textkompetenz - LESEN und VERSTEHEN

Transcrição

textkompetenz - LESEN und VERSTEHEN
8. und 9. Schulstufe
Förderkurse
TEXTKOMPETENZ
Herausgegeben von der SOKO-Lesen
im Stadtschulrat für Wien
Verantwortlicher Herausgeber: Karl Blüml
Fachliche Beratung: Werner Schöggl
Für den Inhalt verantwortlich: Ingrid Fertl, Ursula Figl, Karin Kosch,
Gabriela Ruck, Margit Stockreiter, Karin Thanner (Team AG LESEN-Wien)
Stand: September 2012
Inhaltsverzeichnis
1
Lesetechniken im Umgang mit Sachtexten
7
1.1.INFO
1.1.1 INFO für LehrerInnen
1.1.2 INFO für SchülerInnen
1.2.Übungen
1.2.1
Überfliegendes Lesen (Skimming)
1.2.1.1 Berichte
1.2.1.2 Österreich-Test
1.2.1.3 Freunde, Hip-Hop und ein bisschen Hoffnung
1.2.2
Überfliegendes Lesen (Scanning)
1.2.2.1 Thales von Milet
1.2.2.2 Die Erschließung der Neuen Welten
1.2.3 Intensives Lesen
1.2.3.1 Designer Werkstatt
1.2.3.2 Text Biologie
2Markieren
21
2.1.INFO
2.1.1 INFO für LehrerInnen
2.1.2 INFO für SchülerInnen
2.2Übungen
2.2.1 Markieren von Nomen: Die laufenden Vögel vom Buchberg
2.2.2 Verben: Uhu
2.2.3 Adjektiva: Die laufenden Vögel vom Buchberg
2.2.4 Timeline: Die Geschichte der Tomate
2.2.5 Differenzierung im Text: Verschwommen? Sandstrand statt Eisscholle
3
Texte fragengeleitet erschließen A
32
3.1 INFO
3.1.1 INFO für LehrerInnen
3.1.2 INFO für SchülerInnen
3.2.Übungen
3.2.1 W-Fragen zum Text beantworten
3.2.1.1 Ein unverwüstliches Würfelvergnügen
3.2.1.2 Klima-Alarm durch Erderwärmung
3.2.3 Geschlossene Fragen beantworten
3.2.3.1. Die Zeitung der Zukunft
3.2.3.2 Die Zünfte regeln das städtische Leben
3.2.3.3 Dreh dich nicht um
3.2.4. Halboffene und geschlossene Fragen beantworten
3.2.4.1 Das Bettelweib von Locarno
3.2.4.2 Roma (und Sinti) in Österreich
3.2.5 Geschlossene Fragen formulieren
3.2.5.1 Was bringt dich zum Lachen?
3.2.6 Fragen zum Text beantworten und Frage-Antwort-Relation feststellen
3.2.6.1 Sonntag
4 Wechsel der Darstellungsform
4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.2.1 4.1.3 4.1.4 4.1.5 4.2 4.2.1 INFO
INFO für LehrerInnen
Mind-Map
INFO für SchülerInnen
Concept-Mapping im Unterricht
Filmleiste
Strukturdiagramm
Übungen
Mind-Map
60
4.2.1.1 4.2.2 4.2.2.1 4.2.3 4.2.3.1 4.2.4 4.2.4.1 Das Blut
Filmleiste
Donald Duck
Strukturdiagramm
Vorstellungsgespräch – 10 Tipps
Concept-Map
Designer-Werkstatt
5 Text mit Bild lesen
5.1 5.1.1 5.1.2 5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3 5.2.4 5.2.5 5.2.6 5.2.7 INFO
INFO für Lehrerinnen
INFO für SchülerInnen
Übungen
Der schiefe Turm von Pisa
Überleben im Winter
Wir hinterlassen unsere Fußabdrücke
Saurer Apfel
Nichts Besseres zu tun
Wie die Alpen entstanden
Der Fruchtbare Halbmond
6 Tabellen und Grafiken lesen und verbalisieren
6.1 6.1.1 6.1.1.1 6.1.1.2 6.1.2 6.1.2.1 6.1.2.2 6.2 6.2.1 6.2.1.1 6.2.1.2 6.2.1.3 6.2.1.4 6.2.2 6.2.2.1 6.2.2.2 6.2.2.3 6.2.2.4 INFO
INFO für LehrerInnen
Tabellen und Grafiken lesen
Verbalisieren von Statistiken
INFO für SchülerInnen
Tabellen und Grafiken lesen
Verbalisieren von Statistiken
Übungen
Tabellen und Grafiken lesen
Durchschnittliche Tageshöchsttemperaturen
Tourismus in Österreich
Stundenlöhne
Erdbeerland
Statistiken verbalisieren
Bildungsausgaben
Mountainbikestrecke
Bevölkerungspyramide
Kriminalstatistik
7 Fachwortschatzarbeit und Klärungsstrategien
7.1 7.1.1 7.1.2 7.2 7.2.1 7.2.1.1 7.2.1.2 INFO
INFO für LehrerInnen
INFO für SchülerInnen
Übungen
Anwendung und Übung unterschiedlicher Klärungsstrategien
Beipacktext
Kaffeemaschine
8 Zusammenfassen
8.1 8.1.1.
8.1.2 8.2 8.2.1 8.2.2 8.2.3 INFO
INFO für LehrerInnen
INFO für SchülerInnen
Übungen
Zusammenfassung erstellen durch Markieren von Verben: Die Klagenfurter Lindwurmsage
Zusammenfassung erstellen durch die Reduktionsmethode: Kids schreiben höfliche SMS
Zusammenfassen als Gruppenarbeit
78
93
122
134
Förderkurse
TEXTVERSTEHEN
in allen Gegenständen
8./9. Schulstufe
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
die beiliegenden Materialien dienen der Leseförderung für die 8. und 9. Schulstufe. Sie sind
bewusst auf alle Fach- und Sachgebiete ausgedehnt, weil wir meinen, dass Lesefertigkeit /
Textverstehenskompetenz in allen Unterrichtsgegenständen gefördert werden muss. Diese
Kompetenz ist unteilbar und kann auf keinen Fall auf das Unterrichtsfach Deutsch
beschränkt sein.
Die hier von der SOKO-Lesen und einer AG des Stadtschulrates für Wien erstellten Fördermaterialien sind für alle Wiener Schulen frei verfügbar, können heruntergeladen und für den
Klasseneinsatz vervielfältigt werden.
Lesen in allen Unterrichtsgegenständen
In den letzten Jahren erfolgten zahlreiche sinnvolle Maßnahmen zur Stärkung der Lesekompetenzen unserer Schülerinnen und Schüler: Lesefeste, Lesenächte, Wettbewerbe, gezielte
Leseübungen, Literaturcafés, Vorbildfunktion von Lehrerinnen und Lehrern …
Alle Maßnahmen sind jedoch nur quasi „Stückwerk“, wenn es nicht gelingt, Lesen und
Textverstehen als Grundvoraussetzung in allen Unterrichtsgegenständen zu etablieren. In
jedem Unterrichtsgegenstand muss Lesen und Textverstehen als die Grundvoraussetzung
für Lernen schlechthin gefestigt sein.
Im Deutschunterricht kann die Methode des verstehenden Lesens erarbeitet und gefestigt
werden, in allen Unterrichtsgegenständen muss aber Lesen und Textverstehen immer intensiv betrieben werden – und zwar nicht als Hilfe für den Deutschunterricht, sondern als unabdingbare Lernvoraussetzung für den eigenen Unterrichtsgegenstand!
Denn, was verstehen wir unter Lesefertigkeit bezogen auf den Fach-/Sachunterricht? Das
ist die Fähigkeit, die Bedeutungen von Wörtern zu verstehen und die Bedeutungen im
Rahmen eines Satzes und eines gesamten Textes zueinander in Beziehung zu setzen.
Dazu braucht es ein gewisses Maß an Weltwissen, das man mit fortschreitendem Leben
durch Erfahrung und Lernen (sekundäre = vermittelte Erfahrung) gewinnt. Dazu braucht es
aber insbesondere das Wissen um die Bedeutungen der Wörter als Grundvoraussetzung.
In diesem Sinne ist Lesenlernen im Grunde ständige Wortschatzerweiterung. Das
geschieht im Deutschunterricht laufend – betrifft aber im Wesentlichen nur den Alltagswortschatz, ev. den literarischen Wortschatz, ev. den Fachwortschatz für Deutsch. Der
Deutschunterricht kann aber nicht den Fach-und Sachwortschatz der einzelnen Unterrichtsgegenstände erschließen und erarbeiten. Das kann nur im Fach-/Sachunterricht des
jeweiligen Unterrichtsgegenstandes selbst erfolgen.
Dazu ist kein besonderer Aufwand notwendig, auf jeden Fall keiner, der nichts mit dem
eigenen Unterrichtsgegenstand zu tun hat. Man braucht dazu auch keine besonderen Unterrichtsmaterialien – die sind vorhanden – nämlich die Fachlehrbücher, kopierte Arbeitsblätter,
Auszüge aus anderen Fachlehrwerken, die „Lesestars“ und jetzt auch diese Förederkurse …
Und es braucht Ausdauer und Konsequenz!
Förderkurs Basisstrategien und Methoden
Lesen und Textverständnis sind Grundvoraussetzung in allen Unterrichtsgegenständen und
sollten daher auch in jedem Unterrichtsgegenstand als die Grundvoraussetzung für Lernen
schlechthin gefestigt werden. Denn kompetente LeserInnen zeigen sich nicht nur durch das
Beherrschen der Lesetechnik, sondern ganz wesentlich durch ihr Leseverstehen.
Damit dieses Ziel nachhaltig erreicht werden kann, bedarf es einer tatkräftigen und konsequenten Unterstützung der SchülerInnen, damit sie die Kompetenzen erlangen, die Textverständnis in allen Fächern erfordert.
Dieser Kurs ist in 8 Kapitel gegliedert, die aufeinander aufbauen. Jedes Kapitel dient dem
Erkennen und Bewusstmachen, dem Aufbau und Einsatz bestimmter Lesestrategien oder
zeigt Methoden, wie Texte in allen Gegenständen sinnerfassend gelesen werden können.
SchülerInnen sollen dadurch lernen, gezielt passend zur Aufgabenstellung oder ihrer Leseabsicht verschieden an Texte heranzugehen und selbstständig damit arbeiten und lernen zu
können. Nur dann können SchülerInnen Texte so verstehen, dass sie dem Aufbau von
eigenem Wissen und der persönlichen Weiterentwicklung und nicht nur dem Einprägen und
Reproduzieren von Inhalten dienen.
Ursula Figl, Karl Blüml, Werner Schöggl - SOKO-Lesen des Stadtschulrates für Wien
1 Lesetechniken
im Umgang mit Sachtexten
1.1 INFO
1.1.1 INFO für LehrerInnen
Um Texte besser und schneller verstehen zu können, ist es wichtig, dass sich SchülerInnen
zunächst verschiedene Lesetechniken bewusst machen und diese dann je nach Arbeitsauftrag oder Leseintention gezielt einsetzen können.
a) Orientierendes Lesen (Skimming)
Mit Hilfe dieser Technik erfahren LeserInnen, worum es in dem vorliegenden Text
überhaupt geht, ohne tief in den Text einzudringen. Sie erhalten, ausgehend von
Überschriften, Grafiken, Hervorhebungen oder Bildern beim Überfliegen des
Textes einen ersten Überblick und entscheiden dann, was sie sich näher
anschauen wollen. Durch Konzentration auf Schlüsselwörter werden einem umfangreichen
Text schnell Informationen entnommen und der zentrale Inhalt wird erfasst.
Beim Lesen der Überschriften und der Kernsätze können Annahmen über den Textinhalt
vorgenommen werden, die am Text überprüft werden.
b)Suchendes Lesen (Scanning)
Sollen von LeserInnen bestimmte Begriffe, Namen, Daten oder Zahlen gefunden
werden, kommt das so genannte Scanning zum Einsatz. Durch ein- oder mehrmaliges Überfliegen der einzelnen Zeilen werden die verlangten Informationen
und Antworten auf zuvor gestellte Fragen gefunden. Diese Lesetechnik wird zum
Beispiel beim Suchen in Lexika oder auf der Suche nach Adressen oder Telefonnummern
benutzt. Informationen, die nichts mit den gesuchten zu tun haben, werden nicht beachtet.
c) Intensives (detailliertes, totales) Lesen
Der Text wird intensiv mit gezieltem Einsatz aller zur Verfügung stehender Lesestrategien gelesen, um ihn im Detail zu verstehen und zu bearbeiten.
Unter zyklischem Lesen versteht man, dass ein Text zunächst orientierend, dann
extensiv und danach intensiv gelesen wird, manchmal wiederholt extensiv und
intensiv.
d)Unterhaltendes Lesen
Lesen, weil es Spaß, Entspannung, Aufregung, Freude … macht. Weil man damit gut Träumen kann, weil man Abenteuer im Kopf erleben kann.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 7
1.1.2 INFO für SchülerInnen
Lesetechniken – Arten des Lesens
Ziel
Vorgehen
Ich kann schnell herausfinden,
wovon der Text im Wesentlichen
handelt und über die thematische Relevanz entscheiden.
Ich kann mir einen groben
Überblick über den Textaufbau
und die einzelnen Textteile
verschaffen.
Ich erkenne Absätze/Struktur des
Textes, Signale des Layouts.
Ich finde (Zwischen-)Überschriften.
Ich durchleuchte Überschriften.
Ich suche Schlüsselwörter.
Ich schaue mir Abbildungen an
und interpretiere sie.
Ich erkenne die Textsorte.
Ich kann gezielt Textstellen mit
bestimmten Detailinformationen
finden.
Ich überfliege den Text ein- oder
mehrmals und finde Einzelbegriffe
wie Namen, Jahreszahlen und
Ähnliches.
Ich markiere bewusst gesuchte
Begriffe und lasse Unwichtiges
außer Acht.
Ich kann den Text umfassend
verstehen und ihm Sinn oder
Informationen entnehmen. Ich
kann Erklärungen, Begründungen oder Zusammenhänge
innerhalb des Textes erkennen,
Schluss-folgerungen ziehen,
den Text reflektieren und bewerten
Ich setze bewusst, je nach Ziel,
verschiedene Lesestrategien ein
Ich kann wichtige Informationen
erkennen und markieren
Ich kann Fragen an den Text
stellen
Ich kann gegebenenfalls den Text
in eine andere Darstellungsform
übertragen
Lesen macht mir Spaß. Ich kann
mein Lesetempo selbst bestimmen. Meistens kann ich zügig
lesen, wobei ich den Sinn gut
erfasse.
Buch/Zeitschrift öffnen und lesen
und sich durch nichts und niemanden mehr stören lassen.
Überfliegendes Lesen
Orientierendes Lesen
(Skimming)
Suchendes
Lesen
(Scanning)
intensives
Lesen
unterhaltendes Lesen
8 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
1.2 Übungen
1.2.1 Überfliegendes Lesen (Skimming)
1.2.1.1 Berichte
Hier sind zwei Berichte durcheinandergeraten. Überfliege die Abschnitte und markiere in zwei
Farben die jeweilig zusammengehörigen Teile. Nummeriere sie in der richtigen Reihenfolge und
ordne die Überschriften und Bilder dem richtigen Artikel zu. Überlege, zu welchem Abschnitt die
Zwischenüberschriften gehören und füge sie ein.
Überschriften:
Text 1
Alte Bücher statt elektronischer Geräte erstanden
Taschen ausgetauscht
Text 2
Hubschrauberpilot rettete zwei Seeleute
Bergung von Besatzungsmitglieder eines gekenterten Frachters aus stürmischer
See geglückt. Sechs Seeleute werden noch vermisst.
Zwischenüberschriften:
Schwierige Bedingungen
Zweimal an einem Tag zugeschlagen
Die beiden sahen aus wie Vertreter, hatten braune Hosen und Sportjacken an und trugen
dunkle Stiefel. Jeder hatte eine größere Laptop- Tasche bei sich. Die beiden Männer erklärten am Freitag kurz vor 17 Uhr dem Geschäftsmann Leopold Schmitz in der Rudolf-SchwarzGasse in Strasshof: „Wir können Ihnen günstig Handys und weitere elektronische Produkte
anbieten“.
Reste des gesunkenen Frachters treiben auf dem Meer. Ein Rettungsboot sei leer auf dem
Meer getrieben, berichteten Helfer. „Die Hoffnung auf Überlebende ist sehr gering!“, äußert
sich der Sprecher der Küstenwache besorgt. „Der Sturm erschwert die Suche nach den
Vermissten sehr.“ Der Frachter „Florentin“, der 70 Meter lang war und 3.000 Tonnen Stahlstangen geladen hatte, kenterte vermutlich während eines heftigen Sturmes fern der Küste.
Franz Huber, Immer Neues
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 9
Kurz vor 20 Uhr gelang dem offenbar selben Duo der Coup in einem weiteren Geschäft in
der Hoferstraße. Dort wurden einem Geschäftsmann drei Geräte um 1200 €uro angeboten.
Auch dieser Geschäftsmann wollte sich das gute Geschäft nicht entgehen lassen und
erstand die Ware. Als er den Betrug bemerkte, waren die beiden Männer schon auf und
davon. Die Gendarmerie fahndet intensiv nach den Männern, die von Überwachungskameras gefilmt wurden, und warnt vor dem Betrug.
Anita Figl, Maurer Blättchen
Leutnant Kurz hat als Co-Pilot eines Hubschraubers in einer spektakulären Bergungsaktion
fünf Seeleute vor dem Ertrinken gerettet. Das teilte die Sicherheitsabteilung der Küstenwache am Sonntag mit. Ein Frachtschiff war mit elf Mann Besatzung am Meer unterwegs, als es
bei heftigem Sturm kenterte.
Vier Seeleute klammerten sich an ein aufblasbares Rettungsfloß und konnten durch die
Küstenwache geborgen werden. Für einen Seemann kam jede Hilfe zu spät. Die Suche nach
den sechs Vermissten ist in vollem Gange.
Als Schmitz die Ware sehen wollte, holten die beiden Männer die Geräte aus einem ihrer
Koffer und boten dem Geschäftsmann sechs Produkte um 2500 €uro an. Schmitz nahm das
Angebot an. Während er das Geld aus dem Tresor holte, tauschten die beiden Betrüger die
Tasche mit den Geräten gegen eine zweite aus, in der sich alte Bücher befanden. Als der
Geschäftsmann den Betrug bemerkte, waren die Gauner schon über alle Berge.
10 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
1.2.1.2 Österreich-Test1
Lies die folgende Schlagzeile, die Anreißerzeilen und den ersten Anschnitt (= fett gedruckte
Zusammenfassung) des Zeitungsartikels. Worum geht es? Formuliere in eigenen Worten deine
Vermutung zum Inhalt des Textes.
Lies nun den gesamten Artikel. Vergleiche mit deiner zuvor formulierten Vermutung zum Inhalt
des Textes. Hat sich diese bestätigt?
1 Österreich-Test. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien, AHS-Abteilung. Wien,
2007, Übung 23. Verfügbar unter [http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf [20.3.2012].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 11
1.2.1.3 Freunde, Hip-Hop und ein bisschen Hoffnung2
Lies vorerst nur Titel und Zwischenüberschriften des folgenden Textes! Was verraten sie dir
über den Inhalt des Artikels? Schreibe im Anschluss auf, was Hauptthema dieses Textes ist.
Freunde, Hip-Hop und ein bisschen Hoffnung
Safin trägt Baggy-Hosen, ein weites T-Shirt und die Kappe schief. Darunter blitzt ein rotes
Tuch hervor. Er steht auf Hip-Hop, hört Eminem, 2pac und 50 Cent. Vor ein paar Jahren sah
die Welt für den Kurden noch anders aus. 2002 flüchtete er mit seiner Mutter aus seiner
Heimatstadt Suleimanya im Nordirak. „Es war schwer, von dort wegzugehen. Ich hatte viele
Freunde dort“, sagt er mit gesenkter Stimme.
Verfolgung, Flucht und neue Heimat
Im Irak war sein Vater Taxifahrer, seine Mutter Hausfrau. Wenn Safin an damals denkt, wird
er sehr traurig: „Eigentlich war das Leben im Irak in Ordnung, bis mein Vater starb, da ging
es mir sehr schlecht.“ Sein Vater wurde bei gewaltsamen Auseinandersetzungen im Irak auf
offener Straße erschossen.
Einige Zeit nach dem Tod des Vaters begannen die Drohungen gegen seine Mutter. Weil sie
sich weigerte ein Kopftuch zu tragen und nicht nur im Haus rauchte, wurde sie belästigt,
beschimpft und bedroht. Da beschloss sie, nach Europa zu fliehen. Mitgenommen haben sie
nur Kleidung und 6000 US-Dollar für die Schlepper. Nach einigen Tagen im Iran führte sie ihr
Weg über die Türkei nach Österreich: versteckt auf der Ladefläche eines LKW.
Die ersten Monate waren schwierig
Safin und seine Mutter kamen im Jänner 2003 in Österreich an, es hatte damals leicht
geschneit. Die ersten Monate waren schwierig für Safin. Alles war fremd, er wollte spazieren
gehen, aber er kannte sich nicht aus in Wien. Als er sich die Hand gebrochen hatte, musste
er einen Krankenschein holen: „Man gab uns eine Karte mit der Wegbeschreibung, wir
haben 24 Stunden suchen müssen, um hinzufinden. Aber jetzt, jetzt kenne ich alle Wege“,
lacht er.
Freunde aus der ganzen Welt
An seinen ersten Tag in der Schule erinnert er sich: Es war schwer, weil er ganz allein hin
musste und nichts verstanden hat. Jetzt ist er aber froh, weil er nicht nur Deutsch, sondern
viele verschiedene Ausdrücke auf Serbisch, Arabisch (die ägyptische Variante) und Bulgarisch gelernt hat. Nach dem Unterricht und der Hausübung trifft er meistens Freunde und
geht spazieren. Safins Freundeskreis ist multikulturell: Er hat Freunde aus der Türkei, dem
ehemaligen Jugoslawien und Österreich.
Freiheit und neue Hoffnung spüren
Safin hat gelernt, optimistisch zu bleiben. „Hier sind wir eigentlich frei. Ich kann alles
machen, was ich möchte.“ Er möchte Arzt werden, denn er möchte einfach anderen
Menschen helfen. Den Optimismus scheint Safin von seiner Mutter zu haben, einer
freundlichen Frau mit sanftem Lächeln und mit Kajal umrandeten Augen. Er versteht sich
sehr gut mit ihr: „Wir lachen nur gemeinsam, es gibt kein Weinen mehr“, meint er lächelnd.
Nach: Freunde, HipHop und ein bisschen Hoffnung. In: Last Exit Flucht, http://www.lastexitflucht.org.
2 Freunde, Hip-Hop und ein bisschen Hoffnung. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem
pädagogischen Institut der Stadt Wien, AHS-Abteilung. Wien, 2007, Übung 38. Verfügbar unter http://www.literacy.at/
fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf [20.3.2012].
12 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 13
1.2.2 Suchendes Lesen (Scanning)
1.2.2.1 Thales von Milet3
Lies den Text über das Leben und Wirken des Thales von Milet aufmerksam. Der Text handelt
von seinem Leben und von mathematischen Zusammenhängen, die er gefunden hat.
Thales von Milet
Er lebte um 600 v. Chr. und war griechischer Mathematiker, Naturphilosoph und Astronom. Er
lehrte, dass das Wasser der Ursprung aller Dinge sei, und sagte sogar eine Sonnenfinsternis
richtig voraus. Seine mathematischen Kenntnisse soll er zum Teil von den Babyloniern und
von den Ägyptern bezogen haben. Er ist jedenfalls der Erste, der Beweise für seine mathematischen Sätze gab. Weiters hat er als erster mit dem Begriff des Winkels gearbeitet!
Eudomos von Rhodos schrieb um 300 v. Chr. ein Buch über die Geschichte der Mathematik,
in der er über Thales Folgendes anführte:
• Er war der Erste, der bewies, dass der Kreis von seinem Durchmesser halbiert wird.
• Er hat als Erster erkannt und ausgesprochen, dass in einem gleichschenkeligen Dreieck
die Basiswinkel gleich sind.
• Er entdeckte zuerst, dass, wenn zwei Gerade sich schneiden, ihre Scheitelwinkel gleich
sind.
• Er bewies den Satz von der Kongruenz zweier Dreiecke, die in einer Seite und zwei Winkeln übereinstimmen.
• Er soll behauptet haben, dass die Diagonalen eines Rechtecks gleich lang sind und einander halbieren.
• Er soll den Beweis für den berühmten „Satz von Thales“ gegeben haben. Dieser Satz sagt
aus, dass der Peripheriewinkel im Halbkreis ein rechter Winkel ist. Diesen Satz soll er von
den Ägyptern übernommen haben und als Dank für seine Entdeckung soll er den Göttern
einen Stier geopfert haben ...
Leider ist das Mathematikbuch des Eudomos nicht erhalten. Wir kennen es nur indirekt durch
den griechischen Mathematiker Proklos, der um 450 n. Chr. in seinem Mathematikbuch das
Wissen des Eudomos wiedergab. Thales von Milet wurde seit dem 4.Jh. v. Chr. als einer der
„Sieben Weisen“ bezeichnet.
Markiere nun rasch folgende mathematischen Begriffe und alle Namen von Mathematikern.
Winkel
Kreis
Durchmesser
Dreieck
Basiswinkel
Gerade
Scheitel
winkel
Kongruenz
Diagonale
Rechteck
Peripheriewinkel
Halbkreis
3 Thales von Milet. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien,
AHS-Abteilung. Wien, 2007, Übung 15. Verfügbar unter http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/
unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf [20.3.2012].
14 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
1.2.2.2 Die Erschließung der Neuen Welten4
Lies den folgenden Schulbuchtext und beantworte dabei möglichst rasch die Fragen zum Text:
Die Besiedlung Nordamerikas
Während der letzten Eiszeit erfolgte die Erstbesiedelung Amerikas. Die Anwesenheit der
Wikinger blieb nur ein kurzes Intermezzo. Etwa ab 1500 geriet die „Neue Welt“ in den Blickpunkt der Europäer.
Die Vorfahren der heutigen Indianerinnen und Indianer stammten vermutlich aus Asien und
sind vor etwa 15 000 Jahren über eine Landbrücke im Beringmeer nach Nordamerika gezogen. In den folgenden Jahrhunderten besiedelten sie den Doppelkontinent bis Feuerland, der
Südspitze Südamerikas.
Entsprechend ihrer regionalen Verbreitung und der dadurch stark differenzierten Lebensumstände lassen sich große kulturelle Unterschiede zwischen den Indianerstämmen nachweisen. Im Gebiet der Großen Seen, des Mississippi und im Südwesten der heutigen USA
wurde Ackerbau betrieben (u.a. Mais, Kartoffeln, Bohnen, Tomaten), was Sesshaftigkeit
voraussetzte. Daher entstanden hier auch feste Behausungen, wie die Pueblos, mehrgeschossige Lehmhütten, oder aber die hölzernen Langhäuser der Irokesen, die bis zu hundert Meter lang sein konnten. Kulturtechniken wie die Keramik oder die Weberei waren
diesen Stämmen vertraut.
Die meisten Ureinwohner und Ureinwohnerinnen waren allerdings nomadisierende Jäger und
Sammler, auch Fischfang wurde betrieben. Da diese Völker ihren Beutetieren auf deren
saisonalen Wanderungen folgten, waren bei ihnen leicht auf- und abzubauende Zelte wie
das Wigwam oder der Tipi verbreitet. Wichtigste Jagdwaffe waren Pfeil und Bogen. Der
Tomahawk wurde hingegen überwiegend als Werkzeug verwendet. Die Inuit in den polaren
Breiten Kanadas und Alaskas gingen mit der Harpune auf Jagd nach Eisbären, Walen,
Robben und Fischen. Ihr wichtigstes Fortbewegungsmittel war der Kajak. Während ihrer
Beutezüge lebten sie in Iglus.
Es gab bis zu 3 000 verschiedene Indianersprachen. Dennoch war über Stammes- und
Sprachgrenzen hinweg eine Verständigung mittels Gebärdensprache möglich. Außerdem
konnte man mit Rauchzeichen über große Distanzen kommunizieren. Auch die religiösen
Vorstellungen waren sehr unterschiedlich. Gemeinsam war aber allen Indianerinnen und Indianern der Glaube, dass die Natur beseelt ist. Viele Stämme verehrten außerdem ein Totem,
einen persönlichen Schutzgeist. Der bei uns so populäre Begriff „Manitu“ wurde hingegen
lediglich bei den Algonkin-Indianern verwendet. Schamanen als Vermittler zwischen Menschen und Geistern waren vor allem bei den sesshaften Völkern verbreitet, sie waren auch
fallweise als Medizinmänner tätig. Bei wichtigen Zeremonien spielten Tänze und das Rauchen der Friedenspfeife eine herausragende Rolle.
Aus religiösen Motiven war bei einigen Stämmen das Skalpieren, also das Abziehen der
Kopfhaut eines getöteten Feindes, üblich. Damit glaubte man, sich dessen Lebensenergie
einverleiben zu können – eine Praxis, die später, als Kopfprämien für ermordete Indianer
ausbezahlt wurden, von den Weißen übernommen wurde.
4 Brzobohaty, Johannes; Salmeyer Robert; Zellhofer Christa: Zeitfenster 6. Geschichte und Sozialkunde für die 6. Klasse AHS. Wien: Ed. Hölzel
2011, S. 23
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 15
1) Wann geriet die „Neue Welt“ in den Blickpunkt der Europäer?
2) Welche Spitze Südamerikas ist Feuerland?
3) Was bauten die Indianerstämme im Gebiet der großen Seen, des Mississippi und im
Südwesten der heutigen USA an?
4) Was sind Pueblos?
5) Mit welchem Werkzeug gingen die Inuit auf die Jagd?
6) Bis zu wie viele verschiedene Indianersprachen gab es?
7) Wie nennt man das Abziehen der Kopfhaut eines getöteten Feindes?
16 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
1.2.3 Intensives Lesen
1.2.3.1 Designer Werkstatt
Lies den Text aufmerksam und beantworte die Fragen.
