Schlagen benutzt? Rehböcke suchen zum Schlagen vor allem elastische Stämmchen (Durchmesser etwa 3 cm) stark riechender Bäume und Sträucher auf, z.B. Nadelhölzer, Ho- Arbeitsblatt ') Film Das Reh in seiner Umwelt lunder. Welche Stärke haben die gefegten Stämmchen und Zweige? Umfang messen! Was würdest du tun, damit die jungbäume des Waldes verschont bleiben? - Einzäunen - Anstreichen - Alternativen anbieten, z.B. Weidenruten in den Boden stecken und immer wieder erneuern Im Klassengespräch Vor- und Nachteile der verschiedenen Methoden herausfinden. Arbeitsblatt 4 Verbissene Äsungspflanzen Der Einfachheit halber suchen wir in kleinen Gruppen (2 - 3 Kinder) jeweils ein kleines Gebiet ab nach Fraßspuren an größeren Pflanzen, also mehrjährigen Pflanzen, Sträuchern und jungbäumen. Daß ein Reh daran gefressen hat, erkennt man an der ausgefransten Bißstelle. Arbeitsblatt 1 Film, Das Reh - Paarung und Entwcklung der Kitze Aufgaben: 1. Von welchen Pflanzen haben die Rehe gefressen? 2. Was haben sie davon gefressen? (Blätter, Triebe, Knospen, Blüten, Samen) Wenn du dir nicht ganz sicher bist, welches Tier hier gefressen hat, beschreibe die Bißstelle genau: Höhe über dem Boden, glatte BißsteIle (Feldhase), weitere Spuren (Trittsiegel, Losung)! 3. inwärts schaust, versuche dir ein Bild zu machen über die Menge von Äsungspflanzen, die hier wachsen und für ein Reh erreichbar sind. Wir nehmen an, das Reh könne Nahrung bis etwa auf deiner Brusthöhe abfressen. Wenn du vom Waldrand walde Wie sieht es im Sommer aus? Wie sieht es im Winter aus bei 20 cm Schneehöhe? Auf folgende Pflanzenarten kannst du besonders achten: Weißtanne, Fichte, Waldföhre, Ahorn, Esche, Eiche, Vogelkirsche, Haselnuß, Holunder, Vogelbeere (Eberesche), Salweide, Brombeere, Himbeere, Heidelbeere, Rotklee, Storchenschnabel, Bachnelkenwurz, Gelbe TaubnesseL. Kapitel 6,' Ernährung 3. Direktbeobachtungen Zufallbeobachtungen Auf Spaziergängen und Wanderungen in den frühen Morgenstunden und ab spätem Nachmittag lohnt es sich, Waldränder wenn möglich mit einem Feldstecher abzusuchen. Nicht selten können äsende Rehe entdeckt werden, die um diese Tageszeiten besonders aktiv sind. 91 Reh Kommentar und Aufgaben zu den Arbeitsblättern Kapitel 7.' Häufig beschränken sich Zufallsbeobachtungen auf zwei kurze Phasen: 1. "Sichern)): Das Reh blickt auf und verharrt kurze Zeit, wobei es alle Sinnesorgane (Ohr, Nase, Auge) auf die Störquelle richtet). 2. Es setzt in hohen Sprüngen davon, hält manchmal vor der Deckung noch einmal an, um die Lage erneut zu prüfen, und verschwindet dann. Aus diesen zwei Phasen haben wir bereits einiges über das Reh erfahren: Sinnesleitungen Arbeitsblatt 8 1. Sinnesorgane Kapitell,' 2. Flucht 3. Die Funktion des Spiegels Äußere Erscheinung Ansitz jagdgesellschaft oder dem Wildhüter organisiert werden. Sie können am besten die für die Beobachtungen günstigsten Plätze nennen, wo kleine Gruppen (etwa 3 - 4 Kinder) angesetzt werden sollen. Wildbeobachtungen sollten immer nach Absprache mit der zuständigen Solche Beobachtungen sollten nur mit wirklich interessierten Schülern unternommen werden, da doch einige Geduld vorausgesetzt werden muß, Kleinste Störun- gen und Unruhe hindern Rehe daran, ins Freie zu treten. Ausrüstung: Dunkle, unauffällge Kleidung, 1 - 2 Feldstecher pro Gruppe; evtl. Taschenlampen für den Rückweg Wann? Abends 1 - 2 Stunden vor Sonnenuntergang. Morgens, etwa 1 Stunde vor Sonnenaufgang, ist es weniger günstig. Möglicherweise stehen die Rehe bereits im Freien und flüchten beim Näherkommen der Beobachter in den Wald. Wo? Etwa 50 m vom Waldrand entfernt suchen wir einen Platz mit dunklem Hintergrund, damit keine Silhouetten der Beobachter entstehen. Geeignet sind Plätze vor einem Gebüsch, einem großen Stein oder vor einem Baumstamm. Im Mai/juni dürfen Wiesen nicht durchquert werden, da hier möglicherweise Rehkitze liegen. Ansonsten muß beim Aufsuchen der Beobachtungsplätze ent- sprechende Rücksicht auf die Feldkulturen genommen werden. Aufgaben: Nimm dir genügend Zeit, die Tiere zu beobachten! Wie viele Böcke und Geißen erkennst du? Sind Kitze dabei? Vergleiche ihre Art zu fressen mit derjenigen anderer Tierarten, z.B. Schafen, Kühen oder Pferden! Wie oft sichern die Tiere? Wie reagieren die anderen Rehe, wenn eines sichert? Was kannst du sonst noch beobachten an Verhaltensweisen? Z.B. Spiele, sich Putzen, Säugen der Kitze usw.! 92 Außere Erscheinung (Arbeitsblatt 1) Körperform Das Reh gehört zu den Schlüpfer-Typen. Es kann zwar schnell, aber nur über kurze Entfernungen flüchten und verbirgt sich in der Deckung. Reh Kommentar und Aufgaben zu den Arbeitsblatter .. Kapitell Außere Erscheinung Überlegungsaufgabe: In welcher Körperhaltung rennst du durch dichtes Unterholz? Geduckt, mit gebeugtem Oberkörper und tiefgehaltenem Kopf, wie ein Schlüpfer- ty. Spiegel An der Form des Spiegels lassen sich auch im Winter, wenn der Rehbock kein Gehörn trägt, die Geschlechter unterscheiden. Der