MOTORSPORT aktuell "Mit Empfehlungen ans Werk" (S.23)

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MOTORSPORT aktuell "Mit Empfehlungen ans Werk" (S.23)
AUTOMOBILSPORT
20. Juni 2006
FOTO-URNER.DE
Setzte bis zum
Ausfall das
Porsche-Trio
unter Druck:
Der Getrag-BMW
Feuer aus dem Motorraum»,
schilderte Marc Basseng. «Ich
konnte nur noch zusehen,
dass ich so schnell wie möglich rauskomme.» Da an eine
Reparatur nicht zu denken
war, meldete Land sich offiziell bei der Rennleitung ab –
und die tilgte den bis dato
locker auf Podestkurs fahrenden Elfer aus der Rangliste.
BMW-Teams im Pech
Dies war umso bitterer, als
sich die drei Porsche-Teams
bis ins Ziel keine echten Sorgen mehr um Gefahr von
hinten hätten machen müssen. Die Gegner waren nämlich gleich reihenweise dahingerafft worden. Vor allem alles, was einen BMW M3 fuhr,
durfte sich früher oder später
auf Ärger gefasst machen.
Als erstes erwischte es den
Eifel-Blitz von Hannes Scheid,
den Oliver Kainz bei einem
Granatenabflug an der Quiddelbacher Höhe in Kern-
tig, dass am Audi sowohl
Motor als auch Getriebe abgerissen werden und durch
die Luft fliegen. Die Piste
gleicht einem Schlachtfeld.
Insgesamt werden sechs
Autos unmittelbar verwickelt: Der Duller-BMW, der
Honda S2000 von Mäder/
Jacksties/Renger/Bartels
(bis dahin Leader der SP3),
der M3 von Hoffmann/Hoffmann/Seher/Schütt,
der
BMW 330d von Haider/Hiltscher/Kutsch (Zweite bei
den Dieseln), der Fiesta von
Frers/Zumtobel/Bernhardt
und der Audi RS4.
Sehr schnell ist das Intervention Car vor Ort. Was
indirekt Kenneth Heyer im
SP5-Seat Leon zum Verhängnis wird. Der Wegberger bremst sofort, worauf
ihm ein nachfolgender Porsche voll ins Heck fährt. Der
Getrag-BMW M3 lehnt sich
beim Ausweichen an der
Leitplanke an.
Und jetzt die gute Nachricht: Alle beteiligten Fahrer
kommen mit dem Schrecken davon. Einem dicken.
Stuck ernst: «Nie war ich
dem Tod so nahe» ◆ ML/AW
schrott verwandelte. Zu diesem Zeitpunkt war das Rennen zweieinhalb Stunden alt
und ausser Kainz nur Startfahrer Christian Menzel im
Einsatz gewesen.
Der nächste Top-BMW, der
von Duller, zählte zu den Opfern der Massenkarambolage
am Wehrseifen (siehe rechts).
So fuhr das österreichische
Team mit Hans Stuck, Dieter
Quester, Dirk Werner und Artur Deutgen 2006 exakt eine
Minute weniger als im Vorjahr – als das Unfall-Aus um
0.03 Uhr gekommen war …
So blieb es die Nacht über
an der Getrag-Truppe, die
Porsche unter Druck zu setzen. Was Michael Bäder/Ralf
Schall/Tobias Hagenmeyer/
Markus Gedlich nach Kräften
taten. Abgesehen von einer
19-min-Reparatur in Folge
des Wehrseifen-Chaos und
einem defekten Anlasser lief
der Evo-M3 wie ein Uhrwerk.
Bis Leistungsverlust und ein
Hatte anfangs Probleme, drehte dann aber auf: Der Gallardo von Lambo Racing
nicht mehr auf allen acht Zylindern laufender Motor von
Unheil kündeten. Man wechselte, was auf die Schnelle zu
wechseln war. Zweimal fuhr
Gedlich zur Checkrunde raus,
zweimal kam er via Kurzanbindung direkt wieder rein.
Dann waren die Getrag-Leute
mit ihrem Latein am Ende.
Gedlich: «Wir wissen nicht,
was es war – nur dass es kein
kapitaler Motorplatzer war.»
Drei weitere BMW-Teams
waren zwar nicht in der Lage,
die Porsche zu ärgern, die Top
10 wären aber allemal drin
gewesen. Doch am M3 von
Tischner/Karlsson/Kiesch/
Engelbrecht kosteten ein Getriebe- und Kupplungswechsel sowie mehrere Kollisionen mehr als zwei Stunden.
Jener von Funke/Schmickler/
Meins/Wallenhorst fiel mit
gerissener Differenzialaufhängung zurück, bis Michael
Funke um 12.10 Uhr an der
Hohen Acht abflog. Ralf Kelleners hatte seinen Boliden
bereits am Vortag um 19.05
Uhr in der Hohenrain-Schikane höllisch zerlegt.
Am Airnergy-Dreier von
Stahl/Lasée/Passyutu/Wirtz
(Motorschaden schon im
Training) wähnte man im
Morgengrauen einen Radlagerdefekt, der sich nach dem
Tausch als kaputtes Lenkgetriebe entpuppte. Gut 45 Minuten und alle Top-10-Träume waren beim Teufel.
