Zeitschnitt

Transcrição

Zeitschnitt
ZEITSCHNITT
13. Mai · Cottbus
Oberkirche St. Nikolai · 18 Uhr
Ikarus
R: Heiner Carow
D: Peter Welz, Karin Gregorek,
Peter Aust · DDR 1975 · 91 min
Augenzeuge 24 / 1977
11 min
Mit Einführung · Gespräch mit Linda
Teuteberg, MdL · Eintritt 3 W
Von der Biermann-Affäre zur
Wiedervereinigung · 1976 bis 1990
Nach der Ausbürgerung Wolf Biermanns
im Herbst 1976 brach in der DDR eine
letzte Phase der Stagnation an. Heiner
Carows Spielfilm Ikarus spiegelt die Atmosphäre jener Zeit eindrucksvoll wider.
Er begleitet ein Scheidungskind bei seiner immer hoffnungsloser werdenden
Suche nach Zuneigung.
Klaus Schlesinger, Autor der literarischen
Vorlage, gehörte zu den Unterzeichnern
der Petition gegen die Biermann-Ausbürgerung, wurde aus dem Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen und emigrierte in den Westen.
Ikarus wurde nur selten im Kino gezeigt.
4. Juni · Burg Beeskow
19 Uhr
Denk bloß nicht,
ich heule
R: Frank Vogel · D: Peter Reusse,
­A nne-Kathrein Kretzschmar, Helga
Göring · DDR 1965/1990 · 91 min
Der Augenzeuge 48 / 1965
11 min
Mit Einführung · Eintritt 3 W
für Schüler/-innen frei
Neue Hoffnungen und alte
Enttäuschungen · 1961 bis 1975
Im Dezember 1965 machte das 11. Plenum des ZK der SED alle Hoffnungen auf
eine Liberalisierung in der DDR zunichte.
Nahezu die gesamte Jahresproduktion
der DEFA wurde verboten, auch Frank Vogels mutiger Film über einen Schüler, der
als »aufmüpfig« eingestuft wird und keinerlei Chance mehr erhält.
„Es ist ein Film gegen uns, gegen unsere
Partei, gegen unsere Republik und gegen
unsere Jugend.“, konstatierte damals ein
leitender Funktionär.
2014 Hineingeboren. Kindheit und Jugend in der DDR
Eine Veranstaltungsreihe der Beauftragten des Landes
Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur in Kooperation mit dem Filmmuseum Potsdam, der Friedrich-NaumannStiftung für die Freiheit sowie der Karl-Hamann-Stiftung für liberale Politik im Land Brandenburg. Aus Mitteln des Landes Brandenburg gefördert.
3. September · Eberswalde
Paul-Wunderlich-Haus · 20 Uhr
24. September · Wittenberge
ELBE 8 · 19 Uhr
Sonnabend, Sonntag
und Montagfrüh
… Und wenn’s nur
Einer wär …
R: Hannes Schönemann · Dokumentarfilm · DDR 1979 · 44 min
R: Wolfgang Schleif
D: Käthe Alving, Siegfried Dornbusch,
Thomas Dunskus
SBZ 1949 · 83 min
Wozu denn über diese Leute
einen Film?
R: Thomas Heise · Dokumentarfilm
DDR 1980 · 33 min
Mit Einführung · Eintritt 3 W
Von der Biermann-Affäre zur
Wiedervereinigung · 1976 bis 1990
Die beiden an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg entstandenen Filme
­fokussieren auf soziale Randbereiche
in der DDR, sprachen damit Themen an,
die nicht als »typisch« galten.
Hannes Schönemann porträtiert den tristen Alltag von Jugendlichen in Mecklenburg, Thomas Heise beschäftigt sich mit
zwei Kleinkriminellen im Prenzlauer Berg.
Beide Regisseure bezogen damit eine klare
Position gegen den realsozialistischen
Konsens und gerieten später in politische
Schwierigkeiten.