Spiegel der Rehgeiß ist herz- förmig, der des Bockes nierenförmig. Der Spiegel ist ein "Stimmungsbarometer)). In erregtem Zustand wird er gespreizt und hat dann Signalfunktion für die anderen Rudelmitglieder. Am weiß leuchtenden Spiegel erkennen die Tiere beim Flüchten die Richtung, die von den voran- laufenden Tieren eingeschlagen wurde. So wird die Gruppe nicht versprengt. Besonders deutlich ist der Spiegel während des Winters sichtbar, wenn die Tiere Film,' Das Reh in seiner Umwelt gesellger leben. Schädel und Gebiß Der Schädel eines Rehbockes ist an den Stirnbeinfortsätzen erkenntlich, auf denen die Geweihstangen aufsitzen. Das Gebiß der Wiederkäuer ist ganz speziell ausgebildet. Die oberen Schneidezäh- ne fehlen. Statt dessen ist eine hornartige "Gaumenplatte)) vorhanden, gegen die die Zunge und die unteren Schneidezähne die Nahrung drücken. so daß sie abgezupft oder abgequetscht wird. Dadurch entsteht die ausgefranste Bißstelle. Die Backenzähne zermahlen die Nahrung zu einem groben Brei. Schalen (= Hufe) Die Hufe der Rehe sind klein und hinterlassen herzförmige Abdrücke (= Trittsieweichem Boden. Die Mterklauen (2. und 5. Zehe) werden nur in sehr gel) auf weichem Untergrund oder beim Sprung abgebildet. .. Kapitell,' Außere Erscheinung Arbeitsblatt 2 Spuren (Arbeitsblatt 2) Für Beobachtungen im Freien siehe Kommentar und Aufgaben ,,2. Spurensuche am Waldrand)). Dort sind auch Erläuterungen und Aufgaben zu den einzelnen Spuren angegeben. Trittsiegel und Fährten Beim Ziehen tritt der Hinterhuf exakt in den Abdruck des Vorderhufes. So vermeidet das Reh, daß die Hinterfüße aufknackende Zweige treten oder in ein Loch (Mäuseloch) einsinken. Das flüchtende Reh greift mit den Hinterbeinen den Vorderbeinen vor. Es entsteht eine Viererspur. Durch das kräftige Abspringen drücken sich auch die Mterklauen in den Untergrund. .. Kapitell,' Außere Erscheinung 93 Reh Kommentar und Aufgaben zu den Arbeitsblatter Losung Im Waldsaum und auf Rehwechseln findest du Rehlosung (= Kot). Winterlosung besteht aus einzelnen schwarzgrünen Pilen von der Größe kleiner Erbsen. Im Frühsommer sind die einzelnen Pilen manchmal zu Klumpen verklebt. Woher kommt dieser Unterschied? Die Beschaffenheit der Losung hängt weitgehend von der Nahrung ab. Winter: trockene Nahrung. Frühsommer: Umgewöhnung auf die saftige Sommernahrung. Feg- und Schlagstellen Schlagstellen sind Markierstellen, die verstreut im ganzen Territorium (also nicht jedem Fremden, der ins Territo- Kapitel 8,' nur an den Grenzen) angelegt werden. Sie sollen Geweihaufbau und Geweih- rium eindringt, kundtun, daß er sich auf besetztem Gebiet befindet. Darum zyklus müssen sie auffallen, sei dies durch den besonderen Eigengeruch, den die verletzte Rinde ausströmt, sei es durch ihren besonderen Standort. Frische Schlagstellen Kapitel 7,' Sinnesleistungen sind auch optisch auf größere Entfernung zu sehen. Außerdem tragen sie den per- Film,' sönlichen Geruch des Territoiuminhabers von seinen Stirn- und Wangendrüsen. Das Reh in seiner Umwelt Liegeplätze Liegeplätze von Rehen erkennt man an den Scharrspuren. Das Tier legt den Platz zuerst von Zweigen und Blättern frei, bevor es sich hinlegt. Manchmal findet man auch Rehhaare darin und Losung, die das Reh nach dem Aufstehen fallen läßt. Arbeitsblatt 8 Die Form des Liegeplatzes ist nierenförmig. Sommer- und Winteräsung (Arbeitsblatt 3) Kapitel 6,' Das Reh benötigt eiweißreiche und faserarme Nahrung. Diese findet es in Form von Knospen, Trieben,jungen Blättern, Blüten und Samen. Besonders günstig ist Ernährung ein Waldrand mit breitem Gebüschsaum und angrenzender Wildkräuterwiese. Einige wichtige Nahrungspflanzen Rotklee, Storchenschnabel, Löwenzahn, Gelbe Taubnessel, Gelbweiderich, Hasenlattich, Himbeere, Brombeere (die wilde Brombeere ist auch im Winter grün!), Heidelbeere, Holunder, Haselnuß, Salweide, Feldahorn, Vogelbeere (Eberesche), jungwuchs von Weißtanne, Fichte, Esche, Waldföhre, Ahorn, Vogelkirsche, Eiche, Buche. Von Eiche und Buche werden auch die Früchte aufgenommen. Im Sommer überwiegen Kräuter, Gräser und Triebe, im Herbst und Winter dagegen Knospen, Zweige und Früchte. Im Frühsommer findet das naschhafte Reh seine bevorzugten Kräuter und Blätter im Überfluß. Im Winter jedoch muß es sich mit wenig nahrhafter Äsung begnügen. Das oberste Gebot heißt jetzt: Energie sparen! Wildschadenverhütung (Arbeitsblatt 4) (siehe auch "Aufgaben im Freien)).) Wildschaden Verletzen Wildtiere durch Verbiß oder Fegen und Schlagenjungpflanzen, die eine wirtschaftliche Bedeutung haben, spricht der Förster oder der Bauer von Arbeitsblatt 10 94 Wildschaden. Verliert ein Bäumchen einige Seitentriebe, ist es weniger schlimm, als wenn ein Reh den Gipfeltrieb abbeißt. Zwar kann ein starker Seitentrieb des Bäumchens zum Gipfeltrieb werden, so daß es weiter in die Höhe wächst, aber am Stammholz wird dies immer sichtbar bleiben und die Holzqualität mindern. Reh Kommentar und A ufgaber. zu den