Design in Acrylics - So sieht Klimaschutz aus. So sieht Klimaschutz
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Design in Acrylics - So sieht Klimaschutz aus. So sieht Klimaschutz
Design in Acrylics 2 0 1 0 N r. 7 Das PLEXIGLAS® Magazin 03 Erwärmend – komfortabel wohnen im Einklang mit der Natur 08 Enthüllend – kein Versteck für Weinflaschen im durchsichtigen Regal 10 Erleuchtend – strahlende PLEXIGLAS Eiszapfen als Lampen 18 Verblüffend – Restaurant in den Baumwipfeln Neuseelands 22 Erinnernd – chinesischer Tee verkörpert die Rituale der Kaiserdynastien Eingetaucht Im Mini-U-Boot können Touristen die Unterwasserwelt hautnah betrachten. Möglich wird dies durch besonders geformte transparente PLEXIGLAS Fenster – für ungetrübten Tauchspaß. Mehr ab Seite 12. Liebe Leserinnen und Leser, Michael Träxler, Leiter Geschäftsgebiet Acrylic Polymers Mensch und Natur wieder näher zusammenzubringen ist eine der Herausforderungen unserer Gesellschaft. Das Schöne der Natur den Menschen zugänglich machen und auf diesem Weg einen Beitrag zum Umweltschutz leisten – PLEXIGLAS® hilft diese verantwortungsvollen Aufgaben zu meistern. Das Tree House in Neuseeland ist eine einzigartige Kombination aus exklusivem Restaurant und Naturerlebnis. Geschützt von einem kaum wahrnehmbaren Dach aus PLEXIGLAS speisen Menschen inmitten wogender Zweige. Die zehn Meter Höhenunterschied hinauf zum Tree House überbrückt ein 60 Meter langer Holzpfad, den bei Dunkelheit Leuchten mit PLEXIGLAS SATINICE® Verkleidung in ein sanftes Licht tauchen. Eine ganz andere Naturerfahrung ermöglicht PLEXIGLAS® auf der hiesigen Welthalbkugel. Mit dem U-Boot Nemo erkunden Menschen im Helenesee die Welt unter Wasser. Dünne stabile Kuppeln bieten einen klaren Blick in die Unterwasserwelt und bringen die dort heimischen Tier- und Pflanzenarten hautnah zu den Passagieren. Umweltschutz im klassischen Sinne mit Komfort vereint das Bio-Solar-Haus. Filigran verbaute PLEXIGLAS ALLTOP® SDP Stegplatten leisten hierzu ihren Beitrag, indem sie mit ihrer Transparenz das wärmende Sonnenlicht in das Hausinnere lassen. Mit dieser Fassade lassen sich bis zu 90 kWh Heizenergiebedarf pro Quadratmeter im Jahr einsparen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen dieser zukunftsweisenden Geschichten. Augenblick Eine imposante Lichtflut strahlt durch eine transparente Hülle. Leuchtende Flüssigkeit wabert im Inneren – erhellt das sie Umgebende. Die glühende Halterung verrät die Strahlkraft. Es ist kein eingefangenes Feuer, dem eine Richtung gegeben wird. Was das Dunkel erhellt, ist das größte Knicklicht der Welt, das mit einem Außendurchmesser von 200 Millimetern und einer Höhe von drei Metern beeindruckende Ausmaße annimmt. 100 Liter verschiedener Flüssigkeiten lagern in einem fragilen Kern aus einfachem Glas. Nach einem Schlag auf die Sollbruchstelle des zerbrechlichen Inneren reagieren die Chemikalien miteinander. In einer Hülle aus passgenauem und bruchsicherem PLEXIGLAS® erstrahlt das Mega-Knicklicht in einem faszinierenden Farbenspiel. www.plexiglas.tv 2 Zwiebelform oder Satteldach – das Bio-Solar-Haus kommt fast ohne Technik aus und spart dabei noch Energie. Naturgesetze statt Technik Energieeffizienter als Passivhäuser und noch gesünder: das Bio-Solar-Haus. Wenn ein Ingenieur ein Haus entwirft, liegt die Vermutung nahe, dass eine Menge Technik im Spiel ist. Beim Bio-Solar-Haus ist es genau umgekehrt: Maschinenbauingenieur Klaus Becher hat bewusst ein Haus konzipiert, das mit einem Minimum an Technik funktioniert und dabei noch Energie spart. Möglich wird das durch die sinnvolle Nutzung von physikalischen Gesetzen – wie dem Treibhauseffekt, der in diesem Zusammenhang dem Klimaschutz zugute kommt. Der Treibhauseffekt wird im Bio-Solar-Haus durch die transparenten Dach- und Fassadenteile aus PLEXIGLAS ALLTOP® SDP Stegplatten erzeugt. Durch sie gelangt viel wärmendes Sonnenlicht ins Innere. Ganz nebenbei ist das Raumklima im Bio-Solar-Haus auch besonders gut für die Gesundheit. . Gibt´s nicht geht nicht Als technischer Leiter von Industriebetrieben hatte es Klaus Becher sein ganzes Berufsleben lang mit nicht funktionierenden Maschinen zu tun gehabt. Für sein Alter wollte er deshalb ein Haus, das fast ohne Technik auskommt, energiesparend und noch dazu gesund ist. „So ein Haus hat es Anfang der 90er Jahre nicht gegeben. Deshalb habe ich dann selbst eins entworfen“, sagt der heute 74-Jährige, als sei es das Natürlichste auf der Welt und fügt hinzu: „Ich habe dabei das übermittelte Wissen aus dem Hausbau der vergangenen Jahrhunderte berücksichtigt und die Gesetze der Natur.“ Prinzip Haus im Haus So entstand 1994 im nordpfälzischen St. Alban das erste von weltweit über 250 Bio-Solar-Häusern, die nach Bechers patentiertem Bauprinzip konstruiert wurden: Kern des Gebäudes ist ein gut wärmegedämmtes Innenhaus, das von einer äußeren Wetterschutzhülle umgeben ist. Zwischen diesem Innen- und Außenhaus befindet sich eine Luftschicht, die durch die transparenten PLEXIGLAS® Flächen in der Fassade und im Wintergarten vom Sonnenlicht erwärmt wird. Dieser Treibhauseffekt schützt die Innenräume vor Wärmeverlust und vermeidet die Bildung von Tauwasser. Dafür ist es wichtig, dass die Scheiben besonders transparent sind und viel Tageslicht durchlassen. „Deshalb verwenden wir PLEXIGLAS®, das noch dazu UV- und wetterbeständig ist und nicht wie andere Kunststoffe nach einer gewissen Zeit vergilbt“, sagt Becher, der sich seiner Sache sicher sein kann, denn Evonik gibt 30 Jahre Garantie auf Vergilbungsfreiheit. Sparen statt frieren Das System des Bio-Solar-Hauses ist ebenso einfach wie effektiv. Laut Becher kommt es auf einen Heizenergiebedarf von 10 bis 25 kWh im Jahr pro Quadratmeter Nutzfläche. Der Primärenergiebedarf liege unter 10 kWh pro Quadratmeter. „Das ist niedriger als bei einem Passivhaus und entspricht jährlichen Heizkosten von 150 bis 350 Euro“, so Becher. Im Vergleich dazu liegt ein neu gebautes Mehrfamilienhaus bei einem Heizenergiebedarf von rund 100 kWh im Jahr pro Quadratmeter Nutzfläche. Geheizt wird im Bio-Solar-Haus vorzugsweise mit einem Holzofen, der im Wintergarten eine gemütliche Atmosphäre erzeugt und sehr kostengünstig Architektur 3 Transparente Stegplatten sorgen für den positiven Treibhauseffekt. Luftschicht Innenhülle PLEXIGLAS Dach Der Wintergarten: wichtiger Bestandteil des Energiekonzepts. Absorber Außenhülle Wandstrahlungsheizung Kaminofen im Wintergarten Warmwasserspeicher Haus im Haus: Innen- und Außenhülle, die Luftschicht dazwischen sowie weitere Elemente machen das Bio-Solar-Haus zu einer energiesparenden und gesunden Wohnform. ist. Das schätzt auch Familie Jacobi besonders an ihrem Bio-Solar-Haus, das sie seit Dezember 2005 bewohnen. „Wir heizen von November bis März. Bei Temperaturen von etwa fünf Grad genügt es alle zwei Tage den Kamin für zwei Stunden zu befeuern. Bei Temperaturen unter null Grad heizen wir jeden Tag für zwei Stunden. Im vergangenen Jahr haben wir dafür vier Raummeter Holz benötigt, die ich günstig für 50 Euro kaufen konnte“, sagt Vater Darko Jacobi, der nach eigenen Angaben außer dem Holz lediglich noch 630 Euro für die 3.700 kWh Stromverbrauch im Jahr 2008 zu zahlen hatte. Über den Ofen wird im Winter das Wasser für die Wandstrahlungsheizung und das Brauchwasser erhitzt. Im Sommer wird das Brauchwasser mittels Solarthermie über Wasserschläuche unter dem Lichtband im Dach auf die gewünschte Temperatur gebracht. „Selbst in den Übergangszeiten, also im Frühling ab April und im