VI. Die Olympischen Spiele 2008 Die Olympiastadt Peking

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VI. Die Olympischen Spiele 2008 Die Olympiastadt Peking
Grundlagen
VI. Die Olympischen Spiele 2008
Die Olympiastadt Peking
Es ist wieder soweit: Die Olympischen Spiele in Peking werden am 8. August 2008 eröffnet und bis zum 24. August Milliarden von Menschen rund um den Globus in ihren Bann ziehen. Der Start dieses Mega-Events wurde bewusst auf den 08.08.2008 gelegt, da die
Zahl 8 in China Glück prophezeit. Die Bedeutung von Zahlen ist ein wesentlicher Bestandteil der chinesischen Kultur und Geschichte, die sich über 5000 Jahre nachverfolgen lässt.
Schon mit diesem Datum sind die Spiele in Peking dazu verpflichtet, ein voller Erfolg zu werden. Auch
wenn der Austragungsort der XXIX. Olympischen Spiele in den Medien häufig kritisch betrachtet
wurde und bisher vorwiegend Umweltprobleme, Pressefreiheit und Menschenrechte im Mittelpunkt
der Aufmerksamkeit standen, kann man davon ausgehen, dass China als Gastgeberland mit einem
Feuerwerk an Höhenpunkten überraschen wird. Den Zuschlag des Internationalen Olympischen
Komitees (IOC) erhielt Peking im Rahmen der 112. IOC-Session am 13. Juli 2001 in Moskau, nachdem China bei der Vergabe um die Spiele 2000 mit seiner Bewerbung knapp an Sydney gescheitert
war. Die Ausrichtung der Spiele in China ist nun der glanzvolle Höhepunkt einer wechselhaften olympischen Vergangenheit, die mit der Berufung von Weng Zhengting 1922 als IOC-Mitglied seinen offiziellen Anfang nahm, im Verlauf der Jahrzehnte angesichts politischer und gesellschaftlicher Veränderungen und vor dem Hintergrund des schwelenden Konflikts mit dem vom IOC anerkannten Taiwan
jedoch manchen Belastungen ausgesetzt war. Erst 1979 kehrte China in den Kreis der olympischen
Familie zurück, um danach seinen Einfluss und die sportlichen Erfolge kontinuierlich zu steigern.
Xu Haifeng
Nach dem Gewinn der ersten Goldmedaille durch den Schützen Xu
Haifeng 1984 in Los Angeles gelang es chinesischen Athleten immer häufiger, sich in die Siegerlisten einzutragen. Bei den letzten
Spielen 2004 in Athen schlugen schon 32 Goldmedaillen für China zu Buche, und damit nur drei weniger als die der USA, der erfolgreichsten Nation. Mit dem Heimvorteil und der Begeisterung der
Zuschauer im Rücken, trauen nicht wenige Experten China bei den
Spielen in Peking sogar den ersten Platz im Medaillenspiegel zu.
Die Zielsetzung der chinesischen Gastgeber begrenzt sich indes
nicht nur auf sportliche Meriten. Natürlich soll diese einmalige Chance auch genutzt werden, der Weltöffentlichkeit ein neues China,
weltoffen, dynamisch und gastfreundlich, zu präsentieren. Erreicht
werden soll dies mit der Umsetzung ehrgeiziger Vorhaben, die alle
Bereiche der Spiele umfassen und unter dem Motto „New Peking – Great Olympics“ stehen.
An drei Schlagworten orientieren sich dabei die konzeptionellen Planungen der Organisatoren:
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Qingdao
Mao Zedong – Andy Warhol
Honkong
„Green Olympics“ fordern einen sorgsamen Umgang mit Umwelt und natürlichen Ressourcen;
„High-tech-Olympics“ stehen für den hohen Anspruch, den man in den Bereichen Technologie,
Forschung und wissenschaftliche Begleitung anstrebt; „Peoples Olympics“ repräsentieren schließlich den Wunsch, die olympische Philosophie sowie die chinesische Kultur weltweit zu verbreiten.
