treffpunkt ba

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treffpunkt ba
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TREFFPUNKT
BA
Zeitschrift der
Berufsakademie in Dresden
Bildung, die
aufgeht
6. Jahrgang
VISIONEN
50+
500.000
Foto: L. Sprenger, Dresden
500.000
Deutschland 2050
Demografischer Wandel
4-6_ Perspektiven der Berufsakademie Sachsen bis zum
Jahr 2030 - Landtagsanhörung 2012
7-21_ Leitungswechsel an der Berufsakademie
in Dresden
22-28_ BA Dresden: Bildung, die aufgeht - auch
in Zukunft
Editorial / Inhalt
Prof. Dr.-Ing. habil. Andreas Hänsel
I NH A LT
Studieninhalte sowie des Studienerfolgs zu gestalten. Die weiterreichenden Möglichkeiten des Wissens- und Technologietransfers sind auszuloten und in konkrete
Projekte zu wandeln. An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, um allen
Kolleginnen und Kollegen der Studienakademie zu danken, die in den vergangenen
Monaten durch die Organisation wissenschaftlicher Tagungen und Weiterbildungen,
die Mitwirkung an Projekten, die Veröffentlichung von Fachpublikationen oder die
Entwicklung von Aufbaustudiengängen über das normale Maß der Arbeit hinausgegangen sind.
In Zeiten knapper werdender öffentlicher Mittel sollten wir uns auch nicht
scheuen über Formen bürgerschaftlichen Engagements zum Wohle der Studienakademie gemeinsam nachzudenken, sei dies in Form eines Fördervereins oder einer
Stiftung. Allein diese Gedanken zeigen, dass es in Zukunft gemeinsam viel zu tun
geben wird. In diesem Sinne freue ich mich auf die künftige Zusammenarbeit mit
Ihnen. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Mitarbeitern der Studienakademie
für die im vergangenen Jahr geleistete Arbeit und unseren Praxispartnern für das
vertrauensvolle Zusammenwirken bedanken.
Mit den Veränderungen in der Leitung der Staatlichen Studienakademie, bedingt
durch den Übergang von Herrn Professor Kröppelin in den Ruhestand, stellt sich
für Sie verehrte Leserinnen und Leser des Treffpunkt BA eventuell die Frage nach
dem weiteren Kurs der Einrichtungen in den kommenden Jahren. Es ist also Gelegenheit, eine kurze Bilanz zu ziehen und einen Ausblick auf die vor uns stehenden
Aufgaben zu geben.
709 bereitgestellte Praxisplätze im Immatrikulationsjahr 2012 zeigen erneut,
dass alle Studienangebote aktuell sind und hinsichtlich ihres Niveaus und der
vermittelten Kompetenzen von unseren Praxispartnern geschätzt werden. Gegenüber dem Vorjahr konnte die Zahl der Studienanfänger um rund 25% gesteigert
werden! 90% der Studiengänge sind bis heute entweder durch die ASSIN oder
die FIBAA akkreditiert worden und haben damit das wissenschaftliche Niveau der
Lehre – auch im Vergleich zu Universitäten und Hochschulen – bestätigt erhalten. Mit
Campus Dual, über das in dieser Zeitung schon mehrfach berichtet wurde, verfügt
die Studienakademie über ein modernes Student Lifecycle Management System,
das durchaus eine Benchmark in der sächsischen Hochschullandschaft darstellt.
Zahlreiche, zum Teil mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) geförderte, hochmoderne Labore ermöglichen eine an den heutigen
und künftigen Erfordernissen der Praxis ausgerichtete Lehre. Beispielhaft seien
hier nur die CIM-Fabrik, die ERP-Labore oder das Multimedia-Labor genannt. Wir
befinden uns also auf einem guten Weg. Aber genau jetzt ist der Zeitpunkt über
Chancen und Risiken nachzudenken, Möglichkeiten der Weiterentwicklung auszuloten. Zu diesem Prozess möchte ich Sie herzlich einladen. Egal ob im bilateralen
Gespräch mit Ihrem vertrauten Ansprechpartner, im Rahmen der Gremienarbeit
oder als Beitrag in dieser Zeitschrift: Ihre Anregungen und konstruktiven Kritiken
sind willkommen. Dass nicht jede Idee (sofort) verwirklicht werden kann, versteht
sich dabei von selbst.
Von der Vodafone-Stiftung wurde in diesem Jahr eine brisante Studie veröffentlicht. Demnach nahm die Studienbereitschaft von Kindern aus Akademikerhaushalten seit der Mitte der 70er Jahre bis heute von 90 auf 80% ab, bei Kindern aus
bildungsfernen Haushalten verringerte sich diese Bereitschaft von 80% auf rund die
Hälfte. Dass im Jahre 2030 53 über 65-jährige auf 100 Erwerbspersonen kommen, ist
schon lange bekannt. Diese Zahlen sprechen für sich. Um das erreichte und liebgewordene Lebensniveau in Deutschland halten zu können, werden Produktivität und
Effektivität in Wirtschaft und Verwaltung dramatisch steigen müssen. Dazu werden
Fachkräfte benötigt. Die Proportion der Anzahl von Führungskräften und Fachexperten zu Mitarbeitern mit Hochschulabschluss bzw. beruflich qualifizierten sowie
Mitarbeitern ohne Abschluss wird sich von der überkommenen pyramidenförmigen
Verteilung zu einem auf einer Ecke stehenden Quadrat wandeln (M. Landmesser,
IBM). Das heißt, gerade der Bedarf an Mitarbeitern mit einem ersten akademischen
Abschluss wird überproportional ansteigen. Wollen Unternehmen zukunftsfest sein,
müssen sie diese Herausforderung heute annehmen. In diesem Prozess wird die
Attraktivität eines praxisintegrierten Studiums ein wichtiger Baustein zur Lösung
der genannten Herausforderungen sein. Der breite und nachweislich erfolgreiche
Zugang zu einem BA-Studium - so können nach einer Aufnahmeprüfung auch
Facharbeiter, Techniker und Fachwirte studieren, Meister sind zum Studium immer
zugelassen - schafft dafür gute Voraussetzungen. Gehen wir also gemeinsam in
die Offensive, um jungen Menschen Chancen zu eröffnen und gleichzeitig einen
Beitrag für erfolgreiche Personalpolitik in den Unternehmen der Praxispartner der
Studienakademie zu leisten.
Mit der voraussichtlich im kommenden Jahr beginnenden Prüfung zur „Umwandlung der BA in eine Duale Hochschule“ durch den Wissenschaftsrat als in diesen
Fragen höchstem Beratungsgremium des Bundes und der Länder, öffnet sich ein
Fenster für die qualitative Weiterentwicklung unserer Bildungseinrichtung. Ganz klar
soll aber bereits an dieser Stelle kommuniziert werden, dass sich damit weder an
der Praxisintegration noch am hohen Stellenwert einer studentenzentrierten Lehre
etwas ändern wird. Der in drei Jahren Studium berufsbefähigte Absolvent, sei er
Ingenieur, Betriebswirt, Informatiker o. a., ist und bleibt unser Ziel.
Gleichzeitig ergeben sich mit einer solchen Entwicklung aber auch auf anderen
Arbeitsfeldern neue oder höhere Anforderungen. So sind die vorhandenen guten
Ansätze unseres Qualitätsmanagementsystems weiterzuentwickeln, um einen
gelebten, kontinuierlichen Verbesserungsprozess im Interesse des Niveaus der
HOCHSCHULPOLITIK
INTERNATIONALITÄT
FACHWISSENSCHAFT
4_ Perspektiven der Berufsakademie Sachsen bis zum Jahr 2030
29_ Interkulturelle Kompetenz in Studium und Lehre an der Berufsakademie
Sachsen | 32_ Internationale Kooperationspartner und Auslandsprogramme
52_ Wann kommt die Flut?
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
LEITTHEMA: BILDUNG, DIE AUFGEHT
7 _ Pressemitteilung - 04.10.2012: Leitungswechsel an der Berufsakademie in
Dresden | 8 _ Festkolloquium anlässlich der Verabschiedung des Direktors der
Staatlichen Studienakademie Dresden und Vorsitzenden der Direktorenkonferenz der Berufsakademie Sachsen - Herrn Professor Dr.-Ing. Detlef Kröppelin |
10_ Laudatio von Professor Dr. Wolfgang Zeller | 1 2 _ Die Finanzierung des
tertiären Bildungssektors in Sachsen, Vortrag - MdL G. W. Mackenroth | 15_ Studierneigung, demografischer Wandel und die Zukunft der Berufsakademie, Vortrag
- Prof. Dr. Karl Lenz | 18_ Grußworte | 20_ Im Interview: Der alte und der neue
Direktor der Staatlichen Studienakademie Dresden | 22_ »Bildung, die aufgeht« auch in Zukunft - Visionen | 25_ Agrarmanagement der Zukunft | 27_ Was kann
die BA in Zukunft tun? | 28_ Studium Universale - Studentisches und akademisches Leben an der Studienakademie Dresden
Herzlichst Ihr
Prof. Dr.-Ing. habil. Andreas Hänsel
Direktor der Staatlichen Studienakademie Dresden
QUO VADIS
AUS DEM STUDIENGESCHEHEN
54 _ Quo vaditis Alumni?! Absolventen halten Rück- und Ausschau
36 _ Pressemitteilung - 30.09.2012: Team der BA in Dresden belegt dritten Platz
beim Bundesfinale des „EXIST-priME Cup“ | 38_ „Basel III – die richtige Antwort
auf die Finanzkrise“ | 40_ Drop it! | 41_ Campus Dual - Abschlussveranstaltung | 43_ Demografischer Wandel in Theorie und Praxis | 45_ Career
Service - Wege in die berufliche Praxis | 46_ Feierliche Exmatrikulation der
Matrikel 2009 | 48_ Absolventenball 2012 | 49_ Eröffnungsrede zum Absolventenball 2012 | 51_ Nachbetrachtungen zum Techniktag an der Studienaka-
demie Dresden am 8. Juni 2012
Allen Leserinnen und Lesern des Treffpunkt BA wünsche ich eine gesegnete
Weihnachtszeit sowie Erfolg, Glück und Gesundheit im neuen Jahr.
VORGESTELLT UND NACHGEFRAGT
57_ Dr. rer. nat. René Richter
NEWS/ TERMINE/ AUSBLICK
58_ Umzugskostenbeihilfe auch für Studierende der Staatlichen Studienakademie Dresden bei erstmaligem Umzug in die Landeshauptstadt | 58_ Unsere
Neue Webseite ist seit dem 15. Oktober 2012 online. | 59_ Treffen Sie uns vor
Ort! Messetermine 1. Halbjahr 2012
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Hochschulpolitik
Perspektiven der Berufsakademie Sachsen
bis zum Jahr 2030
Bericht zur Öffentlichen Anhörung im Sächsischen Landtag am 10. September 2012
D
er Ausschuss für Wissenschaft und Hochschule,
Kultur und Medien des Sächsischen Landtages
bat am 09. September 2012 zum gemeinsamen Antrag
der Fraktionen der CDU und der FDP in einer öffentlichen Anhörung Sachverständige zu Perspektiven der
Berufsakademie Sachsen bis 2030 Stellung zu nehmen.
Thematischer Tenor der Anhörung war es, auf Grundlage der bisherigen Entwicklung der Berufsakademie
sowie vor dem Hintergrund steigender Anforderungen
und bisher wachsender Studentenzahlen und den neuen
Wettbewerbsbedingungen im tertiären Bildungssektor,
Szenarien der voraussichtlichen (Weiter-)Entwicklung
der Berufsakademie im Freistaat zu zeichnen, um die
bedarfs- und nachfragegerechten Studienangebote
der BA auch künftig unter adäquaten Voraussetzungen
anbieten zu können.
Die Ausführungen der Sachverständigen der Berufsakademie Sachsen, Prof. Dr. Hänsel – im September 2012
Studiengangleiter Holz- und Holzwerkstofftechnik an
der Staatlichen Studienakademie Dresden und Prof.
Dr. Kröppelin, zu diesem Zeitpunkt Vorsitzender der
Direktorenkonferenz der Berufsakademie Sachsen,
zeichneten zunächst die erfolgreiche Entwicklung des
Studienkonzepts in Sachsen und prognostizierten eine
stabile Nachfrage und Wachstumspotential. Nicht allein,
da die Nachfrage nach dualem Studium deutschlandweit
unvermindert groß ist, sondern auch, weil die Spezifika
des original dualen Studiums einen wichtigen Platz
als dritte Säule eines differenzierten, qualitätsorientierten Hochschul- bereichs sichern. Dies sind v.a.
die einzigartige inhaltlichorganisatorische
Ve r z a h n u n g
von Theorie
und
4
Praxis und damit zusammenhängende hohe Erfolgsund Vermittlungsquoten, Ausbildungsvergütung sowie
Flexibilität und Agilität in der Anpassung an die Bedarfe
der Wirtschaft unter Einhaltung wissenschaftlicher
Standards.
Darüber hinaus wurde betont, dass der Bedarf
der Praxispartner in den vergangenen zwölf Jahren
durchschnittlich 30 Prozent höher ist, als die jährlich
dann tatsächlich immatrikulierten Studierenden an
der Berufsakademie Sachsen.
Mit Verweis auf die Studie der CHE Consult zum
dualen Studium im Jahr 2010, sei eine Antwort auf die
demographische Entwicklung und die starke Nachfrage
der Wirtschaft in Sachsen nach berufsfertigen, akademisch ausgebildeten Fachkräften, gemeinsam mit den
Unternehmen junge Menschen hier in Sachsen zu halten
und wenn möglich junge Mitarbeiter wieder gemeinsam
mit den Unternehmen nach Sachsen zu holen.
Dies setze allerdings voraus, dass das duale Studienangebot der Berufsakademie wettbewerbsfähig
zu anderen Anbietern dualer Studiengänge ist, um
nicht den gegenteiligen Effekt zu erzielen, nämlich
dass junge Leute, die ein duales Studium bevorzugen
in andere Bundesländer abwandern – eine Entwicklung,
die bereits nach der Umwandlung der Berufsakademien
in Baden-Württemberg (BW) zur Dualen Hochschule
(DH) zu beobachten ist. So gingen allein im Jahr 2011
ca. 800 sächsische Studierende an die DHBW.
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Ziel müsse es daher sein, gleichberechtigter
Partner anderer Art im tertiären Bildungssystem zu
werden. Schließlich werden an die Berufsakademie als
dritter Säule im tertiären Bildungsbereich Sachsens
schon jetzt – und insbesondere mit der Realisierung
des Bologna-Prozesses – die gleichen Maßstäbe wie
an die Hochschulen und Universitäten angelegt. Diese
Leistungen betreffen u.a. identische Zugangsvoraussetzungen für Studienbewerber, gleiche Berufungsvoraussetzungen für das professorale Lehrpersonal usw.
Die Erfüllung derselben Qualitäts (Mindest-)Standards
hat die Berufsakademie Sachsen bei den erfolgreichen
Akkreditierungen unter Beweis gestellt. Prof. Dr. Hänsel
betonte, dass die Ergebnisse der Akkreditierung durch
vom deutschen Akkreditierungsrat zugelassene Agenturen, wie ASIIN oder FIBAA, das wissenschaftliche
Niveau der Lehre an der Berufsakademie Sachsen
bestätigen. Internationalität, Qualitätsmanagement
und Wissenschaftlichkeit werden hier von der Berufsakademie in gleicher Weise eingefordert wie von den
Hochschulen und Universitäten.
Um weiterhin eine stabile dritte Säule in der
Hochschulausbildung sein zu können und somit einen
wesentlichen Beitrag für die wirtschaftliche Entwicklung des Freistaats leisten zu können, und dabei auch
materiell und strukturell bestehen zu können, sei nun
die Bereitstellung (adäquater) gleicher Rahmenbedin-
gungen unumgänglich, so Prof. Dr. Kröppelin in seinen
Ausführungen.
Beide Sachverständige deuteten auf Problemfelder hin, die auf den fehlenden Hochschulstatus der
Berufsakademie zurückzuführen seien. So wachse die
Unzufriedenheit bei den Studierenden und Absolventen,
da die Akzeptanz und Einordnung des Abschlusses
aufgrund des nicht-akademischen bzw. des fehlenden
Hochschulstatus unklar sei. Wenngleich das Hauptziel
der Berufsakademie ist, kurzfristig verfügbare akade-
Die fehlenden Hochschulstrukturen, d.h. es gibt an
der Berufsakademie zudem keine Stellen im akademischen Mittelbau und keine Stellen für zentrale Aufgaben
wie Qualitätsmanagement, Marketing/Öffentlichkeitsarbeit, IT-Administration, Technologietransfer sowie
Weiterbildung und Internationale Angelegenheiten oder
Haustechnik, behindern und erschweren die Arbeit und
verschleißen die Ressourcen der Lehre.
Im Resümee konstatierten die Vertreter der
Berufsakademie Sachsen, dass diese Einrichtung sich –
Abb 1. Qualifikationsbedarf Deutschland - Von der Pyramide zur Raute (Quelle http://www.bda-online.de/www/arbeitgeber.nsf/res/[email protected]/$file/[email protected] - Folie 5)
mische Fachkräfte mit einem ersten berufsqualifizie- insbesondere seit dem Bologna-Prozess – einem Wettrenden Abschluss (Bachelor/Diplom) auszubilden, so bewerbsnachteil stellen musste, da gleiche Maßstäbe
müsse das Studium an der Berufsakademie die Option wie an den Hochschulen gefordert seien, aber andere
für wissenschaftliche Weiterqualifizierung im In- und Voraussetzungen zur Erfüllung an der Berufsakademie
Ausland beinhalten – zumal dies ein Qualitätsmerkmal bestünden. Diese Ungleichbehandlung müsse beendet
ist, dass die Studienentscheidung nicht unwesentlich werden. Der Vielfalt der Ausbildung würde die auferlegte
beeinflusst. Wie der Sachverständige Prof. Pfab, Vor- Trennung in Hochschulen und Berufsakademie unter
stand der Sachsenbank, Leipzig, in der anschließenden den Bedingungen qualitativen Wettbewerbs (Rankings
Fragerunde ergänzte: „Um sich keine Chance zu ver- usw.) nicht mehr gerecht. Die Wettbewerbschancen
bauen, wird sich der Student für jene Institution mit – insbesondere aus dem Blickwinkel potentieller Studer Option entscheiden“. Zudem können BA-Studenten dierender – seien in den letzten Jahren faktisch zu
wegen der fehlenden Listung der Berufsakademie im Ungunsten der Berufsakademie verschoben worden.
Zur Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit
Hochschulkompass viele finanzielle Fördermöglichkeiten
nicht in Anspruch nehmen, die ihren Kommilitonen zur mit dualen Studiengängen anderer Einrichtungen sei
Verfügung stehen (u.a.: Bildungskredit der KfW-Bank, ein Schlüssel für die Zukunft der Berufsakademie in der
Entwicklung zu einer Hochschule unter dem Dach des
Deutschlandstipendium, Auslandsförderungen).
Als Folge kann ein massiver Imageschaden für das Sächsischen Hochschulgesetzes zu sehen. Inhaltliche
BA-Studium und die Abwanderung von dual (praxis- und formale Probleme könnten auf diesem Weg gelöst
integriert) interessierten Studienberechtigten eintreten. werden. Dabei müsse man sich darüber klar sein, dass
Auch die Attraktivität für Dozenten leide unter dies ein Entwicklungsprozess ist, der nicht nur orgaden nicht-hochschuladäquaten Rahmenbedingungen nisatorische Veränderungen verlangt. Die künftige
an der Berufsakademie. Bei höherer Lehrbelastung Entwicklung der Berufsakademie Sachsen sei unter
und geringerer Entlohnung sowie fehlendem dienstli- der Prämisse des Abbaus der Behinderungen und einer
chem Raum für wissenschaftliche Weiterbildung und wirklichen Gleichstellung mit anderen Einrichtungen
Forschung gestalten sich die Berufungsverfahren für des tertiären Bereichs als positiv einzuschätzen. Diese
Dozenten zunehmend schwerer.
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weitere erfolgreiche Entwicklung würde durch den
fehlenden „Hochschulstatus“ behindert.
Frau Dr. Meister-Scheufelen, Kanzlerin der DHBW
führte im Folgenden aus, welch enormen Entwicklungssprung die DHBW seit deren Umwandlung in
eine duale Hochschule im Jahr 2009 erlebt habe.
So handle es sich dabei zunächst um ein enormes
quantitatives Wachstum – immerhin haben sich die
Studierendenzahlen seit 2009, unabhängig von konjunkturellen Schwankungen, beinah verdoppelt (von
27.500 auf 35.800). Doch vor allem auch qualitativ habe
die Umwandlung der Berufsakademien zur DHBW mit
Hochschulstatus de jure eine neue Entwicklungsstufe
erlebt. Zur ohnehin starken Akzeptanz in der Wirtschaft
sei nun z.B. durch die kürzlich erfolgte Aufnahme in
die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) die nationale
und internationale Anerkennung und Akzeptanz enorm
gestiegen. Die vormals staatliche Abschlussbezeichnung
der Berufsakademie ist nun ein weltweit anerkannter
Hochschul-, Bachelor- bzw. Masterabschluss, was die
Attraktivität des Studienkonzeptes weiter unterstreiche.
Die Kanzlerin der DHBW führte weitere Vorteile auf, die
sich wiederum auf die Qualität der Lehre – und nun auch
kooperativen Forschung – auswirken, wie W-Besoldung
und Forschungsauftrag der Professoren, duale Partner
(Praxispartner) als Hochschulmitglieder, Satzungshoheit
usw. Frau Dr. Meister-Scheufelen zeichnete ein weiteres
großes Wachstum für die DHBW ab und verwies schließlich
auch auf die Verschiebung der Qualifikationsstruktur
in Deutschland nach Prof. Landmesser (s. Abb. 1). Man
müsse auf die veränderten Rahmenbedingungen
reagieren. Wie in den vergangenen Gesprächen, bot
auch die Kanzlerin im persönlichen Kontakt, die Unterstützung seitens der DHBW an, um – ähnlich wie vor
21 Jahren - in Sachsen ein baden-württembergisches
Erfolgsmodell zu etablieren.
Die Erhaltung der Differenzierung des Hochschulsystems in Sachsen unterstrich Herr Prof. Dr. Meyer,
Staatsminister a. D. in seiner Stellungnahme besonders.
Er betonte die Bedeutung der dualen Ausbildung auf
tertiärem Niveau an der Berufsakademie, die im Vergleich
zu dualen Studien an Hochschulen systematisch Praxis
und Theorie verzahnen. Es müsse für junge Menschen
und Unternehmen individuelle Auswahlmöglichkeiten
innerhalb der Hochschulbildung geben, da eine Vielfalt
an Bedarf bestehe, die nur ein differenziertes Angebot bedienen könne. Er machte deutlich, dass eine
Vermischung der Studienformen nicht anzustreben
sei, sondern die Berufsakademie – wie auch immer sie
künftig genannt werde – als eigenständige Alternative
mit unverkennbarem Profil und eigenen Merkmalen
neben Fachhochschulen und Universitäten erhalten
bleiben müsse. Zur Frage der Weiterentwicklung schloss
Prof. Dr. Meyer mit den Worten: „Wer auf Erfolgskurs
ist, solle nicht davon abgebracht werden“.
Auch der nachfolgende Sachverständige, Herr
Prof. Pfab, Vorstandsvorsitzender der Sachsen Bank,
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Leitthema: Bildung, die aufgeht
Praxispartner und Vorsitzender des Kollegiums der BA
Sachsen, zeichnete zunächst die Alleinstellungsmerkmale der Berufsakademie als dritte Säule innerhalb
des Hochschulbereiches. Diese lege im Gegensatz zur
Universität mit ihrer grundlagenorientierten Forschung
und Lehre sowie zur Fachhochschule mit ihrer anwendungsbezogenen Forschung und Lehre ihren Schwerpunkt auf ein duales, praxisintegrierendes Studium zur
Ausbildung einsatzfähiger Fach- und Führungskräfte.
Als wesentliche Eckpunkte nannte er neben den Erfolgsund Vermittlungsquoten, die Auswahl der Studenten
durch die Unternehmen (Praxispartner), die ihrerseits
seitens der Studienakademien geprüft werden sowie
die verzahnte Praxis im Vergleich zu Praktika an (Fach)
Hochschulen. Das BA-Studium werde durch Unternehmen
im Vergleich zum klassischen Studium gemäß einer
Studie des BIBB als besser (51%) bis deutlich besser
(23%) eingeschätzt. Außerdem mache die benannte
Betriebsumfrage deutlich, dass die Akzeptanz der
DHBW auch bei den Unternehmen im Vergleich zu einer
Berufsakademie deutlich angestiegen sei. Stellvertretend
für die Wirtschaft stellte Herr Prof. Pfab heraus, dass
in Sachsen die Voraussetzungen für die wachsende
Nachfrage nach praxisintegrierten Studiengängen
geschaffen werden müssten. Das Erfolgsmodell sei
daher unbedingt weiterzuentwickeln, um die BA Sachsen
für die Zukunft zu rüsten. Die Erfahrungen in BadenWürttemberg zeigten, dass die Weiterentwicklung zur
Hochschule eine Verbesserung des Images und der
öffentlichen Wahrnehmung, eine höhere Akzeptanz bei
den nachfragenden Unternehmen, eine bessere Anerkennung der Abschlüsse im In- und Ausland, erhöhte
Attraktivität für Studieninteressierte und Lehrende sowie
die Möglichkeit zum Angebot von wissenschaftlicher
Weiterbildung und angewandter Forschung sowie Teilnahme an bundesweiten Förderprogrammen erwarten
ließen. Kurz: die Wettbewerbsfähigkeit der Berufsakademie Sachsen würde wiederhergestellt. Vor diesem
Hintergrund empfahl Prof. Pfab die unverzügliche und
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aktive Unterstützung der Weiterentwicklung der BA
Sachsen zur Dualen Hochschule Sachsen.
Auch Prof. Dr. Rieger, Rektor i. R. der Hochschule
für Wissenschaft und Recht (HWR) Berlin ließ keinen
Zweifel daran, dass die Berufsakademie als eine Einrichtung des tertiären Sektors angesichts der aktuellen
Entwicklungen einer Neuaufstellung bedarf.
Er schilderte in seinen Ausführungen die Eingliederung der Berufsakademie in Berlin als Fachbereich in die
FHW Berlin als Lösung. Er betonte besonders, dass die
Gründung einer Dualen Hochschule in Berlin gar nicht
geprüft worden wäre und zunächst offensichtlich pekuniäre Gründe ausschlaggebend für diese Entscheidung
waren, die v.a. in Zusammenhang mit der fehlenden
rechtlichen Selbstständigkeit der Berufsakademie in
Berlin standen. Selbstverständlich folgten unmittelbar
auch Argumente, wie die der Verbesserung der Anerkennung der Abschlüsse sowie einer Verbesserung der
Personalsituation (Verbeamtung der Lehrkräfte). Mit
der Eingliederung der Berufsakademie Berlin in die
Fachhochschule konnte zudem die vom Wissenschaftsrat
empfohlene Mindestgröße von rund 5.000 Studierenden
erreicht werden. Prof. Rieger verdeutlichte, dass das
Interesse an einer Eingliederung der Berufsakademie
seitens verschiedener Fachhochschulen sehr groß war.
Das besondere Organisationsmodell der Studiengänge
und die besondere (duale) Beteiligung der Unternehmen in der Berufsakademie Berlin sollte jedoch nicht
gefährdet werden, weshalb die Erhaltung als eigenständiger Fachbereich „Duales Studium“ erkämpft
wurde, zu der allein die FHW Berlin bereit war. Seit
die Berufsakademie den Hochschulstatus durch die
Eingliederung in die Fachhochschule erreicht habe,
seien u.a. die Studentenzahl gestiegen, neue Vertiefungsrichtungen innerhalb bestehender Studiengänge
eingerichtet, Berufungsverfahren erfolgreicher, die
Internationalität des Studiums habe zugenommen und
Forschungsaktivitäten wären deutlich besser.
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Die anschließende Gesprächsrunde wurde von
Fragen seitens der Abgeordneten zu administrativen
Kosten und konzeptionellen Ausführungen zu Strukturvorstellungen dominiert. Die Sachverständigen der
Berufsakademie Sachsen verwiesen hier auf die dem
Sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst seit
2008 vorliegende Entwicklungskonzeption der Berufsakademie Sachsen. Seitens der Sachverständigen der
Dualen Hochschule wurde klargestellt, dass die aktuellen
Entwicklungen der DHBW nur durch die Umwandlung in
eine Hochschule möglich waren. Deutlich wurde zudem
auch nochmals von allen Sachverständigen betont,
dass ein Vermischen der Strukturen in Sachsen nicht
zu empfehlen ist – statt Unterschiede zu verwischen,
müssten unter der Herstellung gleicher Rahmenbedingungen Brücken unter den Partnern gebaut werden.
Autorin
Franziska Wels, M. A.
Referentin
Staatliche Studienakademie Dresden
Kontakt
Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden
Tel./Fax: 0351 44722-203/299
E-Mail: [email protected]
P r e s s e m i t t e i l u n g - 04.10.2012
Leitungswechsel an der Berufsakademie in Dresden – Gründungsmitglied Prof. Dr.-Ing. Detlef
Kröppelin geht in den Ruhestand, Prof. Dr.-Ing. habil. Andreas Hänsel übernimmt den Direktorposten
Mitbegründer der Berufsakademie (BA) Sachsen,
Prof. Dr.- Ing. Detlef Kröppelin zieht sich nach 21 Jahren
von der Spitze der Berufsakademie in Dresden und
nach dreizehn Jahren als Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Berufsakademie Sachsen, wie geplant
in den wohlverdienten Ruhestand zurück. Bei einem
Festkolloquium zum Thema „Bildung praxisnah“ wurde
nach akademischem Brauch der bescheidene Laureat
am 20.09.2012 von Kollegen und Wegbegleitern aus
Politik, Wissenschaft und Wirtschaft würdig verabschiedet. Mit der feierlichen Exmatrikulation von mehr
als 340 Absolventen der Matrikel 2009 führte Prof. Dr.
Kröppelin nun seinen letzten Dienstakt als Direktor der
Berufsakademie Sachsen – Staatliche Studienakademie
Dresden aus und übergab den Posten an seinen Nachfolger, Prof. Dr.-Ing. habil. Andreas Hänsel.
Prof. Dr. Kröppelin ist gebürtiger Rostocker, der
allerdings nun mehr als zwei Drittel seines Lebens in
Dresden verbracht hat. Er ist gelernter Möbeltischler,
Diplom-Ingenieur, Fachschulpädagoge und promovierte
1983 an der Technischen Universität Dresden. Seit 1974
arbeitete er als Fachschullehrer, später als Leiter der
Fachrichtung Rohholzbearbeitung und schließlich als
Leiter der Fachrichtung Möbel- und Bauelemente an
der Ingenieurschule für Holztechnik Dresden.
Er war einer jener Akteure, die sich 1990 nach der
politischen Wende im Zuge der Einordnung der Ingenieurschulen der DDR in die neue Bildungslandschaft,
den Partnerschaftsvertrag dreier sächsischer Bezirke
mit Baden-Württemberg und die daraus entstandenen
Netzwerke und Kontakte zu Nutze machte, um das Modell
„Berufsakademie“ auch nach Sachsen zu bringen. Nicht
zuletzt ist es seinem Engagement als Koordinator der
Kontakte und Zusammenarbeit mit den Berufsakademien Baden-Württembergs zu verdanken, dass bereits
1991 das Pilotprojekt Berufsakademie Dresden mit zwei
weiteren Standorten in Bautzen und Meißen (später
nach Riesa verlegt) in Sachsen gegründet wurde.
Prof. Dr. Kröppelin wurde zum kommissarischen Leiter
berufen und betreute zusätzlich bis zu deren Auflösung
1994 auch das Amt des Direktors der Ingenieurschule.
Was damals mit 81 Studierenden als Modellversuch begann, wurde schließlich 1994 mit dem ersten
Sächsischen Berufsakademiegesetz fest im Freistaat
etabliert und ist inzwischen eine stabile dritte Säule
im sächsischen Hochschulbereich mit sieben Standorten. Prof. Dr. Kröppelin wurde in seiner Position
als Direktor in Dresden bestärkt und schließlich 1999
von seinen Kollegen in das Amt des Vorsitzenden der
Direktorenkonferenz der Berufsakademie Sachsen
Prof. Dr. Detlef Kröppelin (rechts im Bild) im Kreise der Kollegen Direktoren der Staatlichen Studienakademien (StA)
der BA Sachsen beim Festkolloquium am 20.09.2012 anlässlich seiner Verabschiedung in den Ruhestand (v.l.n.r: Prof.
Zieger (StA Riesa), Prof. Dr. Rafeld (StA Glauchau), Prof. Janig (StA Bautzen), Dr. Winterstein (StA Plauen), Prof. Dr.
Hänsel (StA Dresden), Prof. Dr. Schlittmaier (StA Breitenbrunn) und Frau Prof. Dr. Gröckel (StA Leipzig)
gewählt. Mit Kompetenz, Beständigkeit und Loyalität
hatte er dieses Amt bis zu seinem Ruhestand inne. Er
war bei allen wesentlichen Entwicklungen der Berufsakademie Sachsen federführend beteiligt – es seien
hier nur Schlaglichter genannt: Evaluation durch den
Wissenschaftsrat im Jahre 1997, Entwicklungskonzeption der Berufsakademie Sachsen aus dem Jahr
2008, Bibliothekskonzeption, IT-Rahmenkonzeption,
Einführung der zentralgesteuerten Verwaltungssoftware der BA Sachsen, „Campus Dual“, Konzeption von
alternativen Zugangswegen zum Studium (Flex – studieren ohne Abitur) und nicht zuletzt die Umsetzung
des Bologna-Prozesses und die Akkreditierungen der
Bachelorabschlüsse an der Berufsakademie Sachsen.
Auch über die Grenzen der Berufsakademie und des
Freistaates hinaus hat Prof. Kröppelin sich fortwährend
außergewöhnlich engagiert. So ist er beispielsweise
stellvertretendes Mitglied im Kuratorium des ihd –
Institut für Holztechnologie in Dresden. Zu nennen ist
zudem u.a. seine Mitarbeit im Gründungsausschuss der
Berufsakademien in Thüringen und auch über seinen
Ruhestand hinaus hat er sich verpflichtet, beim Aufbau
einer Dualen Hochschule in Tschechien mitzuwirken.
Auf sein Know-how, seinen Rat und die langjährigen
Erfahrungen, möchten seine Kollegen auch künftig nicht
verzichten, wenngleich auf den zahlreichen Abschiedsfeiern der letzten Tage neben den Danksagungen vor
allem auch die besten Wünsche für einen erholsamen
Ruhestand zum Ausdruck gebracht wurden.
Das Amt des Direktors der Staatlichen Studienakademie Dresden hat Prof. Dr. Kröppelin nun an seinen
> 02/12 Treffpunkt BA
Nachfolger übergeben. Prof. Dr.-Ing. habil. Andreas
Hänsel überzeugt nicht nur durch seinen Werdegang
in der Wissenschaft und mehrjährigen Erfahrungen als
Hochschuldozent – er bringt gleichzeitig langjährige
Erfahrungen als Geschäftsführer erfolgreicher Unternehmen mit. Praxis und Theorie – wie dem dualen
BA-Studium eigen, vereinen sich somit auch in seiner
Person. Der bisherige Studiengangleiter Holz- und
Holzwerkstofftechnik wurde vom Sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst zum 01. Oktober
2012 als Direktor berufen. Prof. Kröppelin und Prof.
Hänsel verbindet nicht nur die fachliche Leidenschaft
für den lebendigen Werkstoff Holz, sondern vor allem
die Überzeugung, dass das Konzept des praxisintegrierten Studiums wegweisend für die Zukunft ist. Sie
verbindet eine klare Vision für die Weiterentwicklung
der Berufsakademie in Sachsen.
Kontakt zur Pressemitteilung
Franziska Wels, M. A.
Referentin
Staatliche Studienakademie Dresden
Kontakt
Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden
Tel./Fax: 0351 44722-203/299
E-Mail: [email protected]
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FESTKOLLOQUIUM
anlässlich der Verabschiedung des Direktors der Staatlichen Studienakademie Dresden
und Vorsitzenden der Direktorenkonferenz der Berufsakademie Sachsen,
- HERRN PROFESSOR DR.-ING. DETLEF KRÖPPELIN am 20. September 2012 im „Fischhaus Dresden“
Unter dem Motto „Bildung – praxisnah“ kamen am 20. September 2012 zum
feierlichen FESTKOLLOQUIUM anlässlich der Verabschiedung von Prof. Dr.-Ing.
Detlef Kröppelin, ausgewählte Gäste ins älteste Gasthaus Dresden „Fischhaus
Dresden“ am Rande der Dresdner Heide zusammen.
Von nah und fern waren Wegbegleiter, Kollegen und Freunde aus Wissenschaft
und Politik angereist, um dem Mitbegründer, Vorsitzenden der Direktorenkonferenz
und Direktor der Berufsakademie Sachsen – Staatliche Studienakademie Dresden,
umrahmt von fachwissenschaftlichen Vorträgen Dankesworte, aber auch beste
Wünsche persönlich zu überbringen.
Der Prorektor der Technischen Universität Dresden, Prof. Dr. Lenz gab den
Auftakt zum Kolloquium mit einem Beitrag zur Entwicklung des Studienverhaltens
unter der Berücksichtigung des demografischen Wandels. Vor seinen Ausführungen drückte Prof. Lenz jedoch in seiner Funktion als Prorektor der TU Dresden dem
Alumnus, Prof. Dr. Kröppelin seine Anerkennung für dessen Leistungen und seinen
Dank für die konstruktive Zusammenarbeit aus und stellte die weitere Zusammenarbeit der TU Dresden mit der Berufsakademie Sachsen in Aussicht. Prof. Lenz
erläuterte im Folgenden bildungspolitische Fragestellungen im Zusammenhang
mit dem vieldiskutierten demografischen Wandel im tertiären Bildungsbereich
und betonte, die veränderten Rahmenbedingungen in der Hochschullandschaft,
die eine Vermischung der bisher vorgegebenen Differenzierung mit sich bringen
und die Hochschularten – Uni, FH und Berufsakademie in einen Wettbewerb stellen.
Darüber hinaus stellte Prof. Lenz heraus, dass bei allen Studien, die Abwanderung
und Geburtenrate (demografische Komponenten) heranziehen, u.a. die Studierneigung (soziale Komponenten) als Faktor nicht unberücksichtigt bleiben darf, die
bei abnehmenden Abiturientenzahlen in den vergangenen 15 Jahren gestiegen ist.
In Sachsen würden die Studierendenzahlen langfristig sogar über der prognostizierten Maximalvariante bleiben. Auch für die Berufsakademie Sachsen
wurde im Jahr 2006 ein Prognosemodell erstellt, das in den tatsächlichen Zahlen
nunmehr die Maximalvariante übersteige, wenngleich Prof. Lenz anmerkte, dass
an der Berufsakademie Sachsen die beschränkten Kapazitätsvorgaben über das
Maximum entscheiden. Er sehe großes Potential für die Berufsakademie Sachsen
als Regionalhochschule und führte Gründe an, die für ein weiteres Wachstum der
Berufsakademie Sachsen als abgegrenzte akademische Institution neben Fachhochschulen und Universitäten sprächen. Das Studium an der Berufsakademie sei
attraktiv, sodass auch Zuwanderungen aus anderen Bundesländern zu erwarten
sein könnten. Die Berufsakademie Sachsen sei vor allem aber auch eine attraktive
Rekrutierungsstrategie für Unternehmen – sie sei Impulsgeber für die Region.
Abschließend plädierte Prof. Lenz an die Politik, die gymnasiale Bildungsbeteiligung entsprechend der hohen Studierbereitschaft zu steigern und gleichzeitig
Nicht-Abiturienten Bildungswege offen zu halten – dies sei eine gesellschaftspolitische Aufgabe. Der Fakt, dass in Sachsen zu wenige Studienplätze vorhanden sind,
führe dazu, dass dem Freistaat junge Menschen in andere Bundesländer verloren
gingen. Investition in Bildung sei eine entscheidende Gegenstrategie.
Man solle das Potential der Berufsakademie in Sachsen stärken und gleichzeitig
Profilierung der Fachhochschulen fördern. Eine Profilnivellierung der Hochschularten
sei zu vermeiden. Profilierungselemente und Wettbewerb sollten zugelassen werden.
Einzugsbereiche der Berufsakademie Sachsen sollten erweitert und die
Attraktivität des praxisintegrierten Studiums für Frauen gesteigert werden. Den
Veränderungen der Qualifikationsstruktur entsprechend, müsse das Studium an
der Berufsakademie gegenüber der dualen Berufsausbildung als attraktive Alternative gestärkt werden. Sie müsse dem wachsenden nationalen und internationalen
Konkurrenzdruck standhalten können und als regionale akademische Ausbildung
erhalten und gefördert werden.
Im Anschluss richtete Herr Mackenroth, Mitglied des Sächsischen Landtages
zunächst ein persönliches Wort des Dankes an Prof. Kröppelin. Der Sächsische Landtag
habe ihn als kompetenten Ansprechpartner erlebt und betonte, dass Prof. Kröppelins Rat auch weiter gebraucht werde. In seinem Festvortrag zu den Möglichkeiten
zukünftiger Hochschulfinanzierung im Freistaat Sachsen stellte Herr Mackenroth
einleitend zur Frage, ob und wie das Hochschulfreiheitsgesetz Sachsen, das dem
Landtag zu diesem Zeitpunkt zum Beschluss vorlag, auch für die Berufsakademie
Sachsen umgesetzt werden könne. Das Gesetz gebe den Hochschulen eine größere
Autonomie, unter der Wahrung eines gewissen Maßes staatlicher Kontrolle.
