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(seit 1835) Vargas, dem Paëz 1839 wieder folgte. Unter Carlos Soublette wurde 20. April 1843 eine Reform der Verfassung vom
14. Sept. 1830 bewirkt und durch den Madrider Vertrag vom 30. März 1845 die Unabhängigkeit der Republik Venezuela von Spanien
anerkannt. Mit Ausnahme eines kurzen Bürgerkriegs 1835 genoß die Republik innern Frieden; 1846 aber brach ein Rassenkrieg
zwischen der weißen und farbigen Bevölkerung aus, den Paëz, mit diktatorischer Gewalt versehen, zwar unterdrückte, infolge dessen
aber durch Paëz' Einfluß José Tadeo Monagas 20. Jan. 1847 Präsident ward.
Derselbe verfuhr jedoch äußerst willkürlich, ließ, als sich herausstellte, daß die Mehrheit im Kongreß gegen ihn zu stimmen
beabsichtigte, die Abgeordneten unter Blutvergießen auseinander treiben, nahm den edlen Paëz, der ein Pronunciamiento gegen den
Präsidenten erließ, gefangen und zwang denselben, im Juli 1850 das Land zu verlassen und sich nach New York zurückzuziehen.
Am 20. Jan. 1851 trat Gregorio Monagas, der Bruder des abgetretenen Präsidenten, an die Spitze des Staats.
Schon 25. Mai brach indessen eine förmliche Revolution gegen die sogen. Dynastie Monagas aus, und 7. Juni erklärte sich
Cumaná für unabhängig von Venezuela und für eine Föderativregierung, der sich nun die Provinzen Coro, Maracaibo und Margarita
anschlossen. Es gelang jedoch den energischen Maßregeln Monagas', mit Hilfe der Liberalen oder Föderalisten den Aufstand der
Oligarchen (Konservativen) zu unterdrücken. Zur Präsidentschaft wurde 1855 wieder Tadeo Monagas gewählt. Zu Anfang März 1858
erhob der General Juliano Castro in Valencia die Fahne des Aufstandes, der sich schnell über Puerto Cabello, Cumaná und
Barquisimeto verbreitete.
Schon 12. März bedrohte Castro Carácas; doch kam es zu keinem Blutvergießen, da der Präsident Monagas sich zur
Abdankung bequemte. Castro zog darauf 18. März in Caracas ein und errichtete eine provisorische Regierung, an deren Spitze er
selbst trat. Auf 5. Juli wurde ein Nationalkonvent nach Valencia berufen, um dem Land eine neue Konstitution zu geben, welche 29.
Jan. 1859 verkündigt wurde, aber den Zwiespalt zwischen den Parteien nicht beendigte. Bald brachen neue Unruhen aus. Im August
ward General Castro gestürzt und auf dem im April 1860 zusammentretenden Kongreß Tovar zum Präsidenten, Gual zum
Vizepräsidenten gewählt.
Aber schon im August veranlaßten die Föderalisten neue Unruhen, und nachdem Tovar die Präsidentschaft niedergelegt hatte,
ward im August 1860 Paëz als Diktator ausgerufen. Da die Föderalisten auch jetzt noch bei ihrem Widerstand gegen die neue
Regierung beharrten, so dauerte der Bürgerkrieg fort. Am 23. März 1863 kam endlich zu Cocha bei Carácas zwischen den
Föderalisten und der Regierungspartei ein Friedensvertrag zu stande, wonach aus jeder Provinz vier (von jeder Partei zwei)
Repräsentanten zur Wahl eines neuen Präsidenten einberufen werden sollten.
Nachdem Paëz infolge dieser Konvention zurückgetreten, versammelten sich diese Repräsentanten 17. Juni 1863 zu Vittoria und
erwählten den General Falcon, das Haupt der Föderalisten, zum provisorischen Präsidenten, den General Blanco aber zum
Vizepräsidenten. Falcon zog 24. Juli Carácas ein, berief zur Einsetzung einer legalen Regierung auf 10. Dez. eine Konstituierende
Versammlung, welche die neue Föderativverfassung vom 28. März 1864 ausarbeitete, durch welche in einen Staatenbund (Vereinigte
Staaten von Venezuela) verwandelt wurde, und ward auf dem Kongreß in Caracas im März 1865 wieder zum Präsidenten erwählt.