Arbeitsblätter Wie oft wurde der Gipfeltrieb der Tanne auf dem Arbeitsblatt abgebissen? (dreimal; zweimal bereits durch Seitentrieb ersetzt) Wildschadenverhütung Der Täger hilft durch den Abschuß, die Rehbestände in vertretbarer Höhe zu halten. je mehr Rehe sich in die vorhandene Nahrung teilen müssen, um so größer wird der Wildschaden. Arbeitsblatt 1 (j Der Förster greift zu verschiedenen Maßnahmen, um seine jungen Waldbäume gegen Wildschäden zu schützen. Mechanische Maßnahmen: - Blechhütchen, Werg oder Klebstreifen am Gipfeltrieb - Stacheln um den Stamm gegen Schlag- und Fegschäden - Einzäunen einzelner jungbäume oder ganzer jungwchsflächen Chemische Maßnahmen: - Einpinseln des Stammes mit Mitteln, die dem Rehbock zuwider sind und ihn davon abhalten, den Baum als Markierstelle zu benutzen. Eine weitere Möglichkeit, gleichzeitig die Forstpflanzen zu schützen und das Nahrungsangebot für Rehe zu fördern, ist in Kapitel 12, Abschnitt "Lebensraumverbesserung)), kurz beschrieben. Fortpflanzung (Arbeitsblatt 5) Auf dem kreisförmigen Kalender ist der Fortpflanzungszyklus dargestellt. o Brunftzeitjuli/ August _ Keimruhe * Keimbläschen nistet sich in die Gebärmutterwand ein (Dez./jan.) Arbeitsblatt 7 Film Das Reh - Paarung und Entwcklung der Kitze Kapitel 9 Farpjlanzung 18a eigentliche Tragzeit ca 4 % Monate o Setzzeit (Geburt) Mai/juni Die verlängerte Tragzeit Im Unterrichtsgespräch wird versucht, eine Erklärung für die verlängerte Tragzeit zu finden. Was wäre, wenn es die verlängerte Tragzeit nicht gäbe? - und die Brunftzeit im tiefsten Winter stattfnden müßte? Beim Reh verzehrt die Brunft viel Energie. Vergleich mit der Ernährungslage. - und die Rehkitze im Dezember auf die Welt kämen? Im Dezember hat die Rehgeiß bereits viel von ihrer Herbstkondition verloren. Die Kitze würden schlecht versorgt. Überdies sind sie sehr kälte- und nässeempfindlich. Sie müßten unweigerlich erfrieren. 95 Reh Kommentar und Aufgaben zu den Arbeitsblättern Der Geburtsvorgang Die Rehgeiß steht kurz vor der Austreibungsphase auf. Dadurch erfolgt eine automatische Abnabelung. Nicht sichtbar im Film: Die Rehgeiß frißt die Nachgeburt auf. Sie leckt das Kitz gegen den Strich trocken, erste Aufstehversuche, Säugen und Massieren des Anus, was die Kotabgabe anregt. Feindvermeideverhalten der Kitze Rehkitze gehören zum sogenannten ((Ablege-Typ)) (im Gegensatz zum ((Folge-Typ)), z. B. Steinkitz). Sie wären in den ersten Lebenswochen nicht fähig, ihrer Mutter auf der Flucht zu folgen. Naht ein Feind, ducken sich die Rehkitze regungslos auf den Boden und werden dank ihres tarnfarbenen Kinderkleides fast unsichtbar. In diesem Zusammenhang sollte unbedingt auf das richtige Verhalten beim Auffinden eines vermeintlich verwaisten Rehkitzes hingewiesen werden. Die Rehmutter ist bestimmt in der Nähe. Also das Kitz nie berühren und sich stil entfernen! Auf das Problem des Duck-Verhaltens der Kitze vor dem ((Feind)) Mähmaschine wird auf Arbeitsblatt 9 eingegangen. Film.' Geweihzyklus (Arbeitsblatt 6) Das Reh in seiner Umwelt Kapitel 8,' Geweihaufbau und Geweihzyklus Geweihformen Der jäger unterscheidet bei den Rehböcken Spießer (Geweihstangen ohne Verzweigung), Gabler (Stangen mit einer Verzweigung) und Sechser (Stangen mit 3 Enden oder zwei Verzweigungen). Äußerst selten sind Achtergeweihe beim je Reh. Das Alter kann an der Endenzahl nicht abgelesen werden (Achtung: Kom- mentar im Film ist mißverständlich). Es gibt starke Böcke, die bereits im zweiten Lebensjahr ein Sechsergeweih tragen; und es gibt ältere Böcke, die nur Spieße tragen. Aufgabe: jäger eures Wohnortes, ob ihr seine Geweihsammlung betrachten dürft. Sicher weiß er zu jedem Stück In teressan tes über den ehemaligen Besitzer Fragt einen zu erzählen! Kapitel 9,' Farpjlanzung und soziale Organisation Film.' Das Reh in seiner Umwelt Soziale Organisation (Arbeitsblatt 7) Rehe leben während des jahres in zwei verschiedenen Sozialformen: Den Winter verbringen sie gesellig in Sprüngen (= Gruppen) bis etwa 8 Tiere. Im Sommer leben sie einzelgängerisch, die Böcke sogar territoriaL. Die verschiedenen Phasen: 1. Auflösung der Wintersprünge von März-Mai. Bildung von Bockterri- torien. (Markieren: Schlagen, Plätzen; Verteidigung der Grenzen gegenüber Rivalen). 2. Die Rehgeißen sondern sich für die Geburt ab. 3. Geißen, die sich zur Paarungszeit in einem Bockterritorium aufhalten, werden von diesem Bock begattet. 4. Gegen den Herbst finden sich die Rehe wieder zusammen und bilden größere WinterrudeL. 