Darüber hinaus soll die Gelegenheit genutzt werden, durch vielfältigen kulturellen Austausch zu
Verständigung und Frieden unter den Völkern der Welt beizutragen sowie eine harmonische Entwicklung zwischen Menschheit und Natur zu fördern.
Auch wenn mit den Wettkämpfen der Sportarten Reiten in Hongkong und Segeln in Qingdao
zwei weitere chinesische Städte „Olympiastatus“
erhalten, rückt die Gastgeberstadt Peking in das Zentrum des olympischen Geschehens. Der Name
Peking (Beijing) bedeutet „nördliche Hauptstadt“ und befindet sich – nomen est omen – im nordwestlichen Teil der nordchinesischen Ebene. Die Geschichte der Stadt reicht bis in die Zhou-Dynastie (1121
– 770 v. Chr.) zurück, als sie den Namen Ji (Schilf) trug, unter dem sie auch erstmals urkundliche
Erwähnung fand. Die Stadt entwickelte sich im Folgenden von einer unbedeutenden Provinzstadt zu
einem Handelsknotenpunkt und einer Militärbasis. Namen und Bedeutung veränderten sich im Verlauf
der Jahrhunderte unter der Herrschaft verschiedener Besetzer und Dynastien. Nachdem Peking schon
einmal von 1912 bis 1928 das politische Zentrum Chinas war, erklärte Mao Zedong Peking 1949, im
Anschluss an die Gründung der Volksrepublik, wieder zur Hauptstadt. In diesem Zusammenhang entstanden wichtige öffentliche Bauten, u. a. das Gebäude des Nationalen Volkskongresses, der Museumspalast, der Kulturpalast der ethnischen Minderheiten und der Hauptbahnhof.
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Peking Hauptbahnhof
Verbotene Stadt
Tiananmen Square
Peking im Smog
Nationaler Volkskongress
Grundlagen
Peking ist heute das politische, kulturelle, wissenschaftliche und Bildungszentrum Chinas und ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Das Verwaltungsgebiet nimmt mit fast 17.000 km2 insgesamt etwa die
gleiche Fläche wie das Bundesland Thüringen ein. Von den 1,5 Milliarden Chinesen wohnen in Peking
ca. 15 – 16 Millionen Menschen. Da im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen ein zusätzlicher
Strom von Zuwanderern und Besuchern zu erwarten ist und Peking weltweit im Rampenlicht stehen
wird, erfuhr das Stadtbild in den vergangenen Monaten und Jahren umfangreiche Veränderungen. In
immer schnellerem Tempo wurden Gebäude abgerissen und neue errichtet. Im Stadtzentrum entstanden überwiegend moderne Beton- und Glasbauten, die traditionelle Wohnviertel ersetzten und ärmere
Bevölkerungsschichten in die Außenbereiche der Stadt verdrängten. Mit weiteren Sanierungsprojekten
versucht man der Luftverschmutzung beizukommen. Fabriken, deren technische Abläufe sich nicht
ausreichend modernisieren ließen, mussten schließen, verschmutzte Kanäle wurden ausgebaggert,
Freiflächen durch Begrünung zu neuem Leben erweckt. Weitere Einschränkungen für Fabrikanlagen
und eine drastische Reduzierung des Individualverkehrs auf den Straßen sollen während der Olympischen Spiele helfen, die Qualität der Luft für die Olympiabesucher und insbesondere für die Athleten
zu verbessern. Ohnehin ist mit belastenden Temperaturen von meist über 30 °C und einer bis zu 90 %
hohen Luftfeuchtigkeit zu rechnen.
Auch unabhängig von den Olympischen Spielen ist Peking ein bekanntes inländisches und internationales Reiseziel und verfügt über zahlreiche landschaftliche und historische Sehenswürdigkeiten wie
die Verbotene Stadt, der Himmelstempel, die 13 Ming-Gräber oder die Duftenden Berge. Zu den bedeutendsten Bauwerken gehören sicherlich der Kaiserpalast in der Verbotenen Stadt und der riesige
Tiananmen-Platz, der Platz des Himmlischen Friedens, der 1989 mit der gewaltsamen Niederschlagung der Studentenproteste allerdings eine eher traurige und weniger friedliche Berühmtheit erlangte.