Man werde das Thema „Duale Hochschule“ in Sachsen in der nächsten Legislaturperiode diskutieren und die Staatsregierung prüfe gerade, wie dies in Sachsen
umsetzbar sein könnte. Herr Mackenroth fügte ein, dass rückläufige finanzielle Mittel
im Lande zu erwarten seien, sodass auch die Finanzierung der Hochschulen nach
Studentenzahlen zu überdenken sei. Eine Differenzierung und Finanzierung nach
Qualität der Hochschulen sei international gebräuchlich und auch in Sachsen zu
erwägen. Er fügte hinzu, dass eine Beteiligung der Wirtschaft an der Finanzierung
der akademischen Ausbildungen notwendig wäre – hier habe die Berufsakademie
bereits einen wesentlichen Vorteil. Herr Mackenroth fügte hinzu, dass Finanzierungsquellen wie Studiengebühren oder Fundraising über Alumni ebenso nicht
ausgeschlossen werden könnten.
Mit Verweis auf das Hochschulfreiheitsgesetz Sachsen schloss Herr Mackenroth, dass für die Berufsakademie Sachsen die Einnahmebasis verbessert und ein
gleichberechtigter Zugang zu Hochschul-Finanzierungsprogrammen und Technologietransferprogrammen ermöglicht werden solle.
Bevor Prof. Dr. Hortsch mit seinen Ausführungen zu modernen Lehr- und
Lernmethoden als Chance zur Qualitätssicherung in der Hochschulbildung die
Fachvorträge abrundete, nutzte auch er die Gelegenheit, Herrn Prof. Kröppelin für
die langjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Institut für Berufspädagogik der Technischen Universität zu danken. Auf zahlreiche fruchtbare gemeinsame
Projekte kann man nun zurückschauen – sei es die Studie zur Durchlässigkeit von
Berufsakademie zu universitären Masterstudiengängen, kurz „InDuS“ oder das in
der aktuellen Förderperiode installierte ESF-Projekt „FLEX“ zur Flexibilisierung
des Zugangs zum Studium ohne klassische Zugangsberechtigung (Abitur). Auch
künftig wird es gemeinsame Projektvorhaben und Studien geben, wie der Inhaber
der Professur für Didaktik des beruflichen Lernens bestätigte – einige gemeinsame
Vorhaben liegen bereits als Konzepte vor.
Nachfolgend auf die Festvorträge erwies Herr Prof. Dr. Zeller, Ehrenmitglied des
Kollegiums und Gründungsbegleiter der Berufsakademie Sachsen den Gästen die Ehre
und überbrachte dem bescheidenen Laureaten als Auftakt zu den anschließenden
Grußworten Würdigung, Lob und Dank (siehe S. 14 f. und 18 f.).
Herr Dr. Werner, Abteilungsleiter Hochschulen und Herr Jäkel, Referatsleiter
Fachhochschulen und Berufsakademie als Vertreter des Sächsischen Ministeriums für
Wissenschaft und Kunst drückten nachfolgend ihre Anerkennung und ihren Dank aus.
Ein weit angereister Freund und Wegbegleiter der Gründungsjahre, Prof. Geilsdörfer,
Präsident der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) richtete alsdann
persönliche Dankesworte an den Laureaten und erinnerte an die ersten Gespräche
und Aktivitäten nach der politischen Wende in Deutschland und an die gute Zusammenarbeit der letzten Jahrzehnte. Auch er betonte, dass diese Zusammenarbeit
mit der DHBW auch künftig fortbestehen solle.
Seit der Umwandlung der Berufsakademie in Baden-Württemberg (B-W) in eine
duale Hochschule hätten sich enorme Verbesserungen eingestellt. Sie sei nun nicht
nur die größte Hochschule im Lande B-W, sondern aktuelle Befragungen zeigten,
dass diese auch im Wettbewerb um die besten Köpfe vorn anstehe. Angesichts
der anwesenden politischen Vertreter der Legislative und Exekutive, führte Prof.
Geilsdörfer aus, dass die enorme Entwicklung – quantitativ und qualitativ – der Dualen
Hochschule Baden-Württemberg ohne deren Umwandlung nicht möglich gewesen
wäre. Er ergänzte, dass Sachsen diese einmalige Chance nicht verstreichen lassen
und diese einzigartige, zukunftsfähige Studienform stärken solle. Die Unterstützung
seitens der DHBW sicherte er nochmals nachdrücklich zu.
Nachdem nun viel über den dienstlichen und persönlichen Werdegang Prof.
Kröppelins gesprochen worden war, rundete das Grußwort Prof. Dr. Wagenführs,
Inhaber der Professur für Holz- und Faserwerkstofftechnik und Direktor des Instituts
für Holz- und Papiertechnik das Programm mit einigen fachlichen Ausführungen
zum Laureaten ab.
Als Prof. Kröppelin für die Beiträge dankte, die ihn über die ein oder andere
Bemerkung auch zum Nachdenken angeregt hätten, bildete das lobende und anerkennende Schlusswort von Prof. Dr. Hänsel, der das Amt des Direktors der Staatlichen
Studienakademie Dresden von Prof. Dr. Kröppelin übernimmt, den Abschluss des
Kolloquiums, bevor die Gäste beim anschließenden Empfang die Veranstaltung in
feierlicher Runde ausklingen ließen.
In Ergänzung zu den gesprochenen Worten und vorliegenden schriftlichen
Ausführungen, ist es uns eine Freude, zwei weitere Grußworte veröffentlichen zu
dürfen, die uns auf schriftlichem Wege zugegangen sind.
Autorin
Franziska Wels, M. A.
Referentin
Staatliche Studienakademie Dresden
Kontakt
Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden
Tel./Fax: 0351 44722-203/299
E-Mail: [email protected]
Leitthema: Bildung, die aufgeht
Laudatio
von Professor Dr. Wolfgang Zeller
Sehr geehrte Festgäste aus nah und fern,
sehr geehrte Damen und Herren Direktoren der Staatlichen Studienakademien,
sehr geehrter, lieber Herr Professor Kröppelin,
es ist ein guter akademischer Brauch, ein herausragendes Ereignis mit einem Festkolloquium zu würdigen.
Diese Ehrenbezeugung hebt aber nicht nur die großen
Leistungen unseres Laureaten hervor, sondern ist auch
ein Zeichen für das in über zwei Jahrzehnten gestärkte
Selbstbewusstsein der Sächsischen Berufsakademie. Wir
verbergen unseren Stolz nicht mehr vor den anderen
Bildungseinrichtungen des tertiären Bereichs. Vielmehr
verstehen wir uns als eine der tragenden drei Säulen
der akademischen Bildung in Sachsen. Und dass dies
sich entwickelt hat, verdanken wir Ihnen, lieber Herr
Kröppelin, in ganz besonderer Weise. Doch schon vor
dem BA-Zeitalter konnten Sie für die Qualität der Bildung deutliche Akzente setzen und diese Erfahrung
auf die Staatliche Studienakademie Dresden und unser
gesamtes duales System übertragen.
Sie gehören zu den bewährten Fuhrleuten der
BA, die das Wegenetz und alle Gefahrstellen bestens
kennen und unsere wertvolle Fracht, die studentischen
Jahrgänge, sicher ans Ziel führen. Sie geben jetzt die
Zügel aus der Hand: Aber auch für andere bewährte
Weggefährten der BA wird leider schon der Ruhestand
in den nächsten Jahren sichtbar. Um aber beim Bild
der Fuhrleute zu bleiben: Sie alle hinterlassen uns eine
ausgetüftelte Straßenkarte, neudeutsch: Roadmap, die
der neuen Führungsgeneration eine Wegweisung gibt.
10
Ein wichtiger Bestandteil einer Laudatio ist, dass der
Geehrte Informationen über seinen Lebenslauf erhält.
Nun mögen Sie zu Recht einwenden, ein Dritter sei dazu
nur bedingt in der Lage und könne möglicherweise
auch nicht die richtigen Akzente setzen. Aber bedenken
Sie, dass es die Konvention verbietet, dass man sich
selber lobt, und Sie wirklich nicht zu dem Typus nach
dem Motto gehören, „alle mal herhören“. Ich will also
nun vor allem dem geschätzten Auditorium mitteilen,
was die wesentlichen Stationen Ihres Wirkens waren.
Ihr Geburtstag ist der 6. März 1947, woraus sich ein
Lebensalter von gut 65 Jahren errechnen lässt. Sie
hatten uns die Freude gemacht, dass Sie nicht genau
mit der Zäsur 65 gegangen sind, sondern freiwillig noch
die Nachwirkungen des Umzuges der BA Dresden in die
Hans-Grundig-Straße ausgekostet haben.
Detlef Kröppelin ist gebürtiger Rostocker, kommt
also aus einer Stadt, die sich nach der Wende mit HRO
wieder an ihre Hansetradition erinnert hat. Somit haben
wir einen Hanseaten unter uns, der allerdings schon
über 2/3 seines Lebens in Dresden verbracht hat und
damit eher Elbflorentiner und durch seine Frau auch
ein Erzgebirgler geworden ist. Doch ein gutes Stück
Rostocker ist er geblieben. Seine Vorliebe für die skandinavischen Länder und die entsprechende Lebensart
mit Saunen und Bädern ist trotz seiner gewohnten
Zurückhaltung herauszuhören. Im Selbstverständnis
der Rostocker ist alles Skandinavien, was nördlich
von Rostock liegt. Daher umfasst seine Vorliebe die
ganze Strecke von Finnland über Island bis Grönland.
Wenn man Viten des Jahrgangs 1947 im Westen
betrachtet, so war die Schulzeit in der Regel nach
> 02/12 Treffpunkt BA
dem Muster aufgebaut: 4 Jahre Volksschule, neun und
gelegentlich mehr Jahre Gymnasium und dann Bundeswehr oder gleich Studium. Ganz anders im Osten, wie
sich bei Detlef Kröppelin widerspiegelt: 1953 bis 1961
Grundschule, dann 2 Jahre Polytechnische Oberschule,
anschließend 2 Jahre Berufsausbildung als Bau- und
Möbeltischler und von 1965 bis 1967 Facharbeiter in
einem mittelständischen Betrieb. Zeitlich parallel dazu
Volkshochschule mit anderem Charakter als im Westen,
nämlich als „Abendoberschule für Werktätige“, die
zum Abitur führte. Von 1967 bis 1971 schloss sich das
Studium in Dresden an und ab da wurde er zum Sachsen. Wenn ich daran denke, wie viele Tassen Kaffee wir
zusammen getrunken haben, wenn wir immer wieder
versucht haben, die Welt zu ordnen, so sehen wir, dass
wir beide zumindest diese ursächsiche Leidenschaft
übernommen haben.
Bei den Abschlüssen muss natürlich der Diplom-Ingenieur erwähnt werden, dem dann 1975 der
Doktor-Ingenieur und 1983 als weiteres Prädikat die
Fachschulpädagogik folgte. Mit dem Ingenieur war er
eine Persönlichkeit mit Distinktion. Ich habe es nach
der Wende in Ostdeutschland in ganz Osteuropa immer
wieder erlebt, dass Personen mit einem derartigen
Abschluss häufig und respektvoll mit Herr Ingenieur
angeredet wurden, während ich niemals mit Herr Jurist
tituliert wurde.
Lassen sie mich kurz tabellarisch über seine Berufstätigkeit berichten, damit wir uns dann dem uns alle
verbindenden Thema Berufsakademie zuwenden können:
1971 bis 1974 Forschungsstudium an der TU Dresden,
davon zunächst beim VEB Rationalisierung der Möbelindustrie Jonsdorf und dann beim WissenschaftlichTechnischen Zentrum der holzbe- und verarbeitenden
Industrie Dresden.
Ab 1974 Fachschullehrer an der Ingenieurschule für
Holztechnik Dresden, wo er zum Leiter der Fachrichtung Rohholzbearbeitung und ab 1985 zum Leiter der
Fachrichtung Möbel- und Bauelemente mit Direkt- und
Fernstudium avancierte. Bei dieser breiten fachlichen
Kompetenz ist nicht verwunderlich, dass der Name
Kröppelin im Zusammenhang mit dem Schiffsbau, dem
Waggonbau und dem noblen Namen Möbelkombinat
Dresden-Hellerau auftaucht.
Und nun sind wir bei der Wende, die bei unserem
Laureaten eine aktive Sympathie und Unterstützung
fand. Schon bald wurde 1990 klar, dass die Ingenieurschulen à la DDR im wiedervereinigten Deutschland, wie
oft salopp formuliert wird, nicht mehr in die Landschaft
passen. Im Westen waren sie schon Anfang der 70er
Jahre zugunsten der Fachhochschulen abgeschafft
worden. Gleich anfangs 1990 war ein Partnerschaftsvertrag mit den drei sächsischen Bezirken und BadenWürttemberg geschlossen worden. Einige Direktoren
der Ingenieurschulen machten sich die sich daraus
schnell ausbreitenden Kontakte zunutze und fühlten in
Richtung Berufsakademie vor. Gerade Detlef Kröppelin
verfügte bald über ein Netzwerk und führte zahlreiche
offizielle und inoffizielle Gespräche mit Besuchen in
Baden-Württemberg.
1992 wurde er offiziell zum Koordinator mit den
Berufsakademien Baden-Württemberg bestimmt, was
er inoffiziell schon längst war. Ein herzliches Verhältnis
entwickelte sich zur damaligen BA Mosbach. Kurzum: Im
Oktober 1991 wurden die ersten Versuche eines dualen
Studiums ganz vorsichtig „Pilotprojekt Berufsakademie Dresden“ benannt, und zwar an den Standorten
Bautzen, Dresden und Meißen. Meißen wurde später
nach Riesa verlegt.
Es ist nicht schwer zu erraten, dass unser Laureat
schon 1991 zum kommissarischen Leiter der Staatlichen
Studienakademie berufen wurde. Ich war kurz danach
zum Vorsitzenden des Kuratoriums gekürt worden,
das dann später Kollegium hieß. Vielleicht wird dieses
Gremium eines Tages Aufsichtsrat heißen. Es war eine
Freude, zusammen mit Kröppelin die BA bei ursprünglich
81 Studierenden wachsen zu sehen und die Strategie
umzusetzen, aus dem Pilotprojekt einen Modellversuch
zu machen, bis dieser dann im April 1994 durch das erste
BA-Gesetz die parlamentarische Weihe erhielt. Und
wie der Direktor der nun gefestigten Berufsakademie
Dresden hieß, können wir uns denken. Ich sage es an
dieser Stelle klar und deutlich, ohne die Verdienste der
Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu schmälern: Ohne die
Initiativen und die Wegweisungen Kröppelins hätten
wir im vergangenen Jahr keine 20-Jahrfeier der BA
Sachsen zu feiern gehabt.
Doch lassen Sie mich kurz zurückblenden: Noch
war 1991 die Ingenieurschule für Holztechnik existent,
deren 1. stellvertretender Direktor inzwischen Kröppelin hieß. Die jungen Ingenieurschüler, die man ja nicht
heimschicken konnte und wollte, waren schließlich
auf dem Weg zu ihrer Graduierung. Also hatte nun
Kröppelin bis zur endgültigen Auflösung zusätzlich
von 1992 bis 1994 auch das Amt des Direktors dieser
Ingenieurschule inne. Es hieß immer wieder, Kröppelin
habe den Übergang in das neue System sorgfältig und
korrekt gestaltet.
Ich mache jetzt einen Sprung ins Jahr 1999. Mit der
damaligen BA-Reform wurde das zentralistische Prinzip
mit der Steuerung von Breitenbrunn aus aufgegeben.
Eine Neuerung war die Stärkung der Direktorenkonferenz, wobei zum Vorsitzenden unser Laureat gewählt
wurde, ein Amt das er bis dato 13 Jahre innehatte. Seine
Amtsführung wird von den Kolleginnen und Kollegen
als kompetent, beharrlich und fair eingestuft. Sicher
ist es nicht einfach, die Interessen von 7 Standorten
unter einen Hut zu bringen, zumal die einzelnen Studienakademien ja nicht selten in Konkurrenz zueinander
standen und stehen. Dazu kommt, dass die Fachhochschulen das Gedeihen der Berufsakademien mit einem
gewissen Argwohn betrachten, dass Status- und Vergütungsfragen zu einigem Ärger führen oder dass die
neuen DH-Strukturen in Baden-Württemberg eine derzeit
sehr virulente Diskussion über das Selbstverständnis
der Sächsischen BA induziert haben.
Neben diesen Hauptaufgaben hat sich Kröppelin eine
ganze Menge sonstiger Aktivitäten aufgeladen. So ist er
als stellvertretendes Beispiel Mitglied im Kuratorium
des ihd – Institut für Holztechnologie in Dresden. Aber
es ging auch über Sachsen und Baden-Württemberg
hinaus. Mir liegt ein Schreiben der Amtschefin aus dem
Thüringischen Wissenschaftsministerium (Martina Heppt)
vom September 1999 vor, in dem es heißt:
„Es freut mich Ihnen mitteilen zu können, dass sich
am 2. September dieses Jahres in Gera das Kollegium der
Berufsakademie Thüringen konstituiert hat…Lassen Sie
mich Ihnen… für Ihr außergewöhnliches Engagement bei
der Mitarbeit im Gründungsausschuss der BA Thüringen
sehr herzlich danken. Ihrem hohen persönlichen Einsatz
bei der fachlichen und verwaltungsmäßigen Vorbereitung
der Berufsakademie Thüringen und Ihren langjährigen
Erfahrungen aus Ihrer Tätigkeit an der Berufsakademie
Sachsen sowie der dem Gründungsbeauftragten (Prof.
Tesmer) gewährten Unterstützung bei der Bewältigung
der Aufgaben ist es mit zu verdanken, dass bereits drei
Monate nach Verabschiedung des Thüringer Berufsakademiegesetzes der Studienbetrieb aufgenommen
werde konnte und dass sich die Berufsakademie schon
heute einen guten Namen in der Thüringer Wirtschaft
erworben hat“. Das ist ein Wort! Aber es ging auch über
> 02/12 Treffpunkt BA
die Bundesgrenze hinaus, wenn ich an sein Engagement
für das duale System im tschechischen Aussig/Ùsti
nad Labem denke.
Wie sieht nun seine res gestae für die sächsische
BA aus? Bei welchen wesentlichen Entwicklungen der
BA Sachsen war er mit Rat und Tat beteiligt? Dazu eine
einfache Antwort: bei allen! Ein kurzes Stichwortfeuerwerk mag dies erhellen: Evaluation und Sabisch-Bericht,
Entwicklungskonzeption, Bibliothekskonzeption, ITRahmenkonzeption, Einführung einer zentralgesteuerten
Software „Campus Dual“, Konzeption Flex und dazu
noch wesentliche Mitwirkung bei der Umstellung auf
die Bachelorabschlüsse und der Dinge mehr. Allein bei
der Entwicklungskonzeption hat er ein Werk von bald
500 Seiten abgeliefert und damit auch das Kollegium
reichlich beschäftigt. Mit Details aller seiner Taten
ließe sich ein eigenes Symposium bestreiten.
Regen Kontakt gab es auch zum SMWK, vor allem
bei den Gesetzesreformen, Verordnungen und Erlassen.
Insider wissen, dass vor allem bei der DAVOSS der
sonst ruhige Laureat leichte Emotionen zeigte. Falls Sie
nicht wissen, was DAVOSS heißt – es ist die „Dienstaufgabenverordnung der Staatlichen Studienakademien
der Berufsakademie Sachsen“, das beliebteste interne
Aufregerthema der BA. Die Verlegung der BA Dresden
vom anheimelnden Barackencampus mit Herrenhaus
in der Heidepark- und Weinbergstraße in die von
Sachlichkeit und Funktionalität geprägten Gebäude
an der Hans-Grundig-Straße war mit manchem Stress
verbunden. Und noch ein Stichwort: Kröppelin war von
Anfang an Mitglied des Kollegiums, wo er regelmäßig
über die aktuellen Fragen der BA berichten konnte
und mit seinem enormen Wissen über alles Auskunft
geben konnte.
Wir haben jetzt viel über seine Taten gehört. Aber
wie sieht die Privatperson Kröppelin aus? Was tut er
außerhalb der beruflichen Pflichten? Dies kann jetzt nur
eine Annäherung sein, da er Dienstliches und Privates
streng trennt. Von seiner Vorliebe für Skandinavien
habe ich schon gesprochen. Wir wissen ferner der
Spur nach, dass er seine Frau beim Dresdner Studium
kennen lernte und Vater zweier Töchter ist, von denen
eine an der BA in Breitenbrunn studiert hat. Auch das
Thema Enkel schimmert manchmal durch. Der „Sammelort“ für die Familie ist ein Haus im Erzgebirge in
der Nähe von Seiffen. Der Datenschutz verbietet mir
nähere Angaben.
Nie stellt er seine Person in den Vordergrund.
Doch täuschen wir uns nicht. Er ist vom olympischen
Gedanken - immer höher, immer weiter - beseelt. Schon
in der Jugend hat ihn dies als Leistungssportler im
Turnen geprägt. Leider zwang ihn eine Verletzung zur
Aufgabe. Seine handwerkliche Kompetenz kommt in
der Beschäftigung mit feinen Intarsienschneidereien
und diversen Drechslerarbeiten zum Ausdruck. Und es
ist nicht nur der Nähe zur Heideparkstraße geschuldet,
11
Leitthema: Bildung, die aufgeht
dass wir uns heute im ältesten Gasthaus von Dresden
getroffen haben. Gerade die Zeit der Renaissance,
des Humanismus und des Übergangs in die Neuzeit
beschäftigt unseren Laureaten. Mit dem Schankrecht
von 1573 in diesem Gasthaus liegen wir zwar schon im
ausgehenden 16. Jahrhundert. Ich kann mir jedoch nicht
die Bemerkung verkneifen, dass gerade in dieser Zeit
die damals wohl fortschrittlichste deutsche Universität,
nämlich die Universität Wittenberg, den Baccalaureus,
sprich Bachelor, abgeschafft hat, was zur Kontroverse
mit dem sächsischen Kurfürsten führte. Die Lösung
bestand nach einigem hin und her darin, dass man für
einige Zeit den Baccalaureus und den Magister „mit
einem Sprung“, also gleichzeitig vergab. Vielleicht ist
dies die Lösung beim Bachelor-Master-Streit.
Doch zurück zur frühen Neuzeit. Ihn beschäftigen
die großen Künstler dieser Wendezeit. Ich nenne Albrecht
Dürer, Lucas Cranach, Hans Baldung, Matthias Grünewald,
Hans Holbein und die Brüder Altdorfer. Dass der jetzige
Standort der BA in Dresden im Campus Johannstadt von
der Dürer- und Holbeinstraße eingerahmt ist, hat ihm
sicherlich den Umzug erleichtert. Vermutlich begeistern
ihn auch die Holzschnitte und Kupferstiche vieler dieser
Künstler. Da gibt es unendlich viel zu erforschen und
zu betrachten. Allein von Lucas Cranach (dem Älteren)
sollen 5000 Gemälde stammen. Es tun sich also schon
Möglichkeiten für den Ruhestand auf.
Doch langsam!
Wer eine so starke Affinität zur Geschichte hat, muss
in die Pflicht genommen werden. Ich weiß, dass Sie,
lieber Herr Kröppelin, nicht nur über ein detailliertes
persönliches BA-Archiv verfügen, sondern auch in Ihrem
Gedächtnis einen Wissensschatz bewahren, auf den wir
eifersüchtig blicken. Ich möchte daher den Dank in
dieser Laudatio für Ihre außergewöhnlichen Leistungen
zugunsten der BA mit der herzlichen und dringenden
Bitte verbinden, dass Sie alsbald die Geschichte der BA
Sachsen verfassen. Es ginge einfach zu viel verloren,
wenn Sie uns nicht an ihrer Erfahrung teilhaben ließen.
Seit 2007 geben Sie bereits die Zeitschrift „Treffpunkt
BA“ heraus. Damit haben Sie auch ihre publizistischen
Fähigkeiten unter Beweis gestellt, sodass Sie es nun
schwer haben werden, Gegenargumente zu meiner
Bitte zu finden.
Jetzt, da ich Sie sozusagen mit der moralischen
Keule in die Pflicht genommen habe, kann ich zum
Schluss kommen.
Lieber Herr Kröppelin. Wir haben gehört, dass Sie
Ihr Refugium im Erzgebirge gerne aufsuchen. Somit
steht Ihnen, verbunden mit unseren besten Wünschen
für einen gesunden und aktiven Ruhestand, auch das
erzgebirgische Wort der Verbundenheit zu.
Vortrag - MdL G. W. Mackenroth
Die Finanzierung des tertiären Bildungssektors in Sachsen
Sehr geehrter Herr Prof. Kröppelin, sehr geehrte Vertreter der Politik, geehrte Damen und Herren Professoren,
sehr geehrte Damen und Herren,
vielen Dank für Ihre Einladung zu diesem feierlichen
Anlass. Bevor ich mit dem mir auferlegten Vortrag beginne,
ist es mir ein besonderes Anliegen, Ihnen, Herr Prof.
Kröppelin meinen Dank aussprechen, für Ihren steten
und unermüdlichen Einsatz für die Erfolgsgeschichte
der Berufsakademie in Sachsen. Ihr Wirken ist seit
21 Jahren eng mit der staatlichen Studienakademie
in Dresden verbunden, der Sie seit 1991 als leitender
Direktor angehörten. In diesen 21 Jahren haben Sie
nicht nur die Attraktivität des BA-Studiums für junge
Menschen in Ihrer eigenen Einrichtung erhöhen können,
wie die stetig steigenden Studierendenzahlen eindrucksvoll zeigen. Sie haben sich auch als Vorsitzender der
Direktorenkonferenz der BA Sachsen dafür eingesetzt,
dass sich die BA Sachsen zu einer Bildungsinstitution
entwickeln konnte, um die wir nicht zu unrecht von
vielen beneidet werden. Hierfür möchte ich Ihnen, auch
im Namen meiner Fraktionskollegen, meinen herzlichen
Dank aussprechen. Natürlich werden Sie der Institution
BA Sachsen auch zukünftig verbunden bleiben und deren
Fortentwicklung unterstützend begleiten.
Sehr geehrte Damen und Herren,
die zukünftige Finanzierung unseres tertiären Bildungssektors in Sachsen ist mein Thema. Das Thema
der soliden Finanzierung unserer Hochschul- und
BA-Landschaft in Sachsen ist und bleibt eine Aufgabe,
die uns nicht nur aktuell, in der Diskussion um den
Ich rufe Ihnen daher zu: Glückauf – ad multos
annos – Glückauf!
12
> 02/12 Treffpunkt BA
Doppelhaushalt 2013/14, sondern auch in den nächsten
Jahren beschäftigen wird.
Mit dem Hochschulfreiheitsgesetz schaffen wir
die Grundlagen für eine größere finanzielle Autonomie
der Hochschulen. Zukünftig können die Hochschulen
eigenständig entscheiden, wie sie die staatlichen Mittel
und zu welchem Zweck sie diese einsetzen möchten.
Dass dies nicht ohne ein gewisses Maß an Kontrolle
seitens der Staatsregierung vonstattengehen kann,
versteht sich in diesem Zusammenhang von selbst. Die
von den Hochschulen mit dem SMWK geschlossenen
Zielvereinbarungen sind hierfür ein probates Mittel.
Der Zug fährt jedenfalls unaufhaltsam in Richtung
„Freiheit in Verantwortung!“ Und natürlich kann mit
Verantwortung nicht nur die Politik gemeint sein. Wir
– d.h. Politik, Wirtschaft und Wissenschaft – haben die
Aufgabe, gemeinsam mit Ihnen, unsere Hochschul- und
BA-Landschaft in Sachsen zukunftsfähig zu gestalten.
Doch was bedeutet das, insbesondere mit Blick auf
die Finanzierung dieses Systems? Wie wird sich und
wie können wir Sachsen als Wissenschaftsstandort
weiterentwickeln?
Sie wissen ja: „Prognosen sind schwierig, speziell
wenn Sie in die Zukunft gerichtet sind“. Dennoch gibt
es einige Eckpfeiler anhand derer wir ein Bild unserer
zukünftigen Hochschul- und BA-Landschaft in Sachsen
entwickeln können. Vier Punkte: Namentlich demografisch
bedingt sinkenden Steuereinnahmen, die auslaufenden
Solidarpaktmittel bis 2020, die geringer werdenden
EU-Fördermittel ab 2013, sowie die Unwägbarkeiten
der wirtschaftlichen Entwicklung im Euroraum führen
zu deutlich sinkenden Steuereinnahmen. Dies hat Auswirkungen auch auf die sächsische Hochschulpolitik:
Der Kuchen wird insgesamt kleiner!
Wir müssen Mittel und Wege finden, wie diese rückläufigen Finanzmittel auch zukünftig vernünftig verteilt
werden können. Eine Konzentration der vorhandenen
Mittel auf die für Sachsen wesentlichen Schwerpunkte
in der Hochschulpolitik ist somit unumgänglich, gerade
weil sich die sächsischen Hochschulen – national wie
international – einem wachsenden Konkurrenz- und
Differenzierungsdruck ausgesetzt sehen: Wir erleben
die Herausbildung einiger weniger internationaler
Spitzen- und Exzellenzhochschulen, neben einer Vielzahl nationaler und regional erfolgreicher Bildungsinstitutionen.1 Was bedeutet dies nun konkret für den
1
Vgl.: Sächsische Staatskanzlei (Hrsg.): Expertenkommission
demografischer Wandel. Empfehlungen zur Bewältigung des
demografischen Wandels im Freistaat Sachsen, Oktober 2006, S.
19f.
Wissenschaftsstandort Sachsen? Ich kann hier nur einige
meiner Gedanken entwickeln – lassen Sie mich Ihnen
drei Prinzipien zukünftiger Hochschulpolitik vorstellen,
die zusammen mit alternativen Finanzkonzepten in die
richtige Richtung führen.
Prinzip 1: Differenzierung der Hochschullandschaft nach Angebotskriterien – Profilbildung
zulassen
Sachsen steht vor der Herausforderung, seine
dynamische Hochschullandschaft unter ungünstigen
Rahmenbedingungen weiter zu entwickeln. Dies kann
nur gelingen, wenn wir für die einzelnen Institutionen
eigenständige Wettbewerbs- und Profilierungselemente
schaffen. Grob heißt dies:
1.
Lasten der anderen, wird nie zu einem vernünftigen
Wettbewerb führen können. Die klare Profilbildung der
Hochschulen ist somit unumgänglich.
Dies bedeutet jedoch auch, dass nicht mehr jede
Hochschule oder jede BA ihr Fächerangebot in voller
Breite wird anbieten können. Wir müssen Zentren
schaffen, in denen sich das Wissen von Fachgebieten
bündeln lässt. Ein Teil der Hochschulen und die BAs
werden sich auf den überregionalen und regionalen
Studentenmarkt konzentrieren und eine solide wissenschaftlich fundierte oder berufliche Ausbildung
anbieten, während sich einige wenige Hochschulen
in einzelnen Bereichen zu exzellenten nationalen und
internationalen Lehr- und Forschungszentren entwickeln.
All das produziert Unterschiede: Es wird keine
vier Spitzenuniversitäten in Sachsen geben können.
Ebenso wenig werden alle Fachhochschulen und BAs
gleich erfolgreich sein. Dessen müssen wir uns bewusst
sein! Wir werden diese wachsenden Unterschiede in den
kommenden Jahren nicht nur akzeptieren müssen, wir
müssen sie auch ein Stück weit wollen. Wenn wir dazu
nicht bereit sind, werden wir langfristig auf ein leistungsfähiges Hochschulsystem zurückschauen können.
Und wer, meine sehr geehrten Damen und Herren, als
erstes die Chancen einer Spezialisierung, eines eigenen
Profils als Alleinstellungsmerkmal erkennt und nutzt,
der wird im Wettbewerb die Nase vorn haben.
Förderung der Spitzenforschung an den Universitäten.
Im Sinne des „Stärken stärken“ soll die Profilierung
der Universitäten dazu beitragen die Exzellenz von
Fakultäten, Instituten und Forschungseinrichtungen
mit nationalem und internationalem Renommee
zu befördern.
2. Förderung der Ausbildung hochqualifizierter
Fachkräfte an den Fachhochschulen. Es geht dabei
um die klare Profilierung der Fachhochschulen
als Ausbildungsstätten für hochqualifizierte
Fachbereiche (MINT-Fächer). Durch ein qualitativ
hochwertiges Fächerangebot, welches sich an den
Bedürfnissen des Arbeitsmarktes orientiert, sollen Prinzip 2: Differenzierung nach Qualität –
die sächsischen Fachhochschulen leistungs- und „Klasse statt Masse“
Nur mit einer klaren Konzentration auf Qualität
wettbewerbsfähig gemacht werden. Eine kurze Studiendauer, klarer Praxisbezug – durch Kooperationen können die sächsischen Hochschulen sich in einem
mit der Wirtschaft – bei gleichzeitig theoretisch hochkompetitiven Umfeld, im Wettbewerb um die besten
fundierter Ausbildung müssen die Markenzeichen Köpfe behaupten. Im Vergleich mit staatlich geförderten
deutschen Universitäten, deren Finanzierung sich an
eines Fachhochschulstudiums in Sachsen sein.
3. Förderung der praxisnahen Aus- und Fortbildung an der Studentenzahl orientiert, setzen internationale
den Berufsakademien in den Regionen. Durch ihre Spitzenuniversitäten auf den Grundsatz: „Qualität
regionale Ausrichtung sind die Berufsakademien in statt Quantität“. Auch wir werden die Frage „Klasse
Sachsen hervorragend geeignet, dem steigenden statt Masse“ mittelfristig stellen müssen, darauf hat
Bedarf an Fachkräften in den jeweiligen Regionen schon Prof. Milbradt in seinem Vortrag zur Alternativen
begegnen zu können. Gemeinsam mit der Wirtschaft Hochschulfinanzierung auf dem Fachforum Hochschulvor Ort sollen Fachkräfte für die Wirtschaft vor Ort politik der CDU-Fraktion im Frühjahr hingewiesen. Das
ausgebildet werden. Hierfür sind die engen und vor Prinzip der Massenuniversität hat sich mit Blick auf die
allem stabilen Beziehungen zwischen der regional Globalisierung von Exzellenz in Forschung und Lehre
ansässigen Wirtschaft und den jeweiligen Berufs- überlebt. Wir brauchen nicht mehr, sondern die besten
akademien zu pflegen und auszubauen. Ich halte Studenten, und dies gilt sowohl für die Universitäten
daher eine weitere Stärkung der Berufsakademien, und Fachhochschulen als auch für die BAs. Der Wettals regionale Bildungszentren, für absolut geboten. bewerb wird nicht über die Quantität, sondern über die
Qualität entschieden.
Durch diese klare Differenzierung im tertiären
Nun will ich hier keinen scheinbar unauflösbaren
Bildungssektor, bei gleichzeitiger Durchlässigkeit, kann Gegensatz aufbauen zwischen wissenschaftlicher
es gelingen, die Effizienz der jeweiligen Institutionen Spitzenklasse und der Notwendigkeit, hochqualifizierte
zu stärken, ohne unnötige Konkurrenzen zwischen Fachkräfte in entsprechender Zahl heranzubilden. Beides
ihnen zu schaffen. Es muss eine vernünftige Arbeits- ist richtig und wichtig. Und beides muss seinen Platz
teilung zwischen Universitäten, Fachhochschulen und haben. Deshalb spreche ich mich für die klare DifferenBerufsakademien geben. Die Profilierung jeweils zu
> 02/12 Treffpunkt BA
zierung und Profilierung unserer Wissenschafts- und
Bildungslandschaft aus.
Wir müssen uns zudem auf das konzentrieren,
was den meisten Nutzen für Sachsen bringt. In einem
kleinen Land mit geringer Industriedichte und einer
hochinnovativen mittelständischen Wirtschaftsstruktur
zählen exzellente Wissenschaft und Forschung zu den
entscheidenden Standortfaktoren. Im nationalen wie
internationalen Wettbewerb um Forschungskapital und
Spitzenkräfte kann nur derjenige erfolgreich sein, der
selbst eine Spitzenstellung einnimmt: Nur Exzellenz
gebiert Exzellenz!
Der „Hochschulpakt 2020“ setzt hier jedoch bisher
die vollkommen falschen Anreize.
Wir müssen uns von der Input-orientierten Steuerung lösen. Wir brauchen eine Output-orientierte
Hochschulsteuerung. Nicht die Zahl der Studenten,
die an unseren Hochschulen ein Studium beginnen,
bildlich gesprochen in hoher Zahl „hinein“ schieben,
ist entscheidend, sondern die Zahl und die Qualität
der tatsächlich erreichten Abschlüsse. Die Frage der
Qualität in Wissenschaft und Forschung ist somit
zum entscheidenden Kriterium bei der Förderung zu
machen und nicht etwa die bloße Anzahl der Studenten.
Die Förderung sollte sich daher nach der Qualität der
Studenten, Doktoranten und Wissenschaftler ausrichten,
die unsere Hochschulen verlassen.
Prinzip 3: Differenzierung der finanziellen Basis
Im Jahr 2009 gab der Freistaat etwa 129 Euro pro
Einwohner für Forschung und Entwicklung einschließlich der Hochschulen aus. Damit liegt Sachsen im
Ländervergleich an der Spitze, was die öffentlichen
Ausgaben angeht. Auch in Zukunft wird der Hauptteil
der Hochschulfinanzierung vom Land getragen. Soweit
die gute Nachricht.
In Anbetracht der sinkenden Einnahmen des Freistaates und der demografischen Entwicklung wird die
finanzielle Ausstattung der Hochschulen in den nächsten
Jahren jedoch zurückgehen müssen. Die 129 Euro pro
Einwohner, werden unter den genannten Bedingungen
zukünftig nur noch schwer zu halten sein.
Eine Konsequenz aus dieser Einsicht ist: Wir werden
uns im Hochschulbereich nicht mehr alles leisten können!
Es müssen Prioritäten gesetzt werden. Wie dies im Einzelnen aussehen wird, gilt es in den nächsten Jahren mit
allen Beteiligten zu diskutieren. Einfache oder schnelle
Lösungen kann es hier nicht geben. Und wie heißt es
dann im besten Beamtendeutsch oft so schön: „Vor
diesem Hintergrund raten wir Ihnen dringend, andere
Finanzierungsquellen nicht ungenutzt zu lassen.“ Ich
komme darauf zurück.
Dennoch: Im Gesamthaushalt gilt es klare Wertentscheidungen zu treffen. Wir werden nicht umhinkommen,
die Verteilungskämpfe zwischen den unterschiedlichen
Interessen der jeweiligen Politikfelder zu führen. Wenn
13
Leitthema: Bildung, die aufgeht
wir an der einen Stelle im Haushalt etwas dazugeben, für beide Seiten Vorteile bringen. Ein probates Mittel BAs würde zudem helfen, deren dezentrale Struktur und
werden wir es an anderer Stelle streichen müssen. Dies könnten langfristig angelegte strategische Partnerschaf- das damit verbundene duale System, auch unter den
sollte allen bewusst sein. Auch in den kommenden ten zwischen Hochschulen und Unternehmen sein, die Bedingungen des demografischen Wandels, langfristig
Jahren ist das Neuverschuldungsgebot im Freistaat einen reibungslosen Technologietransfer ermöglichen. in den Regionen zu sichern. Hier gilt es schnellstmögsozusagen gesetzt.
Hier gilt es an die Kompetenzen der Hochschulen zu lich die notwendigen Voaraussetzungen zu schaffen.
Sehr geehrte Damen und Herren, diese drei Thesen
Nun ist der Freistaat nicht die einzige Finanzie- appellieren, Kooperationen dieser Art zu forcieren.
rungsquelle unseres Hochschulsystems. Ein nicht
Ich höre immer wieder, Ausbildung im tertiären Sektor geben ein grobes Bild von dem wider, was sie und wir in
unbeträchtlicher Teil der finanziellen Ausstattung dürfe nicht zu „wirtschaftslastig“, zu wirtschaftshörig den kommenden Jahren im tertiären Bildungsbereich in
unserer Hochschulen wird heute schon durch Dritt- sein – meine Damen und Herren, das ist – mit Verlaub Sachsen zu leisten haben. Die Herausforderungen sind
– Unsinn: Wir versündigen uns an den jungen Leuten, groß, unser Wille ist jedoch ebenso groß, in Sachsen
mittel abgesichert.
eine Hochschul- und BA-Landschaft zu erhalten und zu
Ca. 73% der Einnahmen stammen aus Förder- wenn wir sie zum Taxifahrer ausbilden!
Wir brauchen alternative Finanzierungsquellen für entwickeln, die sich mit der nationalen wie internatiprogrammen der DFG, der EU oder des Bundes. 18%
kommen direkt von der Wirtschaft und die restlichen BA und Hochschulen: Das Hochschulfreiheitsgesetz, onalen Konkurrenz wird messen können. Ich lade Sie
9% aus anderen Fördertöpfen wie z.B. von Stiftungen das wir in den kommenden Wochen im Parlament daher ein, uns auf diesem – mit Sicherheit steinigen
etc. Laut F&E-Report des Stifterverbandes von 2011 hoffentlich verabschieden werden, wird hierfür den – Weg weiter zu unterstützen.
liegen wir in Sachsen damit im bundesdeutschen rechtlichen Rahmen liefern. Damit erhalten Sachsens
Durchschnitt. Bundesweit gibt die Wirtschaft ca. 20% Hochschulen ähnliche Finanzierungsspielräume, wie
ihrer F&E-Ausgaben für Kooperationsprojekte mit sie in anderen Bundesländern oder anderen europäiHochschulen und Forschungseinrichtungen aus.2 Dabei schen Ländern schon üblich sind. Mögliche zusätzliche
gibt es jedoch in Deutschland erhebliche Unterschiede Finanzierungsquellen sind:
zwischen den Regionen: Der Anteil aller F&E Aufwendungen der Wirtschaft belief sich im Jahr 2009 in Sachsen › Studiengebühren (nachgelagert, hochschulspezifisch,
gestaffelt nach Inland und Ausland)
auf 1,17% des BIP, dies bedeutet nominell etwas mehr
als 1 Mrd. €. Im Vergleich dazu gab die Wirtschaft in › kostenpflichtige Seminar- und Fortbildungsangebote
Bayern ca. 10 Mrd. €, also 2,3 % des bayrischen BIP, und › Stiftungsgelder für Forschungsprojekte
in Baden-Württemberg etwa 13 Mrd. €, dies sind 3,3 % › private und staatliche Auftragsforschung
› Fundraising über z.B. Alumni-Netzwerke, Stifter-Events
des baden-württembergischen BIP.
