Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.V - MLUL
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Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.V. (PIK) Foto: PIK Direktor Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber CBE Stellvertretender Direktor Prof. Dr. Ottmar Edenhofer Wissenschaftskoordination PD Dr. Heike Zimmermann-Timm Verwaltung Kerstin Heuer Gegründet 1992 Mitarbeiter 209 davon 150 Wissenschaftler Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Mitglied der Wissenschaftsgemeinschaft Wilhelm Gottfried Leibniz, erforscht Fragen zum globalen Wandel, Klimawirkungen und zur nachhaltigen Entwicklung. Das 1992 gegründete Institut gilt als Pionier der interdisziplinären Forschung und als eines der weltweit führenden Institute auf diesem Gebiet: Natur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler erforschen gemeinsam wie sich das System Erde verändert, welche ökologischen, ökonomischen und sozialen Folgen der Klimawandel hat und welche Strategien für eine nachhaltige Entwicklung angemessen sind. Die wichtigsten Methoden sind die System- und die Szenarienanalyse mithilfe von Computersimulationen sowie die Analyse und Zusammenführung von Daten aus unterschiedlichen Wirtschafts- und Lebensbereichen. Die Modelle sind lösungsorientiert, ihre Projektionen sind eine robuste Grundlage für Entscheidungen in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Das PIK steht mit Akteuren dieser Bereiche in direktem Dialog. Die Wissenschaftler veröffentlichen regelmäßig Forschungsarbeiten in renom- mierten Wissenschaftsmagazinen und beraten internationale Institutionen wie die Vereinten Nationen, die Europäische Union und die Weltbank. Seine Expertise stellt das PIK ebenfalls der Bundesregierung, dem Bundestag, verschiedenen Landesregierungen sowie Behörden, Verbänden und Institutionen zur Verfügung. Das Institut steht in engem Kontakt zu nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen und ist Teil eines weltweiten Netzwerks von Institutionen, die globale Umweltveränderungen erforschen. Interdisziplinäre Forschungsbereiche In vier fächerübergreifend besetzten Forschungsbereichen, inhaltlich eng miteinander verzahnt, werden folgende Fragestellungen bearbeitet: Der Forschungsbereich I „Erdsystemanalyse“ untersucht die grundlegenden Eigenschaften des Erdsystems, die sich aus dem Zusammenwirken natürlicher physikalischer, chemischer und biologischer Prozesse sowie ihrer Ko-Evolution mit den Aktivitäten der Menschheit ergeben. Dazu Mitglied der Hauptgebäude des PIK, Michelson-Haus Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung Wissenschaftspark Albert Einstein Telegraphenberg A 31 14473 Potsdam Tel.: +49 (0)331-288-2500 Fax: +49 (0)331-288-2600 [email protected] www.pik-potsdam.de 64 Forschen für den ländlichen Raum Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.V. (PIK) zählt der durch den Treibhausgasausstoß verursachte Klimawandel. Welche Auswirkungen bei fortschreitendem Klimawandel in Abhängigkeit von Anpassungsmaßnahmen zu erwarten sind, wird im Forschungsbereich II „Klimawirkung und Vulnerabilität“ im regionalen und globalen Maßstab untersucht. Der Forschungsbereich III „Nachhaltige Lösungsstrategien“ entwickelt Perspektiven für den internationalen Klimaschutz nach Auslaufen des Kyoto-Protokolls. Im Blickpunkt stehen dabei die Stabilisierung des Klimas, der Wandel zur nachhaltigen Nutzung von Land und Ressourcen und Wege zur Anpassung an die unvermeidlichen Klimaänderungen. Die inhaltliche Ausrichtung des Forschungsbereichs IV „Transdisziplinäre Konzepte und Methoden“ trägt der Erkenntnis Rechnung, dass die Klimafolgenforschung neue methodische und konzeptionelle Ansätze braucht, wo vorhandene Konzepte und Methoden nicht weiterhelfen. Die Mathematik dient als wichtigstes Werkzeug, Wissen aus unterschiedlichen Bereichen zusammenzuführen und integrierte Ergebnisse zu erzielen. Im Folgenden wird lediglich eine kleine Auswahl der Forschungsprojekte am PIK näher dargestellt, hier speziell mit regionalem Bezug. Forschung vor der Haustür Der Wandel von Klima, Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft ist ein globales Phänomen, seine Auswirkungen treten aber regional in Erscheinung. Das PIK konzentriert einen Teil seiner Forschungsprojekte auf die Region Berlin-Brandenburg. Eine erste Pilotstudie zu Klimafolgen im Land Brandenburg erschien 1996. Im Jahr 2003 wurde der Landesregierung eine Fortschreibung vorgelegt. Das PIK ist nun an einem neuen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt „Klimawandel in Regionen zukunftsfähig gestalten“ (KLIMZUG) beteiligt. Ein