alkohol- und medikamentenabhängigkeit - Ö1

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alkohol- und medikamentenabhängigkeit - Ö1
DIE RADIODOKTOR-INFOMAPPE
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RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
Die Sendung
Die Sendereihe „Der Radiodoktor“ ist seit 1990 das Flaggschiff der
Gesundheitsberichterstattung von Ö1. Jeden Montag von 14.05 bis 14.40 Uhr
werden interessante medizinische Themen in klarer informativer Form
aufgearbeitet und Ö1-Hörerinnen und -Hörer haben die Möglichkeit, telefonisch
Fragen an das hochrangige Expertenteam im Studio zu stellen.
Wir über uns
Seit September 2004 moderieren Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz,
Univ.-Prof. Dr. Karin Gutiérrez-Lobos, Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger und
Dr. Christoph Leprich die Sendung.
Das Redaktionsteam besteht aus Mag. Mark Hammer, Mag. Nora Kirchschlager,
Dipl. Ing. Eva Obermüller, Dr. Doris Simhofer, Dr. Michaela Steiner, Dr. Ronny
Tekal-Teutscher und Dr. Christoph Leprich.
Das Service
Seit dem 3. Oktober 1994 gibt es das, die Sendereihe flankierende, Hörerservice,
das auf größtes Interesse gestoßen ist.
Die zu jeder Sendung gestaltete Infomappe mit ausführlichen
Hintergrundinformationen, Buchtipps und Anlaufstellen wird kostenlos zur
Verfügung gestellt und ist bereits am Sendungstag auf der Ö1-Homepage zu
finden. Diese Unterlagen stellen in der Fülle der behandelten Themen ein MedizinLexikon für den Laien dar.
Die Partner
Ermöglicht wird die Radiodoktor-Serviceleiste durch unsere Partner:
die Österreichische Apothekerkammer und das Österreichische Bundesministerium
für Gesundheit.
An dieser Stelle wollen wir uns ganz herzlich bei unseren Partnern für die
Zusammenarbeit bedanken!
Wir bitten um Verständnis, dass wir aus Gründen der besseren Lesbarkeit in dieser Infomappe
zumeist auf die weiblichen Endungen, wie z.B. PatientInnen, ÄrztInnen etc. verzichtet haben.
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NEUE THERAPIEN GEGEN SCHWINDEL UND
MORBUS MENIÉRE
Mit Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz
30. Jänner 2012, 14.05 Uhr, Ö1
Redaktion und Infomappe: Dr. Christoph Leprich
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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INHALTSVERZEICHNIS
INHALTSVERZEICHNIS
SCHWINDEL – WEIT VERBREITET
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NEUE THERAPIEKONZEPTE AUS ÖSTERREICH
Neue Strategie gegen Morbus Ménière
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SCHWINDEL - VIELE MÖGLICHE URSACHEN
Manchmal rasche Abklärung möglich
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EIN INTERESSANTES PHÄNOMEN
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DAS GLEICHGEWICHT
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WIE ENTSTEHT SCHWINDEL?
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DIE SCHWINDELFORMEN
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URSACHEN FÜR SCHWINDEL
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DIE WICHTIGSTEN SCHWINDELFORMEN IM ÜBERBLICK
1. Zentraler Schwindel
2. Gutartiger (benigner) Lagerungsschwindel
3. Morbus Ménière
4. Schwindel bei Migräne
5. Psychogene Schwindelformen
6. Schwindel durch Zervikalsyndrom
7. Akute Störungen des Gleichgewichtsapparates oder –nerven
8. Schwindel durch internistische Erkrankungen
9. Schwindel durch Medikamente
10. Multifaktorieller Altersschwindel
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DIE DIAGNOSE
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VERSCHIEDENE UNTERSUCHUNGEN
Augenuntersuchungen bei Schwindel
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INHALTSVERZEICHNIS
Schwindeldiagnostik durch den Neurologen
Schwindeldiagnostik durch den HNO-Arzt
Zu den Untersuchungsmethoden des HNO-Arztes gehören:
Die Tonaudiometrie
Messung der otoakustischen Emissionen
Die Hirnstammaudiometrie
Die Elektrokochleographie
Radiologische Untersuchungen
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THERAPIE VON SCHWINDEL
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CHIRURGISCHE BEHANDLUNG
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DIE PHYSIKALISCHE BEHANDLUNG
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DAS SCHWINDELTRAINING
Fixationsübungen
Optokinetische Übungen
Langsame Blickfolgebewegungen
Motorische Lernübungen
Lagerungstraining
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ANLAUFSTELLEN
QUELLEN UND LINKS
BUCHTIPPS
SENDUNGSGÄSTE
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RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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NEUE THERAPIEN GEGEN SCHWINDEL
SCHWINDEL – WEIT VERBREITET
Alles dreht sich, es wird einem schwarz vor Augen und auch Brechreiz kann sich
hinzugesellen. Oder man hat das Gefühl in einem Expresslift zu fahren manchmal scheint auch der Boden unter den Füßen zu schwanken.
Etwa jeder 10. Erwachsene leidet unter Schwindel! Bei den über 65-jährigen ist
Schwindel sogar eine der häufigsten Beschwerden, mit denen sie sich an den
praktischen Arzt wenden.
Schwindel ist eine höchst unangenehme Raumwahrnehmungsstörung, die leider
annähernd 100 verschiedene Ursachen haben kann. Ständige Schwindelzustände
sind für die Betroffenen ähnlich quälend wie chronische Schmerzen. Schwindel ist
nur ein Symptom - es weist auf zugrunde liegende Störungen hin. Diese sind sehr
häufig ungefährlich, manchmal verbergen sich hinter dem Symptom Schwindel
aber auch ernsthafte Störungen.
In diesen Fällen muss Schwindel als Warnsignal verstanden werden!
Betroffene sollten sich also rasch an einen entsprechenden Facharzt wenden.
NEUE THERAPIEKONZEPTE AUS ÖSTERREICH
OA Dr. Bela Büki, Leiter der Schwindelambulanz im Krankenhaus Krems hat mit
seinen Studien internationale Aufmerksamkeit erregt.
Er hat eine neue Variante des häufigen Lagerungsschwindels identifiziert. Diese
Form entsteht durch eine Störung des Gleichgewichtsorgans durch Ablagerungen
im Innenohr.
Bei der bisher bekannten Art des Lagerungsschwindels sorgen sogenannten
Ohrsteinchen, die sich von ihrem angestammten Platz entfernt haben, in den
Bogengängen für nicht physiologische Erregungen.
Bei der von Dr. Büki beschriebenen Form schwimmen die Ohrensteinchen nicht in
den Bogengängen herum, sondern sinken an ihrem Platz immer tiefer und erregen
dort die Sinneszellen.
