LEIBNIZ-GYMNASIUM Altdorf Kollegstufe Abiturjahrgang 2002
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LEIBNIZ-GYMNASIUM Altdorf Kollegstufe Abiturjahrgang 2002
LEIBNIZ-GYMNASIUM Altdorf Kollegstufe Abiturjahrgang 2002 FACHARBEIT aus der Physik Computersimulation eines idealen Gases Verfasser: Thomas Schneider Leistungskurs: PhL0 Kursleiter: OstR Heim Erzielte Punkte: (einfache Wertung) .............................................. (Unterschrift des Kursleiters) 1 1 2 Einleitung................................................................................................................ 3 1.1 Computersimulationen in der Physik ............................................................... 3 1.2 Problemstellung............................................................................................... 3 Theoretischer Teil................................................................................................... 4 2.1 Definitionen ..................................................................................................... 4 2.2 Möglichkeiten zur Untersuchung eines Systems ............................................. 4 2.3 Allgemeines über Computersimulationen ........................................................ 5 2.3.1 Skalierung der Zeit ................................................................................... 5 2.3.2 Skalierung der Länge ............................................................................... 6 2.3.3 Koordinatenachsen................................................................................... 6 2.4 Zweidimensionales Modell zur Simulation eines idealen Gases ..................... 6 2.4.1 Prämissen des simulierten Gases ............................................................ 6 2.4.2 Vorgehensweise bei der Simulation der Gasteilchen ............................... 7 2.4.3 Simulierte Gasteilchen.............................................................................. 8 2.4.4 Bewegung eines Gasteilchens ................................................................. 8 2.4.5 Reflexion an einer Wand .......................................................................... 9 2.4.5.1 Reflexionszeitpunkt............................................................................... 9 2.4.5.2 Reflexion............................................................................................. 10 2.4.5.3 2.4.6 2.5 Druckberechnung ............................................................................... 10 Kollision zweier Teilchen ........................................................................ 11 2.4.6.1 Kollisionszeitpunkt.............................................................................. 11 2.4.6.2 Kollision.............................................................................................. 13 Gültigkeitsbereich des Modells ...................................................................... 15 2.5.1 Unterschiede gegenüber dreidimensionalem Modell.............................. 15 2.5.2 Vergleich: Simulation <=> Realität ......................................................... 16 2 3 Praktischer Teil..................................................................................................... 19 3.1 Die Computersprache Java ........................................................................... 19 3.2 Programmierung............................................................................................ 20 3.3 Aufbau des Programms................................................................................. 20 3.4 Herleitung des idealen Gasgesetzes durch Simulationsreihen...................... 22 4 Abschließende Betrachtung.................................................................................. 25 5 Anhang ................................................................................................................. 26 5.1 Bildschirmfotos des Programms.................................................................... 26 5.2 Quellenverzeichnis ........................................................................................ 29 5.3 Abbildungsverzeichnis................................................................................... 30 5.4 Anlagen (auf beiliegender, unterschriebener CD-ROM) ................................ 30 5.4.1 Digitale Version dieser Facharbeit.......................................................... 30 5.4.2 Programm: Computersimulation eines idealen Gases............................ 30 5.4.2.1 Benutzerdokumentation (in HTML)..................................................... 30 5.4.2.2 Internetseite mit Programm ................................................................ 30 5.4.2.3 Quellcode des Programms................................................................. 30 5.4.3 6 Java-Dokumentationen........................................................................... 30 5.5 Ausdruck der verwendeten Internetquellen ................................................... 31 5.6 Danksagung .................................................................................................. 33 Erklärung .............................................................................................................. 