Gleiches galt für das rasende Porsche-Pärchen Klaus
Abbelen und Sabine Schmitz
mit Andy Bovensiepen und
Dieter Schornstein, die lange
auf P5 lagen, aber nach einem
Unfall am Kesselchen um
1:50 Uhr kurz vor halb sechs
mit abgerissenem linken
Hinterrad strandeten. Ihren
Platz nahmen die Markenkollegen Jörg Otto/Georg Weiss/
Peter Paul Pietsch/Michael Jacobs ein – aber nur bis kurz
vor 10 Uhr, als ein aufgewirbelter Stein den Kühler perforierte, was an der Steilstrecke geflickt werden musste.
sich die Crew um Teammanager Andreas Leberle neuer
Ungemach ausgesetzt. Das
Hauptproblem: Auf Grund einer kurzfristig geänderten
Abgasführung heizte sich der
Fussraum derart auf, dass die
Fahrer-Sohlen glühten. «Ich
schätze, wir hatten 80 bis 90
Grad im Auto», stöhnte Bert.
Dass nach allen HuismanTurns der Schalthebel zurecht gerückt werden musste,
weil der baumlange Holländer ihn immer verbog, wog
weit weniger schwer als eine
defekte Radnabe und daraus
resultierende Bremsprobleme, eine gebrochene Motorhauben-Halterung (Zak verwendet andere Halterungen
als bei Technikpartner Larbre
vorgesehen) und eine gebrochene Getriebe-Eingangswelle nach Mitternacht. Da man
aussichtslos zurückgefallen
war und die Kutscher über
Brandblasen an den Füssen
klagten, befahl Teamchef Peter Zakowski den Rückzug.
Das Schwesterauto von
Huppert-Nieder/Gerhard/Riebensahm/Mohr blieb von
grösserem Unheil verschont
(sieht man davon ab, dass ein
nicht korrekt geschlossener
Tankdeckel gegen 6.30 Uhr
für eine gewaltige Spritsauerei auf der GP-Strecke sorgte
und kurzzeitig P4 kostete),
nutzte das Pech der PorscheVerfolger und rettete nach
dem Land-Pech die Zak-Firmenehre mit Rang 3 sowie
dem Sieg in der SP8-Klasse.
Schnelle Lamborghini
Die Lamborghini erwiesen
sich wie prophezeit als pfeilschnell – aber anfällig. Beim
Raeder-Gallardo von Adorf/
Oberndorfer/Tilke fetzten reihenweise die Antriebsriemen
der Lichtmaschine weg – zum
ersten Mal bereits nach Runde 1. Als man ohnehin keine
Lichtmaschinen mehr gehabt
hätte, ortete man gegen 17
Uhr eine gebrochene Motorlagerung – aus! «Aber wir haben gezeigt, dass die Basis
stimmt», meinte Peter Oberndorfer. «Wir waren halt nicht
ganz sortiert. Zwei Monate
mehr Vorbereitungszeit hätten Wunder gewirkt. Denn
der Lambo ist in Bezug auf
Bereiche wie Kühlung oder
Elektrik sehr komplex.»
Die Flunder von Lambo Racing krankte nur zu Beginn:
Schon in Runde 1 blieb der
Öldruck am brandneuen Motor weg, die Power liess zu
wünschen übrig, was vier
Runden kostete. Danach
drehten Kitzerow/Silbermayr/
Rösler auf und landeten am
Ende auf einem höchst respektablen 20. Rang. ◆
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ie Schutzengel rund um
die Nordschleife hatten
während der gesamten 24
Stunden Hochkonjunktur –
besonders aber um 0.02 Uhr
zwischen Kallenhard und
Wehrseifen. Chronologie einer Beinahe-Katastrophe:
In der schnellen VierfachRechts legt der Honda S2000
von Spengemann/Schmitz/
Moritz/Wassertheurer eine
fette Ölspur – auf die Hans
Stuck als zweites Auto trifft.
«Ich habe gesehen, wie
mein Vordermann auf dem
Öl links in die Leitplanken
fliegt, und sofort gebremst.
Wäre er nicht gewesen, hätte es mich erwischt.»
Doch das bringt den Routinier auch nicht viel weiter,
denn das von der Leitplanke zurückprallende Auto
erwischt den Duller-BMW,
der sich dreht und verkehrt
zur Fahrtrichtung zum Stehen kommt. Und nun bricht
Chaos aus.
Das nachfolgende Auto
kracht in das zuerst abgeflogene und wird selber
vom Audi RS4 von Schurig/
Russwurm/Weiner/Englerth
torpediert. Und das so hef-
Da konnte er wieder lachen: Stuck
Sie sprangen erfolgreich in die Bresche: Die zweite Viper des Zakspeed-Teams
Gegrillte Fahrerfüsse
Richtig die Seuche erwischte
die Zakspeed-Crew. Die Viper
von Peter Zakowski/Patrick
Huisman/Sascha Bert liess
die Eifeler kaum zur Ruhe
kommen. Wann immer man
etwas repariert und sich wieder vorgearbeitet hatte, sah
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Chaos am Wehrseifen
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MÜLLER
MOTORSPORT aktuell
Schock für die Land-Truppe: Der RSR brennt, Pilot Basseng ist schon draussen