Eine Erinnerung an Freiburgs «Atlantis»
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Eine Erinnerung an Freiburgs «Atlantis»
8 zeitung im gymnasium Mittwoch, 28. Januar 2015 Freiburger Nachrichten Eine Erinnerung an Freiburgs «Atlantis» Vor rund 50 Jahren produzierte das Wasserkraftwerk Schiffenen erstmals Strom. Dafür musste das Saanetal bei Düdingen unter Wasser gesetzt werden. Die Erinnerungen an die «alten Zeiten» leben heute im Buch «Schiffenensee – das versunkene Saanetal» fort. Umgebung ein neues Zuhause. Der Altar der Bad-Bonn-Kapelle wurde etwa in die Pfarrkirche Düdingen gebracht und dort wieder aufgebaut. Mit der Überflutung verschwand auch die Hauptstrasse zwischen Pensier und Bärfischen – wie jene zwischen Gurmels und Düdingen – unter den Wassermassen. Der Kanton baute neue Verkehrswege, und die Landschaft im Saanetal veränderte sich grundlegend. Einige Gebäude wurden abgerissen und zum Teil wieder aufgebaut. Eine Zeitzeugin erzählt, wie sie sich kurz vor der Flutung des Saanetals mit den Geschwistern in Bonn getroffen und beim Lied «An der Saane kühlem Strande» Abschied von der Heimat genommen hat. Doch, was ist mit der Turmspitze, die man bei tiefer Seelage angeblich sehen kann? «Das ist ein Mythos», versichert uns Lionel Chapuis von Groupe E: «Vor der Flutung des Gebietes sind Häuser, Brücken und das Kieswerk gesprengt worden.» KAI STAMPFLI, CYRILLE EDELMANN, THIERRY ADOTE UND ALESSANDRO COSENTINO «Ragt da am Horizont etwas aus dem Seespiegel?», fragen wir uns, als wir auf der Staumauer des Schiffenensees stehen und auf die glatte Wasseroberfläche blicken. Wir haben von den Gerüchten gehört, dass bei tiefer Seelage die alte Turmspitze der Kapelle von Bad Bonn sichtbar sein soll. «Ist sie das?» Heute schlängelt sich der schmale Schiffenensee beinahe unscheinbar durchs Saanetal bei Düdingen, und wer die Geschichte nicht kennt, könnte meinen, das sei schon immer so gewesen. Der See entstand jedoch mit dem Projekt Schiffenenstaumauer, das vor über fünf Jahrzehnten in Angriff genommen wurde (siehe Kasten). Noch leben mehrere Generationen von Menschen, die sich gut daran erinnern können, wie es vor dem Bau der Staumauer im Saanetal ausgesehen hat. Um diese Erinnerungen auch für zukünftige Generationen zu erhalten, publizierte der Verein O.S.K.A.R. im Jahr 2011 das Buch «Schiffenensee – Das versunkene Saanetal». Begleitet wurde die Buchpublikation durch eine Ausstellung im GutenbergMuseum in Freiburg. Den ehemaligen Bewohnern des ruhigen und von Landwirtschaft geprägten Saanetals fiel der Abschied nicht einfach, wie ein Blick in das mit zahlreichen Bildern illustrierte Buch verrät. Ein Haus in Bärfischen sowie das Kurhaus Bad Bonn samt Kapelle mussten den Wassermassen weichen. Als Sicherheitsmassnahme baute man die Bauernhöfe zurück und stellte sie dem Militär als Übungsobjekte für Sprengungen zur Verfügung. Die fast 100-jährige Schiffenenbrücke, welche die beiden Gemeinden Düdingen und Gurmels miteinander verband, ereilte das gleiche Schicksal. Mobile Kulturgüter fanden jedoch in der Die 1641 erbaute Marienkapelle (links im Bild) hatte den Fluten genauso zu weichen wie alle anderen Bauwerke von Bad Bonn. Seit 1885 führte in Bonn ein Brückensteg über die Saane. In der Nacht und bei starken Gewittern war der Übergang verboten. Bilder zvg Auch die alte Brücke zwischen Gurmels und Düdingen musste zu Beginn der 1960er-Jahre gesprengt werden. Geschichte: Strombedarf als Flutungsgrund D ie Staumauer des Schiffenensees wurde in den Jahren 1960 bis 1964 infolge des steigenden Strombedarfs durch die Freiburgischen Elektrizitätswerke (FEW) – heute Groupe E – gebaut. Damals mussten die FEW in Nachbarkantonen Strom zukaufen, um die Bevölkerung zu versorgen. Nach mehreren Studien entschieden sich die FEW, bei Schiffenen eine Bogenstaumauer zu bauen. Noch bevor man das Saanetal überfluten konnte, mussten aber mehrere Häuser und Höfe abgebrochen werden. Das heutige Staubecken hat ein Volumen von 65 Millionen Kubikmetern. Das Buch «Schiffenensee – Das versunkene Saanetal» kann online bestellt werden: www.verein-oskar.ch ZiG-Blog: Wettlauf gegen den inneren