Design in Acrylics - So sieht Klimaschutz aus. So sieht Klimaschutz

Transcrição

Design in Acrylics - So sieht Klimaschutz aus. So sieht Klimaschutz
Design in Acrylics
2 0 1 0 N r. 7
Das PLEXIGLAS® Magazin
03 Erwärmend – komfortabel
wohnen im Einklang mit
der Natur
08 Enthüllend – kein Versteck
für Weinflaschen im
durchsichtigen Regal
10 Erleuchtend – strahlende
PLEXIGLAS Eiszapfen
als Lampen
18 Verblüffend – Restaurant
in den Baumwipfeln
Neuseelands
22 Erinnernd – chinesischer
Tee verkörpert die Rituale
der Kaiserdynastien
Eingetaucht
Im Mini-U-Boot können Touristen die Unterwasserwelt
hautnah betrachten. Möglich wird dies durch
besonders geformte transparente PLEXIGLAS Fenster –
für ungetrübten Tauchspaß. Mehr ab Seite 12.
Liebe Leserinnen und Leser,
Michael Träxler,
Leiter Geschäftsgebiet
Acrylic Polymers
Mensch und Natur wieder näher zusammenzubringen ist eine der Herausforderungen unserer Gesellschaft. Das Schöne der Natur den Menschen zugänglich machen
und auf diesem Weg einen Beitrag zum Umweltschutz leisten – PLEXIGLAS® hilft
diese verantwortungsvollen Aufgaben zu meistern.
Das Tree House in Neuseeland ist eine einzigartige Kombination aus exklusivem Restaurant und Naturerlebnis. Geschützt von einem kaum wahrnehmbaren Dach aus
PLEXIGLAS speisen Menschen inmitten wogender Zweige. Die zehn Meter Höhenunterschied hinauf zum Tree House überbrückt ein 60 Meter langer Holzpfad, den
bei Dunkelheit Leuchten mit PLEXIGLAS SATINICE® Verkleidung in ein sanftes Licht
tauchen.
Eine ganz andere Naturerfahrung ermöglicht PLEXIGLAS® auf der hiesigen Welthalbkugel. Mit dem U-Boot Nemo erkunden Menschen im Helenesee die Welt unter
Wasser. Dünne stabile Kuppeln bieten einen klaren Blick in die Unterwasserwelt und
bringen die dort heimischen Tier- und Pflanzenarten hautnah zu den Passagieren.
Umweltschutz im klassischen Sinne mit Komfort vereint das Bio-Solar-Haus. Filigran
verbaute PLEXIGLAS ALLTOP® SDP Stegplatten leisten hierzu ihren Beitrag, indem
sie mit ihrer Transparenz das wärmende Sonnenlicht in das Hausinnere lassen.
Mit dieser Fassade lassen sich bis zu 90 kWh Heizenergiebedarf pro Quadratmeter
im Jahr einsparen.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen dieser zukunftsweisenden Geschichten.
Augenblick
Eine imposante Lichtflut strahlt durch eine transparente Hülle.
Leuchtende Flüssigkeit wabert im Inneren – erhellt das sie
Umgebende. Die glühende Halterung verrät die Strahlkraft. Es
ist kein eingefangenes Feuer, dem eine Richtung gegeben
wird. Was das Dunkel erhellt, ist das größte Knicklicht der
Welt, das mit einem Außendurchmesser von 200 Millimetern
und einer Höhe von drei Metern beeindruckende Ausmaße annimmt. 100 Liter verschiedener Flüssigkeiten lagern in einem
fragilen Kern aus einfachem Glas. Nach einem Schlag auf die
Sollbruchstelle des zerbrechlichen Inneren reagieren die Chemikalien miteinander. In einer Hülle aus passgenauem und
bruchsicherem PLEXIGLAS® erstrahlt das Mega-Knicklicht in
einem faszinierenden Farbenspiel.
www.plexiglas.tv
2
Zwiebelform oder Satteldach – das Bio-Solar-Haus kommt fast ohne Technik aus und spart dabei noch Energie.
Naturgesetze statt Technik
Energieeffizienter als Passivhäuser und noch gesünder:
das Bio-Solar-Haus.
Wenn ein Ingenieur ein Haus entwirft, liegt die Vermutung nahe,
dass eine Menge Technik im Spiel ist.
Beim Bio-Solar-Haus ist es genau umgekehrt: Maschinenbauingenieur Klaus
Becher hat bewusst ein Haus konzipiert,
das mit einem Minimum an Technik
funktioniert und dabei noch Energie
spart. Möglich wird das durch die sinnvolle Nutzung von physikalischen Gesetzen – wie dem Treibhauseffekt, der
in diesem Zusammenhang dem Klimaschutz zugute kommt. Der Treibhauseffekt wird im Bio-Solar-Haus durch die
transparenten Dach- und Fassadenteile
aus PLEXIGLAS ALLTOP® SDP Stegplatten erzeugt. Durch sie gelangt viel
wärmendes Sonnenlicht ins Innere.
Ganz nebenbei ist das Raumklima im
Bio-Solar-Haus auch besonders gut für
die Gesundheit.
.
Gibt´s nicht geht nicht
Als technischer Leiter von Industriebetrieben hatte es Klaus Becher sein ganzes Berufsleben lang mit nicht funktionierenden Maschinen zu tun gehabt. Für
sein Alter wollte er deshalb ein Haus, das
fast ohne Technik auskommt, energiesparend und noch dazu gesund ist. „So
ein Haus hat es Anfang der 90er Jahre
nicht gegeben. Deshalb habe ich dann
selbst eins entworfen“, sagt der heute
74-Jährige, als sei es das Natürlichste auf
der Welt und fügt hinzu: „Ich habe dabei
das übermittelte Wissen aus dem Hausbau der vergangenen Jahrhunderte berücksichtigt und die Gesetze der Natur.“
Prinzip Haus im Haus
So entstand 1994 im nordpfälzischen St.
Alban das erste von weltweit über 250
Bio-Solar-Häusern, die nach Bechers patentiertem Bauprinzip konstruiert wurden: Kern des Gebäudes ist ein gut wärmegedämmtes Innenhaus, das von einer
äußeren Wetterschutzhülle umgeben
ist. Zwischen diesem Innen- und Außenhaus befindet sich eine Luftschicht, die
durch die transparenten PLEXIGLAS®
Flächen in der Fassade und im Wintergarten vom Sonnenlicht erwärmt wird.
Dieser Treibhauseffekt schützt die Innenräume vor Wärmeverlust und vermeidet die Bildung von Tauwasser. Dafür ist es wichtig, dass die Scheiben
besonders transparent sind und viel Tageslicht durchlassen. „Deshalb verwenden wir PLEXIGLAS®, das noch dazu
UV- und wetterbeständig ist und nicht
wie andere Kunststoffe nach einer gewissen Zeit vergilbt“, sagt Becher, der
sich seiner Sache sicher sein kann, denn
Evonik gibt 30 Jahre Garantie auf Vergilbungsfreiheit.
Sparen statt frieren
Das System des Bio-Solar-Hauses ist
ebenso einfach wie effektiv. Laut Becher
kommt es auf einen Heizenergiebedarf
von 10 bis 25 kWh im Jahr pro Quadratmeter Nutzfläche. Der Primärenergiebedarf liege unter 10 kWh pro Quadratmeter. „Das ist niedriger als bei einem
Passivhaus und entspricht jährlichen
Heizkosten von 150 bis 350 Euro“, so
Becher. Im Vergleich dazu liegt ein neu
gebautes Mehrfamilienhaus bei einem
Heizenergiebedarf von rund 100 kWh
im Jahr pro Quadratmeter Nutzfläche.
Geheizt wird im Bio-Solar-Haus vorzugsweise mit einem Holzofen, der im
Wintergarten eine gemütliche Atmosphäre erzeugt und sehr kostengünstig
Architektur
3
Transparente Stegplatten sorgen für den positiven Treibhauseffekt.
Luftschicht
Innenhülle
PLEXIGLAS Dach
Der Wintergarten: wichtiger Bestandteil des Energiekonzepts.
Absorber
Außenhülle
Wandstrahlungsheizung
Kaminofen im
Wintergarten
Warmwasserspeicher
Haus im Haus: Innen- und Außenhülle, die Luftschicht
dazwischen sowie weitere Elemente machen das
Bio-Solar-Haus zu einer energiesparenden und
gesunden Wohnform.
ist. Das schätzt auch Familie Jacobi besonders an ihrem Bio-Solar-Haus, das sie
seit Dezember 2005 bewohnen. „Wir
heizen von November bis März. Bei
Temperaturen von etwa fünf Grad genügt es alle zwei Tage den Kamin für
zwei Stunden zu befeuern. Bei Temperaturen unter null Grad heizen wir jeden
Tag für zwei Stunden. Im vergangenen
Jahr haben wir dafür vier Raummeter
Holz benötigt, die ich günstig für 50
Euro kaufen konnte“, sagt Vater Darko
Jacobi, der nach eigenen Angaben außer
dem Holz lediglich noch 630 Euro für
die 3.700 kWh Stromverbrauch im
Jahr 2008 zu zahlen hatte. Über den
Ofen wird im Winter das Wasser für
die Wandstrahlungsheizung und das
Brauchwasser erhitzt. Im Sommer wird
das Brauchwasser mittels Solarthermie
über Wasserschläuche unter dem Lichtband im Dach auf die gewünschte Temperatur gebracht. „Selbst in den Übergangszeiten, also im Frühling ab April
und im Herbst bis Oktober, genügt in der
Regel allein die Sonneneinstrahlung, um
das Wasser zu erwärmen“, berichtet
Darko Jacobi.