Herbst bis Oktober, genügt in der Regel allein die Sonneneinstrahlung, um das Wasser zu erwärmen“, berichtet Darko Jacobi. Luftig im Sommer Während im Winter die Sonne und der Treibhauseffekt das Haus heizen, wird im Sommer einfach auf Durchzug gestellt. Dafür befinden sich unter dem 4 Architektur Dach Lüftungsklappen. Werden sie und die äußeren Türen des Wintergartens geöffnet, zieht die warme Luft zwischen der inneren und äußeren Gebäudehülle durch den sogenannten Kamineffekt einfach ab. Die Innenräume heizen sich so nicht auf und können nachts kühl gelüftet werden. „Durch den Kamineffekt bleiben die Innenräume in der heißen Jahreszeit angenehm kühl, und das ohne aufwendige Belüftungstechnik“, erklärt Becher. Gore-Tex contra Friesennerz Auch aus einem anderen Grund benötigt ein Bio-Solar-Haus keine technische Lüftungsanlage: Die Wände des Innenraums sind dank der natürlichen und unbehandelten Baumaterialien diffusionsoffen. Das bedeutet: Der in jedem Haus entstehende trockene Wasserdampf und andere Gase können durch die Wände entweichen. Baugefährdende Feuchtigkeit und gesundheitsschädlicher Schimmel können so nicht entstehen. Architekt Udo Guenther-Dreisbusch von der Firma Energieberatung-24.de sieht darin einen entscheidenden Vorteil gegenüber herkömmlichen Passivhäusern: „Passivhäuser müssen absolut luftdicht sein. Das heißt, sie haben eine Dampfsperre in den Wänden und benötigen deshalb teure Belüftungstechnik, damit sie funktionieren. Als Sachverständigengutachter sehe Durch Lüftungsklappen im Dach entweicht im Sommer die heiße Luft. So bleibt es im Innenhaus schön kühl. Grüne Oase für Pflanzen und Menschen. Die natürliche Belüftung wirkt sich positiv auf die Gesundheit der Bewohner des Bio-Solar-Hauses aus. ich aber jeden Tag viel Baupfusch. Wenn ich Dämmplatten entferne, ist oft die ganze Wand dahinter verschimmelt.“ Wie gut die natürliche Belüftung im BioSolar-Haus funktioniert, veranschaulicht Guenther-Dreisbusch an zwei Beispielen: „Eine gefüllte Windel erzeugt im Innenraum keine Geruchsbelästigung, genauso wie beim Duschen die Spiegel nicht beschlagen. Man kann sich ein Bio-Solar-Haus wie eine atmungsaktive Gore-Tex-Jacke vorstellen. Ein Passivhaus hingegen entspricht einem Friesennerz, bei dem man schnell im eigenen Saft steht.“ ein wichtiges Kriterium: „Nehmen wir zum Beispiel PLEXIGLAS®. Es lässt sich einfach kalt einbiegen, ist hagelfest und kann auch unter Spannung stehen, ohne Schaden zu nehmen. Das ist bei Glas völlig undenkbar.“ Auch das Gewicht spielt für die Architektur eine Rolle: „PLEXIGLAS® ist wesentlich leichter als Glas und lässt eine filigranere Bauweise der Wintergärten zu. Zudem haben die Stegdoppelplatten eine gute Wärmedämmung und können anders als Glas rahmenlos verlegt werden. Energieverluste durch unnötige Wärmebrücken werden so vermieden.“ Der tolerante Typ Gesund und munter Architekt Guenther-Dreisbusch ist so überzeugt vom Bio-Solar-Haus, dass er selbst bereits vier davon für seine Kunden entworfen hat. Für ihn komme es dabei vor allem auf das Konstruktionsprinzip an, das beim Bau wesentlich größere Toleranzgrenzen zulässt, da keine störanfällige Technik im Spiel ist. „Bei einem Passivhaus ist es dagegen wie bei der Mercedes A-Klasse, die nur durch viel Technik den Elch-Test besteht. Andere Autos haben bereits durch ihre Konstruktion eine gute Seitenstabilität, so wie das Bio-Solar-Haus allein durch die Naturgesetze funktioniert.“ Ebenso ist bei der Wahl der Baustoffe die Toleranzgrenze für Guenther-Dreisbusch Damit genügend Sonnenlicht für die Erwärmung des Luftpolsters zwischen äußerer und innerer Gebäudehülle eindringt, ist der Wintergarten fester Bestandteil jedes Bio-Solar-Hauses. „Dadurch ist unser Haus schön hell. Das macht auch im Winter munter“, sagt Jacobi, für den zum Wohlfühlen auch das besondere Raumklima beiträgt: „Durch die Wandstrahlungsheizung wird kein Staub aufgewirbelt, wie bei üblicher Heizungsluft. Das ist sehr angenehm und wird auch immer von Besuchern betont.“ Erfinder Klaus Becher bekommt von zahlreichen Bewohnern seiner BioSolar-Häuser bestätigt, dass sich das Raumklima positiv auf die Gesundheit auswirkt: „Bei Menschen mit Asthma, Allergien, Rheuma oder Neurodermitis bessern sich die Beschwerden oder verschwinden sogar.“ Der Grund: Im BioSolar-Haus werden durch die natürliche Belüftung und Entfeuchtung sowie die natürlichen Baustoffe die Auslöser für diese Leiden vermieden. Schimmel, Staub, Viren, Bakterien und Allergene können sich in luftdichten Passivhäusern mit Lüftungsanlagen und herkömmlichen Heizungen schnell vermehren. Im Bio-Solar-Haus hingegen sind sie durch das Konstruktionsprinzip von vorneherein ausgeschlossen. Aus diesem Grund wurde das Bio-Solar-Haus vom Zentralverband des Deutschen Handwerks 1997 als das gesündeste Haus Deutschlands ausgezeichnet. Sonnenpark statt Ruhesitz Bechers ursprüngliche Idee war es, sich einen Ruhesitz fürs Alter zu bauen. Daraus ist nichts geworden. Um sein erstes Bio-Solar-Haus ist mittlerweile eine kleine Siedlung mit acht weiteren Häusern dieser Bauart entstanden: der Sonnenpark St. Alban – Forschungs- und Entwicklungszentrum der eigens gegründeten Bio-Solar-Haus GmbH. Die Firma mit zwölf Angestellten leitet der vierzigjährige Neffe Hubert Becher. Interessierte Bauherren können im Sonnenpark auch probewohnen, bevor sie Architektur 5 „Man kann sich das BioSolar-Hause wie eine atmungsaktive Jacke vorstellen. Ein Passivhaus hingegen ist ein Friesennerz, bei dem man schnell Klaus Becher (links), Maschinenbauingenieur und Entwickler des Bio-Solar-Hauses, und sein Neffe Hubert Becher haben mit ihren Bio-Solar-Häusern bewiesen, dass Bauen umweltfreundlich, chic und gesund sein kann. sich für ein Bio-Solar-Haus entscheiden. Mittlerweile werden nicht nur Wohnhäuser gebaut, sondern auch Nutzgebäude, wie Schulen und Bürogebäude. Und das auch in klimatisch wesentlich schwierigeren Breitengraden, so beispielsweise auf den extrem windigen Shetland-Inseln. „Bis zum nördlichen und südlichen Polarkreis funktionieren die Bio-Solar-Häuser hinsichtlich des Wärmehaushalts. Und auch hinsichtlich der Hitze kommt man beispielsweise im Mittelmeerraum gut zurecht“, sagt Hu- bert Becher. Das Bio-Solar-Haus ist damit ein zukunftsweisendes Baukonzept, das seinen Praxistest bereits erfolgreich bestanden hat. Das spiegelt sich in den zahlreichen Auszeichnungen wider, wie beispielsweise dem Deutschen Solarpreis 2003 und dem Umweltpreis des hf Landes Rheinland-Pfalz. www.Bio-Solar-Haus.de Eine gute Kombination: Solarmodule und Bio-Solar-Häuser stehen für umweltfreundliches Wohnen. 6 Architektur im eigenen Saft steht.