34 3 1 1.1 Einleitung Computersimulationen in der Physik Computer werden für unsere Gesellschaft zunehmend wichtiger. Wie jede neue Technologie nehmen sie Einfluss darauf, wie wir lernen und wie wir denken. Computersimulationen, auch Computerexperimente genannt, sind ein wesentlicher Bestandteil der modernen Physik und werden ebenso wichtig wie Theorie und Experiment. Die Fähigkeit „zu simulieren“ ist heute wesentlicher Bestandteil der Qualitäten eines Wissenschaftlers. Computersimulationen ermöglichen die Untersuchung von nicht-linearen Problemen, die nicht mit analytischen Mitteln („von Hand“) gelöst werden können. Auch Systeme mit vielen Variablen oder vielen Freiheitsgraden können mit Hilfe von Simulationen erforscht werden. Entwicklungen in der Computertechnologie führen zu neuen Wegen, über physikalische Systeme nachzudenken: Die Frage „Wie kann ich das Problem auf einem Computer formulieren?“ führte zu neuen Formulierungen von Naturgesetzen und zu der Erkenntnis, dass es praktischer und natürlicher ist, Naturgesetze als Regeln für Computer anstatt in Form von Differentialgleichungen darzustellen. Diese neue Art, über physikalische Prozesse nachzudenken, veranlasst viele Physiker dazu, neue Computerarchitekturen zu entwickeln, die physikalische Systeme effizienter modellieren und simulieren können. (nach Q1, Kapitel 1.2: The nature of computer simulation) 1.2 Problemstellung Diese Facharbeit beschäftigt sich mit der numerischen Simulation und Visualisierung (grafischen Darstellung) von idealen Gasteilchen in einem geschlossenen, zweidimensionalen Raum. Dabei sollen die Teilchen nach den Gesetzen des elastischen Stoßes gegeneinander (Kollision) und an die Wände (Reflexion) stoßen. Die Teilchen können sich in jede beliebige Richtung bewegen und ändern bei der Kollision mit einem anderen Teilchen sowohl ihre Flugrichtung als auch ihre Geschwindigkeit. Neben den Gasteilchen (mikroskopisch) können auch makroskopische Größen des simulierten Gases (Druck, Temperatur, Volumen) betrachtet werden. Aus diesen Simulationsgrößen kann das ideale Gasgesetz mit einer Folge von Simulationsreihen gefolgert werden. 4 2 2.1 Theoretischer Teil Definitionen Ideale Gase sind „Gase, die sich im idealen Zustand befinden, d.h. den Zustandsgleichungen der i. G. streng genügen.“ (Q2, S. 1831) Eine Form der Zustandsgleichung des idealen Gases, aus der sich die anderen Formen ableiten lassen, lautet pV = Nk . T Idealer Zustand (von lat. idea = Urbild) bezeichnet einen „durch einfache Gesetzmäßigkeiten beschreibbaren, hypothetischen Zustand der Materie, in dem sich diese durch idealisierte Eigenschaften auszeichnet. Charakteristisch für den i. Z. ist, dass die Bestandteile der betrachteten Systeme keinen wechselseitigen Einwirkungen unterliegen sollen. Die Abweichungen vom i. Z. ( = realer Zustand) kommen durch eben diese gegenseitige Beeinflussung zustande.“ (Q2, S. 1831) 2.2 Möglichkeiten zur Untersuchung eines Systems Es gibt unterschiedliche MöglichkeiSystem ten, um ein System (reeller Gegenstand oder Sachverhalt) näher zu Experimente mit dem echten System untersuchen (vgl. Fig. 1): Bei einem Gas würden diese etwa Experimente mit einem Modell des Systems so aussehen: physikalisches Modell Experimente mit dem echten System mathematisches Modell würden physikalischen Versuchen analytische Lösung über das Verhalten der Gase mit Simulation einem realen Gas entsprechen. Fig. 1: Möglichkeiten zur Untersuchung eines Systems Ein physikalisches Modell des Gases wären beispielsweise kleine Stahlkugeln in einem Zylinder, die von einer schwingenden Membran als Boden des Zylinders in die Luft gewirbelt werden (Fig. 2). Alternativ zu diesen praktischen Modellen kann man auch ein mathematisches Modell als Abbild des Systems erstellen und untersuchen: Fig. 2: physikalisches Modell des idealen Gases 5 Mit Hilfe der analytischen Methode können aus einem mathematischen Modell durch logische Überlegungen und Berechnungen Folgerungen geschlossen werden, wie dies im Unterricht der 13. Klasse für ideale Gase geschieht. Eine andere Möglichkeit zur Untersuchung des Systems ist die Simulation eines mathematischen Modells mit einem Computer, dem Thema dieser Facharbeit. 2.3 Allgemeines über Computersimulationen Dynamische Computersimulationen geben die Veränderungen des simulierten Systems über der Zeit wieder (Q3, S.5): t0 Dies ist vergleichbar mit einem Film, bei dem eine Bewegung durch eine schnelle Abfolge von Einzelbildern dargestellt wird t1 (vgl. Fig.3). Das menschliche Auge nimmt diese einzelnen Bilder als flüs- t2 sige Bewegung wahr. 2.3.1 Skalierung der Zeit t3 Eine dynamische Computersimulation berechnet aus dem mathematischen Modell nach jedem Zeitintervall ∆t den Zu- t4 stand des Modells und stellt diesen am Bildschirm dar. Der Zustand des Modells zur Zeit ti heißt i-ter Simulationsrahmen (vgl. Fig. 3). Fig. 3: Bewegungsablauf Die Zeit, die zum Berechnen eines Simulationsrahmens benötigt wird, hängt vom verwendeten Computer (Prozessortyp, Taktfrequenz, Arbeitsspeicher) ab. Somit ist es sinnvoll eine neue Zeit zu definieren, die vom verwendeten Computer unabhängig ist: Eine Simulationssekunde [S] sei die reale Zeit, die für die Berechnung eines Simulationsrahmens benötigt wird. Die Simulationszeit t in Simulationssekunden [S] ist somit eine fiktive Zeit und keine reale Zeit in Sekunden. Das verwendete Modell basiert ausschließlich auf dieser fiktiven Simulationszeit und nicht auf der realen Zeit. 6 2.3.2 Skalierung der Länge Ein weiteres Problem ist die Darstellung von Längen in Computersimulationen: Ein Bildschirm besteht aus einzelnen Bildpunkten (Pixel). Die Anzahl der Pixel auf dem Bildschirm hängt von der eingestellten Auflösung ab und der Abstand zweier Pixel von der Lochmaske des Bildschirms. Da der Computer den Bildschirm nur pixelweise ansteuern kann, ist es unmöglich auf dem Bildschirm eine exakte Länge zu zeichnen, wenn man die eingestellte Auflösung und den zugehörigen Lochmaskenabstand des Systems nicht kennt. Somit muss ebenfalls eine neue Längeneinheit definiert werden: Ein Pixel (px) sei der Abstand zweier benachbarter Bildpunkte auf dem jeweiligen Bildschirm. Größe Physik Computersimulation Das Modell arbeitet folglich nur mit Zeit reelle Zeit [s] Simulationszeit [S] einer anderen Skalierung von Zeit Länge Länge [m] Pixel [px] und Länge. (vgl. Fig. 4) Fig. 4: Skalierung von Zeit und Länge 2.3.3 Koordinatenachsen Eine Besonderheit der Ausgabe auf dem y x Bildschirm ist die Ansteuerung der Pixel. Entgegen der gewohnten Richtung der YAchse von unten nach oben ist die YAchse für die Ansteuerung der Bildpunkte, wie sie im Programm verwendet wird, ge- y x gewöhnliche Ausrichtug Ausrichtug im Programm Fig. 5: Ausrichtung der Koordinatenachsen nau umgekehrt, also von oben nach unten gerichtet (Fig. A). Dies resultiert daraus, dass der Bildschirm zeilen- und spaltenweise von links-oben nach rechts-unten geschrieben wird. 2.4 Zweidimensionales Modell zur Simulation eines idealen Gases 2.4.1 Prämissen des simulierten Gases Bei der Modellierung eines physikalischen Vorganges müssen zunächst Prämissen gesetzt werden. Diese sollen einerseits möglichst nah an den realen Gegebenheiten liegen (Modell als Abbild der Realität), andererseits sollte das Modell jedoch auch möglichst einfach sein, damit es noch handhabbar und berechenbar bleibt. Zur Simulation des Gases möchte ich folgende Prämissen für die Gasteilchen setzen, die weitgehend den Prämissen des idealen Gases entsprechen (Q4, S.41): 7 Jedes Teilchen des einatomigen Gases a) hat die Teilchenmasse m – das simulierte Gas besteht also nicht aus einer Mischung von unterschiedlichen Isotopen desselben Stoffes mit unterschiedlichen Massen, wie dies bei fast allen Elementen der Fall ist. b) bewegt sich im Zweidimensionalen, also nur in X und Y-Richtung (2.5.1 erläutert die Unterschiede und Parallelen zwischen 2- und 3-dimensionaler Darstellung). c) hat die Form einer Kreisscheibe mit dem Radius r, was dem dreidimensionalen Modell einer Kugel entspricht. Ferner gelten folgende Prämissen der kinetischen Gastheorie: d) Es gibt keine Kräfte zwischen den Teilchen außer bei Stößen ð geradliniger Flug zwischen zwei Stößen e) Die Reflexion eines Teilchens an einer Wand und die Kollision zweier Teilchen ist vollkommen elastisch, d.h. Impuls- und Energieerhaltungssatz gelten. f) Die Gasteilchen befinden sich im Zustand idealer Unordnung, bevorzugen also weder eine bestimmte Richtung noch eine bestimmte Geschwindigkeit. g) Die Teilchendichte N ist räumlich und zeitlich nahezu konstant. V 2.4.2 Vorgehensweise bei der Simulation der Gasteilchen Das Gas besteht aus mehreren Gasteilchen, die sich so lange mit konstanter Geschwindigkeit fortbewegen, bis sie an eine Wand oder ein anderes Teilchen stoßen. Das Problem besteht darin, den jeweils nächsten Zusammenstoß zu finden und die vektorielle Teilchengeschwindigkeit (Betrag und Richtung) der dabei betroffenen Teilchen entsprechend zu ändern. Dies wird folgendermaßen gelöst (Vorgehensweise nach Q1, Kapitel 8.9 und Q5): Für jedes Teilchen i wird die früheste Zeit t i berechnet, in der es mit einem anderen Teilchen oder einer Wand zusammenstoßen wird. Aus all diesen Teilchenzeiten t i wird die früheste Zeit t next herausgesucht und die beiden Stoßpartner (2 Teilchen bei Kollision oder Teilchen und Wand bei Reflexion) werden vermerkt. Diese beiden Stoßpartner werden folglich als Nächstes zusammenstoßen. Nun werden alle Teilchen bis zu diesem Zeitpunkt t next geradlinig bewegt und dann die Stoßpartner reflektiert bzw. kollidiert. 8 Anschließend werden wieder die nächsten ti Stoßzeiten berechnet, t next herausgesucht, usw. (vgl. Fig. 20). 2.4.3 Simulierte Gasteilchen Alle Gasteilchen besitzen vy a) die gleiche Teilchenmasse m in v [u] ( Prämisse 2.4.1a ). vy b) den gleichen Radius r in Pixel [px] r ( Prämisse 2.4.1c ). vx M (X;Y) Jedes einzelne Gasteilchen besitzt c) einen Mittelpunkt M mit den Koor- m dinaten (X,Y) in Pixel [px]. d) zwei Geschwindigkeitskompo- Fig. 6: Größen eines Gasteilchens nenten vx und vy in Pixel pro Simulationssekunde [px/S]. e) eine Geschwindigkeit v in Pixel pro Simulationssekunde [px/S]. Für die Geschwindigkeit v gilt nach dem Satz des Pythagoras: v2 = vx2 + vy2 (vgl. Fig. 6). f) eine nächste Stoßzeit ti in Simulationssekunden [S], in der es mit einem anderen Teilchen oder einer Wand zusammenstoßen wird (vgl. 2.4.2). g) einen Stoßpartner (Teilchen oder Wand), mit dem es zur Zeit ti zusammenstoßen wird. 2.4.4 Bewegung eines Gasteilchens In der Zeit ∆t legt ein Teilchen die Strecke r v ⋅ ∆t zurück (Fig. 7). Somit gilt für die neuen Koordinaten des Teilchens X’ und Y’: r X ' = X + | v x | ⋅∆t r Y ' = Y + | v y | ⋅∆t r v y ⋅ ∆t r r vy v r (X;Y) v x r v ⋅ ∆t r r vy v r vx (X’;Y’) r v x ⋅ ∆t Fig. 7: Bewegung eines Teilchens r r r Bei der Bewegung bleiben die Geschwindigkeiten v , v x und v y konstant, da nach Prä- misse 2.4.1d zwischen zwei Stößen keine Kraft auf das Teilchen wirkt (Fig.7). 9 2.4.5 Reflexion an einer Wand Die Reflexion an einer Wand wird zunächst exemplarisch an der rechten Wand erklärt. Für die linke Wand kann über analoge Überlegungen eine ähnliche Beziehung gefunden werden. Die Formeln für die untere Wand entsprechen denen der rechten und die der oberen Wand denen der linken (vgl. 2.3.3), wobei „x“- und „y“-Bezeichnungen jeweils vertauscht werden müssen. 