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>2/12 TREFFPUNKT BA Zeitschrift der Berufsakademie in Dresden Bildung, die aufgeht 6. Jahrgang VISIONEN 50+ 500.000 Foto: L. Sprenger, Dresden 500.000 Deutschland 2050 Demografischer Wandel 4-6_ Perspektiven der Berufsakademie Sachsen bis zum Jahr 2030 - Landtagsanhörung 2012 7-21_ Leitungswechsel an der Berufsakademie in Dresden 22-28_ BA Dresden: Bildung, die aufgeht - auch in Zukunft Editorial / Inhalt Prof. Dr.-Ing. habil. Andreas Hänsel I NH A LT Studieninhalte sowie des Studienerfolgs zu gestalten. Die weiterreichenden Möglichkeiten des Wissens- und Technologietransfers sind auszuloten und in konkrete Projekte zu wandeln. An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, um allen Kolleginnen und Kollegen der Studienakademie zu danken, die in den vergangenen Monaten durch die Organisation wissenschaftlicher Tagungen und Weiterbildungen, die Mitwirkung an Projekten, die Veröffentlichung von Fachpublikationen oder die Entwicklung von Aufbaustudiengängen über das normale Maß der Arbeit hinausgegangen sind. In Zeiten knapper werdender öffentlicher Mittel sollten wir uns auch nicht scheuen über Formen bürgerschaftlichen Engagements zum Wohle der Studienakademie gemeinsam nachzudenken, sei dies in Form eines Fördervereins oder einer Stiftung. Allein diese Gedanken zeigen, dass es in Zukunft gemeinsam viel zu tun geben wird. In diesem Sinne freue ich mich auf die künftige Zusammenarbeit mit Ihnen. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Mitarbeitern der Studienakademie für die im vergangenen Jahr geleistete Arbeit und unseren Praxispartnern für das vertrauensvolle Zusammenwirken bedanken. Mit den Veränderungen in der Leitung der Staatlichen Studienakademie, bedingt durch den Übergang von Herrn Professor Kröppelin in den Ruhestand, stellt sich für Sie verehrte Leserinnen und Leser des Treffpunkt BA eventuell die Frage nach dem weiteren Kurs der Einrichtungen in den kommenden Jahren. Es ist also Gelegenheit, eine kurze Bilanz zu ziehen und einen Ausblick auf die vor uns stehenden Aufgaben zu geben. 709 bereitgestellte Praxisplätze im Immatrikulationsjahr 2012 zeigen erneut, dass alle Studienangebote aktuell sind und hinsichtlich ihres Niveaus und der vermittelten Kompetenzen von unseren Praxispartnern geschätzt werden. Gegenüber dem Vorjahr konnte die Zahl der Studienanfänger um rund 25% gesteigert werden! 90% der Studiengänge sind bis heute entweder durch die ASSIN oder die FIBAA akkreditiert worden und haben damit das wissenschaftliche Niveau der Lehre – auch im Vergleich zu Universitäten und Hochschulen – bestätigt erhalten. Mit Campus Dual, über das in dieser Zeitung schon mehrfach berichtet wurde, verfügt die Studienakademie über ein modernes Student Lifecycle Management System, das durchaus eine Benchmark in der sächsischen Hochschullandschaft darstellt. Zahlreiche, zum Teil mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) geförderte, hochmoderne Labore ermöglichen eine an den heutigen und künftigen Erfordernissen der Praxis ausgerichtete Lehre. Beispielhaft seien hier nur die CIM-Fabrik, die ERP-Labore oder das Multimedia-Labor genannt. Wir befinden uns also auf einem guten Weg. Aber genau jetzt ist der Zeitpunkt über Chancen und Risiken nachzudenken, Möglichkeiten der Weiterentwicklung auszuloten. Zu diesem Prozess möchte ich Sie herzlich einladen. Egal ob im bilateralen Gespräch mit Ihrem vertrauten Ansprechpartner, im Rahmen der Gremienarbeit oder als Beitrag in dieser Zeitschrift: Ihre Anregungen und konstruktiven Kritiken sind willkommen. Dass nicht jede Idee (sofort) verwirklicht werden kann, versteht sich dabei von selbst. Von der Vodafone-Stiftung wurde in diesem Jahr eine brisante Studie veröffentlicht. Demnach nahm die Studienbereitschaft von Kindern aus Akademikerhaushalten seit der Mitte der 70er Jahre bis heute von 90 auf 80% ab, bei Kindern aus bildungsfernen Haushalten verringerte sich diese Bereitschaft von 80% auf rund die Hälfte. Dass im Jahre 2030 53 über 65-jährige auf 100 Erwerbspersonen kommen, ist schon lange bekannt. Diese Zahlen sprechen für sich. Um das erreichte und liebgewordene Lebensniveau in Deutschland halten zu können, werden Produktivität und Effektivität in Wirtschaft und Verwaltung dramatisch steigen müssen. Dazu werden Fachkräfte benötigt. Die Proportion der Anzahl von Führungskräften und Fachexperten zu Mitarbeitern mit Hochschulabschluss bzw. beruflich qualifizierten sowie Mitarbeitern ohne Abschluss wird sich von der überkommenen pyramidenförmigen Verteilung zu einem auf einer Ecke stehenden Quadrat wandeln (M. Landmesser, IBM). Das heißt, gerade der Bedarf an Mitarbeitern mit einem ersten akademischen Abschluss wird überproportional ansteigen. Wollen Unternehmen zukunftsfest sein, müssen sie diese Herausforderung heute annehmen. In diesem Prozess wird die Attraktivität eines praxisintegrierten Studiums ein wichtiger Baustein zur Lösung der genannten Herausforderungen sein. Der breite und nachweislich erfolgreiche Zugang zu einem BA-Studium - so können nach einer Aufnahmeprüfung auch Facharbeiter, Techniker und Fachwirte studieren, Meister sind zum Studium immer zugelassen - schafft dafür gute Voraussetzungen. Gehen wir also gemeinsam in die Offensive, um jungen Menschen Chancen zu eröffnen und gleichzeitig einen Beitrag für erfolgreiche Personalpolitik in den Unternehmen der Praxispartner der Studienakademie zu leisten. Mit der voraussichtlich im kommenden Jahr beginnenden Prüfung zur „Umwandlung der BA in eine Duale Hochschule“ durch den Wissenschaftsrat als in diesen Fragen höchstem Beratungsgremium des Bundes und der Länder, öffnet sich ein Fenster für die qualitative Weiterentwicklung unserer Bildungseinrichtung. Ganz klar soll aber bereits an dieser Stelle kommuniziert werden, dass sich damit weder an der Praxisintegration noch am hohen Stellenwert einer studentenzentrierten Lehre etwas ändern wird. Der in drei Jahren Studium berufsbefähigte Absolvent, sei er Ingenieur, Betriebswirt, Informatiker o. a., ist und bleibt unser Ziel. Gleichzeitig ergeben sich mit einer solchen Entwicklung aber auch auf anderen Arbeitsfeldern neue oder höhere Anforderungen. So sind die vorhandenen guten Ansätze unseres Qualitätsmanagementsystems weiterzuentwickeln, um einen gelebten, kontinuierlichen Verbesserungsprozess im Interesse des Niveaus der HOCHSCHULPOLITIK INTERNATIONALITÄT FACHWISSENSCHAFT 4_ Perspektiven der Berufsakademie Sachsen bis zum Jahr 2030 29_ Interkulturelle Kompetenz in Studium und Lehre an der Berufsakademie Sachsen | 32_ Internationale Kooperationspartner und Auslandsprogramme 52_ Wann kommt die Flut? Liebe Leserinnen, liebe Leser, LEITTHEMA: BILDUNG, DIE AUFGEHT 7 _ Pressemitteilung - 04.10.2012: Leitungswechsel an der Berufsakademie in Dresden | 8 _ Festkolloquium anlässlich der Verabschiedung des Direktors der Staatlichen Studienakademie Dresden und Vorsitzenden der Direktorenkonferenz der Berufsakademie Sachsen - Herrn Professor Dr.-Ing. Detlef Kröppelin | 10_ Laudatio von Professor Dr. Wolfgang Zeller | 1 2 _ Die Finanzierung des tertiären Bildungssektors in Sachsen, Vortrag - MdL G. W. Mackenroth | 15_ Studierneigung, demografischer Wandel und die Zukunft der Berufsakademie, Vortrag - Prof. Dr. Karl Lenz | 18_ Grußworte | 20_ Im Interview: Der alte und der neue Direktor der Staatlichen Studienakademie Dresden | 22_ »Bildung, die aufgeht« auch in Zukunft - Visionen | 25_ Agrarmanagement der Zukunft | 27_ Was kann die BA in Zukunft tun? | 28_ Studium Universale - Studentisches und akademisches Leben an der Studienakademie Dresden Herzlichst Ihr Prof. Dr.-Ing. habil. Andreas Hänsel Direktor der Staatlichen Studienakademie Dresden QUO VADIS AUS DEM STUDIENGESCHEHEN 54 _ Quo vaditis Alumni?! Absolventen halten Rück- und Ausschau 36 _ Pressemitteilung - 30.09.2012: Team der BA in Dresden belegt dritten Platz beim Bundesfinale des „EXIST-priME Cup“ | 38_ „Basel III – die richtige Antwort auf die Finanzkrise“ | 40_ Drop it! | 41_ Campus Dual - Abschlussveranstaltung | 43_ Demografischer Wandel in Theorie und Praxis | 45_ Career Service - Wege in die berufliche Praxis | 46_ Feierliche Exmatrikulation der Matrikel 2009 | 48_ Absolventenball 2012 | 49_ Eröffnungsrede zum Absolventenball 2012 | 51_ Nachbetrachtungen zum Techniktag an der Studienaka- demie Dresden am 8. Juni 2012 Allen Leserinnen und Lesern des Treffpunkt BA wünsche ich eine gesegnete Weihnachtszeit sowie Erfolg, Glück und Gesundheit im neuen Jahr. VORGESTELLT UND NACHGEFRAGT 57_ Dr. rer. nat. René Richter NEWS/ TERMINE/ AUSBLICK 58_ Umzugskostenbeihilfe auch für Studierende der Staatlichen Studienakademie Dresden bei erstmaligem Umzug in die Landeshauptstadt | 58_ Unsere Neue Webseite ist seit dem 15. Oktober 2012 online. | 59_ Treffen Sie uns vor Ort! Messetermine 1. Halbjahr 2012 2 > 02/12 Treffpunkt BA > 02/12 Treffpunkt BA 3 Hochschulpolitik Perspektiven der Berufsakademie Sachsen bis zum Jahr 2030 Bericht zur Öffentlichen Anhörung im Sächsischen Landtag am 10. September 2012 D er Ausschuss für Wissenschaft und Hochschule, Kultur und Medien des Sächsischen Landtages bat am 09. September 2012 zum gemeinsamen Antrag der Fraktionen der CDU und der FDP in einer öffentlichen Anhörung Sachverständige zu Perspektiven der Berufsakademie Sachsen bis 2030 Stellung zu nehmen. Thematischer Tenor der Anhörung war es, auf Grundlage der bisherigen Entwicklung der Berufsakademie sowie vor dem Hintergrund steigender Anforderungen und bisher wachsender Studentenzahlen und den neuen Wettbewerbsbedingungen im tertiären Bildungssektor, Szenarien der voraussichtlichen (Weiter-)Entwicklung der Berufsakademie im Freistaat zu zeichnen, um die bedarfs- und nachfragegerechten Studienangebote der BA auch künftig unter adäquaten Voraussetzungen anbieten zu können. Die Ausführungen der Sachverständigen der Berufsakademie Sachsen, Prof. Dr. Hänsel – im September 2012 Studiengangleiter Holz- und Holzwerkstofftechnik an der Staatlichen Studienakademie Dresden und Prof. Dr. Kröppelin, zu diesem Zeitpunkt Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Berufsakademie Sachsen, zeichneten zunächst die erfolgreiche Entwicklung des Studienkonzepts in Sachsen und prognostizierten eine stabile Nachfrage und Wachstumspotential. Nicht allein, da die Nachfrage nach dualem Studium deutschlandweit unvermindert groß ist, sondern auch, weil die Spezifika des original dualen Studiums einen wichtigen Platz als dritte Säule eines differenzierten, qualitätsorientierten Hochschul- bereichs sichern. Dies sind v.a. die einzigartige inhaltlichorganisatorische Ve r z a h n u n g von Theorie und 4 Praxis und damit zusammenhängende hohe Erfolgsund Vermittlungsquoten, Ausbildungsvergütung sowie Flexibilität und Agilität in der Anpassung an die Bedarfe der Wirtschaft unter Einhaltung wissenschaftlicher Standards. Darüber hinaus wurde betont, dass der Bedarf der Praxispartner in den vergangenen zwölf Jahren durchschnittlich 30 Prozent höher ist, als die jährlich dann tatsächlich immatrikulierten Studierenden an der Berufsakademie Sachsen. Mit Verweis auf die Studie der CHE Consult zum dualen Studium im Jahr 2010, sei eine Antwort auf die demographische Entwicklung und die starke Nachfrage der Wirtschaft in Sachsen nach berufsfertigen, akademisch ausgebildeten Fachkräften, gemeinsam mit den Unternehmen junge Menschen hier in Sachsen zu halten und wenn möglich junge Mitarbeiter wieder gemeinsam mit den Unternehmen nach Sachsen zu holen. Dies setze allerdings voraus, dass das duale Studienangebot der Berufsakademie wettbewerbsfähig zu anderen Anbietern dualer Studiengänge ist, um nicht den gegenteiligen Effekt zu erzielen, nämlich dass junge Leute, die ein duales Studium bevorzugen in andere Bundesländer abwandern – eine Entwicklung, die bereits nach der Umwandlung der Berufsakademien in Baden-Württemberg (BW) zur Dualen Hochschule (DH) zu beobachten ist. So gingen allein im Jahr 2011 ca. 800 sächsische Studierende an die DHBW. > 02/12 Treffpunkt BA Ziel müsse es daher sein, gleichberechtigter Partner anderer Art im tertiären Bildungssystem zu werden. Schließlich werden an die Berufsakademie als dritter Säule im tertiären Bildungsbereich Sachsens schon jetzt – und insbesondere mit der Realisierung des Bologna-Prozesses – die gleichen Maßstäbe wie an die Hochschulen und Universitäten angelegt. Diese Leistungen betreffen u.a. identische Zugangsvoraussetzungen für Studienbewerber, gleiche Berufungsvoraussetzungen für das professorale Lehrpersonal usw. Die Erfüllung derselben Qualitäts (Mindest-)Standards hat die Berufsakademie Sachsen bei den erfolgreichen Akkreditierungen unter Beweis gestellt. Prof. Dr. Hänsel betonte, dass die Ergebnisse der Akkreditierung durch vom deutschen Akkreditierungsrat zugelassene Agenturen, wie ASIIN oder FIBAA, das wissenschaftliche Niveau der Lehre an der Berufsakademie Sachsen bestätigen. Internationalität, Qualitätsmanagement und Wissenschaftlichkeit werden hier von der Berufsakademie in gleicher Weise eingefordert wie von den Hochschulen und Universitäten. Um weiterhin eine stabile dritte Säule in der Hochschulausbildung sein zu können und somit einen wesentlichen Beitrag für die wirtschaftliche Entwicklung des Freistaats leisten zu können, und dabei auch materiell und strukturell bestehen zu können, sei nun die Bereitstellung (adäquater) gleicher Rahmenbedin- gungen unumgänglich, so Prof. Dr. Kröppelin in seinen Ausführungen. Beide Sachverständige deuteten auf Problemfelder hin, die auf den fehlenden Hochschulstatus der Berufsakademie zurückzuführen seien. So wachse die Unzufriedenheit bei den Studierenden und Absolventen, da die Akzeptanz und Einordnung des Abschlusses aufgrund des nicht-akademischen bzw. des fehlenden Hochschulstatus unklar sei. Wenngleich das Hauptziel der Berufsakademie ist, kurzfristig verfügbare akade- Die fehlenden Hochschulstrukturen, d.h. es gibt an der Berufsakademie zudem keine Stellen im akademischen Mittelbau und keine Stellen für zentrale Aufgaben wie Qualitätsmanagement, Marketing/Öffentlichkeitsarbeit, IT-Administration, Technologietransfer sowie Weiterbildung und Internationale Angelegenheiten oder Haustechnik, behindern und erschweren die Arbeit und verschleißen die Ressourcen der Lehre. Im Resümee konstatierten die Vertreter der Berufsakademie Sachsen, dass diese Einrichtung sich – Abb 1. Qualifikationsbedarf Deutschland - Von der Pyramide zur Raute (Quelle http://www.bda-online.de/www/arbeitgeber.nsf/res/[email protected]/$file/[email protected] - Folie 5) mische Fachkräfte mit einem ersten berufsqualifizie- insbesondere seit dem Bologna-Prozess – einem Wettrenden Abschluss (Bachelor/Diplom) auszubilden, so bewerbsnachteil stellen musste, da gleiche Maßstäbe müsse das Studium an der Berufsakademie die Option wie an den Hochschulen gefordert seien, aber andere für wissenschaftliche Weiterqualifizierung im In- und Voraussetzungen zur Erfüllung an der Berufsakademie Ausland beinhalten – zumal dies ein Qualitätsmerkmal bestünden. Diese Ungleichbehandlung müsse beendet ist, dass die Studienentscheidung nicht unwesentlich werden. Der Vielfalt der Ausbildung würde die auferlegte beeinflusst. Wie der Sachverständige Prof. Pfab, Vor- Trennung in Hochschulen und Berufsakademie unter stand der Sachsenbank, Leipzig, in der anschließenden den Bedingungen qualitativen Wettbewerbs (Rankings Fragerunde ergänzte: „Um sich keine Chance zu ver- usw.) nicht mehr gerecht. Die Wettbewerbschancen bauen, wird sich der Student für jene Institution mit – insbesondere aus dem Blickwinkel potentieller Studer Option entscheiden“. Zudem können BA-Studenten dierender – seien in den letzten Jahren faktisch zu wegen der fehlenden Listung der Berufsakademie im Ungunsten der Berufsakademie verschoben worden. Zur Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit Hochschulkompass viele finanzielle Fördermöglichkeiten nicht in Anspruch nehmen, die ihren Kommilitonen zur mit dualen Studiengängen anderer Einrichtungen sei Verfügung stehen (u.a.: Bildungskredit der KfW-Bank, ein Schlüssel für die Zukunft der Berufsakademie in der Entwicklung zu einer Hochschule unter dem Dach des Deutschlandstipendium, Auslandsförderungen). Als Folge kann ein massiver Imageschaden für das Sächsischen Hochschulgesetzes zu sehen. Inhaltliche BA-Studium und die Abwanderung von dual (praxis- und formale Probleme könnten auf diesem Weg gelöst integriert) interessierten Studienberechtigten eintreten. werden. Dabei müsse man sich darüber klar sein, dass Auch die Attraktivität für Dozenten leide unter dies ein Entwicklungsprozess ist, der nicht nur orgaden nicht-hochschuladäquaten Rahmenbedingungen nisatorische Veränderungen verlangt. Die künftige an der Berufsakademie. Bei höherer Lehrbelastung Entwicklung der Berufsakademie Sachsen sei unter und geringerer Entlohnung sowie fehlendem dienstli- der Prämisse des Abbaus der Behinderungen und einer chem Raum für wissenschaftliche Weiterbildung und wirklichen Gleichstellung mit anderen Einrichtungen Forschung gestalten sich die Berufungsverfahren für des tertiären Bereichs als positiv einzuschätzen. Diese Dozenten zunehmend schwerer. > 02/12 Treffpunkt BA weitere erfolgreiche Entwicklung würde durch den fehlenden „Hochschulstatus“ behindert. Frau Dr. Meister-Scheufelen, Kanzlerin der DHBW führte im Folgenden aus, welch enormen Entwicklungssprung die DHBW seit deren Umwandlung in eine duale Hochschule im Jahr 2009 erlebt habe. So handle es sich dabei zunächst um ein enormes quantitatives Wachstum – immerhin haben sich die Studierendenzahlen seit 2009, unabhängig von konjunkturellen Schwankungen, beinah verdoppelt (von 27.500 auf 35.800). Doch vor allem auch qualitativ habe die Umwandlung der Berufsakademien zur DHBW mit Hochschulstatus de jure eine neue Entwicklungsstufe erlebt. Zur ohnehin starken Akzeptanz in der Wirtschaft sei nun z.B. durch die kürzlich erfolgte Aufnahme in die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) die nationale und internationale Anerkennung und Akzeptanz enorm gestiegen. Die vormals staatliche Abschlussbezeichnung der Berufsakademie ist nun ein weltweit anerkannter Hochschul-, Bachelor- bzw. Masterabschluss, was die Attraktivität des Studienkonzeptes weiter unterstreiche. Die Kanzlerin der DHBW führte weitere Vorteile auf, die sich wiederum auf die Qualität der Lehre – und nun auch kooperativen Forschung – auswirken, wie W-Besoldung und Forschungsauftrag der Professoren, duale Partner (Praxispartner) als Hochschulmitglieder, Satzungshoheit usw. Frau Dr. Meister-Scheufelen zeichnete ein weiteres großes Wachstum für die DHBW ab und verwies schließlich auch auf die Verschiebung der Qualifikationsstruktur in Deutschland nach Prof. Landmesser (s. Abb. 1). Man müsse auf die veränderten Rahmenbedingungen reagieren. Wie in den vergangenen Gesprächen, bot auch die Kanzlerin im persönlichen Kontakt, die Unterstützung seitens der DHBW an, um – ähnlich wie vor 21 Jahren - in Sachsen ein baden-württembergisches Erfolgsmodell zu etablieren. Die Erhaltung der Differenzierung des Hochschulsystems in Sachsen unterstrich Herr Prof. Dr. Meyer, Staatsminister a. D. in seiner Stellungnahme besonders. Er betonte die Bedeutung der dualen Ausbildung auf tertiärem Niveau an der Berufsakademie, die im Vergleich zu dualen Studien an Hochschulen systematisch Praxis und Theorie verzahnen. Es müsse für junge Menschen und Unternehmen individuelle Auswahlmöglichkeiten innerhalb der Hochschulbildung geben, da eine Vielfalt an Bedarf bestehe, die nur ein differenziertes Angebot bedienen könne. Er machte deutlich, dass eine Vermischung der Studienformen nicht anzustreben sei, sondern die Berufsakademie – wie auch immer sie künftig genannt werde – als eigenständige Alternative mit unverkennbarem Profil und eigenen Merkmalen neben Fachhochschulen und Universitäten erhalten bleiben müsse. Zur Frage der Weiterentwicklung schloss Prof. Dr. Meyer mit den Worten: „Wer auf Erfolgskurs ist, solle nicht davon abgebracht werden“. Auch der nachfolgende Sachverständige, Herr Prof. Pfab, Vorstandsvorsitzender der Sachsen Bank, 5 Leitthema: Bildung, die aufgeht Praxispartner und Vorsitzender des Kollegiums der BA Sachsen, zeichnete zunächst die Alleinstellungsmerkmale der Berufsakademie als dritte Säule innerhalb des Hochschulbereiches. Diese lege im Gegensatz zur Universität mit ihrer grundlagenorientierten Forschung und Lehre sowie zur Fachhochschule mit ihrer anwendungsbezogenen Forschung und Lehre ihren Schwerpunkt auf ein duales, praxisintegrierendes Studium zur Ausbildung einsatzfähiger Fach- und Führungskräfte. Als wesentliche Eckpunkte nannte er neben den Erfolgsund Vermittlungsquoten, die Auswahl der Studenten durch die Unternehmen (Praxispartner), die ihrerseits seitens der Studienakademien geprüft werden sowie die verzahnte Praxis im Vergleich zu Praktika an (Fach) Hochschulen. Das BA-Studium werde durch Unternehmen im Vergleich zum klassischen Studium gemäß einer Studie des BIBB als besser (51%) bis deutlich besser (23%) eingeschätzt. Außerdem mache die benannte Betriebsumfrage deutlich, dass die Akzeptanz der DHBW auch bei den Unternehmen im Vergleich zu einer Berufsakademie deutlich angestiegen sei. Stellvertretend für die Wirtschaft stellte Herr Prof. Pfab heraus, dass in Sachsen die Voraussetzungen für die wachsende Nachfrage nach praxisintegrierten Studiengängen geschaffen werden müssten. Das Erfolgsmodell sei daher unbedingt weiterzuentwickeln, um die BA Sachsen für die Zukunft zu rüsten. Die Erfahrungen in BadenWürttemberg zeigten, dass die Weiterentwicklung zur Hochschule eine Verbesserung des Images und der öffentlichen Wahrnehmung, eine höhere Akzeptanz bei den nachfragenden Unternehmen, eine bessere Anerkennung der Abschlüsse im In- und Ausland, erhöhte Attraktivität für Studieninteressierte und Lehrende sowie die Möglichkeit zum Angebot von wissenschaftlicher Weiterbildung und angewandter Forschung sowie Teilnahme an bundesweiten Förderprogrammen erwarten ließen. Kurz: die Wettbewerbsfähigkeit der Berufsakademie Sachsen würde wiederhergestellt. Vor diesem Hintergrund empfahl Prof. Pfab die unverzügliche und 6 aktive Unterstützung der Weiterentwicklung der BA Sachsen zur Dualen Hochschule Sachsen. Auch Prof. Dr. Rieger, Rektor i. R. der Hochschule für Wissenschaft und Recht (HWR) Berlin ließ keinen Zweifel daran, dass die Berufsakademie als eine Einrichtung des tertiären Sektors angesichts der aktuellen Entwicklungen einer Neuaufstellung bedarf. Er schilderte in seinen Ausführungen die Eingliederung der Berufsakademie in Berlin als Fachbereich in die FHW Berlin als Lösung. Er betonte besonders, dass die Gründung einer Dualen Hochschule in Berlin gar nicht geprüft worden wäre und zunächst offensichtlich pekuniäre Gründe ausschlaggebend für diese Entscheidung waren, die v.a. in Zusammenhang mit der fehlenden rechtlichen Selbstständigkeit der Berufsakademie in Berlin standen. Selbstverständlich folgten unmittelbar auch Argumente, wie die der Verbesserung der Anerkennung der Abschlüsse sowie einer Verbesserung der Personalsituation (Verbeamtung der Lehrkräfte). Mit der Eingliederung der Berufsakademie Berlin in die Fachhochschule konnte zudem die vom Wissenschaftsrat empfohlene Mindestgröße von rund 5.000 Studierenden erreicht werden. Prof. Rieger verdeutlichte, dass das Interesse an einer Eingliederung der Berufsakademie seitens verschiedener Fachhochschulen sehr groß war. Das besondere Organisationsmodell der Studiengänge und die besondere (duale) Beteiligung der Unternehmen in der Berufsakademie Berlin sollte jedoch nicht gefährdet werden, weshalb die Erhaltung als eigenständiger Fachbereich „Duales Studium“ erkämpft wurde, zu der allein die FHW Berlin bereit war. Seit die Berufsakademie den Hochschulstatus durch die Eingliederung in die Fachhochschule erreicht habe, seien u.a. die Studentenzahl gestiegen, neue Vertiefungsrichtungen innerhalb bestehender Studiengänge eingerichtet, Berufungsverfahren erfolgreicher, die Internationalität des Studiums habe zugenommen und Forschungsaktivitäten wären deutlich besser. > 02/12 Treffpunkt BA Die anschließende Gesprächsrunde wurde von Fragen seitens der Abgeordneten zu administrativen Kosten und konzeptionellen Ausführungen zu Strukturvorstellungen dominiert. Die Sachverständigen der Berufsakademie Sachsen verwiesen hier auf die dem Sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst seit 2008 vorliegende Entwicklungskonzeption der Berufsakademie Sachsen. Seitens der Sachverständigen der Dualen Hochschule wurde klargestellt, dass die aktuellen Entwicklungen der DHBW nur durch die Umwandlung in eine Hochschule möglich waren. Deutlich wurde zudem auch nochmals von allen Sachverständigen betont, dass ein Vermischen der Strukturen in Sachsen nicht zu empfehlen ist – statt Unterschiede zu verwischen, müssten unter der Herstellung gleicher Rahmenbedingungen Brücken unter den Partnern gebaut werden. Autorin Franziska Wels, M. A. Referentin Staatliche Studienakademie Dresden Kontakt Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden Tel./Fax: 0351 44722-203/299 E-Mail: [email protected] P r e s s e m i t t e i l u n g - 04.10.2012 Leitungswechsel an der Berufsakademie in Dresden – Gründungsmitglied Prof. Dr.-Ing. Detlef Kröppelin geht in den Ruhestand, Prof. Dr.-Ing. habil. Andreas Hänsel übernimmt den Direktorposten Mitbegründer der Berufsakademie (BA) Sachsen, Prof. Dr.- Ing. Detlef Kröppelin zieht sich nach 21 Jahren von der Spitze der Berufsakademie in Dresden und nach dreizehn Jahren als Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Berufsakademie Sachsen, wie geplant in den wohlverdienten Ruhestand zurück. Bei einem Festkolloquium zum Thema „Bildung praxisnah“ wurde nach akademischem Brauch der bescheidene Laureat am 20.09.2012 von Kollegen und Wegbegleitern aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft würdig verabschiedet. Mit der feierlichen Exmatrikulation von mehr als 340 Absolventen der Matrikel 2009 führte Prof. Dr. Kröppelin nun seinen letzten Dienstakt als Direktor der Berufsakademie Sachsen – Staatliche Studienakademie Dresden aus und übergab den Posten an seinen Nachfolger, Prof. Dr.-Ing. habil. Andreas Hänsel. Prof. Dr. Kröppelin ist gebürtiger Rostocker, der allerdings nun mehr als zwei Drittel seines Lebens in Dresden verbracht hat. Er ist gelernter Möbeltischler, Diplom-Ingenieur, Fachschulpädagoge und promovierte 1983 an der Technischen Universität Dresden. Seit 1974 arbeitete er als Fachschullehrer, später als Leiter der Fachrichtung Rohholzbearbeitung und schließlich als Leiter der Fachrichtung Möbel- und Bauelemente an der Ingenieurschule für Holztechnik Dresden. Er war einer jener Akteure, die sich 1990 nach der politischen Wende im Zuge der Einordnung der Ingenieurschulen der DDR in die neue Bildungslandschaft, den Partnerschaftsvertrag dreier sächsischer Bezirke mit Baden-Württemberg und die daraus entstandenen Netzwerke und Kontakte zu Nutze machte, um das Modell „Berufsakademie“ auch nach Sachsen zu bringen. Nicht zuletzt ist es seinem Engagement als Koordinator der Kontakte und Zusammenarbeit mit den Berufsakademien Baden-Württembergs zu verdanken, dass bereits 1991 das Pilotprojekt Berufsakademie Dresden mit zwei weiteren Standorten in Bautzen und Meißen (später nach Riesa verlegt) in Sachsen gegründet wurde. Prof. Dr. Kröppelin wurde zum kommissarischen Leiter berufen und betreute zusätzlich bis zu deren Auflösung 1994 auch das Amt des Direktors der Ingenieurschule. Was damals mit 81 Studierenden als Modellversuch begann, wurde schließlich 1994 mit dem ersten Sächsischen Berufsakademiegesetz fest im Freistaat etabliert und ist inzwischen eine stabile dritte Säule im sächsischen Hochschulbereich mit sieben Standorten. Prof. Dr. Kröppelin wurde in seiner Position als Direktor in Dresden bestärkt und schließlich 1999 von seinen Kollegen in das Amt des Vorsitzenden der Direktorenkonferenz der Berufsakademie Sachsen Prof. Dr. Detlef Kröppelin (rechts im Bild) im Kreise der Kollegen Direktoren der Staatlichen Studienakademien (StA) der BA Sachsen beim Festkolloquium am 20.09.2012 anlässlich seiner Verabschiedung in den Ruhestand (v.l.n.r: Prof. Zieger (StA Riesa), Prof. Dr. Rafeld (StA Glauchau), Prof. Janig (StA Bautzen), Dr. Winterstein (StA Plauen), Prof. Dr. Hänsel (StA Dresden), Prof. Dr. Schlittmaier (StA Breitenbrunn) und Frau Prof. Dr. Gröckel (StA Leipzig) gewählt. Mit Kompetenz, Beständigkeit und Loyalität hatte er dieses Amt bis zu seinem Ruhestand inne. Er war bei allen wesentlichen Entwicklungen der Berufsakademie Sachsen federführend beteiligt – es seien hier nur Schlaglichter genannt: Evaluation durch den Wissenschaftsrat im Jahre 1997, Entwicklungskonzeption der Berufsakademie Sachsen aus dem Jahr 2008, Bibliothekskonzeption, IT-Rahmenkonzeption, Einführung der zentralgesteuerten Verwaltungssoftware der BA Sachsen, „Campus Dual“, Konzeption von alternativen Zugangswegen zum Studium (Flex – studieren ohne Abitur) und nicht zuletzt die Umsetzung des Bologna-Prozesses und die Akkreditierungen der Bachelorabschlüsse an der Berufsakademie Sachsen. Auch über die Grenzen der Berufsakademie und des Freistaates hinaus hat Prof. Kröppelin sich fortwährend außergewöhnlich engagiert. So ist er beispielsweise stellvertretendes Mitglied im Kuratorium des ihd – Institut für Holztechnologie in Dresden. Zu nennen ist zudem u.a. seine Mitarbeit im Gründungsausschuss der Berufsakademien in Thüringen und auch über seinen Ruhestand hinaus hat er sich verpflichtet, beim Aufbau einer Dualen Hochschule in Tschechien mitzuwirken. Auf sein Know-how, seinen Rat und die langjährigen Erfahrungen, möchten seine Kollegen auch künftig nicht verzichten, wenngleich auf den zahlreichen Abschiedsfeiern der letzten Tage neben den Danksagungen vor allem auch die besten Wünsche für einen erholsamen Ruhestand zum Ausdruck gebracht wurden. Das Amt des Direktors der Staatlichen Studienakademie Dresden hat Prof. Dr. Kröppelin nun an seinen > 02/12 Treffpunkt BA Nachfolger übergeben. Prof. Dr.-Ing. habil. Andreas Hänsel überzeugt nicht nur durch seinen Werdegang in der Wissenschaft und mehrjährigen Erfahrungen als Hochschuldozent – er bringt gleichzeitig langjährige Erfahrungen als Geschäftsführer erfolgreicher Unternehmen mit. Praxis und Theorie – wie dem dualen BA-Studium eigen, vereinen sich somit auch in seiner Person. Der bisherige Studiengangleiter Holz- und Holzwerkstofftechnik wurde vom Sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst zum 01. Oktober 2012 als Direktor berufen. Prof. Kröppelin und Prof. Hänsel verbindet nicht nur die fachliche Leidenschaft für den lebendigen Werkstoff Holz, sondern vor allem die Überzeugung, dass das Konzept des praxisintegrierten Studiums wegweisend für die Zukunft ist. Sie verbindet eine klare Vision für die Weiterentwicklung der Berufsakademie in Sachsen. Kontakt zur Pressemitteilung Franziska Wels, M. A. Referentin Staatliche Studienakademie Dresden Kontakt Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden Tel./Fax: 0351 44722-203/299 E-Mail: [email protected] 7 FESTKOLLOQUIUM anlässlich der Verabschiedung des Direktors der Staatlichen Studienakademie Dresden und Vorsitzenden der Direktorenkonferenz der Berufsakademie Sachsen, - HERRN PROFESSOR DR.-ING. DETLEF KRÖPPELIN am 20. September 2012 im „Fischhaus Dresden“ Unter dem Motto „Bildung – praxisnah“ kamen am 20. September 2012 zum feierlichen FESTKOLLOQUIUM anlässlich der Verabschiedung von Prof. Dr.