96 Kapf der Rehböcke Der Kampf zwischen zwei Rehböcken ist kein Beschädigungskampf, sondern ein ritualisierter Kommentkampf. Nach Imponieren mit hochgerecktem Geweih und Reh Kommentar und Aufgaben zu den Arbeitsblätter Drohen mit gegen den Gegner gerichteten Geweihenden verhaken die Kämpfer ihre Geweihe ineinander und stoßen einander so beim Kräftemessen hin und her. Gibt einer auf, verfolgt ihn der Sieger in rasantem Galopp. Unter Nachbarn kennt man die Kräfteverhältnisse genau, und Kämpfe sind nicht mehr notwendig. Paarungsverhalten Erläuterungen dazu in Kapitel 9: "Fortpflanzung und soziale Organisation)). SicherheIts- und Feindvermeideverhalten (Arbeitsblatt 8) Einige Aufgaben im Freien zur Frage, wie Rehe ihre Sicherheit erhöhen, sind unter Kommentar und Aufgaben ,,2. Spurensuche am Waldrand)) angegeben. Da Rehe keine wehrhaften Tiere sind, müssen sie jederzeit zur Flucht bereit sein. Dazu nehmen sie aus ihrer Umwelt ständig über verschiedene Sinne (Nase, Gehör, Auge) Informationen auf: Sie sichern. Kapitel 7.' Sinnesleistungen und ihre Funktionen 1. Sobald das Reh etwas Verdächtiges hört, hebt es den Kopf hoch und sichert. Es prüft den Wind genau und kann sogar, um sich zu vergewissern, das störende Objekt in einem großen Bogen umgehen, bis ihm der Wind seinen Geruch zuträgt. Da das Reh nur sich bewegende Gegenstände scharf sieht, bewegt es manchmal auch den Kopf auf und ab, um den Störenfried besser zu erkennen. 2. Das Kitz ist in dreifacher Weise vor dem Fuchs geschützt: - Es duckt sich regungslos ins Gras - Es hat keinen Eigengeruch - Es trägt ein Tarnkleid Kapitel 9,' Forpjlanzung und soziale Organisation 3. Beim Auftauchen eines Menschen rasen Rehe nicht in panischem Schrecken davon. Sie ziehen sich meistens in ein paar Sprüngen ins nächstgelegene Versteck zurück. Besonders wenn sich die Menschen an Wege halten, können sich Rehe leicht an ihre Anwesenheit gewöhnen und lassen sich oft lange beobachten. Aufgabe: Betrachte die drei letzten Bilder auf dem Arbeitsblatt 8 und erzähle, was du erkennst! Rehgeißen verteidigen ihre Kitze nötigenfalls gegen wildernde Hunde und Füchse mit schmerzhaften Hufschlägen. Besser noch kann der Rehbock sich selbst mit dem Geweih als Waffe verteidigen. Kapitel 8,' Geweihaufbau Gegen den Luchs allerdings sind Verteidigungsversuche aussichtslos. Gegen diesen Ansitzjäger hilft nur stete Wachsamkeit und höchstens noch Flucht. Schaden richten Luchse jedoch in einem Rehbestand kaum an, denn jeder Luchs jagdgebiet von 100 - 450 km2 und schlägt dort nicht mehr als ein Tier (Reh oder Gemse) pro Woche. beansprucht ein riesiges 97 Reh Kommentar und Aufgaben Todesursachen (Arbeitsblatt 9) zu den Arbeitsblätter Aufgabe: Kapitel 12,' Todesursachen jährlich auf den Straßen überfahren. Wie könnte das wenigstens zum Teil verhindert werden? Viele tausend Rehe werden Zu Zusammenstößen zwischen Auto und Reh kommt es vor allem während der Dämmerung auf den Straßen, die durch den Wald oder direkt daran entlang führen. Erstes Gebot für Autofahrer in solchen Situationen: Langsam fahren und aufpassen! Erfahrungsgemäß nützen Warnschilder wenig, sicher auch, weil man zu wenig über unsere Wildtiere weiß. Über die Wirksamkeit von Spiegeln und Rückstrahlern, die das Scheinwerferlicht in den Wald ablenken und das Wild warnen sollen, ist immer noch zu wenig bekannt. Aufgabe: Oft müssen die Landwirte gerade zur Setzzeit der Rehe ihre Heugraswiesen zum ersten Mal mähen. Das bedeutet für viele Kitze den Tod, weil sie vor der riesigen Mähmaschine nicht flüchten, sondern sich, wie es sich bei natürlichen Feinden bewährt, auf den Boden ducken. Wie kann der Landwirt den Mähtod vieler Kitze verhindern? Was könnte er tun? 1. Auf dem Arbeitsblatt ist ein sogenannter "Kitzretter)) dargestellt. Dies ist ein Rechen aus Gummistreifen oder frei beweglichen Stäben. Diese streifen über das sich duckende Kitz und veranlassen es zur Fluch t. 2. Am Abend vor dem Mähen stellt der Landwirt in der Wiese einige Stangen mit daran befestigten hellen Tüchern auf. Die beunruhigte Rehgeiß holt während der Nacht ihre Kitze und führt sie in den Wald. 3. Der Landwirt oder ein mit einem angeleinten jäger sucht kurz vor dem Mähen die Wiese jagdhund ab. Wenn er ein Kitz findet, hebt und trägt es in den Wald. Dort wird es, sobald alles ruhig ist, von seiner Mutter abgeholt. er es mit einem Armvoll Gras auf 4. Auch Schulklassen können helfen. Die Schüler stellen sich längs der Wiese mit langen Stöcken versehen auf und tasten damit das Gras ab. Dann treten sie zurück und lassen die Mähmaschine vorbeizie- hen. Hierauf treten sie bis an den Rand des noch ungemähten Stückes vor und suchen den nächsten Wiesenstreifen ab. Dies wird wiederholt, bis die ganze Wiese gemäht ist. Hunde sind Nachkommen des Wolfes, also eines Raubtieres. Auch beim besterzogenen Hund kann der jagdtrieb plötzlich stärker werden als sein Gehorsam. Vor allem trächtige und Kitze führende Rehgeißen fallen wildernden Hunden zum Opfer. Hunde gehören deshalb bereits in der Nähe des Waldes an die Leine! Es kann vorkommen, daß Rehe in eine eingezäunte Waldfläche geraten, entwe- der weil der Zaun irgendwo zerrissen ist, oder weil jemand das Tor offengelassen hat. Auf der Flucht sehen Rehe diese Zäune zu spät, und nicht selten bricht sich ein Reh ein Bein, oder ein Rehbock verheddert sich mit seinem Geweih in den Maschen. 