2.4.5.1 Reflexionszeitpunkt ∆x Die Reflexion eines Teilchens T an der Wand erfolgt, wenn dieses die Wand berührt (vgl. Fig.8): r T’ (X’;Y’) X ' = X w − r (G1), Wand wobei X’ die X-Koordinate des Teilchenmittelpunktes und Xw die X-Koordinate der Wand ist. T (X;Y) Bis zu diesem Zeitpunkt muss das Teilchen T noch xw Fig. die Strecke ∆x in X-Richtung fliegen. Mit G1 folgt : ∆x = X '− X = ( X w − r ) − X Die dafür benötigte Zeit ∆t beträgt somit: ∆t = ∆x ( X w − r ) − X = , vx vx wobei vx der Betrag der Geschwindigkeit des Teilchens in X-Richtung ist (vgl. Fig. 6). Für die linke Wand gilt analog mit X ' = X w + r : ∆t = ∆x ( X w + r ) − X = vx vx 10 2.4.5.2 Reflexion Das Teilchen wird nach den Gesetzen des elastischen Stoßes an der Wand reflektiert. Da die Masse des Teilchens sehr klein gegenüber der Masse der Wand ist ( m Teilchen << m Wand ), bleibt seine Energie beim elastischen Stoß mit der Wand erhalten. r Die zur Wand senkrechte Geschwindigkeitskomponente v ⊥ r r wird komplett reflektiert (vgl. Fig. 9): v ' ⊥ = −v ⊥ r Die zur Wand parallele Geschwindigkeitskomponente v|| bleibt r r v|| v' r r v '⊥ r v r r v⊥ Wand Fig. 9: Reflexion an einer Wand r r unverändert: v '|| = v|| Insgesamt bleibt die Gesamtenergie des Teilchens bei der Reflexion erhalten: 1 1 1 1 2 2 2 2 2 mv' 2 = m(v' ⊥ +v'|| ) = m((−v ⊥ ) 2 + v|| ) = m(v ⊥ + v|| ) = E kin 2 2 2 2 r r r r Bei der linken und rechten Wand ist v ⊥ = v x und v|| = v y , bei der oberen und unteren E ' kin = Wand umgekehrt. 2.4.5.3 Druckberechnung Betrachtet man das Zeitintervall ∆t zwischen zwei Teilchenstößen gegen eine Wand, so ist nach dem 2. Newton’schen Gesetz die mittlere Kraft F auf diese Wand F = 2mv ⊥ ∆p p '− p (− mv ⊥ ) − mv ⊥ = = =− . ∆t ∆t ∆t ∆t Der Betrag des mittleren Drucks p im Zeitintervall ∆t auf die Wand der Fläche A ist p = F A = 2m v ⊥ A∆t . 11 2.4.6 Kollision zweier Teilchen Die Überlegungen und Algorithmen, die in Verbindung mit der Kollision zweier Teilchen verwendet werden, sind Q1 (Kapitel 8.9) entnommen. Die Implementierung dieser Algorithmen erfolgte in Anlehnung an Julio Gea-Banacloche’s Java-Applet (Q5). 2.4.6.1 Kollisionszeitpunkt Die zeitaufwendigste Berechnung der Kollision ist die Kollisionserkennung. Alle Teilchen müssen paarweise auf Kollision geprüft werden: Im Folgenden wird die Bedingung für die Kollision zweier Teilchen 1 und 2 hergeleitet und daraus der Zeitpunkt t12 , zu dem diese Kollision stattfinden wird. Da diese Formeln vektoriell hergeleitet werden, gelten sie für alle Bewegungsrichtungen der Teilchen, unterschiedliche Teilchengeschwindigkeiten und sogar im Dreidimensionalen (vgl. 2.5.1). Für das in dieser Facharbeit verwendete zweidimensionale Modell des idealen Gases müssen in die in den nachfolgenden Kapiteln hergeleiteten Vektorgleichungen zweidimensionale Orts- und Geschwindigkeitsvektoren eingesetzt werden: r æXö Ortsvektoren: r = çç ÷÷ èY ø r æ vx ö Geschwindigkeitsvektoren: v = çç ÷÷ èvy ø r r Gegeben seien zwei Teilchen 1 und 2 mit den Ortsvektoren r1 (t ) und r2 (t ) zur Zeit t=0. Beim Zusammenstoß zur Zeit t12 sind ihre Mittelpunkte genau d = 2 ⋅ r voneinander entfernt (Fig. 10): r r r1 (t12 ) − r2 (t12 ) = d | ² r r 2 ð (r1 (t12 ) − r2 (t12 ) ) = d 2 (G1) d Fig. 10: Abstand von zwei Teilchen 12 Im Zeitraum ∆t12 = t12 − t = t12 (s.o.) bewegen sich die Teilchen mit konstanten Ger r schwindigkeiten (vgl 2.4.1d) v1 (0) und v 2 (0) : r r r r r r r1 (t12 ) = r1 (0) + v1 (0)t12 und r2 (t12 ) = r2 (0) + v 2 (0)t12 (G2) G2 in G1liefert: [(rr1 (0) + vr1 (0)t12 ) − (rr2 (0) + vr2 (0) t12 )]2 = d 2 [rr1 (0) + vr1 (0)t12 − rr2 (0) − vr2 (0) t12 ]2 = d 2 [(rr1 (0) − rr2 (0) ) + (vr1 (0) − vr2 (0) )t12 ]2 = d 2 r r r r r r mit r12 = r1 (0) − r2 (0) (G3) und v12 = v1 (0) − v 2 (0) (G4): (rr12 + vr12 t12 )2 = d2 r 2 r r r 2 2 r12 + 2 ( r12 o v12 )t12 + v12 t12 = d 2 r 2 2 r r r 2 v12 t12 + 2 ( r12 o v12 )t12 + ( r12 − d 2 ) = 0 r r r r r 2 r 2 − 2 ( r12 o v12 ) ± 4 ( r12 o v12 ) 2 − 4 v12 ( r12 − d 2 ) t12 = r 2 2 v12 r r < r12 o v12 >0 r r r r r 2 r 2 − r12 o v12 ± (r12 o v12 ) 2 − v12 (r12 − d 2 ) t12 = r 2 v12 (G5) r r Da die Zeit t12 > 0 sein muss, folgt aus den Überlegungen zu G5: r12 o v12 < 0 (G6) r r Falls r12 o v12 > 0 , fliegen die Teilchen voneinander weg und können nicht kollidieren. Falls die Bedingung in G6 erfüllt ist, muss zusätzlich die Diskriminante in G5 die Ber r r 2 r 2 dingung (r12 o v12 ) 2 − v12 (r12 − d 2 ) ≥ 0 (G7) erfüllen. Wenn G7 erfüllt ist, so hat G5 zwei Lösungen. Lediglich die kleinere der beiden ist jedoch die physikalisch relevante, da die Teilchen bereits zu diesem früheren Zeitpunkt zusammenstoßen. Allgemein stoßen somit zwei Teilchen i und j zur Zeit tij zusammen, falls die Bedingungen G6 und G7 erfüllt sind (vgl. G5): r r r r r 2 r2 − rij o v ij − (rij o vij ) 2 − vij (rij − d 2 ) (G8) t ij = r 2 v ij 13 2.4.6.2 Kollision r r Im Folgenden werden die Geschwindigkeitsvektoren v1 ' und v 2 ' zweier Teilchen T1 und T2, die gerade miteinander kollidieren, nach der Kollision hergeleitet. Alle Teilchen sind bis zum Zeitpunkt t12 bewegt (vgl. 2.4.2); T1 und T2 berühren sich also gerade (vgl. r r 2.4.6.1). Die Mittelpunktsvektoren der Teilchen sind r1 und r2 , ihre Geschwindigkeitsr r vektoren vor der Kollision v1 und v 2 . Da die Kollision den Gesetzen des elastischen Stoßes genügt (vgl. 2.4.1e ), gilt der Impulserhaltungssatz in vektorieller Form: r r p = p' r r r r mv1 + mv 2 = mv1 '+ mv 2 ' |: m (vgl. 2.41a ) r r r r v1 + v 2 = v1 '+v 2 ' somit gilt für die vektoriellen Geschwindigkeitsänderungen der Teilchen: r r r r r r ∆v1 = v1 '−v1 = −(v 2 '−v 2 ) = − ∆v 2 (G1) Bei der Kollision der beiden Teilchen wirkt die Kraft entlang der Verbindungslinie ihrer Mittelpunkte (Fig. 11): r r r r12 = r1 − r2 (G2) r 0 Der zugehörige Einheitsvektor r12 beträgt: r r r12 r 0 r12 r12 = r = (G3) r12 d r 0 r12 r r12 T1 T2 Fig. 11: Mittelpunktsvektor vor der Kollision (vgl. Fig. 12): r Die Geschwindigkeitsvektoren v der beiden Teilr 0 chen können in zwei Komponenten parallel zu r12 r r ( v|| ) und senkrecht dazu ( v ⊥ ) zerlegt werden: r r r v = v|| + v ⊥ (G4) r r r v|| erhält