Luftig im Sommer
Während im Winter die Sonne und der
Treibhauseffekt das Haus heizen, wird
im Sommer einfach auf Durchzug gestellt. Dafür befinden sich unter dem
4
Architektur
Dach Lüftungsklappen. Werden sie und
die äußeren Türen des Wintergartens
geöffnet, zieht die warme Luft zwischen
der inneren und äußeren Gebäudehülle
durch den sogenannten Kamineffekt
einfach ab. Die Innenräume heizen sich
so nicht auf und können nachts kühl gelüftet werden. „Durch den Kamineffekt
bleiben die Innenräume in der heißen
Jahreszeit angenehm kühl, und das ohne
aufwendige Belüftungstechnik“, erklärt
Becher.
Gore-Tex contra Friesennerz
Auch aus einem anderen Grund benötigt
ein Bio-Solar-Haus keine technische Lüftungsanlage: Die Wände des Innenraums
sind dank der natürlichen und unbehandelten Baumaterialien diffusionsoffen.
Das bedeutet: Der in jedem Haus entstehende trockene Wasserdampf und andere Gase können durch die Wände entweichen. Baugefährdende Feuchtigkeit
und gesundheitsschädlicher Schimmel
können so nicht entstehen. Architekt
Udo Guenther-Dreisbusch von der Firma
Energieberatung-24.de sieht darin einen
entscheidenden Vorteil gegenüber herkömmlichen Passivhäusern: „Passivhäuser müssen absolut luftdicht sein. Das
heißt, sie haben eine Dampfsperre in den
Wänden und benötigen deshalb teure
Belüftungstechnik, damit sie funktionieren. Als Sachverständigengutachter sehe
Durch Lüftungsklappen im Dach entweicht im Sommer die
heiße Luft. So bleibt es im Innenhaus schön kühl.
Grüne Oase für Pflanzen und Menschen.
Die natürliche Belüftung wirkt sich positiv auf die
Gesundheit der Bewohner des Bio-Solar-Hauses aus.
ich aber jeden Tag viel Baupfusch. Wenn
ich Dämmplatten entferne, ist oft die
ganze Wand dahinter verschimmelt.“
Wie gut die natürliche Belüftung im BioSolar-Haus funktioniert, veranschaulicht Guenther-Dreisbusch an zwei Beispielen: „Eine gefüllte Windel erzeugt
im Innenraum keine Geruchsbelästigung, genauso wie beim Duschen die
Spiegel nicht beschlagen. Man kann sich
ein Bio-Solar-Haus wie eine atmungsaktive Gore-Tex-Jacke vorstellen. Ein Passivhaus hingegen entspricht einem Friesennerz, bei dem man schnell im eigenen
Saft steht.“
ein wichtiges Kriterium: „Nehmen wir
zum Beispiel PLEXIGLAS®. Es lässt sich
einfach kalt einbiegen, ist hagelfest und
kann auch unter Spannung stehen, ohne
Schaden zu nehmen. Das ist bei Glas
völlig undenkbar.“ Auch das Gewicht
spielt für die Architektur eine Rolle:
„PLEXIGLAS® ist wesentlich leichter als
Glas und lässt eine filigranere Bauweise
der Wintergärten zu. Zudem haben die
Stegdoppelplatten eine gute Wärmedämmung und können anders als Glas
rahmenlos verlegt werden. Energieverluste durch unnötige Wärmebrücken
werden so vermieden.“
Der tolerante Typ
Gesund und munter
Architekt Guenther-Dreisbusch ist so
überzeugt vom Bio-Solar-Haus, dass er
selbst bereits vier davon für seine Kunden entworfen hat. Für ihn komme es
dabei vor allem auf das Konstruktionsprinzip an, das beim Bau wesentlich größere Toleranzgrenzen zulässt, da keine
störanfällige Technik im Spiel ist. „Bei
einem Passivhaus ist es dagegen wie bei
der Mercedes A-Klasse, die nur durch
viel Technik den Elch-Test besteht. Andere Autos haben bereits durch ihre
Konstruktion eine gute Seitenstabilität,
so wie das Bio-Solar-Haus allein durch
die Naturgesetze funktioniert.“ Ebenso
ist bei der Wahl der Baustoffe die Toleranzgrenze für Guenther-Dreisbusch
Damit genügend Sonnenlicht für die Erwärmung des Luftpolsters zwischen äußerer und innerer Gebäudehülle eindringt, ist der Wintergarten fester
Bestandteil jedes Bio-Solar-Hauses. „Dadurch ist unser Haus schön hell. Das
macht auch im Winter munter“, sagt Jacobi, für den zum Wohlfühlen auch das
besondere Raumklima beiträgt: „Durch
die Wandstrahlungsheizung wird kein
Staub aufgewirbelt, wie bei üblicher
Heizungsluft. Das ist sehr angenehm und
wird auch immer von Besuchern betont.“ Erfinder Klaus Becher bekommt
von zahlreichen Bewohnern seiner BioSolar-Häuser bestätigt, dass sich das
Raumklima positiv auf die Gesundheit
auswirkt: „Bei Menschen mit Asthma,
Allergien, Rheuma oder Neurodermitis
bessern sich die Beschwerden oder verschwinden sogar.“ Der Grund: Im BioSolar-Haus werden durch die natürliche
Belüftung und Entfeuchtung sowie die
natürlichen Baustoffe die Auslöser für
diese Leiden vermieden. Schimmel,
Staub, Viren, Bakterien und Allergene
können sich in luftdichten Passivhäusern mit Lüftungsanlagen und herkömmlichen Heizungen schnell vermehren. Im Bio-Solar-Haus hingegen sind sie
durch das Konstruktionsprinzip von
vorneherein ausgeschlossen. Aus diesem Grund wurde das Bio-Solar-Haus
vom Zentralverband des Deutschen
Handwerks 1997 als das gesündeste
Haus Deutschlands ausgezeichnet.
Sonnenpark statt Ruhesitz
Bechers ursprüngliche Idee war es, sich
einen Ruhesitz fürs Alter zu bauen. Daraus ist nichts geworden. Um sein erstes
Bio-Solar-Haus ist mittlerweile eine
kleine Siedlung mit acht weiteren Häusern dieser Bauart entstanden: der Sonnenpark St. Alban – Forschungs- und
Entwicklungszentrum der eigens gegründeten Bio-Solar-Haus GmbH. Die
Firma mit zwölf Angestellten leitet der
vierzigjährige Neffe Hubert Becher. Interessierte Bauherren können im Sonnenpark auch probewohnen, bevor sie
Architektur
5
„Man kann sich das BioSolar-Hause wie eine
atmungsaktive Jacke vorstellen. Ein Passivhaus
hingegen ist ein Friesennerz, bei dem man schnell
Klaus Becher (links), Maschinenbauingenieur und Entwickler des Bio-Solar-Hauses, und sein Neffe Hubert Becher
haben mit ihren Bio-Solar-Häusern bewiesen, dass Bauen umweltfreundlich, chic und gesund sein kann.
sich für ein Bio-Solar-Haus entscheiden.
Mittlerweile werden nicht nur Wohnhäuser gebaut, sondern auch Nutzgebäude, wie Schulen und Bürogebäude.
Und das auch in klimatisch wesentlich
schwierigeren Breitengraden, so beispielsweise auf den extrem windigen
Shetland-Inseln. „Bis zum nördlichen
und südlichen Polarkreis funktionieren
die Bio-Solar-Häuser hinsichtlich des
Wärmehaushalts. Und auch hinsichtlich
der Hitze kommt man beispielsweise im
Mittelmeerraum gut zurecht“, sagt Hu-
bert Becher. Das Bio-Solar-Haus ist damit ein zukunftsweisendes Baukonzept,
das seinen Praxistest bereits erfolgreich
bestanden hat. Das spiegelt sich in den
zahlreichen Auszeichnungen wider, wie
beispielsweise dem Deutschen Solarpreis 2003 und dem Umweltpreis des
hf
Landes Rheinland-Pfalz.
www.Bio-Solar-Haus.de
Eine gute Kombination: Solarmodule und Bio-Solar-Häuser stehen für umweltfreundliches Wohnen.
6
Architektur
im eigenen Saft steht.“
Doppelte Leichtigkeit für schmucke Damen
Bei Ute Piwowarsky im
Atelier wird gefräst,
gebohrt, gesägt und
gefärbt. Die Objekte,
die sie bearbeitet, sind
großteils transparent.
Verschiedene Farben setzen Akzente, formen eingeschlossene Blüten
oder betonen die geometrischen Formen. „Mich fasziniert die Lichtwirkung
des Materials, wie beispielsweise die
schillernden Regenbogenfarben, die
entstehen, wenn ich prismatische Formen, das heißt bestimmte Schnittwinkel, verwende. Aber auch bei anderen
Formen eröffnen sich mir zahlreiche
Möglichkeiten. Außerdem habe ich
einige zum Teil unkonventionelle Bearbeitungstechniken entwickelt“, sagt
Ute Piwowarsky, die seit über 20 Jahren
Ketten, Ohrringe und Armreifen aus
PLEXIGLAS® entwirft. Neue Ideen
kommen ihr meist direkt bei der Arbeit.
