BASKETBALLSCHUHE

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BASKETBALLSCHUHE
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Chefredakteur: Reinhard Schymura
© NIKE
22.3.2013
Der kompakte Leitfaden
für Sportartikel-Verkäufer
7/2013
NR.
4
BASKETBALLSCHUHE
oder
Wie wird
Footwear
zum
Fanartikel?
TEXT Dorothea Weniger
I
Basketballschuhe
B
Lange waren Basketballschuhe einfach nur
weiß. Als Michael Jordan 1985 mit seinem
legendären „Air Jordans 1“ in den Farben
Rot, Schwarz und Weiß der Chicago
Bulls auf den Court wollte, sah der
US-amerikanische Basketballverband
rot und sprach ein Verbot aus. Jordan
war das egal. Er bezahlte jedes Spiel
5 000 US-Dollar Strafe, um mit
„seinem“ Schuh spielen zu können.
Neben den Funktionen, die ein
Basketballschuh erfüllen muss, ist
das Design auch heute noch entscheidend. Außerdem ist der Schuh
auf dem besten Weg, Trainingspartner zu werden.
J
© NIKE
ames Naismith, kanadischer Arzt und
Pädagoge, gilt als Erfinder des Basketballspiels. Er konzipierte es als Wintertraining für Football- und Baseball-Teams.
Nach 13 Regeln und mit dem Verbot,
während des Spiels zu laufen, gingen die
ersten Mannschaften am 15. Dezember
1891 auf den Court. Wissenschaftler
entdeckten später, dass Naismith ein Spiel
erfand, das schon viel früher die Mayas,
Azteken und Inka begeisterte.
1910 wurden die Regeln modifiziert:
Die Einführung des Dribbelns machte
den Sport schneller, die Anforderungen
an das Schuhwerk stiegen. Die ersten
Basketballschuhe, die Furore machten,
brachte Converse 1917 auf den Markt.
Schon damals arbeitete die Industrie eng
mit Spielern zusammen. Chuck Taylor beeinflusste die Konzeption des Schuhs und
gab ih
ihm
m au
auch
ch den
den Namen.
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amen
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or
gab
wie
vor
sind die „Chucks“ in aller Munde, aber
nicht mehr auf dem Court. Heute sind sie
die erfolgreichsten Freizeitschuhe.
II
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Das Material für den Schaft
Basketballschuhe sollen leicht und stabil
sein, einen sicheren Halt bieten und
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be
nat
trotzdem die natürliche
Bewegung von
der Ferse bis zu d
den Zehen unterstützen.
Und dämpfen so
sollen sie natürlich auch.
Funktionen, die eng an das Material
gebunden sind.
Chucks wurden n
noch aus Canvas geferfeste und steifen Gewebe.
tigt, einem festen
Später folgte Led
Leder. Heute ist dieses oft
durch SynthetikSynthetik-Materialien ersetzt,
da diese leichter und strapazierfähiger
sind sowie mehr Halt bieten. Besonders
der seitliche Hal
Halt ist wichtig, da das
Umknicken zu d
den typischen Basketballverletzungen zäh
zählt. Der Schaft ist oft
gepolstert, wobe
wobei eine perforierte Unterseite für mehr A
Atmungsaktivität sorgt.
>> Air-Mesh, das vor
v allem an der Zunge
eingesetzt wird, ist hierfür noch besser
geeignet. Es gibt sogar Modelle, bei denen
bis zu 90 Prozen
Prozent des Schaftes aus diesem
leichten Materia
Material bestehen. Die AirMesh-Struktur is
ist dabei so eng angelegt,
dass neben gutem Tragekomfort auch
die Festigkeit, Fl
Flexibilität und Passform
nicht zu kurz kommen.
kom
Ein durchgängiges
Textil-Innenfutt
Textil-Innenfutter sorgt für den nötigen
Tragekomfort.
Alternativ zu ein
einzelnen, unterschiedlichen Lagen beim Obermaterial gibt es
inzwischen auch ein Verbundmaterial
aus drei Schichte
Schichten, das drei Funktionen
erfüllt: Ein strap
strapazierfähiges SynthetikLeder sorgt für S
Stabilität, ein leichtes
Mesh-Material ffür Atmungsaktivität und
eine >>TPU
> -Folie für Verschleißfestigkeit.
Unter Druck und Wärme werden die
drei Schichten fe
fest miteinander verspa Nähte und verbessert
bunden. Das spart
die Passform.