98 Hat sich das Tier nicht gerade einen Genickbruch zugezogen, muß es qualvoll ver- enden, wenn es sich nicht aus eigener Kraft befreien kann. Falls man auf ein solches Reh trifft: Abstand halten, damit es nicht unnötig aufgescheucht wird und den Fund dem Förster, dem Wildhüter oder der Polizei melden, damit das Tier nicht unnötig leiden muß! Reh Kommentar und Aufgaben zu den Arbeitsblatter Jagd und Hege (Arbeitsblatt 10) Überließe man einen Rehbestand sich selbst, würde er so stark anwachsen, wie gerade noch Nahrung zur Verfügung steht. Die Rehe müßten hauptsächlich an Schwäche, sei es aus Altersgründen oder schwacher Konstitution, sterben. Dies würde besonders die jungtiere in den ersten Wintern betreffen. Kapitel 12. Schutzmaßnahmen und Hege Aufgabe: Warum ist es sinnvoll und gerechtfertigt, eine Wildtierart, die in so hohen Beständen vorkommt wie das Reh, zu bejagen? 1. Bei einer hohen Rehdichte gibt es auch viel Wildschaden im Wald, so daß der Förster nur mit großem Aufwand denjungwchs auf- bringt. Allerdings haben auch viele Förs,ter den Wildschaden geradezu provoziert, indem sie viele wichtige Asungspflanzen als "Nutzholzkonkurrenten)) entfernt haben. 2. Bevor die meisten Wildtiere an Schwäche eingehen, liefert der Abschuß von gesunden Tieren das begehrte Wildbret. Rehfleisch ist wegen seiner Fettarmut und Zartheit besonders beliebt. 3. je geringer die Wilddichte ist, um so kräftiger und widerstandsfähi- ger sind die Tiere selbst. Der jäger hat die Aufgabe, für einen gesunden und angemessenen Wildbestand in seinem Revier zu sorgen. Dazu muß er viele Stunden damit verbringen, den Rehbestand in seinem Revier immer wieder zu beobachten, um ihn kennenzuler- nen. Winterfütterug Auch die Fütterung des Wildes im Winter gilt als Hegemaßnahme der jäger. Es gibt Argumente dafür und dagegen. "Hirschleder)) Außer dem Wildbret ist beim Reh nur seine Haut von wirtschaftlicher Bedeutung. Daraus wird das saugfähige "Hirschleder)) gemacht. 99 Textvorschläge zu den Arbeitsblättern Reh Textvorschläge zu den Arbeitsblätter Außere Erscheinung (Arbeitsblatt 1) Das Reh kommt fast in ganz Westeuropa vor. Am liebsten hält es sich im LaubMischwald auf. Schlüpfer Das Reh ist an das Leben im dichten Unterholz angepaßt: schmaler Kopf, kleines Geweih, schmaler Brustkorb, niedere Kruppe, hoher Widerrist. Es ist ein Schlüp- fer. Der Hirsch dagegen ist mit seinem geraden, waagrechten Rücken ein Läufer der offenen Landschaft. Er kann darum auch ein großes Geweih tragen. Spiegel Der weiße Fleck am Körperende heißt SpiegeL. Er wird auf der Flucht gespreizt, und die Rudelmitglieder können so den weiß leuchtenden Spiegeln der vorderen Tiere auch bei Dunkelheit gut folgen. Läufe Das Reh ist ein Zehenspitzengänger. Die Hufe (= Schalen) sind schmal und hart. Mit ihnen scharrt das Reh im Winter Nahrung unter dem Schnee hervor. Das Geweih Nur die Rehböcke tragen ein Geweih. Es sitzt auf knöchernen Stirnbeinfortsätzen, den "Rosenstöcken)). Gebiß Rehe haben ein Wiederkäuergebiß. Mit den unteren Schneidezähnen werden Pflanzen teile gegen die harte Gaumenplatte gepreßt und abgezupft. Die Backen- zähne (= Mahlzähne) zerreiben beim Wiederkäuen die später wieder hochgewürgte Nahrung. Spuren (Arbeitsblatt 2) Trittsiegel und Fährten Das Trittsiegel des ziehenden (= gehenden) Rehes ist klein und herzförmig. Die 2. und die 5. Zehe (= Mterklauen) hinterlassen keinen Abdruck. Das flüchtende Reh macht weite Sprünge. Dabei greifen die Hinterläufe den Vorderläufen vor. Bei der so entstandenen Viererspur stammen also die beiden vorderen Trittsiegel von den Hinterläufen, die hinteren von den Vorderläufen, Die Mterklauen drücken sich im weichen Boden ab. Losung Die Losung der Rehe besteht aus bohnengroßen, am einen Ende spitz zulaufenden Kotpilen. Im Sommer kleben sie oft in Klumpen zusammen. Durch die trockenere Winternahrung entstehen einzelne trockene, harte Kotpilen. Feg- und Schlagschäden An kleinen Bäumen und an Ästen von Sträuchern streifen die Rehböcke im März und April den Bast vom neuen Geweih. Dabei reißen sie die Rinde von den Pflanzen. Gleiche Schäden entstehen, wenn die Böcke von Frühling bis Sommer ihre Territorien markieren und dazu mit dem Geweih gegen die Pflanzen schlagen. Liegeplatz Bevor sich das Reh zum Liegen niederläßt, scharrt es den Platz mit den Vorderhufen von Zweigen und Blättern frei. Hier findet man Trittsiegel, Haare und Losung. 