Egal wie wir es drehen, hier gibt es ganz klar › Sponsoring, Spenden, Legate
noch Luft nach oben. Die Wirtschaft wird sich in den › Staatliche Bildungsfonds
nächsten Jahren stärker beteiligen müssen. Hierbei › Kostenreduktion (z.B. durch Senkung der Energiekosten, zentrales Beschaffungswesen, zentrale IT,
sind überregionale Kooperationen ebenso anzustreben
Personal und Organisationsentwicklung)
wie lokale. Die BAs haben hier heute schon einen klaren
Standortvorteil, durch ihre engen Beziehungen zu den
regionalen Praxispartnern. Diese Form der langfristiDass sich diese alternativen Finanzierungsquelgen Zusammenarbeit könnte ein Modell sein, das sich len nicht von heute auf morgen erschließen lassen,
in bestimmten Bereichen auch auf die Hochschulen versteht sich von selbst. Ebenso wenig sollen diese
übertragen lässt:
Finanzierungsformen die Zuwendungen des Freistaa› Die längerfristige Kooperation mit der Wirtschaft tes ersetzen. Vielmehr generieren Sie so zusätzliche
sollte nicht auf die schnelle Verwertung von For- Einnahmequellen für die Hochschulen, die organisch
schungsergebnissen gerichtet sein, sondern alle
wachsen müssen.
Formen des Austausches – neben der Forschung
Was für die Hochschulen im Freistaat recht ist,
insbesondere den Bereich Lehre und Personal
sollte jedoch auch für unsere erfolgreichen BAs billig
– umfassen.
› Kooperationen sollen vor allem der Förderung von sein. Auch für die BAssollten Möglichkeiten geschaffen
Nachwuchstalenten in Wissenschaft und Wirtschaft werden, selbst ihre Einnahmebasis zu verbreitern. Es
dienen und beiden Seiten Erfolg versprechende fehlen bisher die erforderlichen Rahmenbedingungen
Forschungsaktivitäten unter gegenseitiger Nutzung dafür, dass auch die BAs sich auf bestimmten Feldern
von Ressourcen ermöglichen.
zur Exzellenz entwickeln können: So haben die BAs,
Nun heißt dies nicht, dass die Wirtschaft an die Stelle aufgrund der bestehenden rechtlichen Regelungen,
des Staates treten und die sächsischen Hochschulen keinen gleichberechtigten Zugang zu Programmen
grundfinanzieren soll. NEIN! Aber es gilt die bestehenden der Technologieförderung von Bund und Ländern und
Kooperationen auszubauen, diese zu verstetigen, sowie verfügen nicht über die Möglichkeit, Drittmittel aus der
neue Formen der Zusammenarbeit zu entwickeln, die gewerblichen Wirtschaft einzuwerben. Dabei könnte
die BA Sachsen ihr Lehr- und Forschungsangebot mit
2 Vgl.: Stifterverband für die deutsche Wissenschaft (Hrsg.): FuEzusätzlichen Drittmitteln verbessern und so zu einem
Report 2011 Tabellen und Daten. Forschung in der Deutschen
Wirtschaft (Bericht über die FuE-Erhebung 2009), in: http://stifternoch attraktiveren Partner für die regionale Wirtschaft
verband.info/publikationen_und_podcasts/wissenschaftsstatistik/
werden. Die Verstetigung der finanziellen Situation der
fue_datenreport/fue_datenreport_2011.pdf (15.09.2012).
14
> 02/12 Treffpunkt BA
Vortrag - Prof. Dr. Karl Lenz
Studierneigung, demografischer Wandel und die Zukunft der Berufsakademie
Von den Auswirkungen des demografischen Wandels ist auch das Bildungssystem massiv betroffen. Der Alterungsprozess schreitet rasch voran, der Schrumpfungsprozess hat Teile des Landes bereits erfasst und wird sich auf die gesamte
Gesellschaft ausdehnen. Die Auswirkungen zeigen sich in ganz Deutschland, aber
noch erheblich gesteigert in den ostdeutschen Ländern. Einen wesentlichen Anteil
daran hat der dramatische Geburteneinbruch, der sich mit dem Zusammenbruch
der DDR ereignete und der in diesem Ausmaß einmalig war. Während im Jahr 1990 in
den neuen Bundesländern (einschließlich Berlin) noch 200.600 Geburten registriert
wurden, sank diese Zahl im Folgejahr auf 129.600 und bis 1994 sogar auf 99.600. Die
Geburtenzahlen haben sich damit innerhalb von fünf Jahren mehr als halbiert. Dieser
dramatische Einbruch wird auch anhand der zusammengefassten Geburtenziffer
sichtbar, die von 1,5 auf 0,8 Geburten je Frau sank. Mitte der 1990er Jahre konnte
der Rückgang zwar gestoppt werden, aber weiterhin werden Jahr für Jahr weniger
Kinder geboren als noch 1990 und vorher. Dieser Anstieg reichte allerdings aus, um
inzwischen auf das Geburtenniveau in Westdeutschland aufzuschließen und seit
2008 liegt die zusammengefasste Geburtenziffer in den ostdeutschen Ländern
über der der westdeutschen.
Diese Schwankungen in den Kohortengrößen stellen das Bildungssystem vor
enorme Herausforderungen. Die Kitas und der Primär- und Sekundärbereich der
Schule ist damit schon lange konfrontiert. Mittlerweile haben die deutlich dezimierten Altersjahrgänge auch das tertiäre Bildungssystem erreicht. Damit stellt sich die
Frage, wie viele Studienanfänger/innen in den kommenden Jahren noch vorhanden sein werden. Längerfristig ist aber zudem fraglich, ob das tertiäre System im
ausreichenden Umfang die dringend benötigten hochqualifizierten Arbeitskräfte
für den Arbeitsmarkt bereitstellen kann. Verschärft werden die Probleme dadurch,
dass angesichts der schwierigen Haushaltslage der Länder seitens der Politik die
aufgrund der demografischen Lage erwartbaren rückläufigen Anfängerzahlen als
Argument für Einsparungen im Hochschulbereich verwendet werden. Mit diesen
Problemen sind die Universitäten und Fachhochschulen konfrontiert, aber auch die
Berufsakademien, die in diesem Dreierbund das jüngste Glied sind und mit Ausnahme
von Baden-Württemberg zwar zum tertiären Bildungssystem gezählt werden, aber
nicht zum Hochschulbereich. Hinzu kommt, dass an den Berufsakademien nur ein
kleiner Anteil von Studierenden ausgebildet wird (in Sachsen 2011 4,2% von insgesamt 116.588 Studierenden), was immer die Gefahr mit sich bringt, angesichts der
Bedarfe der großen Ausbildungsstätten weniger Beachtung zu finden.
Das tertiäre Bildungssystem in Ostdeutschland war in den letzten beiden Dekaden
einem tiefgreifenden Wandel unterworfen, der immer noch andauert. Zunächst stand
an, die in der DDR entstandenen Strukturen an die westdeutschen anzupassen. In
diesem Zusammenhang wurden in den neuen Bundesländern Fachhochschulen und
Berufsakademien eingeführt. Die in der DDR aufgrund politischer Entscheidungen
verhinderte Bildungsexpansion wurde nach der Vereinigung schnell nachgeholt.
Beim Weg über das allgemeinbildende Abitur zur Hochschule sind die Unterschiede
zwischen Ost und West innerhalb kurzer Zeit verschwunden. Als dieser Umbau nach
der Blaupause West noch im Gang war, setzte eine tiefgreifende Hochschulreform
ein, die in ihren Ausmaßen alle anderen Veränderungen in der Nachkriegszeit bei
Weitem übertrifft. Der Name der oberitalienischen Stadt Bologna ist inzwischen zur
gängigen Bezeichnung für diesen tiefgreifenden Umbruch geworden. Dort haben 1999
die europäischen Bildungsminister/innen die Bologna-Deklaration unterschrieben,
die das Ziel hatte bis zum Jahr 2010 einen europäischen Hochschulraum zu schaffen.
Zusammen mit den Vorgänger- und vor allem Nachfolgekonferenzen gingen von
der Bologna-Konferenz vielfältige Impulse für eine Neugestaltung des Studiums in
Deutschland aus. Dabei wurden Bachelor- und Masterstudiengänge als Regelangebote sowie das Leistungspunktesystem (ECTS), mit dem der Arbeitsaufwand der
Studierenden zur zentralen Messgröße der Studienorganisation wurde, eingeführt,
die „Employability“ (Beschäftigungsfähigkeit) als Ausbildungsziel aller Studiengänge
verankert und die Verpflichtung zur Akkreditierung und Qualitätssicherung der
Studiengänge festgeschrieben. Im Zuge dieses Wandels sind auch deutliche Tendenzen einer Entdifferenzierung im tertiären Bildungssystem entstanden. Während
im tertiären Bereich lange Zeit ein Ständesystem vorhanden war mit deutlichen
Unterschieden zwischen Universitäten, Fachhochschulen und Berufsakademien, hat
sich dieses inzwischen stark nivelliert. Die unterschiedlichen Formen stehen in einem
Wettbewerb zueinander. Sie besitzen nicht mehr einen zugewiesenen, vordefinierten
Platz, sondern müssen ihren Platz finden. Die Besonderheit der Berufsakademien
besteht darin, dass sie Einrichtungen sind, die einen engen Bezug zur regionalen
Wirtschaft, insbesondere zu klein- und mittelständischen Unternehmen, besitzen.
Anders als es Universitäten und auch Fachhochschulen sein können, bildet sie den
Typus regionaler Hochschulen.
Studierneigung
Eine der großen Schwierigkeiten ist es, dass in der politischen Diskussion
gern davon ausgegangen wird, dass die Anzahl der Geburten festschreibe, wie
viele Personen 18 bis 20 Jahre später an die Hochschulen gelangen. Das stimmt
weitgehend bei den Kita-Plätzen, wobei auch hier ein wesentlicher Einflussfaktor
der Anteil der Eltern ist, die ihre Kinder in Einrichtungen betreuen lassen wollen.
Das stimmt sicherlich bei den Grundschulplätzen. Alle Kinder, die geboren werden,
gehen sechs bis sieben Jahre später zur Grundschule. Aber es stimmt nicht bei
den Studienanfänger/innen an den Hochschulen. Die Größe eines Altersjahrgangs
ist nur ein Einflussfaktor. Ebenso wichtig ist, wie hoch der Anteil ausfällt, derer
die eine Hochschulzugangsberechtigung erwerben und auch wie viele von ihnen
diese zum Studium nutzen. Hinzu kommen Migrationsprozesse. Wie viele der sächsischen Studienberechtigten entscheiden sich für ein Studium in Sachsen und wie
viele wählen ein Studienangebot in einem anderen Bundesland bzw. im Ausland?
Umgekehrt stellt sich auch die Frage, wie attraktiv sind die Studienangebote für
Studierwillige aus anderen Bundesländern bzw. dem Ausland.
Tabelle 1 zeigt Zahlen aus der Sächsischen Abiturientenstudie, die wir seit
Mitte der 1990er Jahre im Auftrag des SMK durchführen. Hier sieht man, wie die
Abiturientenzahlen in Sachsen dramatisch abnehmen. Während es 1996 noch 20.600
waren, sind es mittlerweile unter 11.000. Aufgewiesen wird in dieser Tabelle auch
die aus den Angaben der Abiturient/innen geschätzte Studierquote, also der Anteil
derjenigen, die nach dem Erwerb der Studienberechtigung ein Studium aufnehmen
wollen. Diese ist stark angestiegen, von 55-65% (1996) auf 71-76% (2012) oder bezogen auf den Mittelwert um 14 Prozentpunkte. Für die Berufsakademie sieht man
über den gesamten Zeitraum eine große Konstanz. Es sind fast immer 8 bis 9% der
Studienberechtigten, deren erste Präferenz ein Studium an der Berufsakademie ist.
> 02/12 Treffpunkt BA
15
Leitthema: Bildung, die aufgeht
Tabelle 1: Geschätzte Übergangsquoten nach dem Erwerb der Studienberechtigung im
Freistaat Sachsen, 1996 bis 2012 (in %) Quelle: Abiturientenstudie 2012a
Jahr
Schülerzahl* Studierquote
Sachsen
(Korridor)
Studierquote
Sachsen
(Mittelwert)
Berufsakademie
Sachsen
Berufsausbildungsquote
Sachsen (Korridor)
1996
20.600
55 - 65
60
8
40 - 45
1998
20.674
54 - 63
59
9
40 - 45
2000
20.464
61 - 70
65
9
32 - 36
2002
21.003
69 - 75
72
9
24 - 27
2004
19.926
70 - 76
73
9
22 - 24
2006
19.559
66 - 73
70
9
26 - 28
2008
18.651
64 - 71
68
11
29 - 31
2010
12.186
69 - 76
73
8
25 - 27
2012
10.971
71 - 76
74
9
22 - 23
* alle Schüler/innen der 12. Jahrgangsstufe an allgemeinbildenden Gymnasien und Fachoberschulen sowie der 13. Jahrgangsstufe an Beruflichen Gymnasien im Freistaat Sachsen
Abbildung 1 zeigt eine Prognose der Studienanfängerzahlen in Sachsen, die wir
selber 2006 vorgelegt haben. Diese soll auch die Schwierigkeit von Prognosen verdeutlichen. Sie zeigt drei Varianten: (1) die Entwicklung der Studienanfängerzahlen
im schlechtesten Fall (rot), (2) die bestmögliche Entwicklung der Studienanfängerzahlen, aber noch immer unter der Annahme, dass die Studienberechtigten aus
Sachsen dominant sind (gelb) und (3) Studienanfängerzahlen, wenn es Sachsen
gelingt, eine deutlich stärkere Zuwanderung aus Westdeutschland zu bekommen
(grün). Zusätzlich zeigt die Abbildung die tatsächlichen Anfängerzahlen bis zum
Jahr 2011. Die tatsächlich eingetretenen Zahlen der Studienanfänger/innen liegen
Da die Berufsakademie Sachsen nicht zum Hochschulsystem zählt, sind ihre
Anfängerzahlen in der Abbildung 1 nicht enthalten. Die Nachfrage nach Studienplätzen
an der Berufsakademie zu prognostizieren, ist noch deutlich schwieriger. Abbildung
2 zeigt unsere Annäherung. In der der Minimalvariante (schwarz) gehen wir davon
aus, dass der Anteil unter den Abiturient/innen konstant bleibt und der Rückgang
der Kohortengröße voll wirksam wird. Die Maximalvariante (grau) geht davon aus,
dass der Rückgang der Schülerzahlen in Sachsen sich nicht auf die Nachfrage nach
einem Berufsakademiestudium auswirkt und stabil jährlich ca. 1.800 sächsische Studienberechtigte diesen Weg wählen. Unter einer Zuwanderungsannahme wiese die
Berufsakademie dann ein stabiles Potential von ca. 2.200 Studienanfänger/innen auf.
Auch hier ist es nützlich, einen Blick auf die realen Zahlen zu werfen, also auf den
Teil der Abbildung 2 bis 2011. Auch hier haben wir die erwartbaren Anfängerzahlen
auf der Grundlage des weitgehend konstanten Abiturientenanteils von 8-9% und
der rückläufigen Kohortengröße abgetragen (blau). Der Verlauf der tatsächlichen
Studienanfängerzahlen zeigt zunächst für die zweite Hälfte der 1990er Jahre,
dass nicht alle Studienberechtigten, die dies wünschten, an der Berufsakademie
Sachsen unterkamen. Mittlerweile jedoch liegt die reale Studienanfängerzahl an
der Berufsakademie deutlich über dem Nachfragepotential der sächsischen Studienberechtigten. Als Erklärung hierfür bieten sich zwei Varianten an: Es gelingt
offensichtlich, noch mehr sächsische Studienberechtigte von der Attraktivität des
Studiums an der Berufsakademie zu überzeugen oder es ist eine zunehmende
Zuwanderung an die Berufsakademie Sachsen zu verzeichnen. Für die 2. Variante
spricht einiges. Dies würde bedeuten, dass sich auch für die Berufsakademie die
Zahlen des Nachfragepotentials der sogenannten Landeskinder und der realen
Studienanfänger/innen tendenziell entkoppeln.
Dass das Studium an der Berufsakademie eine hohe Attraktivität besitzt, wird
auch aus einer aktuellen Studie, die wir für das SMK durchgeführt haben, sichtbar. In der Sächsischen Abiturientenstudie 2012 wurden die Studienberechtigten
des Jahrgangs 2010 zwei Jahre nach ihrem Schulabschluss zu ihrem inzwischen
realisierten Ausbildungsweg befragt. Danach gefragt, wie sie ihren tatsächlichen
Ausbildungsweg im Vergleich zu den Vorstellungen am Ende der Schulzeit bewerten
würden, erzielt die Berufsakademie besonders gute Werte (vgl. Tabelle 2). Gefragt
nach den persönlichen Berufsaussichten, sagen 35% der Studienberechtigten,
die an der Berufsakademie studieren, dass sie mehr erreicht haben als erwartet.
Dieser Wert ist deutlich höher als bei denjenigen, die für sich die Fachhochschule,
Universität oder Lehre entschieden haben. Einen Spitzenwert weist die Berufsakademie auch bei der Einschätzung der persönlichen Berufsaussichten auf, wie der
Tabelle 3 zu entnehmen ist. Das sind wichtige Argumente, um auch in Zukunft viele
Studierende zu gewinnen.
Tabelle 2: Wenn Sie auf Ihren Werdegang nach dem Erwerb Ihrer Studienberechtigung
zurückblicken und mit Ihren Vorstellungen am Ende Ihrer Schulzeit vergleichen, was
würden Sie sagen? (Angaben in %)
Abbildung 1: Modellrechnung der zukünftigen Studienanfängerzahlen an den sächsischen
Hochschulen
weit über den Varianten 1 und 2; sie übertreffen z.T. sogar noch die dritte Variante.
An dieser Stelle ein Wort zu Prognosen: Prognosen können nie offenbaren, wie
die Zukunft wird, die Zukunft ist offen. Was Prognosen sagen können, ist: Was kommt
im Ergebnis raus, wenn bestimmte Annahmen über Entwicklungen eintreten. Die
Entwicklung der Studienanfängerzahlen zeigt, dass es Sachsen eindrucksvoll gelingt,
sehr viel mehr Studierende von außerhalb Sachsens zu gewinnen. Die sächsischen
Hochschulen haben sich dadurch stark von den Zahlen, die durch die Abiturientenzahlen in Sachsen vorgegeben werden, entfernt, was die hohe Attraktivität des
sächsischen Bildungssystems unter Beweis stellt.
16
Universität
(n=257)
Fachhochschule
(n=89)
Berufsakademie
(n=20)
Berufsausbildung
(n=93)
Sonstiges
(n=43)
Mehr
erreicht
19,1
21,4
35,0
17,2
27,9
Genau wie
vorgestellt
61,1
64,0
55,0
64,5
20,9
Weniger
erreicht
19,8
14,6
10,0
18,3
51,2
> 02/12 Treffpunkt BA
Abbildung 2: Modellrechnung der zukünftigen Studienanfängerzahlen an der Berufsakademie Sachsen
Zukunft der Berufsakademie
Die Bildungsbeteiligung wird weiter steigen. Eine Studienberechtigtenquote von
40% eines Altersjahrganges ist längst nicht das Ende der Fahnenstange. Auch ist
damit zu rechnen, dass in Zukunft mehr Nichtabiturient/innen ins tertiäre Bildungssystem drängen. Es ist eine gesellschaftspolitische Aufgabe, dass Bildungswege
offen sind. Nur so wird es möglich sein, den hohen Bedarf des Arbeitsmarktes an
hochqualifiziertem Personal zu decken. Gerade angesichts des zu erwartenden
Rückgangs der Bevölkerung in Sachsen stellen verstärkte Investitionen in Bildung
die beste Gegenstrategie dar, um die Leistungsfähigkeit des Landes auch unter den
Rahmenbedingungen des demografischen Wandels zu sichern. Ein weniger erfreuliches
Ergebnis unserer SMK-Wiederholungsbefragung ist es, dass nahezu alle Abiturient/
innen, die vor zwei Jahren noch nicht wussten, an welcher Hochschule sie studieren
möchten, aus Sachsen abgewandert sind. Es ist davon auszugehen, dass viele von
ihnen unfreiwillig diesen Schritt getan haben. Unser Bundesland verliert zu viele
junge Menschen, weil es zu wenige Studienplätze gibt. Und es gilt, wer einmal weg
ist, kommt nur mit einer geringen Wahrscheinlichkeit wieder zurück. Im Sinne der
Zukunft müssen die jungen Menschen sehr viel stärker im Land gehalten werden,
Sachsen verliert junge Menschen in einer demografischen Lage, in der es sie dringend braucht. Hier entgegen zu steuern, ist eine vordringliche politische Aufgabe.
Aber wie kann die Berufsakademie ihr Potenzial stärken? Eine Profilnivellierung
sollte verhindert werden. Die Praxisnähe, die Ausbildungsvergütung und Unternehmensbindung sind ein ganz wesentliches Kapital, das es zu stärken gilt. Vorrangig ist
nicht die Konkurrenz mit den Fachhochschulen um Studierende. Wichtig erscheint
vielmehr eine Stärkung der Berufsakademie gegenüber der dualen Ausbildung. Noch
immer stellt man fest, dass viele - ca. ein Viertel - Studienberechtigte eine Lehre
machen. Das ist ein enormes Potenzial für die Berufsakademie. Nicht weil Deutschland nicht ein hochwertiges berufliches Ausbildungssystem hätte, sondern weil sich
dieser Ausbildungsweg nicht in erster Linie an Abgänger/innen der Gymnasien und
Fachoberschulen richtet. Gleichzeitig spricht vieles für eine Erweiterung der Einzugsbereiche. Die Berufsakademie Sachsen ist zunehmend dabei über die Grenzen
des Landes sichtbar zu werden. Dies stärkt den Ausbildungsstandort Sachsen
und erhöht das zukünftige Arbeitskräftepotential im Freistaat. Die Berufsakademie
muss in Zukunft (noch) attraktiver für Frauen werden. Frauen haben zunehmend
eine höhere Studierneigung als Männer; sie machen schon längst häufiger das
Abitur. Die Berufsakademie Sachsen ist für die Zukunftsaufgaben gut aufgestellt.
Literatur
[Abiturientenstudie 2012a] K. Lenz, A. Wolter, R. Pelz (2012): Trendwende setzt sich fort – Studierneigung steigt weiter. Die Studien- und Berufswahl von Studienberechtigten des Abschlussjahrgangs 2012 in Sachsen. Dresden.
[Abiturientenstudie 2012b] K. Lenz, A. Wolter, R. Pelz (2012): Abschlussjahrgang 2010. Erste
Nachbefragung zur Studien- und Berufswahl von Studienberechtigten in Sachsen. Dresden
(Veröffentlichung in Vorbereitung).
[Demografieprojekt 2006] K. Lenz, W. Killisch, D. Frohwieser u.a. (2006): Hochschulen im
demografischen Wandel. Die Lage in Sachsen. Dresden.
Tabelle 3: Und nun zu Ihrer beruflichen Zukunft: Wie schätzen Sie Ihre persönlichen
Berufsaussichten ein? (Angaben in %)
Universität
(n=257)
Fachhochschule
(n=89)
Sehr gut/
gut
70,1
75,3
Teils/ teils
20,2
Schlecht/
sehr
schlecht
Weiß nicht
Berufsakademie
(n=20)
Berufsausbildung
(n=93)
Sonstiges
(n=43)
80,0
78,5
52,3
19,1
10,0
14,0
29,5
4,7
2,2
5,0
2,2
11,3
5,0
3,4
5,0
5,4
6,8
Autor
Ein Studium an der Berufsakademie ist attraktiv. Das Nadelöhr sind die vorhandenen Studienplätze. Hauptargumente für die Attraktivität sind die kurzen Studienzeiten, die sehr hohen Erfolgsquoten, die Ausbildungsvergütung, die Einbindung in
den Betrieb, die hohen Übernahmechancen der Absolvent/innen und ebenfalls die
starke regionale Verankerung. Für kleinere und mittelständische Unternehmen leistet
die Berufsakademie eine gezielte Personalbeschaffung auf einem hohen Qualifikationsniveau und wird damit ihrem Anspruch einer regionalen Hochschule gerecht.
> 02/12 Treffpunkt BA
Prof. Dr. Karl Lenz
Philosophische Fakultät
Institut für Soziologie
Lehrstuhl für Mikrosoziologie
Technische Universität Dresden
Kontakt
Helmholtzstr. 10 in 01069 Dresden
Tel./Fax.: 0351 463 -33873/-37113
E-Mail: [email protected]
17
GRUSSWORTE
Herr Dr. Roland Werner
Staatsministerium für Wissenschaft und
Kunst (SMWK)
Meine sehr geehrten Damen und Herren Festgäste,
lieber Herr Professor Kröppelin, ich möchte mit einem
Zitat beginnen:
„Auch der längste Weg beginnt
mit einem kleinen Schritt.“
(Victor Hugo)
Bezogen auf die letzten zwanzig Berufsjahre des
Vorsitzenden der Direktorenkonferenz und Direktors
der Staatlichen Studienakademie Dresden, Herrn Prof.
Kröppelin, haben Sie mit uns, dem Staatministerium
für Wissenschaft und Kunst, der Sächsischen Staatsregierung, dem Sächsischen Landtag, den Weg in kleinen
Schritten begonnen.
Sie waren bereits mit der Wiedervereinigung
Deutschlands Anfang der 90er Jahre ein erprobter
Leiter, der aus der Zeit der Ingenieurschule für Holztechnik Dresden wichtige Erfahrungen im Umgang mit
Bildungseinrichtungen – teilweise auch „provisorischer
Natur“ - mitbrachte.
Nachdem Sie 1990 in Baden-Württemberg die Form
des Dualen Studiums gefunden haben, mit der Sie bereits
vergleichbar gute Erfahrungen mit Unternehmen in
der Holzindustrie und mit Abiturienten in der Vergangenheit gemacht hatten, gab es für Sie nur ein Ziel:
die Einführung der BA auch in Sachsen zu erreichen.
Das dritte Standbein im tertiären Bildungsbereich
im Freistaat Sachsen einzuführen, war nicht einfach
und bedurfte der Überwindung von Widerständen und
Vorurteilen. Zuverlässig, beharrlich und in der Ihnen
gegebenen ruhigen Art waren Sie ein hervorragender
Taktiker, wenn es darum ging, für das Modell des Dualen
Studiums zu werben und zu begeistern.
Auf diesem Weg brauchten Sie starke Begleiter, die
Sie im unmittelbaren aber auch größeren Kollegenkreis
und in der BA sowie im Ministerium Baden-Württemberg
fanden. Auch wenn Sie von weiteren Kollegen maßgeblich unterstützt wurden, der Frontmann waren Sie!
Sie, Herr Prof. Kröppelin, zeichneten in kürzester Zeit nach baden-württembergischem Modell ein
durchaus mögliches – und das ist wichtig - sächsisches
Konzept, das neben den sächsischen Hochschulen und
Universitäten Abiturienten an einer Berufsakademie
zu einem Diplom führen sollte.
Ich darf an die Worte von Herrn Prof. Zeller noch
anknüpfen, das SMWK fasste sehr frühzeitig, unterstützt
durch das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft
den Entschluss, bereits für das Wintersemester 1991/1992
noch in der Ingenieurschule Dresden die Immatrikulation im Modell „Berufsakademie“ zuzulassen. Viel
Zeit war nicht, Entscheidungen für einen geordneten
Studienbetrieb im rechtlich gesicherten Rahmen zu
treffen - und wieder gab es Provisorien. An dieser
Stelle möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass Ihnen
die schwere Aufgabe zukam, parallel die Abwicklung
der Ingenieurschule - mit allen Kollegen und Mitarbeitern - umzusetzen.
Bei all diesen vielseitigen Tagesaufgaben haben
Sie aber eines immer im Blick behalten, die Weiterentwicklung und Verstetigung der Berufsakademie. Mit der
Verabschiedung des ersten Sächsischen BerufsakademieGesetzes im Jahr 1994 war ein weiterer großer Meilenstein geschafft. Der Staatsminister für Wissenschaft und
Kunst, Prof. Dr. Hans Joachim Meyer, sagte damals zum
Geleit: „Eine neue Bildungseinrichtung hat sich einen
festen Platz im tertiären Bildungsbereich erobert: die
Berufsakademie Sachsen.“
Die Studienakademie Dresden entwickelte sich
stets und kontinuierlich weiter. Gleichzeitig unterstützten Sie die anderen Standorte der Studienakademien
mit Rat und Tat in Ihrer Funktion als Vorsitzender
der Direktorenkonferenz und unterstützten viele
akademieübergreifende Projekte (beispielsweise die
Evaluierung, Akkreditierung, das Qualitätsmanagement,
die Einführung der akademieübergreifenden Software
"Campus Dual", uvm.).
In den ersten Jahren haben Sie oftmals in sehr
kurzen Abstimmungsgesprächen mit dem Ministerium
Entscheidungen treffen müssen, die einer schnellen
Umsetzung bedurften. Das nutzte die Berufsakademie
erfolgreich. Sie wuchs rasant und schnell. Das Vertrauen
der Beteiligten in die Arbeit und Handlungsweise spielte
dabei eine entscheidende Rolle.
Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich
mache auch einen großen Sprung. Es musste viel Zeit
vergehen und es bedurfte mehrfache Anläufe, bis der
Direktor der Studienakademie aus seinem letzten Provisorium ausziehen konnte – man könnte fasst meinen,
Sie mussten sich eine lange Zeit Ihres Berufslebens mit
Provisorien begnügen.
2011 konnten Sie mit ihren Mitarbeitern von der
Heidepark- und der Weinbergstraße endlich auf einen
gemeinsamen Campus umziehen - ein großes Vorhaben
nach einem gut geformten Konzept mit einer nunmehr
hervorragenden technischen Ausstattung. Sie übergeben
Ihrem Nachfolger ein gut geordnetes Haus.
Ich möchte aber auch noch über ein weiteres
Thema sprechen: Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der BA Sachsen stellte Frau Staatsministerin von
Schorlemer deutlich heraus, dass die Durchlässigkeit im
sächsischen Hochschulsystem ein bildungspolitisches
Kernanliegen ist.
Dies spiegelt sich auch in dem vom Kabinett im
Dezember 2011 gebilligten Hochschulentwicklungsplan
der Staatsregierung wider. Dort heißt es, die Studienangebote der BA Sachsen stoßen auf großes Interesse und
werden stark nachgefragt. Die intensiven dreijährigen
Studienangebote sind vielfach branchenbezogen und
vorrangig am Bedarf der sächsischen kleineren und
mittleren Unternehmen ausgerichtet. Das Thema der
Durchlässigkeit innerhalb des Bildungssystems soll
mit der Verabschiedung des Sächsischen Hochschulfreiheitsgesetzes keine Einschränkungen mehr für
Absolventen mit BA-Diplomabschluss haben. Wenn der
Landtag nächste Woche dem Entwurf zustimmt, erlangen Absolventen der BA mit einem Diplomabschluss
den Zugang zu einem Masterstudium an sächsischen
Hochschulen. Auch das vertraten Sie, Herr Professor
Kröppelin, immer als eines Ihrer wichtigsten Anliegen,
die Notwendigkeit zur Weiterentwicklung auch des
sächsischen Modells der Berufsakademie. Die fehlenden
Zugangsvoraussetzungen für BA-Absolventen, die sich
weiterentwickeln möchten und bisher, trotz hervorragender Studienleistungen abgelehnt wurden, gehören
hoffentlich in naher Zukunft, dann der Vergangenheit
an. Der Wissenschaftsraum wird sich in Sachsen weiter
vernetzen. Wichtig erscheint mir auch direkt hier auf
den Erfolg in der Vernetzung der Studienakademie
Dresden mit der TU und HTW in Dresden hinzuweisen.
Lieber Herr Professor Kröppelin, es ist Ihnen
gelungen in Kooperationen mit diesen Hochschulen
fachrichtungsbezogen zu arbeiten. Immer dort, wo die
Chemie zwischen den Verhandlungspartnern stimmt,
entsteht etwas Exzellentes. Das hat viel mit Ihrer
Beharrlichkeit zu tun. Zwischen den Einrichtungen
entstanden Synergieeffekte im Bezug auf Nutzung der
vorhandenen Kapazitäten (z.B. Laborausstattung als
Basis für Wissens- und Technologietransfer).
Auch im internationalen Bereich blieben Sie immer
nahe an den Interessen der sächsischen Wirtschaft dran.
Mit Ihren Erfahrungen waren Sie nicht nur Mitbegründer
der Berufsakademie Thüringen und Melle sondern haben
auch Hochschulen in Europa, aber auch Asien beraten,
immer dort, wo die sächsische Wirtschaft schwerpunktmäßig produziert und Fachkräfte auf dem dortigen
Arbeitsmarkt benötigt. Sie haben das Modell und Ihre
Erfahrungen vermittelt, um den Bekanntheitsgrad zu
vervielfachen. Das ist ein Feld, auf das der sächsische
Wissenschaftsbereich in den nächsten Jahren stärker
seinen Fokus lenken muss. Ziel ist es, die sächsische
Wirtschaft zu stärken, um am Weltmarkt weiter und
besser bestehen zu können
Lieber Herr Professor Kröppelin, als Sie von Frau
Staatsministerin von Schorlemer am vergangenen
Montag feierlich verabschiedet wurden, wurde Ihre
Arbeit und Leistung in besonderer Form hervorgehoben
und Ihr Lebenswerk gewürdigt.
Sie waren ein vorausschauender, anwendungsorientierter, zuverlässiger Direktor, ausgleichender und
kompromissbereiter Vorsitzender der Direktorenkonferenz, angenehmer Partner, Kollege und Mensch. Ob Ihnen
das Ausmaß Ihres beruflichen Tuns am Anfang bewusst
war, können nur Sie wissen. Neben dem Dankschreiben
überreichte Ihnen Frau Staatsministerin eine Urkunde
zur Fortführung Ihres akademischen Titels Professor
nach Ihrem Ausscheiden aus dem Lehrkörper. Dazu
nochmals meine heutige Gratulation und zugleich ein
großer Dank für das, was Sie an Lebenswerk hinterlassen haben – und das ist, wie wir hier alle wissen - kein
Provisorium!
Einen großen Dank sagen auch die Mitarbeiter des
Fachreferates Fachhochschulen und Berufsakademie
Sachsen. Bei so viel Kontinuität in der Arbeit gehe ich
davon aus, dass der Plan für die nächsten Vorhaben
schon geschmiedet ist. Ich habe gehört, dass Sie für
Ihre alte Branche „Holz“ mehr Zeit aufwenden und Ihr
Wissen im Material einbringen wollen.
Ich, wir wünschen Ihnen alles Gute, Gesundheit
und viel Erfolg!
(Die Rede wurde schriftlich eingereicht)
Prof. Senator Hans Säuberlich
Vorsitzender des Freundeskreises der
Berufsakademie Sachsen
Im Namen des Freundeskreises der Berufsakademie Sachsen und natürlich in meinem eigenen Namen
möchte ich Ihnen, sehr geehrter Herr Prof. Dr. Kröppelin
die allerbesten Glückwünsche aus Anlass Ihrer heutigen
Verabschiedung überbringen.
Da für Sie nun ein neuer Lebensabschnitt beginnt,
ist es sicher eine gute Gelegenheit, ein kurzes Resümee
der vergangenen Jahre bezogen auf unsere gemeinsame Arbeit zu ziehen. Dazu muss ich hervorheben,
dass wir uns, gemessen an Ihrem gesamten Berufsleben, ziemlich spät begegnet sind. Wenn ich mich
noch recht erinnere, war es ca. zwei Jahre vor der
Feier des 10-jährigen Bestehens der Berufsakademie
Sachsen. Herr Prof. Dr. Zeller, damaliger Staatssekretär
im Wirtschaftsministerium hatte uns beide zu einem
Gespräch eingeladen. Thema des Gespräches war die
Gründung eines Multiplikators für die Interessen der
Wirtschaft im Zusammenhang mit der Berufsakademie Sachsen. Es sollte ein Interessenkreis sein, der
außerhalb der Berufsakademie, aber auch außerhalb
der Staatshierarchie arbeitet und der als Sprachrohr
der Praxispartner agieren sollte. Ich selbst war vor
dem Gespräch wenig angetan von dieser Idee, zumal
unsere Wirtschaftsorganisation, die Vereinigung der
Sächsischen Wirtschaft, zuvor „einen Korb“ bekommen
hatte für unser Anliegen, einen Sitz im Kollegium der
Berufsakademie zu erhalten. Bloß gut, so muss ich
aus heutiger Sicht einschätzen, war das Gespräch so
überzeugend, dass ich mich dem Anliegen öffnete
und mich bereit erklärte, für den Vorsitz dieses neu
zu gründenden „Freundeskreises der Berufsakademie
Sachsen“ zu kandidieren.
Die weiteren Modalitäten der Gründung erfolgten
dann planmäßig und damit begann auch unsere Zusammenarbeit. Schnell erkannten wir beide die Nützlichkeit dieser Institution, die als lose Organisationsform
ohne jegliche administrative Vorschriften arbeiten
sollte und konnte. Es begann für uns eine fruchtbare
Zusammenarbeit zum Nutzen der Berufsakademie. Sie
als Vorsitzender der Direktorenkonferenz mit Gaststatus in dem Freundeskreis und ich als Vorsitzender des
Freundeskreises.
Wir verstanden es immer besser, uns „die Bälle
zuzuspielen“. Auf jeden Fall besser, als unsere aktuellen Nationalkicker! Unsere Zusammenarbeit war von
Anfang an vertrauensvoll und kameradschaftlich. Das
gemeinsame Anliegen war und ist es noch, dass „große
Politik“ immer mit kleinen Schritten beginnt. Da unsere
„Chemie“ stimmte, konnten wir auch gemeinsam heikle
Themen besprechen, wobei uns bewusst war, dass nicht
alles in den Medien erscheinen sollte. Dieses Vertrau-
ensverhältnis trug zu manchem kleinen Erfolg für die
Berufsakademie bei, auch wenn sich dann – neidlos
gesagt – andere die Lorbeeren einheimsten. Da ich über
die besseren Kontakte zu Entscheidungsträgern und Sie
über die besseren Detailinformationen verfügten, waren
wir auf „Neudeutsch“ gesagt sozusagen das „DreamTeam“ der Berufsakademie. Mit dieser Aufgabenteilung
bereiteten wir viele Gespräche und Veranstaltungen
des Freundeskreises vor und konnten diese durchweg
erfolgreich gestalten. Ich erinnere in diesem Zusammenhang nur an die jährlichen Ministergespräche bis
hin zum Ministerpräsidenten. Natürlich waren ganz
große Ergebnisse nicht zu erwarten, da uns bewusst war,
dass alle politischen Entscheidungen in der Demokratie
letztlich Kompromisse sind. Aber das Machbare konnten
wir erreichen und darauf können wir stolz sein! Dass
die anfänglich großen Entwicklungssprünge der Berufsakademie heute unendlich schwerer zu erreichen sind,
liegt auf der Hand. Der damalige Enthusiasmus lässt
sich nicht dauerhaft konservieren und geht natürlich
nach und nach verloren. Das sage ich völlig wertfrei
und ohne Vorwurf an heutige Entscheidungsträger!
Die Berufsakademie ist heute Normalität und gehört
zum Alltag des sächsischen Bildungswesens und so
wird sie natürlich auch behandelt. Selbst wenn wir es
in der Wirtschaft so sehen, dass die Berufsakademie
insbesondere für unsere sächsischen KMU von größter
Bedeutung im tertiären Bereich ist, gibt es selbstverständlich andere Mitglieder unserer Gesellschaft, die
das anders sehen. Damit muss man leben.
Ich denke, Herr Prof. Dr. Kröppelin, dass Sie sich
glücklich schätzen können, diese wichtige Entwicklungsetappe der Berufsakademie Sachsen, in der deren
grundsätzliche Weichenstellung erfolgte, aktiv mitgestaltet zu haben. Sie waren ein wichtiger kollegialer
Mitstreiter auch im Freundeskreis der Berufsakademie
Sachsen. Ich denke, dass Ihr Nachfolger gut in diese
Rolle schlüpfen wird. Halten Sie es sich zugute, dass Ihre
Arbeit prägend sein wird für die weitere Entwicklung
der Berufsakademie Sachsen.
Ich danke Ihnen für diese Arbeit persönlich, aber
natürlich auch im Namen der Mitglieder des Freundeskreises. Sicherlich werden Sie uns bei Bedarf noch einige
Zeit mit Ihren Ideen und Ihrem Wissen zur Verfügung
stehen. Unbeschadet von diesem Anliegen wünschen wir
Ihnen, dass Sie noch viele fröhliche Pensionsjahre im
Kreise Ihrer Familie verbringen können, gewissermaßen
als Ausgleich für die vielen Überstunden und andere
berufliche Belastungen und vor allem:
Bleiben Sie gesund!