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In nicht allzu großer Entfernung gelangt man nördlich von Peking an das vermutlich imposanteste und
weltweit bekannteste chinesische Bauwerk, die Chinesische Mauer, deren erste Teilstücke zum Schutz
vor den benachbarten Hunnen im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. errichtet wurden. Um das Jahr 200 v.
Chr. unter Kaiser Qin Shi Huangdi schließlich fertig gestellt, zieht sich dieser Verteidigungswall über
eine Länge von über 6.000 km durch China.
Zur Erholung von innerstädtischer Hektik bietet sich in Peking ein Besuch des Sommerpalastes an,
dessen Umgebung als reizvollste Parkanlage der Stadt gilt. Das riesige Areal, das zu 2/3 von Wasser
bedeckt wird, diente den letzten Kaisern als Ort der Sommerfrische, an den sie sich samt Hofstaat gern
zurückzogen.
Pekingente
Sommerpalast
Duftende Berge
Ming-Gräber
Chinesische Mauer im Winter
Nicht ohne Reiz sollte schließlich auch die chinesische Küche sein. Der Peking-Tourist wird kaum an
den kulinarischen Spezialitäten der Stadt, der Peking-Ente sowie dem Mongolischen Feuertopf, vorbeikommen.
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Grundlagen
Olympisches Dorf 1
Das Olympische Dorf
und die Sportstätten
in Peking
Olympisches Dorf 2
Olympisches Dorf 3
Nationalstadion (Birds Nest)
National Aquatics Center
Basketball Gymnasium
1932 erstmals eingerichtet, zählt
das Olympische Dorf schon
lange zum festen Bestandteil
der olympischen Landschaft.
Immer wieder wird von den Aktiven gerade das gemeinsame Wohnen
auf engem Raum, das besondere Flair der Unterkunft und die dadurch
geförderte intensive Begegnung mit Sportlern anderer Disziplinen und
vieler Herkunftsländer als ein besonderes Erlebnis beschrieben.
Bedauern werden deshalb die Athleten der Sportarten Reiten und Segeln die Tatsache, dass ihre Wettkämpfe 2008 nicht in der Olympiastadt Peking stattfinden, sondern in Hongkong bzw. Qingdao, wo sie
in kleineren olympischen Wohneinheiten unter sich bleiben. Auch die
Mannschaften des olympischen Fußballturniers müssen zumindest
ihre Vorrundenspiele in Stadien anderer chinesischer Großstädte bestreiten. Für alle anderen schlägt das olympische Herz in Peking, der
15-Millionen-Metropole, die mit einer Ausdehnung von 16.800 km2 (ca.
160 km x 100 km) hierzulande eher mit Regionen wie dem Rhein-MainGebiet oder dem Ruhrgebiet vergleichbar ist als mit einer einzelnen
Stadt. Für die Pekinger Organisatoren stellt es deshalb eine besondere
Herausforderung dar, die Spiele kompakt zu halten und den Teilnehmern lange, zeitraubende Wege zu ersparen. Umzusetzen versuchte
man diesen Anspruch durch Cluster-Bildung, d. h. durch die Konzentration mehrerer Wettkampfstätten in bestimmten Stadtregionen.
Zur schnellen Erreichbarkeit aller olympischen Einrichtungen baut man
auch in Peking auf das Konzept der „Olympic Lanes“. Hierzu werden
bestimmte Fahrspuren der Straßen besonders gekennzeichnet und
während der Spiele nur für akkreditierte Olympiafahrzeuge freigegeben. Dazu soll eine umfassende Beschränkung für Privatfahrzeuge
zu einer allgemeinen Verkehrsentlastung führen. Shuttlebustransporte
sorgen für die reibungslose Anfahrt der Athleten zu den Trainings- und
Wettkampfstätten. Für den Bereich des öffentlichen Transports werden
darüber hinaus große Optimierungsanstrengungen unternommen. Das
U-Bahnnetz wurde auf über 200 km Länge erweitert, eine Schnellzugstrecke zur Verbindung des Flughafens mit der Innenstadt neu gebaut.