Susanne Mauthner-Weber
Designer-Werkstatt5
Will man die Forschung der Chemie-Nobelpreisträger 2009 erklären, bedient man sich wohl
am besten eines Vergleiches (bitte nicht lachen!) mit der Modewelt: Da gibt es einen Designer, der kreiert einen Entwurf; der Entwurf wird mittels Schnittmuster vervielfältigt; heraus
kommen mehr oder weniger funktionstüchtige Kleidungsstücke. In einer Zelle geht es ähnlich
zu: Die aus etwa 3,2 Milliarden chemischen Bausteinen zusammengesetzte Erbinformation,
die DNA, ist im Zellkern gelagert. Wenn eines der 25.000 Gene (der Designer aus unserem
Vergleich mit der Modewelt) abgelesen wird, fertigt die Zelle eine chemische Abschrift an.
Nur diese Blaupause (das Schnittmuster) verlässt den Zellkern. Draußen trifft sie auf die
Ribosomen. Jede Zelle besitzt zahlreiche dieser Eiweiß-Fabriken.
Zusammengefügt
Die Ribosomen lesen die Blaupause wie einen Lochstreifen und fügen daraufhin Stück für
Stück das Eiweiß (Protein) aus einzelnen Aminosäuren zusammen. Erst diese Proteine sind
die universellen Werkzeuge des Lebens: Sie bauen die Muskeln auf, transportieren Sauerstoff, spalten die Nahrung auf, dienen als Botenstoffe, formen Haut und Haare sowie neue
Ribosomen.
„Ribosomen machen irgendwie alles möglich“, sagt Måns Ehrenberg, Mitglied des Nobelkomitees für Chemie. (...)
Universell
Das Prinzip der Ribosomen funktioniert in Bakterien ebenso wie in Pflanzen und Tieren. Da
Ribosomen von Bakterien aber etwas anders aufgebaut sind als die von Menschen, steckt
dort ein wertvoller Ansatz für Antibiotika.
Die Größe der Ribosomen ist für die Arbeit im Labor eine besondere Herausforderung. Es ist
schwer, sie zu Kristallen zusammenzulagern, um mit Röntgenstrahlen den inneren Aufbau
bis ins kleinste Detail klären zu können. Jonath, Steitz und Ramakrishnan ist es mit einem
Verfahren namens Röntgen-Kristallografie gelungen, die Position jedes Einzelnen der Hunderttausenden Atome des Ribosoms zu kartieren. Sie haben also auf atomarer Ebene
gezeigt, wie Ribosomen aussehen und funktionieren - wofür sie am 10.Dezember in Stockholm mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet werden.
5
Mauthner-Weber, Susanne: „Designer-Werkstatt“, in: Kurier, 8.10.2009.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 17
1) Schreibe das fehlende Wort in die Zeile.
a) Jemanden, der einen Entwurf kreiert, nennt man b) Um einen Entwurf zu vervielfältigen, braucht man c) Die Designer der Modewelt heißen in der Biologie d) Das Schnittmuster heißt in der Biologe e) Die Eiweißfabriken der Zelle heißen 2) Kreuze das richtige Kästchen an.
richtig
A
Die DNA ist aus etwa 3,2 Milliarden chemischen Bausteinen
zusammengesetzt.
B
Das Eiweiß wird aus einzelnen Aminosäuren zusammengefügt.
C
Måns Ehrenberg ist Mitglied des Nobelkomitees für Literatur.
D
Die Größe der Ribosomen macht die Arbeit im Labor leicht.
E
Jonath, Steitz und Ramakrishnan wurden 2009 mit dem
Chemie- Nobelpreis ausgezeichnet.
falsch
3) Nummeriere die Informationen in der Reihenfolge, in der sie im Text vorkommen.
Nachdem die Ribosomen die Blaupause wie einen Lochstreifen gelesen haben,
fügen sie das Eiweiß (Protein) aus einzelnen Aminosäuren zusammen.
Bei Tieren und Pflanzen funktioniert das Prinzip der Ribosomen ebenso wie in
Bakterien.
Für die Arbeit im Labor ist die Größe der Ribosomen eine besondere Herausforderung, da es schwierig ist, sie zu Kristallen zusammenzulagern, um mit Röntgenstrahlen den inneren Aufbau genau erforschen zu können.
Im Zellkern ist die aus etwa 3,2 Milliarden chemischen Bausteinen zusammengesetzte Erbinformation, die DNA, gelagert. Sobald eines der 25.000 Gene abgelesen ist, fertigt die Zelle eine chemische Abschrift an.
Nur diese Blaupause verlässt den Zellkern und trifft dann auf die Ribosomen.
18 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
1.2.3.2 Text Biologie6
I.
Meist wird die Luft durch die Nase eingeatmet. Staub und andere Fremdkörper bleiben in
der Nasenschleimhaut hängen. So wird die Luft gereinigt. In den Nasenhöhlen wird sie
befeuchtet, erwärmt und durch den Geruchssinn geprüft. Von den Nasenhöhlen strömt die
Luft durch den Rachenraum zur Luftröhre.
II.
Die Atmungsorgane sind innen mit einer Schleimhaut ausgekleidet. Auf ihr sitzen viele
feine Flimmerhärchen. Die Härchen bewegen sich ständig so, dass eingeatmete Staubteilchen nach oben transportiert werden. Auch durch Husten wird die Luftröhre gereinigt.
im Brustkorb teilt sich die Luftröhre in zwei Äste, die Bronchien. Jede Bronchie führt zu
einem Lungenflügel. Dort verzweigt sie sich und endet schließlich in den kugeligen Lungenbläschen. Ein Lungenbläschen ist etwa so groß wie ein Stecknadelkopf. Außen ist es
von feinsten Blutgefäßen umsponnen.
III.
Beim Einatmen gelangt frische Luft bis in die Lungenbläschen. Von dem Gasgemisch Luft
sind nur Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid für die Atmung wichtig. Durch die dünne Wand
der Lungenbläschen wandert der Sauerstoff aus der Luft in die feinsten Blutgefäße. Mit
dem Blut gelangt er zu den Körperzellen. Die Zellen brauchen Sauerstoff, um Nährstoffe zu
verwerten. Die Nährstoffe stammen aus der Nahrung. Sie werden mit dem Blut im Körper
verteilt. Bei ihrer Verwertung entsteht Kohlenstoffdioxid und es wird Energie frei. Diese
Energie dient zum Beispiel dazu, Muskeln zu bewegen. Das Kohlenstoffdioxid wandert aus
dem Blut in die Lungenbläschen. Es wird mit der Atemluft ausgeatmet. Die ausgeatmete
Luft enthält also weniger Sauerstoff und mehr Kohlenstoffdioxid als die eingeatmete Luft.
(Text aus Natur und Technik, PCB 7. 1997)
6
Adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011), Die Atmung. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/360 [12.2.2012].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 19
1) Finde eine passende Überschrift für den ganzen Text und schreibe sie auf.
2) Welche der folgenden Überschriften passt am besten zu den einzelnen Teilabschnitten
des Textes? Schreibe sie in die richtige Zeile.
• Verschiedene Düfte
• Luftröhre, Bronchien und Lungenflügel
• Luft und Blutgefäße
• Nase und Rachenraum
• Einatmen und Ausatmen
Abschnitt 1 Abschnitt 2 Abschnitt 3 20 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
2 Markieren
2.1 INFO
2.1.1 INFO für LehrerInnen
Markieren ist ein Verfahren der Texterschließung, das immer im Vorfeld einer weiteren
Textstrategie angewendet wird. Markieren bedeutet Auffinden von Elementen in einem
Text, die für eine anschließende Bearbeitung zur Verfügung stehen sollen. Durch farbliche
Differenzierung werden die Elemente unterschiedlichen Kategorien zugeordnet und die
Beziehung dieser zueinander visualisiert.
Arten des Markierens
• Unterstreichen
• Marker verwenden
• Einringeln
Das Erlernen des Markierens soll schrittweise erfolgen, d.h., von den kleinsten sinntragenden Elementen (Präfixe, Suffixe, Begriffe mit Unterscheidung der Wortarten, Strukturwörter,
aber auch Zahlen und bildliche Symbole) bis zu Textabschnitten. Die intensive Auseinandersetzung mit den sprachlichen Inhalten und Strukturen führt auch zu einer größeren Sicherheit beim Formulieren und Schreiben von Texten.
1) Arbeitstechniken
Auffinden und Visualisieren
2) Weiterführende Arbeiten
Wortschatzarbeit
Zuordnen
Vergleichen
Formulieren
Recherche
Mindmap
Tabellen
Diagramme
Bildtexte
Interpretation
Fragen
Zusammenfassung
Expansion
In den Kompetenzbereichen des Lesens werden folgende Aufgabenstellungen durch das
Markieren erfüllt.
• Kompetenzbereich: Konkrete Informationen ermitteln
Auffinden von Informationen, Ausgang der Recherche
• Kompetenzbereich: Eine textbezogene Interpretation entwickeln
Zuordnen, Vergleichen
• Kompetenzbereich: Reflexion und Bewertung eines Textes
Reflexion und Bewertung anhand der Visualisierung
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 21
2.1.2 INFO für SchülerInnen
Markieren: Was ist wichtig?
Markierungen in einem Text helfen uns sichtbar zu machen, was wichtig ist. Das können
Begriffe, Textteile, Grafiken und dergleichen sein. Man spricht auch von Schlüsselbegriffen,
weil sie uns den Zugang zu den wesentlichen Informationen eines Textes erschließen.
Doch was ist in einem bestimmten Text wichtig? Darüber entscheidet
• ein Arbeitsauftrag
• eine persönliche Absicht/ein persönliches Interesse
• eine anschließende Bearbeitung
Die folgenden Übungen helfen dir, die Bedeutung verschiedener Textelemente bewusst
wahrzunehmen.
Das Markieren von bestimmten Wortarten (Nomen, Verben, Adjektiva…) unterstützt beim
Erarbeiten von Wortschatz im Allgemeinen und von Fachwortschatz im Besonderen.
Der gezielte Blick auf die Verben lässt uns die Vorgänge in einem Text besser erkennen,
Adjektiva liefern wesentliche Zusatzinformationen.
Markieren nach persönlicher Absicht wird man zum Beispiel im Ausdruck eines Fahrplans,
um die passenden Zugverbindungen auf einen Blick wieder zu finden.
Für eine anschließende Bearbeitung markiert man - zum Beispiel für eine Timeline - alle
Zeitbegriffe. Sollen bestimmte Textteile – zum Beispiel für eine Zusammenfassung – ausgewählt werden, wird man die betreffenden Textteile markieren.
Die Arten des Markierens sind:
• Unterstreichen
• Marker verwenden
• Einringeln
• digitales Markieren (zB farblich unterlegen)
Auch bei der Arbeit am Computer markierst du Elemente, die dir zur Weiterarbeit zur Verfügung stehen sollen, dies können Textteile, Grafiken und dergleichen sein.
Manche Aufgabenstellungen haben eine eindeutige Lösung, oft kann es aber nur Lösungsvorschläge geben, weil bei der Lösung auch die persönliche Auswahl entscheidend ist. So
lernt man im Vergleich und in der Diskussion der Ergebnisse der Partner und Partnerinnen
die eigenen Ansichten und Entscheidungen zu begründen.
22 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
2.2 Übungen
Die folgenden Übungsbeispiele sollen Möglichkeiten aufzeigen, wie man durch Markieren die
Bearbeitung einer Aufgabenstellung vorbereiten und unterstützen kann.
2.2.1 Markieren von Nomen:
Die laufenden Vögel vom Buchberg7
Schwerpunkt: Wortschatz Ziel: Erstellung einer Mind-Map/eines Mind-Maps
Die laufenden Vögel vom Buchberg
Paragleiten: Auch eine sanfte Landung will gelernt sein.
Der Fluglehrer ist optimistisch: „Es ist einfach,
Leute in die Luft zu bringen.“ Ich stehe auf dem
Trainingshang am Buchberg bei Mattsee. Ein
gestandener Paragleiter nennt so eine Anhöhe Idiotenhügel. Aber alle 1500 in Salzburg registrierten
Gleitschirm-Flieger haben so angefangen. „Heute
ist Paragleiten kein Extremsport mehr. Wer kein
kopfloser Draufgänger ist, dem kann kaum noch
etwas passieren“, zerstreut der Fluglehrer Helmut
Sobek meine nicht zu leugnende Angst.
Sobek spricht über einen elektronischen Knopf im
Ohr zu mir. Hinter mir weht eine Plastikplane in
der Größe einer Single-Wohnung im Wind. Ein
chaotisches Geflecht von Seilen verbindet mich
mit der Plane. Ein Seil liegt in der linken, eines in
der rechten Hand. „ Zum Lenken“, erklärt Helmut. „Auf keinen Fall an beiden gleichzeitig ziehen!“, sagt er noch “Warum?“ „ Strömungsabriss,
unsanfte Landung.“ „Ogottogottogott.“
Die Teilnehmer spähen zur Windfahne. Gegenwind
wäre gut. „Österreich ist das perfekte GleitflugLand“, sagt Helmut stolz. Es gäbe Tage mit guten
Flugbedingungen und dass es sich schon lohne,
1000 Euro in die Ausrüstung zu investieren.
Jetzt aber: Loslaufen, Vollgas, keine Angst: „Ihr
schafft das, Leute, auf mein Zeichen – und los.“
Ich also los. „Super, schneller“, sagt mein Ohrknopf. Und – ja wirklich – ich spüre den Zug nach
oben, den Auftrieb, gleich werde ich fliegen wie
ein Adler, stolz, majestätisch, frei. Instinktiv stoße
ich mich vom Boden ab, Richtung Himmel, hurra!
„Man darf sich nicht abstoßen. Paragleiten ist ein
Flugsport und kein Springsport.“ Die Nachricht
wird mir erst mittels Knopf im Ohr wenige Sekunden später übermittelt werden.
7
„Gleitschirmfliegen ist heute ein relativ ungefährlicher Sport.“ Mit diesen Worten wollte Helmut
bei der Einführung den Teilnehmern die Angst
vorm Fliegen nehmen. Auch die Statistik spreche
dafür: Mit 129 Unfällen im Vorjahr sei Gleitfliegen – relativ gesehen – immer noch sicherer als
Fußball.
Jetzt trudle ich also Richtung Boden. Der kommt
so schnell näher, dass mein erster Schreckensschrei (oder ist es schon ein Schmerzensschrei)
vom Erdreich verschluckt wird, in das ich spektakulär köpfle. „Ja wenn du weitergelaufen und
nicht weggesprungen wärst…“ tröstet mich Helmuts sonore Stimme.
Mir brummt der Schädel. Unfälle würden meist
auf das Konto von Möchtegern-Extremsportlern
gehen. Meint er mich? Egal: Es ist alles heil
geblieben. Etwas mehr Aufwind vielleicht,
dann,…ja dann…
adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Die laufenden Vögel. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/482 [13.01.2012].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 23
1) Lies leise den Text und markiere alle Nomen in blauer Farbe.
2) Wähle jene Nomen aus, die sich den Überbegriffen in der Tabelle zuordnen lassen, und
trage diese ein.
Sport (Paragleiten)
Menschen
Orte
Zeit
3) Vergleiche deine Tabelle mit jener deiner Partnerin/deines Partners und klärt gemeinsam
Unklarheiten, z.B. mit Hilfe eines Lexikons.
4) Erstellt gemeinsam ein Mind-Map/eine Mind-Map.
24 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
2.2.2 Markieren von Verben: Uhu
8
Schwerpunkt: Syntax und Wortschatz Ziel: Zusammenfassung
König der Nacht und Sorgenkind:
Der Uhu ist „Vogel des Jahres 2005“
Der Deutsche Bund für Naturschutz hat den Uhu zum „Vogel des Jahres
2005“ gekürt. Europas größter Eule ist in Oberösterreich ein eigenes
Monitoring-Projekt gewidmet.
Für die vom Ornithologen Gernot Haslinger koordinierte Eulenschutzgruppe des Landes genießt der
König der Nacht Priorität. Der Uhu gilt bei uns als
„potentiell gefährdet“, er steht unter Naturschutz.
79 Brutpaare haben die 37 Mitarbeiter der Eulenschutzgruppe heuer in Oberösterreich nachgewiesen, 49 Bruterfolge waren zu verzeichnen. Die Verbreitungsschwerpunkte liegen im östlichen und
westlichen Mühlviertel.
Schon jetzt kann man in den Wäldern die dumpfen
„Buhoo“-Rufe hören: Die Herbstbalz hat begonnen. Hochsaison der Uhuliebe ist Jänner bis März.
Die Brut wird in Felsnischen angelegt. Die Partner
scharren eine Mulde in den Boden, in die das Weibchen bis zu vier weiße Eier legt.
Die Hauptbeute des Uhus ist der Igel, er greift aber
auch Niederwild und macht sich als Mausvertilger
nützlich. Auf die Jagd geht er in der Dämmerung.
Unsere technisierte Welt hält für den massigen
Nachtgreif große Gefahren bereit. Viele Uhus
enden in Stromleitungen. Brütende Weibchen werden von Mountain-Bikern, Bergwanderern und
Schwammerlsuchern verscheucht.
Bei der Neutrassierung von Forststraßen hat die
Eulenschutzgruppe ein Mitspracherecht. „So konnten wir die Verlegung der Trasse auf dem Zeißberg
8
bei Neumarkt erreichen und dort ein Uhu-Paar retten“, sagt Haslinger.
adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Uhu. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/491 [13.01.2012].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 25
1) Lies leise den Text und markiere alle Verben mit roter Farbe.
2) Wähle jene Verben aus, die sich der jeweiligen Spalte in der Tabelle zuordnen lassen,
und trage diese ein. Achte auf notwendige Ergänzungen bei Redewendungen: z.B.(unter
Naturschutz) stehen.
Was tun die Uhus?
Was tun die Menschen?
3) Bilde gemeinsam mit deiner Partnerin/deinem Partner mit den gefundenen Verben passende Sätze zum Text.
4) Wählt acht bis zehn von euren Sätzen aus und ordnet diese zu einer Zusammenfassung.
26 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
2.2.3 Markieren von Adjektiven:
Die laufenden Vögel vom Buchberg (siehe 2.2.1.)
9
Schwerpunkt: Wortschatz Ziel: Klärung von Begriffen durch Expansion
1) Markiere im Text alle Adjektive mit grüner Farbe.
2) Vergleiche die gefundenen Adjektive mit jenen deiner Partnerin/deines Partners und klärt
gemeinsam ihre Bedeutung. Recherchiert in einem Lexikon und/oder erklärt sie euch
gegenseitig durch Beschreibung.
gefundenes Adjektiv
9
Umschreibung
Der Fluglehrer ist optimistisch.
Der Fluglehrer ist überzeugt, dass es ihm
gelingt, den KursteilnehmerInnen das Fliegen
mit dem Gleitschirm beizubringen.
ein gestandener Paragleiter
ein Paragleiter mit Erfahrung, den nichts
umwirft
adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Die laufenden Vögel. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/482 [13.01.2012].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 27
2.2.4 Timeline: Die Geschichte der Tomate
10
Durch Markieren von zeitrelevanten Begriffen im Text wird im Anschluss eine Zeittabelle
erstellt.
Ziel: Tabelle, Zusammenfassung
1) Lies leise den folgenden Text und markiere im Anschluss alle Zeitbegriffe mit blauer
Farbe.
Die Geschichte der Tomate (ostösterr.Paradeiser)
Das Ursprungsgebiet der Tomate ist Mittel- und Südamerika, wobei die Wildformen von Nordchile
bis Venezuela verbreitet und beheimatet sind. Die größte Vielfalt der in Kultur befindlichen Formen
ist in Mittelamerika zu finden. Dort wurden sie schon von den Azteken und Mayas etwa 200 v. Chr.
bis 700 n. Chr. als „xitomatl“ kultiviert. Samen wurden bei Ausgrabungen südlich von MexikoStadt in Höhlen im Tehuacán-Tal gefunden.
Die Tomate wurde erstmals 1498 von Christoph Kolumbus nach Spanien und Portugal gebracht. Sie
zählt in Europa zu den temporären Neophyten. Temporär deshalb, weil sie hier nur äußerst selten
und vorübergehend in der freien Natur anzutreffen ist.
Erste Beschreibungen der Pflanze stammen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, vor allem
aus Italien. 1544 beschrieb Pietro Andrea Matthioli die Pflanze zunächst als „Pomi d‘oro“ (Goldener Apfel) und führte 1554 die gleich zu übersetzende lateinische Bezeichnung „Mala aurea“ ein.
Da zu dieser Zeit noch kein einheitliches System zur wissenschaftlichen Benennung von Lebewesen verwendet wurde, taucht die Tomate unter einer Vielzahl unterschiedlicher Namen in der
damaligen Literatur auf, unter anderem „mala peruviana“, „pomi del Peru“ (peruanischer Apfel),
„poma aurea“, „pomme d‘Amour“, „pomum amoris“ (Liebesapfel) oder auch zusammengesetzte
Namen wie „poma amoris fructo luteo“ oder „poma amoris fructo rubro“.
1694 wurde durch Joseph Pitton de Tournefort erstmals der Name Lycopersicon benutzt. Carl von
Linné ordnete in seinem Werk „Species Plantarum“ (1753) die Tomate der Gattung Solanum zu
und beschrieb die kultivierte Tomate als Solanum lycopersicum und die wildwachsenden Tomaten
als Solanum peruvianum. Aufgrund aktueller DNA-Sequenzanalysen und morphologischer Studien
schreiben nahezu alle Quellen die Tomate heute der Gattung Solanum zu.
Im 17. und 18. Jahrhundert sah man die Tomate in Europa vor allem als Zierpflanze an, nur einige
medizinische Anwendungen sind bekannt. Eine englische Übersetzung von Tournaforts Buch The
Complete Herbal erwähnt jedoch 1719, dass die Früchte in Italien gegessen werden. Bereits Ende
des 18. Jahrhunderts bezeichnete die Encyclopædia Britannica den Einsatz von Tomaten in der
Küche als „alltäglich“.
Um 1900 war die Tomate auch in Deutschland als Lebensmittel bekannt und wurde überwiegend im
Süden vor allem in Saucen, Suppen und Salaten verwendet.
10 Die Geschichte der Tomate. Verfügbar unter http://de.wikipedia.org/wiki/Tomate [29.03.2012].
28 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
2) Notiere die Zeitangaben in der richtigen Reihenfolge in die 1. Spalte und ordne den
Zeitfenstern ein bis drei wichtige Begriffe zu.
Stelle dir zur Hilfe Fragen mit Wer? Was? Wo?
200 v. Chr. bis
700 n. Chr.
Azteken und Mayas/„xitomatl“
1498
3) Wählt zu zweit aus der Tabelle die wichtigsten Informationen zur Geschichte der Tomate
und formuliert einen kurzen Text dazu (ca. 5 Sätze).
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 29
2.2.5 Differenzierung im Text: Verschwommen?
Sandstrand statt Eisscholle.
11
Durch das Verwenden unterschiedlicher Farben beim Markieren werden Zuordnungen
und Interpretation vorbereitet.
Ziel: Tabelle, Zusammenfassung
1) Lies leise den folgenden Text.
2) Welche Textstellen handeln von „Happy Feet“? In welchen erhält man allgemeine Informationen zu Königspinguinen? Markiere die Informationspassagen mit blauer Farbe, um
sie sichtbar zu machen.
3) Erstelle gemeinsam mit deiner Partnerin/deinem Partner einen Steckbrief des Königspinguins.
Verschwommen? –
Sandstrand statt Eisscholle
Verwirrt und verirrt – ein Pinguin auf Abwegen. Der kleine Frackträger aus der
Antarktis kam vom Weg ab und strandete in Neuseeland. Mehr als 3000
Kilometer weit weg von seinem Zuhause.
Von Diana Krulei
Was macht denn der kleine Frackträger hier? Spaziergänger am Peka peka Strand an der Kapiti Coast
nördlich von Wellington, der Hauptstadt Neuseelands, staunten nicht schlecht. Da watschelt doch
höchstpersönlich ein Kaiserpinguin über den Sandstrand. Ziemlich alleine und verlassen – auf der ver-
zweifelten Suche nach Artgenossen. Weit und breit
aber kein Kollege der Spezies Kaiserpinguin zu
sehen. Denn die bevorzugen normalerweise die
erfrischend kalten Gewässer der Antarktis. Dort
leben diese Meeresvögel – die größten aus der
Familie der Pinguine, sie werden bis zu einem
Meter groß und bis zu 30 Kilo schwer – in Gruppen
zusammen und teilen sich die Eisschollen noch mit
den dort ansässigen Adeliepinguinen. Gerne
machen sie sich auch auf die Jagd nach Fischen. Bei
dieser legen sie teilweise große Entfernungen
zurück und erreichen dabei eine Geschwindigkeit
über 35 Kilometern pro Stunde. Exzellente Tauchgänger sind sie ebenfalls: Über zehn Minuten können sie sich unter Wasser aufhalten und dabei mehr
als 300 Meter tief abtauchen. Aber „Happy Feet“,
wie ihn die Neuseeländer liebevoll tauften, scheint
„etwas“ vom Weg abgekommen zu sein – genauer
gesagt, mehr als 3000 Kilometer. Irgendwie und
irgendwo hat er seine Kolonie verloren und „verschwamm“ sich an die neuseeländische Küste.
Warum, darüber rätseln die Biologen. Und eine
große Portion Glück hatte er auch, denn nicht nur,
dass er genug Futter auf seiner Entdeckungstour
11 Krulei, Diana: Verschwommen? Sandstrand statt Eisscholle. In: Krone bunt, 10. Juli 2011
30 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
erbeutete, ebenso fand kein größerer Meeresbewohner Geschmack an ihm.
Der Abenteurer ist auf dem Weg der
Besserung – aber wie kommt er zurück?
In Neuseeland angekommen, entschied er sich für
einen Landgang, spazierte auf und ab, fernab von
seiner Heimat, trompetete nach anderen Pinguinen
und sorgte für weltweite Schlagzeilen. Nur irgendwie war hier alles anders als sonst. Da marschierten
zwar auch einige Zweibeiner herum, aber alles
keine Pinguine. Und vor allem war es ziemlich
warm für seine gewohnten Verhältnisse. Hier
herrschten 15 Grad, im Arktischen Winter zurzeit
bis minus 60. Immerhin ist er der erste Pinguin seit
44 Jahren, der es von der Antarktis bis an die neuseeländische Küste geschafft hat. „Lasst ihn in
Ruhe und haltet Abstand“, bat die örtliche Naturschutzbehörde die Anwohner. Es geht ihm gut, und
er wird zurückschwimmen.
Er verbringt seine Genesungszeit in einem klimatisierten Raum, lutscht an Eiswürfeln, frisst schon wieder
eifrig Fisch und befindet sich auf dem Weg der Besserung. Ob er sich schon an die Menschen gewöhnt hat,
die jeden seiner Schritte durch die Glasscheibe bestaunen, sei dahin gestellt. So viele verirren sich üblicherweise nicht auf eine Eisscholle, und Pinguine suchen
auch nicht unbedingt deren Nähe.
Aber es kam anders: Das ist Eis, was da vor meiner
Nase herumliegt, dachte sich der Abenteurer. Also
begann er zu fressen, nass und kalt war er ja auch
– der Sand. Allerdings schmilzt der nicht im Magen.
Eis nehmen Pinguine zu sich, um ihren Durst zu
stillen und sich abzukühlen. Der Sand glitzerte verdächtig in der Sonne, und für einen Kaiserpinguin,
in dessen Weltbild ebendieser nicht vorkommt,
leicht zu verwechseln. So schlug er sich den Magen
damit voll, und das hatte unangenehme Folgen.
Mitarbeiter des Zoos in Wellington beschlossen,
das verirrte Tier einzufangen, da er sonst an den
Folgen seiner Mahlzeit gestorben wäre. Mit einer
Mini-Kamera untersuchten sie ihn und pumpten
ihm schließlich den Magen aus. Mittlerweile hat er
die Prozedur viermal hinter sich gebracht, und der
Rest – so hoffen die Zoologen – sollte auf natürliche Weise wieder herauskommen. Dank DNA-Test
stellte sich heraus, dass es sich um ein Männchen
handelt. Dieser war notwendig, da weibliche und
männliche Pinguine sich äußerlich nicht voneinander unterscheiden.
Es wird schon heftig überlegt, wie das junge Watscheltier – mittlerweile weiß man, er ist ungefähr 10 Monate
alt – wieder zurück in seine heimatlichen Gefilde
kommt. Ein Geschäftsmann würde ihm sogar die Überfahrt auf einem Eisbrecher finanzieren, aber so einfach
scheint es nicht zu werden, denn es besteht die Möglichkeit, dass er bei seiner Rückkehr zu seinen Artgenossen gefährliche Souvenirs in Form von Krankheitserregern mitbringt. Und die brennende Frage ist: Findet
der Ausreißer überhaupt zurück? Immerhin hat er sich
schon einmal verirrt. Es kann ja durchaus sein, dass er
die Orientierung wieder verliert…
Der Bestand der fortpflanzungsfähigen Kaiserpinguine
beläuft sich auf rund 270.000 bis 350.000 Tiere und gilt
als stabil. Bei der Fortpflanzung hat das Männchen eine
tragende Rolle: Nachdem die paarungswilligen Kaiserpinguine – ein Paar bleibt sich übrigens ein Leben lang
treu – bis zu 200 Kilometer landeinwärts über das
gefrorene Meer zu ihren Brutplätzen gewandert sind
und die Partner einander durch stimmliche Merkmale
erkannt haben, legt das Weibchen ein Ei, und der
zukünftige Herr Papa nimmt dieses auf seine Füße und
bedeckt es zum Schutz vor Kälte und Wind mit seiner
Bauchfalte – bis das Küken schlüpft.