Das Verbundmaterial
Verbundma
kann auch mit
der sogenannten Flywire-Technologie
kombiniert werd
werden. Technisch werden
hier starke Fäde
Fäden über das Obermaterial
bis zur Laufsohl
Laufsohle gespannt. Die Fäden
verlaufen über die
d Bereiche, wo besonderer Halt notwen
notwendig ist. Dadurch kann das
Ober
Ob
erma
mate
teri
rial
al u
n das Gewicht deutlich
Obermaterial
und
reduziert werde
werden. Mit dieser Entwicklung ist die Annahme
Ann
außer Kraft
gesetzt, dass nur mehr Material auch
mehr Halt bedeu
bedeutet. Neben Fäden gibt es
auch Riemen, die
di mit den Schnürsenkeln
verbunden sind und ebenfalls für mehr
Stabilität sorgen
sorgen.
turbulenter zu und ein
in
m
Fuß landet nach einem
Sprung schnell auf
einem fremden. Ein
Umknicken in dieser
Situation zieht
oft eine längere
Verletzungspause
nach sich.
Neben der SpielerPosition sollten auch
sein Körpergewicht
e
und seine körperliche
Verfassung in das
Verkaufsgespräch
einfließen. So kann ein
leichter Spieler einen
leichten Schuh tragen.
Ein schwerer sollte dagegen tendenziell eher
einen schweren Schuh
wählen. Ist der Spieler
für Bänderverletzungen anfällig oder
klagt er über ein instabiles Sprunggelenk,
sollte sein nächster Basketballschuh vor
allem stabil und trittsicher sein.
© Nike
Die starken Tragefäden
verlaufen bis zur Laufsohle und stabilisieren
so den Fuß. Zudem
kann das Obermaterial dünner
und damit leichter
ausfallen.
Basketballschuhe
Die Höhe des Schafts
Die Frage nach der Höhe des Schuhs –
low, mid oder high – hängt zum einen von
der Spielerposition zum anderen von den
individuellen Bedürfnissen ab. So wechselt ein Point Guard ständig die Richtung,
ist also mit einem leichten, nicht so hohen, aber stabilen Schuh, der einen guten
Grip bietet, besser bedient. Dagegen kann
für einen Center oder Power-Forward
der Knöchelschutz, der mit einem hohen
Schuh einhergeht, entscheidend sein. Vor
allem unter dem Korb geht es schon mal
Der Aufbau der Sohle
Die Sohle der Basketballschuhe ist im
Laufe der Jahre immer flacher geworden,
wodurch ein bodennahes Tragegefühl
erreicht wurde und die Schuhe deutlich
leichter wurden. Die Außensohle sollte
möglichst griffig und rutschfest sein. In
der Regel ist sie aus
abriebfestem Gummi
gefertigt, der schnelle Richtungswechsel
genauso mitmacht, wie
abrupte Stopps und
point
plötzliche Antritte.
guard
Die Innensohle – zumeist aus Polyurethan
shooting
(PU) – soll für langleguard
bigen Komfort sorgen.
Zwischen Innen- und
Außensohle liegt die
center
Mittelsohle, die vor
allem der Dämpfung
power
small
dient. Manche Mittelforward
forward
sohlen haben auch eine
Verstärkung im Vorfußbereich. Sie soll den
Tragekomfort erhöhen
Die Position auf dem Court entscheidet neben der
körperlichen Verfassung über die Wahl des richtigen
Schuhs.
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Die funktionelle Fersenkappe sorgt für
einen festen Halt, die abriebfeste Außensohle für die nötige Griffigkeit.
und das Fußgewölbe stützen. Außerdem
soll sie die natürliche Bewegungsfreiheit
des Fußes ermöglichen und gleichzeitig
seiner Verdrehung entgegenwirken.
Die Arten der Dämpfung
Beim Landen nach einem Sprung wirken
sehr hohe Kräfte auf Muskeln, Gelenke
und Sehnen. Um diese zu mindern, sind in
Basketballschuhen Dämpfungssysteme integriert. Aber nicht jeder Spieler braucht
einen top-gedämpften Basketballschuh.
Auch hier entscheiden die körperliche
Verfassung, die Spielposition und die individuellen Bedürfnisse. Drei verschiedene Dämpfungssysteme in der Mittelsohle
sollen hier unterschieden werden:
Die Lunarlon-Dämpfung
Das leichteste Dämpfungsmaterial ist
Schaumstoff, der als weicher und sehr gut
federnder Schaumstoffkern in stützenden Trägerschaum eingearbeitet sowohl
dämpft als auch Halt gibt. Er durchzieht
die gesamte Mittelsohle. Das Schaumstoffmaterial soll 30 Prozent leichter als
>>Phylon sein, die Energie des Aufpralls
gleichmäßig verteilen und so schmerzhafte Druckpunkte am Fuß vermeiden.