Und manchmal spielt der Zufall eine
entscheidende Rolle: „Ich habe so eine
bestimmte Vorstellung, probiere etwas
aus und manchmal kommt am Ende
etwas ganz anderes, aber Wunderschönes dabei raus“, erklärt die Künstlerin.
Bei manchen Arbeiten belastet sie das
Material über das normalerweise Übliche hinaus.
Denn sie möchte unter anderem die
Veränderungen kreativ nutzen, die
im großen Maßstab als Fehler gelten
würden.
.
In Piwowarskys Werkstatt in Aachen stehen zahlreiche Maschinen – einige davon
hat sie extra für ihre Bedürfnisse umgebaut. Damit das PLEXIGLAS® nicht zu
heiß wird, brachte sie an ihren Frontalschleifer beispielsweise einen Infusionsschlauch zum Kühlen an. „Ich habe in den
vergangenen Jahren viel Erfahrung im
Umgang mit PLEXIGLAS® gemacht und
immer mehr Techniken ausprobiert“,
erzählt Piwowarsky. Die so kreierten
Schmuckstücke schätzen ihre Kundinnen
auch wegen der doppelten Leichtigkeit:
Da PLEXIGLAS® wenig wiegt, belasten
auch größere Kleinodien die modebewusste Dame nicht. Die Transparenz
sorgt für optische Unbeschwertheit.
Zu kaufen gibt es die kleinen Kunstwerke übers Internet sowie in ausgewählten
Galerien und auf Künstlermärkten. „Ich
spreche mit meinem Schmuck vor allem
Frauen ab 30 an, die ihren individuellen
Stil haben“, sagt die Künstlerin, die auch
selbst gerne ihre Kreationen trägt.
„Meine Lieblingsohrringe habe ich vor
über zehn Jahren gemacht. Die sind einfach zeitlos schön.“ Es sind große, transparente Prismen, die das Licht innen und
außen brechen. Immer wieder neu. Imck
mer wieder schön.
www.piwowarsky.com
Design
7
Raumgröße: 2,5 m x 5 m x 3 m
Gewicht PLEXIGLAS: 4.100 kg
Anzahl Flaschen: 2.800
Fort Knox für edle Tropfen
Ein kalifornischer Weinkeller im
transparenten Design.
Rot, rosé oder schwach golden
schimmert er im Glas: Wein. Wer als
Weinkenner etwas auf sich hält, lagert
den guten Rebensaft im eigenen Weinkeller. Dort ist er vor Umwelteinflüssen
wie schwankenden Temperaturen und
Sonnenlicht geschützt – und wird
gleichzeitig beeindruckend präsentiert.
Ein dunkles von Kerzen erleuchtetes
Backsteingewölbe. An einer Wand stehen schwere Eichenfässer – ihnen gegenüber ragen massive Holzregale zur
Decke empor. Eine dicke Staubschicht
bedeckt die dunkelgrünen und braunen
Flaschen auf den Regalflächen. In der
Mitte des Raumes thront ein schwerer
Holztisch. So oder so ähnlich sieht ein
klassischer Weinkeller aus, die Schatzkammer eines jeden Weinliebhabers.
Schade ist nur, dass weder der Kellerinhaber noch seine Besucher sehen, welche
seltenen Weinsorten sich in den Regalen
verbergen. Das erschließt sich dem Betrachter erst nach einem prüfenden Blick
auf das jeweilige Etikett – nachdem er
die Flasche aus dem Regal gezogen hat.
Dieses Dilemma brachte einen kalifornischen Connaisseur auf eine Idee: Er
wünschte sich durchsichtige Weinregale, die seine Schätze nicht mehr verbergen, sondern im richtigen Licht präsentieren. Allerdings gibt es zwar viele
verschiedene Holzsorten, doch ist keine
von ihnen transparent. Es musste also
ein Material gefunden werden, das so
tragfähig und stabil ist wie Holz, trotzdem aber transparent: PLEXIGLAS®.
.
Ein Berg kommt zum Propheten
Doch nicht nur das Regal wurde zur Herausforderung für die Konstrukteure,
PLEXIGLAS so weit das Auge reicht: Das transparente Weinregal lässt keinen Raum für Fehler.
8
Architektur
sondern auch der Kellerraum selbst.
„Der Weinkeller sollte in mehrerlei Hinsicht dem Tresorraum in einer Bank ähneln: Wände, Türen und Theke sind aus
rostfreiem Stahl“, erklärt Pierre Miremont, Inhaber der Konstruktionsfirma
Architectural Plastics.
Ein Raumkonzept wie in Fort Knox. Auf
dem Reißbrett sah das noch ganz einfach
aus. Doch die Umsetzung war dann doch
komplizierter: Die Konstrukteure waren von vier gleich langen Wänden ausgegangen. „Da zwischen den Gestellen
nicht der geringste Freiraum entstehen
durfte und sie den Raum komplett umspannen sollten, musste er möglichst
quadratisch sein“, erläutert Miremont.
„Leider war das nicht der Fall.“
Da, wo es niemand sieht, lösen Konstrukteure solche Probleme, indem sie die Lücken mit dem gleichen Material ausfüllen. Aber transparentes Material verrät
jeden Trick: Das Stückwerk wäre dem
Betrachter sofort aufgefallen. Da das Gestell also nicht an den Raum angepasst
werden konnte, passten die Designer den
Raum an das Gestell an. „Das Konstruktionsteam musste alles dreimal umbauen,
um den Keller so quadratisch wie möglich zu bekommen“, verrät Miremont.
Ein Koloss mit Durchblick
Das Weingestell sollte im Ganzen einen
Raum füllen, der zweieinhalb Meter breit,
fünf Meter lang und drei Meter hoch war.
Es sollte knapp 2.800 Flaschen tragen
können. Die meisten Kunststoffe halten
diesem Gewicht nicht stand – und Glas ist
für solche Mengen nicht bruchsicher genug. „Wir wussten, was wir für die Weinregale benötigen, und entschieden uns
Die Regalkanten reflektieren das einfallende Licht.
deshalb und aufgrund seiner Stärke,
Transparenz und Langlebigkeit – auch
bei geklebten Teilen – für PLEXIGLAS®“,
erklärt Miremont. „Wir arbeiten mit
Evonik bereits seit 30 Jahren wegen der
hohen Qualität ihrer Produkte zusammen.“ Für den Weintresor wurden über
vier Tonnen PLEXIGLAS® verbaut.
Über der Stahltheke, die in Hüfthöhe den
gesamten Raum säumt, ragen Regalgestelle bis unter die Decke. Von dort hängen auch drei Brücken in Kopfhöhe herab. Die größeren von ihnen wiegen mit
vollen Flaschen beladen bis zu 650 kg –
also etwa so viel wie ein ausgewachsener
Bison. Aus Glas wäre es noch schwerer
geworden. Gesichert werden die schwebenden Kolosse mit Stahlklammern an
der Decke. Außerdem liegen die Brücken
mit ihren Enden an jeder Wand auf einer
Regalfläche auf. Unter der Theke befinden sich mehrere Kästen und Schubläden – auch sie sind aus transparentem
PLEXIGLAS®. Die einzigen nichttransparenten Kunststoffteile im Raum sind die
Schienen, auf denen die Schubladen laufen. „Viele Menschen wollten uns über
einen Zeitraum von einem Monat dabei
zusehen, wie wir den Keller installieren,
um jeden Fortschritt mitzuerleben“, ergänzt Miremont. „Obwohl das Haus des
Besitzers bereits sehr eindrucksvoll war,
hatte noch niemand so etwas wie das
PLEXIGLAS® Weinregal gesehen.“
Transparenz verhüllt keine Fehler
Aber kristallklares Material birgt auch
seine Tücken: Es kann nichts dahinter
versteckt werden. „Um sichergehen zu
können, dass keine sichtbaren Makel entstehen, mussten wir nicht nur den Raum
anpassen, sondern noch weitere kreative
Lösungen finden“, führt Miremont aus.
„Da alle Teile durchsichtig sind, bleibt
kein Platz, um Unschönes zu verstecken.“ Optisch wenig ansprechend war
vor allem die aufwendige Elektronik, die
ursprünglich gut sichtbar in den Ecken
zwischen Wand und Weinregal verlief:
ein Wust aus Kabeln und Steckern. Hinter dem kristallklaren PLEXIGLAS®
wirkte das wie eine Rumpelecke. Eine
Blende musste her. Um die Situation zu
retten, baute Architectural Plastics aus
sandgestrahltem PLEXIGLAS® L-förmige
Podeste, die die Kabel verbargen.
„Wir mussten zwar etwas einfallsreich sein, aber am Ende war es den Aufwand wert. Der Besitzer und jeder, der
sonst an diesem Projekt beteiligt war,
waren von dem fertiggestellten Weinkeller entzückt. Das Wechselspiel von
Licht und transparentem PLEXIGLAS®
ist in diesem Stahlraum ganz erstaunlich. Ich stelle es mir so ähnlich vor wie in
einem Diamanten – es ist beeindruckend, die vielen unterschiedlichen Facetten eines Materials kennenzulernen,
wenn das Licht durch es durch scheint“,
schwärmt Miremont.