“ Doppelte Leichtigkeit für schmucke Damen Bei Ute Piwowarsky im Atelier wird gefräst, gebohrt, gesägt und gefärbt. Die Objekte, die sie bearbeitet, sind großteils transparent. Verschiedene Farben setzen Akzente, formen eingeschlossene Blüten oder betonen die geometrischen Formen. „Mich fasziniert die Lichtwirkung des Materials, wie beispielsweise die schillernden Regenbogenfarben, die entstehen, wenn ich prismatische Formen, das heißt bestimmte Schnittwinkel, verwende. Aber auch bei anderen Formen eröffnen sich mir zahlreiche Möglichkeiten. Außerdem habe ich einige zum Teil unkonventionelle Bearbeitungstechniken entwickelt“, sagt Ute Piwowarsky, die seit über 20 Jahren Ketten, Ohrringe und Armreifen aus PLEXIGLAS® entwirft. Neue Ideen kommen ihr meist direkt bei der Arbeit. Und manchmal spielt der Zufall eine entscheidende Rolle: „Ich habe so eine bestimmte Vorstellung, probiere etwas aus und manchmal kommt am Ende etwas ganz anderes, aber Wunderschönes dabei raus“, erklärt die Künstlerin. Bei manchen Arbeiten belastet sie das Material über das normalerweise Übliche hinaus. Denn sie möchte unter anderem die Veränderungen kreativ nutzen, die im großen Maßstab als Fehler gelten würden. . In Piwowarskys Werkstatt in Aachen stehen zahlreiche Maschinen – einige davon hat sie extra für ihre Bedürfnisse umgebaut. Damit das PLEXIGLAS® nicht zu heiß wird, brachte sie an ihren Frontalschleifer beispielsweise einen Infusionsschlauch zum Kühlen an. „Ich habe in den vergangenen Jahren viel Erfahrung im Umgang mit PLEXIGLAS® gemacht und immer mehr Techniken ausprobiert“, erzählt Piwowarsky. Die so kreierten Schmuckstücke schätzen ihre Kundinnen auch wegen der doppelten Leichtigkeit: Da PLEXIGLAS® wenig wiegt, belasten auch größere Kleinodien die modebewusste Dame nicht. Die Transparenz sorgt für optische Unbeschwertheit. Zu kaufen gibt es die kleinen Kunstwerke übers Internet sowie in ausgewählten Galerien und auf Künstlermärkten. „Ich spreche mit meinem Schmuck vor allem Frauen ab 30 an, die ihren individuellen Stil haben“, sagt die Künstlerin, die auch selbst gerne ihre Kreationen trägt. „Meine Lieblingsohrringe habe ich vor über zehn Jahren gemacht. Die sind einfach zeitlos schön.“ Es sind große, transparente Prismen, die das Licht innen und außen brechen. Immer wieder neu. Imck mer wieder schön. www.piwowarsky.com Design 7 Raumgröße: 2,5 m x 5 m x 3 m Gewicht PLEXIGLAS: 4.100 kg Anzahl Flaschen: 2.800 Fort Knox für edle Tropfen Ein kalifornischer Weinkeller im transparenten Design. Rot, rosé oder schwach golden schimmert er im Glas: Wein. Wer als Weinkenner etwas auf sich hält, lagert den guten Rebensaft im eigenen Weinkeller. Dort ist er vor Umwelteinflüssen wie schwankenden Temperaturen und Sonnenlicht geschützt – und wird gleichzeitig beeindruckend präsentiert. Ein dunkles von Kerzen erleuchtetes Backsteingewölbe. An einer Wand stehen schwere Eichenfässer – ihnen gegenüber ragen massive Holzregale zur Decke empor. Eine dicke Staubschicht bedeckt die dunkelgrünen und braunen Flaschen auf den Regalflächen. In der Mitte des Raumes thront ein schwerer Holztisch. So oder so ähnlich sieht ein klassischer Weinkeller aus, die Schatzkammer eines jeden Weinliebhabers. Schade ist nur, dass weder der Kellerinhaber noch seine Besucher sehen, welche seltenen Weinsorten sich in den Regalen verbergen. Das erschließt sich dem Betrachter erst nach einem prüfenden Blick auf das jeweilige Etikett – nachdem er die Flasche aus dem Regal gezogen hat. Dieses Dilemma brachte einen kalifornischen Connaisseur auf eine Idee: Er wünschte sich durchsichtige Weinregale, die seine Schätze nicht mehr verbergen, sondern im richtigen Licht präsentieren. Allerdings gibt es zwar viele verschiedene Holzsorten, doch ist keine von ihnen transparent. Es musste also ein Material gefunden werden, das so tragfähig und stabil ist wie Holz, trotzdem aber transparent: PLEXIGLAS®. . Ein Berg kommt zum Propheten Doch nicht nur das Regal wurde zur Herausforderung für die Konstrukteure, PLEXIGLAS so weit das Auge reicht: Das transparente Weinregal lässt keinen Raum für Fehler. 8 Architektur sondern auch der Kellerraum selbst. „Der Weinkeller sollte in mehrerlei Hinsicht dem Tresorraum in einer Bank ähneln: Wände, Türen und Theke sind aus rostfreiem Stahl“, erklärt Pierre Miremont, Inhaber der Konstruktionsfirma Architectural Plastics. Ein Raumkonzept wie in Fort Knox. Auf dem Reißbrett sah das noch ganz einfach aus. Doch die Umsetzung war dann doch komplizierter: Die Konstrukteure waren von vier gleich langen Wänden ausgegangen. „Da zwischen den Gestellen nicht der geringste Freiraum entstehen durfte und sie den Raum komplett umspannen sollten, musste er möglichst quadratisch sein“, erläutert Miremont. „Leider war das nicht der Fall.“ Da, wo es niemand sieht, lösen Konstrukteure solche Probleme, indem sie die Lücken mit dem gleichen Material ausfüllen. Aber transparentes Material verrät jeden Trick: Das Stückwerk wäre dem Betrachter sofort aufgefallen. Da das Gestell also nicht an den Raum angepasst werden konnte, passten die Designer den Raum an das Gestell an. „Das Konstruktionsteam musste alles dreimal umbauen, um den Keller so quadratisch wie möglich zu bekommen“, verrät Miremont. Ein Koloss mit Durchblick Das Weingestell sollte im Ganzen einen Raum füllen, der zweieinhalb Meter breit, fünf Meter lang und drei Meter hoch war. Es sollte knapp 2.800 Flaschen tragen können. Die meisten Kunststoffe halten diesem Gewicht nicht stand – und Glas ist für solche Mengen nicht bruchsicher genug. „Wir wussten, was wir für die Weinregale benötigen, und entschieden uns Die Regalkanten reflektieren das einfallende Licht. deshalb und aufgrund seiner Stärke, Transparenz und Langlebigkeit – auch bei geklebten Teilen – für PLEXIGLAS®“, erklärt Miremont. „Wir arbeiten mit Evonik bereits seit 30 Jahren wegen der hohen Qualität ihrer Produkte zusammen.“ Für den Weintresor wurden über vier Tonnen PLEXIGLAS® verbaut. Über der Stahltheke, die in Hüfthöhe den gesamten Raum säumt, ragen Regalgestelle bis unter die Decke. Von dort hängen auch drei Brücken in Kopfhöhe herab. Die größeren von ihnen wiegen mit vollen Flaschen beladen bis zu 650 kg – also etwa so viel wie ein ausgewachsener Bison. Aus Glas wäre es noch schwerer geworden. Gesichert werden die schwebenden Kolosse mit Stahlklammern an der Decke. Außerdem liegen die Brücken mit ihren Enden an jeder Wand auf einer Regalfläche auf. Unter der Theke befinden sich mehrere Kästen und Schubläden – auch sie sind aus transparentem PLEXIGLAS®. Die einzigen nichttransparenten Kunststoffteile im Raum sind die Schienen, auf denen die Schubladen laufen. „Viele Menschen wollten uns über einen Zeitraum von einem Monat dabei zusehen, wie wir den Keller installieren, um jeden Fortschritt mitzuerleben“, ergänzt Miremont. „Obwohl das Haus des Besitzers bereits sehr eindrucksvoll war, hatte noch niemand so etwas wie das PLEXIGLAS® Weinregal gesehen.“ Transparenz verhüllt keine Fehler Aber kristallklares Material birgt auch seine Tücken: Es kann nichts dahinter versteckt werden. „Um sichergehen zu können, dass keine sichtbaren Makel entstehen, mussten wir nicht nur den Raum anpassen, sondern noch weitere kreative Lösungen finden“, führt Miremont aus. „Da alle Teile durchsichtig sind, bleibt kein Platz, um Unschönes zu verstecken.“ Optisch wenig ansprechend war vor allem die aufwendige Elektronik, die ursprünglich gut sichtbar in den Ecken zwischen Wand und Weinregal verlief: ein Wust aus Kabeln und Steckern. Hinter dem kristallklaren PLEXIGLAS® wirkte das wie eine Rumpelecke. Eine Blende musste her. Um die Situation zu retten, baute Architectural Plastics aus sandgestrahltem PLEXIGLAS® L-förmige Podeste, die die Kabel verbargen. „Wir mussten zwar etwas einfallsreich sein, aber am Ende war es den Aufwand wert. Der Besitzer und jeder, der sonst an diesem Projekt beteiligt war, waren von dem fertiggestellten Weinkeller entzückt. Das Wechselspiel von Licht und transparentem PLEXIGLAS® ist in diesem Stahlraum ganz erstaunlich. Ich stelle es mir so ähnlich vor wie in einem Diamanten – es ist beeindruckend, die vielen unterschiedlichen Facetten eines Materials kennenzulernen, wenn das Licht durch es durch scheint“, schwärmt Miremont. Jedes Mal, wenn der kalifornische Weinliebhaber nun Freunde zum Essen einlädt, geht er beschwingt in seinen Weintresor, um einen guten Tropfen zu holen. Zielstrebig greift er nach der gewünschten Flasche. Ein Lächeln spielt um seine Lippen: Das ist genau der richjh tige Ort für seine Schätze. www.plexiglas.de In diesem Regal kann sich keine Weinflasche mehr verstecken. Architektur 9 Eiszapfen aus Licht Faszination für das Detail und das Imposante – für das Berliner Büro Barkow Leibinger Architekten sind Wolkenkratzer genauso spannend wie filigrane Lampen. Denn das Kleine liefert Ideen für das Große. So sind Lampen als Unikate ein Experimentierfeld für Farbe und Licht. 