101 Reh Textvorschlage zu den Sommer- und Winteräsung (Arbeitsblatt 3) Arbeitsblattem Sommeräsung Im Sommer hat das naschhafte Reh eine reiche Auswahl an Kräutern, Trieben und jungen Blättern. Winteräsung Im Winter muß es sich mit viel weniger Äsung begnügen. Auf den mit Wintersaat bestellten Feldern scharrt es junge Pflanzen unter dem Schnee hervor, im Wald die immergrünen Blätter der Brombeere und der Heidelbeere. Hauptsächlich aber äst es nun Knospen und Zweige von Laubbäumen und Weißtannen. Wildschadenverhütung (Arbeitsblatt 4) Wo zu viele Rehe leben, richten sie im Wald oft Schaden an. junge Bäume können meist nicht mehr ohne Schutz aufwachsen. Verbiß Rehe lieben die zarten Triebe der jungen Tannen, aber auch von Laubbäumen. Besonders gern äsen sie den Haupttrieb ab. Solche Bäumchen verkrüppeln und werden nie groß. Der Förster schützt die Haupttriebe darum mit kleinen Kronen aus Aluminium oder mit Schafwollbüschelchen, oder er bestreicht sie mit einer stinkenden Brühe. Feg- und Schlagschäden Wenn die Böcke ihr Geweih fegen oder das Territorium markieren, beschädigen sie viele Pflanzen so stark, daß sie absterben. Stachelbäume oder ein Anstrich mit einer stinkenden Brühe (z.B. Schweinejauche) sollen die Böcke von den wertvol- lenjungbäumen fernhalten. Drahthosen schützen Einzelbäumchen und Einzäunungen ganzer Anpflanzungen vor Verbiß und Fegen. Sie sind aber teuer und müssen gut unterhalten werden, damit sie für die Tiere des Waldes nicht gefährlich werden. Fortpflanzung (Arbeitsblatt 5) Die Rehe paaren sich im Sommer. Die befruchteten Eier beginnen sich aber erst im folgenden januar, nach einer etwa 5 Monate dauernden Keimruhe, zu entwik- keln. Die eigentliche Tragzeit dauert nur etwa viereinhalb Monate. Die Kitze werden im Mai oder juni geboren. Die Rehgeiß setzt meistens Zwillnge, selten nur ein einzelnes Kitz oder Drilinge. Gleich nach der Geburt leckt die Rehgeiß ihre jungen trocken. Kurz daraufversuchen sie schon aufzustehen und suchen die Milchdrüse. Die Kitze bleiben 2 - 4 Wochen im hohen Gras versteckt. Die Mutter kommt nur vorbei, um sie zu säugen und zu putzen. Das getupfte Fell tarnt die Kitze gut vor Feinden. 102 Reh Das Geweih (Arbeitsblatt 6) Textvorschläge zu den Geweihentwcklung Beim Reh tragen, wie beim Hirsch oder beim Elch, nur die männlichen Tiere ein Arbeitsblätter Geweih. Das Geweih ist eine Waffe zur Verteidigung gegen Feinde und im Kampf mit Rivalen. Die Sprossen verhindern aber, daß die Rivalen einander im Zweikampf verletzen. junge Böcke haben meist nur kurze Spieße oder ein Gablergeweih. Das Alter der Rehböcke läßt sich an den Verzweigungen nicht ablesen. Horn und Geweilt Das Horn bleibt das ganze Leben lang auf dem Kopf. jedes jahr wird über einem Knochenzapfen eine neue tütenförmige Hülle gebildet, die das Horn um einen jahrring aufwärts schiebt. Hörner tragen Rinder, Ziegen, Schafe und Antilopen. Das Geweih besteht ganz aus Knochen. jede Geweihstange sitzt auf einem Stirnbeinzapfen, dem Rosenstock. Im November löst sich beim Rehbock der Kalk zwi- schen dem Geweih und den Rosenstöcken. Das Geweih wird abgeworfen, und in etwa 100 Tagen wird ein neues aufgebaut. Abnorme Geweihe Pendelstange: Der Bock hat, wahrscheinlich beim Flüchten, den Rosenstock an einem Hindernis gebrochen. Die Geweihstange hängt nur noch an der Rosen- stockhaut und pendelt frei. Dieser Bock wird nie mehr ein normales Geweih tragen. Verletzung des Bastgeweihs: Durch Schrotschüsse oder Zusammenstöße mit Stacheldraht oder Drahtgeflecht entstehen künstlich verzweigte Geweihe. Im folgen- denjahr werden solche Böcke wieder ein normales Geweih tragen. Kümmerer: So nennt man Rehe, die durch Krankheit oder Parasiten geschwächt sind. Das Wachstum ihres Geweihs ist oft stark gestört. Sie werden im folgenden jahr kaum ein normales Geweih tragen. Soziale Organisation (Arbeitsblatt 7) Winter und Frühing Im Winter leben die Rehe gesellig in Gruppen (= Sprüngen). Im März beginnen sich die Sprünge aufzulösen. jeder erwachsene Bock versucht, ein Territorium zu besetzen, wo er keinen anderen Bock duldet. Er markiert sein Territorium: Er schlägt mit dem Geweih gegen kleine Bäume und Sträucher und schabt dabei die Rinde ab. An den Stämmchen und Zweigen streift er den Duft seiner Drüsen von Stirn und Wange ab. Mit den Vorderhufen scharrt er den Boden auf, er plätzt, und hinterläßt den Duft seiner Zwischenklauendrüsen. Alle diese Zeichen geben anderen Böcken an, daß dieses Territorium bereits besetzt ist. Käpfe Wenn zwei Böcke um ein Territorium kämpfen, geschieht dies nach angeborenen "Regeln)): Imponieren, Drohen und dann Stärkemessen. Verletzungen kommen nur selten vor. Mutter-Famile Im Mai suchen die trächtigen Rehgeißen einen ungestörten und sonnigen Platz für die Geburt ihrer Kitze und für die Aufzuchtzeit. Die Mutterfamilie bleibt nur bis zum Herbst bestehen. 