Der Augenzeuge 12 / 1949
Mit Einführung · Eintritt 3 W Kriegsende und Aufbruch
1946 bis 1952
Unmittelbar nach 1945 bemühte sich
die Sowjetische Militäradministration in
Deutschland um ein liberales Erscheinungsbild der DEFA. Dazu gehörte auch
eine verständnisvolle Darstellung von
­Jugendlichen.
Regisseur Wolfgang Schleif (Die blauen
Schwerter ) porträtiert in seinem Film eine
Gruppe »Verwahrloster«, die durch das Engagement eines jungen Erziehers zum ersten Mal so etwas wie Zuneigung erleben.
Gemeinsam mit den Kindern entlarvt er
einen totalitär auftretenden Lagerleiter
als ehemaligen SS-Mann.
Sonnabend, Sonntag und Montagfrüh
Wozu denn über diese Leute einen Film?
9. Oktober · Letschin
Haus Lichtblick · 19 Uhr
14. Oktober · Lübbenau
Bunte Bühne · 19:30 Uhr
Alarm im Zirkus
R: Gerhard Klein
D: Ernst-Georg Schwill,
Hans Winter, Erwin ­G eschonneck
DDR 1954 · 83 min
Der Augenzeuge 20 / 1953
14 min
Mit Einführung · Eintritt 3 W
Manifestierung der Parteilinie
1953 bis 1960
Eine Gruppe von Kindern soll im geteilten Berlin für kriminelle Machenschaften missbraucht werden. Sie wenden
sich jedoch an die Volkspolizei und können die aus dem Westen stammenden
Gangster dingfest machen. Durchaus
spannend inszeniert, setzt der Jugendkrimi (Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase)
kapitalistische Profitsucht gegen jugendlichen Idealismus.
12. November · Kleinmachnow
Neue Kammerspiele
19:30 Uhr
Beziehungen zwischen
Jungen und Mädchen
Teil I – IV
R: Götz Oelschlägel · Dokumentarfilme · DDR 1965 · 100 min
Mit Einführung · Eintritt 3 W
Neue Hoffnungen und alte
Enttäuschungen · 1961 bis 1975
Auch in der DDR gab es ein, leider viel zu
kurzes, Tauwetter. Dieses schlug sich
zuerst in Büchern, Theaterstücken und
Filmen nieder. Auch die Aufklärungsfilme Beziehungen zwischen Jungen und
Mädchen legen davon Zeugnis ab.
Anders als in vielen Propagandafilmen
werden Heranwachsende hier nicht als
»Kampfreserve der Partei« behandelt,
sondern als individuelle Persönlichkeiten wahrgenommen.
Es wird um Toleranz geworben und nebenbei ein kritischer Blick auf die Erwachsenenwelt geworfen.
27. November · Potsdam
Filmmuseum · 19 Uhr
Sonnabend, Sonntag
und Montagfrüh
R: Hannes Schönemann · Dokumentarfilm · DDR 1979 · 44 min
Wozu denn über diese
Leute einen Film?
R: Thomas Heise · Dokumentarfilm
DDR 1980 · 33 min
Mit Einführung · Mit Gästen · Eintritt 3 W
Von der Biermann-Affäre zur
Wiedervereinigung · 1976 bis 1990
Die beiden an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg entstandenen Filme
­fokussieren auf soziale Randbereiche
in der DDR, sprachen damit Themen an,
die nicht als »typisch« galten.
Siehe 3. September
Hineingeboren.
Kindheit und Jugend in der DDR
Unter diesem Motto wird 2014 darüber nachgedacht, inwieweit der Staat seinen ideologischen Zugriff bei der Erziehung geltend machte,
und in welchen Bereichen Autonomie möglich
war. Dabei geht es nicht um »Kinderfilme« im
klassischen Sinne, sondern um Filme, in denen
Kinder oder Jugendliche im Zentrum stehen.