10 Lichtdesign Wie Eiszapfen hängen sie von der Decke herab und locken die Ausstellungsbesucher heran. Das Licht der PLEXIGLAS® Lampen scheint mal hell, mal gedämpft – manchmal leuchten sie auch farbig. Vom Boden aus schauen die Ausstellungsbesucher hinauf, genau in das Innerste der Lampe. Sie bewundern die fließend ineinander übergehenden Formen immer wieder neu, denn: Jede Lampe ist ein Unikat. Der Architekt Frank Barkow hat mit „Light Structure“ ein Gestaltungskonzept entwickelt, das Beleuchtungselemente in völlig neuem Licht präsentiert. „Wir forschen ständig, um neue Technologien zu finden, mit denen wir herkömmliche Materialien in ganz neuer Weise bearbeiten und formen können“, erklärt Barkow. Der Architekt und Mitinhaber des Berliner Büros „Barkow Leibinger Architekten“ ist bekannt für seine originellen Industriebauten und Bürogebäude, zum Beispiel für das Trutec Building, ein kaleidoskopartig verspiegeltes Bürohochhaus in Seoul. Weil zum Zeitpunkt der Planung noch nicht feststand, wie die Nachbarhäuser in dem neuen Stadtteil gestaltet werden, konnte das elfgeschossige Haus nicht an seine Umgebung angepasst werden. Die Architekten beschlossen also, dass es die Nachbarschaft ref lektieren und auf seine Art interpretieren sollte. Eine einfache, aber geniale Idee. . Warum aber entwerfen Architekten, die für ihre großen Bauten bekannt sind, etwas Kleinteiliges wie eine Lampe? „Die kleinen Projekte lassen mehr Spielraum für Experimente. Außerdem können wir prüfen, ob eine Idee auch in größerem Rahmen umzusetzen ist“, erklärt Barkow. Das Forschungsteam des Architekturbüros geht bei diesen Entwürfen rein experimentell vor. Während sie planen, lassen sie sich nicht von gesetzten Architekturstandards und bestehenden Bauprojekten beeinflussen. Ganz konventionslos stellen sie Prototypen her, aus denen nach und nach eine Sammlung verschiedener architektonischer Komponenten entstanden ist. Diese dienen für spätere Projekte als Ideenspeicher. Vorprogrammierte Formen Für die Herstellung der Lampen wählte der Architekt Rohre aus PLEXIGLAS® XT, sowohl farblose als auch Rohre in fluoreszierendem Grün, Grün und Goldgelb, die die Evonik Röhm GmbH eigens für das Projekt produzierte. Um die Rohre zu verarbeiten, wurde auf eine digitale Fertigungstechnik gesetzt. Das Besondere: der Schnitt der PLEXIGLAS® Rohre. Am Computer legten die Architekten fest, wie die Schnittkanten der einzelnen Rohre verlaufen sollen. „Mit den unterschiedlichen Schnittformen haben wir an der Unterseite der Lampe eine topographische Fläche geschaffen, die sich durch Höhen und Tiefen auszeichnet: die Rohre Vita Frank Barkow Geschäftsführer „Barkow Leibinger Architekten“ in Berlin (Gastprofessor u. a. an der Harvard University, Cornell University und der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart Master of Architecture, Harvard University) Geboren 1957 in Kansas/USA werden mal länger oder kürzer, mal schräger oder gerader geschnitten“, erklärt Barkow. Die Schwierigkeit lag darin, die Rohre so zu formen, dass die zugeschnittenen Enden passgenau eine Oberfläche bilden, sich die Ringe also fließend aneinanderreihen. Möglich wurde die „Light Structure“ erst mit einer Lasermaschine, die die Rohre schneiden konnte. Der Laserkopf bewegt sich rings um das PLEXIGLAS® Rohr und legt dabei genau den Weg zurück, der zuvor von den Architekten programmiert wurde. Dank geschickter Programmierung konnten bei jedem Schnitt zwei verwertbare Rohre hergestellt werden, das senkte den Materialverbrauch. 25 verschiedene Schnitte brachten also 50 individuelle Rohre hervor, die anschließend zu unterschiedlich großen Gruppen gebündelt wurden. Das leicht zu verarbeitende PLEXIGLAS®, das von der Ernst Kienzle GmbH & Co. KG aus Stuttgart geliefert wurde, kam dieser Arbeit entgegen. „Wir bilden zellenartige Strukturen unterschiedlicher Größe und Komplexität. Damit schaffen wir ein organisches Konstrukt. Jedes besitzt eine individuelle Struktur – das ist ebenfalls Teil der organischen Formensprache“, erklärt Barkow. Er hat die Lampen ursprünglich für eine Rauminszenierung vorgesehen, bei der mehrere Lampen direkt mit dem Raum korrespondieren. Doch auch als einzelnes Dekorationselement kann sich der aus den USA stammende Architekt die Lampe gut vorstellen. Fällt ins Auge: Strahlend leuchtende Kanten Hervorgehoben wird die organische Inszenierung durch das Licht. Über jeder Lampe wurden LEDs an einer individuell zugeschnittenen Aluminiumplatte angebracht, die über die gesamten Rohre nach unten strahlen. Dafür ist eine gute Lichtleitfähigkeit gefragt. „PLEXIGLAS® ist ein faszinierendes Material, weil es das Licht so gut leitet und dazu zeitlos und futuristisch erscheint“, sagt Barkow. Wert legt er vor allem auf die leuchtenden Kanten. Im Gegensatz zum CNC-Fräsen, bei dem die Schnittkanten rau und stumpf werden, erzeugt der Laser hochpolierte Schnittkanten, die aussehen, als wären sie geschliffen. Um „Light Structure“ auch massentauglich zu machen, hat Barkow bereits eine Verkaufsidee entwickelt – in größeren Dimensionen denkt er auch bei den Lampen: „Farbe, Größe, Länge und Anzahl der Rohre können beim Kauf selbst bestimmt werden – das ist wie ein Autokonfigurator, nur für Lampen.“ cat www.barkowleibinger.com Lichtdesign 11 12 Technik Ein ganz dicker Fisch Mit einem U-Boot können Touristen in fremde Welten eintauchen. Wie Ozeanriesen ziehen majestätische Wolkenschiffe über den weiten Himmel. Darunter liegt dunkel der Helenesee. Die Luft riecht sauber und frisch. Derselbe kühle Wind, der im Schilf am Ufer rauscht, kräuselt das graue Wasser und peitscht mit jeder Böe flinke Wellenlinien kreuz und quer über die aufgewühlte Oberfläche. Darauf tanzt munter ein orangefarbener Riesenfisch. Er hat die Größe eines Kleinwagens und zerrt an zwei weißen Seilen, mit denen er an einer schwimmenden Holzplattform festgebunden ist. Auf dem Rücken hat der Fisch zwei Buckel. Darin reflektiert sich gleißend ein verirrter Streifen Sonnenlicht, als plötzlich der vordere Buckel aufklappt. Aus dem Innern taucht der Kopf eines stämmigen Mannes mit graumeliertem Haar und Vollbart auf – es ist Thomas Breinig, Kapitän und Entwickler des Mini-U-Bootes Nemo 100, aus dem er gerade herausklettert. . Berühmte Vorbilder Nemo hat die weiß-orange Maserung eines Clownfischs, in Anlehnung an den berühmten Namensvetter aus einem Zeichentrickfilm. „Der Name kommt aber eigentlich von Jules Vernes Kapitän Nemo aus 20.000 Meilen unter dem Meer“, sagt Breinig, der früher hauptberuflich als Kameramann viele Schiffsdokumentationen gedreht hat. Was aus der Ferne betrachtet wie Buckel auf dem Rücken des U-Bootes erscheint, zeigt sich aus der Nähe als transparente Kuppeln. Sie sind aus PLEXIGLAS® GS gefertigt und mit unzähligen Wasserperlen übersät, die in der brandenburgischen Sonne nahe Frankfurt-Oder wie ein kostbarer Schatz glitzern. Kapitän Breinig hat jetzt auch die hintere Kuppel geöffnet und fordert zum Einsteigen auf. Unter der