(Die Rede wurde schriftlich eingereicht)
Claus-Michael Zwiebel
Vorstandsvorsitzender der Volksbank Raiffeisenbank Meißen Großenhain eG. Mitglied
des Kollegiums der Berufsakademie Sachsen - Vertreter der Praxispartner
Sehr geehrter Herr Prof. Kröppelin, ein herzliches
Dankeschön darf ich Ihnen heute zurufen.
Als Vertreter der rund 860 Praxispartner der
Berufsakademie in Dresden sage ich Ihnen heute –
herzlichen Dank für Ihr Engagement für unsere über
4.700 qualifizierten Nachwuchskräfte in/aus sächsischen
Unternehmen. Dieser – von Ihnen geprägte Nachwuchs
begleitet heute teilweise wichtige Funktionsbereiche
im Mittelstand und hat damit nicht unerheblichen
Einfluss für die wirtschaftliche Entwicklung Sachsens.
Mit meiner nun rund 20-jährigen Tätigkeit als
nebenberuflicher Dozent an Ihrer Berufsakademie in
Dresden konnte ich sehr hautnah erleben wie Sie, sehr
geehrter Herr Prof. Kröppelin, wichtige Meilensteine
für die Entwicklung der Berufsakademie frühzeitig
angestoßen haben und mit Ihrer für Sie typischen Art
auf den Weg gebracht haben. Herzlichen Dank hierfür.
Als Mitglied des Kollegiums habe ich Sie, sehr
geehrter Herr Prof. Kröppelin, als eine Persönlichkeit
kennen gelernt, die nicht nur den Standort Dresden im
Blick hatte, sondern die Entwicklung der Berufsakademie in Sachsen insgesamt, auch wenn dies teilweise zu
einer Wettbewerbssituation für den Standort Dresden
führte. Herzlichen Dank hierfür.
Zusammenfassend kann man sagen, Sie, sehr
geehrter Herr Prof. Kröppelin, haben die Berufsakademie
in Sachsen mit maßgeblich mit geprägt. Dies war mir
Ansporn zu überlegen, was ich Ihnen heute als Aufmerksamkeit und als kleines Dankeschön mitbringen
kann. Es sollte etwas sein, das die Verbindung zu Ihrem
Wirken darstellt. Dies ist sicherlich eine besondere
Herausforderung. Nun was kann das sein?
› von grundlegender Bedeutung (?) wie der Aufbau
der Berufsakademie in Dresden
›
›
›
typisch sächsisch (?)
nachhaltig (?) für Generationen
wertbeständig (?)
Nun, als genossenschaftlicher Bänker, der aus
Meißen kommt, habe ich hoffentlich etwas entdeckt,
dass diesen Ansprüchen Rechnung trägt und Sie, sehr
geehrter Herr Prof. Kröppelin, an diese Zeit erinnern
soll. Sehr geehrter Herr Prof. Kröppelin herzlichen
Dank für Ihr Wirken an der Berufsakademie, sage ich
Ihnen als Praxispartner, nebenberuflicher Dozent und
Mitglied des Kollegiums.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
(Die Rede wurde schriftlich eingereicht)
Leitthema: Bildung, die aufgeht
Im Interview
Der alte und der neue Direktor der Staatlichen Studienakademie Dresden
(Die Interviews führten Dr. Thomas Grassmann und Franziska Wels, M.A.)
Studienformen. BA- und FH-Absolventen konnten unter Anerkennung der Vorleistungen
an der Technischen Universität Dresden weiter studieren.
Alle weiteren Erfolge waren Arbeitsaufgaben, die ich mit allen Mitarbeitern der BA in
Dresden und später mit allen Mitarbeitern der Berufsakademie Sachsen erzielt habe. Ein
wenig stolz bin ich auf meine Mitwirkung beim Aufbau weiterer zwei Berufsakademien
in Thüringen und Niedersachsen.
Was waren Ihre größten Misserfolge?
Aus meiner Sicht die Nichteinrichtung einer staatlichen akademischen Weiterbildung
trotz Unterstützung der Uni Leipzig, der FH Mittweida und der IHK Südwestsachsen. Alle
Bemühungen zur „Verbesserung“ der haupt- und nebenberuflichen Dozenten konnten
nicht erreicht werden (nach 10 Jahren nun aber ein Teilerfolg!).
Was erwarten Sie von Ihrem Nachfolger? Was empfehlen Sie ihm?
Mit Empfehlungen bin ich sehr vorsichtig – ich kann hier nur meine Erfahrungen anbieten.
Ich erwarte und wünsche mir, dass er die Berufsakademie weiter erfolgreich lebt und
führt und meine Fehler nicht wiederholt.
Im Gespräch mit
Prof. Dr. Ing. Detlef Kröppelin
Fällt Ihnen der Abschied schwer?
Natürlich sind solche Veränderungen im Leben auch von mehreren Seiten zu betrachten.
Ich beende meine aktive berufliche Laufbahn – ein neuer Lebensabschnitt kommt auf
mich zu. In den letzten Tagen und Wochen gab es schon bewegende Momente während
einiger öffentlicher Veranstaltungen an der BA in Dresden, Momente in denen diese
Situation der Abschiednahme sehr deutlich wurde. Aber ich denke, dass mir der Abschied
von der Berufsakademie persönlich und familiär gut bekommen wird. Ich hatte lange
genug Zeit mich auf diesen Tag vorzubereiten.
Was wollten Sie erreichen, als Sie seinerzeit das BA-Modell nach Sachsen geholt
haben?
Diese Frage wurde mir schon häufig gestellt – eine Frage, die indirekt die damalige
Situation in der Wendezeit widerspiegelt. Die Wirtschaft benötigte akademisches Fachpersonal – insbesondere in den wirtschaftswissenschaftlichen Bereichen – in kürzester
Zeit. Die Ingenieurschulen gab es in den alten Bundesländern nicht. In der damaligen DDR
gab es sehr gute Ingenieur- und Fachschulen deren Entwicklungen mit der Wende unklar
waren. Beide Aspekte: Bereitstellung von akademischen Fachpersonal und Erhaltung der
sehr guten Ingenieurschulen führten zu der Überzeugung eine Berufsakademie nach
baden-württembergischen Modell aufzubauen – und dieses haben wir erreicht mit der
Gründung der BA in Dresden zum 01.10.1991 mit drei Standorten.
Was hätten Sie gern noch verwirklicht?
In den letzten drei Jahren hat sich einiges auf dem deutschen Bildungssektor geändert.
Die dualen Studienangebote haben Hochkonjunktur – kurz: gern hätte ich noch den
Weg der Berufsakademie Sachsen zur Dualen Hochschule in Sachsen mit verwirklicht!
Des Weiteren hätte ich die Weiterbildung an der Berufsakademie Sachsen noch erreichen
wollen – eine dringende Aufgabe – und einen wirklichen Technologietransfer.
Was hätten Sie im Nachhinein gern anders gemacht?
Diese Beantwortung überlasse ich gern meinen Kritikern!
Aber: Bürokratische Hürden waren schon ein Hindernis um einige Themen anders anzugehen und zu beschleunigen. Die Weiterbildung hätte ich schon 1997 an der Berufsakademie
Sachsen als eigenständigen Bereich einrichten wollen.
Was waren Ihre größten Erfolge?
Als Betreff möchte ich den Erlass des SMWK vom 26.09.1991 zur Errichtung der BA in
Sachsen als Start nennen und in diesem Zusammenhang die 1. Sitzung des Kuratoriums
der Berufsakademie. Ein weiteres wichtiges Ergebnis war der Kooperationsvertrag mit
der Technischen Universität Dresden zur Absicherung der Durchlässigkeit der einzelnen
20
Was überwiegt: Freude oder Wehmut über den nun beginnenden Ruhestand?
Hier kann ich eindeutig sagen: Freude! Wehmut insofern, dass mir die täglichen Arbeitsgespräche fehlen – der Gewöhnungsprozess beginnt sicher!
Was haben Sie jetzt vor?
Kurzfristig werde ich die Aufgaben erledigen für die ich in den zurückliegenden Jahren
keine Zeit hatte. Auch kann ich mich jetzt mehr meiner Familie widmen.
Eine interessante Aufgabe ist vorbereitet: Der Bildungsexport „Berufsakademie/Duale
Hochschule“ in das Nachbarland Tschechien. Eine tschechische Uni und Verbände sowie
Ministerien haben starkes Interesse bekundet.
Gremien und Verbänden stehe ich weiterhin für Beratungen zur Verfügung.
Was möchten Sie den Studierenden mit auf den Weg geben?
Das ist kurz gesagt: Nutzen Sie die drei kurzen Jahre an der Berufsakademie intensiv zur
Wissensaneignung – studieren Sie diszipliniert, ziel- und leistungsorientiert und gehen
Sie respektvoll mit Ihren Gegenübern um.
Was möchten Sie den Mitarbeitern mit auf den Weg geben?
Arbeiten Sie weiterhin am praxisintegrierten Studienmodell – der Wettbewerb im Bildungsbereich wird härter. Sie haben in den zurückliegenden Jahren erfolgreich an diesem
Modell gewirkt. Ich glaube, dass die Aufgaben qualifizierter werden und Sie müssen
vermutlich gemeinsam die Akquise bei Firmen und Abiturienten/Bewerbern verbessern!
Gedanken an die Gründerzeit
Es war eine schwierige Zeit. Trotzdem war diese Zeit spannend – alle Beteiligten mussten
aufeinander zugehen – es war fast überall ein Herantasten.
Vor der Gründung erinnere ich mich gern an die Gespräche mit den Politikern, mit den
Ministerien und einigen Vorständen der Unternehmen.
Es war auch schön: Der Bürokratismus blühte noch nicht so – ich glaube wenn wir das
damalige Zeitfenster nicht genutzt hätten, gäbe es keine Berufsakademie in Sachsen.
Verwaltung und Finanzen waren einfacher zu Händeln gegenüber der heutigen Zeit.
Ich erinnere mich immer wieder an die verdutzten Gesichter einiger Vorstände, wenn
ich diese in unserer „Barackenlandschaft“ auf der Heideparkstraße empfangen durfte.
Schön war aber, dass wir mit Leistungen überzeugen konnten.
Unangenehm erinnere ich mich an die aus meiner Sicht Massenentlassungen an der
Ingenieurschule für Holztechnik von ca. 50 Mitarbeitern – Mitarbeitern, die in der Wendezeit sehr aktiv an der Weiterentwicklung der Bildungseinrichtung mitgewirkt hatten.
Im Gespräch mit: Prof. Dr.-Ing. habil. Andreas
Hänsel
Sie sind der neue Direktor der Staatlichen Studienakademie Dresden. Dafür geben
Sie die Leitung des Studienganges Holz- und Holzwerkstofftechnik ab. Sind Sie ein
bisschen traurig?
Ich glaube, dass es natürlich ist, dass wenn man eine Tätigkeit, die man gern gemacht,
hat einem Nachfolger übergibt, man ein wenig Bedauern empfindet. In meiner Zeit
als Studiengangleiter haben wir das Curriculum grundhaft modernisiert und in den
Bereichen Wissens- und Technologietransfer große Fortschritte gemacht. Ich möchte
in diesem Zusammenhang auf die von uns herausgegebene Fachbuchreihe aber auch
die enge Kooperation des Studienganges mit dem Institut für Holztechnologie und dem
Fraunhofer IPA verweisen.
Insofern übergebe ich einen gut bestellten Studiengang und bin sicher, dass er bei
meinem Nachfolger in besten Händen ist.
Was hat Sie daran gereizt, die Leitung der BA in Dresden zu übernehmen?
Ich habe die Hälfte meines Berufslebens in Forschung und Lehre und die andere in
verschiedenen Führungspositionen der Wirtschaft verbracht. Insofern ist es für mich
persönlich eine Herausforderung, meine in der Wirtschaft erworbenen Kompetenzen bzgl.
der Leitung von Organisationen im Hochschulbereich anzuwenden. Dies insbesondere in
einem Zeitraum, der durch den demografischen Wandel, den Übergang zu neuen Lehrformen (Stichwort mobile-learning) aber auch der Notwendigkeit die Berufsakademie
im Bereich des Wissens- und Technologietransfers weiterzuentwickeln und teilweise
auch neu zu positionieren charakterisiert ist. Das empfinde ich als eine sehr wichtige
Aufgabe, auf die ich mich freue.
Welche Führungsaufgaben sind aus Ihrer Perspektive die dringlichsten, welche die
wichtigsten?
Dringlichkeit und Wichtigkeit sind nach meinem Verständnis zwei Koordinaten eines
Systems. Insofern lautet die Frage für mich: Welche Aufgaben sind dringlich und wichtig
und welche sind wichtig aber nicht dringlich. Letztere haben den größeren Reiz, da sie die
strategischen Fragen beinhalten. Dazu gehört u.a. eine belastbare Konzeption, um – wie
bereits ausgeführt - erfolgreich mit den Veränderungen durch den demografischen Wandel
umzugehen. Zu diesen langen Entwicklungslinien gehört aber auch die Positionierung
und Weiterentwicklung der Berufsakademie im tertiären Bildungsbereich. Hier werden
wir eigenständigen Beiträgen der Berufsakademie im Wissens- und Technologietransfer
künftig größere Aufmerksamkeit widmen.
Wie würden Sie Ihren Führungsstil bezeichnen?
Führung manifestiert sich nach meiner Meinung in Handlungs- und Verhaltensweisen.
Dazu gehört an erster Stelle Vorbild zu sein, gemeinsam eine Vorstellung der Zukunft
zu entwickeln sowie eine Konzentration auf die vereinbarten Ergebnisse zu erzeugen.
In diesem Zusammenhang spielt Vertrauen eine große Rolle sowie die Gewähr von
gewünschter Hilfestellung.
Was erwarten Sie von den Mitarbeitern in der Verwaltung?
Jede Organisation hat Kern- und Unterstützungsprozesse. Die Kernprozesse an der
Berufsakademie sind die Lehre sowie der Wissens- und Technologietransfer. Insofern ist
es mein Wunsch, dass sich die Verwaltung als Dienstleister für diese Prozesse versteht
und nicht umgekehrt. Mit Campus Dual haben wir eine aus den üblichen Lösungen
der Hochschullandschaft herausragende Voraussetzung für einen Teil der Verwaltung
geschaffen. Diesen Prozess müssen wir fortsetzen, um in allen Verwaltungsbereichen
die jeweils effektivsten Systeme zu etablieren und managen zu können. Das hat dann
auch viel mit Disziplin zu tun.
Was erwarten Sie von den Dozenten?
Von den Dozenten erwarte ich, dass sie die studentenzentrierte Lehre als Alleinstellungsmerkmal der Berufsakademie im tertiären Bereich verwirklichen. Dazu gehört
hohes wissenschaftliches Niveau bei maximalem Studienerfolg. Gleichzeitig wünsche
ich mir Dozenten, die sich über ihre Lehraufgaben hinaus aktiv für die verschiedenen
Belange der Berufsakademie einsetzen. Das beginnt bei der Gremienarbeit, setzt sich
über das Marketing fort und schließt sicher auch Fachpublikationen ein, ohne in dieser
Aufzählung abschließend sein zu wollen.
Was erwarten Sie von den Studierenden?
Die Studierenden sollten sich in erster Linie selbst in der Verantwortung für ihren Studienerfolg sehen. Das ist die Basis für alles andere, z.B. eine gute Kommunikation mit
allen Dozenten/Innen und Mitarbeitern/Innen , wissenschaftliche Neugier, konstruktive
Gesprächspartnerschaften zur Verbesserung des Studiums in unserem Haus usw. Wenn
Sie während des Studiums Begeisterung für das Studium und das BA-Modell entwickeln,
wie ich es bei vielen meiner Holztechnik-Studenten in den vergangenen Jahren erleben
durfte, bleiben fast keine Wünsche mehr offen.
Sie haben lange Jahre Erfahrung mit der Leitung eines Unternehmens, Sie sind
aktiv in der Lokalpolitik engagiert. Welche Erfahrungen und Arbeitsmethoden
werden Sie in die BA und für die BA übernehmen (können)?
Die Aufgaben einer Führungskraft sind in allen Organisationen ähnlich. Grundsätzlich
geht es um das Identifizieren und Formulieren von Zielen, die Organisation von Prozessen, das Treffen von Entscheidungen, Bewertungen und Kontrollen sowie das planvolle
Fördern der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Hilfreich ist dabei eine ständige Kommunikation. Dieses „Arbeitsschema“, das im Übrigen vom Malik Management Zentrum St.
Gallen vermittelt wird, versuche ich in allen meinen Führungsaufgaben, also auch in
meiner neuen Tätigkeit, anzuwenden.
Was macht für Sie eine gute Bildungseinrichtung aus?
Für eine gute Bildungseinrichtung wähle ich gern die Metapher eines summenden
Bienenstockes. D.h. alle sind mit Begeisterung am Werk, der Feierabend kommt zu früh,
weil das eine oder andere Problem noch durchdacht, untersucht und gelöst sein will.
Es ist eine Arbeitsatmosphäre die von gegenseitigem Respekt, Ermutigung aber auch
Erwartung und Forderung geprägt ist - also eine echte Partnerschaft zwischen Kollegen
sowie Dozenten und Studierenden.
Welchen Stellenwert hat die Theorie, welchen Stellenwert hat die Praxis?
Aus den Broschüren der Berufsakademie kennen wir das Symbol der ineinandergreifenden
Zahnräder, d.h. wir brauchen beides, um erfolgreich zu sein. Alles was theoretisch erdacht
und geplant wird, muss den Praxistest bestehen. Oder anders gesagt: ohne Theorie und
deren Anwendung keine Verbesserung der Praxis und ohne diese keine Anstöße zu neuen
Überlegungen und Verbesserungen, vor allem aber auch keine Bestätigung der Theorie.
Kurz beide sind unlösbar verbunden.
Haben Sie eine Vision von der Zukunft der BA in Dresden?
In den nächsten 10 Jahren sollte es uns gelingen die Berufsakademie nicht nur de jure
sondern auch de facto als dritte Säule des tertiären Bereichs zu etablieren. Der Status
einer Dualen Hochschule mit allen Anforderungen die damit verbunden sind, ist ein
erstrebenswertes Ziel. Auf diesem Weg gibt es eine Reihe von Meilensteinen deren
erfolgreiche Bewältigung nicht nur von uns abhängt, sondern wo auch vom Gesetzgeber
notwenige Veränderungen vollzogen werden müssen, um beispielsweise im Wissens- und
Technologietransfer wirksam sein zu können.
Haben Sie ein Motto?
Im Sinne eines Lebensmottos sicher nicht. Den Beginn meiner Arbeit in Organisationen
überschreibe ich jedoch gern mit „Zusammen – wachsen“, in der doppelsinnigen Bedeutung.
Gemeinsam wachsen kann nur wer auf einer Basis des Vertrauens eng zusammenarbeitet,
um so die Herausforderungen der Zukunft zu meistern und an dieser Herausforderung
qualitativ und soweit möglich auch quantitativ wächst.
Vielen Dank für das Gespräch.
Vielen Dank für das Gespräch.
> 02/12 Treffpunkt BA
> 02/12 Treffpunkt BA
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Leitthema: Bildung, die aufgeht
»Bildung, die aufgeht« auch in Zukunft
„Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen!“, das
hat Helmut Schmidt mit Blick auf Politiker gesagt.
Mit dem Wort ‚Arzt‘ wird die sprachliche Nähe zum
Pathologischen, zum Krankhaften suggeriert. Helmut
Schmidt wird seine Gründe gehabt haben, als er diese
Aussage formulierte. Er kennt den Kontext selbst nicht
mehr genau1 - und der ist schließlich elementar dafür,
wenn man nachträglich auch nur irgendeine Art von
Schlussfolgerung ableiten und die Formulierung nicht
einer beliebigen Interpretation preisgeben möchte.
Gegner visionärer Ideen verschanzen sich gern hinter
der Prominenz des Namens Schmidt und seinem vermeintlich klaren Standpunkt. Mit Erich Fromm möchte
ich ergänzen: „Die Kranken, das sind die Gesunden. Und
die Gesunden, das sind in Wirklichkeit die Kranken.“2
Mit Blick auf unser Thema soll das heißen, dass diejenigen, die das Glück haben, Visionen zu empfangen
- ob man Visionen entwickeln kann, darüber lässt sich
bestimmt intensiv diskutieren - sich doch eigentlich
bester geistiger Gesundheit erfreuen und diese Gabe
intensiv nutzen sollten. Sonst hätte man wohl Jule
Verne, Herbert G. Wells und Co. in eine Klinik überweisen
müssen und ihnen Flug-, Raketen- und Netzpioniere
gleich hinterherschicken können. Vielleicht hängen
die unterschiedlichen Aussagen aber auch mit dem
inhaltlichen Verständnis dessen, was eine Vision ist bzw.
sein soll zusammen. Jedoch, selbst wenn man unter
einer Vision eine (göttliche) Erscheinung verstehen
möchte, sollte man, wenn man Pascals Gotteswette3
auch nur ein bisschen ernst nimmt, nicht zu schnell
mit der Arztüberweisung bei der Hand sein. Vielleicht
reicht auch erst einmal der Gang zum Ökonomen …
Der allgegenwärtige Graben zwischen Visionären und
Pragmatikern zieht sich auch durch die Wissenschaften,
wenigstens durch die Wirtschaftswissenschaft(en). In
der Betriebswirtschaftslehre versteht man unter einer
Vision ein Zukunftsbild. Und zwar nicht irgendeines,
sondern eines der fernen Zukunft. Nun jedoch nicht so
fern, dass es als förmlich unerreichbares Irrlicht über
einem konturlosen Morgen wabert, gewissermaßen
hinter dem Horizont liegt, sondern eines, das durchaus
erreichbar anmutet; bei hinreichender Anstrengung
und fortgesetzt günstigen Rahmenbedingungen jedenfalls. Als solches (Zukunftsbild) ist die Vision sogar
Gegenstand der Unternehmensführung und wird dort
im Kontext normativer Führungsmethoden diskutiert.
Nur dumm, dass sich der Ergebnisbeitrag einer Vision
nicht messen, zählen oder wiegen lässt und als solche
der bilanzierenden oder „quantifizierend-controllenden“
Überlegung nur eingeschränkt zugänglich ist. Solcherlei
Softness gepaart mit einem Übermaß an mangelhafter
1
Vgl. Schmidt, H. (2009), in: http://sowi.st-ursula-attendorn.de/tp/
tpsmid01.htm.
2
So auf dem Klappentext des Buches Fromm, E. „Die Pathologie
der Normalität“. Vgl. aber auch Fromm, E. in: Ferst, M. (2002), S. 18,
wo Fromm mit den Worten „Die Normalsten sind die Kränkesten.
Und die Kranken sind die Gesündesten.“ zitiert wird.
3
22
> 02/12 Treffpunkt BA
Kalkulierbarkeit, ja, man könnte sagen „akademischer
Warmduscherei“, führt gefährlich nah in die Reichweite
schöngeistiger Gefühlsduselei. Nichts also, womit sich
Geld verdienen und Zukunft gestalten lässt. Die Folge ist
ein erbitterter akademischer Stellungskrieg, der immer
dort, wo ein „Qualitativer“ verbal den Kopf aus dem
Graben hebt, zu massivem „quantitativem“ Störfeuer
führt; und umgekehrt. Sollte man Visionen bzw. die
normativen Gestaltungsinstrumente der Unternehmensführung deswegen verwerfen, sind diese unwichtig,
nebensächlich oder sogar lediglich „Sozialklimbim“?
Für die Unternehmensführung ist eine Vision „ein
konkretes Zukunftsbild, nahe genug, dass wir die Realisierbarkeit noch sehen können, aber schon fern genug,
um die Begeisterung der Organisation für eine neue
Wirklichkeit zu wecken“.4 Für andere Autoren ist das, was
die Boston Consulting Group hier als Vision bezeichnet
schlicht „der Auftrag“ der jeweiligen Organisation. Dort
kann man dann Sätze wie die folgenden lesen:
Notwendige Voraussetzung ist also die grundsätzliche Erfahrungsbereitschaft. Erfahrungsbereitschaft verstanden als die Fähigkeit, offen für
enttäuschte Erwartungen zu sein und die wiederholte Enttäuschung von Erwartungen aushalten
zu können. Außerdem dürfen einmal gesammelte
Erfahrungen nicht zum „Gehäuse .. eingefahrene[r],
mechanisch gewordene[r] Gewohnheiten“ werden,
Erfahrung darf nicht dumm machen. Erfahrung darf
nicht zur Resignation führen, „die dazu rät sich mit
den gegebenen Umständen abzufinden … und sich
gegen die Möglichkeit neuer Erfahrung abzusichern.“7
Auch das Streben nach Spitzenleistungen vermag
als zentraler Auftrag eines Unternehmens zu fungieren.
Im Zentrum des Strebens nach Spitzenleistung steht
die Qualität, stehen Qualitätsstandards. „Unternehmen
die auf Spitzenleistungen bedacht sind, verlieren lieber
einen Kunden, als dass sie Kompromisse bei ihren
Qualitätsstandards eingehen.“8
„Was für die Gestaltung des eigenen Lebens gilt, das
trifft auch … auf Unternehmen zu. Auch sie brauchen
einen Auftrag, wenn sie auf längere Sicht erfolgreich
sein wollen. Sollen andere mit Strategien, Taktiken und
Management herumspielen. Solange ihnen der Sinn und
die eigentliche Bedeutung ihres Unternehmens nicht klar
ist, werden sie niemals gewinnen können.“ 5
Für die Anhänger dieser Auffassung besteht eine
klare Beziehung zwischen dem Auftrag eines Unternehmens und seinem Erfolg. Sie gehen sogar so weit
zu sagen, „dass Erfolg letztlich eine Frage der Moral
ist“6. Der jeweilige Auftrag, der Antrieb zum Handeln
also, ist jedes Mal, in jedem Unternehmen, eine sehr
persönliche Angelegenheit. Darum mag die Anzahl
und Verschiedenartigkeit konkreter Aufträge ebenso
mannigfaltig sein, wie die anzutreffenden menschlichen
Charaktere. Dennoch lässt sich eine Minimaltaxonomie
mit 4 Kategorien formulieren: nämlich die Fokussierung
auf Entdeckungen, auf Spitzenleistungen, auf Altruismus und auf Heroismus. Was verbirgt sich dahinter?
Mit dem Entdecken als Antriebsfaktor wird der
Lust am Neuen Ausdruck verliehen. Die Mitglieder einer
von Entdeckerlust getriebenen Organisation müssen
die damit verbundene Freiheit ertragen, sie müssen
es ertragen können, Verantwortung für die eigenen
Entscheidungen zu übernehmen und sich nicht hinter
Normen und Konventionen verstecken zu können.
Notwendige Voraussetzung für die an der
Spitzenleistung orientierte Organisation, ist die
Mentalität des Handwerks, nämlich der Wunsch, dass
was man tut, gut zu tun. „Handwerkliche Tätigkeit
ist stets auf Qualität ausgerichtet.“ 9 Dass es dafür
einer ganz bestimmten inneren Verfasstheit bedarf,
ist offensichtlich. Typisch für „jegliches handwerkliches Denken und Handeln … ist die Ablehnung
bloßen Durchwurstelns, wobei die Einstellung, die
Arbeit gerade gut genug zu erledigen, als Ausrede
für Mittelmäßigkeit gilt. … Ebenso … gehört zu
den Anforderungen der Praxis, ein Problem bis in
seine letzten Verzweigungen hinein zu verfolgen …
der »Handwerker« muss Geduld üben und rasche
Lösungen meiden.“10 Unabhängig davon, welches
Produkt ein an Spitzenleistungen orientiertes
Unternehmen fertigt, kommt es auch und vor
allem darauf an, mit welchem Engagement dessen
Mitarbeiter sich mühen, den jeweils erforderlichen
Tugenden gerecht zu werden, ist die „Motivation
wichtiger ..als [das] Talent“11. In diesem Sinne ist
das Streben nach Spitzenleistungen „praktizierte
Tugend[haftigkeit]“12.
Eine weitere Kategorie unternehmerischer Antriebsfaktoren ist der Altruismus, das uneigennützige,
selbstlose, andere berücksichtigende Verhalten. Die
altruistische Organisation hat sich vollständig den
7
Bollnow, O. F. (1974), S. 22.
8
Mourkogiannis, N./Vogelsang, G./Unger, S. (2008), S. 58.
9
Sennett, R. (2008), S. 37.
Interessen ihrer Kunden verschrieben. Sie zeichnet
sich bspw. „durch Dienstleistungen, die weit über das
Normalmaß hinausgehen …, durch die Versorgung der
Kunden mit besonders preisgünstigen Waren … [oder]
durch den Einsatz für Forschung und Technologien, die
das Leben der Kunden erleichtern“13 aus.
In dem Altruismus verpflichteten Unternehmen
bedarf es ethischer Prinzipien bzw. Codizes, die
im Zweifelsfall nichts mit der täglichen Arbeit der
Mitarbeiter zu tun haben, diese also gleichsam
transzendieren und auf deren Einhaltung unternehmensseitig geachtet werden muss.
Die letzte Auftragskategorie ist der Heroismus.
Organisationen, die sich dem Prinzip des Heroismus
verpflichtet sehen, deren verfolgte Ziele heroisches Verhalten er-, ja sogar einfordern, suchen ihre Visionen unter
Einsatz von „Ehrgeiz, Wagemut und eine[r] gewisse[n]
Portion Rücksichtslosigkeit“14 zu verwirklichen. Diesen
Unternehme(r)n geht es nicht vordergründig darum,
Kunden und Mitarbeiter glücklich und zufrieden zu
machen. Stattdessen geht es ihnen vordergründig um
die Durchsetzung des eigenen Gestaltungsanspruchs.
Um den eigenen Willen durchzusetzen, bedarf es der
Macht, des Einflusses, das tun zu können. Es bedarf
also des unternehmerischen Erfolges als notwendiger
Voraussetzung darüber hinausgehender Vorhaben.
Notwendige Voraussetzung „heroischer Organisationen“ ist der ideenreiche, gestaltungswillige
und vor allem auch gestaltungsfähige Mensch. Dafür
ist es nicht erforderlich, dass sich die eigenen Ideen
und Gestaltungsansprüche in den Dimensionen eines
Henry Ford, Bill Gates, Sergej Brin oder Larry Page
bewegen. Was aber wichtig und notwendig ist, sind
der Wille und die Fähigkeit zu führen.
Entdeckertum, Spitzenleistungen, Altruismus
und Heroismus sind jeweils für sich allein genommen
Extrempositionen. Natürlich kann sich ein Unternehmen
der einen Position mehr verpflichtet fühlen als anderen.
Was es aber nicht kann, ist, die jeweils übrigen Aspekte
vollständig zu vernachlässigen. Deshalb handelt es sich
bei MOURKOGIANNIS Kategorien wohl eher um eine
Art sozialer Grammatik für Arbeitsorganisationen die
es erlaubt, aus einer endlichen Zahl von Elementen
und Regeln unendlich viele Auftragskonstellationen
herauszuarbeiten.15 Wie genau der jeweilige Auftrag
aussieht und vor allem welche Voraussetzungen für
seine Erfüllung gewährleistet sein müssen, dass muss
jede Organisation für sich herausfinden.
4
The Boston Consulting Group nach Hinterhuber, H. H. (1989), Bd.
1, S. 42.
10 Sennett, R. (2008), S. 74.
13 Mourkogiannis, N./Vogelsang, G./Unger, S. (2008), S. 60.
5
Mourkogiannis, N./Vogelsang, G./Unger, S. (2008), S. 25.
11
14 Mourkogiannis, N./Vogelsang, G./Unger, S. (2008), S. 62.
6
Mourkogiannis, N./Vogelsang, G./Unger, S. (2008), S. 54.
12 Mourkogiannis, N./Vogelsang, G./Unger, S. (2008), S. 57.
Sennett, R. (2008), S. 22.
15 Vgl. Behrends, Th. (2001), S. 43.
Pascal, B. (1840), S. 244 ff.
> 02/12 Treffpunkt BA
23
Leitthema: Bildung, die aufgeht
Unseren Auftrag haben wir mit der Maxime »BA
- Bildung die aufgeht« ausgedrückt. Damit haben wir
die Vision einer wissenschaftlich orientierten Fachkräfteschmiede für die Wirtschaft verbunden,
›
›
›
deren Qualität für sich selbst spricht,
›
die unseren Studierenden eine Plattform für die
fruchtbare Diskussion Ihrer Praxiserfahrungen ist,
›
die unseren Studierenden soziale Räume auch
jenseits von facebook und Co. anbietet,
›
die Unternehmergeist und Unternehmertum fordert
und fördert, die offen ist für neue Erfahrungen! In
der Akademie, mit den Praxis-Partnern der Akademie und für die Praxis-Partner der Akademie,
und – last but not least –
›
die jung im Geiste ist, dynamisch und innovativ,
die unseren Studierenden auf der Grundlage bewährter
und neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse,
auf dem Wege innovativer Lehrmethoden Ideen
für Neues mit in die Partner-Unternehmen gibt,
die proaktiv und eigeninitiativ wichtige Umfeldentwicklungen und Trends erkennt und darauf reagiert,
auch außerhalb des Mainstreams!
Vom Erfolgspotential unseres Auftrages sind wir
überzeugt. Allerdings deutet der Wortbestandteil Potential einen ganz wesentlichen Aspekt an, nämlich den
Umstand, dass der Erfolg sich nicht von selbst einstellen
wird. Potentiale wollen genutzt, wollen
ausgebeutet werden. Ihr bloßes Vorhandensein allein
bewirkt noch gar nichts!16
Qualität, Innovation, Ideen für Neues, Offenheit für
Erfahrungen, altruistisches Interesse an den eigenen
Leistungsadressaten (Kunden), Unternehmergeist und
Unternehmertum, Proaktivität und Eigeninitiative, das
sind Worte, wie wir sie oben im Text mit Entdeckertum, Spitzenleistungen, Altruismus und Heroismus in
Verbindung gebracht haben. Ohne die dafür jeweils
erforderlichen Voraussetzungen jedoch wird es nicht
gehen. Sind wir erfahrungsbereit? Legen wir an das,
was wir tun handwerkliche Maßstäbe an? Lassen wir
uns bei unserer täglichen Arbeit von übergeordneten
Prinzipien leiten? Sind wir gestaltungswillig und gestaltungsfähig? Ich habe darauf auch keine einfachen, eindimensionalen Antworten, denn wo Licht ist, ist immer
auch Schatten. Aber ich wünsche mir, für unser Haus
und für mich persönlich, dass wir jede dieser Fragen
einmal mit einem energischen „Ja. Selbstverständlich!“
beantworten können.
Das ist aus vielerlei Gründen bedeutsam. Einer,
und sicher nicht der unwesentlichste, lautet, dass es
zunächst einmal immer gut ist zu wissen, dass die „auf
Arbeit“ investierte Lebenszeit nicht nur dazu dient, Einkommen zu erzielen, sondern dazu beiträgt, Menschen
und Dinge positiv zu beeinflussen.17 Darüber hinaus
trägt eine Vision unmittelbar dazu bei, die Tätigkeit der
vielen Einzelnen auf das Erschaffen einer gemeinsamen
Zukunft hin auszurichten. In diesem Sinne unterstützt
eine Vision die Koordination. Sie hilft bei der Selektion
normativer Konzepte und strategischer Programme. Bei
BLEICHER heißt es dazu, dass es diese Eigenschaft sei,
an welcher der Wert einer Vision letztlich gemessen
werden müsse.18 Verfolgt man diesen Gedanken weiter,
lässt sich sogar in einer weiten Auslegung behaupten,
dass erst das Verfolgen einer langfristigen Vision den
zielgerichteten Einsatz der vorhandenen Ressourcen
erlaubt. Ohne Vision ist es im Grunde völlig gleichgültig,
was ich tue, solange es nur irgendwie effizient ist. Die
Effektivität dessen, was man tut, kann dann leicht in
Vergessenheit geraten, weil es dafür ja keinen Referenzpunkt gibt. Wie soll beurteilt werden, ob das, was
man tut, gut oder schlecht, richtig oder falsch ist, wenn
das Zukunftsbild, auf welches hingearbeitet wird, gar
nicht definiert ist. Das erzeugt letztlich auch Unzufriedenheit bei allen involvierten Personen. Aus diesem
Blickwinkel hilft eine Vision auch dabei, Zufriedenheit
und motivationale Kraft aus der eigenen Leistung zu
schöpfen, weil man diese dann als konkreten Beitrag
zu einem angestrebten Ganzen begreifen kann.19 Eine
Vision fördert die Konzentration auf das, was für
Wesentlich gehalten wird und erhöht durch die tätige
Auseinandersetzung mit der angestrebten Zukunft
die Wahrscheinlichkeit für Innovationen, die deren
Verwirklichung dienlich sein können.
MOURKOGIANNIS schreibt sogar, dass der Wettbewerb
von Unternehmen „[a]uf der grundsätzlichsten Ebene
… zugleich auch ein Kampf .. [der] Ideen“20 ist. Ein Blick
in die Ausführungen zum Innovationsmanagement
lehrt, dass Ideen, wirkliche Ideen, wie scheue Rehe
sind. Wenn das Umfeld nicht stimmt, huschen sie
scheu ins Dickicht zurück. Wenn Visionäre, Ideenhaber, Seher fürchten müssen, als wahnhaft und irre zu
gelten und gemeinsam mit dem Jagdschein die verbale
Überweisung zum Arzt zu erhalten, dann möchte ich
in Reaktion auf Helmut Schmidt‘s oft zitierte Aussage
diesen Artikel mit dem Ausruf schließen: „Lasst uns
die Kliniken öffnen!“ - damit unsere Bildung auch in
Zukunft noch aufgeht.
16 Vgl. Gälweiler, A. (2005), S. 26.
19 Vgl. Malik, F. (2009), S. 43 ff. und S. 98 ff.
17 Vgl. Christensen, C. M. (2011), S. 26 ff.
20 Mourkogiannis, N./Vogelsang, G./Unger, S. (2008), S. 67.
> 02/12 Treffpunkt BA
Agrarmanagement der Zukunft
BEHRENDS, TH. (2001): Organisationskultur und Innovativität,
München.
BLEICHER, K. (2011): Das Konzept integriertes Management.
Visionen - Missionen - Programme, 8., überarbeitete und
erweiterte Auflage, Frankfurt/New York.
BOLLNOW, O. F. (1974): Was ist Erfahrung?, in Vente, R. E. (Hrsg.)
(1974): Erfahrung und Erfahrungswissenschaft, S. 19-29.
CHRISTENSEN, C. M. (2011): Der Sinn des Lebens, in: Harvard
Business Manager, Heft 01/2011, S. 26-36.
FROMM, E. (1994): Die Pathologie der Normalität. Zur Wissenschaft vom Menschen, Weinheim/Basel.
FROMM, E. (1977): Sich nicht vom Schein trügen lassen. Fernsehinterview, in: FERST, M. (Hrsg.) (2002): Erich Fromm als
Vordenker. „Haben oder Sein“ im Zeitalter der ökologischen
Krise, Berlin, S. 12-23.
GÄLWEILER, A. (2005): Strategische Unternehmensführung.
Zusammengestellt, bearbeitet und ergänzt von Markus Schwaninger. Mit einem Vorwort von Fredmund Malik, 3. Auflage,
Frankfurt/New York.
Eine zuverlässige Partnerschaft, die zum Erfolg führt
Die Landwirtschaft der Zukunft wird einen Bogen
zwischen Ernährungssicherung, Energiegewinnung und
nachhaltigem Ressourcenschutz spannen. Personelle
und gesellschaftliche Ansprüche nehmen hinsichtlich
ihrer Bedeutung zu. Dabei werden folgende Schwerpunkte als gleichberechtigte Säulen die nachhaltige
Landwirtschaft prägen:
ÖKOLOGIE
ÖKONOMIE
SOZIALES
HINTERHUBER, H. H. (1989): Strategische Unternehmensführung,
Band I. Strategisches Denken. Vision, Unternehmenspolitik,
Strategie, 4., völlig neubearbeitete Auflage, Berlin/New York.
MALIK, F. (2009): Führen Leisten Leben. Wirksames Management
für eine neue Zeit, Frankfurt/New York.
MOURKOGIANNIS, N./VOGELSANG, G./UNGER, S. (2008): Der
Auftrag. Was großartige Unternehmen antreibt, Weinheim.
PASCAL, B. (1840): Gedanken über Religion und einige andere
Gegenstände, Berlin, in: http://www.zeno.org.
SENNETT, R. (2008): Handwerk, Berlin.
Autor
Dr. Thomas Graßmann
Dozent für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Unternehmensführung u. Internationalisierung
Staatliche Studienakademie Dresden
18 Vgl. Bleicher, K. (2011), S. 111.
24
Literatur
Kontakt
Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden
Tel./Fax.: 0351 44722-705/-9620
E-Mail: [email protected]
Die künftige Veränderung der Struktur der Landwirtschaft zur Anpassung an vorgenannte Schwerpunkte muss ebenso eine Veränderung der Lehre im
Studiengang Agrarmanagement nach sich ziehen. Die
ökonomischen Aspekte der Betriebsführung werden
verstärkt in Richtung ökologisch orientierter Kriterien
verschoben und durch die Vermittlung sozialer Kompetenzen im Bereich der Personalführung ergänzt. Dazu ist
ein enger Kontakt bzw. eine Verzahnung der Aktivitäten
zur Umsetzung der Lehrziele zwischen den Dozenten der
BA, den Praxispartnern und den Studenten notwendig.
Diese kontinuierliche Zusammenarbeit hat das Ziel, die
Qualitätssicherung konsequent umzusetzen und ist
die Voraussetzung für die im Jahr 2016 anstehende
Reakkreditierung.
Nur mit einem hohen Qualitätsanspruch kann
der Forderung der Praxis entsprochen werden, gut
ausgebildete Absolventen für die landwirtschaftlichen
Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Es werden deshalb auch weiterhin Dozenten- und Praxispartnertreffen
organisiert, um Probleme im Ansatz zu erkennen und
rechtzeitig erforderliche Maßnahmen einleiten zu können.