Dazu kommt eine U-Bahnanbindung, die mit zwei Haltestellen direkt in
den Olympic Park führt.
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China Agricultural Gymnasium
Floating Boathouse
Fünfkampf Stadiion
Laoshan Velodrom
National Olympic Sports Center
National Indoor Stadion
Das olympische Zentrum befindet sich im neugestalteten Olympiapark, dem „Olympic Green“, das in Konzept und Ausgestaltung unweigerlich an die Olympiaanlage in München mit deren gelungener
Verbindung zwischen Sportstätten, Funktionsbauten und Grünanlagen erinnert. Entstanden ist der Olympiapark in Pekings Norden,
zwischen der 4. und 5. Ringstraße. Das Bindeglied zwischen der im
Nordteil des Parks gelegenen Grünanlagen- und Seenlandschaft und
dem sich südlich daran anschließenden Gelände mit verschiedenen
Sportstätten sowie dem Kultur- und dem Kongresszentrum bildet das
Olympische Dorf. Dieses ist mit seinen 42 Apartmenthäusern (22
sechsstöckig, 20 neunstöckig) und den verschiedenen Funktionsbauten kompakt angelegt und mit Grün- und Wasserflächen aufgelockert. Auf einer Fläche von 66 ha werden dort während der Olympischen Spiele 16.000, während der Paralympics 6000 Sportler und
Betreuer wohnen. Untergebracht sind sie in modernen klimatisierten
Wohnungen mit zwei bzw. drei Schlafräumen. Dazu kommen ein oder
zwei Bäder sowie ein geräumiger Aufenthaltsraum, in dem man relaxen oder den Verlauf der Spiele auch im eigenen TV verfolgen kann.
Kurze Wegstrecken, ein 24-Stunden-Busservice im Dorf, Restaurants mit 24-Stunden-Betrieb, kleinere Restaurants und Cafés sowie
verschiedene Gemeinschaftseinrichtungen mit Internetanschluss
werden zusätzlich die Lebensqualität für die Athleten erhöhen.
Traditionell gliedert sich das Olympische Dorf in einen Wohnbereich,
in dem die Mitglieder der Mannschaften unter sich sind, und in eine
„Internationale Zone“, die zu bestimmten Zeiten auch Besuchern und
Medienvertretern offen steht. Die Einrichtungen des Olympischen
Dorfes bieten eine Rundum-Versorgung. In der riesigen Halle des
„Main Dining“ mit über 5000 Plätzen können die Athleten 24 Stunden
am Tag aus einem internationalen Speiseangebot auswählen, dessen einzelne Gerichte – zur besseren Kontrolle – detailliert hinsichtlich aller Zutaten, der Anzahl von Kalorien etc. gekennzeichnet sind.
Auch die Poliklinik mit allen notwendigen Fachabteilungen ist tagein,
tagaus geöffnet. Die unterschiedlichen Bedürfnisse der Dorfbewohner werden schließlich durch Versorgungs- und Verwaltungszentren,
zahlreiche Sport- und Freizeiteinrichtungen, eine Bücherei, ein olympisches Museum sowie ein religiöses Zentrum, in dem ökumenische
Gottesdienste aber auch eigene Räume für die verschiedenen Religionen angeboten werden, gedeckt. Langeweile wird in Wettkampfpausen oder für solche Athleten, deren Wettbewerbe beendet sind, kaum
aufkommen. Unterschiedliche Veranstaltungen wie Theater, Konzerte
oder Athletenpartys sorgen für Unterhaltung und Zerstreuung. Umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen schützen die Dorfbewohner vor
möglichen Anschlägen oder sonstigen unerwünschten Besuchern.