Man kann dem Ausreißer nur alles Gute für seine Rückkehr wünschen. „Happy Feet“ wird seinen Nachkommen sicher spannende Geschichten erzählen können.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 31
3 Texte fragengeleitet
erschließen
3.1 INFO
3.1.1 INFO für LehrerInnen
Literarische, Sach- und Fachtexte lassen sich durch Fragen, die von SchülerInnen an den
Text gestellt werden, gut und genau erarbeiten. Die SchülerInnen setzen sich beim Formulieren der Fragen intensiv mit dem Text auseinander, erarbeiten und lernen dabei die Inhalte
und festigen den Stoff. Diese Methode ist eingebettet in den gesamten Prozess, der sich vor
dem Lesen, während des Lesens und nach dem Lesen abspielt. In jeder Phase sind Fragen
möglich und wichtig. Als explizite Lesestrategie wird das Fragenstellen vorwiegend dazu
verwendet, während des Lesens eines Textes oder einer Textpassage Einzelinformationen
herauszufiltern, Beziehungen zwischen Textteilen herzustellen oder unter Heranziehung
externen Wissens über Inhalt und Form des Textes zu reflektieren. Für LehrerInnen werden
Schwierigkeiten, die SchülerInnen beim Textverständnis haben, sowohl auf sprachlicher als
auch auf inhaltlicher Ebene deutlich.
Der Kompetenzbereich Lesen wird in den Bildungsstandards in verschiedene Kompetenzbereiche untergliedert.
• Kompetenzbereich: Konkrete Informationen ermitteln
Fragestellungen zum Detailverständnis eines Textes, deren Beantwortung das richtige
Auffinden und Wiedergeben von Einzelinformationen erfordert;
• Kompetenzbereich: Eine textbezogene Interpretation entwickeln
Fragen, die das Globalverständnis überprüfen, also der Ermittlung der Hauptpunkte oder
wesentlicher Aussagen des Textes und der Verknüpfung von Informationen dienen;
• Kompetenzbereich: Reflexion und Bewertung eines Textes
Fragen, die kritisches Denken erfordern, das Reflektieren und Bewerten des Gelesenen
zum Ziel haben und über den Text hinausgehen.
Man unterscheidet zwischen geschlossenen, halb-offenen und offenen Fragenformaten, die
in den drei Kompetenzbereichen unterschiedlich gut einsetzbar sind. Zu jedem Fragetypus
lassen sich Fragen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden stellen.
32 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Übungen zum Kompetenzbereich:
Konkrete Informationen ermitteln
SchülerInnen stellen Fragen an den Text, die sich aus dem Text heraus beantworten lassen
und deren Antwort den FragestellerInnen nach der Lektüre bekannt sein muss. Dazu eignen
sich besonders geschlossene oder halboffene Fragenformate:
I. Halb-offene Fragenformate
(Die Antwort ist festgelegt, wird aber vom Antwortgeber/von der Antwortgeberin formuliert)
a) W- Fragen
W-Fragen lassen sich kurz in eigenen Worten beantworten, wobei die Antwort eindeutig sein
muss. Sie beginnen mit:
Wer?
Wann?
Was?
Wie?
Warum?
Wodurch?
Weshalb?
...
b)b)Halboffene Fragen
Halboffene Fragen können eindeutig in einem oder wenigen Sätzen beantwortet werden.
Sie beginnen mit:
Begründe, warum…
Zeige, wie…
Beschreibe, was…
Erkläre, warum…
…
II.Geschlossene Fragenformate
Die Antwortmöglichkeiten sind vorgegeben, es ist kein eigener Text zu verfassen.
a) Multiple Choice
Zum Text wird eine nicht zu einfache Frage formuliert, die aus dem Text heraus beantwortet
werden kann. Es stehen neben der richtigen Antwort zumeist drei weitere Antworten zur
Auswahl, die möglich/richtig sein können und nicht sofort als falsch erkennbar sind.
Kreuze die richtige Antwort an:
Vorschlag A …………….
Vorschlag B …………….
Vorschlag C …………….
Vorschlag D …………….
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 33
b)Entscheidungsfragen
Fragen, deren Beantwortung ein „Ja“ oder „Nein“ verlangen oder Feststellungen, die mit
richtig oder falsch zu bewerten sind, werden zum Text gestellt und müssen aus dem Text
heraus eindeutig beantwortet werden können.
Kreuze die richtige Antwort an:
richtig
falsch
Fragestellung A
Fragestellung B
Fragestellung C
Fragestellung D
c) Satzverknüpfungen
Satzhälften oder Aussagen, die einander zugeordnet werden können, werden in zwei Spalten in unterschiedlicher Reihenfolge geschrieben. Um die Zuordnung nicht zu einfach zu
machen, muss in der zweiten Spalte mindestens eine weitere, nicht richtige Möglichkeit
vorhanden sein.
1
A
2
B
3
C
4
D
5
E
F
G
d)Lückentexte
Ein vorhandener Text oder eine kurze Zusammenfassung eines Textes bilden die Grundlage
für einen Lückentext, in dem einige wichtige Wörter weggelassen werden. Der Text muss
verständlich bleiben und es muss eine eindeutige Lösung geben.
Es besteht auch die Möglichkeit, die Lösungswörter anzugeben.
34 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
3.1.2 INFO für SchülerInnen
Texte lassen sich durch Fragen, die du an den Text stellst, gut und genau erarbeiten. Beim
Formulieren der Fragen liest du den Text genau, erarbeitest und lernst dabei die Inhalte und
festigst den Stoff.
Wenn du Texten konkrete Informationen entnehmen willst, eignen sich dafür besonders
geschlossene, halb-offene und offene Fragenformate, mit denen du Fragen in verschiedenen
Schwierigkeitsgraden stellen kannst. Du formulierst Fragen, die sich aus dem Text heraus
beantworten lassen und deren Antwort nach der Lektüre bekannt sein muss.
I. Halb-offene Fragenformate
(Die Antwort ist festgelegt, wird aber vom Antwortgeber/von der Antwortgeberin formuliert)
a) W- Fragen
W-Fragen lassen sich kurz in eigenen Worten beantworten, wobei die Antwort eindeutig sein
muss. Sie beginnen mit:
Wer?
Wann?
Was?
Wie?
Warum?
Wodurch?
Weshalb?
...
b)Halboffene Fragen
Halboffene Fragen können eindeutig in einem oder wenigen Sätzen beantwortet werden.
Sie beginnen mit:
Begründe, warum…
Zeige, wie…
Beschreibe, was…
Erkläre, warum…
…
II.Geschlossene Fragenformate
Die Antwortmöglichkeiten sind vorgegeben, es ist kein eigener Text zu verfassen.
a) Multiple Choice
Zum Text wird eine nicht zu einfache Frage formuliert, die aus dem Text heraus beantwortet
werden kann. Es stehen neben der richtigen Antwort zumeist drei weitere Antworten zur
Auswahl, die möglich/richtig sein können und nicht sofort als falsch erkennbar sind.
Kreuze die richtige Antwort an:
Vorschlag A …………….
Vorschlag B …………….
Vorschlag C …………….
Vorschlag D …………….
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 35
b)Entscheidungsfragen
Fragen, deren Beantwortung ein „Ja“ oder „Nein“ verlangen oder Feststellungen, die mit
richtig oder falsch zu bewerten sind, werden zum Text gestellt und müssen aus dem Text
heraus eindeutig beantwortet werden können.
Kreuze die richtige Antwort an:
richtig
falsch
Fragestellung A
Fragestellung B
Fragestellung C
Fragestellung D
c) Satzverknüpfungen
Satzhälften oder Aussagen, die einander zugeordnet werden können, werden in zwei Spalten in unterschiedlicher Reihenfolge geschrieben. Um die Zuordnung nicht zu einfach zu
machen, muss in der zweiten Spalte mindestens eine weitere, nicht richtige Möglichkeit
vorhanden sein.
1
A
2
B
3
C
4
D
5
E
F
G
d)Lückentexte
Ein vorhandener Text oder eine kurze Zusammenfassung eines Textes bilden die Grundlage
für einen Lückentext, in dem einige wichtige Wörter weggelassen werden. Der Text muss
verständlich bleiben und es muss eine eindeutige Lösung geben.
Es besteht auch die Möglichkeit, die Lösungswörter anzugeben.
36 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
3.2.Übungen
3.2.1 W-Fragen zum Text beantworten
QUELLE: Uschi Schleich, Ein unverwüstliches Würfelvergnügen, Wiener Journal, Nr. 31, Dez. 2004 (gekürzt und verändert);
Spielbeschreibung „Mensch ärgere dich nicht“ (Schmidt Spiele)
3.2.1.1 Ein unverwüstliches Würfelvergnügen12
Vier mal vier Spielfiguren, ein Spielbrett mit 40 Feldern und ein Würfel: das Spielmaterial und
das Rezept ist einfach – der Erfolg groß. Mit 70 Millionen verkauften Exemplaren ist „Mensch
ärgere dich nicht“ das bekannteste Spiel im deutschen Sprachraum. Heuer feiert es seinen
90. Geburtstag.
Ziel des Spiels ist, die eigenen Spielfiguren so schnell wie möglich von seinem Startfeld aus
„nach Hause“, das heißt auf die Zielfelder seiner Farbe zu bringen. Beim Durchlaufen der
Spielstrecke versucht man die Spielsteine der Mitspieler, so oft es geht, zu schlagen, damit
sie wieder von vorn anfangen müssen.
Und wer kennt die Szene nicht: Nach unzähligen Versuchen hat es der Spieler endlich
geschafft, mit drei seiner vier Spielfiguren ins Ziel zu kommen. Die letzte Figur hat noch fünf
Felder vor sich. Doch dann wird sie vom hinter ihr lauernden Gegner rausgeworfen und
zurück an den Start gestellt. Man ärgert sich bis zur Weißglut!
Die Würfelzahl „6“ stellt eine Besonderheit des Spiels dar. Die Steine, die außerhalb der
Spielstrecke stehen, können nur mit einer „6“ ins Spiel gebracht werden. Wer allerdings eine
„6“ würfelt und alle Spielfiguren auf der Laufbahn hat, hat nach seinem Zug einen weiteren
Wurf frei.
Begonnen hatte der Siegeszug des Spieleklassikers in den Schützengräben und Lazaretten
des 1. Weltkrieges. Unter den zahlreichen Spenden für die Truppen befand sich auch jene
des Münchner Spielerfinders Josef Friedrich Schmidt, der 3000 Stück seines Spiels „Mensch
ärgere dich nicht“ an die Armee schickte. In einer Flut von Feldpostbriefen bedankten sich
die Soldaten für das Spiel, das ihnen die schreckliche Zeit verkürzte und sie von den Gräueln
des Krieges ablenkte. Als sie nach Kriegsende heimkehrten, brachten sie auch das Spiel mit
nach Hause. Heute hat sich das Spiel in der roten Schachtel, auf der das Bild eines finster
blickenden Herrn aufgedruckt ist, in den Kinderzimmern der ganzen Welt einen Platz gesichert.
Kein Wunder, denn der Spielablauf ist kurzweilig und schnell erklärt: Jeder Spieler erhält vier
Spielfiguren einer Farbe. Einen Stein stellt man auf das Startfeld seiner Farbe, die übrigen
drei werden auf die gleichfarbigen Felder außerhalb der Spielstrecke gesetzt. Wer die
höchste Zahl würfelt, beginnt. Gespielt wird reihum im Uhrzeigersinn. Jeder Spieler setzt
einen seiner Spielsteine um die gewürfelte Augenzahl in Pfeilrichtung auf der Laufbahn vor.
Eigene und fremde Spielsteine können übersprungen werden. Wer allerdings mit dem letzten
Punkt seiner Augenzahl auf ein Feld trifft, das von einer fremden Spielfigur besetzt ist,
schlägt diese Figur und setzt seinen Stein auf ihren Platz. Geschlagene Steine werden
wieder auf die Felder ihrer Farbe außerhalb der Spielstrecke gestellt und warten dort auf
ihren erneuten Spieleinsatz.
12 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Spieleanleitung. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/478 [12.2.2012].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 37
Seinen Ursprung hat das berühmte Spiel in Indien. Dort wurde schon vor etwa 1500 Jahren
das Brettspiel „Pachisi“ gespielt, dem das „Mensch ärgere dich nicht“ verblüffend ähnelt.
„Pachisi“ sei, so vermuten viele, ein Spiel mit zutiefst religiösem Hintergrund: Entsprechend
dem hinduistischen Glauben, dass der Mensch aus dem Nirvana, einer geistigen Mitte
kommt und dort auch wiedergeboren wird, starten alle Spieler in der Mitte und kehren dorthin
wieder zurück. Auch hierbei stehen zwei elementare Spielziele im Mittelpunkt jeder Partie:
rauswerfen und ärgern.
Gewinner ist wie bei „Mensch ärgere dich nicht“ am Ende jener Spieler, der als Erster alle
seine Figuren auf seine vier Zielfelder gebracht hat. Alle anderen spielen weiter um die
nächsten Plätze.
Im oben stehenden Text sind die Spielregeln von „Mensch ärgere dich nicht“ eingebaut. Lies
den Text und unterstreiche die Textstellen, die auf folgende Fragen eingehen. Achte dabei auf
Vollständigkeit.
a) Welches Spielmaterial wird verwendet?
b) Was ist das Ziel des Spiels?
c) Wer beginnt das Spiel?
d) Wie ist der Ablauf des Spiels?
e) Wer ist der Gewinner des Spiels?
f)Welche Besonderheit weist das Spiel auf?
Schreibe die angegebenen Buchstaben an den Rand jener Textstellen, welche die Antworten
auf die Fragen enthalten.
38 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
3.2.1.2 Klima-Alarm durch Erderwärmung13
Umweltschützer und ehemaliger US-Vizepräsident Al Gore mahnt die Welt
Wir tanzen auf einem Vulkan. Wenn wir
nichts unternehmen, ist unser Planet
gefährdet!“, schreibt Umweltschützer und
ehemaliger US-Vizepräsident Al Gore in
seinem weltweit beachteten Buch mit dem
Titel „Eine unbequeme Wahrheit“ (Riemann-Verlag).
Die Temperatur unserer Erde ist auf dem
höchsten Stand seit tausenden Jahren!
Die riesigen Eisflächen in Grönland und in
der Antarktis beginnen infolge des Klimawandels zu schrumpfen. Im Falle ihres
Abschmelzens würden die Weltmeere um
sechs Meter ansteigen. 100 Millionen
Menschen könnten zu „Klima-Flüchtlingen“ werden.
Auf allen Kontinenten hat sich durch globale Klima-Veränderungen die Zahl von
Überschwemmungen und Wirbelstürmen
erhöht. Durch die höheren Temperaturen
trocknet der Boden aus. Es drohen Hitzesommer und verheerende Waldbrände.
Die Ursache für die Erderwärmung liegt
im zunehmenden Energieverbrauch der
Menschen. Dadurch ist in der Atmosphäre
der Anteil von Treibhausgasen - vor allem
von CO2 (= Kohlendioxid) – sprunghaft
gestiegen. CO2 entsteht bei der Verbrennung fossiler Energieträger (Erdöl, Erdgas oder Kohle) in Heizkesseln, Autos,
Fabriken und Kraftwerken, sowie bei der
(Brand-)Rodung von Wäldern. Wenn wir
nichts dagegen unternehmen, erwarten
Experten bis 2050 ein Temperatur - Plus
von 2 Grad.
Bis zum Jahr 2100 könnte die Temperatur
an der Erdoberfläche sogar um fast 6
Grad ansteigen. Die Folgen wären verheerend: Bereits ein Anstieg von 1 Grad
könnte zum Aussterben von 10 Prozent
aller Landtierarten führen. Die Wasserversorgung von Millionen von Menschen
wäre gefährdet. In den Tropen würden bis
zu 300.000 Menschen mehr an Malaria
oder Unterernährung sterben.
Bei einem Temperaturanstieg von 2 Grad
könnte fünfmal mehr Land als heute unter
extremer Dürre leiden, darunter die Mittelmeerregion, wo es bis zu 30 Prozent
weniger Wasser geben würde. 15 bis 40
Prozent aller Tierarten würden aussterben. Bei 3 Grad mehr würde Südeuropa
von schweren Dürre-Katastrophen und
als Folge davon von Hungersnöten heimgesucht werden. Bis zu 170 Millionen
Menschen würden jährlich Opfer von
Überschwemmungen.
Bei einem weiteren Grad Temperaturanstieg wären bis zu 300 Millionen Menschen in Küstengebieten von Überflutung
betroffen. Die arktische Eisfläche würde
zur Hälfte verschwinden.
Bei 5 Grad Erwärmung wäre ein Anstieg
des Meeresspiegels die Folge, der Metropolen wie Lissabon, New York oder Tokyo
bedrohen würde. Das Ökosystem der
Ozeane würde kollabieren.
Nach: Die Debatte der Woche: Klima-Alarm.
In: Österreich. 12. Nov. 2006
13 Klima-Alarm durch Erderwärmung. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien,
AHS-Abteilung. Wien, 2007, Übung 27. Verfügbar unter [http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf
[20.3.2012].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 39
1) Im Folgenden findest du Antworten, die zu Fragen aus dem Artikel passen. Leider sind
die zugehörigen Fragen verloren gegangen. Versuche sie zu rekonstruieren und mit
eigenen Worten zu formulieren.
a) Frage: Antwort: „Die riesigen Eisflächen in Grönland und in der Antarktis.“
b) Frage: Antwort: „CO2.“
c) Frage: Antwort: „Um fast 6 Grad.“
d) Frage: Antwort: „Zunehmender Energieverbrauch der Menschen.“
2) Formuliere zwei weitere Fragen zu dem Artikel und liefere gleich die entsprechenden
Antworten dazu.
Frage: Antwort:
Frage: Antwort:
40 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
3.2.3 Geschlossene Fragen beantworten
3.2.3.1.Christoph Kotanko, Die Zeitung der Zukunft14
Schon vor über 50 Jahren war es die herrschende Lehre, dass die gedruckten Nachrichten
bald überflüssig würden. Bereits 1952 wurde der Untergang der Tageszeitung prophezeit;
Radio und Wochenschau würden sie schnell verdrängen. Als das Fernsehen aufkam, verkündeten die Fachleute, die Bürger würden sich wohl nur mehr elektronisch informieren. TV
und Print existieren jedoch friedlich nebeneinander; jeder hat seinen Markt und seine Möglichkeiten. Dann kam der Internet-Hype: Wieder wurde der Tod der Papierzeitungen herbeigeredet, mitleidig jeder belächelt, der von einer sinnvollen Ergänzung verschiedener medialer Formen sprach. Heute ist keine Rede mehr von der Verdrängung der gedruckten Zeitung
durch das Internet. Dass es nicht zu großen Einbrüchen bei der Zeitungslektüre kam, dürfte
an der komplementären Nutzung von Internet und Tageszeitung liegen, erklärte unlängst
Rüdiger Schulz vom Institut für Demoskopie im deutschen Allensbach. Online-NutzerInnen
haben den Fernsehkonsum eingeschränkt, das Lesen von Zeitungen oder Zeitschriften aber
nicht nennenswert reduziert.
Die große Herausforderung für die Blattverantwortlichen ist das Informationsverhalten der
ganz Jungen. Sie haben sich im Nachrichtenbereich an breite Gratis-Angebote gewöhnt.
Und: Bei ihnen hat die Überzeugung, man sollte regelmäßig Zeitung lesen, abgenommen.
Das Internet befriedigt ihr Bedürfnis nach schneller Unterhaltung und aktiver Kommunikation.
Der Anspruch an die Bezahl-Zeitung wächst daher. Sie sollte den jugendlichen Lesern die
Hintergründe und Zusammenhänge erklären im Sinne des Sozialwissenschaftlers John
Naisbitt: „Wir ertrinken in Informationen und hungern nach Wissen“.
Die Zeitung der Zukunft, die ein natürliches Wachstum haben will, hat drei Vorgaben: Aktuell
sein und wichtig und unterhaltsam. Bei der Aktualität ist der Wettlauf mit den elektronischen
Medien nicht zu scheuen. Das Fernsehen ist flüchtig, die Zeitung fest. Sie beschreibt nicht
nur, was geschehen ist, sondern warum und welche Folgen es haben wird.
Zur Dienstleistung der Zeitung gehört immer stärker, die Relevanz von Meldungen zu bewerten. Sie bezieht Stellung, damit die LeserInnen Stellung beziehen können.
Zu den Gewinnern im journalistischen Wettbewerb wird gehören, wer die Aufmerksamkeit
und Meinungsführerschaft beim Publikum jeden Tag neu erobert.
Zu den Basis-Anforderungen an eine moderne Zeitung gehört auch, dass sie ihre zahlende
Kundschaft unterhält. Spaß beim Schreiben macht Lust aufs Lesen.
Unverzichtbar ist der Doppelpass zwischen Print- und Online-Ausgabe. Die Betriebskosten
einer hochwertigen Online-Ausgabe sind allerdings so hoch, dass ein umfassendes GratisAngebot auf Dauer nicht aufrechtzuerhalten ist. Die Erfahrungen zeigen aber, dass ein
kostenpflichtiges Angebot im Internet gut angenommen wird, wenn Qualität und Tempo
stimmen. Auch die Werbewirtschaft wird sich vermehrt an neuen Informationsbedürfnissen
und Nutzungsgewohnheiten ausrichten. Die Zeitungsmacher müssen die Chance der ständigen Erneuerung ergreifen, dann bleibt die Zeitung auch die nächsten 50 Jahre zeitgemäß.
14 Zur Verfügung gestellt und gekürzt von Dr. Christoph Kotanko. Nach: Dr. Christoph Kotanko: „Spaß beim Schreiben macht Lust aufs Lesen“
(2004). Verfügbar unter: http://www.wien-konkret.at/wirtschaft/medien/printmedien/kurier/kapieren-statt-kopieren-christoph-kotanko/ [18.11.2011]
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 41
1) Kreuze die richtige Antwort an:
Junge LeserInnen
a) sind an Gratiszeitungen gewöhnt.
b) wollen täglich Zeitung lesen.
c) ziehen gedruckte Zeitungen dem Internet vor.
d) abonnieren häufig Tageszeitungen.
2) Stimmen die folgenden Feststellungen? Kreuze „Richtig“ oder “Falsch“ an.
richtig
falsch
Sowohl Internet als auch Tageszeitungen werden von
LeserInnen genutzt.
Onlinenutzer schränken den Fernsehkonsum nicht ein.
Die Zeitung gibt Gründe und Folgen eines Geschehens an.
UserInnen sind bereit, für gute Online-Angebote zu bezahlen.
3) Verbinde die zusammengehörigen Satzhälften.
1
„Wir ertrinken in Informationen und
hungern nach Wissen“ bedeutet,
A
dass die LeserInnen unterhalten
werden.
2
Die Kosten für Online-Leistungen
sind so hoch,
B
dass Print- und Online-Ausgaben
nebeneinander bestehen.
3
Eine Zeitung muss so gestaltet sein,
C
dass sie für die Verlage immer leistbar bleiben.
4
Für eine Zeitung ist es unverzichtbar,
D
dass Menschen Hintergründe und
Zusammenhänge erklärt haben
wollen.
E
dass sie gratis ist.
F
dass ein Gratisangebot auf Dauer
nicht finanzierbar sein wird.
42 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
3.2.3.2 „Die Zünfte regeln das städtische Leben“15
Im Hoch- und Spätmittelalter nahm auch das städtische Gewerbe einen raschen Aufschwung. Die Handwerker, die zunächst in der Stadt nur geringen politischen Einfluss hatten,
schlossen sich zur Wahrung ihrer Interessen in Zünften zusammen. Die Zünfte griffen tief in
das wirtschaftliche und persönliche Geschick des einzelnen Handwerkers ein. „Es haben alle
Mitglieder dafür zu sorgen, dass nicht zu viel fremde Meistersöhne und Ausländer in die
Zunft kommen”, hieß es in Zunftordnungen der Fleischer im bayrischen Freising. Dies charakterisiert das Wesen des Zunfthandwerks sehr deutlich. Eine klein gehaltene Anzahl von
Familien schloss sich zusammen, um kartellartig ein bestimmtes Handwerk in der Stadt
auszuüben. So wollte sich die Zunft gegen Überfremdung und Überfüllung, also ungebetene
Konkurrenz, zur Wehr setzen. Gleichzeitig konnten Preis- und Lohnabsprachen getroffen
werden, die ein sicheres Einkommen garantierten.
Eheliche Geburt war damals wegen vieler Heiratsbeschränkungen keine Selbstverständlichkeit. Wer sie aber nachweisen konnte und nach der Lehrzeit auch die Gesellenjahre hinter
sich brachte und auf der Wanderschaft seine beruflichen Kenntnisse vervollständigte, benötigte Glück oder (viel) Geld, um Meister zu werden: Im ersten Fall heiratete der Geselle die
Tochter oder auch die oft wesentlich ältere Witwe des Meisters, die zur Fortführung des
Betriebes unbedingt einen gelernten Handwerker benötigte. Ansonsten musste er ein sehr
kostspieliges Meisterstück produzieren, was sich kaum ein Geselle leisten konnte.
Über die Regelung des Gewerbes hinaus erfüllten die Zünfte noch viele andere Aufgaben,
die heute vom Staat wahrgenommen werden. Die Zünfte gewährten ihren Mitgliedern bei
Arbeitsunfähigkeit oder Krankheit Unterstützung und errichteten für sie Spitäler, Asyle und
Waisenhäuser.
Doch es waren bei weitem nicht alle Gewerbe in Zünften vereinigt. In vielen Produktionszweigen sowie im Handel gab es vor allem für die Hilfskräfte reine Lohnarbeit, die angelernten
Kindern, Jugendlichen und vielen Frauen ein Einkommen ermöglichte. Die Löhne richteten
sich nach Angebot und Nachfrage. Für wichtige öffentliche Arbeiten konnten die Unternehmer Arbeitskräfte aus der städtischen Unterschicht auch zwangsweise und zu niedrigen
Löhnen verpflichten. Gesamt gesehen aber nahm die einkommenslose städtische Unterschicht zu, da die Zahl der Beschäftigten durch die Zunftvorschriften stark eingeschränkt
blieb.
15 Scheucher, Alois; Wald, Anton; Scheipl, Josef; Staudinger, Eduard; Ebenhoch, Ulrike: Zeitbilder 5&6, Geschichte und Sozialkunde, Politische
Bildung. Wien: ÖBV 2007, S. 93
(Hinweis: Neubearbeitung der Zeitbilder 5/6 ab Schuljahr 2012/13 in den Schulen.)
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 43
1) Kreuze die zwei richtigen Antworten an:
Die Zünfte unterstützten ihre Mitglieder
a) bei Arbeitsunfähigkeit
b) bei Arbeitslosigkeit
c) bei Nahrungsnot
d) bei Krankheit
2) Stimmen die folgenden Feststellungen? Kreuze „richtig“ oder “falsch“ an.
richtig
falsch
Alle Gewerbe waren in Zünften vereinigt.
Die Löhne richteten sich nach Angebot und Nachfrage.
Die Zahl der Beschäftigten nahm durch die Zunftvorschriften
zu.
Für Hilfskräfte gab es eigene Zünfte.
3) Verbinde die zusammengehörigen Satzhälften.
1
Die Handwerker schlossen sich in
Zünften zusammen,
A
da sie ihre beruflichen Kenntnisse
vervollständigen wollten.
2
Eine kleine Anzahl von Familien
eines Handwerks verband sich,
B
da er die Tochter des Meisters oder
seine Witwe heirateten konnte.
3
Die Handwerker gingen auf Wanderschaft,
C
da sie sich so gegen ungebetene
Konkurrenz zur Wehr setzen und
Lohn und Preisabsprachen treffen
konnten.
4
Manchmal hatte der Geselle Glück,
D
da sie ein kostspieliges Meisterstück
herstellen mussten.
Die Zünfte waren wichtig,
E
da sie zur Fortführung ihres Betriebes
gelernte Handwerker brauchten.
F
da sie ihren politischen Einfluss
vergrößern wollten.
G
da sie u.a. bei Arbeitsunfähigkeit und
Unfällen Unterstützung gewährten.
44 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
3.2.3.3 Dreh dich nicht um
Kirsten Boie 16
Es heißt, man soll sich nicht umdrehen, wenn man geht.
Jasims Hände waren feucht. Er spürte den Griff der Reisetasche, schwer und fremd, und
obwohl es ihm fast das Herz brach, sah er nicht zurück. Obwohl es ihm fast das Herz brach,
dachte er an das, was vor ihm lag, und zwang sich zur Hoffnung.
Dies also war das gepriesene Land.
Sie hatten seine Papiere geprüft. Sie hatten ihn Formulare ausfüllen lassen, unterschreiben.
Dann hatten sie ihn in ein Haus gebracht zwischen Rasenflächen und Bäumen. Die neue
Heimat! hatte Jasim gedacht. Meine neue Heimat im Regen. Einen Augenblick lang hatte er
sein Herz gespürt, fast etwas wie Glück.
Ein Mann hatte ihn einen Gang entlang geführt, eine Treppe hoch und noch einen Gang. Es
war laut gewesen. Überall Stimmen, Menschen, dunkle Menschen vor allem. Auf den Gängen, in den offenen Türen.
Der Mann hatte ihm eine Küche gezeigt, sicherlich zehn Herde, aber es waren dreihundert
Menschen. Er hatte ihm seinen Waschraum gezeigt: keine Dusche, kein Bad.
Er hatte ihn in sein Zimmer geführt: vier Betten, vier Spinde, ein Tisch und ein Stuhl.
Ein Mensch muss seine Würde bewahren.
Dies also war das gepriesene Land.
Ein Mensch muss seine Würde bewahren.
Quelle: Kirsten Boie: Lisas Geschichte, Jasims Geschichte. dtv Verlag 1999/S: 5 und 20/Text bearbeitet
16 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Dreh dich nicht um. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/498 [18.2.2012].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 45
Was erfährst du in dieser kurzen Geschichte?
Kreuze die zutreffenden Antworten an. Beachte dabei: Manche Aussagen stehen nicht
wörtlich im Text, dennoch werden sie aus dem Zusammenhang klar.
richtig
Die Geschichte handelt von einem Mann, der schweren
Herzens seine Heimat verlässt.
Die Geschichte handelt von Verhaltensregeln, wenn man auf
Reisen geht.
Jasmin fällt der Schritt, sich eine neue Heimat zu suchen,
leicht.
Das Haus, in das man Jasmin bringt, ist ein Heim für Flüchtlinge.
Er hofft, dass er in diesem neuen Land bleiben darf.
Er zwingt sich selbst nicht zurück zu sehen, weil er sich nicht
an seine alte Heimat erinnern will.