Hierzu dienen auch die Dozentenevaluierungen durch
die Studenten, die den Dozenten zur Verbesserung der
Lehre dienen.
Nach der Etablierung des Studienganges im Jahr
2007 wurden die ersten Absolventen 2010, 2011 und 2012
in die Praxis entlassen oder fanden Wege zur weiteren
Qualifizierung im Rahmen der Masterausbildung an
anderen Bildungseinrichtungen. Darüber hinaus liegen
weitere Anfragen von Unternehmen vor, die Interesse
an der Ausbildung und Betreuung von Studenten sig-
nalisiert haben, für die jedoch für das Matrikel 2012
keine Bewerber gefunden werden konnten.
Es ist festzustellen, dass verstärkt landwirtschaftliche und der Landwirtschaft nahestehende Unternehmen nach Absolventen unseres Studienganges fragen.
Das widerspiegelt die Nachwuchsproblematik in der
Landwirtschaft, die vor einem Generationswechsel
steht. Viele der Praxispartner versuchen über die
Betreuung der BA-Studenten ihren eigenen Bedarf
an qualifizierten Nachwuchskräften zu decken. Es
ist deshalb nicht verwunderlich, dass eine Reihe von
Betrieben nach Beendigung der Ausbildung wiederum
Studenten betreuen möchten.
Eine Umfrage bei Lehrenden, Studenten und Praxispartnern ergab folgende Ergebnisse hinsichtlich der
Bedeutung und den künftigen Anforderungen an den
Studiengang Agrarmanagement:
Um dem Anspruch der Landwirtschaft nicht nur im
Bereich der Aus- und Weiterbildung gerecht zu werden,
ist das Angebot hinsichtlich der landwirtschaftlichen
Beratung zu erweitern und zu konkretisieren. Die
bisherige Verfahrensweise der Themenfindung für
Beleg- und Abschlussarbeiten in Abstimmung und
zum Nutzen der Praxisbetriebe ist noch stärker auf
die betrieblichen Belange zuzuschneiden und auf eine
noch höhere Stufe der Wissenschaftlichkeit zu heben.
Darüber hinaus können Beratungsinhalte angeboten
werden, die privaten Beratungseinrichtungen, Berufsschulzentren sowie staatlichen und gesellschaftlichen
Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden. Damit
verbunden ist auch die Nutzung der räumlichen und
technischen Möglichkeiten der BA in Dresden, einschließlich der Bibliothek.
Einen besonderen Anknüpfungspunkt für künftigen
Wissenstransfer bieten die hervorragenden Bedingungen der BA in Dresden in den Bereichen Informatik
und Softwareentwicklung, die auch im Rahmen von
Schulungen und Beratungen zur Verfügung stehen.
Abschließend ist festzuhalten, dass der Studiengang
Agrarmanagement an der Berufsakademie in Dresden
eine von der landwirtschaftlichen Praxis gewünschte
Form der Ausbildung landwirtschaftlicher Nachwuchskräfte zur Übernahme von Verantwortung im Bereich
der Betriebsführung darstellt. Künftig werden für die
Absolventen neben den rein landwirtschaftlich-fachlichen
Anforderungen stärker soziale Kompetenzen erwartet.
Besonders im Bereich der Managementmethoden,
Kommunikation, Personalwirtschaft sowie Präsentations- und Kreativitätstechniken ist die Ausbildung
weiter zu qualifizieren.
> 02/12 Treffpunkt BA
Autoren
Dr. agr. Joachim Rühl
Leiter des Studiengangs Agrarmanagement
Staatliche Studienakademie Dresden
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Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden
Tel./Fax: 0351 44722-661/9670
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M.Sc. Heike Delling
Dozentin Agrarmanagement
Staatliche Studienakademie Dresden
Kontakt
Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden
Tel./Fax: 0351 44722-751/9670
E-Mail: [email protected]
25
Leitthema: Bildung, die aufgeht
Was kann die BA in Zukunft tun?
Aufbaustudium, Weiterbildung, Technologietransfer
Unter Technologietransfer wird nach REINHARD und SCHMALHOLZ „die planvolle
SEMESMODULMODUL
INHALT
Übertragung wissenschaftlichen und technologischen Wissens zwischen Personen
TER
TYP
und Organisationen zum Zweck der Innovation“ verstanden. Insbesondere für
1
ProjektmanageP
• Projektarten
klein- und mittelständische Unternehmen ist dies ein Weg der Zukunftssicherung,
ment
• Projektbildung und –steuerung
da ihnen z.T. wesentliche Ressourcen für eigene Innovationstätigkeit fehlen. Das
• Bestimmung und Bewertung von
Themen (Recherche, Kreativität, Wissächsische BA-Gesetz eröffnet die Möglichkeit aktiv an einem solchen Prozess
sensmanagement, Urheberrecht)
teilzunehmen. Neben den für die Studienakademie typischen Formen, wie Projekt• Präsentation
• Schreibwerkstatt
und Studienarbeiten bzw. Diplomarbeiten und Bachelor-Thesis, sollte künftig eine
Auseinandersetzung mit anderen Formen und deren sinnvolle, studiengangspe1
Lean Production
P
• Einführung in die Wertstromanalyse
zifische Umsetzung erfolgen. Zu Möglichkeiten des Technologietransfers, denen
und Unterneh• Werkzeuge zur Analyse und
mensplanung
Verbesserung
Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte, können Aktivitäten wie:
›
›
›
•
•
•
•
Die Organisation und Durchführung von Fachtagungen
Das Coaching von Mitarbeitern unserer Praxispartner oder
ECTS
> 02/12 Treffpunkt BA
4
Planspiel, Simulation Stückgutprozesse
Wertstromdesign
ERP und MES
Training
Die Drittmittelforschung
1
TPM
WP
• Beseitigung von Hauptausfallursachen
Total Productive
• Instandhaltungsstrategien
zählen. Erfolgreiche Beispiele liegen dazu bereits vor, wie die jährliche Tagung
Maintenance
• Autonome Instandhaltung
des Bereichs Technik („Techniktag“), die künftig inhaltlich weiter entwickelt werden
• Vorbeugende Instandhaltung
• SMED-Rüstzeitoptimierung
kann oder die 9. Internationalen Möbeltage, die im November 2012 in Kooperation
mit dem IHD gGmbH auf dem Campus der BA in Dresden durchgeführt werden.
1
ISMS
WP • Rechtliche Grundlagen
Durch Dozenten des Studienganges Holz- und Holzwerkstofftechnik wurden im
Information
• Sicherheitsmanagement
Security
• IT Notfallmanagement
vergangenen Jahr Mitarbeiter unserer Praxispartner zu Fragen der Zeiterfassung
Management
• Desaster Recovery
gecoacht. Organisatorisch ist auch die Durchführung einer Drittmittelforschung
System
an der Berufsakademie vorstellbar, wozu erste Erfahrungen - ebenfalls aus dem
1
ForschungsP
• Themen für je 4 Studenten
Bereich der Holztechnik - vorliegen. Eine solche aktive Tätigkeit wirkt sich neben
seminar
• z.B.: Bereiche:
der Erhöhung der Reputation der Einrichtung erfahrungsgemäß auch positiv auf
- Produktionsorganisation
- Technologieoptimierung
wissenschaftliches Niveau und Aktualität der Lehre aus.
- IT Notfallmanagement
Technologietransfer ist immer auch eng mit der Weitergabe von Wissen ver- Data Loss Prevention
bunden. So wird sich die Berufsakademie künftig stärker mit einem Angebot von
2
Produkt- und
P
• Mathematische und physikalische
Weiterbildungen beschäftigen. Dazu liegen in den meisten Studiengängen Ideen vor,
ProzessoptimieModellierung
die in den kommenden Wochen diskutiert werden müssen, um eine gemeinsame
rung
• Grundlagen der Simulation
• Rechnergestützte Simulation und
effektive Strategie zu entwickeln. Dabei sollten auch studiengangübergreifende,
Optimierung
quasi interdisziplinäre Ansätze gesucht werden. Ein Beispiel dafür ist das Konzept
eines Aufbaustudienganges, das von den Studiengängen Informationstechnik und
2
Business English
P
• Business Small Talk
• Business Communication
Holz- und Holzwerkstofftechnik entwickelt wurde (s. Tabelle 1). Schwerpunkt wird
• Telephoning in English
hier der Erwerb einer Qualifikation zur Gestaltung, Planung und Optimierung von
• Business Presentations
Fertigungsprozessen sein. Erste Abstimmungen mit interessierten Vertretern der
• Business Correspondence
Wirtschaft zeigten, dass ein solches Projekt auf einen großen Bedarf und entspre2
Diplomarbeit
P
• Themen aus dem Bedarf der jeweiligen
chende Unterstützung stößt. Gegenwärtig werden die notwendigen StudienunterStudiengänge der BA
• Ausgewählte Themen aus dem F&Elagen erarbeitet, wobei im Herbst 2013 dieses Aufbaustudium erstmalig angeboten
bereich der Praxis
werden soll. In einem 2- semestrigen Aufbaustudiengang können dann folgende
Tabelle 1: Grobkonzept der Studieninhalte „Fachingenieur Produktionsorganisation“
Kernkompetenzen erworben bzw. vertieft werden:
26
4
›
Problemlösungs- und Handlungskompetenz (Fähigkeiten zum Projektmanagement und Forschungsmanagement)
›
Kompetenz im Umgang mit Wissen (Management von Informationen, Verfassen
von Berichten, Präsentation)
›
Soziale Kompetenz (Teamfähigkeit und Teamarbeit, Moderations- und Führungsfähigkeiten, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit)
›
Fachliche Kompetenzen (vertiefte ingenieurwissenschaftliche und organisatorische Kenntnisse)
> 02/12 Treffpunkt BA
3
4
4
4
7
27
Leitthema: Bildung, die aufgeht
Internationalität
Als Abschluss ist der Fachingenieur für Produktionsorganisation, Dipl.-Ing. (BA)
vorgesehen; die Vergabe von 30 ECTS wird zurzeit geprüft.
Wichtig ist in diesem Prozess, dass alle organisatorischen Möglichkeiten der Berufsakademie genutzt werden, um die in den Laboren vorhandenen Ressourcen sowie das
Know-how der Mitarbeiter, Dozenten und Professoren auch auf den umrissenen Gebieten
effektiv zu nutzen ohne das Markenzeichen einer studentenzentrierten Lehre als Kern
der Arbeit der Berufsakademie zu vernachlässigen.
Wir werden über den Start und die Erfahrung an dieser Stelle wieder berichten.
Autoren
Studium Universale
28
z
Prof. Dr.-Ing. Lutz Zipfel
Leiter des Studienganges Informationstechnik
Staatliche Studienakademie Dresden
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Studentisches und akademisches Leben an der Studienakademie Dresden
Lehren und Lernen stehen an der Berufsakademie in Dresden im Zentrum der
Aufmerksamkeit. Dabei verfolgt die Ausbildung drei aufeinander aufbauende Ziele.
Diese sind: aktuell vorhandene wissenschaftliche Erkenntnisse zu lehren, diese
auf bekannte und neue Probleme anzuwenden und schließlich die Befähigung der
Studierenden, sich nach Studienende selbstständig neues Wissen und neue Fähigkeiten aneignen zu können.
Welche Möglichkeiten gibt es, zusätzlich zu den in den Modulhandbüchern
festgeschriebenen Inhalten, die Studierenden zu befähigen, Zusatz- bzw. Schlüsselqualifikationen zu erwerben und über die engen Grenzen der Studieninhalte
hinaus noch weitere Erkenntnisse zu erhalten? Studium Universale als fakultative
(oder nicht-obligatorische), öffentliche Lehrveranstaltungen der Studienakademie
Dresden ist eine davon.
Ein Studium Universale an der Berufsakademie kann nicht nur der besseren
Allgemeinbildung dienen, sondern ergänzt das Fachwissen und verbessert damit
auch berufliche Chancen.
Im Rahmen einer solchen Veranstaltungsreihe sollen Inhalte ganz unterschiedlicher Gebiete vermittelt werden, um durch die breitere Allgemeinbildung die Fähigkeit
des Denkens in vernetzten und strategischen Dimensionen zu erhöhen.
Zusätzlich zu diesen doch relativ umfassenden Zusatzqualifikationen dient
das Studium Universale der Erweiterung des eigenen Horizontes, um Erfahrungen
in anderen Wissenschaftsbereichen zu sammeln. Dabei spielt die innere Pflicht zur
Interkulturelle Kompetenz in Studium und Lehre
an der Berufsakademie Sachsen
Prof. Dr.-Ing. habil. Andreas Hänsel
Direktor der Staatlichen Studienakademie Dresden
Kontakt
Hans-Grundig-Straße 25 in 01307 Dresden
Tel.:/Fax: 0351-44722-200/299 | E-Mail: [email protected]
eigenverantwortlichen Selbstbildung (lebenslanges Lernen) eine besondere Rolle.
Eine Möglichkeit, in verschiedenen Gebieten „über den Tellerrand zu schauen“,
bieten diese Vorlesungen. Ziel ist es, den Studierenden Perspektiven für die Berufswelt zu eröffnen und deutlich zu machen, dass es jenseits des gängigen Berufsfeldes
des jeweiligen Studienganges eine Vielzahl anderer Karrieremöglichkeiten gibt.
Die Idee ist, in einem festen Rhythmus (einen Nachmittag im Monat) eine
Vorlesung mit der Dauer von 90 Minuten von bekannten Persönlichkeiten aus
Wissenschaft und Kunst anzubieten. Um die verschiedenen Interessengebiete zu
vertreten, ist eine entsprechende Vielfalt der angebotenen Themen unabkömmlich.
Diese Vorlesungen des „Studium Universale“ sollten dann auch als „Öffentliche
Vorlesungen“ angekündigt und veröffentlicht werden, was den Vorteil hat, dass der
Bekanntheitsgrad der Studienakademie Dresden erhöht wird.
Die Themengebiete sollten sich über technische, wirtschaftliche und kulturelle
Themen strecken, um den Sinn eines Studium Universale zu erfüllen: Zeigen von
neuen Perspektiven.
Vorstellbar ist auch, den gesamten Campus Johannstadt in diese Reihe zu
integrieren. Sowohl durch die Evangelische Hochschule als auch durch die Hochschule für bildende Künste könnten faszinierende Synergieeffekte erreicht werden.
Eine Ausweitung der Akteure auf weitere Institutionen würde ein noch breiteres
Angebotsspektrum bieten.
Nochmals: Sinn und Zweck ist es, ein abwechslungsreiches und erlebnisvolles
studentisches und akademisches Leben auf dem Gelände „Campus Johannstadt“
zu entwickeln.
Das Studium Universale kann in diesem Zusammenhang aber nur ein Rädchen
im Getriebe sein. Weitere Aktivitäten könnten sein: Dies Academicus, BA Sportfest,
Semestereröffnungsveranstaltungen und vieles mehr. Hierbei ist aber die enge
Zusammenarbeit mit dem Studentenrat der Studienakademie Dresden unabdingbar.
Autor
Prof. Dr.-Ing. Lutz Zipfel
Leiter des Studienganges Informationstechnik
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> 02/12 Treffpunkt BA
eine wesentliche Voraussetzung für tragfähige internationale Wirtschaftskooperationen. Interkulturelle
Kompetenz wird häufig genau dort gefordert, wo kein
Konsens gefunden werden kann oder nicht mit Akzeptanz
und Anerkennung zu rechnen ist sowie in Situationen,
in welchen bleibende Kulturunterschiede ausgehalten
werden müssen. Ein kompakter und häufig zitierter
Versuch zur Definition dieses komplex strukturierten
theoretischen Konstrukts für den Bereich Wirtschaft
stammt von Alexander Thomas:
Einleitung
Im Zuge der forcierten Internationalisierung und
Profilierung von Studien- und Ausbildungsangeboten
im Rahmen der Bologna-Studienreform und der (Re-)
Akkreditierungsprozesse an der Berufsakademie (BA)
„Interkulturelle Kompetenz zeigt sich in der Fähigkeit, kulturelle Bedingungen und Einflussfaktoren im
Sachsen gewinnt zunehmend auch das Thema InterkulWahrnehmen, Urteilen, Empfinden und Handeln bei
turelle Kommunikation und Kompetenz an Bedeutung.
sich selbst und bei anderen Personen zu erfassen, zu
Das ESF-Projekt Zusatzqualifikation Interkulturelle
respektieren, zu würdigen und produktiv zu nutzen
Kompetenz, welches auf eine bedarfsgerechte Konim Sinne einer wechselseitigen Anpassung, von
zeption, Erprobung und begleitende Evaluation eines
Toleranz gegenüber Inkompatibilitäten und einer
Entwicklung hin zu synergieträchtigen Formen der
Studienmoduls zur Förderung der interkulturellen
Zusammenarbeit,
des Zusammenlebens und handKompetenz von Studierenden im Studiengang Industrie
lungswirksamer
Orientierungsmuster
in Bezug auf
an der Staatlichen Studienakademie Breitenbrunn zielt,
Weltinterpretation und Weltgestaltung.“ 2
unterstützt die Bestrebungen um Internationalisierung,
Interdisziplinarität und Qualitätssicherung in Studium
Mithin stellt interkulturelle Kompetenz ein mannigfalund Lehre an der BA Sachsen. Im Folgenden wird ein tiges Bündel an bereichsübergreifenden Wissensbeständen,
kurzer Überblick zur Umsetzung des Projektes und damit praktischen und sozial-kommunikativen Fähigkeiten
verbundenen Fragestellungen gegeben: Was versteht und Fertigkeiten, Persönlichkeitseigenschaften und
man unter interkultureller Kompetenz? Wie lässt sich Handlungsorientierungen für einen „angemessenen“ und
interkulturelle Kompetenz in Präsenzlehrveranstal- „effektiven“3 Umgang mit Menschen anderer kultureller
tungen und durch E-Learning vermitteln? Wie kann die Herkunft in „kulturellen Überschneidungssituationen“4
Zusatzqualifikation im Studienangebot der BA Sachsen dar. Die konkret geforderten Wissensbestände, Fähigimplementiert werden? Welche innovativen Mehrwerte keiten und Fertigkeiten, die für ein interkulturell komsind für die BA Sachsen zu erwarten?
petentes Handeln notwendig erscheinen, beschränken
sich zumeist auf spezifische Teilaspekte in Form von
Was ist interkulturelle Kompetenz?
Komponenten- und Merkmalslisten, die das komplexe
Interkulturelle Kompetenz ist eine häufig von Arbeit- theoretische Konstrukt zu dimensionalisieren verhelfen
gebern in verschiedensten Berufszweigen und professio- und psychologische Anforderungen u.a. auf affektivnellen Praxisfeldern geforderte „Schlüsselqualifikation“1, emotionaler, kognitiver, handlungspraktischer Ebene
neben z.B. Beherrschung von Fremdsprachen, Führungs- definieren5: z.B. Umgang mit widersprüchlichen und
und Teamfähigkeiten und analytischem Denkvermögen. Im Allgemeinen ist der Erwerb interkultureller 2 Thomas, A. (2003). Interkulturelle Kompetenz: Grundlagen, Probleme und Konzepte. Erwägen Wissen Ethik, 14(1), 137-150, hier:
Kompetenz eine notwendige Bedingung für effektives
S. 143. Für eine kritische Evaluation dieser Definition vgl. Arnold,
M., Hallmann, K., Kersten, S., Koch, S., Köhler, M., & Leidl, L. (2012).
und professionelles Handeln in Arbeits- und AlltagssituInterkulturelle Kompetenz: Ergebnisse eines Workshops (Working
ationen, in denen Personen unterschiedlicher sozialer,
Paper zur Zusatzqualifikation Interkulturelle Kompetenz, Nr. 2).
Breitenbrunn: Staatliche Studienakademie Breitenbrunn. URL
kultureller und nationaler Herkunft in Interaktion
http://www.ba-breitenbrunn.de/ikk/downloads/wp2_Interkultutreten. Ebenso setzt erfolgreiches Wirtschaften eine
relle_Kompetenz.pdf [15/11/2012].
kulturelle Sensibilität voraus. Zu erkennen, dass der 3 Zur Diskussion der Begriffe Angemessenheit und Effektivität
andere Geschäftspartner vor dem eigenen kulturellen
vgl. Lustig, M.W. & Koester, J. (2003). Intercultural Competence.
Interpersonal Communication across Cultures. Boston: Allyn &
Hintergrund gewisse Dinge vielleicht anders sieht, ist
Bacon, hier: S. 64.
1
Busch, D. (2009). What kind of intercultural competence will
contribute to students’ future job employability? Intercultural
Education, 20(5), 429-438.
4
Thomas, A. (2003). Interkulturelle Kompetenz, a.o.S.
5
Vgl. z.B. Bolten, J. (2006). Interkultureller Trainingsbedarf aus der
Perspektive der Problemerfahrungen entsandter Führungskräfte.
> 02/12 Treffpunkt BA
mehrdeutigen Situation, Steigerung des Einfühlungsvermögens, Befähigung zum Perspektivenwechsel und
zur Metakommunikation. Der Erwerb interkultureller
Kompetenz umfasst ebenso Fähigkeiten zur Selbstkritik
und Selbstreflexion sowie in einem nicht unerheblichen
Maße die Bereitschaft zur Selbst-Veränderung.6 Ein Verstehen der eigenen und fremden Kultur im Sinne einer
Einstellung und Haltung sowie kognitiven Leistung ist
zumeist an die eigene Selbst- und Weltsicht gebunden.
Vor dem Hintergrund der Formulierung einer berufsfeld- und qualifikationsspezifischen Arbeitsdefinition
im Rahmen der Zusatzqualifikation „Interkulturelle
Kompetenz“ haben sich folgende Teilaspekte, welche
die interkulturelle Kommunikation und Kooperation mit
Menschen unterschiedlicher kultureller, sozialer und
nationaler Herkunft in verschiedensten beruflichen
Situationen prägen, als bedeutsam herausgestellt:7
›
die Wahrnehmung fremder und andersartiger
Denk- und Handlungsweisen sowie Gewohnheiten
als kulturell, kontextuell und individuell bedingte
Besonderheiten;
›
interkulturell kompetentes Handeln hilft, Missverständnisse zu vermeiden, akzeptable Problemlösungen zu generieren sowie „synergieträchtige
Formen der Zusammenarbeit“8 aufzudecken und
nutzbar zu machen;
›
eine gewisse Flexibilität und Offenheit, die kultursensible Reaktionen und teilweise Anpassungen
an fremde und andere Denk- und Verhaltensweisen
ermöglicht;
›
sie ist eine notwendige Voraussetzung für Fachkräfte der sächsischen Wirtschaft u.a. in den
betrieblichen Bereichen Produktentwicklung und
Produktion, Einkauf und Vertrieb, internationales
Marketing, Logistik, Personalentwicklung sowie
Aus-/ Weiterbildung;
›
eine Verständigung über kulturelle Unterschiede,
Fremdheit und Andersheit schließt auch die Würdigung, den Respekt und die Toleranz der Anderen ein;
In: K. Götz (Hrsg.), Interkulturelles Lernen, interkulturelles Training
(S. 57-75), München: Hampp, Mehring, hier: S. 63.
6
Vgl. Straub, J., Nothnagel, S., & Weidemann, A. (2010). Interkulturelle
Kompetenz lehren: Begriffliche und theoretische Voraussetzungen. In A. Weidemann, J. Straub, & S. Nothnagel (Hrsg.), Wie lehrt
man interkulturelle Kompetenz? Theorien, Methoden und Praxis
in der Hochschulausbildung. Ein Handbuch (S. 15-27). Bielefeld:
transcript, hier: S. 20.
7
Für eine Darstellung der Entwicklung einer projektbezogenen
Arbeitsdefinition vgl.Arnold, M., Hallmann, K., Kersten, S., Koch,
S., Köhler, M., & Leidl, L. (2012). Interkulturelle Kompetenz, a.o.S.,
S. 4-5.
8
Thomas, A. (2003). Interkulturelle Kompetenz, a.o.S
29
Internationalität
›
sie ist zentraler Lerngegenstand und strategisches
Lernziel interkulturell ausgerichteter Studienangebote und setzt eine Motivation zum kontinuierlichen,
lebenslangen Lernen voraus.
Im ESF-Projekt Zusatzqualifikation Interkulturelle
Kompetenz wurde sich auf folgende Arbeitsdefinition
verständigt:
„Interkulturelle Kompetenz ist die in in-/formellen Lehr-Lernsituationen erworbene individuell
zurechenbare Disposition, die eine Bereitschaft
zur Reflexion und Bewältigung komplexer Anforderungen an sozial-kommunikative Handlungen
in Interaktionen mit Menschen unterschiedlicher
kultureller Orientierung und Herkunft sowie vor
dem Hintergrund kulturell bedingter Unterschiede
im Wahrnehmen, Denken, Fühlen, Handeln und Urteilen einschließt, wobei in einem bestimmten, auch
beruflichen Kontext auf psychosoziale Ressourcen
(einschließlich kognitiver, psychomotorischer und
emotional-volitiver Persönlichkeitsdispositionen)
zurückgegriffen wird, welche es in Ausgewogenheit
mit der persönlich gewünschten Zielverwirklichung
und gemeinschaftlicher Akzeptanz im Handeln einzusetzen, anzupassen und auszubalancieren gilt.“9
Dieser kompakte Vorschlag stellt eine Synthese
verschiedener Ansätze zur Definition beruflicher Handlungskompetenz in professionalisierten Handlungsfeldern
dar, die u.a. auf Definitionen von Reinhard Bader, Franz
E. Weinert und der OECD zurückgeht.10
Wie lehrt man interkulturelle Kompetenz?
Interkulturell kompetentes Handeln erwächst
nicht zwangsläufig und allein aus dem Absolvieren
von interkulturell ausgerichteten Studienprogrammen,
Managementtrainings oder gar Auslandsaufenthalten.
Eine Unterstützung von interkulturellen Lernprozessen
in formellen wie informellen Lernumgebungen sowie
eine Einübung in die Wahrnehmung, Reflexion und
Analyse interkultureller Fragestellungen sollte stets
auch didaktisch begleitet werden, um eine Verarbeitung
und Verinnerlichung der gemachten Erfahrungen zu
ermöglichen, die eigenen Handlungen kritisch zu hinterfragen und neu auszurichten.11 Bei der Entwicklung
und Gestaltung von interkulturellen Studienangeboten
ist daher der Auswahl geeigneter Lehrformen und
Vermittlungsmethoden sowie der Präzisierung inter9
Arnold, M., Hallmann, K., Kersten, S., Koch, S., Köhler, M., & Leidl, L.
(2012). Interkulturelle Kompetenz, a.o.S., S. 5.
10 Vgl. Bader, R. (1989). Berufliche Handlungskompetenz. Die berufsbildende Schule, 41 (2), 73-77. OECD (Hrsg.). (2005). Definition und
Auswahl von Schlüsselkompetenzen, S. 6. URL http://www.oecd.
org/dataoecd/36/56/35693281.pdf [30.10.12]. Weinert, F.E. (2001).
Vergleichende Leistungsmessung in Schulen – eine umstrittene
Selbstverständlichkeit. In ders. (Hrsg.), Leistungsmessung in
Schulen (2. Aufl., S. 17-32). Weinheim: Beltz, hier: S. 27f.
11
30
Vgl. hierzu die Ausführungen in Weidemann, D., Weidemann, A., &
Straub, J. (2007). Interkulturell ausgerichtete Studiengänge. In J.
Straub, D. Weidemann, & A. Weidemann (Hrsg.), Handbuch Interkulturelle Kommunikation und Kompetenz (S. 815-825). Stuttgart
u.a.: Metzler, hier: S. 819, wo auch auf Studien verwiesen wird, in
denen ein reflektierend-begleitender Bewusstmachungs- und
gezielt unterstützter Verarbeitungsprozess von interkulturellen
Erfahrungen empfohlen wird.
kultureller Kompetenz auf Ebene der Lernziele eine
besondere Bedeutung beizumessen.
In der Hochschulausbildung kommen üblicherweise
die klassischen Lehrformen wie Vorlesung, Seminar,
Tutorium, Übung und das Selbststudium zum Einsatz.
Selbstbestimmte Lern- und Studienphasen können z.B.
durch E-Learning, Blended Learning und Virtual Classrooms unterstützt werden. Aus dem breiten Spektrum
an Vermittlungsmethoden werden vermehrt auch Lehrformen wie Simulationen, Planspiele, Feldforschungen
bzw. Exkursionen sowie methodisch angeleitete Lehrforschungsprojekte gewählt12, deren Wirkweisen zukünftig
noch intensiver erforscht und erprobt werden müssen.13
Darüber hinaus finden z.B. auch Videosequenzen, Lehrfilme,
kritische Interaktionssituationen und Kulturstandards
sowie Auslandsaufenthalte als einzelne Lehrbausteine
Einzug in die Lehrpläne. Die Wahl geeigneter Methoden
bzw. anzuwendender Vermittlungsverfahren variiert je
nach Bildungsangebot und -bedarf und orientiert sich
i.d.R. an den Qualifikationszielen in den Bildungsinstitutionen und Akkreditierungsvorgaben. Die Entscheidung über den Einsatz einer bestimmten Lehrform
bzw. Vermittlungsmethode ist auch abhängig davon,
inwieweit die Studierenden für mögliche Berufs- und
Tätigkeitsfelder qualifiziert und auf weiterführende
Studiengänge vorbereitet werden sollen. Aus der
Evaluationsforschung von interkulturellen Qualifizierungsmaßnahmen ist bekannt, dass sich Lernerfolge
insbesondere durch eine Kombination verschiedener,
sich teilweise überschneidender Vermittlungsansätze,
wie z.B. didaktischer, kognitiver und informatorischer
einerseits, mit erfahrungsorientierten, interaktiven und
experimentellen Lehrmethoden andererseits, erzielen
lassen.14 Handlungsaktivierende und erfahrungsbasierte
Methoden (wie z.B. Rollenspiele) – kulturelles Wissen
und Verständnis für Kulturunterschiede vorausgesetzt – gelten gemeinhin als effektiver, weil damit die
Studierenden stärker in Übungen involviert werden. 15
Ziele und Inhalte der Zusatzqualifikation Interkulturelle Kompetenz
Die Vermittlung und Förderung interkultureller
Kompetenz stellt in der zu konzipierenden Zusatzqualifikation einen wesentlichen Aneignungsgegenstand
12 Für einen Überblick vgl. Teil IV in Weidemann, A., Straub, J., & Nothnagel, S. (Hrsg.). (2010). Wie lehrt man interkulturelle Kompetenz?
Theorien, Methoden und Praxis in der Hochschulausbildung. Ein
Handbuch. Bielefeld: transcript.
13 Zur Evaluation in der interkulturellen Hochschullehre vgl. Arnold,
M. & Mayer, T. (2010). Evaluation. In A. Weidemann, J. Straub & S.
Nothnagel (Hrsg.), Wie lehrt man interkulturelle Kompetenz?
Theorien, Methoden und Praxis in der Hochschulausbildung. Ein
Handbuch (S. 525-562). Bielefeld: transcript.
14 Diese Unterscheidung interkultureller Vermittlungsansätze
fußt auf der veralteten, häufig zitierten Typologie „didactic and
experiential Trainings“; vgl. z.B. Gudykunst, W. B., Guzley, R. M., &
Hammer, M. R. (1996). Designing Intercultural Training. In D. Landis
& R. S. Bhagat (Eds.), Handbook of Intercultural Training (2nd ed.,
pp. 61-80). Thousand Oaks: Sage.
15 Vgl. Bolten, J. (2006). Interkultureller Trainingsbedarf, a.o.S.
> 02/12 Treffpunkt BA
und ein strategisches Lern- und Qualifikationsziel dar.
Konkrete Inhalte und Aspekte der Zusatzqualifikation
werden unter Bezugnahme auf Theorien, Konzepte
und Komponentenmodelle interkultureller Kompetenz
entwickelt. Die Festlegung geeigneter Zielerreichungskriterien bei der Entwicklung von Lehrplänen im Sinn
von ‚Learning-Outcomes’ richten sich u.a. nach den
Anforderungen der Praxisunternehmen bei der Rekrutierung von qualifiziertem Fachpersonal (employability),
die im Rahmen einer Bildungsbedarfsanalyse16 ermittelt
wurden, dem „European Qualifications Framework“17 und
der Zielematrix des Bachelor-Studiengangs Industrie
an der Staatlichen Studienakademie Breitenbrunn.
Nach erfolgreichem Absolvieren der Zusatzqualifikation werden die Studierenden in die Lage versetzt,
kulturell bedingte Unterschiede im Wahrnehmen,
Denken, Fühlen, Urteilen, Handeln etc. bei sich selbst
und bei Angehörigen anderer und fremder Kulturen
zu erkennen, zu reflektieren und zu analysieren. In
dem konzipierten Studienmodul werden nicht nur
fundiertes Wissen über andere und fremde Kulturen,
Länder, Lebens- und Arbeitsbedingungen vermittelt,
sondern auch Verhaltensweisen im Umgang mit
kulturellen Unterschieden in beruflichen Situationen
sowie Strategien zur Bewältigung von Unsicherheitsund Stresssituationen eingeübt. Studierende werden
außerdem dazu befähigt, kulturelles Wissen in Bezug
auf ihre fachliche Qualifikation auf wissenschaftliche
Fragestellungen und komplexe Probleme der betrieblichen
Praxis anzuwenden, diese mit anderen Wissensgebieten
zu vernetzen und Lösungen zielgruppenorientiert zu
kommunizieren. Schließlich wird darauf eingegangen,
wie eine wechselseitige Verständigung, Wertschätzung
und effektive (Um-) Gestaltung einer gemeinsamen
Berufs- und Arbeitswelt erfolgen kann.
Im Sinne eines Blended-Learning Ansatzes wird in
dem Studienprogramm das klassische Präsenzstudium
mit dem onlinebasierten Selbststudium verbunden. Nach
erfolgreicher Evaluation an der Staatlichen Studienakademie Breitenbrunn soll die Zusatzqualifikation an
den anderen sechs Staatlichen Studienakademien der
BA Sachsen implementiert werden. Bei diesem Projekt
handelt es sich um ein Kooperationsvorhaben zwischen
der BA Sachsen, TU Dresden und Daetz-Stiftung. Es ist
ein Anliegen dieses Projektes, einen kontinuierlichen
Austausch zwischen den Praxisunternehmen, Studierenden und DozentInnen der BA sowie den Projektkooperationspartnern zu führen. Das Projektvorhaben
16
Arnold, M., Köhler, M., & Leidl, L. (2012). Bericht über die Ergebnisse
der Situationsanalyse (Working Paper zur Zusatzqualifikation
Interkulturelle Kompetenz, Nr. 1). Breitenbrunn: Staatliche Studienakademie Breitenbrunn. URL http://www.ba-breitenbrunn.
de/ikk/downloads/wp1_Ergebnisse_der_Situationsanalyse.pdf
[15/11/2012].
17 European Commission (Ed.). (2011). Using Learning Outcomes
(European Qualification Framework Series, Note 4). Luxembourg:
Publications Office at the European Union. URL http://ec.europa.
eu/education/lifelong-learning-policy/doc/eqf/note4_en.pdf
[30/10/12].
wird aus Mitteln der Europäischen Union (Europäischer
Sozialfonds) und des Freistaates Sachsen finanziert.
Innovative Mehrwerte der Zusatzqualifikation
Mit der Zusatzqualifikation werden die Qualitätsziele in unterschiedlichen Bereichen der BA Sachsen,
u.a. Entwicklung von Studium und Lehre, Erhöhung der
Beschäftigungsfähigkeit, Organisationsentwicklung,
Internationalisierung und Interdisziplinarität unterstützt
sowie auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung im
Bildungssektor reagiert.18
1. Qualitätssicherung und Weiterentwicklung des
Bachelorstudiums: Die nachhaltige Implementierung des Studienmoduls ermöglicht die Weiterentwicklung und Erweiterung des bisherigen
Studienangebots um eine neue ‚interkulturelle’
Studienkomponente in wirtschaftsbezogenen
Studiengängen. Außerdem werden allgemeine und
studienbereichsübergreifende Ausbildungsziele
der BA Sachsen verwirklicht: u.a. Verbindung von
Präsenzlehrveranstaltungen mit onlinebasiertem
selbstbestimmten Lernen unter Einsatz von Blended
Learning, Flexibilität und Offenheit, Studienmotivation und Bereitschaft zum lebenslangen Lernen,
Eigeninitiative und Teamfähigkeit, Fähigkeiten zur
Selbstreflexion und Selbstkritik, Erweiterung des
persönlichen Handlungspotentials.
2. Beschäftigungsfähigkeit (Employability): Die BA
Sachsen sieht sich in erster Linie für die duale,
praxisintegrierte und akademische Ausbildung von
Fach- und Führungspersonal der sächsischen Wirtschaft verantwortlich. Mit der Zusatzqualifikation
wird die Beschäftigungsfähigkeit der Absolventen
der BA Sachsen gesteigert und Mitarbeiter von
klein- und mittelständischen Unternehmen in
Sachsen werden gezielt auf internationale Tätigkeiten vorbereitet;
3. Förderung der Internationalität: Die Vermittlung
von interkultureller Kompetenz findet nicht mehr
allein in der Fremdsprachenausbildung statt. Das
Studium im Bereich Wirtschaft wird ergänzt um
die Vermittlung von kulturallgemeinen und zielkulturspezifischen Kenntnissen, Methoden zur
Analyse interkultureller Kommunikation und Bewältigungsstrategien zum Umgang mit psychosozialen
Herausforderungen des Kulturkontakts. Allgemein
dient die Zusatzqualifikation der Wissensvermittlung
und Kompetenzsteigerung zum Aufbau und zur
Stärkung von internationalen Geschäftskontakten.
Mit einer gesteigerten Sensibilität für kulturelle
Unterschiede im Wahrnehmen, Denken, Fühlen und
Handeln bei sich selbst und Angehörigen anderer
18 Hierbei wird sich an die von der Direktorenkonferenz der BA
Sachsen beschlossene, weiter zu präzisierende und ergänzende
Auflistung von Qualitätszielen an der BA Sachsen angelehnt. Vgl.
Wels, F. (2011). Qualitätsmanagement an der Berufsakademie in
Sachsen. Treffpunkt BA, 5(1), 4-9, hier: S. 6f.
Kulturen werden die Studierenden optimal auf die
internationale Berufstätigkeit vorbereitet.
4. Wissensvernetzung und Interdisziplinarität: Das
in der Theorie- und Praxisausbildung im Studiengang Industrie angeeignete Wissen wird mit
interkulturellen Themen- und Fragestellungen
vernetzt sowie um fachübergreifende, personale
und interpersonale Kompetenzen erweitert.
5. Reaktion auf berufsfeldbezogene und gesamtgesellschaftliche Entwicklungen im Bildungssektor:
Die Zusatzqualifikation dient der Förderung des
Respekts, der Würdigung und Toleranz von anderen
und fremden kulturellen Denk- und Verhaltensweisen, ermöglicht die kritische Hinterfragung von
Stereotypen und Vorurteilen und eine Verbesserung der interkulturellen Kommunikation zwischen
Mitarbeitern unterschiedlicher kultureller Herkunft.
Autoren
Dr. Maik Arnold
Projektleitung — ESF-Projekt Zusatzqualifikation
Interkulturelle Kompetenz
Berufsakademie Sachsen
Staatliche Studienakademie Breitenbrunn
Kontakt
Schachtstraße 128 in 08359 Breitenbrunn
Tel./Fax: +49 37756 70-550/-2105
E-Mail: [email protected]
Hinsichtlich der an der BA Sachsen durchgeführten Katrin Hallmann M.A. - Daetz-Stiftung
SWOT-Analyse19 lassen sich weitere Qualitätseffekte
ableiten. Mit der zusätzlichen Studienkomponente wird
eine wichtige Voraussetzung für verschiedene daran
anschließende oder aufbauende betriebliche Aus-,
Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen geschaffen (z.B.
Personalentwicklung im Rahmen von Ausbildungs- und
Qualifizierungsplänen in den Praxisunternehmen). Des
Weiteren werden auch die Anschlussmöglichkeiten für
Sylvia Koch M.A.,Staatl. Studienakademie Breitenbrunn
weiterführende Studienprogramme (z.B. Masterstudiengänge Internationales Management, Interkulturelle
Kommunikation etc.) verbessert. Alle Maßnahmen im
Rahmen der Entwicklung, Erprobung und Implementierung der neuen Zusatzqualifikation unterliegen letztlich
einem begleitenden Evaluationsprozess. Dieser ermöglicht eine Einschätzung der Wirkweisen und Effekte der
beabsichtigten Lern- und Veränderungsziele beginnend
von der Lehrplanentwicklung bis hin zur Umsetzung Marcel Köhler Dipl.-Berufspäd., TU Dresden
und Optimierung der Lehrveranstaltungen.
Weitere Informationen
http://www.ba-breitenbrunn.de/ikk
Lars Leidl M.A. M.Sc., TU Dresden
19 Vgl. Krempkow, R. & Pastohr, M. (2009). Berufsakademien: Unterschätztes Erfolgsmodell tertiärer Bildung? Stärken, Schwächen,
Chancen und Risiken des dualen Berufsakademiestudiums am
Beispiel Sachsen. Die Hochschule: Journal für Wissenschaft und
Bildung, 18 (2), 71-86. Krempkow, R., Pastohr, M., Bolze, C., Horn, S.,
Hofmann, K., & Hortsch, H. (2008). Das Berufsakademiestudium in
Sachsen – Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken. Abschlussbericht zur SWOT-Analyse (Dresdner Beiträge zur Berufspädagogik,
27). Dresden: TU Dresden, Institut für Berufspädagogik. URL http://
ids.hof.uni-halle.de/documents/t1787.pdf [30.10.12].