man durch Projektion von v auf r12 : r r r0 r0 v|| = (v o r12 )r12 (G5) r v 2, ⊥ r v2 r v1,|| r v 2,|| r v1 T1 T2 Fig. 12: vor der Kollision r v1, ⊥ 14 nach der Kollision (vgl. Fig. 13): Bei der Kollision werden die parallelen Geschwin- r v1,|| ' digkeitskomponenten der beiden Teilchen ausgetauscht: r r r r v1,|| ' = v 2,|| und v 2,|| ' = v1,|| (G6) r v2 ' r v 2, ⊥ ' r v1,⊥ ' r v 2,|| ' r v1 ' T1 Die senkrechten Geschwindigkeitskomponenten bleiben erhalten: r r r r v1,⊥ ' = v1,⊥ und v 2,⊥ ' = v 2,⊥ (G7) T2 Fig. 13: nach der Kollision Damit ist die vektorielle Geschwindigkeit von T1 nach der Kollision: r r r v1 ' = v1,|| '+ v1, ⊥ ' (vgl. G4) r r = v 2,|| + v1, ⊥ (vgl. G6, G7) r r r r = v 2,|| − v1,|| + v1,|| + v1, ⊥ r r r = v 2,|| − v1,|| + v1 (vgl. G4) r r 0 r 0 r r 0 r 0 r = (v 2 o r12 )r12 − (v1 o r12 ) r12 + v1 (vgl. G5) r r r 0 r 0 r = (v 2 − v1 ) o r12 r12 + v1 r r r 0 r 0 r = − (v1 − v 2 ) o r12 r12 + v1 (G8) [ [ ] ] Die vektoriellen Geschwindigkeitsänderungen der Teilchen bei der Kollision betragen somit : r r r ∆ v1 = v1 '− v1 (vgl. G1) r r r 0 r 0 r r = −[( v1 − v 2 ) o r12 ]r12 + v1 − v1 (vgl. G8) r r r 0 r 0 = −[( v1 − v 2 ) o r12 ]r12 r r r12 r12 r r r r (vgl. G3); v12 = v1 − v 2 = −[v12 o ] d d r r r [v o r ]r = − 12 212 12 (G9) d r r ∆v 2 = − ∆v1 r r r [v12 o r12 ]r12 = d2 (vgl. G1) 15 2.5 Gültigkeitsbereich des Modells 2.5.1 Unterschiede gegenüber dreidimensionalem Modell Bei einem dreidimensionalen Modell des idealen Gases können sich die Gasteilchen nicht nur in x- und y-Richtung, sondern auch noch in z-Richtung bewegen. Dies führt jedoch bei der Darstellung auf einem zweidimensionalen Bildschirm zu Darstellungsproblemen (Überlagerungen vorne/hinten, Verzerrung von z-Achse, Winkeln etc.) und trägt somit nicht der Anschaulichkeit bei. Die Grundlagen der Teilchenbewegung (gradlinige Bewegung, Reflexion, Kollision) sind im Dreidimensionalen grundsätzlich genauso wie im Zweidimensionalen, nur dauern die Berechnungen länger, da eine zusätzliche Dimension mit berücksichtigt werden muss (vgl. Fig. 14): Im Zweidimensionalen Ort eines Teilchens (X,Y) Geschwindigkeitskomponenten vx, vy Gesamtgeschwindigkeit vx ² + vy ² Abstand zweier Teilchen ( X 2 − X 1)² + (Y 2 − Y 1)² Anzahl der Wände (Reflexion) 4 Im Dreidimensionalen (X,Y,Z) vx, vy, vz vx ² + vy ² + vz ² ( X 2 − X 1)² + (Y 2 − Y 1)² + ( Z 2 − Z 1)² 6 Fig. 14: Vergleich 2D ó 3D Die Formeln für Bewegung, Reflexion und Kollision von Gasteilchen im Dreidimensionalen entsprechen denen aus 2.4, wobei einfach die 2-dimensionalen Orts- und Geschwindigkeitsvektoren durch 3-dimensionale ersetzt werden müssen: æXö r ç ÷ Ortsvektoren: r = ç Y ÷ çZ÷ è ø æ vx ö r ç ÷ Geschwindigkeitsvektoren: v = ç v y ÷ çv ÷ è zø 16 2.5.2 Vergleich: Simulation <=> Realität Da die Teilchen und ihre Bewegung auf dem Bildschirm dargestellt werden sollen, sind einige Rahmenbedingungen zu beachten: a) Der Teilchendurchmesser sollte mindestens 5px betragen, damit die Kollision zweier Teilchen auf dem Bildschirm beobachtet werden kann. Größe Realität I) Teilchendurchmesser (d) 2 ⋅ 10 −10 m II) Mittlerer Teilchenabstand (ca. 10d) 2 ⋅ 10 −9 m Simulation 5px 50px Fig. 15: Größenordnungen des idealen Gases Wie Fig. 15 zeigt, muss der mittlere Teilchenabstand in der Simulation folglich ca. 50px betragen, damit die Rahmenbedingungen der Simulation den realen Verhältnissen entsprechen. Ebenso folgt aus Fig. 15 folgender Zusammenhang: 1m =ˆ 2,5 ⋅ 1010 px ð 1px =ˆ 4 ⋅ 10 -11 m Ergebnis 1: Damit die Gasteilchen auf dem Bildschirm dargestellt werden können, muss das Gas stark vergrößert werden. Dadurch entspricht ein Pixel auf dem Bildschirm einer sehr kleinen Strecke in der Realität. Ebenso kann mit Hilfe von Fig. 15 b und 16 eine möglichst realitätsnahe Teilchenzahl N abgeleitet werden: h N= b⋅h (10d ) 2 10d Bei 10d Fig. 16: Abschätzung der Teilchenzahl einer Simulationsfenstergröße von 500px mal 300px wären dies N= 500 px ⋅ 300 px = 60 Teilchen. (10 ⋅ 5 px) 2 Ergebnis 2: Damit der mittlere Teilchenabstand der simulierten Gasteilchen dem der realen Gasteilchen entspricht, muss die Teilchenzahl relativ gering gewählt werden, da die Bildschirmgröße begrenzt ist. 17 b) Die Geschwindigkeit eines Teilchens sollte höchstens 10 Pixel pro Simulationssekunde betragen, damit die fliegenden Teilchen am Bildschirm nicht zu sehr „hüpfen“ und als „flüssige“ Bewegung wahrgenommen werden. Im Folgenden möchte ich das Verhältnis von simulierter Zeit (in realen Sekunden s) und Simulationszeit (in virtuellen Simulationssekunden S) herleiten (vgl. 2.3.1): Eine exemplarische Betrachtung für Wasserstoff bei Normalbedingungen liefert: M m (H 2 ) = 2,0 kg kmol -1 ; T = 273K Die mittlere Geschwindigkeit beträgt: v = 0,92 3 ⋅ 8,3145 ⋅ 10 3 JK −1 kmol −1 ⋅ 273K 3RT = 0,92 ≈ 1,7 ⋅ 10 3 m / s −1 Mm 2,0 kg kmol = 1,7 ⋅ 10 3 2,5 ⋅ 1010 px ≈ 4,3 ⋅ 1013 px / s s (vgl. 2.4.2a ) Somit kann folgende Beziehung zwischen simulierter Zeit und Simulationszeit aufgestellt werden: 4,3 ⋅ 1013 px px s⋅S =ˆ 10 | ⋅1 s S px 4,3 ⋅ 1013 S =ˆ 10 s 1S =ˆ 10 4,3 ⋅ 1010 −13 s = 2 , 3 ⋅ 10 s 1 s = S = 4,3 ⋅ 1012 S ˆ bzw. 13 4,3 ⋅10 10 Ergebnis 3: Wenn die Bewegung der Teilchen unter Berücksichtigung der Rahmenbedingung aus 2.5.2a am Bildschirm flüssig wahrgenommen werden soll, muss eine Simulationssekunde einem winzigen Bruchteil einer Sekunde entsprechen. 