103 Reh Textvorschlage zu den Arbeitsblatter Brunft Die Paarungszeit der Rehe heißt Brunft. Imjuli und August suchen die Böcke in ihrem Territorium paarungsbereite Geißen. Vor der Begattung folgt der Bock der Geiß in wildem Lauf (der jäger nennt das "Treiben))). Nach einiger Zeit wird die Geiß langsamer. Oft bewegt sie sich nun auf einer Kreisbahn von wenigen Metern Durchmesser. Dabei berührt der Bock sie mit der Nase und beriecht sie immer wieder. Sobald sie still steht, erfolgt die Paarung. Herbst Nach der Brunft sind Territorien nicht mehr notwendig, Auch die Kitze haben ihre Mutter nicht mehr nötig, Erwachsene Böcke, Geißen und ihre Töchter schließen sich im Herbst wieder zu Sprüngen zusammen. Sicherheit und Verteidigung (Arbeitsblatt 8) Auch wenn sie äsen oder ruhen, erlauschen Rehe jedes Geräusch. Sobald sie etwas Ungewohntes vernehmen, richten sie alle Sinne darauf: Sie sichern. Für Ruhepausen oder zum Wiederkäuen lassen sie sich an Stellen nieder, von wo aus sie das Gelände gut überblicken können. So können sie sich bei Störungen rechtzeitig und ruhig zurückziehen, Kitze ducken sich bei Gefahr regungslos auf den Boden. Bei einer Störung rasen Rehe nicht über weite Strecken davon. Sie verschwinden meistens nur in raschem Lauf oder mit ein paar Sätzen im nächsten Versteck. Gegen Angriffe können sie sich aber auch wehren: Die Rehmutter verteidigt ihr Kitz mit Hufschlägen, der Rehbock vertreibt Feinde mit Geweihstößen. Gegen große und schnelle Feinde hilft aber nur die rasche Flucht. Der Luchs erwischt darum meistens nur schwächere Tiere oder solche, die nicht aufgepaßt haben. Todesursachen (Arbeitsblatt 9) Autos Autos sind für die Rehe keine natürlichen Feinde. Darum werden viele Rehe überfahren. Autofahrer müssen aufWaldstraßen und in der Nähe von Wäldern besonders vorsichtig und langsam fahren. Rückstrahler am Straßenrand halten Rehe kaum von der Straße fern. Mähmaschinen Wie vor anderen Feinden ducken sich Rehkitze auch vor den Mähmaschinen. Vor dem sicheren Tod kann sie der Kitzretter bewahren. Noch besser ist es, wenn der Landwirt vor dem Mähen die Wiese sorgfältig absucht und das Kitz auf einem Armvoll Gras in den nahen Wald trägt, wo es dann von seiner Mutter wieder abgeholt wird. Hunde Hunde jagen gerne Rehe. Besonders die trächtigen Geißen können nicht mehr schnell genug flüchten. Auch wenn die meisten Hunde nur Freude am Hetzen tiere nicht töten wollen, sollen sie im Wald und am Waldrand an der Leine geführt werden. haben und die Wild Zäune Alte und eingesunkene Zäune sind Todesfallen für die Rehe. 104 Jagd und Hege (Arbeitsblatt 10) Krane Rehe Reh 1èxtvorschläge zu den Arbeitsblätter Der jäger hat die Aufgabe, kranke und schwache Rehe zu schießen. Sie könnten andere Tiere anstecken oder würden im nächsten Winter elend sterben. Aber er muß auch dafür sorgen, daß es nicht zu viele Rehe gibt. Darum muß er seine Rehe sehr gut kennen, sie immer wieder beobachten und sorgfältig überlegen, welche er erlegen soll. Gesunde Tiere Uberall dort, wo genügend Tiere einer Art leben, also wo auch stets genügend Tiere geboren werden, können sie auch gejagt werden. Die Anzahl und das Geschlecht sowie das Alter der jagdbaren Tiere werden durch das Jagdgesetz festgelegt. Bei den Rehen geben die Geweihe Hinweise darauf, wie gut der Gesund- heitszustand des Bestandes ist, Dieser erlaubt wiederum Rückschlüsse auf die Rehdichte eines Reviers und damit auch darauf, wieviele Rehe das Revier ernähren kann. Fütterung jagdrevieren werden Rehe im Winter gefüttert. Das ist nur dort notwendig, wo zu viele Rehe leben. Mehr natürliche Äsung in Form von Knospen und Trieben ist die bessere Lösung. In den meisten Verwertung Erlegte Rehe werden meistens an Gaststätten verkauft, wo ihr Fleisch als Speziali- tät zubereitet wird. Ihre Haut wird in der Gerberei zu saugfähigem "Hirschleder)) (Fensterleder) verarbeitet. ( 105 Das Reh Läufer b. ~\". tf ~~'ì\ '~f; /111 .~- ,i '¡f / /) '. "')'K 1) \ ",\,J...... ..~, E".f -l', ," .-/ I~i:~j Schlüpfer ~ "" _., ',"" '" '.: '\ r,,/\ 1/ .. "r"~ ;ç ,b' i' '0;,' :.. dd\ ~-' ,/ , \., \ , '\ b Cl Spiegel von ~):),:~~i::/"(':',";,'"l \;W\:;i:;~ If"¡'i,'",ri f.¡W";:I~''''''''''' ";;":;'l ';"":'.'l~ ~)/!,'rj\~ V\'\' I!~i: t/!' ,ti: W¡'~,l lfit&9! 4.) 'i.',', ",,,,J a) Geiß und b) Bock li ",,,,11,1."1 !Jf1 \~!.~ Ar ¿i jlJ j¡'¡lA -.Jr.:;i ~'-W A'i:;if' (,V;; i//l ,¿/¥ Das Reh ist das häufigste wildlebende Huftier Europas. b a. a: Hinterlauf b: Vorderlauf a) Rehbock b) Rehgeiß Wiederkäuergebiß i! SCHUBI Kopierrecht für eine Schulklasse! ~~ (-" '~r\¡ /') , L ~\r\ tf\ " "')"K 1/') '-/: ....~;!/ JTj:~ i .'/\ Il ¡ ,~ t-. '."".'\ \ '" \ '¿' "",...:'1 //. '. (((/ \~ ,i !(!. // \~. 't' \\ FL' if r , \, \ b 0. l' ( l:d lr0P J'.d¿;; ß¡~r .fJßl ¿f/'" b a. a. " ~ lD ~- :: "" " o l! SCHUBI Kopierrecht tür eine Schulklasse! ~ ~ Spuren und Fährten ziehend Rf Æt r# - = ~ e == - - ~ Fährte ~~~ 0 ~~ c!?~~~~ - , "i~--~i -t\.G. \ ~~ :;\ t!&/:5 '" ~0~t '~: '\ "\ i-"'~ ~~~\'t.J:~ 'f '?(~lI ,"1' ~ ~¿v- ."\. -'0 rÇ~"3 ~ ~ Tri tts iegel ~:. fl.-: ~= .: v H flüchtend ; .- .- ..~ .- ..-- V H ,- V = Vorderläufe H Hinterläufe Spuren CI b a) Sommerlosung b) Winterlosung ;, ;t-i~ Feg- und Schlagschäden Liegeplatz a) Wechsel b b) Scharrspuren c) Haare li SCHUBI Kopierrecht tür eine Schulklasse! 2 F/Æt fi ~ - ~ - - - - ~ d~~~~,' (~.¥ ~ ~~ '~~ fl"'~ \ -::; fi,l: ~:: .: . .- V H .- .- .,- V H a. b c :; '" '1' :: "cc ,Q l! SCHUBI Kopierrecht für eine Schulklasse! ~ :§ Nahrung Sommer z.B. Rotklee Triebe der Tanne) Blätter von Esche) Ahorn) Storchschnabel Eisenhut Holunde~ Brombeere Winter / --- -- ----- ---- ---~ ~ -~-.. '- - -- i ":~:r --- ",,,,;7"'-:,-,, ~ Raps Roggensaat Winterrüben Brombeere) Efeu Knospen und Zweige Heidekraut l! SCHUBI Kopierrecht für eine Schulklasse! 