> 02/12 Treffpunkt BA
Finanziert aus Mitteln der Europäischen Union und des Freistaates Sachsen
31
AUSLANDSBERICHT
HEIKE HAHM
Praxissemester in London
Studentin des Studiengangs Wirtschaftsinformatik
Aus welchen Gründen haben Sie sich für ein Auslandssemester in Großbritannien entschieden?
Die Telekom als Praxispartner bietet ihren dualen
Studenten die Chance auf ein Auslandssemester. Die
Entscheidung für Großbritannien fiel in erster Linie zur
Verbesserung der Englischkenntnisse, auch in Hinblick auf
die bevorstehenden Studieninhalte. Ein weiterer Grund
war das Kennenlernen einer anderen Kultur sowohl im
Arbeitsumfeld, als auch privat. Darüber hinaus bin ich
überzeugt, dass ein Auslandspraktikum im Lebenslauf
eine positive Wirkung hinterlässt.
Was haben Sie dort gemacht?
Ich wurde in London in einer Tochtergesellschaft der
Telekom eingesetzt. Ich unterstützte den Bereich
des Offering Managements und beschäftigte mich
nach einer Einweisung mit internen Prozessen. Dazu
gehörten u.a. die Erstellung von Prozessen, angepasst
an die Bedürfnisse der englischen Wirtschaft, oder
Prozessoptimierungen.
INLANDSBERICHT
Internationale Kooperationspartner
und Auslandsprogramme
Die Staatliche Studienakademie Dresden pflegt
zahlreiche Kontakte mit internationalen Hochschulen.
Für nähere Informationen kontaktieren Sie die Beauftragte für Internationale Angelegenheiten.
Praxisphase im Ausland über GIZ (InWent): Mit Hilfe
der Carl Duisberg Gesellschaft, später über InWEnt und
die Dr. Helmut Kraft Stiftung, seit 2011 Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
wurden offizielle Möglichkeiten geschaffen, Studierende
an Berufsakademien als Zielgruppe in Förderprogramme
zur Absolvierung einer Praxisphase/Praxisqualifikation
im Ausland aufzunehmen.
Bewerbungsvoraussetzungen dafür sind mindestens
ein Jahr kombinierte Studien- und Praxiserfahrung
mit nachweislich überdurchschnittlichen Leistungen,
Höchstalter 27 Jahre zum Zeitpunkt der Ausreise, sehr
gute Englischkenntnisse sowie gute Sprachkenntnisse
des Gastlandes.
32
Die Förderung ist weltweit möglich und bezieht
sich auf Teilstipendien und Reisekostenzuschüsse. Die
Programmdauer für Studierende an Berufsakademien
beträgt 8-12 Wochen und entspricht somit der Dauer
einer Praxisphase.
Derzeit läuft die Beantragung zur Teilnahme am
EU-Bildungsprogramm ERASMUS des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) zur Förderung
von Auslandsaufenthalten von Studenten. Es besteht
eine Kooperation zum studentischen und wissenschaftlichen Austausch mit der Anhui ZHONG-AO Vocational
University of Technology (Akkreditierung der Berufsakademie Dresden durch die chinesische Botschaft
erfolgreich erfolgt).
Es steht kein Etat für internationale Kooperationen zur Verfügung und es gibt keine Planstellen zur
Betreuung von „incoming“ bzw. „outgoing students“.
Ein Dozent ist mit der Zusatzaufgabe „Internationale
Angelegenheiten“ betraut.
> 02/12 Treffpunkt BA
Beauftragte für Internationale
Angelegenheiten
Prof. Christine Wiesner
Leiterin des Studiengangs Betriebswirtschaft-Handel
Staatliche Studienakademie Dresden
Kontakt
Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden
Tel./Fax: 0351 44722-610/9610
E-Mail: [email protected]
Es handelte sich also um ein vom Praxispartner unterstütztes und organisiertes Projekt?
Ja – die Deutsche Telekom bietet einigen dualen Studenten
die Chance auf einen Auslandseinsatz während eines
Praxissemesters. Dabei werden die unterschiedlichsten
Länder als Ziele angeboten.
Weist der Arbeitsalltag deutliche Unterschiede auf?
Ja, allein das Arbeitsumfeld ist anders. Größtenteils
wird in Großraumbüros gearbeitet. Dadurch ist der
Geräuschpegel viel höher. Daran musste ich mich
erst gewöhnen.
DOU TING TING
Chinesische Studentin
Studiengang Betriebswirtschaft-Handel
Mein Name ist Dou Ting Ting. Ich wurde im September 1988 an der Nordostküste
der Volksrepublik China geboren (Liao Ning Province). Ich bin das zweite Kind einer
normalen chinesischen Familie. Mein Vater ist Ingenieur der Elektroindustrie und
meine Mutter Lehrerin. Da in China gesetzlich festgelegt ist, dass jede Familie nur
ein Kind haben darf, habe ich meine Kindheit und Jugend nicht in meiner Familie
verbracht. Nach der Grund- und Mittelschule (ähnlich dem deutschen Bildungssystem),
habe ich ein Bachelor-Studium in der Stadt Xi-an durchgeführt. Als Fachrichtung
habe ich Wirtschaft und Handel mit den Fremdsprachen Deutsch und Englisch belegt.
Durch mein Interesse an der deutschen Sprache, meiner nicht wirklichen Bindung an eine Familie und den Hinweisen meines Deutschlehrers an der Universität
in Xi-an habe ich mich im Internet als Au Pair angemeldet. Im Februar 2010 bin ich
dann in Deutschland angekommen. Hier habe ich die deutsche Kultur kennengelernt.
Ich habe angefangen, Sport zu treiben und bin sogar in der Sächsischen Schweiz
klettern gewesen.
Ich habe beschlossen die Deutsche Sprache intensiver zu lernen. An der Volkshochschule Dresden besuchte ich von Januar 2011 bis September 2011 die Sprachkurse
B1, B2 und C1. Parallel habe ich mich für ein Duales Studium mit der Fachrichtung
Wirtschaft in Deutschland interessiert. Um ein entsprechendes Visum zu erhalten,
muss man als Ausländer mindestens 650,00 € Einkommen je Monat nachweisen.
Also habe ich angefangen, mich bei Firmen, welche Handelsbeziehungen mit China
haben, für ein duales Studium zu bewerben. So bin ich über die BA in Dresden und
ihre Ausbildungspartner auf die Firma Deichmann SE aus Essen aufmerksam geworden. Frau Stojanow hat mir dabei viel geholfen. Hier habe ich mich beworben und
wurde zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Die Firma Deichmann erklärte
mir, bei Vorlage aller notwendigen Unterlagen, mit mir einen Ausbildungsvertrag
abschließen zu wollen. Frau Prof. Wiesner hat mich zum Vorsprechen eingeladen
und mir das Gefühl gegeben, dass sie an mich glaubt.
Nachdem alle Voraussetzungen wie Visum, Anerkennung der Vorbildung aus dem
Heimatland beisammen waren, durfte ich dann im Oktober 2011 mit dem Studium an
der BA in Dresden beginnen. Neben dem Studium verbringe ich viel Zeit damit die
Fachbegriffe und die Zusammenhänge zu verstehen, welche mir bedingt durch die
unterschiedlichen Gesellschaftsformen, nicht immer verständlich sind. Mir gefällt
meine Akademie sehr, da unsere Professoren sehr nett und auch humorvoll sind,
die Mensa super ist und man auch während des Studiums viel Spaß haben kann.
Bedanken möchte ich mich bei allen, die mir auf diesem Weg geholfen haben
und, die an mich glauben. Bedanken möchte ich mich bei meinen Mitstudenten
welche mich nicht alleine lassen, den Dozenten, die viel Geduld mit mir haben, aber
auch der Firma Deichmann, die mir überhaupt mit dem Ausbildungsvertrag die
wirtschaftliche Möglichkeit gegeben hat, in diesem Land ein Studium aufzunehmen.
Ich werde meine ganze Kraft einsetzen, das in mich gesetzte Vertrauen zu erfüllen.
> 02/12 Treffpunkt BA
33
AUSLANDBERICHT
JACOB SPORBERT
Jakob Sporbert studiert im 5. Semester Holz- und Holzwerkstofftechnik an der BA in Dresden. Nach dem
Abitur entschied er sich zunächst für eine Berufsausbildung zum Tischler in einer Restaurations- und
Fertigungstischlerei in Chemnitz. Aufgrund seines stetig wachsenden Interesses Neues im Bereich Holz
zu lernen, informierte er sich an vielen Hochschulen über deren Bildungsangebote im Bereich Holztechnik
und fand das Konzept der Berufsakademie für ihn besonders passend. So war es der stetige Wechsel zwischen Theorie und Praxis, den er für seine Lern- und Lebensweise sowie für den Fachbereich Holztechnik
am geeignetsten hielt. Als Praxispartner wählte er die REHOLZ GmbH, welche Tochterunternehmen eines
weltweit agierenden Unternehmens im Bereich der Furnierherstellung mit Sitz in der Schweiz ist. Die REHOLZ
GmbH stellt 3D-Furniere her und ist im Bereich Forschung und Entwicklung für den Mutterkonzern und in
eigenen Sachen tätig, was für Jakob Sporbert ebenfalls ein gelungener Spagat aus Theorie und Praxis
scheint. 2011 nahm er die Gelegenheit beim Schopf und fragte über die Firmenleitung nach der Möglichkeit
eines Auslandpraktikums innerhalb des Mutterkonzerns, der DANZER GROUP. Nach kurzen Rücksprachen
mit den Verantwortlichen im Konzern ergab sich die Möglichkeit, im Frühjahr 2012 eine Praxisphase von 11
Wochen bei DANZER VENEER AMERICAS in Edinburgh (Indiana) in den USA zu absolvieren. Wie es dazu kam
und was er erlebt hat, lesen Sie im Interview.
Aus welchen Gründen haben Sie sich für ein Auslandssemester entschieden?
Ich möchte in meinem Studium so viel wie möglich
mitnehmen, was mir später im Berufsleben helfen
könnte. Ich werde später noch lang genug in ein
und demselben Unternehmen verbringen, sodass ich
meine Studienzeit nutzen möchte, so viel wie möglich
zu erleben. Mein Praxispartner unterstützte mich
diesbezüglich auch sehr, sodass mir die Organisation
leichter fiel. Wir Deutschen sind weltweit bekannt für
unsere Genauigkeit, Qualität und Innovationen, sodass
ich zum einen an der Sichtweise anderer Länder auf
Deutschland aber auch an deren Praktiken und Lösungen interessiert war. Weiterhin wollte ich aufgrund der
internationalen Tätigkeit meines Praxispartners auch
internationales Flair mitbekommen und mich in der
englischen Sprache verbessern.
Wohin sollte es gehen und warum?
Da mein Praxispartner Schwesterunternehmen in der
Tschechei, Zentralafrika und in den USA hat, erschienen
mir die „Staaten“ als beste Möglichkeit die Sprache zu
lernen. Von den drei Produktionsstandorten von DANZER
in Nordamerika wurde mir Edinburgh zugeteilt, da man
dort über Gästehäuser verfügt.
Wie gefiel Ihnen das Land? Was gefällt Ihnen im Vergleich zu Deutschland besonders gut?
Dem amerikanischen Konzept der Freiheit entspricht
auch, dass fast jeder Amerikaner sein eigenes Haus hat.
Auch die damit verbundenen Gesetze lassen viel mehr
zu als in Deutschland. Das Gefühl der Freiheit bekommt
man auch auf den Highways zu spüren. Mit maximal 90
km/h kann man noch den Blick im Umland schweifen
lassen, was ein weitaus angenehmeres Fahrgefühl
verbreitet als in Deutschland. Amerikaner sind auch
weitaus freundlicher. Während Deutsche oft kritisch
34
und vorbelastet an eine Sache herangehen, konnte ich
dort durchweg positive Kontakte knüpfen.
Praxisarbeit. Hier sollte dann darauf geachtet werden,
dass es nicht zu Missverständnissen kommt.
Wie bzw. woher erhielten Sie erste Informationen bzw. Unterstützung bei der Planung Ihres
Auslandsaufenthaltes?
Abgesehen von der Planung über einen Leihwagen und
meine Unterbringung in den USA, die mir mein Praxispartner abgenommen hat, war meine erste Anlaufstelle
in der BA Frau Prof. Wiesner, die als Studiengangsleiterin
für Betriebswirtschaft-Handel auch für Auslandsfragen
tätig ist. Ein wesentlicher Anteil am Finanzaufwand des
Auslandssemesters war für mich das Visum. Seitens der
BA in Dresden wurde ich an die GIZ weitergeleitet, die
aus privaten und öffentlichen Mitteln Stipendien an BAStudenten vergibt, die ein Auslandssemester absolvieren
wollen. Sich für ein solches Stipendium zu bewerben
empfehle ich sehr! So können Flugkosten, aber auch die
Kosten für das Visum teilweise zurückerstattet werden.
Wie lange dauerte die Planung bevor es los ging? Welche
organisatorischen Hürden waren zu nehmen?
Mit dem Prozess zum Erwerb des Visums sollte ein halbes
Jahr vorher begonnen werden. Je nach Andrang ist auch
beim Besuch der Berliner US-Botschaft mit 6 Stunden
Wartezeit zu rechnen. Man sollte auch aufpassen, dass
verschiedene Kontoguthaben dem BaföG-Amt erklärt
werden. Voraussetzung für das Visum ist unter anderem, dass man beim Botschaftsbesuch 2000 € auf dem
Girokonto nachweisen kann. Dies kann das BaföG-Amt
verwirren, wenn man ein anderes Vermögen angegeben
hat. Weiterhin verlangt die US-Botschaft nach verschiedenen Formularen, die teilweise aus Amerika kommen,
teilweise von deutschen Behörden stammen aber auch
aus dem Internet ausgedruckt werden müssen. Hier
zählt: Übersicht bewahren und durchbeißen. Bürokratie
ist nicht nur in Deutschland chaotisch.
Was empfehlen Sie, als so genannter Free-Mover
Wie war der erste Tag vor Ort? Wie sah Ihr Alltag in
(selbst organisiert), bei der Planung eines Auslandsden 11 Wochen USA aus?
studiums? Tipps für Nachahmer?
Was zunächst beim Visum zu beachten wäre, ist die Nach einer von starkem Gewitter geprägten Landung in
Kategorie des Visums. Als „normaler“ Student bekommt Indianapolis stellte ich fest, dass mein Gepäck (wie sich
man ein Studentenvisum für unter 100 €. Aufgrund der das gehört) am anderen Ende der USA liegengeblieben
praxisintegrierten Struktur der BA war ich gezwungen, war. Ich wurde von einem Fahrer meiner Firma abgeholt
ein J1-Visum zu erwerben, welches in der Summe 900 € und zu dem Haus gefahren, in dem ich die komplette
kostete und eine Mischung aus Studien- und Arbeitsvi- Zeit wohnen sollte. Schnell wurde mir die Bedeutung
sum ist. Dafür ist ein hoher behördlicher Aufwand zu „Jetlag“ klar und so verbrachte ich die erste Nacht fast
ertragen. Anspruch auf Auslandsbafög besteht grund- schlaflos in meinem Bett. Als ich am nächsten Morgen
sätzlich (hierfür ist das Studierendenwerk Hamburg zu dann verkatert aufwachte, stand mein Gepäck vor dem
kontaktieren). Wenn möglich sollte auch der Praxispart- Haus auf der Wiese – jemand von der Airline hatte es
ner - also Sponsor - mit ins Boot geholt werden, denn in der Nacht gebracht. Am Morgen wurde ich vom
ein erfolgreiches Auslandssemester hat auch für ihn Personalmanager meiner Firma abgeholt und durfte/
Vorteile. Was zu beachten und vorher mit dem auslän- musste ein typisch amerikanisches Frühstück genießen.
dischen Betrieb abzusprechen ist, ist die Sprache der Danach wurden mir mein Arbeitsweg, die umliegenden
> 02/12 Treffpunkt BA
Ortschaften und der Supermarkt sowie mein Auto für
die nächsten 11 Wochen gezeigt. Alles in allem ein sehr
interessanter Tag, der mich vor allem davon überzeugte,
dass ich mich in meinem Haus größtenteils von selbstgekochten deutschen Gerichten ernähren würde.
Die folgenden neun Wochen waren vom Arbeitsalltag
geprägt. Ich versuchte mich anzupassen wo es nur ging,
jedoch fiel es mir nie schwer in deutsche Essgewohnheiten zurück zu fallen. Nach neun Wochen hatte ich dann
zwei Wochen Urlaub bekommen können (das entspricht
übrigens dem Jahresurlaub eines Amerikaners!) und
konnte mit dem Firmenwagen an die Ostküste fahren.
Ich verbrachte die Zeit mit Freunden in Washington,
Philadelphia, New York City und Umland.
Was war für Sie persönlich die größte Herausforderung in dieser Zeit? Welche Unterschiede haben Sie
in Beruf und Alltag festgestellt?
Die größte Herausforderung war vielleicht, als kritischer
Deutscher zu versuchen, nicht in das Alltagsleben der
Amerikaner hineinzureden und es zu kritisieren. Man
denkt manchmal, dass die amerikanische Kultur der
deutschen Kultur sehr ähnlich ist, aber da gibt es so
manchen Unterschied. Vor allem was klimatische und
ökonomische Dinge angeht, musste ich mich manchmal
sehr zusammenreißen, dass ich nichts sage. Aber da
wird eben überall das Licht die ganze Nacht angelassen oder es stehen reihenweise Autos mit laufendem
Motor vor dem Supermarkt, nur damit man nach dem
Einkauf in ein klimatisiertes Auto einsteigt. Aus meiner
Perspektive unvorstellbar.
Dadurch, dass in Amerika die Autobahnen nicht eingezäunt sind, laufen massenweise Tiere auf die Autobahn,
die vor allem nachts von Autos getroffen werden. Bei
42 °C bleiben diese dann mehrere Wochen liegen, bis
andere Tiere die Kadaver aufgefressen haben. So etwas
Würden Sie es nochmal genauso machen?
Diese Frage kann ich kurz beantworten: Ja, auf jeden Fall!
scheint für mich sehr bedenklich. Amerikaner, mit denen
ich gesprochen habe, meinten, dass das Thema von der
Regierung kaum beachtet werde, Naturschutzorganisationen seien nicht so aktiv wie in Deutschland und
die Autofahrer würden sich dicke schneeschieberartige
Bleche an ihre kleinen Trucks schweißen, um Schäden
an ihren Autos vorzubeugen.
Was das Essen angeht, scheint es recht ungewöhnlich zu
sein, zuhause zu essen. Die meisten Amerikaner essen
morgens, mittags und oft auch abends in Restaurants
(Mc Donald's, Wendy's etc.). Was einkaufbares Essen
angeht, gibt es viel mehr Tiefkühl-Fertiggerichte als in
Deutschland. Dafür kostet die Salatgurke an die 1,50 €.
Würden Sie es nochmal genauso machen?
Diese Frage kann ich kurz beantworten: Ja, auf jeden Fall!
Empfehlen Sie anderen BA-Studenten, eine Praxisphase im Ausland zu verbringen? Wenn ja, warum?
Ich kann es nur jedem empfehlen, der die Möglichkeit
hat, diese auch wahrzunehmen. In fremde Kulturen
hineinzublicken ist nicht nur interessant, sondern auch
sehr lehrreich was die berufliche und soziale Laufbahn
angeht. Man lernt neue Techniken oder kann anderen
neue Techniken beibringen, man knüpft Kontakte, auf
die man später sicher zurückkommen kann, seien es
Schlafmöglichkeiten im Urlaub oder was anderes. Für
Viele ist das BA-Studium auch der vorerst letzte Bildungsschritt. Im späteren Berufsleben wird man selten
die Gelegenheit haben, zu solch günstigen Konditionen
die Welt zu bereisen und andere Kulturen zu erkunden.
Also wenn nicht jetzt, wann dann?! Internationale Erfah-
> 02/12 Treffpunkt BA
rungen kommen meist auch dem Praxispartner gelegen,
bei dem man später übernommen werden möchte.
Hat sich der Zweck Ihres USA-Aufenthalts für Sie
erfüllt? Können Sie jetzt auf englisch Fachgespräche
führen?
Der Zweck ist absolut erfüllt worden. Mein Englisch ist
viel besser als zuvor und das, obwohl ich größtenteils
allein und ohne mit anderen sprechen zu können an
meinem Projekt gearbeitet habe. Ich habe trotzdem
inner- und außerhalb meines Projektes mit anderen
Firmen englischsprachige Telefonate geführt und nach
einer kurzen Bitte meinerseits, deutlich zu sprechen,
war die Kommunikation kein Problem. Es werden immer
Fachwörter existieren, die man nicht direkt benennen
kann, sondern umschreiben muss.
Ich kann ehrlich sagen: ich habe das maximal Mögliche aus
der Chance, ein fremdes Land kennenzulernen, gemacht.
Vielen Dank.
Das Interview führte: Franziska Wels, M.A.
35
Aus dem Studiengeschehen
P r e s semitteilung - 30.09.2012
Nach dem Sieg im Professional Cup Ost gibt es wieder Grund zum Feiern: Team der BA in Dresden belegt dritten Platz beim Bundesfinale der größten bundesweiten Managementolympiade deutscher Hochschulen „EXIST-priME Cup“
Paul Sengebusch, Maria Lange, Franka Reichel, Jonas Mann, Katrin Paul und Rocco Klinke (v.l.n.r.)
Geheimnis des Erfolgs:
„Wir haben den Spaß am Wettbewerb nie durch Stress ersetzt.“
Die frisch gebackenen Absolventen der Berufsakademie (BA) in Dresden Paul
Sengebusch, Maria Lange, Franka Reichel, Jonas Mann, Katrin Paul und Rocco Klinke
haben allen Grund, um stolz auf sich zu sein. Nicht nur, dass sie am 28.09.2012 mit
mehr als 340 weiteren Studentinnen und Studenten der Matrikel 2009 ihre Urkunden
in Empfang nehmen konnten - einige Tage zuvor hatte das Team den dritten Platz
unter den verbliebenen 15 Hochschulen im Bundesfinale des größten deutschen
Managementwettbewerbs EXIST priME Cup erkämpft.
Die „Managementolympiade für Studierende“ stellt höchste Anforderungen
an ganzheitliches Denken und Handeln, an eine qualifizierte Führung von Unternehmen und fordert exzellente Präsentationen der Studierenden vor Juroren aus
der Wissenschaft und führenden deutschen Unternehmen, die dabei auch die Rolle
von Investoren oder von Vertretern der Presse übernehmen. An dem diesjährigen
Wettbewerb nahmen mehr als 3.500 Studierende (1.200 Teams) von 160 Universitäten,
Fachhochschulen und Berufsakademien teil.
36
Bereits im Juli gab es Anlass, die Leistungen der sechs Studentinnen und
Studenten der BA in Dresden zu feiern, denn sie hatten beim Professional Cup
Ost gesiegt und sich somit für das Bundesfinale beim größten bundesweiten, vom
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderten EntrepreneurshipWettbewerb EXIST PriME Cup qualifiziert. In einem würdigen Rahmen hatte Prof. Dr.
Josef Duttle, Projektleiter des EXIST priME Cup, Anfang August dem Siegerteam „BA
Dresden 1“ den Wanderpokal überreicht. Er betonte die Leistungsfähigkeit des Teams,
das sich schließlich u.a. gegen Teams von Elite-Universitäten durchsetzen konnte.
Prof. Duttle hob aber auch hervor, dass die der Berufsakademie eigene Praxisnähe –
ja, deren Integration in das Studium und damit auch das Kennen unternehmerischer
Strukturen und Denkweisen den Studentinnen und Studenten der BA in Dresden beim
Wettbewerb sicher einen wesentlichen Vorteil verschafft haben dürfte.
Am 20. und 21. September trafen sich nun in der Konrad-Adenauer-Stiftung
in Berlin die 15 besten studentischen Teams aus ganz Deutschland zum Bundesfinale. Im Finale wurden zunächst drei Gruppen mit jeweils fünf Teams gebildet,
wobei mehrere Aufgaben zur nachhaltigen Unternehmensführung zu lösen waren.
Am Beginn stand eine anspruchsvolle Fallstudie zur Bewertung von Formen der
> 02/12 Treffpunkt BA
Mitarbeiterbeteiligung; anschließend mussten die Studierenden im Rahmen eines
rechnergestützten Planspieles Ziele und Strategien entwickeln, Entscheidungen
zur Produktion, zum Marketing und zum Personal treffen sowie ein Unternehmen
nachhaltig und ökonomisch erfolgreich steuern. Eine weitere Aufgabe bestand
darin, dass die Studierenden in einer Pressekonferenz etwa 20 Juroren Rede und
Antwort standen.
Nach 16 Stunden härtester Arbeit gab die Jury ein erstes Zwischenergebnis:
das Team Berufsakademie in Dresden wurde zum Sieger in der Wettbewerbsgruppe
C gekürt. In zwei Disziplinen der Fallstudie und dem Planspiel erreichte unser Team
jeweils den ersten Platz in der Gruppe. Anschließend trafen die drei Gruppensieger
aufeinander, um den Sieger zu ermitteln. Im Rahmen einer Investorenkonferenz war
für ein Solarunternehmen zu berichten, wie sich die aktuelle Situation darstellt,
welche Pläne für die weitere Unternehmensentwicklung vorliegen und mit welchem
Nutzen weitere Investoren gewonnen werden können. Unser Team lieferte für diese
Aufgabe eine sehr gute Präsentation und belegte damit den dritten Platz unter den
verbliebenen 15 Hochschulteams.
Das Ergebnis ist ein weiterer Beweis, dass die Studierenden der Berufsakademie
in Dresden hervorragend für Führungsaufgaben qualifiziert sind, unternehmerisch
Denken und Handeln und neue Herausforderungen exzellent meistern. Die Studierenden der Berufsakademie haben im Wettbewerb mit ihren Kommilitoninnen
und Kommilitonen von Hochschulen und (Elite)Universitäten überzeugen können.
Bemerkenswert an diesem Wettbewerb ist auch das hervorragende Ergebnis für
Sachsen und Dresden; bisher hatte noch keine sächsische Hochschule einen Platz
unter den ersten fünf im Bundesfinale erreicht.
Die Studentinnen und Studenten haben sich bei der Hochschul-Managementolympiade in einem realistischen Umfeld Aufgaben gestellt, die in Unternehmen
von Geschäftsführern und Führungskräften zu lösen sind: Businesspläne entwickelt,
strategische Analysen erarbeitet, CSR-Leitbilder entworfen, Ziele und Strategien
gefunden, ein Unternehmen ganzheitlich gesteuert, unter Druck Entscheidungen
getroffen und überzeugend vor Aufsichtsräten und Gesellschaftern präsentiert. Ob
ihre konzipierten Strategien zum Erfolg führen, haben Sie dann auch noch durch
mehrere anspruchsvolle Managementplanspiele getestet.
Wir sind uns sicher: dieser Planspielwettbewerb sensibilisiert Studierende
aller Studiengänge — in Ergänzung zur theoretischen Lehre — durch Simulation
besonders in Richtung unternehmerisches Denken, trägt zu Unternehmensgründungen bei und trainiert die ganzheitliche Führung gepaart mit gesellschaftlicher
Verantwortung. Damit entspricht es dem Konzept der Berufsakademie, die Theorie
und Praxis inhaltlich und organisatorisch auf besondere Weise im wissenschaftlichen Studium verzahnt. Die Berufsakademie in Dresden ist stolz auf den Sieg
und die damit verbundene Leistung und auf den Einsatz und die harte Arbeit der
beteiligten Studenten - nunmehr Absolventen - und Mitarbeiter. An dieser Stelle
sei den Organisatoren des Exist PriME Cup sowie dem Betreuer der Teams der BA
in Dresden, Herrn Dozent Dr. Eberhard Zeiß gedankt. Gleichzeitig wünschen wir den
am Wettbewerb beteiligten Absolventinnen und Absolventen viel Erfolg auf dem Weg
(zurück) in die reale Berufswelt. Sie werden sich schnell zurechtfinden – schließlich haben sie drei Jahre Theorie UND Praxis studiert und können bereits jetzt auf
wertvolle Erfahrungen in ihren Partnerunternehmen sowie — mit den Worten von
EXIST PriME Cup — sozusagen auf ein „Startguthaben“ an Referenz zurückgreifen!
PLATZ
TEAM
1
TU/HTW Dresden/HS Mittweida
2
Uni des Saarlandes
3
BA Dresden
4
Uni Heidelberg
5
LMU München
6
Uni Freiburg
7
Uni Passau
8
Uni Wuppertal
9
DHBW Heidenheim/Ravensburg
10
FH Aachen
11
HAW Hamburg
12
FH Lübeck
13
HS Emden/Leer
14
Uni Hannover
15
Jacobs University Bremen
Nähere Informationen zum EXIST-PriME Cup unter
www.exist-primecup.de
Kontakt zur Pressemitteilung
Franziska Wels, M. A.
Referentin
Staatliche Studienakademie Dresden
Kontakt
Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden
Tel./Fax: 0351 44722-203/299
E-Mail: [email protected]
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Aus dem Studiengeschehen
„Basel III – die richtige Antwort auf die Finanzkrise“
Kolloquium der Berufsakademie Sachsen am 19. Oktober 2012
Welche Auswirkungen sind mit der Umsetzung
der neuen aufsichtsrechtlichen Anforderungen, die
unter dem Stichwort „Basel III“ diskutiert werden, zu
erwarten? Diese Frage stand im gemeinsamen Kolloquium der beiden Studienrichtungen Bankwirtschaft,
Leipzig und Finanzwirtschaft-Bank, Dresden im Focus.
Der Baseler Ausschuss erfüllt mit dem neuen
Rahmenwerk den Auftrag der G20-Staaten mit dem Ziel,
das Finanzsystem zu stärken. Wesentliche Kernpunkte
von „Basel III“ umfassen:
›
die Verbesserung der Qualität und Quantität des
Eigenkapitals von Finanzinstituten,
›
Sicherstellung einer Mindestliquidität durch einheitliche Liquiditätsstandards und
›
Moderation Prof. Lange
Herr Kämpfer
Frau Rüdiger
38
Begrenzung der Verschuldung von Banken durch
die Einführung einer Verschuldungsquote.
Antworten auf die Auswirkungen des „Basel IIIRahmenwerks“ gaben fachlich versierte und erfahrene
Referenten. Herr Kämpfer (Referent Internationale
Bankenaufsicht, DSGV) leitete mit seinem Vortrag in die
Thematik ein. In seinem Vortrag wurde deutlich, dass
die ursprünglichen Regelungen auf Finanzinstitute
abzielen, die in Form einer Aktiengesellschaft firmieren.
Die in Deutschland existierenden drei Säulen fanden
zunächst wenig Berücksichtigung. Sehr anschaulich
legte er diese Besonderheiten für das deutsche Bankensystem dar und stellte in Frage, ob damit das Ziel
der Finanzmarktstabilität tatsächlich erreicht würde.
Kritisch sieht er als Folge von Basel III besonders:
›
Verteuerung von Krediten für Unternehmen und
Kommunen
›
Verringerung der Kreditvergabemöglichkeiten
für Banken
›
Verstärkte Anreize für Finanzinstitute, Staatsanleihen zu kaufen
›
›
Förderung einer Kurzfristkultur
Benachteiligung der Kreditfinanzierung des
Mittelstands.
Er zeigte gegenläufige Effekte auf, die im Sinne
von Wirtschaftswachstum nicht wünschenswert sind.
Frau Jenny Rüdiger (Mitarbeiterin Marktfolge
Aktiv, Ostsächsische Sparkasse Dresden) stellte mit
Ihrem Thema - Auswirkungen von Basel III auf das
Beteiligungsmanagement einer Sparkasse - auf einen
speziellen Aspekt der Folgen von Basel III ab. Sie verglich
Beteiligungen unter Basel II und Basel III und verwies
> 02/12 Treffpunkt BA
auf die Veränderung der Bemessungsgrundlage und
der Berechnungsmodalitäten der Abzugsposten vom
Eigenkapital. Sie konnte mit den gewählten Beispielen
nachweisen, dass nicht ausschließlich mit einer gravierenden Neustrukturierung der Beteiligungen gerechnet
werden muss. Gleichzeitig verwies sie auf Möglichkeiten
zur Gestaltung der Beteiligungspositionen und deren
Praxistauglichkeit.
Herr Tom Niedlich (Spezialist Investmentanalyse/Management, Ostsächsische Sparkasse Dresden)
konzentrierte sich mit seinem Vortrag auf die Effekte
im Depot-A-Management, die mit der Einführung der
Liquidity Coverage Ratio (LCR) und Zentraler Kontrahenten (CCP) zu erwarten sind. Neben den Grundlagen
der neuen Kennzahl LCR, die zunächst eine Beobachtungszahl ist, wurde deutlich, dass das Depot-A mit
hoher Wahrscheinlichkeit strukturellen Veränderungen unterworfen ist. Im Vortrag wie in der Diskussion
wurde sehr stark auf die sich ändernde Bedeutung
der Pfandbriefe, der Staatanleihen und der Spezialfonds eingegangen. Herr Niedlich befasste sich auch
mit den Renditeerwartungen unter Berücksichtigung
der Kennzahl LCR. Auch er konnte widersprüchliche
Entwicklungen mit Einführung der LCR aufzeigen und
formulierte neue Fragen, wie z.B.: „Wie kann die Stärkung des harten Kernkapitals bei niedrigeren Renditen
gelingen?“ oder „Sollen höhere Risiken eingegangen
werden, damit gewünschte Renditen erzielt werden?“
Die Auswirkungen auf die Realwirtschaft am
Beispiel der Kommunalfinanzierung wurde sehr
anschaulich von Frau Larissa Fiedler (Abteilungsdirektorin Unternehmensfinanzierung, Bundesverband
deutscher Banken e.V.) erläutert. Ausgehend von der
schwierigen Finanzsituation, über die Finanzierungsstruktur deutscher Kommunen wurden die wesentlichen
Auswirkungen von Basel III aufgezeigt. Sie wies auf den
Zusammenhang der Leverage Ratio sowie Net Stable
Funding Ratio und auf die Finanzierung von Kommunen
hin, deren Kreditkonditionen sich damit verändern
werden. Ihre Ausführungen richteten sich auch auf
die Staatsschuldenkrise, in deren Konsequenz auch
parallele Entwicklungen zu den Kommunen hergestellt
werden können. Ein weiterer Schwerpunkt waren die
Perspektiven, die sich mit den Auswirkungen von Basel
III andeuten. So werden sich Kommunen sukzessive
neue Finanzierungsmöglichkeiten erschließen. Gewisse
Parallelen zur Entwicklung der letzten Jahre zur Unternehmensfinanzierung wurden aufgezeigt.
Abgerundet wurden die Vorträge mit den Ausführungen von Dr. Tobias Knedlik (Abteilung Makroökonomie,
Institut für Wirtschaftsforschung Halle), indem er die
wirtschaftspolitischen Herausforderungen im Zuge
der Schulden- und Vertrauenskrise herausarbeitete.
Mit umfangreichem Zahlenmaterial (Entwicklung des
Bruttoinlandsproduktes, des Welthandels, der Verbraucherpreise, der Arbeitslosenquote, der Zinsen u.a.) wurde
die aktuelle Lage der Euroländer eingeschätzt. Dabei
wurde deutlich, wo die Ursachen für Fehlentwicklungen
der letzten Jahre liegen. Ein weiterer Schwerpunkt lag
auf den bisherigen wirtschaftspolitischen Maßnahmen
in Europa, wie
›
›
›
›
›
Herr Niedlich
die Staatshaushaltsanierungen,
Strukturreformen,
Rettungsschirm-Programme für Krisenländer,
die Bankenunion oder
der Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB.
Gleichzeitig verwies Herr Dr. Knedlik auf noch
fehlende Konzepte zur Bewältigung der Krise.
Das Feedback der Teilnehmer - Studenten und
Dozenten der beiden Standorte der Berufsakademie
sowie interessierte Praxispartner wie die Bürgschaftsbank Sachsen, die Commerzbank, die HypoVereinsbank
Dresden, die Ostsächsische Sparkasse Dresden, die
Sächsische Aufbaubank – Förderbank, Universität
Leipzig oder die Wirtschaftskanzlei – Dresden war
durchweg positiv. Einige Beispiele:
Frau Rebecca Broschwitz, Studentin 5. Semester,
BA in Dresden: „Basel III ein spannendes Thema – die
Veranstaltung hat die unterschiedlichen Sichtweisen des
Themas gut abgebildet und aufgezeigt wie komplex das
neue Regelwerk ist. Besonders interessant waren die
Ausführungen der Absolventin der Berufsakademie Frau
Jenny Rüdiger, die die Ergebnisse Ihrer Bachelorthesis
vorstellte. Sie konnte nach intensiver Beschäftigung
mit dem Thema feststellten, dass die Veränderungen
mit Basel III im konkreten Fall nicht so gravierend sind
wie ursprünglich erwartet. Es bleibt weiter spannend
und motivierend in diesem Beruf zu arbeiten."
Herr Dr. Volker Weber, Dozent an der BA in Glauchau
und in Dresden: „Eine gelungene Veranstaltung, die mittels
ausgewählter Aspekte nochmals auf die Bedeutung der
neuen Basel-III-Regelungen hinwies und aufzeigte, dass
in einigen Bereichen noch konkretisierende Informationen von der Bankenaufsicht erwartet werden dürfen.“
Dr. Knedlik
Autorinnen
Dr. oec. Christine Schmidt
Leiterin des Studienganges Finanzwirtschaft-Bank
Staatliche Studienakademie Dresden
Frau Fiedler
Kontakt
Hans-Grundig-Straße 25 in 01307 Dresden
Tel.:/Fax: 0351-44722-640/9640
E-Mail: [email protected]
Dr. Bettina Lange
Leiterin des Studienganges Bankwirtschaft
Staatliche Studienakademie Leipzig
Kontakt
Schönauer Straße 113a in 04207 Leipzig
Tel.:/Fax: 0341-42743–441/331
E-Mail: [email protected]
Diskussionen
> 02/12 Treffpunkt BA
39
Aus dem Studiengeschehen
Drop it!
Campus Dual
Abschlussveranstaltung Projekt „Anschaffung und Einführung einer zentralen Campussoftware an der Berufsakademie Sachsen“
Autoren
Carsten Biesok
Praxisbetreuer
Ostsächsische Sparkasse
Yvonne van Haß, Isabell Küßner, Saskia Böhme
Studenten im 4. Semester Finanzwirtschaft-Bank
Staatliche Studienakademie Dresden
Kontakt
Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden
„Haben Sie ein Thema für eine Projektarbeit an der
BA?“ Der Anruf aus der Personalentwicklung war eine
in Frageform gekleidete Anforderung, eine solches zu
haben. Praxisnah und aktuell sollte es sein. Auf meinem
Monitor sah ich gerade einen Gestattungsvertrag zur
Installation einer Photovoltaikanlage auf einem fremden
Grundstück. Die „Energiewende“ mit ihren vielschichtigen Auswirkungen war Thema in allen Medien. „Die
Finanzierung von Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer
Energie und deren Absicherung“ - kann das ein Thema
für eine Projektarbeit im 4. Semester an der BA sein?
Sicher, es ist komplex. Aber wollen wir Praxispartner
nicht Absolventen von der BA, die später Fragestellungen
auch von mehreren Perspektiven betrachten können.
„Ja, ich habe eine.“, antwortete ich dem Kollegen aus
der Personalentwicklung.
„Als wir unser Thema für die Projektarbeit gesehen
haben, dachten wir, es wurde doch eigentlich schon zur
Genüge diskutiert. Zu diesem Zeitpunkt ahnten wir noch
nicht, wie vielfältig diese Aufgabenstellung sein kann.“,
sagte Saskia Böhme, spätere Leiterin des Projektteams.
Nach der ersten Projektsitzung war ich mir nicht
mehr sicher, ob das wirklich eine gute Idee war. Ich hatte
das Gefühl, die Aktualität hatte die Studenten angesprochen, einen richtigen Zugang zu den unterschiedlichen
Facetten hatten sie nach meinem Empfinden noch
nicht. Insbesondere die sich stellenden spannenden
Rechtsfragen schienen nicht im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. Eine für einen Juristen nur schwer zu
akzeptierende Erkenntnis. Aber detailliert vorgeben, wie
40
das Thema auszufüllen ist, wollte ich
nicht. Ich sah, wie die Projektgruppe
bereits in der ersten Zusammenkunft
anfing, sich zu organisieren und das
Thema zu strukturieren. „Am besten,
wir richten uns eine Dropbox ein, in
der wir unsere Arbeitsstände ablegen.
Sollen wir Sie freischalten, Herr Biesok?“,
war die Abschlussfrage einer Studentin.
„Dropbox“ – die einzige Box, die ich für
mein Studium genutzt hatte, war das
Blechgehäuse eines Tischcomputers
mit einem 8086-Prozessor und die
Arbeitsstände wurden mit einem
24-Nadel-Drucker, der einem Höllenlärm
zur Freude aller Nachbarn verbreitete,
auf das Papier gebracht. „Danke, erst
einmal nicht.“, war meine Antwort. Ich
brauchte Zeit zum Googeln.
„Unser Projektteam bestand aus
sechs sehr verschiedenen Charakteren,
die in den letzten drei Semestern ihre
eigenen Arbeits- und auch Schreibstile entwickelt hatten.
Es galt alle auf einen Nenner zu bringen. Hinzu kam, dass
wir uns natürlich auch mit dem sehr anspruchsvollen
Thema auseinandersetzen mussten. Das alles brauchte
seine Zeit.“, sagte Yvonne van Haß, Teammitglied.
Ein Monat verging, ohne dass das Projektteam ein
Lebenszeichen von sich gegeben hatte. Hatte ich nicht
deutlich genug gesagt, dass sie sich melden sollten,
wenn sie Fragen haben? Dann kam eine Mail mit der
Gliederung. Ich erinnerte mich an die Aussage eines
Professors von mir. An der Gliederung erkennt man,
ob ein Thema verstanden wurde. An dem Maßstab
gemessen, brauchte ich mir keine Sorgen zu machen.