18 Gesamtergebnis: Damit die Rahmenbedingungen eines idealen Gases nachgebildet werden können, muss man sich das simulierte Gas als einen sehr kleinen Ausschnitt des homogenen Gases vorstellen (vgl. 2.5.2a ). Zusätzlich ist der Zeitraum, in dem das Gas simuliert wird, extrem kurz (vgl. 2.5.2b). Trotzdem verhält sich dieses simulierte „Miniaturgas“ ähnlich wie ein ideales Gas, da die Teilchendichte N/V des idealen Gases räumlich und zeitlich konstant ist (vgl. 2.3.1g) und das simulierte Gas somit nur ein kleiner Ausschnitt aus dem durchgängig homogenen idealen Gas ist. Unterschiede sind darauf zurückführen, dass ein ideales Gas aus sehr, sehr vielen Teilchen besteht, wohingegen die Teilchenzahl in der Simulation sehr gering ist (vgl. Ergebnis 2). Dadurch ist beispielsweise der Druck im realen idealen Gas zeitlich nahezu konstant, während er in der Simulation aufgrund der begrenzten Teilchenzahl stark um einen mehr oder weniger konstanten Mittelwert schwankt. 19 3 Praktischer Teil Hier soll nur kurz auf die grundlegenden Methoden und Prinzipien des Programms eingegangen werden. Nähere Informationen zur Funktionsweise und Bedienung des Programms sind in der Benutzerdokumentation auf der beiliegenden CD-ROM (vgl. Anhang) zu finden. 3.1 Die Computersprache Java Sun Microsystems, die Entwicklerfirma von Java, definiert Java folgendermaßen (übersetzt aus Q6, Kapitel 1.1): Java: eine einfache, objektorientierte, verteilte, interpretierte, robuste, sichere, architekturunabhängige, portable, schnelle, mehrprozessfähige und dynamische Sprache. Als Implementierungssprache für das Programm habe ich Java aus folgenden Gründen gewählt: Java garantiert - verglichen mit anderen objektorientierten Hochsprachen - ein ausgeglichenes Maß an (vgl. Fig. 17): Fig. 17: Vergleich: C/C++, Java, Smalltalk, Tcl a) Schnelligkeit - dadurch, dass der Quellcode (Source Code) in einen universellen Byte Code kompiliert wird. b) Portabilität - dadurch, dass dieser Byte Code interpretiert wird, d.h. auf dem ausführenden System in die jeweilige systemabhängige Maschinensprache übersetzt wird. c) Sicherheit - dadurch, dass bei dieser Übersetzung der Zugriff auf das System (Dateien, Drucker, Schnittstellen etc.) streng geregelt ist und bei einem Applet (Java Byte Code, der in einem Internetbrowser ausgeführt werden kann) zunächst einmal überhaupt nicht möglich ist. 20 Durch diese Applets kann ein Java Programm sowohl auf einer Internetseite als auch lokal von einer CD-ROM oder von der Festplatte aus auf beliebigen Systemen (vgl. Fig. 18) in einem Internetbrowser ausgeführt werden. Fig. 18: Java Code-Modell 3.2 Programmierung Das Programm in Form eines Java-Applets wurde mit Forte(TM) for Java(TM) 1, einer Java-Entwicklungsumgebung von Sun Microsystems, Inc. geschrieben. Die grafische Benutzeroberfläche (engl. GUI - graphical user interface) wurde von dieser nahezu vollständig automatisch generiert, was sehr viel Programmieraufwand ersparte. 3.3 Aufbau des Programms Das Programm besteht aus drei voneinander unabhängigen, parallelen Prozessen (Programmstränge, die gleichzeitig ausgeführt werden können), die auf die gemeinsamen Daten (Variablen der einzelnen Gasteilchen (vgl. 2.4.3) etc.) zugreifen (vgl. Fig. 19): Rechnen lesen u. schreiben Daten Ausgeben lesen Fig. 19: Prozesse des Programms 1 http://www.sun.com/forte/ffj/buy.html Anzeigen 21 a) Der „Rechnen-Prozess“ berechnet die eiRechnen gentliche Simulation (vgl. Fig. 20): Zunächst werden die Teilchen generiert: Teilchen generieren Sie werden zufällig so im Simulationsfen- ersten Stoß berechnen (tnext) ster verteilt, dass sie sich nicht überlapalle Teilchen bis tnext bewegen pen und erhalten die aus den zu Beginn Stoß ausführen gesetzten Größen berechnete mittlere Geschwindigkeit v = 3RT als AnfangsM geschwindigkeit. nächsten Stoß berechnen (tnext) Fig. 20: Rechnen-Prozess Ihre Flugrichtung wird zufällig bestimmt. Nun wird die Simulation gemäß der in 2.4 beschriebenen Vorgehensweise und den in 2.4.4 bis 2.4.6 hergeleiteten Algorithmen berechnet. Der Rechnen-Prozess ist der einzige Prozess, der die Daten verändert - die beiden anderen Prozesse lesen die Daten nur aus. b) Der „Anzeigen-Prozess“ stellt die Teilchen im Simulationsfenster als bunte Kreisscheiben dar. So kann die Bewegung der einzelnen Teilchen verfolgt werden. c) Der „Ausgeben-Prozess“ stellt die simulierten Größen (Anzahl der Kollisionen, Reflexionen etc.) im Ausgabefenster dar. Er berechnet außerdem aus den Simulationsdaten Größen wie den aktuellen Druck, das aktuelle Volumen oder die Temperatur und stellt diese als Zahlen und teilweise grafisch in einem Diagramm dar. Diese Untergliederung des Programms in unabhängige Prozesse hat einige Vorteile gegenüber einem linearen Programmablauf: • Die einzelnen Prozesse können unterschiedlich schnell ablaufen und ihre Geschwindigkeiten gegeneinander individuell abgestimmt werden. Dadurch kann die Simulationsgeschwindigkeit auf den verwendeten Computer eingestellt werden. • Die Prozesse Ausgeben und Anzeigen können einzeln (de-)aktiviert werden, je nachdem, ob man die Teilchen oder die Simulationsgrößen betrachten will. 22 3.4 Herleitung des idealen Gasgesetzes durch Simulationsreihen Im Folgenden möchte ich an einigen Beispielen zeigen, wie mit dem Programm sogenannte „Computerexperimente“ durchgeführt werden können und so, ähnlich wie in Experimenten mit realen Gasen (vgl. 2.2), Beziehungen für das ideale Gas ausschließlich durch Simulation gewonnen werden können. Aus einer Reihe von Simulationsdurchläufen kann das ideale Gasgesetz hergeleitet werden: Bei allen Simulationsreihen wird der Radius auf 1 Pixel gesetzt, da auch bei Versuchen mit realen Gasen der Teilchenradius sehr gering gegenüber dem Volumen des Gases ist. Simulationsreihe 1: V(p) T=273K; 100 Teilchen; m=10u; Volumen variabel Für jeden Messwert wird die Simulation gestoppt, der Druck p eingegeben, die Simulation gestartet und das mittlere Volumen V nach einiger Zeit im Ausgabefenster abgelesen. Somit ergibt sich folgende Wertetabelle: p in kg/pxS² V in px³ p*V 500 750 1000 1250 1500 146280 99912 77832 63480 51888 73140000 74934000 77832000 79350000 77832000 Die hyperbelförmige Kurve im p - V Diagramm (T = const) daraus erstellten p-V Diagramm 160000 lässt vermuten, dass das Volu- 140000 men indirekt proportional zum 120000 Druck ist: 100000 V 80000 V ~ 60000 1 oder p ⋅ V = const , p 40000 was die Spalte „p*V“ am Ende 20000 der Wertetabelle (von Simulati- 0 0 200 400 600 800 p 1000 1200 1400 1600 onsfehlern durch relativ geringe Teilchenzahlen abgesehen) bestätigt. 