Jedes Mal, wenn der kalifornische
Weinliebhaber nun Freunde zum Essen
einlädt, geht er beschwingt in seinen
Weintresor, um einen guten Tropfen zu
holen. Zielstrebig greift er nach der gewünschten Flasche. Ein Lächeln spielt
um seine Lippen: Das ist genau der richjh
tige Ort für seine Schätze.
www.plexiglas.de
In diesem Regal kann sich keine Weinflasche mehr verstecken.
Architektur
9
Eiszapfen aus Licht
Faszination für das Detail
und das Imposante – für
das Berliner Büro Barkow
Leibinger Architekten sind
Wolkenkratzer genauso
spannend wie filigrane
Lampen. Denn das Kleine
liefert Ideen für das Große.
So sind Lampen als Unikate
ein Experimentierfeld für
Farbe und Licht.
10
Lichtdesign
Wie Eiszapfen hängen sie von der
Decke herab und locken die Ausstellungsbesucher heran. Das Licht der
PLEXIGLAS® Lampen scheint mal hell,
mal gedämpft – manchmal leuchten sie
auch farbig. Vom Boden aus schauen die
Ausstellungsbesucher hinauf, genau in
das Innerste der Lampe. Sie bewundern
die fließend ineinander übergehenden
Formen immer wieder neu, denn: Jede
Lampe ist ein Unikat.
Der Architekt Frank Barkow hat mit
„Light Structure“ ein Gestaltungskonzept entwickelt, das Beleuchtungselemente in völlig neuem Licht präsentiert. „Wir forschen ständig, um neue
Technologien zu finden, mit denen wir
herkömmliche Materialien in ganz neuer Weise bearbeiten und formen können“, erklärt Barkow. Der Architekt
und Mitinhaber des Berliner Büros
„Barkow Leibinger Architekten“ ist bekannt für seine originellen Industriebauten und Bürogebäude, zum Beispiel
für das Trutec Building, ein kaleidoskopartig verspiegeltes Bürohochhaus
in Seoul. Weil zum Zeitpunkt der Planung noch nicht feststand, wie die
Nachbarhäuser in dem neuen Stadtteil
gestaltet werden, konnte das elfgeschossige Haus nicht an seine Umgebung angepasst werden. Die Architekten beschlossen also, dass es die
Nachbarschaft ref lektieren und auf seine Art interpretieren sollte. Eine einfache, aber geniale Idee.
.
Warum aber entwerfen Architekten, die
für ihre großen Bauten bekannt sind, etwas Kleinteiliges wie eine Lampe? „Die
kleinen Projekte lassen mehr Spielraum
für Experimente. Außerdem können wir
prüfen, ob eine Idee auch in größerem
Rahmen umzusetzen ist“, erklärt Barkow. Das Forschungsteam des Architekturbüros geht bei diesen Entwürfen rein
experimentell vor. Während sie planen,
lassen sie sich nicht von gesetzten Architekturstandards und bestehenden Bauprojekten beeinflussen. Ganz konventionslos stellen sie Prototypen her, aus
denen nach und nach eine Sammlung
verschiedener architektonischer Komponenten entstanden ist. Diese dienen
für spätere Projekte als Ideenspeicher.
Vorprogrammierte Formen
Für die Herstellung der Lampen wählte
der Architekt Rohre aus PLEXIGLAS® XT,
sowohl farblose als auch Rohre in fluoreszierendem Grün, Grün und Goldgelb,
die die Evonik Röhm GmbH eigens für
das Projekt produzierte. Um die Rohre zu
verarbeiten, wurde auf eine digitale Fertigungstechnik gesetzt. Das Besondere:
der Schnitt der PLEXIGLAS® Rohre. Am
Computer legten die Architekten fest,
wie die Schnittkanten der einzelnen
Rohre verlaufen sollen. „Mit den unterschiedlichen Schnittformen haben wir an
der Unterseite der Lampe eine topographische Fläche geschaffen, die sich durch
Höhen und Tiefen auszeichnet: die Rohre
Vita Frank Barkow
Geschäftsführer „Barkow Leibinger Architekten“ in Berlin
(Gastprofessor u. a. an der Harvard University, Cornell University und
der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
Master of Architecture, Harvard University)
Geboren 1957 in Kansas/USA
werden mal länger oder kürzer, mal
schräger oder gerader geschnitten“, erklärt Barkow. Die Schwierigkeit lag
darin, die Rohre so zu formen, dass die
zugeschnittenen Enden passgenau eine
Oberfläche bilden, sich die Ringe also
fließend aneinanderreihen. Möglich
wurde die „Light Structure“ erst mit einer Lasermaschine, die die Rohre schneiden konnte. Der Laserkopf bewegt sich
rings um das PLEXIGLAS® Rohr und legt
dabei genau den Weg zurück, der zuvor
von den Architekten programmiert wurde. Dank geschickter Programmierung
konnten bei jedem Schnitt zwei verwertbare Rohre hergestellt werden, das
senkte den Materialverbrauch. 25 verschiedene Schnitte brachten also 50 individuelle Rohre hervor, die anschließend
zu unterschiedlich großen Gruppen gebündelt wurden. Das leicht zu verarbeitende PLEXIGLAS®, das von der Ernst
Kienzle GmbH & Co. KG aus Stuttgart geliefert wurde, kam dieser Arbeit entgegen. „Wir bilden zellenartige Strukturen
unterschiedlicher Größe und Komplexität. Damit schaffen wir ein organisches
Konstrukt. Jedes besitzt eine individuelle
Struktur – das ist ebenfalls Teil der organischen Formensprache“, erklärt Barkow. Er hat die Lampen ursprünglich für
eine Rauminszenierung vorgesehen, bei
der mehrere Lampen direkt mit dem
Raum korrespondieren. Doch auch als
einzelnes Dekorationselement kann sich
der aus den USA stammende Architekt
die Lampe gut vorstellen.
Fällt ins Auge: Strahlend
leuchtende Kanten
Hervorgehoben wird die organische Inszenierung durch das Licht. Über jeder
Lampe wurden LEDs an einer individuell
zugeschnittenen Aluminiumplatte angebracht, die über die gesamten Rohre nach
unten strahlen. Dafür ist eine gute Lichtleitfähigkeit gefragt. „PLEXIGLAS® ist ein
faszinierendes Material, weil es das Licht
so gut leitet und dazu zeitlos und futuristisch erscheint“, sagt Barkow. Wert legt
er vor allem auf die leuchtenden Kanten.
Im Gegensatz zum CNC-Fräsen, bei dem
die Schnittkanten rau und stumpf werden, erzeugt der Laser hochpolierte
Schnittkanten, die aussehen, als wären sie
geschliffen. Um „Light Structure“ auch
massentauglich zu machen, hat Barkow
bereits eine Verkaufsidee entwickelt – in
größeren Dimensionen denkt er auch bei
den Lampen: „Farbe, Größe, Länge und
Anzahl der Rohre können beim Kauf
selbst bestimmt werden – das ist wie ein
Autokonfigurator, nur für Lampen.“ cat
www.barkowleibinger.com
Lichtdesign
11
12
Technik
Ein ganz dicker Fisch
Mit einem U-Boot können Touristen in fremde
Welten eintauchen.
Wie Ozeanriesen ziehen majestätische Wolkenschiffe über den weiten
Himmel. Darunter liegt dunkel der Helenesee. Die Luft riecht sauber und frisch.
Derselbe kühle Wind, der im Schilf am
Ufer rauscht, kräuselt das graue Wasser
und peitscht mit jeder Böe flinke Wellenlinien kreuz und quer über die aufgewühlte Oberfläche. Darauf tanzt munter
ein orangefarbener Riesenfisch. Er hat
die Größe eines Kleinwagens und zerrt
an zwei weißen Seilen, mit denen er an
einer schwimmenden Holzplattform
festgebunden ist. Auf dem Rücken hat
der Fisch zwei Buckel. Darin reflektiert
sich gleißend ein verirrter Streifen Sonnenlicht, als plötzlich der vordere Buckel
aufklappt. Aus dem Innern taucht der
Kopf eines stämmigen Mannes mit graumeliertem Haar und Vollbart auf – es ist
Thomas Breinig, Kapitän und Entwickler des Mini-U-Bootes Nemo 100, aus
dem er gerade herausklettert.
.
Berühmte Vorbilder
Nemo hat die weiß-orange Maserung
eines Clownfischs, in Anlehnung an den
berühmten Namensvetter aus einem
Zeichentrickfilm. „Der Name kommt
aber eigentlich von Jules Vernes Kapitän
Nemo aus 20.000 Meilen unter dem
Meer“, sagt Breinig, der früher hauptberuflich als Kameramann viele Schiffsdokumentationen gedreht hat. Was aus
der Ferne betrachtet wie Buckel auf
dem Rücken des U-Bootes erscheint,
zeigt sich aus der Nähe als transparente
Kuppeln. Sie sind aus PLEXIGLAS® GS
gefertigt und mit unzähligen Wasserperlen übersät, die in der brandenburgischen Sonne nahe Frankfurt-Oder wie
ein kostbarer Schatz glitzern. Kapitän
Breinig hat jetzt auch die hintere Kuppel
geöffnet und fordert zum Einsteigen
auf. Unter der runden Öffnung von der
Größe eines Kanaldeckels befindet sich
im Bauch des Bootes ein schwarzer Plastiksitz ohne Lehnen, links und rechts
daneben Kontrolllämpchen, Schalter
und Kabel. Einen halben Meter weiter
vorne ist der Sitz des Kapitäns. Er hat
vor sich im Fußraum eine dritte Kuppel,
die den Blick in das blaugrüne Wasser
freigibt. Mittlerweile hat das Wetter
aufgeklart und die Sonne brennt im Gesicht, doch der Sitz im Innern ist kühl.