Er hat seine alte Heimat vermutlich nicht freiwillig verlassen.
Er möchte, auch wenn er jetzt von anderen Menschen abhängig ist, seinen Stolz nicht verlieren.
Er wird von der Reiseleitung in ein großes Hotel, das er
gebucht hat, gebracht.
Man erfährt aus dem Text nicht, warum er sein Heimatland
verlassen musste.
46 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
falsch
3.2.4. Halboffene und geschlossene Fragen beantworten
3.2.4.1 Das Bettelweib von Locarno17
Heinrich von Kleist
Am Fuße der Alpen bei Locarno im oberen Italien befand sich ein altes, einem Marchese
gehöriges Schloß, das man jetzt, wenn man vom St. Gotthard kommt, in Schutt und Trümmern liegen sieht: ein Schloß mit hohen und weitläufigen Zimmern, in deren einem einst auf
Stroh, das man ihr unterschüttete, eine alte kranke Frau, die sich bettelnd vor der Tür eingefunden hatte, von der Hausfrau aus Mitleiden gebettet worden war. Der Marchese, der bei
der Rückkehr von der Jagd zufällig in das Zimmer trat, wo er seine Büchse abzusetzen
pflegte, befahl der Frau unwillig, aus dem Winkel, in welchem sie lag, aufzustehn und sich
hinter den Ofen zu verfügen. Die Frau, da sie sich erhob, glitschte mit der Krücke auf dem
glatten Boden aus und beschädigte sich auf eine gefährliche Weise das Kreuz; dergestalt,
daß sie zwar noch mit unsäglicher Mühe aufstand und quer, wie es ihr vorgeschrieben war,
über das Zimmer ging, hinter dem Ofen aber unter Stöhnen und Ächzen niedersank und
verschied.
Mehrere Jahre nachher, da der Marchese durch Krieg und Mißwachs in bedenkliche Vermögensumstände geraten war, fand sich ein florentinischer Ritter bei ihm ein, der das Schloß
seiner schönen Lage wegen von ihm kaufen wollte. Der Marchese, dem viel an dem Handel
gelegen war, gab seiner Frau auf, den Fremden in dem obenerwähnten leerstehenden
Zimmer, das sehr schön und prächtig eingerichtet war, unterzubringen. Aber wie betreten war
das Ehepaar, als der Ritter mitten in der Nacht verstört und bleich zu ihnen herunterkam,
hoch und teuer versichernd, daß es in dem Zimmer spuke, indem etwas, das dem Blick
unsichtbar gewesen, mit einem Geräusch, als ob es auf Stroh gelegen, im Zimmerwinkel
aufgestanden mit vernehmlichen Schritten langsam und gebrechlich quer über drei Zimmer
gegangen und hinter dem Ofen unter Stöhnen und Ächzen niedergesunken sei.
Der Marchese, erschrocken, er wußte selbst nicht recht warum, lachte den Ritter mit erkünstelter Heiterkeit aus und sagte, er wolle sogleich aufstehen und die Nacht zu seiner Beruhigung mit ihm in dem Zimmer zubringen. Doch der Ritter bat um die Gefälligkeit, ihm zu
erlauben, daß er auf einem Lehnstuhl in seinem Schlafzimmer übernachte; und als der
Morgen kam, ließ er anspannen, empfahl sich und reiste ab.
Dieser Vorfall, der außerordentliches Aufsehen machte, schreckte auf eine dem Marchese
höchst unangenehme Weise mehrere Käufer ab; dergestalt, daß, da sich unter seinem
eignen Hausgesinde, befremdend und unbegreiflich, das Gerücht erhob, daß es in dem
Zimmer zur Mitternachtstunde umgehe, er, um es mit einem entscheidenden Verfahren
niederzuschlagen, beschloß, die Sache in der nächsten Nacht selbst zu untersuchen. Demnach ließ er beim Einbruch der Dämmerung sein Bett in dem besagten Zimmer aufschlagen
und erharrte, ohne zu schlafen, die Mitternacht. Aber wie erschüttert war er, als er in der Tat
mit dem Schlage der Geisterstunde das unbegreifliche Geräusch wahrnahm; es war, als ob
ein Mensch sich von Stroh, das unter ihm knisterte, erhob, quer über das Zimmer ging, und
hinter dem Ofen unter Geseufz und Geröchel niedersank. Die Marquise, am andern Morgen,
da er herunterkam, fragte ihn, wie die Untersuchung abgelaufen; und da er sich mit scheuen
und ungewissen Blicken umsah und, nachdem er die Tür verriegelt, versicherte, daß es mit
dem Spuk seine Richtigkeit habe: so erschrak sie, wie sie in ihrem Leben nicht getan und bat
ihn, bevor er die Sache verlauten ließe, sie noch einmal in ihrer Gesellschaft einer kaltblütigen Prüfung zu unterwerfen. Sie hörten aber samt einem treuen Bedienten, den sie mitgenommen hatten, in der Tat in der nächsten Nacht dasselbe unbegreifliche, gespensterartige
Geräusch; und nur der dringende Wunsch, das Schloß, es koste was es wolle, loszuwerden,
vermochte sie, das Entsetzen, das sie ergriff, in Gegenwart ihres Dieners zu unterdrücken
und dem Vorfall irgendeine gleichgültige und zufällige Ursache, die sich entdecken lassen
müsse, unterzuschieben.
17 Kleist, Heinrich: Das Bettelweib von Locarno. Verfügbar unter: http://gutenberg.spiegel.de/buch/579/1 [5.10.2011]
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 47
Am Abend des dritten Tages, da beide, um der Sache auf den Grund zu kommen, mit Herzklopfen wieder die Treppe zu dem Fremdenzimmer bestiegen, fand sich zufällig der Haushund, den man von der Kette losgelassen hatte, vor der Tür desselben ein; dergestalt daß
beide, ohne sich bestimmt zu erklären, vielleicht in der unwillkürlichen Absicht, außer sich
selbst noch etwas Drittes, Lebendiges, bei sich zu haben, den Hund mit sich in das Zimmer
nahmen. Das Ehepaar, zwei Lichter auf dem Tisch, die Marquise unausgezogen, der Marchese Degen und Pistolen, die er aus dem Schrank genommen, neben sich, setzen sich
gegen elf Uhr jeder auf sein Bett; und während sie sich mit Gesprächen, so gut sie vermögen, zu unterhalten suchen, legt sich der Hund, Kopf und Beine zusammengekauert, in der
Mitte des Zimmers nieder und schläft ein, Drauf, in dem Augenblick der Mitternacht, läßt sich
das entsetzliche Geräusch wieder hören; jemand, den kein Mensch mit Augen sehen kann,
hebt sich auf Krücken im Zimmerwinkel empor; man hört das Stroh, das unter ihm rauscht;
und mit dem ersten Schritt: tapp! tapp! erwacht der Hund, hebt sich plötzlich, die Ohren
spitzend, vom Boden empor, und knurrend und bellend, grad‘ als ob ein Mensch auf ihn
eingeschritten käme, rückwärts gegen den Ofen weicht er aus. Bei diesem Anblick stürzt die
Marquise mit sträubenden Haaren aus dem Zimmer; und während der Marchese, der den
Degen ergriffen: »Wer da?« ruft, und, da ihm niemand antwortet, gleich einem Rasenden
nach allen Richtungen die Luft durchhaut, läßt sie anspannen, entschlossen, augenblicklich
nach der Stadt abzufahren. Aber ehe sie noch nach Zusammenraffung einiger Sachen aus
dem Tore herausgerasselt, sieht sie schon das Schloß ringsum in Flammen aufgehen. Der
Marchese, von Entsetzen überreizt, hatte eine Kerze genommen und dasselbe, überall mit
Holz getäfelt wie es war, an allen vier Ecken, müde seines Lebens, angesteckt. Vergebens
schickte sie Leute hinein, den Unglücklichen zu retten; er war auf die elendiglichste Weise
bereits umgekommen; und noch jetzt liegen, von den Landleuten zusammengetragen, seine
weißen Gebeine in dem Winkel des Zimmers, von welchem er das Bettelweib von Locarno
hatte aufstehen heißen.
(Anmerkung: Text in Originalrechtschreibung)
48 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
1) Beantworte folgende W- Fragen:
• Wo befindet sich das Schloss, in dem die Geschichte spielt?
• Wer befiehlt der alten Frau, das Zimmer zu verlassen?
• Warum bietet der Marchese sein Schloss zum Verkauf an?
• Warum möchte ein florentinischer Ritter das Schloss kaufen?
• Was berichtet der verstörte Ritter dem Ehepaar in der Nacht?
• Wie möchte der Marchese das Gerücht aus der Welt schaffen,
dass es in dem Zimmer spukt?
• Was erlebt der Marchese, als er selbst in dem Zimmer die Nacht verbringt?
• Wie verhält sich der Hund, als er um Mitternacht erwacht?
• Wodurch gerät das Schloss in Flammen?
2) Kreuze die richtige Antwort an:
Der Ritter, der das Schloss kaufen möchte, kommt aus
a) Florenz
b) Locarno
c) St. Gotthard
d) Venedig
Der verstörte Ritter bittet den Marchese
a) bei ihm im Zimmer übernachten zu dürfen.
b) mit ihm in sein Zimmer zu kommen.
c) um einen Lehnstuhl für sein Zimmer.
d) in der Nacht abreisen zu dürfen.
3) Stimmen die folgenden Feststellungen? Kreuze „richtig“ oder “falsch“ an.
richtig
falsch
Die alte Frau stirbt vor Schreck, als sie den Marchese sieht.
Der florentinische Ritter reist ab, weil ihm die Lage des
Schlosses nicht gefällt.
Um Mitternacht sieht der Marchese, wie sich ein Mensch
erhebt und durch das Zimmer geht.
Die Marquise flieht mit einer Pferdekutsche.
Der Marchese zündet vor Schreck unabsichtlich sein Schloss
an.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 49
4) Setze das richtige Wort in die passende Lücke ein:
prächtig | spuke | Haushund | Mitternacht | Ofen | harmlos | Kerze | Krieg | Vorfall |
Lage | Locarno | rückwärts | Stroh | Knochen | fliehen | mitleidige |
Bei _______ befand sich ein altes Schloss, das einem Marchese gehörte. Dort lag eine alte,
bettelnde Frau in einem Zimmer auf Stroh am Boden, was ihr die ______ Hausfrau erlaubt
hatte. Ihr Mann jagte die alte Frau hinter den Ofen. Sie rutschte auf dem Weg dorthin aus
und starb.
Mehrere Jahre später war der Marchese durch _____ und schlechte Ernten verarmt. Als ein
florentinischer Ritter das Schloss aufgrund seiner schönen ____ von ihm kaufen wollte, war
der Marchese froh und ließ den Ritter in jenem schönen und ________ eingerichteten Zimmer übernachten, in dem die alte Frau verstorben war. Mitten in der Nacht kam der Ritter
völlig verstört zu dem Ehepaar und berichtete, dass es in seinem Zimmer _____. Etwas
Unsichtbares stehe mit einem Geräusch, als ob es auf _____ gelegen wäre, auf und gehe
gut hörbar langsam und gebrechlich quer durch drei Zimmer und lege sich hinter dem ____
unter Stöhnen und Ächzen nieder. Der Ritter kehrte nicht mehr in sein Zimmer zurück,
sondern übernachtete auf einem Lehnstuhl im Zimmer des Ehepaares und reiste am nächsten Tag ab.
Nach diesem _______ wollte niemand mehr das Schloss kaufen und der Marchese
beschloss, dem Spuk auf den Grund zu gehen. Er legte sich in das Zimmer und wartete bis
___________, um dann erschüttert festzustellen, dass er zur Geisterstunde ebenfalls die
beschriebenen Geräusche hörte. Auch seine Frau und ein Bediensteter hörten in der zweiten
Nacht denselben Spuk. Da das Schloss aber unbedingt verkauft werden sollte, versuchten
der Marchese und seine Frau, die Angelegenheit _______ erscheinen zu lassen. Beim
dritten Versuch, das Rätsel zu lösen, nahmen sie ihren ________ mit, der um Mitternacht
durch die schrecklichen Geräusche erwachte und knurrend und bellend _________, als ob
ihm ein Mensch entgegenkäme, Richtung Ofen auswich.
Die Marquise beschloss, noch in der Nacht mit der Pferdekutsche in die Stadt zu _______.
Der Marchese, seines Lebens überdrüssig, entzündete das holzgetäfelte Schloss mit einer
_____ und verbrannte. Seine _______ liegen noch heute in dem Winkel des Zimmers, aus
dem er das Bettelweib von Locarno hinausgeworfen hatte.
50 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
3.2.4.2 ROMA (UND SINTI) IN ÖSTERREICH18
Lies den Text leise und bearbeite im Anschluss die Aufgaben.
A
In Österreich gibt es heute etwa 10.000 bis 40.000 Roma und Sinti. Die meisten davon sind
Zuwanderer aus verschiedenen Teilen Europas und leben in den Städten. Die am längsten
hier ansässige Gruppe bilden die Roma im Burgenland. Sie zählen neben den Kroaten und
Ungarn im Burgenland, den Slowenen in Kärnten sowie den Tschechen und Slowaken in
Wien zu den anerkannten österreichischen Volksgruppen. Darunter versteht man Gruppen
österreichischer Staatsbürger mit nichtdeutscher Muttersprache und eigenem Volkstum, die
seit mehreren Generationen in bestimmten Teilen Österreichs beheimatet sind.
B
Von ihrer indischen Heimat aus verbreiteten sich die Roma – über Griechenland und Rumänien – in ganz Europa. Im 15. und 16. Jahrhundert kamen sie schließlich in das heutige
Österreich und siedelten sich vor allem im Raum Burgenland sowie am Rand größerer
Städte an.
Die Roma waren stets ein „fahrendes Volk“. Sie zogen durch das Land und waren als Musiker, Huf-, Kessel- und Kupferschmiede, Scheren- und Messerschleifer, Tagelöhner und
Wanderhändler tätig. Diese Lebensweise – keinen festen Wohnsitz zu haben und keiner
„geregelten“ Arbeit nachzugehen – war den anderen Menschen fremd. Deshalb entwickelten
sie Vorurteile gegenüber den Roma und schlossen sie aus ihrer Gemeinschaft aus.
C
Die Geschichte der Roma ist geprägt durch Ausgrenzung und Verfolgung. So befahl z.B. Karl VI.
zu Beginn des 18. Jahrhunderts ihre Ausrottung, unter Maria Theresia und Joseph II. wurden
sie hingegen zur Sesshaftigkeit – unter anderem durch die Beschlagnahme der Wagen und
Zugtiere – gezwungen. Sie durften ihre eigene Sprache nicht mehr sprechen und mussten –
als wohl grausamste Anordnung – ihre Kinder christlichen Familien zur Erziehung übergeben.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wollte man durch Verordnungen eine weitere Zuwanderung
von „Zigeunern“ verhindern. Schließlich begann 1938 mit dem „Anschluss“ Österreichs an
das „Deutsche Reich“ die systematische Verfolgung und Vernichtung der Roma durch die
Nationalsozialisten. Von den rund 8.000 damals im Burgenland lebenden Roma haben nur
rund 600-700 den Holocaust überlebt.
18 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Roma und Sinti in Österreich. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/390 [18.2.2012].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 51
D
Doch auch in der Nachkriegszeit waren die Roma laufend Diskriminierungen ausgesetzt. Als
Beispiel dafür dient der schulische Bereich, wobei Roma-Kinder häufig in die Sonderschulklassen abgeschoben wurden. Das Zusammenleben mit der übrigen Bevölkerung besserte
sich zwar allmählich, Vorurteile sowie die abwertende Bezeichnung „Zigeuner“ blieben
jedoch bis heute bestehen.
Als es in den 1990er-Jahren zu einer gegen Ausländer und Minderheiten gerichteten Serie
von Bombenattentaten kam, zählten auch Roma zu den Opfern.
E
Durch die ständige Verfolgung wurde die Kultur der Roma stark unterdrückt. Begünstigt durch
die Anerkennung als österreichische Volksgruppe (1993) erfolgte ein allmähliches kulturelles
Erwachen. Neben der Gründung von verschiedenen Roma-Vereinen kam es vor allem zur
Wiederbelebung der eigenen Sprache, des Romanes. Diese wurde von vielen Roma nicht
mehr beherrscht, weil sie einerseits nur mündlich weitergegeben und andererseits aus Angst
vor Nachteilen in Schule und Beruf meist nur in privater Umgebung verwendet wurde. Um die
Sprache wieder fest zu verankern, wird das Romanes nun in der Volkshochschule und in der
Volksschule Oberwart – erstmals mit eigens verfassten Schulbüchern – unterrichtet.
Quellen: Baumgartner, Gerhard: 6 x Österreich. Geschichte und aktuelle Situation der Volksgruppen. Hrsg. von Ursula Hemetek
für die Initiative Minderheiten. Drava Verlag. Klagenfurt, Celovec, 1995. www.aeiou.at - Kulturinformationssystem des bm:bwk,
Online-Version des Österreich-Lexikons.
Aufgabe 1
Ordne die folgenden Teilüberschriften den einzelnen Absätzen (A-E) zu und trage sie in die
vorgesehenen Kästchen im Text ein.
1.
Herkunft und Verbreitung der Roma
2.
Kulturelles Erwachen der Roma
3.
Roma – eine von sechs anerkannten österreichischen Volksgruppen
4.
Probleme in der Nachkriegszeit
5.
Verfolgung und Vernichtung der Roma
Aufgabe 2
Was versteht man unter einer anerkannten österreichischen „Volksgruppe“? Unterstreiche
die Definition (= Begriffserklärung) im Text.
52 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Aufgabe 3
Beantworte folgende Fragen aus dem Text:
a) Wie viele Roma leben heute etwa in Österreich? Kreuze an.
10.000-30.000
100.000-300.000
10.000-40.000
100.000-400.000
b) Wer zählt zu den anerkannten österreichischen Volksgruppen? Kreuze an.
Kroaten
Slowaken
Slawonen
Russen
Roma
Slowenen
Türken
Tschechen
Serben
Ungarn
c) Welches Land gilt als ursprüngliche Heimat der Roma, von welchem aus sie sich über
ganz Europa ausbreiteten? Schreibe das Land auf.
d) Im Text werden die Roma als „fahrendes Volk“ bezeichnet. Was ist damit gemeint?
Erkläre kurz in eigenen Worten.
e) Warum beherrschen viele Roma die eigene Sprache nicht mehr?
Erkläre kurz in Stichworten.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 53
3.2.5 Geschlossene Fragen formulieren
3.2.5.1 Was bringt dich zum Lachen?19
Lies den Text leise und stelle im Anschluss vier Fragen in verschiedenen geschlossenen Fragenformaten, die sich aus dem Text beantworten lassen.
Was bringt dich zum Lachen?
Es gibt viele Dinge, die einen Lachanfall auslösen, z.B., wenn dir jemand einen Witz erzählt
oder dich kitzelt. Wer häufig lacht, aktiviert sein Immunsystem und wird schneller gesund.
Sogar Tiere kichern manchmal – auch wenn wir das nicht hören können.
Für ein Lachen oder Kichern reicht oft ein kleiner Anlass und schon hüpft dein ganzer Körper
auf und ab. Beim Lachen bewegen sich allein in unserem Gesicht siebzehn Muskeln, am
ganzen Körper sogar achtzig. Schultern, Bauch und Zwerchfell wackeln und die Luft braust
mit 100km/h durch die Lungen. Die Muskeln der Beine und der Harnblase hingegen werden
beim Lachen und Kichern schlaff, daher kommt es, dass kleine Kinder dabei umkippen und
sogar in die Hose machen. Daher sagt man auch: vor Lachen in die Hose machen.
Einige Forscher vermuten, dass die Menschen vor ungefähr sechs Millionen Jahren angefangen haben zu lachen, vielleicht wollten sie ihre Artgenossen besänftigen und auf diese Weise
sagen: „Schau, ich bin freundlich, tu’ mir bitte nichts!“
Bei verschiedenen Untersuchungen haben Wissenschafter herausgefunden, dass sich in der
linken Gehirnhälfte ein sogenanntes Lachzentrum befindet, das die Kicherbefehle an die
verschiedenen Körperteile weitergibt, d.h., wenn du einen Witz hörst, sendet das Lachzentrum an die Muskeln um Augen und Mund den Befehl: „Zusammenziehen!“
Eines steht fest: Lachen ist gesund. Durch einen Lachanfall werden viel mehr Abwehrstoffe
durch den Körper geschickt, z.B., die sogenannten Killerzellen, die Krankheitskeime im Blut
vernichten. Außerdem transportieren unsere Lungen beim Lachen drei- bis viermal so viel
Sauerstoff wie normal und Menschen spüren Schmerzen viel weniger. So gibt es heute
schon in vielen Krankenhäusern Clowns, die vor allem die kleinen Patienten aufheitern.
Wisst ihr, ob Tiere lachen? Manche vielleicht, doch das hört sich anders an als beim Menschen, weil Tiere auch einen anders gebauten Kehlkopf haben. Schimpansen kreischen zum
Beispiel: „Iihh – iihh –iihh!“, und Ratten, die von Forschern gekitzelt wurden, haben in ganz
hohen Tönen gepiepst, die man nur mit technischen Geräten messen kann.
Und noch etwas: Erwachsene lachen pro Tag ungefähr zwanzigmal, Kinder hingegen
vierhundertmal! Also, bringe noch heute jemanden zum Lachen!
Nach einer Idee von GEOlino
19 Was bringt dich zum Lachen. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien,
AHS-Abteilung. Wien, 2007, Übung 6. Verfügbar unter http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf [20.3.2012].
54 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
3.2.6 Fragen zum Text beantworten und
Frage-Antwort-Relation Feststellen
INFO
Unterschiedliche Fragetypen verlangen unterschiedliche Interaktion mit dem Text:
• Fragen, bei denen die Antworten direkt aus dem Text zu ermitteln sind:
„Hier und jetzt“
• Fragen zum umfassenderen Textverständnis – Antwort muss aus mehreren Textstellen
zusammengesucht , Verbindungen zwischen Textstellen müssen hergestellt werden:
„Denken und Suchen“
• Fragen zur textbezogenen Interpretation – Antwort steht nicht direkt im Text, sondern muss
durch Verknüpfung von Textinformationen und eigenem Weltwissen ermittelt werden:
„Der Autor und ich“
• Fragen zur Bewertung und Reflexion richten sich an Vorwissen und persönliche Erfahrungen mit dem Thema – Antwort steht nicht im Text, aber die Textlektüre hilft bei der Beantwortung: „Ich bin gefragt“
3.2.6.1 Max Bollinger, Sonntag 20
Lies die Geschichte und beantworte im Anschluss die Fragen:
„Was möchtest du?“, fragte der Vater.
Daniela studierte die Karte und entschied sich für Riz colonial.
„Gern!“, sagte der Kellner. Er behandelte Daniela wie eine Dame. Das Restaurant war bis
auf den letzten Platz besetzt. Am Nebentisch saß ein Ehepaar mit zwei Kindern. Die beiden
stritten sich wegen einer kleinen Puppe aus Plastik. Die Mutter versuchte den Streit zu
schlichten. Daniela sah, wie der Junge seine Schwester unter dem Tisch dauernd mit den
Füßen stieß. Das Dessert machte dem Gezank ein Ende.
Daniela erinnerte sich, wie sehnlichst sie sich einmal ein Schwesterchen gewünscht hatte.
„Wie geht es in der Schule?“, fragte der Vater.
„Wie immer“, antwortete Daniela.
„Wird es fürs Gymnasium reichen?“
„Ja, ich hoffe es.“
Daniela wusste genau, dass ihre Noten weder in Mathematik noch in Französisch genügten.
Dann eben eine kaufmännische Lehre...oder Arztgehilfin...Sie wollte jetzt nicht daran denken.
„Für mich waren Prüfungen nie ein Problem“, sagte der Vater.
Daniela war froh, als der Kellner das Essen brachte.
Der Reis mit Fleisch und Früchten schmeckte ihr.
„Deine Mutter konnte nie richtig kochen“, sagte der Vater.
Daniela gab darauf keine Antwort.
„Ich brauche einen neuen Wintermantel“, sagte sie.
„Schon wieder?“
„Ich bin seit dem letzten Jahr zehn Zentimeter gewachsen.“
„Wofür bezahl ich eigentlich Alimente?“
„Mutter sagt, das Geld reiche nur für das Nötigste.“
„Gut! Aber ich will die Rechnung sehen.“
„Wünschen die Herrschaften ein Dessert?“
Der Kellner versuchte mit Daniela zu flirten.
20 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Sonntag. Verfügbar unter htpps://www.bifie.at/node/471 [13.01.2012].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 55
„Nein, danke!“, sagte sie, obwohl sie sich heute früh in der Kirche ausgedacht hatte, Vanilleeis mit heißer Schokoladensoße zu essen.
Nach dem Essen fuhren sie am See entlang.
Der Vater hatte ein neues Auto.
Er sprach über Autos wie die Jungen in der Schule.
Daniela verstand nicht, warum man sich über ein Auto freuen konnte, nur weil es einen
starken Motor hatte.
Aus dem Radio erklang Volksmusik. Sie fiel Daniela auf die Nerven. Aber sie stellte sie
trotzdem lauter.
„Hast du viel Arbeit?“, fragte sie.
„Wir bauen eine neue Fabrik.“
Der Vater war Ingenieur. Daniela betrachtete ihn von der Seite, neugierig, wie einen Gegenstand. Sein Gesicht war braun gebrannt, sportlich. Der Schnurrbart stand ihm gut.
Hatte er ihre Gedanken erraten?
„In zwei Wochen werde ich vierzig! Aber alle schätzen mich jünger.“
Daniela lachte. Ihr schien er älter.
„Wie alt bist du eigentlich?“
„Hundert!“, sagte Daniela.
„Nein, ehrlich...!“
„Das solltest du doch wissen. Du fragst mich jedes Mal... Im Februar dreizehn.“
„Dreizehn! Hast du einen Freund?“
„Nein!“, sagte Daniela.
„Das wundert mich. Du siehst hübsch aus!“
„Findest du?“
„So...erwachsen!“
Auf einer Terrasse am See tranken sie Kaffee.
Daniela beobachtete die Segelschiffe.
Der schöne Herbstsonntag hatte unzählige Boote aufs Wasser hinausgelockt.
Der Vater war verstummt und schaute alle fünf Minuten auf seine Uhr.
„Ich habe um vier Uhr eine Verabredung.“
„Also, gehen wir doch“, sagte Daniela und erhob sich.
Der Vater schien erleichtert.
„Ich bringe dich nach Hause“, sagte er.
„Ach, du bist schon wieder da?“, sagte die Mutter.
Sie war noch immer im Morgenrock. Während der Woche arbeitete sie halbtags in einer
Modeboutique. „Sonntags lasse ich mich gehen“, sagte sie zu ihren Freunden, „sonntags bin
ich nicht zu sprechen.“
„Er hatte eine Verabredung“, erzählte Daniela.
Die Mutter lachte.
„Ich möchte wissen, warum er eigentlich darauf besteht, dich zu sehen. Im Grunde liegt ihm
doch nichts daran. Nur weil es das Gericht so entschieden hat und um mich zu ärgern.“
Daniela wurde wütend.
„Es geht ihm ausgezeichnet“, sagte sie. „Er hat sich ein neues Auto gekauft und sieht prima
aus.“
Die Mutter zuckte bei ihren Worten zusammen.
„Und den Wintermantel?“, fragte sie.
„Bewilligt!“
Die Mutter griff sich mit der Hand an die Stirne.
„Diese Kopfschmerzen!“, stöhnte sie. „Hol mir eine Tablette im Badezimmer!“
Daniela gehorchte.
„Ich gehe jetzt“, sagte sie nachher.
„Hast du keine Aufgaben?“ „Nein!“
„Aber komm nicht zu spät zurück!“
„Ich esse bei Brigitte.“
„Gut, bis neun Uhr. Ich lege mich wieder hin.“
Als Daniela die Tür des Lokals öffnete, schlug ihr eine Welle von Rauch- und Kaffeegeruch
56 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
entgegen. An den niederen Tischen saßen junge Leute, die meisten in Gespräche vertieft.
Die Wände waren mit Posters tapeziert.
Danielas Augen gewöhnten sich allmählich an das Halbdunkel.
Suchend schaute sie sich um.
Der Disc-Jockey nickte Daniela zu.
„Well, I left my happy home to see what I could find out”, sang Cat Stevens.
Ja, er hatte Recht. Um herauszufinden, wie die Welt wirklich war, musste man sein Zuhause
verlassen.
Heinz hatte Daniela den Text übersetzt. Heinz war schon sechzehn Jahre alt. Sie war stolz
darauf.
Er saß in einer Ecke und winkte.
Aufatmend setzte sich Daniela neben ihn. Er legte einen Arm um ihre Schultern.
„Hast du den Sonntag überstanden?“, fragte er.
„Ja, Gott sei Dank!“
„War es schlimm?“
„Es geht...wie immer.“
„Mach dir nichts draus.“
Daniela kuschelte sich an ihn.
„Was meinst du, werden wir es besser machen?“, fragte sie. „Wenn wir einmal erwachsen
sind?“
In ihrer Stimme klangen Zweifel.
„Natürlich“, sagte Heinz, „natürlich werden wir es besser machen.“
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 57
Beantworte die folgenden Fragen möglichst genau. Wenn dir mehrere Antworten möglich
erscheinen, führe sie alle an.
1) Erkläre anhand des Inhalts möglichst genau, warum der Autor den Titel „Sonntag“ gewählt
haben könnte!
2) Wieso war Daniela froh, als der Kellner das Essen brachte?
3) An welchen Aussagen merkt man, dass der Vater von seiner ehemaligen Frau nicht viel
hält? Führe alle an.
4) Warum antwortet Daniela auf die Frage des Vaters nach ihrem Alter mit: „Hundert!“?
5) „Ich möchte wissen, warum er eigentlich darauf besteht, dich zu sehen. Im Grunde liegt
ihm doch nichts daran. Nur weil es das Gericht so entschieden hat und um mich zu
ärgern.“ Warum macht Daniela diese Aussage ihrer Mutter wütend?
6) Warum schaut der Vater immerzu auf die Uhr?