3 /' ---~~ . .~~~=t\h~~~ ',. .~~)- _....",?".-_~ - :, - . - ._--~ ~- .~~ - -- -- - -- c :; ai '!' :: c'" c o .~ l! SCHUBI Kopierrecht tür eine Schulklasse! ~ Wildschäden /~ I (( i. ,~\ ~~ f l ',. '/ l \( Verbiß: a) Haupttrieb b) Ersatz Schutz Verwittern ~'" - ~~~~ '¡ "~. ~~JjJ;¡ ~n ~~~1.ii"'~'!K .~ . ~ b ct a) Einzelschutz b) Flächenschutz lU SCHUBI Kopierrecht für eine Schulklasse! 4 /~ i \ ~- I ¡ ',. :/ I ( ,~\\ ll \ ~~l ";,~t\",~ ,~~ ií" ~ ~"k~" ,'k A!~,0", '" -" 7-I,\~ "" q ~;\~~P~.,T , , \ \ , , ' ~ ~, ~ I, b "l'r ~ -~ '. 7, ~~. , Ci ài CO 'Ë' :: CI Ci Q) Ci o wJ SCHUBI Kopierrecht für eine Schulklasse! Geburt, Setzzeit o Brunft r~'\ \~ .r \. r, f\i' //'/---~-~'- ''Ä , (I '...,\ ~ /r .-"', '~"":. i \ _ Keimruhe *' Einnistung ~~ ,~'-, ", /"", / j ,,,/' -, '-'\~I d. f)/LJ Tragzeit o Geburt , ), /'-"\ 1 1- / ~., 1 i v-/ , ~r¡, j , rii: ~1 ",/ \ \1 . 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",-/ ~;~/ 1"-, / -, i /' '\\" J11)'1\, ' !:J~,'\,. \ (¿l" /-t"Ý --, IA.Á, '~ \ ;, t"~ .'---.c.~_~ . _ __;._"".. 0" 1-'..;7 ~-,' .,~\' i, /.-~ "r~ . ~ - ~;.'\. JPi$á.~o!1 ' ~/~:r i:,~'l_. \'1/\ i '..1Jl" // i"' i l~ i ~L~ Wachstumszeit Geweihformen t Q J ~ß a) Spießer 4r ,)1 b) Gabler b c) Sechser \ t c Horn und Geweih ~ .., ~ /(6'"::s:....' ,, i,~ ~ ,,' . "0 : ~ ç. ~'¿¿()ß;!~l\ ,i~/,,:/. . .", .............:..... f 1W;j:....:.!rlilì abnorme Geweihe i! SCHUBI Kopierrecht tür eine Schulklassel 6 ...... ;':':::: ~'i ..'.,/7/ ~ 'S __ "...:"L't,~./r/ / '\ I.~~rr-~,~,¡;~\\/!) )~..~~ 'Ii "J~j) \ ~\ /(/ '\~ '. ,. I /~) t, " ~ \',~ ¿) rr/ L ti\ ( d-'- ".-/ ..,~",); J x.¡ -- \ '\"",."", / . j ¡'./ f(,,/ /(¿ ~-~~~ _'r~(r ~~ / JJ , ~0.. i l. )1~¡.~.) \, 1.,l~ . ,_;/!ß1 \,' 'f,' i .r'~, ' "", ~;.:\. ~ i . ~~ 1~'I ' , ',~,' f"",' / I' --I' ',' --,; ",~ . 'c\. :' , '/ , ll'- /'/" " · /¡I" (;: i " /"'. /~j ¿l/ ~/ j '-'. ,~ -:-_~::\ " .A /, c, "- "S: '\/ \ ...... ...... 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Sicherheit und Verteidigung Rehe sichern mit Ohren) Nase "._.,e... -1.'.-.....,..' ,"."," ............-.. ...-" . .-'",' ;íS;;.:,/~/:::"".c;~\, :,) :;: /.; -;\:~~;:; ';. ;.:.~/.:::.~:_'~~: ~". ~ "'i,;-''\":"" Das Kitz duckt sich. kurze Flucht bei Störung i;,',:,; h t 4fl:f~~11~::,~ --'-"-~ .\ __,;-l , ~~j6-";' ,', 1';;',' , "'(' " " ''' ',\ i ---'"r-" , ',- ,i,'::(:'¡"wrA' c~"~ '" (,---------- """~, ""¡"'\l', r,t -,~ ~:.,,: ~/',;",:' 1\ / ..\ \j1"_',.... / . .' .:~.:.;~ "1;:(,,,:::' i ~'_\ \. \? L ~ ," ';,Y /r '-~ ~ /,:f'" ' ')''i'" ~~/----r,(,_._~) ), ~ \ 'y i '') "),, '",' ' ) ';,N'~I~¿;t;;\::"~ ~t' )1'" ¡¡ ,11.,J,\ "11 t" , I¡!Y')"':\') ~l~\l\)ll,f,,IJ~ '~ih ¡J 't¡~y/(W k1:J/h II~Jffp16 ~ ( iiv/ \ ¡ij.iYl', ì! J ~ I ~()I¡ï1\~,\it1i~; \/ h '\ I" i\i\~ ,.( l; ~~/r\\,"VlrßII \iøï;!;,\~t;li,¡íif*¡j ,','i"l iliI~1~\ ;tii;1#~J ~\~~k~~i~fn¡ Verteidigung mit Geweih i r '1," 'M/Á Jr'~--ff ~ 7"11,,,': PI" und Hufschlägen . /~ ~ ~;~t ;:,' '" (l-'d___-,/ / ~¿~j:,:'iß~)\ /i;~/1/""\ f///" .!~.;;ø;ß~'ø'J':"."~~~'~~:~J':( _-'~/i,t, ~,,:/!~i d'f1'/ ~~ // ~ "¡,,,' ~'1f',(¥" ',",' ~ " ':':"":~~ / '-------.-~ -"", .\ //~,~4r.//¡'(%:~::~'/:1~':1J1:.:' .~.;-/~ ," ~---------/ l ,,;;1,11 iIJul/SJ!I"'if"'i:' r!(\I~~~IJ!~/\ \~¡;L'.¡)!Jl:~;:;.i,I~~~ ~.-..,,~.. I I '\,; r - .,1...,"'. li~'j.; ::~_.-'~..-Ej!~) Flucht vor dem Luchs l! SCHUBI Kopierrecht für eine Schulklasse! 8 - ._"..,,,".' _..~ \" ,:'," b'Y cJ¿'5 ,,(~rY!~~~, j ,r-!g i ~' j¡f1f-.;;'::",-' -' ¿--y~, i\ -_~,_____ 'C ~r"""",1, i,-, I ," '-- \ ,:", /:-: - ( ',) /1,',:::,/, ' ,(" 'h'" ~;,ii':'.:" ~ i':,',',,:': "':"'''-', " ..';//' ",- :'\)'':':~'i'" r" i ,- ~d,,) ,..,." . 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'--'--' /p¡,,, i 1í/J?,!?i""", ,.,- ,r:'f1 , c Q¡ a: '!' :: cQ) c .g tI S,C HUB I Kopierrecht ur f' eine ' Schulklasse! ~ :§ Todesursachen Straßenverkehr Bitte langsam fahren.! Mähmaschinen. ( Hilfe: Slrosse ~ -- Wald Rückstrahler Kitzretter Hunde hetzen Wild. Zäune sind Rehfallen. l! SCHUBI Kopierrecht für eine Schulklasse! 9 '!I~ "",'1/:V"-"''- .~~qtl(,fà ~ ¡; ai ,=' :: "~~ o tI SCHUBI Kopierrecht für eine Schulklasse! ~ ~ d. \\~~;:) Jagd und Hege Kranke Tiere muß der jäger erlegen. _5' "-. IJ\ ~ii ,"yiÎ /-'-"~;""\" (" ,,-:;:::;c -t~f" .'...'/;'. '/ 1.,, y."", ~ .(f..' '." C4Ç~~~ ,/ , 'd '.,' ( ¡ .... ~ ~ '" ,'-~, ¡4 , Die jäger sorgen für einen gesunden Wildbestand. ~m~~ ~ \ \~ ~~I ) \~~ .JJ~~\ 1-,.)'~" J, -'," \ \1, v fI17.\L/.~ ~'fI .:.~ L~\':- ~\ ~~ ¿~_ -- /' die Belohnung: Trophäen ( Fütterung im harten Winter Fensterleder l! SCHUBI i Kopierrecht für eine Schulklasse 10 . , ~._-"' â,i~ '~__, ,; I ddM/_ __~) \~~~\\:j~ -r~;.~;-:;:-:'\r"( r', \, / '( ¡'!:'!:, / t,,) , ", t /: ./ ,~.;~~tJ!",¿~ G~,~ _ vtN# \N~~ -0tj ~ ~ '/(/~ _, " J "\ ßt~f1'::'~,' z_,, ~,)~;\ ~'\ ". !t!?.),,7= \, :/~~ßt-lJ2 '+-, ~\~:~~. -Ôé' /-~ ~ l.' '-~ G Li 0 c W ai !E' :: ë "c o .~ li ~ SCHUBI Kopierrecht fur " ein 'e Schulklasse!