Venezuela hatte nun einige Jahre Ruhe, ohne jedoch die Zerrüttung seiner Finanzen beseitigen zu können. Im Februar 1868 brach
wieder eine weitverzweigte Revolution auf Anstiften der Unitarier oder Konservativen aus, welche Falcon veranlaßte, aus Carácas zu
fliehen. Im Juli bemächtigte sich der aufständische General Monagas der Hauptstadt Carácas und wurde 4. Okt. zum Präsidenten
gewählt, starb aber schon 18. Nov. An seine Stelle trat vorläufig der General Pulgar.
Der Bürgerkrieg schwankte, das Land schrecklich verwüstend, unentschieden hin und her, bis der General Antonio Guzman
Blanco, ein Anhänger der föderalistischen Partei, nach wechselvollen Kämpfen im April 1870 sich in der Hauptstadt Carácas zum
provisorischen Präsidenten der Republik erklärte. Guzman Blanco ward auf die Zeit vom 20. Febr. 1873 (bis dahin hatte er
diktatorische Gewalt ausgeübt) bis 20. Febr. 1877 zum Präsidenten der Republik erwählt. 1874 ward eine neue Verfassung
vereinbart.
Der neue Präsident führte ein kräftiges Regiment. Wenn er auch der durch die ungeheure, auf leichtsinnige Art kontrahierte
Schuldenlast verursachten Finanznot nicht ganz abhelfen konnte, so begann er doch die Zinsen der auswärtigen Schuld, die viele
Jahre gar nicht entrichtet worden waren, wieder zu bezahlen, trat den Anmaßungen der Geistlichkeit mit Energie entgegen, hob 1874
die Klöster auf, ließ 9. Mai 1876 durch den Kongreß sogar die Konstituierung einer Nationalkirche von Venezuela beschließen und
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beendigte den Konflikt mit den Niederlanden, deren Schiffen er die Häfen von Venezuela wegen des von Curassao aus betriebenen
Schmuggels verboten hatte, auf ehrenvolle Weise.
Ihm folgte 20. Febr. 1877 General Alcantara und nach dessen Tod (November 1878) provisorisch der Präsident des höchsten
Bundesgerichts, Jacinto Gutierrez. Darauf ward der Unitarier General Valera zum Präsidenten gewählt, aber schon im Februar 1879
von den Föderalisten gestürzt, die im Mai Guzman Blanco zum Präsidenten erhoben. Blanco regierte bis 1884 und nach der kurzen
Präsidentschaft des Generals Crespo (1884-86) wieder bis August 1887, worauf er die Präsidentschaft an Lopez abgab und die
Gesandtschaft in Paris übernahm. 1888 ward Rojas Paul zum Präsidenten erwählt.
Vgl. Wappäus, Die Republiken von Südamerika, Abt. 1 (Götting. 1843);
M. Tejera, Mapa de los Estados Unidos de Venezuela (Par. 1876);
Derselbe, Venezuela pintoresca (1877, 2 Bde.) und Compendio de la historia de Venezuela (1875);
Spence, The land of Bolivar (Lond. 1877);
Sachs, Aus den Llanos (Leipz. 1878);
»Statistischer Jahresbericht über die Vereinigten Staaten von Venezuela« (offiziell, Carácas 1887);
Cazeneuve und Harani, Les États-Unis de Venezuela (Par. 1888);
Sievers, Venezuela (Hamb. 1888);
Baralt und Urbaneja, Historia de Venezuela, 1498-1831 (Carácas 1865);
Oviedo y Banor, Historia de la conquista y poblacion de la provincia de Venezuela (Madr. 1885, 2 Bde.).
Ende Venezuela
Quelle: Meyers Konversations-Lexikon, 1888; Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte
Auflage, 1885-1892;16. Band, Seite 84 im Internet seit 2005; Text geprüft am 9.1.2010; publiziert von Peter Hug; Abruf am 20.1.2017
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