Die denkbar einfache Therapie: Den Kopf hängen lassen. Denn auf diese Weise
können die Betroffenen selbst die Ohrsteinchen vom tiefsten Punkt wieder nach
oben manipulieren.
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NEUE THERAPIEN GEGEN SCHWINDEL
Neue Strategie gegen Morbus Ménière
Typisch für den Morbus Ménière ist der anfallsartige Drehschwindel, verbunden
mit einseitiger Schwerhörigkeit und starken Ohrengeräuschen (Ohrensausen) auf
derselben Seite. Mehr dazu auf Seite 12.
Es gab bereits vor einigen Jahren Versuche das Antibiotikum Gentamicin ins
Innenohr zu spritzen, um auf diese Weise das Gleichgewichtsorgan auszuschalten
und damit die quälenden Symptome bei Morbus Ménière zu lindern.
Das Problem – Gentamicin schädigte auch das Hörvermögen.
Dr. Büki hat eine neue, schonende amerikanische Methode adaptiert – er spritzt
die Substanz nur einmal ins Innenohr - und erzielt damit sehr gute Erfolge.
SCHWINDEL - VIELE MÖGLICHE URSACHEN
An der Gleichgewichtswahrnehmung und damit der Orientierung im Raum sind
das Gleichgewichtsorgan im Innenohr, das Auge und die Körpereigenfühler
beteiligt. Letztere auch Propriorezeptoren genannt befinden sich z.B. in den
kleinen Gelenken der Wirbelsäule und geben dem Gehirn wichtige Informationen
über die Lage des Körpers im Raum.
Schwindel entsteht, wenn es zu Störungen in den verschiedenen Systemen, die
an der Gleichgewichtswahrnehmung mitarbeiten, kommt.
Darüber hinaus kann Schwindel auch Folge von Herzkreislauferkrankungen,
Herzrhythmusstörungen, Durchblutungsstörungen des Gehirns,
Unterzuckerungszuständen, hormonellen Erkrankungen, etc. sein.
Außerdem gibt es eine Reihe von Medikamenten, die Schwindel verursachen
können. Sie sollten aber auch nicht vergessen, dass Schwindel auch ein
natürliches Phänomen sein kann (z.B. beim sich im Kreis drehen).
Für den behandelnden Arzt, so unser Sendungsgast, Univ.-Prof. Dr. Gerald Wiest,
Leiter der Schwindelambulanz an der Klinik für Neurologie im AKH-Wien, stellen
Gleichgewichtsstörungen insofern eine Besonderheit dar, als hier der Arzt höchste
Aufmerksamkeit der Beschreibung der Beschwerden der Betroffenen schenken
muss, da diesen Schilderungen eine große differentialdiagnostische Bedeutung
zukommt.
Was die Diagnose weiter erschwert ist die Tatsache, dass beinahe jedes Symptom
seine Ursache sowohl im Innenohr als auch im Gehirn haben kann. Die
Zusammenarbeit der Disziplinen HNO und Neurologie ist also
Grundvoraussetzung, um die verschiedenen Schwindelformen klar zuordnen zu
können.
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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NEUE THERAPIEN GEGEN SCHWINDEL
Manchmal rasche Abklärung möglich
Das wichtigste ist also das Gespräch mit dem Betroffenen. Aufgrund der Angaben
zu der Art des Schwindels, der Dauer der Attacken, zusätzlich auftretenden
Symptomen, etc. kann der Arzt in vielen Fällen bereits eine Verdachtsdiagnose
stellen. Manchmal reichen nur wenige Untersuchungen - im schlimmsten Fall ist
eine akribisch-detektivische Diagnosekette nötig, um die Ursachen tatsächlich
herauszufinden.
Der Trost für Betroffene: Viele Schwindelarten sind sehr gut behandelbar.
Je früher Sie einen Schwindelspezialisten oder eine entsprechende Fachambulanz
aufsuchen, desto größer ist die Heilungschance.
Quellen für die vorangegangenen Kapitel:
Gespräche mit OA Dr. Bela Büki und Univ.-Prof. Dr. Gerald Wiest
EIN INTERESSANTES PHÄNOMEN
Schwindel ist ein natürliches Phänomen und nicht immer Zeichen einer Störung
oder Erkrankung. Denken Sie nur an den Schwindel und die Übelkeit, wenn Sie
als Beifahrer im Auto lesen. Darüber hinaus reagiert das Gleichgewichtsorgan
vieler Menschen auf verschiedene ungewöhnliche Situationen mit Schwindel. So
werden manche Menschen beispielsweise von Schwindel befallen, wenn sie von
einer Klippe oder einer Brücke in die Tiefe blicken.
Auch diese Schwindelformen haben ihre Ursache darin, dass es in der jeweiligen
Situation zu einer Störung der Zusammenarbeit von Auge und dem im Innenohr
gelegenen Gleichgewichtsapparat kommen kann. Diese Sinne sind für die
Gleichgewichtswahrnehmung essentiell.
DAS GLEICHGEWICHT
Die Gleichgewichtswahrnehmung ist ein extrem komplexer und auch sehr
schwierig darzustellender Sinn. Schwindel entsteht, wenn es zu Störungen in den
verschiedenen Systemen, die an der Gleichgewichtswahrnehmung mitarbeiten,
kommt. Dazu unser Sendungsgast Univ.-Prof. Dr. Gerald Wiest, Leiter der
Schwindelambulanz im AKH-Wien: Solche Störungen in diesem Regelkreis - im
Sinne eines „sensorischen mismatches“ – führen zu einer Beeinträchtigung der
Balancefunktion und damit zum Symptom einer Gleichgewichtsstörung.
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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NEUE THERAPIEN GEGEN SCHWINDEL
Da mehrere Systeme am Gleichgewichtssinn mitarbeiten, tritt auch das Symptom
Schwindel in mannigfaltiger Gestalt und in Kombination mit vielen anderen
Symptomen auf.
Folgende Sinnessysteme arbeiten an der Gleichgewichtswahrnehmung mit:



Gleichgewichtsapparat (Vestibularapparat) im Innenohr
Auge
Körpereigenfühler (Propriorezeptoren, die über die Lage des Körpers im
Raum informieren - sie sind in Gelenken, Muskeln und Sehnen gelegen)
Nur das feine Zusammenspiel aller Gleichgewichtswahrnehmenden Organe sowie
die Verarbeitung und Koordination ihrer Nervenimpulse in verschiedenen
Gehirnzentren gewährleisten die ungestörte Orientierung im Raum!
WIE ENTSTEHT SCHWINDEL?