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Grundlagen
Shenyang Olympic Sports Center
Beijing University Gymnasium
Workers Stadium
Für die olympischen Wettkämpfe stehen in Peking 31 Sportanlagen
zur Verfügung, davon allein 12 Neubauten sowie 11 generalüberholte
und modernsten Anforderungen angepasste Sportstätten. Besonders
beeindruckend präsentiert sich das neue Nationalstadion, dessen Architektur sich an dem statischen Aufbau eines Vogelnestes orientiert
und deswegen zu Recht die Zusatzbezeichnung „Birds Nest“ trägt.
91.000 Zuschauer fasst die futuristische Anlage, in der Eröffnungsund Schlussfeier stattfinden sowie die Leichtathletikwettkämpfe und
das Endspiel des Fußballturniers für Männer ausgetragen werden. Wie
das Olympische Dorf liegt auch das Nationalstadion in Pekings Olympiapark und ist damit besonders günstig für die Athleten zu erreichen.
Diesen Standortvorteil der kurzen Wege besitzen auch alle weiteren
Sportstätten des „Olympic Greens“, u.a. die Tennisanlagen, das Hockeystadion sowie die Hallen für Schwimmen, Handball, Turnen und
Fechten.
Shooting Range
Ebenfalls auf engstem Raum sind verschiedene Sportstätten des Pekinger Universitätsviertels konzentriert, das sich ca. 5 km westlich
vom Olympischen Dorf befindet. In großzügigen Hallen finden dort die
Wettkämpfe der Sportarten Judo, Tischtennis, Taekwondo, Gewichtheben, Ringen und Volleyball statt.
Shanghai Stadium
Noch weiter westlich, in ca. 20 km Entfernung vom Olympischen Dorf
befindet sich die „Western Community Area“. Dort kämpfen die Athleten der Sportarten Schießen, Baseball, Softball und Basketball um
olympische Medaillen. Zudem entstanden dort das Velodrom für die
Bahnwettbewerbe im Radfahren sowie eine großzügige Anlage für die
erstmals ins olympische Programm aufgenommenen BMX-Wettbewerbe. Das leicht hügelige Gelände in diesem Bereich Pekings wurde
auch genutzt, um dort eine anspruchsvolle Strecke für die StraßenRadfahrer anzulegen.
Qingdao Sailing Center
Im Stadtbereich sind schließlich noch die Wettkämpfe der Sportarten
Badminton und Rhytmische Sportgymnastik, die auf Sporthallen der
Technologie-Universität im Osten Pekings zurückgreifen, sowie das
Boxturnier im Arbeiterstadion angesiedelt. Etwas außerhalb des Stadtgebiets, an der nördlichen Peripherie, entstand der Shunye-Ruderund Kanupark, in dem 35.000 Zuschauer die Bootsregatten verfolgen
können. Ein Novum stellt die Tatsache dar, dass in dieser knapp 40 km
vom Olympischen Dorf entfernten Anlage erstmals auch die neu in das
olympische Programm aufgenommenen Langstrecken-Schwimmwettbewerbe ausgetragen werden.
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Grundlagen
Das Wettkampfprogramm
der XXIX. Olympischen Spiele
Peking 2008
Bei den Spielen in Peking werden Medaillen in 302 olympischen Wettbewerben in 28
Sportarten vergeben. Wie üblich ergaben sich im Programm gegenüber Athen 2004
verschiedene Änderungen.
Rund 10.700 Athletinnen und Athleten werden bei den 29. Olympischen Sommerspielen im August 2008 an den Start gehen. Neun neue Wettbewerbe stehen auf
dem Programm, darunter die Radsportdisziplin BMX. In der Leichtathletik werden
Frauen erstmals zu einem 3000-Meter-Hindernislauf antreten. Zwei Langstreckenentscheidungen (10 km Männer und Frauen) ergänzen die Schwimmwettbewerbe.
Im Fechten findet für bestimmte Disziplinen ab 2008 ein rotierendes System statt.