58 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
7) Wieso greift sich die Mutter an die Stirne?
8) Inwiefern lügt Daniela ihren Vater an?
9) Inwiefern lügt Daniela ihre Mutter an?
10)Vater/Mutter: Auf welcher Seite steht die Tochter? Begründe deine Meinung ausführlich.
11)Heinz ist überzeugt davon, dass Daniela und er es einmal „besser machen“ werden als
ihre Eltern. Welche möglichen Gründe gibt es dafür?
Entscheide, welche der Fragen auf Antworten abzielen, die
• direkt an einer Stelle im Text zu finden sind =
Nr. • aus verschiedenen Textstellen zusammengesucht werden müssen =
Nr. • nicht direkt im Text stehen, sondern durch Verknüpfung von Textinformation und eigenem
Weltwissen ermittelt werden müssen =
Nr. • Fragen zur Bewertung und Reflexion richten sich an Vorwissen und persönliche Erfahrung
mit dem Thema =
Nr. SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 59
4 Wechsel der Darstellungsform
21
4.1 INFO
4.1.1 INFO für LehrerInnen
Ein vorgegebener Text wird von SchülerInnen in eine andere Darstellungsform gebracht.
21 Vgl.: Leisen, Josef: Wechsel der Darstellungsformen. Ein Unterrichtsprinzip für alle Fächer. In: Der Fremdsprachliche Unterricht Englisch 78, 2005,
S. 9-11. Verfügbar unter www.leisen.studienseminar-koblenz.de [13.04.2010].
60 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Einige Gründe sprechen für den Einsatz von wechselnden Darstellungsformen:
• Fachliche: Es muss eine den Sachverhalten angemessene Darstellung verwendet werden.
• Didaktische: Ein Sachverhalt wird in verschiedenen Formen der Darstellung leichter und
besser verstanden.
• Methodische: Ein Wechsel der Darstellungsformen ist motivierend.
• Lernpsychologische: Es werden mehrere Wahrnehmungskanäle benutzt und die verschiedenen Darstellungsformen sprechen die unterschiedlichen Lerntypen an.
• Pädagogische: Die Nutzung unterschiedlicher Darstellungsformen erlaubt eine innere
Differenzierung und lässt die arbeitsteilige Bearbeitung in Gruppen zu.
Durch die Umformung sind die SchülerInnen zu einem intensiven Dialog mit dem Text aufgefordert.
Der Lehrer/die Lehrerin kann eine Darstellungsform anbieten und eventuell die einzelnen
Arbeitsschritte mit der Klasse besprechen.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 61
4.1.2 Mind-Map22
4.1.2.1 INFO für SchülerInnen
Erstelle eine Mind-Map nach folgenden Regeln:
→→ Schreibe in der Mitte des Blattes ein Thema bzw. Problem, das mit einem Kreis umschlossen wird. Von diesem Kreis gehen Hauptäste bzw. -zweige ab, die sich wiederum verzweigen können.
→→ Stelle auf jede Linie möglichst nur einen Begriff, der prägnant, in GROSSBUCHSTABEN
oder in Druckschrift geschrieben ist. Diese Begriffe fungieren als Schlüsselwörter, sind
Gedankenbilder und spiegeln diejenigen Assoziationen wider, die mit dem jeweiligen Wort
verbunden werden. Von einem Schlüsselwort aus können weitere abgeleitet werden.
→→ Versuche die Anzahl der Hauptäste auf 4 – 6 zu begrenzen, damit die Mind-Map übersichtlich genug bleibt.
→→ Die Äste sollten nur so lang wie die tragenden Worte sein! Dadurch erscheint die MindMap übersichtlicher.
→→ Gib der Mind-Map eine innere Struktur! Grundregeln: vom Abstrakten zum Konkreten –
vom Allgemeinen zum Speziellen.
→→ Verwende auch Bilder. Bilder enthalten mehr Informationen als Wörter und sind besonders
geeignet, wenn man mit ihnen mehrere Begriffe, die in diesem Zweig vorkommen, assoziiert.
→→ Verwende Symbole, Zeichen und sogenannte Codes, die allgemein verständlich sind, z.B.
Smileys, Haken für erledigt oder behandelt, Ziffern zur Festlegung einer Reihenfolge oder
Wolken als Umrandungen für Bereiche, an denen noch gearbeitet werden muss.
→→ Nutze Pfeile, um Beziehungen zwischen einzelnen Teilen deiner Mind-Map aufzuzeigen.
→→ Verwende Farben (z.B. Schlüsselwörter in einer Farbe auf den Hauptästen, Informationen
in einer anderen Farbe auf den Zweigen …). Wichtig ist, dass du das gewählte Prinzip
konsequent durchhältst.
→→ Mind-Maps können auch sehr einfach mit www.mindmeister.de oder www.xmind.net
erstellt werden.
22 Vgl.: Massin, Hubert: Mind Mapping. Verfügbar unter http://www.mathekiste.de/mmap/mmweb/mm-web.htm#2 [19.03.2011].
62 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
4.1.3 Concept-Mapping im Unterricht23
Concept-Mapping hat den Vorteil, dass die SchülerInnen sich nicht mit der Formulierung und
grammatikalischen Richtigkeit von Sätzen abmühen müssen. Sie verknüpfen Begriffe einfach
mit Wörtern zu einer Aussage, also fertigen gewissermaßen eine Landkarte ihres Begriffsverständnisses an. Daraus ist zu erkennen, welche Begriffe ein Schüler überhaupt verknüpfen
kann, welche Lücken das Netz noch hat und wo es bereits zufrieden stellend entwickelt ist.
Es lässt sich schnell erkennen, ob alle Begriffe eines Sachgebiets miteinander verknüpft sind
oder ob einzelne Inseln entstanden sind. Aufschlussreich ist auch, welchem Begriff der/die
Lernende eine zentrale Rolle zugewiesen hat oder ob Fachbegriffe oder eher Alltagsbegriffe
verwendet hat.
Erstellen einer Concept-Map (Begriffsnetz):
Oft fällt das Erstellen oder auch das Optimieren der Wissens-Landkarte nur auf Papier
schwer. Abhilfe schafft das Arbeiten mit Kärtchen, „post-it“ Zetteln bzw. der Einsatz geeigneter Software (http://cmap.ihmc.us/)
• Liste wichtige Stichworte auf, nummeriere gegebenenfalls, um Prioritäten zu verdeutlichen.
• Notiere von diesen Stichworten die Wichtigsten (nur eins oder wenige) mit etwas Abstand
zentral auf ein DIN A4- oder DIN A3-Blatt im Querformat.
• Notiere in direkter Nachbarschaft weitere Stichworte, die dazu passen, und verbinde sie
passend mit Linien.
• Wenn du einen neuen, zentralen Begriff findest, stelle Verbindungen zu bisherigen her.
• Unterbrich das Ausfüllen nicht! Ein
direktes Ordnen und Optimieren der
Karte stört die Kreativität und behindert die Erstellung der Concept-Map.
• Schreibe alle Stichworte auf, ohne
vorher zu beurteilen oder das Design
zu optimieren. Gruppiere Zusammengehörendes, umrahme solche Komplexe farbig.
• Verwende Symbole und auch Bilder,
wenn diese eine Fülle von Begriffen
und Beziehungen zusammenfassen.
• Überlege, wie Zweige verschiedener
Äste oder Bereiche zusammengehören oder ob neue Stichworte vorhandene Zweige verbinden können.
• Verwende Pfeile zur Darstellung einer
Denkrichtung, zur Verdeutlichung von
Ursache und Wirkung oder zur Richtungsangabe vom Allgemeineren zum
Speziellen etc.
• Kommentiere die Verbindungen und Pfeile mit einer kurzen, präzisen Beschreibung. Dokumentiere, in welcher Beziehung die Begriffe zueinander stehen.
• Erst wenn die Concept-Map vollständig ist, überlege, wie Umstellungen in der Anordnung
die Map übersichtlicher erscheinen lassen.
23 Grundlagen zur Erstellung von Concept Maps. Verfügbar unter www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/.../getFile.php?id=229
[11.04.2011].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 63
Begriffsnetz24
24 Vgl.: Leisen, Josef: Handbuch der Sprachförderung im Fach. Sprachsensibler Fachunterricht in der Praxis. Bonn: Varus Verlag 2010, S. 83.
64 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
4.1.4 Filmleiste25
Die Filmleiste lässt sich methodisch in verschiedenen Schwierigkeitsgraden einsetzen:
• Die SchülerInnen erhalten die Filmleiste in der geordneten Form. Dazu werden passende
Textteile (eventuell auch Textanfänge) gegeben, die es zuzuordnen gilt.
• Die Bilder der Filmleiste und passende Textteile (auch Textanfänge) werden in ungeordneter Form gegeben. Die SchülerInnen müssen zunächst eine sachlogisch richtige Reihenfolge der Bild- und Textteile erstellen und diese dann einander zuordnen.
• Die Filmleiste wird in der geordneten Form vorgegeben. Die SchülerInnen beschreiben die
Bilder selbstständig, gegebenenfalls unter Beigabe einer Wortliste oder eines Wortfeldes.
• Die Bilder der Filmleiste werden in ungeordneter Form gegeben. Die SchülerInnen müssen
zunächst eine sachlogisch richtige Reihenfolge erstellen und anschließend beschreiben.
Der Umfang der Hilfen kann bei der Filmleiste auch folgendermaßen variiert werden:
• Man verzichtet auf die Angabe von Bezeichnungen und Fachbegriffen und lässt
diese von den SchülerInnen selbst ergänzen.
• Man lässt in der Filmleiste freie Filmfenster; die SchülerInnen sollen die Bilder
selbst einzeichnen.
• Die SchülerInnen sollen zu einer vorgegebenen Versuchsbeschreibung, zum
Beispiel aus dem Buch, eine Filmleiste erstellen.
25 Vgl.: Leisen, Josef: Unterricht Physik. Methoden-Werkzeuge. - CD-ROM. – Seelze: Friedrich Verlag, 2006
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 65
66 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
4.1.5 Strukturdiagramm26
Das Strukturdiagramm ist eine abstrakte Darstellung eines Sachverhaltes. Wichtige Fachbegriffe werden in verzweigter Struktur so dargestellt, dass daraus seine Logik und innere
Struktur hervorgeht.
→→ Das Strukturdiagramm kann bei Beschreibungen von Geräten, Versuchen, Handlungen,
Vorgängen, Prozessen eingesetzt werden.
→→ Es ist sowohl bei der Textanalyse als auch bei der Textproduktion einsetzbar und
unterstützt das zusammenhängende Sprechen.
→→ SchülerInnen sind oft, unabhängig vom Sprachstand, mit dem Strukturieren von Beschreibungen überfordert. Sie neigen zur erzählenden Beschreibung (z. B. „und dann haben wir
... und dann ...“), wo eine funktionale Beschreibung des Sachverhaltes angemessen wäre
(z. B. „Der Aufbau gliedert sich in zwei Teile: ...“). Ein Strukturdiagramm leitet zum strukturorientierten Wahrnehmen an.
→→ Ein Strukturdiagramm bietet sich bei Beschreibungen von gegliederten Handlungen,
Prozessen und Strukturen an.
→→ Als sichtbare Gliederung (Tafel, Folie) erleichtern sie längere mündliche Schülerbeiträge.
→→ Gegebenenfalls gibt man den Schülern zusätzliche Formulierungshilfen, z. B. Blockdiagramme, Wortlisten, ...
→→ Es empfiehlt sich, in Strukturdiagrammen immer wiederkehrende Symbole und Elemente
zu verwenden.
Beispiel: Nomina in Kästchen, darunter Adjektive in Klammern, Pfeile symbolisieren Verben. Die Verwendung von Overlayfolien ist empfehlenswert. Die Grundfolie kann zur
Bearbeitung als Kopie mitgegeben werden.
→→ Soll das Strukturdiagramm zu einer Textproduktion führen, ist es ratsam, dass die Schüler
Vorarbeiten durchführen; z. B. Beschriftung der Pfeile mit Verben, Ergänzung von Adjektiven. Durch wiederholtes Lesen sollen die Schüler mit der Beschreibungsstruktur vertraut
werden.
→→ Liegt ein geeigneter Text vor, so kann eine anspruchsvolle Aufgabe darin bestehen, zum
Text ein Strukturdiagramm zu entwerfen.
26 Vgl. Leisen, Josef: Lesekompetenz im naturwissenschaftlichen Unterricht. Studienseminar Koblenz. Verfügbar unter
http://www.studienseminar-koblenz.de/medien/methodenwerkzeuge/18%20Strukturdiagramm.pdf [04.01.2012
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 67
4.2 Übungen
4.2.1 Mind-Map
4.2.1.1 DAS BLUT 27
Blut besteht aus der Blutflüssigkeit (Blutplasma) und den Blutkörperchen.
Lässt man frisches (nicht geronnenes) Blut unter Luftabschluss stehen, so sinken die Blutkörperchen allmählich zu Boden (Sedimentation, Blutsenkung). Die Blutsenkungsgeschwindigkeit gibt einen Hinweis auf den Gesundheitszustand eines Menschen. Eine beschleunigte
Blutsenkungsgeschwindigkeit tritt unter anderen bei Entzündungen und Tumoren auf, eine
verzögerte Sedimentation kann beispielsweise ein Hinweis auf eine Lebererkrankung sein.
Das schwach gelbliche Blutplasma besteht zu 90 bis 95 % aus Wasser. Darin gelöst sind
Transportstoffe wie Glukose (Blutzucker), Fette und fettähnliche Stoffe, Stickstoffverbindungen (z.B. Aminosäuren, Harnstoff), Milchsäure (entsteht durch Muskelarbeit) und Salze.
Salze kommen aber auch, wie die aus dem Zellstoffwechsel stammenden Eiweißstoffe
Albumine und Globuline, als Funktionsstoffe vor.
Albumine werden in der Leber synthetisiert. Sie haben Transportfunktion (transportieren
Fettsäuren, Harnsäure, Vitamin C, Medikamente etc.,) und dienen als Eiweißreserve (Aufbau
und Wachstum). Gemeinsam mit den Salzen regeln sie die Konstanthaltung des pH-Wertes
und des Wassergehaltes im Blut.
Die in den Leberzellen gebildeten Alpha- und Beta-Globuline transportieren Metallionen,
Vitamine, Hormone und Enzyme. Das Beta-Globulin Fibrinogen spielt eine wichtige Rolle bei
der Blutgerinnung.
Die Gamma-Globuline (Immunoglobuline) werden in den Lymphknoten (siehe weiße Blutkörperchen) zur Abwehr von Krankheitserregern gebildet (Antikörper). Das Blut ist mit einem
pH-Wert von 7,38 bis 7,44 schwach basisch.
Blutgerinnung
Die Blutgerinnung ist ein außerordentlich komplizierter, in mehreren Phasen ablaufender
Vorgang, an dem verschiedene Stoffe (Blutgerinnungsfaktoren) beteiligt sind.
Die Blutgerinnung, eine Schutzfunktion des Körpers, wird bei gesunden Menschen durch
Verletzung eines Blutgefäßes und das Ausströmen des Blutes (Luftkontakt) ausgelöst (siehe
Blutplättchen). Fibrinogen fällt dadurch als faseriges Gerüst (Fibrin) aus, in dem die Blutkörperchen hängen bleiben und so die Wunde verschließen.
Fehlt ein Blutgerinnungsfaktor, so kann die Blutgerinnung verzögert oder wie bei der Bluterkrankheit (Hämophilie) überhaupt nicht stattfinden. Bei einer ernsthaften Blutung wird deshalb einem Hämophilie-Kranken eine Infusion mit dem fehlenden Gerinnungsfaktor verabreicht.
Eine übermäßige Produktion des an der Blutgerinnung beteiligten Enzyms Thrombin kann
zur Entstehung eines Blutgerinnsels (Thrombus) innerhalb eines Gefäßes führen. Gefäßverengung oder -verstopfung sind die Folgen.
27 Vgl.: Bigl, Christine-Eva: Begegnungen mit der Natur 5. – Wien: öbv&hpt 2004, S. 104-106.
68 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Feste Blutbestandteile
Bei den Blutkörperchen unterscheidet man rote und weiße Blutkörperchen sowie Blutplättchen.
Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) sind etwa 8,5 µm kleine runde Scheibchen, die
vom strömenden Blut fortbewegt werden. Die kernlosen Zellen haben eine Lebensdauer von
100 bis 120 Tagen. Sie werden ständig aus im roten Knochenmark sitzenden, kernhaltigen
Bildungszellen nachproduziert.
Mit wenigen Ausnahmen (z.B. Kamel, Lama) sind runde, kernlose Erythrozyten charakteristisch für Säugetiere. Bei allen anderen Wirbeltieren kommen meist ovale, kernhaltige rote
Blutkörperchen vor.
Durch den im Zellkörper eingelagerten Farbstoff Hämoglobin verursachen die Erythrozyten
die rote Farbe des Blutes. Jedes Hämoglobinmolekül besitzt vier Eisenatome, die Sauerstoff
unbeständig (labil) binden können. Diese Bindung erfolgt in der Lunge. Von dort gelangen
die sauerstoffbeladenen Blutkörperchen zu den Geweben, wo der Sauerstoff gegen Kohlenstoffdioxid ausgetauscht wird. Das Kohlenstoffdioxid wird in die Lunge transportiert, wo
abermals ein Gasaustausch stattfindet.
In Anwesenheit von Kohlenstoffmonoxid (entsteht bei unvollkommener Verbrennung wie
beispielsweise in Automotoren und beim Rauchen von Zigaretten) bindet das Hämoglobin
bevorzugt Kohlenstoffmonoxid (stabile Bindung). Diese Blutkörperchen können keinen
Sauerstoff mehr transportieren. Starke Raucher haben einen größeren Anteil an kohlenstoffmonoxidblockierten Erythrozyten als Nichtraucher.
Bei Neugeborenen ist die Zahl der Erythrozyten mit 6 bis 7 Millionen im mm3 im Blut höher
als bei Erwachsenen. Kurz nach der Geburt erfolgt eine Reduktion. Beim Abbau der roten
Blutkörperchen entstehen Stoffe, die die Haut des Säuglings gelb färben können (Neugeborenengelbsucht).
Die im Gegensatz zu den Erythrozyten kernhaltigen weißen Blutkörperchen (Leukozyten)
dienen der Abwehr von Krankheitserregern. Während die roten Blutkörperchen das Gefäßsystem nicht verlassen, sind die Leukozyten in der Lage in die Gewebsflüssigkeit einzuwandern. Sie können sich selbstständig amöboid fortbewegen, weshalb sie keine feste Form
aufweisen. Zahlreich kommen sie auch in der Lymphe vor. Abhängig von ihrer Größe, ihrer
Kernform, ihrer Färbbarkeit und ihrem Entstehungsort unterscheidet man Granulozyten,
Monozyten und Lymphozyten.
Die 8 bis 14µm kleinen Granulozyten und die etwas größeren Monozyten (12 bis 20 µm)
werden im Knochenmark gebildet. Ihre Aufgabe besteht darin, Krankheitserreger und Fremdkörper unschädlich zu machen. Dies geschieht durch Phagozytose. Bei den Granulozyten
kann man nach Behandlung mit bestimmten Farbstoffen feine Körnchen (Granula) im
Plasma erkenne.
Die 7 bis 10 µm kleinen Lymphozyten sind nur wenig amöboid beweglich. Sie spielen bei der
Bildung der Antikörper (Immunoglobuline) eine Rolle. Produziert werden die Lymphozyten
hauptsächlich in den Lymphknoten, in der Milz und im Knochenmark. Die Zahl der Leukozyten steigt bei Erkrankungen oft um ein Mehrfaches an. Bei der Leukämie (Blutkrebs) werden
unkontrolliert massenhaft unreife und somit funktionslose weiße Blutkörperchen produziert.
Die Blutplättchen (Thrombozyten) sind 1 bis 3 µm kleine, kernlose Zellbruchstücke. Sie
werden von ihren Stammzellen im roten Knochenmark (Knochenmarksriesenzellen) ständig
abgeschnürt. Bei Verletzung eines Blutgefäßes ballen sich die Thrombozyten aufgrund des
Luftkontaktes zusammen. Dabei setzen sie ein Enzym frei, das die Blutgerinnung auslöst.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 69
Erstelle ein Lücken-Mind-Map. Vervollständige die Mind-Map über die Aufgaben des Blutes.
Markiere wichtige Schlüsselwörter im Text und ergänze sie richtig in den freien Textfeldern.
Thrombozyten
Sauerstofftransport
AUFGABEN
DES BLUTES
Leukozyten
70 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
4.2.2 Filmleiste
Informiere dich im Text über das Blut. Ergänze die Lücken mit Schlüsselwörtern und ordne den
Bildern die richtigen Texte zu:
Funktionen der zellulären Blutbestandteile:
1) Abwehr von
.
Erkennen und Vernichten der Eindringlinge.
Sie können sich selbstständig fortbewegen.
2) Auslösung einer .
fällt als faseriges Gerüst (Fibrin) aus, in dem die
Blutkörperchen hängen bleiben und so zu einem
führt.
3) transport.
Dieser wird in der von
den Blutkörperchen aufgenom-
men und in den Organen abgegeben.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 71
4.2.2.1 DONALD DUCK28
Donald Duck – der Superstar aus Entenhausen
Donald Duck ist eine weltberühmte Comic- und Zeichentrickfilm-Figur,
die 1931 von Walt Disney erfunden wurde. Sein Kino-Debüt feierte
Donald am 9. Juni 1934 in dem Zeichentrickfilm „Die kluge kleine
Henne“. Schon damals spielte er einen leicht reizbaren, etwas boshaften und noch dazu stinkfaulen Enterich. Trotz seiner schlechten Eigenschaften war Donald von Anfang an ein Publikumsliebling. Seine Abenteuer füllen mittlerweile ganze Bücherregale und begeistern noch
immer Groß und Klein.
Donald lebt mit seinen Verwandten und Freunden in Entenhausen. Sein
Aussehen ist durch einen fülligen Körperbau geprägt. Die kurzen
Watschelfüße lassen seinen Gang tollpatschig erscheinen. Der Kopf ist
für eine Ente eher groß geraten, sein rundes Gesicht ist durch große
Augen und einen breiten Schnabel gekennzeichnet. Er hat eine unverwechselbar quäkende Stimme und trägt mit Vorliebe einen blauen
Matrosenanzug.
Donald ist ein Erpel mit unverkennbaren Eigenschaften, sein Charakter ist geprägt durch
viele Stärken und Schwächen. Mal ist er ein zu Wutausbrüchen neigender Choleriker, der
ständig schnattert und flucht und schon wegen Kleinigkeiten vor Wut „die Wände hochgeht“.
Ein andermal ist er der beste Onkel auf der Welt, der sich liebevoll um seine drei Neffen Tick,
Trick und Track kümmert und damit beweist, dass er im Grunde seines Herzens ein gutmütiger und großzügiger Enterich ist.
Dann erscheint er wiederum eitel, wichtigtuerisch, dickköpfig und auch stinkfaul. Er hat so ziemlich jeden Beruf
ausgeübt, den es gibt, und in fast allen versagt. Deshalb
wird er die meiste Zeit über von Geldsorgen geplagt. Er hat
stets hohe Schulden bei seinem reichen Onkel Dagobert,
was dieser immer wieder dazu ausnutzt, um ihn zu drangsalieren. So lässt er ihn für einen Hungerlohn schuften oder
spannt ihn als Begleitschutz auf seinen Expeditionen ein.
Was er auch anpackt – er scheint vom Pech verfolgt zu
sein und zieht ständig den Kürzeren. Und obwohl er niemals aufgibt, ist und bleibt er der größte Pechvogel aller Zeiten!
Besondere Zuneigung empfindet Donald für seine Freundin Daisy. Ihr gegenüber bietet er
seinen ganzen Charme auf. Daneben liegen ihm natürlich seine Freunde Micky, Goofy, Pluto
und Co. am Herzen. Mit ihnen geht er durch dick und dünn und erlebt viele seiner Abenteuer.
Mal kämpfen sie gegen die Panzerknacker-AG, ein andermal nehmen sie es mit der bösen
Hexe Gundel Gaukeley auf. Dass Donald dabei oft ins Fettnäpfchen tritt oder selbst aus
diversen Katastrophen gerettet werden muss, liegt an seiner Tollpatschigkeit und seinem
hitzigen Temperament, tut jedoch seiner Beliebtheit keinen Abbruch.
28 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Donald Duck. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/388 [12.02.2012].
72 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Lies den Text aufmerksam und unterstreiche alle Einzelheiten zu Aussehen und Charakter von
Donald Duck. Trage danach die gesammelten Informationen in das vorliegende Mind-MappingGrundgerüst ein.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 73
4.2.3 Strukturdiagramm
4.2.3.1 VORSTELLUNGSGESPRÄCH – 10 TIPPS29
Tipp 1: Internetseite des Unternehmens anschauen
Diese Vorbereitung ist unerlässlich und wird von vielen Personalverantwortlichen vorausgesetzt. Auch im Gespräch kann man das durchaus erwähnen, zum Beispiel wenn du gefragt
wirst, ob du noch Fragen hast. Ein gekonntes „auf Ihrer Internetseite ist mir aufgefallen, dass
es...“ und eine daraus abgeleitete Frage zeugt von Interesse an diesem Unternehmen.
Tipp 2: Unterlagen mitnehmen
Es ist unerlässlich, dass du deine Bewerbungsunterlagen (Zeugnisse, Dokumente, usw.) im
Original mitnimmst. Auch wenn du die Unterlagen gar nicht vorzeigen musst, zeigst du
trotzdem, dass sie einer Überprüfung deiner Angaben standhalten würden. Also die Unterlagen bereits am Vortag herauslegen!
Tipp 3: Alle Kleidungsstücke am Vortag herauslegen
Unbedingt vorher auf den branchenüblichen Kleidungsstil achten. Natürlich solltest du auch
bedenken, dass aus deinem Outfit auf deinen Arbeitsstil geschlossen werden kann (also auf
jeden Fall etwas Sauberes und Ordentliches anziehen).
Tipp 4: Handy ausschalten
Der größte Fehler überhaupt: Wenn das Handy während eines Vorstellungsgespräches
läutet. Und wenn du es vergessen hast und es läutet wirklich: Nur ganz kurz Entschuldigung
sagen und das Handy unverzüglich ausschalten!
Tipp 5: Pünktlich sein
Auch wenn man meinen könnte, dass ein paar Minuten zu spät kommen beim Vorstellungsgespräch ja nicht so schlimm sein kann: Der Personalverantwortliche wird es dir auf jeden
Fall übel nehmen. Mit derartigen Aktionen zeigst du, dass du unverlässlich bist, und das ist
ein ganz schlechter Anfang. Also: Sei ruhig eine halbe Stunde vor dem Termin bei deinem
zukünftigen Arbeitgeber, erkundige dich nach dem richtigen Büro, kontrolliere vorher noch
einmal dein Outfit und melde dich dann ein paar Minuten vor deinem Termin beim Personalbüro an.
Tipp 6: Lächeln
Vor dem Gespräch ganz bewusst zu sich sagen: Ich bin gut drauf und freue mich auf das
Gespräch. Lächeln und freundlich sein ist wahrscheinlich wichtiger als das was du sagst,
schließlich entscheidet dein Gegenüber wahrscheinlich auch nach dem Bauchgefühl.
Tipp 7: Höflichkeit
Am Beginn des Gesprächs grüßen und sich selbst vorstellen. Eigentlich auch ganz klar, wird
aber unter Stress oft vergessen. Wichtig: Auch bei der Sekretärin, am Empfang usw. - immer
grüßen!!
Tipp 8: Niemals schlecht über jemand anderen reden
Rede nie über Lehrer, über ehemalige Vorgesetzte oder über ehemalige Arbeitgeber
schlecht. Mit solchen Negtivauskünften verschafft man sich nur Nachteile.
Tipp 9: Blickkontakt halten
Das fällt speziell jungen Menschen eher schwer, die die Schulzeit gerade erst hinter sich
gebracht haben. Du stellst damit aber einen guten persönlichen Kontakt her.
29Vgl.: http://www.bildungsportal.at/persoenlichkeitsbildung/tipps-vorstellungsgespraech.htm [24.03.2012].
74 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Tipp 10: Für Geübte und Fortgeschrittene: Aktiv und deutlich nach Feedback fragen
Es kommt natürlich auch vor, dass man auch unangenehme Dinge zu hören bekommt. Man
weiß dann wenigstens beim nächsten Mal, was man hätte besser machen können. Schlussworte wie „danke, wir melden uns“ oder „wir halten Sie in Evidenz“ versprechen nichts Gutes
und du wirst den Job wahrscheinlich nicht bekommen.
Lies den Text genau und unterstreiche mit verschiedenen Farben die dos and don´ts. Erstelle
dann ein Strukturdiagramm.
Arbeitssuchender
dos
don´ts
Pünktlichkeit ….Unpünktlichkeit …..
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 75
4.2.4 Concept-Map
4.2.4.1 DESIGNER-WERKSTATT
Designer-Werkstatt30 Susanne Mauthner-Weber
Will man die Forschung der Chemie-Nobelpreisträger 2009 erklären, bedient man sich wohl
am besten eines Vergleiches (bitte nicht lachen!) mit der Modewelt: Da gibt es einen Designer, der kreiert einen Entwurf; der Entwurf wird mittels Schnittmuster vervielfältigt; heraus
kommen mehr oder weniger funktionstüchtige Kleidungsstücke. In einer Zelle geht es ähnlich
zu: Die aus etwa 3,2 Milliarden chemischen Bausteinen zusammengesetzte Erbinformation,
die DNA, ist im Zellkern gelagert. Wenn eines der 25.000 Gene (der Designer aus unserem
Vergleich mit der Modewelt) abgelesen wird, fertigt die Zelle eine chemische Abschrift an.
Nur diese Blaupause (das Schnittmuster) verlässt den Zellkern. Draußen trifft sie auf die
Ribosomen. Jede Zelle besitzt zahlreiche dieser Eiweiß-Fabriken.
Zusammengefügt
Die Ribosomen lesen die Blaupause wie einen Lochstreifen und fügen daraufhin Stück für
Stück das Eiweiß (Protein) aus einzelnen Aminosäuren zusammen. Erst diese Proteine sind
die universellen Werkzeuge des Lebens: Sie bauen die Muskeln auf, transportieren Sauerstoff, spalten die Nahrung auf, dienen als Botenstoffe, formen Haut und Haare sowie neue
Ribosomen.