Da das Gleichgewichtssystem seine komplexen Aufgaben physiologischer Weise
für uns unbemerkbar erfüllt, werden Betroffene sich der komplexen
Zusammenhänge und der Vielzahl von beteiligten Systemen erst im Krankheitsfall,
also wenn Schwindelbeschwerden auftreten, bewusst.
Das Gleichgewichtssystem kann nur dann richtig funktionieren, wenn die
Meldungen aus dem im Innenohr gelegenen Gleichgewichtsorgan, dem Auge und
den Körpereigenfühlern in die verarbeitenden Zentren des Gehirns weitergeleitet
und dort sinnvoll koordiniert werden können. Fehlende oder verfälschte
Informationen stören den genau eingestellten Mechanismus der
Informationsverarbeitung. Widersprüchliche Informationen werden als
Schwindelgefühl wahrgenommen. Schwindel entsteht also immer im Gehirn, auch
wenn die Ursache woanders liegt.
Aufgrund dieser komplexen Zusammenhänge ist also verständlich, dass Schwindel
nicht allein auf Störungen des Gleichgewichtsapparats zurückzuführen ist, sondern
auch auf andere Ursachen. Dadurch erklärt sich die Bandbreite von möglichen
Erkrankungen, die Schwindel hervorrufen, bzw. die Vielfalt an unterschiedlichen
Schwindelarten.
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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NEUE THERAPIEN GEGEN SCHWINDEL
DIE SCHWINDELFORMEN
Man kann die verschiedenen Schwindelarten nach verschiedenen Kriterien
einteilen.
Nach



der Dauer
Anfallschwindel- dauert Minuten- bis Stundenlang
Dauerschwindel - dauert Tage bis Wochen
Lagerungsschwindel – dauert Sekunden, bzw. Sekundenbruchteile
Nach der Schwindelqualität
 Systematischer Schwindel: Darunter fassen die Mediziner alle
Schwindelformen zusammen, die mit einer Scheinbewegung der Umgebung
einhergehen. Dazu zählen Drehschwindel, Schwankschwindel mit
Fallneigung auf die Seite und Liftgefühl. Systematischer Schwindel wird
durch eine Erkrankung des Gleichgewichtsorgans oder seiner Verbindungen
zum Gehirn verursacht und geht oft auch mit Übelkeit und Erbrechen
einher.

Unsystematischer Schwindel: Die Betroffenen klagen über ein
Benommenheitsgefühl und ein Gefühl der Unsicherheit beim Gehen, Stehen
und Sitzen. Eventuell tritt auch ein „Schwarzwerden vor den Augen“ auf.
Ursachen können neurologische Störungen, internistische Probleme
(Durchblutungs- und Herzrhythmusstörungen, Schlaganfall und zu
niedriger, zu hoher oder stark schwankender Blutdruck) und Probleme mit
der Halswirbelsäule sein.
URSACHEN FÜR SCHWINDEL
Im Folgenden eine Aufzählung einiger charakteristischer Ursachen für Schwindel:




Labyrinthitis: Entzündung im Innenohr
Ménière-Krankheit (= Morbus Ménière): Funktionsstörung im Innenohr, die
anfallsartig Drehschwindel, Schwerhörigkeit, Druckgefühl und Ohrensausen
hervorruft
Lermoyez-Syndrom: Variante der Ménière-Krankheit, einseitige Störung des
Gleichgewichtsorgans
Vestibularisausfall: Ausfall des Gleichgewichtsorgans im Innenohr
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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NEUE THERAPIEN GEGEN SCHWINDEL









Vestibularisschädigung: Schädigung des Gleichgewichtsrezeptors im
Innenohr zentral-vestibuläre Läsionen im Hirnstamm oder Kleinhirn,
toxische Schädigungen der Gleichgewichts- und Hörnerven Pars vestibularis
des Nervus vestibulocochlearis (z. B. durch das Antibiotikum Streptomycin
oder das Schmerzmittel Acetylsalicylsäure)
Epilepsie
zerebrovaskuläre Insuffizienz (z. B. vertebrobasiläre Insuffizienz):
Durchblutungsstörung der Gehirngefäße
Enzephalitis: entzündliche Erkrankung von Gehirngewebe, Meningitis:
entzündliche Erkrankung von Gehirnhäuten,
Gehirntumoren
Gehirnabszesse: eitrige Entzündung eines Hirnabschnitts
orthostatische Hypotonie (Schwindel durch Lagerungsänderung bei
niedrigem Blutdruck),
Angst oder Phobien etc.
Schwindel kann Hunderte von Ursachen haben. Dennoch gibt es eine Liste der
„Top Ten“ von Erkrankungen oder Störungen, die für über 90 Prozent der
Schwindelsymptome verantwortlich sind.
1. Störungen im Gleichgewichtsorgan oder in den weiterleitenden
Nervenbahnen (zentraler Schwindel)
2. Benigner Lagerungsschwindel (Störung des Gleichgewichtsorgans durch
Ablagerungen im Innenohr)
3. Morbus Ménière
4. Schwindel bei Migräne (basiliäre Migräne)
5. Schwindel aufgrund von psychogenen Ursachen
6. Schwindel aufgrund von Beschwerden der Halswirbelsäule (zervikogen)
7. Schwindel aufgrund akuter Störungen des Gleichgewichtsapparates oder
des Gleichgewichtsnervs (Neuropathia vestibularis)
8. Schwindel wegen Herz/Kreislaufstörungen, Herzrhythmusstörungen
9. durch Medikamente ausgelöster Schwindel
10. multifaktoriell (Schwindel hat mehrere Ursachen)
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NEUE THERAPIEN GEGEN SCHWINDEL
DIE WICHTIGSTEN SCHWINDELFORMEN IM
ÜBERBLICK
1. Zentraler Schwindel
Zentral-vestibuläre Symptome entstehen durch Schäden der Nervenbahnen die
zum Gleichgewichtssinn gehören.
Zentraler Schwindel, der durch schwerwiegende Durchblutungsstörungen im
Gehirn ausgelöst wird, hat folgende Symptome: Dreh- und
Schwankschwindelattacken, Doppelbilder, Gefühlsstörungen im Gesicht, Schluckund Sprechstörungen, Lähmungen und Sensibilitätsstörungen, oder über Stunden
oder Tage andauernde Beschwerden, die auf einen Hirnstamminfarkt oder eine
Hirnstammblutung hinweisen.
Das Auftreten dieser Beschwerden sollte als Warnsignal verstanden werden.
Suchen Sie sofort einen Neurologen auf!
2. Gutartiger (benigner) Lagerungsschwindel
Der gutartige Lagerungsschwindel gehört zu den häufigen Schwindelsyndromen.