Vom nahen Ufer gellt der lang gezogene
Schrei eines Wasservogels her und
übertönt das aufgeregte Gezwitscher
kleinerer Waldvögel.
Abtauchen ins Jenseits
Breinigs Hand, mit der dicken Taucheruhr am Gelenk, greift den soliden Metallring, in den die Kuppel über dem Beifahrersitz eingespannt ist. Schmatzend
schließt die Kuppel und schluckt die Geräusche der Außenwelt. Von der kühlen
Bordwand aus Kesselstahl hallt metallisch das Klatschen der Wellen durch die
Enge des Innenraums. Auch Kapitän
Breinig nimmt Platz und schließt seine
Kuppel. Von jetzt an gibt es nur noch die
Luft im Innern des Bootes – sie ist trocken und geruchlos. Das liegt an der
CO2-Filteranlage, die für die Luftaufbereitung verantwortlich ist. Bei Bedarf
wird der Atemluft zusätzlich reiner Sauerstoff beigemischt. Ein kurzes lautes
Zischen erklingt, gleich darauf noch eins
– das Boot beginnt zu sinken. An der Außenseite der Kuppel steigt das Wasser
unaufhaltsam. Das Zischen geht in ein
lautes Blubbern über, als die vier Edelstahlrohre mit den Luftauslassventilen
unter die Wasseroberfläche tauchen.
Wie in einem Whirlpool entweichen unzählige Luftblasen den Rohren und verlassen das dadurch sinkende Schiff. Jetzt
ist nur noch die Spitze der Kuppel über
Wasser. Ein letzter Blick in den strahlend blauen Himmel, dann verschwimmt
die trockene Welt und die Unterwasserwelt wird gestochen scharf. Die Schrauben des Bordantriebs beginnen zu rumoren und Nemo nimmt Fahrt auf. Ein
weiteres Blubbern. Erneut streben Luftblasen wie geisterhafte Quallen aufwärts, vorbei an kleinen Holz- und Algenteilchen, die im allumfassenden
Blaugrün dahinschweben. Sechs Meter
beträgt mittlerweile die Tauchtiefe. Von
dem Druck, der auf der PLEXIGLAS®
Kuppel lastet, ist im Innern nichts zu
spüren. Als milchig gelbe Scheibe wabert die Sonne hoch oben in einer anderen Dimension. Einzelne Sonnenstrahlen stechen bis zum Boot herab. Sie
erscheinen unwirklich, wie Boten aus
einem lichten Jenseits. Rechts tauchen
aus dem Halbdunkel erstarrte Finger
auf, die sich nach dem Boot strecken. Die
langen kahlen Baumstümpfe sind versunkene Zeugen aus jener Zeit, als der
Helenesee noch nicht existierte und der
Tagebau seine heutige Form schuf. Ein
Technik
13
Mini-U-Boot Nemo – wie ein großer Clownfisch.
„Wir sind beide Taucher und hegen schon
lange den Wunsch nach einem eigenen
U-Boot. Die Kuppeln sind die Voraussetzung
für eine touristische Nutzung.“
Jürgen Herrmann, Fernsehjournalist und Tüftler
Ein Fisch auf dem Trockenen.
silberner Schatten nähert sich von links
und huscht unter dem Kiel des Bootes
hindurch. Als begrüße er einen alten Bekannten, sagt Breinig:„Da ist der Hecht.“
Einen halben Meter misst der silberne
Fisch mit dem spitzen Maul und dem fragenden Blick. Plötzlich knirscht es laut.
Das Boot hat auf dem Kiesgrund aufgesetzt. Kein Grund zur Panik. Ein kurzes
Wendemanöver und Nemo schwebt weiter in die Tiefen des Sees hinein, vorbei
an wehenden Unterwasserpflanzen, deren feine Faserung in allen Einzelheiten
durch die glasklaren PLEXIGLAS® Kuppeln zu erkennen ist. Vor dem Boot
zeichnet sich ein dunkler Umriss ab, der
kurz darauf als algenüberwucherter
Computertisch mit dem dazugehörigen
Rechner zu erkennen ist. Wem dieser
Arbeitsplatz einst gehörte, bleibt ebenso
unklar wie das neblige Blaugrün des
Wassers, in dem der Tisch allmählich zurückbleibt. Breinig macht sich an einigen
Knöpfen zu schaffen und leitet das Auftauchen ein. Druckluft strömt in die
Tauchtanks und erzeugt dabei ein verzerrtes Sägegeräusch. Langsam rücken
die Wasseroberfläche und die Welt darüber näher, bis als Erstes die Spitze der
Kuppel die Wasserdecke durchstößt.
Verrückte Idee – serienreif
Auf der Holzplattform wartet bereits
Jürgen Herrmann mit den weißen Seilen,
um Nemo wieder sicher zu vertauen.
„Die Kuppeln sind die Voraussetzung für
14
Technik
Jürgen Herrmann und Thomas Breinig befestigen die Kuppeln.
eine touristische Nutzung des U-Bootes“, sagt Herrmann, der erklärter
U-Boot-Fan ist. Genauso wie sein Kompagnon Breinig, mit dem zusammen er
2007 die zunächst „verrückte Idee“ hatte, ein ziviles U-Boot selbst zu bauen.
„Wir sind beide Taucher und hegten
schon lange den Traum vom eigenen
U-Boot, besonders im Winter“, sagt der
ehemalige Fernsehjournalist Herrmann
und lacht, dass sich hinter seiner Brille
die braungebrannte Haut um seine Augenwinkel in ein Feld voller Lachfältchen verwandelt. Den Prototyp des
U-Boots habe die beiden Mittfünfziger
von einem Tüftler aus der Region zur
Verfügung gestellt bekommen, ihn
schließlich zur Serienreife weiterentwickelt und 2007 das Start-up-Unternehmen Nemo Tauchtouristik gegründet:
„Ich habe nur zum Spaß einen Businessplan erstellt und war erstaunt, dass sich
das Ganze sehr gut rechnen kann, wenn
man für die Tauchfahrten zahlende Gäste hat.“ Doch Touristen wollen etwas sehen für ihr Geld. Deshalb machten sich
Herrmann und Breinig auf die Suche
nach einem Hersteller transparenter
Kuppeln und wurden enttäuscht: „Dass
die Kuppeln aus PLEXIGLAS® sein müssen, war von Anfang an klar. Das Material ist Standard bei Mini-U-Booten, weil
kein anderer Werkstoff gleichzeitig so
leicht, transparent und stabil ist. Aber
wir haben keinen Verarbeiter gefunden,
der uns die Kuppeln in den gewünschten
Maßen zu einem bezahlbaren Preis geliefert hätte“, so Herrmann. So machten
sich die beiden Tüftler selbst ans Werk,
und zwar in der hauseigenen Werft, die
sich in der umgebauten Garage eines
ehemaligen Autohauses in FrankfurtOder befindet.
Vom Suchen und Finden
der Kuppel
Beim Betreten der Werkstatt schmerzt
das Kreischen eines Trennschleifers in
den Ohren. Es riecht nach versengtem
Metall. Hinter einem geöffneten Rolltor
mit Sichtfenstern liegt auf einem Autoanhänger ein Nemo-Boot wie ein gestrandeter Fisch. Die Frontkuppel ist abmontiert und lässt das runde Loch wie
ein weit geöffnetes Maul erscheinen,
das vergeblich nach Luft schnappt. Links
und rechts davon zwei schwarze Fühler,
an deren Enden zwei Augen ins Leere
blicken. „Das sind die LED-Scheinwerfer“, erklärt Breinig. Er sitzt in grauem
Arbeitsdress mit überschlagenen Beinen auf einem Stuhl, neben ihm eine
dampfende Kaffeetasse und schmirgelt
an einem neuen Formteil für die Verkleidung der Außenhülle. Um ihn herum
Schweißgeräte, Bohrständer, Metallregale mit Kabeln, Schrauben und allen
möglichen Werkzeugen. In einer Ecke
stehen auf einem Rollwagen zwei riesige Halbkugeln aus Stahl. Sie wirken wie
riesige Suppentöpfe, sind innen hohl
und haben einen Durchmesser von 60
Ab in die Tiefe – Nemo auf Tauchgang.
Zentimetern. „Darin haben wir die ersten PLEXIGLAS® Kuppeln geformt“, sagt
Breinig, zeigt auf die Stahlkugeln, pustet
eine Staubwolke von seiner Schmiergelarbeit und fügt hinzu: „Der Vorteil von
PLEXIGLAS® ist, dass es sehr stabil und
trotzdem leicht zu verarbeiten ist.“ An
der Kuppel haben Breinig und Herrmann besonders intensiv getüftelt. „Am
Anfang haben wir mit minderwertigem
Material experimentiert. Das war zwar
billiger, bekam aber immer Spannungsrisse. Dann haben wir das original
PLEXIGLAS® verwendet. Evonik hat uns
auch mit viel Know-how für die Verarbeitung unterstützt“, sagt Herrmann. So
gelang es ihm und Breinig nach einigen
Versuchen, ein Verfahren zu entwickelt, das sie sich gerade zertifizieren
lassen. „Wir kombinieren zwei Verarbeitungstechniken. Unsere Kuppeln
werden tiefgezogen und thermisch gepresst. Für PLEXIGLAS® Blöcke, die
stärker sind als 25 Millimeter, scheint
das bisher einzigartig“, erläutert Herrmann. Dank der besonderen Verarbeitungstechnik kommt am Ende eine Halbkugel mit einem zylindrischen Anteil am
unteren Rand heraus. Dort, wo die Kuppel mit dem Flansch am U-Boot befestigt
wird, ist sie so nur 2,5 Zentimeter dick.