Wie keine andere Kunstform vermag Film die
Komplexität von Geschichte sinnlich nachvollziehbar zu machen. Durch dokumentierte oder
erdachte Geschichten vermittelt sich auch für
spätere Generationen ein plastischer Eindruck
davon, was Menschen einst gedacht und gefühlt haben. Menschliche Sehnsüchte und Irrtümer spiegeln sich auf den Leinwänden ebenso
wider wie unverhohlene oder raffiniert versteckte Indoktrinationen. Dass es sich dabei
nicht um objektive Bilder handelt, lehren individuelle und gesellschaftliche Erfahrungen.
Mit der dritten »Zeitschnitt«-Filmreihe wird
erneut der Versuch unternommen, die DDRFilmgeschichte kompakt als Reflex auf innenwie außenpolitische Verwerfungen zu werten
und die ausgewählten Filme in einen entsprechenden Kontext zu stellen.
Bei näherer Betrachtung erweisen sich DEFAwie DDR-Geschichte als überaus widersprüchlich, dabei wechselnd intensiv von repressiveren oder toleranteren Phasen der Innenpolitik
geprägt. Meist vollzogen sich diese Kursänderungen in unmittelbarer Abhängigkeit von der
sow­jetischen KPdSU.
Die »Zeitschnitt«-Filmreihe stellt mehrere
abendfüllende Programme zusammen, die jeweils eine Dekade und ihre Umbrüche in der
DDR-(Kultur-)Politik repräsentieren.
Alle Veranstaltungen werden durch den
Filmhistoriker Dr. Claus Löser eingeführt.
Im Anschluss an die Vorführungen gibt es
die Möglichkeit zur Diskussion.
T
I
T
E
Z NIT
H
C
S
2014
Die Veranstaltungsorte
Oberkirche St. Nikolai Cottbus
Oberkirchplatz 1 · 03046 Cottbus
Tel 0355 - 247 14
www.st-nikolai-cottbus.de
Burg Beeskow
Frankfurter Str. 23 · 15848 Beeskow
Tel 03366 – 35 27 01
www.burg-beeskow.de
Paul-Wunderlich-Haus
Am Markt 1 · 16225 Eberswalde
Tel 03334 – 526 44 92
www.facebook.com/filmfesteberswalde
Ikarus
ELBE 8 – Café & Bistro
Elbstr. 8 · 19322 Wittenberge
Tel 03366 – 35 27 01
www.elbe8.de
Haus Lichtblick
Karl-Marx-Str. 2 · 15324 Letschin
Tel 033475 – 551 08
www.altes-kino-letschin.de
Denk bloß nicht, ich heule
Bunte Bühne Lübbenau
Güterbahnhofstr. 61 · 03222 Lübbenau
Tel 03542 – 889 66 99
www.buntebuehneluebbenau.de
Neue Kammerspiele
Karl-Marx-Str. 18 ·
14532 Kleinmachnow Tel 033203 – 84 804
www.neuekammerspiele.de
Filmmuseum Potsdam
Breite Straße 1a · 14467 Potsdam
Telefon: 0331 – 271 81 12
www.filmmuseum-potsdam.de
ZEITSCHNITT
Hineingeboren
Kindheit und Jugend in der DDR
Alarm im Zirkus
… Und wenn’s nur Einer wär …
Abbildungen auf der Titelseite: …Und wenn’s nur Einer wär… · Ikarus
Fotos: Ikarus: DEFA-Stiftung / N. Kuhröber · Denk bloß nicht, ich heule:
DEFA-Stiftung / J. Erkens · Sonnabend, Sonntag und Montagfrüh: HFF
Potsdam 1980 / D. Mundt · Wozu denn über diese Leute einen Film? : HFF
Potsdam 1979 / N. Schmidt · …Und wenn’s nur Einer wär…: DEFA-Stiftung / E. Neufeld · Alarm im Zirkus: DEFA-Stiftung / M. Klawikowski
Herausgeber: Die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen
der kommunistischen Diktatur · Filmmuseum Potsdam · Layout: Martin Hoffmann
In Kooperation mit der Karl-Hamann-Stiftung für liberale Politik im Land Brandenburg