Bedingt ist der Lagerungsschwindel durch Ablagerungen im Innenohr. Teile der
Ohrsteinchen (Oto- oder Statolithen) können in das Bogengangsorgan gelangen
und dann dort - bei bestimmten Körperhaltungen - unnatürliche Erregungen
erzeugen, die zu kurz dauernden Drehschwindelattacken mit oder ohne Übelkeit
führen.
Typisch ist, dass der Schwindel schon bei einfachen, an sich ganz natürlichen
Kopfbewegungen auftritt. Der Lagerungsschwindel weist eine hohe spontane
Heilungstendenz auf. Außerdem können die Betroffenen üben, bestimmte
Haltungen zu vermeiden bzw. durch spezielle Lagerungsübungen die
Schwindelattacken zu beenden. Bei diesen Übungen werden Oberkörper und Kopf
heftig und schnell umgelagert – mit dem Ziel, die verirrten Ohrsteinchen aus den
Bogengängen hinauszuschleudern.
In diese Gruppe gehört die von unserem Sendungsgast Dr. Büki beschriebene
neue Variante, bei der die Ohrensteinchen nicht in den Bogengängen
herumschwimmen, sondern immer tiefer sinken und so die Sinneszellen erregen.
3. Morbus Ménière
Typisch für den Morbus Ménière ist der anfallsartige Drehschwindel, verbunden
mit einseitiger Schwerhörigkeit und starken Ohrengeräuschen (Ohrensausen) auf
derselben Seite. Neben dieser typischen Trias empfinden die Betroffenen zumeist
noch ein Druckgefühl im kranken Ohr. Die Anfälle dauern Minuten bis Stunden.
Auch wenn die eigentliche Ursache dieser Erkrankung bis heute nicht bekannt ist,
vermutet man, dass immunologische Vorgänge, Stressbelastung, Entzündungen
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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NEUE THERAPIEN GEGEN SCHWINDEL
oder Durchblutungsstörungen für die Ménière’sche Erkrankung verantwortlich
sind. Man geht davon aus, dass eben einer dieser Faktoren im Innenohr zu einem
Überdruck führt, der sich dann in einem Anfall äußert. Vermutlich handelt es sich
um eine Resorptionsstörung der Endolymphe im Saccus endolymphaticus. Die
Folge ist ein so genannter endolymphatischer Hydrops (krankhafte Ansammlung
von Flüssigkeit). Dadurch kommt es zu winzigen Einrissen der Häute im Innenohr
und damit zu einer Vermischung der verschiedenen Lymph-Flüssigkeiten. Dieser
Cocktail ist aber für die Sinneszellen des Gleichgewichtsorgans nicht bekömmlich.
Sie werden bei länger bestehendem Morbus Ménière dauerhaft geschädigt. Im
Laufe der Jahre ist die Ertaubung des betroffenen Ohres möglich, ebenso können
zeitversetzt beide Ohren befallen werden.
Der Verlauf der Erkrankung ist von Patient zu Patient sehr unterschiedlich, so
dass Aussagen für den Einzelfall kaum möglich sind. Drehschwindelanfälle mit
gleichzeitiger einseitiger Hörstörung oder Ohrensausen weisen grundsätzlich auf
eine Innenohrbeteiligung hin.
In weniger schweren Fällen erfolgt die Therapie durch Medikamente wie Betaserc,
so unser Sendungsgast der Neurologe Gerald Wiest.
In schweren Fällen kann die von Dr. Büki entwickelte Methode der einmaligen
Gentamicin-Injektion angewendet werden.
4. Schwindel bei Migräne
Bei der Basilaris-Migräne kommt es zu Schwank- und Drehschwindelattacken, die
mit Gleichgewichtsstörungen, Übelkeit, Erbrechen, Nystagmus, Dysarthrie und
Sensibilitätsstörungen einhergehen. Anschließend können Kopfschmerzen im
Hinterhauptbereich auftreten.
Wichtig für die Diagnose sind das sich wiederholende Auftreten mit plötzlichem
Beginn der Attacken, die Dauer von Minuten bis mehreren Stunden, eine
vollständige Rückbildung der Symptome, das Auftreten früherer Migräneanfälle
und begleitende Kopfschmerzen. Die Therapie dieses Schwindels erfolgt durch die
Behandlung der Migräne. Mit Erfolg können auch Medikamente Flunarizin,
Propranolol und Metoprolol angewendet werden.
5. Psychogene Schwindelformen
Es handelt sich dabei meist um einen Schwankschwindel mit subjektiver Standund Gangunsicherheit. Häufig finden sich typische, immer wiederkehrende
Auslöser wie Menschenansammlungen, Autofahren etc. Der Schwindel ist
typischerweise nach leichtem Alkoholgenuss und bei rascher Bewegung weniger
stark ausgeprägt. Zwei typische Formen dieses Schwindels sind:
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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NEUE THERAPIEN GEGEN SCHWINDEL

Angstschwindel: Er tritt fast immer als unsystematischer Schwindel auf und
ist bei näherer Befragung in der Regel an bestimmte Situationen
gekoppelt; Beispiele für die Auslöser sind visuelle Reize (Brücken, Tunnel,
leere Räume etc.) oder soziale Situationen (Kaufhaus, Restaurant, Theater
etc.). Diese Angst auslösenden Situationen sind dann auch bereits der
Schlüssel zur Diagnose und weisen in Richtung einer erfolgreichen
Therapie. Nach der Abklärung durch die Ärzte können mit Einverständnis
des Betroffenen psychotherapeutische Hilfestellungen in Betracht gezogen
werden. An sich haben Betroffene mit Angstschwindel gute
Heilungschancen, beispielsweise durch eine Verhaltenstherapie.

Höhenschwindel: Beim Höhenschwindel handelt es sich genau genommen
um keine Krankheit im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr um einen
physiologischen Schwindel. Das heißt, dieses Schwindelgefühl kann unter
speziellen Bedingungen auch beim an sich gesunden Menschen auftreten.
Abgesehen von jenen Menschen, die in mehr oder weniger großen Höhen,
also auf Bergspitzen, hohen Mauern, Leitern etc. das Gefühl haben, alles
beginne sich zu drehen und richtige Angstzustände bekommen, lässt sich
bei fast allen Menschen eine Unsicherheit des Gleichgewichtsgefühls in
schwindelerregenden Höhen feststellen. Der Grund dafür ist die
Konfliktsituation zwischen den Meldungen des Gleichgewichtsorgans im
Innenohr und denen der Augen, die im Gehirn zusammentreffen. Denn die
von beiden Organen gemeldeten Informationen stehen bei großer
Entfernung (Tiefe) nicht mehr miteinander im Einklang. In der Folge treten
Unsicherheiten und damit verbunden (mehr oder minder starke)
Körperschwankungen auf.
