Baggersee ABC - Carpcatchers Schaumburg

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Baggersee ABC - Carpcatchers Schaumburg
Baggersee ABC
Mit diesem Bericht möchte ich euch ein wenig die Vorgehensweisen und Taktiken
beim Karpfenangeln in Baggerseen näherbringen.
Alle nachfolgend genannten Vorgehensweisen beruhen auf meinen eigenen
Erfahrungen. Doch nun zum eigentlichen Thema, dem Angeln auf Karpfen an
Baggerseen.
Ich selbst fische seit ca. 11 Jahren, wann immer mir es meine Zeit zulässt an
unseren Baggerseen im Landkreis Schaumburg und Umgebung. Mit den Worten
meiner Verlobten gesagt, verbringe ich fast mehr Zeit am Wasser als ich zuhause
anzutreffen bin.
So, nun aber ab Richtung Baggersee!
Wenn ich mich dazu entscheiden sollte einen mir unbekannten See zu befischen ist
dieses mit einiger Vorarbeit verbunden.
1. Wer ist für den See zuständig bzw. wie und wo bekomme ich
Fischereierlaubnisscheine?
2. Wie alt ist der See? Falls man dies nicht genau in Erfahrung bringen kann, so
lässt es sich auch an der meist vorhandenen Ufervegetation
erkennen. Beispiel: Bei einer 25m hohen Pappel ist der See eher 20 als 5
Jahre alt.
3. Was und wieviel wurde in der Vergangenheit an Besatzmaßnahmen an
diesem See vorgenommen? Die Frage ist berechtigt, weil an manchen Seen
ein wahrer Überbesatz an kleinen Karpfen stattfindet und somit die Nahrung
für die größeren Karpfen drastisch abnimmt.
4. Informationen über evtl. Fänge von anderen Anglern einholen.
Nach dem ich nun die ersten wichtigen Informationen eingeholt habe, können wir uns
nun direkt vor Ort mit der eigentlichen Lokaliesierung der möglichen
erfolgsversprechenden Spots befassen.
Lokalisierung:
Diese Arbeit kann mehrere Stunden (Tage) für sich beanspruchen. Aber nehmt euch
die Zeit es wird sich garantiert früher auszahlen als ihr denkt.
Um erfolgsversprechende Stellen zu lokaliesieren gibt es mehrere Möglichkeiten auf
die ich gleich zu sprechen komme.
Erstmal, wie sehen eigentlich erfolgsversprechende Stellen über und unter Wasser
aus?
Sehr lohnenswerte Stellen sind immer überhängende Bäume, Krautfelder,
Muschelbänke, Sandbänke, jede Art von Plateaus, Scharkanten und Inseln.
Um diese zu finden geht man erst einmal optisch vor. Überhängende Bäume,
Sandbänke und Krautfelder können teilweise sehr gut mit dem bloßen Auge erkannt
werden.
Als nächstes besteht die Möglichkeit mit der guten alten Lotrute Spots unter Wasser
ausfindig zu machen. Diese Alternative kann mit viel Übung das beste Werkzeug zur
Lokaliesierung werden, weil man damit auch sehr gut die Bodenbeschaffenheit des
Spots erforschen kann. Außerdem hat nicht jeder das nötige Kleingeld um sich ein
Echolot zu kaufen.
Nun komme ich zum letzten und meiner Meinung nach genauesten Hilfsmittel dem
oben angesprochenen Echolot. Der Markt ist voll mit Echos mit allem erdenklichen
Schnick und Schnack. Für unsere Verhältnisse reicht ein Gerät in der mittleren
Preisklasse völlig aus. Ich persönlich bin besonders von dem Lowrance X 51 sehr
überzeugt. Es bietet ein klasse Preis-Leistungsverhältnis für Neueinsteiger und alte
Hasen.
Ich versuche nach dem genauen Lokalisieren immer eine eigene Gewässerkarte
anzulegen, wo Tiefen, Spots, Unterwasserhindernisse und Besonderheiten
eingezeichnet werden.