„Ribosomen machen irgendwie alles möglich“, sagt Måns Ehrenberg, Mitglied des Nobelkomitees für Chemie. (...)
Universell
Das Prinzip der Ribosomen funktioniert in Bakterien ebenso wie in Pflanzen und Tieren. Da
Ribosomen von Bakterien aber etwas anders aufgebaut sind als die von Menschen, steckt
dort ein wertvoller Ansatz für Antibiotika.
Die Größe der Ribosomen ist für die Arbeit im Labor eine besondere Herausforderung. Es ist
schwer, sie zu Kristallen zusammenzulagern, um mit Röntgenstrahlen den inneren Aufbau
bis ins kleinste Detail klären zu können. Jonath, Steitz und Ramakrishnan ist es mit einem
Verfahren namens Röntgen-Kristallografie gelungen, die Position jedes Einzelnen der Hunderttausenden Atome des Ribosoms zu kartieren. Sie haben also auf atomarer Ebene
gezeigt, wie Ribosomen aussehen und funktionieren - wofür sie am 10.Dezember in Stockholm mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet werden.
30 Mauthner-Weber, Susanne: Designer-Werkstatt. Kurier vom 07.10.2009
76 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Erstelle ein Concept-Map zum Thema: DNA.
Gehe folgendermaßen vor:
1) Lesen
Lies den Text sorgfältig (Stillarbeit).
2) Austauschen über das Textverständnis
Tausche dich über den Textinhalt aus und kläre Verständnisfragen.
3) Anordnen der Begriffe
Sortiere die vorgegebenen Begriffe nach Oberbegriffen
z.B. ZELLE DNA ZELLKERN RIBOSOMEN,…
Ordne die vorgegebenen Begriffe sinnvoll auf deinem Plakat an.
Ergänze die vorgegebenen Begriffe durch eventuelle weitere Begriffe aus dem Text.
Ordne die hinzugefügten Begriffe in die bestehende Begriffsanordnung ein.
Klebe deine post-it Zettel auf das Plakat.
4) Entwickeln des Concept-Maps
Verbinde zusammengehörige Begriffe durch Pfeile.
Beschrifte die Pfeile sinnvoll (z.B. „bauen auf“, „ist zusammengesetzt aus“, „besitzt“…)!
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 77
5 Text mit Bild lesen
5.1 INFO
5.1.1 INFO für Lehrerinnen
Mit dieser Lesestrategie werden verschiedene Sinne angesprochen und dadurch die Vorstellungskraft der SchülerInnen je nach Lerntyp aktiviert.
Methodisch gibt es mehrere Möglichkeiten: Bild und Textaussage können einander zugeordnet werden oder miteinander verglichen werden.
Der Begriff „Bild“ muss allerdings umfassend gesehen werden, es gibt folgende Formen
bildlicher Darstellungen:
Foto
Durch Fotos werden Texte anschaulicher für SchülerInnen. Bilder sollen einerseits zum
Lesen des Textes anregen (wie etwa in Tageszeitungen, Zeitschriften, Internetartikeln,...) ,
haben also motivierenden Charakter; andererseits dienen Bilder auch dazu, das im Text
behandelte Thema zu konkretisieren, einen der Schülerin/dem Schüler unbekannten Sachverhalt klarer darzustellen.
Fotos im Text haben verschiedene Aufgaben:
• Fotos zum Problematisieren von Sachverhalten
z.B. Klimawandel – Gletscherrückgang
• Fotos zum Aufzeigen von Sachstrukturen
z.B. Puppenstadium eines Schmetterlings, Luftaufnahme einer orientalischen Stadt
• Fotos als Aufforderung zum Beschäftigen mit einem personenbezogenen Thema
z.B. Näherinnen in einer chinesischen Textilfabrik, Bergbauer bei der Arbeit
• Fotos zur Anwendung von neu vermitteltem Wissen
z.B. Bild eines alpinen Trogtals
Schematische Darstellung
Um Sachinformationen einprägsamer zu vermitteln, werden oft schematische Darstellungen
beigefügt.
Man unterscheidet zwischen schematischen Skizzen und schematischen Bildfolgen.
Bei Skizzen werden in einem Bild nur die wesentlichen Elemente gezeichnet, Unwichtiges
wird weggelassen; z.B. Aufbau einer Oase, Wirkungsweise einer Sicherung.
Bildfolgen zerlegen einen Sachverhalt in eine Folge von Bildern, die einen bestimmten
Zusammenhang gliedert. Diese Bildfolge ist in sich geschlossen und hat eine bestimmte
Reihenfolge; z.B. Entwicklungsstadien eines Schmetterlings, Funktionsweise eines Ottomotors, Tagesablauf in den Tropen.
78 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Karten
Landkarten werden in Sachtexten zur topographischen Einordnung von Ortsangaben verwendet.
Bei Beschreibungen von Wanderrouten wird ein Ausschnitt einer genauen Landkarte (in
großem Maßstab) beigefügt.
Geht es um die überblicksmäßige Einordnung einer Ortsangabe (z.B. Landschaften,
Städte,...), so werden Karten oft schematisiert. Dabei werden in die Karte nur die für das
Textverständnis wichtigen topographischen Begriffe eingetragen.
Grafiken
In Grafiken werden statistische Daten visuell aufbereitet.
Es gibt drei Darstellungsarten: • Kurvendiagramm
• Säulen-/Balkendiagramm
• Kreisdiagramm
Diese werden in Kapitel 7 genauer behandelt.
Karikaturen, Comics
Eine Karikatur ist ein humoristisches oder satirisch überzeichnetes Bild, das bestimmte
charakteristische Merkmale überbetont.
Comics dagegen sind eine Abfolge mehrerer Bilder, die in einfacher Darstellung einen
Sachverhalt wiedergeben.
Mit Karikaturen oder Comics in einem Sachtext soll einerseits auf den Sachverhalt
aufmerksam gemacht und andererseits zum Nachdenken angeregt werden.
Das beigefügte Übungsmaterial beinhaltet meist verschiedene Formen bildlicher
Darstellungen.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 79
5.1.2 INFO für SchülerInnen
Durch ein Bild, das dem Text beigefügt ist, soll die Neugier auf den Inhalt des Textes geweckt
werden.
In vielen Schulfächern werden in einen Text Bilder eingefügt..
Der Begriff „Bild“ muss allerdings umfassend gesehen werden, es gibt verschiedene Formen
bildlicher Darstellungen. Diese sind auch unterschiedlich zu betrachten.
Foto
Durch Fotos werden Texte anschaulicher. Bilder sollen einerseits zum Lesen des Textes
anregen (wie etwa in Tageszeitungen, Zeitschriften, Internetartikeln,...), haben also motivierenden Charakter; andererseits dienen Bilder auch dazu einen unbekannten Sachverhalt
klarer darzustellen.
Stelle dir folgende Fragen:
• Was siehst du im Vordergrund des Fotos, was im Hintergrund?
• Was befindet sich in der Bildmitte?
• Welche Landschaft (…) ist dargestellt?
• Sind Personen abgebildet? Welchen Bezug haben sie zum Gesamtbild?
• Wird im Text auf das Bild eingegangen?
• Hilft dir das Foto beim Verstehen des Inhalts des Textes?
• (…)
Grafiken
In Grafiken werden statistische Daten visuell aufbereitet.
Es gibt drei Darstellungsarten: • Liniendiagramm
• Säulen-/Balkendiagramm
• Kreisdiagramm
Die Bearbeitung von Grafiken wird in einem eigenen Kapitel behandelt.
Stelle dir folgende Fragen:
• Um welche Art von Grafik handelt es sich?
• Was wird dargestellt?
• Wo liegen der höchste und der niedrigste Wert? Was sagen diese beiden Werte aus?
• Wird durch die Grafik die Aussage im Text klarer?
• (...)
80 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Schematische Darstellung
Um Sachinformationen einprägsamer zu vermitteln, werden einem Text oft schematische
Darstellungen beigefügt. Es gibt folgende Arten dieser Darstellungsform:
Skizzen: Dabei werden in einem Bild nur die wesentlichen Elemente gezeichnet, Unwichtiges wird weggelassen.
Bildfolgen zerlegen einen Sachverhalt in eine Folge von Bildern.
Stelle dir folgende Fragen:
• Welche Situation stellt die Skizze/Bildfolge dar?
• Ist die Skizze/Bildfolge farblich gestaltet? Haben die Farben eine besondere Bedeutung?
• Sind Personen gezeichnet? Sind diese für den Inhalt der Skizze/Bildfolge wichtig?
• Welche Unterschiede gibt es zwischen den einzelnen Bildern der Bildfolge?
• Wird im Text auf die Skizze/Bildfolge eingegangen?
• Werden Fachworte aus dem Text durch die Skizze/Bildfolge verständlicher?
Karikaturen, Comics
Eine Karikatur ist ein gezeichnetes Bild, das bestimmte charakteristische Merkmale überbetont.
Comics dagegen sind eine Abfolge mehrerer Bilder, die in einfacher Darstellung einen Sachverhalt wiedergeben.
Stelle dir folgende Fragen:
• Was siehst du auf der Karikatur/dem Comic?
• Welche Situation ist in der Karikatur/im Comic dargestellt?
• Ist die Karikatur/der Comic farblich gestaltet? Haben die Farben eine Bedeutung?
• Was sagt die Karikatur/der Comic aus?
• Sind versteckte Aussagen in der Karikatur/dem Comic enthalten?
• Soll mit der Karikatur/dem Comic etwas bewirkt werden?
• Für welchen Betrachter ist die Karikatur/der Comic gezeichnet?
• Wird im Text auf die Karikatur/den Comic Bezug genommen?
• Verstärkt die Karikatur/der Comic die Aussage des Textes?
• (...)
Karten
Ist dem Text eine Karte beigefügt, geht es meist um die überblicksmäßige Einordnung einer
Ortsangabe (z.B. Landschaften, Städte,...). Dabei werden Karten oft stark vereinfacht,
Unwichtiges wird weggelassen.
Stelle dir folgende Fragen:
• Welcher Ausschnitt der Weltkarte wird dargestellt?
• Gibt es Linien (Grenzen, Flussläufe, Küstenlinien,...), die dir bekannt vorkommen?
• Sind Ortsangaben aus dem Text eingetragen?
• Ist der Kartenausschnitt farblich gestaltet?
• Hilft dir beim Bearbeiten von Text und Karte die farbliche Gestaltung?
• (...)
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 81
5.2 Übungen
5.2.1 Der schiefe Turm von Pisa31
Lies den folgenden Text über den Schiefen Turm von Pisa und bearbeite die Aufgaben im
Anschluss daran!
Der schiefe Turm von Pisa
Der Schiefe Turm von Pisa ist nicht das einzige, aber das bekannteste schiefe Gebäude der
Welt. Der Turm war als freistehender Glockenturm des Doms von Pisa geplant. Der Baubeginn fand am 9. August 1173 statt. Wenige Jahre später, als gerade die drei untersten Stockwerke fertig waren, hatte der Turm bereits eine Schräglage Richtung Südosten. Daraufhin
wurde der Bau für die nächsten 90 Jahre unterbrochen.
Da sich der Turm nach der langen Zeit nicht mehr weiter neigte, baute man die nächsten 4
Stockwerke. Dadurch nahm die Schieflage aber weiter zu, der Bau wurde wieder unterbrochen. Schließlich wurde der Glockenstuhl im Jahre 1360 begonnen. 1372 wurde der Turm
fertig gestellt. In den Jahrhunderten danach neigte sich der Turm immer mehr. Als man 1918
einen Überhang von 5,1m maß, dachte man zum ersten Mal daran, dass der Turm einstürzen könnte. Die Schieflage des Turms entsteht dadurch, dass sich der weiche, lehmige
Untergrund unter dem Gewicht des Turms auf einer Seite stärker verformt als auf der anderen.
Der Turm wurde erst vor kurzem gerettet. Zwischen 1990 und 2001 war der Schiefe Turm
von Pisa wegen schwieriger und langwieriger Bauarbeiten im Fundament geschlossen. In
der Zeit konnte die Schräglage des Turms um 44 cm verringert werden. Die Wiedereröffnung
des Turmes erfolgte im Dezember 2001.
Quellen: vereinfacht nach
http://de.wikipedia.org/wiki/Schiefer_Turm_von_Pisa.htm und http://www.guerrieri.de/geo_TorrePisa.htm
Foto: Robert Pitzl
31 Der schiefe Turm von Pisa. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien, AHSAbteilung. Wien, 2007. Übung10. Verfügbar unter http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf, [20.3.2012].
82 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Beantworte mit Hilfe des Textes folgende Fragen:
1) Wie viele Jahre dauerte die gesamte Bauzeit des Turms, vom Baubeginn bis zur Fertigstellung des Glockenstuhls?
2) Wie alt ist der Turm heute (gerechnet ab Baubeginn)?
3) Wie viele Etagen hat der Schiefe Turm von Pisa? Zähle das Erdgeschoß mit!
4) Stell dir vor, du würdest einen Apfel vom Turm herabfallen lassen, in welchem Abstand
vom Turm würde er ungefähr auf dem Boden aufprallen?
Tipp: Verwende die Angaben im Text, um diesen Abstand zu schätzen oder verwende die
ungefähre Größe der Menschen (ca. 1,7 Meter) auf dem Bild!
5) Schätze die Höhe des Turms vom Boden bis zur obersten Ebene mit Hilfe des Fotos!
Tipp: Verwende dazu das Ergebnis aus der vorigen Aufgabe oder die ungefähre Größe
der Menschen auf dem Bild!
6) Die Neigung des Turmes entsteht, indem der weiche Untergrund auf der einen Seite mehr
nachgibt als auf der anderen. Wie könnte man verhindern, dass sich der Turm immer
weiter neigt? Sammelt eure Ideen und Vermutungen in Dreiergruppen und stellt sie den
anderen vor!
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 83
5.2.2 Überleben im Winter32
© Überleben im Winter
Oberstes Prinzip bei einer Notübernachtung im
Freien ist: Weg vom Wind! Bei Wind kann die
Temperatur auf -20°C und weniger fallen. Das ist
ohne Schutz absolut tödlich!
Wenn man keine andere Möglichkeit hat, einen
Unterschlupf zu finden, gräbt man sich im Schnee
ein. Um eine Schneehöhle zu bauen, verwendet
man am besten eine Schaufel.
In der Schneehöhle herrscht eine Temperatur von
ca. 0°C. Das ist immer noch sehr kalt, aber es gibt
keinen Wind. Mit guter, trockener Bekleidung,
Reservekleidung und Ausrüstung kann man
überleben.
Lies den Text und betrachte das Bild und beantworte die Frage.
Mit welcher Ausrüstung kann man die Nacht im Schnee und bei Wind überstehen? Suche
maximal fünf Gegenstände aus, die das Überleben am ehesten sichern. Verwende für die
Lösung den Text und das Bild. Begründe deine Wahl!
32 Überleben im Winter. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien, AHS-Abteilung.
Wien, 2007. Übung 7. Verfügbar unter http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf, [20.3.2012].
84 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
5.2.3 Wir hinterlassen unsere Fußabdrücke33
Wir hinterlassen unsere Fußabdrücke
Mutter Erde versorgt uns mit vielen Rohstoffen.
Hast du dir schon einmal überlegt, wie viele
Rohstoffe benötigt werden, um deinen
Lebensstil aufrechtzuerhalten?
Du benötigst Rohstoffe zur Herstellung
deiner Nahrung, für das Wohnen, zur
Fortbewegung (Mobilität) und für alle
Produkte, die du kaufst.
Jedes Produkt hat einen ökologischen
Rucksack. Er beschreibt die Menge an
verbrauchten Rohstoffen, die während des
gesamten Lebensweges des Produktes aufgewendet werden müssen (Rohstoffgewinnung, Herstellung, Verpackung, Transport,
Gebrauch und Entsorgung).
Für neue Rohstoffflächen werden Wälder
abgeholzt, Meere leer gefischt …
33 Adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Wir hinterlassen Fußabdrücke. Verfügbar unter
http://aufgabenpool.bifie.at/nawi/index.php?action=14&cmd=4&QID=112&AID=23 [1.3.2012].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 85
DER ÖKOLOGISCHE FUSSABDRUCK
Der „ökologische Fußabdruck“ ist ein Maß dafür, wie viel Rohstofffläche DU für DEINEN
LEBENSSTIL verbrauchst.
Dazu kommt noch die Fläche, die notwendig ist, um das Kohlenstoffdioxid, das von den
Menschen, Tieren, Autos, Heizungen ... erzeugt wird, aufzunehmen (Wald, Wiese …).
Die gesamte Rohstofffläche wird in globalen Hektar (gha) angegeben.
1 gha = 10.000 m² (2,5 Fußballfelder)
Immer, wenn du ein Produkt konsumierst, vergrößert sich dein ökologischer
Fußabdruck.
Viele Rohstoffe sind nur in begrenzter Menge vorhanden. Du verbrauchst aber mehr Rohstoffe, als unser Planet auf Dauer zur Verfügung stellen kann.
1) Betrachte vorerst die Karikatur.
Beantworte dazu folgende Fragen jeweils nur in einem Satz.
• Was siehst du in der Karikatur?
• Wie ist die Person dargestellt?
• Welche Bedeutung haben die umgebenden Gegenstände?
• Warum sitzt die Person auf der Weltkugel?
• Ist die Karikatur sinnvoll?
• Wie wirkt die Karikatur auf dich?
• Was soll die Karikatur bewirken?
• Gefällt dir ein Detail der Karikatur besonders? Beschreibe es.
2) Lies den der Karikatur beigelegten Text genau.
Jetzt schaue dir die Fragen und deine Antworten aus Aufgabe 1 nochmals der Reihe
nach an.
• Würdest du jetzt andere Antworten geben?
• Markiere jene Fragen, bei denen die Antworten nun anders lauten.
• Überlege dir, warum du manche Fragen nach dem Lesen des Textes anders beantwortest.
3) Kreuze bei folgenden Aussagen wahr oder falsch an.
wahr
Ein alarmierend hoher Fußabdruck bedroht die Natur.
Umweltkatastrophen (Trockenheit, starke Regenfälle, Anstieg
des Meeresspiegels, …) haben nichts mit meinem Konsumverhalten zu tun.
Durch die Erderwärmung müssen viele Millionen Menschen
ihre Heimat verlassen.
Die Treibhausgase (Methan, CO2-Ausstoß) können durch
bewussten Konsum verringert werden.
86 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
falsch
wahr
falsch
Man muss unbedingt Regenwälder roden, um neue Flächen
zur Nahrungsmittelproduktion zu gewinnen.
Viele Tier- und Pflanzenarten werden aussterben, wenn wir
unseren Konsum nicht einschränken.
In Österreich sind einige Tiere und Pflanzen der Alpen infolge
der Erderwärmung stark gefährdet und vom Aussterben
bedroht.
Ich selbst kann keinen Beitrag zur Verkleinerung des Fußabdruckes leisten. Das müssen die Politiker und die Industrien
machen.
Die Zukunft hängt von deinem Lebensstil ab. Handle nachhaltig!
Plötzlich hältst du es nicht mehr aus und beschließt, etwas zu ändern. Du nimmst dir vor, in
Zukunft nachhaltiger zu handeln!
Nachhaltig handeln heißt, die vorhandenen Vorräte so zu nutzen, dass sie auch nachfolgenden Generationen zur Verfügung stehen.
4) Ich handle nachhaltig! Kreuze die richtigen Antworten an.
(Es können mehrere Antworten richtig sein!)
a) Welche Produkte wählst du aus, wenn du nachhaltig einkaufen willst?
□□ Paradeiser aus Österreich
□□ Bananen aus Südamerika
□□ Getränke in Dosen
□□ Fischstäbchen mit MSC-Gütesiegel
b) Was kannst du tun, um Energie zu sparen?
□□ Mein Ladegerät fürs Handy nach dem Laden ausstecken
□□ Fernseher und Computer nach Gebrauch im Stand-by-Betrieb lassen
□□ Die Lampe ausschalten, wenn genügend Tageslicht vorhanden ist
□□ Im geheizten Zimmer bei gekipptem Fenster schlafen
c) Wie kannst du bei der Mobilität nachhaltig handeln?
□□ Ich lasse mich zwei Mal pro Woche mit dem Auto zum Fußballtraining im Ort bringen.
□□ Ich gehe kurze Strecken zu Fuß.
□□ Wo es möglich ist, fahre ich mit einem öffentlichen Verkehrsmittel (Bus, Zug, Straßenbahn...).
□□ Ich lasse mich jeden Freitag mit dem Auto von der Schule abholen, weil ich ansonsten 30
Minuten auf den Schulbus warten müsste.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 87
5.2.4 Saurer Apfel34
Lies dir die fett gedruckten Sätze in der Tabelle durch. Diese Sätze sind Bildunterschriften
aus österreichischen Tageszeitungen.
1) Suche das zur Bildunterschrift passende Foto. Trage den Buchstaben des jeweiligen
Fotos in die passende rechte Tabellenspalte ein.
2) Die Bildunterschriften sind alle nicht wortwörtlich zu verstehen. Sie haben eine so
genannte übertragene Bedeutung. In den ersten sechs Tabellenzeilen findest du zu jeder
Unterschrift drei Erklärungen. Nur eine ist richtig. Kreuze die richtige Antwort an.
Beispiel:
Alexander geriet auf die schiefe Bahn.
□□ Alexander ist mit der Zahnradbahn gefahren
□x □ Alexander ist kriminell geworden
□□ Alexander war in einen Autobahnunfall verwickelt
3) Bei den letzten fünf Bildunterschriften sind keine Antwortmöglichkeiten vorgegeben.
Formuliere selbst die richtigen Antworten.
34 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Saurer Apfel. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/1456 [12.2.2012].
88 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Bildunterschrift
Buchstabe
A bis K
Hauseigentümer haben leicht lachen.
□□ Hauseigentümer sind als besonders humorvoll bekannt
□□ Hauseigentümer sind in einer angenehmen Situation
□□ Hauseigentümer sind besonders glückliche Menschen
Hochfliegende Pläne hat die chinesische Raumfahrtbehörde.
□□ China hat sich für die Raumfahrt große Ziele gesetzt
□□ Chinesische Satelliten sollen besonders hoch im All platziert werden
□□ Die chinesischen Weltraumpläne sind in weite Ferne gerückt
Durch die Erderwärmung müssen viele Millionen Menschen ihre Heimat
verlassen.
□□ Bahnstrecken sollten prinzipiell kreuzungsfrei sein, was derzeit nicht
immer der Fall ist
□□ Die Probleme der Bundesbahn sind nicht leicht zu lösen
□□ Viele Bahnreisende beten, dass sie gut ankommen
Es ist ein Kreuz mit der Bahn.
□□ Die Bundeskanzlerin muss sich gegen die Männerwelt durchsetzen
□□ Die Bundeskanzlerin liebt Mehlspeisen mit knackigen Nüssen
□□ Die Bundeskanzlerin muss komplizierte Situationen lösen
Harte Nüsse muss die deutsche Bundeskanzlerin knacken.
□□ Der Präsident ist ein ordnungsliebender Mensch
□□ Der Präsident ist von seinem Amt zurückgetreten
□□ Der Präsident will von seinem Amt nicht zurücktreten
Der Präsident räumt seinen Sessel.
□□ Die Polizisten wollen gegen das neue Dienstrecht Straßenbarrikaden
errichten
□□ Die Polizisten werden durch das neue Dienstrecht zu mehr Dienst auf
der Straße gezwungen
□□ Die Polizisten regen sich über das neue Dienstrecht mächtig auf
Das neue Dienstrecht treibt die Polizisten auf die Barrikaden.
Gleich zu Beginn der Europameisterschaft stolperte Portugal über
Griechenland.
Das amerikanische Traditionsblatt „New York Times“ befindet sich seit
gestern in neuen Händen.
Bei der Gesundheitsreform mussten sich die Politiker ordentlich
abstrampeln.
Der Rechnungshofpräsident schaut dem Finanzminister auf die Finger.
Der Politiker musste in den sauren Apfel beißen.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 89
5.2.5 Nichts Besseres zu tun35
von Lore Graf
Die Klasse schreit, kreischt, tobt. Rolf kniet
auf dem Boden des Klassenzimmers,
unbeweglich, erstarrt. Quer zwischen den
zusammengepressten Lippen steckt ein
grüner Bleistift. Die Augen weit aufgerissen,
schaut er verwirrt in die Gesichter seiner
Peiniger, unbarmherzige Gesichter, vom
Lachen fratzenhaft verzerrt.
Was wollen sie von mir? Immer nur von
mir? Ich habe ihnen doch nichts getan,
nichts getan, habe ich ihnen was getan? - Den Bleistift, hat Jürgen, der Klassensprecher,
gesagt, hat ihn hingeschmissen mitten ins Zimmer, hol ihn. Er ist unter eine Bank gerollt. Zwischen zerknülltem Papier, Schmutz, Brotresten liegen geblieben. Hol ihn, aber nicht mit den
Händen, du bist ein Hund, Rolf fass! - Und er hat´s getan, ist gekrochen wie ein Hund, hat
den Ekel überwunden, den Stift mit dem Mund geholt, Staub und Krümel auf den Lippen.
Wenn ich es nicht mache, schlagen sie mich wieder zusammen wie vorige Woche. Die Hose
war zerrissen, die Nase hat geblutet, die Mutter hat getobt. Diese Woche habe ich kein
Taschengeld bekommen.
Warum hilft mir keiner, warum sind alle gegen mich? Die Mutter? Auch die Mutter. Wehr dich
doch, sagt die Mutter, schlag zurück, sagt sie, lass dir nichts gefallen, nichts gefallen, nimm
dir ein Beispiel an deinem Bruder, das ist ein Kerl! Ein Beispiel, ein Kerl, nichts gefallen ...
Dass du mir Punkt fünf zu Hause bist, wo hast du dich wieder herumgetrieben, kein Verlass
auf dich, genau wie dein Vater, der hat auch nichts getaugt, kein Verlass. Ich werd´ dir´s
schon zeigen, einen anständigen Menschen mach´ ich aus dir, kein Taschengeld, dein
Bruder ist ganz anders, Hausarrest.
Ja, der Vater, wenn er hier wäre, er würde mir helfen. Wie sieht er eigentlich aus? Er ist
lange fort. Von Unterschlagung ist die Rede gewesen damals, von untertauchen. Die Großmutter soll einmal einen Brief gekriegt haben, aber fragen kann ich ja nicht, das habe ich
einmal ... nein, das nicht. Vielleicht finde ich den Brief. Ich werde suchen. Heimlich. Und
dann fahre ich zum Vater ...
Die Tür des Klassenzimmers wird aufgerissen. Der Lehrer kommt, er hat das Gekreische
gehört. Endlich der Lehrer. Er wird mir helfen. Ich werde ihm alles sagen. Später, wenn es
die anderen nicht sehen, werde ich es ihm sagen, von Jürgen und den anderen - vielleicht
auch vom Vater, dass ich zum Vater fahren werde. Er wird mir helfen ...
Rolf kniet immer noch auf dem Boden, den Bleistift zwischen den Lippen. Was machst du da
unten? Was soll der Blödsinn, von allen guten Geistern verlassen, den Hanswurst spielen,
soweit kommt´s noch, was Besseres hast du wohl nicht zu tun?
Was Besseres? Was Besseres tun? Der Lehrer. Ihm alles erzählen. Alle sind gegen
mich. Der Lehrer? Auch der Lehrer.
35 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Nichts Besseres zu tun. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/342 [12.2.2012].
90 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
1) Lies die Kurzgeschichte „Nichts Besseres zu tun“ von Lore Graf aufmerksam.
Schreibe danach in zwei bis höchstens drei vollständigen Sätzen auf, worum es
inhaltlich in der Kurzgeschichte geht.
2) In der folgenden Tabelle sind typische Merkmale von Kurzgeschichten aufgezählt.
Welche der Merkmale findest du im Text „Nichts Besseres zu tun“? Kreuze die richtigen
Antworten an.
Merkmale von Kurzgeschichten
Kommt im
Text vor
JA
Kommt im
Text vor
NEIN
die Handlung beginnt unmittelbar, ohne Einleitung oder
Erklärungen
die Hauptpersonen sind keine Helden, sondern „einfache“
Menschen, häufig Außenseiter
man erlebt die Geschichte oft aus der Sicht der Hauptperson
die Handlung umfasst nur eine kurze Zeitspanne
handelt von einer konfliktreichen Situation
die Geschichte hat eine einfache (einsträngige) Struktur, das
heißt es gibt keine Nebenhandlung
das Geschehen wird in der tatsächlichen Abfolge (chronologisch) erzählt
es kommen häufig Dialoge vor
der Höhepunkt ereignet sich am Ende der Geschichte, häufig
mit einer überraschenden Wende
die Geschichte weist einen plötzlichen Schluss mit offenem
Ende auf
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 91
3) Die Kurzgeschichte enthält eine Zeichnung.
Betrachte diese genau und vergleiche sie mit dem Inhalt der Kurzgeschichte.
Was passt zum Inhalt, was fehlt oder ist falsch dargestellt? Zeige möglichst viele Unterschiede auf. Schreibe in vollständigen Sätzen.
92 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
5.2.6 Wie die Alpen entstanden36
Vor vielen Millionen Jahren lag zwischen der eurasischen Platte im Norden und der afrikanischen Platte im Süden das große Weltmeer der Thetys. Durch Witterungseinflüsse wurden
die Oberflächen der Platten abgetragen und dieses Material in die Thetys transportiert. Diese
Materialien blieben am Meeresboden liegen, darüber lagerten sich Schichten aus Sand und
Ton, sowie Kalk aus Muscheln und Schnecken.
In der Folgezeit verschob sich die afrikanische Platte nach Norden, dadurch wurde die
Thetys schmäler. Bei der Verschiebung wurden auch die am Meeresboden abgelagerten
Schichten zusammengedrückt und in der Tiefe verformt.
Durch den weiteren Druck der afrikanischen Platte nach Norden hoben sich die Gesteinsschichten über den Meeresspiegel empor. Durch die Witterungseinflüsse verwitterten die
obersten Gesteinsschichten und wurden abgetragen. Dieser Gesteinsschutt lagerte sich am
Rand der Gebirge ab.