6. Schwindel durch Zervikalsyndrom
Ob der so genannte zervikale Schwindel tatsächlich nur von der Halswirbelsäule
ausgeht, ist immer wieder Thema recht leidenschaftlich geführter Debatten. Als
völlig zweifelsfrei gilt immerhin, dass es Verbindungen zwischen der
Halswirbelsäule und der Gleichgewichtswahrnehmung und -verarbeitung gibt.
Ebenso klar ist, dass therapeutische Maßnahmen an der Halswirbelsäule bei
einzelnen Personen zur Besserung von Schwindelbeschwerden führen können.
7. Akute Störungen des Gleichgewichtsapparates oder –nerven
Dafür existieren mehrere Bezeichnungen wie Neuritis vestibularis, Neuronitis
vestibularis, Labyrinthitis oder unilaterale Vestibulopathie.
Der plötzliche Ausfall des Innenohr-Gleichgewichtsorgans (Vestibularapparat) geht
mit akuten, heftigen Drehschwindelattacken und Gangunsicherheit einher.
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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NEUE THERAPIEN GEGEN SCHWINDEL
Außerdem kommt es zu einer Fallneigung zur Seite des erkrankten Ohrs sowie zu
heftigen, zittrigen Augenbewegungen (Nystagmus), deren Richtung vom
erkrankten Ohr weg weist. Meist handelt es sich um einen Drehschwindel, der mit
Übelkeit und Erbrechen einhergeht und Tage oder sogar Wochen anhalten kann.
Starke Durchblutungsstörungen, Verletzungen des Innenohrs, Medikamente und
eine Reihe weiterer Ursachen können den plötzlichen Totalausfall des
Gleichgewichtsorgans bedingen.
Generell haben heftige Drehschwindelattacken mit Zug zu einer Seite ohne
Bewegungs- oder Gefühlsstörungen, ohne Sprach- oder Schluckstörungen und
ohne Kopfschmerzen ihre Ursache oft im Innenohr.
Für Neurologen sehr bedeutsam ist die Frage, ob die Ursache tatsächlich im
Bereich des Innenohrs liegt, denn in manchen Fällen, liegt dem Geschehen auch
eine lebensgefährliche Blutung des Kleinhirns zu Grunde. Es gibt aussagekräftige
Tests, die zur Unterscheidung herangezogen werden können (Nystagmus-Analyse
und „Head-Thrust-Test“).
8. Schwindel durch internistische Erkrankungen
Schwindel ist ein Symptom, das auch bei vielen internistischen Erkrankungen
auftreten kann. Diese nicht vestibulären Schwindelformen können z.B. bei
Orthostasereaktionen, labilem Bluthochdruck mit hyperintensiven Krisen, zu
niedrigem Blutdruck, Anämie oder Herzrhythmusstörungen auftreten. Meistens
unterscheidet sich Schwindel dieser Ursache von den typischen Schwindelformen
(Dreh- und Liftschwindel), wie sie als Folge von Störungen des
Gleichgewichtsorgans auftreten. Typisch sind Symptome wie Sternchensehen,
Schwarzwerden vor den Augen, Leere im Kopf, Benommenheit,
Schweißausbrüche, kalter Schweiß, Ohnmacht, Kollaps, Herzrasen.
Häufigste internistische Ursache für Schwindel sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
wie Herzinsuffizienz, koronare Herzkrankheit, schwere Herzrhythmusstörungen,
Herzfehler, krampfartige Vorhoftachykardie, Synkopen (kurze Bewusstlosigkeit),
Hypertonie, Aortenbogensyndrom (Prozesse, die zu Verengungen oder Verschluss
einer oder mehreren vom Aortenbogen abgehenden Stammarterien, führen
können), Subclavian-steal-Syndrom (zeitweise auftretende Mangeldurchblutung
des Gehirns als Folge einer Verengung bzw. eines Verschlusses der
Schlüsselbeinarterie. Tritt insbesondere bei einer Belastung der Arme auf.)
Auch Stoffwechselerkrankungen können zu Schwindelerscheinungen führen. Zu
den häufigsten Erkrankungen diesbezüglich gehören die Unterzuckerung bei
Diabetes und die Anämie. Auch Störungen im Wasser- und Elektrolythaushalt
können Schwindel provozieren.
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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NEUE THERAPIEN GEGEN SCHWINDEL
9. Schwindel durch Medikamente
Auf der Suche nach möglichen Ursachen für Schwindel muss immer auch an den
medikamentös bedingten Schwindel gedacht werden. Denn Schwindel gehört zu
den häufigsten Nebenwirkungen medikamentöser Therapie. Antidepressiva,
Antiepileptika, Neuroleptika und Tranquillizer, Antikonvulsiva, Anticholinergika,
Aminoglykoside, Barbiturate, Hypnotika, aber auch Muskelrelaxantien und
Antiemetika, sowie internistische Präparate wie Antihypertensiva, Antibiotika und
Diuretika können Schwindel auslösen.
10. Multifaktorieller Altersschwindel
Auffälliger Weise klagen ältere Menschen häufiger als jüngere über
Schwindelbeschwerden, verbunden mit einem Unsicherheitsgefühl. Zwei Drittel
aller Frauen und ein Drittel aller Männer über 80 Jahre leiden unter
Schwindelbeschwerden.
Ursache für den „Altersschwindel“ ist wohl, dass das reibungslose Zusammenspiel
der verschiedenen Sinnesorgane im Gehirn mit zunehmendem Alter nachlässt.
Altersschwindel kann sowohl als systematischer als auch als unsystematischer
Schwindel auftreten. Er kommt zumeist durch eine Mehrfachbeeinträchtigung
zustande: Mangelhafte Durchblutung des Gehirns, altersbedingte Schädigungen
am Gleichgewichtsapparat im Innenohr, am Gleichgewichtsnerv und vor allem in
den Koordinationszentren des Gehirns tragen zumeist am Altersschwindel
„schuld“. Physikalische Therapie (Schwindeltraining) und Medikamente, die den
Hirnstoffwechsel und die Hirndurchblutung fördern, können eingesetzt werden.
Häufig tritt im Alter auch der gutartige Lagerungsschwindel auf. Grund dafür ist,
dass sich Innenohrsteinchen durch Abbauvorgänge aus ihrer Verankerung lösen
und in das Bogengangsystem gelangen. Dort lösen sie bei Bewegungen des
Kopfes unnatürliche Erregungen aus. Um die „verirrten Teilchen“ wieder aus den
Bogengängen zu eliminieren, wird den Betroffenen das Lagerungstraining
empfohlen.
DIE DIAGNOSE
Für eine korrekte Diagnose ist die Kommunikation zwischen Arzt und Patient von
höchster Wichtigkeit, wobei sich der Arzt schrittweise der richtigen Diagnose
annähert.