Das ist eine super Sache für die Zukunft!
Zu guter letzt noch einen Rat. Wenn der ausgesuchte Spot auf Dauer kein Fisch
bringt, lasst ihn nicht aus den Augen. Vielleicht stimmt einfach nur die Jahreszeit
gerade nicht?!
Ihr müsst auf Fischsuche gehen und nicht warten das euch ein Carp freiwillig in den
Kescher schwimmt. Dazu gehört ein oftmaliger Platzwechsel. Ich weiß das es nervig
und anstrengend sein kann, aber wer nicht wagt der nicht gewinnt!
Montagen:
Nach meinen Erfahrungen eignen sich am besten ganz ( normale ) Montagen. Wir
sind ja nicht in England an den schwersten Pools der Welt. An unseren Seen sind die
Karpfen meist nicht einem so starken Angeldruck ausgesetzt, sodass die einfacheren
Montagen voll und ganz ausreichen. Ich bevorzuge eigentlich nur drei Montagen, mit
denen ich alles abdecken kann. Dazu gehört das Security Bolt Rig, Inliner Flat und
die Helikopter Montage.
Das Security Bolt Rig ist eine Montage die es ermöglicht, das der Karpfen bei
Schnurbruch oder Hänger sich selbständig vom Blei befreien kann, ohne dabei
Schaden zu nehmen.
Bei einem selbstverschuldeten Hänger reist nur das Blei ab und nicht die komplette
Montage.
Das Inliner Flat ermöglicht es ohne die Montage erneut zu Binden, ein Auswechseln
des Bleies bei bestimmten Situationen ( Schiffsverkehr oder Strömungsverhältnisse ).
Hierbei haben sich besonders gut die Produkte von Fox bei mir durchgesetzt.
Die Helikopter Montage benutzen wir in erster Linie wenn wir auf schlammigen Grund
fischen.
Mit dieser Montage kann man erreichen das, das Vorfach niemals im Schlamm
versinkt und so evtl. sogar der Köder mit einer Schlammschicht bedeckt wird.
Das Blei bei dieser Montage ist variabel an der Hauptschnur zu befestigen und bietet
daher die Möglichkeit das Vorfach genau, bzw. über der vorhandenen
Schlammschicht zu positionieren.
Das Vorfach wird in der entsprechenden Höhe als „Seitenarm“ mit Hilfe eines
Swiwels an der Hauptschnur angebracht.
Diese verursacht bei richtiger Anwendung beim Werfen eine Rotation, daher der
Name „Helikopter Rig“.
Meine Vorfachlänge binde ich meist von 10-25cm. Ein zu lang gewähltes Vorfach hat
zur Folge, dass dadurch beim Wurf eine Verwicklung stattfinden kann und unsere
Montage deswegen völlig unatraktiv für den Karpfen am Grund liegt. Als
Vorfachmaterialien benutze ich gerne Snake Skin, Snake Bite und Quicksilver von
Kryston in 20 und 25lbs Stärke.
Beim Thema Haken bevorzuge ich kleine starke Haken. Der Continental Boilie Hook
ist hierbei mein einsamer Begleiter in der Tacklebox. Ich habe die Erfahrung
gemacht, dass Bleigewichte zwischen 70 und 120gr in der Praxis als ausreichend
empfunden wurden. Durch das Gewicht ist ein akzeptabler Selbsthakeffekt fast
garantiert. Schwerere Bleie machen nur dann Sinn, wenn man die Montage auf weite
Entfernung mit dem Boot rausbringt, um dann eine bessere Schnurspannung zu
gewährleisten und auf die Distanz einen ausreichenden Selbstharkeffekt zu erzielen.
Ich möchte an dieser Stelle das Thema Schlagschnur nicht außer Acht lassen, werde
aber nicht bis ins Detail gehen.
Fangen wir mit der Mutter aller Schlagschnüre an. Der Amnesia von Sunset.