So sind in Peking die Wettbewerbe Florett-Mannschaft der Männer und DegenMannschaft der Frauen nicht dabei (dafür aber wieder 2012). Sie werden ersetzt
durch einen Florett- und einen Säbel-Mannschaftswettbewerb bei den Frauen. Im
Tischtennis gibt es statt der bisherigen Doppel-Entscheidungen nun je einen Mannschaftswettbewerb für Frauen und Männer. Für die neu aufgenommenen Wettbewerbe mussten zwangsläufig andere Disziplinen weichen, so z. B. das Schießen auf
die laufende Scheibe. Beim Segeln ersetzt die Europe-Klasse die der Laser. Für die
neu aufgenommenen BMX-Wettbewerbe wurden das 500-m- bzw. 1000-m- Zeitfahren für Frauen und Männer im Radsport gestrichen.
Ununterbrochen haben sich seit den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit in
Athen 1896 nur 13 Disziplinen in zwei Sportarten im Programm behaupten können, darunter verschiedene Laufstrecken, Sprungdisziplinen und der Diskuswurf in
der Leichtathletik sowie eine kurze und eine lange Strecke in der Freistiltechnik im
Schwimmen. Immer mehr Sportarten und Disziplinen sind seitdem in das olympische
Programm gekommen oder drängen nachdrücklich auf Aufnahme. Unter anderem
bemühen sich der Tanzsport, Rugby, Golf oder auch die Inline-Skater um offizielle
Anerkennung als olympische Sportart. Die organisatorischen Kapazitätsgrenzen
sind jedoch mit 10.700 Aktiven, 5.500 Begleitern und über 20.000 Medienschaffenden wohl endgültig erreicht. So verfolgt das Internationale Olympische Komitee
(IOC) das Ziel, einer ausufernden Entwicklung entgegen zu treten und gleichzeitig
einer weltweit sich wandelnden Sportkultur Rechnung zu tragen. Die vom IOC für die
Aufnahme in das olympische Programm gestellten Bedingungen sind hoch: Bei den
Männern muss die Sportart mindestens in 75 Ländern und vier Kontinenten, bei den
Frauen mindestens in 40 Ländern auf drei Kontinenten verbreitet sein. Zudem muss
die Sportart mindestens zwei Mal Bestandteil von Welt- oder Kontinentalmeister-
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schaften gewesen sein. Trotz dieser Hürden ist angesichts der weltweit
rasanten Entwicklung von Trendsportarten mit zukünftigen Programmerweiterungen zu rechnen. Doch bereits bei den Veränderungen von Athen
zu Peking wurde deutlich, dass das IOC dies zukünftig im Wesentlichen
nur noch durch Streichungen anderer Wettbewerbe ermöglichen kann.
In Peking wird im Vergleich der Sportarten in der Leichtathletik mit 47
Wettbewerben die größte Anzahl an Medaillen vergeben, gefolgt von
Schwimmen/Wasserspringen mit 46 und Radsport, Turnen und Ringen
mit jeweils 18 Wettbewerben. In Fortsetzung der seit Beginn der modernen Olympischen Spiele bestehenden Tradition werden auch in Peking
die erfolgreichen Athleten mit Medaillen in Gold, Silber und Bronze ausgezeichnet.
Die Vorderseite der Medaillen ist den Anforderungen des Internationalen
Olympischen Komitees entsprechend mit dem Bild der griechischen Siegesgöttin Nike und des Panathinaikos-Stadions in Athen/Griechenland
gestaltet.
Die Rückseite, die traditionell jeweils Gestaltungselemente des Gastgeberlandes bzw. der Olympiastadt aufweist, ähnelt einer runden Jadescheibe mit einer Aussparung in der Mitte. In diesem Zentrum ist das
Emblem der Spiele der 29. Olympiade eingraviert. Die Ösen der Medaillen für das Anbringen der Bänder erinnern an einen traditionellen chinesischen Jadeschmuck mit zwei Drachen an den Enden.
Diese Medaillen versuchen, durch ihre Gestaltung eine harmonische
Verschmelzung der chinesischen Kultur und des olympischen Geistes
darzustellen.
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