Am höchsten Punkt der Wölbung beträgt die Dicke lediglich 20 Millimeter.
Das reicht aber aus, um einem Druck
von 16 Bar standzuhalten, was einer
Tauchtiefe von 160 Metern entspricht.
Diese Werte wurden im Test nachgewiesen. „Wir haben sogar mit einem
Vorschlaghammer auf die Kuppeln eingeschlagen. Selbst mit voller Wucht
konnte das dem Material nichts anhaben“, sagt Herrmann.
Von Brandenburg aus in die
sieben Weltmeere
Um das Herstellungsverfahren für die
serienreife Fertigung zertifizieren zu
lassen, muss jeder Arbeitsschritt genau
Ein Arbeitsplatz unter Wasser.
protokolliert werden. Das kostet eine
Menge Zeit und Mühe. „Grundvoraussetzung für die Zertifizierung ist, dass
wir bereits mit zertifiziertem Ausgangsmaterial arbeiten. Das bekommen wir
in dieser Güte und Qualität nur bei
PLEXIGLAS. Jeder Block, der uns geliefert wird, hat eine eigene Chargennummer, sodass später jede Kuppel genau
zurückverfolgbar ist“, sagt Herrmann,
als plötzlich sein Mobiltelefon klingelt.
Er wendet sich ab und geht durch eine
Tür, die von der Werkstatt in einen dahinterliegenden Büroraum mit blauem
Teppich führt. Ein kurzes Gespräch auf
Englisch, dann erklärt Herrmann entschuldigend: „Ein wichtiger Interessent
aus Dubai.“ Dabei zeigt er auf eine Weltkarte, die hinter ihm an der Wand hängt.
Auf der Karte stecken breit gestreut
bunte Pinnnadeln. Die meisten der Nadeln stecken in sonnenreichen Regionen
der Erde: Karibik, Südsee, Mittelmeer.
Passend dazu liegt in einem Regal ein
Strohhut und verbreitet südliches Urlaubsflair. „Wir haben sehr viele Anfragen aus Gebieten mit starkem Tauchtourismus. Dafür entwickeln wir gerade ein
neues Dreimannboot, weil im Urlaub
häufig Pärchen gemeinsam tauchen wollen“, sagt Herrmann.
Nemos natürlicher
Lebensraum
In den Auftragsbüchern stehen bereits
die ersten Bestellungen. „Es gibt auch
Kunden, die sich nur für die Kuppeln aus
PLEXIGLAS® interessieren, um sie in ihren selbst entwickelten U-Booten zu
verbauen. Uns liegt dazu beispielsweise
eine Anfrage aus Argentinien vor.“
Schon bald wird Nemo dann nicht nur in
deutschen Gewässern wie dem grauen
Helenesee heimisch sein, sondern auch
in den Taucherparadiesen rund um den
hf
Globus zu finden sein.
www.nemo-100.de
Technik
15
Lavalampe 2.0
Digitales Lichtspielzeug:
Designer entwickelt interaktive Wohnraumleuchte.
Sie waren die Kultobjekte der 70er
Jahre. Zu psychedelischen Klängen
aus heimischen Stereoanlagen verbreiteten sie beruhigende Lichteffekte. In
den 90ern kamen sie dann erneut in Mode. Mittlerweile sind Lavalampen nicht
mehr ganz so begehrt – die rechte Zeit
also für einen digitalen Nachfolger des
analogen Lampenklassikers, dachte sich
Lichtdesigner Tobias Link und entwickelte MAX – ein internatives Lichtspielzeug aus PLEXIGLAS truLED®, das
in Anlehnung an die alte Lavalampe ein
stimmungsvolles Raumlicht erzeugt und
darüber hinaus zur individuellen Gestaltung der Lampenform auffordert.
.
Prinzip Spieltrieb
Die Lampe weckt den Spieltrieb durch
ihr Baukastenprinzip: Grundkörper ist
das einzelne MAX-Modul. Ein Objekt,
das aus drei ellipsenförmigen Körpern
besteht und so ähnlich aussieht wie ein
Mercedes-Stern, bei dem man den äußeren Ring entfernt. Am unteren Ende des
dreizackigen Sterns befindet sich ein
Stecker, an den oberen beiden jeweils eine Buchse. Aufbauend auf dem rechteckigen Bodensockel der Lampe lassen
sich so die Module zu raumbildenden
Skulpturen ineinanderstecken. „Nahezu
jede Form ist denkbar. Ob nun flächig
gearbeitet wird oder eher in Baumstrukturen, bleibt der Kreativität des Anwenders überlassen“, erklärt Designer Link.
Ein weiteres gestalterisches Element ist
das Licht. In jedem Modul befinden sich
zwei RGB-Leuchtdioden, die Vorderund Rückseite unterschiedlich farbig
beleuchten können. Die digitale Steuerungselektronik im Sockel erkennt au-
16
Lichtdesign
tomatisch, wo in der Hierarchie der
Baumstruktur ein Modul eingesteckt
wurde und bespielt es dementsprechend
mit Licht. „So lassen sich dreidimensionale Lichtverläufe erzeugen, welche der
skulpturalen Verästelung folgen. Es entsteht eine Lichtskulptur, die ähnlich der
‚alten’ Lavalampen immer wieder neue
dynamische Lichtverläufe bilden“, sagt
Link. Für die unterschiedlichen Stimmungslagen hat er passende Lichtpartituren komponiert: Feuer, Wasser, Luft,
Natur. „Bei Feuer überwiegt zum Beispiel die Farbe Rot und die Dynamik der
Lichtwechsel entspricht dem Flackern
eines echten Feuers. Bei Wasser dagegen ist die Dynamik ruhiger und wellenartig“, so Link.
Aus Erfahrung gut
Für die rechte Lichtwirkung kommt dem
Gehäuse der Module eine besondere Bedeutung zu: Es muss eine hohe Transmission haben, damit genügend Licht
den Betrachter erreicht. Gleichzeitig
muss es sehr lichtstreuend sein, damit
die dicht dahinterliegenden LEDs nicht
als störende Lichtpunkte, sogenannten Hotspots, zu sehen sind. Link verließ sich bei der Wahl des Materials auf Erfahrungswerte aus seiner Arbeit als Designer für Architekturbeleuchtung: „Ich arbeite sehr gerne mit
PLEXIGLAS truLED®, weil es speziell für
die Beleuchtung mit LEDs entwickelt
wurde, wesentlich leichter ist als andere
Werkstoffe und auch günstiger als
beispielsweise Glas. Zudem ist es um
40 bis 50 Prozent heller als alle Materialien, die ich in unserem Lichtlabor getestet habe.“
Lampe im Baukastenprinzip: Die Leuchtmodule der MAX-Lampe lassen sich zu großen
bunten Gebilden zusammenstecken.
Lichtdesigner Tobias Link will mit seinen
MAX-Lampen an die Lavalampen der 70er
und 90er Jahre erinnern.
Von der Fassade ins Wohnzimmer
Bisher hat Link vor allem große Objekte
ins rechte Licht gerückt, so beispielsweise das Leipziger Einkaufszentrum
Nova Eventis mit seiner großflächigen
Lichtfassade. Die Erfahrungen aus seinen Sonderanfertigungen für die Industrie kamen Link bei seiner MAX-Lampe
zugute. „Ich hatte schon länger die Idee,
auch mal eine Lampe für den privaten
Wohnraum zu entwerfen. Passend dazu
kam die Anfrage von B+M Leuchten, ob ich eine Lampe für sie entwickeln
will.“ Daraufhin begann Link mit der
Umsetzung. Auch wenn mit PLEXIGLAS
truLED® das Material schnell gefunden war, steckte die Herausforderung
im Detail. „Die Bauweise der Module
sollte möglichst klein sein. Dadurch
machte vor allem die Hitzentwicklung
durch die LEDs große Probleme“, so
Link.