Ich verwende diese Schlagschnur bei starkem Muschelvorkommen,
Steinschüttungen und stark abfallenden Scharkanten, da sie eine hohe
Abriebsfestigkeit besitzt. Die Länge der verwendeten Schlagschnüre ist davon
abhängig mit welchen Unterwasserhindernissen ich mich anlege. Nach meiner
Meinung sollte die Länge nicht unter 10m gewählt werden. Ich fische teilweise mit
30m Schlagschnur. Der wirklich einzige Nachteil dieser Topschnur ist die schlechte
Knoteigenschaft.
Kommen wir nun zu meinem Liebling, der Cora Strong von Cormoran.
Ich nehme sie hauptsächlich bei starkem Kraut, weil sie sich wie ein warmes Messer
durch Butter durch das Kraut schneidet und dabei kaum beschädigt wird.
Sie ist kostengünstig und bietet gleichzeitig eine erstklassige Qualität. Eine Stärke
von 0,30mm hat sich bestens bewährt. Es ist jedem selbst überlassen ob er eine
Schlagschnur verwenden möchte, aber sicher ist sicher! Hab ich Recht?
Köder:
Ein Thema für sich! Deshalb werde ich auch nicht bis in den Kern der Materie gehen.
Als ich mit jungen Jahren mit dem Karpfenfischen anfing, habe ich meinen Arsch
noch auf der Schulbank plattgesessen und hatte genügend Zeit, um meine Baits (
Boilies ) selber herzustellen. Doch seitdem ich in das Berufsleben eingestiegen bin,
nutze
ich meine noch wenig verbleibende Zeit um am Gewässer zu sitzen und evtl. Karpfen
zu fangen und nicht mit der teilweise komplizierten, mühsamen und zeitaufwändigen
Herstellung meiner Köder. Lieber greife ich dann auf Ready Baits zurück oder lasse
meine Boilies nach meinen Vorstellungen und Wünschen produzieren.
Vielen Dank an Sebastian von Black Label Baits für das Rollen der Murmeln und die
Freundschaft in guten sowie schlechten Zeiten!
Will und möchte jetzt nicht auf irgendwelche speziellen Mixe und Flavours eingehen.
Denke jeder hat seinen Liebling gefunden, oder ist noch am Suchen.
Tipp: Im Internet gibt es zahlreiche Boilierezepte, die ihr bedenkenlos verwenden
könnt. Mit der Zeit und etwas Erfahrung wird sicherlich jeder von euch in der Lage
sein, seinen eigenen kreativen Boilie herzustellen. Findet euren eigenen Weg und
geht diesem auch mit bestreben nach. Mann lernt nur aus eigener Erfahrung! Lasst
euch nicht durch irgendwelche Personen aus dem Konzept bringen, die meinen sie
hätten den Boilie erfunden. Denn du bist dein eigener Herr und Meister!
Zu den Bekannten Ködern gehören auch die Partikel, die es in verschiedenen Sorten
und Mengen zu erforschen gilt. Um ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, möchte ich
euch kurz die wohl gängigsten Partikel vorstellen.
Mais:
Jeder kennt ihn, doch viele machen sich einfach nicht genügend Gedanken darüber.
Kauft nicht mehr den aus der Dose, sondern nehmt wie wir den handelsüblichen
„Futtermais“.
Dieser Mais hat den Vorteil das er härter ist.
Außerdem ist er in größeren Mengen günstiger zu erhalten als Dosenmais.
Laßt den Mais 12 – 14 Stunden einweichen, dann kurz aufkochen und anschließend
20 min ziehen lassen.
Noch ein Tipp zum Schluss. Mais nimmt sehr gut verschiedenste Aromen auf.
Nutzt diesen Vorteil für euch und bald werdet ihr merken, dass der Mais immer
attraktiver für Freund Karpfen wird.
Kichererbsen:
Karpfen lieben sie und ihr werdet sie auch lieben.