-Ing. Detlef Kröppelin, ausgewählte Gäste ins älteste Gasthaus Dresden „Fischhaus Dresden“ am Rande der Dresdner Heide zusammen. Von nah und fern waren Wegbegleiter, Kollegen und Freunde aus Wissenschaft und Politik angereist, um dem Mitbegründer, Vorsitzenden der Direktorenkonferenz und Direktor der Berufsakademie Sachsen – Staatliche Studienakademie Dresden, umrahmt von fachwissenschaftlichen Vorträgen Dankesworte, aber auch beste Wünsche persönlich zu überbringen. Der Prorektor der Technischen Universität Dresden, Prof. Dr. Lenz gab den Auftakt zum Kolloquium mit einem Beitrag zur Entwicklung des Studienverhaltens unter der Berücksichtigung des demografischen Wandels. Vor seinen Ausführungen drückte Prof. Lenz jedoch in seiner Funktion als Prorektor der TU Dresden dem Alumnus, Prof. Dr. Kröppelin seine Anerkennung für dessen Leistungen und seinen Dank für die konstruktive Zusammenarbeit aus und stellte die weitere Zusammenarbeit der TU Dresden mit der Berufsakademie Sachsen in Aussicht. Prof. Lenz erläuterte im Folgenden bildungspolitische Fragestellungen im Zusammenhang mit dem vieldiskutierten demografischen Wandel im tertiären Bildungsbereich und betonte, die veränderten Rahmenbedingungen in der Hochschullandschaft, die eine Vermischung der bisher vorgegebenen Differenzierung mit sich bringen und die Hochschularten – Uni, FH und Berufsakademie in einen Wettbewerb stellen. Darüber hinaus stellte Prof. Lenz heraus, dass bei allen Studien, die Abwanderung und Geburtenrate (demografische Komponenten) heranziehen, u.a. die Studierneigung (soziale Komponenten) als Faktor nicht unberücksichtigt bleiben darf, die bei abnehmenden Abiturientenzahlen in den vergangenen 15 Jahren gestiegen ist. In Sachsen würden die Studierendenzahlen langfristig sogar über der prognostizierten Maximalvariante bleiben. Auch für die Berufsakademie Sachsen wurde im Jahr 2006 ein Prognosemodell erstellt, das in den tatsächlichen Zahlen nunmehr die Maximalvariante übersteige, wenngleich Prof. Lenz anmerkte, dass an der Berufsakademie Sachsen die beschränkten Kapazitätsvorgaben über das Maximum entscheiden. Er sehe großes Potential für die Berufsakademie Sachsen als Regionalhochschule und führte Gründe an, die für ein weiteres Wachstum der Berufsakademie Sachsen als abgegrenzte akademische Institution neben Fachhochschulen und Universitäten sprächen. Das Studium an der Berufsakademie sei attraktiv, sodass auch Zuwanderungen aus anderen Bundesländern zu erwarten sein könnten. Die Berufsakademie Sachsen sei vor allem aber auch eine attraktive Rekrutierungsstrategie für Unternehmen – sie sei Impulsgeber für die Region. Abschließend plädierte Prof. Lenz an die Politik, die gymnasiale Bildungsbeteiligung entsprechend der hohen Studierbereitschaft zu steigern und gleichzeitig Nicht-Abiturienten Bildungswege offen zu halten – dies sei eine gesellschaftspolitische Aufgabe. Der Fakt, dass in Sachsen zu wenige Studienplätze vorhanden sind, führe dazu, dass dem Freistaat junge Menschen in andere Bundesländer verloren gingen. Investition in Bildung sei eine entscheidende Gegenstrategie. Man solle das Potential der Berufsakademie in Sachsen stärken und gleichzeitig Profilierung der Fachhochschulen fördern. Eine Profilnivellierung der Hochschularten sei zu vermeiden. Profilierungselemente und Wettbewerb sollten zugelassen werden. Einzugsbereiche der Berufsakademie Sachsen sollten erweitert und die Attraktivität des praxisintegrierten Studiums für Frauen gesteigert werden. Den Veränderungen der Qualifikationsstruktur entsprechend, müsse das Studium an der Berufsakademie gegenüber der dualen Berufsausbildung als attraktive Alternative gestärkt werden. Sie müsse dem wachsenden nationalen und internationalen Konkurrenzdruck standhalten können und als regionale akademische Ausbildung erhalten und gefördert werden. Im Anschluss richtete Herr Mackenroth, Mitglied des Sächsischen Landtages zunächst ein persönliches Wort des Dankes an Prof. Kröppelin. Der Sächsische Landtag habe ihn als kompetenten Ansprechpartner erlebt und betonte, dass Prof. Kröppelins Rat auch weiter gebraucht werde. In seinem Festvortrag zu den Möglichkeiten zukünftiger Hochschulfinanzierung im Freistaat Sachsen stellte Herr Mackenroth einleitend zur Frage, ob und wie das Hochschulfreiheitsgesetz Sachsen, das dem Landtag zu diesem Zeitpunkt zum Beschluss vorlag, auch für die Berufsakademie Sachsen umgesetzt werden könne. Das Gesetz gebe den Hochschulen eine größere Autonomie, unter der Wahrung eines gewissen Maßes staatlicher Kontrolle. Man werde das Thema „Duale Hochschule“ in Sachsen in der nächsten Legislaturperiode diskutieren und die Staatsregierung prüfe gerade, wie dies in Sachsen umsetzbar sein könnte. Herr Mackenroth fügte ein, dass rückläufige finanzielle Mittel im Lande zu erwarten seien, sodass auch die Finanzierung der Hochschulen nach Studentenzahlen zu überdenken sei. Eine Differenzierung und Finanzierung nach Qualität der Hochschulen sei international gebräuchlich und auch in Sachsen zu erwägen. Er fügte hinzu, dass eine Beteiligung der Wirtschaft an der Finanzierung der akademischen Ausbildungen notwendig wäre – hier habe die Berufsakademie bereits einen wesentlichen Vorteil. Herr Mackenroth fügte hinzu, dass Finanzierungsquellen wie Studiengebühren oder Fundraising über Alumni ebenso nicht ausgeschlossen werden könnten. Mit Verweis auf das Hochschulfreiheitsgesetz Sachsen schloss Herr Mackenroth, dass für die Berufsakademie Sachsen die Einnahmebasis verbessert und ein gleichberechtigter Zugang zu Hochschul-Finanzierungsprogrammen und Technologietransferprogrammen ermöglicht werden solle. Bevor Prof. Dr. Hortsch mit seinen Ausführungen zu modernen Lehr- und Lernmethoden als Chance zur Qualitätssicherung in der Hochschulbildung die Fachvorträge abrundete, nutzte auch er die Gelegenheit, Herrn Prof. Kröppelin für die langjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Institut für Berufspädagogik der Technischen Universität zu danken. Auf zahlreiche fruchtbare gemeinsame Projekte kann man nun zurückschauen – sei es die Studie zur Durchlässigkeit von Berufsakademie zu universitären Masterstudiengängen, kurz „InDuS“ oder das in der aktuellen Förderperiode installierte ESF-Projekt „FLEX“ zur Flexibilisierung des Zugangs zum Studium ohne klassische Zugangsberechtigung (Abitur). Auch künftig wird es gemeinsame Projektvorhaben und Studien geben, wie der Inhaber der Professur für Didaktik des beruflichen Lernens bestätigte – einige gemeinsame Vorhaben liegen bereits als Konzepte vor. Nachfolgend auf die Festvorträge erwies Herr Prof. Dr. Zeller, Ehrenmitglied des Kollegiums und Gründungsbegleiter der Berufsakademie Sachsen den Gästen die Ehre und überbrachte dem bescheidenen Laureaten als Auftakt zu den anschließenden Grußworten Würdigung, Lob und Dank (siehe S. 14 f. und 18 f.). Herr Dr. Werner, Abteilungsleiter Hochschulen und Herr Jäkel, Referatsleiter Fachhochschulen und Berufsakademie als Vertreter des Sächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst drückten nachfolgend ihre Anerkennung und ihren Dank aus. Ein weit angereister Freund und Wegbegleiter der Gründungsjahre, Prof. Geilsdörfer, Präsident der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) richtete alsdann persönliche Dankesworte an den Laureaten und erinnerte an die ersten Gespräche und Aktivitäten nach der politischen Wende in Deutschland und an die gute Zusammenarbeit der letzten Jahrzehnte. Auch er betonte, dass diese Zusammenarbeit mit der DHBW auch künftig fortbestehen solle. Seit der Umwandlung der Berufsakademie in Baden-Württemberg (B-W) in eine duale Hochschule hätten sich enorme Verbesserungen eingestellt. Sie sei nun nicht nur die größte Hochschule im Lande B-W, sondern aktuelle Befragungen zeigten, dass diese auch im Wettbewerb um die besten Köpfe vorn anstehe. Angesichts der anwesenden politischen Vertreter der Legislative und Exekutive, führte Prof. Geilsdörfer aus, dass die enorme Entwicklung – quantitativ und qualitativ – der Dualen Hochschule Baden-Württemberg ohne deren Umwandlung nicht möglich gewesen wäre. Er ergänzte, dass Sachsen diese einmalige Chance nicht verstreichen lassen und diese einzigartige, zukunftsfähige Studienform stärken solle. Die Unterstützung seitens der DHBW sicherte er nochmals nachdrücklich zu. Nachdem nun viel über den dienstlichen und persönlichen Werdegang Prof. Kröppelins gesprochen worden war, rundete das Grußwort Prof. Dr. Wagenführs, Inhaber der Professur für Holz- und Faserwerkstofftechnik und Direktor des Instituts für Holz- und Papiertechnik das Programm mit einigen fachlichen Ausführungen zum Laureaten ab. Als Prof. Kröppelin für die Beiträge dankte, die ihn über die ein oder andere Bemerkung auch zum Nachdenken angeregt hätten, bildete das lobende und anerkennende Schlusswort von Prof. Dr. Hänsel, der das Amt des Direktors der Staatlichen Studienakademie Dresden von Prof. Dr. Kröppelin übernimmt, den Abschluss des Kolloquiums, bevor die Gäste beim anschließenden Empfang die Veranstaltung in feierlicher Runde ausklingen ließen. In Ergänzung zu den gesprochenen Worten und vorliegenden schriftlichen Ausführungen, ist es uns eine Freude, zwei weitere Grußworte veröffentlichen zu dürfen, die uns auf schriftlichem Wege zugegangen sind. Autorin Franziska Wels, M. A. Referentin Staatliche Studienakademie Dresden Kontakt Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden Tel./Fax: 0351 44722-203/299 E-Mail: [email protected] Leitthema: Bildung, die aufgeht Laudatio von Professor Dr. Wolfgang Zeller Sehr geehrte Festgäste aus nah und fern, sehr geehrte Damen und Herren Direktoren der Staatlichen Studienakademien, sehr geehrter, lieber Herr Professor Kröppelin, es ist ein guter akademischer Brauch, ein herausragendes Ereignis mit einem Festkolloquium zu würdigen. Diese Ehrenbezeugung hebt aber nicht nur die großen Leistungen unseres Laureaten hervor, sondern ist auch ein Zeichen für das in über zwei Jahrzehnten gestärkte Selbstbewusstsein der Sächsischen Berufsakademie. Wir verbergen unseren Stolz nicht mehr vor den anderen Bildungseinrichtungen des tertiären Bereichs. Vielmehr verstehen wir uns als eine der tragenden drei Säulen der akademischen Bildung in Sachsen. Und dass dies sich entwickelt hat, verdanken wir Ihnen, lieber Herr Kröppelin, in ganz besonderer Weise. Doch schon vor dem BA-Zeitalter konnten Sie für die Qualität der Bildung deutliche Akzente setzen und diese Erfahrung auf die Staatliche Studienakademie Dresden und unser gesamtes duales System übertragen. Sie gehören zu den bewährten Fuhrleuten der BA, die das Wegenetz und alle Gefahrstellen bestens kennen und unsere wertvolle Fracht, die studentischen Jahrgänge, sicher ans Ziel führen. Sie geben jetzt die Zügel aus der Hand: Aber auch für andere bewährte Weggefährten der BA wird leider schon der Ruhestand in den nächsten Jahren sichtbar. Um aber beim Bild der Fuhrleute zu bleiben: Sie alle hinterlassen uns eine ausgetüftelte Straßenkarte, neudeutsch: Roadmap, die der neuen Führungsgeneration eine Wegweisung gibt. 10 Ein wichtiger Bestandteil einer Laudatio ist, dass der Geehrte Informationen über seinen Lebenslauf erhält. Nun mögen Sie zu Recht einwenden, ein Dritter sei dazu nur bedingt in der Lage und könne möglicherweise auch nicht die richtigen Akzente setzen. Aber bedenken Sie, dass es die Konvention verbietet, dass man sich selber lobt, und Sie wirklich nicht zu dem Typus nach dem Motto gehören, „alle mal herhören“. Ich will also nun vor allem dem geschätzten Auditorium mitteilen, was die wesentlichen Stationen Ihres Wirkens waren. Ihr Geburtstag ist der 6. März 1947, woraus sich ein Lebensalter von gut 65 Jahren errechnen lässt. Sie hatten uns die Freude gemacht, dass Sie nicht genau mit der Zäsur 65 gegangen sind, sondern freiwillig noch die Nachwirkungen des Umzuges der BA Dresden in die Hans-Grundig-Straße ausgekostet haben. Detlef Kröppelin ist gebürtiger Rostocker, kommt also aus einer Stadt, die sich nach der Wende mit HRO wieder an ihre Hansetradition erinnert hat. Somit haben wir einen Hanseaten unter uns, der allerdings schon über 2/3 seines Lebens in Dresden verbracht hat und damit eher Elbflorentiner und durch seine Frau auch ein Erzgebirgler geworden ist. Doch ein gutes Stück Rostocker ist er geblieben. Seine Vorliebe für die skandinavischen Länder und die entsprechende Lebensart mit Saunen und Bädern ist trotz seiner gewohnten Zurückhaltung herauszuhören. Im Selbstverständnis der Rostocker ist alles Skandinavien, was nördlich von Rostock liegt. Daher umfasst seine Vorliebe die ganze Strecke von Finnland über Island bis Grönland. Wenn man Viten des Jahrgangs 1947 im Westen betrachtet, so war die Schulzeit in der Regel nach > 02/12 Treffpunkt BA dem Muster aufgebaut: 4 Jahre Volksschule, neun und gelegentlich mehr Jahre Gymnasium und dann Bundeswehr oder gleich Studium. Ganz anders im Osten, wie sich bei Detlef Kröppelin widerspiegelt: 1953 bis 1961 Grundschule, dann 2 Jahre Polytechnische Oberschule, anschließend 2 Jahre Berufsausbildung als Bau- und Möbeltischler und von 1965 bis 1967 Facharbeiter in einem mittelständischen Betrieb. Zeitlich parallel dazu Volkshochschule mit anderem Charakter als im Westen, nämlich als „Abendoberschule für Werktätige“, die zum Abitur führte. Von 1967 bis 1971 schloss sich das Studium in Dresden an und ab da wurde er zum Sachsen. Wenn ich daran denke, wie viele Tassen Kaffee wir zusammen getrunken haben, wenn wir immer wieder versucht haben, die Welt zu ordnen, so sehen wir, dass wir beide zumindest diese ursächsiche Leidenschaft übernommen haben. Bei den Abschlüssen muss natürlich der Diplom-Ingenieur erwähnt werden, dem dann 1975 der Doktor-Ingenieur und 1983 als weiteres Prädikat die Fachschulpädagogik folgte. Mit dem Ingenieur war er eine Persönlichkeit mit Distinktion. Ich habe es nach der Wende in Ostdeutschland in ganz Osteuropa immer wieder erlebt, dass Personen mit einem derartigen Abschluss häufig und respektvoll mit Herr Ingenieur angeredet wurden, während ich niemals mit Herr Jurist tituliert wurde. Lassen sie mich kurz tabellarisch über seine Berufstätigkeit berichten, damit wir uns dann dem uns alle verbindenden Thema Berufsakademie zuwenden können: 1971 bis 1974 Forschungsstudium an der TU Dresden, davon zunächst beim VEB Rationalisierung der Möbelindustrie Jonsdorf und dann beim WissenschaftlichTechnischen Zentrum der holzbe- und verarbeitenden Industrie Dresden. Ab 1974 Fachschullehrer an der Ingenieurschule für Holztechnik Dresden, wo er zum Leiter der Fachrichtung Rohholzbearbeitung und ab 1985 zum Leiter der Fachrichtung Möbel- und Bauelemente mit Direkt- und Fernstudium avancierte. Bei dieser breiten fachlichen Kompetenz ist nicht verwunderlich, dass der Name Kröppelin im Zusammenhang mit dem Schiffsbau, dem Waggonbau und dem noblen Namen Möbelkombinat Dresden-Hellerau auftaucht. Und nun sind wir bei der Wende, die bei unserem Laureaten eine aktive Sympathie und Unterstützung fand. Schon bald wurde 1990 klar, dass die Ingenieurschulen à la DDR im wiedervereinigten Deutschland, wie oft salopp formuliert wird, nicht mehr in die Landschaft passen. Im Westen waren sie schon Anfang der 70er Jahre zugunsten der Fachhochschulen abgeschafft worden. Gleich anfangs 1990 war ein Partnerschaftsvertrag mit den drei sächsischen Bezirken und BadenWürttemberg geschlossen worden. Einige Direktoren der Ingenieurschulen machten sich die sich daraus schnell ausbreitenden Kontakte zunutze und fühlten in Richtung Berufsakademie vor. Gerade Detlef Kröppelin verfügte bald über ein Netzwerk und führte zahlreiche offizielle und inoffizielle Gespräche mit Besuchen in Baden-Württemberg. 1992 wurde er offiziell zum Koordinator mit den Berufsakademien Baden-Württemberg bestimmt, was er inoffiziell schon längst war. Ein herzliches Verhältnis entwickelte sich zur damaligen BA Mosbach. Kurzum: Im Oktober 1991 wurden die ersten Versuche eines dualen Studiums ganz vorsichtig „Pilotprojekt Berufsakademie Dresden“ benannt, und zwar an den Standorten Bautzen, Dresden und Meißen. Meißen wurde später nach Riesa verlegt. Es ist nicht schwer zu erraten, dass unser Laureat schon 1991 zum kommissarischen Leiter der Staatlichen Studienakademie berufen wurde. Ich war kurz danach zum Vorsitzenden des Kuratoriums gekürt worden, das dann später Kollegium hieß. Vielleicht wird dieses Gremium eines Tages Aufsichtsrat heißen. Es war eine Freude, zusammen mit Kröppelin die BA bei ursprünglich 81 Studierenden wachsen zu sehen und die Strategie umzusetzen, aus dem Pilotprojekt einen Modellversuch zu machen, bis dieser dann im April 1994 durch das erste BA-Gesetz die parlamentarische Weihe erhielt. Und wie der Direktor der nun gefestigten Berufsakademie Dresden hieß, können wir uns denken. Ich sage es an dieser Stelle klar und deutlich, ohne die Verdienste der Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu schmälern: Ohne die Initiativen und die Wegweisungen Kröppelins hätten wir im vergangenen Jahr keine 20-Jahrfeier der BA Sachsen zu feiern gehabt. Doch lassen Sie mich kurz zurückblenden: Noch war 1991 die Ingenieurschule für Holztechnik existent, deren 1. stellvertretender Direktor inzwischen Kröppelin hieß. Die jungen Ingenieurschüler, die man ja nicht heimschicken konnte und wollte, waren schließlich auf dem Weg zu ihrer Graduierung. Also hatte nun Kröppelin bis zur endgültigen Auflösung zusätzlich von 1992 bis 1994 auch das Amt des Direktors dieser Ingenieurschule inne. Es hieß immer wieder, Kröppelin habe den Übergang in das neue System sorgfältig und korrekt gestaltet. Ich mache jetzt einen Sprung ins Jahr 1999. Mit der damaligen BA-Reform wurde das zentralistische Prinzip mit der Steuerung von Breitenbrunn aus aufgegeben. Eine Neuerung war die Stärkung der Direktorenkonferenz, wobei zum Vorsitzenden unser Laureat gewählt wurde, ein Amt das er bis dato 13 Jahre innehatte. Seine Amtsführung wird von den Kolleginnen und Kollegen als kompetent, beharrlich und fair eingestuft. Sicher ist es nicht einfach, die Interessen von 7 Standorten unter einen Hut zu bringen, zumal die einzelnen Studienakademien ja nicht selten in Konkurrenz zueinander standen und stehen. Dazu kommt, dass die Fachhochschulen das Gedeihen der Berufsakademien mit einem gewissen Argwohn betrachten, dass Status- und Vergütungsfragen zu einigem Ärger führen oder dass die neuen DH-Strukturen in Baden-Württemberg eine derzeit sehr virulente Diskussion über das Selbstverständnis der Sächsischen BA induziert haben. Neben diesen Hauptaufgaben hat sich Kröppelin eine ganze Menge sonstiger Aktivitäten aufgeladen. So ist er als stellvertretendes Beispiel Mitglied im Kuratorium des ihd – Institut für Holztechnologie in Dresden. Aber es ging auch über Sachsen und Baden-Württemberg hinaus. Mir liegt ein Schreiben der Amtschefin aus dem Thüringischen Wissenschaftsministerium (Martina Heppt) vom September 1999 vor, in dem es heißt: „Es freut mich Ihnen mitteilen zu können, dass sich am 2. September dieses Jahres in Gera das Kollegium der Berufsakademie Thüringen konstituiert hat…Lassen Sie mich Ihnen… für Ihr außergewöhnliches Engagement bei der Mitarbeit im Gründungsausschuss der BA Thüringen sehr herzlich danken. Ihrem hohen persönlichen Einsatz bei der fachlichen und verwaltungsmäßigen Vorbereitung der Berufsakademie Thüringen und Ihren langjährigen Erfahrungen aus Ihrer Tätigkeit an der Berufsakademie Sachsen sowie der dem Gründungsbeauftragten (Prof. Tesmer) gewährten Unterstützung bei der Bewältigung der Aufgaben ist es mit zu verdanken, dass bereits drei Monate nach Verabschiedung des Thüringer Berufsakademiegesetzes der Studienbetrieb aufgenommen werde konnte und dass sich die Berufsakademie schon heute einen guten Namen in der Thüringer Wirtschaft erworben hat“. Das ist ein Wort! Aber es ging auch über > 02/12 Treffpunkt BA die Bundesgrenze hinaus, wenn ich an sein Engagement für das duale System im tschechischen Aussig/Ùsti nad Labem denke. Wie sieht nun seine res gestae für die sächsische BA aus? Bei welchen wesentlichen Entwicklungen der BA Sachsen war er mit Rat und Tat beteiligt? Dazu eine einfache Antwort: bei allen! Ein kurzes Stichwortfeuerwerk mag dies erhellen: Evaluation und Sabisch-Bericht, Entwicklungskonzeption, Bibliothekskonzeption, ITRahmenkonzeption, Einführung einer zentralgesteuerten Software „Campus Dual“, Konzeption Flex und dazu noch wesentliche Mitwirkung bei der Umstellung auf die Bachelorabschlüsse und der Dinge mehr. Allein bei der Entwicklungskonzeption hat er ein Werk von bald 500 Seiten abgeliefert und damit auch das Kollegium reichlich beschäftigt. Mit Details aller seiner Taten ließe sich ein eigenes Symposium bestreiten. Regen Kontakt gab es auch zum SMWK, vor allem bei den Gesetzesreformen, Verordnungen und Erlassen. Insider wissen, dass vor allem bei der DAVOSS der sonst ruhige Laureat leichte Emotionen zeigte. Falls Sie nicht wissen, was DAVOSS heißt – es ist die „Dienstaufgabenverordnung der Staatlichen Studienakademien der Berufsakademie Sachsen“, das beliebteste interne Aufregerthema der BA. Die Verlegung der BA Dresden vom anheimelnden Barackencampus mit Herrenhaus in der Heidepark- und Weinbergstraße in die von Sachlichkeit und Funktionalität geprägten Gebäude an der Hans-Grundig-Straße war mit manchem Stress verbunden. Und noch ein Stichwort: Kröppelin war von Anfang an Mitglied des Kollegiums, wo er regelmäßig über die aktuellen Fragen der BA berichten konnte und mit seinem enormen Wissen über alles Auskunft geben konnte. Wir haben jetzt viel über seine Taten gehört. Aber wie sieht die Privatperson Kröppelin aus? Was tut er außerhalb der beruflichen Pflichten? Dies kann jetzt nur eine Annäherung sein, da er Dienstliches und Privates streng trennt. Von seiner Vorliebe für Skandinavien habe ich schon gesprochen. Wir wissen ferner der Spur nach, dass er seine Frau beim Dresdner Studium kennen lernte und Vater zweier Töchter ist, von denen eine an der BA in Breitenbrunn studiert hat. Auch das Thema Enkel schimmert manchmal durch. Der „Sammelort“ für die Familie ist ein Haus im Erzgebirge in der Nähe von Seiffen. Der Datenschutz verbietet mir nähere Angaben. Nie stellt er seine Person in den Vordergrund. Doch täuschen wir uns nicht. Er ist vom olympischen Gedanken - immer höher, immer weiter - beseelt. Schon in der Jugend hat ihn dies als Leistungssportler im Turnen geprägt. Leider zwang ihn eine Verletzung zur Aufgabe. Seine handwerkliche Kompetenz kommt in der Beschäftigung mit feinen Intarsienschneidereien und diversen Drechslerarbeiten zum Ausdruck. Und es ist nicht nur der Nähe zur Heideparkstraße geschuldet, 11 Leitthema: Bildung, die aufgeht dass wir uns heute im ältesten Gasthaus von Dresden getroffen haben. Gerade die Zeit der Renaissance, des Humanismus und des Übergangs in die Neuzeit beschäftigt unseren Laureaten. Mit dem Schankrecht von 1573 in diesem Gasthaus liegen wir zwar schon im ausgehenden 16. Jahrhundert. Ich kann mir jedoch nicht die Bemerkung verkneifen, dass gerade in dieser Zeit die damals wohl fortschrittlichste deutsche Universität, nämlich die Universität Wittenberg, den Baccalaureus, sprich Bachelor, abgeschafft hat, was zur Kontroverse mit dem sächsischen Kurfürsten führte. Die Lösung bestand nach einigem hin und her darin, dass man für einige Zeit den Baccalaureus und den Magister „mit einem Sprung“, also gleichzeitig vergab. Vielleicht ist dies die Lösung beim Bachelor-Master-Streit. Doch zurück zur frühen Neuzeit. Ihn beschäftigen die großen Künstler dieser Wendezeit. Ich nenne Albrecht Dürer, Lucas Cranach, Hans Baldung, Matthias Grünewald, Hans Holbein und die Brüder Altdorfer. Dass der jetzige Standort der BA in Dresden im Campus Johannstadt von der Dürer- und Holbeinstraße eingerahmt ist, hat ihm sicherlich den Umzug erleichtert. Vermutlich begeistern ihn auch die Holzschnitte und Kupferstiche vieler dieser Künstler. Da gibt es unendlich viel zu erforschen und zu betrachten. Allein von Lucas Cranach (dem Älteren) sollen 5000 Gemälde stammen. Es tun sich also schon Möglichkeiten für den Ruhestand auf. Doch langsam! Wer eine so starke Affinität zur Geschichte hat, muss in die Pflicht genommen werden. Ich weiß, dass Sie, lieber Herr Kröppelin, nicht nur über ein detailliertes persönliches BA-Archiv verfügen, sondern auch in Ihrem Gedächtnis einen Wissensschatz bewahren, auf den wir eifersüchtig blicken. Ich möchte daher den Dank in dieser Laudatio für Ihre außergewöhnlichen Leistungen zugunsten der BA mit der herzlichen und dringenden Bitte verbinden, dass Sie alsbald die Geschichte der BA Sachsen verfassen. Es ginge einfach zu viel verloren, wenn Sie uns nicht an ihrer Erfahrung teilhaben ließen. Seit 2007 geben Sie bereits die Zeitschrift „Treffpunkt BA“ heraus. Damit haben Sie auch ihre publizistischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt, sodass Sie es nun schwer haben werden, Gegenargumente zu meiner Bitte zu finden. Jetzt, da ich Sie sozusagen mit der moralischen Keule in die Pflicht genommen habe, kann ich zum Schluss kommen. Lieber Herr Kröppelin. Wir haben gehört, dass Sie Ihr Refugium im Erzgebirge gerne aufsuchen. Somit steht Ihnen, verbunden mit unseren besten Wünschen für einen gesunden und aktiven Ruhestand, auch das erzgebirgische Wort der Verbundenheit zu. Vortrag - MdL G. W. Mackenroth Die Finanzierung des tertiären Bildungssektors in Sachsen Sehr geehrter Herr Prof. Kröppelin, sehr geehrte Vertreter der Politik, geehrte Damen und Herren Professoren, sehr geehrte Damen und Herren, vielen Dank für Ihre Einladung zu diesem feierlichen Anlass. Bevor ich mit dem mir auferlegten Vortrag beginne, ist es mir ein besonderes Anliegen, Ihnen, Herr Prof. Kröppelin meinen Dank aussprechen, für Ihren steten und unermüdlichen Einsatz für die Erfolgsgeschichte der Berufsakademie in Sachsen. Ihr Wirken ist seit 21 Jahren eng mit der staatlichen Studienakademie in Dresden verbunden, der Sie seit 1991 als leitender Direktor angehörten. In diesen 21 Jahren haben Sie nicht nur die Attraktivität des BA-Studiums für junge Menschen in Ihrer eigenen Einrichtung erhöhen können, wie die stetig steigenden Studierendenzahlen eindrucksvoll zeigen. Sie haben sich auch als Vorsitzender der Direktorenkonferenz der BA Sachsen dafür eingesetzt, dass sich die BA Sachsen zu einer Bildungsinstitution entwickeln konnte, um die wir nicht zu unrecht von vielen beneidet werden. Hierfür möchte ich Ihnen, auch im Namen meiner Fraktionskollegen, meinen herzlichen Dank aussprechen. Natürlich werden Sie der Institution BA Sachsen auch zukünftig verbunden bleiben und deren Fortentwicklung unterstützend begleiten. Sehr geehrte Damen und Herren, die zukünftige Finanzierung unseres tertiären Bildungssektors in Sachsen ist mein Thema. Das Thema der soliden Finanzierung unserer Hochschul- und BA-Landschaft in Sachsen ist und bleibt eine Aufgabe, die uns nicht nur aktuell, in der Diskussion um den Ich rufe Ihnen daher zu: Glückauf – ad multos annos – Glückauf! 12 > 02/12 Treffpunkt BA Doppelhaushalt 2013/14, sondern auch in den nächsten Jahren beschäftigen wird. Mit dem Hochschulfreiheitsgesetz schaffen wir die Grundlagen für eine größere finanzielle Autonomie der Hochschulen. Zukünftig können die Hochschulen eigenständig entscheiden, wie sie die staatlichen Mittel und zu welchem Zweck sie diese einsetzen möchten. Dass dies nicht ohne ein gewisses Maß an Kontrolle seitens der Staatsregierung vonstattengehen kann, versteht sich in diesem Zusammenhang von selbst. Die von den Hochschulen mit dem SMWK geschlossenen Zielvereinbarungen sind hierfür ein probates Mittel. Der Zug fährt jedenfalls unaufhaltsam in Richtung „Freiheit in Verantwortung!“ Und natürlich kann mit Verantwortung nicht nur die Politik gemeint sein. Wir – d.h. Politik, Wirtschaft und Wissenschaft – haben die Aufgabe, gemeinsam mit Ihnen, unsere Hochschul- und BA-Landschaft in Sachsen zukunftsfähig zu gestalten. Doch was bedeutet das, insbesondere mit Blick auf die Finanzierung dieses Systems? Wie wird sich und wie können wir Sachsen als Wissenschaftsstandort weiterentwickeln? Sie wissen ja: „Prognosen sind schwierig, speziell wenn Sie in die Zukunft gerichtet sind“. Dennoch gibt es einige Eckpfeiler anhand derer wir ein Bild unserer zukünftigen Hochschul- und BA-Landschaft in Sachsen entwickeln können. Vier Punkte: Namentlich demografisch bedingt sinkenden Steuereinnahmen, die auslaufenden Solidarpaktmittel bis 2020, die geringer werdenden EU-Fördermittel ab 2013, sowie die Unwägbarkeiten der wirtschaftlichen Entwicklung im Euroraum führen zu deutlich sinkenden Steuereinnahmen. Dies hat Auswirkungen auch auf die sächsische Hochschulpolitik: Der Kuchen wird insgesamt kleiner! Wir müssen Mittel und Wege finden, wie diese rückläufigen Finanzmittel auch zukünftig vernünftig verteilt werden können. Eine Konzentration der vorhandenen Mittel auf die für Sachsen wesentlichen Schwerpunkte in der Hochschulpolitik ist somit unumgänglich, gerade weil sich die sächsischen Hochschulen – national wie international – einem wachsenden Konkurrenz- und Differenzierungsdruck ausgesetzt sehen: Wir erleben die Herausbildung einiger weniger internationaler Spitzen- und Exzellenzhochschulen, neben einer Vielzahl nationaler und regional erfolgreicher Bildungsinstitutionen.1 Was bedeutet dies nun konkret für den 1 Vgl.: Sächsische Staatskanzlei (Hrsg.): Expertenkommission demografischer Wandel. Empfehlungen zur Bewältigung des demografischen Wandels im Freistaat Sachsen, Oktober 2006, S. 19f. Wissenschaftsstandort Sachsen? Ich kann hier nur einige meiner Gedanken entwickeln – lassen Sie mich Ihnen drei Prinzipien zukünftiger Hochschulpolitik vorstellen, die zusammen mit alternativen Finanzkonzepten in die richtige Richtung führen. Prinzip 1: Differenzierung der Hochschullandschaft nach Angebotskriterien – Profilbildung zulassen Sachsen steht vor der Herausforderung, seine dynamische Hochschullandschaft unter ungünstigen Rahmenbedingungen weiter zu entwickeln. Dies kann nur gelingen, wenn wir für die einzelnen Institutionen eigenständige Wettbewerbs- und Profilierungselemente schaffen. Grob heißt dies: 1. Lasten der anderen, wird nie zu einem vernünftigen Wettbewerb führen können. Die klare Profilbildung der Hochschulen ist somit unumgänglich. Dies bedeutet jedoch auch, dass nicht mehr jede Hochschule oder jede BA ihr Fächerangebot in voller Breite wird anbieten können. Wir müssen Zentren schaffen, in denen sich das Wissen von Fachgebieten bündeln lässt. Ein Teil der Hochschulen und die BAs werden sich auf den überregionalen und regionalen Studentenmarkt konzentrieren und eine solide wissenschaftlich fundierte oder berufliche Ausbildung anbieten, während sich einige wenige Hochschulen in einzelnen Bereichen zu exzellenten nationalen und internationalen Lehr- und Forschungszentren entwickeln. All das produziert Unterschiede: Es wird keine vier Spitzenuniversitäten in Sachsen geben können. Ebenso wenig werden alle Fachhochschulen und BAs gleich erfolgreich sein. Dessen müssen wir uns bewusst sein! Wir werden diese wachsenden Unterschiede in den kommenden Jahren nicht nur akzeptieren müssen, wir müssen sie auch ein Stück weit wollen. Wenn wir dazu nicht bereit sind, werden wir langfristig auf ein leistungsfähiges Hochschulsystem zurückschauen können. Und wer, meine sehr geehrten Damen und Herren, als erstes die Chancen einer Spezialisierung, eines eigenen Profils als Alleinstellungsmerkmal erkennt und nutzt, der wird im Wettbewerb die Nase vorn haben. Förderung der Spitzenforschung an den Universitäten. Im Sinne des „Stärken stärken“ soll die Profilierung der Universitäten dazu beitragen die Exzellenz von Fakultäten, Instituten und Forschungseinrichtungen mit nationalem und internationalem Renommee zu befördern. 2. Förderung der Ausbildung hochqualifizierter Fachkräfte an den Fachhochschulen. Es geht dabei um die klare Profilierung der Fachhochschulen als Ausbildungsstätten für hochqualifizierte Fachbereiche (MINT-Fächer). Durch ein qualitativ hochwertiges Fächerangebot, welches sich an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes orientiert, sollen Prinzip 2: Differenzierung nach Qualität – die sächsischen Fachhochschulen leistungs- und „Klasse statt Masse“ Nur mit einer klaren Konzentration auf Qualität wettbewerbsfähig gemacht werden. Eine kurze Studiendauer, klarer Praxisbezug – durch Kooperationen können die sächsischen Hochschulen sich in einem mit der Wirtschaft – bei gleichzeitig theoretisch hochkompetitiven Umfeld, im Wettbewerb um die besten fundierter Ausbildung müssen die Markenzeichen Köpfe behaupten. Im Vergleich mit staatlich geförderten deutschen Universitäten, deren Finanzierung sich an eines Fachhochschulstudiums in Sachsen sein. 3. Förderung der praxisnahen Aus- und Fortbildung an der Studentenzahl orientiert, setzen internationale den Berufsakademien in den Regionen. Durch ihre Spitzenuniversitäten auf den Grundsatz: „Qualität regionale Ausrichtung sind die Berufsakademien in statt Quantität“. Auch wir werden die Frage „Klasse Sachsen hervorragend geeignet, dem steigenden statt Masse“ mittelfristig stellen müssen, darauf hat Bedarf an Fachkräften in den jeweiligen Regionen schon Prof. Milbradt in seinem Vortrag zur Alternativen begegnen zu können. Gemeinsam mit der Wirtschaft Hochschulfinanzierung auf dem Fachforum Hochschulvor Ort sollen Fachkräfte für die Wirtschaft vor Ort politik der CDU-Fraktion im Frühjahr hingewiesen. Das ausgebildet werden. Hierfür sind die engen und vor Prinzip der Massenuniversität hat sich mit Blick auf die allem stabilen Beziehungen zwischen der regional Globalisierung von Exzellenz in Forschung und Lehre ansässigen Wirtschaft und den jeweiligen Berufs- überlebt. Wir brauchen nicht mehr, sondern die besten akademien zu pflegen und auszubauen. Ich halte Studenten, und dies gilt sowohl für die Universitäten daher eine weitere Stärkung der Berufsakademien, und Fachhochschulen als auch für die BAs. Der Wettals regionale Bildungszentren, für absolut geboten. bewerb wird nicht über die Quantität, sondern über die Qualität entschieden. Durch diese klare Differenzierung im tertiären Nun will ich hier keinen scheinbar unauflösbaren Bildungssektor, bei gleichzeitiger Durchlässigkeit, kann Gegensatz aufbauen zwischen wissenschaftlicher es gelingen, die Effizienz der jeweiligen Institutionen Spitzenklasse und der Notwendigkeit, hochqualifizierte zu stärken, ohne unnötige Konkurrenzen zwischen Fachkräfte in entsprechender Zahl heranzubilden. Beides ihnen zu schaffen. Es muss eine vernünftige Arbeits- ist richtig und wichtig. Und beides muss seinen Platz teilung zwischen Universitäten, Fachhochschulen und haben. Deshalb spreche ich mich für die klare DifferenBerufsakademien geben. Die Profilierung jeweils zu > 02/12 Treffpunkt BA zierung und Profilierung unserer Wissenschafts- und Bildungslandschaft aus. Wir müssen uns zudem auf das konzentrieren, was den meisten Nutzen für Sachsen bringt. In einem kleinen Land mit geringer Industriedichte und einer hochinnovativen mittelständischen Wirtschaftsstruktur zählen exzellente Wissenschaft und Forschung zu den entscheidenden Standortfaktoren. Im nationalen wie internationalen Wettbewerb um Forschungskapital und Spitzenkräfte kann nur derjenige erfolgreich sein, der selbst eine Spitzenstellung einnimmt: Nur Exzellenz gebiert Exzellenz! Der „Hochschulpakt 2020“ setzt hier jedoch bisher die vollkommen falschen Anreize. Wir müssen uns von der Input-orientierten Steuerung lösen. Wir brauchen eine Output-orientierte Hochschulsteuerung. Nicht die Zahl der Studenten, die an unseren Hochschulen ein Studium beginnen, bildlich gesprochen in hoher Zahl „hinein“ schieben, ist entscheidend, sondern die Zahl und die Qualität der tatsächlich erreichten Abschlüsse. Die Frage der Qualität in Wissenschaft und Forschung ist somit zum entscheidenden Kriterium bei der Förderung zu machen und nicht etwa die bloße Anzahl der Studenten. Die Förderung sollte sich daher nach der Qualität der Studenten, Doktoranten und Wissenschaftler ausrichten, die unsere Hochschulen verlassen. Prinzip 3: Differenzierung der finanziellen Basis Im Jahr 2009 gab der Freistaat etwa 129 Euro pro Einwohner für Forschung und Entwicklung einschließlich der Hochschulen aus. Damit liegt Sachsen im Ländervergleich an der Spitze, was die öffentlichen Ausgaben angeht. Auch in Zukunft wird der Hauptteil der Hochschulfinanzierung vom Land getragen. Soweit die gute Nachricht. In Anbetracht der sinkenden Einnahmen des Freistaates und der demografischen Entwicklung wird die finanzielle Ausstattung der Hochschulen in den nächsten Jahren jedoch zurückgehen müssen. Die 129 Euro pro Einwohner, werden unter den genannten Bedingungen zukünftig nur noch schwer zu halten sein. Eine Konsequenz aus dieser Einsicht ist: Wir werden uns im Hochschulbereich nicht mehr alles leisten können! Es müssen Prioritäten gesetzt werden. Wie dies im Einzelnen aussehen wird, gilt es in den nächsten Jahren mit allen Beteiligten zu diskutieren. Einfache oder schnelle Lösungen kann es hier nicht geben. Und wie heißt es dann im besten Beamtendeutsch oft so schön: „Vor diesem Hintergrund raten wir Ihnen dringend, andere Finanzierungsquellen nicht ungenutzt zu lassen.“ Ich komme darauf zurück. Dennoch: Im Gesamthaushalt gilt es klare Wertentscheidungen zu treffen. Wir werden nicht umhinkommen, die Verteilungskämpfe zwischen den unterschiedlichen Interessen der jeweiligen Politikfelder zu führen. Wenn 13 Leitthema: Bildung, die aufgeht wir an der einen Stelle im Haushalt etwas dazugeben, für beide Seiten Vorteile bringen. Ein probates Mittel BAs würde zudem helfen, deren dezentrale Struktur und werden wir es an anderer Stelle streichen müssen. Dies könnten langfristig angelegte strategische Partnerschaf- das damit verbundene duale System, auch unter den sollte allen bewusst sein. Auch in den kommenden ten zwischen Hochschulen und Unternehmen sein, die Bedingungen des demografischen Wandels, langfristig Jahren ist das Neuverschuldungsgebot im Freistaat einen reibungslosen Technologietransfer ermöglichen. in den Regionen zu sichern. Hier gilt es schnellstmögsozusagen gesetzt. Hier gilt es an die Kompetenzen der Hochschulen zu lich die notwendigen Voaraussetzungen zu schaffen. Sehr geehrte Damen und Herren, diese drei Thesen Nun ist der Freistaat nicht die einzige Finanzie- appellieren, Kooperationen dieser Art zu forcieren. rungsquelle unseres Hochschulsystems. Ein nicht Ich höre immer wieder, Ausbildung im tertiären Sektor geben ein grobes Bild von dem wider, was sie und wir in unbeträchtlicher Teil der finanziellen Ausstattung dürfe nicht zu „wirtschaftslastig“, zu wirtschaftshörig den kommenden Jahren im tertiären Bildungsbereich in unserer Hochschulen wird heute schon durch Dritt- sein – meine Damen und Herren, das ist – mit Verlaub Sachsen zu leisten haben. Die Herausforderungen sind – Unsinn: Wir versündigen uns an den jungen Leuten, groß, unser Wille ist jedoch ebenso groß, in Sachsen mittel abgesichert. eine Hochschul- und BA-Landschaft zu erhalten und zu Ca. 73% der Einnahmen stammen aus Förder- wenn wir sie zum Taxifahrer ausbilden! Wir brauchen alternative Finanzierungsquellen für entwickeln, die sich mit der nationalen wie internatiprogrammen der DFG, der EU oder des Bundes. 