An erster Stelle steht das ausführliche Gespräch mit dem Betroffenen über
Art, Qualität, Häufigkeit, Dauer, etc. des Schwindelgefühls. Ein Fragebogen
ergänzt die Angaben der Patienten. Aufgrund dieses Gespräches können
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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NEUE THERAPIEN GEGEN SCHWINDEL








Experten zwar keine genaue Diagnose stellen, aber es entstehen Hinweise
und Verdachtsmomente, die weiter verfolgt werden können.
Bereits vorhandene Befunde werden in die diagnostischen Erwägungen
miteinbezogen.
Ausführliche neurologische Untersuchung
Ausführliche HNO-Untersuchung
Augenuntersuchungen
Computergestützte Videoaufnahmen der schnellen Augenbewegungen
(Videonystagmographie - VNG)
Lagerungsmanöver
Neurologische Zusatzuntersuchungen und bildgebende Verfahren (EEG,
Computertomographie, Ultraschalluntersuchungen der Halsgefäße, etc.)
falls nötig, werden weitere Untersuchungen veranlasst
Quelle:
Schwindelambulanz des A.ö. KH der Barmherzigen Schwestern in Linz
VERSCHIEDENE UNTERSUCHUNGEN
Das Wort „Schwindel“ ist eigentlich ein sehr ungenauer Begriff und beschreibt
eine Vielzahl von Empfindungen. Er kann alle mit Unlust verbundenen Gefühle
einer gestörten Orientierung im Raum bezeichnen; darüber hinaus beschreibt
„Schwindel“ die Wahrnehmung eines gestörten Körpergleichgewichts sowie damit
einhergehende Empfindungen wie Übelkeit, Herzklopfen, Schweißausbrüche und
Erbrechen.
Entscheidend für die Beurteilung der Schwindelbeschwerden ist daher die genaue
Beschreibung von Art und Zeitverlauf des Schwindels durch den Patienten.
Scheint sich der vielschichtige Begriff „Schwindel“ also zunächst auch einer
einfachen Definition zu entziehen, hilft die Beschreibung der verschiedenen
subjektiven Empfindungen, den Schwindel in ein System einzuordnen, das bereits
Hinweise auf die Ursache geben kann.
Augenuntersuchungen bei Schwindel
Besonders achten Mediziner bei der Diagnose auf bestimmte Augenbewegungen,
so genannte Nystagmen. Denn die Verwirrung des Gehirns bei Schwindel
überträgt sich auf andere Organe. An den Augen sind dann unwillkürliche,
ruckartige Augenbewegungen zu sehen (Nystagmen). Die Folge ist, dass das Auge
ein Blickziel nicht mehr ruhig fixieren kann. Daher entstehen Scheinbewegungen,
welche die Spezialisten dankbar für ihre Diagnosestellung verwenden.
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NEUE THERAPIEN GEGEN SCHWINDEL
Auch die Muskeln der Gliedmaßen können beeinträchtigt sein. Menschen, die
unter Schwindel leiden, können möglicherweise nicht mehr gerade stehen,
schwanken oder fallen zu Boden.
Bei der Schwindeldiagnostik spielen die Diagnosen von Neurologen sowie von
HNO-Ärzten eine übergeordnete Rolle.
Schwindeldiagnostik durch den Neurologen
Am Beginn der neurologischen Untersuchung steht eine Funktionsüberprüfung mit
besonderer Beachtung der Gleichgewichtsfunktion und
Koordinationsüberprüfungen. Um das Gleichgewichtssystem zu prüfen, werden
u.a. Geh- und Stehtests mit offenen und mit geschlossenen Augen durchgeführt.
Falls nötig folgen dann u.a. computerunterstützte Analysen der Augenbewegungen
(Videonystagmographie), elektrophysiologische oder bildgebende Untersuchungen
(Computertomographie etc.).
Schwindeldiagnostik durch den HNO-Arzt
Bei der Schwindeldiagnostik geht der HNO-Arzt ist insofern anders vor als der
Neurologe, als er mehr auf die spezifisch otogenen (vom Ohr ausgehenden)
Ursachen eingehen muss.
Zu den Untersuchungsmethoden des HNO-Arztes gehören:




Optische Untersuchung von Gehörgang, Trommelfell (Otomikroskopie =
Untersuchung des Trommelfells und der Gehörgänge mit dem binokularen
Mikroskop)
Untersuchung des Vestibularapparates sowie der Bogengänge zur
Abklärung von morphologischen Veränderungen, z. B. mittels
Mikrokalorisation (Erwärmung bzw. Abkühlung der Innenohrflüssigkeit)
Überprüfung des Hörvermögens mittels Audiometrien, um etwa
Innenohrschäden (Morbus Ménière, Hörsturz mit vestibulärer Beteiligung,
Commotio labyrinthi, cholesteatombedingte Bogengangsarrosion,
Labyrinthitis) oder Akustikusneurinom feststellen zu können; Stimmgabelund Sprachabstandsprüfungen
Vestibuläre Untersuchung mit Nystagmusuntersuchung unter der FrenzelBrille, um kleine Augenzitterbewegungen gut sichtbar zu machen, evtl. mit
Lage- oder Lagerungsprüfung
Damit sie eine genauere Vorstellung davon bekommen wie diese Untersuchungen
durchgeführt werden, stellen wir ihnen einige, der angeführten Test im Detail vor.
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NEUE THERAPIEN GEGEN SCHWINDEL
Die Tonaudiometrie
Bei dieser Untersuchung werden durch einen Kopfhörer kalibrierte Töne in
verschiedenen Höhenlagen und mit verschiedenen Intensitäten in das Ohr
geleitet. Der Patient muss sagen, welchen Ton er noch hört und welchen nicht. So
wird die Hörschwelle des Betroffen festgestellt. Das ist die kleinste Intensität der
noch gerade hörbaren Töne. Von diesem Wert aus, ist es möglich auf Grund des
Frequenzverlaufes des Hörverlustes weiter Schlüsse zu ziehen. So fallen bei
Morbus Ménière meisten die tiefen Frequenzen aus, bei einer lärmbedingten
Schwerhörigkeit oder einer Alterschwerhörigkeit meist die hohen Frequenzen.
Messung der otoakustischen Emissionen
Das Innenohr verfügt neben den Zellen zur Sinneswahrnehmung auch über äußere
Haarzellen, so genannte kontraktile Zellen. Diese Zellen verstärken die, ins Ohr
gelangenden, Vibrationen durch Kontraktion. Diese Kontraktionen sind im Prinzip
ebenfalls Töne (=otoakustische Emissionen), welche bei jedem Schallreiz im Ohr
entstehen und vom Innenohr in den Gehörgang weitergeleitet werden. Diese
otoakustischen Emissionen können mit Messgeräten nachgewiesen werden. Bei
einer Störung im Innen- oder Mittelohr sind diese Töne nicht mehr vorhanden.
