Cabaret - Historisches Lexikon der Schweiz

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Cabaret - Historisches Lexikon der Schweiz
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15/02/2005 |
Cabaret
Die Entstehung des C. geht auf das 1881 von Rodolphe Salis in Paris
gegründete literar. C. Le Chat Noir zurück. In die Schweiz gelangte das
C. durch Emigranten aus Deutschland: 1916 gründeten Hans Arp und
Hugo Ball in Zürich das Cabaret Voltaire, das zur Bühne des Dada
wurde. 1933 emigrierte das von Erika Mann im selben Jahr in München
mitgegründete antifaschist. C. Pfeffermühle in die Schweiz und legte
den Grundstein für das erste schweiz. C. 1934-51 prägte das Cabaret
Cornichon die Szene. Seine Gründer -- Otto Weissert, Walter Lesch, Emil
Dieser Artikel wurde
Hegetschweiler und Alois Carigiet -- fanden später Zulauf u.a. von Max
für die Buchausgabe des HLS mit Bildern
Werner Lenz, Elsie Attenhofer, Voli Geiler, Margrit Rainer, Heinrich
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Gretler, Zarli Carigiet und Alfred Rasser. Das Cabaret Cornichon war in
erster Linie ein Unterhaltungscabaret; innenpolitisch verstand es sich
als Mittel der Geistigen Landesverteidigung, in aussenpolitischer
Hinsicht wandte es sich gegen den dt. Nationalsozialismus und den ital.
Faschismus. Während des Krieges wurde es von den Zensurbehörden
überwacht, doch betrieb es eine so rigorose Selbstzensur, dass es zu
keinem offiziellen Zensurentscheid kam.
Die Vorkriegs- und Kriegsjahre gelten als klass. Zeit des C.s in der Schweiz. Die Nachkriegszeit brachte dann
der Kleinkunst eine Fülle neuer Interpreten. Nach dem Krieg fiel das Cabaret Cornichon auseinander:
Einerseits wegen gewisser Ermüdungserscheinungen beim Ensemble, anderseits weil mit der Niederlage
Hitlers ein verkaufsförderndes Angriffsziel weggefallen war. Auseinandersetzungen im Ensemble führten 1949
zur Gründung des Cabaret Fédéral, das sich von der Cornichon-Gruppe trennte, die mit der polit. Linken
sympathisierte. Als Mentor des C.s im franz. Sprachraum der Schweiz gilt Gilles mit seinem Au Coup de Soleil.
In den 1950er und 60er Jahren profilierten sich die Basler C.s Kikeriki und Kaktus, das Luzerner Allerdings, das
Zürcher Cabaret Rotstift und in Bern die Rohrspatzen. Daneben eroberten vermehrt Duos wie Margrit
Rainer/Ruedi Walter, Voli Geiler/Walter Morath, César Keiser/Margrit Läubli oder die Geschwister Birkenmeier
sowie Solisten wie Alfred Rasser oder Elsie Attenhofer, später Emil, Franz Hohler, Joachim Rittmeyer, Lorenz
Keiser und in der Westschweiz Zouc (Isabelle von Allmen) oder Bernard Haller die Bühnen. V.a. durch die
elektron. Medien bekannt geworden sind Viktor Giacobbo, das Duo Fischbach und Birgit Steinegger. Sieht
man vom 1977 gegr. Cabaret della Svizzera Italiana ab, weist die ital. Schweiz keine nennenswerten C.Aktivitäten auf.
Archive
– Schweiz. C.-, Chanson- und Pantomimen-Archiv, Gwatt
Literatur
– C. Keiser, Herrl. Zeiten: 1916-1976, 1976
– V. Kühn, Die zehnte Muse, 1993
– B. Vogel, Fiktionskulisse, 1993
– C. Keiser, Wer lacht, lebt länger, 2001
– F. Gerber, «Cornichon», in Theater der Nähe, hg. von A. Kotte, 2002
Autorin/Autor: Hansueli von Allmen
URL: http://www.hls-dhs-dss.chD11900.php
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