Aber auch die Form der Module stellt
den Verarbeiter, die Hadisch GmbH, vor
eine Herausforderung. „Die Kollegen
haben erst mal die Hände über dem Kopf
zusammengeschlagen, als sie die dreifache Ellipsenform sahen“, erinnert sich
Link und schmunzelt. „Aber mit Geduld
und guten Ideen wurde dann eine passende Aluform entwickelt, mit der die
Halbschalen der Module tiefgezogen
werden können.“ Die Mühe hat sich
gelohnt, denn trotz der extrem dün-
nen Materialwand von vier Millimetern
sind die Module sehr formstabil. Um
die beiden Halbschalen sauber miteinander zu verkleben, wurden die Kanten
exakt im 90-Grad-Winkel gefräst. Link:
„PLEXIGLAS® lässt sich leicht und präzise verarbeiten. Dadurch konnten wir
auch problemlos die Halterung für die
Anschlussbuchsen an den Spitzen der
Module ausfräsen. Mit Glas wäre das so
nicht möglich gewesen.“
So fängt man Blicke
Der Fachöffentlichkeit wurde MAX
erstmals in diesem Frühjahr auf der Sauerland Lichtmesse vorgestellt. „Es gab
ein sehr großes Feedback, weil MAX
einfach heraussticht. Viele Leute sind
mit dem Blick hängen geblieben und haben sich dann erkundigt, was das für
eine Lampe ist“, sagt Link. Über die Gestaltung der Lampe hinaus hat die Fachbesucher vor allem die Eigenschaft von
PLEXIGLAS truLED® überzeugt: „Viele
fanden es sehr beeindruckend, dass dieses Material speziell für die Beleuchtung
mit LEDs optimiert ist. Es war selbst vielen Experten noch nicht bekannt, dass es
mittlerweile so einen Werkstoff gibt“,
sagt Link. Die Messe hat gezeigt, dass für
die MAX-Lampe vor allem bei einer jüngeren Zielgruppe Potenzial besteht. Die
Markteinführung ist für das kommende
hf
Jahr geplant.
www.tobiaslink.de
Lichtdesign
17
Die Gipfelstürmer
Wie ein Insekt schmiegt sich dieses Baumhaus an den Stamm eines Mammutbaums. Ein
Dach aus transparentem PLEXIGLAS® schützt das Holz gegen Umwelteinflüsse und gibt nachts
den ungetrübten Blick auf die Sterne frei.
Viele Neuseeländer glauben, es existiere nicht. Es sei ein Gag, sagen sie, fern aller Realität, denn das sei Werbung
meist. Doch dieses Baumhaus ist real, ebenso wie Tracy Collins und ihr Restaurant, das sie in zehn Metern Höhe mitten
in einem Wald aus Mammutbäumen bei Auckland im Norden Neuseelands bauen ließ. Irgendwie ist Collins dieser Job zugefallen: Als eine unter vielen Bewerbern wurde sie ausgewählt, um den Bau zu organisieren. Doch ein normaler Job war
das nicht. Baumhaus und Restaurant entstanden im Rahmen einer Werbekampagne und sollten in nur vier Monaten geplant, gebaut und eingerichtet sein. Die junge Neuseeländerin wurde das Gesicht dieser Kampagne und organisierte den
.
18
Architektur
kompletten Bau sowie die Einrichtung
des Restaurants. Einzige Bedingung ihres Auftraggebers, dem Anbieter der
neuseeländischen Gelben Seiten: Alle
Projektbeteiligten – von Architekten,
Brandschutzbeauftragten und Ingenieuren bis zu Städteplanern und Zulieferern
– musste Collins über die Yellow Pages
finden und sie anhand dieser Daten kontaktieren. Nur wenn die Dienstleister im
Druck-, Internet- oder dem mobilen
Verzeichnis aufgeführt sind, durfte Collins sie engagieren.
Bis Dezember vergangenen Jahres schufen sie und ihr Team das 44 Quadratmeter große Baumhaus, das 18 Gäste plus
das Personal beherbergte. „Die Planung
war wirklich eine Herausforderung:
Das Baumhaus musste das Gewicht all
dieser Menschen tragen und irgendwie
an dem rund 40 Jahre alten Mammutbaum befestigt werden, dessen Stamm
einen Durchmesser von 1,7 Meter besitzt“, sagt Peter Eising von Pacific Environments, Projektarchitekt des Baumhauses. Vier große Stahlklemmen
wurden schließlich passgenau um den
Baumstamm gelegt, um daran Holzboden und -leisten zu befestigen. Alle Fortund Rückschritte dokumentierte Projektleitern Collins fleißig in Internetvideos und in einem Weblog auf der Kampagnenwebsite.
Für Eising und seine Kollegin Lucy
Gauntlett war das Projekt einmalig.
„Schon als Kind habe ich auf der Farm,
auf der ich aufgewachsen bin, Baumhäuser gebaut“, erzählt der Architekt. „Jetzt
habe ich ein Baumhaus für Erwachsene
geplant, mit all den Werkzeugen, die wir
als Kinder nicht hatten.“ Das Briefing
war so offen gehalten, dass Eising und
Gauntlett all ihre kreativen Ideen einfließen lassen konnten. Dabei war ihnen
vor allem der Bezug zur Umwelt wichtig.
„Die organische Form, die wir für das
Baumhaus gewählt haben, ist in der Natur zu finden – ein Schmetterlingskokon
zum Beispiel“, sagt Eising. Mit dieser
Formsprache ist das Baumhaus ein
gleichwertiger Teil der Umgebung. Es
passt sich an, ohne zu dominieren oder
sich zu verstecken. Naturmaterialien
stehen im Vordergrund, andere Werk-
Architektur
19
Wie ein Kokon hängt das Baumhaus an
dem 1,7 Meter dicken Mammutbaumstamm. Die Konstruktion wirkt filigran und
doch stabil.
Eine Holzbrücke führt vom Erdboden direkt in das
Restaurant unterhalb der Baumkrone, das in der
Abenddämmerung in weiches Licht getaucht ist.
stoffe werden zurückhaltend eingesetzt.
So auch PLEXIGLAS® für das Dach, das
das Baumhaus vor Wind und Wetter
schützt. „Nur wenige Leute bemerken,
dass es überhaupt ein Dach gibt“, sagt
Eising. Das transparente PLEXIGLAS®
zwischen den hölzernen Dachverstrebungen fällt so gut wie nicht auf. Da die
Seiten des Raumes bis auf die Holzleisten
offen sind, wird vom Dach dasselbe angenommen. Auch der Blick durch das
PLEXIGLAS® auf die im Wind raschelnden Bäume, den Himmel und die Sterne
ist ungetrübt. „Für die Architekten war
wichtig, dass es wie ein echtes Baumhaus aussieht. Sie wollten kein Dach, was
vom Design ablenkt“, sagt Chris Booth,
Marketingleiter bei PSP Auckland Office, einem neuseeländischen Baustoffhändler und einem der größten Lieferanten für Acrylglasscheiben auf dem
dortigen Markt. Für Architekt Eising
war aber die hohe Transparenz nicht der
einzige Grund, mit diesem Material zu
arbeiten: „Wir nutzten PLEXIGLAS®,
weil es wetterbeständig ist und wenig
wiegt – perfekt für ein Baumhaus. Außerdem ist es leicht zu verarbeiten, und
genau das war für uns entscheidend.“
Denn die Einzelteile wurden mitten im
Wald geschnitten, Produktionsstätten in
der Nähe gab es nicht. „Jedes Stück wur-
de individuell gefertigt, die Natur bietet
keine geraden Linien und Kanten.“
Im Dezember 2008 hatten Lucy Collins
und ihr Team das Baumhaus fertiggestellt. Und vom 9. Januar bis 9. Februar
öffnete das Restaurant für die Öffentlichkeit. Über 2.000 Gäste betraten in
dieser Zeit die 60 Meter lange Holzbrücke, die vom Erdboden direkt in das Restaurant unterhalb der Baumkrone führte. Vor allem bei Dunkelheit ist dieser
Weg ein Erlebnis. Es ist, als hebe man
Schritt für Schritt vom Boden ab. Damit
kein Tritt danebengeht, sorgen Lichtquellen auf dem Boden zwischen den
Holzlatten für die nötige Beleuchtung.
Verkleidet sind sie mit PLEXIGLAS
SATINICE®, um das Licht zu streuen und
das Holz in ein weiches Licht zu tauchen.
In der Abenddämmerung scheint sich das
Baumhaus wie ein leuchtendes Insekt an
den Stamm zu schmiegen. Ein Anblick,
der allein den Gästen gegönnt war, die
eine der begehrten Reservierungen erhielten. Nur dann wurde ihnen mitgeteilt, in welchem Waldstück sich das Restaurant genau befand. Daher auch die
Zweifel an seiner Existenz: Die meisten
Neuseeländer haben das Baumhaus nur
in den Medien gesehen. Ob es in diesem
Wald oder an anderer Stelle neu eröffnet
cat
wird, ist derzeit noch offen.
www.yellowtreehouse.co.nz
20
Architektur
„Schon als Kind habe ich auf der Farm, auf der ich aufgewachsen bin, Baumhäuser gebaut. Jetzt habe ich ein Baumhaus für Erwachsene geplant, mit all den Werkzeugen, die
wir als Kinder nicht hatten.“
Peter Eising, Projektarchitekt, Pacific Environment
Architektur
21
22
Ladenbau
Zubereitung
Pro Tasse geben Sie in der Regel einen Teelöffel Pu-Erh in eine Kanne. Die Teemischung übergießen Sie mit kochendem Wasser und lassen sie – je nach Stärke –
drei bis fünf Minuten ziehen, am besten auf einem Stövchen. Der Tee kann noch ein- bis zweimal nachgebrüht werden. Zum Süßen schmeckt am besten Ahornsirup.
Teatime
Der Pu-Erh-Tee ist einer der ältesten Tees Chinas und stammt traditionell
vom Quingmao-Teebaum. Einige hundert Tees dieser Sorte bietet ein
Laden in der chinesischen Stadt Kunming an. Wie bei Wein gilt: je älter,
desto geschmackvoller und teurer die Sorte.