Die Hirnstammaudiometrie
Bei dieser Untersuchung werden kurze Töne, so genannte Klicks, über einen
Kopfhörer ins Ohr geleitet. Diese kurzen Töne verändern die Hirnströme. Diese
Veränderungen können gemessen und so die Funktion der Hörbahnen überprüft
werden. Mit dieser Untersuchung können Erkrankungen des Hörnervs festgestellt
werden. Da gutartige Tumoren des Gleichgewichts oft durch einen Hörsturz oder
ein einseitiges Ohrensausen in Erscheinung treten, ist es wichtig, bei diesen
Krankheitsbildern einen Tumor auszuschließen. Dazu ist die
Hirnstammaudiometrie sehr gut geeignet.
Die Elektrokochleographie
Diese Untersuchungsmethode ist eine spezielle Art der Hirnstammaudiometrie. Es
wird eine Elektrode, dabei handelt es sich um einen in Flüssigkeit getränkten
Gelschwamm, bis zum Trommelfell eingeführt um dort die elektronischen
Vorgänge im Hörorgan zu messen. Diese Methode dient in erster Linie zum
Nachweis des Morbus Ménière.
Radiologische Untersuchungen
Bildgebende Verfahren haben in der Diagnose von Schwindel an Bedeutung stark
zugenommen. Die computerisierten Schichtaufnahmen haben dabei die einfachen
Röntgenuntersuchungen weitgehend abgelöst.
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NEUE THERAPIEN GEGEN SCHWINDEL
Mit der Computertomographie können hauptsächlich die knöchernen
Veränderungen gut dargestellt werden. Diese Untersuchung ist dann angezeigt
wenn Schläfenbein oder Schädelknochenveränderungen vermutet werden.
Die Magnetresonanztomografie ist besonders gut für die Darstellung der
Weichteile geeignet, wie zum Beispiel das Gehirn. Nach einem Hörsturz oder
Schwindelanfall, wenn ein Gehirntumor, eine Durchblutungsstörung oder eine
sonstige Erkrankung des Gehirns als Auslöser vermutet werden, kommt meistens
die Magnetresonanztomografie zum Einsatz.
Mit einer Ultraschalluntersuchung werden die großen Halsgefäße, die zum Gehirn
führen, untersucht. Mit dieser Untersuchung ist es möglich Engstellen oder
Strömungsumkehr im Bereich der Gefäße nachzuweisen, die außerhalb des
Schädels liegen.
THERAPIE VON SCHWINDEL
Je nach der Ursache des Schwindels kommen natürlich auch unterschiedliche
Therapieformen zum Einsatz.
An sich stehen zur Behandlung des Schwindels drei Möglichkeiten zur Verfügung:



Medikamente
chirurgische Maßnahmen
physikalische Therapie (Übungen)
Von besonderer Wichtigkeit sind das so genannte Schwindeltraining, also die
physikalischen Übungen.
Natürlich ist das Ziel der Schwindeltherapie - falls möglich - die Behandlung der
Grundkrankheit oder die Beseitigung der auslösenden Ursache. Medikamente
ermöglichen hingegen meist nur die Bekämpfung der Symptome.
CHIRURGISCHE BEHANDLUNG
Der chirurgische Ansatz hat das Ziel, im äußersten Notfall - also bei anders nicht
mehr zu beherrschendem Schwindel - das Gleichgewichtsorgan im Innenohr
auszuschalten. Dies wird entweder durch Medikamente oder Operationen, die das
Innenohr zerstören, durch schonende chirurgische Öffnung des Innenohres für
eine Druckentlastung (Saccotomie), durch einen einfachen Eingriff am Mittelohr
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NEUE THERAPIEN GEGEN SCHWINDEL
(Tenotomie) oder durch die Durchtrennung eines Gleichgewichtsnervens erreicht.
Allerdings führen selbst diese weitreichenden Maßnahmen nicht in jedem Fall zur
Beschwerdefreiheit der Schwindelpatienten.
DIE PHYSIKALISCHE BEHANDLUNG
Von besonderem Interesse für die Betroffenen sind die in den letzten Jahren
entwickelten Methoden des Schwindeltrainings. Dazu gehören:





Fixationsübungen
Optokinetische Übungen
Langsame Blickfolgebewegungen
Motorische Lernübungen
Lagerungstraining
DAS SCHWINDELTRAINING
Durch Fixationsübungen, Bewegungsreize für das Auge, Drehreize sowie
Bewusstmachung von motorischen Lernmechanismen, Gleichgewichts- und
Gangschulung sollen die Betroffenen lernen, dem Schwindel entgegenzuwirken.
Fixationsübungen
Sie beruhen auf der vom Tanzen bekannten Erfahrung, dass man bei
Drehbewegungen des Körpers durch Fixieren eines festen Punktes im Raum, den
Schwindel weitgehend unterdrücken kann. Bei der Behandlung wird der Patient
auf einen Drehstuhl gesetzt und mit gleichmäßiger Geschwindigkeit gedreht. Er
soll dabei einen bestimmten Punkt solange im Auge behalten, bis er aus dem
Gesichtsfeld verschwindet. Der Patient wird angewiesen, sodann den Kopf sofort
ruckartig weiterzudrehen, um so schnell wie nur möglich den Punkt wieder ins
„Visier“ nehmen zu können. Mit dieser Übung werden mehrere Systeme
gleichzeitig gereizt und somit trainiert.
Optokinetische Übungen
Damit sollen die Verbindungen vom Auge zum Gleichgewichtssystem gestärkt
werden. Man führt dem Patienten ein schwarz-weißes Streifenmuster mit hoher
Geschwindigkeit zehn Sekunden lang am Auge vorbei. Dabei kommt es zu
typischen Augenruckbewegungen, wie man sie zum Beispiel auch während einer
Eisenbahnfahrt bei Mitreisenden bemerken kann. Dieses Phänomen trägt
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NEUE THERAPIEN GEGEN SCHWINDEL
deswegen auch den Namen „Eisenbahn-Nystagmus“. Man weiß, dass diese Reize
zu Erregungen in den Koordinationszentren des Gleichgewichtssinns führen.
Langsame Blickfolgebewegungen
Dabei übt der Patient, einem Pendel zuerst alleine mit den Augen, und danach
zusammen mit dem Kopf zu folgen.
Motorische Lernübungen
Dabei steht der Patient auf einer gekippten Holzplatte und muss angeben, welche
Muskelgruppen oder Gelenke er bei dieser Körperhaltung spürt. Diese Übung
dient dazu, dass der Patient seinen Körper bewusst wahrnimmt und damit die
Signale der Propriorezeptoren (Körpereigenfühler) ans Gehirn verstärkt.