Meine Anregungen wurden – selbstverständlich erst
nach Beratung und Abstimmung im Projektteam übernommen. Die Abstimmung war einstimmig, ließ
man mich wissen.
„Nachdem die Gliederung stand, sollte jeder recherchieren und seinen Teil schreiben, um Herrn Biesok
einen ersten Entwurf präsentieren zu können.“, sagte
Isabell Küßner, spätere Protokollantin.
Nach weiteren sechs Wochen bekam ich dann den
ersten Entwurf. Er wurde aus den verschiedenen „Dropbox“Textteilen in eine mailversandfähige Gesamtfassung für
mich zusammengestellt. Mit dieser neuen Box hatte ich
mich immer noch nicht angefreundet. Dafür umso mehr
mit dem ersten Entwurf. Er hatte andere Schwerpunkte,
als ich sie mir vorgestellt hatte. Aber die Aspekte, die
ich in der ersten Projektsitzung als zu behandelnde
Punkte aufgegeben hatte, wurden behandelt. Daneben
> 02/12 Treffpunkt BA
waren detaillierte Wirtschaftlichkeitsberechnungen in
einem Excel-Tool mit dabei. Mein erster Gedanke war:
Das ist nicht selbstgemacht. Gefunden habe ich das
Tool im Internet jedoch nicht. Und in der nächsten Projektsitzung habe ich auf jede Nachfrage eine fundierte
Antwort bekommen. Das Tool war selbst erstellt. Auch
in der Diskussion über die anderen Teile merkte ich, wie
intensiv sich die Studenten mit der komplexen Materie
auseinander gesetzt haben.
„Das erste Treffen mit Herrn Biesok war für uns sehr
wichtig, da wir zwar viele Informationen gesammelt
hatten, aber ein roter Faden fehlte. Es war wichtig
über die Schwerpunkte zu reden.“, sagte Kevin Pröger,
Teammitglied.
Als mir die Arbeit vorgelegt wurde, konnte ich
nur sagen: Respekt für die Leistung! Vor mir lag eine
Ausarbeitung, die alle Aspekte der Finanzierung von
regenerativen Energieanlagen fundiert beleuchtet. Sie
ist keine theoretische Abhandlung über den Klimawandel oder die Energiewende, sondern zeigt das auf, was
Banken bei der Finanzierung von Investitionen in regenerative Energien beachten müssen. Von den gesetzlichen
Rahmenbedingungen im Gesetz über die erneuerbaren
Energien, über die Rentabilitätsberechnung aus Sicht
einer Bank bis zur Absicherung der Finanzierung über
klassische Kreditsicherheiten. In ihr ist das zusammengeführt, was sonst in verschiedenen Bereichen in einer
Bank weitgehend isoliert betrachtet wird.
Doch was nützt die beste Arbeit, wenn sie nicht in
Entscheidungsprozesse innerhalb eines Unternehmens
einfließt. Die mündliche Präsentation der Projektergebnisse in der BA war für mich weit mehr als der Beauty
Contest der Studenten. Vielmehr gilt es, die detailliert
erarbeiteten Kenntnisstände wieder auf die Kernaussagen zu reduzieren und so zu vermitteln, dass ein
Entscheidungsträger allein auf Basis der Präsentation
seine Entscheidung treffen kann. Auch das gelang den
Teilnehmern in beispielhafter Form. Die Präsentation
war kein Sprechzettel im PowerPoint-Format, sondern
begleitete die frei vorgetragenen Inhalte durch Übersichten und Grafiken.
Die Projektarbeit beweist das hohe fachliche Niveau
des Studiums an der BA mit einem gleichzeitig starken
Bezug zu den Anforderungen in der Praxis. Sie zeigt,
dass auch komplexe Themen bearbeitet und die Arbeit
von Praxispartnern verwendet werden kann. Neben
den fachlichen Inhalten erhalten die Studenten auch
Methodenfähigkeiten, die in der Berufspraxis heute
unerlässlich sind. Nur am Rande – meine Dropbox
nutze ich mit wachsender Begeisterung weiter. So
war die Projektarbeit auch für mich der Einstieg in
die Cloud-Technologie.
Abbildung 1: Gebäude der SAP AG, Niederlassung Dresden
Abbildung 2: Grußwort von Herr Ministerialrat Jaekel
Prof. Dr. Kröppelin hob in seinem Redebeitrag die
Am 11. Oktober 2012 fand im Gebäude der SAP AG
in Dresden die Abschlussveranstaltung des mit Mitteln Bedeutung moderner IT als eine wichtige Grundlage
der Europäischen Fonds für Regionale Förderung finan- für die Weiterentwicklung der Berufsakademie Sachsen
zierten Projekts „Anschaffung und Einführung einer hervor. Er stellte einen Zusammenhang zwischen der
zentralen Campussoftware an der Berufsakademie Entwicklungskonzeption der Berufsakademie Sachsen
Sachsen“ statt. Zu den Gästen gehörten neben den und den darin enthaltenen Themen Internationalisierung,
Projektbeteiligten, Vertreter des Sächsischen Ministe- Weiterbildung, Qualitätsmanagement, Strukturen und
riums für Wissenschaft und Kunst, die Direktorin und Studienangebote her und leitete daraus die zwingende
Direktoren der Berufsakademie Sachsen und Thüringen, Notwendigkeit der Einführung eines Campus-Managesowie Kanzler und Vertreter aus den Rechenzentren ment-Systems ab. Das an der Berufsakademie Sachsen
der Hochschulen für angewandte Wissenschaften aus „Campus Dual“ getaufte Campus-Management-System
stellt nach Meinung von Prof. Kröppelin ein Werkzeug dar,
Dresden, Mittweida und Zwickau.
Im Grußwort von Herrn Ministerialrat Jäckel (Leiter welches in den nächsten Jahren wesentlicher Bestanddes Referates Fachhochschulen und Berufsakademie) teil für die weitere Entwicklung der BA Sachsen – auch
wurde der Tatsache, dass die Berufsakademie Sachsen in eine Duale Hochschule – ist. Ein weiterer wichtiger
an allen sieben Staatlichen Studienakademien ein ein- Aspekt, welcher mit der Einführung von Campus Dual
heitliches zentral implementiertes Campus-Management- verbunden wird, ist die deutliche Verbesserung des
System eingeführt hat, große Bedeutung beigemessen. Serviceangebotes für Studierende, nebenberuflich
Die hierdurch zu erwartenden Synergien stellen ein tätige Lehrkräfte, Praxispartner und Angestellte der
besonderes Leistungsmerkmal für die Berufsakademie Berufsakademie.
Der Geschäftsführer der VEGA Deutschland GmbH
Sachsen dar und sind beispielhaft auch für andere
Herr Müller griff diesen Gedanken auf und erweiterte
sächsische Hochschulen.
ihn. Die Potentiale moderner Campus Managementsys-
> 02/12 Treffpunkt BA
Abbildung 3: Prof. Dr. Kröppelin, ehemaliger Direktor der
Staatlichen Studienakademie Dresden und Direktor der
Direktorenkonferenz der BA Sachsen
teme zu denen neben den bereits genannten auch die
Prozessorientierung sowie offene und standardisierte
Schnittstellen gehören, stellen eine Herausforderung
für alle Beteiligten dar. Herr Müller erläuterte dies
am Beispiel des mit der Berufsakademie Sachsen
durchgeführten Projektes und reflektierte dabei auch
auf andere ähnlich gelagerte Projekte des durch ihn
geführten Unternehmens.
Abbildung 4: Herr Müller, Geschäftsführer VEGA Deutschland GmbH
41
Aus dem Studiengeschehen
Frau Gardner, die verantwortliche Projektleiterin
von VEGA im letzten Drittel des Projektes, vertiefte
diese Aussagen, indem sie den Zusammenhang zwischen Organisation und Campus-Management-System
herstellte. Die Einführung eines Campus-ManagementSystems ist immer auch ein (Re-) Organisationsprojekt.
In ihren Ausführungen schilderte sie des Weiteren sehr
detailliert welche Aufgaben und Herausforderungen im
letzten Drittel des Projektverlaufes von der Projektleitung bewältigt werden mussten. Zu den kritischen
Erfolgsfaktoren gehören:
›
eine offene und kontinuierliche Kommunikation
und Transparenz,
›
gutes Expertenwissen sowohl über die eingesetzte
Software als auch über die Prozesse der BA,
›
›
klare Verantwortlichkeiten,
Im zweiten Teil seiner Ausführungen ging Herr
Schweitzer auf die damit zusammenhängenden Herausforderungen für den weiteren Betrieb näher ein. Dazu
gehört neben der Sicherstellung des Supports, die weitere
Anpassung an die Standortspezifika bei gleichzeitigem
Beibehalten des „Harmonisierungs-Gedankens”. Der
Nutzen des Campus-Management-Systems wird durch
den Anwender realisiert. Der Umgang des Anwenders
mit seinem System entscheidet also, ob Nutzen ent-
Demografischer Wandel in Theorie und Praxis
Zum neunten Mal veranstaltete das Institut für Holztechnologie Dresden (IHD) vom 28.-29. November 2012 die Fachtagung
„Möbeltage in Dresden“. Im Rahmen der bestehenden Kooperation unterstützte erstmals die Berufsakademie Sachsen die
Vorbereitungen und Durchführung.
Die alle zwei Jahre stattfindende Fachtagung war
sowohl wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungen als auch ökologischen Anforderungen an die
Möbelfertigung und den Innenausbau gewidmet. 2012
standen dabei anwenderorientierte und innovative
Lösungen insbesondere mit Blick auf die Herausforderungen des demografischen Wandels und der
veränderten Kundenanforderungen im Vordergrund.
Die 16 Fachvorträge standen unter der Frage „Was
kommt auf die Branche zu?“ Thematisch spannte sich
der Bogen von den Veränderungen bei den Anforderungen an die Möbel seitens der älter werdenden Kunden
sowie deren Nutzungsverhalten über die neuen Anforderungen an die Hersteller bis hin zum Vertrieb. Die
Referenten erläuterten, auf welche Herausforderungen
sich Hersteller in punkto Belegschaftsstruktur und
Logistik einstellen müssen. Beispiele aus Forschung und
Industrie zeigten, wie die Erwartungen der Kunden an
zukünftige Möbelfunktionalitäten und -nutzung, zum
Beispiel im Bereich der Beschlagentwicklung, erfüllt
werden können.
Am zweiten Tag standen neue Entwicklungen in
der Möbelfertigung wie die Innovationsdynamik bei
Möbelwerkstoffen, Fragen der Schall- und Schwingungsreduktion bei der Bearbeitung und Trends bei neuen
Oberflächen im Mittelpunkt. Über die Problematik des
Gebrauchsverhaltens neuartiger Küchenoberflächen
wurde der Kreis mit weiteren Beiträgen zu Benutzeranforderungen und entsprechenden Möbelentwicklungen
geschlossen. Abgerundet wurde das Programm mit
Beiträgen zu Entwicklungen und Trends auf dem russischen Markt und zum Internethandel. Zwei inhaltsreiche
und der Rückhalt durch die Hochschulleitung.
Abbildung 6: Campus Management-System der SAP AG
Nach Ansicht von Frau Gardner stellt der erfolgreiche Abschluss des Campus-Management-Projektes
der BA Sachsen einen „Leuchtturm“ in der Hochschullandschaft Deutschlands dar.
Im abschließenden Vortrag erläuterte Prof. Dr.
Schweitzer exemplarisch am Beispiel des Standortes Dresden die Ausgangssituation der BA Sachsen
und stellte dieses dem neu eingeführten CampusManagement-System der SAP AG gegenüber. Einige
der Neuerungen wie:
Abbildung 5: Frau Gardner, Projektleiterin MG Consulting
›
›
›
die Abbildung des kompletten Bewerbungsprozesses,
›
die Integration des Lehrauftragsmanagements in
die Semesterplanung,
›
die integrierte Self-Service-Plattform für Studierende und Lehrbeauftrage,
›
und das Betriebskonzept
die komplette Abbildung des Studienprozesses,
die einheitliche und sichere Verwaltung von
Prüfungsleistungen,
steht oder nicht. In diesem Zusammenhang erlangt die
Schulung der Anwender besondere Bedeutung.
Im Fazit kann konstatiert werden, dass die Entscheidung der BA Sachsen für das Campus-Management-System
der SAP AG richtig war, da diese Lösung wirtschaftlich
ist und alle geforderten Punkte des Leistungsverzeichnisses abdeckt sowie darüber hinaus auf Grund seiner
modernen Architektur und Flexibilität in der Lage ist
auch zukünftige Anforderungen zu erfüllen. Mit dem
Vortragstage und die traditionelle Abendveranstaltung
boten in gewohnter Weise Gelegenheit zum Wissensund Erfahrungsaustausch mit Partnern und Kollegen
aus der Branche.
Fachkräfte gesucht
Aufgrund der demografischen Entwicklungen wird
schon heute ein Fachkräftemangel prognostiziert, der
für viele Unternehmen in zunehmendem Maße zu einem
limitierenden Faktor für Wachstum und Erfolg wird.
Passend zum Fokus der diesjährigen Möbeltage
wurde deshalb als Tagungsort der neue Campus der
Berufsakademie Sachsen in Dresden ausgewählt.
Ergänzend zum Vortragsprogramm nutzten am Nachmittag des ersten Veranstaltungstages Unternehmen
die Möglichkeit, im Rahmen eines „Karriere-Treffs“ mit
Studenten und Absolventen vorrangig holztechnisch
orientierter Hochschulen und Ausbildungsstätten ins
Gespräch zu kommen.
Zusammenarbeit in Theorie und Praxis
Ein Weg, um im eigenen Unternehmen dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist selbst auszubilden.
Das Institut für Holztechnologie Dresden fungiert seit
vielen Jahren als Praxispartner der Berufakademie
Sachsen in Dresden. Allein im Jahr 2012 wurden Ausbildungsverträge mit sechs Studenten geschlossen.
Derzeit werden 13 Studenten in den Studienrichtungen
Holz- und Holzwerkstofftechnik, Informationstechnik
und Eventmanagement ausgebildet. In diesem Jahr
wurde die Kooperation auf die BA in Riesa erweitert.
Abbildung 7: Prof. Dr. Schweitzer, Projektleiter BA
Sachsen
eingeführten System sichert sich die Berufsakademie
Sachsen hinsichtlich des Campus-Management-Systems
langfristig die Zukunft.
Durch alle Redner wurde den am Projekt beteiligten
Mitarbeitern der Berufsakademie Sachsen, der VEGA
Deutschland GmbH, der Firma MG Consulting, der Firma
in4md und der Dr. Pape Consulting für ihre engagierte
Arbeit gedankt, die letztlich zum erfolgreichen Abschluss
des Projektes geführt hat.
Kontakt zum IHD
Autor
Prof. Dr.-Ing. Frank Schweitzer
Stellvertretender Direktor
Staatliche Studienakademie Dresden
Institut für Holztechnologie
Dresden gemeinnützige GmbH
Kontakt
Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden
Tel./Fax: 44722-200/299
E-Mail: [email protected]
Institut für Holztechnologie gemeinnützige GmbH
Zellescher Weg 24 in 01217 Dresden
Tel.: 0351 4662 0
E-Mail: [email protected]
Internet: www.ihd-dresden.de
wurden exemplarisch vorgestellt und erläutert.
42
Darüber hinaus engagieren sich zahlreiche Mitarbeiter
des IHD im Rahmen ihrer umfangreichen Lehrtätigkeit, u.a.
zu Themen wie Anwendung neuer Werkstoffe, Leichtbau,
Applikation von Beschichtungen sowie Oberflächen- und
Möbelprüfung, an der Berufsakademie. Im Sinne einer
praxisnahen Wissensvermittlung gehört der Blick in die
Labore und Technika des IHD dazu. Der neue Leiter der
Berufsakademie, Herr Prof. Andreas Hänsel, ist zudem
aktives Mitglied des Kuratoriums des IHD.
Die Verknüpfung von Theorie und Praxis hat sich
für das IHD als erfolgreiches Konzept erwiesen. So
betreuten Studenten das Projekt „Möbel für einen
Konferenzraum“ von der Idee bis zur Umsetzung.
Gefragt waren dabei Wissen zu Konstruktion und
Materialeigenschaften und -verarbeitung bis hin zum
handwerklichen Geschick beim Bau von Mustermöbeln
in den Werkstätten des IHD und der BA.
Aufgrund der guten Erfahrungen werden IHD und
BA auch in Zukunft verstärkt kooperieren. Und vielleicht
sind es die heute gemeinsam ausgebildeten Studenten,
die morgen Möbel für Jung und Alt entwickeln.
Der Tagungsband zu den diesjährigen Möbeltagen
kann zum Preis von 55,- € im IHD-Veranstaltungssekretariat, Frau Kühne (Telefon 0351/4662-326; E-Mail
[email protected]), bestellt werden.
> 02/12 Treffpunkt BA
> 02/12 Treffpunkt BA
43
Career Service
Wege in die berufliche Praxis
Entwickeln und erweitern Sie Perspektiven, wohin die Wege Sie führen könnten.
Bereiten Sie sich auf diese Wege vor, indem Sie Strategien und Konzepte kennen
lernen, die Ihnen helfen, gesund und ausgeglichen zu bleiben. Kommen Sie mit uns,
den praxiserfahrenen BeraterInnen und Coaches über Fragen, die sich unterwegs
stellen, ins Gespräch!
Beratung ermöglicht Orientierung in beruflichen Konflikt- und Entscheidungssituationen. In der personen- und prozessorientierten Beratung stehen Sie als Person
mit Ihrem Entscheidungsprozess im Mittelpunkt. Unser Coaching-Angebot zeichnet
sich durch eine explizite Praxisorientierung aus. Wir unterstützen Sie darin, die
eigene berufliche Rolle zu finden und einzuüben, sowie gezielt Schlüsselkompetenzen (weiter-) zu entwickeln.
Coaching und Beratung zu den Themen:
›
›
›
›
›
Ihre AnsprechpartnerInnen:
BERATUNG UND COACHING:
Frank Thorausch
Dipl.-Sozialpädagoge, Sozialmanager, Systemischer Berater
Telefon: 0351-4690283, E-Mail: [email protected]
Sabine Grimm M.A. Erziehungswissenschaften,
Beraterin (personenzentriert), Career Consultant
Telefon: 0351-4690282, E-Mail: [email protected]
Bitte informieren Sie sich über aktuelle Termine und Anmeldeverfahren auf unserer
Homepage: www.ehs-careerservice.de
Kontakt zum Career Service
Zeitmanagement im dualen Studium
Career Service der Evangelischen Hochschule
Gerokstraße 16, 1. OG in 01307 Dresden
Internet: www.ehs-careerservice.de
Berufswegeplanung
Erstellung eines Kompetenzprofils
Bewerbungsstrategien & Bewerbungsmappencheck
Schreibcoaching beim Anfertigen von Forschungs- und Abschlussarbeiten
Finanziert aus Mitteln der Europäischen Union und des Freistaates Sachsen
Der Career Service der ehs freut sich auf die Studierenden der Berufsakademie Sachsen,
Staatliche Studienakademie Dresden und wünscht ein spannendes Wintersemester!
44
> 02/12 Treffpunkt BA
> 02/12 Treffpunkt BA
45
Aus dem Studiengeschehen
Feierliche Exmatrikulation der Matrikel 2009
Wie in jedem Herbst wurden auch in diesem Jahr Ende September den Absolventen der BA in Dresden die Urkunden und Zeugnisse in einem feierlichen Rahmen
überreicht. Das ist eine gute Tradition, die sich seit den Anfangsjahren durch die
Geschichte der Berufsakademie in Dresden zieht. Die Feierlichkeit, eingerahmt von
ausgewählten Gästen, Musikstücken und Redebeiträgen würdigt die Leistungen
und Erfolge der Absolventen, die nach drei Jahren intensivem Studiums nun die
Früchte ihrer Arbeit ernten.
Die Matrikel 2009 sind der erste Jahrgang von Studentinnen und Studenten, die
nicht mehr alle drei Jahre ihres Studiums noch an den beiden stark sanierungsbedürftigen Standorten der BA in Dresden auf Heide- und Weinbergstraße verbracht
haben. Alle Absolventen haben den neuen, modern und funktional ausgestatteten,
studierwürdigen Campus auf der Hans-Grundig-Straße 25 kennen gelernt und ihre
wissenschaftliche Abschlussarbeit hier verteidigt. Letztlich waren nicht die „vier
Wände“ um die Studenten, sondern deren Ehrgeiz und Durchhaltevermögen, die
Kompetenz der Lehrenden, das Engagement der Praxispartner und die Ausstattung
der Labore mit hochmoderner Technik ausschlaggebend für einen erfolgreichen
Weg zum Bachelor- bzw. Diplomabschluss.
Für die Absolventen der Matrikel 2009 war die Übergabe ein letzter Schritt
zum ersehnten Ziel. Insgesamt konnten 81 Prozent der Studienanfänger aus dieser
Matrikel nun ihre Urkunde auch in Empfang nehmen. Zahlreiche Auszeichnungen
besonderer Leistungen krönten die Veranstaltung auch in diesem Jahr. So ging
der Karl-Schmidt-Preis des Verbandes der Holz und Kunststoffe verarbeitenden
Industrie auch in diesem Jahr an einen Absolventen der Berufsakademie in Dresden.
Herr Malte Sangel, Absolvent des Studienganges Agrarmanagement wurde
von der Leipziger Ökonomischen Sozietät für seine hervorragende Bachelorarbeit
ausgezeichnet. Die Sozietät prämiert die jeweils beste Arbeit eines Studienjahres
in Abstimmung mit der Studiengangleitung und stellt dabei den Nutzen für den
Praxispartner und den nachweisbaren Eigenanteil des Studenten an der Ergebnisentwicklung in den Mittelpunkt der Bewertung.
Den Wanderpokal des Vorausscheids zum größten deutschen Managementwettbewerb
deutscher Hochschulen hatten die sechs Studentinnen und Studenten des Studienganges
Betriebswirtschaft-Industrie bereits im Juli mit ihrem Sieg beim Professional Cup Ost
nach Dresden gebracht. Zur feierlichen Exmatrikulation nun wurde ihr nächster Erfolg
– der dritte Platz im Finale des bundesdeutschen Hochschul-Planspielwettbewerbs mit
Stolz ausgezeichnet (s. Bericht S. 36)
Der Weg ist schon beschritten – die Absolventen haben die einzigartige Dualität aus
Wissenschaft und Berufspraxis bereits im Studium gelebt und gehen nun nicht auf unbekannte Pfade, sondern stehen nunmehr sozusagen vor dem Wiedereintritt ins Berufsleben.
Wir wünschen für den weiteren Lebensweg alles Gute und freuen uns, die Absolventen künftig als Alumni wieder an der BA begrüßen zu dürfen!
Veranstaltungsort zur feierlichen Exmatrikulation
Malte Sangel B.A., Absolvent des Studienganges Agrarmanagement wurde von der Leipziger Ökonomischen Sozietät für seine hervorragende Bachelorarbeit ausgezeichnet.
Autorin
Franziska Wels, M. A.
Referentin
Staatliche Studienakademie Dresden
Kontakt
Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden
Tel./Fax: 0351 44722-203/299
E-Mail: [email protected]
Herr Dipl.-Ing. (BA) Christian Schulze Johann erhielt die Auszeichnung mit dem KarlSchmidt-Preis des Verbandes der Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrie
Die BA-Absolventen, Drittplatzierten beim bundesweiten ExistPrime Cup bedanken sich
bei ihrem Coach und Dozenten Herr Dr. Eberhard Zeiß.
Dankesrede der Absolventen Katja Wellmann, Dipl.-Ing. (BA) Matrikel 2009
Sehr geehrter Herr Prof. Kröppelin,
sehr geehrte Studiengangsleiter,
sehr geehrte Damen und Herren Dozenten,
liebe Absolventen,
liebe Angehörige und Gäste,
wann sind Sie das letzte Mal aufgefallen?
Nun, auch wir, die Studentinnen und Studenten des
diesjährigen Abschlussjahrgangs der Berufsakademie
in Dresden fallen immer wieder auf.
Heute zum Beispiel fallen wir dadurch auf, dass
wir unser Studium erfolgreich abgeschlossen haben
und dies heute Abend im Ballhaus Watzke gebührend
feiern werden.
Der Abschluss des Studiums ist für uns Ende und
Anfang zugleich. Zum einen endet eine wichtige Zeit
in unserem Leben. Eine Zeit, in der wir viel gelernt
habenDie BA in Dresden mit ihren guten Studienbedingungen vermittelte uns das nötige Fachwissen,
46
> 02/12 Treffpunkt BA
in unseren Praxisbetrieben versuchten wir dieses
Fachwissen in die Praxis umzusetzen und in unseren
Seminaren weiterzuentwickeln. Dieses Wissen haben
wir dann möglichst korrekt, wissenschaftlich fundiert
und smart formuliert in unsere Semesterarbeiten – bis
hin zur Diplom- bzw. Bachelorarbeit – verpackt.
Das ist uns mal besser oder mal schlechter gelungen. Wir werden heute in die Arbeitswelt entlassen,
mit Ideen im Kopf wie Arbeit ist und wie Arbeit sein
könnte, mit Träumen, wie wir Arbeit verändern können
und ihr unseren eigenen Stempel aufdrücken.
Wir BA-Absolventen haben etwas gelernt, das
nun angewendet werden will. Das reicht uns nicht. Wir
brauchen Mut zum Scheitern und Kraft fürs Risiko. Wir
brauchen Glück und Verstand und Rahmenbedingungen, die unseren Bedürfnissen Rechnung tragen. Wir
haben Neugier ohne Verfallsdatum und mischen uns
in Arbeitsabläufe und Diskussionen ein.
Goethe sagte einmal: „Alles was uns begegnet,
lässt Spuren zurück. Alles trägt unmerklich zu unserer Bildung bei.“
Abschließend ist uns ganz speziell aufgefallen, wie
viele gute und prägende Begegnungen und Erfahrungen
wir in unserer Studienzeit machen durften, fachlich
genauso wie im sozialen Bereich.
Im Namen aller 340 Absolventinnen und Absolventen des Abschlussjahrgangs 2012 möchte ich
mich herzlich bei den jeweiligen Studiengangsleitern, wie auch allen Dozierenden bedanken, die alle
dazu beigetragen haben, dass wir uns mit einem gut
gepackten Rucksack auf den Weg machen. Auf einen
Weg, der von verschiedenen Gefühlen geprägt sein
wird: Gefühle der Vorfreude, Wehmut, Ungewissheit
aber auch der Aufregung. Ein ganz besonderer Dank
geht an unseren Direktor Herrn Prof. Kröppelin, der
sich mit der heutigen Feier in seinen wohlverdienten
Ruhestand verabschiedet. Weiterhin danken wir allen
Verwaltungsangestellten der BA in Dresden, die es eines zu sagen: Wir bleiben einer Konstanten treu: Wir
nicht immer leicht mit uns hatten. Die Hälfte unserer werden weiterhin auffallen. Wir werden auffallen als
Studienzeit waren wir bei unseren Praxispartnern, die gut ausgebildete, motivierte, zielstrebige und zuveruns die Möglichkeit gaben unser Wissen anzuwenden lässige Ingenieure und Bachelor, die ihren Berufs- und
Lebensweg selbstbewusst und selbstsicher gestalten.
und weiterzuentwickeln. Wir danken dafür!
Der größte Dank gilt aber den Menschen ohne die
wir heute nicht hier stehen würden, die immer für uns „Eiskalt starten, Knallhart durchziehen, Radikal weida waren und uns immer zur Seite standen. In guten tergehen, Erfolgreich landen.“
wie in stressigen Zeiten. Ohne die es oft nicht möglich
gewesen wäre ein Studium zu beginnen. Ja liebe Eltern, Wir fallen auf!
ihr seid gemeint. Danke, dass es euch gibt!
Der Abschluss unseres Studiums steht am Ende
einer wichtigen und intensiven Zeit. Wie bereits erwähnt,
ist es das Ende eines alten und gleichzeitig der Anfang
eines neuen Lebensabschnitts. Dies ist ein unheimliches, aber genauso schönes und aufregendes Gefühl.
Ich wünsche euch allen, die mit mir studiert haben,
ganz viel Erfolg und das nötige Quäntchen Glück auf
eurem weiteren Lebensweg. Und so bleibt mir nur noch
> 02/12 Treffpunkt BA
47
Aus dem Studiengeschehen
Absolventenball 2012
Eröffnungsrede zum Absolventenball 2012
Dr. Thomas Graßmann
Liebe Absolventinnen,
liebe Absolventen,
liebe Eltern,
liebe Gäste,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
was für ein schöner Abend! Bereits jetzt. Und vielversprechend mit Blick auf das, was wir heute daraus
machen. Ich hätte heute Abend keine Bühne gefunden
und Sie keinen Ballsaal, wenn sich nicht zwei Ihrer
Kommilitonen mächtig ins Zeug gelegt hätten: Ich
möchte das Podium zunächst dazu benutzen diesen
beiden Personen publikumswirksam zu danken: Karina
Tanneberger und Marco Linke, die dabei tatkräftig von
meiner Kollegin Franziska Wels unterstützt worden sind.
Dafür gibt es von uns ‘was zu lesen - und - das ist
doch bestimmt auch einen Applaus wert …
Nach der feierlichen Exmatrikulation einfach nach
Hause gehen? Nein, das wollten wir nicht. Stattdessen
wollten wir unseren Abschluss und gleichzeitig letzten
Tag mit den Menschen, mit denen wir drei Jahre lang
in den Vorlesungen gesessen, gelernt und gelacht
haben, gebührend feiern. Diesen Wunsch hatten
auch viele Studenten aus anderen Studiengängen
der Matrikel 2009 - die Mission "Absolventenball" war
geboren. So machten wir uns im Januar 2012 auf den
Weg und besichtigten die verschiedensten Locations
in Dresden und Umgebung. Parallel dazu wurden die
Wünsche der Studenten zusammengetragen und das
Budget festgelegt. Die zwei besten Angebote stellten
wir den Studenten zur Wahl. Der festliche Ballsaal und
48
ein super Preis-Leistungsverhältnis machten das Ballund Brauhaus Watzke zum Favoriten der Studenten.
Die insgesamt 508 festlich gekleideten Absolventen,
Angehörige und Gäste erwartete ein unvergesslicher
Ballabend. Nach der Eröffnungsrede von Dr. Graßmann
gab es ein kalt-warmes Buffet mit sächsischen Spezialitäten und musikalischer Umrahmung durch die
Band Nightshine. Anschließend entführte das Tanzpaar Franziska Schöne und Eugen Boss die Gäste in
die Welt des Tanzes, bevor diese selbst zur Musik der
Band „Nightshine“ das Tanzbein schwingen konnten.
Die Terasse des Ballhauses lud mit einem herrlichen
Blick auf die beleuchtete Dresdner Altstadt dazu ein,
sich über die anstrengende, aber auch sehr schöne
Studienzeit zu unterhalten und Zukunftspläne zu
> 02/12 Treffpunkt BA
schmieden. Dabei konnte dank einer Getränkeflatrate
nach Lust und Laune getrunken werden. So wurde bis
3 Uhr morgens getanzt und gelacht und beim Abschied
so manche Träne verkniffen.
Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle den
Sponsoren, die unseren Ball durch ihre finanzielle
Unterstützung erst möglich gemacht haben sowie
Frau Wels, die bei der Organisation stets eine wertvolle
Hilfe für uns war.
Autoren
Karina Tanneberger, Marco Linke
Absolventen des Studienganges Wirtschaftsinformatik, Matrikel 2009
So,
liebe Absolventinnen, liebe Absolventen,
im »Tempel der Tausend Türen«,
so möchte ich das, was ich Ihnen heute Abend sagen
werde, überschreiben. Und damit meine ich nicht das
altehrwürdige Ballhaus Watzke, das ja immerhin auf
eine 174-jährige Geschichte zurückblicken kann und
so vielleicht noch manch‘ unentdeckte Tür verbergen
könnte. Nein, nein, ich beziehe mich mit meiner Formulierung eher auf einen virtuellen Raum, der beträchtlich
leichter mit einer großen Anzahl von Türen auszustatten
ist, als dieses Gebäude hier.
Inspiriert hat mich ein Abschnitt aus MICHAEL ENDES
Buch „Die unendliche Geschichte“. Dessen Hauptperson,
das pummelige Bürschchen Bastian Balthasar Bux, trifft
auf seiner Reise durch Phantásien auf Graógramán, den
Bunten Tod. Keine Angst, liebe Eltern, in dem Buch geht
es nicht um Drogen. Graógramán ist ein Fabeltier, ein
Löwe und Bewohner einer Wüste Phantásiens, in dessen
Umgebung alles Leben verbrennt, der aber nachts zu
Stein erstarrt und so Platz für einen üppigen Regenwald
macht, der wiederum des morgens, wenn der Löwe zu
neuem Leben erwacht verschwindet. Ich möchte nicht
die gesamte Begebenheit wiedergeben. Nur so viel.
Bastian fragt seinen Löwen irgendwann, ob er nicht
für immer bei ihm bleiben kann. Die Antwort lautet
„Nein, darfst Du nicht, denn hier gibt es nur Leben und
Tod, Wald oder Wüste, aber keine Geschichte und Du
musst Deine Geschichte erleben.“
Liebe Absolventinnen und Absolventen, manche
Dinge kann man eben nicht durch Nachdenken ergründen, man muss sie erfahren. Und deswegen können
auch wir Sie - leider, leider - nicht bei uns, in der BA,
behalten, auch Sie müssen gehen, noch heute sogar,
auch Sie müssen nun Ihre eigene Geschichte erleben.
Darauf haben wir Sie vorbereitet. Die Frage für Sie ist
nun die gleiche wie für Bastian: Wie komme ich denn
hier bloß weg?, denn „die Wüste ist viel zu groß, als
dass irgendjemand aus ihr hinauskönnte.“ Nun, meine
Damen und Herren, Sie stehen heute am Rande der
Wüste. Gewissermaßen in der Wüstendämmerung: Das
Alte, die BA, ist noch nicht ganz verschwunden, das
Neue, was auch immer das sein mag, noch nicht ganz
da. Was Sie nun tun müssten ist, sich wegwünschen.
Das allein reicht aber noch nicht aus: Es genügt nicht,
nur fortgehen zu wollen, sie müssen auch irgendwo
hinstreben. Ich kann mir schon denken, dass es Ihnen
wie Bastian gehen wird, Sie wollen gar nicht weg. Nun
ja. Auch Sie werden Ihren nächsten Wunsch finden
müssen. Und wenn Sie ihn gefunden haben, was dann?
Dann, meine sehr geehrten Damen und Herren, wird
es auch für Sie einen Ort geben, der überall hinführt
> 02/12 Treffpunkt BA
und der von überall erreicht werden kann: »Den Tempel
der Tausend Türen«.
Mit diesem architektonischen Kleinod gibt es nur
ein - wenn auch bescheidenes - Problemchen: Niemand
hat ihn je von außen gesehen, denn er hat überhaupt
kein Äußeres. Und drinnen erst: Sein Inneres besteht
aus einem Irrgarten von Türen. Es heißt, wer ihn kennenlernen will, der muss sich hineinwagen.
Ja aber, wie um Himmels Willen sollen Sie diesen
Tempel denn kennenlernen, wenn es nirgendwo so
richtig hineingeht? Also doch bleiben. In der BA. Die
BA ist der »Tempel der Tausend Türen« und das Ziel
aller Ihrer Wünsche.
Gut. Wir wissen, dass die BA das Ziel aller Ihrer
Wünsche ist und wir wissen das zu würdigen. Aber, wie
ich bereits sagte, wir haben keinen Platz. Und wenn Sie
genau nachzählen, werden Sie sehen, dass es bei uns
auch keine tausend Türen gibt. Das können Sie aber
nicht wissen, weil Sie oft immer nur eine Handvoll Türen
benutzen mussten und immer im gleichen Raum saßen.
Manche von Ihnen haben schon angefangen, ihren
Raum Klassenraum zu nennen. Sogar mit festgefügter
Sitzordnung und solcherlei Sachen mehr.
Also: Die BA ist es jedenfalls nicht!
In ENDEs Geschichte gibt es eine ganz einfache
Lösung: „Jede Tür, sogar eine ganz gewöhnliche Küchentür, ja sogar eine Schranktür, kann in einem bestimmten
Augenblick zur Eingangstür in den »Tausend Türen
Tempel« werden. Ist der Augenblick vorüber, so ist sie
wieder was sie vorher war. Darum kann niemand je zum
zweiten Mal durch dieselbe Tür gehen. Und keine der
tausend Türen führt dorthin zurück, wo man herkam.
Es gibt keine Rückkehr.
MICHAEL ENDE spricht hier in Metaphern.
49
Aus dem Studiengeschehen
Als Absolventen unserer Akademie haben Sie das
natürlich schon lange bemerkt: Die Türen im »Tausend
Türen Tempel« stehen für Entscheidungen, der Augenblick, in dem sich eine Tür öffnet steht für Gelegenheiten.
Insofern sind Türen Orte des Übergangs. In Ihrem Falle
des Überganges zwischen zwei Lebensabschnitten. Man
könnte meinen, Sie sind bereits drin, in Ihrem Tempel
der Tausend Türen. Ihr erstes Türchen führte Sie zu
uns an die Studienakademie. Diese Tür ist nun hinter
Ihnen ins Schloss gefallen, ein Zurück wird es nicht
geben. Vor Ihnen liegen wieder Türen, die Sie zu einer
Entscheidung zwingen. Welche Tür sollen Sie nehmen,
welches ist für Ihr Leben die richtige Entscheidung?
Was ist Ihnen wichtig? Wofür werden Sie arbeiten?
Haus, Auto, Fernseher, Waschmaschine, Handy, Computer, Sofaecke, Haustier, Kinder, Ruhm und Ehre, das
Land? Wofür lohnt es sich, (Lebens-)Zeit zu investieren?
HERRMANN HESSE hat einmal geschrieben, dass
„alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens ..
nicht mit einem Schlusspunkt [endet], sondern mit
Fragezeichen. Ein Plus an Wissen bedeutet ein Plus an
Fragestellungen, und jede von ihnen wird immer wieder
von neuen Fragestellungen abgelöst.“ Die Themen, meine
sehr verehrten Damen und Herren, mit denen Sie sich
beschäftigen, werden sich ändern, was Ihnen bleiben
wird, ist - wie in einer Vorlesung kurz vor der Prüfung
- die Frage danach, was wichtig ist und was nicht. Und
darauf gibt es keine universell gültigen Antworten.
Auch nach Jahren der Bildung nicht. Jeder muss hier
seine eigenen Antworten finden, weil - hier lasse ich
wieder HESSE zu Wort kommen - „[j]eder Mensch ... [ein]
einmalige[r], ganz besondere[r] ... Punkt [ist], wo die
Erscheinungen der Welt sich kreuzen, nur einmal so und
nie wieder“. Soll heißen, jeder von Ihnen ist einzigartig
und muss deswegen die Antwort auf die Frage, „Was
soll ich tun?“ bzw. „Was ist mir wichtig und was nicht?“,
auf einzigartige - ihm eigene - Weise beantworten. „Die
Antwort bist Du selbst“ schrieb Hermann Hesse. Und
das ist letztlich auch MICHAEL ENDEs Ratschlag, wenn
er schreibt, dass durch den Irrgarten von Türen, von
schier endlosen Entscheidungsmöglichkeiten, nur ein
wirklicher Wunsch führen kann. Wer den nicht hat,
der muss so lange im Tempel herumirren, bis er weiß,
was er sich wünscht, was für ein Ziel er hat. Und zu
dem Ziel gelangt man, wenn man tut, was man will. Es
gibt in MICHAEL ENDEs „Unendlicher Geschichte“ ein
Amulett namens AURYN auf dessen Rückseite das Leitmotiv „Tu was du willst“ eingraviert ist. Es sollte besser
heißen „Tu was DU willst“. Das Streben, das Wandern
von Wunsch zu Wunsch führt so schließlich an das
Ziel. Und Sie werden es kaum glauben, aber sich von
allen Ansprüchen und Erwartungen „der Umgebung“,
der Eltern, der Freunde, der Kollegen usw. zu lösen
und zu tun, was man wirklich selbst möchte und was
einen erfüllt, was SIE erfüllt, gehört zu den schwersten
Unterfangen im Leben. In diesem Sinne wünsche ich
Ihnen, dass SIE für sich die Kraft finden, zu tun, was
SIE wollen und was SIE glücklich macht!
Was SIE wollen und was SIE glücklich macht …
beginnen Sie damit einfach ganz bescheiden: heute
Abend … mit Ihrer Abschlussfeier. Was die Türen im
Tempel anbelangt, so drücke ich Ihnen ganz fest die
Daumen dafür, dass sich am Ende des heutigen Abends
für Sie im richtigen Moment die richtige Tür öffnet und
Sie diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen - wohl
wissend, dass es dann ein Zurück nicht mehr geben wird.
Vielen Dank!
Nachbetrachtungen
zum Techniktag an der Studienakademie Dresden am 8. Juni 2012
Redner (Rede schriftlich eingereicht)
Dr. Thomas Graßmann
Dozent für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Unternehmensführung u. Internationalisierung
Staatliche Studienakademie Dresden
Kontakt
Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden
Tel./Fax.: 0351 44722-705/-9620
E-Mail: [email protected]
Am 08.06.2012 war es wieder soweit: die Studiengänge
Holz- und Holzwerkstofftechnik, Informationstechnik,
Medieninformatik und Wirtschaftsinformatik führten
ihre Fach- und Informationsveranstaltung durch.
In einer gemeinsamen Vormittagsveranstaltung
wurde das „Erfolgsmodell BA-Studium“ durch ehemalige
Studenten und Praxispartner überzeugend vorgestellt.