Ziel des Vorhabens ist es, neue Technologien, Verfahren und Strategien zur Anpassung an den Klimawandel in der Region BerlinBrandenburg voranzutreiben. Seit 2008 kooperiert das PIK auch mit dem Land Forschen für den ländlichen Raum Das PIK ist Mitglied der Anfang 2008 gegründeten Forschungsplattform zum Klimawandel für die Region Berlin-Brandenburg. Die Veränderungen der klimatischen Parameter zwischen dem projizierten Mittelwert der Dekade 2046–2055 im Verhältnis zum beobachteten Mittelwert des Zeitraums 1951–2003. Oben: Jahresmittel Temperatur; Mitte: Jahresmittel Niederschlag; unten: Jahresmittelwert der klimatischen Wasserbilanz. Berechnung und Modellierung: PIK Rheinland-Pfalz. Erstes gemeinsames Vorhaben ist das Forschungsprojekt „KlimLandRP“ zu den regionalen Auswirkungen des Klima- und Landschaftswandels. Das PIK berät die Landesregierung und stellt regionale Klimaprojektionen bereit. Bis zum Ende des Projekts 2011 sollen flexible Anpassungsstrategien für ein zukunftsorientiertes Landschaftsmanagement erarbeitet werden. Die Ergebnisse von Regional-Studien zu Brandenburg, Rheinland-Pfalz, BadenWürttemberg und Nordrhein-Westfalen sollen in eine vom PIK durchgeführte Deutschlandstudie zu den Folgen des Klimawandels einfließen. Ziel ist es, ein Kli- 65 Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.V. (PIK) mawirkungskataster für Deutschland zusammenzustellen. Für hoch aufgelöste Klima-Simulationen, die die regionalen Veränderungen darstellen können, hat eine Forschergruppe des PIK das so genannte Lokal-Modell des Deutschen Wetterdienstes fortentwickelt. Es war ursprünglich für die Wettervorhersage eingesetzt worden. Die Klimaversion des Lokal-Modells, CLM (Climate Version of the Local Model), kann Klimaentwicklungen mit einer Auflösung von 1 bis 50 Kilometer über Zeiträume bis zu einem Jahrhundert hinweg abbilden. Seit dem Jahr 2005 ist es das gemeinschaftliche Regionalmodell der deutschen Klimaforschung. Bei der Weiterentwicklung des Modells arbeiten Wissenschaftler vom PIK mit Forschern einer Reihe weiterer renommierter Institute in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie in Irland und Frankreich zusammen. Forschen für die Landwirtschaft Die Anfälligkeiten der Land- und Forstwirtschaft gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels werden in mehreren PIK-Projekten mit regionalem, nationalem oder globalen Fokus untersucht. Das Projekt ForEVAS untersucht die Vulnerabilität von Waldökosystemen im Hinblick auf ihre natürliche Funktion und ihrer Leistungen für die Gesellschaft. Ziel des Projektes ist es, die Einflüsse des globalen Wandels auf den Wald, die Anpassungsfähigkeit der Forstwirtschaft und die Bedeu- Entwicklung des Huglin-Index in Deutschland. PIK, 2007 Der Huglin-Index (Wärmesummen) bewertet die möglichen Veränderungen der Anbauwürdigkeit verschiedener Rebsorten für Deutschland. Höhere Indizes repräsentieren die Anbauwürdigkeit von thermisch immer anspruchsvolleren Reben. 66 Forschen für den ländlichen Raum Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.V. (PIK) Veränderung der Jahresniederschläge in Deutschland im Zeitraum 1951–2003, Datenbasis: 1693 DWD-Stationen. Berechnung und Modellierung: PIK tung von Wäldern für Anpassungs- und Vermeidungsstrategien auf regionaler Ebene zu bewerten. In der Landwirtschaft können mögliche Verluste durch die Auswahl geeigneter Sorten für den Anbau begrenzt werden. Das PIK untersucht regionale Auswirkungen von Frühsommertrockenheit auf die Weizenproduktion und Möglichkeiten der Anpassung durch züchterische Maßnahmen. Bislang ist nicht ausreichend verstanden, wie verschiedene Wetterlagen während der Wachstumsphase die Ernten unterschiedlich ausfallen lassen können. Neben dem gleichmäßigen Anstieg der Durchschnittstemperaturen wird mit verstärktem Auftreten von Klimaextremen wie Hitzewellen und Dürren, aber auch Starkregen und Überschwemmungen gerechnet. Der Extremsommer 2003 hat gezeigt, dass es bei einer Hitzewelle zu starken Ertragsausfällen bei den wichtigsten Ackerkulturen kommen kann. Milde und feuchte Winter werden künftig vermutlich auch den Krankheitsbefall verstärken und die Bodenstruktur schädigen. Es wird jedoch auch Regionen geben, die wegen höherer Temperaturen und dem Düngungseffekt des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) positive Effekte verzeichnen können, besonders, wenn rechtzeitig Maßnahmen zur Anpassung ergriffen wurden. Bisherige Studien deuten darauf hin, Eine aktive Rolle spielt das PIK unter anderem im Klimarat der Vereinten Nationen IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), beim