Die EVA-Dämpfung
Die >>EVA-Dämpfung in der Mittelsohle
ist in der Regel formgepresst, um den
Komfort zu erhöhen. Basketballschuhe,
die nur über eine EVA-Mittelsohle gedämpft werden, sind flacher. Der Spieler
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Basketballschuhe
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glossar
>> Air-Mesh: Ein Gewebe mit Poren, die so
Das Air-Dämpfungssystem
Das Air-Dämpfungssystem hat den Vorteil, dass es vor allem die Druckspitzen
besser als eine reine EVA-Mittelsohle
dämpft. Durch den Aufprall bei der
Landung werden die Fasern im Innern des
Druckluftelements gestreckt und die Aufprallenergie absorbiert. Danach kehren
sie in ihre ursprüngliche Form zurück. Oft
wird das Air-Dämpfungssystem mit einer
EVA-Dämpfung kombiniert, wodurch die
Sohle höher wird. Darunter leidet manchmal die Standsicherheit des Spielers. Die
Air-Kissen-Elemente sind an unterschiedlichen Stellen positioniert. In der Ferse
sorgen sie für Aufprallschutz und ein
geschmeidiges Laufgefühl. Im Vorfußbereich erfüllen sie die gleichen Funktionen, nehmen aber dem Antritt oft seinen
explosiven Charakter. Trotzdem eignet
sich diese Art der Dämpfung gerade für
Spieler mit Knie- und Hüftproblemen.
Tipps für die Anprobe
Ein Basketballschuh muss fest sitzen,
darf aber nicht drücken. Vorne sollten die
Zehen ca. fünf Millimeter Spiel haben,
damit der große Zeh sowohl beim plötzlichen Stoppen, aber auch beim Abrollen
noch etwas Platz hat.
Aktive Basketballer, die regelmäßig Trainingseinheiten absolvieren und in den
Spielbetrieb eingebunden sind, aber auch
schwere Spieler brauchen oft nach einer
Saison bereits wieder einen neuen Schuh.
Denn egal welches Dämpfungssystem –
seine Lebensdauer ist begrenzt.
Die Zielgruppe – jung und internetaffin
Sportartikel-Hersteller buhlen um die
besten Basketballer der NBA. Unsummen
werden dafür bewegt. So kostete ein
Sieben-Jahres-Vertrag mit dem Jung-Star
James LeBron über 90 Mio. USD. Kaum
zu glauben, denn der Newcomer hatte zu
diesem Zeitpunkt noch keine Minute in
der NBA gespielt. Die Anbieter investieren diese Summen nicht aus Jux, sondern
weil sie wissen, dass sich ihre Kunden mit
diesen Spielern identifizieren.
Basketballer sind jung, sie sind freakig
und mit dem Computer groß geworden.
Klug ist der, der diese Eigenschaften für
sich zu nutzen weiß. Über eine gute Beratung und individuelle Betreuung lässt
sich diese Kunden-Klientel fest an den
Fachhandel binden. Hat man es geschafft,
stehen schon aus biologischen Gründen
viele Jahre gemeinsamer Geschäftsbeziehung vor der Tür. Basketballer sind oft
auch an einen Verein gebunden. Laden
Sie auch die Mitspieler zu sich ein. Und
klein sind, dass keine Feuchtigkeit eindringen, aber so groß, dass Luft sehr gut
zirkulieren kann.
>>EVA: Ethylenvinylacetat ist ein wärmebeständiger und langlebiger Kunststoff.
Ein Handelsname von EVA ist Phylon.
>>Phylon: Ein Handelsname von
Ethylenvinylacetat (EVA)
>>TPU: Thermoplastische Polyurethane. TPU
stehen funktional zwischen Gummi und
harten Thermoplasten. Thermoplaste
sind Kunststoffe, die sich nach ihrer
Aushärtung unter Wärme plastisch
verformen lassen. Gummi hingegen ist
im Vergleich dazu immer sehr elastisch
und hat eine gute Haftfähigkeit, ohne zu
kleben.
gehen Sie auf die Wünsche Ihrer jungen
Kunden ein. Die digitale Welt ist ihnen
vertraut. Warum bieten Sie ihnen also
nicht den Schuh als digitalen Trainingspartner an?
Der Schuh als digitaler
Trainingspartner
Die wichtigsten Basketballschuh-Hersteller bieten ihn an: Einen Sensor, der in die
Mittelsohle des Schuhs eingelegt wird und
der die Bewegungsdaten erfasst und drahtlos an das Smartphone schickt. Trainingseinheiten werden so erstellt, komplette
Spiele statistisch erfasst. Über digitale
Communities kann man alles noch einmal
diskutieren. Sogar das Filmen des eigenen
Spiels ist keine Utopie mehr.
Der Basketballsport
in Zahlen
Laut dem Deutschen
Olympischen Sportbund spielen:
9.800.128 Mitglieder Fußball
818.640 Handball
454.820 Volleyball
192.551 Basketball.
Mit einem Sensor in der Sohle lässt sich praktisch
alles messen: Wie hart und schnell gespielt wurde,
wie hoch gesprungen wurde und vieles mehr.
© Nike
Street-Basketballer
sind hier nicht mitgezählt.
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sport-fachhandel.com mit Unterstützung von Sportsella
steht mit ihnen näher zum Boden, hat
damit mehr Standsicherheit und einen
besseren Bodenkontakt. Der Antritt ist
schneller. Diese Schuhe eignen sich vor
allem für Spieler ohne Gelenkprobleme,
die auf ein hohes Maß an Dämpfung
verzichten können.

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