runden Öffnung von der Größe eines Kanaldeckels befindet sich im Bauch des Bootes ein schwarzer Plastiksitz ohne Lehnen, links und rechts daneben Kontrolllämpchen, Schalter und Kabel. Einen halben Meter weiter vorne ist der Sitz des Kapitäns. Er hat vor sich im Fußraum eine dritte Kuppel, die den Blick in das blaugrüne Wasser freigibt. Mittlerweile hat das Wetter aufgeklart und die Sonne brennt im Gesicht, doch der Sitz im Innern ist kühl. Vom nahen Ufer gellt der lang gezogene Schrei eines Wasservogels her und übertönt das aufgeregte Gezwitscher kleinerer Waldvögel. Abtauchen ins Jenseits Breinigs Hand, mit der dicken Taucheruhr am Gelenk, greift den soliden Metallring, in den die Kuppel über dem Beifahrersitz eingespannt ist. Schmatzend schließt die Kuppel und schluckt die Geräusche der Außenwelt. Von der kühlen Bordwand aus Kesselstahl hallt metallisch das Klatschen der Wellen durch die Enge des Innenraums. Auch Kapitän Breinig nimmt Platz und schließt seine Kuppel. Von jetzt an gibt es nur noch die Luft im Innern des Bootes – sie ist trocken und geruchlos. Das liegt an der CO2-Filteranlage, die für die Luftaufbereitung verantwortlich ist. Bei Bedarf wird der Atemluft zusätzlich reiner Sauerstoff beigemischt. Ein kurzes lautes Zischen erklingt, gleich darauf noch eins – das Boot beginnt zu sinken. An der Außenseite der Kuppel steigt das Wasser unaufhaltsam. Das Zischen geht in ein lautes Blubbern über, als die vier Edelstahlrohre mit den Luftauslassventilen unter die Wasseroberfläche tauchen. Wie in einem Whirlpool entweichen unzählige Luftblasen den Rohren und verlassen das dadurch sinkende Schiff. Jetzt ist nur noch die Spitze der Kuppel über Wasser. Ein letzter Blick in den strahlend blauen Himmel, dann verschwimmt die trockene Welt und die Unterwasserwelt wird gestochen scharf. Die Schrauben des Bordantriebs beginnen zu rumoren und Nemo nimmt Fahrt auf. Ein weiteres Blubbern. Erneut streben Luftblasen wie geisterhafte Quallen aufwärts, vorbei an kleinen Holz- und Algenteilchen, die im allumfassenden Blaugrün dahinschweben. Sechs Meter beträgt mittlerweile die Tauchtiefe. Von dem Druck, der auf der PLEXIGLAS® Kuppel lastet, ist im Innern nichts zu spüren. Als milchig gelbe Scheibe wabert die Sonne hoch oben in einer anderen Dimension. Einzelne Sonnenstrahlen stechen bis zum Boot herab. Sie erscheinen unwirklich, wie Boten aus einem lichten Jenseits. Rechts tauchen aus dem Halbdunkel erstarrte Finger auf, die sich nach dem Boot strecken. Die langen kahlen Baumstümpfe sind versunkene Zeugen aus jener Zeit, als der Helenesee noch nicht existierte und der Tagebau seine heutige Form schuf. Ein Technik 13 Mini-U-Boot Nemo – wie ein großer Clownfisch. „Wir sind beide Taucher und hegen schon lange den Wunsch nach einem eigenen U-Boot. Die Kuppeln sind die Voraussetzung für eine touristische Nutzung.“ Jürgen Herrmann, Fernsehjournalist und Tüftler Ein Fisch auf dem Trockenen. silberner Schatten nähert sich von links und huscht unter dem Kiel des Bootes hindurch. Als begrüße er einen alten Bekannten, sagt Breinig:„Da ist der Hecht.“ Einen halben Meter misst der silberne Fisch mit dem spitzen Maul und dem fragenden Blick. Plötzlich knirscht es laut. Das Boot hat auf dem Kiesgrund aufgesetzt. Kein Grund zur Panik. Ein kurzes Wendemanöver und Nemo schwebt weiter in die Tiefen des Sees hinein, vorbei an wehenden Unterwasserpflanzen, deren feine Faserung in allen Einzelheiten durch die glasklaren PLEXIGLAS® Kuppeln zu erkennen ist. Vor dem Boot zeichnet sich ein dunkler Umriss ab, der kurz darauf als algenüberwucherter Computertisch mit dem dazugehörigen Rechner zu erkennen ist. Wem dieser Arbeitsplatz einst gehörte, bleibt ebenso unklar wie das neblige Blaugrün des Wassers, in dem der Tisch allmählich zurückbleibt. Breinig macht sich an einigen Knöpfen zu schaffen und leitet das Auftauchen ein. Druckluft strömt in die Tauchtanks und erzeugt dabei ein verzerrtes Sägegeräusch. Langsam rücken die Wasseroberfläche und die Welt darüber näher, bis als Erstes die Spitze der Kuppel die Wasserdecke durchstößt. Verrückte Idee – serienreif Auf der Holzplattform wartet bereits Jürgen Herrmann mit den weißen Seilen, um Nemo wieder sicher zu vertauen. „Die Kuppeln sind die Voraussetzung für 14 Technik Jürgen Herrmann und Thomas Breinig befestigen die Kuppeln. eine touristische Nutzung des U-Bootes“, sagt Herrmann, der erklärter U-Boot-Fan ist. Genauso wie sein Kompagnon Breinig, mit dem zusammen er 2007 die zunächst „verrückte Idee“ hatte, ein ziviles U-Boot selbst zu bauen. „Wir sind beide Taucher und hegten schon lange den Traum vom eigenen U-Boot, besonders im Winter“, sagt der ehemalige Fernsehjournalist Herrmann und lacht, dass sich hinter seiner Brille die braungebrannte Haut um seine Augenwinkel in ein Feld voller Lachfältchen verwandelt. Den Prototyp des U-Boots habe die beiden Mittfünfziger von einem Tüftler aus der Region zur Verfügung gestellt bekommen, ihn schließlich zur Serienreife weiterentwickelt und 2007 das Start-up-Unternehmen Nemo Tauchtouristik gegründet: „Ich habe nur zum Spaß einen Businessplan erstellt und war erstaunt, dass sich das Ganze sehr gut rechnen kann, wenn man für die Tauchfahrten zahlende Gäste hat.“ Doch Touristen wollen etwas sehen für ihr Geld. Deshalb machten sich Herrmann und Breinig auf die Suche nach einem Hersteller transparenter Kuppeln und wurden enttäuscht: „Dass die Kuppeln aus PLEXIGLAS® sein müssen, war von Anfang an klar. Das Material ist Standard bei Mini-U-Booten, weil kein anderer Werkstoff gleichzeitig so leicht, transparent und stabil ist. Aber wir haben keinen Verarbeiter gefunden, der uns die Kuppeln in den gewünschten Maßen zu einem bezahlbaren Preis geliefert hätte“, so Herrmann. So machten sich die beiden Tüftler selbst ans Werk, und zwar in der hauseigenen Werft, die sich in der umgebauten Garage eines ehemaligen Autohauses in FrankfurtOder befindet. Vom Suchen und Finden der Kuppel Beim Betreten der Werkstatt schmerzt das Kreischen eines Trennschleifers in den Ohren. Es riecht nach versengtem Metall. Hinter einem geöffneten Rolltor mit Sichtfenstern liegt auf einem Autoanhänger ein Nemo-Boot wie ein gestrandeter Fisch. Die Frontkuppel ist abmontiert und lässt das runde Loch wie ein weit geöffnetes Maul erscheinen, das vergeblich nach Luft schnappt. Links und rechts davon zwei schwarze Fühler, an deren Enden zwei Augen ins Leere blicken. „Das sind die LED-Scheinwerfer“, erklärt Breinig. Er sitzt in grauem Arbeitsdress mit überschlagenen Beinen auf einem Stuhl, neben ihm eine dampfende Kaffeetasse und schmirgelt an einem neuen Formteil für die Verkleidung der Außenhülle. Um ihn herum Schweißgeräte, Bohrständer, Metallregale mit Kabeln, Schrauben und allen möglichen Werkzeugen. In einer Ecke stehen auf einem Rollwagen zwei riesige Halbkugeln aus Stahl. Sie wirken wie riesige Suppentöpfe, sind innen hohl und haben einen Durchmesser von 60 Ab in die Tiefe – Nemo auf Tauchgang. Zentimetern. „Darin haben wir die ersten PLEXIGLAS® Kuppeln geformt“, sagt Breinig, zeigt auf die Stahlkugeln, pustet eine Staubwolke von seiner Schmiergelarbeit und fügt hinzu: „Der Vorteil von PLEXIGLAS® ist, dass es sehr stabil und trotzdem leicht zu verarbeiten ist.