Nun wurde das entstandene Gebirge durch neuerlichen Druck aus dem Erdinneren emporgedrückt und erhöht.
Durch neuerliches Heben des Gebirges durchbrach die unterste Gesteinsschicht die oberen
und kam so an die Oberfläche. Die anderen Schichten rutschten im Süden und Norden des
inneren Gebirges ab.
Auf Grund dieser Tatsache werden die Alpen folgendermaßen gegliedert: Von Norden nach
Süden unterscheidet man die nördlichen Kalkalpen, die Zentralalpen und die südlichen
Kalkalpen.
36 Text und Bild: Fertl, Ingrid: BRG VI; Marchettigasse 3, 1060 Wien
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 93
Lies den Text sorgfältig.
1) Unterstreiche alle Verben im Text.
2) Schneide die einzelnen Bilder der schematischen Darstellung aus und klebe sie in der
richtigen Reihenfolge auf ein neues Blatt.
3) Schreibe nun zu den einzelnen Bildern die zugehörigen unterstrichen Verben.
4) Formuliere zu jedem Bild einen Satz, der die zugeordneten Verben enthält.
94 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
5.2.7 Der Fruchtbare Halbmond37
Der fruchtbare Halbmond liegt im Nahen Osten, das ist das Gebiet am östlichen Rand des
Mittelmeeres. Im Norden wird das Gebiet vom Südosten der Türkei begrenzt, im Süden
reicht es bis nach Saudiarabien. Im Osten erstreckt sich das Gebiet bis in den Iran.
Diese Region ist altes Siedlungsgebiet, wovon viele Ausgrabungen Zeugnis geben. Deshalb
ist auch das Libanongebirge an der Mittelmeerküste fast vollständig abgeholzt. Holz wurde
vor allem für den Schiffbau und als Brennmaterial verwendet.
Auch Mesopotamien, das Zwischenstromland zwischen Euphrat und Tigris, wurde schon
sehr früh besiedelt.
Die beiden Gebiete gehören zum „Fruchtbaren Halbmond“. Die Bezeichnung wird von
Geografen verwendet, da die Landschaften hier intensiv für Ackerbau genutzt werden.
Dennoch gibt es im Nahen Osten auch ausgedehnte Wüstengebiete.
37 Text und Bild: Fertl, Ingrid: BRG VI; Marchettigasse 3, 1060 Wien
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 95
Arbeite mit dem Atlas.
1) Suche zuerst die Staaten und Hauptstädte auf der Atlaskarte und setze dann die Hauptstädte in der folgenden Tabelle ein.
Staat
Hauptstadt
Syrien
Türkei
Libanon
Jordanien
Israel
Irak
Saudi-Arabien
2) Trage die Staaten mit Großbuchstaben in die Karte ein. Zeichne auch die Hauptstädte ein
und beschrifte sie mit Kleinbuchstaben.
3) Beantworte die Fragen oder ergänze den Text.
a) Wie heißt das „Meer“ an der Grenze von Israel und Jordanien?
b) Ihr habt in Geschichte sicher schon von Mesopotamien, dem Zwischenstromland,
c) Nahe der Mittelmeerküste befindet sich das Libanongebirge, dessen höchste Erhebung
hoch ist.
d) Nenne 3 Städte und die zugehörigen Staaten, die am Mittelmeer liegen:
e) Der Nahe Osten hat auch ausgedehnte Wüstengebiete, etwa (2 Beispiele)
gehört. Dieses liegt in der Flussebene von und
und gehört heute zum Staat .
96 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
4) Verwende nun im Atlas die thematische Karte vom Nahen Osten und ergänze den folgenden Lückentext.
In den Wüsten leben Nomaden, die große Viehherden (
)
besitzen. Vereinzelt gibt es Oasen, in denen palmen gepflanzt
wurden. Die Bauern halten sich folgende Nutztiere:
An der Mittelmeerküste wachsen folgende Agrarfrüchte:
Von dort kommen folgende Früchte in die Märkte nach Europa:
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 97
98 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
6 Tabellen und Grafiken
lesen und verbalisieren
6.1 INFO
6.1.1 INFO für LehrerInnen
6.1.1.1 Tabellen und Grafiken lesen
Ziel dieser Lesestrategie ist es, gezielt Informationen aus einer Tabelle oder einer Grafik zu
entnehmen.
In einer Tabelle werden Informationen in Zahlen dargestellt, daher sind Tabellen oft unüberschaubar und schwierig zu lesen. Trotzdem muss aus langen Zahlenreihen das Wesentliche
herausgelesen werden können, und die Daten müssen miteinander verglichen werden.
Tabellen lesen und interpretieren38
1) Schritt: Lesen und Klären
1) Titel
• Worum geht es bei der Statistik?
• Welche Frage(n) soll(en) beantwortet werden?
2) Vorspalte, 3) Kopfspalte
• Welche Informationen sind erfasst?
• Um welche Zahlenarten geht es?
(Jahreszahlen/absolute Zahlen/Prozentzahlen/Indexwerte/....)
• Erscheint die Aufteilung in Bezug auf die Thematik (siehe1!) sinnvoll?
3)
38 Vgl: Gärtner,S.: Statistiken lesen und interpretieren. Verfügbar unter http://www.agduesseldorf.de/unterricht/methoden/statistiken.htm
[dl 5.10.2011].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 99
4) Quelle und Erläuterungen
• Wer hat die Statistik verfasst bzw. in Auftrag gegeben?
• Welche Besonderheiten werden angemerkt?
5) Hauptteil
Was sagt eine einzelne Zahl konkret?
• Formuliere (schriftlich) ein oder mehrere Lesebeispiele, in denen die Zahlen in Zusammenhang mit den Informationen aus der Kopfzeile und der Vorspalte in einem sinnvollen Satz
dargestellt werden.
6) Abschluss
• Bleiben Fragen zur Darstellung offen? Welche?
• Sind offensichtliche Fehler zu vermerken?
2) Schritt: Darstellen
Die unter Schritt 1 erarbeiteten Ergebnisse werden mündlich (schriftlich) in ganzen Sätzen
ausformuliert dargestellt.
3) Schritt: Interpretieren
Beim Interpretieren einer Statistik geht es darum, die über die Einzelinformationen (Zahlen)
hinausgehenden Informationen zu erkennen und darzustellen. Dabei kann die Klärung der
folgenden Leitfragen behilflich sein:
• Welche Aussagen lassen sich in Bezug auf die zugrundeliegende Frage (s. 1. Schritt!)
begründet aus der Tabelle ableiten?
• Wird eine Entwicklung deutlich?
• Gibt es markante Werte?
• Gibt es Regelmäßigkeiten/Unregelmäßigkeiten?
• Gibt es Zusammenhänge/Unterschiede zwischen den dargestellten Werten verschiedener
Zeilen/Spalten?
• Erscheinen die Informationen plausibel (d.h. werden sie erwartet, sind sie mit der eigenen
Vorerfahrung übereinstimmend) oder gibt es einander widersprechende Informationen?
• Können Besonderheiten mit Informationen außerhalb der Statistik erklärt werden?
• Welche Zusatzinformationen wären erforderlich, um Aussagen präziser treffen zu können?
• Welche Gesamtaussage kann gefolgert werden?
100 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Grafiken lesen
Zum besseren Verständnis wird statistisches Datenmaterial in eine grafische Darstellung
umgewandelt. Durch die farbliche Gestaltung der Grafiken können die Daten ansprechend
verdeutlicht werden.
Es gibt drei Darstellungsarten:
• Liniendiagramm: gibt den Verlauf von Werten in gleichen Einheiten wieder.
Beim Lesen der Grafik muss zuerst festgestellt werden, was auf der waagrechten und
senkrechten Achse dargestellt wird und welche Einheiten verwendet werden. Danach
markiert man einzelne Werte der Kurve und ordnet ihnen die Werte der beiden Achsen zu.
• Säulendiagramm (Stab-, Balkendiagramm) = Histogramm: stellt meist Häufigkeiten von
Merkmalen dar, die sich dann gut vergleichen lassen und Unterschiede deutlich machen.
Hier muss zuerst festgestellt werden, was die Säulenlänge aussagt.
• Kreisdiagramm: gibt prozentuelle Anteile wieder. Beim Kreisdiagramm muss zuerst die
Grundgesamtheit festgestellt werden. Danach kann man, wenn es möglich ist, die einzelnen Kreissektoren als Bruchteile (Hälfte, Viertel,...) angeben.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 101
6.1.1.2 Verbalisieren von Statistiken39
Im Kapitel „Tabellen und Grafiken lesen“ wurden die einzelnen Arbeitsschritte aufgezählt, die
das Zurechtfinden in einer Tabelle oder Grafik erleichtern sollen.
In diesem Kapitel sollen Statistiken in Worte gefasst und interpretiert werden.
Dabei wird ein spezifisches Vokabular verwendet.
Zur Angabe von einzelnen Zahlen:
Es wird oft das Verb betragen benützt; z.B. Die Temperatur um 8 Uhr beträgt 12°C.
Zur Angabe von Entwicklungen:
• Zunahme/Anstieg/Wachstum:
zunehmen um; steigen von...auf; wachsen; sich vergrößern; sich erhöhen; sich verdoppeln/
verdreifachen;
• Abnahme/Rückgang/Verringerung:
abnehmen; sinken von...auf; zurückgehen um; sich verringern; reduzieren; fallen; sich
verkleinern; sich halbieren; sich vermindern;
• Gleichbleiben:
gleich bleiben; unverändert bleiben; stagnieren;
• Rangordnung:
an erster, zweiter, … Stelle stehen; es folgen; an letzter Stelle stehen;
• Vergleiche:
gleich lang/hoch wie …; mehr als/weniger als; mindestens; höchstens.
Interpretieren von Tabellen:
Folgende Fragen sind dabei vorab zu beantworten:
• Worum geht es in der Statistik?
• Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Zeilen und Spalten?
• Wird eine Entwicklung sichtbar?
• Gibt es auffallende Regelmäßigkeiten?
• Welche Schlussfolgerungen können gezogen werden?
39 Vgl.: Turtur, Ursula: Verbalisieren von Statistiken. In: Übungen zum Wortschatz der deutschen Schriftsprache. Verlag Liebaug-Dartmann,
Mannheim, 2006
102 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Interpretieren von Grafiken:
Folgende Fragen sind dabei vorab zu beantworten:
a) Liniendiagramm/Säulendiagramm:
• Was ist auf der waagrechten und senkrechten Achse eingezeichnet?
• Wie verläuft die Kurve, bzw. wie hoch sind die verschiedenen Säulen?
Gibt es große oder geringe Schwankungen?
• Welche Beziehungen bestehen in einzelnen Punkten der Kurve bzw. in einzelnen Säulen
zwischen den Werten auf der waagrechten und senkrechten Achse? Lässt sich eine
Gesetzmäßigkeit erkennen?
• Welche Schlussfolgerungen können gezogen werden?
b) Kreisdiagramm:
• Was ist die Grundgesamtheit?
• Sind die Kreissektoren annähernd gleich groß oder gibt es starke Unterschiede?
• Ist eine Angabe in den oft verwendeten Bruchteilen (Hälfte, Viertel, Drittel,...) möglich?
• Welche Schlussfolgerungen können gezogen werden?
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 103
6.1.2 INFO für SchülerInnen
6.1.2.1 Tabellen und Grafiken lesen
In einer Tabelle werden Informationen in Zahlen dargestellt, daher sind Tabellen meist
schwierig zu lesen. Trotzdem muss aus den langen Zahlenreihen das Wesentliche herausgeholt werden können, und die Daten müssen miteinander verglichen werden.
Tabellen lesen und interpretieren40
Eine Tabelle hat immer folgenden Aufbau:
Beim Lesen der Tabelle sind folgende Schritte zu beachten:
1) Feststellen des Titels (1 Titel)
• Worum geht es bei der Statistik?
2) Herausfinden von Informationen (2 Vorspalte, 3 Kopfzeile)
• Welche Informationen sind in der Tabelle enthalten?
• Um welche Zahlenarten geht es? (Jahreszahlen/absolute Zahlen/Prozente/Indexwerte/....)
3) Autor der Statistik (4 Quelle und Erläuterungen)
• Wer hat die Statistik verfasst bzw. in Auftrag gegeben?
4) Auswahl einer Zahl (5 Hauptteil)
• Was sagt eine einzelne Zahl der Tabelle aus?
5) Beschreibung eines Zahlenwertes
• Beschreibe einzelne Zahlenwerte in ganzen Sätzen. Vergleiche einzelne Zahlen
miteinander.
40 Vgl.: Gärtner, S.: Statistiken lesen und interpretieren. Verfügbar unter http://www.agduesseldorf.de/unterricht/methoden/statistiken.htm [dl
5.10.2011].
104 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Grafiken lesen
Zum besseren Verständnis wird eine Tabelle in eine Grafik umgewandelt. Durch die farbliche
Gestaltung der Grafiken können die Daten ansprechend verdeutlicht werden.
Es gibt drei Darstellungsarten:
Liniendiagramm: gibt den Verlauf von Werten in gleichen Einheiten wieder.
Überlege:
• Was wird auf der waagrechten und senkrechten Achse dargestellt?
• Welche Einheiten werden verwendet?
• Nimm einen einzelnen Wert der Grafik heraus und ordne ihm die Werte
der beiden Achsen zu.
Säulendiagramm (Stab-, Balkendiagramm = Histogramm):
stellt meist Häufigkeiten von Merkmalen dar.
Überlege:
• Was wird dargestellt?
• Welche Säule/welcher Balken ist am längsten?
• Gibt es große Unterschiede zwischen den Säulen(Balken)?
Kreisdiagramm: Gibt prozentuelle Anteile wieder.
Überlege:
• Was ist der Gesamtwert (= Grundgesamtheit)?
• Was sagt ein einzelner Kreisteil aus?
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 105
6.1.2.2 Verbalisieren von Statistiken41
Im diesem Kapitel sollen Statistiken in Worte gefasst und interpretiert werden.
Dabei werden spezielle Vokabel verwendet.
Angabe
Vokabel
Zahlenangaben
betragen
beträgt
betrug
hat betragen
Zunahme/Anstieg/Wachstum
zunehmen um
steigen von...auf
wachsen
sich vergrößern
sich erhöhen
sich verdoppeln/verdreifachen
Abnahme/Rückgang/Verringerung
abnehmen; sich verringern
zurückgehen um
sinken von...auf
reduzieren
fallen
sich vermindern
sich verkleinern
sich halbieren
Gleichbleiben
gleich bleiben
unverändert bleiben
stagnieren
Rangordnung
an erster, zweiter, … Stelle stehen
es folgen
an letzter Stelle stehen
Vergleiche
gleich lang/hoch wie …
mehr als/weniger als
mindestens/höchstens
41 Vgl.: Turtur, Ursula: Verbalisieren von Statistiken. In: Übungen zum Wortschatz der deutschen Schriftsprache. Verlag Liebaug-Dartmann,
Mannheim, 2006
106 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Interpretieren von Grafiken
Dabei soll man folgende Fragen beantworten:
a) Liniendiagramm/Säulendiagramm:
• Was ist auf der waagrechten und senkrechten Achse abzulesen?
• Wie verläuft die Kurve bzw. wie hoch sind die verschiedenen Säulen?
Gibt es große oder geringe Schwankungen?
• Welche Beziehungen bestehen in einzelnen Punkten der Kurve bzw. in einzelnen Säulen
zwischen den Werten auf der waagrechten und senkrechten Achse?
Handelt es sich um ein direktes oder indirektes Verhältnis?
Lässt sich eine Gesetzmäßigkeit erkennen?
• Welche Schlussfolgerungen können gezogen werden?
b) Kreisdiagramm:
• Was ist die Grundgesamtheit?
• Sind die Kreissektoren annähernd gleich groß oder gibt es starke Unterschiede?
• Ist eine Angabe in den oft verwendeten Worten „Hälfte“, „Viertel“, „Drittel, … möglich?
• Welche Schlussfolgerungen können gezogen werden?
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 107
6.2 Übungen
6.2.1 Tabellen und Grafiken lesen
6.2.1.1 Durchschnittliche Tageshöchsttemperaturen42
Durchschnittliche Tageshöchsttemperaturen
Das Diagramm zeigt die durchschnittlichen Tageshöchsttemperaturen der einzelnen
Monate eines Landes.
Ergänze mithilfe des Diagramms die Tabelle.
Monat
Jän
Feb
Mär
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
°C.
Arbeitsaufgaben zu „Durchschnittliche Tageshöchsttemperaturen“
1) Was ist auf der waagrechten Achse eingezeichnet?
Welche Werte sind auf der senkrechten Achse eingetragen?
2) In welchem Monat werden die höchsten Temperaturwerte gemessen und in welchem
Monat die niedrigsten?
3) Vervollständige mit Hilfe der Zahlenwerte des Diagramms die Tabelle.
4) Welche der beiden Darstellungen (Tabelle oder Diagramm) ist aussagekräftiger?
42 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Durchschnittliche Tageshöchsttemperaturen. Verfügbar unter http://aufgabenpool.bifie.at/
m7/index.php?action=14&cmd=1&show=1&QID=74 [21.04.2012].
108 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
6.2.1.2 Tourismus in Österreich43
Arbeitsaufgaben zu Tourismus in Österreich
1) Was ist in der Kopfzeile eingetragen?
In welcher Einheit sind die Angaben in den ersten beiden Zahlenreihen? In welcher Einheit die Zahlenreihen in der dritten und vierten Zeile? 2) Markiere in jeder Zeile den höchsten Wert rot, den niedrigsten Wert blau.
3) Beschreibe in einem vollständigen Satz, was die Zahlenwerte in jeder Zeile aussagen.
Tourismus in Österreich: Beherbergung
2008
2009
2010
32,6
32,3
33,4
126,7
124,3
124,8
Bettenauslastung in der Wintersaison (in %)
35,2
34,3
34,2
Bettenauslastung in der Sommersaison (in %)
30,2
29,6
30,3
Ankünfte in- und ausländischer Touristen (in Mio.)
Nächtigungen in- und ausländischer Touristen (in Mio.)
Quelle: Statistik Austria, 2011
43 Datenmaterial der STATISTIK AUSTRIA Bundesanstalt Statistik Österreich. Tourismus in Österreich. Verfügbar unter http://www.statistik.at/
web_de/statistiken/tourismus/index.html, [20.3.2012].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 109
6.2.1.3 Stundenlöhne44
Sieh dir das Diagramm zuerst genau an und bearbeite die einzelnen Punkte der folgenden
Arbeitsaufgaben der Reihe nach.
Stundenlöhne
Das folgende Kreisdiagramm gibt Auskunft über die Stundenlöhne der 24 Mitarbeiter/innen
eines Unternehmens.
Information
Richtig
Falsch
Mehr als die Hälfte aller Mitarbeiter/innen haben einen Stundenlohn von €12,-- oder mehr.
Ein Viertel aller Mitarbeiter/innen hat einen Stundenlohn unter
€8,--.
12 Mitarbeiter/innen haben einen Stundenlohn von €20,-- oder
mehr.
Zwei Mitarbeiter/innen verdienen weniger als €5,--.
Die Anzahl der Mitarbeiter/innen mit einem Stundenlohn von
€8,-- bis unter €12,-- ist größer als 6.
44 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Stundenlöhne. Verfügbar unter http://aufgabenpool.bifie.at/m7/index.php?action=14&cmd
=1&show=1&QID=75 [21.04.2012].
110 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Arbeitsaufgaben zum Beispiel Stundenlöhne
1) Worüber gibt die Grafik Auskunft?
2) Betrachte vorerst nur die Grafik.
Bemale die 4 unten stehenden Kästchen in den Farben des Kreisdiagramms.
Schreibe neben die 4 Farbkästchen die zugehörenden Aussagen.
blau
lila
beige
hellblau
3) Welcher Anteil ist am größten, welcher am kleinsten?
4) Ziehe nun mit dem Bleistift eine senkrechte Linie durch den Mittelpunkt des Kreises.
Du hast nun den Kreis in die geteilt.
Ziehe nun eine Normale durch den Mittelpunkt des Kreises.
Jetzt hast du den Kreis in gleiche Teile geteilt.
Ein Teil ist daher ein des Ganzen.
5) Nun kannst du sicher die unterhalb der Grafik angeführten Informationen als richtig oder
falsch einordnen.
6) Beschreibe nun die im Kreisdiagramm dargestellten Werte und vergleiche sie.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 111
6.2.1.4 Erdbeerland45
Betrachte die Grafik genau, bevor du die Fragen unterhalb der Grafik beantwortest.
Arbeitsaufgaben zu Erdbeerland 4
1) Was zeigt die Grafik?
2) Auf der waagrechten Achse ist dargestellt,
auf der senkrechten Achse .
3) Lies aus der Grafik ab, wie hoch die Gesamtkosten beim Kauf von jeweils 1 kg Erdbeeren
sind. Wie groß ist der Preisunterschied?
4) Bearbeite nun die Aufgaben unterhalb der Grafik.
45 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Erdbeerland 4 – Grafik interpretieren. Verfügbar unter http://aufgabenpool.bifie.at/m7/
index.php?action=14&cmd=1&show=1&QID=181 [04.02.2012].
112 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Erdbeerland 4 – Grafik interpretieren
Die Grafik zeigt die Graphen der Kostenfunktionen für den Kauf von Erdbeeren durch Familie
König im nahegelegenen Obstgeschäft und im Erdbeerland, das nur durch eine längere
Autofahrt zu erreichen ist.
a) Lies aus der Grafik ab, wie hoch die Gesamtkosten beim Kauf von jeweils 4 kg Erdbeeren sind.
b) Lies aus der Grafik ab, wie viel kg Erdbeeren jeweils um 8 € gekauft werden können.
c) Wie kann man in diesem Zusammenhang den Schnittpunkt der Geraden interpretieren?
d) Wie viel kostet 1 kg Erdbeeren im Erdbeerland? Begründe!
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 113
6.2.2 Statistiken verbalisieren
6.2.2.1 Bildungsausgaben46
Bevor du die Aufgaben unterhalb des Diagramms durchführst, bearbeite folgende Arbeitsaufgaben.
1) Wie lautet der genaue Titel der Grafik?
2) Auf der waagrechten Achse sind die aufgetragen, in der
senkrechten Richtung ist .
3) Was wird in dem Diagramm dargestellt?
Bearbeite nun die Aufgabe a) unterhalb des Diagramms.
4) Was stellt der höchste und was der niedrigste Wert dar?
5) Bearbeite nun die Aufgabe b) unterhalb des Diagramms.
6) Ergänze den folgenden Lückentext:
Die staatlichen Bildungsausgaben sind vom Schuljahr 2000/2001 bis zum Schuljahr
2003/2004 um 5 % . Im gleichen
Zeitraum sind die Schülerzahlen um % . Die
Bildungsausgaben waren nur in den Schuljahren und niedriger als im Schuljahr 2004/05. Mit Bildungsausgaben im Schuljahr erreichten die
ihren Höhepunkt. Zur gleichen Zeit betrug
die Schülerzahl und war daher um als im Schuljahr 2000/01.
% niedriger
7) Bearbeite nun die restlichen Aufgaben c) bis e) unterhalb des Diagramms.
46 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Bildungsausgaben. Verfügbar unter http://aufgabenpool.bifie.at/m7/index.php?action=14&
cmd=1&show=1&QID=92 [21.04.2012].
114 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Bildungsausgaben
Im folgenden Diagramm geht es um die allgemeinbildenden österreichischen Pflichtschulen.
Beantworte die Fragen unterhalb des Diagramms und führe die Aufgaben aus.
a) Was wird in dem Diagramm dargestellt? – Formuliere mit wenigen Sätzen, worum es in
diesem Diagramm inhaltlich geht. Du musst dabei keine konkreten Zahlen (außer eventuell Jahreszahlen) erwähnen.
a1) Was versteht man allgemein unter Bildungsausgaben? Nenne zumindest drei Beispiele für solche Ausgaben!
b) Bei den beiden Linien sind nur für die Schuljahre 2001/2002, 2005/2006 und 2007/2008
die Zahlenwerte eingetragen. Ergänze in der Graphik die entsprechenden Zahlen für alle
anderen Schuljahre ab 2002/2003.
c) Berechne die durchschnittlichen Ausgaben für einen Pflichtschüler für die Schuljahre
2000/2001 und 2008/2009. – Um wie viel Prozent sind diese Ausgaben im betreffenden
Zeitraum gestiegen?
d) Die Inflation betrug im Zeitraum Jänner 2000 bis Jänner 2008 18,3%. Was bedeutet dies
in Bezug auf die Bildungsausgaben für allgemein bildende Pflichtschulen?
e) Die Inflation betrug im Zeitraum Jänner 2000 bis Jänner 2008 18,3%. Wie haben sich
unter diesem Blickwinkel die durchschnittlichen Ausgaben für einen Pflichtschüler entwickelt? (vgl. Frage c)
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 115
6.2.2.2 Mountainbikestrecke47
Arbeitsaufgaben zum Beispiel Mountainbikestrecke
Bevor du die Fragen a) – h) durchliest, bearbeite die folgenden Punkte.
1) Der Titel der Grafik lautet:
Was beschreibt die Grafik?
2) Einheiten auf der x-Achse: Einheiten auf der y-Achse: 3) Markiere den höchsten und den niedrigsten Wert in der Grafik mit einem Kreuz.
4) Fülle mit Hilfe des Schaubilds folgende Tabelle aus:
Zeit
[in h]
0
1
Höhenmeter
[in m]
200
580
2
3
…....
….
5) Beantworte nun die Fragen b), d) bis g).
6) Beschreibe den Verlauf der Mountainbikestrecke in Worten (siehe Aufgabe a).
7) Beantworte nun die Fragen c) und h).
47 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Mountainbikestrecke. Verfügbar unter http://aufgabenpool.bifie.at/m7/index.php?action=1
4&cmd=1&show=1&QID=155 [21.04.2012].
116 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Mountainbikestrecke
Martina und Paul haben eine Mountainbikestrecke befahren.
Der Graph beschreibt ihre Fahrt, wobei die Seehöhe (in Meter) als Funktion der Zeit (in
Stunden) dargestellt ist!
a) Beschreibe den Verlauf dieser Strecke mit Worten.
b) In welchen Höhen startet bzw. endet die Strecke?
c) Auf zwei Streckenabschnitten mussten Martina und Paul einen Anstieg bewältigen.
Kennzeichne diese Abschnitte in der Grafik. In welchem Abschnitt haben sie schneller
an Höhe gewonnen? Begründe!
d) Nach welcher Zeit wurde der höchste Punkt erreicht und wie hoch über dem
Meeresspiegel waren sie dann?
e) Wie hoch über dem Meeresspiegel waren sie nach 3 Stunden Fahrdauer?
f) Wann befanden sie sich auf einer Seehöhe von 400 m?
g) Wie lang brauchten Martina und Paul, um die Strecke zu bewältigen?
h) Haben Martina und Paul eine Rastpause eingelegt? Begründe!
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 117
6.2.2.3 Bevölkerungspyramide48
Bevölkerungspyramide
Die folgende Grafik zeigt die Altersverteilung der Klagenfurter Bevölkerung im Jahre 2001
(letzte Volkszählung).
ledig
verheiratet
verwitwet
geschieden
Ermittle anhand der Grafik näherungsweise, wie viele ledige Männer im Alter von 35 Jahren
es im Jahre 2001 in Klagenfurt gab.
Im Jahre 2001 gab es in Klagenfurt ca. ledige Männer im Alter von 35 Jahren.
48 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Bevölkerungspyramide. Verfügbar unter http://aufgabenpool.bifie.at/m7/index.
php?action=14&cmd=1&sbm_show_all=1&rc=173&offset=27 [21.04.2012].
118 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Arbeitsaufgaben zum Beispiel Bevölkerungspyramide
1) Worüber gibt die Graphik Auskunft?
2) Das Balkendiagramm ist zweigeteilt.
Auf der linken Seite ist die dargestellt und auf der rechten
Seite .
Auf der waagrechten Achse wird die aufgetragen, auf der
senkrechten Achse wird das aufgetragen.
3) Markiere nun mit einem waagrechten Strich den höchsten dargestellten Wert auf der
linken und auf der rechten Seite.
4) Erkläre mit Worten die in 3) eingezeichneten Werte.
5) Vergleiche nun den rechten und linken Teil. Welche Unterschiede sind im Verlauf der
Balken von unten nach oben erkennbar?
6) Zusätzlich ist die Grafik farblich gestaltet.
Was bezeichnet die Farbe Blau?
7) Beschreibe nun den blau gezeichneten Anteil nach dem Alter und Geschlecht. Begründe
den Verlauf.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 119
6.2.2.4 Kriminalstatistik49
49 Datenmaterial der STATISTIK AUSTRIA Bundesanstalt Statistik Österreich, BMI - Polizeiliche Kriminalstatistik(Auszug) (31.05.2011).Verfügbar
unter http://www.statistik.at/web_de/statistiken/soziales/kriminalitaet/anzeigen_polizeiliche_kriminalstatistik/020113.html [4.1.2012].
120 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Arbeitsaufgaben zur Kriminalstatistik
1) Die Tabelle zeigt verschiedene Datenreihen. Beantworte die folgenden Fragen in ganzen
Sätzen.
Worum geht es in der Statistik? Was ist in der zweiten und dritten Spalte eingetragen?
Welche Einheit wird verwendet?
Was ist in der vierten Spalte eingetragen? Welche Einheit wird verwendet?
Was ist in der fünften und sechsten Spalte eingetragen? Welche Einheit wird verwendet?
2) Markiere in jeder Zahlenreihe den höchsten Wert mit rotem Stift, den niedrigsten Wert mit
blauem Stift.
3) Schreibe nun die Aussagen über die höchsten und niedrigsten Werte in ganzen Sätzen auf,
beachte dabei die erste Spalte (=Vorspalte) und die ersten beiden Zeilen (=Kopfzeile).
4) Fülle den Lückentext mit Hilfe der „Vokabeln“ aus dem INFO-Teil aus.
Die Fälle der geklärten strafbaren Handlungen im Jahre 2010
221.627, diese sind gegenüber dem Jahre 2000 .
