Postreanimationsbehandlung - German Resuscitation Council
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Postreanimationsbehandlung - German Resuscitation Council
Deutscher Rat für Wiederbelebung Die neuen Leitlinien zur Reanimation 2010 des ERC Postreanimationsbehandlung Burkhard Dirks Sektion Notfallmedizin Universitätsklinik Ulm German Resuscitation Council Neuerungen im Überblick • Beachtung des möglichen Schadens durch zu hohe Sauerstoffkonzentrationen nach ROSC. Sobald der Spontankreislauf wieder hergestellt ist und die arterielle Sauerstoffsättigung (SaO2) zuverlässig (durch Pulsoximetrie und/oder arterielle Blutgasanalyse) überwacht werden kann, sollte die Sauerstoffzufuhr so titriert werden, dass ein SaO2 Wert von 94-98% erreicht wird. • Deutlich mehr Betonung muss auf die Behandlung des PostKreislaufstillstands-Syndroms gelegt werden. • Die Anerkennung, dass die Einführung eines umfassenden und strukturierten Post-Reanimations-Behandlungsprotokolls das Überleben von Kreislaufstillstand nach ROSC verbessern kann. • Eine verstärkte Bedeutung wird auf die Durchführung der primären perkutanen Koronarintervention bei geeigneten, jedoch komatösen Patienten mit anhaltenden ROSC nach Kreislaufstillstand gelegt. Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council Neuerungen im Überblick • Revision der Empfehlungen für die Blutzucker-Kontrolle: bei Erwachsenen mit anhaltendem ROSC nach Kreislaufstillstand sollten Blutzuckerwerte von >10 mmol l-1 (>180 mg dl-1) behandelt, eine Hypoglykämie muss jedoch vermieden werden. • Die Verwendung der therapeutischen Hypothermie bei komatösen Überlebenden eines Kreislaufstillstandes, mit defibrillierbarem wie auch nicht defibrillierbarem initialen Rhythmus. Der niedrigere Evidenzlevel bei der Anwendung nach einem Kreislaufstillstand bei nicht-defibrillierbaren Rhythmen wird anerkannt. • Anerkannt wird, dass viele der akzeptierten Prädiktoren eines schlechten Outcome bei komatösen Überlebenden eines Kreislaufstillstand unzuverlässig sind, insbesondere wenn der Patient mit therapeutischer Hypothermie behandelt wurde. Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council nach der Reanimation • ABCDE Untersuchung • Kontrollierte Oxigenierung und Beatmung • 12-Kanal EKG • Behandlung der Ursache Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council • Temperaturkontrolle / Therapeutische Hypothermie Post Cardiac Arrest Syndrome • • • • Z.n. Gesamtkörperischämie Patienten benötigen multiple Organunterstützung Beeinflusst signifikant das entgültige neurologische Ergebnis Startet sofort nach „Return of Spontaneaous Circulation“ (ROSC) • Outcome 25 – 56 % je nach Qualität der Versorgung • Dann meist auch gutes neurologisches outcome, aber häufig kognitive Defizite Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council Post cardiac arrest syndrome Symptome – – – – Koma Krampfanfälle Myoklonien Neurokognitive Dysfunktion bis zum Hirntod Zebrale Schädigung ist für 68 % der innerklinisch versterbenden verantwortlich: Mikrozirkulationsstörungen, fehlende Autoregulation, Hyperkapnie, Hypoxie, Fieber, Hyperglykämie, Hypoglykämie, Krampfanfälle, Stimulation der Immunantwort und der Gerinnung Myokardiale Dysfunktion nach 2-3 Tagen rückgebildet Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council Therapie Beatmung • Keine Beatmung bei kurzer Stillstandszeit • Hypoxie und Hyperkapnie negativ • Oxidativer Stress schädigt post-ischämisch Neurone –> 94-96 % SaO2 in der ersten Stunde nach ROSC • Kontrollierte Beamung bei einschränkter Hirnfunktion • Magensonde • Ausreichende Sedierung, möglichst keine Relaxation • !! Reanimationsverletzungen Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council Balan IS et al.. Stroke 2006;37:3008-13 Kilgannon JH et al. JAMA 2010;303:2165-71 Kreislauf • PCI • Myokardiale Funktionsstörung (Hypotonie, Cardiac Index ↓, Arrhythmien) Echokardiographie • Therapie: Volumen, Inotropika, Vasopressoren, IABP • Ziel: normaler Blutdruck, Cardiac Index, Urinproduktion, zentralvenöse O2-Sättigung, Laktat ↓ • Wenig Evidenz zum Perfusionsdruck Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council Pharmakotherapie • Vasopressoren: Vorteil nur beim Kurzzeitüberleben