Schweinehund SANDRO STUCKI V erdammt, es ist schon wieder passiert! Dabei habe ich es mir heute Morgen doch extra fest vorgenommen: Heute wird der Tag, an dem der über Weihnachten angewachsene Bauchumfang endlich wegschmilzt. Heute wird der Tag, an dem die Lunge nicht schon bei kleinster Anstrengung nach Luft ringt. Kurz gesagt: Heute wird der Tag, an dem das bis anhin so tatenlose 2015 in ein gesundes, sportliches Jahr verwandelt wird. Die Laufschuhe sind einsatzbereit, die Sportkleider frisch gewaschen, und die neue, unverschämt teure PulsmesserSchrittzähler-Kalorienverbrennungsrechner-Uhr liegt – noch im Neuwarenplastik verpackt – auf dem Tisch und wartet darauf, endlich mal gebraucht zu werden. Alles wäre bereitgestanden, hätte da bloss nicht noch Sponsoren Mit grosszügiger Unterstützung von: jemand dazwischengefunkt: mein innerer Schweinehund. Kaum ist man nach einem anstrengenden Schultag wieder im wohligen Heim angelangt, muss der Körper – so redet man sich zumindest immer wieder ein – erst einmal ein bisschen Ruhe haben. Am besten natürlich mit einem kleinen Snack zum Zvieri und einer Lieblingssendung im TV. Was kann denn das erschöpfte Individuum dafür, dass gerade heute ein dreistündiger Serien-Marathon der ansonsten nur zwei- bis dreimal am Tag laufenden Lieblingssendung über den Bildschirm flackert? Und nach dem TVMarathon ist es ohnehin schon wieder zu spät für Sport. Man soll ja, so sagen Experten unzähliger FitnessZeitschriften, nicht direkt vor dem Abendessen Sport treiben. Und Expertenregeln soll man nicht brechen. Obwohl Sport eigentlich nur eine Methode ist, um Krankheiten durch Unfälle zu ersetzen, ist er aber trotzdem irgendwie eine tolle Sache: Er hält körperlich fit, aktiviert den Geist, und man kann beim Sporttreiben unzählige Freundschaften knüpfen. Schon seit Jahrhunderten bewegen sich deshalb die Leute, um den Draht zur Realität nicht zu verlieren. Aber was ist die Realität schon ohne Wettkampf? Nirgendwo sonst gibt es so viele verschiedene Spiele, Turniere, ja ganze Meisterschaften, wie beim Sport. Ob Fussball in Europa, Afrika oder Südamerika, American Football in den USA oder Eishockey in Kanada: Die Menschen weltweit sind sportverrückt, gar sportfanatisch. Ob man ihn nun selbst ausübt oder nur vor der Mattscheibe gebannt und mit einem kühlen Bier in der Hand mitverfolgt: Sport ist super! Dass dem so ist, ging natürlich nicht unbemerkt an den Unternehmenskolossen dieser Welt vorbei. Die Fifa – offiziell üb- rigens noch immer eine Non-ProfitOrganisation – muss seit Jahren wohl schon Hunderte von Menschen anheuern, um die schönen «Non-Profit»-Scheinchen in den immerzu klingelnden Kassen zu zählen. Der Sport hat sich eben auch zu einer der rentabelsten Goldminen in der Menschheitsgeschichte entwickelt. Die braun gebrannten Torjäger müssen nur ihre Leibchen ausziehen – und voilà: Einmal die Trophäe für den weltbesten Fussballer des Jahres und einen Gehaltsscheck über einen achtstelligen Betrag zum Mitnehmen, bitte! Jetzt aber mal Hand aufs Sportlerherz: Jeder gesunde Mensch kann und sollte Sport treiben. Wer nicht so gerne stundenlang mit einem oder zwei Brettern an den Füssen an schneebedeckten Hängen herumdüsen will und es selbst im heissen Sommer hasst, im kühlen Schwimmbad seine Runden zu drehen, kann ja immer noch nach dem wunderbaren Abendessen einen kleinen Verdauungsspaziergang geniessen. In meinem Zimmer sitzend, füttere ich den inneren Schweinehund mit einem Gourmet-Snack und geniesse den billigen Abklatsch einer 90er-JahreSerie, während die Laufschuhe schon längst wieder vergessen sind. Aber morgen! Morgen wird ein ganz anderer Tag; es wird der Tag der Wende! Der Tag, an dem ich den Spiess umdrehe und das neue Jahr zu einem gesunden Jahr mache! Mann, ich spür schon die Motivation in mir hochkommen. Ich glaube, ich stell schon mal die Laufschuhe auf die Treppe, dann kann ich morgen gleich loslegen! Im Rahmen von «Zeitung im Gymnasium» schreiben fünf Studierende des Kollegiums St. Michael in einem ZiG-Blog regelmässig über ihre Erlebnisse im letzten Schuljahr. Alle Blogeinträge gibts auf: www.freiburger-nachrichten.ch/zig