Lagerungstraining
Diese Therapie wird beim Vorliegen von Lagerungsschwindel angewandt. Ziel
dieses Trainings ist es, die „Ohrensteinchen“, die sich ins Bogengangsystem
„verirrt“ haben, durch heftige Schleuderbewegungen des Kopfes und des
Oberkörpers wieder hinauszubefördern und im Innenohr an Stellen zu bringen, wo
sie keine krankhaften Erregungen, also Schwindelgefühle, mehr auslösen können.
Ob die eben beschriebenen Vorgänge wirklich ausgelöst werden, ist umstritten.
Die Behandlungserfolge jedoch sprechen für diese Therapie.
Wenn sie unter Schwindel leiden, zögern sie nicht und gehen sie zum Arzt. Denn
das ausführliche Gespräch mit dem Arzt ist der erste und wichtigste Schritt der
Behandlung. Aufgrund der Angaben zu der Art des Schwindels, der Dauer der
Attacken, zusätzlich auftretenden Symptomen, etc. kann der Arzt in vielen Fällen
bereits eine Verdachtsdiagnose stellen.
Manchmal reichen nur wenige Untersuchungen, im schlimmsten Fall ist eine
akribisch-detektivische Diagnosekette nötig, um die Ursachen tatsächlich
herauszufinden.
Der Trost für Betroffene: Viele Schwindelarten sind sehr gut behandelbar.
Je früher Sie einen Schwindelspezialisten oder eine entsprechende Fachambulanz
aufsuchen, desto größer ist die Heilungschance.
Wir bedanken uns bei OA Dr. Bela Büki, dem Leiter der Schwindelambulanz im
Krankenhaus Krems, der uns bei der Erstellung dieser Infomappe unterstützt hat.
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ANLAUFSTELLEN
ANLAUFSTELLEN
Dr. Bela Büki
Landesklinikum Krems/Abteilung für HNO-Krankheiten
Schwindelambulanz
Mitterweg 10
A-3500 Krems/Donau
Tel.: +43/2732/804/2370
E-Mail: [email protected]
Univ.-Prof. Dr. Gerald Wiest
Schwindelambulanz
Universitätsklinik für Neurologie, AKH-Wien, Ebene 6A
Medizinische Universität Wien
Währinger Gürtel 18-20
A-1090 Wien
Tel.: +43/1/404 00/3124
E-Mail: [email protected]
Konventhospital der Barmherzigen Brüder Linz
Seilerstätte 2
A-4021 Linz
Tel.: +43/732/7897-0
Schwindelambulanz: OA Dr. Albrecht, Ass. Dr. Adl; Mo 11.00-14.00 Uhr
Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz
Seilerstätte 4
A-4010 Linz
Tel.: +43/732/7677-0
E-Mail [email protected]
Schwindelambulanz: Montag: 12.00 bis 13.00
Klinikum Wels-Grieskirchen GmbH
Grieskirchner Straße 42
A-4600 Wels
Tel.: +43/7242/415-0
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ANLAUFSTELLEN
Schwindelambulanz: Fr 09-11.00
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Graz-Eggenberg
Schwindelambulanz
Bergstraße 27
A-8020 Graz
Tel.: +43/316/5989-0
Univ.-HNO-Klinik Innsbruck
Anichstr. 35
A-6020 Innsbruck
Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. H. Riechelmann
Tel.: +43/50 504
Schwindel- und Gleichgewichtsabklärung: Mi 14.00-15.00
LKH Villach
Abteilung für Neurologie und Psychosomatik
Schwindelambulanz (Leitung: OA Dr. Franz Schautzer)
Nikolaigasse 43
A-9500 Villach
Tel.: +43/4242/208-0
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QUELLEN UND LINKS
QUELLEN UND LINKS
Unterlagen Prof. Wiest
Der Migräne-assoziierte Schwindel
http://www.springermedizin.at/artikel/2527-der-migraene-assoziierte-schwindel
Der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel
http://www.kup.at/kup/pdf/4582.pdf
Schwindelambulanz der Ludwig Maximilians-Universität
www.schwindelambulanz-muenchen.de
Schwindel und seine mögliche Bedeutung – Infos der Österr. Gesellschaft für
Neurologie
http://www.oegn.at/patientenweb/index.php?page=Schwindel
Infos der Münchener Schwindelambulanz
http://www.klinikum.uni-muenchen.de/IFB-Schwindel/de/Patienten/index.html
Leitsymptom Schwindel – Ursachen, Diagnostik, Therapie
http://www.bvdn.de/main/img_neuro.php?SID&datei_id=3375
Kritische Betrachtung der Medikamente zur Therapie des Schwindels
http://www2.i-med.ac.at/pharmakologie/info/info26-1.html#schwindel
Mehrere Artikel zum Thema Schwindel
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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QUELLEN UND LINKS
http://www.apotheken-umschau.de/Schwindel/Schwindel-58578.html
Allgemeine Infos zu Schwindel
http://www.medizinfo.de/kopfundseele/schwindel/
„Mit Schwindel kann man sehr gut leben“ – Artikel im „Standard“
http://derstandard.at/1262208987522/Schwindel-Mit-Schwindel-kann-man-sehr-gutleben
neuro.24
www.neuro24.de
netdoktor.at
www.netdoktor.at
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NEUE THERAPIE GEGEN SCHWINDEL
BUCHTIPPS
Bela Büki, Heinz Jünger, Wolfgang Bauer
Schwindel & Gleichgewichtsstörungen: Ursachen – Diagnose - Therapie
Verlagshaus der Ärzte 2007
ISBN-13: 978-3902552181
Karl-Friedrich Hamann
Schwindel: 175 Fragen und Antworten. Ein Ratgeber für Patienten
Verlag Zuckschwerdt 2010
ISBN-13: 978-3886039692
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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SENDUNGSGÄSTE
SENDUNGSGÄSTE
In der Sendung Radiodoktor – Medizin und Gesundheit vom 30. Jänner 2012
sprachen:
Univ.-Prof. Dr. Gerald Wiest; Leiter der Schwindelambulanz an der Klinik für
Neurologie im AKH-Wien
Leiter der Arbeitsgemeinschaft "Schwindel und Gleichgewichtsstörungen" der
Österr. Gesellschaft für Neurologie
Univ. Klinik für Neurologie; AKH Wien
1090, Währinger Gürtel 18-20
Tel.: +43/1/404 00/3124
Email: [email protected]
OA Dr. Bela Büki
Leiter der Schwindelambulanz, Krankenhaus Krems
Landesklinikum Krems
Mitterweg 10, 3500 Krems
Tel.: +43/2732/804-0
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