In mehreren Workshops diskutierten die Referenten
der Impulsreferate mit den Interessenten eine Vielzahl
verschiedener Gründe, die für ein Studium an der Berufsakademie sprechen sowie das Innovationspotential für
die Praxis und die sich daraus ergebenden Chancen der
Studierenden. Absolventen der Berufsakademie zeigten
die Karrierechancen auf, die ein BA-Studium bietet.
Gespannt verfolgten die zahlreichen Gäste (Schüler,
Lehrer, Mitarbeiter der Agentur für Arbeit) wie der
Abschluss eines BA-Studiums die solide Basis für eine
erfolgsversprechende Karriere darstellt.
Aufgrund des starken Zuspruches musste dann die
Besichtigung von ausgewählten Laboren umdisponiert
werden: statt einer Führung wurden durch die Studenten des Studienganges Holz- und Holzwerkstoffe vier
Gruppen auf unterschiedlichen Wegen durch die Labore
geführt. Somit hatten alle Teilnehmer ausreichend Zeit,
sich den Stand der Technik anzusehen und mit den
Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen. In diesem
Zusammenhang nochmals der Dank der Veranstalter
an Herrn Siebrecht (Laborleiter der Studienakademie
Dresden), der kurzfristig diese vier Rundgänge organisierte.
Der Nachmittag stand im Zeichen von speziellen
Fachvorträgen, zu denen Praxispartner, Studierende
und Absolventen herzlich eingeladen waren und dieser
Einladung auch reichlich folgten. In zwei getrennten
Foren (Holz- und Holzwerkstofftechnik sowie Informatik)
wurden fachwissenschaftliche Probleme vorgestellt
und intensiv diskutiert.
Das Spektrum reichte in der Fachtagung „Holzund Holzwerkstofftechnik“ von aktuellen Trends der
Holzbearbeitung über Formatierungstechnologien
bis hin zu neuen Maschinenrichtlinien. Die Informatik
befasste sich mit rechtlichen Aspekten von Diebstählen
von Unternehmensdaten, weiter mit Cloud-Computing,
Softwareverteilung bis zur Vorstellung der 50 Megapixel
Cave. Wie auch im Vorjahr wurde im Rahmen eines Sommerfests am Abend der Gedankenaustausch fortgesetzt.
Wir freuen uns jetzt schon, Sie alle zum nächsten
Techniktag am 07.06.2013 begrüßen zu dürfen.
Bitte merken Sie sich vor: jeweils der 1. Freitag im Juni
ist der Techniktag an der Studienakademie Dresden.
Autoren
Prof. Dr.-Ing. habil. Andreas Hänsel
Direktor der Staatlichen Studienakademie Dresden
Kontakt
Hans-Grundig-Straße 25 in 01307 Dresden
Tel.:/Fax: 0351-44722-200/299
E-Mail: [email protected]
Prof. Dr.-Ing. Lutz Zipfel
Leiter des Studienganges Informationstechnik
Staatliche Studienakademie Dresden
Kontakt
Hans-Grundig-Straße 25 in 01307 Dresden
Tel.:/Fax: 0351-44722-521/9520
E-Mail: [email protected]
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> 02/12 Treffpunkt BA
> 02/12 Treffpunkt BA
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Fachwissenschaft
Wann kommt die Flut?
Eine Polemik
Glaubt man den aufgeregten Schlagzeilen der
(Wirtschafts-) Presse und den Eurountergangsszenarien
von Hans Werner Sinn [1], dann schon vorgestern. Doch
noch schwimmen wir nicht im Geld und reiben uns, ob
dieser Tatsache verwundert, die Augen. Jedoch ist die
durch diesen permanenten Ausnahmezustand erzeugte
Spannung schier unerträglich geworden. Halten wir deshalb kurz inne und bauen ein wenig kritische Distanz zu
den täglichen Krisenmeldungen auf. Im Folgenden soll
die Komplexität der Zusammenhänge zwischen Inflation
und Geldpolitik aufgezeigt werden. Des Weiteren erfolgt
eine kurze Betrachtung der Ursachen und Konsequenzen
des Vertrauensverlustes in unsere politische Führung
und deren wirtschaftswissenschaftliche Berater.
Autor
Dipl.-Vw. Steffen Elias
Nebenberuflicher Dozent insbesondere im Bereich
Geld & Währung und Wirtschaftspolitik
Staatliche Studienakademie Dresden
Kontakt
Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden
E-Mail: [email protected]
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Zu den Fakten: Die Geldschleusen der Europäischen Zentralbank (EZB) sind schon seit längerem
sperrangelweit geöffnet. Begründet durch einen nicht
funktionierenden Interbankenmarkt hat die EZB die
Märkte mit Liquidität geflutet, über eine Billionen
Euro – also 1.000.000.000.000 – wurden den Banken
langfristig, zu minimalen Zinsen und teilweise gegen
Sicherheiten fragwürdiger Bonität (Staatsanleihen der
Euro-Krisenländer) zur Verfügung gestellt. Die Märkte
konnte das jedoch nur kurz beruhigen, die Zinsen für
Spanien und Italien verharren auf einem Rekordhoch.
Damit belasten die hohen Refinanzierungskosten die
maroden Staatshaushalte zusätzlich. Deswegen riefen
die Banken und prominente angelsächsische Ökonomen
unisono nach schwereren „Geschützen“ (die martialische
Rhetorik dient wohl dem Unterstreichen des Ernstes
unserer Lage). Die „dicke Berta“ der EZB ist seit dem
6. September im Einsatz. EZB-Präsident Draghi hat für
die Südeuropäischen Krisenländer ein unbegrenztes
Anleihenkaufprogramm verkündet. Damit finanziert
die EZB über Umwege die Krisenländer und verstößt
wenn auch nicht gegen den Wortlaut so doch gegen
den Geist ihrer Statute (Art. 123 AEUV), welche der EZB
eine Kreditvergabe an öffentliche Haushalte untersagen.
Droht eine Hyperinflation wie 1923?!?
Eine Finanzierung der Staatsschulden mit der
Druckerpresse ist mit gutem Grund verboten, denn
selbiges führte 1923 zur vollständigen Entwertung
deutscher Geldvermögen und damit auch der (Staats-)
Schulden. Um eine Vorstellung der Relationen zu
bekommen, folgendes Beispiel: Anfang November 1923
kostete eine Briefmarke unvorstellbare 100 Mio. Mark;
die Staatsschuld lag bei etwas über 156 Mrd. Mark. Die
> 02/12 Treffpunkt BA
Vermögensverhältnisse wurden also praktisch genullt.
Dieses, im Gedächtnis des deutschen Volkes tief verankerte Trauma, wird jetzt von deutschen Medien und
Populisten nur zu gern bedient, denn die Parallelen
zur Eurokrise sind scheinbar offensichtlich. Gefühlt
hat unser Geld schon jeglichen Wert verloren. Doch
stopp: So einfach ist es nicht. Zum Glück werden die
Schlagzeilen (noch) schneller gedruckt als die bunten
Scheine in unserer Brieftasche.
Vor 1923 prosperierte die deutsche Wirtschaft, die
Leute hatten aufgrund der Entbehrungen und Zerstörungen des Weltkrieges viel Konsum nachzuholen. Daraus
resultierte eine extrem hohe Nachfrage. Diese traf auf
ein begrenztes und damit relativ starres Angebot (die
Arbeitslosigkeit lag bei einem Prozent). Ein hoher Lohndruck war die Folge. Die Notenbank stellte durch ihre
Finanzierung der Staatsschulden mit der Notenpresse
die entsprechende Liquidität bereit und die Reallöhne
stiegen rasant. Die Preise zogen nach und ein sich
selbst verstärkender inflationärer Kreislauf mit dem
bekannten Ende folgte. [2]
Nun zu den Parallelen zur Eurokrise: Stark wachsende Konsumnachfrage? Fehlanzeige! Ausgelastete
Kapazitäten respektive Vollbeschäftigung? Fehlanzeige!
Wachsende Geldmenge? Scheinbar ja. Bevor ich zu
einem kurzen Zwischenfazit komme, möchte ich die
letzte Frage noch ein wenig genauer untersuchen.
Monetisierung der Staatsschuld = Inflation?
Von Monetisierung wird gesprochen, wenn die
Zentralbank Staatsanleihen (Wertpapiere) aufkauft und
damit in Geld umwandelt. Zum besseren Verständnis
dieses Zusammenhangs ist ein kurzer Ausflug in die
Geldtheorie notwendig. Die EZB schafft Geld aus dem
Nichts (deswegen „Geldschöpfung“) durch sogenannte
Offenmarktgeschäfte. Dabei gewährt sie den Banken
Guthaben oder Kredit gegen die Übereignung bzw.
Verpfändung von Vermögensgegenständen, wie z.B.
Wertpapiere. Das heißt, die Zentralbank wandelt Vermögensgegenstände in Geld um. Dieses wird Zentralbankgeld bzw. Geldbasis genannt, weil die Banken es zur
weiteren Geldschöpfung benötigen. Das geschieht immer
dann, wenn die Bank Geld an einen Haushalt oder ein
Unternehmen verleiht. Dieser Kredit wird üblicherweise
für Konsum oder Investitionszwecke verwendet. Das
Geld gelangt wieder in Umlauf und landet früher oder
später wieder auf der Bank. Diese kann dasselbe Geld
wieder verleihen und der Kreislauf beginnt von vorn
und kann (theoretisch) beliebig oft wiederholt werden.
Die Summe des so entstandenen Geldes wird Geldmenge
genannt. Damit die Zentralbanken die Kontrolle über die
Geldmenge behalten, sind die Banken zur Haltung einer
Reserve (der Mindestreserve) verpflichtet. In der Regel
halten die Banken freiwillig eine höhere Reserve, um
auf überraschende Mittelabflüsse vorbereitet zu sein.
Durch die Reservehaltung ist das Geldschöpfungsvolumen auf ein Vielfaches der Geldbasis begrenzt. Das
heißt erstens: Zwischen beiden Größen besteht ein
recht stabiler Zusammenhang, auf dessen Basis die
Zentralbank ihre Geldpolitik aufbaut. Zweitens: Wenn
man etwas über die Inflationsgefahr wissen will, ist
es aufschlussreicher nicht nur die Geldbasis, sondern
auch die Entwicklung der Geldmenge zu betrachten.
Richtig ist, dass der Kauf von Staatsanleihen und
die großzügigen Liquiditätsspritzen durch die EZB die
Geldbasis seit Beginn der Finanzkrise verdoppelt haben.
Die Geldmenge aber ist nahezu stagniert. [3]
Wie lässt sich dieses Paradox erklären? Zwei
Hauptursachen lassen sich hierfür identifizieren. Erstens horten die Banken, aus Angst vor überraschenden
Mittelabflüssen, Liquidität indem sie ihre Kreditvergabe
einschränken. Zweitens halten sich Verbraucher und
Unternehmen, aufgrund der unsicheren Rahmenbedingungen, mit größeren kreditfinanzierten Anschaffungen
zurück. Der Geldschöpfungsprozess der Banken stockt
und damit auch das Geldmengenwachstum. Daraus folgt,
dass auch die letzte Frage nach der gestiegenen Geldmenge verneint werden muss. Das heißt, die Parallelen
der Eurokrise zur Hyperinflation 1923 lösen sich bei
genauerem Hinschauen in heiße Luft auf.
Weitere Problemfelder
Leider ist das kein Grund sich ruhig und entspannt
zurückzulehnen. Zweierlei bereitet vielen Bürgern, Politikern und Ökonomen Kopfschmerzen. Erstes Problem
ist die schleichende Entmachtung der Parlamente.
Durch die Komplexität und Geschwindigkeit der Krise
sind viele Politiker überfordert und zu reinen Statisten
degradiert worden. Unterstützt wird diese Entwicklung
durch den autoritären Führungsstil von Frau Merkel, die
keine Abweichler innerhalb ihrer Reihen duldet. Des
Weiteren hat sich die Krisenfeuerwehr EZB als Dauerretter etabliert. Dies ist insofern problematisch, da
ihre Entscheidungsgremien nicht gewählt wurden und
somit die notwendige Legitimation für fiskalpolitische
Entscheidungen (Kauf von Staatsanleihen) fehlt. [4]
Zweitens führen der Dauereinsatz der EZB und die
Lockerung der Anforderungen für die Sicherheiten bei
Offenmarktgeschäften zu einer Risikoübertragung von
den Anlegern auf die Steuerzahler. Salopp gesprochen
bunkert die EZB allerlei Schrottpapiere (Staatsanleihen
der Länder der südlichen Peripherie) in ihrer Bilanz, für
deren Risiken, nach Aufzehrung des Eigenkapitals, die
Steuerzahler haften. Damit entlastet sie die Anleger,
insbesondere Banken und Versicherungen, denen sie
diese Papiere abkauft. Dies erzeugt erstens Fehlanreize
hin zu riskanten Investments [5]. Zweitens schränkt es
die Funktionsfähigkeit der Kapitalmärkte ein, welche
spätestens seit der Finanzkrise wieder grundsätzlich
in Frage gestellt wird [6]. Drittens entwertet es die
Vermögensgegenstände der EZB. Dies kann bei mangelndem Vertrauen in die geldpolitische Führung zu
inflationären Tendenzen führen, da der wachsenden
Geldmenge weniger werthaltige Vermögensgegenstände
gegenüberstehen [7]. Kurz gesagt beschädigt der langanhaltende Ausnahmezustand die Glaubwürdigkeit der
Politiker und die Akzeptanz unserer Wirtschaftsordnung.
Expertendiskussionen
Wir Ökonomen haben unseren Teil dazu beigetragen.
Lauthals und in immer schrilleren Tönen wird über die
Folgen der Rettungsmaßnahmen der EZB im Speziellen
und über Fehler und Lösungsansätze der EURO-Krise
im Allgemeinen gestritten. Alles was wir bisher damit
erreicht haben, ist eine Verunsicherung der (deutschen)
Bevölkerung und das Verspielen des letzten Bisschens
Glaubwürdigkeit, welches das Nichtvorhandensein der
Finanzkrise in der ökonomischen Modellwelt noch
nicht zerstört hatte. Aber wen interessiert das schon
im Elfenbeinturm? Eben!
Für die Eskalation der Debatte exemplarisch ist
der „Ökonomenstreit“. Gemeint ist ein öffentlich ausgetragener Konflikt zwischen Hochschulprofessoren
unterschiedlicher ökonomischer Denkschulen. Auf der
einen Seite Krämer, Sinn und Kollegen auf der anderen
Bofinger, Hüther und Kollegen. Auslöser war ein von
Krämer, Sinn und Kollegen unterzeichneter hitziger Aufruf
an die Bundesregierung zu einer strikteren Einhaltung
der Maastricht-Kriterien und gegen eine Ausweitung der
deutschen Haftung. Im Verlauf der öffentlich geführten
Auseinandersetzung warfen sich die Protagonisten des
Streits Dinge wie „akademische Null“ an den Kopf. Als
Beobachter bekam man so schnell den Eindruck, dass
Ökonomie eher eine Glaubenslehre denn eine Wissen-
> 02/12 Treffpunkt BA
schaft sei. Glücklicherweise schaltete sich noch eine
dritte Gruppe von Ökonomen um Hellwig und Illing
ein, welche die Thesen beider Seiten relativierten und
die Debatte wieder in den wissenschaftlichen Diskurs
zurückführten. [8] Unglücklicherweise haben einige
Professoren in der Kontroverse den Überblick verloren
und gleich bei mehreren Aufrufen unterzeichnet. Ein
Schelm wer Böses dabei denkt.
Und nun?
Ich persönlich glaube aus den oben genannten
Gründen nicht an eine historische Parallele zwischen
Eurokrise und der Hyperinflation von 1923. Wahrscheinlicher
erscheint mir eine schleichende aber langandauernde
Inflation. Eine Art „Inflationssteuer“ [9], die unter der
Nebenbedingung einer geringen Verzinsung eine kaum
merkliche aber auf Dauer substantielle Umverteilung
von den Sparern zu den Schuldnern bewirkt. Das Ganze
wurde schon „erfolgreich“ nach dem Zweiten Weltkrieg
praktiziert [10].
Wenn ich mich irren sollte, tröstet Zweierlei: erstens das Wissen, dass eine Hyperinflation zwar den
Wert des Geldes und darin aufbewahrter Vermögen
vernichtet, jedoch der vorhandene physische Wohlstand
(Immobilien, Unternehmensbeteiligungen, langlebige
Konsumgüter, Antiquitäten und Kunst) diese Entwicklung vergleichsweise unbeschadet überdauert und des
Weiteren die Worte von Hermann Hesse: „Jedem Ende
wohnt ein Anfang inne…“
Quellen und vertiefende Lektüre
[1] http://www.cesifo-group.de/de/ifoHome/ policy/Spezialthemen/Policy-Issues-Archive/ Euro-Krise.html.
[2] Holtfrerich (1980): Die deutsche Inflation 1914–1923. Ursachen und Folgen in internationaler Sicht, de Gruyter, Berlin
und New York.
[3] El-Shagi (2012): Geldschöpfung in der Krise, Wirtschaftsdienst 92(8), 572-574.
[4] Poullain (2012): Weiterhin ungehalten, Cicero Septemberausgabe, 90-95.
[5] Kooths und van Roye (2012): Nationale Gelschöpfung
zersetzt den Euroraum, Wirtschaftsdienst 92(8), 520-526.
[6] Dullien, Herr und Kellermann (2009): Der gute Kapitalismus,
transcript, Bielefeld.
[7] Sauer (2011): Die sich auflösende Eigentumsbesicherung
des Euro, Ifo-Schnelldienst 64 (16), 58-68.
[8] Siedenbiedel (2012): Angriff auf Hans-Werner Sinn, FAZ
vom 7.7.12, online: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/
schuldschulde-angriff-auf-hans-werner-sinn-11813375.html.
[9] Läufer (1999): Die Inflation als perfektes Steueräquivalent,
Deutsche Steuer-Zeitung Heft 20, 764-782.
[10] Reinhart und Sbranica (2011): The Liquidation of Government Debt, NBER Working Paper 16893.
53
Quo Vadis
QUO VADIS
(fw) Seit Gründung der Berufsakademie am Standort Dresden vor mehr als 20 Jahren
haben ca. 5.000 Absolventen die Akademie erfolgreich verlassen und nicht wenige
treffen wir heute in höchsten Führungspositionen. Sie hatten sich für ein Studium
mit Theorie und Praxis an der Berufsakademie Sachsen entschieden und damit
für einen der modernsten tertiären Bildungswege, die Deutschland zu bieten hat.
Dieser Weg war gestrafft, inhaltsreich,
bildungspolitisch effektiv und volkswirtschaftlich profitabel – einfach
erfolgreich. Es war eine spannende
Zeit – von der Auswahlentscheidung
bis zum Ergebnis.
Wir möchten unsere Absolventinnen und Absolventen auch nach
dem Studium an der Berufsakademie in Dresden weiter begleiten
und wüssten gern um die weiteren
Stationen ihres beruflichen Lebens.
Dafür haben wir auch im vorliegenden Heft unter der Rubrik „Quo Vadis“ wieder
interessante Berichte gesammelt. Erfahren Sie aus erster Hand von Absolventen
des aktuellen Absolventenjahrgangs, Matrikel 2009, mehr über das Studium an der
Berufsakademie in Dresden und über berufliche Aussichten und erzielte Erfolge. An
dieser Stelle sei allen Absolventen gedankt, die sich in der z.T. mit Wohnungswechsel
einhergehenden Übergangsphase zwischen Exmatrikulation und Vollzeitberufsleben
die Zeit genommen haben, einen Beitrag zu verfassen.
Gleichzeitig möchten auch wir unsere Alumni weiter über die Entwicklung der
Berufsakademie Sachsen, speziell am Standort Dresden, auf dem Laufenden halten
und freuen uns, zusätzlich zu den im Rahmen des Qualitätsmanagements erfolgenden
Absolventen- und Praxispartnerbefragungen über deren Rückmeldungen,
Hinweise und Impulse zu unserer
Arbeit. Absolventenvereinigungen
dienen als Netzwerke während des
Studiums und nach dem Studium
sowohl für die Hochschulen als auch
für die Studierenden und Absolventen.
Wir haben dieses Potential erkannt
und wir möchten perspektivisch
unsere Alumni darüber noch stärker an uns binden und in die Arbeit
einbeziehen. Studiengangsübergreifende Alumniveranstaltungen und der Aufbau
eines studiengangsübergreifenden Alumninetzwerkes (Alumniverein) stehen für
2013/2014 auf unserer Agenda.
Quo vaditis
Alumni?!
Absolventen halten Rück- und Ausschau
KATJA WELLMANN Absolventin Holz- und Holzwerk-
QUO VADIS
stofftechnik 2009
Schon früh entdeckte ich mein Interesse am Tischlerhandwerk. Im Werkunterricht in
der Schule baute ich den schönsten Untersetzer, das niedlichste Räucherhäuschen
und meine Pyramide drehte sich sogar. Nach meinem Schülerpraktikum war mein
Berufswunsch, Tischlerin zu werden, so gefestigt, dass meine Eltern mir diesen
nicht mehr ausreden konnten. Ich wollte Tischlerin werden – keine Prinzessin!
Heute stehe ich kurz vor dem Abschluss meines Studiums als Diplom-Ingenieur für
Holztechnik an der Berufsakademie in Dresden. Bei der Entscheidung für diese Art
des Studiums stand für mich der Praxisbezug im Vordergrund. Schon nach meinem
Realschulabschluss war die Entscheidung eine Tischlerlehre zu beginnen, geprägt
von dem Wunsch handwerkliche Fähigkeiten zu erlernen, die für mich auch im Studium von unschätzbarem Wert sind. Bei der BA in Dresden bedanke ich mich für die
guten Studienbedingungen und die hervorragende Betreuung. Mein Praxispartner
wird mich ab Oktober in eine Festanstellung übernehmen - auch das ist ein weiterer
Pluspunkt für das BA-Studium, denn aus dem Studenten wird schon während des
Studiums ein Mitarbeiter des Unternehmens.
Nach einer ergreifenden Diplomfeier und einer langen Ballnacht in Dresden bin ich
nun seit dem 1. Oktober 2012 Leiterin der Materialwirtschaft bei Schiffler-Möbel GmbH
in Wahrenbrück. In meinem Absolventendank sagte ich: „Wir werden auffallen als
gut ausgebildete, motivierte, zielstrebige und zuverlässige Ingenieure ..., die ihren
Berufs- und Lebensweg selbstbewusst und selbstsicher gestalten.“ Mein Traum
Tischlerin zu werden, der 2004 begann, hat sich heute gewandelt und ist durch das
Studium spezieller geworden. Mein Ziel ist, einmal in der Geschäftsleitung eines
holzverarbeitenden Unternehmens tätig zu sein. Das ist sicher noch ein langer Weg,
aber ich freue mich darauf. In einer immer noch männerdominierten Branche bin
ich voller Enthusiasmus gestartet, habe mein Studium konsequent durchgezogen,
werde zielgerichtet weitergehen und ganz sicher erfolgreich landen.
Katja Wellmann, 25 Jahre – Studentin von 2009-2012 im Studiengang Holz- und
Holzwerkstofftechnik an der Staatlichen Studienakademie Dresden und beim Praxispartner, der Schiffler-Möbel GmbH.
Ein neuer Plan musste her. Eine Ausbildung kam nicht in Frage,
diengangsleiterin, eine Verwaltungsfachangestellte mit einem
aber Geld sollte es geben. Ich stieß auf die BA. Zum Diplom in
großen Herz und jede Menge Spaß. Die größte Herausforderung?
drei Jahren mit Praxispartner, der zahlt - perfekt! Mittlerweile
Trotz drei Tage wach vor der Prüfung und Energy Drinks in einer
war es allerdings April und fast alle offiziellen Bewerbungsfristen
grenzwertig gesunden Dosis doch noch durch eine Prüfung am
schon abgelaufen. Über 20 Initiativbewerbungen geschrieben
letzten Tag des Studiums zu fallen. Ausgleichende Gerechtigkeit
- und als allerletzte drei Wochen vor Studienbeginn noch die
für die eine oder andere fehlende Unterschrift? Vielleicht. Jetzt,
Zusage bekommen. Nun studierte ich also Handel, was sich drei
wo die Diplomarbeit geschrieben und die Prüfung im zweiten
Jahre später als die beste Entscheidung meines Lebens erwie-
Anlauf erfolgreich bestanden ist, freue ich mich, dass ich
sen haben sollte. Für meinen Praxispartner, die Emil Reimann
meinen Wunschjob, ein Trainee Programm zum Verkaufsleiter
GmbH, war die Gestaltung der Praxisphasen genauso neu wie für
bei LIDL in meiner Wunschstadt Berlin antreten darf. Endlich
Abi mit sehr gut bestanden, nach Dresden gezogen, mich. Durch ein wenig Eigeninitiative habe ich es in drei Jahren
kein Student mehr sein - oder war ich das überhaupt? Dank
was kostet die Welt? Irgendwas mit Medien, das
aber geschafft, von der Produktion, über die Filialen bis hin zur
der BA und meinem Praxispartner hatte ich jedenfalls nie die
wär's doch. Erstes Semester Medienforschung
Buchhaltung viele verschiedene Unternehmensbereiche kennen
typischen Geldsorgen. Ein Diplom (in Klammern BA, wie ein
an der TU, nebenbei fünf Tage die Woche kell- zu lernen. Trotzdem waren die Theoriephasen an der BA immer
weiser Professor aus dem ersten Semester nie zu betonen
nern (irgendwo muss es ja herkommen), keine
die schönere Zeit für mich. Lange und kurze Tage, leichte und
Prüfung bestanden...die Welt ist wohl doch
schwere Prüfungen, aber vor allem neue Freunde, eine tolle Stu-
müde wurde) habe ich trotzdem - und fühle mich bestens
vorbereitet für den Start ins Berufsleben.
teurer als gedacht.
QUO VADIS
ERIC BARTH Absolvent Wirtschaftsinformatik 2009
an der „Baracke B“ – dem Sitz der Verwaltungsangestellten Dr. Thomas Grassmann, einem unserer sehr geschätzten
Dozenten. Er berichtete in einer Parabel von Michael Endes
und Studiengangsleiter – revidiert.
Seit diesem ersten Tag, an dem ich mein Studium an der „unendlicher Geschichte“ und ihrem Elfenbeinturm mit seinen
Berufsakademie in Dresden begann, hat sich jedoch einiges 1.000 Türen, als Symbol für die vielen Möglichkeiten, welche
verändert. Der neue Campus liegt heute näher am pulsie- sich mit dem Absolvieren eines BA Studiums eröffnen. Der
renden Leben der Innenstadt und auf der anderen Elbseite. Abschluss an der Berufsakademie ist einerseits ein Ende
Die Baracken wurden gegen hochmoderne Seminar- und und gleichzeitig der Beginn eines Weges.
Vorlesungsräumen getauscht und die Verwaltung kann ihre Meine Tür hat mich in ein modernes IT Unternehmen für
Studierenden, Dozierenden und Gäste in modern ansehnli- Datenbanksoftware geführt. Hier bieten sich mich die Chancen, die ich mir durch das Studium erhofft habe. Ich kann
chen Büros empfangen.
Das Studium selbst ist dennoch gleich – gleich gut – geblieben. in einem sehr Mitarbeiter-orientierten und professionell
In den Prüfungen wird, trotz automatisierter Klimaanlage arbeitenden Unternehmen meine Potentiale – welche nicht
und Sonnenschutzrollos noch genauso geschwitzt. Das hohe zuletzt im Studium entwickelt wurden – entfalten. ZukünfEs begann mit Sonne, lauen Spätsommer- Niveau der Lehrinhalte und die Nähe zum praktischen Beruf tig repräsentiere ich das Unternehmen bei dessen Kunden
temperaturen und einem idyllisch gelegenen sind nicht zuletzt durch die engagierte Arbeit der Mitarbeiter und wende mein erworbenes Wissen sowie die gelernten
Campus, welcher den Charme einer sehr in die der BA in Dresden mit umgezogen. Das BA Studium glänzt Methoden und die entwickelten Fähigkeiten an, um meinen
Jahre gekommenen Ferienanlage für preis- heute, mehr denn je, mit einer hervorragenden Studierbarkeit, Weg zu beschreiten.
werte Jugendreisen trug. Der alte Campus sehr guten Absolventenquoten und einer breiten Akzeptanz Die Chancen, die einem Absolventen eines BA Studiums
offen stehen sind absolut konkurrenzfähig zu anderen Billag am Rand Dresdens, in einem Villenviertel der Abschlüsse in der Wirtschaft.
und machte von außen mit seiner schicken, Am letzten offiziellen Tag meines „BA-Lebens“ wurden viele dungswegen. Der entscheidende Vorteil des BA Studiums
alten Villa, die als Verwaltungsgebäude und lobende Worte über das Studium, die Studierenden, die ist die Nähe zum Beruf - nicht zuletzt war dieses Argument
Kantine diente, sogar einen richtig schicken Mitarbeiter und die Zukunft gesagt. Die treffendsten Worte dann das Zünglein an der Waage im Bewerbungsgespräch.
Eindruck. Dieser wurde allerdings spätestens fand ich jedoch in der Absolventenball-Eröffnungsrede von
KARINA TANNEBERGER Absolventin Wirtschaftsinfor-
QUO VADIS
matik 2009
Soll das etwa alles gewesen sein? Diese Frage ging mir durch den Kopf, als ich vor
drei Jahren auf meine Ausbildung zur Bankkauffrau und die damalige Tätigkeit als
Ausbildungsleiterin bei der Sparkasse zurückblickte. Mit dem Abitur in der Tasche
und Interessen für BWL und Informatik erhielt ich einen der begehrten Ausbildungsplätze bei der BASF IT Services und stellte mich den Herausforderungen des dualen
Studiums in der Fachrichtung Wirtschaftsinformatik. Durch den ständigen Wechsel
von anspruchsvollen Vorlesungen, Seminaren und Praxiseinsätzen waren die Tage
des Studiums stets ausgefüllt und die drei Jahre vergingen wie im Fluge. Ich habe
54
ANJA HINZ Absolventin Betriebswirtschaft - Handel 2009
mich nach dem Studium für eine Tätigkeit als Prozessexpertin in der Logistik der
BASF Schwarzheide GmbH entschieden und werde dort (SAP-)Projekte betreuen.
Wenn es meine Zeit erlaubt, würde ich im nächsten Jahr gern nebenberuflich ein
Masterstudium im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen beginnen.
Rückblickend war das duale Studium für mich eine sehr schöne Zeit mit einer tollen
Seminargruppe, an die ich mich gern zurückerinnere. Ich kann nur jeden ermutigen,
in schwierigen Situationen nicht zu kapitulieren, sondern weiterzumachen und bis
zum Ende durchzuhalten, denn es lohnt sich!
> 02/12 Treffpunkt BA
QUO VADIS
ANDREAS THOMA Absolvent Medienproduktion 2009
2009 fiel meine Wahl auf den Studiengang Medienproduktion (heute Medieninformatik), da mich die Mischung
unterschiedlicher Lehrgebiete von visueller Gestaltung
über Softwareentwicklung bis hin zum Marketing besonders interessiert hat.
Mein persönliches Ziel für den Weg nach dem Studium ist
es, genau diese Fertigkeiten in der Praxis einzusetzen und
zu vertiefen. Die Schneider
Gruppe
bietet mir
> 02/12
Treffpunkt
BAdazu einen
Arbeitsplatz, der sich nicht auf ein Teilgebiet beschränkt. Als
informationstechnischer Allrounder ist es meine Aufgabe,
das Marketing des Unternehmens mit den technischen
Gegebenheiten der EDV zu verknüpfen.
Ein weiterer Reiz besteht in der Branche meines neuen
Arbeitgebers. Die Automobilbranche befindet sich in einer
Phase des Umbruchs. Speziell das Feld der Elektromobilität
birgt viele spannende Möglichkeiten und Herausforderungen.
Ich freue mich schon jetzt darauf, ein Teil dieser großen
55
Aufgabe zu werden.
Quo Vadis
Vorgestellt und Nachgefragt
Dr. rer. nat. René Richter
Dozent für mathematisch-naturwissenschaftliche Grundlagen
STEPHAN BUSCH & TOM WONNEBERGER
QUO VADIS
Studium
Absolventen Finanzwirtschaft - Versicherung 2009
Im Norden der Stadt, fast im Wald gelegen, machte das damalige Gelände einen
gemütlichen, fast verschlafenen ersten Eindruck. Der Startschuss des Kapitels
Berufsakademie. Wieso entscheidet sich ein junger Mensch für den Studiengang
Finanzwirtschaft-Versicherung? Sind die Vorurteile doch sehr vielfältig und teilweise
begründet. Gibt es da nicht viel interessantere und angesehenere Berufe? Sicher, die
gibt es, doch liegt genau hierin die große Herausforderung und Chance, zu zeigen,
dass es ganz anders gehen kann. Die erste Zeit war dann auch anders, als an der Uni.
Die Tage waren länger und straffer organisiert. Auf der anderen Seite lernte man sich
und die Dozenten sehr viel schneller kennen. Während andere Ferien hatten, sind wir
arbeiten gegangen. Mit den regelmäßigen Studienarbeiten hatten wir die Möglichkeit,
eigene Themen intensiv zu bearbeiten und uns wertvolles Fachwissen anzueignen.
Die Studienarbeit des dritten Semesters war der Beginn unserer Zusammenarbeit.
Die gemeinsame Anfertigung erforderte viel Kommunikation und Abstimmung, die
uns bestens auf unsere weitere Zusammenarbeit vorbereitete. In dieser Zeit ist die
Idee für unsere Selbstständigkeit entstanden. Wir haben unser Konzept PROGRESS.
MADE.IN.DRESDEN entwickelt und konnten es in den Praxisphasen testen. Je näher
das Studienende rückte, desto anspruchsvoller und vielfältiger wurden die Aufgaben.
Wir erkannten die große Bedeutung von Zeitmanagement und Planung.
Unser Weg führt uns in die Selbstständigkeit. Mit der Abschlussarbeit haben wir
zahlreiche Aspekte der Gründung und unseres Konzepts wissenschaftlich untersucht
und fühlen uns optimal vorbereitet. Wir beraten junge Leute und unterstützen sie,
mit ihrem knappen Budget zurechtzukommen. Eine regionale Marke zu erschaffen
ist unser Ziel. Dafür nehmen wir durchgearbeitete Nächte und Umwege in Kauf. Das
Bild unserer Zukunft ist klar. Farbe, Pinsel und Leinwand haben uns die BA und unser
Praxispartner gestellt, nun müssen wir es nur noch malen.
In den vergangenen Jahren... habe ich ständig Neues erarbeiten und dazu
lernen müssen.
In den nächsten Jahren... erwarte ich neue Aufgaben und vielleicht auch, die
eine oder andere Problematik etwas tiefer zu durchdringen. Ich bin von Natur
aus neugierig.
Ich entspanne am besten... im Liegen, deswegen auch der Triathlonlenker für
lange Strecken am Rad.
Dresden
Tag der offenen Tür
Sächsischer Hochschultag
Bücher, die ich zu lesen empfehle... Umberto Eco: Das Foucaultsche Pendel, Stanislaw Lem: Summa technologiae, Clifford Stoll: Kuckucksei, Jon Bentley: Perlen der
Programmierkunst sowie Douglas Adams‘ vierbändige Trilogie in fünf Büchern ;-)
STUDIEREN PROBIEREN
Von den Studierenden erwarte ich,... Biss und Ausdauer bei den auf sie einströmenden Aufgaben. Fragen Sie, wenn Sie etwas nicht verstehen! Wegducken
hilft nicht, behalten Sie Ihr Ziel im Visier. Lernen ist anstrengend und braucht viel
Zeit. Unterschätzen Sie das nicht: um es zur Meisterschaft zu bringen, braucht
man etwa 20000 Stunden, egal auf welchem Gebiet, sagen die Hirnforscher.
Donnerstag, 10. Januar 2013
09:00 bis 16:00 Uhr
Nähere Informationen unter:
www.ba-dresden.de
Promotion TU Dresden zur Theorie der Rissbildung in
wechselverformten Metallen
1990-1994
Forschungsstudium Theoretische Physik,
TU Dresden, Institut für Physikalische Metallkunde
1985-1990
Diplomlehrer Mathematik / Physik, Pädagogische
Hochschule Dresden
Beruflicher Werdegang
Während meines Studiums... habe ich Kommilitonen aus Moçambique und Kuba
unterstützt. Deren beharrliche Fragen haben mich gezwungen, die Lehrgebiete
so tief zu durchdringen, dass ich dann auch verständlich erklären konnte. Mich
erstaunt übrigens noch heute, wie gut man nachts um zwei (beim Feiern) sogar
Portugiesisch und Spanisch versteht, obwohl man die Sprachen nie gelernt hat.
BILDUNG
Staatliche
DIE AUFGEHT
Studienakademie
1995
Von mir können Studierende erwarten,... dass ich für ihre Fragen und Probleme
gern zur Verfügung stehe.
2006-2011
Dozent, Fachhochschule der Wirtschaft Dresden
2001-2012
Dozent, Bildungszentrum für informationsverarbeitende Berufe
b.i.b. International College Dresden
1996-2001
wissenschaftlicher Mitarbeiter in DFG-Projekten,
TU Dresden, Institut für Physikalische Metallkunde
Lehrgebiete
Mathematik, Physik, Programmieren (C++, Java, Python, verteilte
Anwendungen)
Publikationen/Forschung
Metallermüdung: Theorie der Rissbildung, Risswachstumskinetik, Rasterelektronenmikroskopie, in-situ-Verformungsmaschinen
1997-2001 mehrere Artikel in Acta materialia und Materials Science &
Engineering
Sonstiges
seit 1994 AG-Leiter am Schülerrechenzentrum Dresden
Aufgabenkommission Sächsischer Informatikwettbewerb
Kontakt
Dr. rer. nat. René Richter
Dozent Studiengang Informationstechnik
Staatliche Studienakademie Dresden
Hans-Grundig-Str. 25 in 01307 Dresden
Telefon: 0351 44722-713
E-Mail: [email protected]
Staatliche Studienakademie Dresden
56
Hans-Grundig-Straße 25
> 02/12 Treffpunkt BA
01307 Dresden
> 02/12 Treffpunkt BA
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News
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Wer als Student/in der
Berufsakademie Sachsen – Staatliche Studienakademie Dresden erstmalig den Hauptwohnsitz nach Dresden verlegt,
hat Anrecht auf Umzugskostenbeihilfe in Höhe von 150 Euro, so die
Meldung der Stadt Dresden.
Die Anmeldung der Hauptwohnung und die Wohnsitznahme müssen
in der Zeit von Januar bis Dezember des laufenden Jahres erfolgt sein.
Bei Vorlage der Ummelde-Bescheinigung kann die Beihilfe im Folgejahr
ab 02. Januar bis 28. März beim Studentenwerk Dresden persönlich
beantragt werden. Antragsformulare sind bei der Stadt Dresden bzw.
beim Studentenwerk Dresden erhältlich.
Nähere Informationen, Antragsformulare und einen Handzettel
zum Thema Umzugskostenbeihilfe liegen kostenlos im Studentenwerk
Dresden, Fritz-Löffler-Straße 18 und in den Informationsstellen der Stadt
Dresden aus. Auch im Internet sind unter www.dresden.de -> Rathaus
Online -> Anliegen Umzugsbeihilfe für Studenten sowie unter www.
studentenwerk-dresden.de diese Informationen abrufbar.
Treffen Sie uns vor Ort!
Im 1. Halbjahr 2013 sind wir u.a. auf folgenden
Bildungs- und Fachmessen vertreten:
Nähere Informationen in Kürze auf www.ba-dresden.de
line.
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Unsere
18.-20. Januar 2013: Messe „KarriereStart“ in Dresden
mit dem Gemeinschaftsstand der BA Sachsen
25.-27. Januar 2013: Messe „Chance 2012“ in Halle
mit dem Gemeinschaftsstand der BA Sachsen
23. Februar 2013: Messe für Ausbildung und Studium der
Bundesagentur für Arbeit -Agentur für Arbeit Dresden
im Glücksgas-Stadion Dresden von 10:00 bis 15:00 Uhr
www.ba-dresden.de
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16. März 2013: Tag der Hochschulen im BIZ, Arge Bautzen
20. März 2013: Hochschultag im BIZ, Arge Riesa 15:00 - 19:00 Uhr
25.-28. April 2013: Agra, 2013 Leipzig Neue Messe
27.-28. April 2013: Azubi- und Studientage, Chemnitz
mit dem Gemeinschaftsstand der BA Sachsen
27. April 2013: Große Ausbildungsmesse der WR Westlausitz,
Niederlausitzhalle Senftenberg
06.-10. Mai 2013 – LIGNA 2013, Hannover
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> 02/12 Treffpunkt BA
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6. Jahrgang, 2. Ausgabe
ISSN: 1864-7863
Herausgeber
Der Direktor
Prof. Dr.-Ing. habil. Andreas Hänsel
Berufsakademie Sachsen, Staatliche Studienakademie Dresden
Redaktion
Franziska Wels, M.A. (fw),
Dr. Thomas Grassmann (tg),
Kontakt
Hans-Grundig-Straße 25 in 01307 Dresden
E-Mail: [email protected]
Telefon/Fax: 0351 44722-203/299
Korrektorat:
sui generis - Sprachenservice für Englisch und Deutsch, Meike Möller
Design/Satz
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Schönherrstraße 8 in 09113 Chemnitz
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Fotos: Titelfoto: Lothar Sprenger, Dresden, Foto S. 15 : Lothar Sprenger, Dresden,
fotolia, eigene Bestände
Druck: Druckhaus Dresden GmbH
TREFFPUNKT BA
Zeitschrift der Berufsakademie in Dresden
Hans-Grundig-Straße 25
01307 Dresden
Druckauflage: 3.500
Erscheinungsort: Dresden
Erscheinungstermin: zweimal jährlich
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