“ An der Kuppel haben Breinig und Herrmann besonders intensiv getüftelt. „Am Anfang haben wir mit minderwertigem Material experimentiert. Das war zwar billiger, bekam aber immer Spannungsrisse. Dann haben wir das original PLEXIGLAS® verwendet. Evonik hat uns auch mit viel Know-how für die Verarbeitung unterstützt“, sagt Herrmann. So gelang es ihm und Breinig nach einigen Versuchen, ein Verfahren zu entwickelt, das sie sich gerade zertifizieren lassen. „Wir kombinieren zwei Verarbeitungstechniken. Unsere Kuppeln werden tiefgezogen und thermisch gepresst. Für PLEXIGLAS® Blöcke, die stärker sind als 25 Millimeter, scheint das bisher einzigartig“, erläutert Herrmann. Dank der besonderen Verarbeitungstechnik kommt am Ende eine Halbkugel mit einem zylindrischen Anteil am unteren Rand heraus. Dort, wo die Kuppel mit dem Flansch am U-Boot befestigt wird, ist sie so nur 2,5 Zentimeter dick. Am höchsten Punkt der Wölbung beträgt die Dicke lediglich 20 Millimeter. Das reicht aber aus, um einem Druck von 16 Bar standzuhalten, was einer Tauchtiefe von 160 Metern entspricht. Diese Werte wurden im Test nachgewiesen. „Wir haben sogar mit einem Vorschlaghammer auf die Kuppeln eingeschlagen. Selbst mit voller Wucht konnte das dem Material nichts anhaben“, sagt Herrmann. Von Brandenburg aus in die sieben Weltmeere Um das Herstellungsverfahren für die serienreife Fertigung zertifizieren zu lassen, muss jeder Arbeitsschritt genau Ein Arbeitsplatz unter Wasser. protokolliert werden. Das kostet eine Menge Zeit und Mühe. „Grundvoraussetzung für die Zertifizierung ist, dass wir bereits mit zertifiziertem Ausgangsmaterial arbeiten. Das bekommen wir in dieser Güte und Qualität nur bei PLEXIGLAS. Jeder Block, der uns geliefert wird, hat eine eigene Chargennummer, sodass später jede Kuppel genau zurückverfolgbar ist“, sagt Herrmann, als plötzlich sein Mobiltelefon klingelt. Er wendet sich ab und geht durch eine Tür, die von der Werkstatt in einen dahinterliegenden Büroraum mit blauem Teppich führt. Ein kurzes Gespräch auf Englisch, dann erklärt Herrmann entschuldigend: „Ein wichtiger Interessent aus Dubai.“ Dabei zeigt er auf eine Weltkarte, die hinter ihm an der Wand hängt. Auf der Karte stecken breit gestreut bunte Pinnnadeln. Die meisten der Nadeln stecken in sonnenreichen Regionen der Erde: Karibik, Südsee, Mittelmeer. Passend dazu liegt in einem Regal ein Strohhut und verbreitet südliches Urlaubsflair. „Wir haben sehr viele Anfragen aus Gebieten mit starkem Tauchtourismus. Dafür entwickeln wir gerade ein neues Dreimannboot, weil im Urlaub häufig Pärchen gemeinsam tauchen wollen“, sagt Herrmann. Nemos natürlicher Lebensraum In den Auftragsbüchern stehen bereits die ersten Bestellungen. „Es gibt auch Kunden, die sich nur für die Kuppeln aus PLEXIGLAS® interessieren, um sie in ihren selbst entwickelten U-Booten zu verbauen. Uns liegt dazu beispielsweise eine Anfrage aus Argentinien vor.“ Schon bald wird Nemo dann nicht nur in deutschen Gewässern wie dem grauen Helenesee heimisch sein, sondern auch in den Taucherparadiesen rund um den hf Globus zu finden sein. www.nemo-100.de Technik 15 Lavalampe 2.0 Digitales Lichtspielzeug: Designer entwickelt interaktive Wohnraumleuchte. Sie waren die Kultobjekte der 70er Jahre. Zu psychedelischen Klängen aus heimischen Stereoanlagen verbreiteten sie beruhigende Lichteffekte. In den 90ern kamen sie dann erneut in Mode. Mittlerweile sind Lavalampen nicht mehr ganz so begehrt – die rechte Zeit also für einen digitalen Nachfolger des analogen Lampenklassikers, dachte sich Lichtdesigner Tobias Link und entwickelte MAX – ein internatives Lichtspielzeug aus PLEXIGLAS truLED®, das in Anlehnung an die alte Lavalampe ein stimmungsvolles Raumlicht erzeugt und darüber hinaus zur individuellen Gestaltung der Lampenform auffordert. . Prinzip Spieltrieb Die Lampe weckt den Spieltrieb durch ihr Baukastenprinzip: Grundkörper ist das einzelne MAX-Modul. Ein Objekt, das aus drei ellipsenförmigen Körpern besteht und so ähnlich aussieht wie ein Mercedes-Stern, bei dem man den äußeren Ring entfernt. Am unteren Ende des dreizackigen Sterns befindet sich ein Stecker, an den oberen beiden jeweils eine Buchse. Aufbauend auf dem rechteckigen Bodensockel der Lampe lassen sich so die Module zu raumbildenden Skulpturen ineinanderstecken. „Nahezu jede Form ist denkbar. Ob nun flächig gearbeitet wird oder eher in Baumstrukturen, bleibt der Kreativität des Anwenders überlassen“, erklärt Designer Link. Ein weiteres gestalterisches Element ist das Licht. In jedem Modul befinden sich zwei RGB-Leuchtdioden, die Vorderund Rückseite unterschiedlich farbig beleuchten können. Die digitale Steuerungselektronik im Sockel erkennt au- 16 Lichtdesign tomatisch, wo in der Hierarchie der Baumstruktur ein Modul eingesteckt wurde und bespielt es dementsprechend mit Licht. „So lassen sich dreidimensionale Lichtverläufe erzeugen, welche der skulpturalen Verästelung folgen. Es entsteht eine Lichtskulptur, die ähnlich der ‚alten’ Lavalampen immer wieder neue dynamische Lichtverläufe bilden“, sagt Link. Für die unterschiedlichen Stimmungslagen hat er passende Lichtpartituren komponiert: Feuer, Wasser, Luft, Natur. „Bei Feuer überwiegt zum Beispiel die Farbe Rot und die Dynamik der Lichtwechsel entspricht dem Flackern eines echten Feuers. Bei Wasser dagegen ist die Dynamik ruhiger und wellenartig“, so Link. Aus Erfahrung gut Für die rechte Lichtwirkung kommt dem Gehäuse der Module eine besondere Bedeutung zu: Es muss eine hohe Transmission haben, damit genügend Licht den Betrachter erreicht. Gleichzeitig muss es sehr lichtstreuend sein, damit die dicht dahinterliegenden LEDs nicht als störende Lichtpunkte, sogenannten Hotspots, zu sehen sind. Link verließ sich bei der Wahl des Materials auf Erfahrungswerte aus seiner Arbeit als Designer für Architekturbeleuchtung: „Ich arbeite sehr gerne mit PLEXIGLAS truLED®, weil es speziell für die Beleuchtung mit LEDs entwickelt wurde, wesentlich leichter ist als andere Werkstoffe und auch günstiger als beispielsweise Glas. Zudem ist es um 40 bis 50 Prozent heller als alle Materialien, die ich in unserem Lichtlabor getestet habe.“ Lampe im Baukastenprinzip: Die Leuchtmodule der MAX-Lampe lassen sich zu großen bunten Gebilden zusammenstecken. Lichtdesigner Tobias Link will mit seinen MAX-Lampen an die Lavalampen der 70er und 90er Jahre erinnern. Von der Fassade ins Wohnzimmer Bisher hat Link vor allem große Objekte ins rechte Licht gerückt, so beispielsweise das Leipziger Einkaufszentrum Nova Eventis mit seiner großflächigen Lichtfassade. Die Erfahrungen aus seinen Sonderanfertigungen für die Industrie kamen Link bei seiner MAX-Lampe zugute. „Ich hatte schon länger die Idee, auch mal eine Lampe für den privaten Wohnraum zu entwerfen. Passend dazu kam die Anfrage von B+M Leuchten, ob ich eine Lampe für sie entwickeln will.“ Daraufhin begann Link mit der Umsetzung. Auch wenn mit PLEXIGLAS truLED® das Material schnell gefunden war, steckte die Herausforderung im Detail. „Die Bauweise der Module sollte möglichst klein sein. Dadurch machte vor allem die Hitzentwicklung durch die LEDs große Probleme“, so Link. Aber auch die Form der Module stellt den Verarbeiter, die Hadisch GmbH, vor eine Herausforderung. „Die Kollegen haben erst mal die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als sie die dreifache Ellipsenform sahen“, erinnert sich Link und schmunzelt. „Aber mit Geduld und guten Ideen wurde dann eine passende Aluform entwickelt, mit der die Halbschalen der Module tiefgezogen werden können.“ Die Mühe hat sich gelohnt, denn trotz der extrem dün- nen Materialwand von vier Millimetern sind die Module sehr formstabil. Um die beiden Halbschalen sauber miteinander zu verkleben, wurden die Kanten exakt im 90-Grad-Winkel gefräst. Link: „PLEXIGLAS® lässt sich leicht und präzise verarbeiten. Dadurch konnten wir auch problemlos die Halterung für die Anschlussbuchsen an den Spitzen der Module ausfräsen. Mit Glas wäre das so nicht möglich gewesen.