Millenium Ecosystem Assessment (MA), im Internationalen GeosphärenBiosphären-Programm (IGBP), im EU-Projekt ADAM (Adaptation and Mitigation Strategies), im Projekt „Bioenergy Planet“ des Pakts für Forschung und Innovation der Leibniz-Gemeinschaft, in der European Geoscience Union (EGU) oder im User-Netzwerk des Open Source Content Management System „Plone“. Moderne Arbeitsplätze an traditionsreicher Stätte Forschen für den ländlichen Raum 67 Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.V. (PIK) Forschungsbereiche I Erdsystemanalyse II Klimawirkung und Vulnerabilität III Nachhaltige Lösungsstrategien IV Transdisziplinäre Konzepte und Methoden dass die landwirtschaftlichen Erträge in Europa, und auch in Deutschland, im Laufe der nächsten Jahrzehnte im Durchschnitt leicht wachsen werden. Eine Studie des PIK hat etwa ergeben, dass Weinanbau in Deutschland künftig auch in weiter nördlich gelegenen Gebieten und in größeren Höhenlagen möglich wird. Allerdings könnten die häufigeren „tropischen Nächte“ in Deutschland, mit Temperaturen über 20 Grad Celsius, Spätfröste und die regional feuchtere Witterung dem Weinanbau künftig auch Probleme bereiten. Die Ergebnisse der Studie tragen dazu bei, für jede Region adäquate Anpassungsstrategien zu entwickeln. Wissenschaft ums Wasser Der globale Wasserkreislauf ist ein fundamentaler Teil des Erdsystems. Er ist nicht nur Teil der atmosphärischen Zirkulation, sondern auch eng gekoppelt mit dem Energie- und Kohlenstoffhaushalt sowie den verschiedenen Nährstoffkreisläufen. Insgesamt ist auf der Erde zwar mehr Süßwasser vorhanden als die Menschheit braucht. Diese Ressourcen sind jedoch räumlich und zeitlich ungleichmäßig verteilt und der globale Bedarf nähert sich dem Limit. Bereits jetzt wird lokal weit mehr Wasser für Landwirtschaft, Industrie und Haushalte benötigt als durch Niederschlag neu gebildet werden kann. Viele Länder sind auf den Import von Nahrungsmitteln angewiesen, da die im Land vorhandenen Wasserressourcen für die Nahrungsmittelproduktion nicht ausreichen. Die Abbildung unten zeigt am Beispiel der Bodenfeuchte, wie sich der Wasserhaushalt in Zukunft entwickeln könnte. Die Karten wurden erstellt nach Berechnungen mit dem am PIK betriebenen, weltweit führenden globalen Vegetations- und Wasserhaushaltsmodell LPJmL. Dieses Computermodell ist in der Lage, Änderungen in der Zusammensetzung, Funktion und Verbreitung der Landökosysteme zusammen mit Änderungen des Wasser- und Kohlenstoffhaushalts unter Bedingungen des Klimawandels zu simulieren. Zwar unterscheiden sich die Ergebnisse vor allem wegen der unterschiedlichen Niederschlagsverteilung in den Klimamodellen gebietsweise sehr stark, etwa im Amazonas-Gebiet. Für andere Gebiete, wie etwa die Mittelmeerregion, wo mit häufigerer Trockenheit und Dürreperioden zu rechnen ist, gibt es jedoch eine große Übereinstimmung zwischen den Modellvorhersagen. Insgesamt wird deutlich, dass der steigen- Die Karten zeigen die prozentualen Veränderungen der Bodenfeuchte bis zum Ende dieses Jahrhunderts (Mittelwert 2069–2098) im Vergleich zu den heutigen Bedingungen (1961–1990) auf Basis verschiedener Klimamodelle. Quelle: PIK 68 Forschen für den ländlichen Raum Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.V. (PIK) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Uta Pohlmann Patrick Eickemeier Tel.: +49 (0)331 288-2507 [email protected] Großrechner des PIK de CO2-Gehalt der Atmosphäre global zu mehr Niederschlag führen wird. Diese Zunahme des Wasserangebots wird sich aber in den hohen nördlichen Breiten konzentrieren. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert im Rahmen des Forschungsschwerpunktes Globaler Wandel des Wasserkreislaufs (GLOWA) den Projektverbund GLOWA-Elbe, der Ende 2007 in die abschließende dritte Phase eingetreten ist. Das übergeordnete Ziel ist ein System zur Unterstützung von Entscheidungen, die ein nachhaltiges Management der Ressource Wasser ermöglichen. In der dritten Phase sollen die entwickelten Modelle als „Elbe-ExpertToolbox“ für weiterführende Forschungen mit Elbebezug und die Planung in der Region verfügbar gemacht werden. schaftlichen Sektoren abzuschätzen, die von der Wasserverfügbarkeit abhängen. Wissenschaftliche Mitarbeiter im Institutsgelände Das EU-Projekt WATCH (Water and Global Change), an dem auch das PIK beteiligt ist, bringt Wasserwirtschaft und -wissenschaft zusammen, um die Bestandteile des Wasserkreislaufes und ihre Variabilität im 20. und 21. Jahrhundert weiter zu erforschen und die Vulnerabilität der verschiedenen gesellschaftlichen und wirt- Forschen für den ländlichen Raum 69