Es ist nicht einfach Tee. Nicht diese gräulichen
Papierbeutelchen gefüllt mit Pfefferminz, Frucht
oder Fenchel, die erst in heißem Wasser ertränkt
werden und dann stundenlang in der Teekanne modern. Der Tee, den die Chinesen kennen, ist vollkommen anders – nicht nur wegen seiner guten Aromen.
Er birgt Tradition und Kultur, ist eine Verbindung bis
zu den alten Dynastien. Alle Kaiser Chinas – von der
Han-Dynastie, deren Kaiser ab dem Jahr 206 vor
Christus regierten, bis zur Qing-Dynastie, die 1911
endete – genossen Tee. Er stillte nicht einfach nur
den Durst, sondern wurde in einer Teezeremonie zelebriert.
2.500 Jahre ist die chinesische Teekultur bereits alt
und zahlreiche Legenden ranken um das Traditionsgetränk. Tee soll Unsterblichkeit verleihen, verheißt
eine der alten Geschichten über den Mönch Fa Yao,
der während der Südlichen Dynastie zwischen 420
und 587 lebte. Er wurde 99 Jahre alt – ein Unsterblicher in der damaligen Zeit, denn die Lebenserwartung war sehr viel geringer als heute. Mönche tranken
ebenso wie Gelehrte sehr viel Tee, da die Inhaltsstoffe
das Denken anregen und den Körper wach halten,
zum Beispiel während einer langen Meditation.
Auch der moderne Chinese schätzt einen guten Tee,
zum Beispiel den Pu-Erh, der zu den ältesten Teesorten Chinas zählt. Er wird vom Quingmao-Teebaum in
der Provinz Yunnan gepflückt ebenso wie Jahrhunderte zuvor. In der chinesischen Stadt Kunming –
ebenfalls in der Provinz Yunnan – wird im Teeladen
„Pure Pu’er“ ausschließlich diese Sorte verkauft.
Hunderte verschiedener Tees stapeln sich in den Regalen und auf den Verkaufstischen in der Sanshi Street
6. Teeblätter werden dort unter anderem in gepressten Ziegel- oder Kuchenformen angeboten und sind
fein verpackt, Teebeutel aus Papier gibt es nicht. Die
Ladenbesucher können sich auf Sitzhockern niederlassen und eine Sorte testen. Manche Tees sind über
100 Jahre alt. Wie bei einem guten Wein gilt für den
Pu-Erh-Tee: je älter, desto besser der Geschmack und
desto höher der Preis. Ein Teekuchen des alten Imperial Beeng Cha Aged Pu Erh kosten bei einem britischen Teehändler rund 80 Euro.
„Pu-Erh-Tee schafft eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Genau das soll die Ladeneinrichtung widerspiegeln“, erzählt Cyrus Sun, Produktmanager bei Evonik Degussa China. Neben dem
traditionellen Naturmaterial Holz wurde daher
PLEXIGLAS SATINICE® in Kiwigrün an Wänden und
Tischen montiert. „Der Laden ,Pure Pu’er’ will sich in
.
dieser Form positionieren – zwischen damals und
heute. Im Geschäft wird die Marke erlebbar“, sagt Sun.
Das Shopdesign schafft somit die richtige Verkaufsatmosphäre. Gleichzeitig erhellen die Platten den Raum.
PLEXIGLAS SATINICE® wird dabei vollständig ausgeleuchtet, denn das von hinten einfallende Licht wird
aufgrund der Diffuserperlen im Material gleichmäßig über die ganze Platte gestreut. Kratzer und Gebrauchsspuren sind auch in dem hellen Licht nicht
zu entdecken, denn das leuchtend grüne PLEXIGLAS
SATINICE® ist dafür unempfindlich und hält der täglichen Beanspruchung stand.
Die kiwigrünen Platten greifen die ursprünglich grüne Farbe der Teeblätter auf. Denn der Pu-Erh-Tee ist
ein grüner Tee, der erst im Laufe der Verarbeitung die
rotbraune Färbung annimmt. Die eingearbeiteten floralen Muster schaffen einen weiteren Bezug zu den
Teeblättern. „Die Ornamente auf dem PLEXIGLAS®
anzubringen ist sehr einfach – mit Glas wäre das deutlich komplizierter gewesen“, erklärt Cyrus. „Die Verzierungen können sowohl auf das Material gedruckt
als auch aufgeklebt werden.“
Wie es der jahrhundertealte Brauch vorschreibt,
stammt jeder Tee, der im Laden „Pure Pu’er“ zu kaufen ist, aus der Provinz Yunnan, genauer: vom Berg
Jing Mai nahe der Stadt Xishuangbanna im Süden. Die
Blätter werden dort in einer speziellen Postfermentierung veredelt. Das genaue Verfahren ist ein gut gehütetes Geheimnis. Nur so viel ist bekannt: Während der
Lagerung, die zwischen sechs Monaten und 60 Jahren
dauern kann, setzt sich die Nachfermentierung in
Gang. Der Tee erhält dadurch die rötliche bis bräunliche Färbung und den erdigen, fast rauchigen Geschmack, den bereits die chinesischen Kaiser zu schätzen wussten, nicht nur wegen des Aromas, sondern
auch wegen der medizinischen Wirkung. Tee stimuliert die Meridiane des Körpers, die sogenannten Lebensbahnen, deren verschiedene Punkte auch bei der
Akupunktur behandelt werden. Die traditionelle chinesische Medizin entdeckte den Tee daher früh als
medizinisches Heilmittel. Der berühmte Pu-Erh-Tee
soll etwa Blutfettwerte wie Cholesterin senken und
Körperfette während einer Diät schneller abbauen.
Wegen dieser Wirkungen ist er auch in Europa beliebt. Den Chinesen ist das nur recht. Schließlich gilt
es, die alte Teekultur hinüber in die moderne Welt
zu retten. Was schon die alten Kaiser schätzten,
kann heute nur nützen. Tee ist gut für Geist und
Wohlbefinden – und zu kostbar für einen Papiercat
beutel.
www.plexiglas.de
Ladenbau
23
Impressum
Design in Acrylics
Dies ist eine Publikation des
Geschäftsgebiets Acrylic Polymers von
Evonik Industries
Herausgeber:
Evonik Röhm GmbH
Geschäftsgebiet Acrylic Polymers
Kirschenallee
64293 Darmstadt, Deutschland
T +49–6151 18–01
F +49–6151 18–02
www.plexiglas.net
www.design-in-acrylics.com
Adressänderungen senden Sie bitte an:
[email protected]
www.plexiglas-shop.com
Redaktion: Profilwerkstatt,
64295 Darmstadt, Deutschland
T +49–6151–599020
www.profilwerkstatt.de
Chefredaktion:
Dr. Ulrich Kläres, Geschäftsbereich
Performance Polymers (V. i. S. d. P.)
Susanne Diehl, Geschäftsgebiet
Acrylic Polymers
Martina Keller, Profilwerkstatt
Dr. Claudia Klemm, Profilwerkstatt
Art Direction: Annika Sailer
Satz/Layout: Profilwerkstatt
CvD: Ralf Ansorge
Druck: Zarbock GmbH & Co. KG, Frankfurt
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.
Fotos:
Döring, Sven, Titel, S. 12 – 15
Eising, Peter; Gauntlett, Lucy, Pacific
Environments Architects Ltd, Titel, S. 18 – 21
Evonik, Titel, S. 8, 9, 22 – 23
Link, Tobias, S. 16 – 17
Piwowarsky, Ute, S. 7
Rose, Corinne, Titel, S. 10 – 11
Wildhirt, Stefan, Titel, S. 3 – 6
Der Evonik-Geschäftsbereich Performance
Polymers beliefert Kunden auf der ganzen Welt
mit PMMA-Halbzeugen, die auf den Märkten in
Europa, Asien, Afrika und Australien unter dem
Warenzeichen PLEXIGLAS vertrieben werden.
In Nord- und Südamerika werden diese Produkte
unter den Markennamen ACRYLITE®, DEGLAS®,
PARAGLAS SOUNDSTOP® und ROHAGLAS®
vermarktet.
® = eingetragene Marke
DiA, PLEXIGLAS, PLEXICOR, PARAGLAS,
DEGLAS, EUROPLEX und ROHACELL sind
eingetragene Marken der
Evonik Röhm GmbH, Darmstadt, Deutschland
Acrylite ist eine eingetragene Marke
der Evonik Cyro LLC, Rockaway, NJ, USA
Unsere Informationen entsprechen unseren
heutigen Kenntnissen und Erfahrungen
nach unserem besten Wissen. Wir geben sie
jedoch ohne Verbindlichkeit weiter. Änderungen
im Rahmen des technischen Fortschritts und der
betrieblichen Weiterentwicklung bleiben vorbehalten. Unsere Informationen beschreiben
lediglich die Beschaffenheit unserer Produkte und
Leistungen und stellen keine Garantien dar. Der
Abnehmer ist von einer sorgfältigen Prüfung der
Funktionen bzw. Anwendungsmöglichkeiten der
Produkte durch dafür qualifiziertes Personal nicht
befreit. Dies gilt auch hinsichtlich der Wahrung
von Schutzrechten Dritter. Die Erwähnung von
Handelsnamen anderer Unternehmen ist keine
Empfehlung und schließt die Verwendung anderer
gleichartiger Produkte nicht aus.
(Stand: Mai 2003)

Documentos relacionados