“ So fängt man Blicke Der Fachöffentlichkeit wurde MAX erstmals in diesem Frühjahr auf der Sauerland Lichtmesse vorgestellt. „Es gab ein sehr großes Feedback, weil MAX einfach heraussticht. Viele Leute sind mit dem Blick hängen geblieben und haben sich dann erkundigt, was das für eine Lampe ist“, sagt Link. Über die Gestaltung der Lampe hinaus hat die Fachbesucher vor allem die Eigenschaft von PLEXIGLAS truLED® überzeugt: „Viele fanden es sehr beeindruckend, dass dieses Material speziell für die Beleuchtung mit LEDs optimiert ist. Es war selbst vielen Experten noch nicht bekannt, dass es mittlerweile so einen Werkstoff gibt“, sagt Link. Die Messe hat gezeigt, dass für die MAX-Lampe vor allem bei einer jüngeren Zielgruppe Potenzial besteht. Die Markteinführung ist für das kommende hf Jahr geplant. www.tobiaslink.de Lichtdesign 17 Die Gipfelstürmer Wie ein Insekt schmiegt sich dieses Baumhaus an den Stamm eines Mammutbaums. Ein Dach aus transparentem PLEXIGLAS® schützt das Holz gegen Umwelteinflüsse und gibt nachts den ungetrübten Blick auf die Sterne frei. Viele Neuseeländer glauben, es existiere nicht. Es sei ein Gag, sagen sie, fern aller Realität, denn das sei Werbung meist. Doch dieses Baumhaus ist real, ebenso wie Tracy Collins und ihr Restaurant, das sie in zehn Metern Höhe mitten in einem Wald aus Mammutbäumen bei Auckland im Norden Neuseelands bauen ließ. Irgendwie ist Collins dieser Job zugefallen: Als eine unter vielen Bewerbern wurde sie ausgewählt, um den Bau zu organisieren. Doch ein normaler Job war das nicht. Baumhaus und Restaurant entstanden im Rahmen einer Werbekampagne und sollten in nur vier Monaten geplant, gebaut und eingerichtet sein. Die junge Neuseeländerin wurde das Gesicht dieser Kampagne und organisierte den . 18 Architektur kompletten Bau sowie die Einrichtung des Restaurants. Einzige Bedingung ihres Auftraggebers, dem Anbieter der neuseeländischen Gelben Seiten: Alle Projektbeteiligten – von Architekten, Brandschutzbeauftragten und Ingenieuren bis zu Städteplanern und Zulieferern – musste Collins über die Yellow Pages finden und sie anhand dieser Daten kontaktieren. Nur wenn die Dienstleister im Druck-, Internet- oder dem mobilen Verzeichnis aufgeführt sind, durfte Collins sie engagieren. Bis Dezember vergangenen Jahres schufen sie und ihr Team das 44 Quadratmeter große Baumhaus, das 18 Gäste plus das Personal beherbergte. „Die Planung war wirklich eine Herausforderung: Das Baumhaus musste das Gewicht all dieser Menschen tragen und irgendwie an dem rund 40 Jahre alten Mammutbaum befestigt werden, dessen Stamm einen Durchmesser von 1,7 Meter besitzt“, sagt Peter Eising von Pacific Environments, Projektarchitekt des Baumhauses. Vier große Stahlklemmen wurden schließlich passgenau um den Baumstamm gelegt, um daran Holzboden und -leisten zu befestigen. Alle Fortund Rückschritte dokumentierte Projektleitern Collins fleißig in Internetvideos und in einem Weblog auf der Kampagnenwebsite. Für Eising und seine Kollegin Lucy Gauntlett war das Projekt einmalig. „Schon als Kind habe ich auf der Farm, auf der ich aufgewachsen bin, Baumhäuser gebaut“, erzählt der Architekt. „Jetzt habe ich ein Baumhaus für Erwachsene geplant, mit all den Werkzeugen, die wir als Kinder nicht hatten.“ Das Briefing war so offen gehalten, dass Eising und Gauntlett all ihre kreativen Ideen einfließen lassen konnten. Dabei war ihnen vor allem der Bezug zur Umwelt wichtig. „Die organische Form, die wir für das Baumhaus gewählt haben, ist in der Natur zu finden – ein Schmetterlingskokon zum Beispiel“, sagt Eising. Mit dieser Formsprache ist das Baumhaus ein gleichwertiger Teil der Umgebung. Es passt sich an, ohne zu dominieren oder sich zu verstecken. Naturmaterialien stehen im Vordergrund, andere Werk- Architektur 19 Wie ein Kokon hängt das Baumhaus an dem 1,7 Meter dicken Mammutbaumstamm. Die Konstruktion wirkt filigran und doch stabil. Eine Holzbrücke führt vom Erdboden direkt in das Restaurant unterhalb der Baumkrone, das in der Abenddämmerung in weiches Licht getaucht ist. stoffe werden zurückhaltend eingesetzt. So auch PLEXIGLAS® für das Dach, das das Baumhaus vor Wind und Wetter schützt. „Nur wenige Leute bemerken, dass es überhaupt ein Dach gibt“, sagt Eising. Das transparente PLEXIGLAS® zwischen den hölzernen Dachverstrebungen fällt so gut wie nicht auf. Da die Seiten des Raumes bis auf die Holzleisten offen sind, wird vom Dach dasselbe angenommen. Auch der Blick durch das PLEXIGLAS® auf die im Wind raschelnden Bäume, den Himmel und die Sterne ist ungetrübt. „Für die Architekten war wichtig, dass es wie ein echtes Baumhaus aussieht. Sie wollten kein Dach, was vom Design ablenkt“, sagt Chris Booth, Marketingleiter bei PSP Auckland Office, einem neuseeländischen Baustoffhändler und einem der größten Lieferanten für Acrylglasscheiben auf dem dortigen Markt. Für Architekt Eising war aber die hohe Transparenz nicht der einzige Grund, mit diesem Material zu arbeiten: „Wir nutzten PLEXIGLAS®, weil es wetterbeständig ist und wenig wiegt – perfekt für ein Baumhaus. Außerdem ist es leicht zu verarbeiten, und genau das war für uns entscheidend.“ Denn die Einzelteile wurden mitten im Wald geschnitten, Produktionsstätten in der Nähe gab es nicht. „Jedes Stück wur- de individuell gefertigt, die Natur bietet keine geraden Linien und Kanten.“ Im Dezember 2008 hatten Lucy Collins und ihr Team das Baumhaus fertiggestellt. Und vom 9. Januar bis 9. Februar öffnete das Restaurant für die Öffentlichkeit. Über 2.000 Gäste betraten in dieser Zeit die 60 Meter lange Holzbrücke, die vom Erdboden direkt in das Restaurant unterhalb der Baumkrone führte. Vor allem bei Dunkelheit ist dieser Weg ein Erlebnis. Es ist, als hebe man Schritt für Schritt vom Boden ab. Damit kein Tritt danebengeht, sorgen Lichtquellen auf dem Boden zwischen den Holzlatten für die nötige Beleuchtung. Verkleidet sind sie mit PLEXIGLAS SATINICE®, um das Licht zu streuen und das Holz in ein weiches Licht zu tauchen. In der Abenddämmerung scheint sich das Baumhaus wie ein leuchtendes Insekt an den Stamm zu schmiegen. Ein Anblick, der allein den Gästen gegönnt war, die eine der begehrten Reservierungen erhielten. Nur dann wurde ihnen mitgeteilt, in welchem Waldstück sich das Restaurant genau befand. Daher auch die Zweifel an seiner Existenz: Die meisten Neuseeländer haben das Baumhaus nur in den Medien gesehen. Ob es in diesem Wald oder an anderer Stelle neu eröffnet cat wird, ist derzeit noch offen. www.yellowtreehouse.co.nz 20 Architektur „Schon als Kind habe ich auf der Farm, auf der ich aufgewachsen bin, Baumhäuser gebaut. Jetzt habe ich ein Baumhaus für Erwachsene geplant, mit all den Werkzeugen, die wir als Kinder nicht hatten.