18% kommen direkt von der Wirtschaft und die restlichen BA und Hochschulen: Das Hochschulfreiheitsgesetz, onalen Konkurrenz wird messen können. Ich lade Sie 9% aus anderen Fördertöpfen wie z.B. von Stiftungen das wir in den kommenden Wochen im Parlament daher ein, uns auf diesem – mit Sicherheit steinigen etc. Laut F&E-Report des Stifterverbandes von 2011 hoffentlich verabschieden werden, wird hierfür den – Weg weiter zu unterstützen. liegen wir in Sachsen damit im bundesdeutschen rechtlichen Rahmen liefern. Damit erhalten Sachsens Durchschnitt. Bundesweit gibt die Wirtschaft ca. 20% Hochschulen ähnliche Finanzierungsspielräume, wie ihrer F&E-Ausgaben für Kooperationsprojekte mit sie in anderen Bundesländern oder anderen europäiHochschulen und Forschungseinrichtungen aus.2 Dabei schen Ländern schon üblich sind. Mögliche zusätzliche gibt es jedoch in Deutschland erhebliche Unterschiede Finanzierungsquellen sind: zwischen den Regionen: Der Anteil aller F&E Aufwendungen der Wirtschaft belief sich im Jahr 2009 in Sachsen › Studiengebühren (nachgelagert, hochschulspezifisch, gestaffelt nach Inland und Ausland) auf 1,17% des BIP, dies bedeutet nominell etwas mehr als 1 Mrd. €. Im Vergleich dazu gab die Wirtschaft in › kostenpflichtige Seminar- und Fortbildungsangebote Bayern ca. 10 Mrd. €, also 2,3 % des bayrischen BIP, und › Stiftungsgelder für Forschungsprojekte in Baden-Württemberg etwa 13 Mrd. €, dies sind 3,3 % › private und staatliche Auftragsforschung › Fundraising über z.B. Alumni-Netzwerke, Stifter-Events des baden-württembergischen BIP. Egal wie wir es drehen, hier gibt es ganz klar › Sponsoring, Spenden, Legate noch Luft nach oben. Die Wirtschaft wird sich in den › Staatliche Bildungsfonds nächsten Jahren stärker beteiligen müssen. Hierbei › Kostenreduktion (z.B. durch Senkung der Energiekosten, zentrales Beschaffungswesen, zentrale IT, sind überregionale Kooperationen ebenso anzustreben Personal und Organisationsentwicklung) wie lokale. Die BAs haben hier heute schon einen klaren Standortvorteil, durch ihre engen Beziehungen zu den regionalen Praxispartnern. Diese Form der langfristiDass sich diese alternativen Finanzierungsquelgen Zusammenarbeit könnte ein Modell sein, das sich len nicht von heute auf morgen erschließen lassen, in bestimmten Bereichen auch auf die Hochschulen versteht sich von selbst. Ebenso wenig sollen diese übertragen lässt: Finanzierungsformen die Zuwendungen des Freistaa› Die längerfristige Kooperation mit der Wirtschaft tes ersetzen. Vielmehr generieren Sie so zusätzliche sollte nicht auf die schnelle Verwertung von For- Einnahmequellen für die Hochschulen, die organisch schungsergebnissen gerichtet sein, sondern alle wachsen müssen. Formen des Austausches – neben der Forschung Was für die Hochschulen im Freistaat recht ist, insbesondere den Bereich Lehre und Personal sollte jedoch auch für unsere erfolgreichen BAs billig – umfassen. › Kooperationen sollen vor allem der Förderung von sein. Auch für die BAssollten Möglichkeiten geschaffen Nachwuchstalenten in Wissenschaft und Wirtschaft werden, selbst ihre Einnahmebasis zu verbreitern. Es dienen und beiden Seiten Erfolg versprechende fehlen bisher die erforderlichen Rahmenbedingungen Forschungsaktivitäten unter gegenseitiger Nutzung dafür, dass auch die BAs sich auf bestimmten Feldern von Ressourcen ermöglichen. zur Exzellenz entwickeln können: So haben die BAs, Nun heißt dies nicht, dass die Wirtschaft an die Stelle aufgrund der bestehenden rechtlichen Regelungen, des Staates treten und die sächsischen Hochschulen keinen gleichberechtigten Zugang zu Programmen grundfinanzieren soll. NEIN! Aber es gilt die bestehenden der Technologieförderung von Bund und Ländern und Kooperationen auszubauen, diese zu verstetigen, sowie verfügen nicht über die Möglichkeit, Drittmittel aus der neue Formen der Zusammenarbeit zu entwickeln, die gewerblichen Wirtschaft einzuwerben. Dabei könnte die BA Sachsen ihr Lehr- und Forschungsangebot mit 2 Vgl.: Stifterverband für die deutsche Wissenschaft (Hrsg.): FuEzusätzlichen Drittmitteln verbessern und so zu einem Report 2011 Tabellen und Daten. Forschung in der Deutschen Wirtschaft (Bericht über die FuE-Erhebung 2009), in: http://stifternoch attraktiveren Partner für die regionale Wirtschaft verband.info/publikationen_und_podcasts/wissenschaftsstatistik/ werden. Die Verstetigung der finanziellen Situation der fue_datenreport/fue_datenreport_2011.pdf (15.09.2012). 14 > 02/12 Treffpunkt BA Vortrag - Prof. Dr. Karl Lenz Studierneigung, demografischer Wandel und die Zukunft der Berufsakademie Von den Auswirkungen des demografischen Wandels ist auch das Bildungssystem massiv betroffen. Der Alterungsprozess schreitet rasch voran, der Schrumpfungsprozess hat Teile des Landes bereits erfasst und wird sich auf die gesamte Gesellschaft ausdehnen. Die Auswirkungen zeigen sich in ganz Deutschland, aber noch erheblich gesteigert in den ostdeutschen Ländern. Einen wesentlichen Anteil daran hat der dramatische Geburteneinbruch, der sich mit dem Zusammenbruch der DDR ereignete und der in diesem Ausmaß einmalig war. Während im Jahr 1990 in den neuen Bundesländern (einschließlich Berlin) noch 200.600 Geburten registriert wurden, sank diese Zahl im Folgejahr auf 129.600 und bis 1994 sogar auf 99.600. Die Geburtenzahlen haben sich damit innerhalb von fünf Jahren mehr als halbiert. Dieser dramatische Einbruch wird auch anhand der zusammengefassten Geburtenziffer sichtbar, die von 1,5 auf 0,8 Geburten je Frau sank. Mitte der 1990er Jahre konnte der Rückgang zwar gestoppt werden, aber weiterhin werden Jahr für Jahr weniger Kinder geboren als noch 1990 und vorher. Dieser Anstieg reichte allerdings aus, um inzwischen auf das Geburtenniveau in Westdeutschland aufzuschließen und seit 2008 liegt die zusammengefasste Geburtenziffer in den ostdeutschen Ländern über der der westdeutschen. Diese Schwankungen in den Kohortengrößen stellen das Bildungssystem vor enorme Herausforderungen. Die Kitas und der Primär- und Sekundärbereich der Schule ist damit schon lange konfrontiert. Mittlerweile haben die deutlich dezimierten Altersjahrgänge auch das tertiäre Bildungssystem erreicht. Damit stellt sich die Frage, wie viele Studienanfänger/innen in den kommenden Jahren noch vorhanden sein werden. Längerfristig ist aber zudem fraglich, ob das tertiäre System im ausreichenden Umfang die dringend benötigten hochqualifizierten Arbeitskräfte für den Arbeitsmarkt bereitstellen kann. Verschärft werden die Probleme dadurch, dass angesichts der schwierigen Haushaltslage der Länder seitens der Politik die aufgrund der demografischen Lage erwartbaren rückläufigen Anfängerzahlen als Argument für Einsparungen im Hochschulbereich verwendet werden. Mit diesen Problemen sind die Universitäten und Fachhochschulen konfrontiert, aber auch die Berufsakademien, die in diesem Dreierbund das jüngste Glied sind und mit Ausnahme von Baden-Württemberg zwar zum tertiären Bildungssystem gezählt werden, aber nicht zum Hochschulbereich. Hinzu kommt, dass an den Berufsakademien nur ein kleiner Anteil von Studierenden ausgebildet wird (in Sachsen 2011 4,2% von insgesamt 116.588 Studierenden), was immer die Gefahr mit sich bringt, angesichts der Bedarfe der großen Ausbildungsstätten weniger Beachtung zu finden. Das tertiäre Bildungssystem in Ostdeutschland war in den letzten beiden Dekaden einem tiefgreifenden Wandel unterworfen, der immer noch andauert. Zunächst stand an, die in der DDR entstandenen Strukturen an die westdeutschen anzupassen. In diesem Zusammenhang wurden in den neuen Bundesländern Fachhochschulen und Berufsakademien eingeführt. Die in der DDR aufgrund politischer Entscheidungen verhinderte Bildungsexpansion wurde nach der Vereinigung schnell nachgeholt. Beim Weg über das allgemeinbildende Abitur zur Hochschule sind die Unterschiede zwischen Ost und West innerhalb kurzer Zeit verschwunden. Als dieser Umbau nach der Blaupause West noch im Gang war, setzte eine tiefgreifende Hochschulreform ein, die in ihren Ausmaßen alle anderen Veränderungen in der Nachkriegszeit bei Weitem übertrifft. Der Name der oberitalienischen Stadt Bologna ist inzwischen zur gängigen Bezeichnung für diesen tiefgreifenden Umbruch geworden. Dort haben 1999 die europäischen Bildungsminister/innen die Bologna-Deklaration unterschrieben, die das Ziel hatte bis zum Jahr 2010 einen europäischen Hochschulraum zu schaffen. Zusammen mit den Vorgänger- und vor allem Nachfolgekonferenzen gingen von der Bologna-Konferenz vielfältige Impulse für eine Neugestaltung des Studiums in Deutschland aus. Dabei wurden Bachelor- und Masterstudiengänge als Regelangebote sowie das Leistungspunktesystem (ECTS), mit dem der Arbeitsaufwand der Studierenden zur zentralen Messgröße der Studienorganisation wurde, eingeführt, die „Employability“ (Beschäftigungsfähigkeit) als Ausbildungsziel aller Studiengänge verankert und die Verpflichtung zur Akkreditierung und Qualitätssicherung der Studiengänge festgeschrieben. Im Zuge dieses Wandels sind auch deutliche Tendenzen einer Entdifferenzierung im tertiären Bildungssystem entstanden. Während im tertiären Bereich lange Zeit ein Ständesystem vorhanden war mit deutlichen Unterschieden zwischen Universitäten, Fachhochschulen und Berufsakademien, hat sich dieses inzwischen stark nivelliert. Die unterschiedlichen Formen stehen in einem Wettbewerb zueinander. Sie besitzen nicht mehr einen zugewiesenen, vordefinierten Platz, sondern müssen ihren Platz finden. Die Besonderheit der Berufsakademien besteht darin, dass sie Einrichtungen sind, die einen engen Bezug zur regionalen Wirtschaft, insbesondere zu klein- und mittelständischen Unternehmen, besitzen. Anders als es Universitäten und auch Fachhochschulen sein können, bildet sie den Typus regionaler Hochschulen. Studierneigung Eine der großen Schwierigkeiten ist es, dass in der politischen Diskussion gern davon ausgegangen wird, dass die Anzahl der Geburten festschreibe, wie viele Personen 18 bis 20 Jahre später an die Hochschulen gelangen. Das stimmt weitgehend bei den Kita-Plätzen, wobei auch hier ein wesentlicher Einflussfaktor der Anteil der Eltern ist, die ihre Kinder in Einrichtungen betreuen lassen wollen. Das stimmt sicherlich bei den Grundschulplätzen. Alle Kinder, die geboren werden, gehen sechs bis sieben Jahre später zur Grundschule. Aber es stimmt nicht bei den Studienanfänger/innen an den Hochschulen. Die Größe eines Altersjahrgangs ist nur ein Einflussfaktor. Ebenso wichtig ist, wie hoch der Anteil ausfällt, derer die eine Hochschulzugangsberechtigung erwerben und auch wie viele von ihnen diese zum Studium nutzen. Hinzu kommen Migrationsprozesse. Wie viele der sächsischen Studienberechtigten entscheiden sich für ein Studium in Sachsen und wie viele wählen ein Studienangebot in einem anderen Bundesland bzw. im Ausland? Umgekehrt stellt sich auch die Frage, wie attraktiv sind die Studienangebote für Studierwillige aus anderen Bundesländern bzw. dem Ausland. Tabelle 1 zeigt Zahlen aus der Sächsischen Abiturientenstudie, die wir seit Mitte der 1990er Jahre im Auftrag des SMK durchführen. Hier sieht man, wie die Abiturientenzahlen in Sachsen dramatisch abnehmen. Während es 1996 noch 20.600 waren, sind es mittlerweile unter 11.000. Aufgewiesen wird in dieser Tabelle auch die aus den Angaben der Abiturient/innen geschätzte Studierquote, also der Anteil derjenigen, die nach dem Erwerb der Studienberechtigung ein Studium aufnehmen wollen. Diese ist stark angestiegen, von 55-65% (1996) auf 71-76% (2012) oder bezogen auf den Mittelwert um 14 Prozentpunkte. Für die Berufsakademie sieht man über den gesamten Zeitraum eine große Konstanz. Es sind fast immer 8 bis 9% der Studienberechtigten, deren erste Präferenz ein Studium an der Berufsakademie ist. > 02/12 Treffpunkt BA 15 Leitthema: Bildung, die aufgeht Tabelle 1: Geschätzte Übergangsquoten nach dem Erwerb der Studienberechtigung im Freistaat Sachsen, 1996 bis 2012 (in %) Quelle: Abiturientenstudie 2012a Jahr Schülerzahl* Studierquote Sachsen (Korridor) Studierquote Sachsen (Mittelwert) Berufsakademie Sachsen Berufsausbildungsquote Sachsen (Korridor) 1996 20.600 55 - 65 60 8 40 - 45 1998 20.674 54 - 63 59 9 40 - 45 2000 20.464 61 - 70 65 9 32 - 36 2002 21.003 69 - 75 72 9 24 - 27 2004 19.926 70 - 76 73 9 22 - 24 2006 19.559 66 - 73 70 9 26 - 28 2008 18.651 64 - 71 68 11 29 - 31 2010 12.186 69 - 76 73 8 25 - 27 2012 10.971 71 - 76 74 9 22 - 23 * alle Schüler/innen der 12. Jahrgangsstufe an allgemeinbildenden Gymnasien und Fachoberschulen sowie der 13. Jahrgangsstufe an Beruflichen Gymnasien im Freistaat Sachsen Abbildung 1 zeigt eine Prognose der Studienanfängerzahlen in Sachsen, die wir selber 2006 vorgelegt haben. Diese soll auch die Schwierigkeit von Prognosen verdeutlichen. Sie zeigt drei Varianten: (1) die Entwicklung der Studienanfängerzahlen im schlechtesten Fall (rot), (2) die bestmögliche Entwicklung der Studienanfängerzahlen, aber noch immer unter der Annahme, dass die Studienberechtigten aus Sachsen dominant sind (gelb) und (3) Studienanfängerzahlen, wenn es Sachsen gelingt, eine deutlich stärkere Zuwanderung aus Westdeutschland zu bekommen (grün). Zusätzlich zeigt die Abbildung die tatsächlichen Anfängerzahlen bis zum Jahr 2011. Die tatsächlich eingetretenen Zahlen der Studienanfänger/innen liegen Da die Berufsakademie Sachsen nicht zum Hochschulsystem zählt, sind ihre Anfängerzahlen in der Abbildung 1 nicht enthalten. Die Nachfrage nach Studienplätzen an der Berufsakademie zu prognostizieren, ist noch deutlich schwieriger. Abbildung 2 zeigt unsere Annäherung. In der der Minimalvariante (schwarz) gehen wir davon aus, dass der Anteil unter den Abiturient/innen konstant bleibt und der Rückgang der Kohortengröße voll wirksam wird. Die Maximalvariante (grau) geht davon aus, dass der Rückgang der Schülerzahlen in Sachsen sich nicht auf die Nachfrage nach einem Berufsakademiestudium auswirkt und stabil jährlich ca. 1.800 sächsische Studienberechtigte diesen Weg wählen. Unter einer Zuwanderungsannahme wiese die Berufsakademie dann ein stabiles Potential von ca. 2.200 Studienanfänger/innen auf. Auch hier ist es nützlich, einen Blick auf die realen Zahlen zu werfen, also auf den Teil der Abbildung 2 bis 2011. Auch hier haben wir die erwartbaren Anfängerzahlen auf der Grundlage des weitgehend konstanten Abiturientenanteils von 8-9% und der rückläufigen Kohortengröße abgetragen (blau). Der Verlauf der tatsächlichen Studienanfängerzahlen zeigt zunächst für die zweite Hälfte der 1990er Jahre, dass nicht alle Studienberechtigten, die dies wünschten, an der Berufsakademie Sachsen unterkamen. Mittlerweile jedoch liegt die reale Studienanfängerzahl an der Berufsakademie deutlich über dem Nachfragepotential der sächsischen Studienberechtigten. Als Erklärung hierfür bieten sich zwei Varianten an: Es gelingt offensichtlich, noch mehr sächsische Studienberechtigte von der Attraktivität des Studiums an der Berufsakademie zu überzeugen oder es ist eine zunehmende Zuwanderung an die Berufsakademie Sachsen zu verzeichnen. Für die 2. Variante spricht einiges. Dies würde bedeuten, dass sich auch für die Berufsakademie die Zahlen des Nachfragepotentials der sogenannten Landeskinder und der realen Studienanfänger/innen tendenziell entkoppeln. Dass das Studium an der Berufsakademie eine hohe Attraktivität besitzt, wird auch aus einer aktuellen Studie, die wir für das SMK durchgeführt haben, sichtbar. In der Sächsischen Abiturientenstudie 2012 wurden die Studienberechtigten des Jahrgangs 2010 zwei Jahre nach ihrem Schulabschluss zu ihrem inzwischen realisierten Ausbildungsweg befragt. Danach gefragt, wie sie ihren tatsächlichen Ausbildungsweg im Vergleich zu den Vorstellungen am Ende der Schulzeit bewerten würden, erzielt die Berufsakademie besonders gute Werte (vgl. Tabelle 2). Gefragt nach den persönlichen Berufsaussichten, sagen 35% der Studienberechtigten, die an der Berufsakademie studieren, dass sie mehr erreicht haben als erwartet. Dieser Wert ist deutlich höher als bei denjenigen, die für sich die Fachhochschule, Universität oder Lehre entschieden haben. Einen Spitzenwert weist die Berufsakademie auch bei der Einschätzung der persönlichen Berufsaussichten auf, wie der Tabelle 3 zu entnehmen ist. Das sind wichtige Argumente, um auch in Zukunft viele Studierende zu gewinnen. Tabelle 2: Wenn Sie auf Ihren Werdegang nach dem Erwerb Ihrer Studienberechtigung zurückblicken und mit Ihren Vorstellungen am Ende Ihrer Schulzeit vergleichen, was würden Sie sagen? (Angaben in %) Abbildung 1: Modellrechnung der zukünftigen Studienanfängerzahlen an den sächsischen Hochschulen weit über den Varianten 1 und 2; sie übertreffen z.T. sogar noch die dritte Variante. An dieser Stelle ein Wort zu Prognosen: Prognosen können nie offenbaren, wie die Zukunft wird, die Zukunft ist offen. Was Prognosen sagen können, ist: Was kommt im Ergebnis raus, wenn bestimmte Annahmen über Entwicklungen eintreten. Die Entwicklung der Studienanfängerzahlen zeigt, dass es Sachsen eindrucksvoll gelingt, sehr viel mehr Studierende von außerhalb Sachsens zu gewinnen. Die sächsischen Hochschulen haben sich dadurch stark von den Zahlen, die durch die Abiturientenzahlen in Sachsen vorgegeben werden, entfernt, was die hohe Attraktivität des sächsischen Bildungssystems unter Beweis stellt. 16 Universität (n=257) Fachhochschule (n=89) Berufsakademie (n=20) Berufsausbildung (n=93) Sonstiges (n=43) Mehr erreicht 19,1 21,4 35,0 17,2 27,9 Genau wie vorgestellt 61,1 64,0 55,0 64,5 20,9 Weniger erreicht 19,8 14,6 10,0 18,3 51,2 > 02/12 Treffpunkt BA Abbildung 2: Modellrechnung der zukünftigen Studienanfängerzahlen an der Berufsakademie Sachsen Zukunft der Berufsakademie Die Bildungsbeteiligung wird weiter steigen. Eine Studienberechtigtenquote von 40% eines Altersjahrganges ist längst nicht das Ende der Fahnenstange. Auch ist damit zu rechnen, dass in Zukunft mehr Nichtabiturient/innen ins tertiäre Bildungssystem drängen. Es ist eine gesellschaftspolitische Aufgabe, dass Bildungswege offen sind. Nur so wird es möglich sein, den hohen Bedarf des Arbeitsmarktes an hochqualifiziertem Personal zu decken. Gerade angesichts des zu erwartenden Rückgangs der Bevölkerung in Sachsen stellen verstärkte Investitionen in Bildung die beste Gegenstrategie dar, um die Leistungsfähigkeit des Landes auch unter den Rahmenbedingungen des demografischen Wandels zu sichern. Ein weniger erfreuliches Ergebnis unserer SMK-Wiederholungsbefragung ist es, dass nahezu alle Abiturient/ innen, die vor zwei Jahren noch nicht wussten, an welcher Hochschule sie studieren möchten, aus Sachsen abgewandert sind. Es ist davon auszugehen, dass viele von ihnen unfreiwillig diesen Schritt getan haben. Unser Bundesland verliert zu viele junge Menschen, weil es zu wenige Studienplätze gibt. Und es gilt, wer einmal weg ist, kommt nur mit einer geringen Wahrscheinlichkeit wieder zurück. Im Sinne der Zukunft müssen die jungen Menschen sehr viel stärker im Land gehalten werden, Sachsen verliert junge Menschen in einer demografischen Lage, in der es sie dringend braucht. Hier entgegen zu steuern, ist eine vordringliche politische Aufgabe. Aber wie kann die Berufsakademie ihr Potenzial stärken? Eine Profilnivellierung sollte verhindert werden. Die Praxisnähe, die Ausbildungsvergütung und Unternehmensbindung sind ein ganz wesentliches Kapital, das es zu stärken gilt. Vorrangig ist nicht die Konkurrenz mit den Fachhochschulen um Studierende. Wichtig erscheint vielmehr eine Stärkung der Berufsakademie gegenüber der dualen Ausbildung. Noch immer stellt man fest, dass viele - ca. ein Viertel - Studienberechtigte eine Lehre machen. Das ist ein enormes Potenzial für die Berufsakademie. Nicht weil Deutschland nicht ein hochwertiges berufliches Ausbildungssystem hätte, sondern weil sich dieser Ausbildungsweg nicht in erster Linie an Abgänger/innen der Gymnasien und Fachoberschulen richtet. Gleichzeitig spricht vieles für eine Erweiterung der Einzugsbereiche. Die Berufsakademie Sachsen ist zunehmend dabei über die Grenzen des Landes sichtbar zu werden. Dies stärkt den Ausbildungsstandort Sachsen und erhöht das zukünftige Arbeitskräftepotential im Freistaat. Die Berufsakademie muss in Zukunft (noch) attraktiver für Frauen werden. Frauen haben zunehmend eine höhere Studierneigung als Männer; sie machen schon längst häufiger das Abitur. Die Berufsakademie Sachsen ist für die Zukunftsaufgaben gut aufgestellt. Literatur [Abiturientenstudie 2012a] K. Lenz, A. Wolter, R. Pelz (2012): Trendwende setzt sich fort – Studierneigung steigt weiter. Die Studien- und Berufswahl von Studienberechtigten des Abschlussjahrgangs 2012 in Sachsen. Dresden. [Abiturientenstudie 2012b] K. Lenz, A. Wolter, R. Pelz (2012): Abschlussjahrgang 2010. Erste Nachbefragung zur Studien- und Berufswahl von Studienberechtigten in Sachsen. Dresden (Veröffentlichung in Vorbereitung). [Demografieprojekt 2006] K. Lenz, W. Killisch, D. Frohwieser u.a. (2006): Hochschulen im demografischen Wandel. Die Lage in Sachsen. Dresden. Tabelle 3: Und nun zu Ihrer beruflichen Zukunft: Wie schätzen Sie Ihre persönlichen Berufsaussichten ein? (Angaben in %) Universität (n=257) Fachhochschule (n=89) Sehr gut/ gut 70,1 75,3 Teils/ teils 20,2 Schlecht/ sehr schlecht Weiß nicht Berufsakademie (n=20) Berufsausbildung (n=93) Sonstiges (n=43) 80,0 78,5 52,3 19,1 10,0 14,0 29,5 4,7 2,2 5,0 2,2 11,3 5,0 3,4 5,0 5,4 6,8 Autor Ein Studium an der Berufsakademie ist attraktiv. Das Nadelöhr sind die vorhandenen Studienplätze. Hauptargumente für die Attraktivität sind die kurzen Studienzeiten, die sehr hohen Erfolgsquoten, die Ausbildungsvergütung, die Einbindung in den Betrieb, die hohen Übernahmechancen der Absolvent/innen und ebenfalls die starke regionale Verankerung. Für kleinere und mittelständische Unternehmen leistet die Berufsakademie eine gezielte Personalbeschaffung auf einem hohen Qualifikationsniveau und wird damit ihrem Anspruch einer regionalen Hochschule gerecht. > 02/12 Treffpunkt BA Prof. Dr. Karl Lenz Philosophische Fakultät Institut für Soziologie Lehrstuhl für Mikrosoziologie Technische Universität Dresden Kontakt Helmholtzstr. 10 in 01069 Dresden Tel./Fax.: 0351 463 -33873/-37113 E-Mail: [email protected] 17 GRUSSWORTE Herr Dr. Roland Werner Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) Meine sehr geehrten Damen und Herren Festgäste, lieber Herr Professor Kröppelin, ich möchte mit einem Zitat beginnen: „Auch der längste Weg beginnt mit einem kleinen Schritt.“ (Victor Hugo) Bezogen auf die letzten zwanzig Berufsjahre des Vorsitzenden der Direktorenkonferenz und Direktors der Staatlichen Studienakademie Dresden, Herrn Prof. Kröppelin, haben Sie mit uns, dem Staatministerium für Wissenschaft und Kunst, der Sächsischen Staatsregierung, dem Sächsischen Landtag, den Weg in kleinen Schritten begonnen. Sie waren bereits mit der Wiedervereinigung Deutschlands Anfang der 90er Jahre ein erprobter Leiter, der aus der Zeit der Ingenieurschule für Holztechnik Dresden wichtige Erfahrungen im Umgang mit Bildungseinrichtungen – teilweise auch „provisorischer Natur“ - mitbrachte. Nachdem Sie 1990 in Baden-Württemberg die Form des Dualen Studiums gefunden haben, mit der Sie bereits vergleichbar gute Erfahrungen mit Unternehmen in der Holzindustrie und mit Abiturienten in der Vergangenheit gemacht hatten, gab es für Sie nur ein Ziel: die Einführung der BA auch in Sachsen zu erreichen. Das dritte Standbein im tertiären Bildungsbereich im Freistaat Sachsen einzuführen, war nicht einfach und bedurfte der Überwindung von Widerständen und Vorurteilen. Zuverlässig, beharrlich und in der Ihnen gegebenen ruhigen Art waren Sie ein hervorragender Taktiker, wenn es darum ging, für das Modell des Dualen Studiums zu werben und zu begeistern. Auf diesem Weg brauchten Sie starke Begleiter, die Sie im unmittelbaren aber auch größeren Kollegenkreis und in der BA sowie im Ministerium Baden-Württemberg fanden. Auch wenn Sie von weiteren Kollegen maßgeblich unterstützt wurden, der Frontmann waren Sie! Sie, Herr Prof. Kröppelin, zeichneten in kürzester Zeit nach baden-württembergischem Modell ein durchaus mögliches – und das ist wichtig - sächsisches Konzept, das neben den sächsischen Hochschulen und Universitäten Abiturienten an einer Berufsakademie zu einem Diplom führen sollte. Ich darf an die Worte von Herrn Prof. Zeller noch anknüpfen, das SMWK fasste sehr frühzeitig, unterstützt durch das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft den Entschluss, bereits für das Wintersemester 1991/1992 noch in der Ingenieurschule Dresden die Immatrikulation im Modell „Berufsakademie“ zuzulassen. Viel Zeit war nicht, Entscheidungen für einen geordneten Studienbetrieb im rechtlich gesicherten Rahmen zu treffen - und wieder gab es Provisorien. An dieser Stelle möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass Ihnen die schwere Aufgabe zukam, parallel die Abwicklung der Ingenieurschule - mit allen Kollegen und Mitarbeitern - umzusetzen. Bei all diesen vielseitigen Tagesaufgaben haben Sie aber eines immer im Blick behalten, die Weiterentwicklung und Verstetigung der Berufsakademie. Mit der Verabschiedung des ersten Sächsischen BerufsakademieGesetzes im Jahr 1994 war ein weiterer großer Meilenstein geschafft. Der Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Prof. Dr. Hans Joachim Meyer, sagte damals zum Geleit: „Eine neue Bildungseinrichtung hat sich einen festen Platz im tertiären Bildungsbereich erobert: die Berufsakademie Sachsen.“ Die Studienakademie Dresden entwickelte sich stets und kontinuierlich weiter. Gleichzeitig unterstützten Sie die anderen Standorte der Studienakademien mit Rat und Tat in Ihrer Funktion als Vorsitzender der Direktorenkonferenz und unterstützten viele akademieübergreifende Projekte (beispielsweise die Evaluierung, Akkreditierung, das Qualitätsmanagement, die Einführung der akademieübergreifenden Software "Campus Dual", uvm.). In den ersten Jahren haben Sie oftmals in sehr kurzen Abstimmungsgesprächen mit dem Ministerium Entscheidungen treffen müssen, die einer schnellen Umsetzung bedurften. Das nutzte die Berufsakademie erfolgreich. Sie wuchs rasant und schnell. Das Vertrauen der Beteiligten in die Arbeit und Handlungsweise spielte dabei eine entscheidende Rolle. Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich mache auch einen großen Sprung. Es musste viel Zeit vergehen und es bedurfte mehrfache Anläufe, bis der Direktor der Studienakademie aus seinem letzten Provisorium ausziehen konnte – man könnte fasst meinen, Sie mussten sich eine lange Zeit Ihres Berufslebens mit Provisorien begnügen. 2011 konnten Sie mit ihren Mitarbeitern von der Heidepark- und der Weinbergstraße endlich auf einen gemeinsamen Campus umziehen - ein großes Vorhaben nach einem gut geformten Konzept mit einer nunmehr hervorragenden technischen Ausstattung. Sie übergeben Ihrem Nachfolger ein gut geordnetes Haus. Ich möchte aber auch noch über ein weiteres Thema sprechen: Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der BA Sachsen stellte Frau Staatsministerin von Schorlemer deutlich heraus, dass die Durchlässigkeit im sächsischen Hochschulsystem ein bildungspolitisches Kernanliegen ist. Dies spiegelt sich auch in dem vom Kabinett im Dezember 2011 gebilligten Hochschulentwicklungsplan der Staatsregierung wider. Dort heißt es, die Studienangebote der BA Sachsen stoßen auf großes Interesse und werden stark nachgefragt. Die intensiven dreijährigen Studienangebote sind vielfach branchenbezogen und vorrangig am Bedarf der sächsischen kleineren und mittleren Unternehmen ausgerichtet. Das Thema der Durchlässigkeit innerhalb des Bildungssystems soll mit der Verabschiedung des Sächsischen Hochschulfreiheitsgesetzes keine Einschränkungen mehr für Absolventen mit BA-Diplomabschluss haben. Wenn der Landtag nächste Woche dem Entwurf zustimmt, erlangen Absolventen der BA mit einem Diplomabschluss den Zugang zu einem Masterstudium an sächsischen Hochschulen. Auch das vertraten Sie, Herr Professor Kröppelin, immer als eines Ihrer wichtigsten Anliegen, die Notwendigkeit zur Weiterentwicklung auch des sächsischen Modells der Berufsakademie. Die fehlenden Zugangsvoraussetzungen für BA-Absolventen, die sich weiterentwickeln möchten und bisher, trotz hervorragender Studienleistungen abgelehnt wurden, gehören hoffentlich in naher Zukunft, dann der Vergangenheit an. Der Wissenschaftsraum wird sich in Sachsen weiter vernetzen. Wichtig erscheint mir auch direkt hier auf den Erfolg in der Vernetzung der Studienakademie Dresden mit der TU und HTW in Dresden hinzuweisen. Lieber Herr Professor Kröppelin, es ist Ihnen gelungen in Kooperationen mit diesen Hochschulen fachrichtungsbezogen zu arbeiten. Immer dort, wo die Chemie zwischen den Verhandlungspartnern stimmt, entsteht etwas Exzellentes. Das hat viel mit Ihrer Beharrlichkeit zu tun. Zwischen den Einrichtungen entstanden Synergieeffekte im Bezug auf Nutzung der vorhandenen Kapazitäten (z.B. Laborausstattung als Basis für Wissens- und Technologietransfer). Auch im internationalen Bereich blieben Sie immer nahe an den Interessen der sächsischen Wirtschaft dran. Mit Ihren Erfahrungen waren Sie nicht nur Mitbegründer der Berufsakademie Thüringen und Melle sondern haben auch Hochschulen in Europa, aber auch Asien beraten, immer dort, wo die sächsische Wirtschaft schwerpunktmäßig produziert und Fachkräfte auf dem dortigen Arbeitsmarkt benötigt. Sie haben das Modell und Ihre Erfahrungen vermittelt, um den Bekanntheitsgrad zu vervielfachen. Das ist ein Feld, auf das der sächsische Wissenschaftsbereich in den nächsten Jahren stärker seinen Fokus lenken muss. Ziel ist es, die sächsische Wirtschaft zu stärken, um am Weltmarkt weiter und besser bestehen zu können Lieber Herr Professor Kröppelin, als Sie von Frau Staatsministerin von Schorlemer am vergangenen Montag feierlich verabschiedet wurden, wurde Ihre Arbeit und Leistung in besonderer Form hervorgehoben und Ihr Lebenswerk gewürdigt. Sie waren ein vorausschauender, anwendungsorientierter, zuverlässiger Direktor, ausgleichender und kompromissbereiter Vorsitzender der Direktorenkonferenz, angenehmer Partner, Kollege und Mensch. Ob Ihnen das Ausmaß Ihres beruflichen Tuns am Anfang bewusst war, können nur Sie wissen. Neben dem Dankschreiben überreichte Ihnen Frau Staatsministerin eine Urkunde zur Fortführung Ihres akademischen Titels Professor nach Ihrem Ausscheiden aus dem Lehrkörper. Dazu nochmals meine heutige Gratulation und zugleich ein großer Dank für das, was Sie an Lebenswerk hinterlassen haben – und das ist, wie wir hier alle wissen - kein Provisorium! Einen großen Dank sagen auch die Mitarbeiter des Fachreferates Fachhochschulen und Berufsakademie Sachsen. Bei so viel Kontinuität in der Arbeit gehe ich davon aus, dass der Plan für die nächsten Vorhaben schon geschmiedet ist. Ich habe gehört, dass Sie für Ihre alte Branche „Holz“ mehr Zeit aufwenden und Ihr Wissen im Material einbringen wollen. Ich, wir wünschen Ihnen alles Gute, Gesundheit und viel Erfolg! (Die Rede wurde schriftlich eingereicht) Prof. Senator Hans Säuberlich Vorsitzender des Freundeskreises der Berufsakademie Sachsen Im Namen des Freundeskreises der Berufsakademie Sachsen und natürlich in meinem eigenen Namen möchte ich Ihnen, sehr geehrter Herr Prof. Dr. Kröppelin die allerbesten Glückwünsche aus Anlass Ihrer heutigen Verabschiedung überbringen. Da für Sie nun ein neuer Lebensabschnitt beginnt, ist es sicher eine gute Gelegenheit, ein kurzes Resümee der vergangenen Jahre bezogen auf unsere gemeinsame Arbeit zu ziehen. Dazu muss ich hervorheben, dass wir uns, gemessen an Ihrem gesamten Berufsleben, ziemlich spät begegnet sind. Wenn ich mich noch recht erinnere, war es ca. zwei Jahre vor der Feier des 10-jährigen Bestehens der Berufsakademie Sachsen. Herr Prof. Dr. Zeller, damaliger Staatssekretär im Wirtschaftsministerium hatte uns beide zu einem Gespräch eingeladen. Thema des Gespräches war die Gründung eines Multiplikators für die Interessen der Wirtschaft im Zusammenhang mit der Berufsakademie Sachsen. Es sollte ein Interessenkreis sein, der außerhalb der Berufsakademie, aber auch außerhalb der Staatshierarchie arbeitet und der als Sprachrohr der Praxispartner agieren sollte. Ich selbst war vor dem Gespräch wenig angetan von dieser Idee, zumal unsere Wirtschaftsorganisation, die Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft, zuvor „einen Korb“ bekommen hatte für unser Anliegen, einen Sitz im Kollegium der Berufsakademie zu erhalten. Bloß gut, so muss ich aus heutiger Sicht einschätzen, war das Gespräch so überzeugend, dass ich mich dem Anliegen öffnete und mich bereit erklärte, für den Vorsitz dieses neu zu gründenden „Freundeskreises der Berufsakademie Sachsen“ zu kandidieren. Die weiteren Modalitäten der Gründung erfolgten dann planmäßig und damit begann auch unsere Zusammenarbeit. Schnell erkannten wir beide die Nützlichkeit dieser Institution, die als lose Organisationsform ohne jegliche administrative Vorschriften arbeiten sollte und konnte. Es begann für uns eine fruchtbare Zusammenarbeit zum Nutzen der Berufsakademie. Sie als Vorsitzender der Direktorenkonferenz mit Gaststatus in dem Freundeskreis und ich als Vorsitzender des Freundeskreises. Wir verstanden es immer besser, uns „die Bälle zuzuspielen“. Auf jeden Fall besser, als unsere aktuellen Nationalkicker! Unsere Zusammenarbeit war von Anfang an vertrauensvoll und kameradschaftlich. Das gemeinsame Anliegen war und ist es noch, dass „große Politik“ immer mit kleinen Schritten beginnt. Da unsere „Chemie“ stimmte, konnten wir auch gemeinsam heikle Themen besprechen, wobei uns bewusst war, dass nicht alles in den Medien erscheinen sollte. Dieses Vertrau- ensverhältnis trug zu manchem kleinen Erfolg für die Berufsakademie bei, auch wenn sich dann – neidlos gesagt – andere die Lorbeeren einheimsten. Da ich über die besseren Kontakte zu Entscheidungsträgern und Sie über die besseren Detailinformationen verfügten, waren wir auf „Neudeutsch“ gesagt sozusagen das „DreamTeam“ der Berufsakademie. Mit dieser Aufgabenteilung bereiteten wir viele Gespräche und Veranstaltungen des Freundeskreises vor und konnten diese durchweg erfolgreich gestalten. Ich erinnere in diesem Zusammenhang nur an die jährlichen Ministergespräche bis hin zum Ministerpräsidenten. Natürlich waren ganz große Ergebnisse nicht zu erwarten, da uns bewusst war, dass alle politischen Entscheidungen in der Demokratie letztlich Kompromisse sind. Aber das Machbare konnten wir erreichen und darauf können wir stolz sein! Dass die anfänglich großen Entwicklungssprünge der Berufsakademie heute unendlich schwerer zu erreichen sind, liegt auf der Hand. Der damalige Enthusiasmus lässt sich nicht dauerhaft konservieren und geht natürlich nach und nach verloren. Das sage ich völlig wertfrei und ohne Vorwurf an heutige Entscheidungsträger! Die Berufsakademie ist heute Normalität und gehört zum Alltag des sächsischen Bildungswesens und so wird sie natürlich auch behandelt. Selbst wenn wir es in der Wirtschaft so sehen, dass die Berufsakademie insbesondere für unsere sächsischen KMU von größter Bedeutung im tertiären Bereich ist, gibt es selbstverständlich andere Mitglieder unserer Gesellschaft, die das anders sehen. Damit muss man leben. Ich denke, Herr Prof. Dr. Kröppelin, dass Sie sich glücklich schätzen können, diese wichtige Entwicklungsetappe der Berufsakademie Sachsen, in der deren grundsätzliche Weichenstellung erfolgte, aktiv mitgestaltet zu haben. Sie waren ein wichtiger kollegialer Mitstreiter auch im Freundeskreis der Berufsakademie Sachsen. Ich denke, dass Ihr Nachfolger gut in diese Rolle schlüpfen wird. Halten Sie es sich zugute, dass Ihre Arbeit prägend sein wird für die weitere Entwicklung der Berufsakademie Sachsen. Ich danke Ihnen für diese Arbeit persönlich, aber natürlich auch im Namen der Mitglieder des Freundeskreises. Sicherlich werden Sie uns bei Bedarf noch einige Zeit mit Ihren Ideen und Ihrem Wissen zur Verfügung stehen. Unbeschadet von diesem Anliegen wünschen wir Ihnen, dass Sie noch viele fröhliche Pensionsjahre im Kreise Ihrer Familie verbringen können, gewissermaßen als Ausgleich für die vielen Überstunden und andere berufliche Belastungen und vor allem: Bleiben Sie gesund! (Die Rede wurde schriftlich eingereicht) Claus-Michael Zwiebel Vorstandsvorsitzender der Volksbank Raiffeisenbank Meißen Großenhain eG. Mitglied des Kollegiums der Berufsakademie Sachsen - Vertreter der Praxispartner Sehr geehrter Herr Prof. Kröppelin, ein herzliches Dankeschön darf ich Ihnen heute zurufen. Als Vertreter der rund 860 Praxispartner der Berufsakademie in Dresden sage ich Ihnen heute – herzlichen Dank für Ihr Engagement für unsere über 4.700 qualifizierten Nachwuchskräfte in/aus sächsischen Unternehmen. Dieser – von Ihnen geprägte Nachwuchs begleitet heute teilweise wichtige Funktionsbereiche im Mittelstand und hat damit nicht unerheblichen Einfluss für die wirtschaftliche Entwicklung Sachsens. Mit meiner nun rund 20-jährigen Tätigkeit als nebenberuflicher Dozent an Ihrer Berufsakademie in Dresden konnte ich sehr hautnah erleben wie Sie, sehr geehrter Herr Prof. Kröppelin, wichtige Meilensteine für die Entwicklung der Berufsakademie frühzeitig angestoßen haben und mit Ihrer für Sie typischen Art auf den Weg gebracht haben. Herzlichen Dank hierfür. Als Mitglied des Kollegiums habe ich Sie, sehr geehrter Herr Prof. Kröppelin, als eine Persönlichkeit kennen gelernt, die nicht nur den Standort Dresden im Blick hatte, sondern die Entwicklung der Berufsakademie in Sachsen insgesamt, auch wenn dies teilweise zu einer Wettbewerbssituation für den Standort Dresden führte. Herzlichen Dank hierfür. Zusammenfassend kann man sagen, Sie, sehr geehrter Herr Prof. Kröppelin, haben die Berufsakademie in Sachsen mit maßgeblich mit geprägt. Dies war mir Ansporn zu überlegen, was ich Ihnen heute als Aufmerksamkeit und als kleines Dankeschön mitbringen kann. Es sollte etwas sein, das die Verbindung zu Ihrem Wirken darstellt. Dies ist sicherlich eine besondere Herausforderung. Nun was kann das sein? › von grundlegender Bedeutung (?) wie der Aufbau der Berufsakademie in Dresden › › › typisch sächsisch (?) nachhaltig (?) für Generationen wertbeständig (?) Nun, als genossenschaftlicher Bänker, der aus Meißen kommt, habe ich hoffentlich etwas entdeckt, dass diesen Ansprüchen Rechnung trägt und Sie, sehr geehrter Herr Prof. Kröppelin, an diese Zeit erinnern soll. Sehr geehrter Herr Prof. Kröppelin herzlichen Dank für Ihr Wirken an der Berufsakademie, sage ich Ihnen als Praxispartner, nebenberuflicher Dozent und Mitglied des Kollegiums. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Die Rede wurde schriftlich eingereicht) Leitthema: Bildung, die aufgeht Im Interview Der alte und der neue Direktor der Staatlichen Studienakademie Dresden (Die Interviews führten Dr. Thomas Grassmann und Franziska Wels, M.A.) Studienformen. BA- und FH-Absolventen konnten unter Anerkennung der Vorleistungen an der Technischen Universität Dresden weiter studieren. Alle weiteren Erfolge waren Arbeitsaufgaben, die ich mit allen Mitarbeitern der BA in Dresden und später mit allen Mitarbeitern der Berufsakademie Sachsen erzielt habe. Ein wenig stolz bin ich auf meine Mitwirkung beim Aufbau weiterer zwei Berufsakademien in Thüringen und Niedersachsen. Was waren Ihre größten Misserfolge? Aus meiner Sicht die Nichteinrichtung einer staatlichen akademischen Weiterbildung trotz Unterstützung der Uni Leipzig, der FH Mittweida und der IHK Südwestsachsen. Alle Bemühungen zur „Verbesserung“ der haupt- und nebenberuflichen Dozenten konnten nicht erreicht werden (nach 10 Jahren nun aber ein Teilerfolg!). Was erwarten Sie von Ihrem Nachfolger? Was empfehlen Sie ihm? Mit Empfehlungen bin ich sehr vorsichtig – ich kann hier nur meine Erfahrungen anbieten. Ich erwarte und wünsche mir, dass er die Berufsakademie weiter erfolgreich lebt und führt und meine Fehler nicht wiederholt. Im Gespräch mit Prof. Dr. Ing. Detlef Kröppelin Fällt Ihnen der Abschied schwer? Natürlich sind solche Veränderungen im Leben auch von mehreren Seiten zu betrachten. Ich beende meine aktive berufliche Laufbahn – ein neuer Lebensabschnitt kommt auf mich zu. In den letzten Tagen und Wochen gab es schon bewegende Momente während einiger öffentlicher Veranstaltungen an der BA in Dresden, Momente in denen diese Situation der Abschiednahme sehr deutlich wurde. Aber ich denke, dass mir der Abschied von der Berufsakademie persönlich und familiär gut bekommen wird. Ich hatte lange genug Zeit mich auf diesen Tag vorzubereiten. Was wollten Sie erreichen, als Sie seinerzeit das BA-Modell nach Sachsen geholt haben? Diese Frage wurde mir schon häufig gestellt – eine Frage, die indirekt die damalige Situation in der Wendezeit widerspiegelt. Die Wirtschaft benötigte akademisches Fachpersonal – insbesondere in den wirtschaftswissenschaftlichen Bereichen – in kürzester Zeit. Die Ingenieurschulen gab es in den alten Bundesländern nicht. In der damaligen DDR gab es sehr gute Ingenieur- und Fachschulen deren Entwicklungen mit der Wende unklar waren. Beide Aspekte: Bereitstellung von akademischen Fachpersonal und Erhaltung der sehr guten Ingenieurschulen führten zu der Überzeugung eine Berufsakademie nach baden-württembergischen Modell aufzubauen – und dieses haben wir erreicht mit der Gründung der BA in Dresden zum 01.10.1991 mit drei Standorten. Was hätten Sie gern noch verwirklicht? In den letzten drei Jahren hat sich einiges auf dem deutschen Bildungssektor geändert. Die dualen Studienangebote haben Hochkonjunktur – kurz: gern hätte ich noch den Weg der Berufsakademie Sachsen zur Dualen Hochschule in Sachsen mit verwirklicht! Des Weiteren hätte ich die Weiterbildung an der Berufsakademie Sachsen noch erreichen wollen – eine dringende Aufgabe – und einen wirklichen Technologietransfer. Was hätten Sie im Nachhinein gern anders gemacht? Diese Beantwortung überlasse ich gern meinen Kritikern! Aber: Bürokratische Hürden waren schon ein Hindernis um einige Themen anders anzugehen und zu beschleunigen. Die Weiterbildung hätte ich schon 1997 an der Berufsakademie Sachsen als eigenständigen Bereich einrichten wollen. Was waren Ihre größten Erfolge? Als Betreff möchte ich den Erlass des SMWK vom 26.09.1991 zur Errichtung der BA in Sachsen als Start nennen und in diesem Zusammenhang die 1. Sitzung des Kuratoriums der Berufsakademie. Ein weiteres wichtiges Ergebnis war der Kooperationsvertrag mit der Technischen Universität Dresden zur Absicherung der Durchlässigkeit der einzelnen 20 Was überwiegt: Freude oder Wehmut über den nun beginnenden Ruhestand? Hier kann ich eindeutig sagen: Freude! Wehmut insofern, dass mir die täglichen Arbeitsgespräche fehlen – der Gewöhnungsprozess beginnt sicher! Was haben Sie jetzt vor? Kurzfristig werde ich die Aufgaben erledigen für die ich in den zurückliegenden Jahren keine Zeit hatte. Auch kann ich mich jetzt mehr meiner Familie widmen. Eine interessante Aufgabe ist vorbereitet: Der Bildungsexport „Berufsakademie/Duale Hochschule“ in das Nachbarland Tschechien. Eine tschechische Uni und Verbände sowie Ministerien haben starkes Interesse bekundet. Gremien und Verbänden stehe ich weiterhin für Beratungen zur Verfügung. Was möchten Sie den Studierenden mit auf den Weg geben? Das ist kurz gesagt: Nutzen Sie die drei kurzen Jahre an der Berufsakademie intensiv zur Wissensaneignung – studieren Sie diszipliniert, ziel- und leistungsorientiert und gehen Sie respektvoll mit Ihren Gegenübern um. Was möchten Sie den Mitarbeitern mit auf den Weg geben? Arbeiten Sie weiterhin am praxisintegrierten Studienmodell – der Wettbewerb im Bildungsbereich wird härter. Sie haben in den zurückliegenden Jahren erfolgreich an diesem Modell gewirkt. Ich glaube, dass die Aufgaben qualifizierter werden und Sie müssen vermutlich gemeinsam die Akquise bei Firmen und Abiturienten/Bewerbern verbessern! Gedanken an die Gründerzeit Es war eine schwierige Zeit. Trotzdem war diese Zeit spannend – alle Beteiligten mussten aufeinander zugehen – es war fast überall ein Herantasten. Vor der Gründung erinnere ich mich gern an die Gespräche mit den Politikern, mit den Ministerien und einigen Vorständen der Unternehmen. Es war auch schön: Der Bürokratismus blühte noch nicht so – ich glaube wenn wir das damalige Zeitfenster nicht genutzt hätten, gäbe es keine Berufsakademie in Sachsen. Verwaltung und Finanzen waren einfacher zu Händeln gegenüber der heutigen Zeit. Ich erinnere mich immer wieder an die verdutzten Gesichter einiger Vorstände, wenn ich diese in unserer „Barackenlandschaft“ auf der Heideparkstraße empfangen durfte. Schön war aber, dass wir mit Leistungen überzeugen konnten. Unangenehm erinnere ich mich an die aus meiner Sicht Massenentlassungen an der Ingenieurschule für Holztechnik von ca. 50 Mitarbeitern – Mitarbeitern, die in der Wendezeit sehr aktiv an der Weiterentwicklung der Bildungseinrichtung mitgewirkt hatten. Im Gespräch mit: Prof. Dr.-Ing. habil. Andreas Hänsel Sie sind der neue Direktor der Staatlichen Studienakademie Dresden. Dafür geben Sie die Leitung des Studienganges Holz- und Holzwerkstofftechnik ab. Sind Sie ein bisschen traurig? Ich glaube, dass es natürlich ist, dass wenn man eine Tätigkeit, die man gern gemacht, hat einem Nachfolger übergibt, man ein wenig Bedauern empfindet. In meiner Zeit als Studiengangleiter haben wir das Curriculum grundhaft modernisiert und in den Bereichen Wissens- und Technologietransfer große Fortschritte gemacht. Ich möchte in diesem Zusammenhang auf die von uns herausgegebene Fachbuchreihe aber auch die enge Kooperation des Studienganges mit dem Institut für Holztechnologie und dem Fraunhofer IPA verweisen. Insofern übergebe ich einen gut bestellten Studiengang und bin sicher, dass er bei meinem Nachfolger in besten Händen ist. Was hat Sie daran gereizt, die Leitung der BA in Dresden zu übernehmen? Ich habe die Hälfte meines Berufslebens in Forschung und Lehre und die andere in verschiedenen Führungspositionen der Wirtschaft verbracht. Insofern ist es für mich persönlich eine Herausforderung, meine in der Wirtschaft erworbenen Kompetenzen bzgl. der Leitung von Organisationen im Hochschulbereich anzuwenden. Dies insbesondere in einem Zeitraum, der durch den demografischen Wandel, den Übergang zu neuen Lehrformen (Stichwort mobile-learning) aber auch der Notwendigkeit die Berufsakademie im Bereich des Wissens- und Technologietransfers weiterzuentwickeln und teilweise auch neu zu positionieren charakterisiert ist. Das empfinde ich als eine sehr wichtige Aufgabe, auf die ich mich freue. Welche Führungsaufgaben sind aus Ihrer Perspektive die dringlichsten, welche die wichtigsten? Dringlichkeit und Wichtigkeit sind nach meinem Verständnis zwei Koordinaten eines Systems. Insofern lautet die Frage für mich: Welche Aufgaben sind dringlich und wichtig und welche sind wichtig aber nicht dringlich. Letztere haben den größeren Reiz, da sie die strategischen Fragen beinhalten. Dazu gehört u.a. eine belastbare Konzeption, um – wie bereits ausgeführt - erfolgreich mit den Veränderungen durch den demografischen Wandel umzugehen. Zu diesen langen Entwicklungslinien gehört aber auch die Positionierung und Weiterentwicklung der Berufsakademie im tertiären Bildungsbereich. Hier werden wir eigenständigen Beiträgen der Berufsakademie im Wissens- und Technologietransfer künftig größere Aufmerksamkeit widmen. Wie würden Sie Ihren Führungsstil bezeichnen? Führung manifestiert sich nach meiner Meinung in Handlungs- und Verhaltensweisen. Dazu gehört an erster Stelle Vorbild zu sein, gemeinsam eine Vorstellung der Zukunft zu entwickeln sowie eine Konzentration auf die vereinbarten Ergebnisse zu erzeugen. In diesem Zusammenhang spielt Vertrauen eine große Rolle sowie die Gewähr von gewünschter Hilfestellung. Was erwarten Sie von den Mitarbeitern in der Verwaltung? Jede Organisation hat Kern- und Unterstützungsprozesse. Die Kernprozesse an der Berufsakademie sind die Lehre sowie der Wissens- und Technologietransfer. Insofern ist es mein Wunsch, dass sich die Verwaltung als Dienstleister für diese Prozesse versteht und nicht umgekehrt. Mit Campus Dual haben wir eine aus den üblichen Lösungen der Hochschullandschaft herausragende Voraussetzung für einen Teil der Verwaltung geschaffen. Diesen Prozess müssen wir fortsetzen, um in allen Verwaltungsbereichen die jeweils effektivsten Systeme zu etablieren und managen zu können. Das hat dann auch viel mit Disziplin zu tun. Was erwarten Sie von den Dozenten? Von den Dozenten erwarte ich, dass sie die studentenzentrierte Lehre als Alleinstellungsmerkmal der Berufsakademie im tertiären Bereich verwirklichen. Dazu gehört hohes wissenschaftliches Niveau bei maximalem Studienerfolg. Gleichzeitig wünsche ich mir Dozenten, die sich über ihre Lehraufgaben hinaus aktiv für die verschiedenen Belange der Berufsakademie einsetzen. Das beginnt bei der Gremienarbeit, setzt sich über das Marketing fort und schließt sicher auch Fachpublikationen ein, ohne in dieser Aufzählung abschließend sein zu wollen. Was erwarten Sie von den Studierenden? Die Studierenden sollten sich in erster Linie selbst in der Verantwortung für ihren Studienerfolg sehen. Das ist die Basis für alles andere, z.B. eine gute Kommunikation mit allen Dozenten/Innen und Mitarbeitern/Innen , wissenschaftliche Neugier, konstruktive Gesprächspartnerschaften zur Verbesserung des Studiums in unserem Haus usw. Wenn Sie während des Studiums Begeisterung für das Studium und das BA-Modell entwickeln, wie ich es bei vielen meiner Holztechnik-Studenten in den vergangenen Jahren erleben durfte, bleiben fast keine Wünsche mehr offen. Sie haben lange Jahre Erfahrung mit der Leitung eines Unternehmens, Sie sind aktiv in der Lokalpolitik engagiert. Welche Erfahrungen und Arbeitsmethoden werden Sie in die BA und für die BA übernehmen (können)? Die Aufgaben einer Führungskraft sind in allen Organisationen ähnlich. Grundsätzlich geht es um das Identifizieren und Formulieren von Zielen, die Organisation von Prozessen, das Treffen von Entscheidungen, Bewertungen und Kontrollen sowie das planvolle Fördern der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Hilfreich ist dabei eine ständige Kommunikation. Dieses „Arbeitsschema“, das im Übrigen vom Malik Management Zentrum St. Gallen vermittelt wird, versuche ich in allen meinen Führungsaufgaben, also auch in meiner neuen Tätigkeit, anzuwenden. Was macht für Sie eine gute Bildungseinrichtung aus? Für eine gute Bildungseinrichtung wähle ich gern die Metapher eines summenden Bienenstockes. D.h. alle sind mit Begeisterung am Werk, der Feierabend kommt zu früh, weil das eine oder andere Problem noch durchdacht, untersucht und gelöst sein will. Es ist eine Arbeitsatmosphäre die von gegenseitigem Respekt, Ermutigung aber auch Erwartung und Forderung geprägt ist - also eine echte Partnerschaft zwischen Kollegen sowie Dozenten und Studierenden. Welchen Stellenwert hat die Theorie, welchen Stellenwert hat die Praxis? Aus den Broschüren der Berufsakademie kennen wir das Symbol der ineinandergreifenden Zahnräder, d.h. wir brauchen beides, um erfolgreich zu sein. Alles was theoretisch erdacht und geplant wird, muss den Praxistest bestehen. Oder anders gesagt: ohne Theorie und deren Anwendung keine Verbesserung der Praxis und ohne diese keine Anstöße zu neuen Überlegungen und Verbesserungen, vor allem aber auch keine Bestätigung der Theorie. Kurz beide sind unlösbar verbunden. Haben Sie eine Vision von der Zukunft der BA in Dresden? In den nächsten 10 Jahren sollte es uns gelingen die Berufsakademie nicht nur de jure sondern auch de facto als dritte Säule des tertiären Bereichs zu etablieren. Der Status einer Dualen Hochschule mit allen Anforderungen die damit verbunden sind, ist ein erstrebenswertes Ziel. Auf diesem Weg gibt es eine Reihe von Meilensteinen deren erfolgreiche Bewältigung nicht nur von uns abhängt, sondern wo auch vom Gesetzgeber notwenige Veränderungen vollzogen werden müssen, um beispielsweise im Wissens- und Technologietransfer wirksam sein zu können. Haben Sie ein Motto? Im Sinne eines Lebensmottos sicher nicht. Den Beginn meiner Arbeit in Organisationen überschreibe ich jedoch gern mit „Zusammen – wachsen“, in der doppelsinnigen Bedeutung. Gemeinsam wachsen kann nur wer auf einer Basis des Vertrauens eng zusammenarbeitet, um so die Herausforderungen der Zukunft zu meistern und an dieser Herausforderung qualitativ und soweit möglich auch quantitativ wächst. Vielen Dank für das Gespräch. Vielen Dank für das Gespräch. > 02/12 Treffpunkt BA > 02/12 Treffpunkt BA 21 Leitthema: Bildung, die aufgeht »Bildung, die aufgeht« auch in Zukunft „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen!“, das hat Helmut Schmidt mit Blick auf Politiker gesagt. Mit dem Wort ‚Arzt‘ wird die sprachliche Nähe zum Pathologischen, zum Krankhaften suggeriert. Helmut Schmidt wird seine Gründe gehabt haben, als er diese Aussage formulierte. Er kennt den Kontext selbst nicht mehr genau1 - und der ist schließlich elementar dafür, wenn man nachträglich auch nur irgendeine Art von Schlussfolgerung ableiten und die Formulierung nicht einer beliebigen Interpretation preisgeben möchte. Gegner visionärer Ideen verschanzen sich gern hinter der Prominenz des Namens Schmidt und seinem vermeintlich klaren Standpunkt. Mit Erich Fromm möchte ich ergänzen: „Die Kranken, das sind die Gesunden. Und die Gesunden, das sind in Wirklichkeit die Kranken.“2 Mit Blick auf unser Thema soll das heißen, dass diejenigen, die das Glück haben, Visionen zu empfangen - ob man Visionen entwickeln kann, darüber lässt sich bestimmt intensiv diskutieren - sich doch eigentlich bester geistiger Gesundheit erfreuen und diese Gabe intensiv nutzen sollten. Sonst hätte man wohl Jule Verne, Herbert G. Wells und Co. in eine Klinik überweisen müssen und ihnen Flug-, Raketen- und Netzpioniere gleich hinterherschicken können. Vielleicht hängen die unterschiedlichen Aussagen aber auch mit dem inhaltlichen Verständnis dessen, was eine Vision ist bzw. sein soll zusammen. Jedoch, selbst wenn man unter einer Vision eine (göttliche) Erscheinung verstehen möchte, sollte man, wenn man Pascals Gotteswette3 auch nur ein bisschen ernst nimmt, nicht zu schnell mit der Arztüberweisung bei der Hand sein. Vielleicht reicht auch erst einmal der Gang zum Ökonomen … Der allgegenwärtige Graben zwischen Visionären und Pragmatikern zieht sich auch durch die Wissenschaften, wenigstens durch die Wirtschaftswissenschaft(en). In der Betriebswirtschaftslehre versteht man unter einer Vision ein Zukunftsbild. Und zwar nicht irgendeines, sondern eines der fernen Zukunft. Nun jedoch nicht so fern, dass es als förmlich unerreichbares Irrlicht über einem konturlosen Morgen wabert, gewissermaßen hinter dem Horizont liegt, sondern eines, das durchaus erreichbar anmutet; bei hinreichender Anstrengung und fortgesetzt günstigen Rahmenbedingungen jedenfalls. Als solches (Zukunftsbild) ist die Vision sogar Gegenstand der Unternehmensführung und wird dort im Kontext normativer Führungsmethoden diskutiert. Nur dumm, dass sich der Ergebnisbeitrag einer Vision nicht messen, zählen oder wiegen lässt und als solche der bilanzierenden oder „quantifizierend-controllenden“ Überlegung nur eingeschränkt zugänglich ist. Solcherlei Softness gepaart mit einem Übermaß an mangelhafter 1 Vgl. Schmidt, H. (2009), in: http://sowi.st-ursula-attendorn.de/tp/ tpsmid01.htm. 2 So auf dem Klappentext des Buches Fromm, E. „Die Pathologie der Normalität“. Vgl. aber auch Fromm, E. in: Ferst, M. (2002), S. 18, wo Fromm mit den Worten „Die Normalsten sind die Kränkesten. Und die Kranken sind die Gesündesten.“ zitiert wird. 3 22 > 02/12 Treffpunkt BA Kalkulierbarkeit, ja, man könnte sagen „akademischer Warmduscherei“, führt gefährlich nah in die Reichweite schöngeistiger Gefühlsduselei. Nichts also, womit sich Geld verdienen und Zukunft gestalten lässt. Die Folge ist ein erbitterter akademischer Stellungskrieg, der immer dort, wo ein „Qualitativer“ verbal den Kopf aus dem Graben hebt, zu massivem „quantitativem“ Störfeuer führt; und umgekehrt. Sollte man Visionen bzw. die normativen Gestaltungsinstrumente der Unternehmensführung deswegen verwerfen, sind diese unwichtig, nebensächlich oder sogar lediglich „Sozialklimbim“? Für die Unternehmensführung ist eine Vision „ein konkretes Zukunftsbild, nahe genug, dass wir die Realisierbarkeit noch sehen können, aber schon fern genug, um die Begeisterung der Organisation für eine neue Wirklichkeit zu wecken“.4 Für andere Autoren ist das, was die Boston Consulting Group hier als Vision bezeichnet schlicht „der Auftrag“ der jeweiligen Organisation. Dort kann man dann Sätze wie die folgenden lesen: Notwendige Voraussetzung ist also die grundsätzliche Erfahrungsbereitschaft. Erfahrungsbereitschaft verstanden als die Fähigkeit, offen für enttäuschte Erwartungen zu sein und die wiederholte Enttäuschung von Erwartungen aushalten zu können. Außerdem dürfen einmal gesammelte Erfahrungen nicht zum „Gehäuse .. eingefahrene[r], mechanisch gewordene[r] Gewohnheiten“ werden, Erfahrung darf nicht dumm machen. Erfahrung darf nicht zur Resignation führen, „die dazu rät sich mit den gegebenen Umständen abzufinden … und sich gegen die Möglichkeit neuer Erfahrung abzusichern.“7 Auch das Streben nach Spitzenleistungen vermag als zentraler Auftrag eines Unternehmens zu fungieren. Im Zentrum des Strebens nach Spitzenleistung steht die Qualität, stehen Qualitätsstandards. „Unternehmen die auf Spitzenleistungen bedacht sind, verlieren lieber einen Kunden, als dass sie Kompromisse bei ihren Qualitätsstandards eingehen.“8 „Was für die Gestaltung des eigenen Lebens gilt, das trifft auch … auf Unternehmen zu. Auch sie brauchen einen Auftrag, wenn sie auf längere Sicht erfolgreich sein wollen. Sollen andere mit Strategien, Taktiken und Management herumspielen. Solange ihnen der Sinn und die eigentliche Bedeutung ihres Unternehmens nicht klar ist, werden sie niemals gewinnen können.“ 5 Für die Anhänger dieser Auffassung besteht eine klare Beziehung zwischen dem Auftrag eines Unternehmens und seinem Erfolg. Sie gehen sogar so weit zu sagen, „dass Erfolg letztlich eine Frage der Moral ist“6. Der jeweilige Auftrag, der Antrieb zum Handeln also, ist jedes Mal, in jedem Unternehmen, eine sehr persönliche Angelegenheit. Darum mag die Anzahl und Verschiedenartigkeit konkreter Aufträge ebenso mannigfaltig sein, wie die anzutreffenden menschlichen Charaktere. Dennoch lässt sich eine Minimaltaxonomie mit 4 Kategorien formulieren: nämlich die Fokussierung auf Entdeckungen, auf Spitzenleistungen, auf Altruismus und auf Heroismus. Was verbirgt sich dahinter? Mit dem Entdecken als Antriebsfaktor wird der Lust am Neuen Ausdruck verliehen. Die Mitglieder einer von Entdeckerlust getriebenen Organisation müssen die damit verbundene Freiheit ertragen, sie müssen es ertragen können, Verantwortung für die eigenen Entscheidungen zu übernehmen und sich nicht hinter Normen und Konventionen verstecken zu können. Notwendige Voraussetzung für die an der Spitzenleistung orientierte Organisation, ist die Mentalität des Handwerks, nämlich der Wunsch, dass was man tut, gut zu tun. „Handwerkliche Tätigkeit ist stets auf Qualität ausgerichtet.“ 9 Dass es dafür einer ganz bestimmten inneren Verfasstheit bedarf, ist offensichtlich. Typisch für „jegliches handwerkliches Denken und Handeln … ist die Ablehnung bloßen Durchwurstelns, wobei die Einstellung, die Arbeit gerade gut genug zu erledigen, als Ausrede für Mittelmäßigkeit gilt. … Ebenso … gehört zu den Anforderungen der Praxis, ein Problem bis in seine letzten Verzweigungen hinein zu verfolgen … der »Handwerker« muss Geduld üben und rasche Lösungen meiden.“10 Unabhängig davon, welches Produkt ein an Spitzenleistungen orientiertes Unternehmen fertigt, kommt es auch und vor allem darauf an, mit welchem Engagement dessen Mitarbeiter sich mühen, den jeweils erforderlichen Tugenden gerecht zu werden, ist die „Motivation wichtiger ..als [das] Talent“11. In diesem Sinne ist das Streben nach Spitzenleistungen „praktizierte Tugend[haftigkeit]“12. Eine weitere Kategorie unternehmerischer Antriebsfaktoren ist der Altruismus, das uneigennützige, selbstlose, andere berücksichtigende Verhalten. Die altruistische Organisation hat sich vollständig den 7 Bollnow, O. F. (1974), S. 22. 8 Mourkogiannis, N./Vogelsang, G./Unger, S. (2008), S. 58. 9 Sennett, R. (2008), S. 37. Interessen ihrer Kunden verschrieben. Sie zeichnet sich bspw. „durch Dienstleistungen, die weit über das Normalmaß hinausgehen …, durch die Versorgung der Kunden mit besonders preisgünstigen Waren … [oder] durch den Einsatz für Forschung und Technologien, die das Leben der Kunden erleichtern“13 aus. In dem Altruismus verpflichteten Unternehmen bedarf es ethischer Prinzipien bzw. Codizes, die im Zweifelsfall nichts mit der täglichen Arbeit der Mitarbeiter zu tun haben, diese also gleichsam transzendieren und auf deren Einhaltung unternehmensseitig geachtet werden muss. Die letzte Auftragskategorie ist der Heroismus. Organisationen, die sich dem Prinzip des Heroismus verpflichtet sehen, deren verfolgte Ziele heroisches Verhalten er-, ja sogar einfordern, suchen ihre Visionen unter Einsatz von „Ehrgeiz, Wagemut und eine[r] gewisse[n] Portion Rücksichtslosigkeit“14 zu verwirklichen. Diesen Unternehme(r)n geht es nicht vordergründig darum, Kunden und Mitarbeiter glücklich und zufrieden zu machen. Stattdessen geht es ihnen vordergründig um die Durchsetzung des eigenen Gestaltungsanspruchs. Um den eigenen Willen durchzusetzen, bedarf es der Macht, des Einflusses, das tun zu können. Es bedarf also des unternehmerischen Erfolges als notwendiger Voraussetzung darüber hinausgehender Vorhaben. Notwendige Voraussetzung „heroischer Organisationen“ ist der ideenreiche, gestaltungswillige und vor allem auch gestaltungsfähige Mensch. Dafür ist es nicht erforderlich, dass sich die eigenen Ideen und Gestaltungsansprüche in den Dimensionen eines Henry Ford, Bill Gates, Sergej Brin oder Larry Page bewegen. Was aber wichtig und notwendig ist, sind der Wille und die Fähigkeit zu führen. Entdeckertum, Spitzenleistungen, Altruismus und Heroismus sind jeweils für sich allein genommen Extrempositionen. Natürlich kann sich ein Unternehmen der einen Position mehr verpflichtet fühlen als anderen. Was es aber nicht kann, ist, die jeweils übrigen Aspekte vollständig zu vernachlässigen. Deshalb handelt es sich bei MOURKOGIANNIS Kategorien wohl eher um eine Art sozialer Grammatik für Arbeitsorganisationen die es erlaubt, aus einer endlichen Zahl von Elementen und Regeln unendlich viele Auftragskonstellationen herauszuarbeiten.15 Wie genau der jeweilige Auftrag aussieht und vor allem welche Voraussetzungen für seine Erfüllung gewährleistet sein müssen, dass muss jede Organisation für sich herausfinden. 4 The Boston Consulting Group nach Hinterhuber, H. H. (1989), Bd. 1, S. 42. 10 Sennett, R. (2008), S. 74. 13 Mourkogiannis, N./Vogelsang, G./Unger, S. (2008), S. 60. 5 Mourkogiannis, N./Vogelsang, G./Unger, S. (2008), S. 25. 11 14 Mourkogiannis, N./Vogelsang, G./Unger, S. (2008), S. 62. 6 Mourkogiannis, N./Vogelsang, G./Unger, S. (2008), S. 54. 12 Mourkogiannis, N./Vogelsang, G./Unger, S. (2008), S. 57. Sennett, R. (2008), S. 22. 15 Vgl. Behrends, Th. (2001), S. 43. Pascal, B. (1840), S. 244 ff. > 02/12 Treffpunkt BA 23 Leitthema: Bildung, die aufgeht Unseren Auftrag haben wir mit der Maxime »BA - Bildung die aufgeht« ausgedrückt. Damit haben wir die Vision einer wissenschaftlich orientierten Fachkräfteschmiede für die Wirtschaft verbunden, › › › deren Qualität für sich selbst spricht, › die unseren Studierenden eine Plattform für die fruchtbare Diskussion Ihrer Praxiserfahrungen ist, › die unseren Studierenden soziale Räume auch jenseits von facebook und Co. anbietet, › die Unternehmergeist und Unternehmertum fordert und fördert, die offen ist für neue Erfahrungen! In der Akademie, mit den Praxis-Partnern der Akademie und für die Praxis-Partner der Akademie, und – last but not least – › die jung im Geiste ist, dynamisch und innovativ, die unseren Studierenden auf der Grundlage bewährter und neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse, auf dem Wege innovativer Lehrmethoden Ideen für Neues mit in die Partner-Unternehmen gibt, die proaktiv und eigeninitiativ wichtige Umfeldentwicklungen und Trends erkennt und darauf reagiert, auch außerhalb des Mainstreams! Vom Erfolgspotential unseres Auftrages sind wir überzeugt. Allerdings deutet der Wortbestandteil Potential einen ganz wesentlichen Aspekt an, nämlich den Umstand, dass der Erfolg sich nicht von selbst einstellen wird. Potentiale wollen genutzt, wollen ausgebeutet werden. Ihr bloßes Vorhandensein allein bewirkt noch gar nichts!16 Qualität, Innovation, Ideen für Neues, Offenheit für Erfahrungen, altruistisches Interesse an den eigenen Leistungsadressaten (Kunden), Unternehmergeist und Unternehmertum, Proaktivität und Eigeninitiative, das sind Worte, wie wir sie oben im Text mit Entdeckertum, Spitzenleistungen, Altruismus und Heroismus in Verbindung gebracht haben. Ohne die dafür jeweils erforderlichen Voraussetzungen jedoch wird es nicht gehen. Sind wir erfahrungsbereit? Legen wir an das, was wir tun handwerkliche Maßstäbe an? Lassen wir uns bei unserer täglichen Arbeit von übergeordneten Prinzipien leiten? Sind wir gestaltungswillig und gestaltungsfähig? Ich habe darauf auch keine einfachen, eindimensionalen Antworten, denn wo Licht ist, ist immer auch Schatten. Aber ich wünsche mir, für unser Haus und für mich persönlich, dass wir jede dieser Fragen einmal mit einem energischen „Ja. Selbstverständlich!“ beantworten können. Das ist aus vielerlei Gründen bedeutsam. Einer, und sicher nicht der unwesentlichste, lautet, dass es zunächst einmal immer gut ist zu wissen, dass die „auf Arbeit“ investierte Lebenszeit nicht nur dazu dient, Einkommen zu erzielen, sondern dazu beiträgt, Menschen und Dinge positiv zu beeinflussen.17 Darüber hinaus trägt eine Vision unmittelbar dazu bei, die Tätigkeit der vielen Einzelnen auf das Erschaffen einer gemeinsamen Zukunft hin auszurichten. In diesem Sinne unterstützt eine Vision die Koordination. Sie hilft bei der Selektion normativer Konzepte und strategischer Programme. Bei BLEICHER heißt es dazu, dass es diese Eigenschaft sei, an welcher der Wert einer Vision letztlich gemessen werden müsse.18 Verfolgt man diesen Gedanken weiter, lässt sich sogar in einer weiten Auslegung behaupten, dass erst das Verfolgen einer langfristigen Vision den zielgerichteten Einsatz der vorhandenen Ressourcen erlaubt. Ohne Vision ist es im Grunde völlig gleichgültig, was ich tue, solange es nur irgendwie effizient ist. Die Effektivität dessen, was man tut, kann dann leicht in Vergessenheit geraten, weil es dafür ja keinen Referenzpunkt gibt. Wie soll beurteilt werden, ob das, was man tut, gut oder schlecht, richtig oder falsch ist, wenn das Zukunftsbild, auf welches hingearbeitet wird, gar nicht definiert ist. Das erzeugt letztlich auch Unzufriedenheit bei allen involvierten Personen. Aus diesem Blickwinkel hilft eine Vision auch dabei, Zufriedenheit und motivationale Kraft aus der eigenen Leistung zu schöpfen, weil man diese dann als konkreten Beitrag zu einem angestrebten Ganzen begreifen kann.19 Eine Vision fördert die Konzentration auf das, was für Wesentlich gehalten wird und erhöht durch die tätige Auseinandersetzung mit der angestrebten Zukunft die Wahrscheinlichkeit für Innovationen, die deren Verwirklichung dienlich sein können. MOURKOGIANNIS schreibt sogar, dass der Wettbewerb von Unternehmen „[a]uf der grundsätzlichsten Ebene … zugleich auch ein Kampf .. [der] Ideen“20 ist. Ein Blick in die Ausführungen zum Innovationsmanagement lehrt, dass Ideen, wirkliche Ideen, wie scheue Rehe sind. Wenn das Umfeld nicht stimmt, huschen sie scheu ins Dickicht zurück. Wenn Visionäre, Ideenhaber, Seher fürchten müssen, als wahnhaft und irre zu gelten und gemeinsam mit dem Jagdschein die verbale Überweisung zum Arzt zu erhalten, dann möchte ich in Reaktion auf Helmut Schmidt‘s oft zitierte Aussage diesen Artikel mit dem Ausruf schließen: „Lasst uns die Kliniken öffnen!“ - damit unsere Bildung auch in Zukunft noch aufgeht. 16 Vgl. Gälweiler, A. (2005), S. 26. 19 Vgl. Malik, F. (2009), S. 43 ff. und S. 98 ff. 17 Vgl. Christensen, C. M. (2011), S. 26 ff. 20 Mourkogiannis, N./Vogelsang, G./Unger, S. (2008), S. 67. > 02/12 Treffpunkt BA Agrarmanagement der Zukunft BEHRENDS, TH. (2001): Organisationskultur und Innovativität, München. BLEICHER, K. (2011): Das Konzept integriertes Management. Visionen - Missionen - Programme, 8., überarbeitete und erweiterte Auflage, Frankfurt/New York. BOLLNOW, O. F. (1974): Was ist Erfahrung?, in Vente, R. E. (Hrsg.) (1974): Erfahrung und Erfahrungswissenschaft, S. 19-29. CHRISTENSEN, C. M. (2011): Der Sinn des Lebens, in: Harvard Business Manager, Heft 01/2011, S. 26-36. FROMM, E. (1994): Die Pathologie der Normalität. Zur Wissenschaft vom Menschen, Weinheim/Basel. FROMM, E. (1977): Sich nicht vom Schein trügen lassen. Fernsehinterview, in: FERST, M. (Hrsg.) (2002): Erich Fromm als Vordenker. „Haben oder Sein“ im Zeitalter der ökologischen Krise, Berlin, S. 12-23. GÄLWEILER, A. (2005): Strategische Unternehmensführung. Zusammengestellt, bearbeitet und ergänzt von Markus Schwaninger. Mit einem Vorwort von Fredmund Malik, 3. Auflage, Frankfurt/New York. Eine zuverlässige Partnerschaft, die zum Erfolg führt Die Landwirtschaft der Zukunft wird einen Bogen zwischen Ernährungssicherung, Energiegewinnung und nachhaltigem Ressourcenschutz spannen. Personelle und gesellschaftliche Ansprüche nehmen hinsichtlich ihrer Bedeutung zu. Dabei werden folgende Schwerpunkte als gleichberechtigte Säulen die nachhaltige Landwirtschaft prägen: ÖKOLOGIE ÖKONOMIE SOZIALES HINTERHUBER, H. H. (1989): Strategische Unternehmensführung, Band I. Strategisches Denken. Vision, Unternehmenspolitik, Strategie, 4., völlig neubearbeitete Auflage, Berlin/New York. MALIK, F. (2009): Führen Leisten Leben. Wirksames Management für eine neue Zeit, Frankfurt/New York. MOURKOGIANNIS, N./VOGELSANG, G./UNGER, S. (2008): Der Auftrag. Was großartige Unternehmen antreibt, Weinheim. PASCAL, B. (1840): Gedanken über Religion und einige andere Gegenstände, Berlin, in: http://www.zeno.org. SENNETT, R. (2008): Handwerk, Berlin. Autor Dr. Thomas Graßmann Dozent für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Unternehmensführung u. Internationalisierung Staatliche Studienakademie Dresden 18 Vgl. Bleicher, K. (2011), S. 111. 24 Literatur Kontakt Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden Tel./Fax.: 0351 44722-705/-9620 E-Mail: [email protected] Die künftige Veränderung der Struktur der Landwirtschaft zur Anpassung an vorgenannte Schwerpunkte muss ebenso eine Veränderung der Lehre im Studiengang Agrarmanagement nach sich ziehen. Die ökonomischen Aspekte der Betriebsführung werden verstärkt in Richtung ökologisch orientierter Kriterien verschoben und durch die Vermittlung sozialer Kompetenzen im Bereich der Personalführung ergänzt. Dazu ist ein enger Kontakt bzw. eine Verzahnung der Aktivitäten zur Umsetzung der Lehrziele zwischen den Dozenten der BA, den Praxispartnern und den Studenten notwendig. Diese kontinuierliche Zusammenarbeit hat das Ziel, die Qualitätssicherung konsequent umzusetzen und ist die Voraussetzung für die im Jahr 2016 anstehende Reakkreditierung. Nur mit einem hohen Qualitätsanspruch kann der Forderung der Praxis entsprochen werden, gut ausgebildete Absolventen für die landwirtschaftlichen Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Es werden deshalb auch weiterhin Dozenten- und Praxispartnertreffen organisiert, um Probleme im Ansatz zu erkennen und rechtzeitig erforderliche Maßnahmen einleiten zu können. Hierzu dienen auch die Dozentenevaluierungen durch die Studenten, die den Dozenten zur Verbesserung der Lehre dienen. Nach der Etablierung des Studienganges im Jahr 2007 wurden die ersten Absolventen 2010, 2011 und 2012 in die Praxis entlassen oder fanden Wege zur weiteren Qualifizierung im Rahmen der Masterausbildung an anderen Bildungseinrichtungen. Darüber hinaus liegen weitere Anfragen von Unternehmen vor, die Interesse an der Ausbildung und Betreuung von Studenten sig- nalisiert haben, für die jedoch für das Matrikel 2012 keine Bewerber gefunden werden konnten. Es ist festzustellen, dass verstärkt landwirtschaftliche und der Landwirtschaft nahestehende Unternehmen nach Absolventen unseres Studienganges fragen. Das widerspiegelt die Nachwuchsproblematik in der Landwirtschaft, die vor einem Generationswechsel steht. Viele der Praxispartner versuchen über die Betreuung der BA-Studenten ihren eigenen Bedarf an qualifizierten Nachwuchskräften zu decken. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass eine Reihe von Betrieben nach Beendigung der Ausbildung wiederum Studenten betreuen möchten. Eine Umfrage bei Lehrenden, Studenten und Praxispartnern ergab folgende Ergebnisse hinsichtlich der Bedeutung und den künftigen Anforderungen an den Studiengang Agrarmanagement: Um dem Anspruch der Landwirtschaft nicht nur im Bereich der Aus- und Weiterbildung gerecht zu werden, ist das Angebot hinsichtlich der landwirtschaftlichen Beratung zu erweitern und zu konkretisieren. Die bisherige Verfahrensweise der Themenfindung für Beleg- und Abschlussarbeiten in Abstimmung und zum Nutzen der Praxisbetriebe ist noch stärker auf die betrieblichen Belange zuzuschneiden und auf eine noch höhere Stufe der Wissenschaftlichkeit zu heben. Darüber hinaus können Beratungsinhalte angeboten werden, die privaten Beratungseinrichtungen, Berufsschulzentren sowie staatlichen und gesellschaftlichen Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden. Damit verbunden ist auch die Nutzung der räumlichen und technischen Möglichkeiten der BA in Dresden, einschließlich der Bibliothek. Einen besonderen Anknüpfungspunkt für künftigen Wissenstransfer bieten die hervorragenden Bedingungen der BA in Dresden in den Bereichen Informatik und Softwareentwicklung, die auch im Rahmen von Schulungen und Beratungen zur Verfügung stehen. Abschließend ist festzuhalten, dass der Studiengang Agrarmanagement an der Berufsakademie in Dresden eine von der landwirtschaftlichen Praxis gewünschte Form der Ausbildung landwirtschaftlicher Nachwuchskräfte zur Übernahme von Verantwortung im Bereich der Betriebsführung darstellt. Künftig werden für die Absolventen neben den rein landwirtschaftlich-fachlichen Anforderungen stärker soziale Kompetenzen erwartet. Besonders im Bereich der Managementmethoden, Kommunikation, Personalwirtschaft sowie Präsentations- und Kreativitätstechniken ist die Ausbildung weiter zu qualifizieren. > 02/12 Treffpunkt BA Autoren Dr. agr. Joachim Rühl Leiter des Studiengangs Agrarmanagement Staatliche Studienakademie Dresden Kontakt Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden Tel./Fax: 0351 44722-661/9670 E-Mail: [email protected] M.Sc. Heike Delling Dozentin Agrarmanagement Staatliche Studienakademie Dresden Kontakt Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden Tel./Fax: 0351 44722-751/9670 E-Mail: [email protected] 25 Leitthema: Bildung, die aufgeht Was kann die BA in Zukunft tun? Aufbaustudium, Weiterbildung, Technologietransfer Unter Technologietransfer wird nach REINHARD und SCHMALHOLZ „die planvolle SEMESMODULMODUL INHALT Übertragung wissenschaftlichen und technologischen Wissens zwischen Personen TER TYP und Organisationen zum Zweck der Innovation“ verstanden. Insbesondere für 1 ProjektmanageP • Projektarten klein- und mittelständische Unternehmen ist dies ein Weg der Zukunftssicherung, ment • Projektbildung und –steuerung da ihnen z.T. wesentliche Ressourcen für eigene Innovationstätigkeit fehlen. Das • Bestimmung und Bewertung von Themen (Recherche, Kreativität, Wissächsische BA-Gesetz eröffnet die Möglichkeit aktiv an einem solchen Prozess sensmanagement, Urheberrecht) teilzunehmen. Neben den für die Studienakademie typischen Formen, wie Projekt• Präsentation • Schreibwerkstatt und Studienarbeiten bzw. Diplomarbeiten und Bachelor-Thesis, sollte künftig eine Auseinandersetzung mit anderen Formen und deren sinnvolle, studiengangspe1 Lean Production P • Einführung in die Wertstromanalyse zifische Umsetzung erfolgen. Zu Möglichkeiten des Technologietransfers, denen und Unterneh• Werkzeuge zur Analyse und mensplanung Verbesserung Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte, können Aktivitäten wie: › › › • • • • Die Organisation und Durchführung von Fachtagungen Das Coaching von Mitarbeitern unserer Praxispartner oder ECTS > 02/12 Treffpunkt BA 4 Planspiel, Simulation Stückgutprozesse Wertstromdesign ERP und MES Training Die Drittmittelforschung 1 TPM WP • Beseitigung von Hauptausfallursachen Total Productive • Instandhaltungsstrategien zählen. Erfolgreiche Beispiele liegen dazu bereits vor, wie die jährliche Tagung Maintenance • Autonome Instandhaltung des Bereichs Technik („Techniktag“), die künftig inhaltlich weiter entwickelt werden • Vorbeugende Instandhaltung • SMED-Rüstzeitoptimierung kann oder die 9. Internationalen Möbeltage, die im November 2012 in Kooperation mit dem IHD gGmbH auf dem Campus der BA in Dresden durchgeführt werden. 1 ISMS WP • Rechtliche Grundlagen Durch Dozenten des Studienganges Holz- und Holzwerkstofftechnik wurden im Information • Sicherheitsmanagement Security • IT Notfallmanagement vergangenen Jahr Mitarbeiter unserer Praxispartner zu Fragen der Zeiterfassung Management • Desaster Recovery gecoacht. Organisatorisch ist auch die Durchführung einer Drittmittelforschung System an der Berufsakademie vorstellbar, wozu erste Erfahrungen - ebenfalls aus dem 1 ForschungsP • Themen für je 4 Studenten Bereich der Holztechnik - vorliegen. Eine solche aktive Tätigkeit wirkt sich neben seminar • z.B.: Bereiche: der Erhöhung der Reputation der Einrichtung erfahrungsgemäß auch positiv auf - Produktionsorganisation - Technologieoptimierung wissenschaftliches Niveau und Aktualität der Lehre aus. - IT Notfallmanagement Technologietransfer ist immer auch eng mit der Weitergabe von Wissen ver- Data Loss Prevention bunden. So wird sich die Berufsakademie künftig stärker mit einem Angebot von 2 Produkt- und P • Mathematische und physikalische Weiterbildungen beschäftigen. Dazu liegen in den meisten Studiengängen Ideen vor, ProzessoptimieModellierung die in den kommenden Wochen diskutiert werden müssen, um eine gemeinsame rung • Grundlagen der Simulation • Rechnergestützte Simulation und effektive Strategie zu entwickeln. Dabei sollten auch studiengangübergreifende, Optimierung quasi interdisziplinäre Ansätze gesucht werden. Ein Beispiel dafür ist das Konzept eines Aufbaustudienganges, das von den Studiengängen Informationstechnik und 2 Business English P • Business Small Talk • Business Communication Holz- und Holzwerkstofftechnik entwickelt wurde (s. Tabelle 1). Schwerpunkt wird • Telephoning in English hier der Erwerb einer Qualifikation zur Gestaltung, Planung und Optimierung von • Business Presentations Fertigungsprozessen sein. Erste Abstimmungen mit interessierten Vertretern der • Business Correspondence Wirtschaft zeigten, dass ein solches Projekt auf einen großen Bedarf und entspre2 Diplomarbeit P • Themen aus dem Bedarf der jeweiligen chende Unterstützung stößt. Gegenwärtig werden die notwendigen StudienunterStudiengänge der BA • Ausgewählte Themen aus dem F&Elagen erarbeitet, wobei im Herbst 2013 dieses Aufbaustudium erstmalig angeboten bereich der Praxis werden soll. In einem 2- semestrigen Aufbaustudiengang können dann folgende Tabelle 1: Grobkonzept der Studieninhalte „Fachingenieur Produktionsorganisation“ Kernkompetenzen erworben bzw. vertieft werden: 26 4 › Problemlösungs- und Handlungskompetenz (Fähigkeiten zum Projektmanagement und Forschungsmanagement) › Kompetenz im Umgang mit Wissen (Management von Informationen, Verfassen von Berichten, Präsentation) › Soziale Kompetenz (Teamfähigkeit und Teamarbeit, Moderations- und Führungsfähigkeiten, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit) › Fachliche Kompetenzen (vertiefte ingenieurwissenschaftliche und organisatorische Kenntnisse) > 02/12 Treffpunkt BA 3 4 4 4 7 27 Leitthema: Bildung, die aufgeht Internationalität Als Abschluss ist der Fachingenieur für Produktionsorganisation, Dipl.-Ing. (BA) vorgesehen; die Vergabe von 30 ECTS wird zurzeit geprüft. Wichtig ist in diesem Prozess, dass alle organisatorischen Möglichkeiten der Berufsakademie genutzt werden, um die in den Laboren vorhandenen Ressourcen sowie das Know-how der Mitarbeiter, Dozenten und Professoren auch auf den umrissenen Gebieten effektiv zu nutzen ohne das Markenzeichen einer studentenzentrierten Lehre als Kern der Arbeit der Berufsakademie zu vernachlässigen. Wir werden über den Start und die Erfahrung an dieser Stelle wieder berichten. Autoren Studium Universale 28 z Prof. Dr.-Ing. Lutz Zipfel Leiter des Studienganges Informationstechnik Staatliche Studienakademie Dresden Kontakt Hans-Grundig-Straße 25 in 01307 Dresden Tel.:/Fax: 0351-44722-521/9520 | E-Mail: [email protected] Studentisches und akademisches Leben an der Studienakademie Dresden Lehren und Lernen stehen an der Berufsakademie in Dresden im Zentrum der Aufmerksamkeit. Dabei verfolgt die Ausbildung drei aufeinander aufbauende Ziele. Diese sind: aktuell vorhandene wissenschaftliche Erkenntnisse zu lehren, diese auf bekannte und neue Probleme anzuwenden und schließlich die Befähigung der Studierenden, sich nach Studienende selbstständig neues Wissen und neue Fähigkeiten aneignen zu können. Welche Möglichkeiten gibt es, zusätzlich zu den in den Modulhandbüchern festgeschriebenen Inhalten, die Studierenden zu befähigen, Zusatz- bzw. Schlüsselqualifikationen zu erwerben und über die engen Grenzen der Studieninhalte hinaus noch weitere Erkenntnisse zu erhalten? Studium Universale als fakultative (oder nicht-obligatorische), öffentliche Lehrveranstaltungen der Studienakademie Dresden ist eine davon. Ein Studium Universale an der Berufsakademie kann nicht nur der besseren Allgemeinbildung dienen, sondern ergänzt das Fachwissen und verbessert damit auch berufliche Chancen. Im Rahmen einer solchen Veranstaltungsreihe sollen Inhalte ganz unterschiedlicher Gebiete vermittelt werden, um durch die breitere Allgemeinbildung die Fähigkeit des Denkens in vernetzten und strategischen Dimensionen zu erhöhen. Zusätzlich zu diesen doch relativ umfassenden Zusatzqualifikationen dient das Studium Universale der Erweiterung des eigenen Horizontes, um Erfahrungen in anderen Wissenschaftsbereichen zu sammeln. Dabei spielt die innere Pflicht zur Interkulturelle Kompetenz in Studium und Lehre an der Berufsakademie Sachsen Prof. Dr.-Ing. habil. Andreas Hänsel Direktor der Staatlichen Studienakademie Dresden Kontakt Hans-Grundig-Straße 25 in 01307 Dresden Tel.:/Fax: 0351-44722-200/299 | E-Mail: [email protected] eigenverantwortlichen Selbstbildung (lebenslanges Lernen) eine besondere Rolle. Eine Möglichkeit, in verschiedenen Gebieten „über den Tellerrand zu schauen“, bieten diese Vorlesungen. Ziel ist es, den Studierenden Perspektiven für die Berufswelt zu eröffnen und deutlich zu machen, dass es jenseits des gängigen Berufsfeldes des jeweiligen Studienganges eine Vielzahl anderer Karrieremöglichkeiten gibt. Die Idee ist, in einem festen Rhythmus (einen Nachmittag im Monat) eine Vorlesung mit der Dauer von 90 Minuten von bekannten Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kunst anzubieten. Um die verschiedenen Interessengebiete zu vertreten, ist eine entsprechende Vielfalt der angebotenen Themen unabkömmlich. Diese Vorlesungen des „Studium Universale“ sollten dann auch als „Öffentliche Vorlesungen“ angekündigt und veröffentlicht werden, was den Vorteil hat, dass der Bekanntheitsgrad der Studienakademie Dresden erhöht wird. Die Themengebiete sollten sich über technische, wirtschaftliche und kulturelle Themen strecken, um den Sinn eines Studium Universale zu erfüllen: Zeigen von neuen Perspektiven. Vorstellbar ist auch, den gesamten Campus Johannstadt in diese Reihe zu integrieren. Sowohl durch die Evangelische Hochschule als auch durch die Hochschule für bildende Künste könnten faszinierende Synergieeffekte erreicht werden. Eine Ausweitung der Akteure auf weitere Institutionen würde ein noch breiteres Angebotsspektrum bieten. Nochmals: Sinn und Zweck ist es, ein abwechslungsreiches und erlebnisvolles studentisches und akademisches Leben auf dem Gelände „Campus Johannstadt“ zu entwickeln. Das Studium Universale kann in diesem Zusammenhang aber nur ein Rädchen im Getriebe sein. Weitere Aktivitäten könnten sein: Dies Academicus, BA Sportfest, Semestereröffnungsveranstaltungen und vieles mehr. Hierbei ist aber die enge Zusammenarbeit mit dem Studentenrat der Studienakademie Dresden unabdingbar. Autor Prof. Dr.-Ing. Lutz Zipfel Leiter des Studienganges Informationstechnik Staatliche Studienakademie Dresden Kontakt Hans-Grundig-Straße 25 in 01307 Dresden Tel.:/Fax: 0351-44722-521/9520 | E-Mail: [email protected] > 02/12 Treffpunkt BA eine wesentliche Voraussetzung für tragfähige internationale Wirtschaftskooperationen. Interkulturelle Kompetenz wird häufig genau dort gefordert, wo kein Konsens gefunden werden kann oder nicht mit Akzeptanz und Anerkennung zu rechnen ist sowie in Situationen, in welchen bleibende Kulturunterschiede ausgehalten werden müssen. Ein kompakter und häufig zitierter Versuch zur Definition dieses komplex strukturierten theoretischen Konstrukts für den Bereich Wirtschaft stammt von Alexander Thomas: Einleitung Im Zuge der forcierten Internationalisierung und Profilierung von Studien- und Ausbildungsangeboten im Rahmen der Bologna-Studienreform und der (Re-) Akkreditierungsprozesse an der Berufsakademie (BA) „Interkulturelle Kompetenz zeigt sich in der Fähigkeit, kulturelle Bedingungen und Einflussfaktoren im Sachsen gewinnt zunehmend auch das Thema InterkulWahrnehmen, Urteilen, Empfinden und Handeln bei turelle Kommunikation und Kompetenz an Bedeutung. sich selbst und bei anderen Personen zu erfassen, zu Das ESF-Projekt Zusatzqualifikation Interkulturelle respektieren, zu würdigen und produktiv zu nutzen Kompetenz, welches auf eine bedarfsgerechte Konim Sinne einer wechselseitigen Anpassung, von zeption, Erprobung und begleitende Evaluation eines Toleranz gegenüber Inkompatibilitäten und einer Entwicklung hin zu synergieträchtigen Formen der Studienmoduls zur Förderung der interkulturellen Zusammenarbeit, des Zusammenlebens und handKompetenz von Studierenden im Studiengang Industrie lungswirksamer Orientierungsmuster in Bezug auf an der Staatlichen Studienakademie Breitenbrunn zielt, Weltinterpretation und Weltgestaltung.“ 2 unterstützt die Bestrebungen um Internationalisierung, Interdisziplinarität und Qualitätssicherung in Studium Mithin stellt interkulturelle Kompetenz ein mannigfalund Lehre an der BA Sachsen. Im Folgenden wird ein tiges Bündel an bereichsübergreifenden Wissensbeständen, kurzer Überblick zur Umsetzung des Projektes und damit praktischen und sozial-kommunikativen Fähigkeiten verbundenen Fragestellungen gegeben: Was versteht und Fertigkeiten, Persönlichkeitseigenschaften und man unter interkultureller Kompetenz? Wie lässt sich Handlungsorientierungen für einen „angemessenen“ und interkulturelle Kompetenz in Präsenzlehrveranstal- „effektiven“3 Umgang mit Menschen anderer kultureller tungen und durch E-Learning vermitteln? Wie kann die Herkunft in „kulturellen Überschneidungssituationen“4 Zusatzqualifikation im Studienangebot der BA Sachsen dar. Die konkret geforderten Wissensbestände, Fähigimplementiert werden? Welche innovativen Mehrwerte keiten und Fertigkeiten, die für ein interkulturell komsind für die BA Sachsen zu erwarten? petentes Handeln notwendig erscheinen, beschränken sich zumeist auf spezifische Teilaspekte in Form von Was ist interkulturelle Kompetenz? Komponenten- und Merkmalslisten, die das komplexe Interkulturelle Kompetenz ist eine häufig von Arbeit- theoretische Konstrukt zu dimensionalisieren verhelfen gebern in verschiedensten Berufszweigen und professio- und psychologische Anforderungen u.a. auf affektivnellen Praxisfeldern geforderte „Schlüsselqualifikation“1, emotionaler, kognitiver, handlungspraktischer Ebene neben z.B. Beherrschung von Fremdsprachen, Führungs- definieren5: z.B. Umgang mit widersprüchlichen und und Teamfähigkeiten und analytischem Denkvermögen. Im Allgemeinen ist der Erwerb interkultureller 2 Thomas, A. (2003). Interkulturelle Kompetenz: Grundlagen, Probleme und Konzepte. Erwägen Wissen Ethik, 14(1), 137-150, hier: Kompetenz eine notwendige Bedingung für effektives S. 143. Für eine kritische Evaluation dieser Definition vgl. Arnold, M., Hallmann, K., Kersten, S., Koch, S., Köhler, M., & Leidl, L. (2012). und professionelles Handeln in Arbeits- und AlltagssituInterkulturelle Kompetenz: Ergebnisse eines Workshops (Working ationen, in denen Personen unterschiedlicher sozialer, Paper zur Zusatzqualifikation Interkulturelle Kompetenz, Nr. 2). Breitenbrunn: Staatliche Studienakademie Breitenbrunn. URL kultureller und nationaler Herkunft in Interaktion http://www.ba-breitenbrunn.de/ikk/downloads/wp2_Interkultutreten. Ebenso setzt erfolgreiches Wirtschaften eine relle_Kompetenz.pdf [15/11/2012]. kulturelle Sensibilität voraus. Zu erkennen, dass der 3 Zur Diskussion der Begriffe Angemessenheit und Effektivität andere Geschäftspartner vor dem eigenen kulturellen vgl. Lustig, M.W. & Koester, J. (2003). Intercultural Competence. Interpersonal Communication across Cultures. Boston: Allyn & Hintergrund gewisse Dinge vielleicht anders sieht, ist Bacon, hier: S. 64. 1 Busch, D. (2009). What kind of intercultural competence will contribute to students’ future job employability? Intercultural Education, 20(5), 429-438. 4 Thomas, A. (2003). Interkulturelle Kompetenz, a.o.S. 5 Vgl. z.B. Bolten, J. (2006). Interkultureller Trainingsbedarf aus der Perspektive der Problemerfahrungen entsandter Führungskräfte. > 02/12 Treffpunkt BA mehrdeutigen Situation, Steigerung des Einfühlungsvermögens, Befähigung zum Perspektivenwechsel und zur Metakommunikation. Der Erwerb interkultureller Kompetenz umfasst ebenso Fähigkeiten zur Selbstkritik und Selbstreflexion sowie in einem nicht unerheblichen Maße die Bereitschaft zur Selbst-Veränderung.6 Ein Verstehen der eigenen und fremden Kultur im Sinne einer Einstellung und Haltung sowie kognitiven Leistung ist zumeist an die eigene Selbst- und Weltsicht gebunden. Vor dem Hintergrund der Formulierung einer berufsfeld- und qualifikationsspezifischen Arbeitsdefinition im Rahmen der Zusatzqualifikation „Interkulturelle Kompetenz“ haben sich folgende Teilaspekte, welche die interkulturelle Kommunikation und Kooperation mit Menschen unterschiedlicher kultureller, sozialer und nationaler Herkunft in verschiedensten beruflichen Situationen prägen, als bedeutsam herausgestellt:7 › die Wahrnehmung fremder und andersartiger Denk- und Handlungsweisen sowie Gewohnheiten als kulturell, kontextuell und individuell bedingte Besonderheiten; › interkulturell kompetentes Handeln hilft, Missverständnisse zu vermeiden, akzeptable Problemlösungen zu generieren sowie „synergieträchtige Formen der Zusammenarbeit“8 aufzudecken und nutzbar zu machen; › eine gewisse Flexibilität und Offenheit, die kultursensible Reaktionen und teilweise Anpassungen an fremde und andere Denk- und Verhaltensweisen ermöglicht; › sie ist eine notwendige Voraussetzung für Fachkräfte der sächsischen Wirtschaft u.a. in den betrieblichen Bereichen Produktentwicklung und Produktion, Einkauf und Vertrieb, internationales Marketing, Logistik, Personalentwicklung sowie Aus-/ Weiterbildung; › eine Verständigung über kulturelle Unterschiede, Fremdheit und Andersheit schließt auch die Würdigung, den Respekt und die Toleranz der Anderen ein; In: K. Götz (Hrsg.), Interkulturelles Lernen, interkulturelles Training (S. 57-75), München: Hampp, Mehring, hier: S. 63. 6 Vgl. Straub, J., Nothnagel, S., & Weidemann, A. (2010). Interkulturelle Kompetenz lehren: Begriffliche und theoretische Voraussetzungen. In A. Weidemann, J. Straub, & S. Nothnagel (Hrsg.), Wie lehrt man interkulturelle Kompetenz? Theorien, Methoden und Praxis in der Hochschulausbildung. Ein Handbuch (S. 15-27). Bielefeld: transcript, hier: S. 20. 7 Für eine Darstellung der Entwicklung einer projektbezogenen Arbeitsdefinition vgl.Arnold, M., Hallmann, K., Kersten, S., Koch, S., Köhler, M., & Leidl, L. (2012). Interkulturelle Kompetenz, a.o.S., S. 4-5. 8 Thomas, A. (2003). Interkulturelle Kompetenz, a.o.S 29 Internationalität › sie ist zentraler Lerngegenstand und strategisches Lernziel interkulturell ausgerichteter Studienangebote und setzt eine Motivation zum kontinuierlichen, lebenslangen Lernen voraus. Im ESF-Projekt Zusatzqualifikation Interkulturelle Kompetenz wurde sich auf folgende Arbeitsdefinition verständigt: „Interkulturelle Kompetenz ist die in in-/formellen Lehr-Lernsituationen erworbene individuell zurechenbare Disposition, die eine Bereitschaft zur Reflexion und Bewältigung komplexer Anforderungen an sozial-kommunikative Handlungen in Interaktionen mit Menschen unterschiedlicher kultureller Orientierung und Herkunft sowie vor dem Hintergrund kulturell bedingter Unterschiede im Wahrnehmen, Denken, Fühlen, Handeln und Urteilen einschließt, wobei in einem bestimmten, auch beruflichen Kontext auf psychosoziale Ressourcen (einschließlich kognitiver, psychomotorischer und emotional-volitiver Persönlichkeitsdispositionen) zurückgegriffen wird, welche es in Ausgewogenheit mit der persönlich gewünschten Zielverwirklichung und gemeinschaftlicher Akzeptanz im Handeln einzusetzen, anzupassen und auszubalancieren gilt.“9 Dieser kompakte Vorschlag stellt eine Synthese verschiedener Ansätze zur Definition beruflicher Handlungskompetenz in professionalisierten Handlungsfeldern dar, die u.a. auf Definitionen von Reinhard Bader, Franz E. Weinert und der OECD zurückgeht.10 Wie lehrt man interkulturelle Kompetenz? Interkulturell kompetentes Handeln erwächst nicht zwangsläufig und allein aus dem Absolvieren von interkulturell ausgerichteten Studienprogrammen, Managementtrainings oder gar Auslandsaufenthalten. Eine Unterstützung von interkulturellen Lernprozessen in formellen wie informellen Lernumgebungen sowie eine Einübung in die Wahrnehmung, Reflexion und Analyse interkultureller Fragestellungen sollte stets auch didaktisch begleitet werden, um eine Verarbeitung und Verinnerlichung der gemachten Erfahrungen zu ermöglichen, die eigenen Handlungen kritisch zu hinterfragen und neu auszurichten.11 Bei der Entwicklung und Gestaltung von interkulturellen Studienangeboten ist daher der Auswahl geeigneter Lehrformen und Vermittlungsmethoden sowie der Präzisierung inter9 Arnold, M., Hallmann, K., Kersten, S., Koch, S., Köhler, M., & Leidl, L. (2012). Interkulturelle Kompetenz, a.o.S., S. 5. 10 Vgl. Bader, R. (1989). Berufliche Handlungskompetenz. Die berufsbildende Schule, 41 (2), 73-77. OECD (Hrsg.). (2005). Definition und Auswahl von Schlüsselkompetenzen, S. 6. URL http://www.oecd. org/dataoecd/36/56/35693281.pdf [30.10.12]. Weinert, F.E. (2001). Vergleichende Leistungsmessung in Schulen – eine umstrittene Selbstverständlichkeit. In ders. (Hrsg.), Leistungsmessung in Schulen (2. Aufl., S. 17-32). Weinheim: Beltz, hier: S. 27f. 11 30 Vgl. hierzu die Ausführungen in Weidemann, D., Weidemann, A., & Straub, J. (2007). Interkulturell ausgerichtete Studiengänge. In J. Straub, D. Weidemann, & A. Weidemann (Hrsg.), Handbuch Interkulturelle Kommunikation und Kompetenz (S. 815-825). Stuttgart u.a.: Metzler, hier: S. 819, wo auch auf Studien verwiesen wird, in denen ein reflektierend-begleitender Bewusstmachungs- und gezielt unterstützter Verarbeitungsprozess von interkulturellen Erfahrungen empfohlen wird. kultureller Kompetenz auf Ebene der Lernziele eine besondere Bedeutung beizumessen. In der Hochschulausbildung kommen üblicherweise die klassischen Lehrformen wie Vorlesung, Seminar, Tutorium, Übung und das Selbststudium zum Einsatz. Selbstbestimmte Lern- und Studienphasen können z.B. durch E-Learning, Blended Learning und Virtual Classrooms unterstützt werden. Aus dem breiten Spektrum an Vermittlungsmethoden werden vermehrt auch Lehrformen wie Simulationen, Planspiele, Feldforschungen bzw. Exkursionen sowie methodisch angeleitete Lehrforschungsprojekte gewählt12, deren Wirkweisen zukünftig noch intensiver erforscht und erprobt werden müssen.13 Darüber hinaus finden z.B. auch Videosequenzen, Lehrfilme, kritische Interaktionssituationen und Kulturstandards sowie Auslandsaufenthalte als einzelne Lehrbausteine Einzug in die Lehrpläne. Die Wahl geeigneter Methoden bzw. anzuwendender Vermittlungsverfahren variiert je nach Bildungsangebot und -bedarf und orientiert sich i.d.R. an den Qualifikationszielen in den Bildungsinstitutionen und Akkreditierungsvorgaben. Die Entscheidung über den Einsatz einer bestimmten Lehrform bzw. Vermittlungsmethode ist auch abhängig davon, inwieweit die Studierenden für mögliche Berufs- und Tätigkeitsfelder qualifiziert und auf weiterführende Studiengänge vorbereitet werden sollen. Aus der Evaluationsforschung von interkulturellen Qualifizierungsmaßnahmen ist bekannt, dass sich Lernerfolge insbesondere durch eine Kombination verschiedener, sich teilweise überschneidender Vermittlungsansätze, wie z.B. didaktischer, kognitiver und informatorischer einerseits, mit erfahrungsorientierten, interaktiven und experimentellen Lehrmethoden andererseits, erzielen lassen.14 Handlungsaktivierende und erfahrungsbasierte Methoden (wie z.B. Rollenspiele) – kulturelles Wissen und Verständnis für Kulturunterschiede vorausgesetzt – gelten gemeinhin als effektiver, weil damit die Studierenden stärker in Übungen involviert werden. 15 Ziele und Inhalte der Zusatzqualifikation Interkulturelle Kompetenz Die Vermittlung und Förderung interkultureller Kompetenz stellt in der zu konzipierenden Zusatzqualifikation einen wesentlichen Aneignungsgegenstand 12 Für einen Überblick vgl. Teil IV in Weidemann, A., Straub, J., & Nothnagel, S. (Hrsg.). (2010). Wie lehrt man interkulturelle Kompetenz? Theorien, Methoden und Praxis in der Hochschulausbildung. Ein Handbuch. Bielefeld: transcript. 13 Zur Evaluation in der interkulturellen Hochschullehre vgl. Arnold, M. & Mayer, T. (2010). Evaluation. In A. Weidemann, J. Straub & S. Nothnagel (Hrsg.), Wie lehrt man interkulturelle Kompetenz? Theorien, Methoden und Praxis in der Hochschulausbildung. Ein Handbuch (S. 525-562). Bielefeld: transcript. 14 Diese Unterscheidung interkultureller Vermittlungsansätze fußt auf der veralteten, häufig zitierten Typologie „didactic and experiential Trainings“; vgl. z.B. Gudykunst, W. B., Guzley, R. M., & Hammer, M. R. (1996). Designing Intercultural Training. In D. Landis & R. S. Bhagat (Eds.), Handbook of Intercultural Training (2nd ed., pp. 61-80). Thousand Oaks: Sage. 15 Vgl. Bolten, J. (2006). Interkultureller Trainingsbedarf, a.o.S. > 02/12 Treffpunkt BA und ein strategisches Lern- und Qualifikationsziel dar. Konkrete Inhalte und Aspekte der Zusatzqualifikation werden unter Bezugnahme auf Theorien, Konzepte und Komponentenmodelle interkultureller Kompetenz entwickelt. Die Festlegung geeigneter Zielerreichungskriterien bei der Entwicklung von Lehrplänen im Sinn von ‚Learning-Outcomes’ richten sich u.a. nach den Anforderungen der Praxisunternehmen bei der Rekrutierung von qualifiziertem Fachpersonal (employability), die im Rahmen einer Bildungsbedarfsanalyse16 ermittelt wurden, dem „European Qualifications Framework“17 und der Zielematrix des Bachelor-Studiengangs Industrie an der Staatlichen Studienakademie Breitenbrunn. Nach erfolgreichem Absolvieren der Zusatzqualifikation werden die Studierenden in die Lage versetzt, kulturell bedingte Unterschiede im Wahrnehmen, Denken, Fühlen, Urteilen, Handeln etc. bei sich selbst und bei Angehörigen anderer und fremder Kulturen zu erkennen, zu reflektieren und zu analysieren. In dem konzipierten Studienmodul werden nicht nur fundiertes Wissen über andere und fremde Kulturen, Länder, Lebens- und Arbeitsbedingungen vermittelt, sondern auch Verhaltensweisen im Umgang mit kulturellen Unterschieden in beruflichen Situationen sowie Strategien zur Bewältigung von Unsicherheitsund Stresssituationen eingeübt. Studierende werden außerdem dazu befähigt, kulturelles Wissen in Bezug auf ihre fachliche Qualifikation auf wissenschaftliche Fragestellungen und komplexe Probleme der betrieblichen Praxis anzuwenden, diese mit anderen Wissensgebieten zu vernetzen und Lösungen zielgruppenorientiert zu kommunizieren. Schließlich wird darauf eingegangen, wie eine wechselseitige Verständigung, Wertschätzung und effektive (Um-) Gestaltung einer gemeinsamen Berufs- und Arbeitswelt erfolgen kann. Im Sinne eines Blended-Learning Ansatzes wird in dem Studienprogramm das klassische Präsenzstudium mit dem onlinebasierten Selbststudium verbunden. Nach erfolgreicher Evaluation an der Staatlichen Studienakademie Breitenbrunn soll die Zusatzqualifikation an den anderen sechs Staatlichen Studienakademien der BA Sachsen implementiert werden. Bei diesem Projekt handelt es sich um ein Kooperationsvorhaben zwischen der BA Sachsen, TU Dresden und Daetz-Stiftung. Es ist ein Anliegen dieses Projektes, einen kontinuierlichen Austausch zwischen den Praxisunternehmen, Studierenden und DozentInnen der BA sowie den Projektkooperationspartnern zu führen. Das Projektvorhaben 16 Arnold, M., Köhler, M., & Leidl, L. (2012). Bericht über die Ergebnisse der Situationsanalyse (Working Paper zur Zusatzqualifikation Interkulturelle Kompetenz, Nr. 1). Breitenbrunn: Staatliche Studienakademie Breitenbrunn. URL http://www.ba-breitenbrunn. de/ikk/downloads/wp1_Ergebnisse_der_Situationsanalyse.pdf [15/11/2012]. 17 European Commission (Ed.). (2011). Using Learning Outcomes (European Qualification Framework Series, Note 4). Luxembourg: Publications Office at the European Union. URL http://ec.europa. eu/education/lifelong-learning-policy/doc/eqf/note4_en.pdf [30/10/12]. wird aus Mitteln der Europäischen Union (Europäischer Sozialfonds) und des Freistaates Sachsen finanziert. Innovative Mehrwerte der Zusatzqualifikation Mit der Zusatzqualifikation werden die Qualitätsziele in unterschiedlichen Bereichen der BA Sachsen, u.a. Entwicklung von Studium und Lehre, Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit, Organisationsentwicklung, Internationalisierung und Interdisziplinarität unterstützt sowie auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung im Bildungssektor reagiert.18 1. Qualitätssicherung und Weiterentwicklung des Bachelorstudiums: Die nachhaltige Implementierung des Studienmoduls ermöglicht die Weiterentwicklung und Erweiterung des bisherigen Studienangebots um eine neue ‚interkulturelle’ Studienkomponente in wirtschaftsbezogenen Studiengängen. Außerdem werden allgemeine und studienbereichsübergreifende Ausbildungsziele der BA Sachsen verwirklicht: u.a. Verbindung von Präsenzlehrveranstaltungen mit onlinebasiertem selbstbestimmten Lernen unter Einsatz von Blended Learning, Flexibilität und Offenheit, Studienmotivation und Bereitschaft zum lebenslangen Lernen, Eigeninitiative und Teamfähigkeit, Fähigkeiten zur Selbstreflexion und Selbstkritik, Erweiterung des persönlichen Handlungspotentials. 2. Beschäftigungsfähigkeit (Employability): Die BA Sachsen sieht sich in erster Linie für die duale, praxisintegrierte und akademische Ausbildung von Fach- und Führungspersonal der sächsischen Wirtschaft verantwortlich. Mit der Zusatzqualifikation wird die Beschäftigungsfähigkeit der Absolventen der BA Sachsen gesteigert und Mitarbeiter von klein- und mittelständischen Unternehmen in Sachsen werden gezielt auf internationale Tätigkeiten vorbereitet; 3. Förderung der Internationalität: Die Vermittlung von interkultureller Kompetenz findet nicht mehr allein in der Fremdsprachenausbildung statt. Das Studium im Bereich Wirtschaft wird ergänzt um die Vermittlung von kulturallgemeinen und zielkulturspezifischen Kenntnissen, Methoden zur Analyse interkultureller Kommunikation und Bewältigungsstrategien zum Umgang mit psychosozialen Herausforderungen des Kulturkontakts. Allgemein dient die Zusatzqualifikation der Wissensvermittlung und Kompetenzsteigerung zum Aufbau und zur Stärkung von internationalen Geschäftskontakten. Mit einer gesteigerten Sensibilität für kulturelle Unterschiede im Wahrnehmen, Denken, Fühlen und Handeln bei sich selbst und Angehörigen anderer 18 Hierbei wird sich an die von der Direktorenkonferenz der BA Sachsen beschlossene, weiter zu präzisierende und ergänzende Auflistung von Qualitätszielen an der BA Sachsen angelehnt. Vgl. Wels, F. (2011). Qualitätsmanagement an der Berufsakademie in Sachsen. Treffpunkt BA, 5(1), 4-9, hier: S. 6f. Kulturen werden die Studierenden optimal auf die internationale Berufstätigkeit vorbereitet. 4. Wissensvernetzung und Interdisziplinarität: Das in der Theorie- und Praxisausbildung im Studiengang Industrie angeeignete Wissen wird mit interkulturellen Themen- und Fragestellungen vernetzt sowie um fachübergreifende, personale und interpersonale Kompetenzen erweitert. 5. Reaktion auf berufsfeldbezogene und gesamtgesellschaftliche Entwicklungen im Bildungssektor: Die Zusatzqualifikation dient der Förderung des Respekts, der Würdigung und Toleranz von anderen und fremden kulturellen Denk- und Verhaltensweisen, ermöglicht die kritische Hinterfragung von Stereotypen und Vorurteilen und eine Verbesserung der interkulturellen Kommunikation zwischen Mitarbeitern unterschiedlicher kultureller Herkunft. Autoren Dr. Maik Arnold Projektleitung — ESF-Projekt Zusatzqualifikation Interkulturelle Kompetenz Berufsakademie Sachsen Staatliche Studienakademie Breitenbrunn Kontakt Schachtstraße 128 in 08359 Breitenbrunn Tel./Fax: +49 37756 70-550/-2105 E-Mail: [email protected] Hinsichtlich der an der BA Sachsen durchgeführten Katrin Hallmann M.A. - Daetz-Stiftung SWOT-Analyse19 lassen sich weitere Qualitätseffekte ableiten. Mit der zusätzlichen Studienkomponente wird eine wichtige Voraussetzung für verschiedene daran anschließende oder aufbauende betriebliche Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen geschaffen (z.B. Personalentwicklung im Rahmen von Ausbildungs- und Qualifizierungsplänen in den Praxisunternehmen). Des Weiteren werden auch die Anschlussmöglichkeiten für Sylvia Koch M.A.,Staatl. Studienakademie Breitenbrunn weiterführende Studienprogramme (z.B. Masterstudiengänge Internationales Management, Interkulturelle Kommunikation etc.) verbessert. Alle Maßnahmen im Rahmen der Entwicklung, Erprobung und Implementierung der neuen Zusatzqualifikation unterliegen letztlich einem begleitenden Evaluationsprozess. Dieser ermöglicht eine Einschätzung der Wirkweisen und Effekte der beabsichtigten Lern- und Veränderungsziele beginnend von der Lehrplanentwicklung bis hin zur Umsetzung Marcel Köhler Dipl.-Berufspäd., TU Dresden und Optimierung der Lehrveranstaltungen. Weitere Informationen http://www.ba-breitenbrunn.de/ikk Lars Leidl M.A. M.Sc., TU Dresden 19 Vgl. Krempkow, R. & Pastohr, M. (2009). Berufsakademien: Unterschätztes Erfolgsmodell tertiärer Bildung? Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken des dualen Berufsakademiestudiums am Beispiel Sachsen. Die Hochschule: Journal für Wissenschaft und Bildung, 18 (2), 71-86. Krempkow, R., Pastohr, M., Bolze, C., Horn, S., Hofmann, K., & Hortsch, H. (2008). Das Berufsakademiestudium in Sachsen – Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken. Abschlussbericht zur SWOT-Analyse (Dresdner Beiträge zur Berufspädagogik, 27). Dresden: TU Dresden, Institut für Berufspädagogik. URL http:// ids.hof.uni-halle.de/documents/t1787.pdf [30.10.12]. > 02/12 Treffpunkt BA Finanziert aus Mitteln der Europäischen Union und des Freistaates Sachsen 31 AUSLANDSBERICHT HEIKE HAHM Praxissemester in London Studentin des Studiengangs Wirtschaftsinformatik Aus welchen Gründen haben Sie sich für ein Auslandssemester in Großbritannien entschieden? Die Telekom als Praxispartner bietet ihren dualen Studenten die Chance auf ein Auslandssemester. Die Entscheidung für Großbritannien fiel in erster Linie zur Verbesserung der Englischkenntnisse, auch in Hinblick auf die bevorstehenden Studieninhalte. Ein weiterer Grund war das Kennenlernen einer anderen Kultur sowohl im Arbeitsumfeld, als auch privat. Darüber hinaus bin ich überzeugt, dass ein Auslandspraktikum im Lebenslauf eine positive Wirkung hinterlässt. Was haben Sie dort gemacht? Ich wurde in London in einer Tochtergesellschaft der Telekom eingesetzt. Ich unterstützte den Bereich des Offering Managements und beschäftigte mich nach einer Einweisung mit internen Prozessen. Dazu gehörten u.a. die Erstellung von Prozessen, angepasst an die Bedürfnisse der englischen Wirtschaft, oder Prozessoptimierungen. INLANDSBERICHT Internationale Kooperationspartner und Auslandsprogramme Die Staatliche Studienakademie Dresden pflegt zahlreiche Kontakte mit internationalen Hochschulen. Für nähere Informationen kontaktieren Sie die Beauftragte für Internationale Angelegenheiten. Praxisphase im Ausland über GIZ (InWent): Mit Hilfe der Carl Duisberg Gesellschaft, später über InWEnt und die Dr. Helmut Kraft Stiftung, seit 2011 Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH wurden offizielle Möglichkeiten geschaffen, Studierende an Berufsakademien als Zielgruppe in Förderprogramme zur Absolvierung einer Praxisphase/Praxisqualifikation im Ausland aufzunehmen. Bewerbungsvoraussetzungen dafür sind mindestens ein Jahr kombinierte Studien- und Praxiserfahrung mit nachweislich überdurchschnittlichen Leistungen, Höchstalter 27 Jahre zum Zeitpunkt der Ausreise, sehr gute Englischkenntnisse sowie gute Sprachkenntnisse des Gastlandes. 32 Die Förderung ist weltweit möglich und bezieht sich auf Teilstipendien und Reisekostenzuschüsse. Die Programmdauer für Studierende an Berufsakademien beträgt 8-12 Wochen und entspricht somit der Dauer einer Praxisphase. Derzeit läuft die Beantragung zur Teilnahme am EU-Bildungsprogramm ERASMUS des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) zur Förderung von Auslandsaufenthalten von Studenten. Es besteht eine Kooperation zum studentischen und wissenschaftlichen Austausch mit der Anhui ZHONG-AO Vocational University of Technology (Akkreditierung der Berufsakademie Dresden durch die chinesische Botschaft erfolgreich erfolgt). Es steht kein Etat für internationale Kooperationen zur Verfügung und es gibt keine Planstellen zur Betreuung von „incoming“ bzw. „outgoing students“. Ein Dozent ist mit der Zusatzaufgabe „Internationale Angelegenheiten“ betraut. > 02/12 Treffpunkt BA Beauftragte für Internationale Angelegenheiten Prof. Christine Wiesner Leiterin des Studiengangs Betriebswirtschaft-Handel Staatliche Studienakademie Dresden Kontakt Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden Tel./Fax: 0351 44722-610/9610 E-Mail: [email protected] Es handelte sich also um ein vom Praxispartner unterstütztes und organisiertes Projekt? Ja – die Deutsche Telekom bietet einigen dualen Studenten die Chance auf einen Auslandseinsatz während eines Praxissemesters. Dabei werden die unterschiedlichsten Länder als Ziele angeboten. Weist der Arbeitsalltag deutliche Unterschiede auf? Ja, allein das Arbeitsumfeld ist anders. Größtenteils wird in Großraumbüros gearbeitet. Dadurch ist der Geräuschpegel viel höher. Daran musste ich mich erst gewöhnen. DOU TING TING Chinesische Studentin Studiengang Betriebswirtschaft-Handel Mein Name ist Dou Ting Ting. Ich wurde im September 1988 an der Nordostküste der Volksrepublik China geboren (Liao Ning Province). Ich bin das zweite Kind einer normalen chinesischen Familie. Mein Vater ist Ingenieur der Elektroindustrie und meine Mutter Lehrerin. Da in China gesetzlich festgelegt ist, dass jede Familie nur ein Kind haben darf, habe ich meine Kindheit und Jugend nicht in meiner Familie verbracht. Nach der Grund- und Mittelschule (ähnlich dem deutschen Bildungssystem), habe ich ein Bachelor-Studium in der Stadt Xi-an durchgeführt. Als Fachrichtung habe ich Wirtschaft und Handel mit den Fremdsprachen Deutsch und Englisch belegt. Durch mein Interesse an der deutschen Sprache, meiner nicht wirklichen Bindung an eine Familie und den Hinweisen meines Deutschlehrers an der Universität in Xi-an habe ich mich im Internet als Au Pair angemeldet. Im Februar 2010 bin ich dann in Deutschland angekommen. Hier habe ich die deutsche Kultur kennengelernt. Ich habe angefangen, Sport zu treiben und bin sogar in der Sächsischen Schweiz klettern gewesen. Ich habe beschlossen die Deutsche Sprache intensiver zu lernen. An der Volkshochschule Dresden besuchte ich von Januar 2011 bis September 2011 die Sprachkurse B1, B2 und C1. Parallel habe ich mich für ein Duales Studium mit der Fachrichtung Wirtschaft in Deutschland interessiert. Um ein entsprechendes Visum zu erhalten, muss man als Ausländer mindestens 650,00 € Einkommen je Monat nachweisen. Also habe ich angefangen, mich bei Firmen, welche Handelsbeziehungen mit China haben, für ein duales Studium zu bewerben. So bin ich über die BA in Dresden und ihre Ausbildungspartner auf die Firma Deichmann SE aus Essen aufmerksam geworden. Frau Stojanow hat mir dabei viel geholfen. Hier habe ich mich beworben und wurde zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Die Firma Deichmann erklärte mir, bei Vorlage aller notwendigen Unterlagen, mit mir einen Ausbildungsvertrag abschließen zu wollen. Frau Prof. Wiesner hat mich zum Vorsprechen eingeladen und mir das Gefühl gegeben, dass sie an mich glaubt. Nachdem alle Voraussetzungen wie Visum, Anerkennung der Vorbildung aus dem Heimatland beisammen waren, durfte ich dann im Oktober 2011 mit dem Studium an der BA in Dresden beginnen. Neben dem Studium verbringe ich viel Zeit damit die Fachbegriffe und die Zusammenhänge zu verstehen, welche mir bedingt durch die unterschiedlichen Gesellschaftsformen, nicht immer verständlich sind. Mir gefällt meine Akademie sehr, da unsere Professoren sehr nett und auch humorvoll sind, die Mensa super ist und man auch während des Studiums viel Spaß haben kann. Bedanken möchte ich mich bei allen, die mir auf diesem Weg geholfen haben und, die an mich glauben. Bedanken möchte ich mich bei meinen Mitstudenten welche mich nicht alleine lassen, den Dozenten, die viel Geduld mit mir haben, aber auch der Firma Deichmann, die mir überhaupt mit dem Ausbildungsvertrag die wirtschaftliche Möglichkeit gegeben hat, in diesem Land ein Studium aufzunehmen. Ich werde meine ganze Kraft einsetzen, das in mich gesetzte Vertrauen zu erfüllen. > 02/12 Treffpunkt BA 33 AUSLANDBERICHT JACOB SPORBERT Jakob Sporbert studiert im 5. Semester Holz- und Holzwerkstofftechnik an der BA in Dresden. Nach dem Abitur entschied er sich zunächst für eine Berufsausbildung zum Tischler in einer Restaurations- und Fertigungstischlerei in Chemnitz. Aufgrund seines stetig wachsenden Interesses Neues im Bereich Holz zu lernen, informierte er sich an vielen Hochschulen über deren Bildungsangebote im Bereich Holztechnik und fand das Konzept der Berufsakademie für ihn besonders passend. So war es der stetige Wechsel zwischen Theorie und Praxis, den er für seine Lern- und Lebensweise sowie für den Fachbereich Holztechnik am geeignetsten hielt. Als Praxispartner wählte er die REHOLZ GmbH, welche Tochterunternehmen eines weltweit agierenden Unternehmens im Bereich der Furnierherstellung mit Sitz in der Schweiz ist. Die REHOLZ GmbH stellt 3D-Furniere her und ist im Bereich Forschung und Entwicklung für den Mutterkonzern und in eigenen Sachen tätig, was für Jakob Sporbert ebenfalls ein gelungener Spagat aus Theorie und Praxis scheint. 2011 nahm er die Gelegenheit beim Schopf und fragte über die Firmenleitung nach der Möglichkeit eines Auslandpraktikums innerhalb des Mutterkonzerns, der DANZER GROUP. Nach kurzen Rücksprachen mit den Verantwortlichen im Konzern ergab sich die Möglichkeit, im Frühjahr 2012 eine Praxisphase von 11 Wochen bei DANZER VENEER AMERICAS in Edinburgh (Indiana) in den USA zu absolvieren. Wie es dazu kam und was er erlebt hat, lesen Sie im Interview. Aus welchen Gründen haben Sie sich für ein Auslandssemester entschieden? Ich möchte in meinem Studium so viel wie möglich mitnehmen, was mir später im Berufsleben helfen könnte. Ich werde später noch lang genug in ein und demselben Unternehmen verbringen, sodass ich meine Studienzeit nutzen möchte, so viel wie möglich zu erleben. Mein Praxispartner unterstützte mich diesbezüglich auch sehr, sodass mir die Organisation leichter fiel. Wir Deutschen sind weltweit bekannt für unsere Genauigkeit, Qualität und Innovationen, sodass ich zum einen an der Sichtweise anderer Länder auf Deutschland aber auch an deren Praktiken und Lösungen interessiert war. Weiterhin wollte ich aufgrund der internationalen Tätigkeit meines Praxispartners auch internationales Flair mitbekommen und mich in der englischen Sprache verbessern. Wohin sollte es gehen und warum? Da mein Praxispartner Schwesterunternehmen in der Tschechei, Zentralafrika und in den USA hat, erschienen mir die „Staaten“ als beste Möglichkeit die Sprache zu lernen. Von den drei Produktionsstandorten von DANZER in Nordamerika wurde mir Edinburgh zugeteilt, da man dort über Gästehäuser verfügt. Wie gefiel Ihnen das Land? Was gefällt Ihnen im Vergleich zu Deutschland besonders gut? Dem amerikanischen Konzept der Freiheit entspricht auch, dass fast jeder Amerikaner sein eigenes Haus hat. Auch die damit verbundenen Gesetze lassen viel mehr zu als in Deutschland. Das Gefühl der Freiheit bekommt man auch auf den Highways zu spüren. Mit maximal 90 km/h kann man noch den Blick im Umland schweifen lassen, was ein weitaus angenehmeres Fahrgefühl verbreitet als in Deutschland. Amerikaner sind auch weitaus freundlicher. Während Deutsche oft kritisch 34 und vorbelastet an eine Sache herangehen, konnte ich dort durchweg positive Kontakte knüpfen. Praxisarbeit. Hier sollte dann darauf geachtet werden, dass es nicht zu Missverständnissen kommt. Wie bzw. woher erhielten Sie erste Informationen bzw. Unterstützung bei der Planung Ihres Auslandsaufenthaltes? Abgesehen von der Planung über einen Leihwagen und meine Unterbringung in den USA, die mir mein Praxispartner abgenommen hat, war meine erste Anlaufstelle in der BA Frau Prof. Wiesner, die als Studiengangsleiterin für Betriebswirtschaft-Handel auch für Auslandsfragen tätig ist. Ein wesentlicher Anteil am Finanzaufwand des Auslandssemesters war für mich das Visum. Seitens der BA in Dresden wurde ich an die GIZ weitergeleitet, die aus privaten und öffentlichen Mitteln Stipendien an BAStudenten vergibt, die ein Auslandssemester absolvieren wollen. Sich für ein solches Stipendium zu bewerben empfehle ich sehr! So können Flugkosten, aber auch die Kosten für das Visum teilweise zurückerstattet werden. Wie lange dauerte die Planung bevor es los ging? Welche organisatorischen Hürden waren zu nehmen? Mit dem Prozess zum Erwerb des Visums sollte ein halbes Jahr vorher begonnen werden. Je nach Andrang ist auch beim Besuch der Berliner US-Botschaft mit 6 Stunden Wartezeit zu rechnen. Man sollte auch aufpassen, dass verschiedene Kontoguthaben dem BaföG-Amt erklärt werden. Voraussetzung für das Visum ist unter anderem, dass man beim Botschaftsbesuch 2000 € auf dem Girokonto nachweisen kann. Dies kann das BaföG-Amt verwirren, wenn man ein anderes Vermögen angegeben hat. Weiterhin verlangt die US-Botschaft nach verschiedenen Formularen, die teilweise aus Amerika kommen, teilweise von deutschen Behörden stammen aber auch aus dem Internet ausgedruckt werden müssen. Hier zählt: Übersicht bewahren und durchbeißen. Bürokratie ist nicht nur in Deutschland chaotisch. Was empfehlen Sie, als so genannter Free-Mover Wie war der erste Tag vor Ort? Wie sah Ihr Alltag in (selbst organisiert), bei der Planung eines Auslandsden 11 Wochen USA aus? studiums? Tipps für Nachahmer? Was zunächst beim Visum zu beachten wäre, ist die Nach einer von starkem Gewitter geprägten Landung in Kategorie des Visums. Als „normaler“ Student bekommt Indianapolis stellte ich fest, dass mein Gepäck (wie sich man ein Studentenvisum für unter 100 €. Aufgrund der das gehört) am anderen Ende der USA liegengeblieben praxisintegrierten Struktur der BA war ich gezwungen, war. Ich wurde von einem Fahrer meiner Firma abgeholt ein J1-Visum zu erwerben, welches in der Summe 900 € und zu dem Haus gefahren, in dem ich die komplette kostete und eine Mischung aus Studien- und Arbeitsvi- Zeit wohnen sollte. Schnell wurde mir die Bedeutung sum ist. Dafür ist ein hoher behördlicher Aufwand zu „Jetlag“ klar und so verbrachte ich die erste Nacht fast ertragen. Anspruch auf Auslandsbafög besteht grund- schlaflos in meinem Bett. Als ich am nächsten Morgen sätzlich (hierfür ist das Studierendenwerk Hamburg zu dann verkatert aufwachte, stand mein Gepäck vor dem kontaktieren). Wenn möglich sollte auch der Praxispart- Haus auf der Wiese – jemand von der Airline hatte es ner - also Sponsor - mit ins Boot geholt werden, denn in der Nacht gebracht. Am Morgen wurde ich vom ein erfolgreiches Auslandssemester hat auch für ihn Personalmanager meiner Firma abgeholt und durfte/ Vorteile. Was zu beachten und vorher mit dem auslän- musste ein typisch amerikanisches Frühstück genießen. dischen Betrieb abzusprechen ist, ist die Sprache der Danach wurden mir mein Arbeitsweg, die umliegenden > 02/12 Treffpunkt BA Ortschaften und der Supermarkt sowie mein Auto für die nächsten 11 Wochen gezeigt. Alles in allem ein sehr interessanter Tag, der mich vor allem davon überzeugte, dass ich mich in meinem Haus größtenteils von selbstgekochten deutschen Gerichten ernähren würde. Die folgenden neun Wochen waren vom Arbeitsalltag geprägt. Ich versuchte mich anzupassen wo es nur ging, jedoch fiel es mir nie schwer in deutsche Essgewohnheiten zurück zu fallen. Nach neun Wochen hatte ich dann zwei Wochen Urlaub bekommen können (das entspricht übrigens dem Jahresurlaub eines Amerikaners!) und konnte mit dem Firmenwagen an die Ostküste fahren. Ich verbrachte die Zeit mit Freunden in Washington, Philadelphia, New York City und Umland. Was war für Sie persönlich die größte Herausforderung in dieser Zeit? Welche Unterschiede haben Sie in Beruf und Alltag festgestellt? Die größte Herausforderung war vielleicht, als kritischer Deutscher zu versuchen, nicht in das Alltagsleben der Amerikaner hineinzureden und es zu kritisieren. Man denkt manchmal, dass die amerikanische Kultur der deutschen Kultur sehr ähnlich ist, aber da gibt es so manchen Unterschied. Vor allem was klimatische und ökonomische Dinge angeht, musste ich mich manchmal sehr zusammenreißen, dass ich nichts sage. Aber da wird eben überall das Licht die ganze Nacht angelassen oder es stehen reihenweise Autos mit laufendem Motor vor dem Supermarkt, nur damit man nach dem Einkauf in ein klimatisiertes Auto einsteigt. Aus meiner Perspektive unvorstellbar. Dadurch, dass in Amerika die Autobahnen nicht eingezäunt sind, laufen massenweise Tiere auf die Autobahn, die vor allem nachts von Autos getroffen werden. Bei 42 °C bleiben diese dann mehrere Wochen liegen, bis andere Tiere die Kadaver aufgefressen haben. So etwas Würden Sie es nochmal genauso machen? Diese Frage kann ich kurz beantworten: Ja, auf jeden Fall! scheint für mich sehr bedenklich. Amerikaner, mit denen ich gesprochen habe, meinten, dass das Thema von der Regierung kaum beachtet werde, Naturschutzorganisationen seien nicht so aktiv wie in Deutschland und die Autofahrer würden sich dicke schneeschieberartige Bleche an ihre kleinen Trucks schweißen, um Schäden an ihren Autos vorzubeugen. Was das Essen angeht, scheint es recht ungewöhnlich zu sein, zuhause zu essen. Die meisten Amerikaner essen morgens, mittags und oft auch abends in Restaurants (Mc Donald's, Wendy's etc.). Was einkaufbares Essen angeht, gibt es viel mehr Tiefkühl-Fertiggerichte als in Deutschland. Dafür kostet die Salatgurke an die 1,50 €. Würden Sie es nochmal genauso machen? Diese Frage kann ich kurz beantworten: Ja, auf jeden Fall! Empfehlen Sie anderen BA-Studenten, eine Praxisphase im Ausland zu verbringen? Wenn ja, warum? Ich kann es nur jedem empfehlen, der die Möglichkeit hat, diese auch wahrzunehmen. In fremde Kulturen hineinzublicken ist nicht nur interessant, sondern auch sehr lehrreich was die berufliche und soziale Laufbahn angeht. Man lernt neue Techniken oder kann anderen neue Techniken beibringen, man knüpft Kontakte, auf die man später sicher zurückkommen kann, seien es Schlafmöglichkeiten im Urlaub oder was anderes. Für Viele ist das BA-Studium auch der vorerst letzte Bildungsschritt. Im späteren Berufsleben wird man selten die Gelegenheit haben, zu solch günstigen Konditionen die Welt zu bereisen und andere Kulturen zu erkunden. Also wenn nicht jetzt, wann dann?! Internationale Erfah- > 02/12 Treffpunkt BA rungen kommen meist auch dem Praxispartner gelegen, bei dem man später übernommen werden möchte. Hat sich der Zweck Ihres USA-Aufenthalts für Sie erfüllt? Können Sie jetzt auf englisch Fachgespräche führen? Der Zweck ist absolut erfüllt worden. Mein Englisch ist viel besser als zuvor und das, obwohl ich größtenteils allein und ohne mit anderen sprechen zu können an meinem Projekt gearbeitet habe. Ich habe trotzdem inner- und außerhalb meines Projektes mit anderen Firmen englischsprachige Telefonate geführt und nach einer kurzen Bitte meinerseits, deutlich zu sprechen, war die Kommunikation kein Problem. Es werden immer Fachwörter existieren, die man nicht direkt benennen kann, sondern umschreiben muss. Ich kann ehrlich sagen: ich habe das maximal Mögliche aus der Chance, ein fremdes Land kennenzulernen, gemacht. Vielen Dank. Das Interview führte: Franziska Wels, M.A. 35 Aus dem Studiengeschehen P r e s semitteilung - 30.09.2012 Nach dem Sieg im Professional Cup Ost gibt es wieder Grund zum Feiern: Team der BA in Dresden belegt dritten Platz beim Bundesfinale der größten bundesweiten Managementolympiade deutscher Hochschulen „EXIST-priME Cup“ Paul Sengebusch, Maria Lange, Franka Reichel, Jonas Mann, Katrin Paul und Rocco Klinke (v.l.n.r.) Geheimnis des Erfolgs: „Wir haben den Spaß am Wettbewerb nie durch Stress ersetzt.“ Die frisch gebackenen Absolventen der Berufsakademie (BA) in Dresden Paul Sengebusch, Maria Lange, Franka Reichel, Jonas Mann, Katrin Paul und Rocco Klinke haben allen Grund, um stolz auf sich zu sein. Nicht nur, dass sie am 28.09.2012 mit mehr als 340 weiteren Studentinnen und Studenten der Matrikel 2009 ihre Urkunden in Empfang nehmen konnten - einige Tage zuvor hatte das Team den dritten Platz unter den verbliebenen 15 Hochschulen im Bundesfinale des größten deutschen Managementwettbewerbs EXIST priME Cup erkämpft. Die „Managementolympiade für Studierende“ stellt höchste Anforderungen an ganzheitliches Denken und Handeln, an eine qualifizierte Führung von Unternehmen und fordert exzellente Präsentationen der Studierenden vor Juroren aus der Wissenschaft und führenden deutschen Unternehmen, die dabei auch die Rolle von Investoren oder von Vertretern der Presse übernehmen. An dem diesjährigen Wettbewerb nahmen mehr als 3.500 Studierende (1.200 Teams) von 160 Universitäten, Fachhochschulen und Berufsakademien teil. 36 Bereits im Juli gab es Anlass, die Leistungen der sechs Studentinnen und Studenten der BA in Dresden zu feiern, denn sie hatten beim Professional Cup Ost gesiegt und sich somit für das Bundesfinale beim größten bundesweiten, vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderten EntrepreneurshipWettbewerb EXIST PriME Cup qualifiziert. In einem würdigen Rahmen hatte Prof. Dr. Josef Duttle, Projektleiter des EXIST priME Cup, Anfang August dem Siegerteam „BA Dresden 1“ den Wanderpokal überreicht. Er betonte die Leistungsfähigkeit des Teams, das sich schließlich u.a. gegen Teams von Elite-Universitäten durchsetzen konnte. Prof. Duttle hob aber auch hervor, dass die der Berufsakademie eigene Praxisnähe – ja, deren Integration in das Studium und damit auch das Kennen unternehmerischer Strukturen und Denkweisen den Studentinnen und Studenten der BA in Dresden beim Wettbewerb sicher einen wesentlichen Vorteil verschafft haben dürfte. Am 20. und 21. September trafen sich nun in der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin die 15 besten studentischen Teams aus ganz Deutschland zum Bundesfinale. Im Finale wurden zunächst drei Gruppen mit jeweils fünf Teams gebildet, wobei mehrere Aufgaben zur nachhaltigen Unternehmensführung zu lösen waren. Am Beginn stand eine anspruchsvolle Fallstudie zur Bewertung von Formen der > 02/12 Treffpunkt BA Mitarbeiterbeteiligung; anschließend mussten die Studierenden im Rahmen eines rechnergestützten Planspieles Ziele und Strategien entwickeln, Entscheidungen zur Produktion, zum Marketing und zum Personal treffen sowie ein Unternehmen nachhaltig und ökonomisch erfolgreich steuern. Eine weitere Aufgabe bestand darin, dass die Studierenden in einer Pressekonferenz etwa 20 Juroren Rede und Antwort standen. Nach 16 Stunden härtester Arbeit gab die Jury ein erstes Zwischenergebnis: das Team Berufsakademie in Dresden wurde zum Sieger in der Wettbewerbsgruppe C gekürt. In zwei Disziplinen der Fallstudie und dem Planspiel erreichte unser Team jeweils den ersten Platz in der Gruppe. Anschließend trafen die drei Gruppensieger aufeinander, um den Sieger zu ermitteln. Im Rahmen einer Investorenkonferenz war für ein Solarunternehmen zu berichten, wie sich die aktuelle Situation darstellt, welche Pläne für die weitere Unternehmensentwicklung vorliegen und mit welchem Nutzen weitere Investoren gewonnen werden können. Unser Team lieferte für diese Aufgabe eine sehr gute Präsentation und belegte damit den dritten Platz unter den verbliebenen 15 Hochschulteams. Das Ergebnis ist ein weiterer Beweis, dass die Studierenden der Berufsakademie in Dresden hervorragend für Führungsaufgaben qualifiziert sind, unternehmerisch Denken und Handeln und neue Herausforderungen exzellent meistern. Die Studierenden der Berufsakademie haben im Wettbewerb mit ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen von Hochschulen und (Elite)Universitäten überzeugen können. Bemerkenswert an diesem Wettbewerb ist auch das hervorragende Ergebnis für Sachsen und Dresden; bisher hatte noch keine sächsische Hochschule einen Platz unter den ersten fünf im Bundesfinale erreicht. Die Studentinnen und Studenten haben sich bei der Hochschul-Managementolympiade in einem realistischen Umfeld Aufgaben gestellt, die in Unternehmen von Geschäftsführern und Führungskräften zu lösen sind: Businesspläne entwickelt, strategische Analysen erarbeitet, CSR-Leitbilder entworfen, Ziele und Strategien gefunden, ein Unternehmen ganzheitlich gesteuert, unter Druck Entscheidungen getroffen und überzeugend vor Aufsichtsräten und Gesellschaftern präsentiert. Ob ihre konzipierten Strategien zum Erfolg führen, haben Sie dann auch noch durch mehrere anspruchsvolle Managementplanspiele getestet. Wir sind uns sicher: dieser Planspielwettbewerb sensibilisiert Studierende aller Studiengänge — in Ergänzung zur theoretischen Lehre — durch Simulation besonders in Richtung unternehmerisches Denken, trägt zu Unternehmensgründungen bei und trainiert die ganzheitliche Führung gepaart mit gesellschaftlicher Verantwortung. Damit entspricht es dem Konzept der Berufsakademie, die Theorie und Praxis inhaltlich und organisatorisch auf besondere Weise im wissenschaftlichen Studium verzahnt. Die Berufsakademie in Dresden ist stolz auf den Sieg und die damit verbundene Leistung und auf den Einsatz und die harte Arbeit der beteiligten Studenten - nunmehr Absolventen - und Mitarbeiter. An dieser Stelle sei den Organisatoren des Exist PriME Cup sowie dem Betreuer der Teams der BA in Dresden, Herrn Dozent Dr. Eberhard Zeiß gedankt. Gleichzeitig wünschen wir den am Wettbewerb beteiligten Absolventinnen und Absolventen viel Erfolg auf dem Weg (zurück) in die reale Berufswelt. Sie werden sich schnell zurechtfinden – schließlich haben sie drei Jahre Theorie UND Praxis studiert und können bereits jetzt auf wertvolle Erfahrungen in ihren Partnerunternehmen sowie — mit den Worten von EXIST PriME Cup — sozusagen auf ein „Startguthaben“ an Referenz zurückgreifen! PLATZ TEAM 1 TU/HTW Dresden/HS Mittweida 2 Uni des Saarlandes 3 BA Dresden 4 Uni Heidelberg 5 LMU München 6 Uni Freiburg 7 Uni Passau 8 Uni Wuppertal 9 DHBW Heidenheim/Ravensburg 10 FH Aachen 11 HAW Hamburg 12 FH Lübeck 13 HS Emden/Leer 14 Uni Hannover 15 Jacobs University Bremen Nähere Informationen zum EXIST-PriME Cup unter www.exist-primecup.de Kontakt zur Pressemitteilung Franziska Wels, M. A. Referentin Staatliche Studienakademie Dresden Kontakt Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden Tel./Fax: 0351 44722-203/299 E-Mail: [email protected] > 02/12 Treffpunkt BA 37 Aus dem Studiengeschehen „Basel III – die richtige Antwort auf die Finanzkrise“ Kolloquium der Berufsakademie Sachsen am 19. Oktober 2012 Welche Auswirkungen sind mit der Umsetzung der neuen aufsichtsrechtlichen Anforderungen, die unter dem Stichwort „Basel III“ diskutiert werden, zu erwarten? Diese Frage stand im gemeinsamen Kolloquium der beiden Studienrichtungen Bankwirtschaft, Leipzig und Finanzwirtschaft-Bank, Dresden im Focus. Der Baseler Ausschuss erfüllt mit dem neuen Rahmenwerk den Auftrag der G20-Staaten mit dem Ziel, das Finanzsystem zu stärken. Wesentliche Kernpunkte von „Basel III“ umfassen: › die Verbesserung der Qualität und Quantität des Eigenkapitals von Finanzinstituten, › Sicherstellung einer Mindestliquidität durch einheitliche Liquiditätsstandards und › Moderation Prof. Lange Herr Kämpfer Frau Rüdiger 38 Begrenzung der Verschuldung von Banken durch die Einführung einer Verschuldungsquote. Antworten auf die Auswirkungen des „Basel IIIRahmenwerks“ gaben fachlich versierte und erfahrene Referenten. Herr Kämpfer (Referent Internationale Bankenaufsicht, DSGV) leitete mit seinem Vortrag in die Thematik ein. In seinem Vortrag wurde deutlich, dass die ursprünglichen Regelungen auf Finanzinstitute abzielen, die in Form einer Aktiengesellschaft firmieren. Die in Deutschland existierenden drei Säulen fanden zunächst wenig Berücksichtigung. Sehr anschaulich legte er diese Besonderheiten für das deutsche Bankensystem dar und stellte in Frage, ob damit das Ziel der Finanzmarktstabilität tatsächlich erreicht würde. Kritisch sieht er als Folge von Basel III besonders: › Verteuerung von Krediten für Unternehmen und Kommunen › Verringerung der Kreditvergabemöglichkeiten für Banken › Verstärkte Anreize für Finanzinstitute, Staatsanleihen zu kaufen › › Förderung einer Kurzfristkultur Benachteiligung der Kreditfinanzierung des Mittelstands. Er zeigte gegenläufige Effekte auf, die im Sinne von Wirtschaftswachstum nicht wünschenswert sind. Frau Jenny Rüdiger (Mitarbeiterin Marktfolge Aktiv, Ostsächsische Sparkasse Dresden) stellte mit Ihrem Thema - Auswirkungen von Basel III auf das Beteiligungsmanagement einer Sparkasse - auf einen speziellen Aspekt der Folgen von Basel III ab. Sie verglich Beteiligungen unter Basel II und Basel III und verwies > 02/12 Treffpunkt BA auf die Veränderung der Bemessungsgrundlage und der Berechnungsmodalitäten der Abzugsposten vom Eigenkapital. Sie konnte mit den gewählten Beispielen nachweisen, dass nicht ausschließlich mit einer gravierenden Neustrukturierung der Beteiligungen gerechnet werden muss. Gleichzeitig verwies sie auf Möglichkeiten zur Gestaltung der Beteiligungspositionen und deren Praxistauglichkeit. Herr Tom Niedlich (Spezialist Investmentanalyse/Management, Ostsächsische Sparkasse Dresden) konzentrierte sich mit seinem Vortrag auf die Effekte im Depot-A-Management, die mit der Einführung der Liquidity Coverage Ratio (LCR) und Zentraler Kontrahenten (CCP) zu erwarten sind. Neben den Grundlagen der neuen Kennzahl LCR, die zunächst eine Beobachtungszahl ist, wurde deutlich, dass das Depot-A mit hoher Wahrscheinlichkeit strukturellen Veränderungen unterworfen ist. Im Vortrag wie in der Diskussion wurde sehr stark auf die sich ändernde Bedeutung der Pfandbriefe, der Staatanleihen und der Spezialfonds eingegangen. Herr Niedlich befasste sich auch mit den Renditeerwartungen unter Berücksichtigung der Kennzahl LCR. Auch er konnte widersprüchliche Entwicklungen mit Einführung der LCR aufzeigen und formulierte neue Fragen, wie z.B.: „Wie kann die Stärkung des harten Kernkapitals bei niedrigeren Renditen gelingen?“ oder „Sollen höhere Risiken eingegangen werden, damit gewünschte Renditen erzielt werden?“ Die Auswirkungen auf die Realwirtschaft am Beispiel der Kommunalfinanzierung wurde sehr anschaulich von Frau Larissa Fiedler (Abteilungsdirektorin Unternehmensfinanzierung, Bundesverband deutscher Banken e.V.) erläutert. Ausgehend von der schwierigen Finanzsituation, über die Finanzierungsstruktur deutscher Kommunen wurden die wesentlichen Auswirkungen von Basel III aufgezeigt. Sie wies auf den Zusammenhang der Leverage Ratio sowie Net Stable Funding Ratio und auf die Finanzierung von Kommunen hin, deren Kreditkonditionen sich damit verändern werden. Ihre Ausführungen richteten sich auch auf die Staatsschuldenkrise, in deren Konsequenz auch parallele Entwicklungen zu den Kommunen hergestellt werden können. Ein weiterer Schwerpunkt waren die Perspektiven, die sich mit den Auswirkungen von Basel III andeuten. So werden sich Kommunen sukzessive neue Finanzierungsmöglichkeiten erschließen. Gewisse Parallelen zur Entwicklung der letzten Jahre zur Unternehmensfinanzierung wurden aufgezeigt. Abgerundet wurden die Vorträge mit den Ausführungen von Dr. Tobias Knedlik (Abteilung Makroökonomie, Institut für Wirtschaftsforschung Halle), indem er die wirtschaftspolitischen Herausforderungen im Zuge der Schulden- und Vertrauenskrise herausarbeitete. Mit umfangreichem Zahlenmaterial (Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes, des Welthandels, der Verbraucherpreise, der Arbeitslosenquote, der Zinsen u.a.) wurde die aktuelle Lage der Euroländer eingeschätzt. Dabei wurde deutlich, wo die Ursachen für Fehlentwicklungen der letzten Jahre liegen. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf den bisherigen wirtschaftspolitischen Maßnahmen in Europa, wie › › › › › Herr Niedlich die Staatshaushaltsanierungen, Strukturreformen, Rettungsschirm-Programme für Krisenländer, die Bankenunion oder der Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB. Gleichzeitig verwies Herr Dr. Knedlik auf noch fehlende Konzepte zur Bewältigung der Krise. Das Feedback der Teilnehmer - Studenten und Dozenten der beiden Standorte der Berufsakademie sowie interessierte Praxispartner wie die Bürgschaftsbank Sachsen, die Commerzbank, die HypoVereinsbank Dresden, die Ostsächsische Sparkasse Dresden, die Sächsische Aufbaubank – Förderbank, Universität Leipzig oder die Wirtschaftskanzlei – Dresden war durchweg positiv. Einige Beispiele: Frau Rebecca Broschwitz, Studentin 5. Semester, BA in Dresden: „Basel III ein spannendes Thema – die Veranstaltung hat die unterschiedlichen Sichtweisen des Themas gut abgebildet und aufgezeigt wie komplex das neue Regelwerk ist. Besonders interessant waren die Ausführungen der Absolventin der Berufsakademie Frau Jenny Rüdiger, die die Ergebnisse Ihrer Bachelorthesis vorstellte. Sie konnte nach intensiver Beschäftigung mit dem Thema feststellten, dass die Veränderungen mit Basel III im konkreten Fall nicht so gravierend sind wie ursprünglich erwartet. Es bleibt weiter spannend und motivierend in diesem Beruf zu arbeiten." Herr Dr. Volker Weber, Dozent an der BA in Glauchau und in Dresden: „Eine gelungene Veranstaltung, die mittels ausgewählter Aspekte nochmals auf die Bedeutung der neuen Basel-III-Regelungen hinwies und aufzeigte, dass in einigen Bereichen noch konkretisierende Informationen von der Bankenaufsicht erwartet werden dürfen.“ Dr. Knedlik Autorinnen Dr. oec. Christine Schmidt Leiterin des Studienganges Finanzwirtschaft-Bank Staatliche Studienakademie Dresden Frau Fiedler Kontakt Hans-Grundig-Straße 25 in 01307 Dresden Tel.:/Fax: 0351-44722-640/9640 E-Mail: [email protected] Dr. Bettina Lange Leiterin des Studienganges Bankwirtschaft Staatliche Studienakademie Leipzig Kontakt Schönauer Straße 113a in 04207 Leipzig Tel.:/Fax: 0341-42743–441/331 E-Mail: [email protected] Diskussionen > 02/12 Treffpunkt BA 39 Aus dem Studiengeschehen Drop it! Campus Dual Abschlussveranstaltung Projekt „Anschaffung und Einführung einer zentralen Campussoftware an der Berufsakademie Sachsen“ Autoren Carsten Biesok Praxisbetreuer Ostsächsische Sparkasse Yvonne van Haß, Isabell Küßner, Saskia Böhme Studenten im 4. Semester Finanzwirtschaft-Bank Staatliche Studienakademie Dresden Kontakt Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden „Haben Sie ein Thema für eine Projektarbeit an der BA?“ Der Anruf aus der Personalentwicklung war eine in Frageform gekleidete Anforderung, eine solches zu haben. Praxisnah und aktuell sollte es sein. Auf meinem Monitor sah ich gerade einen Gestattungsvertrag zur Installation einer Photovoltaikanlage auf einem fremden Grundstück. Die „Energiewende“ mit ihren vielschichtigen Auswirkungen war Thema in allen Medien. „Die Finanzierung von Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energie und deren Absicherung“ - kann das ein Thema für eine Projektarbeit im 4. Semester an der BA sein? Sicher, es ist komplex. Aber wollen wir Praxispartner nicht Absolventen von der BA, die später Fragestellungen auch von mehreren Perspektiven betrachten können. „Ja, ich habe eine.“, antwortete ich dem Kollegen aus der Personalentwicklung. „Als wir unser Thema für die Projektarbeit gesehen haben, dachten wir, es wurde doch eigentlich schon zur Genüge diskutiert. Zu diesem Zeitpunkt ahnten wir noch nicht, wie vielfältig diese Aufgabenstellung sein kann.“, sagte Saskia Böhme, spätere Leiterin des Projektteams. Nach der ersten Projektsitzung war ich mir nicht mehr sicher, ob das wirklich eine gute Idee war. Ich hatte das Gefühl, die Aktualität hatte die Studenten angesprochen, einen richtigen Zugang zu den unterschiedlichen Facetten hatten sie nach meinem Empfinden noch nicht. Insbesondere die sich stellenden spannenden Rechtsfragen schienen nicht im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. Eine für einen Juristen nur schwer zu akzeptierende Erkenntnis. Aber detailliert vorgeben, wie 40 das Thema auszufüllen ist, wollte ich nicht. Ich sah, wie die Projektgruppe bereits in der ersten Zusammenkunft anfing, sich zu organisieren und das Thema zu strukturieren. „Am besten, wir richten uns eine Dropbox ein, in der wir unsere Arbeitsstände ablegen. Sollen wir Sie freischalten, Herr Biesok?“, war die Abschlussfrage einer Studentin. „Dropbox“ – die einzige Box, die ich für mein Studium genutzt hatte, war das Blechgehäuse eines Tischcomputers mit einem 8086-Prozessor und die Arbeitsstände wurden mit einem 24-Nadel-Drucker, der einem Höllenlärm zur Freude aller Nachbarn verbreitete, auf das Papier gebracht. „Danke, erst einmal nicht.“, war meine Antwort. Ich brauchte Zeit zum Googeln. „Unser Projektteam bestand aus sechs sehr verschiedenen Charakteren, die in den letzten drei Semestern ihre eigenen Arbeits- und auch Schreibstile entwickelt hatten. Es galt alle auf einen Nenner zu bringen. Hinzu kam, dass wir uns natürlich auch mit dem sehr anspruchsvollen Thema auseinandersetzen mussten. Das alles brauchte seine Zeit.