23 Simulationsreihe 2: V(T) p=1000kg/pxS²; 100 Teilchen, m=10u; Volumen variabel Für jeden Messwert wird die Simulation gestoppt, die Temperatur T eingegeben, die Simulation gestartet und das mittlere Volumen V nach einiger Zeit im Ausgabefenster abgelesen. Somit ergibt sich folgende Wertetabelle: T in K V in px³ V/T 200 56304 281,52 300 82248 274,16 400 109848 274,62 500 133584 267,168 600 160080 266,8 Die Ursprungsgerade im daraus T - V Diagramm (p=const) erstellten T-V Diagramm lässt 180000 160000 vermuten, dass das Volumen 140000 direkt proportional zur Tempe- 120000 V ratur ist: 100000 80000 V ~ T oder 60000 40000 V = const , T was die Spalte „V/T“ am Ende 20000 0 0 100 200 300 400 500 600 T 700 der Wertetabelle (von Simulationsfehlern durch relativ geringe Teilchenzahlen abgesehen) bestätigt. Aus den Proportionalitäten dieser beiden Simulationsreihen folgt direkt das ideale Gasgesetz in der 1. Form: p ⋅V = const T Somit ist mit Hilfe von zwei Simulationsreihen das ideale Gasgesetz hergeleitet worden. 24 Simulationsreihe 3: p(N) m=10u; Höhe=250pxðV=const.; T=273K; Druck variabel Für jeden Messwert wird die Simulation gestoppt, eine Teilchenzahl N eingegeben, die Simulation gestartet und der mittlere Druck p nach einiger Zeit im Ausgabefenster abgelesen. Somit ergibt sich folgende Wertetabelle: N P in kg/pxS² p/N 25 112,2 4,49 50 236,4 4,73 75 368,5 4,91 100 479,7 4,80 125 599,3 4,79 150 713,3 4,76 175 820,8 4,69 200 936,3 4,68 Die Ursprungsgerade im daraus er- N - p Diagramm (V=const; T=const) stellten N - p Diagramm lässt vermuten, 1000 dass der Druck direkt proportional zur 900 800 Teilchenzahl ist: 700 600 p ~ N oder p 500 p = const , was die Spalte N 400 „p/N“ am Ende der Wertetabelle (von 300 200 Simulationsfehlern durch relativ geringe 100 0 0 50 100 150 200 250 Teilchenzahlen abgesehen) bestätigt. N Durch diese in der dritten Simulationsreihe festgestellte Proportionalität kann das ideale Gasgesetz in der 1. Form (s.o.) wie folgt erweitert werden: p ⋅V p ⋅V = N ⋅ K , wobei K ein konstanter Proportionalitätsfaktor ist. = const oder T T ⋅N In der Realität ist dieser Proportionalitätsfaktor K die Boltzmann – Konstante k = 1,3807 ⋅ 10 −23 JK −1 (-> ideales Gasgesetz in der 3. Form). Dies ist in der Simulation jedoch nicht der Fall, da diese das ideale Gas nicht in seinen quantitativ exakten Werten, sondern nur in seinen qualitativen Verhältnissen simulieren kann (vgl. 2.5.2). 25 4 Abschließende Betrachtung Abschließend möchte ich noch auf weitere Möglichkeiten eingehen, die bei der Simulation eines idealen Gases zwar interessant wären, den Rahmen dieser Facharbeit jedoch sprengen würden. In Julio Gea-Banacloche’s Applet zur Simulation von Gasteilchen (vgl. Q5) beispielsweise kann die Verteilungskurve der Teilchengeschwindigkeiten beobachtet werden, die sich bei längerer Simulation der aus dem Unterricht bekannten Verteilungskurve annähert. Auch kann die Umkehrbarkeit der Teilchenstöße (Reflexion und Kollision) gezeigt werden: Zu Beginn der Simulation sind die Teilchen in einem quadratischen Raster angeordnet. Nach einiger Zeit, in der die Teilchen untereinander und mit den Behälterwänden zusammengestoßen sind, kann die Simulation gestoppt werden. Nun werden die Geschwindigkeitsvektoren aller Teilchen umgedreht und die Simulation genau so lang wie zuvor laufen gelassen. Am Ende sind die Teilchen (bis auf kleinere Abweichungen, die durch Rundungsfehler im Kollisionsalgorithmus entstehen,) wieder im ursprünglichen quadratischen Raster. Die Simulation ist quasi „rückwärts“ gelaufen. Die Simulation von realen Gasgemischen (Gasteilchen unterschiedlicher Radien) wäre mit den in 2.4 hergeleiteten Algorithmen ebenfalls möglich. Zusätzlich müssten jedoch die unterschiedlichen Teilchenmassen mit berücksichtigt werden. Auch wäre es interessant, das thermische Gleichgewicht zweier durch einen Kanal verbundener, gasgefüllter Gefäße zu simulieren und zu untersuchen, wie sich Temperatur- oder Druckänderungen in einem Gefäß auf das andere Gefäß auswirken. Alles in allem hat mir die Bearbeitung des Themas und die damit verbundene intensive Beschäftigung mit Simulationsmethoden, Gasteilchen, sehr viel zerknülltem Papier und nicht zuletzt mit der Computersprache Java sowie objektorientierter Programmierung sehr viel Spaß gemacht und war ein großer Gewinn für mich. 26 5 5.1 Anhang Bildschirmfotos des Programms Das Programm kann mit jedem der gängigen javafähigen Browser gestartet werden: Appletviewer (JDK) Opera (getestet mit Version 1.3.1) (getestet mit Version 5.02) Microsoft Internet Explorer Netscape (getestet mit Version 5.00) (getestet mit Version 4.72) 27 Das Programmfenster besteht aus folgenden Bereichen: (Näheres in der Benutzerdokumentation auf der CD) Im Eingabefenster werden die Anfangsgrößen für die Simulation gesetzt. Im Simulationsfenster bewegen sich die simulierten Gasteilchen. Bei einem Klick mit der linken Maustaste auf einen Text wird die Einheit des zugehörigen Ein- oder Ausgabefeldes angezeigt; die rechte Maustaste öffnet die zugehörige Hilfeseite der Benutzerdokumentation mit weiteren Informationen. Im Ausgabefenster werden die simulierten Größen des Gases (Druck, Temperatur, Volumen) und Simulationsgrößen (Anzahl der Reflexionen und Kollisionen, Prozessdurchläufe etc.) als Zahlenwerte ausgegeben. Das Diagramm stellt die Veränderung der simulierten Größen des Gases (Druck, Volumen und Temperatur) über der Zeit grafisch dar. Im Steuerungsfenster wird der Ablauf der Simulation gesteuert. 