nach ROSC Adrenalin nur in Dosen von 50 – 100 μg • Antiarrhythmika: Vorteil nur beim Kurzzeitüberleben Amiodaron bei hämodynamisch instabilen Tchyarrhythmien Magnesium substituieren bei Mg++↓ und Tachykardie, und bei Torsade de pointes sowie Digoxin Toxizität • Puffer: nur nach BGA bei bedrohlicher K+↑, Intox mit trizyklinischen Antidepressiva (Verschlimmerung der intrazellulären Azidose) • Thrombolyse Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council Adrenalin Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council Tachykardie Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council Bradykardie Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council Neurologische Erholung • Zerebrale Perfusion – ROSC → zerebrale Hyperämie Cerebrales Ödem – Autoregulation bleibt länger gestört • Sedierung – Gute Sedierung vor allem bei Hypothermie – Krampfkontrolle (Krämpfe oder Myoklonien bei ca.10 %): Clonazepam < Phenytoin < Valproat < Propofol oder Barbiturat - !CT • BZ – Wichtig für das Outcome: – Keine Hypoglykämie, keine Hyperglykämie → BZ 100 – 150 mg/dl (6-8 mmol/l) – Stark schwankende Werte sind mit höherer Mortalität assoziiert Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council Temperatur Keine Hyperthermie !!! Therapeutische Hypothermie !!! Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council Mechanismen • Reduktion der CMRO2 um 6 %/ºC • Reduktion des Neuronentodes durch – – – – ↓ exzitatorische Aminosäuren ↓ Reaktion mit freien Radikalen ↓ Exzitotoxizität • Calzium • Glutamat ↓ Entzündungsreaktion Verspäteter Neuronentod (Apoptose) in verletzlichen Hirnregionen (Hippocampus, Zerebellum) wird reduziert Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council Wen kühlen • Wen kühlen? – Evidenz für komatöse Patienten (mit Kammerflimmern) Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council Rapid Infusion Technique n = 22 Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council Bernard 2003, Virkkunen 2004, Kim 2005 Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council Busch, Acta Anaesthesiol Scand 2006; 50: 1277–1283 Wie kühlen • Einleitung: kalte Infusionslösung • Erhalten: extern oder intern, aber mit kontinuierlichem TemperaturRückkoppelungssystem (Blasen oder Ösophagustemperatur • Wiedererwärmen: langsam, 0,25 – 0,5ºC/h (Elektrolyte, Volumen, Metabolismus) Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council Wann kühlen • Keine Evidenz aus Humanstudien • Labordaten: – so früh wie möglich nach ROSC – Während Reanimation (Defibrillation erleichtert) Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council Kuboyama Crit Car Med. 1993, 21, 1348 Abella Circulation 2004;109;2786 Probleme • • • • • • • Kein Muskelzittern zulassen ! Erhöhter Gefäßwiderstand, Arrhythmien Elektrolytstörungen durch Diurese Hyperglykämie durch Insulinsensitivität ↓ und - sekretion ↓ Blutgerinnung ↓ Infektionsgefahr ↑ Pharmakokinetik ändert sich • Kontraindikation: Multiorganversagen, Koagulopathie Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council Prognose Ziel: (komatöser Patient ohne Hypotonie, Sedativa, Muskelrelaxantien) 0 % (CI ?%) falsch positive Vorhersage von CPC 3, 4 bzw. Tod • Klinisch neurologisch + fehlender Licht und Cornealreflex nach 72 h (komatöser Patient ohne Hypotonie, Sedativa, Muskelrelaxantien) ? Fehlender Vestibulo-ocularer Reflex nach ≥ 24 h ? Myoklonien • Biochemisch ? Serum Enolase, S 100, bzw Liquor (Problem der Normbereiche) • Elektrophysiologische Untersuchungen + Somatosensorisch evoziert Potenziale N20 bds. 0,7 % (CI 0,1–3,7) nach ≥ 24 h ? Burst suppression EEG, bzw generalisierte epileptische Aktivität Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council Prognose • Bildgebung: keine Level 1 o. 2 Studie • Zusatzproblem: therapeutische Hypothermie ? + Bds. Fehlende N20 in den SSEP nach ≥ 24 h (falsch positiv 0 %, CI 0-69%) ? + Fehlender Corneal- und Lichtreflex nach 3 d (falsch positiv 0 %, CI 0-48%) – ! klinische Befunde ! Serum Marker nur zusätzlich • Kombination von mindestens zwei unabhängigen sicheren Prädiktoren Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council Danke Fragen Deutscher Rat für Wiederbelebung German Resuscitation Council