“, sagte Yvonne van Haß, Teammitglied. Ein Monat verging, ohne dass das Projektteam ein Lebenszeichen von sich gegeben hatte. Hatte ich nicht deutlich genug gesagt, dass sie sich melden sollten, wenn sie Fragen haben? Dann kam eine Mail mit der Gliederung. Ich erinnerte mich an die Aussage eines Professors von mir. An der Gliederung erkennt man, ob ein Thema verstanden wurde. An dem Maßstab gemessen, brauchte ich mir keine Sorgen zu machen. Meine Anregungen wurden – selbstverständlich erst nach Beratung und Abstimmung im Projektteam übernommen. Die Abstimmung war einstimmig, ließ man mich wissen. „Nachdem die Gliederung stand, sollte jeder recherchieren und seinen Teil schreiben, um Herrn Biesok einen ersten Entwurf präsentieren zu können.“, sagte Isabell Küßner, spätere Protokollantin. Nach weiteren sechs Wochen bekam ich dann den ersten Entwurf. Er wurde aus den verschiedenen „Dropbox“Textteilen in eine mailversandfähige Gesamtfassung für mich zusammengestellt. Mit dieser neuen Box hatte ich mich immer noch nicht angefreundet. Dafür umso mehr mit dem ersten Entwurf. Er hatte andere Schwerpunkte, als ich sie mir vorgestellt hatte. Aber die Aspekte, die ich in der ersten Projektsitzung als zu behandelnde Punkte aufgegeben hatte, wurden behandelt. Daneben > 02/12 Treffpunkt BA waren detaillierte Wirtschaftlichkeitsberechnungen in einem Excel-Tool mit dabei. Mein erster Gedanke war: Das ist nicht selbstgemacht. Gefunden habe ich das Tool im Internet jedoch nicht. Und in der nächsten Projektsitzung habe ich auf jede Nachfrage eine fundierte Antwort bekommen. Das Tool war selbst erstellt. Auch in der Diskussion über die anderen Teile merkte ich, wie intensiv sich die Studenten mit der komplexen Materie auseinander gesetzt haben. „Das erste Treffen mit Herrn Biesok war für uns sehr wichtig, da wir zwar viele Informationen gesammelt hatten, aber ein roter Faden fehlte. Es war wichtig über die Schwerpunkte zu reden.“, sagte Kevin Pröger, Teammitglied. Als mir die Arbeit vorgelegt wurde, konnte ich nur sagen: Respekt für die Leistung! Vor mir lag eine Ausarbeitung, die alle Aspekte der Finanzierung von regenerativen Energieanlagen fundiert beleuchtet. Sie ist keine theoretische Abhandlung über den Klimawandel oder die Energiewende, sondern zeigt das auf, was Banken bei der Finanzierung von Investitionen in regenerative Energien beachten müssen. Von den gesetzlichen Rahmenbedingungen im Gesetz über die erneuerbaren Energien, über die Rentabilitätsberechnung aus Sicht einer Bank bis zur Absicherung der Finanzierung über klassische Kreditsicherheiten. In ihr ist das zusammengeführt, was sonst in verschiedenen Bereichen in einer Bank weitgehend isoliert betrachtet wird. Doch was nützt die beste Arbeit, wenn sie nicht in Entscheidungsprozesse innerhalb eines Unternehmens einfließt. Die mündliche Präsentation der Projektergebnisse in der BA war für mich weit mehr als der Beauty Contest der Studenten. Vielmehr gilt es, die detailliert erarbeiteten Kenntnisstände wieder auf die Kernaussagen zu reduzieren und so zu vermitteln, dass ein Entscheidungsträger allein auf Basis der Präsentation seine Entscheidung treffen kann. Auch das gelang den Teilnehmern in beispielhafter Form. Die Präsentation war kein Sprechzettel im PowerPoint-Format, sondern begleitete die frei vorgetragenen Inhalte durch Übersichten und Grafiken. Die Projektarbeit beweist das hohe fachliche Niveau des Studiums an der BA mit einem gleichzeitig starken Bezug zu den Anforderungen in der Praxis. Sie zeigt, dass auch komplexe Themen bearbeitet und die Arbeit von Praxispartnern verwendet werden kann. Neben den fachlichen Inhalten erhalten die Studenten auch Methodenfähigkeiten, die in der Berufspraxis heute unerlässlich sind. Nur am Rande – meine Dropbox nutze ich mit wachsender Begeisterung weiter. So war die Projektarbeit auch für mich der Einstieg in die Cloud-Technologie. Abbildung 1: Gebäude der SAP AG, Niederlassung Dresden Abbildung 2: Grußwort von Herr Ministerialrat Jaekel Prof. Dr. Kröppelin hob in seinem Redebeitrag die Am 11. Oktober 2012 fand im Gebäude der SAP AG in Dresden die Abschlussveranstaltung des mit Mitteln Bedeutung moderner IT als eine wichtige Grundlage der Europäischen Fonds für Regionale Förderung finan- für die Weiterentwicklung der Berufsakademie Sachsen zierten Projekts „Anschaffung und Einführung einer hervor. Er stellte einen Zusammenhang zwischen der zentralen Campussoftware an der Berufsakademie Entwicklungskonzeption der Berufsakademie Sachsen Sachsen“ statt. Zu den Gästen gehörten neben den und den darin enthaltenen Themen Internationalisierung, Projektbeteiligten, Vertreter des Sächsischen Ministe- Weiterbildung, Qualitätsmanagement, Strukturen und riums für Wissenschaft und Kunst, die Direktorin und Studienangebote her und leitete daraus die zwingende Direktoren der Berufsakademie Sachsen und Thüringen, Notwendigkeit der Einführung eines Campus-Managesowie Kanzler und Vertreter aus den Rechenzentren ment-Systems ab. Das an der Berufsakademie Sachsen der Hochschulen für angewandte Wissenschaften aus „Campus Dual“ getaufte Campus-Management-System stellt nach Meinung von Prof. Kröppelin ein Werkzeug dar, Dresden, Mittweida und Zwickau. Im Grußwort von Herrn Ministerialrat Jäckel (Leiter welches in den nächsten Jahren wesentlicher Bestanddes Referates Fachhochschulen und Berufsakademie) teil für die weitere Entwicklung der BA Sachsen – auch wurde der Tatsache, dass die Berufsakademie Sachsen in eine Duale Hochschule – ist. Ein weiterer wichtiger an allen sieben Staatlichen Studienakademien ein ein- Aspekt, welcher mit der Einführung von Campus Dual heitliches zentral implementiertes Campus-Management- verbunden wird, ist die deutliche Verbesserung des System eingeführt hat, große Bedeutung beigemessen. Serviceangebotes für Studierende, nebenberuflich Die hierdurch zu erwartenden Synergien stellen ein tätige Lehrkräfte, Praxispartner und Angestellte der besonderes Leistungsmerkmal für die Berufsakademie Berufsakademie. Der Geschäftsführer der VEGA Deutschland GmbH Sachsen dar und sind beispielhaft auch für andere Herr Müller griff diesen Gedanken auf und erweiterte sächsische Hochschulen. ihn. Die Potentiale moderner Campus Managementsys- > 02/12 Treffpunkt BA Abbildung 3: Prof. Dr. Kröppelin, ehemaliger Direktor der Staatlichen Studienakademie Dresden und Direktor der Direktorenkonferenz der BA Sachsen teme zu denen neben den bereits genannten auch die Prozessorientierung sowie offene und standardisierte Schnittstellen gehören, stellen eine Herausforderung für alle Beteiligten dar. Herr Müller erläuterte dies am Beispiel des mit der Berufsakademie Sachsen durchgeführten Projektes und reflektierte dabei auch auf andere ähnlich gelagerte Projekte des durch ihn geführten Unternehmens. Abbildung 4: Herr Müller, Geschäftsführer VEGA Deutschland GmbH 41 Aus dem Studiengeschehen Frau Gardner, die verantwortliche Projektleiterin von VEGA im letzten Drittel des Projektes, vertiefte diese Aussagen, indem sie den Zusammenhang zwischen Organisation und Campus-Management-System herstellte. Die Einführung eines Campus-ManagementSystems ist immer auch ein (Re-) Organisationsprojekt. In ihren Ausführungen schilderte sie des Weiteren sehr detailliert welche Aufgaben und Herausforderungen im letzten Drittel des Projektverlaufes von der Projektleitung bewältigt werden mussten. Zu den kritischen Erfolgsfaktoren gehören: › eine offene und kontinuierliche Kommunikation und Transparenz, › gutes Expertenwissen sowohl über die eingesetzte Software als auch über die Prozesse der BA, › › klare Verantwortlichkeiten, Im zweiten Teil seiner Ausführungen ging Herr Schweitzer auf die damit zusammenhängenden Herausforderungen für den weiteren Betrieb näher ein. Dazu gehört neben der Sicherstellung des Supports, die weitere Anpassung an die Standortspezifika bei gleichzeitigem Beibehalten des „Harmonisierungs-Gedankens”. Der Nutzen des Campus-Management-Systems wird durch den Anwender realisiert. Der Umgang des Anwenders mit seinem System entscheidet also, ob Nutzen ent- Demografischer Wandel in Theorie und Praxis Zum neunten Mal veranstaltete das Institut für Holztechnologie Dresden (IHD) vom 28.-29. November 2012 die Fachtagung „Möbeltage in Dresden“. Im Rahmen der bestehenden Kooperation unterstützte erstmals die Berufsakademie Sachsen die Vorbereitungen und Durchführung. Die alle zwei Jahre stattfindende Fachtagung war sowohl wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungen als auch ökologischen Anforderungen an die Möbelfertigung und den Innenausbau gewidmet. 2012 standen dabei anwenderorientierte und innovative Lösungen insbesondere mit Blick auf die Herausforderungen des demografischen Wandels und der veränderten Kundenanforderungen im Vordergrund. Die 16 Fachvorträge standen unter der Frage „Was kommt auf die Branche zu?“ Thematisch spannte sich der Bogen von den Veränderungen bei den Anforderungen an die Möbel seitens der älter werdenden Kunden sowie deren Nutzungsverhalten über die neuen Anforderungen an die Hersteller bis hin zum Vertrieb. Die Referenten erläuterten, auf welche Herausforderungen sich Hersteller in punkto Belegschaftsstruktur und Logistik einstellen müssen. Beispiele aus Forschung und Industrie zeigten, wie die Erwartungen der Kunden an zukünftige Möbelfunktionalitäten und -nutzung, zum Beispiel im Bereich der Beschlagentwicklung, erfüllt werden können. Am zweiten Tag standen neue Entwicklungen in der Möbelfertigung wie die Innovationsdynamik bei Möbelwerkstoffen, Fragen der Schall- und Schwingungsreduktion bei der Bearbeitung und Trends bei neuen Oberflächen im Mittelpunkt. Über die Problematik des Gebrauchsverhaltens neuartiger Küchenoberflächen wurde der Kreis mit weiteren Beiträgen zu Benutzeranforderungen und entsprechenden Möbelentwicklungen geschlossen. Abgerundet wurde das Programm mit Beiträgen zu Entwicklungen und Trends auf dem russischen Markt und zum Internethandel. Zwei inhaltsreiche und der Rückhalt durch die Hochschulleitung. Abbildung 6: Campus Management-System der SAP AG Nach Ansicht von Frau Gardner stellt der erfolgreiche Abschluss des Campus-Management-Projektes der BA Sachsen einen „Leuchtturm“ in der Hochschullandschaft Deutschlands dar. Im abschließenden Vortrag erläuterte Prof. Dr. Schweitzer exemplarisch am Beispiel des Standortes Dresden die Ausgangssituation der BA Sachsen und stellte dieses dem neu eingeführten CampusManagement-System der SAP AG gegenüber. Einige der Neuerungen wie: Abbildung 5: Frau Gardner, Projektleiterin MG Consulting › › › die Abbildung des kompletten Bewerbungsprozesses, › die Integration des Lehrauftragsmanagements in die Semesterplanung, › die integrierte Self-Service-Plattform für Studierende und Lehrbeauftrage, › und das Betriebskonzept die komplette Abbildung des Studienprozesses, die einheitliche und sichere Verwaltung von Prüfungsleistungen, steht oder nicht. In diesem Zusammenhang erlangt die Schulung der Anwender besondere Bedeutung. Im Fazit kann konstatiert werden, dass die Entscheidung der BA Sachsen für das Campus-Management-System der SAP AG richtig war, da diese Lösung wirtschaftlich ist und alle geforderten Punkte des Leistungsverzeichnisses abdeckt sowie darüber hinaus auf Grund seiner modernen Architektur und Flexibilität in der Lage ist auch zukünftige Anforderungen zu erfüllen. Mit dem Vortragstage und die traditionelle Abendveranstaltung boten in gewohnter Weise Gelegenheit zum Wissensund Erfahrungsaustausch mit Partnern und Kollegen aus der Branche. Fachkräfte gesucht Aufgrund der demografischen Entwicklungen wird schon heute ein Fachkräftemangel prognostiziert, der für viele Unternehmen in zunehmendem Maße zu einem limitierenden Faktor für Wachstum und Erfolg wird. Passend zum Fokus der diesjährigen Möbeltage wurde deshalb als Tagungsort der neue Campus der Berufsakademie Sachsen in Dresden ausgewählt. Ergänzend zum Vortragsprogramm nutzten am Nachmittag des ersten Veranstaltungstages Unternehmen die Möglichkeit, im Rahmen eines „Karriere-Treffs“ mit Studenten und Absolventen vorrangig holztechnisch orientierter Hochschulen und Ausbildungsstätten ins Gespräch zu kommen. Zusammenarbeit in Theorie und Praxis Ein Weg, um im eigenen Unternehmen dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist selbst auszubilden. Das Institut für Holztechnologie Dresden fungiert seit vielen Jahren als Praxispartner der Berufakademie Sachsen in Dresden. Allein im Jahr 2012 wurden Ausbildungsverträge mit sechs Studenten geschlossen. Derzeit werden 13 Studenten in den Studienrichtungen Holz- und Holzwerkstofftechnik, Informationstechnik und Eventmanagement ausgebildet. In diesem Jahr wurde die Kooperation auf die BA in Riesa erweitert. Abbildung 7: Prof. Dr. Schweitzer, Projektleiter BA Sachsen eingeführten System sichert sich die Berufsakademie Sachsen hinsichtlich des Campus-Management-Systems langfristig die Zukunft. Durch alle Redner wurde den am Projekt beteiligten Mitarbeitern der Berufsakademie Sachsen, der VEGA Deutschland GmbH, der Firma MG Consulting, der Firma in4md und der Dr. Pape Consulting für ihre engagierte Arbeit gedankt, die letztlich zum erfolgreichen Abschluss des Projektes geführt hat. Kontakt zum IHD Autor Prof. Dr.-Ing. Frank Schweitzer Stellvertretender Direktor Staatliche Studienakademie Dresden Institut für Holztechnologie Dresden gemeinnützige GmbH Kontakt Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden Tel./Fax: 44722-200/299 E-Mail: [email protected] Institut für Holztechnologie gemeinnützige GmbH Zellescher Weg 24 in 01217 Dresden Tel.: 0351 4662 0 E-Mail: [email protected] Internet: www.ihd-dresden.de wurden exemplarisch vorgestellt und erläutert. 42 Darüber hinaus engagieren sich zahlreiche Mitarbeiter des IHD im Rahmen ihrer umfangreichen Lehrtätigkeit, u.a. zu Themen wie Anwendung neuer Werkstoffe, Leichtbau, Applikation von Beschichtungen sowie Oberflächen- und Möbelprüfung, an der Berufsakademie. Im Sinne einer praxisnahen Wissensvermittlung gehört der Blick in die Labore und Technika des IHD dazu. Der neue Leiter der Berufsakademie, Herr Prof. Andreas Hänsel, ist zudem aktives Mitglied des Kuratoriums des IHD. Die Verknüpfung von Theorie und Praxis hat sich für das IHD als erfolgreiches Konzept erwiesen. So betreuten Studenten das Projekt „Möbel für einen Konferenzraum“ von der Idee bis zur Umsetzung. Gefragt waren dabei Wissen zu Konstruktion und Materialeigenschaften und -verarbeitung bis hin zum handwerklichen Geschick beim Bau von Mustermöbeln in den Werkstätten des IHD und der BA. Aufgrund der guten Erfahrungen werden IHD und BA auch in Zukunft verstärkt kooperieren. Und vielleicht sind es die heute gemeinsam ausgebildeten Studenten, die morgen Möbel für Jung und Alt entwickeln. Der Tagungsband zu den diesjährigen Möbeltagen kann zum Preis von 55,- € im IHD-Veranstaltungssekretariat, Frau Kühne (Telefon 0351/4662-326; E-Mail [email protected]), bestellt werden. > 02/12 Treffpunkt BA > 02/12 Treffpunkt BA 43 Career Service Wege in die berufliche Praxis Entwickeln und erweitern Sie Perspektiven, wohin die Wege Sie führen könnten. Bereiten Sie sich auf diese Wege vor, indem Sie Strategien und Konzepte kennen lernen, die Ihnen helfen, gesund und ausgeglichen zu bleiben. Kommen Sie mit uns, den praxiserfahrenen BeraterInnen und Coaches über Fragen, die sich unterwegs stellen, ins Gespräch! Beratung ermöglicht Orientierung in beruflichen Konflikt- und Entscheidungssituationen. In der personen- und prozessorientierten Beratung stehen Sie als Person mit Ihrem Entscheidungsprozess im Mittelpunkt. Unser Coaching-Angebot zeichnet sich durch eine explizite Praxisorientierung aus. Wir unterstützen Sie darin, die eigene berufliche Rolle zu finden und einzuüben, sowie gezielt Schlüsselkompetenzen (weiter-) zu entwickeln. Coaching und Beratung zu den Themen: › › › › › Ihre AnsprechpartnerInnen: BERATUNG UND COACHING: Frank Thorausch Dipl.-Sozialpädagoge, Sozialmanager, Systemischer Berater Telefon: 0351-4690283, E-Mail: [email protected] Sabine Grimm M.A. Erziehungswissenschaften, Beraterin (personenzentriert), Career Consultant Telefon: 0351-4690282, E-Mail: [email protected] Bitte informieren Sie sich über aktuelle Termine und Anmeldeverfahren auf unserer Homepage: www.ehs-careerservice.de Kontakt zum Career Service Zeitmanagement im dualen Studium Career Service der Evangelischen Hochschule Gerokstraße 16, 1. OG in 01307 Dresden Internet: www.ehs-careerservice.de Berufswegeplanung Erstellung eines Kompetenzprofils Bewerbungsstrategien & Bewerbungsmappencheck Schreibcoaching beim Anfertigen von Forschungs- und Abschlussarbeiten Finanziert aus Mitteln der Europäischen Union und des Freistaates Sachsen Der Career Service der ehs freut sich auf die Studierenden der Berufsakademie Sachsen, Staatliche Studienakademie Dresden und wünscht ein spannendes Wintersemester! 44 > 02/12 Treffpunkt BA > 02/12 Treffpunkt BA 45 Aus dem Studiengeschehen Feierliche Exmatrikulation der Matrikel 2009 Wie in jedem Herbst wurden auch in diesem Jahr Ende September den Absolventen der BA in Dresden die Urkunden und Zeugnisse in einem feierlichen Rahmen überreicht. Das ist eine gute Tradition, die sich seit den Anfangsjahren durch die Geschichte der Berufsakademie in Dresden zieht. Die Feierlichkeit, eingerahmt von ausgewählten Gästen, Musikstücken und Redebeiträgen würdigt die Leistungen und Erfolge der Absolventen, die nach drei Jahren intensivem Studiums nun die Früchte ihrer Arbeit ernten. Die Matrikel 2009 sind der erste Jahrgang von Studentinnen und Studenten, die nicht mehr alle drei Jahre ihres Studiums noch an den beiden stark sanierungsbedürftigen Standorten der BA in Dresden auf Heide- und Weinbergstraße verbracht haben. Alle Absolventen haben den neuen, modern und funktional ausgestatteten, studierwürdigen Campus auf der Hans-Grundig-Straße 25 kennen gelernt und ihre wissenschaftliche Abschlussarbeit hier verteidigt. Letztlich waren nicht die „vier Wände“ um die Studenten, sondern deren Ehrgeiz und Durchhaltevermögen, die Kompetenz der Lehrenden, das Engagement der Praxispartner und die Ausstattung der Labore mit hochmoderner Technik ausschlaggebend für einen erfolgreichen Weg zum Bachelor- bzw. Diplomabschluss. Für die Absolventen der Matrikel 2009 war die Übergabe ein letzter Schritt zum ersehnten Ziel. Insgesamt konnten 81 Prozent der Studienanfänger aus dieser Matrikel nun ihre Urkunde auch in Empfang nehmen. Zahlreiche Auszeichnungen besonderer Leistungen krönten die Veranstaltung auch in diesem Jahr. So ging der Karl-Schmidt-Preis des Verbandes der Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrie auch in diesem Jahr an einen Absolventen der Berufsakademie in Dresden. Herr Malte Sangel, Absolvent des Studienganges Agrarmanagement wurde von der Leipziger Ökonomischen Sozietät für seine hervorragende Bachelorarbeit ausgezeichnet. Die Sozietät prämiert die jeweils beste Arbeit eines Studienjahres in Abstimmung mit der Studiengangleitung und stellt dabei den Nutzen für den Praxispartner und den nachweisbaren Eigenanteil des Studenten an der Ergebnisentwicklung in den Mittelpunkt der Bewertung. Den Wanderpokal des Vorausscheids zum größten deutschen Managementwettbewerb deutscher Hochschulen hatten die sechs Studentinnen und Studenten des Studienganges Betriebswirtschaft-Industrie bereits im Juli mit ihrem Sieg beim Professional Cup Ost nach Dresden gebracht. Zur feierlichen Exmatrikulation nun wurde ihr nächster Erfolg – der dritte Platz im Finale des bundesdeutschen Hochschul-Planspielwettbewerbs mit Stolz ausgezeichnet (s. Bericht S. 36) Der Weg ist schon beschritten – die Absolventen haben die einzigartige Dualität aus Wissenschaft und Berufspraxis bereits im Studium gelebt und gehen nun nicht auf unbekannte Pfade, sondern stehen nunmehr sozusagen vor dem Wiedereintritt ins Berufsleben. Wir wünschen für den weiteren Lebensweg alles Gute und freuen uns, die Absolventen künftig als Alumni wieder an der BA begrüßen zu dürfen! Veranstaltungsort zur feierlichen Exmatrikulation Malte Sangel B.A., Absolvent des Studienganges Agrarmanagement wurde von der Leipziger Ökonomischen Sozietät für seine hervorragende Bachelorarbeit ausgezeichnet. Autorin Franziska Wels, M. A. Referentin Staatliche Studienakademie Dresden Kontakt Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden Tel./Fax: 0351 44722-203/299 E-Mail: [email protected] Herr Dipl.-Ing. (BA) Christian Schulze Johann erhielt die Auszeichnung mit dem KarlSchmidt-Preis des Verbandes der Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrie Die BA-Absolventen, Drittplatzierten beim bundesweiten ExistPrime Cup bedanken sich bei ihrem Coach und Dozenten Herr Dr. Eberhard Zeiß. Dankesrede der Absolventen Katja Wellmann, Dipl.-Ing. (BA) Matrikel 2009 Sehr geehrter Herr Prof. Kröppelin, sehr geehrte Studiengangsleiter, sehr geehrte Damen und Herren Dozenten, liebe Absolventen, liebe Angehörige und Gäste, wann sind Sie das letzte Mal aufgefallen? Nun, auch wir, die Studentinnen und Studenten des diesjährigen Abschlussjahrgangs der Berufsakademie in Dresden fallen immer wieder auf. Heute zum Beispiel fallen wir dadurch auf, dass wir unser Studium erfolgreich abgeschlossen haben und dies heute Abend im Ballhaus Watzke gebührend feiern werden. Der Abschluss des Studiums ist für uns Ende und Anfang zugleich. Zum einen endet eine wichtige Zeit in unserem Leben. Eine Zeit, in der wir viel gelernt habenDie BA in Dresden mit ihren guten Studienbedingungen vermittelte uns das nötige Fachwissen, 46 > 02/12 Treffpunkt BA in unseren Praxisbetrieben versuchten wir dieses Fachwissen in die Praxis umzusetzen und in unseren Seminaren weiterzuentwickeln. Dieses Wissen haben wir dann möglichst korrekt, wissenschaftlich fundiert und smart formuliert in unsere Semesterarbeiten – bis hin zur Diplom- bzw. Bachelorarbeit – verpackt. Das ist uns mal besser oder mal schlechter gelungen. Wir werden heute in die Arbeitswelt entlassen, mit Ideen im Kopf wie Arbeit ist und wie Arbeit sein könnte, mit Träumen, wie wir Arbeit verändern können und ihr unseren eigenen Stempel aufdrücken. Wir BA-Absolventen haben etwas gelernt, das nun angewendet werden will. Das reicht uns nicht. Wir brauchen Mut zum Scheitern und Kraft fürs Risiko. Wir brauchen Glück und Verstand und Rahmenbedingungen, die unseren Bedürfnissen Rechnung tragen. Wir haben Neugier ohne Verfallsdatum und mischen uns in Arbeitsabläufe und Diskussionen ein. Goethe sagte einmal: „Alles was uns begegnet, lässt Spuren zurück. Alles trägt unmerklich zu unserer Bildung bei.“ Abschließend ist uns ganz speziell aufgefallen, wie viele gute und prägende Begegnungen und Erfahrungen wir in unserer Studienzeit machen durften, fachlich genauso wie im sozialen Bereich. Im Namen aller 340 Absolventinnen und Absolventen des Abschlussjahrgangs 2012 möchte ich mich herzlich bei den jeweiligen Studiengangsleitern, wie auch allen Dozierenden bedanken, die alle dazu beigetragen haben, dass wir uns mit einem gut gepackten Rucksack auf den Weg machen. Auf einen Weg, der von verschiedenen Gefühlen geprägt sein wird: Gefühle der Vorfreude, Wehmut, Ungewissheit aber auch der Aufregung. Ein ganz besonderer Dank geht an unseren Direktor Herrn Prof. Kröppelin, der sich mit der heutigen Feier in seinen wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Weiterhin danken wir allen Verwaltungsangestellten der BA in Dresden, die es eines zu sagen: Wir bleiben einer Konstanten treu: Wir nicht immer leicht mit uns hatten. Die Hälfte unserer werden weiterhin auffallen. Wir werden auffallen als Studienzeit waren wir bei unseren Praxispartnern, die gut ausgebildete, motivierte, zielstrebige und zuveruns die Möglichkeit gaben unser Wissen anzuwenden lässige Ingenieure und Bachelor, die ihren Berufs- und Lebensweg selbstbewusst und selbstsicher gestalten. und weiterzuentwickeln. Wir danken dafür! Der größte Dank gilt aber den Menschen ohne die wir heute nicht hier stehen würden, die immer für uns „Eiskalt starten, Knallhart durchziehen, Radikal weida waren und uns immer zur Seite standen. In guten tergehen, Erfolgreich landen.“ wie in stressigen Zeiten. Ohne die es oft nicht möglich gewesen wäre ein Studium zu beginnen. Ja liebe Eltern, Wir fallen auf! ihr seid gemeint. Danke, dass es euch gibt! Der Abschluss unseres Studiums steht am Ende einer wichtigen und intensiven Zeit. Wie bereits erwähnt, ist es das Ende eines alten und gleichzeitig der Anfang eines neuen Lebensabschnitts. Dies ist ein unheimliches, aber genauso schönes und aufregendes Gefühl. Ich wünsche euch allen, die mit mir studiert haben, ganz viel Erfolg und das nötige Quäntchen Glück auf eurem weiteren Lebensweg. Und so bleibt mir nur noch > 02/12 Treffpunkt BA 47 Aus dem Studiengeschehen Absolventenball 2012 Eröffnungsrede zum Absolventenball 2012 Dr. Thomas Graßmann Liebe Absolventinnen, liebe Absolventen, liebe Eltern, liebe Gäste, meine sehr geehrten Damen und Herren, was für ein schöner Abend! Bereits jetzt. Und vielversprechend mit Blick auf das, was wir heute daraus machen. Ich hätte heute Abend keine Bühne gefunden und Sie keinen Ballsaal, wenn sich nicht zwei Ihrer Kommilitonen mächtig ins Zeug gelegt hätten: Ich möchte das Podium zunächst dazu benutzen diesen beiden Personen publikumswirksam zu danken: Karina Tanneberger und Marco Linke, die dabei tatkräftig von meiner Kollegin Franziska Wels unterstützt worden sind. Dafür gibt es von uns ‘was zu lesen - und - das ist doch bestimmt auch einen Applaus wert … Nach der feierlichen Exmatrikulation einfach nach Hause gehen? Nein, das wollten wir nicht. Stattdessen wollten wir unseren Abschluss und gleichzeitig letzten Tag mit den Menschen, mit denen wir drei Jahre lang in den Vorlesungen gesessen, gelernt und gelacht haben, gebührend feiern. Diesen Wunsch hatten auch viele Studenten aus anderen Studiengängen der Matrikel 2009 - die Mission "Absolventenball" war geboren. So machten wir uns im Januar 2012 auf den Weg und besichtigten die verschiedensten Locations in Dresden und Umgebung. Parallel dazu wurden die Wünsche der Studenten zusammengetragen und das Budget festgelegt. Die zwei besten Angebote stellten wir den Studenten zur Wahl. Der festliche Ballsaal und 48 ein super Preis-Leistungsverhältnis machten das Ballund Brauhaus Watzke zum Favoriten der Studenten. Die insgesamt 508 festlich gekleideten Absolventen, Angehörige und Gäste erwartete ein unvergesslicher Ballabend. Nach der Eröffnungsrede von Dr. Graßmann gab es ein kalt-warmes Buffet mit sächsischen Spezialitäten und musikalischer Umrahmung durch die Band Nightshine. Anschließend entführte das Tanzpaar Franziska Schöne und Eugen Boss die Gäste in die Welt des Tanzes, bevor diese selbst zur Musik der Band „Nightshine“ das Tanzbein schwingen konnten. Die Terasse des Ballhauses lud mit einem herrlichen Blick auf die beleuchtete Dresdner Altstadt dazu ein, sich über die anstrengende, aber auch sehr schöne Studienzeit zu unterhalten und Zukunftspläne zu > 02/12 Treffpunkt BA schmieden. Dabei konnte dank einer Getränkeflatrate nach Lust und Laune getrunken werden. So wurde bis 3 Uhr morgens getanzt und gelacht und beim Abschied so manche Träne verkniffen. Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle den Sponsoren, die unseren Ball durch ihre finanzielle Unterstützung erst möglich gemacht haben sowie Frau Wels, die bei der Organisation stets eine wertvolle Hilfe für uns war. Autoren Karina Tanneberger, Marco Linke Absolventen des Studienganges Wirtschaftsinformatik, Matrikel 2009 So, liebe Absolventinnen, liebe Absolventen, im »Tempel der Tausend Türen«, so möchte ich das, was ich Ihnen heute Abend sagen werde, überschreiben. Und damit meine ich nicht das altehrwürdige Ballhaus Watzke, das ja immerhin auf eine 174-jährige Geschichte zurückblicken kann und so vielleicht noch manch‘ unentdeckte Tür verbergen könnte. Nein, nein, ich beziehe mich mit meiner Formulierung eher auf einen virtuellen Raum, der beträchtlich leichter mit einer großen Anzahl von Türen auszustatten ist, als dieses Gebäude hier. Inspiriert hat mich ein Abschnitt aus MICHAEL ENDES Buch „Die unendliche Geschichte“. Dessen Hauptperson, das pummelige Bürschchen Bastian Balthasar Bux, trifft auf seiner Reise durch Phantásien auf Graógramán, den Bunten Tod. Keine Angst, liebe Eltern, in dem Buch geht es nicht um Drogen. Graógramán ist ein Fabeltier, ein Löwe und Bewohner einer Wüste Phantásiens, in dessen Umgebung alles Leben verbrennt, der aber nachts zu Stein erstarrt und so Platz für einen üppigen Regenwald macht, der wiederum des morgens, wenn der Löwe zu neuem Leben erwacht verschwindet. Ich möchte nicht die gesamte Begebenheit wiedergeben. Nur so viel. Bastian fragt seinen Löwen irgendwann, ob er nicht für immer bei ihm bleiben kann. Die Antwort lautet „Nein, darfst Du nicht, denn hier gibt es nur Leben und Tod, Wald oder Wüste, aber keine Geschichte und Du musst Deine Geschichte erleben.“ Liebe Absolventinnen und Absolventen, manche Dinge kann man eben nicht durch Nachdenken ergründen, man muss sie erfahren. Und deswegen können auch wir Sie - leider, leider - nicht bei uns, in der BA, behalten, auch Sie müssen gehen, noch heute sogar, auch Sie müssen nun Ihre eigene Geschichte erleben. Darauf haben wir Sie vorbereitet. Die Frage für Sie ist nun die gleiche wie für Bastian: Wie komme ich denn hier bloß weg?, denn „die Wüste ist viel zu groß, als dass irgendjemand aus ihr hinauskönnte.“ Nun, meine Damen und Herren, Sie stehen heute am Rande der Wüste. Gewissermaßen in der Wüstendämmerung: Das Alte, die BA, ist noch nicht ganz verschwunden, das Neue, was auch immer das sein mag, noch nicht ganz da. Was Sie nun tun müssten ist, sich wegwünschen. Das allein reicht aber noch nicht aus: Es genügt nicht, nur fortgehen zu wollen, sie müssen auch irgendwo hinstreben. Ich kann mir schon denken, dass es Ihnen wie Bastian gehen wird, Sie wollen gar nicht weg. Nun ja. Auch Sie werden Ihren nächsten Wunsch finden müssen. Und wenn Sie ihn gefunden haben, was dann? Dann, meine sehr geehrten Damen und Herren, wird es auch für Sie einen Ort geben, der überall hinführt > 02/12 Treffpunkt BA und der von überall erreicht werden kann: »Den Tempel der Tausend Türen«. Mit diesem architektonischen Kleinod gibt es nur ein - wenn auch bescheidenes - Problemchen: Niemand hat ihn je von außen gesehen, denn er hat überhaupt kein Äußeres. Und drinnen erst: Sein Inneres besteht aus einem Irrgarten von Türen. Es heißt, wer ihn kennenlernen will, der muss sich hineinwagen. Ja aber, wie um Himmels Willen sollen Sie diesen Tempel denn kennenlernen, wenn es nirgendwo so richtig hineingeht? Also doch bleiben. In der BA. Die BA ist der »Tempel der Tausend Türen« und das Ziel aller Ihrer Wünsche. Gut. Wir wissen, dass die BA das Ziel aller Ihrer Wünsche ist und wir wissen das zu würdigen. Aber, wie ich bereits sagte, wir haben keinen Platz. Und wenn Sie genau nachzählen, werden Sie sehen, dass es bei uns auch keine tausend Türen gibt. Das können Sie aber nicht wissen, weil Sie oft immer nur eine Handvoll Türen benutzen mussten und immer im gleichen Raum saßen. Manche von Ihnen haben schon angefangen, ihren Raum Klassenraum zu nennen. Sogar mit festgefügter Sitzordnung und solcherlei Sachen mehr. Also: Die BA ist es jedenfalls nicht! In ENDEs Geschichte gibt es eine ganz einfache Lösung: „Jede Tür, sogar eine ganz gewöhnliche Küchentür, ja sogar eine Schranktür, kann in einem bestimmten Augenblick zur Eingangstür in den »Tausend Türen Tempel« werden. Ist der Augenblick vorüber, so ist sie wieder was sie vorher war. Darum kann niemand je zum zweiten Mal durch dieselbe Tür gehen. Und keine der tausend Türen führt dorthin zurück, wo man herkam. Es gibt keine Rückkehr. MICHAEL ENDE spricht hier in Metaphern. 49 Aus dem Studiengeschehen Als Absolventen unserer Akademie haben Sie das natürlich schon lange bemerkt: Die Türen im »Tausend Türen Tempel« stehen für Entscheidungen, der Augenblick, in dem sich eine Tür öffnet steht für Gelegenheiten. Insofern sind Türen Orte des Übergangs. In Ihrem Falle des Überganges zwischen zwei Lebensabschnitten. Man könnte meinen, Sie sind bereits drin, in Ihrem Tempel der Tausend Türen. Ihr erstes Türchen führte Sie zu uns an die Studienakademie. Diese Tür ist nun hinter Ihnen ins Schloss gefallen, ein Zurück wird es nicht geben. Vor Ihnen liegen wieder Türen, die Sie zu einer Entscheidung zwingen. Welche Tür sollen Sie nehmen, welches ist für Ihr Leben die richtige Entscheidung? Was ist Ihnen wichtig? Wofür werden Sie arbeiten? Haus, Auto, Fernseher, Waschmaschine, Handy, Computer, Sofaecke, Haustier, Kinder, Ruhm und Ehre, das Land? Wofür lohnt es sich, (Lebens-)Zeit zu investieren? HERRMANN HESSE hat einmal geschrieben, dass „alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens .. nicht mit einem Schlusspunkt [endet], sondern mit Fragezeichen. Ein Plus an Wissen bedeutet ein Plus an Fragestellungen, und jede von ihnen wird immer wieder von neuen Fragestellungen abgelöst.“ Die Themen, meine sehr verehrten Damen und Herren, mit denen Sie sich beschäftigen, werden sich ändern, was Ihnen bleiben wird, ist - wie in einer Vorlesung kurz vor der Prüfung - die Frage danach, was wichtig ist und was nicht. Und darauf gibt es keine universell gültigen Antworten. Auch nach Jahren der Bildung nicht. Jeder muss hier seine eigenen Antworten finden, weil - hier lasse ich wieder HESSE zu Wort kommen - „[j]eder Mensch ... [ein] einmalige[r], ganz besondere[r] ... Punkt [ist], wo die Erscheinungen der Welt sich kreuzen, nur einmal so und nie wieder“. Soll heißen, jeder von Ihnen ist einzigartig und muss deswegen die Antwort auf die Frage, „Was soll ich tun?“ bzw. „Was ist mir wichtig und was nicht?“, auf einzigartige - ihm eigene - Weise beantworten. „Die Antwort bist Du selbst“ schrieb Hermann Hesse. Und das ist letztlich auch MICHAEL ENDEs Ratschlag, wenn er schreibt, dass durch den Irrgarten von Türen, von schier endlosen Entscheidungsmöglichkeiten, nur ein wirklicher Wunsch führen kann. Wer den nicht hat, der muss so lange im Tempel herumirren, bis er weiß, was er sich wünscht, was für ein Ziel er hat. Und zu dem Ziel gelangt man, wenn man tut, was man will. Es gibt in MICHAEL ENDEs „Unendlicher Geschichte“ ein Amulett namens AURYN auf dessen Rückseite das Leitmotiv „Tu was du willst“ eingraviert ist. Es sollte besser heißen „Tu was DU willst“. Das Streben, das Wandern von Wunsch zu Wunsch führt so schließlich an das Ziel. Und Sie werden es kaum glauben, aber sich von allen Ansprüchen und Erwartungen „der Umgebung“, der Eltern, der Freunde, der Kollegen usw. zu lösen und zu tun, was man wirklich selbst möchte und was einen erfüllt, was SIE erfüllt, gehört zu den schwersten Unterfangen im Leben. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass SIE für sich die Kraft finden, zu tun, was SIE wollen und was SIE glücklich macht! Was SIE wollen und was SIE glücklich macht … beginnen Sie damit einfach ganz bescheiden: heute Abend … mit Ihrer Abschlussfeier. Was die Türen im Tempel anbelangt, so drücke ich Ihnen ganz fest die Daumen dafür, dass sich am Ende des heutigen Abends für Sie im richtigen Moment die richtige Tür öffnet und Sie diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen - wohl wissend, dass es dann ein Zurück nicht mehr geben wird. Vielen Dank! Nachbetrachtungen zum Techniktag an der Studienakademie Dresden am 8. Juni 2012 Redner (Rede schriftlich eingereicht) Dr. Thomas Graßmann Dozent für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Unternehmensführung u. Internationalisierung Staatliche Studienakademie Dresden Kontakt Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden Tel./Fax.: 0351 44722-705/-9620 E-Mail: [email protected] Am 08.06.2012 war es wieder soweit: die Studiengänge Holz- und Holzwerkstofftechnik, Informationstechnik, Medieninformatik und Wirtschaftsinformatik führten ihre Fach- und Informationsveranstaltung durch. In einer gemeinsamen Vormittagsveranstaltung wurde das „Erfolgsmodell BA-Studium“ durch ehemalige Studenten und Praxispartner überzeugend vorgestellt. In mehreren Workshops diskutierten die Referenten der Impulsreferate mit den Interessenten eine Vielzahl verschiedener Gründe, die für ein Studium an der Berufsakademie sprechen sowie das Innovationspotential für die Praxis und die sich daraus ergebenden Chancen der Studierenden. Absolventen der Berufsakademie zeigten die Karrierechancen auf, die ein BA-Studium bietet. Gespannt verfolgten die zahlreichen Gäste (Schüler, Lehrer, Mitarbeiter der Agentur für Arbeit) wie der Abschluss eines BA-Studiums die solide Basis für eine erfolgsversprechende Karriere darstellt. Aufgrund des starken Zuspruches musste dann die Besichtigung von ausgewählten Laboren umdisponiert werden: statt einer Führung wurden durch die Studenten des Studienganges Holz- und Holzwerkstoffe vier Gruppen auf unterschiedlichen Wegen durch die Labore geführt. Somit hatten alle Teilnehmer ausreichend Zeit, sich den Stand der Technik anzusehen und mit den Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen. In diesem Zusammenhang nochmals der Dank der Veranstalter an Herrn Siebrecht (Laborleiter der Studienakademie Dresden), der kurzfristig diese vier Rundgänge organisierte. Der Nachmittag stand im Zeichen von speziellen Fachvorträgen, zu denen Praxispartner, Studierende und Absolventen herzlich eingeladen waren und dieser Einladung auch reichlich folgten. In zwei getrennten Foren (Holz- und Holzwerkstofftechnik sowie Informatik) wurden fachwissenschaftliche Probleme vorgestellt und intensiv diskutiert. Das Spektrum reichte in der Fachtagung „Holzund Holzwerkstofftechnik“ von aktuellen Trends der Holzbearbeitung über Formatierungstechnologien bis hin zu neuen Maschinenrichtlinien. Die Informatik befasste sich mit rechtlichen Aspekten von Diebstählen von Unternehmensdaten, weiter mit Cloud-Computing, Softwareverteilung bis zur Vorstellung der 50 Megapixel Cave. Wie auch im Vorjahr wurde im Rahmen eines Sommerfests am Abend der Gedankenaustausch fortgesetzt. Wir freuen uns jetzt schon, Sie alle zum nächsten Techniktag am 07.06.2013 begrüßen zu dürfen. Bitte merken Sie sich vor: jeweils der 1. Freitag im Juni ist der Techniktag an der Studienakademie Dresden. Autoren Prof. Dr.-Ing. habil. Andreas Hänsel Direktor der Staatlichen Studienakademie Dresden Kontakt Hans-Grundig-Straße 25 in 01307 Dresden Tel.:/Fax: 0351-44722-200/299 E-Mail: [email protected] Prof. Dr.-Ing. Lutz Zipfel Leiter des Studienganges Informationstechnik Staatliche Studienakademie Dresden Kontakt Hans-Grundig-Straße 25 in 01307 Dresden Tel.:/Fax: 0351-44722-521/9520 E-Mail: [email protected] 50 > 02/12 Treffpunkt BA > 02/12 Treffpunkt BA 51 Fachwissenschaft Wann kommt die Flut? Eine Polemik Glaubt man den aufgeregten Schlagzeilen der (Wirtschafts-) Presse und den Eurountergangsszenarien von Hans Werner Sinn [1], dann schon vorgestern. Doch noch schwimmen wir nicht im Geld und reiben uns, ob dieser Tatsache verwundert, die Augen. Jedoch ist die durch diesen permanenten Ausnahmezustand erzeugte Spannung schier unerträglich geworden. Halten wir deshalb kurz inne und bauen ein wenig kritische Distanz zu den täglichen Krisenmeldungen auf. Im Folgenden soll die Komplexität der Zusammenhänge zwischen Inflation und Geldpolitik aufgezeigt werden. Des Weiteren erfolgt eine kurze Betrachtung der Ursachen und Konsequenzen des Vertrauensverlustes in unsere politische Führung und deren wirtschaftswissenschaftliche Berater. Autor Dipl.-Vw. Steffen Elias Nebenberuflicher Dozent insbesondere im Bereich Geld & Währung und Wirtschaftspolitik Staatliche Studienakademie Dresden Kontakt Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden E-Mail: [email protected] 52 Zu den Fakten: Die Geldschleusen der Europäischen Zentralbank (EZB) sind schon seit längerem sperrangelweit geöffnet. Begründet durch einen nicht funktionierenden Interbankenmarkt hat die EZB die Märkte mit Liquidität geflutet, über eine Billionen Euro – also 1.000.000.000.000 – wurden den Banken langfristig, zu minimalen Zinsen und teilweise gegen Sicherheiten fragwürdiger Bonität (Staatsanleihen der Euro-Krisenländer) zur Verfügung gestellt. Die Märkte konnte das jedoch nur kurz beruhigen, die Zinsen für Spanien und Italien verharren auf einem Rekordhoch. Damit belasten die hohen Refinanzierungskosten die maroden Staatshaushalte zusätzlich. Deswegen riefen die Banken und prominente angelsächsische Ökonomen unisono nach schwereren „Geschützen“ (die martialische Rhetorik dient wohl dem Unterstreichen des Ernstes unserer Lage). Die „dicke Berta“ der EZB ist seit dem 6. September im Einsatz. EZB-Präsident Draghi hat für die Südeuropäischen Krisenländer ein unbegrenztes Anleihenkaufprogramm verkündet. Damit finanziert die EZB über Umwege die Krisenländer und verstößt wenn auch nicht gegen den Wortlaut so doch gegen den Geist ihrer Statute (Art. 123 AEUV), welche der EZB eine Kreditvergabe an öffentliche Haushalte untersagen. Droht eine Hyperinflation wie 1923?!? Eine Finanzierung der Staatsschulden mit der Druckerpresse ist mit gutem Grund verboten, denn selbiges führte 1923 zur vollständigen Entwertung deutscher Geldvermögen und damit auch der (Staats-) Schulden. Um eine Vorstellung der Relationen zu bekommen, folgendes Beispiel: Anfang November 1923 kostete eine Briefmarke unvorstellbare 100 Mio. Mark; die Staatsschuld lag bei etwas über 156 Mrd. Mark. Die > 02/12 Treffpunkt BA Vermögensverhältnisse wurden also praktisch genullt. Dieses, im Gedächtnis des deutschen Volkes tief verankerte Trauma, wird jetzt von deutschen Medien und Populisten nur zu gern bedient, denn die Parallelen zur Eurokrise sind scheinbar offensichtlich. Gefühlt hat unser Geld schon jeglichen Wert verloren. Doch stopp: So einfach ist es nicht. Zum Glück werden die Schlagzeilen (noch) schneller gedruckt als die bunten Scheine in unserer Brieftasche. Vor 1923 prosperierte die deutsche Wirtschaft, die Leute hatten aufgrund der Entbehrungen und Zerstörungen des Weltkrieges viel Konsum nachzuholen. Daraus resultierte eine extrem hohe Nachfrage. Diese traf auf ein begrenztes und damit relativ starres Angebot (die Arbeitslosigkeit lag bei einem Prozent). Ein hoher Lohndruck war die Folge. Die Notenbank stellte durch ihre Finanzierung der Staatsschulden mit der Notenpresse die entsprechende Liquidität bereit und die Reallöhne stiegen rasant. Die Preise zogen nach und ein sich selbst verstärkender inflationärer Kreislauf mit dem bekannten Ende folgte. [2] Nun zu den Parallelen zur Eurokrise: Stark wachsende Konsumnachfrage? Fehlanzeige! Ausgelastete Kapazitäten respektive Vollbeschäftigung? Fehlanzeige! Wachsende Geldmenge? Scheinbar ja. Bevor ich zu einem kurzen Zwischenfazit komme, möchte ich die letzte Frage noch ein wenig genauer untersuchen. Monetisierung der Staatsschuld = Inflation? Von Monetisierung wird gesprochen, wenn die Zentralbank Staatsanleihen (Wertpapiere) aufkauft und damit in Geld umwandelt. Zum besseren Verständnis dieses Zusammenhangs ist ein kurzer Ausflug in die Geldtheorie notwendig. Die EZB schafft Geld aus dem Nichts (deswegen „Geldschöpfung“) durch sogenannte Offenmarktgeschäfte. Dabei gewährt sie den Banken Guthaben oder Kredit gegen die Übereignung bzw. Verpfändung von Vermögensgegenständen, wie z.B. Wertpapiere. Das heißt, die Zentralbank wandelt Vermögensgegenstände in Geld um. Dieses wird Zentralbankgeld bzw. Geldbasis genannt, weil die Banken es zur weiteren Geldschöpfung benötigen. Das geschieht immer dann, wenn die Bank Geld an einen Haushalt oder ein Unternehmen verleiht. Dieser Kredit wird üblicherweise für Konsum oder Investitionszwecke verwendet. Das Geld gelangt wieder in Umlauf und landet früher oder später wieder auf der Bank. Diese kann dasselbe Geld wieder verleihen und der Kreislauf beginnt von vorn und kann (theoretisch) beliebig oft wiederholt werden. Die Summe des so entstandenen Geldes wird Geldmenge genannt. Damit die Zentralbanken die Kontrolle über die Geldmenge behalten, sind die Banken zur Haltung einer Reserve (der Mindestreserve) verpflichtet. In der Regel halten die Banken freiwillig eine höhere Reserve, um auf überraschende Mittelabflüsse vorbereitet zu sein. Durch die Reservehaltung ist das Geldschöpfungsvolumen auf ein Vielfaches der Geldbasis begrenzt. Das heißt erstens: Zwischen beiden Größen besteht ein recht stabiler Zusammenhang, auf dessen Basis die Zentralbank ihre Geldpolitik aufbaut. Zweitens: Wenn man etwas über die Inflationsgefahr wissen will, ist es aufschlussreicher nicht nur die Geldbasis, sondern auch die Entwicklung der Geldmenge zu betrachten. Richtig ist, dass der Kauf von Staatsanleihen und die großzügigen Liquiditätsspritzen durch die EZB die Geldbasis seit Beginn der Finanzkrise verdoppelt haben. Die Geldmenge aber ist nahezu stagniert. [3] Wie lässt sich dieses Paradox erklären? Zwei Hauptursachen lassen sich hierfür identifizieren. Erstens horten die Banken, aus Angst vor überraschenden Mittelabflüssen, Liquidität indem sie ihre Kreditvergabe einschränken. Zweitens halten sich Verbraucher und Unternehmen, aufgrund der unsicheren Rahmenbedingungen, mit größeren kreditfinanzierten Anschaffungen zurück. Der Geldschöpfungsprozess der Banken stockt und damit auch das Geldmengenwachstum. Daraus folgt, dass auch die letzte Frage nach der gestiegenen Geldmenge verneint werden muss. Das heißt, die Parallelen der Eurokrise zur Hyperinflation 1923 lösen sich bei genauerem Hinschauen in heiße Luft auf. Weitere Problemfelder Leider ist das kein Grund sich ruhig und entspannt zurückzulehnen. Zweierlei bereitet vielen Bürgern, Politikern und Ökonomen Kopfschmerzen. Erstes Problem ist die schleichende Entmachtung der Parlamente. Durch die Komplexität und Geschwindigkeit der Krise sind viele Politiker überfordert und zu reinen Statisten degradiert worden. Unterstützt wird diese Entwicklung durch den autoritären Führungsstil von Frau Merkel, die keine Abweichler innerhalb ihrer Reihen duldet. Des Weiteren hat sich die Krisenfeuerwehr EZB als Dauerretter etabliert. Dies ist insofern problematisch, da ihre Entscheidungsgremien nicht gewählt wurden und somit die notwendige Legitimation für fiskalpolitische Entscheidungen (Kauf von Staatsanleihen) fehlt. [4] Zweitens führen der Dauereinsatz der EZB und die Lockerung der Anforderungen für die Sicherheiten bei Offenmarktgeschäften zu einer Risikoübertragung von den Anlegern auf die Steuerzahler. Salopp gesprochen bunkert die EZB allerlei Schrottpapiere (Staatsanleihen der Länder der südlichen Peripherie) in ihrer Bilanz, für deren Risiken, nach Aufzehrung des Eigenkapitals, die Steuerzahler haften. Damit entlastet sie die Anleger, insbesondere Banken und Versicherungen, denen sie diese Papiere abkauft. Dies erzeugt erstens Fehlanreize hin zu riskanten Investments [5]. Zweitens schränkt es die Funktionsfähigkeit der Kapitalmärkte ein, welche spätestens seit der Finanzkrise wieder grundsätzlich in Frage gestellt wird [6]. Drittens entwertet es die Vermögensgegenstände der EZB. Dies kann bei mangelndem Vertrauen in die geldpolitische Führung zu inflationären Tendenzen führen, da der wachsenden Geldmenge weniger werthaltige Vermögensgegenstände gegenüberstehen [7]. Kurz gesagt beschädigt der langanhaltende Ausnahmezustand die Glaubwürdigkeit der Politiker und die Akzeptanz unserer Wirtschaftsordnung. Expertendiskussionen Wir Ökonomen haben unseren Teil dazu beigetragen. Lauthals und in immer schrilleren Tönen wird über die Folgen der Rettungsmaßnahmen der EZB im Speziellen und über Fehler und Lösungsansätze der EURO-Krise im Allgemeinen gestritten. Alles was wir bisher damit erreicht haben, ist eine Verunsicherung der (deutschen) Bevölkerung und das Verspielen des letzten Bisschens Glaubwürdigkeit, welches das Nichtvorhandensein der Finanzkrise in der ökonomischen Modellwelt noch nicht zerstört hatte. Aber wen interessiert das schon im Elfenbeinturm? Eben! Für die Eskalation der Debatte exemplarisch ist der „Ökonomenstreit“. Gemeint ist ein öffentlich ausgetragener Konflikt zwischen Hochschulprofessoren unterschiedlicher ökonomischer Denkschulen. Auf der einen Seite Krämer, Sinn und Kollegen auf der anderen Bofinger, Hüther und Kollegen. Auslöser war ein von Krämer, Sinn und Kollegen unterzeichneter hitziger Aufruf an die Bundesregierung zu einer strikteren Einhaltung der Maastricht-Kriterien und gegen eine Ausweitung der deutschen Haftung. Im Verlauf der öffentlich geführten Auseinandersetzung warfen sich die Protagonisten des Streits Dinge wie „akademische Null“ an den Kopf. Als Beobachter bekam man so schnell den Eindruck, dass Ökonomie eher eine Glaubenslehre denn eine Wissen- > 02/12 Treffpunkt BA schaft sei. Glücklicherweise schaltete sich noch eine dritte Gruppe von Ökonomen um Hellwig und Illing ein, welche die Thesen beider Seiten relativierten und die Debatte wieder in den wissenschaftlichen Diskurs zurückführten. [8] Unglücklicherweise haben einige Professoren in der Kontroverse den Überblick verloren und gleich bei mehreren Aufrufen unterzeichnet. Ein Schelm wer Böses dabei denkt. Und nun? Ich persönlich glaube aus den oben genannten Gründen nicht an eine historische Parallele zwischen Eurokrise und der Hyperinflation von 1923. Wahrscheinlicher erscheint mir eine schleichende aber langandauernde Inflation. Eine Art „Inflationssteuer“ [9], die unter der Nebenbedingung einer geringen Verzinsung eine kaum merkliche aber auf Dauer substantielle Umverteilung von den Sparern zu den Schuldnern bewirkt. Das Ganze wurde schon „erfolgreich“ nach dem Zweiten Weltkrieg praktiziert [10]. Wenn ich mich irren sollte, tröstet Zweierlei: erstens das Wissen, dass eine Hyperinflation zwar den Wert des Geldes und darin aufbewahrter Vermögen vernichtet, jedoch der vorhandene physische Wohlstand (Immobilien, Unternehmensbeteiligungen, langlebige Konsumgüter, Antiquitäten und Kunst) diese Entwicklung vergleichsweise unbeschadet überdauert und des Weiteren die Worte von Hermann Hesse: „Jedem Ende wohnt ein Anfang inne…“ Quellen und vertiefende Lektüre [1] http://www.cesifo-group.de/de/ifoHome/ policy/Spezialthemen/Policy-Issues-Archive/ Euro-Krise.html. [2] Holtfrerich (1980): Die deutsche Inflation 1914–1923. Ursachen und Folgen in internationaler Sicht, de Gruyter, Berlin und New York. [3] El-Shagi (2012): Geldschöpfung in der Krise, Wirtschaftsdienst 92(8), 572-574. [4] Poullain (2012): Weiterhin ungehalten, Cicero Septemberausgabe, 90-95. [5] Kooths und van Roye (2012): Nationale Gelschöpfung zersetzt den Euroraum, Wirtschaftsdienst 92(8), 520-526. [6] Dullien, Herr und Kellermann (2009): Der gute Kapitalismus, transcript, Bielefeld. [7] Sauer (2011): Die sich auflösende Eigentumsbesicherung des Euro, Ifo-Schnelldienst 64 (16), 58-68. [8] Siedenbiedel (2012): Angriff auf Hans-Werner Sinn, FAZ vom 7.7.12, online: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ schuldschulde-angriff-auf-hans-werner-sinn-11813375.html. [9] Läufer (1999): Die Inflation als perfektes Steueräquivalent, Deutsche Steuer-Zeitung Heft 20, 764-782. [10] Reinhart und Sbranica (2011): The Liquidation of Government Debt, NBER Working Paper 16893. 53 Quo Vadis QUO VADIS (fw) Seit Gründung der Berufsakademie am Standort Dresden vor mehr als 20 Jahren haben ca. 5.000 Absolventen die Akademie erfolgreich verlassen und nicht wenige treffen wir heute in höchsten Führungspositionen. Sie hatten sich für ein Studium mit Theorie und Praxis an der Berufsakademie Sachsen entschieden und damit für einen der modernsten tertiären Bildungswege, die Deutschland zu bieten hat. Dieser Weg war gestrafft, inhaltsreich, bildungspolitisch effektiv und volkswirtschaftlich profitabel – einfach erfolgreich. Es war eine spannende Zeit – von der Auswahlentscheidung bis zum Ergebnis. Wir möchten unsere Absolventinnen und Absolventen auch nach dem Studium an der Berufsakademie in Dresden weiter begleiten und wüssten gern um die weiteren Stationen ihres beruflichen Lebens. Dafür haben wir auch im vorliegenden Heft unter der Rubrik „Quo Vadis“ wieder interessante Berichte gesammelt. Erfahren Sie aus erster Hand von Absolventen des aktuellen Absolventenjahrgangs, Matrikel 2009, mehr über das Studium an der Berufsakademie in Dresden und über berufliche Aussichten und erzielte Erfolge. An dieser Stelle sei allen Absolventen gedankt, die sich in der z.T. mit Wohnungswechsel einhergehenden Übergangsphase zwischen Exmatrikulation und Vollzeitberufsleben die Zeit genommen haben, einen Beitrag zu verfassen. Gleichzeitig möchten auch wir unsere Alumni weiter über die Entwicklung der Berufsakademie Sachsen, speziell am Standort Dresden, auf dem Laufenden halten und freuen uns, zusätzlich zu den im Rahmen des Qualitätsmanagements erfolgenden Absolventen- und Praxispartnerbefragungen über deren Rückmeldungen, Hinweise und Impulse zu unserer Arbeit. Absolventenvereinigungen dienen als Netzwerke während des Studiums und nach dem Studium sowohl für die Hochschulen als auch für die Studierenden und Absolventen. Wir haben dieses Potential erkannt und wir möchten perspektivisch unsere Alumni darüber noch stärker an uns binden und in die Arbeit einbeziehen. Studiengangsübergreifende Alumniveranstaltungen und der Aufbau eines studiengangsübergreifenden Alumninetzwerkes (Alumniverein) stehen für 2013/2014 auf unserer Agenda. Quo vaditis Alumni?! Absolventen halten Rück- und Ausschau KATJA WELLMANN Absolventin Holz- und Holzwerk- QUO VADIS stofftechnik 2009 Schon früh entdeckte ich mein Interesse am Tischlerhandwerk. Im Werkunterricht in der Schule baute ich den schönsten Untersetzer, das niedlichste Räucherhäuschen und meine Pyramide drehte sich sogar. Nach meinem Schülerpraktikum war mein Berufswunsch, Tischlerin zu werden, so gefestigt, dass meine Eltern mir diesen nicht mehr ausreden konnten. Ich wollte Tischlerin werden – keine Prinzessin! Heute stehe ich kurz vor dem Abschluss meines Studiums als Diplom-Ingenieur für Holztechnik an der Berufsakademie in Dresden. Bei der Entscheidung für diese Art des Studiums stand für mich der Praxisbezug im Vordergrund. Schon nach meinem Realschulabschluss war die Entscheidung eine Tischlerlehre zu beginnen, geprägt von dem Wunsch handwerkliche Fähigkeiten zu erlernen, die für mich auch im Studium von unschätzbarem Wert sind. Bei der BA in Dresden bedanke ich mich für die guten Studienbedingungen und die hervorragende Betreuung. Mein Praxispartner wird mich ab Oktober in eine Festanstellung übernehmen - auch das ist ein weiterer Pluspunkt für das BA-Studium, denn aus dem Studenten wird schon während des Studiums ein Mitarbeiter des Unternehmens. Nach einer ergreifenden Diplomfeier und einer langen Ballnacht in Dresden bin ich nun seit dem 1. Oktober 2012 Leiterin der Materialwirtschaft bei Schiffler-Möbel GmbH in Wahrenbrück. In meinem Absolventendank sagte ich: „Wir werden auffallen als gut ausgebildete, motivierte, zielstrebige und zuverlässige Ingenieure ..., die ihren Berufs- und Lebensweg selbstbewusst und selbstsicher gestalten.“ Mein Traum Tischlerin zu werden, der 2004 begann, hat sich heute gewandelt und ist durch das Studium spezieller geworden. Mein Ziel ist, einmal in der Geschäftsleitung eines holzverarbeitenden Unternehmens tätig zu sein. Das ist sicher noch ein langer Weg, aber ich freue mich darauf. In einer immer noch männerdominierten Branche bin ich voller Enthusiasmus gestartet, habe mein Studium konsequent durchgezogen, werde zielgerichtet weitergehen und ganz sicher erfolgreich landen. Katja Wellmann, 25 Jahre – Studentin von 2009-2012 im Studiengang Holz- und Holzwerkstofftechnik an der Staatlichen Studienakademie Dresden und beim Praxispartner, der Schiffler-Möbel GmbH. Ein neuer Plan musste her. Eine Ausbildung kam nicht in Frage, diengangsleiterin, eine Verwaltungsfachangestellte mit einem aber Geld sollte es geben. Ich stieß auf die BA. Zum Diplom in großen Herz und jede Menge Spaß. Die größte Herausforderung? drei Jahren mit Praxispartner, der zahlt - perfekt! Mittlerweile Trotz drei Tage wach vor der Prüfung und Energy Drinks in einer war es allerdings April und fast alle offiziellen Bewerbungsfristen grenzwertig gesunden Dosis doch noch durch eine Prüfung am schon abgelaufen. Über 20 Initiativbewerbungen geschrieben letzten Tag des Studiums zu fallen. Ausgleichende Gerechtigkeit - und als allerletzte drei Wochen vor Studienbeginn noch die für die eine oder andere fehlende Unterschrift? Vielleicht. Jetzt, Zusage bekommen. Nun studierte ich also Handel, was sich drei wo die Diplomarbeit geschrieben und die Prüfung im zweiten Jahre später als die beste Entscheidung meines Lebens erwie- Anlauf erfolgreich bestanden ist, freue ich mich, dass ich sen haben sollte. Für meinen Praxispartner, die Emil Reimann meinen Wunschjob, ein Trainee Programm zum Verkaufsleiter GmbH, war die Gestaltung der Praxisphasen genauso neu wie für bei LIDL in meiner Wunschstadt Berlin antreten darf. Endlich Abi mit sehr gut bestanden, nach Dresden gezogen, mich. Durch ein wenig Eigeninitiative habe ich es in drei Jahren kein Student mehr sein - oder war ich das überhaupt? Dank was kostet die Welt? Irgendwas mit Medien, das aber geschafft, von der Produktion, über die Filialen bis hin zur der BA und meinem Praxispartner hatte ich jedenfalls nie die wär's doch. Erstes Semester Medienforschung Buchhaltung viele verschiedene Unternehmensbereiche kennen typischen Geldsorgen. Ein Diplom (in Klammern BA, wie ein an der TU, nebenbei fünf Tage die Woche kell- zu lernen. Trotzdem waren die Theoriephasen an der BA immer weiser Professor aus dem ersten Semester nie zu betonen nern (irgendwo muss es ja herkommen), keine die schönere Zeit für mich. Lange und kurze Tage, leichte und Prüfung bestanden...die Welt ist wohl doch schwere Prüfungen, aber vor allem neue Freunde, eine tolle Stu- müde wurde) habe ich trotzdem - und fühle mich bestens vorbereitet für den Start ins Berufsleben. teurer als gedacht. QUO VADIS ERIC BARTH Absolvent Wirtschaftsinformatik 2009 an der „Baracke B“ – dem Sitz der Verwaltungsangestellten Dr. Thomas Grassmann, einem unserer sehr geschätzten Dozenten. Er berichtete in einer Parabel von Michael Endes und Studiengangsleiter – revidiert. Seit diesem ersten Tag, an dem ich mein Studium an der „unendlicher Geschichte“ und ihrem Elfenbeinturm mit seinen Berufsakademie in Dresden begann, hat sich jedoch einiges 1.000 Türen, als Symbol für die vielen Möglichkeiten, welche verändert. Der neue Campus liegt heute näher am pulsie- sich mit dem Absolvieren eines BA Studiums eröffnen. Der renden Leben der Innenstadt und auf der anderen Elbseite. Abschluss an der Berufsakademie ist einerseits ein Ende Die Baracken wurden gegen hochmoderne Seminar- und und gleichzeitig der Beginn eines Weges. Vorlesungsräumen getauscht und die Verwaltung kann ihre Meine Tür hat mich in ein modernes IT Unternehmen für Studierenden, Dozierenden und Gäste in modern ansehnli- Datenbanksoftware geführt. Hier bieten sich mich die Chancen, die ich mir durch das Studium erhofft habe. Ich kann chen Büros empfangen. Das Studium selbst ist dennoch gleich – gleich gut – geblieben. in einem sehr Mitarbeiter-orientierten und professionell In den Prüfungen wird, trotz automatisierter Klimaanlage arbeitenden Unternehmen meine Potentiale – welche nicht und Sonnenschutzrollos noch genauso geschwitzt. Das hohe zuletzt im Studium entwickelt wurden – entfalten. ZukünfEs begann mit Sonne, lauen Spätsommer- Niveau der Lehrinhalte und die Nähe zum praktischen Beruf tig repräsentiere ich das Unternehmen bei dessen Kunden temperaturen und einem idyllisch gelegenen sind nicht zuletzt durch die engagierte Arbeit der Mitarbeiter und wende mein erworbenes Wissen sowie die gelernten Campus, welcher den Charme einer sehr in die der BA in Dresden mit umgezogen. Das BA Studium glänzt Methoden und die entwickelten Fähigkeiten an, um meinen Jahre gekommenen Ferienanlage für preis- heute, mehr denn je, mit einer hervorragenden Studierbarkeit, Weg zu beschreiten. werte Jugendreisen trug. Der alte Campus sehr guten Absolventenquoten und einer breiten Akzeptanz Die Chancen, die einem Absolventen eines BA Studiums offen stehen sind absolut konkurrenzfähig zu anderen Billag am Rand Dresdens, in einem Villenviertel der Abschlüsse in der Wirtschaft. und machte von außen mit seiner schicken, Am letzten offiziellen Tag meines „BA-Lebens“ wurden viele dungswegen. Der entscheidende Vorteil des BA Studiums alten Villa, die als Verwaltungsgebäude und lobende Worte über das Studium, die Studierenden, die ist die Nähe zum Beruf - nicht zuletzt war dieses Argument Kantine diente, sogar einen richtig schicken Mitarbeiter und die Zukunft gesagt. Die treffendsten Worte dann das Zünglein an der Waage im Bewerbungsgespräch. Eindruck. Dieser wurde allerdings spätestens fand ich jedoch in der Absolventenball-Eröffnungsrede von KARINA TANNEBERGER Absolventin Wirtschaftsinfor- QUO VADIS matik 2009 Soll das etwa alles gewesen sein? Diese Frage ging mir durch den Kopf, als ich vor drei Jahren auf meine Ausbildung zur Bankkauffrau und die damalige Tätigkeit als Ausbildungsleiterin bei der Sparkasse zurückblickte. Mit dem Abitur in der Tasche und Interessen für BWL und Informatik erhielt ich einen der begehrten Ausbildungsplätze bei der BASF IT Services und stellte mich den Herausforderungen des dualen Studiums in der Fachrichtung Wirtschaftsinformatik. Durch den ständigen Wechsel von anspruchsvollen Vorlesungen, Seminaren und Praxiseinsätzen waren die Tage des Studiums stets ausgefüllt und die drei Jahre vergingen wie im Fluge. Ich habe 54 ANJA HINZ Absolventin Betriebswirtschaft - Handel 2009 mich nach dem Studium für eine Tätigkeit als Prozessexpertin in der Logistik der BASF Schwarzheide GmbH entschieden und werde dort (SAP-)Projekte betreuen. Wenn es meine Zeit erlaubt, würde ich im nächsten Jahr gern nebenberuflich ein Masterstudium im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen beginnen. Rückblickend war das duale Studium für mich eine sehr schöne Zeit mit einer tollen Seminargruppe, an die ich mich gern zurückerinnere. Ich kann nur jeden ermutigen, in schwierigen Situationen nicht zu kapitulieren, sondern weiterzumachen und bis zum Ende durchzuhalten, denn es lohnt sich! > 02/12 Treffpunkt BA QUO VADIS ANDREAS THOMA Absolvent Medienproduktion 2009 2009 fiel meine Wahl auf den Studiengang Medienproduktion (heute Medieninformatik), da mich die Mischung unterschiedlicher Lehrgebiete von visueller Gestaltung über Softwareentwicklung bis hin zum Marketing besonders interessiert hat. Mein persönliches Ziel für den Weg nach dem Studium ist es, genau diese Fertigkeiten in der Praxis einzusetzen und zu vertiefen. Die Schneider Gruppe bietet mir > 02/12 Treffpunkt BAdazu einen Arbeitsplatz, der sich nicht auf ein Teilgebiet beschränkt. Als informationstechnischer Allrounder ist es meine Aufgabe, das Marketing des Unternehmens mit den technischen Gegebenheiten der EDV zu verknüpfen. Ein weiterer Reiz besteht in der Branche meines neuen Arbeitgebers. Die Automobilbranche befindet sich in einer Phase des Umbruchs. Speziell das Feld der Elektromobilität birgt viele spannende Möglichkeiten und Herausforderungen. Ich freue mich schon jetzt darauf, ein Teil dieser großen 55 Aufgabe zu werden. Quo Vadis Vorgestellt und Nachgefragt Dr. rer. nat. René Richter Dozent für mathematisch-naturwissenschaftliche Grundlagen STEPHAN BUSCH & TOM WONNEBERGER QUO VADIS Studium Absolventen Finanzwirtschaft - Versicherung 2009 Im Norden der Stadt, fast im Wald gelegen, machte das damalige Gelände einen gemütlichen, fast verschlafenen ersten Eindruck. Der Startschuss des Kapitels Berufsakademie. Wieso entscheidet sich ein junger Mensch für den Studiengang Finanzwirtschaft-Versicherung? Sind die Vorurteile doch sehr vielfältig und teilweise begründet. Gibt es da nicht viel interessantere und angesehenere Berufe? Sicher, die gibt es, doch liegt genau hierin die große Herausforderung und Chance, zu zeigen, dass es ganz anders gehen kann. Die erste Zeit war dann auch anders, als an der Uni. Die Tage waren länger und straffer organisiert. Auf der anderen Seite lernte man sich und die Dozenten sehr viel schneller kennen. Während andere Ferien hatten, sind wir arbeiten gegangen. Mit den regelmäßigen Studienarbeiten hatten wir die Möglichkeit, eigene Themen intensiv zu bearbeiten und uns wertvolles Fachwissen anzueignen. Die Studienarbeit des dritten Semesters war der Beginn unserer Zusammenarbeit. Die gemeinsame Anfertigung erforderte viel Kommunikation und Abstimmung, die uns bestens auf unsere weitere Zusammenarbeit vorbereitete. In dieser Zeit ist die Idee für unsere Selbstständigkeit entstanden. Wir haben unser Konzept PROGRESS. MADE.IN.DRESDEN entwickelt und konnten es in den Praxisphasen testen. Je näher das Studienende rückte, desto anspruchsvoller und vielfältiger wurden die Aufgaben. Wir erkannten die große Bedeutung von Zeitmanagement und Planung. Unser Weg führt uns in die Selbstständigkeit. Mit der Abschlussarbeit haben wir zahlreiche Aspekte der Gründung und unseres Konzepts wissenschaftlich untersucht und fühlen uns optimal vorbereitet. Wir beraten junge Leute und unterstützen sie, mit ihrem knappen Budget zurechtzukommen. Eine regionale Marke zu erschaffen ist unser Ziel. Dafür nehmen wir durchgearbeitete Nächte und Umwege in Kauf. Das Bild unserer Zukunft ist klar. Farbe, Pinsel und Leinwand haben uns die BA und unser Praxispartner gestellt, nun müssen wir es nur noch malen. In den vergangenen Jahren... habe ich ständig Neues erarbeiten und dazu lernen müssen. In den nächsten Jahren... erwarte ich neue Aufgaben und vielleicht auch, die eine oder andere Problematik etwas tiefer zu durchdringen. Ich bin von Natur aus neugierig. Ich entspanne am besten... im Liegen, deswegen auch der Triathlonlenker für lange Strecken am Rad. Dresden Tag der offenen Tür Sächsischer Hochschultag Bücher, die ich zu lesen empfehle... Umberto Eco: Das Foucaultsche Pendel, Stanislaw Lem: Summa technologiae, Clifford Stoll: Kuckucksei, Jon Bentley: Perlen der Programmierkunst sowie Douglas Adams‘ vierbändige Trilogie in fünf Büchern ;-) STUDIEREN PROBIEREN Von den Studierenden erwarte ich,... Biss und Ausdauer bei den auf sie einströmenden Aufgaben. Fragen Sie, wenn Sie etwas nicht verstehen! Wegducken hilft nicht, behalten Sie Ihr Ziel im Visier. Lernen ist anstrengend und braucht viel Zeit. Unterschätzen Sie das nicht: um es zur Meisterschaft zu bringen, braucht man etwa 20000 Stunden, egal auf welchem Gebiet, sagen die Hirnforscher. Donnerstag, 10. Januar 2013 09:00 bis 16:00 Uhr Nähere Informationen unter: www.ba-dresden.de Promotion TU Dresden zur Theorie der Rissbildung in wechselverformten Metallen 1990-1994 Forschungsstudium Theoretische Physik, TU Dresden, Institut für Physikalische Metallkunde 1985-1990 Diplomlehrer Mathematik / Physik, Pädagogische Hochschule Dresden Beruflicher Werdegang Während meines Studiums... habe ich Kommilitonen aus Moçambique und Kuba unterstützt. Deren beharrliche Fragen haben mich gezwungen, die Lehrgebiete so tief zu durchdringen, dass ich dann auch verständlich erklären konnte. Mich erstaunt übrigens noch heute, wie gut man nachts um zwei (beim Feiern) sogar Portugiesisch und Spanisch versteht, obwohl man die Sprachen nie gelernt hat. BILDUNG Staatliche DIE AUFGEHT Studienakademie 1995 Von mir können Studierende erwarten,... dass ich für ihre Fragen und Probleme gern zur Verfügung stehe. 2006-2011 Dozent, Fachhochschule der Wirtschaft Dresden 2001-2012 Dozent, Bildungszentrum für informationsverarbeitende Berufe b.i.b. International College Dresden 1996-2001 wissenschaftlicher Mitarbeiter in DFG-Projekten, TU Dresden, Institut für Physikalische Metallkunde Lehrgebiete Mathematik, Physik, Programmieren (C++, Java, Python, verteilte Anwendungen) Publikationen/Forschung Metallermüdung: Theorie der Rissbildung, Risswachstumskinetik, Rasterelektronenmikroskopie, in-situ-Verformungsmaschinen 1997-2001 mehrere Artikel in Acta materialia und Materials Science & Engineering Sonstiges seit 1994 AG-Leiter am Schülerrechenzentrum Dresden Aufgabenkommission Sächsischer Informatikwettbewerb Kontakt Dr. rer. nat. René Richter Dozent Studiengang Informationstechnik Staatliche Studienakademie Dresden Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden Telefon: 0351 44722-713 E-Mail: [email protected] Staatliche Studienakademie Dresden 56 Hans-Grundig-Straße 25 > 02/12 Treffpunkt BA 01307 Dresden > 02/12 Treffpunkt BA 57 News kademie a n e i d u t S n aatliche t S r e d e d n Studiere r ü f stadt h t c p u u a a h e f s l e i d h i n e ie La tenb Umzugskos stmaligem Umzug in d i er Dresden be Wer als Student/in der Berufsakademie Sachsen – Staatliche Studienakademie Dresden erstmalig den Hauptwohnsitz nach Dresden verlegt, hat Anrecht auf Umzugskostenbeihilfe in Höhe von 150 Euro, so die Meldung der Stadt Dresden. Die Anmeldung der Hauptwohnung und die Wohnsitznahme müssen in der Zeit von Januar bis Dezember des laufenden Jahres erfolgt sein. Bei Vorlage der Ummelde-Bescheinigung kann die Beihilfe im Folgejahr ab 02. Januar bis 28. März beim Studentenwerk Dresden persönlich beantragt werden. Antragsformulare sind bei der Stadt Dresden bzw. beim Studentenwerk Dresden erhältlich. Nähere Informationen, Antragsformulare und einen Handzettel zum Thema Umzugskostenbeihilfe liegen kostenlos im Studentenwerk Dresden, Fritz-Löffler-Straße 18 und in den Informationsstellen der Stadt Dresden aus. Auch im Internet sind unter www.dresden.de -> Rathaus Online -> Anliegen Umzugsbeihilfe für Studenten sowie unter www. studentenwerk-dresden.de diese Informationen abrufbar. Treffen Sie uns vor Ort! Im 1. Halbjahr 2013 sind wir u.a. auf folgenden Bildungs- und Fachmessen vertreten: Nähere Informationen in Kürze auf www.ba-dresden.de line. n o 2 1 0 2 r e 15. Oktob m e d t i e s seite ist b e W e u e N Unsere 18.-20. Januar 2013: Messe „KarriereStart“ in Dresden mit dem Gemeinschaftsstand der BA Sachsen 25.-27. Januar 2013: Messe „Chance 2012“ in Halle mit dem Gemeinschaftsstand der BA Sachsen 23. Februar 2013: Messe für Ausbildung und Studium der Bundesagentur für Arbeit -Agentur für Arbeit Dresden im Glücksgas-Stadion Dresden von 10:00 bis 15:00 Uhr www.ba-dresden.de Like it! auf facebook 16. März 2013: Tag der Hochschulen im BIZ, Arge Bautzen 20. März 2013: Hochschultag im BIZ, Arge Riesa 15:00 - 19:00 Uhr 25.-28. April 2013: Agra, 2013 Leipzig Neue Messe 27.-28. April 2013: Azubi- und Studientage, Chemnitz mit dem Gemeinschaftsstand der BA Sachsen 27. April 2013: Große Ausbildungsmesse der WR Westlausitz, Niederlausitzhalle Senftenberg 06.-10. Mai 2013 – LIGNA 2013, Hannover 58 > 02/12 Treffpunkt BA >>Impressum 6. Jahrgang, 2. Ausgabe ISSN: 1864-7863 Herausgeber Der Direktor Prof. Dr.-Ing. habil. Andreas Hänsel Berufsakademie Sachsen, Staatliche Studienakademie Dresden Redaktion Franziska Wels, M.A. (fw), Dr. Thomas Grassmann (tg), Kontakt Hans-Grundig-Straße 25 in 01307 Dresden E-Mail: [email protected] Telefon/Fax: 0351 44722-203/299 Korrektorat: sui generis - Sprachenservice für Englisch und Deutsch, Meike Möller Design/Satz PI | IMAGE | AGENTUR Schönherrstraße 8 in 09113 Chemnitz > Fotos: Titelfoto: Lothar Sprenger, Dresden, Foto S. 15 : Lothar Sprenger, Dresden, fotolia, eigene Bestände Druck: Druckhaus Dresden GmbH TREFFPUNKT BA Zeitschrift der Berufsakademie in Dresden Hans-Grundig-Straße 25 01307 Dresden Druckauflage: 3.500 Erscheinungsort: Dresden Erscheinungstermin: zweimal jährlich Für die Richtigkeit der Inhalte (Texte, Bilder, Grafiken) sind die jeweiligen Autoren selbst verantwortlich. Die Redaktion und der Herausgeber übernehmen für Fehler oder Fehlinformationen keine Haftung. 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