Auch die Aufklärungsquote hat sich vom Jahre 2000 auf 2010 .
Die jugendlichen Tatverdächtigen sind in den Jahren 2001 und 2002 annähernd
, haben sich aber bis 2010 .
Im Jahr 2004 war die Anzahl der bekannt gewordenen Fälle strafbarer Handlungen am
.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 121
7 Fachwortschatzarbeit und
Klärungsstrategien
7.1 INFO
7.1.1 INFO für LehrerInnen: Fachwortschatzarbeit
und Anwenden und Training unterschiedlicher
Klärungsstrategien
Sachtexte beinhalten eine große Dichte von Fachwortschatz, der für SchülerInnen häufig
eine große Herausforderung bedeutet.
Vermittlung der Bedeutung schwieriger, unbekannter Wörter, Ausdrücke und Begriffe in
Fachtexten
d)nonverbal durch
• Visualisieren mit Hilfe von Anschauungsobjekten, Bildern, Filmen
• Vorspielen durch Gestik, Mimik, Körpersprache, Handlungen
e) verbal durch
• Aktivieren von Vorwissen und Grundbedeutungen
• Einbettung in bekannte Kontexte, Erklären aus einer Situation heraus
• Umschreibungen und Definitionen
• Ableitungen und Einordnen in ein Wortfeld
• Zerlegung
• Synonyme und Antonyme
• Finden von Ober- und Unterbegriffen
Einübung von Techniken zur selbstständigen Erschließung unbekannter Wörter
(= Entschlüsselungsstrategien)
Im Deutschen gibt es zwei wichtige Kriterien der Wortbildung:
• Bildung von Komposita –
Kurs/teilnehmerInnen
arbeits/intensiv
• Ableitung von einem Wortstamm und Erweiterung durch Präfixe und Suffixe –
un/wichtig
erklär/bar
un/aufhalt/sam
Wenn daher Wörter in ihre Einzelteile zerlegt werden und die wichtigsten Bausteine zur
Bildung von Adjektiven aus Nomen oder Verben bekannt sind, hilft das bei der Erschließung
der Bedeutung eines zunächst unbekannten Begriffs.
122 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Nicht alle Wörter sind allerdings problemlos in ihre Bestandteile zerlegbar. Deshalb ist es
immer ratsam, Wörter auch in größerem Zusammenhang – auf Satz- und Textebene – zu
erschließen. Erfolgreiche Wortschatzarbeit führt neue Begriffe nicht isoliert ein, sondern
semantisiert im fachlich relevanten Kontext und verwendet sie in bekannten Wortfeldern.
Welche Möglichkeiten Fachwortschatz zu üben gibt es?
• Übung mit dem Wörterbuch
• Erstellen eines Glossars als Jahresprojekt
• eigenes Heft, Zettelkasten oder Plattform
• Kreuzworträtsel, Gitterrätsel, Silbenrätsel, Anagramme, Lückentexte (diese sind einfach
herzustellen mit Hilfe von Bearbeitungsprogramm „zarb“ oder www.puzzlemaker.com
• Beschriften von Bildern und Skizzen
• Zuordnen von Fachausdruck und Erklärungen:
z.B. Memory oder Domino = Zuordnungs-Legespiel mit Fachbildern, -formeln und
-begriffen
Multiple-choice Übungen
• Themen-ABC: Aufschreiben aller Begriffe, die den SchülerInnen zu einem neuen Thema
einfallen
• Heißer Stuhl: Gemeinsam sammelt die Klasse an der Tafel Begriffe, Symbole oder Bilder
zum Thema und prägt sich diese in begrenzter Zeit ein. Einzelne Freiwillige stellen sich zur
Verfügung und versuchen vom „heißen Stuhl“ aus anhand der Hinweise ihrer MitschülerInnen die Begriffe, Bilder oder Symbole, die hinter ihrem Rücken an der Tafel stehen, zu
erkennen.
• Kettenquiz: Kärtchen mit Fragen werden vorbereitet. Auf der Rückseite steht jeweils eine
Antwort, die aber die Antwort auf eine Frage auf einem anderen Kärtchen ist. Ein Schüler/
Eine Schülerin liest die Frage auf seinem/ihrem Kärtchen vor, derjenige/diejenige, der/die
die Antwort hat, die zugehörige Antwort und dann die neue Frage auf dem Kärtchen.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 123
7.1.2 INFO für SchülerInnen: Klärungsstrategien
• Befasse dich zunächst mit dem Titel des Textes:
Gibt es schon ein Vorwissen zu diesem Thema?
Was erwartest du, in diesem Text zu lesen?
• Beachte, ob du einzelne Textteile identifizieren oder Kapitelüberschriften finden kannst.
• Nutze optische Besonderheiten des Textlayouts, wie fett oder kursiv Gedrucktes.
• Auch Abbildungen können gleich zu Beginn schon eine Menge über den Textinhalt
aussagen.
• Beginne mit dem, was du kennst, was du verstehst: Wörter, Bilder, Formeln …
• Setze diese Verstehensinseln zueinander in Beziehung und versuche einen Zusammenhang zu finden.
• Ignoriere kleinere Unsicherheiten, die das Gesamtverständnis nicht beeinträchtigen.
• Lies weiter, aber mach ein Symbol am Rand.
• Versuche den Sinn im Kontext zu klären. – Lies den Abschnitt davor nochmals.
• Stelle einen Zusammenhang mit Dingen her, die du schon kennst, hole dir Hilfe von außen
oder nimm Nachschlagewerke und Lexika zu Hilfe!
• Oft werden in Arbeitsaufgaben Umschreibungen oder Synonyme für im Text vorkommende
Ausdrücke verwendet – mach dir diese Wörter durch Markieren deutlich!
124 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
7.2 Übungen
7.2.1 Anwendung und Übung unterschiedlicher Klärungsstrategien
7.2.1.1 Beipacktext50
Textquelle: Beipacktext Limocin, Novartis Consumer Health Gebro GmbH, 3/1999
Der folgende Beipacktext enthält eine Fülle von Fachbegriffen.
Arbeite mit einem Wörterbuch und versuche die Bedeutung folgender folgende Wörter zu klären
– zerlege die Begriffe dafür in einzelne Wortteile oder finde Synonyme:
Lutschtablette Schluckbeschwerden Keime Bestandteil Wirkstoff Anwendungsgebiet Gegenanzeige Wirksamkeit Nebenwirkung Dosis Überempfindlichkeitsreaktion nüchterner Magen kauen zergehen lassen 50 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Beipacktext. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/477 [13.1.2012].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 125
Liebe Patientin! Lieber Patient!
Sie haben Lemocin-Lutschtabletten ohne Anweisung Ihrer Ärztin/Ihres Arztes in einer Apotheke gekauft. Lemocin ist ein
Medikament, das zur Behandlung und Linderung Ihrer Beschwerden dient. Halten Sie sich bitte an die Anordnungen dieser
Gebrauchsinformation und fragen Sie bei Unklarheiten Ihre Ärztin/Ihren Arzt oder Ihre Apothekerin/Ihren Apotheker.
Gebrauchsinformation
Directions for use: please turn over
Lemocin Lutschtabletten
Z-Nr. 13.263
Zulassungsinhaber
Novartis Consumer Health –
Gebro GmbH, Fieberbrunn
Hersteller
Novartis Pharma AG, Basel, Schweiz
Zusammensetzung
Was ist in Lemocin-Lutschtabletten enthalten?
1 Lutschtablette enthält:
Arzneilich wirksame Bestandteile:
Tyrothricin 4 mg
entsprechend Gramicidin 800 I.E.
Cetrimoniumbromid 2 mg
Lidocain 1 mg
Andere Bestandteile:
Hochdisperses Siliciumdioxid, Guarkernmehl, Magnesiumstearat, Saccharin-Natrium 2mg, Sorbitol ca. 1,08 g,
Talkum, Citronensäure, Aromastoffe, Farbstoffe (E 104, E
132).
Eigenschaften und Wirksamkeit
Was sind Tyrothricin und Cetrimoniumbromid?
Tyrothricin und Cetrimoniumbromid sind zwei Wirkstoffe,
die die Keime im Mund- und Rachen töten.
Was ist Lidocain?
Lidocain ist ein örtliches Betäubungsmittel, dass den
Schmerz der gereizten Mund- und Rachenschleimhaut
rasch lindert.
Anwendungsgebiete
Wann werden Lemocin-Lutschtabletten verwendet?
Lemocin-Lutschtabletten werden bei entzündlich-schmerzhaften Erkrankungen des Mund- und Rachenraumes wie
Halsentzündungen mit Schluckbeschwerden, Rachenentzündungen, Zahnfleisch und Mundschleimhautentzündungen sowie Halsschmerzen im Verlauf von grippalen
Infekten und Erkältungskrankheiten verwendet.
Art der Anwendung
Wie verwenden Sie Lemocin-Lutschtabletten?
Lemocin-Lutschtabletten langsam im Mund ohne Kauen
zergehen lassen.
Dosierung
Wie viele Lemocin-Lutschtabletten dürfen Sie verwenden
und wie lange?
Je nach Grad der Beschwerden alle 1-3 Stunden 1
Lutschtablette. Sie sollten nicht mehr als 8 Tabletten pro
Tag lutschen.
Bei schweren Halsentzündungen oder Halsschmerzen, die
mit hohem Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen einhergehen, dürfen Sie Lemocin-Lutschtabletten
nicht länger als 2 Tage ohne ärztlichen Rat anwenden.
Gegenanzeigen
Wann dürfen Sie Lemocin-Lutschtabletten nicht verwenden?
Bei Überempfindlichkeit gegenüber einem Bestandteil von
Lemocin, bei größeren, frischen Wunden, im Mund- und
Rachenraum sowie bei bradykarder Herzinsuffizienz
(Herzmuskelschwäche mit langsamer Schlagfolge des
Herzens) sollten Sie Lemocin Lutschtabletten nicht
verwenden.
Schwangerschaft und Stillperiode
Lemocin-Lutschtabletten sollten während der Schwangerschaft und Stillperiode nicht oder nur auf Anweisung des
Arztes angewendet werden.
Nebenwirkungen
Im Allgemeinen sind Lemocin-Lutschtabletten gut
verträglich.
Bei häufiger und regelmäßiger Einnahme über längere Zeit
können in sehr seltenen Fällen örtlich begrenzte Reizungen
der Schleimhäute auftreten.
Überempfindlichkeitsreaktionen sind sehr selten. Übelkeit
kann auftreten, wenn Lemocin in hohen Dosen auf
nüchternen Magen eingenommen wird.
Die Anwendung von Lemocin bei frischen Wunden kann zu
Blutungen führen. In hohen Dosen kann Sorbitol zu
Obstipation oder Durchfällen führen.
Bei Kleinkindern können Überdosierungen des Inhaltsstoffes Lidocain zu Krämpfen führen.
Wechselwirkungen
Dürfen Lemocin-Lutschtabletten gleichzeitig mit anderen
Medikamenten eingenommen werden?
Wenn Sie andere Medikamente einnehmen, fragen Sie
bitte Ihre Ärztin/Ihren Arzt, welche unbedenklich zusammen
mit Lemocin verwendet werden können.
Gewöhnungseffekte
keine bekannt.
Besondere Warnhinweise zur sicheren Anwendung
Was ist zu beachten?
Bitte melden Sie besondere Reaktionen und Nebenwirkungen unverzüglich Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt.
Die Anwendung von Lemocin-Lutschtabletten bei größeren
Wunden im Mund- und Rachenraum sollte vermieden
werden.
Das Vorliegen einer Schwangerschaft ist der Ärztin/dem
Arzt mitzuteilen.
Bei Fortbestand der Beschwerden oder wenn der erwartete
Erfolg durch die Anwendung nicht eintritt, ist ehestens eine
ärztliche Beratung erforderlich.
Um Übelkeit zu vermeiden, sollte Lemocin nicht auf
nüchternen Magen eingenommen werden.
Hinweis für Diabetiker
Lemocin-Lutschtabletten sind mit künstlichem Süßstoff
gesüßt und daher für Diabetiker geeignet.
1 Lutschtablette entspricht 0,09 BE.
Verfalldatum beachten!
Für Kinder unerreichbar aufbewahren!
Packungsgrößen
20 Stück
Lagerungshinweise
Nicht über 25°C lagern.
Vor Feuchtigkeit schützen.
Lichtschutz erforderlich, Arzneimittel daher in der Außenverpackung aufbewahren.
Bei Unklarheiten fachliche Beratung einholen!
Stand der Gebrauchsinformation
3/1999
Novartis Consumer Health-Gebro Gmb
126 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Finde die richtigen Antworten im Text:
1) An wen wendet sich dieser Text? Kreuze die richtige Antwort an.
□□ Ärzte/Ärztinnen
□□ Patientinnen/Patienten
□□ Apotheker/Apothekerin
2) Nenne die fünf Situationen, in denen bei Einnahme von Lemocin ein Arzt/eine Ärztin
gefragt werden muss.
• • • • • 3) Du nimmst derzeit ein Medikament gegen Durchfall. Darfst du Lemocin trotzdem ein
nehmen? Kreuze die richtige Antwort an.
□□ A Nur, wenn es ein leichtes Medikament gegen Durchfall ist.
□□ BJa, aber nicht länger als zwei Tage.
□□ CJa, denn ein Medikament gegen Durchfall ist unbedenklich.
□□ DZuerst muss eine Ärztin/ein Arzt gefragt werden.
4) Gegen welche Beschwerden wirkt das Medikament unter anderem?
Kreuze die beiden richtigen Antworten an.
□□ A
Erkältung
□□ B Halsschmerzen
□□ C Zahnschmerzen
□□ DRachenentzündung
□□ EHerzmuskelschwäche
5) Dürfen Kinder das Medikament auch einnehmen?
□□ A Ja
□□ B Nein
6) Dir ist gestern ein Zahn gezogen worden. Darfst du Lemocin einnehmen? Kreuze die richtige Antwort an.
□□ A Das steht nicht im Beipacktext
□□ B Ja
□□ C Nein
7) Wie viele Tabletten darfst du einnehmen?
□□ A 1 Tablette alle 1-3 Stunden
□□ BPro Stunde 1-3 Tabletten
□□ C Tagsüber jede Stunde eine Tablette
□□ DHöchstens eine Packung pro Tag
□□ E 8 Tabletten pro Tag
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 127
8) Was bedeutet der Begriff „Gegenanzeigen“? Kreuze die richtige Antwort an.
□□ A Krankheiten, gegen die Lemocin hilft
□□ BSituationen, in denen man Lemocin nicht einnehmen darf
□□ CBei Missbrauch von Lemocin kann man angezeigt werden
9) Nach drei Tagen tut dir der Hals noch immer sehr weh, und du hast Fieber. Unter
welchen Umständen darfst du eine weitere Packung einnehmen?
Schreibe die Antwort auf.
10)Welche Informationen sollten Beipacktexte unbedingt enthalten,
damit man Medikamente gefahrlos einnehmen kann? Nenne fünf Themen:
• • • • • 128 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
7.2.1.2 Kaffeemaschine51
Textquelle: Gebrauchsanweisung Rowenta Kaffeemaschine FG-030, Rowenta-Werke-GmbH, Postfach 101664m 63016
Offenbach
51 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011).Kaffeemaschine. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/399 [12.1.2012].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 129
Vorwissen aktivieren, Titel durchleuchten und Hypothesen aufstellen
• Was weißt du alles zum Thema Kaffee?
• Welche Erwartungen erweckt der Titel „Kaffeemaschine“ in dir?
Bild zum Text lesen
• Was kannst du auf dem Bild erkennen? Wie passt das zum Thema?
den Text überfliegen
• Lies den Text schnell durch! Was ist das Hauptthema? Kannst du erkennen um welche
Textsorte es sich handelt?
Suchendes Lesen
• Beantworte folgende Fragen mit Hilfe der Sicherheitshinweise. Markiere die „Ankerwörter“
und bringe Randnotizen neben den entsprechenden Zeilen an.
Ja
a)
Darf man kalten Kaffee in der Glaskanne in einem
Mikrowellen-Gerät erwärmen?
b)
Darf man kalte Zitronenlimonade in den
Frischwasserbehälter füllen, um das Getränk zu
erwärmen?
c)
Darfst du einen kleinen Defekt an der Kaffeemaschine
reparieren?
d)
Darf man mehr als einen Liter Wasser in den
Wasserbehälter füllen?
e)
Darf man einen kaputten Filter während des
Brühvorganges aus dem Filterbecher nehmen?
f)
Darfst du vor dem Säubern der Kaffeemaschine den
Netzstecker ziehen?
Nein
130 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
nicht
beantwortbar
orientierendes Lesen
• Welcher Text gehört zu welchem Bild? Markiere auch hier die Ankerwörter und kreuze die
richtige Nummer an!
1 2 3 4 5
Geräteabdeckung hochklappen, Glaskanne mit Filterbecher aus dem Gerät nehmen, Filterbecher und Deckel von der Glaskanne abheben, Glaskanne mit kaltem Wasser füllen, Wasser in den Wasserbehälter gießen und Geräteabdeckung wieder herunter klappen. Glaskanne mit aufgesetztem Filterbecher auf die Warmhalteplatte des Gerätes stellen.
1 2 3 4 5
Nach dem Brühen die Glaskanne mit Filter aus dem Gerät nehmen. Filter abheben, Deckel
vom Filter abheben und auf die Glaskanne aufsetzen. Kaffee ausschenken. Zum Warmhalten des restlichen Kaffees die Kanne wieder auf die Warmhalteplatte stellen. Wird die Warmhaltung nicht mehr benötigt, das Gerät mit dem Ein-/Aus-Schalter ausschalten.
1 2 3 4 5
Kabel soweit um die Aufwickelvorrichtung wickeln, bis nur noch die benötigte Länge bis zur
nächsten Steckdose vorhanden ist. Gerät an das Stromnetz anschließen.
Filterbecher auf die Glaskanne setzen. Papierfilter (Größe 2) einlegen und gewünschte
Menge Kaffeepulver einfüllen. Für einen normal starken Kaffee rechnet man pro Tasse mit 6
bis 7 Gramm mittelfein gemahlenen Kaffee (ca. 1 gehäufter Teelöffel).
1 2 3 4 5
Filterbecher auf die Glaskanne setzen. Papierfilter (Größe 2) einlegen und gewünschte
Menge Kaffee-pulver einfüllen. Für einen normal starken Kaffee rechnet man pro Tasse mit 6
bis 7 Gramm mittelfein gemahlenen Kaffee (ca. 1 gehäufter Teelöffel).
1 2 3 4 5
Deckel auf den Filterbecher setzen. Glaskanne mit gefülltem Filterbecher auf die Warmhalteplatte des Gerätes stellen. Ein-/Aus-Schalter drücken und Ende des Wasserdurchlaufs
abwarten.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 131
Klären und Anwenden von Fachbegriffen
• Beschrifte mit Hilfe der Texte aus der vorhergehenden Aufgabe die einzelnen Teile der
Kaffeemaschine!
1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9) 10)
132 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Finde die passenden Wortpaare und bilde sinnvolle Sätze.
Ende erwärmen
Haftung reparieren
dem Gesetz abheben
Flüssigkeit einschalten
Gerät überschreiten
Wasserfüllmenge hochklappen
Defekt entsprechen
Abdeckung Filter Kabel wickeln
übernehmen
abwarten
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 133
8 Zusammenfassen
8.1 INFO
8.1.1 INFO für LehrerInnen
Das Zusammenfassen eines Textinhalts gehört zu den von den SchülerInnen in allen
Fächern am häufigsten geforderten Leistungen. Um diese Aufgabe erfüllen zu können,
müssen im Vorfeld vorbereitende Textstrategien geübt und beherrscht werden:
• Markieren
• Klärung von Unklarheiten
• Fragen stellen und Fragen beantworten
• Wechsel der Darstellungsform (Übertragen in eine andere Darstellungsform)
• Erstellen einer Gliederung
Das Zusammenfassen erfüllt in seiner Aufgabenstellung alle Vorgaben der
Kompetenzbereiche des Lesens.
• Kompetenzbereich: Konkrete Informationen ermitteln
• Kompetenzbereich: Eine textbezogene Interpretation entwickeln
• Kompetenzbereich: Reflexion und Bewertung eines Textes
In einer vorbereitenden Phase werden die SchülerInnen alle erforderlichen Strategien ausreichend üben und im Anschluss an jede dieser Strategien eine davon ausgehende Zusammenfassung erstellen.
Eine entscheidende Rolle beim Üben spielt die PartnerInnenarbeit und die Kommunikation.
Durch den gegenseitigen Austausch können Unklarheiten geklärt, das Verständnis für verschiedene Standpunkte erweitert und die Fähigkeit zur Bewertung und Entscheidung
geschult werden.
134 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
8.1.2 INFO für SchülerInnen
Für die Zusammenfassung eines Textes wählst du jene Teile des Inhalts aus, die für das
Verständnis unbedingt erforderlich sind. Du kannst auf zwei Arten vorgehen:
• Markieren der wesentlichen Begriffe und Textteile
• Wegstreichen von Satz- und Textteilen, die für die Aussage des Textes nicht von Bedeutung sind (=Wegstreichmethode)
Bei beiden Arten müssen zuerst die W-Fragen gestellt werden, die bei der Entscheidung
über die Auswahl helfen. Damit überprüfst du, ob der Text verständlich bleibt.
Im Anschluss formulierst du die Zusammenfassung. Du kannst schrittweise vorgehen,
indem du mit den ausgewählten Begriffen des Textes kurze Sätze bildest und diese
anschließend mit passenden Strukturwörtern zusammenfügst. Wenn man diesen Schritt in
Partnerarbeit durchführt, wird man durch das Diskutieren und die gemeinsame Suche nach
Entscheidungen besonders das Formulieren der persönlichen Ideen und Argumente üben.
Bei Texten, deren Begriffe nicht aus einem speziellen Fachvokabular stammen, kannst du
auch eine Zusammenfassung mit eigenen Worten formulieren, man nennt dies Paraphrase.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 135
8.2 Übungen
8.2.1 Zusammenfassung erstellen durch Markieren von
Verben: Die Klagenfurter Lindwurmsage52.
Die Lindwurmsage
Zur Zeit, als in Karnburg Herzog Karast regierte,
wuchs dort, wo heute Klagenfurt liegt, ein wildes
Gesträuch im feuchten Moos.
Nur auf den Bergen ringsherum wohnten Menschen. Wehe aber, wenn sie selbst oder eines von
ihren Tieren sich in den nebeligen Sumpf verirrten
– sie kamen nicht mehr zurück. Ein Ungeheuer lag
dort im Dickicht versteckt und verschlang alles
Lebendige. Niemand wagte sich in seine Nähe,
kein Hirte getraute sich mehr dort unten nach
einem verloren gegangenen Stück Vieh zu suchen,
selbst die tapfersten Männer fürchteten sich vor
dem dumpfen Heulen, das manchmal aus dem
Moore drang.
Da ließ der Herzog am Rande des Sumpfes einen
festen Turm erbauen und von weit und breit die
Knechte zusammenrufen. Vom sicheren Turme aus
sollten sie das Ungeheuer bekämpfen, mit List oder
mit Gewalt. Dem Sieger versprach er die Freiheit,
Land und reichen Lohn.
Einige mutige Knechte machten sich nun ans Werk.
Sie banden einen fetten Stier an eine lange Kette,
an der ein Widerhaken befestigt war, und versteckten sich im Turm, von dessen kleinen Fenstern aus
sie die Gegend überschauen konnten. Das Brüllen
des gefesselten Stieres hallte über den Sumpf und
lockte das Ungetüm hervor. Schon von weitem
hörte man es kommen. Pfeilgeschwind schoss es
daher, mit seinen Flügel peitschte es das Wasser,
am Körper war es mit großen Schuppen bedeckt,
im schnaubenden Rachen drohten furchtbare
Zähne. Mit seinen Krallen stürzte sich das Untier
auf den zitternden Stier und begann ihn zu verschlingen.
Da aber blieb es am Widerhaken hängen und wie
ein Fisch an der Angel schlug es mit dem riesigen
Schwanz um sich. Es war aber umsonst, je heftiger
der Lindwurm an der Kette zerrte, desto tiefer grub
sich das Eisen in den Rachen. Er kam nicht mehr
los und die Knechte konnten ihn mit ihren Keulen
erschlagen.
Das ganze Land atmete auf, als es von seiner Plage
befreit war, und die Leute siedelten sich in der
Niederung an, wo der Herzog an Stelle des Turmes
ein Schloss erbaute. Das Gestrüpp wurde ausgerottet der Sumpf trockengelegt und der Boden bebaut.
Das war die älteste Siedlung im Klagenfurter
Becken.
Zum Andenken an diesen Kampf steht ein riesiger
steinerner Lindwurm auf dem Neuen Platz in
Klagenfurt, und die Hauptstadt Kärntens zeigt noch
heute in ihrem Stadtwappen den Turm mit dem
Sagentier.
1) Markiere im Text alle Verben.
2) Wähle in jedem Absatz jene Verben aus, die für die Ereignisse im Text wichtig sind und
formuliere damit passend Sätze.
3) Wähle geeignete Sätze für eine Zusammenfassung, die 30% des Ausgangstextes
ausmacht.
52 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Die Klagenfurter Lindwurmsage. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/346
[13.01.2012].
136 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
8.2.2 Zusammenfassung erstellen durch die
Reduktionsmethode: Kids schreiben höfliche SMS.53
Kids schreiben höfliche SMS
Rund 90% der jugendlichen Handybesitzer verschicken täglich SMS. Ein „Verfall der Sprache“
bleibt aus, ergab eine Untersuchung.
Angelika Slavik
Wien - Der oft zitierte „Verfall der Sprache“ durch die
neue Kommunikationsform SMS kann durch eine im
Auftrag von Siemens durchgeführte Studie nicht nachgewiesen werden.
Alle analysierten Nachrichten waren auch für Erwachsene verständlich. Kunstworte und spezifisch jugendsprachliche Ausdrücke waren kaum zu finden. Nur ein
Viertel der Jugendlichen verwendet Abkürzungen
wie“cul8r“ („See you later“), die im Alltag Erwachsener
nicht gebräuchlich sind.
Fehler in Rechtschreibung und Grammatik treten nur
selten auf und sind meist bekannten Fehlerquellen des
Deutschen wie beispielsweise der unrichtigen Verwendung von „ß“ und „ss“ zuzuschreiben.
Auch auf Höflichkeit wird unter den Jugendlichen
großer Wert gelegt: Begrüßung und Verabschiedung
sind für den Großteil der Jugendlichen selbstverständlich, mit „Emoticons“ wie Smileys wird dem
SMS-Partner zusätzlich Freundlichkeit signalisiert.
89% der Jugendlichen verschicken täglich Kurznachrichten, mehr als 70% senden sogar bis zu fünf
Mitteilungen pro Tag. Die SMS-Empfänger ändern
sich mit steigendem Alter. Derzeit übermitteln Zehnjährige Kurznachrichten am häufigsten an die Eltern,
später verlagert sich der Kontakt zu Freunden und
Bekannten. Im Durchschnitt stehen Jugendliche mit
zwei bis drei Personen in regelmäßigem SMS-Kontakt.
Als Hauptgründe für den Versand werden genannt
„weil es Spaß macht“, „anstelle zu telefonieren“ und „um
nicht auf die Mobilbox sprechen zu müssen“. Tendenziell verschicken Mädchen mehr Nachrichten als Burschen.
Der Umgang mit Handy und SMS gehört für die
Zehn- bis 14-Jährigen längst zum Alltag. Die meisten
Kinder bekommen mit zehn Jahren ihr erstes Handy,
und die Altersschwelle fällt weiter. Elf Prozent bekamen das erste Mobiltelefon schon mit neun Jahren,
zehn waren gar erst acht Jahre alt. Auf Kosten wird
dabei geachtet: Über zwei Drittel der Jugendlichen
benutzen Wertkarten.
53 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). SMS. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/433 [13.01.2012].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | 137
Markiere in jedem Absatz dieses Textes jene Begriffe, auf die sich die Aussagen der Studie
beziehen.
1) Reduziere deine Auswahl auf möglichst wenige, wesentliche Begriffe. (Du kannst den
Rest des Textes wegstreichen.)
2) Trage die gefundenen Begriffe in die Tabelle ein und formuliere selbst Sätze.
Gefundene Begriffe
Verfall der Sprache/SMS
nicht nachgewiesen
Eigener Satz
Der Verfall der Sprache durch SMS kann nicht nachgewiesen werden.
3) Vergleiche nun deine Sätze mit denen deiner Partnerin/deines Partners und wählt
gemeinsam die vier wichtigsten Aussagen aus.
138 | Förderkurse TEXTKOMPETENZ für die 8. und 9. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
8.2.3 Zusammenfassen als Gruppenarbeit
(nach: Lesen macht schlau, s.105ff.)54
1) Alle SchülerInnen erhalten den Text und lesen ihn (still und allein).
2) Nun demonstriert man im ersten Abschnitt (anhand einer OH-Folie) eine Methode des
Zusammenfassens, indem man laut denkend wichtige Aussagen markiert und seine
Entscheidung begründet.
3) Anschließend formuliert man einen Satz, der die Kernaussage enthalten sollte.
4) Nun teilt man die SchülerInnen in so viele Gruppen ein, wie der Text Abschnitte hat.
5) Jede Gruppe ist nun verantwortlich für einen Absatz und erarbeitet sich folgendermaßen
einen Kernsatz:
• Jeder einzelne Schüler unterstreicht das ihm wichtig Erscheinende.
• Im Gespräch in der Gruppe einigt man sich auf das Wesentliche.
• Jeder Einzelne schreibt einen Satz auf, der das Wesentliche enthält.
• Im Gespräch handelt man aus, wie der „gemeinsame Satz“ lauten soll.
6) Jede Gruppe schreibt ihren Satz auf (Tafel, Whiteboard u.a.) und so entsteht eine Kurzfassung des Textes.
7) Zur Kontrolle der Verständlichkeit des Textes bittet man Außenstehende um ihre Meinung.
54 Gaile, Dorothee (Hrsg.): Lesen macht schlau – Neue Lesepraxis für weiterführende Schulen. Cornelsen 2006.
Layout: creativwerk
Druck: Eigendruck

Documentos relacionados