“ Peter Eising, Projektarchitekt, Pacific Environment Architektur 21 22 Ladenbau Zubereitung Pro Tasse geben Sie in der Regel einen Teelöffel Pu-Erh in eine Kanne. Die Teemischung übergießen Sie mit kochendem Wasser und lassen sie – je nach Stärke – drei bis fünf Minuten ziehen, am besten auf einem Stövchen. Der Tee kann noch ein- bis zweimal nachgebrüht werden. Zum Süßen schmeckt am besten Ahornsirup. Teatime Der Pu-Erh-Tee ist einer der ältesten Tees Chinas und stammt traditionell vom Quingmao-Teebaum. Einige hundert Tees dieser Sorte bietet ein Laden in der chinesischen Stadt Kunming an. Wie bei Wein gilt: je älter, desto geschmackvoller und teurer die Sorte. Es ist nicht einfach Tee. Nicht diese gräulichen Papierbeutelchen gefüllt mit Pfefferminz, Frucht oder Fenchel, die erst in heißem Wasser ertränkt werden und dann stundenlang in der Teekanne modern. Der Tee, den die Chinesen kennen, ist vollkommen anders – nicht nur wegen seiner guten Aromen. Er birgt Tradition und Kultur, ist eine Verbindung bis zu den alten Dynastien. Alle Kaiser Chinas – von der Han-Dynastie, deren Kaiser ab dem Jahr 206 vor Christus regierten, bis zur Qing-Dynastie, die 1911 endete – genossen Tee. Er stillte nicht einfach nur den Durst, sondern wurde in einer Teezeremonie zelebriert. 2.500 Jahre ist die chinesische Teekultur bereits alt und zahlreiche Legenden ranken um das Traditionsgetränk. Tee soll Unsterblichkeit verleihen, verheißt eine der alten Geschichten über den Mönch Fa Yao, der während der Südlichen Dynastie zwischen 420 und 587 lebte. Er wurde 99 Jahre alt – ein Unsterblicher in der damaligen Zeit, denn die Lebenserwartung war sehr viel geringer als heute. Mönche tranken ebenso wie Gelehrte sehr viel Tee, da die Inhaltsstoffe das Denken anregen und den Körper wach halten, zum Beispiel während einer langen Meditation. Auch der moderne Chinese schätzt einen guten Tee, zum Beispiel den Pu-Erh, der zu den ältesten Teesorten Chinas zählt. Er wird vom Quingmao-Teebaum in der Provinz Yunnan gepflückt ebenso wie Jahrhunderte zuvor. In der chinesischen Stadt Kunming – ebenfalls in der Provinz Yunnan – wird im Teeladen „Pure Pu’er“ ausschließlich diese Sorte verkauft. Hunderte verschiedener Tees stapeln sich in den Regalen und auf den Verkaufstischen in der Sanshi Street 6. Teeblätter werden dort unter anderem in gepressten Ziegel- oder Kuchenformen angeboten und sind fein verpackt, Teebeutel aus Papier gibt es nicht. Die Ladenbesucher können sich auf Sitzhockern niederlassen und eine Sorte testen. Manche Tees sind über 100 Jahre alt. Wie bei einem guten Wein gilt für den Pu-Erh-Tee: je älter, desto besser der Geschmack und desto höher der Preis. Ein Teekuchen des alten Imperial Beeng Cha Aged Pu Erh kosten bei einem britischen Teehändler rund 80 Euro. „Pu-Erh-Tee schafft eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Genau das soll die Ladeneinrichtung widerspiegeln“, erzählt Cyrus Sun, Produktmanager bei Evonik Degussa China. Neben dem traditionellen Naturmaterial Holz wurde daher PLEXIGLAS SATINICE® in Kiwigrün an Wänden und Tischen montiert. „Der Laden ,Pure Pu’er’ will sich in . dieser Form positionieren – zwischen damals und heute. Im Geschäft wird die Marke erlebbar“, sagt Sun. Das Shopdesign schafft somit die richtige Verkaufsatmosphäre. Gleichzeitig erhellen die Platten den Raum. PLEXIGLAS SATINICE® wird dabei vollständig ausgeleuchtet, denn das von hinten einfallende Licht wird aufgrund der Diffuserperlen im Material gleichmäßig über die ganze Platte gestreut. Kratzer und Gebrauchsspuren sind auch in dem hellen Licht nicht zu entdecken, denn das leuchtend grüne PLEXIGLAS SATINICE® ist dafür unempfindlich und hält der täglichen Beanspruchung stand. Die kiwigrünen Platten greifen die ursprünglich grüne Farbe der Teeblätter auf. Denn der Pu-Erh-Tee ist ein grüner Tee, der erst im Laufe der Verarbeitung die rotbraune Färbung annimmt. Die eingearbeiteten floralen Muster schaffen einen weiteren Bezug zu den Teeblättern. „Die Ornamente auf dem PLEXIGLAS® anzubringen ist sehr einfach – mit Glas wäre das deutlich komplizierter gewesen“, erklärt Cyrus. „Die Verzierungen können sowohl auf das Material gedruckt als auch aufgeklebt werden.“ Wie es der jahrhundertealte Brauch vorschreibt, stammt jeder Tee, der im Laden „Pure Pu’er“ zu kaufen ist, aus der Provinz Yunnan, genauer: vom Berg Jing Mai nahe der Stadt Xishuangbanna im Süden. Die Blätter werden dort in einer speziellen Postfermentierung veredelt. Das genaue Verfahren ist ein gut gehütetes Geheimnis. Nur so viel ist bekannt: Während der Lagerung, die zwischen sechs Monaten und 60 Jahren dauern kann, setzt sich die Nachfermentierung in Gang. Der Tee erhält dadurch die rötliche bis bräunliche Färbung und den erdigen, fast rauchigen Geschmack, den bereits die chinesischen Kaiser zu schätzen wussten, nicht nur wegen des Aromas, sondern auch wegen der medizinischen Wirkung. Tee stimuliert die Meridiane des Körpers, die sogenannten Lebensbahnen, deren verschiedene Punkte auch bei der Akupunktur behandelt werden. Die traditionelle chinesische Medizin entdeckte den Tee daher früh als medizinisches Heilmittel. Der berühmte Pu-Erh-Tee soll etwa Blutfettwerte wie Cholesterin senken und Körperfette während einer Diät schneller abbauen. Wegen dieser Wirkungen ist er auch in Europa beliebt. Den Chinesen ist das nur recht. Schließlich gilt es, die alte Teekultur hinüber in die moderne Welt zu retten. Was schon die alten Kaiser schätzten, kann heute nur nützen. Tee ist gut für Geist und Wohlbefinden – und zu kostbar für einen Papiercat beutel. www.plexiglas.de Ladenbau 23 Impressum Design in Acrylics Dies ist eine Publikation des Geschäftsgebiets Acrylic Polymers von Evonik Industries Herausgeber: Evonik Röhm GmbH Geschäftsgebiet Acrylic Polymers Kirschenallee 64293 Darmstadt, Deutschland T +49–6151 18–01 F +49–6151 18–02 www.plexiglas.net www.design-in-acrylics.com Adressänderungen senden Sie bitte an: [email protected] www.plexiglas-shop.com Redaktion: Profilwerkstatt, 64295 Darmstadt, Deutschland T +49–6151–599020 www.profilwerkstatt.de Chefredaktion: Dr. Ulrich Kläres, Geschäftsbereich Performance Polymers (V. i. S. d. P.) Susanne Diehl, Geschäftsgebiet Acrylic Polymers Martina Keller, Profilwerkstatt Dr. Claudia Klemm, Profilwerkstatt Art Direction: Annika Sailer Satz/Layout: Profilwerkstatt CvD: Ralf Ansorge Druck: Zarbock GmbH & Co. KG, Frankfurt Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. Fotos: Döring, Sven, Titel, S. 12 – 15 Eising, Peter; Gauntlett, Lucy, Pacific Environments Architects Ltd, Titel, S. 18 – 21 Evonik, Titel, S. 8, 9, 22 – 23 Link, Tobias, S. 16 – 17 Piwowarsky, Ute, S. 7 Rose, Corinne, Titel, S. 10 – 11 Wildhirt, Stefan, Titel, S. 3 – 6 Der Evonik-Geschäftsbereich Performance Polymers beliefert Kunden auf der ganzen Welt mit PMMA-Halbzeugen, die auf den Märkten in Europa, Asien, Afrika und Australien unter dem Warenzeichen PLEXIGLAS vertrieben werden. In Nord- und Südamerika werden diese Produkte unter den Markennamen ACRYLITE®, DEGLAS®, PARAGLAS SOUNDSTOP® und ROHAGLAS® vermarktet. ® = eingetragene Marke DiA, PLEXIGLAS, PLEXICOR, PARAGLAS, DEGLAS, EUROPLEX und ROHACELL sind eingetragene Marken der Evonik Röhm GmbH, Darmstadt, Deutschland Acrylite ist eine eingetragene Marke der Evonik Cyro LLC, Rockaway, NJ, USA Unsere Informationen entsprechen unseren heutigen Kenntnissen und Erfahrungen nach unserem besten Wissen. Wir geben sie jedoch ohne Verbindlichkeit weiter. Änderungen im Rahmen des technischen Fortschritts und der betrieblichen Weiterentwicklung bleiben vorbehalten. Unsere Informationen beschreiben lediglich die Beschaffenheit unserer Produkte und Leistungen und stellen keine Garantien dar. Der Abnehmer ist von einer sorgfältigen Prüfung der Funktionen bzw. Anwendungsmöglichkeiten der Produkte durch dafür qualifiziertes Personal nicht befreit. Dies gilt auch hinsichtlich der Wahrung von Schutzrechten Dritter. Die Erwähnung von Handelsnamen anderer Unternehmen ist keine Empfehlung und schließt die Verwendung anderer gleichartiger Produkte nicht aus. (Stand: Mai 2003)