In ihrem ursprünglichem Zustand sind sie schon ein wahrer Karpfenmagnet.
Doch wie auch der Mais, nehmen die Kichererbsen bestens Aromen auf.
Sie saugen sich wahrlich ganz voll damit!
Geht einfach zu eurem türkischen Lebensmittelladen um die Ecke und kauft
( super billig!) ein paar Kilo Kichererbsen ein.
Wenn ihr zu Hause seid, lasst sie 14 Stunden im Wasser einweichen, danach 20 –
30 min köcheln lassen.
Wenn sie weich genug für das Haar sind, sind sie genau richtig zum Fischen.
Tigernüsse:
Der Klassiker unter den Partikeln.
Viele große Karpfen in der Vergangenheit konnten diesen Nüssen nicht widerstehen.
Lasst euch beim Zubereiten dieser Partikel nicht abschrecken.
Es riecht ungefähr so wie schlecht gewordenes Bier.
Ihr müsst die gewünscht Menge Tigernüsse mindestens 12 Stunden in einem Topf
mit kalten Wasser einweichen.
Nach 12 – 18 Stunden Einweichzeit kurz aufkochen, danach 30 min köcheln lassen.
Wenn das erledigt ist, gebt ihr die Nüsse in einen Eimer und verschließt sie gut.
Merkt euch: je länger sie im Eimer sind, um so besser werden sie am Ende!
Die Nüsse sind fertig, wenn ihr nach dem Hineingreifen in den Eimer voller
Tigernüsse eine sirupartige Konsistenz an den Fingern habt. Die Glucose macht
Freund Karpfen wahrlich süchtig. Verwendet bitte im Winter keine Tigers, da sie für
den Karpfen schwerer zu verdauen sind.
Probiert es aus, es lohnt sich!
Fertiger Partikel Mix:
Mein Dauerbrenner ist der Partikel-Mix von Hinder`s.
Er besteht aus 14 verschiedenen „Minisamen“.
Ich verwende ihn besonders gern um einen großen Futterteppich am Grund zu
erzielen.
Nach dem Kochen gibt er eine Lockwirkung ab, die einfach phänomenal ist.
Ich gehe davon aus, dass nach dem Kochen der Mix voll mit Öl und Aromen ist und
ihm deswegen die Karpfen einfach nicht widerstehen können.
Ihr gebt 2 Teile Wasser auf 1 Teil Partikel-Mix.
Wasser zum Kochen bringen.
Ein einweichen ist hierbei nicht mehr nötig.
Danach in einem verschließbaren Eimer abkühlen lassen und fertig ist der PartikelMix.
Noch ein kleiner Tipp von mir. Gebt dem Partikel-Mix ein wenig Milchpulver hinzu. Ihr
werdet schon sehen was dann passiert. ;-)
Ich hoffe ich konnte euch ein wenig Licht ins Dunkel der weiten Welt der Partikel
ermöglichen?
Wie gesagt, die oben erwähnten Partikel gehen bei mir sehr gut.
Macht euch aber mal selbst Gedanken und erforscht die reichhaltige Palette der
Partikel.
Außerdem ist es doch total interessant neue Dinge auszuprobieren.
Zu guter letzt:
So, jetzt kann dem Erfolg fast nichts mehr im Wege stehen. Alle oben angegeben
Tipps und Hilfestellungen zum Fang eures vielleicht Traumkarpfens beruhen auf
meinen eigenen Erfahrungen. Der Bericht soll nicht nur zum Nachahmen sein,
sondern soll auch einen Denkanstoß an eure eigene Angelei an Baggerseen
bewirken. Und denkt bei eurem Vorgehen immer an das Wohl unseres Freundes
dem Karpfen. Vor allem haltet euch an die Vorschriften, damit auch noch andere
Karpfenangler das Glück haben dort fischen zu dürfen. Genießt die schöne Zeit in
der Natur und bleibt sauber!
In diesem Sinne
Michael Weber alias „Keule“