28 Reflexion eines Teilchens an einer Wand: (T=500; Schrittweise; Spur zeichnen; Vektoren zeichnen) Einfalls- und Ausfallswinkel des Teilchens sind gleich groß. Die Geschwindigkeit bleibt erhalten (äquidistante Teilchenspur). Reflexion eines Teilchens an einer Ecke (zwei Wänden): (T=1000; Schrittweise; Spur zeichnen; Vektoren zeichnen) Bewegungsrichtung des „einfallenden“ Teilchens und Bewegungsrichtung des doppelt reflektierten Teilchens sind parallel und entgegengesetzt. Mehrfache Reflexion eines Teilchens: (Anzahl=1; T=1; Schrittweise; Spur zeichnen) Die Teilchenbahnen bilden Parallelogramme. Nichtkollision zweier Teilchen (T=1; Spur zeichnen; Kollision deaktiviert) Ist die Kollision deaktiviert, so fliegen zwei Teilchen einfach durcheinander hindurch. Ihre Bewegungsrichtungen bleiben gleich. Kollision zweier Teilchen (Richtungsänderung) (T=1; Spur zeichnen) Bei der Kollision zweier Teilchen ändern sich die Bewegungsrichtungen der kollidierten Teilchen. Kollision zweier Teilchen (Geschwindigkeitsänderung) (T=1000; Radius=10; Schrittweise) Bei der Kollision zweier Teilchen werden neben den Richtungen der Bewegungsvektoren auch die Geschwindigkeitsbeträge (Länge der Bewegungsvektoren) geändert. nachher vorher 29 5.2 Quellenverzeichnis Q 1) Harvey Gould und Jan Tobochnik An Introduction to Computer Simulation Methods – Applications to physical systems o.O. 19962 Addison-Wesley Publishing Company, Inc. Q 2) Otto-Albrecht Neumüller Römpps Chemie Lexikon Stuttgart 19818 Frankh’sche Verlagshandlung W. Keller & Co, Band 3 Q 3) Averill M. Law und W. David Kelton Simulation Modeling and Analysis USA 20003 McGraw-Hill Higher Education Q 4) Siegfried Kühnel Physik Leistungskurs: Theorie der Wärme – Atomphysik München 19841 R. Oldenbourg Verlag GmbH Q 5) Julio Gea-Banacloche (Physikprofessor an der „University of Arkansas“ in Fayetteville) The Kinetic Theory web page, http://comp.uark.edu/~jgeabana/mol_dyn/, aufgerufen am 29.11.2001 (Ausdruck vgl. 5.5) Quellcode des Applets unter http://www.uark.edu/misc/julio/MolDynI.java, aufgerufen am 29.11.2001 (Ausdruck aus urheberrechtlichen Gründen nicht möglich) Q 6) David Flanagan Java in a Nutshell - A Desktop Quick Reference for Java Programmers o.O. 1997 O'Reilly & Associates, Inc. (HTML-Version) Q 7) Professor Dorn Physik Würzburg 197115 Hermann Schrödel Verlag KG Q 8) Florian Janoschek Facharbeit: Computersimulation von Beschleunigungs-, Brems- und Überholvorgängen vom 12.7.2001 http://privat.schlund.de/f/fjanoschek/facharbeit/facharbeit.pdf, aufgerufen am 29.11.2001 (verwendeter Auszug vgl. 5.5) 30 Q 9) Anton Müller, Ernst Leitner, Wolfgang Dilg Physik – Leistungskurs 3. Semester - Theorie der Wärme, Atomphysik München 19855 Franz Ehrenwirth Verlag GmbH & Co. KG Q 10) Pat Niemeyer u. Josh Peck Exploring Java o.O. 19972 O'Reilly & Associates, Inc. (HTML-Version) 5.3 Abbildungsverzeichnis Fig. 1: übersetzt aus Q3, Figure 1.1 Ways to study a system Fig. 2: aus Q7, S. 120, Abb. 120.2: Modellversuch zum Gasdruck mit Hilfe bewegter Stahlkugeln Fig. 3: aus Q8, Figur 10 Fig. 15: Werte aus Q9, S. 36 Fig. 17: aus Q10 Fig. 18: aus Q6 Die nicht aufgelisteten Abbildungen sind eigengestaltet bzw. Bildschirmfotos des von mir entwickelten Programms zur Computersimulation eines idealen Gases. 5.4 Anlagen (auf beiliegender, unterschriebener CD-ROM) 5.4.1 Digitale Version dieser Facharbeit 5.4.2 Programm: Computersimulation eines idealen Gases 5.4.2.1 Benutzerdokumentation (in HTML) 5.4.2.2 Internetseite mit Programm 5.4.2.3 Quellcode des Programms 5.4.3 Java-Dokumentationen 31 5.5 Ausdruck der verwendeten Internetquellen Für den Inhalt dieser Seiten sind ausschließlich die im Quellenverzeichnis genannten Autoren verantwortlich. Ausdruck von Q5: 32 Ausdruck von Q9 (verwendeter Auszug) 33 5.6 Danksagung Zum Schluss möchte ich noch einigen Personen danken, die direkt oder indirekt einen nicht unerheblichen Teil zu meiner Facharbeit beigetragen und mich tatkräftig unterstützt haben - ohne sie wäre diese Facharbeit in diesem Umfang gar nicht möglich gewesen: Allen voran meinem Vater für seine stundenlangen Internetrecherchen, hitzige, aber lehrreiche Diskussionen über Kollisionsalgorithmen, Programmtests und tausende seiner „dummen Fragen“, wie er zu sagen pflegt, die eigentlich gar nicht so dumm waren, sondern mich stets zum Ordnen meiner Gedanken zwangen und deshalb enorm weiterhalfen. Meiner Mutter für die linguistische Unterstützung, und das Aufspüren vieler Kommafehler beim Korrekturlesen. Meiner Freundin für die erholsamen, abwechslungsreichen Spaziergänge und Unterhaltungen nach den Stunden und Nachmittagen vor dem Computer, sowie meinen Geschwistern für ihre Unterstützung durch zahlreiche Programmtests. Julio Gea-Banacloche für die Überlassung des Programmcodes seines Applets (vgl. Q5), den freundlichen Mailkontakt und den Hinweis auf das Buch mit dem in Echtzeit berechenbaren Kollisionsalgorithmus (Q1). Der Firma Sun Microsystems, Inc. für die kostenlose Version ihrer sehr leistungsfähigen Java-Entwicklungsumgebung Forte™ for Java™, da ich die ca. 2500 automatisch generierten Zeilen für die GUI nur sehr ungern selbst getippt hätte... Vielen Dank. 34 6 Erklärung Ich versichere, dass ich diese Arbeit selbstständig angefertigt habe; die verwendete Literatur habe ich vollständig angegeben. _______________________________________